Contigo 3/2012: Das liebe Geld

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Das liebe Geld Nr.3 | 2012 Mitteilungen der evangelischen Werke für die Kirchgemeinden © mission 21 / Heiner Heine

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Die Kollekte gehört zum Gottesdienst wie das Spenden sammeln zu einem Hilfswerk. Beides schlägt eine Brücke: Die Kollekte verbindet die Diakonie mit dem Alltag. Eine Spende führt uns, denen es materiell gut geht, mit jenen Menschen zusammen, die Not leiden und täglich ums Überleben kämpfen. Die Texte im Dossier geben zum einen Einblick ins Fundraising der drei evangelischen Werke und zeigen deren Grundsätze fürs Spendensammeln auf. Zum anderen erhellen sie die theologische Bedeutung der Kollekte.

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Das liebe Geld

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S4 – 9 DOSSIER Geld zu sammeln ist ein urchristlicher

Brauch. Spenden und Kollekte ermöglichen, sich für eine gerechtere Welt einzusetzen.

S10 bROt füR allE – Ökumenische Kampagne 2013: Thema Landraub im Zentrum

S12 bROt füR allE – Addax in Sierra Leone

S13 bROt füR allE – Interview Elene Cedillo, Peru: Klimawandel ist überall

S14 HEKS – Humanitäre Hilfe bleibt nach wie vor dringend nötig

S15 HEKS – KiZa: Reformierte übernehmen soziale Verantwortung in Osteuropa

S17 HEKS – Vorschau Sammelkampagne

S18 MISSIOn 21 – mission 21 auf Kurs

S19 MISSIOn 21 – Mehr Vitamine für Peru: Ernährungssicherung im Cunas-Tal

S20 MISSIOn 21 – Fisch und Gemüse gegen Mangelernährung in der DR Kongo

S22 agEnDa unD MaRKtplatz

INHALT

contigoMitteilungen der evangelischenWerke für die KirchgemeindenHerausgegeben von Brot füralle, HEKS, mission 21 undden OeME-Fachstellen

Erscheint viermal jährlich im März, Juni, September und Dezember

ISSN 1660-3788

Brot für alleMonbijoustrasse 29, Postfach 5621, 3001 BernTel. 031 380 65 65, Fax 031 380 65 64Mail: [email protected], Web: www.brotfueralle.chSpendenkonto: 40-984-9

HEKS – Hilfswerk der Evangelischen Kirchen SchweizSeminarstrasse 28, Postfach, 8042 ZürichTel. 044 360 88 00, Fax 044 360 88 01Mail: [email protected], Web: www.heks.chSpendenkonto: 80-1115-1

mission 21 – evangelisches missionswerk baselMissionsstrasse 21, 4003 BaselTel. 061 260 21 20, Fax 061 260 21 22Mail: [email protected], Web: www.mission-21.orgSpendenkonto: 40-726233-3

OeME-Fachstellen der KantonalkirchenWeb: www.oeme.ch

RedaktionPeter Dettwiler (ped), OeMERichard Geer (rg), Anna Wegelin (aw), mission 21Christine Spirig (cs), HEKSUrs Walter (uw), Brot für alle

RedaktionsleitungUrs Walter Tel. 031 380 65 71Monbijoustrasse 29, Postfach 5621, 3001 BernMail: [email protected]

Adressänderungen und AbonnementsverwaltungAdministration Brot für alle Monbijoustrasse 29, Postfach 5621, 3001 BernMail: [email protected] Tel. 031 380 65 65Fax 031 380 65 64

Layoutgrafik.trieb, 2560 Biel

Druckrubmedia, 3001 Bern

Titelbild: Kleine Spenden türmen sich zu Summen, die Hilfe ermöglichen. Das gilt im Süden – im Bild Frauen der Presbyterian Church in Cameroon (PCC) in Douala, Kamerun – wie bei uns.

Rückseite: Jetzt wachsen auf über 3000 Meter über Meer Tomaten, freut sich das Mädchen im Cuna-Tal in Peru über den sicht- und essbaren Erfolg eines Hilfsprojektes.

Die Kollekte gehört zum Gottesdienst wie das Spenden sammeln zu einem Hilfswerk. Beides schlägt eine Brücke: Die Kollekte verbindet die Diakonie mit dem Alltag. Eine Spende führt uns, denen es materiell gut geht, mit jenen Men-schen zusammen, die Not leiden und täglich ums Überleben kämpfen. Die Texte im Dossier geben zum einen Einblick ins Fundraising der drei evangelischen Werke und zeigen deren Grundsätze fürs Spendensammeln auf. Zum anderen erhel-len sie die theologische Bedeutung der Kollekte. uw

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Was den Werken Sorge bereitet, ist die tatsache,

dass der Konkurrenzdruck auf dem «Spenden-

markt» zunimmt und sie sich zum teil mit aggres-

siven und aufwändigen Spendenaktionen konfron-

tiert sehen. unseren Werken hilft jedoch, dass

die vielen freiwilligen in den Kirchgemeinden mit

ihrem grossen Engagement bei Sammlungen und

aktionen einen verlässlichen Rückhalt bilden und

mithelfen, den aufwand für die Mittelbeschaffung

tief zu halten. Dieses Engagement verdient ein

herzliches «Dankeschön»!

Der Chor der Moravian Church aus tansania, der im

frühsommer in Schweizer Kirchgemeinden mit sei-

nen liedern viele Menschen begeistert und bewegt

hat, war so etwas wie ein Dank aus dem Süden

– und eine konkrete Erfahrung, dass alle etwas zu

geben und zu empfangen haben.

liebe leserinnen,

liebe leser

Das Dossier dieser aus-

gabe von «contigo» wid-

met sich dem thema

«geld», genauer der Mit-

telbeschaffung der Werke

oder dem fundraising wie

der englische fachbegriff

lautet. Dass jeder Rap-

pen bzw. Denar zählt,

wusste schon der apos-

tel paulus (vgl. Seite 4).

auch Jesus weist auf den Wert der kleinen gabe

hin – am beispiel der armen Witwe. Es finden sich

in den Evangelien übrigens mehr Worte von Je-

sus über das geld als über das gebet. Das thema

«geld» ist also keine leidige, sondern eine wichtige

Sache, auch in der Kirche.

EDITORIAL

Der Wert der kleinen GabenPeter Dettwiler, OeME-Beauftragter der Zürcher Landeskirche

Die Leiterinnen und Leiter der drei Werke Brot für alle, HEKS und mission 21 sowie der OeME-Fachstellen wechseln sich beim Schreiben des Editorials ab.

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Der Eifer beeindruckt noch immer, mit dem der

Apostel Paulus in seinen Briefen für eine internati-

onale Sammlung zugunsten der bedürftigen Jeru-

salemer Gemeinde wirbt. Seine Leitlinien sind auch

heute aktuell.

Eher beschämend ist, wie oberflächlich viele Pfarrer und Pfarrerinnen im Gottesdienst die Kollekte ansagen. Ein kurzer Hinweis unter den Mitteilungen bietet kaum inhaltliche Informationen und lässt selten Herzblut für die Sache erkennen. Kein Wunder, wenn daraus ein dürf-tiges Ergebnis mit den obligaten Zweifränklern resultiert. Dabei ist die Kollekte integrierter Bestandteil jedes Got-

tesdienstes. Sie gehört zur Sendung und bildet die Brücke vom Gottesdienst am Sonntag zum Gottesdienst im All-tag, von der «leiturgia» zur «diakonia», vom liturgischen Feiern zum diakonischen Handeln. Ganz anders Paulus, der in seinen Briefen an die christlichen Gemeinden mit Vehemenz und Hartnäckigkeit für eine Hilfsaktion zu-gunsten der notleidenden Mitchristen in Jerusalem wirbt.

Die Macht der kleinen Beiträge Paulus weiss, dass bei seinen Leuten nicht viel zu holen

ist. In den ersten christlichen Gemeinden sind «nicht viele Weise, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme» (1 Kor 1,26). Darum empfiehlt der Apostel die Taktik der kleinen Schritte: «An jedem ersten Tag der Woche lege ein jeder von euch zur Seite, was er erübrigen kann, damit nicht erst dann,

DOSSIER

KOLLEKTE

Fundraising bei PaulusPeter Dettwiler

«Alle haben etwas zu geben und etwas zu empfangen.» – Der Chor der Moravian Church aus Tansania hat auf seiner Tournee durch die Schweiz im Mai/Juni viele Leute begeistert und bewegt.

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KIRCHLICHE WERKE

Spenden für unsere Werke

Peter Dettwiler

Brot für alle, HEKS und mission 21 sind Werke der

Landeskirchen und dem Kirchenbund SEK Rechen-

schaft schuldig. Wie weit sind sie in den Kirchge-

meinden verankert – und sind sie in den Kirchen

beim Spendensammeln zu Recht privilegiert?

Wenn Brot für alle die Initiative zum Verbot der Waffen-ausfuhr unterstützt oder HEKS den Entscheid der Migros, Güter aus israelischen Siedlungen im Westjordanland zu

deklarieren, öffentlich unterstützt, dann hagelt es empörte Leserbriefe oder gar öffentliche Rüge von Kirchenleitungen. Und das ist gut so! Denn es zeigt, dass den Reformierten ihre Werke nicht gleichgültig sind. Die drei evangelischen Werke sind in den Kirchgemeinden verwurzelt, in den Kirchenord-nungen mehrerer Kantonalkirchen namentlich erwähnt und werden von Kirchen und Kirchgemeinden durch Synodebei-träge und Vergabungen aus Steuermitteln unterstützt. Auch das ist gut so! Denn was ist eine Kirche ohne ihr Hilfswerk, ihr Missionswerk und ihren Entwicklungsdienst? Gleich-zeitig können die drei Werke bei ihren Sammlungen und Kampagnen auf den Einsatz von zahlreichen Freiwilligen in den Kirchgemeinden zählen. Ein Privileg, um das sie viele Hilfswerke beneiden.

Ein Auftrag – drei Werke Andererseits weht den drei landeskirchlichen Werken

der raue Wind eines umkämpften Spendenmarktes entgegen und die Konkurrenz ist auch auf kirchlicher Ebene gross. Davon können viele Ehrenamtliche, welche in Kirchgemein-den für die Vergabungen zuständig sind, ein Lied singen: Sie werden fast täglich mit Anfragen von verschiedensten Wer-ken eingedeckt oder von Gemeindegliedern mit Kontakten zu einem Privatprojekt angegangen. Es ist klar: Die landes-kirchlichen Werke haben nicht das Monopol für weltweites diakonisches Handeln. Wenn sie trotzdem bevorzugte Trä-ger des weltweiten diakonischen Auftrages der Kirchen sind, hat das gute Gründe:

- Vertrauen dank viel Erfahrung und gewachsenen Partnerschaften mit den Organisationen und Kirchen im Süden.

- Stabilität dank kontinuierlicher und langfristiger Hilfe.

- Professionalität sichert qualitativ gute und nachhaltige Arbeit.

- Umfassend, denn Entwicklungspolitik für gerechtere Rahmenbedingungen gehört dazu.

- Partner von Bund (DEZA) und anderen Stellen für Entwicklungsprojekte und Arbeit mit Migrantinnen und Migranten.

Sind unsere Werke unsere Werke? Sie sind es und müssen es immer neu werden! Das kann durch die Un-terstützung eines Projektes geschehen, durch das Engage-ment für eine Kampagne, durch die Teilnahme an einer Projektreise oder eben durch kritische Rückfragen an die Werke selber.

