Blickpunkt 1/2013

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www.blickpunktkmu.ch AUSGABE 1 / 2013 CHF 6.80 KREATIVSCHMIEDE AUS THALWIL MILANI DESIGN

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Das Wirtschaftsmagazin für KMU

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AUSGABE 1 / 2013 CHF 6.80

Kreativschmiede aus thalwil

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editorial

liEBE lESErin,liEBEr lESEr

Unsere aktuelle Titelstory hat mich mehr beschäftigt als gewöhnlich, sowohl im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Es geht darin um eine Agentur für industrie-design, knapp 50 Jahre alt, mit nennenswerten Aufträgen und Kunden im in- und Ausland. nun wird diese Agentur von zwei Frauen geleitet, was uns – ich habe mir von verschiedenen Personen rat geholt – vor ein echtes Problem stellte. industrie-design ist noch immer eine absolute Männerdomäne. Die Unternehmensleitung kom-plett weiblich, das Personal knapp über die Hälfte: So etwas fällt also auf in dieser Branche. Unweigerlich kommt also der reflex, auf dem Titelbild darauf anzuspielen, und natürlich stand auch das Wort «Frauenpower» im raum. Tatsache aber ist: Britta Pukall und Therese naef sind erfolgreich, über die landesgrenzen hinaus, und ihre Geschichte ist es wert, erzählt zu werden. Hängt man sie nur am Geschlecht der Prot-agonistinnen auf, erweckt man den Eindruck, die Story würde niemanden interessie-ren, wenn es um ein von Männern geführtes Unternehmen ginge. Was schlicht und einfach nicht der Wahrheit entspricht.

Blickpunkt liess im vergangenen Jahr Barbara Achermann von der Zeitschrift Annabelle und Headhunter-legende Bjørn Johansson über Sinn und Unsinn einer Frauenquote in Verwaltungsräten grosser Unternehmen diskutieren – ein Thema, welches auch unsere nachbarländer nachhaltig beschäftigt. Alle damit verbundenen Entwicklungen haben mit unserer aktuellen Geschichte nichts zu tun. Britta Pukall und Therese naef führen ihr eigenes Unternehmen, mit Quoten müssen sie sich nicht beschäftigen. Und, um endlich zum Punkt zu kommen, man vergebe mir den langen Ausflug: Es wäre schön, eine solche Geschichte irgendwann erzählen zu können, ohne die oben angeführten Überlegungen überhaupt machen zu müssen. Wie wir an diesen Punkt, dafür haben auch wir kein Patentrezept.

noch eine zweite Meldung in eigener Sache: Wir schreiben das Jahr 2013 – und somit geht Blickpunkt in seinen neunten Jahrgang, in wenigen Monaten ist unsere 50. Ausgabe fällig. Wir wünschen ihnen und auch uns, dass dieses Jahr nicht nur diesen einen Anlass zum Feiern mit sich bringen wird.

ihr Tobias Wessels

KMU-Zahl des Monats

253 TWh253 terawattstunden verbrauchte die

Schweiz im Jahr 2010 – alle energieträ-ger zusammen gerechnet.

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inhalt

KMU DES MONATS8 Die DnA von Unternehmen analysieren Medizinaltechnik und Doppelstockzüge scheinen wenig

miteinander gemeinsam zu haben. Und doch gelingt es einem Design-Büro am linken Zürichsee-Ufer, beide nischen mit grossem Erfolg zu besetzen.

12 lernen von Milani

14 Geschichte einer Übernahme

15 red dot design award

BUSINESS CASES16 Die Bergwerke aus Baar Von der Öffentlichkeit unbeachtet erobern vier Unterneh-

mer aus Baar die Bergwerke in aller Welt. Mit ihrem Kolli-sionswarngerät. Das sie einst für Segelflugzeuge entwickelt haben.

20 Das Herz schlägt für die Umwelt Für die Binkert Druck AG stehen nicht allein hoch-

wertige Druckerzeugnisse im Vordergrund. Ebenso sehr ein Anliegen ist eine klimafreundliche Produktion. Das Umweltengagement hat sich zu einem Wettbewerbsvorteil entwickelt.

23 lernen von Binkert Druck

FOKUSTHEMA24 Energiestrategie 2050 – Fahrplan für KMU Die Schweiz hat ambitiöse Pläne für den Ausstieg aus der

Kernenergie gefasst. Was der Umbau der Energieversor-gung für die Schweizer KMU bedeutet und was auf sie zukommt.

28 Der Energieverbrauch der Schweiz

29 Schweiz im Abseits wegen schleppender Planung?

30 Grössenordnungen

31 Erneuerbare EnergienBritta Pukall, therese naef: Zwei designerinnen aus thalwil erobern den asiatischen Markt

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IM gESPRÄCH 60 Massenentlassungen und ihre Konsequenzen Eine Kündigung auszusprechen, ist selten ein Ver-

gnügen. Müssen mehrere Mitarbeiter gleichzeitig das Unternehmen verlassen, wird die Situation weiter erschwert. Ein Gespräch mit Daniel Hollenstein und Daniel Maurer vom Verein Kiebitz in Basel.

NUTzFAHRzEUgE56 innovations-Truck58 Sprinter mit sieben Gängen59 YETD-Wettbewerb

STANDARDS3 Editorial3 impressum6 Marktplatz66 Schweissarbeit

ExPERTENWISSEN34 Windows 8: die Sicherheitsmerkmale Welche neuen oder erweiterten Security-Features

bietet das aktuelle Betriebssystem von Microsoft?

36 ChanceninderberuflichenVorsorge Firmennachfolgen stellen Herausforderungen auf

mehreren Ebenen – auch bei der Vorsorge für den Übergeber.

40 KMU und Werbung Wenn es um Werbung für KMU geht, tauchen viele

Klischees auf. Einige räumen wir aus der Welt.

44 Wertschätzung zeigen! nur wie? Jedes Unternehmen braucht ein gutes Verhältnis zu

den Mitarbeitenden. nur: Mit welchen Mitteln lässt sich das erzeugen?

48 Grundlagen für den Verwaltungsrat Die Anforderungen an Vr-Mitglieder steigen

ständig. Welche Kombination von Kompetenzen ist ideal?

52 Ziele vereinbaren und erreichen Ziele vereinbaren bedeutet regeln aufstellen – auch

für Führungskräfte.

Daniel Hollenstein, Daniel Maurer: Massenentlassungen und ihre Konsequenzen

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www.blickpunktkmu.chAusgabe: nr. 1/2013WEMF-beglaubigte Auf lage (prov.): 57 681

Herausgeber:Publitex AGWeisse Gasse 14CH-4001 BaselTelefon 058 218 13 [email protected]

Geschäftsführer: Hans Gerber

Chefredaktor:Tobias Wessels (tw)[email protected]

Autoren dieser Ausgabe:Stefan Gyrniklaus WächterAlexandra von Ascheraden

Autoren Expertenwissen:Andreas WislerKurt BättigTitus SchererJörg SchminkeChristoph KüfferChristian SchaffenbergerAlexander Pifczyk

Art Direction, Grafik:Daniel Peyer,[email protected]

Bildredaktion:Fabienne Schurter, [email protected]

Fotos:Basil Stücheli (Cover)Martin BinkertFabienne Schurterniklaus WächteriStockphotoPhotocase

Verkaufsleitung:Georges Baumgartner, [email protected]

Abonnemente:[email protected]

Einzelpreis CHF 6.80 / Jahresabo CHF 60.–Probeabonnement (3 Monate) kostenlos

Marken des Verlages: KMU Talk / SpatzZeitung

Druck und Vertrieb: reinhardt Druck AG, Basel

Haftungsausschluss: Der redaktionelle inhalt stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zum Abschluss einer Finanztransaktion dar und entbindet den leser nicht von seiner eigenen Beurteilung.

Manager richten die grössten Schäden anDie Anzahl der Fälle wie auch die Gesamtschadenshöhe von Wirtschaftsdelikten sind in der Schweiz im Jahr 2012 gegenüber dem Vorjahr leicht gesunken. Dies zeigt das diesjährige «Forensic Fraud Barometer» von KPMG. Stark gestiegen ist demnach hingegen die durch Angestellte mit Kaderfunktion verursachte Gesamtschadenshöhe. investoren und Finanz-institute haben von allen erfassten Opfergruppen die höchsten Schäden erlitten.Die Schweizer Gerichte schlossen der Erhebung zufolge im Jahr 2012 insgesamt 64 Fäl-le von Wirtschaftskriminalität ab. im Vergleich zum Vorjahr (69 Fälle) entspricht dies einem rückgang von 7,3 Prozent. Auch die Gesamtschadenshöhe ist gegenüber dem letzten Jahr um 4,3 Prozent auf nunmehr 497,5 Millionen leicht gesunken. Gestiegen ist hingegen der durchschnittliche Schaden; von 7,5 Millionen Franken im Jahre 2011 auf CHF Millionen Franken im 2012. Die meisten Fälle handelten von Veruntreuung (18 Fälle) und ungetreue Geschäftsbesorgung (11 Fälle). Als häufigsten Verwendungs-zweck der kriminell erlangten Vermögenswerte nannten die Täter die Finanzierung ihres lebenswandels (inklusive Beschaffung von luxusgütern) und die Überbrückung von Finanzierungslücken. nachdem 2011 vor den Gerichten noch fünf Angestellte mit Kaderfunktion wegen Wirtschaftsstraftaten verurteilet wurden, stieg ihre Anzahl 2012 auf insgesamt 24 (siehe «Drei Fragen an»). www.kpmg.ch

MarKtPlatZ

in den nächsten fünf Jahren wächst der mobile Datenverkehr global um das 13-fa-che. Zu diesem Ergebnis kommt der neue Cisco Visual networking index (Vni) Glo-bal Mobile Data Traffic Forecast. Bis 2017 steigt der mobile Datenverkehr im globalen Durchschnitt demnach mit einer jährlichen

Unternehmenswerte: Innovation vor QualitätDer Begriff «Innovation» hat «Qualität» an der Spitze der weltweiten Rangliste der extern kommunizierten Unternehmenswerte abgelöst. Das zeigt eine Studie des Kommunikations-agentur-Netzwerks ECCO zu diesem Thema. Schweizer Unternehmen setzen häufiger auf den Wert «Umweltschutz» als Firmen im Rest der Welt, während mit «Kundenzufriedenheit» hierzulande weniger geworben wird als anderswo.Die Experten von ECCO haben in Zusammenarbeit mit Marktforschungsinstituten zum dritten Mal auf internationaler Ebene die extern kommunizierten Werte-Begriffe grosser Unternehmen untersucht. Für den International Index of Corporate Values nahm ECCO in 13 Ländern insgesamt 4348 Firmen unter die Lupe. Bewertet wurden dabei die von den Unternehmen selbst auf ihren Websites veröffentlichten Wertekanons. In einem zweiten Teil der Studie befragten die Experten 3000 Angestellte in fünf Ländern zu den Werten ihres Unternehmens. Hier fanden es 83 Prozent der Befragten sinnvoll, wenn ein Unternehmen Werte definiert. In der Schweiz teilen gar 96 Prozent diese Meinung. 64 Prozent (Schweiz: 78 Prozent) sind der Ansicht, dass die kommunizierten Werte ihres Unternehmens dem Bild entsprechen, das sie selbst vom Unternehmen haben. 62 Prozent (Schweiz: 77 Prozent) glauben, dass die Werte ihres Unternehmens konkret umgesetzt werden. Eine Zusammen-fassung der Studie kann hier herunter geladen werden: www.zoebelicom.ch/de/aktuell.html

Wachstumsrate von 66 Prozent, wobei Afri-ka und der nahe Osten mit 77 Prozent die höchste regionale Wachstumsrate aufweisen. Weltweit werden der Studie zufolge im Jahr 2017 voraussichtlich 10,3 Milliarden mobile Geräte im Einsatz sein (gegenüber 7 Milliar-den im 2012).Dazu Chris Martin (Cisco Schweiz): «2017 entspricht der globale mobile Datenverkehr ungefähr dem Datenvolumen, das sich er-gäbe, wenn die gesamte Erdbevölkerung ein ganzes Jahr lang digitale Bilder versenden würde, also drei Billionen Bilder im Jahr. www.cisco.ch

10,3 Mia. mobile Geräte im Jahr 2017

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64 Fälle von Wirtschaftskriminalität in einem Jahr – das klingt beinahe nach wenig. Muss man von einer grossen Dunkelziffer ausgehen?Ja, wir gehen von einer sehr hohen Dunkelziffer aus. Unsere Untersu-chung erfasst nur Fälle ab einer Scha-denshöhe von 50‘000 Franken, die vor Gericht abgeschlossen wurden. Wir behandeln aber jedes Jahr über hun-dert nationale und internationale Fäl-le, und die nachfrage steigt. im Schnitt gehen wir davon aus, dass nur etwa je-der fünfte aufgedeckte Fall vor Gericht landet. Das Unternehmen entscheidet selbst, ob es einen Vorfall intern ab-handeln möchte, oder ob Anklage er-hoben wird.

DREI FRAgEN AN: ANNE vAN HEERDEN

Woher kommt diese grosse Unbekann-te? Werden die meisten Fälle nicht ent-deckt – oder aus Image-Gründen nicht angezeigt? Es ist schwierig zu sagen, wie viele Fäl-le gar nicht erst entdeckt werden. Fest steht aber, dass die Aufklärung solcher Vorkommnisse für das Unternehmen oft unangenehm ist. in vielen Fällen waren die Kontrollen nicht ausrei-chend oder es wurden nicht genügend Vorkehrungen getroffen. Es ist des-halb nicht immer vorteilhaft, solche Vorkommnisse publik zu machen. Zu-dem kann flexibler ermittelt oder eine individuelle rückzahlung vereinbart werden, wenn keine Anklage erhoben wird.

Gibt es Branchen, die besonders stark betroffen sind?Wirtschaftskriminalität – sei dies Kor-ruption, Hinterziehung oder Betrug – kommt in beinahe allen Branchen vor. Die industrie, das Baugewerbe, aber auch Finanzunternehmen sind stark betroffen. Aber auch andere Dienstleister oder Handelsunternehmen sind keineswegs gefeilt vor Wirtschaftsdelinquenten. Es sind übrigens nicht nur Grosskon-zerne, sondern durchaus auch KMU betroffen. Gerade dort herrschen oft-mals enge Vertrauensverhältnisse, die nicht selten auch missbraucht werden, weil man vielleicht etwas weniger ge-nau hinsieht.

Wegweisende ICT- Projekte gesuchtDer Startschuss für die vierte Ausga-be des Swisscom Business Awards ist gefallen. Bis 31. März 2013 können sich Schweizer Unternehmen mit ih-rem iCT-Projekt für die Swisscom Business Awards bewerben. Gesucht werden herausragende Best-Practice-Beispiele in den Kategorien «Effizient zusammenarbeiten» und «Mobilität». Die eingereichten Projekte werden von einer Fachjury nach ihrem Busi-nessnutzen, der nachhaltigkeit sowie dem innovationsgrad der Technologie

Neues «Commercial Office» in DohaAm 30. Januar hat die Schweizer Aussen-wirtschaftsförderin Osec in Doha (Katar) ein weiteres «Commercial Office» eröffnet. Die neue Aussenstelle soll kleine und mitt-lere Unternehmen aus der Schweiz und liechtenstein beim Markteintritt in Katar unterstützen und die Standortpromoti-on der Schweiz vor Ort zu gewährleisten. Geleitet wird das Commercial Office von Sarra Messaoudi, die Schweizer und liech-tensteiner Exportunternehmen als Berate-rin unter anderem bei der Vermittlung von Geschäftskontakten zur Seite steht. Daniel Küng, CEO der Osec, sagt: «Die Markt-bearbeitung in Katar ist ein weiterer stra-tegischer Schritt der Osec, die Schweizer Wirtschaft bei ihrer Expansion in Wachs-tums- und Schwerpunktmärkte mit direk-ter Hilfestellung vor Ort zu unterstützen. Mit der Präsenz in Doha wollen wir auch dazu beitragen, dass die Schweiz in Katar als attraktiver Unternehmensstandort stär-ker wahrgenommen wird.» Katar ist innerhalb der Golfstaaten nach den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien zwar nur der drittwichtigste Exportmarkt der Schweiz, die OSEC setzt jedoch auf das enorme Wirtschaftswachs-tum die hohe Kaufkraft pro Kopf, die Katar zu einem vielversprechenden Exportmarkt werden lassen. www.osec.ch

beurteilt. Zu gewinnen gibt es Prei-se im Gesamtwert von über 100’000 Franken.Gesucht sind Unternehmen, deren iCT-lösungen die Betriebsprozesse vereinfachen, die Effizienz steigern und somit Wettbewerbsvorteile erzie-len. Voraussetzung für die Teilnahme ist die Verwendung einer lösung von Swisscom oder eines Swisscom Part-ners. Die Anmeldung ist online mög-lich: www.swisscom.ch/award

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KrEATiViTäT FÜr DAS TrAnSPOrTWESEn

Medizinaltechnik und Doppelstockzüge scheinen wenig miteinander gemeinsam zu haben.

Und doch gelingt es einem Design-Büro vom linken Zürichseeufer, beide Nischen mit

grossem Erfolg zu besetzen.

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KMU deS MonatS •Milani deSign

technisches Verständnis: Milani design hat sich neben der Medizinaltechnik im laufe der Jahre zusätzliche expertisefelder erarbeitet.

Autor: Tobias Wessels Fotos: Basil Stücheli

Von der Milani Design & Consulting AG dürften die wenigsten schon gehört haben – obwohl es eine re-lativ hohe Wahrscheinlichkeit gibt, bereits mit Pro-

dukten in Kontakt gekommen zu sein, die vom Thalwiler Unternehmen entworfen wurden. Spätestens wenn die neuen Doppelstockzüge der SBB im laufe der nächsten Jahre auf Schweizer Schienen unterwegs sein werden, kann man einen der grössten Coups in der bisherigen Firmengeschichte kaum mehr übersehen.

Gegründet wurde das Büro für industriedesign im Jahr 1963 von Francesco Milani, der sein Wirken vor allem auf den Bereich der Medizinaltechnik konzentrierte. Seine nachfolgerin, die heutige Mehrheitseignerin und Verwal-tungsratspräsidentin Britta Pukall, bezeichnet Milani mit einiger Bewunderung als den Pionier des Schweizerischen industriedesigns. Als sie die Firma 2002 vom Gründer übernahm, gehörte auch ein Archiv zum Unternehmen, das Francesco Milani einer staatlichen Kulturstelle zuge-führt hat. nach wie vor hat milani Zugriff auf diesen Fun-dus und verfügt so über über einen wertvollen Querschnitt durch immerhin 50 Jahre kreativen Schaffens.

Erhalten blieb nicht nur das Archiv, sondern auch ein Eckpfeiler im Geschäftsmodell: noch immer spielt die Me-dizinaltechnik eine zentrale rolle in der Wertschöpfung des Unternehmens. Britta Pukall, die zuvor bei Frog tätig war, einer führenden Agentur für Konsum- und luxus-güter-Design in München, liess sich von dieser scheinbar trockenen Materie nicht abschrecken, im Gegenteil: «Wäre ich nicht an die Kunsthochschule gegangen, hätte ich ver-mutlich Medizin studiert.» Entsprechend liess sie sich nicht lange bitten, als ihr Milani zur Übernahme angeboten wurde, auch wenn ihre Münchner Arbeitskollegen diesen Schritt kaum nachvollziehen konnten. «non-sexy» sei es, Geräte für den Operationssaal zu entwerfen, doch Pukall sieht das völlig anders: «Statt noch ein weiteres Tässchen oder den nächsten lCD-Bildschirm zu designen, entwerfe ich lieber wirklich spannende Geräte mit hohem nutzen.» Dazu muss man nicht nur einiges von Medizin verstehen, sondern auch bereit sein, sich tief in die Materie einzuar-beiten – wirklich tief. Das bedeutet unter anderem, dass die mit einem Projekt betrauten Mitarbeiter auch Operationen live und hautnah erleben, um zu verstehen, wie die Geräte benutzt werden. «Wer kein Blut sehen kann, sollte diesen Bereich möglichst meiden», fasst Britta Pukall es deutlich zusammen. Von Milani entworfene medizinische Geräte haben, verrät sie nebenbei, auch ausserhalb der Branche «Karriere gemacht», was guten Gewissens als Seltenheit beschrieben werden darf: in der Vampir-Saga «Twilight» konnten weltweit Millionen von Kino-Besuchern in Thal-

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nachfragemarkt zu bewegen und damit quasi aussuchen zu können, ist eine knusprige Angelegenheit,» freut sich Pukall.

Sie ist sich bewusst, dass Milani sich auf einem von Männern dominierten Terrain bewegt, nicht nur im Trans-port, auch wenn es hier besonders auffällt: «Es geht hier ja nicht darum, mal ein Stöffchen für die Sitze auszusuchen. Es gibt enorm komplexe technische, rechtliche und funkti-onale Anforderungen.» Was eben auch heute für eine Män-nerdomäne spricht – bisher wenigstens noch.

