Der Zwinger vom Paderquell ist weltweit die älteste aktive ... · auf der ISPU-WM 2005 in Haren....

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Der Zwinger „vom Paderquell“ ist weltweit die älteste aktive Zuchstätte für Schnauzer im PSK. (ein Interview mit der Redaktion des PSK, Juni 2013) Ist das wirklich so? - Ja, das stimmt, seit 1918! Darauf bin ich auch sehr stolz. Die für mich nachweislich älteste Hündin aus unserem Zwinger ist „Minka vom Paderquell“ aus dem Jahr 1918. Der älteste Eintrag „vom Paderquell“ Zuchtbuch des Pinscher-Schnauzer-Klubs (PSZ) ist die Nummer 4309. Das war der „F-Wurf“, Wurftag war der 13.06.1920. Die Mutter war Minka. Foto: „Flora vom Paderquell“ WT 13.06.1920 Was davor gelaufen ist konnte ich leider bisher noch nicht vollständig nachvollziehen, da tobte u.a. der 1. Weltkrieg. - Viele Dokumente sind verbrannt. Ich forsche aber weiter. Was sind die wichtigsten Entwicklungspunkte? Was verstehst Du unter „Entwicklungspunkte“? Was den Zwinger „vom Paderquell“ angeht kann ich sagen, dass mein Großvater und mein Vater immer größten Wert auf Wesen gelegt haben. Mittelschnauzer hatten früher sehr viel Naturschärfe und Gebisse wie Löwen. Die konnte man nicht so einfach anfassen. Allerdings waren die klar im Kopf und nicht agressiv. Mein Großvater Karl Lohmann war eine echte Nummer in der Geflügelzucht. Gleichzeitig züchtete er erfolgreich Deutsche Schäferhunde und war 50 Jahre Mitglied im SV. Später kamen Mittelschnauzer pfeffer-salz und Zwergschnauzer pfeffer-salz hinzu. Er war auch Zuchtrichter und sein Urteil hatte absolutes Gewicht.

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Der Zwinger „vom Paderquell“ ist weltweit

die älteste aktive Zuchstätte für Schnauzer im PSK.

(ein Interview mit der Redaktion des PSK, Juni 2013)

Ist das wirklich so? - Ja, das stimmt, seit 1918! Darauf bin ich auch sehr stolz. Die für mich nachweislich

älteste Hündin aus unserem Zwinger ist „Minka vom Paderquell“ aus dem Jahr 1918. Der älteste Eintrag

„vom Paderquell“ Zuchtbuch des Pinscher-Schnauzer-Klubs (PSZ) ist die Nummer 4309. Das war der

„F-Wurf“, Wurftag war der 13.06.1920. Die Mutter war Minka.

Foto: „Flora vom Paderquell“ WT 13.06.1920

Was davor gelaufen ist konnte ich leider bisher noch nicht vollständig nachvollziehen, da tobte u.a. der

1. Weltkrieg. - Viele Dokumente sind verbrannt. Ich forsche aber weiter.

Was sind die wichtigsten Entwicklungspunkte?

Was verstehst Du unter „Entwicklungspunkte“? Was den Zwinger „vom Paderquell“ angeht kann ich

sagen, dass mein Großvater und mein Vater immer größten Wert auf Wesen gelegt haben.

Mittelschnauzer hatten früher sehr viel Naturschärfe und Gebisse wie Löwen. Die konnte man nicht so

einfach anfassen. Allerdings waren die klar im Kopf und nicht agressiv. Mein Großvater Karl Lohmann

war eine echte Nummer in der Geflügelzucht. Gleichzeitig züchtete er erfolgreich Deutsche

Schäferhunde und war 50 Jahre Mitglied im SV. Später kamen Mittelschnauzer pfeffer-salz und

Zwergschnauzer pfeffer-salz hinzu. Er war auch Zuchtrichter und sein Urteil hatte absolutes Gewicht.