DOSSIER

wenn ich komme, gesammelt werden muss» (1 Kor 16,2). Ein Vorläufer der im 19. Jahrhundert populären «Halbbat-zenkollekte»! Von Rom bis Galatien (in der heutigen Türkei) motiviert Paulus die Gemeinden für diese Kollekte. Ein ers-tes internationales christliches Fundraising in einem Netz-werk von Christinnen und Christen, die alle Teil eines einzi-gen Leibes sind. Es geht nicht um Hilfe von oben nach unten, von den Reichen zu den Armen oder von Entwickelten zu Unterentwickelten. Es geht um gerechtes Teilen: «Im jetzigen Zeitpunkt möge euer Überfluss ihren Mangel aufwiegen, da-mit auch ihr Überfluss euren Mangel aufwiege, so dass es zu einem Ausgleich kommt» (2 Kor 8,14). Das muss allerdings freiwillig geschehen: «Jeder gebe, wie er es sich im Herzen vorgenommen hat, ohne Bedauern und ohne Zwang: denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb» (2 Kor 9,6-7).

Geld und KontrolleWer die Bibeltexte zu dieser Sammlung aufmerksam

liest, hört aus der Argumentation auch die Einwände und Bedenken der damaligen Gemeindeglieder heraus. Es sind die gleichen wie heute: Vor allem die Frage, ob das Geld denn auch wirklich ankommt?! Für Paulus ist Geld selbst unter Christinnen und Christen nicht nur Vertrauenssache, son-dern auch eine Sache der Kontrolle und der Rechenschaft. Denn «angesichts des grossen Betrags» ist es unerlässlich, dass «alles seine Richtigkeit hat, nicht nur vor dem Herrn, sondern auch vor den Menschen» (2 Kor 8,20-21). So will er den Betrag «versiegelt übergeben» (Röm 15,28) und dazu von den Gemeinden vorgeschlagene Vertrauensleute mit Empfehlungsschreiben nach Jerusalem schicken (1 Kor 16,3). – Die Grundzüge dieser ersten christlichen Spendenaktion bezüglich ihrer Durchführung, Begründung und Rechen-schaftsablage sind noch heute erstaunlich aktuell.

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Sahling: In der Regel sind sie über 50 Jahre alt, kirchen-nah und den Themen der Mission gegenüber aufgeschlos-sen. Wir kennen sie zum Teil persönlich, insbesondere die in den Kirchgemeinden sehr engagierten Frauen und Männer.

Hegnauer: Wir kennen unsere Spendenden punktuell. Das gilt für kirchliche Behörden oder Pfarrpersonen. Bei den Privatpersonen gehen wir davon aus, dass viele eine Affinität zur Kirche haben und deshalb HEKS unterstützen. Doch wir reichern unsere Adressen nicht systematisch mit Daten an.

Spengler: Der traditionelle Spenderkreis von Brot für alle ist sicher im kirchlichen Umfeld angesiedelt. Doch mit dem Engagement von BFA im entwicklungspolitischen Bereich sprechen wir auch – und dies zunehmend – ein breites Publi-kum an. So nimmt BFA auch eine Rolle als Brückenbauer ein.

Was bedeutet das für das Fundraising?Hegnauer: Unser Fundraising basiert auf den christ-

lichen Werten. «HEKS engagiert sich für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Alle Menschen sollen ein Leben in Würde und in sozialer, wirtschaftlicher und politischer Sicherheit führen können. Die christlichen Werte gebieten HEKS den tiefen Respekt für Menschen al-ler Kulturen und Religionen […]». Diese Werte vermitteln wir allen Zielgruppen, sowohl aus dem kirchlichen wie auch dem säkularen Bereich.

Sahling: Wir sprechen im Fundraising eher kirchennahe Spendende an. Aber wir versuchen auch, Menschen ohne Kirchenbezug anzusprechen. Solidarität und Nächstenlie-be sind ja keine ausschliesslich christlichen Werte. Manche engagieren sich auch finanziell, weil sie bestimmte Projekte oder Länder interessieren.

DOSSIER

Drei Werke, drei Wege, um die für die Arbeit nötigen

Mittel zu erhalten. Der christliche Hintergrund bringt

Gemeinsamkeiten. Doch Anneliese Hegnauer, HEKS,

Meike Sahling, mission 21, und Sibylle Spengler,

Brot für alle, setzen einige Akzente anders.*

Der Schweizer Spendenmarkt ist umkämpft und Fund-raising ist eine herausfordernde Aufgabe. Das verdeutlicht der Blick von aussen (Beitrag Andi Cueni, Seite 9). Das prägt aber auch den Arbeitsalltag der Verantwortlichen für Fund-raising, wie die Mittelbeschaffung heute im Fachjargon heisst. Im Vergleich der Werke zeigen sich Gemeinsamkei-ten wie Unterschiede. Alle drei Werke richten sich nach den Vorgaben der ZEWO (Zertifizierungsstelle für gemeinnüt-zige Spenden sammelnde Organisationen) aus. Das gilt zum Beispiel für den strikten Datenschutz.

Wer sind die Spenderinnen und Spender der kirchli-chen Werke?

MITTELBESCHAFFUNG IM ALLTAG

Fundraising ist «Bitten um Unterstützung»Urs Walter

Anneliese Hegnauer, Abteilungsleiterin Marketing/Fundraising HEKS

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«Mit jedem Beitrag und persönlichen Engagement kann

Grosses bewirkt werden.»Anneliese Hegnauer

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Spengler: Die Ansprache kann sich bei verschiedenen Spendergruppen unterscheiden. Aber in welchen Krei-sen ein Werk Spenden sammeln möchte oder für wel-chen Zweck, oberstes Credo ist, eigenständig und ehrlich aufzutreten und die Spenderinnen und Spender ernst zu nehmen.

Viele Spenden stammen von Kirchgemeinden. Erfor-dert diese Zielgruppe besondere Massnahmen?

Hegnauer: Wir legen besonders grossen Wert auf die Be-ziehungspflege zu den Kirchgemeinden und gehen auf ihre individuellen Bedürfnisse und Wünsche ein. Wir versuchen, sie mit Dienstleistungen in ihrem Alltag zu entlasten und sie mit Veranstaltungen nahe an unsere Projekte zu bringen

Sahling: Ja. Eine unserer Mitarbeitenden ist speziell für Kirchgemeinden zuständig. Sie ist sehr häufig im Kontakt mit unseren kirchlichen Ansprechpartnern. Viele unserer Materialien sind für die Arbeit in den Kirchgemeinden kon-zipiert. Und unser Bildungsteam, die Projektverantwortli-chen und unsere ökumenischen Mitarbeitenden gehen re-gelmässig in die Kirchgemeinden, um Gottesdienste oder andere Anlässe mit zu gestalten.

Spengler: Bei BFA ist ein Projektdienst angesiedelt, der von den drei Werken finanziert wird. Der Projektdienst berät unabhängig und fachkundig die Kirchgemeinden zu Projektspenden für alle evangelischen Werke in der Kooperationsgemeinschaft.

Ökumenische Kampagne vor Ostern, Herbstkampagne, Sammelkampagne – Sprechen die Werke ihre traditionel-len Termine ab?

Spengler: Die ZEWO teilt im Sammelkalender ihren Mitgliedern ein je zweiwöchiges Fenster zu. In dieser Zeit können sie auf nationaler Ebene «alleine» sammeln. Aber internationale Organisationen, die zunehmend auch in der Schweiz Spenden generieren, sowie allgemeine regio-nale NGO-Aktivitäten sind nicht an solche Abmachungen gebunden.

Hegnauer: Neben dem Respektieren der ZEWO-Fenster sprechen die drei Direktoren der drei Werke die Massnah-men in einem gemeinsamen Sammlungskalender noch zu-sätzlich ab, um zu gewährleisten, dass die drei Werke nicht gleichzeitig an die Kirchgemeinden gelangen.

Sahling: Ja, das tun wir. Thematisch lassen sich dennoch manchmal Überschneidungen nicht vermeiden.

Der Kampf um den Spendenfranken ist härter gewor-den. Wie hat sich das auf den Wettstreit zwischen den Werken ausgewirkt?

Sahling: Wir alle sind Werke der evangelisch-reformier-ten Kirche. Unsere Arbeitsgebiete ergänzen sich gut. Das wissen auch die Kirchgemeinden. Entsprechend spenden viele von ihnen allen drei Werken. Was sicher eine Heraus-forderung ist: Die Kirchgemeinden verlieren tendenziell Mitglieder. Dies bedeutet weniger Mittel, die für die Unter-stützung der Werke zur Verfügung stehen. Um den verblei-benden «Markt» bemühen wir uns besonders.

Spengler: BFA sammelt Spenden für alle evangelischen Werke der Kooperationsgemeinschaft und verteilt diese ge-mäss des vom SEK festgelegten Verteilschlüssels, Ganz all-gemein beobachte ich, dass der Konkurrenzkampf auf dem Spendenmarkt zunimmt.

Hegnauer: Wir stehen in fairer Konkurrenz zueinander.

Emotionalität, kugelrunde Kinderaugen, Werbepsy-chologie oder spektakuläre Aktionen bringen Aufmerk-samkeit. Welche Schranken beachten Sie?

Sahling: Unsere Bildsprache ist eher zurückhaltend. Die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Menschen aus an-deren Regionen steht bei uns im Zentrum. Wir achten die Würde der Begünstigten und zeigen keine entwürdigenden Bilder, auch nicht, wenn wir über die Not von Kindern oder Jugendlichen berichten.

Spengler: Wie bereits erwähnt, gilt das Credo, die Spen-denden ernst zu nehmen. Dies gilt aber auch für die Men-schen in den Entwicklungsländern. Begegnen wir ihnen in Text- und Bildsprache sowie in unserer Arbeit generell nicht ebenfalls auf Augenhöhe, wären wir als Werk nicht glaubwürdig. Aber Witziges, Überraschendes oder auch

Meike Sahling, Teamleitung Fundraising mission 21

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«Fundraising ist Friendraising»Meike Sahlingr

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eine spektakuläre Aktion wie es Greenpeace tut, soll sei-nen Platz haben. Der Spender, die Spenderin entscheidet, für welche Organisation auf dem Spendenmarkt sein oder ihr Herz schlägt.

Hegnauer: Die Würde der Begünstigten steht immer im Vordergrund, deshalb instrumentalisieren wir diese nicht, um möglichst viel Geld zu sammeln. Bilder von Leid und Elend sind folglich tabu. Wir zeigen auf, was die Hilfe be-wirkt hat oder bewirken kann. Unter den Werken bestehen keine Absprachen zum Stil. Corporate Design und die Bild-sprache sind Sache jedes einzelnen Werks.

Zurückhaltung – auch für den finanziellen Aufwand im Fundraising?

Hegnauer: Steigende Professionalität, Differenzierung der Zielgruppen oder intensivere Beziehungspflege haben ihren Preis. Wir befinden uns jedoch mit 8,3 Prozent Anteil für Kommunikation und Fundraising am Gesamtbudget immer noch deutlich unter den von ZEWO und dem Fund-raisingverband empfohlenen Maxima.