Mit den beiden Standbei-nen Medizinaltechnik und Transportwesen erwirtschaf-tet Milani etwa 80 Prozent des Umsatzes. Gleichzeitig lässt sich hier auch eine Stra-tegie erkennen, die Britta Pukall so zusammenfasst: «Wir bemühen uns, die von Francesco Milani begonnene Tradition fortzusetzen, in-dem wir nischen suchen und besetzen, um dort die Markt-

führerschaft zu übernehmen.»Eine grosse neuerung, die Britta Pukall ins Unternehmen

gebracht hat, trägt den medizinisch anmutenden namen «Unternehmens-DnA»; die idee dahinter ist jedoch völlig un-abhängig von der Branche. Die Grundlage dazu bilden zwei entscheidende Erkenntnisse. Erstens: «Brillante ideen kom-men nicht einfach unter der Dusche, von diesem Klischee muss man sich verabschieden. Dafür sind unsere Projekte zu

wil entworfenen Apparate begutachten – auch wenn sie den meisten vermutlich eher nur am rande aufgefallen sein dürften.

im Gegensatz zur Medizinaltechnik stellt das Trans-portwesen ein sehr junges Tätigkeitsgebiet für Milani dar. Zu verdanken ist dieser neue Kanal Therese naef, die das Unternehmen seit 2004 als CEO leitet. Als die Schweizer Bundesbahnen im Jahr 2010 die Ausschreibung für 59 neue Doppelstockwagen lancierten – die grösste in ihrer bisherigen Geschichte –, erkannte naef die grosse Chance: Die ausländischen Unterneh-men, die sich um den Auftrag bewarben, würden ihrer Ver-mutung nach Schwierigkei-ten haben, ihren Entwürfen die nötige «Swissness» zu verleihen. Unter genau dieser Prämisse wurden die Teil-nehmer der Ausschreibung kontaktiert. Der spätere Ge-winner Bombardier mit Sitz in Kanada erkannte seine Chance in der Zusammenar-beit und holte Milani an Bord. Für die Thalwiler entpupp-te sich die als Erfolg mit weitreichenden Konsequenzen: «Dadurch lernten wir die SBB so gut kennen,» erklärt naef, «dass inzwischen Folgeprojekte der SBB direkt an uns gelangen». Das bringt mit sich, dass bei einer neuen SBB-Ausschreibung die meisten Bewerber bei Milani an-klopfen, ob eine Zusammenarbeit möglich wäre. «Für ge-wöhnlich ist der Design-Markt übersättigt. Uns auf einem

Wer kein Blut sehen kann, sollte

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komplex», so Britta Pukall. Zweitens: «Design-Entscheidun-gen werden in Unternehmen oft hauptsächlich aufgrund von Benchmarking gefällt. Und das ist zu wenig.» Heisst konkret: Die meisten Unternehmen wissen unglaublich viel über ihre Konkurrenten, aber zu wenig über sich selbst. Das bedeutet, dass Entscheidungen bezüglich des Designs der Produkte zu häufig darauf aufbauen, was die Mitbewerber auf dem Markt haben. Die Bedeutung für die eigene Firmenstrategie und Po-sitionierung wird dabei häufig verkannt, was am Ende durch ein Fehlen der «inneren Sicherheit», wie Pukall es nennt, zu nicht vorteilhaften Ergebnissen führt. Sie erinnert sich an ein Meeting mit einem Kunden, in dem einige definitive Ent-scheidungen für ein bestimmtes Produkt fallen sollten. «Die-se Farbe können wir nicht nehmen, sie gefällt meiner Frau nicht,» habe der CEO des Kunden damals gesagt, und Pukall damit auch irgendwie die Augen geöffnet: Sie will ihren Kun-den zeigen, dass gerade das Design der Produkte ins grosse Gesamtkonzept eines Unternehmens passen muss, und sei es schon nur der Glaubwürdigkeit wegen.

Also bietet sie den Kunden an, gemeinsam die DnA, das We-sentliche, den Kern des Unternehmens in einem Workshop her-auszuarbeiten, um damit Produktentscheide zu erleichtern. «Mis-sion Statements, in denen es um Kundennähe und innovation

geht, sind in den meisten Fällen – mit Verlaub – heisse luft! Man muss herausfinden, wie das Unternehmen wirklich tickt.» Pukall ist überzeugt, dass ihre eigentliche Funktion dabei nur hilfreich sein kann: «Häufig nehmen Designer völlig andere rollen ein als klassische Unternehmensberater und bekommen deshalb Einbli-cke, die anderen Beratern aus Bedenken verweigert werden.» So verwundert es auch kaum, dass das Konzept der Unternehmens-DnA sich mittlerweile ein wenig verselbständigt. Auch wenn das Produktdesign die absolute Kernkompetenz bleibt, interessieren sich für die DnA-Bestimmung mittlerweile auch Unternehmen aus ganz anderen Bereichen. Aktuell bestehen in diesem rahmen Kontakte zu Dienstleistern wie deutschen Fernsehsendern oder Banken.

Was ein KMU von Milani lernen kann:1. Die eigene Nische finden und sie so umfassend wie mög-lich besetzen.2. Die eigene Identität nicht den Erkenntnissen aus der Marktbeobachtung unterordnen.3. Für Exportprojekte nach den am besten geeigneten Part-nern suchen.4. Keine Angst vor grossen Namen. Niemals!

KMU deS MonatS •Milani deSign

Britta Pukall (li.u.) und therese naef (re.); Strategiebesprechung mit einer Mitarbeiterin

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Doch was passiert genau, wenn es Milani gelingt, ein Unternehmen davon zu überzeugen, dass seinen Produk-te ein anderes Design nützen könnte? Tatsächlich kommt es zu teils massiven Eingriffen in den Fertigungsprozess,

was darin gipfelt, dass Milani viele eigene Patente hält. Das Vorurteil, dass Designer grundsätzlich nichts von Technik verstehen und entsprechend nur alles verteuern, müsse man schnell vergessen, meint Britta Pukall. «Die Brie-fings sind meistens sehr eindeutig: Macht es besser. Und billiger!» Die Veränderungen können sogar bis in die Ver-triebskette reichen. Als Beispiel bringt Geschäftsführerin Therese naef den Hörgerätehersteller Phonak ins Spiel. Milani war entscheidend an dessen neupositionierung be-

teiligt, die nicht nur ein wesentlich lifestyle-orientierteres Produktdesign beinhaltete. Vor allem die vom Hersteller direkt an den Endkunden gerichtete Werbung stellte da-mals in der Branche eine unerhörte neuerung dar.

Die liste der von Milani entwickelten Produkte ist lang, die der Kunden ebenso. in der nahen Zukunft sollen wei-tere gar nicht nahe Kunden hinzukommen. Milani steht kurz vor einer Expansion nach Asien, gleich in mehreren ländern laufen Projekte in verschiedenen reifestufen. Bei-spielsweise wurden die Thalwiler von einer in Singapur be-heimateten Agentur für ein Projekt angefragt. Hergestellt wurde der Kontakt über den OSEC-Ableger ingenious. langfristig wird auf ein Joint Venture mit Orca hingear-beitet. Gleichzeitig gibt es erste Gespräche mit chinesi-schen Firmen, der deutschen Botschaft und der deutschen Chamber of Commerce. Gerade für die Designer stellt der asiatische Markt eine besondere Herausforderung dar, ge-staltet sich der Schutz geistigen Eigentums dort doch we-sentlich schwieriger als in Europa. «Deswegen haben wir eine chinesische Mitarbeiterin angestellt, die uns eine kul-turelle Brücke bauen soll,» so Britta Pukall. Deren gutes Kontaktnetz soll zur Sicherheit beitragen und verhindern, «dass wir auf die nase fallen.» Angst haben Therese naef und Britta Pukall davor nicht: «Wer die asiatische Kultur ein wenig kennt, weiss, dass man es als Kompliment verste-

KMU deS MonatS •Milani deSign

Milani – Geschichte einer Übernahme

Die Milani Design & Consulting AG feiert in diesem Jahr 50-jähriges Jubiläum: Das Unternehmen wurde 1963 von Francesco Milani in Giubiasco gegründet. Um einen Nachfolger zu finden, wandte sich Milani an einen Headhunter. Die Wahl fiel auf die deutsche Britta Pukall, die in Kassel Möbel- und Ausstellungsdesign studiert hatte und zu diesem Zeitpunkt für die Mün-chener Agentur Frog tätig war sowie gleichzeitig ihr zweites Studium – Unternehmensführung – an der HSG absolvierte.

«Francesco Milani wirkte im ersten Moment etwas ver-schroben, aber sehr sympathisch. Seine Frau ist Psycho-login, entsprechend verlief das Screening eher ausserge-wöhnlich.» Schnell hatte man sich gegenseitig ins Herz geschlossen, die Übernahme war auf Kurs.

«Dass ein gewisses Klumpenrisiko vorhanden war, kam mir entgegen. Sonst hätte ich mir das Unternehmen vielleicht gar nicht leisten können,» erinnert sich Pukall. «Immerhin kennt man damit gleich die wichtigste Neuerung: Entklumpung!» Milani blieb wie vereinbart fünf Jahre im Unternehmen, das nach Umwandlung in eine AG 2002 endgültig von Britta Pukall übernommen wurde.

Im Jahr 2000 trat Therese Neaf ins Unternehmen ein, zu Beginn als Designerin, in ihrer ersten Anstellung nach dem Design-Studium. Zuvor hatte sie eine Lehre als Modellbauerin absolviert und einige Jahre in diesem Beruf gearbeitet: «Ich kann drehen, schweissen, Metall in jeder Form bearbeiten – eben alles, was es für die Erstellung eines Prototyps braucht.»

Britta Pukall bot Therese Naef bald an, Partnerin zu werden und eine Minderheitsbeteiligung am Unter-nehmen zu übernehmen. Noch heute sind die beiden die alleinigen Eigentümerinnen. Als Pukall erkannte, dass die komplette Unternehmensleitung gepaart mit der Design-Arbeit kaum alleine zu bewältigen war, bot sie Naef die Stellung als CEO an. Mittlerweile haben die beiden eine klare und doch bisweilen fliessende Aufgabenteilung erarbeitet: Britta Pukall ist zuständig für de Strategie, während Therese Naef das eigentliche Produktdesign verantwortet. Für beide steht aber wei-terhin fest: Auf ihre Arbeit als Designerinnen wollen sie auch weiterhin nicht ganz verzichten.

erfolgreiche Zusammenarbeit: Britta Pukall und Francesco Milani

Eindeutige Briefings: Macht es Besser.

Und billiger

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Milani wurde bereits mehrfach für seine Produkte ausgezeichnet, zuletzt im Jahr 2012 mit dem in der Branche renommierten red dot design award. Milani erhielt den Preis für die LED Lese- und Pfle-geleuchte D care amalia, die für den Einsatz in Patientenzimmern und Wohnheimen gedacht ist. Die Jury würdigte, dass «hochkom-plexe Lichtfunktionen Wohnlichkeit und Stil transportieren.»

red dot design award

hen sollte, kopiert zu werden,» so Pukall mit einem Augen-zwinkern. Sie kann sich auch vorstellen, den Markt selbst sehr genau kennen zu lernen. «Momentan reisen wir sehr viel, doch wer weiss: Vielleicht leben die Pukalls ja bald für ein paar Jahre in China?»

Auch Therese naef hat eine Herausforderung, die sie – den passenden Kunden vorausgesetzt – in der Zukunft ger-ne angehen würde: «Mich reizt die Hotellerie. ich würde gerne für eine internationale Kette Hotels so gestalten, dass sie ein durchgehendes Konzept haben und doch in jedem land die regionalen Eigenheiten widerspiegeln.» Es ist ge-nau so, wie die beiden Unternehmensleiterinnen immer wieder betonen: langweilig wird ihr Job unter Garantie niemals.

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DiE BErGWErKEr AUS BAAr

Von der Öffentlichkeit unbeachtet erobern vier Unternehmer aus Baar die Bergwerke in aller Welt. Mit ihrem Kollisionswarngerät. Das

sie einst für Segelflugzeuge entwickelt haben.

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Autor und Fotograf: Niklaus Wächter

Eine verrückte Firmengeschichte. Und dabei hat sie fast alltäglich begonnen. Der naturwissen-

schafter (ETH) Andrea Schlapbach und sein Studienfreund, der Elek-troingenieur (ebenfalls ETH) Urs rothacher, hatten ihre Ausbildung zu Segelflugpiloten abgeschlossen und tummelten sich oft und gerne in den Aufwinden. Aber wiederholte Dramen trübten ihre Freude an der umwelt-freundlichen Sportart. «Alle zwei Jah-re haben wir Fliegerkameraden verlo-ren, die bei Zusammenstössen in der luft ums leben kamen», erinnert sich Schlapbach. in der Tat zählen Kollisi-onen zu den grössten risiken im Se-gelflug. Weil die Gleiter – meist weiss wie Schönwetterwolken – so grazil und aerodynamisch geformt sind, dass sie nur schwer zu erkennen sind. Vor allem wenn sie direkt auf einen zufliegen. Orange Markie-rungen, blitzende Silber-folie – mit allen möglichen Massnahmen versuchte man seit Jahrzehnten, die Sichtbarkeit der schnittigen Gleiter zu erhöhen. Doch gelöst werden konnte das Dauerprob-lem auf solche Weise nicht.

Die Zeit im Jahre 2001 – als die bei-den segelfliegenden Computerspezia-listen erstmals über eine elektronische lösung diskutierten - war überreif für ein elektronisches Kollisionswarn-system. Solche Systeme waren zwar bekannt aus der Verkehrsfliegerei, wo sie längst zum Standard zählen. Aber: in Segelflugzeugen stehen weder der Platz, noch die Gewichtskapazitäten, noch die Stromquellen für derartige Systeme zur Verfügung. Die beiden sinnierenden Segelflieger mussten sich also ein ganz neues System ausdenken. Anfangs 2003 ergab sich eine Mög-lichkeit, sozusagen berufsbegleitend eine Pionierleistung anzupeilen. «Wir coachten die Semesterarbeit zweier Studenten der damaligen Fachhoch-schule Oensingen zur Entwicklung eines Prototypen für ein Kollisions-warngerät», erzählt Schlapbach. Die beiden Studenten lösten ihre Aufgabe

mit Bravour. «Allerdings hatte das Sys-tem die Grösse einer Schuhschachtel, war damit zu gross für den angedach-ten Zweck und es löste sich vor einem Flugtest in rauch auf», erinnert sich Schlapbach. Und weiter: «Aber das re-sultat zeigte uns , dass die Entwicklung eines solchen Systems in Form eines Kleingerätes technisch möglich ist».

Grossandrang an TestkundenDiese Erkenntnis motivierte die bei-den Segelflieger zu einer eigenen Ent-wicklung. Schon im nächsten Jahr prä-sentierten sie an der ETH Zürich im rahmen eines luftfahrt-Symposiums den Prototyp eines Gerätes, das etwa die Grösse eines Zigarettenpäckchens aufwies, das auf den instrumenten-konsolen der Segelflugzeuge platziert

werden konnte und ein anderes Gerät seiner Art über eine Entfernung von mehreren Kilometern orten konn-te. Sein name: FlArM – wie Flight Alarm. natürlich musste die Praxist-auglichkeit in einem Feldversuch ge-testet werden. «Wir haben bei Segel-fluggruppen interessenten für einen Grossversuch gesucht und statt der erhofften 20 bis 50 deren über 300 gefunden. Da haben wir erst erkannt, wie gross das Bedürfnis nach einem solchen System war», schildert Schlap-bach. im Sommer 2004 waren rund 400 Geräte im Einsatz. Obschon noch in der Entwicklungsphase, waren die Segelflugpiloten oder besser die Flug-gruppen bereit, die Hardwarekosten und einen kleinen Teil der Entwick-lungskosten zu übernehmen. Damit finanzierten die nutzer die Entste-hung und Weiterentwicklung eines Gerätes, das auf ideeller Basis entstand und Fliegerleben schützen sollte, mit. Gemeinsam mit einem weiteren se-gelfliegenden Computerspezialisten und Elektroingenieur ETH, Urban

Mäder, entwickelten die initianten ihr weltweit einzigartiges System in enger Zusammenarbeit mit den Anwendern weiter. Heute zählt die FlArM-Tech-nologie weltweit zum Sicherheitsstan-dard für Segelflugsport. Und hält zu-nehmend auch Einzug in die Cockpits von Helikoptern und Motorflugzeu-gen. Selbst Hängegleiter versuchen sich inzwischen mit Hilfe eines soge-nannten PassivFlArMS gegenüber den aktiven Geräten in den Cockpits bemerkbar zu machen.

Unzählige Trittbrettfahrerlizenznehmer in aller Welt rüsten be-reits seit 2005 eigene Hardware mit und ohne Zusatzfunktionen mit der FlArM-Technik aus und tragen so dazu bei, dass der name FlArM zum

weltweiten Begriff für Kolli-sionswarnung in der leich-taviatik geworden ist. «Von den bis heute weltweit rund 23`000 verkauften Geräten stammen nur rund 14`000 Originalgeräte aus unserem Haus. Der rest sind lizenz-

geräte mit unserer Technologie und un-terschiedlichster Hardware», erläutert Schlapbach. Sind das nicht vergebene Einnahmen? «Doch, aber dafür sind wir auch von Vertriebs- und Serviceaufwen-dungen entlastet und es gibt für die nut-zer eine grosse Vielfalt an Produkten», meint Schlapbach, der zusammen mit seinen Partnern die FlArM-Technolo-gie neben seiner beruflichen Haupttä-tigkeit entwickelt und vermarktet hat. Eine weitere FlArM-Produktefamilie hat sich auch dank der Veröffentlichung der Datenschnittstelle entwickelt. Die Schnittstelle ermöglicht anderen elek-tronischen Geräten die Kommunika-tion mit dem FlArM-System. Daraus entwickelt hat sich beispielsweise das «FlOiCE» – System einer Solothurner Firma, das heute unter anderem von der rEGA eingesetzt wird. Oder die in-tegration von FlArM-Warnungen und Positionsdaten in Moving-Map-Syste-me. «Die Möglichkeiten sind vielfältig. in diesem Bereich hat sich inzwischen eine ganze industrie entwickelt», weiss Schlapbach.

Die nutzer finanzierten die Entstehungskosten

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Anruf eines WeltkonzernsDie weltweite Präsenz des Systems ge-neriert unzählige Kontakte mit anderen Systementwicklern und potentiellen nutzern, an die selbst die FlArM-Ent-wickler nicht im Traum gedacht haben. Zu ihnen zählt der riesige, globale Berg-baukonzern Anglow American. Er kon-taktierte im April 2007 die FlArM-Hersteller mit der Anfrage, ob sich die

Technologie allenfalls zum Kollisions-warnsystem für den Fahrzeugverkehr im Minenbetrieb nutzen liesse. «in die-sen gigantischen Minensystemen sind Hunderte oder Tausende Fahrzeuge im Einsatz. Etwa ein Viertel davon sind überdimensionierte Bagger und Trans-portfahrzeuge, die ohne elektronische Sichthilfen und Überwachungssysteme gar nicht operationsfähig sind. Der rest meist Geländewagen. Unfälle kommen immer wieder vor und einige von ihnen haben kostspielige Betriebsunterbrüche zur Folge», weiss Schlapbach heute. Da-mals aber ahnte er nicht, welche Her-ausforderungen und unternehmerisches Potential auf die im April 2006 gegrün-dete und damals noch nebenamtlich betriebene FlArM Technology GmbH zukam. Der Erstauftrag umfasste die Ausrüstung von 350 Minen-Fahrzeuge mit Kollisionswarngeräten in einer süd-afrikanischen Mine. Anderthalb Jahre nach der Anfrage wurde das System in ei-ner sogenannten Tagbaumine in Betrieb genommen. Und funktionierte zur vollen Zufriedenheit der Auftraggeber. Weitere Aufträge waren die Folge. Auch von an-deren Minenbetreibern. Bedürfnisse wie Zusatzfunktionen und Kompatibilität mit bereits bestehenden Kommunika-tions- oder Überwachungssystemen ka-men ins Spiel. Die drei FlArM-Gründer begannen das Potential des neuen Ab-

satzkanals zu erahnen, holten sich mit dem Elekroingenieur Peter Stegmaier mit einschlägiger industrieerfahrung und entsprechendem netzwerk einen bran-chenkundigen Fachmann an Bord, grün-deten im Juli 2008 gemeinsam die Firma SAFEmine AG und begannen sich nach und nach vollamtlich dem neuen Unter-nehmenszweig zuzuwenden.

Bisher über 30 Millionen umgesetztinzwischen hat die SAFEmine ltd, wie sie im internationalen Kundenverkehr heisst, mehr als 15`000 Fahrzeuge in über 35 Minen unter anderem in Austra-lien, Südafrika, Kolumbien, Chile, Brasi-lien, Kanada mit ihrem System bestückt und dabei einen Gesamtumsatz von mehr als 30 Millionen erzielt. «Wir be-wegen uns bis jetzt im tiefen einstelligen Prozentbereich unseres Absatzpotentials in mittleren bis grossen Bergbauunter-nehmen», erklärt Schlapbach. Es bleibt also noch jede Menge zu tun. Zwar ist die Kerntechnologie des Systems – näm-lich der Austausch von Positionsdaten – seit den Anfängen im Prinzip gleich geblieben. Doch die auf die Wünsche der Besteller teilweise massgeschneiderten Endprodukte haben mit dem schwarzen Kästchen im Segelflugzeug nichts mehr gemeinsam. reihenweise Anschlüsse an kompakten Konsolen, die in das innenle-ben der Fahrzeuge integriert werden, er-

BUSineSS caSe • SaFeMine ag

technik-tüftler: hier entstehen weltweit eingesetzte Kollisions-Warngeräte

Der Export-Award Jedes Jahr vergibt die Osec als Kompetenzzentrum der Schweizer Aussenwirtschaftsförderung ihren Ex-port Award. Er gilt in der Schweiz als einzigartig und wird in diesem Jahr in der Zürcher Messehalle 7 im Rahmen des Aussenwirtschaftsforums am 11. April verliehen. Mit dem Export-Award würdigt die Osec Exportvorhaben von Schweizer und Liechtensteiner Firmen, die besonderen Herausforderungen eines Exportgeschäftes durch ein systematisches Vorgehen, mit einem klaren Konzept, sowie innovativen Ideen bewältigt haben und erste Erfolge vorweisen können. Die Zuger SAFEmine AG ist Finalistin. Sie hat ihren Umsatz von über 30 Millionen Franken seit ihrer Gründung am im Juli 2008, mit einer einzigen Ausnah-me in Deutschland, ausschliesslich ausserhalb Europas erzielt.

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möglichen neben der Warnung vor dro-henden Kollisionen auch noch zahlreiche Überwachungs- Kommunikations- und Kontrollfunktionen. «Ein Auftrag bein-haltet meist auch noch die Adaption an bestehende Systeme oder den Ausbau mit weiteren elektronischen Komponen-ten, bis hin zu Kameras oder radarsyste-men. Eigentlich ist jede Auslieferung für den Kunden individuell optimiert und teilweise mit Komponenten bestückt, die auch für uns neu sind. Es ist ein ständiger lern- und Entwicklungsprozess», erklärt Andrea Schlapbach.

Aber er lohnt sich: Die typische Aus-rüstung eines einzelnen Fahrzeuges kommt heute je nach Funktionsumfang auf etwa 5000 Franken zu stehen. «We-nig im Vergleich zu den Folgen eines Betriebsunterbruchs wegen einer Kol-lision. Ganz abgesehen vom potenti-ellen Verlust an Menschenleben», gibt Schlapbach zu bedenken.

in der regel generiert die Ausstattung einer einzelnen Minen-Flotte Umsät-ze zwischen 150 000 und einer Million Franken. «Heute weibeln nicht nur die vier inhaber der florierenden Firma mit Hauptsitz in Baar, sondern auch örtliche Agenten für SAFEmine über den ganzen Erdball. «Vergangene Woche war ich in den USA, nächste Woche reise ich nach indonesien», erwähnt Schlapbach. noch häufiger auf Achse ist Chefverkäufer Steg-

maier: Er ist auf allen Kontinenten der Welt unterwegs. nur in Europa hat er kaum je zu tun. Der bislang einzige eu-ropäische Kunde von SAFEmine ist der deutsche Automobilkonzern Daimler. Der liess nach einem tödlichen Unfall auf seiner Teststrecke in Papenburg (D) das Kollisionswarnsystem einbauen und stat-tete auch gleich eine weitere Teststrecke in Texas (USA) damit aus.

die Flarm-gruender: andrea Schlapbach (l) und Urban Mäder an der empfangstheke des hauptsitzes in Baar (Zg)

So funktioniert SAFEmineDas Funktionsprinzip von SAFEmine entspricht jenem des FLARM. Das Kernprodukt ist ein Positionssender und Datenempfänger. Obschon in einem Bergbauareal nicht das gleiche Reichweitenpotential wie in der Luft vorhanden ist, genügt die Funkleistung im 860 bis 930 MHz-Bereich, um die Fahrzeuge im Nahverkehr voreinander zu warnen. Die Alarmierung erfolgt wie im Flugzeug entweder mit Warn-ton und Leuchtdioden, direkt am Gerät oder je nach Kundenwunsch mit Bild-schirm und anderen Ausgabengeräten. Nebst dieser Primärfunktion lassen sich die Minenbetreiber ihr Kollisi-onswarnsystem noch mit zahlreichen anderen Funktionen ergänzen, zum Beispiel Überwachung von Fahrerbe-rechtigungen, Betriebszeiten, Wegauf-zeichnungen, Steuerung von Kameras und Radar an Spezialfahrzeugen usw..

