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David Kaldewey Differenzierungs- theorie und Kultursoziologie Ein kultursoziolo- gisches Update der Differenzie- rungstheorie Methodologische Überlegungen Konsequenzen für historische Perspektiven der Kultursoziologie Methodologische Überlegungen zum Verhältnis von Kultursoziologie und Differerenzierungstheorie David Kaldewey Graduiertenkolleg »Präsenz und implizites Wissen« Institut für Soziologie, Universität Erlangen Beitrag zur Sektionsveranstaltung der Sektion Kultursoziologie im Rahmen des DGS-Kongresses in Bochum/Dortmund: »Die Geschichtlichkeit der Kultur – historische Perspektiven der Kultursoziologie« 02.10.2012 1 / 24

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David Kaldewey

Differenzierungs-theorie undKultursoziologie

Ein kultursoziolo-gisches Updateder Differenzie-rungstheorie

MethodologischeÜberlegungen

Konsequenzenfür historischePerspektiven derKultursoziologie

Methodologische Überlegungen zumVerhältnis von Kultursoziologie und

Differerenzierungstheorie

David Kaldewey

Graduiertenkolleg »Präsenz und implizites Wissen«Institut für Soziologie, Universität Erlangen

Beitrag zur Sektionsveranstaltung der Sektion Kultursoziologie imRahmen des DGS-Kongresses in Bochum/Dortmund:

»Die Geschichtlichkeit der Kultur – historische Perspektiven derKultursoziologie«

02.10.2012

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Differenzierungs-theorie undKultursoziologie

Ein kultursoziolo-gisches Updateder Differenzie-rungstheorie

MethodologischeÜberlegungen

Konsequenzenfür historischePerspektiven derKultursoziologie

Differenzierungstheorie und Kultursoziologie

Ein kultursoziologisches Update der Differenzierungstheorie

Methodologische Überlegungen

Konsequenzen für historische Perspektiven derKultursoziologie

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Differenzierungs-theorie undKultursoziologie

Ein kultursoziolo-gisches Updateder Differenzie-rungstheorie

MethodologischeÜberlegungen

Konsequenzenfür historischePerspektiven derKultursoziologie

Was ist der Gegenstand derDifferenzierungstheorie?

I »Kultursysteme« (Dilthey)I »Wertsphären« (Weber)I »Subsysteme der Gesellschaft« (Parsons)I »Funktionssysteme« (Luhmann)I »Teilsysteme« (Schimank)I »Soziale Felder« (Bourdieu)I »macrosocial supercategories« (Harris)

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Differenzierungs-theorie undKultursoziologie

Ein kultursoziolo-gisches Updateder Differenzie-rungstheorie

MethodologischeÜberlegungen

Konsequenzenfür historischePerspektiven derKultursoziologie

Was ist der Gegenstand der Kultursoziologie?

I Zum einen erscheint Kultur als ein sozialer Teilbereichunter anderem, so insbesondere bei Parsons, der vierprimäre Subsystemen der Gesellschaft unterscheidet:

I (A) WirtschaftI (G) PolitikI ( I ) GemeinwesenI (L) Kultur

I Zum anderen erscheint »Kultur« als Komplementär-begriff zu »Struktur«. Oft geht damit eine implizitehart/weich-Unterscheidung einher (Göbel 2005; Hays1994; Sewell 1992), auch eine entsprechendedisziplinäre Binnendifferenzierung wird angedeutet:

I Realsoziologie / Kultursoziologie (Scheler)I Struktursoziologie / Kultursoziologie (Alkemeyer)I Sozialwissenschaften / Kulturwissenschaften

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Ein kultursoziolo-gisches Updateder Differenzie-rungstheorie

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Konsequenzenfür historischePerspektiven derKultursoziologie

Varianten der Struktur/Kultur-Unterscheidung

I Marx: Basis / ÜberbauI Scheler: Realfaktoren / IdealfaktorenI Weber: Lebensordnungen / WertsphärenI Bourdieu: (Sozialer) Raum der Positionen /