Spengler: Modernes Fundraising bedeutet auch zusätz-lichen Aufwand. Wichtig ist und bleibt, dass die Ausgaben für die Mittelbeschaffung sowie die administrativen Kos-ten in einem gesunden Verhältnis zu den übrigen Ausga-ben stehen. BFA schneidet mit 6 Prozent Fundraisingaus-gaben sehr gut ab.

Sahling: Wir haben den finanziellen Aufwand im Fund-raising in den letzten Jahren nicht gesteigert, aber den Mit-teleinsatz effizienter gestaltet.

Mittelbeschaffen ist nicht betteln, sondern «Bitten um Unterstützung», wird theologisch argumentiert. Sehen Sie das auch so?

Hegnauer: Ja, wir sehen unsere Aufgabe nicht als Bettle-rei, weil wir ja nicht für uns selber um Unterstützung bitten. Unser Fundraising hat das alleinige Ziel, marginalisierten Menschen in unseren Projekten eine Lebensgrundlage zu geben, auf der sie ein Leben in Würde aufbauen können.

Sahling: Mit Betteln hat Fundraising gar nichts zu tun. Fundraising bietet Menschen oder Institutionen, die sinn-volle Projekte oder die allgemeine Arbeit eines Werkes unterstützen möchten, die Möglichkeit, sich zu engagie-ren. Neben Geldspenden zählen Sach- und Zeitspenden ebenso dazu.

Spengler: Ich persönlich würde andere Worte dafür wählen: Als Werk habe ich etwas zu bieten: Z.B. eine etwas gerechtere Welt, die Erhaltung der Schöpfung, die Achtung der Menschenrechte, der Erhalt der Tierarten etc. All das fällt nicht einfach vom Himmel. Eine Spende ist eine Anlage in die Zukunft mit einer ziemlich grossen Rendite für unse-re Kinder. In diesem Sinne ist eine Spende ein fairer Handel – wiederum auf Augenhöhe.

* Der Text entstand aufgrund der schriftlichen Antworten der drei

Fundraiserinnen auf die Fragen.

Sibylle Spengler, Leiterin Marketing Kommunikation Bildung Brot für alle

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«Sich als Werk auf die eigenen Stärken und Werte besinnen und

den Spenderinnen und Spendern auf Augenhöhe begegnen – dies

ermöglicht eine Beziehung in gegen-seitigem Respekt.»

Sibylle Spengler

Fundraising in FrauenhandIn den drei Werken ist das Fundraising zurzeit in Frauenhand.

Zufall oder nicht? «Männer können das genauso gut wie Frau-

en», sagt Annelies Hegnauer, Meike Sahling sieht, dass es in der

Grossspenderbetreuung mehr Frauen gibt und sagt, «das ist in

Bezug auf das Niveau der individuellen Beziehungspflege die «Kö-

nigsdisziplin». Auch Sibylle Spengler kennt mehr Fundraiserinnen

als Fundraiser. uw

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Christliche Zurückhaltung ist eine gute Tugend.

Doch um die nötigen Mittel für die Projekte in der

Entwicklungszusammenarbeit der Werke zu be-

schaffen, sei ein steigender Aufwand gerechtfertigt,

findet Andreas Cueni*.

Heute buhlen Brot für alle, HEKS und mission 21 als Werke der Landeskirchen nicht mehr aus einer bevor-zugten Stellung um Spendengelder für Entwicklungszu-sammenarbeit. «Der Markt ist hart umkämpft», betont Andreas Cueni, Berater für Fundraising und langjähriger Beobachter der Entwicklung. «Gemessen am Spendenauf-kommen von Privaten ist heute World Vision Schweiz das grösste christliche Hilfswerk in der Schweiz. Es ist jedoch Teil eines US-amerikanischen Konzerns mit Dutzenden von Ländergesellschaften und beeindruckenden Wachs-tumsraten in der Vergangenheit. Grosskonzerne wie Novartis führen aus vielerlei Gründen lieber eine eigene Stiftung für Entwicklungsaufgaben statt zu spenden. Aber auch eine Vielzahl kleiner und mittlerer Organisationen der Auslandhilfe wirbt auf dem «Spendenmarkt» eifrig für ihre Projekte. Zudem wird heute für viele weitere Auf-gaben gesammelt, sogar staatliche Institutionen wie Uni-versitäten und ETH konkurrieren um Spendengelder und holen Beträge in dreistelliger Millionenhöhe.»

Marketing stärkenDennoch sind für Cueni in unserem teils sehr weltlich

und materiell orientierten und multikulturellen Land die Werke der Landeskirchen unverzichtbar. «Ihre Stärken sind eine Jahrzehnte lange Erfahrung, die Verankerung in der kirchlichen Basis. Zudem treten sie heute mit professionel-len, ansprechenden Publikationen für ein breites Publikum auf», lobt Cueni. «Die christliche Basis sollten sie nicht ver-nachlässigen. Aber Brot für alle, HEKS und mission 21 müs-sen sich überlegen, mehr Geld ins Marketing zu investieren.» So lasse sich der Bekanntheitsgrad steigern, was mehr Ein-nahmen verspricht. «Sie dürfen sich einen etwas steigenden Aufwand für individuelle Betreuung der Spenderinnen und

Spender, Direktmarketing, Legate, persönliche Betreu-ung der Grossgönner und Stiftungen, Beantwortung von Beschwerden oder die optimale Verwaltung von Ad-ressen durchaus leisten.»

Gesamtertrag ist entscheidend

Dass damit die Kosten steigen, ist für Cueni kein Hinderungsgrund. «Mei-ne Erfahrung zeigt, dass für die überwiegende Zahl der Spenderinnen und Spender wesentlich ist, dass ein un-terstütztes Werk seine Ziele erreicht. Dazu gehören pro-fessionelles Auftreten und individuelle Betreuung. Wer das bietet, hat langfristig Erfolg. Die absolute Höhe der Mittel, die gesammelt und für Projekte eingesetzt werden können, ist auch wichtig, nicht nur ein tiefes Verhältnis von (Marke-ting)Ausgaben zu den Einnahmen. Mehr Geld erlaubt letzt-lich, weitere Leute mit den Anliegen der Entwicklungszu-sammenarbeit zu erreichen.»

Für christliche bzw. kirchliche Werke sei eher der Stil der Werbung um Spenden und der Auftritt in der Öffentlichkeit zu bedenken. «Müssen es wirklich ein weiteres Waisenpro-jekt mit emotional berührenden Kinderaugen – oder die Miss Schweiz als prominente Werberin sein?», nennt Cueni Beispiele, die ihn nicht überzeugen. Besser sei, so rät er, «nicht Methoden zu kopieren, die besser zu anderen passen, sondern mit Fakten und Informationen direkt auf die Leute zuzugehen.»

* Der 46-jährige Spezialist für Fundraising und Sponsoring, Andreas

J. Cueni, Basel, arbeitet als selbständiger Berater für gemeinnützige

Organisationen.

KOSTEN

Wie viel darf die Mittelbeschaffung kosten?Urs Walter

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Andreas J. Cueni

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ÖKUMENISCHE KAMPAGNE 2013

Stopp dem Raubzug auf Land

Urs Walter

Immer mehr fruchtbarer Boden oder Wald wird der

lokalen Bevölkerung im Süden entzogen. Das beein-

trächtigt die Ernährungssicherheit vieler Menschen.

Gegen solche Landnahme, auch «Land Grabbing»

genannt, wendet sich die Kampagne 2013 «Ohne

Land kein Brot».

Der Zugang zu Land ist entscheidend, ob die Menschen genügend zu Essen haben. Das «Recht auf Nahrung» steht darum erneut im Zentrum der ökumenischen Kampagne von Brot für alle, Fastenopfer und Partner Sein. Unter dem Slogan «Sehen und Handeln» werden 2013 die Landnah-me und deren Auswirkungen unter die Lupe genommen. Dabei handelt es sich eigentlich um Landraub, wenn auch oft vertraglich geregelt und gegen Zahlungen. Entschei-dend ist, dass die lokale Bevölkerung dabei im Wortsinn den Boden unter den Füssen verliert: Land Grabbing führt zu Vertreibung und zum Verlust der Ernährungssicherheit.

Vor allem für fremde BedürfnisseSeit Jahren raffen staatliche oder private Unternehmen

fruchbares Ackerland in den ärmeren Regionen der Welt zusammen; gepflanzt wird meist Mais und Soja für die industrielle Produktion von Fleisch und Agrotreibstoffen. Fremde Bedürfnisse werden gedeckt, die lokale Bevöl-kerung aber verliert ihre Lebensgrundlage. Nur wenige finden Arbeit auf den Plantagen. Und sogar wenn für die Landnutzung Pacht oder ein Kaufpreis bezahlt wird, fliesst das Geld meistens in die Taschen korrupter Politiker oder mächtiger Grossgrundbesitzer. Die Monokulturen und Plantagen belasten zudem die Umwelt, steigende Preise für Lebensmittel die Armen in den Städten.

Viele Hinweise in neuer, überraschender Gestalt bringt die Agenda als Begleiterin durch die Passions- oder Fasten-zeit. Darum fordert die ökumenische Kampagne «Sehen und Handeln»: Ackerland soll nicht die Kassen der Inves-toren oder unsere Tanks füllen, sondern die Bäuche der Menschen – denn «Ohne Land kein Brot».

Die ökumenischen Kampagne 2013 dauert vom

Aschermittwoch 13. Februar bis 31.März 2013.

Informationen, Materialien und Unterlagen für die Arbeit in den

Kirchgemeinden (Kampagnengast Mohamed Sorie Conteh – siehe Seite 12 –,

Anmeldung Rosen- und Brotaktion, Hungertuch, Bestellscheine, etc.) sowie

Hinweise auf die Impulsveranstaltungen und für die Katechese werden

fortlaufend auf www.oekumenischekampagne.ch veröffentlicht.

Impulstagung BFA/Fastenopfer: Donnerstag, 15. Dezember, 14 Uhr

Kirchgemeindehaus Johannes, Wylerstrasse 5, Bern,

Kontakt: [email protected]

Land ist allen anvertraut«Land gehört Gott und ist allen Geschöpfen Gottes an-

vertraut.» Auf dieser Basis steht der theologische Impulstext zur ökumenischen Kampagne 2013. Er stammt von Mike Deeb und Philani Mkhize, Justitia und Pax Südafrika.

Ungerechte Landverteilung verursacht den Hunger vieler Menschen. Zugleich führt er auch zu Konflikten, in Südafri-ka und andernorts. Eine gerechte Verteilung und Nutzung von Land war schon in biblischen Zeiten eine Herausforde-rung. Biblisch-theologisch wird Land als Gottes Gabe an alle verstanden. Das erfordert einen achtsamen Umgang. Dazu gehört auch das Teilen, insbesondere mit denen, die über kei-ne besonderen Rechte oder Ansehen innerhalb der Gemein-schaft verfügen.