So funktioniert FLARM Das Kollisionswarnsystem FLARM über-mittelt per Funk und über eine Distanz bis zu 5 km laufend Positionsdaten seines Standortes aus deren hervorgeht, wo und in welcher Höhe, mit welcher Geschwindigkeit und welcher Sink- oder Steigrate sich das Luftfahrzeug bewegt. Wenn ein anderes FLARM-Gerät in seine Reichweite kommt, berechnet das Gerät die Kollisionsgefahr und warnt den Piloten akustisch und optisch. Dank einer einprogrammierten Luft-fahrthinderniskarte warnt FLARM die Pi-loten auch vor Antennen und Kabeln. Das System wurde von Segelflugpiloten für Segelflugpiloten entwickelt. Inzwischen wird diese Schweizer Entwicklung auch von Hängegleitern, Motorflugzeugen und Helikoptern genutzt. Seit kurzem ist in Frankreich die Ausrüstung von Segelflug-zeugen mit FLARM vorgeschrieben. Die neuste Version namens PowerFLARM erkennt auch aktive Transponder, mit denen die meisten Motorflugzeuge und Helikopter ausgestattet sind. Somit wird das Schweizer Warnsystem künftig auch vermehrt Einzug in die Cockpits von Motorflugzeuge mit bis zu 2 Tonnen Abfluggewicht halten. Das entsprechen-de vereinfachte Zulassungverfahren wurde von der Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) wurde Ende des vergangenen Jahres bewilligt.

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Autor: Stefan gyr

Wer die internetseiten der Bin-kert Druck AG besucht, der vermutet im ersten Augen-

blick, er habe sich in der Adresse geirrt. Aus den Computerlautsprechern er-klingt lieblicher Vogelgesang, und auf dem Bildschirm erscheinen ein Eisvogel, ein Pirol und ein Grünspecht. immer wieder taucht der Slo-gan «natürlich Binkert» auf. Auf weiteren Webseiten ist ein Schmetterling mit dem lateini-schen namen lopinga achine zu sehen: der vom Aussterben bedrohte Gelbringfalter. Die 35 Mitarbeiterinnen und Mitar-beiter der Druckerei im aargau-ischen laufenburg führen auch in ihren Mail-Signaturen mal diesen Tagfalter, mal einen der Vögel und pflegen ihre elektro-nischen Briefe mit «natürlich grüsst» zu schliessen. Einige Mails ziert eine goldene Eins, die von einem lorbeerkranz um-rankt wird.

«Wir sind die nummer eins in Sachen nachhaltigkeit», erklärt roland Kauf-mann, Geschäftsführer und zugleich Um-weltbeauftragter der Binkert Druck AG. «Die Position beanspruchen wir für unser Unternehmen.» 2010 wurde die Binkert Druck AG mit dem nachhaltigkeitspreis der grafischen industrie ausgezeichnet. Es war der erste Preis dieser Art, den der

schweizerische Branchenverband Viscom vergab. Bei Binkert sei Umweltschutz keine Eintagsfliege, sondern eine perma-nente Managementaufgabe, hiess es in der lobrede. Die Aargauer CVP-Bundesrätin Doris leuthard schickte einen Gratulati-onsbrief nach laufenburg, auf den die Fir-ma heute noch stolz ist.

Das 1882 gegründete Familienunter-nehmen, das heute in der vierten Gene-ration geführt wird, druckt wie viele an-dere Druckereien vorwiegend Fach- und Firmenzeitschriften, Broschüren, Bü-cher, Geschäftsberichte und Kataloge. Die Vermeidung und die reduktion von Emissionen sind heute in der Branche üblich. Doch der traditionsreiche Betrieb im Fricktal nimmt eine Vorreiterrolle im freiwilligen Klimaschutz ein. Als eine der ersten Druckereien in der Schweiz bietet die Firma ihren Kunden die Möglichkeit, klimaneutral zu drucken.

Durch höchste Energie-Effizienz, FSC-Papiere aus nachhaltiger Forst-

BUSineSS caSe • BinKert drUcK

DAS HErZ SCHläGT FÜr DiE UMWElT

Für die Binkert Druck AG im aargauischen Fricktal stehen nicht allein qualitativ hochwertige Druckerzeugnisse im Vordergrund. Ebenso sehr

ein Anliegen ist dem traditionsreichen Familienunternehmen eine klimafreundliche Produktion. Sein Umweltengagement hat sich zu

einem Wettbewerbsvorteil entwickelt.

wirtschaft, die zertifizierten Umwelt- und Qualitätsmanagementsysteme iSO 14001 und iSO 9001 sowie mo-dernste Drucktechnologie produziert der Betrieb emissionsarm und kli-mafreundlich. Die unvermeidbaren CO2-restemissionen werden mit dem ClimatePartner-Prozess berechnet und

durch die Beteiligung an aner-kannten Klimaschutzprojekten neutralisiert. Dadurch werden nicht nur Material und Energie eingespart: Auch die Kunden-zufriedenheit und die Moti-vation der Mitarbeiter werden gesteigert.

Die Binkert Druck AG ent-schied sich bereits vor einiger

Zeit, Ökologie und Ökonomie zu verbin-den. Um die Fehler zu verringern und die Abläufe zu verbessern, führte die Firma 1997 das Qualitätsmanagementsystem iSO 9001 ein. «Wir wollten damals unsere Prozesse besser und schlanker gestalten», sagt Kaufmann. «An den Umweltschutz dachte zu diesem Zeitpunkt niemand, um ganz ehrlich zu sein.»

Doch mit iSO 9001 allein verfügte die Firma noch über kein genügend wirk-sames instrument, um zum Beispiel die Aufwendungen für Energie, lösungs-mittelemissionen und Sonderabfälle in den Griff zu bekommen. 2005 liess sich die Druckerei deshalb auch nach

Wir wollten damals unsere Prozesse besser und

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Massanzüge zu erschwinglichen Preisen: Viele potentielle Suitart-Kunden sind in der Finanzbranche tätig. das Preisspek-trum für einen anzug reicht von etwa 900 bis 4500 Franken.Fo

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Firmenphilosophie: die Binkert druck ag in laufenburg fühlt sich mit der natur und der Schweiz verbunden.

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Unabhängig von den ökonomi-schen Anreizen habe sich im Betrieb eine «lust an der Ökologie» entwi-ckelt, erklärt Kaufmann. Das Umwelt-schutzdenken beginne bereits bei den Mitarbeitern: Sie investieren privat in Solarenergie und fahren biogasgetrie-bene Automobile. Unterstützt wird das durch interne nachhaltigkeitsschulun-gen. Das stärkt die Unternehmenskul-tur. Der letztjährige Personalausflug führte denn auch in den Jurapark Aar-gau. in den lichten Föhrenwäldern ob Densbüren ist der Gelbringfalter zu Hause, den das Druckereiunterneh-men mit einem jährlichen Sponsoring-beitrag unterstützt: Pro Druckauftrag wandert ein Fünfliber in die Falter-

kasse. Gleichzeitig räumte die Belegschaft im Wald auf, weil die ängstlichen insekten den Flug durch dunkle Abschnitte vermeiden.

Die investitionen in den Umweltschutz müssten sich für das Unternehmen rech-nen, erklärt Kaufmann. «Sonst wären sie nicht nach-

haltig.» Die emissionsarme und kli-mafreundliche Produktion hat sich auch zu einem Wettbewerbsvorteil für Binkert entwickelt. Kaufmann: «80 Prozent der neuen Kunden, die wir gewinnen, legen grossen Wert auf nachhaltigkeit.» Mittlerweile lassen auch Sportwagenhersteller ihre Pros-pekte in laufenburg drucken, weil sie auf das Qualitätszeichen «klimaneu-tral» achten. Dieses label sei für alle Unternehmen wichtig geworden, die energieeffiziente Produkte bewerben wollen, weiss Kaufmann.

Als weitere Stärke neben der um-weltschonenden Produktion nennt der Geschäftsführer die umfassenden lö-

BUSineSS caSe • BinKert drUcK

iSO 14001 zertifizieren. Seither besitzt sie als eine der wenigen Druckereien in der Schweiz ein international aner-kanntes Umweltmanagementsystem. Dieses stellt den systematischen Um-weltschutz im Unternehmen sicher und vermindert die risiken der Umweltbelastung im Betrieb auf ein Minimum. «Als nach iSO 14001 zertifiziertes Un-ternehmen verpflichten wir uns auch dazu, laufend die Energieeffizienz und Umwelt-verträglichkeit der Prozesse zu überprüfen und Massnah-men zur Verbesserung umzu-setzen», so Kaufmann.

Mit der Zeit sei in der Firma eine Begeisterung für die nachhaltige Pro-duktion gewachsen. Schritt für Schritt wurden Massnahmen umgesetzt, um die Treibhausgas-Emissionen und den Ener-gieverbrauch zu senken. Zur umwelt-freundlichen Kühlung des Gebäudes und der drucktechnischen Anlagen wurde eine neue Grundwasserfassung erschlos-sen. Die Abwärme der Druckmaschine und des Trockners wird über eine Wär-merückgewinnungsanlage zum Heizen genutzt. Die Firma heizt damit gewisser-massen mit ihrer Druckmaschine.

Mit der 2008 in Betrieb genommenen 5-Farben-Bogenoffsetmaschine und ih-

rer Filtriertechnik konnten der Frisch-wasser- und Alkoholverbrauch drastisch reduziert werden. Anfang 2012 wurde schliesslich eine neu eingebaute Grund-wasserwärmepumpe eingeweiht. Die Firma kann jetzt auf fossile Brennstof-

fe verzichten. nach eigenen Angaben bläst sie auch 85 Tonnen CO2 pro Jahr weniger in die luft. «Wir können nun praktisch CO2-neutral heizen», freut sich Geschäftsführer Kaufmann. Die Wärmepumpe kostete 200 000 Franken, wobei 25 500 Franken von der Klimas-tiftung Schweiz übernommen wurden. in die Wärmerückgewinnungsanlage steckte die Firma 60 000 Franken. Die-se investitionen kommen nicht nur der Umwelt zugute, sondern lohnen sich auch für das Unternehmen. Die Drucke-rei spart damit jährlich 30 000 Franken an Energiekosten. Das heisst: Die inves-titionen können in weniger als acht Jah-ren wieder hereingeholt werden.

einweihung der Wärmepumpe: Binkert-geschäftsführer roland Kaufmann, daniel roth von der techno therm ag, Vincent eckert von der Klimastiftung Schweiz und rudolf lüscher, Stadtammann von laufenburg (im Uhrzeigersinn).

80 Prozent der neuen Kunden achten

auf nachhaltigkeit

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sungen, die das Unternehmen anbietet. Zusammen mit dem Partnernetzwerk Medienmacher stelle Binkert den Kun-den einen Full-Service von der Wahl der Medienstrategie, Markenführung, redaktion und Gestaltung bis zum kli-maneutralen Druck zur Verfügung. Das integrierte Online-redaktionssystem garantiere einen effizienten und koor-dinierten Produktionsprozess für Print, Web, Apps und Social Media. Vor allem bei der Produktion von Firmen- und Verlagspublikationen arbeitet der Dru-ckereibetrieb auch mit der Binkert Me-dien AG zusammen, dem Verlag aus dem gleichen Medienhaus, der als eigenstän-dige Firma geführt wird. Diese gibt pro-filierte Fachzeitschriften wie Polyscope und die Technische rundschau heraus.

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Klimaschutz: die 5-Farben-Bogenoffsetmaschine, eine roland 705 lV (links), Binkert-homepage mit Pirol.

Was ein KMU von der Binkert Druck Ag lernen kann1. Ökologie und Ökonomie müssen sich nicht ausschliessen.2. Nachhaltigkeit ist der Schlüssel zu einer zukunftsfähigen Entwicklung 3. Je knapper die Ressourcen sind, desto wichtiger ist die Energieeffizienz.4. Ein Unternehmen muss einen klaren Fokus wählen.5. Die Firmenphilosophie muss von allen Mitarbeitenden getragen werden.

Eine weitere Schwesterfirma des Druckereibetriebs ist die Buag Grafi-sches Unternehmen AG in Baden‐Dätt-wil. Sie ist die Schweizer Marktführerin im Online-Drucksachen-Management. Auf den 1. Juli 2013 wollen sich die beiden Firmen zur Binkert‐Buag AG zusammenschliessen. 32 der 67 Buag-Mitarbeiter werden in laufenburg wei-terbeschäftigt, 16 scheiden aus dem Unternehmen aus. Das Profit-Center Online-Drucksachen-Management verbleibt in Baden-Dättwil. Mit der Fusion sollen Synergien genutzt und Arbeitsprozesse optimiert werden. Denn die grafische Branche hat es nicht leicht in der Schweiz. Technische neuerungen lassen die Druckproduk-tivität steigen, gleichzeitig stagniert

die nachfrage nach Drucksachen. Die Überkapazitäten am Markt drücken auf die Preise.

Durch die Konzentration der Kräfte will die in Zug ansässige Bige Holding AG als Alleinaktionärin der beiden Unternehmen die Abhängigkeit vom Druckgeschäft verkleinern und die Dienstleistungen im Prepress-Bereich wie auch in der logistik stärken. «Jede zweite Druckerei in der Schweiz wird verschwinden», weiss Kaufmann. «Wir wollen zu denen gehören, die weiter bestehen. Mit unserer umweltscho-nenden, nachhaltigen Produktion, dem klaren Fokus auf die Herstellung von Publikationen und dem Ausbau des Online-Drucksachen-Managements sind wir für die Zukunft gerüstet.»

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B+B ist Ihr Partner für gute Vorsorge. Wir bieten Unter- nehmen und Vorsorgeeinrichtungen fundierte Beratung und umfassende Dienstleistungen in allen Bereichen der beruflichen Vorsorge. Informieren Sie sich 2013 an unseren Podiumsdiskussionen:

• Mittwoch, 24. April im Schweizerhof in Bern• Mittwoch, 29. Mai im Au Premier in Zürich• Donnerstag, 13. Juni im Congress Center in Basel• Mittwoch, 18. September im Restaurant Einstein in Aarau

An diesen Anlässen diskutieren renommierte Exponenten aus der BVG-Branche spannende Aspekte rund um das Thema «Vorsorge aus der Gesamtperspektive». Die Diskussionen finden jeweils über Mittag statt. Anmeldungen nehmen wir gerne unter [email protected] entgegen.

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EnErGiESTrATEGiE 2050 – DEr FAHrPlAn FÜr KMU

Die Schweiz hat ambitiöse Pläne für den Ausstieg aus der Kernener-gie gefasst. Was der Umbau der Energieversorgung für die Schweizer

KMU bedeutet und was auf sie zukommt.

Autorin: Alexandra von Ascheraden

Der Bundesrat hat den Ausstieg aus der Kernenergie beschlos-sen. Dennoch will er an seinen

Klimazielen fest- und die Wirtschaft wettbewerbsfähig halten. Energiemi-nisterin Doris leuthard hat die ersten Massnahmen präsentiert und dabei von einer «grossen Kiste» gesprochen. Die Schweiz will den Anteil fossiler Ener-gie reduzieren, erneuerbare Energien fördern und den Energieverbrauch bis 2035 um 35 Prozent (gegenüber dem Verbrauch im Jahr 2000) senken. Selbst leuthard räumte ein, dass diese Pläne ambitiös sind.

Bisher decken die fünf Schweizer Kernkraftreaktoren im Schnitt 39 Pro-zent unseres Strombedarfs, im Winter bis zu 45 Prozent. Der Verzicht auf die 3,2 Gigawatt leistung der Kernkraft-werke, der dadurch nötige Umbau der netze, der Aufbau neuer Anlagen und die investition in Energieeffizienz (ab-züglich der Einsparungen bei den Ener-giekosten) wird nach Kalkulationen des Bundesrates 30 Milliarden Franken kos-ten. Das, so rechnet leuthard vor, ent-spräche aber auch den Kosten für drei neue Atomkraftwerke. namentlich die in die Jahre gekommenen reaktoren hätte man ohnehin in absehbarer Zeit ersetzen müssen.

Dazu kommen beträchtliche Kos-ten für den Umbau der Stromnetze, die über netznutzungsentgelte finanziert werden sollen. Gleichzeitig wird der Deckel der Kostendeckenden Einspei-

Wie alle in seiner Branche beschäftigt sich auch Kurt rohrbach, Präsident des VSE und vollamtlicher Vizepräsident des Verwaltungsrates und vormals CEO der Berner Kraftwerke (BKW), intensiv mit der Frage, woher die Energie künf-tig kommen soll. Den BKW gehört das Atomkraftwerk Mühleberg, das gemäss Planung noch bis 2022 laufen soll. Die Bedenken der industrie, dass Energie künftig knapp werden könne oder gar Blackouts

Die Kraftwerkssituation in Europa ist grundsätzlich gut, da man vor wenigen Jahren noch von höherem Verbrauch ausging. Stromimporte und -exporte gehören zum Alltag der Schweizer Elek-trizitätswirtschaft. im Zuge der CO2-Effizienz hat man in Europa alte Kraft-werke zwar sukzessive abgestellt. «Die CO2-Frage steht zur Zeit jedoch nur noch formal auf der Agenda. in der Pra-xis sind die Preise der CO2-Zertifikate derart im Keller, dass das keinen mehr hindert bei der Stromerzeugung grosse Mengen CO2 zu produzieren», so Kurt rohrbach.

Deutschland greift deshalb sogar zunehmend auf seine besonders CO2-trächtigen Braunkohlekraftwerke zu-rück, um Strom zu exportieren. Gleich-zeitig ist Deutschland zusammen mit italien Spitzenreiter beim Ausbau der erneuerbaren Energien.

Lücke nicht in Sicht«Die Frage ist nicht, ob es genügend Energie geben wird. Die Frage ist, zu

severgütung KEV aufgehoben. Ab 2013 beträgt der Zuschlag 0,9 rappen/KWh und soll bis 2035 auf maximal 1,82 rappen steigen. Der Verband Schwei-zerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) rechnet mit Ausgaben von bis zu 150 Milliarden Franken für Erhalt, Erneuerung und Ausbau von Produk-tionsanlagen und netzinfrastruktur bis ins Jahr 2050.

Kosten für die UnternehmenWas bedeutet das für die Wirtschaft? Das Bundesamt für Energie (BFE) hat die zusätzlichen Kosten für die indust-rie beim Verzicht auf Ersatz-Kernkraft-werke berechnet, soweit das in einem solch langen Horizont möglich ist. Das Ergebnis: Die grösste Belastung von bis zu 3,7 Prozent ihrer Wertschöpfung tragen die Sektoren Metallherstellung und Papier. Die Sektoren Steine, Erden, Holz und nichtmetalle sind mit 1 bis 1,5 Prozent ebenfalls höher belastet. Die anderen Sektoren müssen mit Be-lastungen von maximal 0,8 Prozent der Wertschöpfung rechnen.

Woher der Strom künftig kommtDa Wind- und Sonnenergie nicht gleich-mässig zur Verfügung stehen, braucht es für die Versorgungssicherheit nach Plänen des BFE Wärme-Kraft-Koppe-lungsanlagen (WKK), die im Jahr 2025 rund 2 Terawattstunden (TWh) bereit-stellen sollen. Zudem soll bis 2020 ein Gaskombikraftwerk entstehen, um die Grundlast zu sichern.

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produziert, wenn sie benötigt wird. Ein weiteres Testpro-

jekt ist «Flexlast». Hier dienen Kühl-hallen als Energiepuffer. Sie nehmen mehr Strom ab, wenn dieser in grossen Mengen zur Verfügung steht. Dafür können sie in Spitzenverbrauchszeiten abgeschaltet werden, ohne dass die ge-lagerten Produkte darunter leiden. Für Warmwasserboiler im Haushalt oder für Elektrofahrzeuge gibt es bereits Mo-delle für den flexiblen Stromverbrauch. nun muss man schnell Erfahrungen mit grösseren Anlagen sammeln.

Entlastung der UnternehmenEines ist sicher: Energie wird in Zukunft markant teurer. Pascal Previdoli weist auf erste Massnahmen hin, die das BFE zur Entlastung der Unternehmen auf den Weg bringen will. Dazu gehört etwa ein Gebäudesanierungsprogramm: «Es bietet Unterstützung, wenn Gebäude-hülle oder Haustechnik auf den neues-ten Stand gebracht werden. neu sollen auch Gelder für Ersatzbauten statt nur für Sanierungen fliessen.»

Unternehmen mit einem Elektri-zitätsverbrauch von über 0,5 GWh/Jahr sollen sich verpflichten können, die Stromeffizienz zu steigern und den CO2-Ausstoss zu reduzieren. im Gegen-zug würden sie von der KEV befreit.

Previdoli versucht zu beruhigen: «Es wird keinen Preisschock von heute auf morgen geben – man wird die Möglich-keit haben, sich umzustellen. natürlich werden die Energiepreise steigen, aber das werden sie in ganz Europa tun.» Die Schweiz muss jedoch aufpassen, dass sie sich nicht durch umständliche teure Prozeduren selbst ins Abseits ma-növriert und unnötige Kosten generiert.

welchem Preis sie verfügbar ist», so rohrbachs resümee. Swissmem, der Branchenverband der Schweizer Ma-schinen-, Elektro- und Metallindustrie, hat dennoch gerade erst wieder ängste vor Produktionsausfällen, lieferver-zögerungen und Maschinenschäden durch Stromausfälle geäussert. Diese kann rohrbach nicht teilen. Vorausge-setzt man sei in der lage die benötigten neuen leitungen zu bauen, drohe aus heutiger Sicht und unmittelbar keine lücke, betont der Vorsitzende des Ver-bandes der Elektrizitätsunternehmen nochmals.