(Symbolischer) Raum der WerkeI Neoinstitutionalismus: Aktivitätsstruktur /

Formalstruktur (»action« / »talk«)I Luhmann I: Gesellschaftsstruktur / SemantikI Luhmann II: Operation / Beobachtung

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Die systemtheoretische Struktur/Semantik-Debatte (Stäheli, Kogge, Stichweh, Göbel,Burkart, Srubar)

I Auch Semantik fungiert als StrukturI Kritik am NachträglichkeitstheoremI Kritik an der Vernachlässigung der Alltagssemantik

gegenüber der »gepflegten Semantik«I Kritik an der Beschränkung auf eine

»Transformationsbegleitforschung für den Übergangvon stratifikatorischer zu funktionaler Differenzierung«(Göbel)

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Konsequenzenfür historischePerspektiven derKultursoziologie

Konsequenzen aus der Struktur/Semantik-Debatte

I Die Semantik kann sich zur Struktur rekonstruktiv,antizipativ oder sogar konstitutiv verhalten (Stichweh)

I Empirisch fruchtbar machen lässt sich dieStruktur/Semantik-Unterscheidung weniger bzgl. derGesamtgesellschaft als bzgl. konkreter(Funktions-)systeme

I Eine zentrale Prämisse des späten Luhmanns ist, dassSysteme über eine operative und eine semantischeEbene verfügen – und dass auf beiden EbenenDifferenzierungsprozesse stattfinden

I Überraschende Parallele in der handlungstheoretischenDifferenzierungstheorie:

I Schwinn (2001): strukturelle und ideelle Ebene der»Sphären« (Form/Geist)

I Schmidt (2005): Lebensordnungen / Wertsphären

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Einführung des Diskursbegriffs

I Ausgehend von der Unterscheidung einer operativenund einer semantischen Ebene von Systemen könnenzwei Formen der Innendifferenzierung unterschiedenwerden: Subsysteme und Diskurse

I Definitionen des Diskursbegriffs:I Bora (2005): Diskurs als »eine Form der internen

Differenzierung von Sozialsystemen«I Stichweh (2006): Diskurs als ein »System

verselbständigter semantischer Produktion, das in sichselbst zirkuliert«

I Forschungspraktische Vorteile des Diskursbegriffs:I Vermeidung der Singularisierung des Kultur- bzw.

SemantikbegriffsI Diskurse sind nicht »autopoietisch geschlossen«I Diskurse als eigenständige Untersuchungsgegenstände

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Konsequenzenfür historischePerspektiven derKultursoziologie

Von der Struktur/Semantik-Unterscheidung zurTrias: System / Diskurs / Semantik

I Verhältnis Diskurs / SemantikI Diskurse sind Strukturen, die unter der semantischen

Oberfläche operierenI Anders als etwa semantische Felder sind Diskurse also

nicht unmittelbar empirisch zugänglichI Verhältnis Diskurs / System

I Diskurse sind nicht gänzlich freischwebend, sonderneingebettet in systemische Strukturen bzw. in diesemantische Ebene von Systemen

I In handlungstheoretischer Perspektive könnte derSystembegriff ersetzt werden durch Konzepte wie»Seinslagen« oder »Diskursgemeinschaften«

I Kurz: Die Rekonstruktion von Diskursen geschiehteinerseits empirisch, u. a. über Semantikanalysen,andererseits theoretisch, d. h. ausgehend vonVermutungen über die Operationsweise von Systemen

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Konsequenzenfür historischePerspektiven derKultursoziologie

Beispiel: Skizze eines integrativen soziologischenWissenschaftsbegriffs3 Die Semantik der Wissenschaft

Semantische Ebene der Wissenschaft Differenzierung von Diskursen, z. B.:

MethodendiskurseTheoriediskurseAutonomiediskursePraxisdiskurse

Operative Ebene der Wissenschaft Differenzierung von Subsystemen, z. B.:

ForschergruppenDisziplinäre GemeinschaftenEpistemische KulturenNetzwerke, Kollektive, Hybride etc.