Aus kirchlicher Sicht ist die Konzentration von Landbe-sitz ein Skandal, denn die Erde ist «allen Geschöpfen Gottes anvertraut und nicht nur den reichen Menschen». Unge-rechte Besitzverhältnisse erfordern eine Landreform. Sogar Enteignung könne nötig sein, betonen die Autoren aus Süd-afrika. Besonderen Schutz braucht der Gemeinschaftsbesitz, wie er besonders in indigenen Kulturen verbreitet ist. «Die Kirche muss Solidarität mit den Armen und Landlosen ein-bringen», betonen die Autoren. Dafür habe sie eine reiche theologische und sozialethische Tradition zum Thema Land und eine Vision: Land ist Gottes Gabe an alle. Doch, rufen die Autoren in Erinnerung, «wir selbst sind Hüterinnen und Hüter des Landes und tragen Verantwortung». uw

Theologischer Impulstext: vollständig auf www.oekumenischekampagne.ch

Neuer Auftritt der Kampagne 2013 kommt die ökumenische Kampagne in

einem neuen Kleid daher. Als erstes wurde das

Logo überarbeitet. Auch der Internetauftritt und

weitere Produkte erhalten ein angepasstes Ge-

sicht – lassen Sie sich überraschen. uw

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PROJEKTE

BFA stärkt Kampf um Land

Das Thema der Kampagne 2013 «Ohne Land kein

Brot» steht bei mehreren Projekten von Brot für alle

im Zentrum. Mit dem Einsatz für die kleinbäuerliche

Landwirtschaft erhöht sich die Ernährungssicherheit

für viele.

Weltweit sammelt die von BFA unterstützte Organisa-tion GRAIN Fakten über Landraub und zur Biodiversität. Inzwischen ist die kleine Organisation dank der einzigarti-gen Kombination von lokaler Zusammenarbeit und interna-tionaler Analyse zu einer Referenz für Fragen rund um die Nahrungssouveränität und im Kampf gegen die zunehmende Macht von Agrarindustrie und Landspekulanten geworden. Dafür hat GRAIN 2011 den Alternativen Nobelpreis erhalten (vgl. «contigo» 1/2012, Seite 12).

BFA stärkt auch den Widerstand gegen den ungehemm-ten Anbau von Zuckerrohr für Agrotreibstoffe durch Addax in Sierra Leone. Die neusten Fakten zu diesem Bioenergiepro-jekt finden sich auf der nächsten Seite. Weitere Projekte im BFA-Programm Recht auf Nahrung sind eng mit dem Thema Land Grabbing verbunden.

Als Entwicklungsdienst der Schweizer Reformierten finanziert BFA

– in der Schweiz Programme zur politischen Einflussnahme

(Spenden: Nr. 9008366)

– Programme im Süden (Nr. 835.8006).

– Projekt GRAIN Nr. 835.8026

– Weiter werden Organisationen in Benin, Ecuador, Honduras,

Sierra Leone und für ganz Westafrika unterstützt.

Details auf www.brotfueralle.ch ( >Recht auf Nahrung)

NACHRICHTEN I

Bernard DuPascier leitet neu PQMSeit August leitet Bernard DuPascier bei Brot für alle das

Projekt-Qualitätsmanagement (PQM). Der Theologe und frühere Pfarrer in Neuenburg bringt reiche Erfahrung mit, zuletzt in der Begleitung von Entwicklungsprojekten sowie Migration und Integration in der Westschweiz. DuPascier folgt auf Jürg Schertenleib, der über dreissig Jahre lang die Partnerwerke von Brot für alle begleitet und das PQM auf-gebaut hat. uw

Lob von der DEZA Das Thema «Klima» gehört bei Brot für alle zu den stra-

tegischen Arbeitsbereichen. Besonders erfolgreich sind die Klimatrainings. Sie helfen Bauerngemeinschaften, sich ge-gen Dürren, Überschwemmungen und veränderten Regen-zeiten als Folgen der Klimaerwärmung vorzusehen. Die gute Bilanz dieser Arbeit mit Partnern vor Ort bestätigt eine von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA und Brot für alle durchgeführte Auswertung. «Die Anstren-gungen haben Früchte getragen», wird im Bericht bilanziert.

Bericht in Deutsch: www.brotfueralle.ch

Petition im Nationalrat eingebrachtÜber 135 000 Unterschriften hinter der Petition Recht

ohne Grenzen (RoG) belegen, wie dringend die Schweiz ih-ren internationalen Konzernen klare Verhaltensrichtlinien vorgeben muss. Die Petition wird von Brot für alle und rund 50 Organisationen getragen. Sie verlangt Vorschriften, damit weltweit die Menschenrechte eingehalten und die Umwelt geschützt werden. Die Verantwortung der Konzernleitungen gilt für alle Töchterfirmen – so wie es in der Finanzrechnung seit Jahren selbstverständlich ist.

Nach der Übergabe der Unterschriften an die Bundes-kanzlei wurden im Nationalrat – unterstützt von BFA – mehrere Vorstösse zum Thema Wirtschaft und Menschen-rechte eingereicht. Ohne klare Regeln drohe der Ruf der Schweiz Schaden zu nehmen, wie die Ungereimtheiten rund um die Minen des Rohstoffkonzerns Glencore in der Demo-kratischen Republik Kongo verdeutlichen (siehe «contigo» 2/2012). uw

Justitia oder Helvetia – beide brauchen im Parlament Hilfe, damit Menschenrechte mehr

gewichten als Profite. BFA-Stiftungsrätin Maja Ingold (EVP–ZH) unterstützt das Anliegen.

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12 contigo Nr.3 | 2012

SIERRA LEONE

Investitionen von Addax haben Folgen

Siegfried Arends/Yvan Maillard-Ardenti *

Das Schweizer Unternehmen Addax Bioenergy inves-

tiert in Sierra Leone in grossem Stil ins Geschäft mit

Agrotreibstoff. Die Bevölkerung und ihre Vertretung

SiLNoRF Addax beobachten das Vorgehen und die

Auswirkungen genau.

Addax Bioenergy aus Genf baut im westafrikanischen Sierra Leone Zuckerrohr an, um Agrotreibstoff für den eu-ropäischen Markt herzustellen. Nahe der Provinzhauptstadt Makeni wurden 57 000 Hektar Land auf fünfzig Jahre ge-pachtet. Die Firma präsentiert sich als Musterunternehmen, während die Kritiker von legalisiertem Landraub sprechen. Gebündelt wird diese Kritik von der von Brot für alle un-terstützten SiLNoRF (Sierra Leone Network on the Right to Food). Im Projektgebiet leben 13 000 Menschen. Die Inves-

tition von Addax übersteigt 300 Millionen Franken. Den In-vestoren werden 15 Prozent Rendite versprochen – und der Bevölkerung ein umfassender Entwicklungsschub.

Ob die Rechnung zuletzt für beide Seiten aufgeht, muss sich weisen. Erste positive Veränderungen lassen sich se-hen: 1250 Arbeitsplätze sind entstanden, die Löhne liegen über der Mindestgrenze, der Pachtzins wird für die ganze gepachtete Fläche bezahlt, auch wenn erst 14 000 ha genutzt werden, ein landwirtschaftliches Entwicklungsprogramm stärkt die Grundversorgung. So gab es Kredite von den Ent-wicklungsbanken, den mit öffentlichen Geldern auch aus der Schweiz ausgestatteten internationalen Kreditinstitutio-nen. Dort präsentiert Addax das Projekt als modellhaft für nachhaltige und sozial verträgliche Investitionen in einem Entwicklungsland.

Kritische Stimmen und …Sierra Leone ist auch zehn Jahre nach dem brutalen Bür-

gerkrieg extrem arm. Da ist jede Investition willkommen. Kritische Stimmen weisen dennoch auf Nachteile und Risi-ken des Grossprojektes hin: Fünfzig Jahre Monokultur mit Zuckerrohr ist schwerlich «ökologisch nachhaltig». Addax verfügt auch über die Wassernutzungsrechte. Da ist zumin-dest in der Trockenzeit Wasserknappheit zu erwarten. Kor-ruption droht und von den Pachtverträgen profitieren die lokale Elite und die traditionellen Oberhäupter, was zu Inte-ressenkonflikten führt. Dagegen erhalten Frauen keine Ent-schädigungen, weil sie in der traditionellen Gesellschafts-struktur nicht als Landeigentümerinnen gelten.

… grundsätzliches UnbehagenMohamed Conteh **, nationaler Koordinator von SiL-

NoRF, betont noch einen tiefer liegenden Konflikt: Es sei un-erträglich und Ausdruck von purem Neokolonialismus, dass Addax den betroffenen Bauernfamilien nun andere Anbau-flächen zuweise. «Warum sollte ein fremder Mann aus der fernen Schweiz mir Land in meinem eigenen Land zuweisen? Und warum sollte ich froh sein darüber, dass er mir bei der Bearbeitung meines eigenen Landes in den ersten drei Jah-ren behilflich sein will?» Conteh und SiLNoRF beobachten die weiteren Auswirkungen des Projektes auf die lokale Be-völkerung genau. Ebenso prüfen sie, wie weit Adddax ihre Versprechen einhält.

* Die BFA-Mitarbeiter haben Sierra Leone im Juni 2012 besucht.

Projekt 835.8076 Sierra Leone

Siehe auch «contigo» 2/2011, Seite 12 oder www.brotfueralle.ch > Addax.

** Mohamed Sorie Conteh ist BFA-Kampagnengast 2013.

Er wird vom 3. bis 18. März 2013 in der Schweiz sein. Auskunft und Kontakt:

[email protected], 031 380 65 61

Im mausarmen Sierra Leone müssen alle mit an einer besseren Zukunft bauen. Doch die

Investitionen dürfen die Ernährungssicherheit der Kleinen nicht beeinträchtigen.

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Aus Peru hören wir in der Schweiz vom Widerstand ge-gen Minenprojekte. Setzt sich die Zivilgesellschaft auch ge-gen den Klimawandel ein?

Die Regierung denkt wie gesagt wenig voraus. Doch jetzt mobilisiert die Zivilge-sellschaft und warnt Berg-baufirmen und Staat mit Streiks und Demonstratio-nen. Viele Organisationen versuchen die Regierung in die richtige Richtung zu bewegen, damit das Wachs-tum nicht die Zukunft un-serer Jugend belastet. Wir drängen auch zunehmend auf griffige gesetzliche Vor-schriften. Noch sind in Peru die Grundlagen für Umwelt-schutz und Menschenrechte schwach.

Der Austausch mit Act Alliance und anderen Organisa-tionen stärkt den regionalen und lokalen Einsatz und lässt uns besser und effizienter arbeiten. Gerade in der Advocacy-Arbeit, dem Stärken und Unterstützen lokaler Gruppen und Initiativen, können wir viel voneinander lernen, denn die Probleme sind vergleichbar. uw

* Elena Cedillo, Mutter einer zweijährigen Tochter, arbeitet für Diaconia. Das Entwicklungswerk der lutheranischen Kirche von Peru engagiert sich besonders für die benachteiligten indigenen Völker und fördert die biologische Landwirtschaft. Cedillo ist Mitglied der Arbeitsgruppe Advocacy von Act Alliance.

** Brot für alle ist Mitglied von Act Alliance. Diese vereint 125 Kirchen und verbundene Organisationen aus 140 Ländern. Spezielle Gremien – etwa für Advocacy oder Klimafragen – stärken die Mitglieder und ermöglichen fundierte Stellungnahmen. www.actalliance.org

NACHRICHTEN II

Brot für alle mit NachhaltigkeitsberichtNachhaltigkeit ist nicht nur ein wichtiges Thema in der

Projektarbeit bei Brot für alle, sie soll auch im Büroalltag ge-lebt werden. Der erste Nachhaltigkeitsbericht umfasst das Jahr 2010 und ist zugleich die Basis für künftige Verbesse-rungen. Er ergänzt das Leitbild, den Jahresbericht und die Jahresrechnung von Brot für alle. uw

Details siehe www.brotfueralle.ch.