Die ohnehin in die Jahre gekomme-nen netze müssen aber erneuert und vor

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Die in die Jahre gekommenen netze müssen erneuert und vor allem intelligenter werden und nicht nur Strom in eine

richtung transportieren können

allem intelligenter werden und nicht mehr nur Strom einfach in eine richtung trans-portieren können. Zunehmend wird dieser ja aus vielen kleinen dezent-ralen Produkti-onsanlagen wie Sonnenkollekto-ren auf den Haus-dächern kommen. Von dort muss er ins netz einge-speist und verteilt werden.

Intelligente Netze Da erneuerba-re Energien aus Wind und Sonne nur unregelmässig

eingespeist werden braucht es intelli-gente Zähler, die etwa Warmwasser-boiler oder Kühlgeräte dann anwerfen, wenn viel Strom zur Verfügung steht. Und es braucht massiv mehr Kapazität zur Speicherung der neuen erneuerba-ren Energien wie Wind- und Sonnener-gie. Die Schweizer Speicherseen genü-gen bei weitem nicht.

Pascal Previdoli, stellvertretender Direktor des Bundesamtes für Energie (BFE), berichtet von Pilotprojekten zur Abfederung der Bedarfsspitzen, damit man nicht ausgerechnet dann Strom importieren muss, wenn er besonders teuer ist. So läuft ein Test in einer Keh-richtverbrennung, die gezielt Energie

Solarenergie: Dezentrale Stromproduktion als Zukunftsmodell

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Der Energieverbrauch der SchweizDer Energiemix 2010 nach den Zahlen der schweizerischen Gesamtenergie-statistik: Erdölbrennstoffe 21,9 Prozent, Treib-stoffe 32,3 Prozent, Gas 12,7 Prozent, Elektrizität 23,6 Prozent, restliche Ener-gieträger 9,5 Prozent. Der Endenergie-verbrauch der Schweiz lag im Jahr 2010 bei 253 Terawattstunden (TWh). Davon verbrauchte der Industrie- und Dienstleistungssektor rund 90 TWh Energie. Gut ein Drittel davon, 36 TWH, entfielen auf Strom. Das entspricht rund 60 Prozent des gesamten heuti-gen Stromverbrauchs in der Schweiz (2010: 59,8 TWh).Im Rahmen der Energiestrategie 2050 hat sich der Bundesrat nun das Ziel gesetzt den Gesamtenergieverbrauch (inkl. Strom) im Industrie- und Dienst-leistungssektor bis 2050 um 32 TWh gegenüber der ohne die Energiestra-tegie prognostizierten Entwicklung zu reduzieren. Das will man folgendermassen errei-chen: 14,9 TWh werden (gegenüber der prognostizierten Trendendwicklung bis 2050) mit Massnahmen für Antriebe und industrielle Prozesse eingespart. Der Rest soll über Massnahmen in den Bereichen Gebäude und Geräte wegfal-len. Dazu sollen die Sanierungsquote der Altbauten erhöht, Neu- und Um-bauten verschärften Vorschriften un-terstellt werden. Zudem will man eine Energieinspektion für Gebäudetechnik einrichten und Pflichten zur Betriebsop-timierung im Gebäude erlassen. Unternehmen sollen sich gleichzeitig von CO2- und KEV-Abgabe (Kostende-ckende Einspeisevergütung) befreien lassen können, wenn sie bestimmte CO2- und Effizienzziele erreichen. Die Stromproduktion aus nicht anders verwertbarer Abwärme soll gefördert werden.

Energiesparen in der PraxisEnergetische Einsparungen sind viel-leicht bald matchentscheidend im Konkurrenzkampf. Schauen wir also dort vorbei, wo man sich heute schon mit dem Einsparpotenzial beschäftigt: bei der EnAW. Dort hat man eigens ein KMU-Modell aufgesetzt. Es rich-tet sich an Unternehmen, die keinen eigenen Energiebeauftragten haben und zwischen 20’000 Franken und ei-ner Million für Energie ausgeben. Die Klimastiftung übernimmt die Hälfte der Teilnahmekosten von 1000 bis 5000 Franken pro Jahr, wenn eine freiwilli-ge Zielvereinbarung im rahmen des KMU-Modells vereinbart wurde.

Stefan Eggimann ist bei der EnAW als Energieberater tätig und berichtet: «Bei KMU geht oft der tägliche Betrieb vor. Meist gibt es kaum ressourcen, sich mit dem Thema Energie überhaupt zu beschäftigen.» Zunehmend seien aber zumindest die energieintensiven Betriebe sensibilisiert.

Die Energieberater sehen sich für das KMU-Modell einen Tag lang vor Ort um und liefern anschliessend eine liste mit konkreten Massnahmen, die Haustechnik, infrastruktur oder auch Prozessanlagen betreffen. Dazu kom-men Umsetzungsvorschläge, investi-tionsabschätzungen und die Berech-nung der Amortisationszeiten. «Die Hälfte der Massnahmen, die wir vor-schlagen, haben nur tiefe investitionen zur Folge, zum Beispiel Betriebsopti-mierungen. Man kann mit wenig oft erstaunlich viel erreichen. Entschei-dend ist, dass eine Zielvereinbarung abgeschlossen und dadurch konse-quent an der Energieeffizienz gearbei-tet wird», berichtet Eggimann aus der Beratungspraxis .

Sparpotenzial: acht Terawattstunden?Strom wird künftig weniger gleichmäs-sig produziert, Speichertechnologien und intelligente netze muss man erst entwickeln und aufbauen. BFE und VSE haben verschiedene Szenarien durchge-rechnet. Alle kommen zu dem Schluss, dass es, selbst wenn die Umstellung op-timal läuft, ohne Einsparungen nicht gehen wird.

Jedes Unternehmen muss sich schon jetzt mit der Frage beschäftigen, wo noch Sparpotenzial liegt. Die Arbeits-gruppe Stromeffizienz des BFE bezif-fert das Stromsparpotenzial im indus-trie-und Dienstleistungssektor auf acht Terawattstunden. Sie räumt aber ein, dass nur die Hälfte als wirtschaftlich zu bezeichnen sei.

Kühlung, Haustechnik, BeleuchtungDer VSE hat für eine Studie zu den Stromsparpotenzialen in der indust-rie Branchenexperten befragen lassen. Demnach ist gerade bei mechanischen Prozessen das Stromsparpotenzial hoch und beträgt bis zu 30 Prozent. Zudem orten die Experten grosse Effizienzpo-tenziale in der Kühlung im Detailhandel sowie bei Haustechnik und Beleuch-tung. Auch rechenzentren und deren Klimatisierung bieten grosse Einspar-möglichkeiten.

Die Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) sieht in ihrem langfrist-Szena-rio bis 2050 ein Sparpotenzial von 7 TWh oder 24 Prozent. Andererseits weist die interessengemeinschaft Energieintensi-ve Branchen darauf hin, dass es gerade in ihren Branchen nun noch wenig Ein-sparmöglichkeiten gebe. Mehr als 2 bis 3 Prozent bis 2030 sieht sie nicht. Man habe schon viel unternommen und die Möglichkeiten weitgehend ausgereizt.

Gerade bei mechanischen Prozessen ist das Stromsparpotenzial hoch und beträgt bis zu 30 Prozent

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FoKUS theMa

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Schweiz im Abseits wegen schleppender Planung?Macht es sich die Schweiz wegen ihrer aufwändigen Verfahren selbst schwer, wie die Energieversorger bemängeln? Das BFE will nun Verfahren verkürzen. Kurt Rohrbach, Präsident des Verbandes Schweizerischer Elektrizitätsunterneh-men VSE und ehemals CEO der BKW, fürchtet keine unmittelbaren Versor-gungslücken. Aber er fürchtet, dass sich die Schweiz aufgrund allzu schleppen-der Verfahren und teurer Planungs-arbeit selbst ins Abseits manövrieren könnte. Rohrbach stellt fest: «Es ist generell herausfordernd in der Schweiz Energie zu produzieren – wegen der mühsamen Verfahren.» Ein Beispiel hat er schnell zur Hand. Die BKW betreibt im Berner Jura den grössten Schweizer Windpark. Er besteht aus nur gerade 16 Windrä-

dern mit einer Leistung von rund 24 MW. Sie produzieren jährlich etwa 40 Gigawattstunden Strom. «Diese 16 Anlagen aufzustellen hat zehn Jahre gedauert. In Deutschland und Italien haben die BKW bereits in Leistungska-pazitäten von insgesamt knapp 400 MW investiert – der zeitliche Aufwand war bedeutend kleiner.»In der Schweiz läuft das Verfahren ver-kürzt gesagt so: Ist der Grundeigentü-mer einverstanden, muss die Gemeinde zustimmen, dann das kantonale Amt für Raumplanung eine Zonenänderung genehmigen. Ist endlich der kantonale Richtplan erstellt, ist jedoch noch lange keine Zuleitung bewilligt. Es folgen weitere Amtsstellen, die sich auch mit Fragen der Sicherheit beschäftigen. Rohrbach berichtet: «Allein die Frage, ob die Windräder nachts beleuchtet werden sollen, hat uns einige Monate

sehr beschäftigt. Das Bundesamt für Zivilluftfahrt sagte «ja», die Anwohner «nein». Nun blinken die Windräder halt nachts in den Zeiten, in denen kein Flugverkehr herrscht, etwas gedämpf-ter. Solche Fragen müssen Sie im dünn besiedelten Apulien gar nicht erst diskutieren», kommentiert Rohrbach trocken.Auch die Bewilligung für eine Solaran-lage müsse die verschiedensten Ämter passieren, berichtet er. Wie man unter solchen Umständen die ehrgeizigen Ausbaupläne des Bundesrates auf den Weg bringen wolle frage er sich da schon. Das betreffe auch die für die Grundversorgung möglicherweise nötigen Gaskraftwerke und die und Wärme-Kraft-Koppelungs-Anlagen.

Pascal Previdoli, stellvertretender Leiter des Bundesamtes für Energie (BFE), kennt diese Problematik: «Der Ausbau erfordert den politischen Kompromiss aller Seiten.» Es brauche sicherlich Massnahmen zur Beschleunigung der Verfahren. Man sei daran die Kantone zu Gebietsausscheidungen zu motivie-ren die festlegen in welchen Gebieten was zugebaut werden dürfe und in welchen bewusst nichts. «Es ist ein Signal, wenn der Kanton Gebietsausscheidungen macht und die erneuerbare Energieproduktion ein ge-wisses nationales Interesse bekommt. Der Interessensausgleich vor Gericht wird ausgeglichener und gilt nicht vor-rangig dem Schutz des Vorhandenen.»Für den Ausbau der Stromnetze seien die Bewilligungswege ebenfalls noch zu lang. Man wolle den Rechtsmittelweg verkürzen. Künftig sollen nur noch Fälle vor das Bundesgericht gezogen werden dürfen, die neue grundsätzliche Fragen klären. Pascal Previdoli: «Das bringt uns im besten Fall eine Beschleunigung von zwei bis drei Jahren.»

Kurt Rohrbach: VSE-Präsident und ehemaliger CEO der BKW

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leuchten und Schaltuhren einsetzen. Erwartete Einsparung: 62000 kWh Strom pro Jahr. Bei einer lED-lebens-dauer von 30 Jahren und einem tägli-chen Einsatz von sechs Stunden war die investition buchstäblich einleuchtend. nur hatte die Garage enormen Auf-wand, eine Firma zu finden, die auch die entsprechenden lED-leuchten an-bieten und montieren konnte.

ähnlich ging es Beck Berwert aus Stalden (OW). Für die Auslieferung kaufte er auf Empfehlung der Ener-gieberater einen erdgasbetriebenen Transporter. Anschliessend wollte er noch ein mit EcoFuel betriebenes Fahrzeug anschaffen. Das erwies sich als fast unmöglich. Obwohl die Wer-beversprechen ein solches Fahrzeug darstellen, als sei es schon standard-mässig zu bekommen, musste Bäcker-meister Marco Berwert schlussendlich einen T5 mit EcoFuel-Antrieb bei VW in Wolfsburg extra fertigen lassen. Viel Aufwand für 1000 kWh Energie-Ein-sparung pro Jahr.

Eggimann resumiert: «Man hat heute noch erstaunlich grosse Schwierigkeiten, das Passende auf dem Markt zu finden, auch wenn es vom Katalog her vorhan-den sein müsste.» Offenbar liegt hier beträchtliches Umsatzpotenzial brach. Die nachfrage wird mit zunehmen-den Energiepreisen schnell ansteigen.

FoKUStheMa

Energiestrategie schafft GeschäftsmodelleWo es neue nachfrage braucht es neue Anbieter. Das meint bei weitem nicht nur die Konzeption, lieferung und Montage der Anlagen zur Gewinnung erneuerbarer Energien und intelligen-ter netze.

Einerseits wird es immer mehr Ener-gieberater wie Stefan Eggimann brau-chen. Andererseits trifft die EnAW in ihrer Praxis ungewollt ebenfalls immer wieder auf Marktlücken, die findige Unternehmer schliessen könnten. So wollte der Winterthurer Garagenbe-trieb Ernst ruckstuhl, der über einen grossen Ausstellungsraum verfügt, der attraktiv beleuchtet sein muss, lED-

Pascal Previdoli: stellvertretender Direktor des Bundesamts für Energie

Erneuerbare EnergienDer Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromproduktion liegt heute bei rund 56 Prozent. Dabei fallen 54 Prozent auf die Wasserkraft und 2 Prozent auf die neuen erneuerbaren Energien. Den Grossteil dieser 2 Prozent liefern Kehrichtverbrennungs- und Abwasserreinigungsanlagen. Wind, Biomasse und Sonne allein tragen aktuell nur 0,26 Prozent zur Schweizer Stromproduktion bei.Bis 2035 soll die Energiegewinnung aus Wasserkraft auf 37,4 TWh erhöht werden. Neue erneuerbare Energien sollen bis 2035 11,9 TWh pro Jahr liefern. Dabei birgt die Photovol-taik das höchste Potenzial, gefolgt von Wind. Langfristig denkt das BFE auch über den Einsatz von Geothermie nach und will die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien (ohne Wasserkraft) bis 2050 auf 24,2 TWh erhöhen. Gefördert wird der Ausbau durch die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV), bei der der Kostendeckel wegfällt. Später will der Bundesrat eine Energieabgabe einführen, die CO2-Abgabe und KEV ablöst und nach dem Wunsch des Bundesrates ab 2021 in der Verfassung stehen soll. Damit würde die Schweiz von einem Förder- zu einem Lenkungssystem übergehen.

Grössenordnungen1 bis 10 W sind die typische Leistungs-aufnahme eines Haushaltsgerätes im Standby-Betrieb. 1 Gigawatt sind eine Milliarde Watt (109 W) .1 Terawatt sind eine Billion Watt (1012 W).

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Erfolgsgrundlagen für den VerwaltungsratDie Anforderungen an Vr-Mitglieder haben sich über die letzten Jahre verändert. Welche Kompetenzen sind nötig und wie können sie in KMU von einem überschau-baren Verwaltungsrat sinnvoll abgedeckt werden?Autor: Christian Schaffenberger

SicherheitsmerkmaleaufdemPrüfstandSeit Mitte Oktober 2012 ist es da, das neue Betriebssystem von Microsoft. Hier erfahren Sie mehr über die neuen oder erweiterten Sicherheitsmöglichkeiten von Windows 8.Autor: Andreas Wisler

Einmalige Chancen in der beruflichen VorsorgeFür die eigene Unternehmung einen nachfolger zu finden, ist eine komplexe Aufgabe. in der Vorsorge sind dabei für den Übergeber ent-scheidende Fragen mit weitreichenden Konsequenzen zu beantworten.Autoren: Kurt Bättig, Titus Scherer

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Wertschätzung zeigen! nur wie?Eine grosse Herausforderung für viele Unternehmen liegt darin, gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden und langfristig ans Unternehmen zu binden. Der Umgang untereinander und die Stärke der Beziehungen spielen dabei eine wichtige rolle. Autor: Christoph Küffer

Wann braucht ein KMU eine Werbeagentur?Die Grösse eines Unternehmens sagt wenig aus über die konkreten Bedürfnisse an Kommunikations-Unterstützung. Auf der Suche nach dem idealen Weg gilt es zuerst, einige Klischees aus der Welt zu schaffen. Autor: Jörg Schminke

ZielevereinbarenunderreichenDas Vereinbaren von Zielen ist wichtig – insbesondere wenn Mitarbeiter eigenstän-dig und -verantwortlich arbeiten sollen. Beim Führen mit Zielen müssen Führungs-kräfte jedoch gewisse «regeln» beachten.Autor: Alexander Pifczyk

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Seit Mitte Oktober 2012 ist es da, das neue Betriebssystem von Microsoft. Dieser Beitrag geht nicht auf die neue Oberfläche ein, sondern beleuchtet

die neuen oder erweiterten Sicherheitsmöglichkeiten.

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IT-Sicherheit: Auch Technik braucht Schutz

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(nAC) können individuelle regeln er-stellt werden. Als zusätzliches Highlight wurde iKEv2 integriert, was den Verbin-dungsaufbau von verschlüsselten iPsec Verbindungen massiv erleichtert.

Windows To Goin der Enterprise Version ist es nun auch möglich, ein gesamtes Betriebssystem auf einen USB Stick zu kopieren und direkt von dort zu starten. Somit ist es möglich, sein eigenes Windows mit den vorkonfi-gurierten Einstellungen überall hin mit-zunehmen.

Windows 8 hat nicht nur ein neues Aussehen erhalten, sondern auch unter der Haube stark zugelegt. Ein Wechsel von Windows 7 drängt sich zwar nicht direkt auf, ein Umstieg kann sich aber trotzdem lohnen. Es gibt noch viele «versteckte» Veränderungen, die die tägliche Arbeit er-leichtern.

Passwortneu ist es möglich, auch ein Bild als Passwort zu haben. Mit der von Smart-phones gewohnten eigenen Bewegung kann mit der Maus das Betriebssystem entsperrt werden.

AppLockerWie bei der vorherigen Version ist es auch mit Windows 8 möglich, genau festzulegen, welche Programme gestar-tet oder gesperrt werden. Dies kann über verschiedene Attribute wie An-bieter, Produktreihe, Version, wie auch einzelnen Dateien geschehen. Die Vor-gaben werden zentral via Gruppenricht-linien definiert und auf die verbundenen Clients verteilt.

BitlockerBitlocker ist neu auch für die Pro-Versi-onen verfügbar. Damit kann die gesamte Festplatte verschlüsselt werden. ist ein entsprechender Chip auf dem Mother-board vorhanden, findet das Booten wie gewohnt statt. Erst mit der bekann-ten Anmeldung wird die Festplatte ent-schlüsselt und der Benutzer kann auf sei-ne Dateien zugreifen. Ein Muss für alle mobilen Geräte! neu ist, dass in Firmen-netzwerken trotzdem Wartungsarbeiten durchgeführt werden können, ohne dass der Benutzer anwesend sein muss.

FirewallEbenfalls erweitert wurde die integrierte Firewall. Sie bietet auch spezielle Schnitt-stellen für Drittprodukte. in Zusammen-spiel mit dem netzwerkzugriffsschutz

Autor: Andreas Wisler

Malware-Schutz: in Microsoft Windows 7 war das Pro-gramm Defender bereits

integriert, konnte aber nur Spyware erkennen. neu ist ein vollwertiges Anti-virenprogramm mit an Bord. Gleichzei-tig soll die CPU und Memory Belastung sinken. Das Programm verhält sich sehr dezent und greift nur ein, wenn eine Malware entdeckt wird.

UEFI SchutzDer nachfolger des klassischen BiOS ist das UEFi. Microsoft erweitert UEFi um ein sicheres Booten des rechners. Das heisst, dass das System bereits beim Start des Computers auf Computervi-ren untersucht wird. Zusätzlich ist es möglich, nur zertifizierte Firmware zu starten. änderungen an der Firmware sind nur durch Programme mit gülti-gem Zertifikat möglich. Schadprogram-men und rootkits soll dadurch Einhalt geboten werden. Der nachteil ist, dass andere Betriebssysteme nicht mehr star-ten können, ausser diese sind ebenfalls zertifiziert.

ASLRHinter der Abkürzung ASlr versteckt sich (Address Space layout randomi-zation, zufälliges Adressspeicher-lay-out). Damit wird es Schadprogrammen erschwert, sich im Arbeitsspeicher auf bekannte Programme zu stürzen und diese zu verändern. Bei jedem Start ei-nes Programmes landet dieses in einem anderen Adressspeicher.

zum AutorAndreas Wisler, (Tel. 052 320 91 20), Dipl. Ing. FH, CISA, CISSP, ISO 27001 Lead Auditor, ist Geschäftsführer der GO OUT Production GmbH, welche sich mit ganzheitlichen und produktneutralen IT-Sicherheitsüberprüfungen und -beratun-gen auseinandersetzt. System Hardening rundet das Profil ab. Regelmässig veröf-fentlicht er einen informativen Newslet-ter zu aktuellen Sicherheitsthemen, der kostenlos und unverbindlich auf www. gosecurity.ch (INFONEWS) herun-tergeladen werden kann. Den Infonews gibt es neu unter www.INFONEWS.ch.

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Bei einer rechtzeitigen , gründlichen Nachfol-geplanung lässt sich die Vorsorge optimieren.

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Autoren: Dr. Kurt Bättig, Titus Scherer

Gleichzeitig können sich einma-lige Chancen zur Optimierung von Steuer- und Sozialversiche-

rungsabgaben bieten. Auch dem nach-folger bieten sich bedeutungsvolle Steu-eroptimierungsmöglichkeiten.

Oftmals zeigt sich beim Verkauf einer Gesellschaft das Bild, dass wegen der in der Vergangenheit nicht ausgeschütte-ten Gewinne das Eigenkapital sehr hoch ist. Substanzstarke Unternehmen sind schwieriger an nachfolger zu überge-ben, da der Kaufpreis entsprechend hoch ausfällt. Für den Übergeber besteht bei dieser Ausgangslage die Möglichkeit, vor dem Verkauf die nicht betriebsnotwen-dige Substanz über zusätzliche lohnbe-züge oder Dividendenausschüttung zu beziehen, um dadurch die Gesellschaft leichter zu machen. Das hat zur Folge, dass aufgrund des höheren steuerbaren Einkommens auch die Steuerlast beim Übergeber deutlich höher ausfallen wird.