Organisationale Ebene der Wissenschaft Differenzierung von Organisationen, z. B.:

UniversitätenAkademienForschungsinstituteZeitschriften, Verlage

Abbildung 3.3Skizze eines integrativen Wissenschaftsbegriffs

tischen Superkategorie der modernen Gesellschaft (vgl. Kap. 3.1). In einem ganzähnlichen Sinne wird die Systemtheorie heutzutage weniger als Makro-Soziolo-gie denn als als operative Theorie begriffen, die »den Vollzug der Gesellschaftin konkreten Operationen« beschreibt (Nassehi 2004, S. 105). Eben deshalb ver-mag die Konzeption einer Semantik der Wissenschaft auch Beiträge zu den vonden anderen Paradigmen besetzten Domänen zu leisten. Auf eine weitergehen-de und umfassende Diskussion aller wissenschaftssoziologisch relevanten Aspekteder Systemtheorie wird hier jedoch ebenso verzichtet wie auf eine entsprechen-de Rezeption der konkurrierenden Ansätze. In Abbildung 3.3 ist zumindest ingroben Zügen angedeutet, wie auf dieser Grundlage ein integratives Modell derWissenschaft entworfen werden könnte. Die Grafik zeigt auch, dass die hier ver-tretene Luhmann-Lektüre eine partielle ist, da sie sich auf die semantische Ebenebeschränkt. Deren Erforschung, das wird sich im Folgenden zeigen, ist dennochanspruchsvoll genug.

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Konsequenzenfür historischePerspektiven derKultursoziologie

Luhmanns Wissenschaftsbegriff – orthodox

3.3 Die Härte des Codes und die Ambiguität der Semantik

Code Code

Programme Referenz

. & . &Methoden

⇠Funktion:

Binarisierung, d. h.Diskriminierung zw.richtiger und falscher

Verwendung derCodewerte

⇠Selbstreferenz

Theorien⇠

Funktion:Externalisierung, d. h.

Konstitution desGegenstandes

wissenschaftlicherErkenntnis

⇠Fremdreferenz

Selbstreferenz⇠

re-entry des Systemsz. B. als

›Erkenntnis‹›Wahrheit‹

›Wissenschaft‹›Autonomie‹›Funktion‹

›Grundlagenforsch.‹

Fremdreferenz⇠

re-entry der Umweltz. B. als

›Gegenstand‹›Nützlichkeit‹

›Praxis‹›Heteronomie‹

›Leistung‹›Angewandte Forsch.‹

wissenschaftlichenWissens

wissenschaftlichenWissens

& .

Selbstbeobachtung, Selbstbeschreibung,& . Reflexion, Reflexionstheorie

⇠Limitationalität Reflexion

⇠ ⇠Funktion: Funktion:

Transformation unbestimmbarer Konstitution der Identität des Systemsin bestimmbare Komplexität in Differenz zu seiner Umwelt

Abbildung 3.1Die Semantik der Wissenschaft nach Luhmann (1990)

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Luhmanns Wissenschaftsbegriff – revisited

3.4 Die Diskursivität der Semantik

Code

Semantik

Methodendiskurse Theoriediskurse Autonomiediskurse Praxisdiskurse⇠

Funktion:Binarisierung

bzw. Codierung derSelbstreferenz

wissenschaftlichenWissens

⇠Funktion:

Externalisiserungbzw. Codierung der

Fremdreferenzwissenschaftlichen

Wissens

⇠Funktion:

Identitätsarbeit mitSchwerpunkt auf den(selbstreferentiellen)Funktionsaspekt des

Systems

⇠Funktion:

Identitätsarbeit mitSchwerpunkt auf den(fremdreferentiellen)Leistungsaspekt des

System

. & . & . & . &Limit. Reflex. Limit. Reflex. Limit. Reflex. Limit. Reflex.

Abbildung 3.2Die Semantik der Wissenschaft und ihre Diskurse

(in Anlehnung an Luhmann 1990)

man verschiedene Diskurstypen unterscheiden: Auf der einen Seite Methoden-und Theoriediskurse, auf der anderen Seite Autonomie- und Praxisdiskurse.