KLIMA

Schweiz und EU sollen Vorreiter sein

«Klimawandel betrifft alle.» Zu diesem Fazit kommt

Elena Cedillo *, wenn sie dessen Folgen in Peru

bewertet. Die EU und die Schweiz sollten im Einsatz

für griffige Klimavereinbarungen eine Vorreiterrolle

übernehmen.

Sie leben in Lima, der Hauptstadt Perus. Wo spüren Sie da die Folgen der Klimaerwärmung?

Vom Klimawandel sind alle betroffen, ob Arme oder Reiche; das gilt auch in der Hauptstadt. In unserer Arbeit mit den Bauern zeigt sich, dass Pflanzenkrankheiten und Schädlinge neu in Höhen auftreten, wo sie bisher unbe-kannt waren. Das beeinträchtigt unsere Landwirtschaft, die biologische ebenso wie solche mit viel Dünger- und Pes-tizideinsatz. In den Bergen treten häufiger Überschwem-mungen auf – oder Wasser wird knapp. Und vergleichen wir ältere Fotos aus unseren Tourismusgebieten mit der heutigen Situation, sehen wir, wie auch in Peru Gletscher stark abgeschmolzen sind.

Wo setzt da Diaconia als eine grosse lateinamerikani-sche Mitgliedorganisation von Act Alliance** an?

Schon bisher haben wir vielfältige Entwicklungsprojekte und -programme unterstützt. Doch der Klimawandel ist so wichtig geworden, dass wir das Ziel in diesem Jahr zu einer der Kernaufgaben von Diaconia erklärt haben. Dabei wollen wir sowohl die Adaption wie die Mitigation unterstützen, also Massnahmen zur Anpassung an die steigenden Tem-peraturen und der besseren Bewältigung der Folgen wie den Einsatz zur Verhinderung weiterer Klimaerwärmung. Dabei hilft die weltweite Vernetzung über die Kirchen.

Was bringen da grosse Konferenzen wie Rio+20?Wir setzen viel Hoffnung in den Wechsel zu einer «green

economy», einer nachhaltigen Wirtschaft. Wir verstehen da-runter Wachstum ohne die Umwelt zu belasten und unter Einbezug der sozialen Fragen. Bisher hat unsere Regierung diese Aspekte vernachlässigt und vor allem auf Ausbeutung der Bodenschätze und entsprechende zusätzliche Arbeits-plätze gesetzt. Beim CO2-Ausstoss sollten die EU – und auch die Schweiz – eine Vorreiterrolle übernehmen und deutliche höhere Einsparungen als Ziel vorgeben. Äussern sich viele Staaten klar und eindeutig für griffige Klimaziele, gibt das eine positive Kraft zur Veränderung.

Elena Cedillo

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HUMANITÄRE HILFE

Hilfe ist nach wie vor dringend nötigBettina Filacanavo

HEKS leistet nach Naturkatastrophen sowie während

oder nach bewaffneten Konflikten humanitäre Hilfe

um die Lage der Betroffenen schnell zu verbessern.

Zurzeit unterstützt HEKS Opfer in Haiti, Niger,

Äthiopien, Kambodscha und Pakistan.

Verbesserung der Ernährungssituation in NigerIm Mai 2012 hat HEKS im Süden von Tahoua in Niger

acht Ernährungszentren für leicht unterernährte Kleinkinder in Betrieb genommen. Während acht Monaten erhalten rund 12 000 Kinder eine Spezialnahrung aus lokalen Zutaten, die sie aus dem gesundheitlichen Gefahrenbereich bringt. Mit einem weiteren humanitären Projekt begünstigt HEKS 1500 Haushalte, rund 12 000 Personen aus 25 Dörfern in der Regi-

on Maradi. Ziel ist der Schutz und die nachhaltige Nutzung der wirtschaftlich wichtigen Doum-Palme. Die Begünstigten pflanzen und pflegen die Palmen und werden für diese Arbeit bezahlt. Mit dem Geld können sie Nahrungsmittel für die Familie kaufen und erhalten medizinische Versorgung. Der Unterhalt der Doum-Palmen verhindert deren frühzeitiges Absterben und die Übernutzung. Das garantiert den Famili-en auf Jahre hinaus ein Zusatzeinkommen. Das Projekt wird voraussichtlich noch bis Ende September 2012 dauern.

Wiederaufbau in HaitiIn Haiti ist HEKS auch zweieinhalb Jahre nach dem

Erbeben vor Ort und unterstützt die Bevölkerung beim Wiederaufbau. Gemeinsam mit den HEKS-Partnerorgani-sationen wurden in der Grand’Anse 25 neue, angepasste tra-ditionelle Häuser gebaut mit Herd, Toilette, Zisternen und

Wasserfiltern. Zudem wurden 16,4 Kilometer Strasse ausge-baut und 1080 Stipendien für Schulkinder vergeben. Nebst der Grand’Anse ist HEKS auch in der Region Petit Goâve tätig. Die meisten NGO haben diese Region Ende 2011 ver-lassen, HEKS bleibt mit seinem Büro vor Ort und baut als einzige NGO in Petit Goâve nicht nur temporäre Unterkünf-te, sondern für den dauerhaften Gebrauch bestimmte solide Häuser. Ende Mai 2012 waren 80 Häuser fertiggestellt.

In den Ernährungszentren von HEKS im Süden von Tahoua in Niger kommen untergewichtige Kinder wieder zu Kräften.

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Hilfe für Hungeropfer in ÄthiopienAuch die letzte Ernte im Dezember 2011 hat den Men-

schen in der Region Borana im Südosten Äthiopiens nur we-nige Erträge gebracht. Auch die Tierherden haben sich noch nicht von der verheerenden Dürre erholt. Aus diesem Grund hält HEKS die Nahrungsmittelhilfe für die Menschen in Borana aufrecht. Bis August 2012 wurden monatlich Mais, Hülsenfrüchte, Speiseöl und eine mit Vitaminen und Mine-ralstoffen angereicherte Soja-Mais-Mischung an die begüns-tigten Familien abgegeben. Für die nächsten drei Jahre plant HEKS ein Rehabilitationsprojekt, das die Wasserversorgung

und die Ernährungsgrundlage der Bevölkerung im südöst-lichen Äthiopien nachhaltig verbessern soll. Dadurch sollen die Menschen besser gegen künftige Dürren gewappnet sein.

Schulhäuser in PakistanDie Arbeiten für den Bau und die Reparatur der Schu-

len, die HEKS gemeinsam mit Caritas im Süden Pakistans durchführt, machen gute Fortschritte. Im November 2012 sollen die ersten Schulhäuser der Schulbehörde übergeben werden. Nachdem die durch die Fluten 2010 vertriebenen Familien in ihre Dörfer zurückgekehrt sind, wurden in allen Schulen mehr Schüler angemeldet als bei der Planung des Projekts geschätzt wurde. Die Klassenzimmer sind für diese Schülerzahlen gross genug, und bei gutem Wetter kann der Unterricht auch auf den grossen Veranden stattfinden. Ein

Problem sind jedoch die Toiletten, die in den Pausen über-lastet sind. Mit Hilfe eines HEKS-Bauingenieurs wurde eine Lösung gefunden, wie auf dem verfügbaren Platz und mit gleichem Budget Toiletten für den höheren Andrang erstellt werden können.

Saatgut und Fischzucht in KambodschaZwischen September und November 2011 erlebte Kam-

bodscha die schlimmsten Überschwemmungen seit zehn Jahren. Mehr als eine Million Menschen war betroffen. HEKS hat mit zwei lokalen Partnerorganisationen Wieder-

aufbau geleistet: 444 Familien erhielten 22 200 Kilogramm Saatgut für Reis, 73 Familien für Mungbohnen und 562 Fa-milien für Stangenbohnen. Dank dem Saatgut konnten sie erneut Reis und Bohnen anpflanzen, nachdem die erste Saat in den Fluten untergegangen war. Sobald die Regensaison beginnt und die Fischteiche repariert sind, werden weitere 64 Familien 44 800 Satzfische (Fische zur Aufzucht) erhal-ten, damit sie ihre Fischzucht wieder aufnehmen können; das Hochwasser hatte auch alle Fische weggeschwemmt. Die Kosten für diese Wiederaufbauhilfe belaufen sich auf rund 22 000 Franken.

Die Projekte der humanitären Hilfe werden von der Glückskette unterstützt.

Grosses Interesse an den neu erbauten Schulhäusern in Pakistan: Es haben sich mehr Kinder zum Unterricht angemeldet als geplant.©

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KIRCHLICHE ZUSAMMENARBEIT

Reformierte übernehmen soziale Verantwortung in Osteuropa

Christine Spirig

Im sozialen Bereich haben die reformierten Kir-

chen in Osteuropa eine Vorreiterolle. Sie bauen

soziale Dienste auf, die bei uns längst selbst-

verständlich sind. Zum Beispiel das Frauenhaus

«Home of Esther» im rumänischen Brasov.

Die reformierten Kirchen sind in Osteuropa eine kla-re Minderheit. Doch wenn es um ihren sozial-diakoni-schen Einsatz für Benachteiligte geht, haben sie die Nase vorn. Wo es benachteiligten Menschen nicht oder nur be-

schränkt möglich ist, für sich zu schauen, haben die refor-mierten Kirchen in den letzten Jahren eine Reihe von sozi-alen Diensten aufgebaut. HEKS unterstützt diese Dienste der reformierten Kirchen in Tschechien, Ungarn, Rumäni-en und der Karpato-Ukraine im Rahmen der kirchlichen Zusammenarbeit.

Zufluchtsort für misshandelte FrauenDie reformierte Kirchgemeinde Brasov im Südosten

von Rumänien hat das Frauenhaus «Home of Esther» vor vier Jahren eröffnet. Von Gewalt betroffene Frauen finden mit ihren Kindern bis zu drei Wochen lang Schutz vor Fäusten, Bedrohungen und Beschimpfungen. «Die Kinder sind ruhiger und weinen weniger», sagt Sabrina, die vor ein paar Tagen hier her gekommen ist. Ihr Mann, ein Alkoho-liker, hat erst vor einer Woche wieder zugeschlagen. Auch Corina ist vor ein paar Tagen mit ihren Kindern vor den Misshandlungen zu Hause geflohen. Obwohl ihr Mann re-gelmässig auf dem Bau arbeitet, reicht das Geld nicht, was immer wieder zu Streit führt. Corina ist froh, erstmals an einem sicheren Ort zu sein, an dem es klare Regeln und Be-dingungen gibt. «Wir bekommen zu essen und haben alles, was wir brauchen. Es ist besser als daheim».

Das eigene Bewusstsein stärkenPsychologinnen, Betreuerinnen und eine Sozialarbei-

terin unterstützen die Frauen auch nach Austritt aus dem Frauenhaus. Ziel ist, dass die Frauen von ihrer Opferrol-le wegkommen, indem sie etwa während einer Therapie ihre Verhaltensmuster anschauen und nach Alternativen suchen. Seit Jahren machen die Fachfrauen zudem erfolg-reich Sensibilisierungs- und Vernetzungsarbeit mit Be-hörden und Polizei und führen Informationskampagnen zu häuslicher Gewalt durch. Häusliche Gewalt ist heute in Rumänien strafbar und wird - je nach Schweregrad – auch mit Gefängnis geahndet.