Leichtgewichte lassen sich besser übertragenErste Chance: Vor dem Verkauf und vor der Aufgabe der eigenen Erwerbs-tätigkeit besteht bis maximal Alter 65 die Möglichkeit, Einkäufe in die beruf-liche Vorsorge zu tätigen, wobei eine anschliessende Sperrfrist für den Bezug des Vorsorgevermögens in Kapitalform

Zweite Chance: Es gilt rechtzeitig mit-tels persönlicher Finanz- und Vorsorge-planung eine allfällige Vorsorgelücke auf die Erwerbsaufgabe hin zu erkennen. Durch den Ausbau der beruflichen Vor-sorge mittels Versicherung von übero-bligatorischen lohnbestandteilen und freiwilligen Einzahlungen (Einkäufen) kann das Vorsorgevermögen steuerpri-vilegiert für das Alter ausgebaut werden.

Virtuelle oder effektive Einkäufe bei GeschäftsaufgabeBei der Aufgabe der selbstständigen Erwerbstätigkeit kann bei der Veräus-serung des Geschäftes ein erheblicher liquidationsgewinn resultieren, welcher aus der realisation von stillen reserven herrührt.Dritte Chance: Seit Anfang 2011 sieht die Unternehmenssteuerreform ii bei einer altershalber begründeten Geschäftsaufga-be vor, liquidationsgewinne über virtuelle Einkäufe zu reduzieren oder gänzlich zu beseitigen. Beim virtuellen Einkauf muss der Einkaufsbetrag nicht mehr in die Pen-sionskasse einbezahlt, sondern es muss nur noch eine entsprechende Einkaufsreserve ausgewiesen werden. Die nachgewiesene Einkaufsreserve wird steuerlich dem Be-zug von Vorsorgevermögen gleichgestellt und entsprechend stark reduziert besteu-ert. Virtuelle Einkäufe erweisen sich als besonders liquiditätsschonend und eignen

von drei Jahren zu berücksichtigen ist. Beim Einkauf lockt die sofortige (ein-malige) Steuerersparnis, die je nach Steuerdomizil und Progression bis zirka 35 Prozent des Einkaufsbetrages aus-macht, weil Einkäufe nach allen kanto-nalen Steuergesetzen und auch bei der direkten Bundessteuer vom Einkommen abgezogen werden können. Mit die-sem Vorgehen lässt sich die steuerliche Mehrbelastung aufgrund der zusätzli-chen lohnbezüge oder des Dividenden-bezuges meistens wieder kompensieren.

Persönliche Finanz- und VorsorgeplanungMit einer umfassenden Finanz- und Vor-sorgeplanung legen weitsichtige Unter-nehmer heute das Fundament für viel-schichtige Entscheidungen von morgen und übermorgen. Alles beginnt mit einer gründlichen ist-Analyse der aktuellen Einkommens- und Vermögenssituation. Daraus ergibt sich eine private Bilanz in-klusive Vorsorgevermögen zum heutigen Zeitpunkt. Mittels Planzahlen werden nun die aktuellen Zahlen auf den Pensi-onierungszeitpunkt und die Phase nach der Erwerbsaufgabe hochgerechnet. Mit diesem instrument können die Unter-nehmer die Frage beantworten, ob die bei Erwerbsaufgabe zu erwartenden Vorsor-geleistungen die dannzumaligen lebens-haltungskosten zu decken vermögen.

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Vorsorgemässig sind dabei für den Übergeber entscheidende Fragen mit weitreichenden Konsequenzen zu beantworten..

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zu den AutorenKurt Bättig (Dr. oec., Wirtschaftsjurist HSG) ist Präsident des Stiftungsrates der Sammelstiftung Vorsorge der Zent-ralschweiz. www.baettig.chTitus Scherer (Betriebsökonom FH, Fach-ausweis Luzerner Steuerbeamter) ist Geschäftsführer der Sammelstiftung Vorsorge der Zentralschweiz. Die Sammelstiftung Vorsorge der Zent-ralschweiz (SSVZ) ist Mitglied des inter-disziplinären Beraterverbunds Swiss-consultants.ch, der aus 360 Fachleuten besteht. www.baettig.ch, www.ssvz.ch, www.swissconsultants.ch

sich besonders auch für Selbstständiger-werbende, welche keiner Vorsorgeeinrich-tung angehören.

Ein allfälliger liquidationsgewinn lässt sich natürlich auch über einen effek-tiv vorgenommenen Einkauf in die Pen-sionskasse gleichermassen reduzieren oder gänzlich beseitigen, vorausgesetzt es besteht eine entsprechende Einkaufs-reserve. Die tatsächliche Einzahlung des Einkaufs ist für Personen naheliegend, die bereits einer Pensionskasse ange-hören und noch mindestens während drei Jahren weiterarbeiten werden. Der Zeitpunkt der steuerlichen Abrechnung erfolgt bei der tatsächlichen Einzahlung erst mit dem Bezug der Vorsorgemittel, was bei (reduzierter) Fortdauer der Er-werbstätigkeit und Weiterversicherung in der Pensionskasse nach dem Verkauf von interesse ist. Ein aufgeschobener Be-zug reduziert die persönliche Steuerbe-lastung um jährlich durchschnittlich ein Prozent des Vorsorgevermögens, da das Vorsorgevermögen und die Erträge dar-aus nicht der Einkommens- und Vermö-genssteuern unterliegen. Hinzu kommt, dass der Barwert der Kapitalauszah-lungssteuer per heute infolge Abzinsung der zukünftigen Kapitalauszahlungs-steuer einen weiteren nutzen darstellt.

die risikoabsicherung für Tod und inva-lidität wie auch eine dem Geschäftsgang entsprechende Flexibilität bezüglich Ausmass des Alterssparens. Von beson-derem interesse ist in der Aufbauphase der Unternehmung die Möglichkeit, im rahmen der gesetzlichen Vorschrif-ten mit den Vorsorgemitteln gesicherte Darlehen an den Betrieb zu gewähren, um damit investitionen zu finanzieren. Bei gutem Geschäftsgang und entspre-chender Entlöhnung steigt zudem das Bedürfnis beim nachfolger nach Steuer-optimierung und nach freiwilligen Ein-zahlungen.Sechste Chance: Es ist sinnvoll, die be-rufliche Vorsorge aufzutrennen und sich für das Obligatorium und das Ausserobligatorium unterschiedlichen Pensionskassen anzuschliessen. Der Vorteil liegt insbesondere im Ausserob-ligatorium in Form von Freiheiten und Möglichkeiten in der massgeschneider-ten Ausgestaltung des Vorsorgeverhält-nisses (Vorsorgeplan, Vermögensanla-ge, Kapitalbezug etc.).

Die Geschäftsaufgabe und nachfol-geregelung bietet im rahmen der be-ruflichen Vorsorge vielseitige Chance zur Optimierung der Steuer- und Ab-gabelasten. Eine Vorsorgeeirichtung, welche Unternehmer beratend und sicher über die verschiedenen Stolper-steine führt und ihnen maximale Frei-heiten im rahmen der reglementari-schen Bestimmung gewähren kann, ist dabei besonders wichtig.

Die Altersleistungen der 2. Säule werden vom Grundsatz mit der Aufgabe der Er-werbstätigkeit fällig. Altersleistungen kön-nen frühestens mit Alter 58 und spätestens mit Alter 70 bezogen werden. Ein steuer-optimierter Bezug kann durch eine Staffe-lung der Bezugszeitpunkte der verschiede-nen Vorsorgegefässe erreicht werden. Vierte Chance: Verfügt der Überge-ber bei einer nachfolgelösung über ein BVG-Obligatorium und ein sepa-rates BVG-Überobligatorium, kann er bei (reduzierter) Weiterarbeit ab Alter 65 allenfalls den Bezug der Kapitali-en der beiden Vorsorgegefässe zeitlich trennen, um damit auch eine getrennte Besteuerung herbeizuführen, was sich durch eine tiefere Steuer-Progression positiv auswirken würde. Vorsorge-gelder aus gebundener Selbstvorsorge (Säule3 a) sollten steuerlich optimiert möglichst nicht mit dem Bezug von anderen Vorsorgegefässen im gleichen Jahr kombiniert werden und auf ver-schiedene Säule 3 a-Konti verteilt sein.Das Vorsorgevermögen kann bei den meisten Vorsorgeeinrichtungen min-destens teilweise in Kapitalform be-zogen werden. Hierfür sind die regle-mentarischen Grundlagen der Stiftung massgebend. Der Entscheid «Kapital oder rente» muss individuell durch je-den Unternehmer getroffen werden. Es sind dabei insbesondere die Kriterien Flexibilität, Sicherheit, Steuern, Ge-sundheit, vorhandenes Privatvermögen und familiäre Situation zu beurteilen.Fünfte Chance: Unternehmer in finan-ziell gesicherten Verhältnissen werden richtigerweise wohl eher zum Kapital-bezug neigen, da bei dieser Bezugsart die Steuerbelastung geringer ausfällt. im Todesfall kann zusätzlich im rahmen der nachlassreglung über das frühere Vor-sorgevermögen verfügt werden.

Vorsorge für den NachfolgerAuch beim nachfolger lohnen sich heu-te schon Überlegungen zur beruflichen Vorsorge. in der Aufbauphase einer Un-ternehmung sind die Bedürfnisse und Erwartungen an die berufliche Vorsorge natürlich anders geartet als am Ende der beruflichen laufbahn. im Vordergrund stehen beim Erwerber zu Beginn wohl

Ein klarer Weg in die Pension lässt alle Chancen offen.

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WAnn BrAUCHT Ein KMU EinE WErBEAGEnTUr?

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Die Grösse eines Unternehmens sagt wenig aus über die konkreten Bedürfnisse an Kommunikations-Unterstützung.

Werbung für KMU: Welcher Weg ist der richtige?

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Klischee Nr. 1: «Branchen- erfahrung»Wenn diese so dringend notwendig wäre, gäbe es logischerweise nur Agen-turen mit einer Monoklientel. Wir hät-ten demnach nur Versicherungsagen-turen, Autoagenturen, Foodagenturen oder Modeagenturen etc. Das würde aber durch die in der Schweiz so be-liebten Konkurrenzausschlüsse gleich wieder verunmöglicht. Zudem enthält Branchenerfahrung das eminente ri-siko, Konzepte in abgeänderter Form zu rezyklieren und auf Gehabtem und Gesehenem aufzubauen. Das kann wohl nicht im Sinne eines offenen und vorwärts schauenden Auftraggebers sein. Dramatisches Beispiel ist die Pharmabranche, die vorzugsweise mit «inhouse-Kommunikationsabteilun-gen» oder Pharmaagenturen arbeitet. Entsprechend hilflos sind die resulta-te, abgesehen von ganz seltenen Aus-nahmen.

Klischee Nr. 2: «Mandatgrösse». Der Glaube, die Grösse des Mandats entscheide über die Qualität der gebo-tenen Kommunikation, ist ein relikt aus alten Zeiten. Eine professionelle, kreative Agentur liebt erfahrungsge-mäss ein ausgefallenes Produkt oder eine überraschend neue Dienstleis-tung, unabhängig von der Budgetgrös-se, weil eine solche Ausgangslage die sehnlichst gesuchten Herausforderun-gen bietet.

Autor: Jörg Schminke

Eine Anwaltskanzlei mit 30 Part-nern hat real weniger Bedarf an (externer) Kommunikation als

eine gleich grosse Privatbank. Und ein exportierender KMU mit 50 Mitarbei-tenden hat mit grosser Wahrschein-lichkeit ungleich mehr Verlangen nach Kommunikation als ein Herstel-ler von Beton- und Plastikröhren für den Schweizermarkt. Demgegenüber braucht ein Start-up mit sechs Ange-stellten zu Beginn seiner Existenz ein gerüttelt Mass an Kommunikationsbe-gleitung für so zentrale Bereiche wie• Namensgebung• CorporateDesign• Webauftritt• möglicherweise«Socialmedia»Diese sehr divergierenden Ansprüche führen sogleich von der Definition des KMU nach Grösse zur Beurteilung, sprich zur Findung der geeigneten Wer-be- oder Kommunikations-agentur. Eine solche erleichtert dem suchenden KMU die Wahl eines passenden Part-ners. ich versteige mich hier gleich zu zwei Behauptungen:1. Ein Mikrounternehmen braucht

(fast) nie eine Werbeagentur. Der Schweizermarkt ist gesättigt mit ge-standenen «Einzelkämpfern», die mit ihrer erstklassigen Ausbildung und Erfahrung ausgezeichnete lösungen beispielsweise für die oben aufge-führten vier Grundbedürfnisse bieten können.

2. Eine Werbeagentur sollte erst in Be-tracht gezogen werden, wenn Full-service, Mehrsprachigkeit und kom-petentes Marketingwissen vorliegen müssen. Und eben das findet sich so-gar in der Schweiz nicht leicht – auch wenn es viele Agenturen für sich in Anspruch nehmen.

Rules are prisonsEine Agenturwahl ist leider immer noch hinterlegt mit unzähligen, nicht auszurottenden Klischees.

Klischee Nr. 3: «Palmarès». Die Werbebranche ist die einzige, die sich selber auszeichnet. Oder kennt je-mand das «Goldene Skalpell» für den besten Chirurgen, erteilt von Gleich-gesinnten? Die Anzahl Würfel oder Di-plome sagt nichts aus über Kreativität, Seriosität, Effizienz und Verlässlichkeit einer Agentur. Das Gegenteil könn-te sogar der Fall sein. Agenturen, die auf das Grosse Halali nach Preisen aus sind, kümmern sich selten um sachliche Bedürfnisklärungen. Wichtiger ist am Ende des Tages die Aussicht auf eine Beurkundung, erteilt im «gegenseiti-gen Einverständnis» der ewig gleichen Branchen-Könige.

Klischee Nr. 4: «People Business». Die Fehlvorstellung liegt nicht in der Erkenntnis, dass Wer-bung ein «people business» sei, sondern im Glauben, man müsse eine Agentur wählen, in der man jemanden kennt. Während millionengrosse Bauprojekte neutral ausgeschrieben werden, sucht man «seine» Agentur für ein Budget von CHF 100‘000.- fast immer nach dem Prinzip «ich kenne den inhaber,» aus. Dabei führt präzis diese Haltung im Falle auftretender Unzufriedenheit zu inkonsequenten Handlungen. Verwe-deln von Problemen wird zum Prinzip, notwendige, unangenehme Entscheide wie im schlimmsten Fall die Entlassung der Agentur, werden vertagt.

Klischee Nr. 5: «Preis»: Agenturen sind teuer. Meistens sind sie teuer, weil der Auftraggeber seine Haus-aufgaben nicht gemacht hat, weil sich seine Ziele während der Projektentwick-lung regelmässig verschieben. Wenn exo-gene Meinungen von «glaubwürdigen, kompetenten Bekannten» des Kunden – meistens die Freundin – die ehemals festgesetzten Prioritäten in Frage stel-len, beide Seiten verunsichern und ganze Schübe von zu spät gestellten Fragen ein klares Projektmanagement untergraben.

Branchen- erfahrung bedeutet

oft recycling von Gehabtem

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exPertenWiSSen

ren den Vorzug. Sie sind ja auch in-habergeführt und gleich und gleich gesellt sich gern.

• Meiden SieAgenturen, die bei einerSitzung mit Grossaufgebot anwesend sind. Das belastet ihr Budget.

• KlopfenSienichtbeieinerPR-Agen-tur an, wenn Sie kein klares Mandat für Öffentlichkeitsarbeit zu vergeben haben. Pr-Agenturen nehmen in der regel nur zu gerne Werbemandate an, geben diese (im besseren Fall) an Dritte weiter und verteuern den Pro-zess unnötig. Zudem beschränkt sich deren Kreativität vornehmlich auf das Ausstellen von rechnungen.

• Prüfen Sie eine potenzielle Agenturauf ihre Kompetenz in Sachen «social

Die richtige Agentur. Gibt es sie?Wer mit einer Agentur glücklich wer-den will, darf diese nicht als Heilsbrin-gerin einstellen, sondern als ebenbür-tige und vertrauenswürdige Partnerin sehen. Soviel als Glaubensbekenntnis. Kriterien zur Wahl (und zur anschlies-senden Zusammenarbeit) gibt es sehr wohl, hier ein paar nichtalltägliche Tipps:• Kontaktieren Sie eine Agentur, die

Werbung macht, die ihnen gefällt. Egal für was.

• Schauen Sie höchstens zwei bis dreiAgenturen an. Schaulaufen mit ei-nem Dutzend Agenturen belegt nur ihre Entscheidungsunsicherheit.

• LassenSiekeineKonkurrenzpräsen-

tation machen, auch wenn es ihrem Ego gut täte. Erteilen Sie stattdessen einen wohlüberlegten Kleinauftrag auf Basis eines erstklassigen Brie-fings. nur so lernen Sie ihre mögli-che zukünftige Partnerin real ken-nen. Und es verpflichtet Sie zu nichts.

• GebenSieinhabergeführtenAgentu-

42 BliCKPUnKT · 1 / 2013

Anzeige

Eine gute Agentur hält Entscheide

schriftlich fest

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dungsbefugte Personen ihrer Unter-nehmung mit der Agentur Kontakt haben.

• Seien Sie kritisch, wenn an jedemMissgeschick die Agentur schuld ist. Hausinterne inkompetenz trägt sich leicht auf der Schulter der Agentur aus.

• LadenauchSiemaldieAgenturzumEssen ein. Die Kosten tragen Sie ja oh-nehin.

BliCKPUnKT · 1 / 2013 43

zum AutorJörg Schminke ist Inhaber der Agentur Schminke und Team in Zürich. www.schminke.ch

laden auch Sie mal die

Agentur zum Essen ein

ren inhaber/in Sie lieber ein Bier oder ein Glas Weisswein trinken würden.

Die erspriessliche Zusammenarbeit. Einfacher als man denkt.• NehmenSie als Inhaber an entschei-

denden Sitzungen teil.• Stellen Sie sicher, dass nur entschei-

media,» auch wenn Sie glauben, diese Dimension der Kommunikation noch nicht zu brauchen. Wenn das für ihre Firma, ihr Produkt oder ihre Dienstleis-tung schneller als erwartet zum Thema wird, müssen Sie keinen Wechsel ins Auge fassen. (Und zwei Agenturen wä-ren zuviel.)

• Eine brauchbare Agentur hält jedenEntscheid schriftlich fest, versendet wöchentlich einen Status-rapport, ga-rantiert «realtime-Budgetübersicht» und verfügt über klare, nachvollzieh-bare Geschäftsbedingungen, die sie unaufgefordert übergibt.

Wenn am Ende des Tages zwei Agentu-ren als ebenbürtig beurteilt werden, ist das erfreulich. Wählen sie jene, mit de-

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42 BliCKPUnKT · 1 / 2013 www.swissfruit.ch

«Knackige Äpfel.»

«Natürlich aus der Schweiz.»

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Wertschätzung: Kleine geschenke erhalten die Freundschaft

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Autor: Christoph Küffer

An eine Arbeitsstelle ist eine Vielfalt von Beziehungen ge-knüpft, die massgeblich über

die Mitarbeitermotivation und Freude am Arbeitsplatz entscheiden. Die Pflege dieser Verbindungen ist entscheidend für eine erfolgreiche Zusammenarbeit, für das aufgebrachte Engagement und letztendlich für das Erreichen der Un-ternehmensziele.

Die Herausforderung für viele Un-ternehmen liegt darin, gute Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter zu finden und langfristig ans Unternehmen zu binden. Der Umgang untereinander und die Stärke der Beziehungen spielen dabei eine wichtige rolle: Wie werde ich als Mensch behandelt? Welche Wertschät-zung erfahre ich für meinen täglichen Einsatz? Wie viel Spass verspüre ich bei der Arbeit? Wie unterstützt mich der Arbeitgeber im Erreichen meiner be-ruflichen wie privaten Ziele? Schluss-endlich entscheidet die Beantwortung dieser und anderer Fragen, ob ein Mit-arbeiter im Unternehmen verbleibt oder sich ausserhalb des Unternehmens ein entsprechendes Umfeld sucht. Der Ein-fluss der erfahrenen Wertschätzung und der erlebten Qualität der Beziehungen auf den Verbleib von Mitarbeitern im Unternehmen ist unbestritten. Häufig ist zwar der gute Wille seitens der Fir-menleitung, etwas Gutes für die Mit-arbeitenden zu tun, vorhanden. Doch

fehlt oftmals die Zeit und die gute idee.Gute Beziehungen beruhen darauf,

den anderen zu verstehen und seine Bedürfnisse zu erkennen. Kann man in einem Unternehmen diesen Bedürf-nissen teilweise oder ganz entsprechen, dann erst entsteht etwas Grosses und Kraftvolles mit langfristigen und posi-tiv geprägten Bindungen. Bedürfnisse von Mitarbeitenden können sehr indi-viduell sein: eine ausgewogene life-Ba-lance, die Ermöglichung unterschiedli-cher lebensformen, Anerkennung und Spass oder die Erhaltung der Gesund-heit.

Freiräume schaffenViele Mitarbeitende investieren weit mehr in die Arbeit als die vertraglich definierten 40 oder 42 Arbeitsstunden. Wäre es nicht angebracht, als Unterneh-men gewisse Hilfestellungen zu bieten, damit andere wichtige Freiräume im Privaten nicht zu kurz kommen? Zum Beispiel eine von der Firma bereitge-stellte Bügelhilfe, iT-Support auch für zu Hause oder Duschen am Arbeitsort, damit der Sport bereits auf dem Weg zur Arbeit oder über Mittag erledigt werden kann.

Lebensformen integrierenMenschen im Arbeitsleben haben un-terschiedliche Vorstellungen, wie sie ihr leben ausgestalten möchten. Junge leute suchen vermehrt die Flexibilität

und möchten entscheiden, wann sie ihre Arbeiten verrichten. Junge Väter möchten, so lange die Kinder klein sind, vermehrt ihrer Vaterrolle gerecht werden. Arbeitnehmerinnen möchten die spannende Arbeit in Teilzeit be-halten, auch wenn der Wunsch nach Kindern vorhanden ist. Mitarbeitende mit betagten Eltern möchten diese im letzten lebensabschnitt ebenfalls un-terstützen. Die eigene Kinderkrippe mit ausgedehnten Betreuungszeiten, Eltern- oder Angehörigenbetreuung, Teilzeitmodelle für Väter und Mütter oder der firmeninterne Dog-Walker sind ideen, welche den unterschiedli-chen lebensformen rechnung tragen.

Anerkennung zeigenim schnellen Alltag geht Anerkennung oft unter. Man rennt von einem Projekt zum nächsten und vergisst dabei, den in-volvierten Personen zu danken oder die

WErTSCHäTZUnG ZEiGEn! nUr WiE?

PErSOnAlFÜHrUnG

Eine Anstellung ist weit mehr als ein Arbeitsverhältnis, das einen Lohn, eine Funktion und ein Arbeitspensum definiert.