Während Luhmann die Funktionskomplexe der Limitationalität (Theorien,Methoden) und der Reflexion (Selbstbeschreibungen etc.) unverbunden neben-einander stehen lässt, wird hier vorgeschlagen, sich im Rahmen der Theorie-bildung auf die vier Diskurstypen zu konzentrieren, um dann im Hinblick aufkonkrete, empirisch rekonstruierte Diskurse zu fragen, ob und in welcher Wei-se diese Limitationalitäts- und/oder Reflexionsfunktionen erfüllen; oder andersformuliert, ob und in welcher Weise sie als Limitationalitätsdiskurse und/oderReflexionsdiskurse fungieren. Folgt man den luhmannschen Präsuppositionen,dann müsste man vermuten: Methodendiskurse und Theoriediskurse sind Limi-tationalitätsdiskurse, Autonomiediskurse und Praxisdiskurse dagegen sind Re-flexionsdiskurse. Diese Subsumtion scheitert aber an der Empirie, wie sich unteranderem auch in den Fallstudien der Kapitel 5 bis 7 zeigen wird, wie aber bereitsvorweg mit wenigen Überlegungen gezeigt werden kann.

Reflexionsdiskurse, so kann man ausgehend von der bisherigen Begriffsbil-dung festhalten, dienen dazu, die Einheit des Systems in Differenz zu seinerUmwelt zu beobachten, zu beschreiben, zu reflektieren, und in eine für die weite-ren Operationen des Systems anschlussfähige Identität zu transformieren – mankönnte deshalb, wie schon angedeutet, anstelle von Reflexionsdiskursen auch vonIdentitätsarbeit oder von Identitätsdiskursen sprechen. Verfolgt man nun klas-

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MethodologischeÜberlegungen

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These: Die Trias (System / Diskurs / Semantik)ermöglicht neue Perspektiven für die historisch-soziologische Forschung

I Semantik (insb. in Form semantischer Felder) alsempirisches Material, erschließbar u. a. mit denklassischen Methoden der Begriffsgeschichte und derlinguistischen Semantik

I Diskurse als Forschungsgegenstände mittlererReichweite

I Historische Ausdifferenzierung von Funktionssystemenund entsprechenden Sozialstrukturen als theoretischesHintergrundwissen (historisch und soziologisch)

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Studie: »Wahrheit und Nützlichkeit –Autonomiediskurse und Praxisdiskurse alsSelbstbeschreibungen des Wissenschaftssystems«

I Empirisches Material: Historische Semantiken von derantiken Trias von Theorie, Praxis und Poiesis bis zurmodernen Unterscheidung von Grundlagenforschungund angewandter Forschung

I Forschungsgegenstand: Autonomiediskurse undPraxisdiskurse

I Theoretisches Hintergrundwissen:Wissenschaftsgeschichte, Wissenschaftsphilosophie undWissenschaftssoziologie (mit Schwerpunkt aufLuhmanns »Die Wissenschaft der Gesellschaft«)

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Historisch-soziologische Fallstudien

I Theorie und Praxis als Lebensformen(von der Antike bis zur Renaissance)

I Die Idee der nützlichen Universität(vom 12. bis 18. Jahrhundert)

I Reine und angewandte Wissenschaft(vom 18. Jahrhundert bis heute)

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Beispiele für semantische Felder

5 Theorie und Praxis als Lebensformen

Hauswirtschaft Politik Philosophie Handwerk(o koc) (pÏlic) (filosof–a) (tËqnh)

Seelenteile(Platon)

Begehren(‚pijum–a)

Mut(jumÏc)

Vernunft(lÏgoc)

Wissensweisen(Platon)

erkennend-theoretisch(‚pist†mhgnwstik†)

praktisch-tätig

(‚pist†mhpraktik†)

Lebensformen(Aristoteles)

Leben desGenusses

(b–ocÇpolaustikÏc)

bürgerlich-politisches

Leben(b–oc politikÏc)

theoretisch-philosophisches

Leben(b–oc jewrhtikÏc)

dianoetischeTugenden(Aristoteles)

sittlicheEinsicht

(frÏnhsic)

wissenschaftlicheErkenntnis(‚pist†mh),

inuitiver Verstand(nouc),

philosophischeWeisheit(sof–a)

praktischesKönnen(tËqnh)