Bereit für einen NeuanfangMaria* und Elena*, zwei junge Rumäninnen mit zwei

respektive drei Kindern, lernten sich im Frauenhaus «Home of Esther» kennen. Beide wurden Jahrzehnte lang von ihren Ehemännern misshandelt. Sie sind fest ent-schlossen, dem Teufelskreis zu entrinnen und nochmals neu zu beginnen. Gemeinsam haben sie eine kleine Zwei-zimmerwohnung gemietet. Maria packt seit kurzem in einer Milchfabrik Schokolade und Käse ein, Elena hütet die fünf Kleinkinder. Zwar reicht der Verdienst nur knapp zum Leben, dennoch sind sie voller Zuversicht, dass sie es dank ihrer Freundschaft und mit ihrem Willen schaffen. Zur Sozialarbeiterin halten sie ständigen Kontakt. Diese hat ihnen auch nahegelegt, ihr eine Liste mit dringend be-nötigten Möbeln zu erstellen.

*Namen geändertMisshandelte Frauen wie diese Mutter von drei Kindern finden im Frauenhaus « Home of

Esther» Zuflucht.

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HEKS-SAMMEL- KAMPAGNE 2012

Perspektiven für die ländliche Entwicklung

Schaufensterland der diesjähri-gen Sammelkampagne ist Senegal, wo HEKS im nördlichen Küstengebiet von Dakar tätig ist. Das der Bevölkerung zur Verfügung stehende Gemein-schaftsland war lange Zeit unfruchtbar. Ohne bebaubares Land konnten die Menschen ihren Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten.

HEKS und seine Partnerorganisa-tion hilft den betroffenen Familien, das verödete Landstück wieder zu beleben. Mittlerweile sind in der Region Dakar mehr als 10 Hektaren Ödland wieder fruchtbar gemacht worden. Jedes Jahr werden zur Wiederaufforstung 10 000 Baumsetzlinge angepflanzt. 900 Bau-

ernfamilien haben Zugang zum Wis-sen, um sich ihre Lebensgrundlagen selber zu erarbeiten.

Der offizielle Kampagnenstart er-folgt mit den Herbsttreffen, die HEKS jedes Jahr speziell für die Kirchgemein-den durchführt. Einzelne Veranstal-tungen stehen noch an und bieten In-

teressierten die Möglichkeit, den neuen Kampagnenfilm exklusiv zu sehen und mit HEKS in den Dialog zu treten.

St. GallenFreitag, 21. September 2012, 15 bis 18 UhrSaal der Kirchgemeinde Grossacker, Claudiusstrasse 11

ZürichDonnerstag, 27. September 2012, 15 bis 18 UhrHEKS, Seminarstrasse 28

LuzernSamstag, 27. Oktober 2012, 12.30 bis 16 UhrLukaszentrum, Morgartenstrasse 16

Information und AnmeldungRegula Demuth, Telefon direkt: 044 360 88 04, [email protected]

AGENDA

FrEitAG, 14. SEPtEMBEr Mitmachaktion bei HEKS

Neue Gärten BernDas Projekt ‹ HEKS Neue Gärten Bern › dient Migrantinnen und Migranten als Arbeitsort und sozialer Treffpunkt zu-gleich: Sie lernen während der gemein-samen Gartenarbeit den biologischen Gartenbau kennen und tauschen sich nebenher in deutscher Sprache über das Leben in der Schweiz aus.

Interessierte haben die Möglich-keit, einen Nachmittag lang gemein-sam mit den Projektmitarbeitenden und Flüchtlingsfamilien verschiedener Nationen im Garten mitzuarbeiten und bei einem interkulturellen Zvieri miteinander ins Gespräch zu kommen. Freitag, 14. September, 14 – 18 Uhr

Gartenareal Mutachstrasse, Bern; Beschränkte Platzzahl

Anmeldung und weitere Informationen: [email protected] oder 031 385 18 40

SAMStAG, 22. SEPtEMBEr teilete – Mitmachaktion bei HEKS Neue Gärten Zürich

HEKS, die Gärtnerinnen aus dem Projekt Neue Gärten Zürich und die Kirchgemeinde Saatlen laden Sie herz-lich zum Begegnungsfest im Familien-gartenareal Im unteren Erlen, Auzelg ein. Erhalten Sie Einblick in die Pro-jektarbeit, kommen Sie mit Menschen aus anderen Kulturen in Kontakt und geniessen Sie ein gemeinsames Essen im Rahmen einer Teilete. Damit für alle genug da ist, bitten wir Sie, selbst etwas Kleines zum Teilen mitzubrin-gen. Für Kinder gibt es genügend Platz zum Spielen.

15-18 Uhr, Familiengartenareal Im unteren Erlen, Auzelg, Zürich Treffpunkt 14.50 Uhr bei der Tramhaltestelle Auzelg beim Wartehäuschen der Linien 11 und 12 Richtung Hauptbahnhof. Für diejenigen, die später kommen, wird der Weg ausgeschildert. Weitere Informationen und Anmeldung bei Lisa Moser, Projektleiterin Neue Gärten Zürich, 044 360 89 66 / [email protected]

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Für ein eigenständiges Leben in Würde: Senegalesische Kleinbäuerinnen und -bauern erhalten Hilfe, um ihre

verödeten Äcker wieder fruchtbar zu machen.

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18 contigo Nr.3 | 2012

Eine neue Direktorin, die sich klar zur Mission als

christliche Bewegung in Solidarität mit den Be-

dürftigen bekennt; ein neuer Vorstand mit grosser

Sachkompetenz; eine umsichtige Finanzplanung:

mission 21 macht sich fit für die Zukunft.

«Mission ist eine Bewegung im Aufbruch.» Mission als Aufbruch bedeute, «immer wieder diese Solidarität zuguns-ten der von Gott geliebten Bedürftigen neu zu wagen».

Die Rede, welche die neue Direktorin von mission  21, Claudia Bandixen, am diesjährigen Missionsfest anfangs Juli in Basel hielt, ist ein klares Bekenntnis zur Mission. Mission

sei «die Seite des Christseins, die weiss, dass man einstehen muss für das, was nicht unbedingt mehrheitsfähig ist», so die Pfarrerin weiter, «und dass man Partei nehmen muss für die Schwachen, auch wenn die Starken dies oft nicht gerne sehen». Und schliesslich: «Mission steht für die Würde jedes Men-schen ein.»

Kompetenter VorstandWenige Stunden zuvor waren Bandixen und der Vorstand

von mission 21 in einem Festgottesdienst im Basler Münster in ihre neuen Ämter eingesetzt worden. Die sieben Vorstands-mitglieder, die sich durch grossen Sachverstand, kirchliches Engagement und Verankerung in den Trägervereinen von mission  21 auszeichnen, sind: Karl F. Appl, Märstetten TG (bisher); Christine Christ-von Wedel, Basel (Präsidentin, bis-her); Johannes Blum, Basel (bisher, neu Vizepräsident); Felix W. Egli, Zürich; Albrecht Hieber, Biel; Kurt Kägi, Herisau AR; und Hans-Joachim Zobel, Müllheim (D).

Sie wurden mit Ausnahme der Vorstandspräsidentin an der Abgeordnetenversammlung (AV) von mission  21 unter dem Vorsitz von Christine Christ-von Wedel gewählt. Die AV, an der dreissig Delegierte aus Afrika, Asien, Europa und Lateinamerika sowie zahlreiche Gäste teilnahmen, tagte am 29./30. Juni in Basel im Vorfeld des 40. Missionsfestes. Gen-derbewusste AV-Delegierte bemängelten die Überzahl der Männer im Vorstand. Dessen Präsidentin wies darauf hin, dass viele Kandidatinnen angefragt worden seien. Zudem sei in der Geschäftsleitung ein weibliches Übergewicht, so Christ. Die Vorstandspräsidentin versprach jedoch, dieses Anliegen im Auge zu behalten. mission 21 wolle in Bezug auf Gender vorbildlich bleiben.

Leicht mehr Spenden eingegangenEinstimmig und diskussionslos wurden die Rechnung

2011 und das Rahmenbudget 2013 genehmigt. Die operati-ve Jahresrechnung 2011 von mission 21 schliesst mit einem Ausgabenüberschuss von 1,9 Millionen Franken, bei einem Ertrag von 13,8 Millionen Franken. Die Spenden von Kirch-gemeinden und Privatpersonen sind 3 Prozent höher als im Vorjahr. Das Rahmenbudget 2013 ist ausgeglichen und zielt auf eine Erhöhung des Organisationskapitals ab.

Es fand eine erste Lesung eines neuen Zweckartikels der Statuten von mission 21 statt. Ziel ist es, als gemeinnützige Organisation anerkannt zu werden.

Nähere Informationen zu den Vorstandsmitgliedern und die komplette

Rede von Claudia Bandixen finden Sie unter www.mission-21.org/medien

(Medienmitteilungen vom 30. Juni und 1. Juli 2012).

ABGEORDNETENVERSAMMLUNG

mission 21 auf KursAnna Wegelin

Die neue Direktorin von mission 21, Claudia Bandixen, ruft in ihrer Rede am 40.

Missionsfest zur Solidarität mit den Schwachen auf.

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Setzlinge. Und ein Meerschweinchen-Pärchen mitsamt Hin-weisen für eine faire Tierhaltung: Die kleinen Tiere sind eine wichtige Nahrungsquelle.

Hygiene für Mensch und tierIm oberen Teil des Cunas-Tals lebt die Bevölkerung von

der Milchwirtschaft. CEDEPAS unterrichtet sie in artge-rechter Tierhaltung. Die Hygiene spielt dabei eine grosse Rolle: Früher wurden die Kühe oft mit schmutzigen Hän-den gemolken und die Euter konnten sich entzünden. Die Milch wird zum Teil zu Butter, Frischkäse oder Joghurt weiterverarbeitet und auf dem Biomarkt verkauft. Die Bau-ernfamilien werden ermuntert, sich genossenschaftlich zu organisieren, um fairere Preise zu erzielen. In vier Weilern gibt es inzwischen solche Kooperativen. Das hilft auch, die Abwanderung in die Städte zu bremsen.

«Ich bereue es nicht, dass ich Bäuerin geworden bin», meint Natalia stolz. Sie zählt dabei weiterhin auf die Unterstützung durch das Projekt von CEDEPAS, das im Rahmen der dies-jährigen Herbstkampagne von mission 21 vorgestellt wird.

* Claudia Quispe-Rampa ist bei mission 21 Programmverantwortliche für Peru ,Dorothee Adrian ist Redaktorin und Webmasterin bei mission 21.

Projektdienst: Seraina Vetterli, 061 260 23 03, [email protected]

Projekt: «Ernährungssicherung im Cunas-Tal», Projekt-Nr. 476.1012

Spendenkonto: 40-726233-2

www.mission-21.org/landwirtschaft

PROJEKT – PERU

Mehr Vitamine für Peru: Ernährungssicherung im Cunas-Tal

Claudia Quispe-Rampa und Dorothee Adrian*

Dank des Landwirtschaftsprogramms von mission 21

ernähren sich die Menschen im Cunas-Tal der perua-

nischen Zentralanden heute besser. Unter- und Man-

gelernährung sind seltener geworden und die nach-

haltige Bewirtschaftung schont Boden und Flüsse.