44 BliCKPUnKT · 1 / 2013 BliCKPUnKT · 1/ 2013 45

Katinka gyomlay, christoph Küffer, regina regenass

BetterBoss – Einfach nach Rezept.66 Ideen für mehr Wertschätzung und Freude am Arbeitsplatz.

iSBn 978-3-03909-129-4176 SeitenVersus Verlagrichtpreis: chF 34.00

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exPertenWiSSen

zugenommen, die erwartete leistungs-bereitschaft hat sich erhöht. Sie müssen sich verlassen können, dass wenn not am Manne, an der Frau ist, die Mitarbeiten-den einspringen. Erwarten kann man aber einen solchen Einsatz nur, wenn man als Unternehmen im Gegenzug die erbrach-te leistungsbereitschaft mit Dankbarkeit und Wertschätzung anerkennt. Da hilft langfristig auch kein monetärer Anreiz.

Der Wertewandel hat stattgefunden: immer mehr Arbeitnehmer suchen ein positiv erfüllendes Arbeitsklima. in der Auswahl des Arbeitgebers spielen darum das image und die Unterneh-menskultur einen zunehmend wichti-gen Entscheidungsfaktor. Die vielseitig zitierte nachhaltigkeit in Kundenbe-ziehungen oder in Produkten lässt sich nur durch eine positiv geprägte Unter-nehmenskultur und leistungswillige Mitarbeitende bewerkstelligen.

FazitDas nachhaltigste in einem Unterneh-men sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dieses Credo darf nicht zu einem lippenbekenntnis verkümmern, welches lediglich im leitbild Beach-tung findet, sondern muss im täglichen Umgang spürbar sein. Denn letztlich sind es die Mitarbeitenden, welche ide-en aufbringen, kontinuierlich an deren Umsetzung arbeiten, mit Kunden in Kontakt stehen und in Teams Höchst-leistungen erzielen.

erreichten Erfolge des erst abgeschlos-senen Projektes zu feiern. Warum nicht vermehrt den Dank und Anerkennung aussprechen? Dies könnte beispielsweise geschehen in Form von Blumen, einem Sommerfest, an dem die ganze Familie von der Geschäftsleitung verwöhnt und bekocht wird, einem Chef, den man bu-chen kann oder einem Wertschätzungs-ball, den man von Person zu Person wei-ter reicht.

Spass schenkenneben dem harten und intensiven Ar-beitsalltag sollte der Spass nicht verlo-ren gehen. Das ist wichtig für die Ge-sundheit und die Zusammenarbeit im Team. Warum nicht an Ostern ein fir-menweites «Eiertütschen» organisieren oder im heissen Sommer die Gelateria ins Büro bestellen? Manchmal hilft der Boxsack im Büro, angestauten Frust lustvoll zu entladen. Oder im Pausen-raum steht der «Töggelikasten» und ein-mal im Jahr findet das Turnier statt.

Körper und Geist – Hauptsache gesundDas Bewusstsein für die Gesundheit hat zugenommen. Auch hier kann der Arbeit-geber eine gute Voraussetzung schaffen. So bieten heute einige Firmen Hautkrebs-untersuchungen mit dem mobilen Unter-suchungswagen der Krebsliga Schweiz, Velos am Arbeitsplatz für den Gebrauch über Mittag, Massagen zur Entspannung, einen eigenen ruheraum oder Früchte zur Stärkung der Abwehrkräfte: An apple a day keeps the doctor away.

Das Eingehen auf solche Bedürfnisse bringt auch Vorteile für das Unter-nehmen:in gewissen Berufen sind qualifizierte Arbeitnehmer heute schwer zu finden (zum Beispiel ingenieure oder iT-Ent-wickler), in anderen ist es aufgrund der demographischen Entwicklung der Bevölkerung eine Frage der Zeit. Der Mangel kann teilweise durch den Einsatz älterer Mitarbeiter oder durch nicht auf Arbeit angewiesene Arbeit-nehmer (im Haushalt tätige Männer und Frauen, Teilzeitmitarbeiter) kom-pensiert werden. Diese werden jedoch nur dann eine Arbeit annehmen, wenn sie dabei Erfüllung und Wertschätzung erhalten.

Der Kampf um Talente: Ein Satz in al-ler Munde. Und dieser Kampf findet tat-sächlich statt. Unternehmen müssen sich differenzieren, um Talente anziehen zu können. Dies tun sie durch Mitarbeiter, die sie durch spannende Aufgaben, durch eine Palette verschiedener Entwicklungsmög-lichkeiten aber auch durch gelebte Werte wie die Wertschätzung und Dankbarkeit gegenüber anderen Menschen zu motivie-ren wissen.

Durch den fliessenden Übergang und teilweiser Verschmelzung von Arbeit und Freizeit wird dem Aspekt Spass und Anerkennung viel mehr Be-achtung geschenkt. Warum soll sich je-mand 14 Stunden am Tag für eine Fir-ma oder Arbeit hingeben, wenn keine Wertschätzung vorhanden ist?

Der Wettbewerb hat sich intensiviert, die Anforderungen an Mitarbeiter haben

zum AutorChristoph Küffer ist Gründer und Geschäftsführer der peopleWORKS GmbH, einem auf Personalaufga-ben spezialisierten Unternehmen in Rapperswil-Jona. Nach dem Studium der Betriebswirtschaft an der Univer-sität Zürich war er während 15 Jahren in leitenden Positionen im Personal-management im In- und Ausland tätig bevor er im Jahre 2008 seine eigene Firma gründete. peopleWORKS berät und begleitet Firmen im Aufbau und Professionalisierung der Personalfunk-tion.www.peopleworks.ch

verlosungBlickpunkt verlost zwei Exemplare dieses Buchs. Zur Teilnahme an der Verlosung genügt ein E-Mail mit Ihren Koordinaten an die Adresse: [email protected]. Der Rechtsweg ist wie immer ausge-schlossen, Ihre Daten werden nach der Auslosung gelöscht, es wird keine Kor-respondenz zum Wettbewerb geführt.www.betterboss.ch

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PUBlirePortage

Fast auf den Tag genau zwei Jahre nach Fukushima findet die 2. Schweizer Minergie Expo statt. Grund genug, den Gebäudesektor unter die Lupe zu neh-

men. Vom 7. bis 10. März 2013 zeigen 250 Aussteller in der Messe Luzern das Neuste in der energetischen Modernisierung von Gebäuden.

Das neue Minergie-Modul «Raum-komfort» wurde von der Gebäude Netzwerk Initiative GNI entwickelt, welche sich dafür engagiert, dass Behörden und Hauseigentümer das Potenzial der Gebäudeautomation er-kennen und nutzen. Es werden zertifi-zierte Systeme präsentiert, welche die Heizung, Lüftung und Beleuchtung so miteinander vernetzen, dass sie die Raumtemperatur regeln.

An der Sonderschau Erneuerba-re Energien der Fachverbände Geo-termie.ch, Holzenergie Schweiz und Swissolar wird dem interessierten Fachpublikum wie auch Bauherren eine umfassende Beratung über die einheimischen und CO2-neutralen Energieträger Erdwärme, Holz und Sonne geboten.

Nebst der 3. MINERGIE-Fach-tagung zum Thema «Die Ge-bäudemodernisierung als Er-

folgsfaktor der Energiewende», dem Minergie-Kompetenzzentrum, der Preisverleihung des Minergie-Traum-haus-Wettbewerbes sowie Begleitver-anstaltungen, die dem Fachpublikum als Erfahrungsaustausch und Wis-senstransfer dienen, wirken weitere Verbände mit Sonderbereichen und Anlässen mit. So stellt die Gebäude Netzwerk Initiative (GNI) das neue Minergie-Modul Raumkomfort vor und zeigt, wie wichtig die Gebäudeau-tomation für eine verbesserte Ener-gieeffizienz ist. Gebäudehülle Schweiz bietet eine professionelle Beratung rund um die Gebäudehülle und der Lehm Fachverband Schweiz informiert

über das aktuelle Bauen mit Lehm. Die drei Fachver-bände Geother-mie.ch, Holzener-gie Schweiz und Swissolar treten gemeinsam an der Sonderschau « E r n e u e r b a r e Energien» auf. Die Hochschule Lu-zern (HSLU) und

die Energiefachstellen Zentralschweiz (EnFK) thematisieren an ihrem Stand die Forschung, Zertifizierung und Bil-dung. Und erstmals bieten Oekowatt-Energieberater an der Minergie Expo geführte Innovationstouren an.

Im MINERGIE-Kompetenzzentrum erfahren Baufachleute und interes-sierte Bauherren vor Ort, wie sie ihr Projekt am besten anpacken. Und sie lernen eValo kennen, ein praktisches und kostenloses Analyse-Tool für Mo-dernisierungsprojekte.

Die Regionalkonferenz Zent-ralschweiz (EnFK) berät in Energiefra-gen und überbringt gemeinsam mit dem Departement Technik & Architek-tur der Hochschule Luzern (HSLU) klare Botschaften zum Thema «Bauen für die Zukunft: Energieeffizienz und Gebäude».

Beim Messebesuch werden entscheidende Erkenntnisse gewonnen und am Rad der Energiewende vorwärts gedreht!

ENERGIEWENDE AM BEISPIEl GEBäuDE

2. MI N ERGI E ExPO

Minergie Expo 2. Schweizer Minergie-Messe mit Fachver-anstaltungenDatum: 7. – 10. März 2013Ort: Messe LuzernÖffnungszeiten: Do bis So 10-17 UhrEintritt: CHF 12.-, Kinder und Jugendliche gratis

www.minergie-expo.ch

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Verwaltungsrat: Mitglieder sind mehr gefordert als früher

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Autor: Christian Schaffenberger

Heute sollte das Gremium auch über ein ausgewiesenes netz-werk, branchenübergreifende

Expertise, vertieftes Finanzwissen und weitere Spezialkenntnisse etwa in Ver-gütungsfragen verfügen. Welche Kom-petenzen sind nötig und wie können sie in KMU von einem überschaubaren Verwaltungsrat sinnvoll abgedeckt wer-den?

KMU bilden mit 99,7 Prozent aller hiesigen marktwirtschaftlichen Gesell-schaften das rückgrat der Schweizer Wirtschaft. Die Geschäftsleitungen vieler KMU sind klein. Umso wichti-ger für die Sicherung des langfristigen Unternehmenserfolgs ist damit die rolle des Verwaltungsrats als strategi-sche leitstelle. Er soll die Funktion des Sparringspartners der Geschäftsleitung optimal umsetzen, indem er als kollek-tives Gremium eine komplementäre Mischung der erforderlichen Kompe-tenzen vereint. Der Verwaltungsrat soll als gut funktionierendes Team die rele-vanten Fragen und Probleme detailliert betrachten und die Verantwortung für die Unternehmung in der Ausübung seiner Pflichten mittragen.

Konkret hat der Verwaltungsrat zwei Funktionen, eine als gestaltende Kraft, eine als Prüf- und Kontrollstelle. Ein moderner Verwaltungsrat unterstützt die Geschäftsleitung, bringt die im Kol-lektiv entwickelten Gedanken in die Entwicklung der Strategie ein, schaut

in der Funktion eines Frühwarnsystems mit Blick auf die Weiterentwicklung des Unternehmens voraus. Die Anfor-derungen an einen modernen Verwal-tungsrat steigen zunehmend. immer mehr Kenntnisse zu Markt, Produkten, Finanzen und Wirtschaft werden vor-ausgesetzt.

Verwaltungsräte sind verschiedenen internen wie auch externen Anspruchs-gruppen verpflichtet. Dabei müssen sie in ihrer Funktion als Gremiums-mitglied stets das Kollektiv im Sinne der Unternehmung vertreten. Für jede Unternehmung stellen sich dabei vor-weg die folgenden wegweisenden Fra-gen: Welcher Verwaltungsrat kann wo respektive wie viel beitragen? Über welche Branchenkenntnisse verfügt sie oder er? Übernimmt er innerhalb des Gremiums eher eine kritische oder überwachende rolle? Kann sie sich ins Team integrieren? Welche Kompeten-zen sind für das Unternehmen proprie-tär? Welches sind die kurz-, mittel- und langfristigen Zielsetzungen des Unter-nehmens?

RahmenbedingungenDie Aufgaben des Verwaltungsrats sind im Gesetz klar umrissen. in Art. 716a Or sind die «unübertragbaren und unentziehbaren Aufgaben des Verwal-tungsrates» vorgegeben, die im Falle von KMU dann gelten, wenn es sich um eine Aktiengesellschaft handelt. Es han-delt sich dabei um die Aufgaben, die ein

Verwaltungsrat wahrnehmen muss und nicht an andere Personen delegieren darf (siehe Kasten).

Obwohl die Geschäftsleitung nicht zwingend delegiert werden muss, ist dieses Vorgehen grundsätzlich die regel und muss so in den Statuten festgehal-ten werden. Alle Mitglieder des Verwal-tungsrates sind überdies verpflichtet, die Sorgfalts- und Treuepflichten einzuhal-ten. Entschuldigungen wie Stress, Un-

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ErFOlGSGrUnDlAGEn FÜr DEn VErWAlTUnGSrAT

KOMPlEMEnTärE KOMPETEnZEn

Die Anforderungen an VR-Mitglieder haben sich über die letzten Jahre verändert. Früher waren Erfahrung und Branchenkenntnisse

die wichtigsten Kompetenzen.

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Unübertragbare Pflichten des ver-waltungsrats (Art. 716 OR)1. Oberleitung der Gesellschaft und die Erteilung der nötigen Weisungen2. Festlegung der Organisation der Ge- sellschaft3. Ausgestaltung des Rechnungs- wesens, der Finanzkontrolle sowie der Finanzplanung, sofern diese für die Führung der Gesellschaft not- wendig ist4. Ernennung und Abberufung der Ge- schäftsleitung und der Vertretungs- berechtigten5. Oberaufsicht über die Geschäftslei- tung, namentlich im Hinblick auf die Befolgung der Gesetze, Statuten, Re- glemente und Weisungen6. Erstellung des Geschäftsberichts so wie die Vorbereitung der Generalver- sammlung und die Ausführung ihrer Beschlüsse7. Benachrichtigung des Richters bei Überschuldung bzw. Zahlungsunfä- higkeit

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achtsamkeit oder Unwissen-heit sind nicht zulässig. Die Verantwortung muss der Verwaltungsrat als Gesamt-gremium tragen. So werden Verantwortlichkeitsklagen heutzutage durchaus vorge-bracht. Personen, die also nicht genügend Zeit aufbrin-gen können oder denen es an Fachkenntnissen mangelt, sollten von einem Verwal-tungsratsmandat absehen. Eine Bilanz lesen zu können ist daher ebenso Grund-voraussetzung wie sich über das Geschehen auf den relevanten Märkten zu in-formieren.

Das Gesetz nimmt Ver-waltungsräte auch in die Pflicht, wenn etwas schief läuft. Etwas nicht gewusst zu haben, ist in dem Fall eine schlechte Ausrede – und verschont nicht vor Strafe. Viel-mehr sind Verwaltungsräte verpflichtet, im rahmen ihrer Möglichkeiten und mit vernünftigem Aufwand nachfor-schungen anzustellen, wenn Verdachts-momente bestehen, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Das gilt besonders dann, wenn die von der Ge-schäftsleitung aufbereiteten informatio-nen eher dürftig sind. Gesucht sind also kompetente Persönlichkeiten, die die

fachlichen Anforderungen erfüllen und ins Kollektiv passen.

Vertiefte Fachkompetenzen und MarktkenntnisseAn erster Stelle steht die Fachkompe-tenz eines Verwaltungsrats, welche auf verschiedenen Ebenen zum Tragen kommt. Einerseits muss ein Grundver-ständnis für die Kenngrössen und Pro-zesse im Finanz- und rechnungswesen

vorhanden sein. Anderer-seits sollten die einzelnen Mitglieder mindestens in einem Teilgebiet der Un-ternehmenstätigkeit spe-zifische Fachkompetenz mitbringen. Diese kann sich auf einen Bereich der Wertschöpfungskette wie Forschung und Entwick-lung, Produktion oder Vermarktung beziehen. Auch besondere Kennt-nisse der Branche, in der das Unternehmen tätig ist, sind wichtig. Zudem ist eine angemessene Aus- bzw. Weiterbildung der

Mitglieder unabdingbar. Der Verwal-tungsrat muss im Gremium profunde Kenntnisse über die relevanten Märk-te, in denen sich das Unternehmen bewegt, oder strategisch entwickeln möchte, aufweisen können. Die indi-viduellen Fachkompetenzen zu ein-zelnen Produktionsschritten oder den vielschichtigen Forschungsphasen sind kaum von nutzen, wenn die essentiel-len Kenntnisse über die für die Unter-nehmung massgebenden Märkte fehlen. Zusätzlich können softe Faktoren wie Kenntnis regionaler Umgangsformen und Erfahrung in Verhandlungen mit Stakeholdern aus anderen Kulturen, wesentlich zum Erfolg einer Marktstra-tegie beitragen.

Ausschlaggebend ist demnach schliesslich auch die fachliche Kompe-tenz des gesamten Verwaltungsrats. ne-ben den im Kollektiv sozusagen konso-lidierten Kompetenzen zu Branche und Markt sollten im Verwaltungsrat idealer-weise auch die zentralen Kompetenzen auf Geschäftsleitungsebene abgebildet sein, so dass die Bereichsleiter auf einen Coach zurückgreifen können. Hier wird die rolle des Verwaltungsrats als Spar-ringspartner deutlich, in welcher er die Geschäftsleitung, die von den Aufgaben

Diversity – Frauen im verwaltungsratNicht zuletzt aufgrund des aktuellen politischen Drucks wird in vielen Verwaltungs-räten derzeit die Frage nach dem Anteil an Frauen gestellt. In der Schweiz sind Frauen in den Verwaltungsräten stark untervertreten, allerdings mit leicht steigendem Anteil. Dies obwohl zahlreiche Studien nahelegen, dass Frauen im Verwaltungsrat Mehrwert schaffen. Jüngst hat eine Studie des Credit Suisse Research Institute von 2012 das The-ma untersucht. Sie kommt zum Schluss, dass sich in den vergangenen sechs Jahren der Aktienkurs von Unternehmen mit mindestens einer Frau im Verwaltungsrat bes-ser entwickelt hat als der Kurs anderer Firmen. Die Studie nennt sieben Hauptgründe für die bessere Performance von Unternehmen mit Frauen in Verwaltungsräten:

1) Signal eines erfolgreichen Unternehmens2) Leistungssteigerung aller Mitglieder des Verwaltungsrats3) Besserer Mix von Führungsqualitäten4) Zugang zu grösserem Talentpool5) Besseres Verständnis der Konsumenten6) Verbesserte Corporate Governance7) Tiefere Verschuldung Quelle: «Gender diversity and corporate performance», Credit Suisse Research Institute (08/2012).

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Diversity: Vielfalt im Veraltungsrat ist erstrebenswert

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des Tagesgeschäfts absorbiert ist, strate-gisch führt und eine nachhaltige stabile und positive Entwicklung mitträgt.

Kompetenzen für die UnternehmenskulturSo wichtig diese Kompetenzen sind, so wichtig sind zwei Merkmale, die damit nur wenig zu tun haben: Unabhän-gigkeit und loyalität. Wirtschaftliche Unabhängigkeit ist Voraussetzung, die Geschäftstätigkeit auch kritisch hinter-fragen zu können. Dieser Aspekt wird gerne diskret verschwiegen, denn nie-mand wirft einem aktuellen oder poten-tiellen Verwaltungsrat leichtfertig vor, dass sie oder er die Geschäftsleitung vielleicht nur daher mit Samthandschu-hen anfasse, weil dies das finanzielle Eigeninteresse eben nahelege. in ein ähnliches Kapitel gehört die generelle Distanz sowohl zum Unternehmen als auch zu den Schlüsselpersonen. Die Auswahl von geeigneten Personen soll vor diesem Gesichtspunkt auch davon

abhängen, ob und wie diese ihre Glaub-würdigkeit und loyalität in der Ver-gangenheit unter Beweis gestellt haben.

Aus gutem Grund wird bei Famili-enunternehmen vielfach von diesem Schema abgewichen – wenn zum Bei-spiel verschiedene Aktionärsstämme über einen Sitz im Verwaltungsrat ihre Ansprüche geltend machen. Umso wichtiger ist es in solchen Fällen, dass zusätzlich einzelne unabhängige Ver-waltungsräte ernannt werden, allenfalls sogar als Präsident des Gremiums.

So oder so muss ein langfristiges Be-kenntnis gegenüber dem Unternehmen erkennbar sein, was ein interesse am Unternehmen respektive der Branche voraussetzt.

Kompetenzenmix zum Vorteil allerMit Blick auf die verschiedenen Anforde-rungen an Verwaltungsratsmitglieder zeigt sich in der Praxis vor allem die Mischung der Kompetenzen als Erfolgsfaktor. im idealfall bündelt der Verwaltungsrat als

kollektives Gremium die individuellen Kompetenzen ausgerichtet auf die defi-nierte Unternehmensstrategie so, dass das Unternehmen seine langfristigen operati-ven Ziele reibungslos verfolgen kann und bei Unklarheiten stets ein kompetentes Expertenteam hinter sich weiss. Ein ide-aler Verwaltungsrat fokussiert demnach optimalerweise auf die Kontrolle der Ein-haltung der Corporate Governance, die Strategieentwicklung – ohne operativ Ein-fluss zu nehmen – und unterstützt die Ge-schäftsleitung in der Unternehmensfüh-rung. Ausserdem fördert er eine gesunde Unternehmenskultur.

zum AutorChristian Schaffenberger ist Global Head Board & Executive, Director Board & Executive Mercuri Urval International sowie Mitglied der Ge-schäftsleitung Mercuri Urval Schweiz. www.mercuriurval.com

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exPertenWiSSen

ZiElE VErEinBArEn UnD ErrEiCHEn

SMArT

Das Vereinbaren von Zielen ist wichtig – insbesondere wenn Mitarbeiter eigenständig und -verantwortlich arbeiten sollen.

Beim Führen mit Zielen müssen Führungskräfte jedoch gewisse «Regeln» beachten.

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Zielvereinbarung: Führungskraft muss überzeugt und überzeugend auftreten

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Autor: Alexander Pifczyk

nur wenige Managementthe-men sind so gut erforscht wie der Zusammenhang zwischen

Zielen und der leistung von Mitarbei-tern. Und die SMArT-Formel? Sie ge-hört zum Standardrepertoire von Füh-rungskräften. Sie wissen: Ziele sollten• Spezifisch• Messbar• Akzeptiert• Realistischund• Terminiertsein. Denn das Vereinbaren von Jah-reszielen und das Besprechen der Zwi-schenergebnisse sind heute Standard im Führungsalltag.

Doch werden die Erkenntnisse der Forschung im unternehmerischen All-tag genutzt? ist dem Management be-kannt, unter welchen Voraussetzungen sich Ziele positiv auf die leistung aus-wirken? Mangelndes Wissen um die Wirkung von Zielen führt schnell zu einem technischen Umgang mit ihnen und gefährdet den Erfolg.