Handlungsformen(Aristoteles)

Praxis(praxic)

Theorie(jewr–a)

Poiesis(po–hsic)

Abbildung 5.1Semantiken der griechischen Antike

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Beispiele für semantische Felder

5 Theorie und Praxis als Lebensformen

Diesseits Jenseits

Clemens von Weg der Werke Weg der GnosisAlexandria (Írga) (gnwsic)

Evagrius reinigende Praxis theoretische ErkenntnisPonticus (praktikÏc) (gnwstikÏc)

. & . &1. Stufe:

Leidenschafts-losigkeit(Çpàjeia)

2. Stufe:Liebe

(Çgàph)

1. Stufe:Anschauungder Natur(jewr–afusik†)

2. Stufe:Anschauung

Gottes(jewr–ajeologik†)

Augustinus 1. Stufe der Innerlichkeit 2. Stufe der Innerlichkeit(›actio‹) (›contemplatio‹)

Das nach außen tätige Leben Das nach außen beschauliche Leben(›genus vitae negotiosum‹) (›genus vitae otiosum‹)

& .Synthese

(›genus compositium‹)

Gregor der Nächstenliebe GottesliebeGroße & .

Liebe als innere Klammer(›Ipse amor notitia est‹)

Thomas von ›vita activa‹ ›vita contemplativa‹Aquin . &

Beschauung dergöttlichenWirkungen

Beschauung dergöttlichenWahrheit

Abbildung 5.4Semantiken des Frühchristentums und der Mönchstheologie

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MethodologischeÜberlegungen

Konsequenzenfür historischePerspektiven derKultursoziologie

Beispiele für semantische Felder6 Die Idee der nützlichen Universität

Kirche Staat Universität

Alexander von Roes:– drei Potenzen,

›sacerdotium‹(Priester-/Papsttum)

›regnum‹/›imperium‹(König-/Kaisertum)

›studium‹(Wissenschaft)

– drei Völker, Italien Deutschland Frankreich

– drei Stände, ›populus‹ ›militia‹ ›clerus‹

– drei menschlicheGrundtriebe

›amor habendi‹(Haben-Wollen)

›amor dominandi‹(Herrschen-Wollen)

›amor sciendi‹(Wissen-Wollen)

Tolomeus von Lucca ›divinus cultus‹(Gottesdienst)

›secularis potestas‹(weltliche Gewalt)

›sapientia scholastica‹(Schulweisheit)

Wilhelm von Nangis ›fides‹(Glaube)

›militia‹(Ritterschaft)

›sapientia‹(Weisheit)

Friedrich Schlegel Religion/Seele Staat/Körper Wissenschaft/Geist

Jacob Burckhardt Religion Staat Kultur

Abbildung 6.1Die Semantik der drei Potenzen im 13. und ihr Nachhall im 19. Jahrhundert

(in Anlehnung an Grundmann 1951/52)

scholastica‹), während letzterer mit einer äquivalenten Figur die Überlegenheitseiner eigenen Nation gegenüber anderen Ländern zu demonstrieren sucht: Frank-reich und sein König, so meint er, seien dreifach begnadet durch den Glauben(›fides‹), die Ritterschaft (›militia‹), und die Weisheit (›sapientia‹) – dafür ste-he die dreiblättrige Lilienblüte des französischen Königswappens (Grundmann1951/52, S. 9–16; 1960, S. 60 f.). »Als hätte der Gedanke an die zusammenge-hörige Dreiheit von Glaube, Macht und Wissenschaft in der Luft gelegen«, soresümmiert Grundmann, »greift ihn jeder auf, um ihn in seine Denkform einzu-fügen und umzuprägen« (1951/52, S. 16).