Viel Chemie ist in den vergangenen Jahrzehnten in Bä-che und Grundwasser des Cunas-Tals in den peruanischen Provinzen Chupaca und Concepción geflossen. Um mög-lichst grosses und makellos aussehendes Gemüse ernten zu können, haben viele Menschen Kunstdünger für ihre Fel-der verwendet. Nicht so Natalia Cerrón Orihuela, die einer kleinbäuerlichen Gemeinschaft angehört: Unterstützt durch das von mission 21 und der lokalen Partnerorganisation CEDEPAS (Ökumenisches Zentrum für Entwicklung und Soziale Aktion) getragene Projekt bauert sie auf ökologische Weise: «Ich mache das nicht nur für mich und meine Ge-sundheit, sondern auch für andere.»

Gesünder und ausgewogenerDas Landwirtschaftsprogramm unterstützt Natalia und

andere Kleinbauernfamilien in der von grosser Armut ge-prägten Region der Zentralanden zum Beispiel darin, mit Hilfe einfacher Gewächshäuser Gemüse und Früchte anzu-bauen, die auf dieser Höhe sonst nicht wachsen würden. So wird der Speiseplan vitamin- und abwechslungsreicher. «Als ich gesehen habe, was hier alles gedeiht – Tomaten, Papri-ka, Salat oder Trauben – habe ich gedacht: So ein Gewächs-haus möchte ich auch!», erzählt Natalia. Was sie nicht selbst braucht, verkauft sie auf dem Biomarkt in Chupaca, ebenfalls eine Initiative von CEDEPAS.

Ökologisch statt chemischIn der Region wächst allmählich das Bewusstsein dafür,

wie giftig die konventionellen Düngemittel sind. «Viele Bau-ern wissen gar nicht, wie sie diese dosieren müssen», sehen die lokalen Mitarbeiter der Partnerorganisation: «Sie schüt-ten sie einfach auf die Anbauflächen, werfen die Plastikka-nister fort und der restliche Dünger läuft unkontrolliert aus.» CEDEPAS zeigt der Lokalbevölkerung, wie sie selber Bio-dünger herstellen kann. 200 Kleinbauernfamilien üben im Feld, wie sie den Wasserverbrauch mit einfachen Sprenkel-anlagen reduzieren können. Sie erhalten gutes Saatgut und

Isabel Perez und Patrocinio Alvarado mit Sohn Ronny aus dem Cunas-Tal ernten ihre

eigenen Bio-Kartoffeln.

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Die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in der süd-

westlichen Kwangoregion ernähren sich einseitig. Das

Landwirtschaftsprogramm von mission 21 unterstützt

sie, sich vitamin- und eiweissreicher zu ernähren und

etwas Zusatzeinkommen zu erzielen.

Gemäss Schätzungen leben rund 500 000 Menschen in der Kwangoregion, die etwa so gross wie die Schweiz ist. Nicht nur die Dörfer, auch der Hauptort dieses südwestli-chen Distrikts in der Demokratischen Republik (DR) Kon-go sind nur über eine schlecht unterhaltene Sandpiste zu er-reichen. Die Communauté Evangélique au Kwango (CEK) begleitet sämtliche von mission 21 unterstützten Projekte in der Region.

Mühlen entlasten die FrauenManiok ist das Grundnahrungsmittel der Einheimi-

schen. Es ist Segen und Fluch zugleich: Einerseits kann mit relativ geringem Aufwand eine gute Ernte erzielt werden. Andererseits ist das Wurzelgewächs sehr eiweissarm und oft droht Mangelernährung. Die Gewinnung des Maniokmehls – in der Regel eine Aufgabe der Frauen – ist sehr aufwändig. Die Maniokmühlen des CEK-Landwirtschaftsprogramms in einigen Dörfern helfen, ihre enorme Arbeitsbelastung zu vermindern. Denn die Frauen sind gegenüber den Männern stark benachteiligt.

Zwiebeln, Bohnen und tomatenDas Landwirtschaftsprogramm ist ein wichtiges diako-

nisches Projekt der kongolesischen Partnerkirche von missi-on 21. Dazu gehören unter anderem Kurse, bei denen es um die Anpflanzung von Gemüse und Früchten geht: Zwiebeln, Mais, das hirseähnliche Amaranth, Okra, Auberginen, To-maten, Karotten, grüne Bohnen, Kartoffeln und Soja. Die Setzlinge werden kostenlos abgegeben, denn Geld dafür fehlt den meisten.

Solche Kurse, die in vielen Dörfern der Kwangoregion durchgeführt werden, zeigen inzwischen ihre Wirkung: Auf den Feldern ist eine Vielfalt von Gemüsesorten zu entde-cken, die es vor 15 Jahren noch nicht gab. Und wichtiger: Es gibt immer weniger Kinder mit Hungerbäuchen aufgrund von Mangelernährung.

Frische Fische fangenZum nachhaltigen Erfolg haben auch die neuen Fisch-

teiche beigetragen, die ganze Dorfgemeinschaften mit Un-terstützung von mission 21 seit den 1990er-Jahren in vielen Flusstälern anlegen. Ist der Teich geflutet, werden Setzfische – vorwiegend kleine Tilapia – eingesetzt. Nach rund sieben Monaten können sie gefangen werden und liefern eiweiss-reiche Nahrung. Auch die Geflügelzucht gehört zum Land-wirtschaftsprogramm im Kwango, denn auch Hühnerfleisch und Eier sind reich an lebenswichtigen Proteinen. Mit den Überschüssen aus der Tierhaltung soll der Eigenfinanzie-rungsgrad des Projekts erhöht werden.

Um die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in der DR Kongo in Zukunft noch besser in ihrem Alltag zu unterstüt-zen, hat die FAO, die Ernährungs- und Landwirtschaftsor-ganisation der Vereinten Nationen, das Landwirtschafts-programm von mission  21 im vergangenen Jahr mit der kostenlosen Verteilung von Giesskannen und anderen einfa-chen landwirtschaftlichen Geräten beauftragt.

* Martin Egli ist Programmverantwortlicher für die DR Kongo bei mission 21.

Projektdienst: Seraina Vetterli, Tel. 061 260 23 03, [email protected]

Projekt: «Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt», Projekt-Nr. 197.1813

Spendenkonto: 40-726233-2

www.mission-21.org/landwirtschaft

PROJEKT – DR KONGO

Fisch und Gemüse gegen Mangelernährung

Martin Egli * und Richard Geer

Frauen schultern bis zu siebzig Kilogramm schwere Körbe mit Maniok, dem Grundnahrungsmittel

in der Kwangoregion im Südwesten der Demokratischen Republik Kongo.

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Page 21: Contigo 3/2012: Das liebe Geld

21contigo Nr.3 | 2012

AGENDA

SEPtEMBEr

Start HerbstkampagneAn der Eröffnungsveranstaltung

zur Herbstkampagne «Mission Land-wirtschaft» stellt mission  21 zwei Projekte aus Peru und der DR Kongo vor (siehe Seiten 19–20). Mit musika-lischer Untermalung, anschliessend Apéro.

Donnerstag, 20. September, 19 Uhrmission 21, Missionsstr. 21, BaselKontakt: [email protected] 061 260 22 76

OKtOBEr

Der Weg zur Würde Ehrendoktorin

Details zur Podiumsdiskussion siehe Seite 22

Freitag, 19. Oktober, 17.30–20.30 Uhrmission 21, Missionsstr. 21 (Kapelle), Basel

Bazar-SammeltageWir nehmen gut erhaltene Waren

für den Herbstbazar von mission  21 entgegen. Erlös zugunsten der Projekte der Herbstkampagne.

Samstag, 20. Oktober. 11–15 Uhr Montag, 22. Oktober, 16–20 Uhrmission 21, Missionsstr. 21, BaselKontakt: [email protected], 061 260 23 37

Bazar mission 21Strickwaren, Kunsthandwerk,

Spielsachen, Genähtes, Bücherstube, Fundgrube, Gemüse und Obst aus dem Baselbiet; gemütliche Kaffee-

stube und Kuchen. Erlös zugunsten der Projekte der Herbstkampagne.

Donnerstag, 25. Oktober 12–18 UhrFreitag, 26. Oktober, 10–18 Uhrmission 21, Missionsstr. 21, BaselKontakt: [email protected], 061 260 23 37

infoanlass HerbstkampagneAnschauliche Einblicke in

die Kwangoregion im Südwes-ten der DR Kongo, ein Länder-schwerpunkt der Herbstkampagne. Anmeldung erwünscht.

Mittwoch, 31. Oktober, 19 UhrKirchgemeinde Aussersihl, Stauffacherstr. 8–10, ZürichKontakt: [email protected], 061 260 22 39

NOVEMBEr

Podium: «Urban Agriculture» Vertretende von Familiengarten-

bewegung, Stadtgärtnerei und Stadt-entwicklung diskutieren über die Rückeroberung der Stadt durch die Landwirtschaft.

Podium mit Maya Graf, National-rätin, Isidor Wallimann, Präsident Ur-ban Agriculture Basel. Emanuel Trueb, Leiter Stadtgärtnerei Basel, Monika Jäggi, Geografin und freie Journalistin, Armin Zimmermann, Agronom und Programmverantwortlicher Sudan bei mission 21. Moderation: Patrick Tschu-din, Journalist SF DRS.

Freitag, 2. November, 19.30–21 UhrUm 18.30 Uhr Führung durch den Missionshausgartenmission 21, Missionsstr. 21, BaselKontakt: [email protected], 061 260 23 35

«Zukunft auf dem Land?»Details zum Studientag auf Seite 22

Sonntag, 4. November, 9.15–13.30 UhrTagungszentrum Leuenberg, Hölstein BL

Jahresevent: «Friends of the Archives»

Mitglieder des Gönnerclubs «Friends of the Archives» sind

herzlich eingeladen zur Präsentati-on einer besonderen Auswahl von Schätzen aus dem Archiv der Basler Mission/mission 21. Mit Anmeldung.

Samstag, 17. November, 14–17 Uhrmission 21, Missionsstrasse 21, BaselKontakt: [email protected], 061 260 22 42

Neu: www.bmarchives.orgInteraktive Vorstellung der neu-

en Website des Archivs der Basler Mission/mission  21. Das innovative Tool www.bmarchives.org verbindet zwei Digitalisierungsprojekte mit einer-seits historischen Bildern, Karten und Plänen und andererseits sämtlichen Ar-chivfindbüchern. Mit Anmeldung.

Dienstag, 20. November, 18 UhrKirchgemeindehaus Oekolampad, Allschwilerplatz 22, BaselKontakt: [email protected], 061 260 22 42

NACHRICHTEN

tansania in der Schweiz

Über 20 Konzerte hat der Projekt-chor «Hujambo Afrika» auf seiner Schweizer Tournee vor den Sommerfe-rien gegeben. Die Gäste der Herrnhuter Partnerkirche von mission 21 aus Tan-sania besuchten ausserdem Schulen und Bergbauernhöfe, eine Synode und das «Haus der Religionen» in Bern.

Website mehrsprachigwww.mission-21.org weitet das

Angebot laufend aus. Neu wird das Online-Portal von mission  21 fünf-sprachig geführt: Neben Deutsch in ab-gespeckter Version auch auf Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch.