Wichtige VoraussetzungenDamit ein Ziel seine steuernde Wir-kung entfaltet, muss der Mitarbeiter sich das Ziel entweder selbst gesetzt ha-ben oder dieses für sich als wichtig ak-zeptieren. Meist erachten Vorgesetzte schon ein Kopfnicken oder Ausbleiben von Kritik als Zustimmung des Mitar-beiters. Zweifel sind jedoch angebracht, ob er sich dann wirklich an die Zielvor-gabe gebunden fühlt. Oft lassen sich Führungskräfte in Zielvereinbarungs-gesprächen auch mit Phrasen abspeisen wie «ich mache das künftig besser». Oder: «ich gehe aktiver auf Kunden zu.» Der Mitarbeiter erklärt also eine Absicht. Mehr nicht!

Ziele entfalten erst dann eine leis-tungsfördernde Wirkung, wenn die Mit-arbeiter eine konkrete Vorstellung vom künftigen Handlungsergebnis hat. Füh-rungskräfte müssen also dafür sorgen, dass ihre Mitarbeiter• dasZiel(sprichangestrebteErgebnis)

vollständig akzeptieren und bildhaft vor Augen haben,

• Entscheidungen über den persönli-chen ressourceneinsatz mit Blick auf die Zielerreichung treffen,

• ihre Ausdauer und Anstrengung er-höhen, wenn dies nötig ist, und

• diejenigen Handlungen auswählen,die der Zielerreichung am Meisten dienen.

Aufgaben der FührungskraftFolgende initiativen können Vorge-setzte ergreifen, um den beschriebenen Prozess bei ihren Mitarbeitern in Gang zu setzen:• Die Hintergründe der Zielvorgaben

genau erläutern, damit sie verstanden werden und ein Mitdenken möglich wird.

• Vorgetragene Bedenken des Mitar-beiters ernst nehmen, denn sie zei-gen, dass er sich gedanklich mit der Zielvorgabe befasst und grundsätz-lich bereit ist, Zielvorgaben zu akzep-tieren.

• Den Mitarbeiter von der Wichtig-keit des Ziels überzeugen. Das setzt voraus, dass die Führungskraft selbst vom Ziel überzeugt ist und sich ex-zellent auf das Gespräch vorbereitet hat.

• Alles mit dem Mitarbeiter bespre-chen, was die Zielerreichung gefähr-den kann. Das erhöht die realisie-rungschancen und die Bindung des Mitarbeiters an das Ziel.

• Kreativität zulassen. Möglicherwei-se sieht der Mitarbeiter alternative Wege der Zielerreichung.

• Ruhig und gelassen bleiben. Romwurde auch nicht an einem Tag er-baut. Wenn der Mitarbeiter an der richtigkeit oder Erreichbarkeit des Ziels zweifelt, sollte die Führungs-kraft ihm Zeit zum nachdenken und die Chance auf ein zweites Gespräch geben.

Wichtig ist auch: Mitarbeiter verfolgen nur solange ein Ziel, wie sie sich an die-ses gebunden fühlen. Also ist eine re-gelmässige Kommunikation zwischen Führungskraft und Mitarbeiter nötig. Wenn Vorgesetzte nach einem Ziel-vereinbarungsgespräch das Thema als «erledigt» erachten, begehen sie einen Fehler. Ein nachfragen in informellen Gesprächen zwischen den vereinbarten reports signalisiert dem Mitarbeiter: An der Wichtigkeit des Ziels hat sich

nichts geändert, und er muss es weiter verfolgen.

Ziele und FeedbackFeedback kann wie ein Turbo wirken – wenn das Feedback zeitnah und sach-lich erfolgt, also der Mitarbeiter recht-zeitig informationen darüber erhält, ob er «auf Kurs liegt». Das ermöglicht es ihm, seine Anstrengung und Ausdauer oder die Ausrichtung seiner Handlun-gen gegebenenfalls dem angestrebten Ziel anzupassen.

Fehlendes Feedback oder eine rück-meldung zur falschen Zeit hingegen wirken eher leistungsmindernd. Das-selbe gilt für Bewertungen, die sich auf die Person des Mitarbeiters beziehen – positiv oder negativ. rückmeldungen wie «ich sehe nicht, dass Sie einen kon-struktiven Beitrag leisten…» führen dazu, dass der Mitarbeiter eine Vertei-digungshaltung einnimmt. ähnlich ist es umgekehrt. Der Hinweis «Sie sind grossartig…» löst häufig Selbstgefällig-keit aus und führt zu einem Sinken der leistung. Führungskräfte sollten also eher neutral fragen: «Was genau haben Sie erreicht?» Und: «Wie haben Sie das erreicht?»

Zielvereinbarungsgespräche sollen das Fundament für eine positive Ent-wicklung der leistung der Mitarbeiter legen. Das setzt Offenheit, Überzeu-gungskraft und eine gute Vorbereitung seitens der Führungskraft voraus. Und nach der Zielvereinbarung ist eine re-gelmässige Kommunikation über den Grad der Zielerreichung nötig. Zeigen Sie als Führungskraft ihren Mitarbei-tern, dass das vereinbarte Ziel weiter-hin gilt und eine konsequente Ziel-verfolgung wichtig ist. Und mit ihrem Feedback regen Sie ihre Mitarbeiter zum lernen und zur persönlichen Ent-wicklung an.

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zum AutorAlexander Pifczyk ist Diplompädago-ge. Er arbeitet als Trainer und Berater für den Geschäftsbereich Leadership Development der Unternehmensbera-tung Dr. Kraus & Partner in Bruchsal. www.krauspartner.de

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WEITER Auf WACHSTuMSKuRSMit Welchen theMen MüSSen Sich FührUngSKräFte iM rahMen der PerSonal-arBeit in ZUKUnFt aUSeinanderSetZen? WaS Sind die aKtUellen heraUSForde-rUngen Bei der geWinnUng, QUaliFiZierUng Und BindUng Von MitarBeiten-

den, Und Wie Können VerantWortliche Mit daMit UMgehen?

PERSONAl SWISS

Innovation – Bedingung für den unter-nehmenserfolg? Innovation führt zu Wandel und neuem Wissen. Doch bedeuten umgesetzte Innovationen gleich auch mehr Erfolg? Für viele Führungskräfte sind die beiden Begriffe nicht voneinander trennbar. Deshalb steht das Thema «Innovation» auf den Agenden vieler Führungsstäbe ganz oben auf der Prioritätenliste. Doch was muss eine Organisation mitbrin-gen, um erfolgreich Neuerungen umzu-setzen und als innovativ zu gelten? Mit dieser Frage beschäftigt sich Bettina

Einen Überblick über Entwicklun-gen und Trends in Sachen Perso-nalmanagement und Personal-

entwicklung erhalten die Besucher der Personal Swiss am 9. und 10. April 2013 in der Messe Zürich, die in bewährter Kombination mit der Swiss Professio-nal Learning und der Swiss eLearning Conference (SeLC) stattfindet.

Neben Ideen für die Personalbe-schaffung und -bindung dreht es sich auf dem Schweizer HR-Gipfel auch um technische Hilfestellungen und Software-Lösungen für Perso-

naler, Möglichkeiten der Weiterbil-dung, Mitarbeitermotivation und Führungsfragen. An den Ständen der Aussteller, in den Vortragsforen und bei den weiteren Programmpunkten finden Personalfachleute einen um-fangreichen Überblick zu Fragen der Personalarbeit sowie zahlreiche Mög-lichkeiten zum Austausch. Um der zunehmenden Internationalisierung der Arbeitswelt gerecht zu werden, stehen auf dem Programm der Pra-xisforen in diesem Jahr auch einige Vorträge in englischer Sprache.

Personal Swiss: neue ideen für die Personalbeschaffung

MeSSePartnerSchaFt

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BliCKPUnKT · 1 / 2013 5554 BliCKPUnKT · 1 / 2013

Vorträge in den Praxisfo-ren zum Informieren und Austauschen ein. Auf einer Aktionsfläche präsentieren Trainer Auszüge aus ihrem Seminarangebot und laden die Fachbesucher zum Aus-probieren ein.

Wer seine eigenen Er-fahrungen und Meinun-gen einbringen möchte und zugleich von denen der Kollegen profitieren möchte, den zieht es zu den Gesprächsrunden am MeetingPoint. Hier wer-den Probleme aus dem Be-rufsalltag in ungezwun-gener Runde diskutiert.

Ein hochaktuelles Thema, das gleich mehrere Personalfachleute und Füh-rungskräfte vorgeschlagen haben, war die Frage, wie Unternehmen ihre Mitarbeiter speziell in unsicheren Zeiten motivieren können. Diese Ge-sprächsrunde steht am Dienstag, den 9. April 2013, um 15.00 Uhr auf dem Programm des MeetingPoints.

Ein ergiebiges Messe-PaketPersonal Swiss, Swiss Professional Lear-ning und die SeLC bilden zusammen mit der Corporate Health Convention ein umfangreiches Gesamtpaket an Neuem für Manager und Personalfach-leute. Ein weiteres Highlight erwartet die Fachbesucher am 10. April 2013: An diesem Tag überschneiden sich die Ver-anstaltungen auch mit der Swiss Online Marketing, Schweizer Fachmesse für Digital Marketing. Ein Ticket berechtigt zum Besuch aller Fachmessen. Separa-te Anmeldung ist jedoch für die Swiss eLearning Conference nötig.

Weitere Informationen sowie die Möglichkeit, sich vorab online zu re-gistrieren, sind unter www.personal-swiss.ch zu finden.

von Stamm in ihrem Keyno-te-Vortrag am 9. April. Seit über 20 Jahren beschäftigt sich die Innovationsexper-tin damit, wie Innovationen entstehen und was sie be-günstigt. Diese Einsichten möchte sie in ihrem Referat mit den Fachbesuchern der Personal Swiss teilen.

Gesund und motiviert im Einsatz für die OrganisationMitarbeiter, die gesund sind und sich an ihrem Arbeits-platz wohlfühlen, tragen einen wichtigen Teil zum Unternehmenserfolg bei. Mit Blick auf den demogra-fischen Wandel und die damit zusam-menhängende immer älter werdende Belegschaft sowie auf der anderen Sei-te den zunehmenden Leistungsdruck, der auf den Schultern der Mitarbeiten-den lastet, sind Gesundheit und Moti-vation der Belegschaft jedoch starker Gefährdung ausgesetzt. Unternehmen stehen immer mehr in der Verantwor-tung, sich aktiv dafür einzusetzen, dass die Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter erhalten bleibt. Die Themen Burnout, Resilienz, Stressbewältigung und -prä-vention sind aus diesem Grund auch stark in den Vortragsforen der Fachmes-se für Personalmanagement vertreten. «Psychische Belastungen und demogra-fischer Wandel als Herausforderungen eines modernen Human Resources Risk Management» lautet zum Beispiel der Vortragstitel der Kessler Consulting AG, und das Blaue Kreuz Zürich thematisiert das Thema Alkohol am Arbeitsplatz.

Wer sich noch intensiver mit dem Thema «Gesunde Arbeitsplätze» be-schäftigen möchte, findet auf der parallel stattfindenden Corporate Health Convention weitere Anregun-gen, die auf Umsetzung im eigenen Betrieb warten. Die Europäische Fach-messe für betriebliche Gesundheits-förderung und Demografie macht zum ersten Mal in Zürich Station und bietet Lösungsansätze für die Themen Prävention, Ergonomie, be-triebliche Gesundheitsförderung so-

wie gesundem Altern im Betrieb. Die Eintrittskarte für Personal Swiss und Swiss Professional Learning berech-tigt auch zum Besuch der Gesund-heitsmesse.

Anerkennung der Mitarbeiter als ProduktivitätskatalysatorDie Wertschätzung der Arbeitnehmer hat ebenfalls grosse Auswirkungen darauf, wie sehr sie sich für ihren Ar-beitgeber einsetzen. «Doch in vielen Unternehmen setzt sich erst langsam das Bewusstsein durch, dass in einem globalen Wirtschaftsgeschehen die Mitarbeiter mit ihrem Know-how und ihrer Motivation das grösste Erfolgspo-tential für eine nachhaltige Entwick-lung darstellen», findet Prof. Dr. Thomas Schwartz, Priester und Hochschulpro-fessor für Angewandte Ethik. In seinem Keynote-Vortrag auf der Personal Swiss lässt er die Messebesucher an seinen wirtschaftsethischen Überlegungen teilhaben und erklärt, was Wertschät-zung bedeutet und wie Unternehmen durch die Anerkennung ihrer Mitarbei-ter nachhaltig mehr Wertschöpfung er-reichen können.

Aktiv werden auf der Aktionsfläche und am MeetingPointAuch aktives Mitwirken und das Teilen eigener Erlebnisse stehen im Fokus des Messe-Events. So laden nicht nur die Stände der Aussteller und die rund 100

Reger Austausch: eigene erlebnisse teilen

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nUtZFahrZeUge

innOVATiOnS-TrUCK

ergibt bis zu einem Kubikmeter mehr innenvolumen und 300 dm3 mehr Stauraum. Grössere radien der Kabi-nenecken haben keinen Einfluss auf die Aerodynamik. Die vergrösserte Fens-terfläche sowie die neuen rahmenlosen Spiegel erhöhen die rundumsicht und dadurch die Sicherheit erheblich. Den wohnlichen und hochwertigen innenraum haben die Designer nicht revolutioniert, sondern haben auf Be-währtem aufgebaut. So ist das Armatu-renbrett stark gegen den Fahrer geneigt, ist übersichtlich, ergonomisch und in-tuitiv zu bedienen. Dank des grossen Verstellbereichs von Sitz und lenkrad thront man äusserst entspannt und wie in einem Pw. Für erholsamen Schlaf sorgt die auf 81,5 cm verbreiterte liege.

Neues KommtAktuell bietet Volvo im FH eine gros-se Anzahl an Euro-5-Motoren an. Den 12,8-l-Sechszylinder gibt es in den leistungsstufen mit 309, 338, 368 und 397 kW (420, 460, 500, 540 PS), die maximalen Drehmomente reichen von

Autor: Beat Möschler

Der Zyklus eines lastwagen-modells dauert im Vergleich zu einem Personenwagen

eine Ewigkeit. im Falle des Volvo FH dauert dies mit ein paar zwischen-zeitlich erfolgten Überarbeitungen 19 Jahre. So ist es nicht verwunderlich, dass die Ansprüche und Erwartun-gen an den nachfolger sehr hoch sind. Der Anblick des komplett neu ent-wickelten FH mit seinem mächtigen Kühlergrill braucht noch ein wenig Angewöhnung, aber über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Ansonsten ist das Fahrerhaus, welches es in drei Dimensionen (Sleeper, Globe-trotter, Globetrotter Xl) gibt, sofort als Volvo erkennbar. Die unterschiedlichen Kabinen sind alle gleich lang (223 cm), jedoch variieren die Führerhäuser in der Höhe zwischen 171, 203 und 211 cm.

GrösserGegenüber dem Vorgänger sind beim neuen FH die A-Säulen und die Front-scheibe weniger stark geneigt. Dies

2100 bis 2600 nm. Das zurzeit ein-zig verfügbare Euro-6-Aggregat bietet ebenfalls aus 12,8 l Hubraum 460 PS und 2300 nm. Die tiefen Emissions-werte erreicht Volvo dabei mit einem Abgasrückführungssystem (AGr) und einem SCr-Katalysator sowie AdBlue. im FH 16 arbeitet weiterhin der bewähr-te 16,1-l-Motor. Dabei gibt es leistun-gen mit 397, 441, 515 und 551 kW (540, 600, 700 und 750 PS), das maximale Drehmoment beträgt bis zu 3550 nm. Alle 12,8- und 16,1-l-Motoren sind mit dem automatisierten 12-Gang-i-Shift-Getriebe gekoppelt. Ab Herbst 2013 steht erstmalig in einem schweren nutz-fahrzeug ein Doppelkupplungsgetriebe (i-Shift 2) zur Verfügung. Damit soll nicht nur der Fahrkomfort verbessert, sondern auch der Verbrauch merklich gesenkt werden.

I-Seeim Fahrbetrieb sind bezüglich Geräu-schentwicklung, Kraftentfaltung und Ansprechverhalten zwischen Euro 5 und Euro 6 keinerlei Unterschiede feststell-

Mit dem neuen Fh macht Volvo einen Quantensprung bezüglich handling, Komfort, Sicherheit und effizient.

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Die Modelle fH (links) und fH 16 un-terscheiden sich optisch an der front. Schlanke Spiegel sorgen für Durch-blick, die steile frontschreibe für mehr Raum.

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bar. Auch punkto Verbrauch dürften in der Praxis keine nachteile beim sauberen Euro-6-Aggregat gegenüber dem Euro-5-Motor ins Gewicht fallen.neu kommt der Autopilot i-See zum Einsatz. Das System koordiniert Gangschaltungen, Gas und Bremse bei Steigungen und im Gefälle und beansprucht hierfür Daten aus dem GPS. So werden Strecken auf-gezeichnet und beim erneuten Befahren bezüglich Kraftstoffverbrauch optimiert. Zum Beispiel beschleunigt dadurch das Fahrzeug rechtzeitig vor einer Steigung und verringert die Anzahl notwendiger Gangwechsel. «i-See imitiert und au-tomatisiert in hügeliger landschaft die Fahrtechniken der allerbesten Fahrer. Das ist ein Fahrstil, der kontinuierlich höchste Aufmerksamkeit erfordert und der vom Fahrer ein besonderes Geschick verlangt, den Steigungsverlauf der vo-rausliegenden Strecke abzuschätzen. Wenn i-See dies übernimmt, ist ein ent-spannteres Fahren möglich, und der Fah-rer kann sich gänzlich auf andere Aspek-te des Fahrens konzentrieren», erklärt Anders Eriksson (Entwicklungsleiter von i-See). Durch i-See allein lässt sich bis zu 5 % Diesel einsparen.

Vorbild PWBei der Entwicklung des neuen FH stan-den das Handling und die Fahreigen-schaften im Vordergrund. Die Optimie-

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rung der Federung vorne und hinten, die verbesserte Wankstabilität und Fahrer-hausaufhängung tragen dazu bei, dass der Volvo ein knackiges Fahrverhalten hat. Ein novum stellt die optionale Einzelrad-aufhängung an der Vorderachse dar. Es ist erstaunlich, wie präzise und kontrolliert der FH – selbst mit voller Zuladung – in

Kombination mit der direkten Zahnstan-genlenkung gefahren werden kann – fast schon zu entspannt. Denn schnell geht vergessen, dass man mit einem mächti-gen Gefährt und bis zu 60 Tonnen un-terwegs ist.Obschon die Stahlstruktur des Fahrerhauses widerstandsfähiger und sicherer ist als jede Volvo-Kabine zuvor, helfen auch Assistenzsysteme, Unfälle zu verhindern. Spurhalte- und Spurwechse-

lassistent sind ebenso verfügbar wie Ab-standstempomat und Fahrerwarnsystem.Beim Thema Wartung geht Volvo eben-falls den modernen Weg. Es können nicht nur Daten online gelesen werden, son-dern es lassen sich über Fernverbindun-gen auch Parameter einstellen und Up-dates aufspielen, ohne dass das Fahrzeug in die Werkstatt muss. Es lassen sich aber auch per Ferndiagnose Werkstattaufent-halte vorbereiten und damit die Standzei-ten verkürzen.Volvo bietet mit der neuen FH-Modellreihe einen höchst modernen, komplexen und effizienten Fernverkehrs-lastwagen an. Mit dem technisch aufwen-digen Fahrwerk und den Assistenzsyste-men setzt Volvo sicherheitstechnisch ein Zeichen. Gespannt warten wir auf das im Herbst 2013 kommende Doppelkupp-lungsgetriebe. Damit dürften die Schwe-den die Messlatte erneut ein grosses Stück höher legen.

aufgeräumtes und stark geneigtes armaturenbrett.

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Ihre Meinung ist uns wichtig. Blickpunkt hat ein Jahr im neuen Gewand hinter sich: Teilen Sie uns mit, was Sie vom neuen Konzept halten – wir freuen uns auf Ihre Anregungen per E-Mail an [email protected] oder auf unserer facebook-Seite www.facebook.com/blickpunktkmu.

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SPrinTEr MiT SiEBEn GänGEn

reifen, einer verbesserten Servopumpe sowie Generatormanagement und bedarfs-geregelter Kraftstoffpumpe soll nochmals rund 0,5 l/100 km eingespart werden. Bei Testfahrten haben uns die raschen und kaum spürbaren Schaltvorgänge gefallen.

Autor: Beat Möschler

Statt wie bisher fünf, hat die neue Wandlerautomatik im Mercedes-Benz Sprinter nun sieben Stufen

und verbessert so primär die Effizienz des Kleintransporters. Das neue Getriebe ist ausschliesslich in Kombination mit den CDi-Motoren mit leistungen von 70 bis 140 kW verfügbar, der Aufpreis gegen-über dem Handschalter beträgt Fr. 2630.–. Sparsamer Dank den zwei zusätzlichen Gängen konnte die Spreizung des Auto-matikgetriebes von bisher 4,3 (5-Gang) auf 6,0 erhöht werden. Dabei ermöglicht ein kurzer erster Gang problemloses Anfahren in Steigungen, der lange siebte Gang senkt die Drehzahl bei hohen Geschwindigkeiten. Dies verringert ebenfalls den Geräuschpegel im innenraum auf ein angenehmes niveau. in Kombination mit einer optionalen länge-ren Hinterachse ist ein EU-Verbrauch von 7,0 l/100 km möglich. Eine weitere Ver-brauchsreduktion ist mit dem Blue-Effici-ency-Paket (Option) möglich. Dank Stopp-Start-System, rollwiderstandsoptimierten

Auf Wunsch lassen sich die Gangstufen per Wählhebel auch manuell schalten, nötig wird dies jedoch nur beim Bergabfahren, um die Bremswirkung des Motors zu erhö-hen. Der überarbeitete Sprinter ist ab sofort bestellbar.

Die sieben Gänge erhöhen die Wirtschatlichkeit im 3,5-t-Mercedes-Benz- Transporter

neu gibt es den Mercedes-Benz Sprinter mit 7-gang-auto-matik, was den Komfort erhöht und den Verbrauch senkt.

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in der Qualifikation galt es nebst fahrerischen Geschicklichkeits-übungen auch Aufgaben im Be-

reich ladungssicherung, Erste Hilfe und Technik zu überstehen. Gewertet wurden fünf der sechs Disziplinen. nyffeler kämpfte gut, erreichte in der Qualifikation den sechsten rang und sicherte sich den Einzug in den Vier-telfinal. nun waren es noch 18 Teilneh-mer, die um den Einzug in den Halbfi-nal kämpften. leider unterlief nyffeler schon früh ein Fahrfehler, für den er

einen Strafpunkt kassierte. Da seine Mitstreiter den Parcours fehlerfrei absol-vierten, war der Wettbe-werb für Ernst-Jan trotz guter Qualifikation bereits im Viertelfinal zu Ende. Gewonnen hat am Schluss der ire Gabriel Wade.