Auch wenn in einigen der von Grundmann verarbeiteten Quellen das ›studi-um‹ sehr konkret für die Pariser Universität steht, so deutet sich in anderen Quel-len eben der Abstraktionsschritt an, der das ›studium‹ zu einer überregionalenReferenz macht. In der folgenden Zeit entwickelt sich die zunächst an lokale Schu-len gebundene Gelehrsamkeit demnach zur »Großmacht Wissenschaft« (ebd.,S. 18). In der Terminologie der vorliegenden Arbeit kann man also durchaus sa-gen, dass im 13. Jahrhundert gebräuchliche Begriffe wie ›studium‹, ›sapientia‹

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Beispiele für semantische Felder

6.3 Der Praxisdiskurs der Aufklärung

Kirche Universität Staat

17. Jh. Weisheit Gelehrsamkeit Klugheit& . & .

›scientia‹ ›historia‹

Universalismus Kosmopolitismus Partikularismus

Polemik der ›Pedanterie‹ ›Galanterie‹(frühen) (universitäre (höfischeAufklärung Gelehrsamkeit) Geselligkeit)

›Schulfüchserey‹ ›honnête homme‹›Wortkrämerey‹ ›galant homme‹

›Mönchsbarbarei‹ ›Buchgelehrsamkeit‹

18. Jh. Glauben Wahrheit Nützlichkeit& .

›nützliche Wissenschaften‹

Resewitz 1776 ›Gelehrter‹ ›Geschäftsmann‹(findet d. Wahrheit) (wendet d. Wahrheit an)

Schiller 1789 ›philosophischer Kopf‹ ›Brotgelehrter‹

Kant 1798 ›Geschäftsleute oder ›eigentliche Gelehrte‹ ›Geschäftsleute oderWerkkundige der Werkkundige derGelehrsamkeit‹ Gelehrsamkeit‹

Theologie Philosophie Jurisprudenz. &

reine historischeVernunfterkenntnis Erkenntnis

Religion Wissenschaft Politik

Abbildung 6.2Die Semantik der Gelehrsamkeit im 17. und 18. Jahrhundert

(in Anlehnung an Stichweh 1991)

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Beispiele für semantische Felder

7 Von der reinen Wissenschaft zur angewandten Forschung

Theorie Praxis

Boethius (6. Jh.) ›scientia speculativa‹ ›scientia practica‹

Schule von Toledo ›medicina theorica‹ ›medicina practica‹

Hugo (12. Jh.) ›geometria theorica‹ ›geometria practica‹

Van Roomen (1602) ›mathematica pura‹ ›mathematica mixta‹

Bacon (1605) ›pure mathematics‹ ›mixed mathematics‹

Wolff (1716) ›mathesis theoretica‹ ›mathesis practica‹›mathesis pura sive simplex‹ ›mathesis impura sive mixta‹

Wallerius (1751) ›chemia pura‹ ›chemia applicata‹

Reine Wissenschaft Angewandte Wissenschaft

Abbildung 7.2Vorstufen des dichotomen Modells

untersuchte Fall des Chemikers Wallerius und der Selbstdarstellung der ChemieMitte des 18. Jahrhunderts ist nun vor allem deshalb interessant, weil hier dergordische Knoten der vielfältigen antiken, scholastischen und frühneuzeitlichenSinnschichten mit einer einzigen semantischen Setzung durchschlagen wird. Eslohnt sich deshalb, Wallerius’ semantische Strategie noch etwas genauer zu be-trachten.

Johan Gottschalk Wallerius’ Neukonzeption der Chemie (1751)

Wie oben schon angedeutet, hatte die frühe Chemie im universitären Kontextmit allerlei Vorurteilen zu kämpfen, die vor allem mit ihrer unabdingbaren Ver-ortung im Labor, mit ihrer experimentellen Praxis einhergingen. Gemäß dentraditionellen Vorstellungen handelte es sich bei der Chemie eben deshalb umeine bloße Kunst (›ars‹), nicht aber um eine Wissenschaft (›scientia‹). Für dieInstitutionalisierung der Disziplin und für die dafür benötigte gesellschaftlicheUnterstützung war dieser »Ruch des Unakademischen, Handwerklichen und nochdazu Unreinlichen« ein elementares Hindernis (Meinel 1985, S. 28). Um in denRang einer Wissenschaft aufzusteigen, galt es deshalb zunächst, die meist nur inForm isolierter Fakten vorliegenden Ergebnisse der praktischen Forschung mit-tels allgemeingültiger Theorien, Methoden und Nomenklaturen in die Form eines