Page 22: Contigo 3/2012: Das liebe Geld

22 contigo Nr.3 | 2012

Weitere Veranstaltungshinweise auf den Seiten der Werke 10 bis 21

SEPTEMBER

100 Jahre ANC: zwischen Befreiungsbewegungund RegierungsparteiFreitag, 21. September, 18.15 Uhr Lesung mit Mamphela Ramphele, Apéro

Samstag, 22. September, 9-18 Uhr Tagung und Roundtable

Basler Afrika Bibliographien, Klosterberg 23, 4051 Basel Tagung (ohne Essen) 50 (25) FrankenKontakt: [email protected], 077 466 96 36 Rahmenprogramm mit Filmen: Neues Kino Basel, Klybeckstrasse 247,

4057 Basel, www.neueskinobasel.ch

Wir kochen fair1. September – 31. Oktober

Max Havelaar propagiert, dass in der Schweizer Gastronomie fair ge-kocht wird. Bis Ende Oktober bieten zahlreiche Gastronomie-Partner der Max Havelaar-Stiftung Gerichte mit Zutaten aus fairem Handel an. Die Fair Trade-Menüs laden zum aus-wärts Essen und Nachkochen ein. Gleichzeitig leistet der Genuss einen konkreten Beitrag für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen der Pro-duzenten in den Entwicklungs- und Schwellenländern.

Informationen und Rezeptideen www.maxhavelaar.ch/wirkochenfair

OKTOBER

1/3 Verschwendung satt habenFreitag, 12. Oktober, 13.30-21.15 Uhr, Campus Windisch der FHNW, Aula, Klosterzelgstrasse 2, 5210 Windisch

Tagung und Film «Frisch auf den Müll».

Weltweit gelangen rund ein Drit-tel aller Lebensmittel zwischen Acker und Gabel in den Müll oder verrotten in Lagern. Das ist eine Schande, nicht nur wegen der Millionen Menschen mit Hunger. Wege gegen diese Ver-

schwendung von Ressourcen zeigt die von den Aargauer Kirchen mitorgani-sierte und auch von Brot für alle un-terstützten Veranstaltung der FHNW Fachhochschule Nordwestschweiz.

50 Fr./Studierende 25 Fr. Nur Film um 20 Uhr 10/5 Fr.www.fhnw.ch/technik/ign/veranstaltungenAnmeldung: [email protected]

Der Weg zur Würde EhrendoktorinFreitag, 19. Oktober, 17.30–20.30 Uhr mission 21, Missionsstr. 21 (Kapelle), Basel

Am Dies Academicus 2011 der Universität Basel wurden fünf Frau-en zu Ehrendoktorinnen ernannt. Was braucht es, um diese Würde zu erlangen? Wie war der Lebens- und Berufsweg dieser Frauen? Podiums-diskussion unter dem Titel «Sie haben es geschafft!» mit Marie-Claire Barth-Frommel (Pfarrerin Dr. h.c., Theolo-gische Fakultät), Judith Stamm (Dr. iur. Dr. h.c., Juristische Fakultät) und Susanne Codoni (Dr. h.c., Medizini-sche Fakultät).

Kontakt: Meehyun Chung, 061 260 22 57, [email protected]

NOVEMBER

«Zukunft auf dem Land?»Sonntag, 4. November, 9.15–13.30 Uhr, Tagungszentrum Leuenberg, Hölstein BL

Weltweit stehen Bauersleute vor der Frage, welche Perspektive sie auf dem Land haben. Unter dem Titel «Zukunft auf dem Land?» sprechen und disku-tieren zu wirtschaftlichen und sozialen Perspektiven der Landwirtschaft: Cas-par Baader, Nationalrat SVP; Christi-an Hofer, Vizedirektor Bundesamt für Landwirtschaft; Sebastiano Pollock, ökumenischer Mitarbeiter im Land-wirtschaftsprojekt von mission 21 im Cunas-Tal, Peru. Veranstaltung im Rahmen der Herbst-kampagne von mission 21 in Zusam-menarbeit mit dem Bauernverband beider Basel.

www.bmarchives.orgAnmeldung: Markus Perrenoud, 061 260 23 35, [email protected]

Woche der Religionen 4. - 10. November 2012

In über 30 Städten und Gemein-den stehen über 120 Veranstaltungen bevor. Über 100 Organisationen mit Tausenden von Freiwilligen ermög-lichen Begegnungen zwischen Men-schen mit unterschiedlicher und ohne Religionszugehörigkeit. Podiumsge-spräche, Workshops, Ausstellungen, offene Gotteshäuser, Informationen zu Religionen und Kulturen bieten Gelegenheit, sich ein eigenes Bild von den Religionsgemeinschaften im na-hen Umfeld zu machen. Vorurteile und Berührungsängste sollen abge-baut, das friedliche Mit- und Neben-einander gefördert werden

Alle Veranstaltungen auf www.woche-der-religionen.ch Gottesdienst am Tag der VölkerSonntag, 11. November, ab 10 UhrPauluskirche BaselZusammen mit der Ortsgemeinde organisieren und gestalten verschiedene Migrationskirchen einen Gottesdienst. Information www.oeme.ch/baselland-baselstadt. [email protected]

…uNd auSSERdEM:

Die etwas anderen Zahlen

Weltweit, antwortet der Bundesrat auf ein Postulat, betrug 2010 die öf-fentliche Entwicklungshilfe 129 Mrd. US-Dollar. Die illegalen Geldtransfers aus den Entwicklungsländern erreich-ten im gleichen Jahr 850 Mrd. Dollar. Davon gelten laut OECD etwa 60 Pro-zent als hinterzogene Steuern: satte fünf Mal mehr als die Hilfezahlungen. Noch schlimmer: Jährlich verlassen viele ausgebildete Leute die armen Länder. Dieser Braindrain in die USA, nach Europa und auch Südafrika ent-spricht allein für Schwarzafrika rund 2.5 Mrd. Dollar «verschenkter» Aus-bildungskosten jährlich.

Details für die Schweiz fehlen. Aber: 2011 umfasste die öffentliche Hilfe knapp 2,7 Mrd. Franken. Zu-gleich importiert die Schweiz Ärztin-nen und Ärzte (und Pflegepersonal) statt selber auszubilden. Die letzten fünf Jahre «gewann» sie so allein dank des Zuzuges aus Deutschland rund 200 Mio. Franken jährlich. uw

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Page 23: Contigo 3/2012: Das liebe Geld

23contigo Nr.3 | 2012

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Der Preis der Schulden

Der afrikanische Kontinent ächzt

unter seiner Schuldenlast und

gerät in neue Abhängigkeiten.

Die Folge sind Armut und soziale

Ungleichheit.

Seit den 1970er-Jahren haben internationale Organisationen und multinationale Unternehmen zahl-reiche Länder Afrikas durch ein aus-geklügeltes Schuldensystem in neue Abhängigkeiten gebracht. Eine zent-rale Rolle spielt dabei der Internatio-nale Währungsfonds IWF und dessen Strukturanpassungsmassnahmen.

Der Film thematisiert die kom-plexen Zusammenhänge am Beispiel der Demokratischen Republik Kon-go. Zahlreiche Interviews werden mit Kritikerinnen und Kritikern des IWF geführt, aber auch mit einem ehe-maligen Direktor der Weltbank. Der kongolesische Koordinator ‹Neue Ent-wicklungsalternativen›, Victor Nzuzi, macht mit seiner bildhaften Sprache die Folgen dieses im Verborgenen wirkenden Wirtschaftskolonialismus deutlich. uw

Der Preis der Schulden (Le salaire de la dette)Dokumentarfilm von Jean-Pierre Carlon, Frankreich 2010, 30 Minuten (Kurzfassung), ab 14 JahrenDer Film ist nur auf der DVD «Globalisierte Wirtschaft» (mit zwei weiteren Dokumentarfilmen) erhältlich.Informationen und Filmausschnitt: www.filmeeinewelt.chVerleih und Verkauf: 45 Fr., bei Bildung und Entwicklung,031 389 20 21, [email protected]

BUcH

Am besseren Haus bauen

An einer vielfältigen Konferenz

wurden Ideen für langfristig

tragbareres Haushalten zusam-

mengetragen. Jetzt lassen sich die

Anregungen nachlesen.

An der Konferenz «Haushalten& Wirtschaften» der Stiftung Zukunfts-rat wurden Bausteine und Rahmen-bedingungen für eine zukunftsfähige Wirtschafts- und Geldordnung erör-tert. 50 Fachleute unterschiedlichster Herkunft haben ihre Anregungen jetzt veröffentlicht. Das Buch liest sich wie ein Mosaik. Ergänzendes, Wider-sprüchliches, Tiefgründiges, Konkre-tes steht nebeneinander und skizziert einen für alle Menschen gangbaren Weg in eine nachhaltigere Zukunft. Entwicklungspolitische Impulse geben Peter Niggli (Alliance sud) und Martin Fässler (DEZA); Otto Schäfer breitet Thesen zum qualitativen Wachstum aus, Ernst Ulrich von Weizsäcker sei-nen Weg «Faktor 5».

Wer das Werk liest, findet vielfäl-tige Anregungen für den eigenen Weg im Alltag, aber auch für Veranstal-tungen. Die Texte verbindet – neben der Sorge um den Zustand der Welt und unserem Wirtschaften – die Neu-gier und die Aufmerksamkeit, die der Grenze zum neuen Wirtschaften ge-widmet wird. «Immer schneller, im-mer mehr, immer ...» greift nicht mehr. Doch was sichert dann Wohlstand und Nachhaltigkeit für uns und alle anderen?

Haushalten&Wirtschaften, hrsg. Stiftung Zukunftsrat, 250 Seiten, 25 Fr. (ab Oktober 2012 34 Fr.), ISBN 978-3-7253-0993-1, www.rueggerverlag.ch

JUrY LOcArNO

Film «Une Estonienne à Paris» ausgezeichnet

Am Filmfestival von Locarno hat

die Jury der kirchlichen Filmorga-

nisationen den Film «Une Estoni-

enne à Paris» mit dem Ökumeni-

schen Preis ausgezeichnet.

Hervorgehoben wird von den Trä-gern des Preises, Signis und Interfilm, dass «der formvollendete und exzellent gespielte Film» auf berührende Weise existenzielle Themen wie Verlust, Alt-werden, Liebe, Trauern, Nächstenliebe und die Begegnung mit den anderen behandle. Regisseur Ilmar Raag lässt Jeanne Moreau eine alternde Dame in Paris spielen, die eine estnische Haus-hälterin benötigt, um ihren Lebens-sinn wieder zu finden.

Zudem vergab die Jury eine lo-bende Erwähnung an den österrei-chischen Film «Der Glanz des Tages» von Tizza Covi und Rainer Frimmel: «Der Film zeigt, wie man das Leben von anderen verändern kann, indem man für den Nächsten und den Frem-den bedingungslos da ist, auch wenn es riskant wird.»

Seit 40 Jahren arbeitet die ökumeni-sche Jury. Damit ausgezeichnete Filme auch in die Kinos kommen, knüpfen die evangelisch-reformierte und die römisch-katholische Kirche den Preis von 20 000 Franken seit einigen Jah-ren an einen Verleih in der Schweiz. bd

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Auch die Schule Nkolo ist von den

Sparmassnahmen betroffen.

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Laine Mägi und Jeanne Moreau im Film «Une

estonienne à Paris» von Regisseur Ilmar Raag.

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Page 24: Contigo 3/2012: Das liebe Geld

contigo Nr.3 | 2012

Glück entsteht aus kleinen Dingen. Unglück oft durch Vernachlässigung kleiner Dinge.

Weisheit aus China

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