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YETD-WETTBEWErBFür die Schweiz stand nach einer intensiven ausscheidung beim dies-

jährigen Finale des Young european truck driver Yetd im schwedischen Södertälje ernst-Jan nyffeler am Start. dabei kämpfte der Schweizer teil-

nehmer gegen 23 weitere Finalisten aus ganz europa.

Ernst-Jan Nyffeler bei der Prü-fungsstation Nothelfer.

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den ganzen Prozess abwickeln müssen, bedeutet dies eine enor-me emotionale Belastung handelt.

Macht es für Betroffene einen Unterschied, ob die ehemalige Firma komplett geschlossen wird?Hollenstein: Auch in diesem Fall macht sich fast jeder Mensch vor allem Sorgen um sich selbst. Während das Gemeinschafts-gefühl anfangs noch hilfreich sein kann, kommt doch irgend-wann die Erkenntnis, dass die anderen Entlassenen zu Konkur-renten um eine neue Stelle werden können. Und schlussendlich muss jeder selbst mit der Situation fertig werden.Maurer: im Falle einer insolvenz, wenn das Unternehmen tat-sächlich geschlossen wird, fällt die Frage weg: Was habe ich falsch gemacht, weswegen wurde gerade ich entlassen? Alle an-deren sind gleich betroffen, das lindert die häufig auftretenden Selbstzweifel. Gerade wer im rahmen einer restrukturierung entlassen wird, fragt sich oft, ob seine leistung wirklich so un-genügend war, dass es in keinem Unternehmensteil mehr Ver-wendung für ihn gab.

Sie sagen, dass die Reaktionen auf eine Entlassung sehr in-dividuell ausfallen. Gibt es dennoch typische Punkte – oder Phasen, die jeder durchläuft?Maurer: Die Entwicklung läuft gewöhnlich von einem Schock-zustand über Unverständnis/Verneinung, Wut, Widerstand, Trauer zu Akzeptanz und Hoffnung – die es erlaubt, aus der Talsohle heraus und eine neue berufliche Zukunft zu schreiten. Diese Stufen finden wir bei fast allen Betroffenen, sie unter-scheiden sich jedoch in ihrer Dauer und der intensität. Dies hängt nicht zuletzt auch damit zusammen, welche Möglichkei-

Ab zehn Kündigungen spricht man von einer «Massenent-lassung», die beim Arbeitsamt gemeldet werden muss. Spielt dies in psychischer Hinsicht eine Rolle für Betroffene?Daniel Maurer: Die Erfahrung, die wir in unseren Kursen ma-chen, zeigt: Jeder reagiert anders auf den neuen Status, den wir lieber «Stellenlosigkeit» nennen, statt des gängigen, offiziellen Begriffes «Arbeitslosigkeit». Das hat nicht zuletzt auch damit zu tun, dass für jeden die Auswirkungen unterschiedlich schnell und unterschiedlich stark zu spüren sind. im ersten Moment mag es die Situation besser erträglich zu machen, wenn auch weitere Kollegen betroffen sind, da ein gewisses Solidaritätsge-fühl entsteht. Doch wenn man den ersten Schock weggesteckt hat, ist jeder sich selbst der nächste, das ist nur natürlich.

Massenkündigungen betreffen nicht nur diejenigen, die ent-lassen werden, sondern auch die Mitarbeiter, die weiter im Unternehmen bleiben. Auch diesen dürfte die Situation kei-ne grosse Freude bereiten...Daniel Hollenstein: Das hat mit unserer täglichen Arbeit we-niger zu tun – wir treffen eher diejenigen, die entlassen werden. Wer bleiben kann, wird im ersten Moment dankbar, um gleich-zeitig zu wissen, dass es beim nächsten Mal ihn treffen könnte. Man hat das bei den Banken gesehen: Die Entlassungen kamen in Wellen, langfristige Sicherheit gab es nicht. Übrigens vergisst man oft, dass auch die Person, die die Entlassungen ausspricht, sich in keiner angenehmen lage befindet. leute auf die Strasse stellen zu müssen ist eine undankbare Aufgabe. Maurer: Menschlich sind das extrem schwierige Momente. Wenn in einem Unternehmen Mitarbeitende aus der Personal-abteilung ihren Arbeitskollegen die Entlassung mitteilen und

iM geSPräch

MASSENENTLASSUNGEN UND IHRE KONSEQUENZEN

Eine Kündigung auszusprechen, ist selten ein Vergnügen. Müssen mehrere Mitarbeiter gleichzeitig das Unternehmen verlassen, wird die Situation

weiter erschwert. Ein Gespräch mit Daniel Hollenstein und Daniel Maurer vom Verein Kiebitz in Basel – über geforderte Personalabteilungen,

soziale Medien und das Füllen der grossen Leere. *

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Gefühl der Machtlosigkeit, vor allem wenn man weiss, dass die eigene Entlassung die letzte Konsequenz einer Management-Entscheidung darstellt, eine bestimmte Anzahl von Arbeits-plätzen abzubauen.

Sie bieten im Kiebitz Basel auch die Vorbereitung auf eine selbstständige Erwerbstätigkeit an. Sollte man sich darüber Gedanken machen, wenn man gerade die Stelle verloren hat? Oder ist es nicht viel besser, einen so entscheidenden Schritt vorzubereiten, wenn man in Lohn und Brot steht?Hollenstein: Es ist gefährlich, sich aus einer schwachen Posi-tion heraus für die Selbstständigkeit oder Firmengründung zu entscheiden. Einfacher gestaltet sich dies, wenn man aus der Stärke heraus handeln kann, sprich wenn bereits eine idee ent-wickelt wurde und vor allem auch die finanziellen Mittel vor-handen sind. Bereits Arbeitslosengelder zu beziehen und für die Selbstständigkeit womöglich noch etwas aus der Pensionskasse zu entnehmen, halte ich generell für keine gute idee. Wenn die Geschäftsidee dann nicht funktioniert, wird es tatsächlich exis-tenzbedrohend. Wir haben zwar verschiedene Angebote für

ten für eine Anschlusslösung unmittelbar vorhanden sind. Wer gut vernetzt und überzeugt ist, bald etwas neues zu haben, wird die Phasen schneller durchlaufen als jemand mit schwierigeren Aussichten.Hollenstein: Das persönliche Umfeld spielt eine ganz wesent-liche rolle, vor allem das familiäre: Wer in einer Partnerschaft mit zwei Einkommen lebt, kann sich viel leichter und entspann-ter Zeit für ein Timeout oder eine neuorientierung nehmen, die je nach Beruf unumgänglich sein kann. ist man hingegen alleiniger Ernährer der Familie, kommen viel schneller echte Existenzängste ins Spiel. Auf der gesellschaftspolitischen Ebene darf man die Frage stellen, ob nicht ein Umdenken nötig ist und in Zukunft Mann und Frau arbeiten sollten, um das risiko in solchen Situationen zu reduzieren und ein Teileinkommen sicherzustellen. Maurer: Die Situation, von der wir hier sprechen, bringt mit sich, dass der Betroffene nicht mehr agiert, sondern nur noch reagiert. Er sitzt nicht mehr am Steuerrad, die Entscheidung wurde für ihn getroffen, er wurde dem Arbeitsmarkt unfreiwil-lig zur Verfügung gestellt, könnte man sagen. Es entsteht ein

Daniel Hollenstein ...... studierte an der Universität Basel Volkswirtschaft und Unter-nehmensfinanzierung. Nach über 20 Jahren Privatwirtschaft wechselte er 2007 in eine grosse soziale Institution und über-nahm deren finanzielle Führung. Seit 1.8.2012 ist er Geschäfts-führer von Kiebitz. Ehrenamtlich ist er in der Heimkommission in einem grossen Baselbieter Alters- und Pflegeheim und als Finanzvorstand von GastroBaselland tätig.

iM geSPräch

Daniel Maurer ...... trat nach Abschluss seines Handelsdiploms in Basel in einen weltweit tätigen Handelsbetrieb im zollfreien Konsumgüterhandel ein. Nach Auslandsaufenthalten in Frankreich und Zypern kehrte er an den Konzernsitz zurück, wo er das Beschaffungsmarketing bis 1995 leitete. Nach einer beruflichen Neuorientierung in die Bereiche Coaching / Beratung / Kursleitung und Training war er für Kiebitz als freier Mitarbeiter tätig. Seit 2007 ist er bei Kiebitz angestellt.

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nen Sozialplan zu erstellen, wenn es nötig wird. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Mitarbeitende, die einen Sozialplan nützen, in den ersten Monaten den Fokus etwas verlieren. Mit ein wenig Weitblick erkennt man: Der Sozialplan ist ein Pflaster auf die Wunde, die echten Perspektiven muss man sich selbst erarbeiten.

Wie hilft man Betroffenen im eigenen persönlichen Umfeld?Hollenstein: Das hängt von der Persönlichkeit des Betroffe-nen ab. Manche müssen sich erst sammeln, müssen das Ge-schehene alleine verarbeiten, andere möchten darüber reden und brauchen jemanden, um sich auszutauschen. Wichtig ist, dass Betroffene ihr soziales netzwerk sofort aktivieren. nur so erhält man infos über neue Möglichkeiten oder kann von der Erfahrung von Freunden profitieren, die sich schon in ei-ner ähnlichen Situation befunden haben. Vor allem darf man sich von einem Betroffenen nicht zurückziehen, da er sonst mit recht grosser Wahrscheinlichkeit in ein loch fällt und das Gefühl hat, dass er gerade wegen der Arbeitslosigkeit an Be-deutung in seinem Umfeld verliert.

Sie bringen den Begriff «soziales Netz» ins Spiel – womit wir auch gleich bei den elektronischen sozialen Netzen sind. Welche Rolle spielen diese bei der Suche nach einer neuen Anstellung?Hollenstein: Wenn man in diesen netzen bereits präsent ist – und bei der Stellensuche sprechen wir wesentlich mehr von Xing und linkedin als von Facebook – dann kann es durchaus nütz-lich sein, hier die Stellensuche zum Thema zu machen. Denn hier hat man es im weitesten Sinne mit Freunden zu tun, die aus dem beruflichen Umfeld kommen und entsprechend tatsächlich weiterhelfen können. Aus meiner Sicht ist es empfehlenswert, Menschen ganz gezielt anzusprechen: «ich bin in einer berufli-chen neuorientierung und suche etwas in richtung ... Kennst Du jemanden den ich kontaktieren könnte?» Ob das online oder auf anderem Weg erfolgt, spielt dabei nicht die entscheidende rolle.Maurer: natürlich nutzen einige Menschen auch Facebook bei der Stellensuche – am Ende hängt das vom Profil und der Positi-onierung der neuen Stelle ab. Auf linkedin oder Xing sollte man mit der Formulierung vorsichtig sein, je nach Branche macht es sich nicht gut, ganz offen von «Stellenlosigkeit» zu sprechen. Oft werden dann Begriffe «Teilselbstständigkeit» oder «Projektma-nagement» verwendet. Das Outing kann eine delikate Sache sein, deswegen sollte man überlegt vorgehen, gerade beispielsweise in der Finanzbranche.

Existenzgründer, aber motivieren niemanden, sich selbststän-dig zu machen, wenn er gerade seine Arbeitsstelle verloren hat.Maurer: Unsere Zahlen zeigen, dass der Trend ohnehin rück-läufig ist: Wir haben bei Kiebitz seit einigen Jahren deutlich we-niger Klienten, die den Gang in die Selbstständigkeit suchen. Einerseits werden die damit verbundenen risiken heute realis-tischer eingeschätzt, andererseits sensibilisieren wir die Men-schen dafür, dass eine wirklich gute, durchdachte Geschäftsidee vorhanden sein muss, um eine Chance zu haben. Eine solche entsteht nicht einfach innerhalb von ein paar Monaten, schon alleine deswegen stellt dies für die wenigsten Stellenlosen eine Option dar. Wenn überhaupt, müsste die idee möglichst wenig bis keinen Kapitaleinsatz voraussetzen und stufenweise reali-sierbar sein.

Dennoch sei die Frage gestattet: Welche finanzielle Unter-stützung kann man in diesem Fall erhalten?Maurer: Wir sprechen dann von stufenweiser Selbstständigkeit, dies bedeutet, in einem Teilzeitpensum angestellt zu sein und in der übrigen Zeit am eigenen Projekt zu arbeiten. So kann ein gewisser finanzieller Grundbedarf abgesichert werden. ist man beim Arbeitsamt mit einem Pensum von 50 Prozent angemeldet und bezieht entsprechende Unterstützung, kann man selbstver-ständlich in den verbleibenden 50 Prozent eine selbstständige Tätigkeit aufbauen. Das Arbeitsamt kann diesen Aufbau auch gezielt im rahmen entsprechender Programme unterstützen, doch die Kriterien sind wesentlich strenger als noch vor eini-gen Jahren. Der Business-Plan und die Erfolgsaussichten wer-den heute wesentlich kritischer geprüft.

Gibt es typische Probleme, die im privaten Umfeld nach ei-ner Kündigung entstehen? In der Beziehung, in der Familie?Maurer: Ohne Zweifel ist das eine Belastung für die Beziehung, längst nicht nur in finanzieller Hinsicht. Es geht um andere Tagesstrukturen, möglicherweise auch um fehlende inhalte und Werte, die über das Berufsleben realisiert oder umgesetzt wurden. Wenn diese Belastung zu lange andauert, kann das im schlimmsten Fall auch zum Ende einer Beziehung führen. Solche Extremfälle sind natürlich die Ausnahme, auch hier gilt: Jeder Mensch reagiert anders auf die Situation.

Wie viel tatsächliche Sicherheit bietet ein Sozialplan?Maurer: Ein Sozialplan kann etwas Trügerisches haben, heu-te haben längst nicht mehr alle Unternehmen die Mittel, ei-

Es geht um plötzlich fehlende inhalte

und Werte

Vor allem darf man sich von einem Betroffenen

nicht zurückziehen

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weshalb man die Stelle verloren hat. Selbst wenn dies die Fol-ge einer insolvenz war, darf man sich fragen, ob man einen Anteil daran hatte, dass es überhaupt zu dieser kam.

Wie dramatisch ist es für den Lebenslauf, arbeitslos zu sein? Sicher bereitet auch das einigen Betroffenen Sor-gen...Maurer: Wir sind ganz klar dagegen, hier etwas zu schönen. Man sollte zu möglichen lücken im lebenslauf stehen. Hier hat sich in den letzten zehn Jahren viel verändert, Arbeitslosigkeit wird bei weitem nicht mehr so stark stigmatisiert. Es ist heute völlig normal, dass auch geplante Stellenwechsel nicht nahtlos ablaufen, sondern eine Übergangsfrist auftritt. Wenn ein Ka-dermitarbeiter eine neue Stelle sucht, sind vier bis acht Monate eine übliche Frist – niemand will einfach das erstbeste Angebot annehmen. Hollenstein: Entscheidend ist, was man während einer kur-zen Phase der Arbeitslosigkeit mit sich anfängt. Will man sich körperlich fit halten? Könnte man eine bereits länger ge-wünschte Weiterbildung beginnen? Unter diesem Gesichts-punkt kann man einen Unterbruch in einem Vorstellungsge-spräch sogar positiv präsentieren: Man hat an sich gearbeitet und neue Qualifikationen erworben. Auch etwas völlig Fach-fremdes kommt in Frage, beispielsweise eine kreative, künst-lerische Tätigkeit. Das Schlimmste ist, gar nichts zu tun.

Immerhin soll es im neuen Jahr eine Entspannung auf dem Arbeitsmarkt geben. Ausserdem werden einige Un-ternehmen im Jahr 2013 neue Jobs schaffen, davon geht man zumindest aus. Können Sie bereits eine Besserung erkennen?Maurer: rein von den Zahlen her spüren wir diesbezüglich noch nichts. Diese positiven Zwischentöne müssen sich im lauf des Jahres 2013 bestätigen. Ausserdem stellt sich die Fra-ge, welche Profile für diese neuen Stellen gesucht werden. Wenn es hier um sehr spezialisierte Anforderungen geht, kann eine solche Meldung für den grössten Teil der Stellensuchenden völ-lig bedeutungslos sein. Aktuell verzeichnen wir leicht steigende Zahlen bei den Stellensuchenden, die sich an uns wenden, und bisher zeichnet sich keine änderung ab. Hollenstein: Das kann ich unterschreiben. Wir freuen uns über jede neue Stelle, die angeboten wird, doch ich vermute, dass es weiter eine Durststrecke geben wird. immerhin darf man da-von ausgehen, dass die Situation sich nicht gross verschlechtern wird. Es wird weiterhin Unternehmen geben, die Stellen abbau-en müssen, aber auch solche, die neue schaffen.

Meine Herren, vielen Dank für dieses Gespräch.

*Aufgezeichnet von Tobias Wessels

Spricht ein solches Kaschieren nicht auch dafür, dass man selbst seine Situation nicht wirklich anerkennen möchte?Maurer: Das kann tatsächlich eine Art Selbstbetrug sein, aber auch eine nachvollziehbare und sinnvolle Taktik – man kann das sicher nicht pauschal festlegen. Wichtig ist, dass man in jedem Fall bereit ist, für sich selbst zu analysieren,

iM geSPräch

hollenstein und Maurer: Beratung für beide Seiten – Unternehmen und Mitarbeitende

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Elefanten vielleicht? Ja, puh, klar, klingt nicht einfach, aber ich will es gerne versu... schon ernte ich schallendes Gelächter. Offenbar denkt der gute Mann, das läge weit, weit ausserhalb meiner Mög-lichkeiten. Um mir eine faire Chance zu lassen, gibt er mir erst einmal eine Aufwärmübung: eine Glasröhrchen in der Flamme erhitzen und anschliessend in der Mitte eine kleine Wulst, eine Verdickung erzeugen. Das mag nach Kindergeburtstag klingen, doch meine ersten Versuche zeigen: So einfach läuft das nicht. Zu-erst geht jede Symmetrie flöten, dann läuft das Glas an, wegen zu viel oder zu wenig Hitze (keine Zeit, mich mit solchen Kleinigkei-ten aufzuhalten, meine motorischen Fähigkeiten gelangen an ihre Grenzen), ausserdem fühlen sich meine Hände so knapp neben der Flamme an wie im dritten Kreis der Hölle. «nicht aufhören zu drehen!» höre ich neben mir, ebenso so gnadenlos wie hilfreich. Und tatsächlich, am Ende bekomme ich eine Form zustande, die halbwegs den Vorgaben entspricht. Was mich qualifiziert, das zu versuchen, weshalb ich ursprünglich den Weg hierher angetreten habe: eine Glaskugel zu blasen.

Endlich einmal eine Aufgabe, die wirklich nicht so schwierig ausfällt wie erwartet. Man muss zwar gut kontrollieren, wie stark man in das Glasröhrchen bläst, es dabei ständig drehen, damit die Schwerkraft aus der Kugel keine Birne macht, und man muss einigermassen im Griff haben, wann das Glas zu hart wird, um es noch zu verändern. Es klappt, ich habe eine Kugel vor mir liegen, die mein lehrmeister noch mit einem Haken versieht. Meine ei-gene, selbstgemachte Christbaumkugel. Stolz erfüllt für mich, für den kurzen Moment, bis der Profi in seine Schublade greift und

mir einen Panther zeigt, den er aus dem gleichen röhrchen gefertigt hat, dem ich nicht einmal fehlerfrei eine kleine Wulst verpassen konnte. Ja, auch solche Kunst-werke spielen hier eine rolle, auch wenn das nicht das Kerngeschäft ist. So trete ich halb stolz, halb deprimiert den Weg in richtung Ausgang an, nur um zu merken, dass ich den entscheidenden Teil des Tages viel zu wenig gewürdigt habe. Wir laufen vorbei an einer Sanduhr, ähnlich der, de-ren Herstellung ich bereits beobachten dürfte. Was so ein Stück am Endverkaufs-punkt kostet? «Etwa 25 000 Dollar», verrät Patron Wiesli. Und ich habe mich mit Ele-fanten aufgehalten ...

Das Tages-Praktikum in einer Glasbläserei – ohne zu über-treiben freue ich mich darauf wie ein kleines Kind. Da ich nicht in der innerschweiz aufgewachsen bin, erlebte ich

nie einen Ausflug in die Glasi Hergiswil, die das ganze land als Synonym für die Produktion von Glas zu verstehen scheint. Doch es gibt in der Schweiz durchaus noch mehrere Adressen, an de-nen diesem Handwerk gewinnbringend nachgegangen wird. Mein Team schickt mich zu Glas Keller in Basel, einem Unternehmen mit bald hundertjähriger Geschichte, welches, so lerne ich schnell, vor allem Apparaturen für die Chemie herstellt. Unter anderem zeigt mir Geschäftsführer Bruno Wiesli Destillations-Vorrichtun-gen, die derart hochkomplex wirken, dass für mich feststeht: Diese Geräte müssen maschinell gefertigt werden. Wie falsch ich damit liege, stellt sich sofort heraus, als ich aus dem Showroom in rich-tung Produktion geführt werden – was für mich gleichbedeutend ist mit «vom Vergnügen zur Arbeit».

industrielle Produktionsanlagen sucht man hier vergeblich; eine ausschliesslich männliche Truppe stellt die unterschiedlichs-ten Produkte her, allesamt in braver Handarbeit. Es wird gedreht, geschliffen, geblasen und ... gefeuert, müsste man konsequenter-weise sagen. Denn Feuer, wie man sehr wohl erwarten durfte, ist allgegenwärtig in der Glasverarbeitung. Was zur Folge hat, dass der Titel «Schweissarbeit» heute mehr denn je zutrifft. Schon we-nige Augenblicke neben einem Mitarbeiter, der an einer Werk-bank ganz offenbar eine Sanduhr herstellt, genügen um mir den Schweiss auf die Stirn zu treiben. Wie er sich am Ende des Tages fühlen muss, will ich ehrlich gesagt gar nicht wissen – dummer-weise werde ich es aber wohl oder übel noch rausfinden.

Meine Besichtigung der verschiede-nen Arbeitsplätze gibt mir eine recht klare Vorstellung davon, wie mein Tag aussehen wird: heiss! immerhin zeichnet sich (aus-nahmsweise) kein verheerender Muskel-kater ab, insofern stelle ich innerlich auf «vorsichtige Entwarnung». Und werde an den Werkstattmeister übergeben, der mich mit der Frage empfängt, woran ich mich denn als erstes versuchen möchte. Einem

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Mitarbeiter des Monats: tobias Wessels in seinem

Praktikum bei glas Keller in Basel Foto

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