Foto: Karl Lohmann, aufgenommen 1928 mit Mittelschnauzer „Quinte vom Paderquell“ und einem

Deutschen Schäferhund.

Sein Sohn, mein Vater Karl-Franz Lohmann, übernahm später die Zuchtstätte und züchtete bis 1971

erfolgreich und mit gleichen Zielen Mittel- und Zwergschnauzer pfeffer-salz.

Seinen letzten Wurf machte er mit „Bijou vom Lutra“ und „Gift vom Desenberg“. Karl-Franz Lohmann

war einer der ersten Allrounder im VDH, somit durfte er jede Hunderasse der Welt auf Ausstellungen

bewerten. Er wurde als Mensch und Zuchtrichter sehr geschätzt. 1984 wurde ich Zuchtrichter im PSK

und übernahm offiziell den Zwinger.

Welche Rassen wurden gezüchtet?

Bis zu meiner Übernahme, wie zuvor schon beschrieben Deutsche Schäferhunde, Mittel- und

Zwergepfeffer-salz.

Foto: „Zorro vom Paderquell“ WT 04.07.1966

Mit welcher Rasse hast du deine Zucht begonnen?

Mit einem Riesenschnauzer-schwarz. Meine erste Zuchthündin war Arlett vom schwarzen Joker,

gezüchtet von E. Nixdorf aus Bützowc. Sie warf am 28.08.1993 zeitgleich mit dem 75-jährigen Jubiläum

des Zwingers „vom Paderquell“ 5 Rüden und 4 Hündinnen. Der Vater meines „E-Wurfes“ war Heros vom

Schösserholz von Martin Plath.

Foto: „Arlett vom schwarzen Joker“ SchH 1, WT 03.06.1990“

Wann und mit welchem Hund hast Du mit dem Hundesport begonnen?

Du kannst Fragen stellen, … das ist lange her! 1976 mit meinem besten Freund, dem Mittelschnauzer

„Chico vom Napoleonstock“. Mit ihm machte ich Schutzhund-Prüfung 1 und Fährtenhund-Prüfung.

Übrigens war der auch Weltjugendsieger´73 und Jahressieger´76.

Foto: Chico vom Napoleonstock, SchH 1, WT 30.04.1972

Was waren die größten Erfolge?

Neben Chico´s vielen Ausstellungs- Leistungs- und Zuchterfolgen habe ich mich hauptsächlich mit dem

Hundesport beschäftigt. So habe ich bisher mit 6 Riesenschnauzer-Hündinnen zu VPG III Prüfungen

geführt. Eine der Hündinnen war „Yenny vom Hatzbachtal“, eine sehr harte und selbstbewusste Hündin.

Helmut Losekam überließ mir diese tolle Hündin im Jahr 1995. Da war sie 1 Jahr alt. Neben zahlreichen

Prüfungen führte ich sie auch auf meiner gleichzeitig 1. Bundesleistungssieger-Prüfung im September

1998 in Marl. Sie hatte 2 Würfe „F und G-Wurf vom Paderquell“. Leider wurde sie 1999 vom Auto

überfahren. Das war ein schlimmes Erlebnis, daran denke ich noch heute mit Grauen.

Foto: „Festus vom Paderquell“ ScHH 3, WT 12.03.1997

Im Jahr 2000 kam „Utah vom Hatzbachtal“ als Welpe zu mir. Größte Erfolge waren diverse Siege auf LGA

im PSK und DVG, die Teilnahme an der Riesenschnauzer DM in Herten und Göttingen sowie der 4. Platz

auf der ISPU-WM 2005 in Haren. Das Highlight war die Teilnahme auf der DHV DM 2005 in Cottbus. An

dieser Stelle möchte ich mich besonders bei Dr. Mario Hölscher bedanken, ohne den ich diese Erfolge

nicht erreicht hätte. Derzeit führe ich die 4-jährige Hündin „Rexa vom Beisetal“, eine Enkelin von Utah

und Tochter von „Jette vom Paderquell“.