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MethodologischeÜberlegungen

Konsequenzenfür historischePerspektiven derKultursoziologie

Beispiele für semantische Felder7.5 Tod und Leben des linearen Modells

1. Stufe 2. Stufe 3. Stufe 4. Stufe

——————— research ——————— ——— innovation ———

Mees (1920) ——— pure ——— applied development manu-factoring

Huxley (1934) background basic ad hoc development

Schumpeter (1939) invention innovation

Bernal (1939) —— pure/fundamental —— applied

Stevens (1941) fundamental pioneering applied test-tube,pilot plant

production

Bichowsky (1942) ——— pure ——— —— laboratory work —— factory

Bush (1945) ——— basic ——— applied development

Steelman (1947) fundamental background applied development

Canadian, DRS(1947)

pure background applied development analysis,testing

Furnas (1948) fundamental/exploratory applied development production

Conant in NSF uncommitted —— programmatic ——(1951)Brozen (1951) —— fundamental/basic —— applied development production,

serviceMaclaurin (1953) ——— pure ——— invention innovation finance,

acceptanceDearborn et al. —— uncommitted —— applied development(1953)US, NSF (1953) ——— basic ——— applied development

UK, DSIR (1958) ——— basic ——— applied development prototype

OECD Frascati —— fundamental —— applied development non-researchManual (1963)US, Waterman(1965)

free basic mission-related basic

applied

Brooks (1967) basic/pure/fundamental

mission-oriented

basic

applied

OECD Frascati pure oriented applied experimentalManual (1970) basic basic development

Abbildung 7.5Variationen des linearen Modells, 1920–1970

(in Anlehnung an Godin 2006a,b)

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David Kaldewey

Differenzierungs-theorie undKultursoziologie

Ein kultursoziolo-gisches Updateder Differenzie-rungstheorie

MethodologischeÜberlegungen

Konsequenzenfür historischePerspektiven derKultursoziologie

Historische These I

Bedeutung der antiken und mittelalterlichen Theorie/Praxis-Semantik sowie der Unterscheidung zweier entsprechenderLebensformen (»vita contemplativa« und »vita actia«) fürdie spätere Ausdifferenzierung der modernen Wissenschaft:Die historischen Analysen machen eine religiöse und einepolitische Wurzel der Semantik der Wissenschaft sichtbar.

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David Kaldewey

Differenzierungs-theorie undKultursoziologie

Ein kultursoziolo-gisches Updateder Differenzie-rungstheorie

MethodologischeÜberlegungen

Konsequenzenfür historischePerspektiven derKultursoziologie

Historische These II

Die Semantik der Universität und die Semantik derWissenschaft fallen im Mittelalter und in der frühen Neuzeitineinander. Die Spannung von »Wahrheit« und»Nützlichkeit«, d.h. die Frage nach der Identität derWissenschaft und ihrem Verhältnis zu Staat und Kirchekönnen deshalb auf der Ebene der Organisation gelöstwerden: In Form der Vier-Fakultäten-Universität.

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David Kaldewey

Differenzierungs-theorie undKultursoziologie

Ein kultursoziolo-gisches Updateder Differenzie-rungstheorie

MethodologischeÜberlegungen

Konsequenzenfür historischePerspektiven derKultursoziologie

Historische These III

Die Unterscheidung von Grundlagenforschung undangewandter Forschung sowie das im 20. Jahrhundertemergierende »lineare Innovationsmodell« ermöglichen eineAustarierung von Autonomie- und Praxisdiskursen auf derEbene der Semantik des Wissenschaftssystems selbst. Esentstehen Einheitsnarrative, die die unterschiedlichenFormen autonomer und praxisrelevanter Wissenschaft zuintegrieren vermögen. Diese Identitätsarbeit findet ihrenhistorischen Ausdruck in der Substitution der Semantik der»reinen« Wissenschaft durch diejenige der»Grundlagenforschung« seit den 1940er Jahren.

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