Foto: „Utah vom Hatzbachtal“ ScHH 3, WT 28.07.2000

Fotos vom K-Wurf , WT 04.04.2004

„Karl- F. Lohmann vom Paderquell“ SchH 3

„Kermit vom Paderquell“ ScHH 3

„Konni vom Paderquell“ ScHH 3

Ihr züchtet auch Zwergschnauzer schwarz - silber. Was fasziniert euch an dieser Rasse?

Wir sind eigentlich durch unsere Kinder auf die Zwerge gekommen, da sie einen eigenen Hund haben

wollten. Wir entschieden uns für einen Zwergschnauzer schwarz-silber. Die gefielen meiner Familie und

mir immer schon sehr gut. Neben dem rassetypischen Wesen assoziiere ich diesen Farbschlag mit

Eleganz und Ästhetik ... ich glaube es ist das Farbenspiel, das dem Hund das gewisse Etwas gibt. Durch

den Kontrast der beiden Farben haben diese Hunde immer wieder ein neues Gesicht. Zeitweise hat man

das Gefühl angelacht zu werden. Sicherlich ist es auch ein wenig Geschmackssache.

Der Zwergschnauzer, egal welche Farbe, ist ein agiler Kleinhund und für uns die ideale Ergänzung zu den

Riesen. Die Zucht dieser Hunde macht sehr viel Spaß. Wir freuen uns schon jetzt auf unseren nächsten

Wurf, den wir Ende April erwarten.

Foto: „Lina vom Paderquell“ WT 05.01.2005

Worauf ist bei der Zucht dieser Rasse besonders zu achten?

Sicherlich steht hier an erster Stelle die Reinheit der Farbe und das dichte, harte Rauhaar. Wichtig ist die

tiefschwarze Farbe. mit en sauberen Abzeichen. Das weiße oder silberfarbene Haar an Brust, Läufen

und dem Spiegel darf etwas weicher sein, soll nicht verwaschen sondern klar und sauber abgegrenzt

sein.

Als weiterer Punkt ist da auch die zum Teil recht enge Linienführung zu nennen. Es gibt bei dieser Rasse

einige Hunde, die sehr oft eingesetzt wurden und auch immer noch werden. Man bekommt dadurch

sicherlich bestimmte Merkmale und Familientyp gut herausgezüchtet, sollte dann aber auch wissen

wann man wieder fremde Linien oder weiter entfernte Verwandte einkreuzt.

Dann ist da noch das Thema Widerristhöhe. Insbesondere die Rüden sind oftmals an der oberen

Größengrenze angelangt. Nicht wenige sind richtig gemessen mehr als 2 cm über dem Standardmaß

welches immer noch 35 cm beträgt. Die Hunde verfügen zwar über gute Knochenstärke und tolle

Ausstrahlung, sind aber leider zu groß. Hündinnen sind oft zu maskulin. Die Zucht von Hunden die im

richtigen Maß stehen, also 33 – 35 cm ist nicht einfach, denn es gilt die richtige Verpaarung

herauszufinden bei der das Ergebnis letztendlich stimmt.

Foto: „Ole vom Paderquell“ WT 13.01.2009

Als Zuchtrichter hast du oft Kontakt zu allen PSK Rassen. Haben sich seit Beginn deines Richtens die

Rassen gleichermaßen weiterentwickelt?

Das wäre die Idealvorstellung, aber in der Realität sieht das etwas anders aus. Ich bin jetzt 27 Jahre

Zuchtrichter im PSK und habe in dieser Zeit beobachtet, dass allein die Schwankungen innerhalb einer

Rasse nicht unerheblich sind. Damit meine ich Schwankungen z.B. in Bezug auf die Haarqualität und

Farbe, der Größen oder auch dem Wesen. Die Weiterentwicklungen sind positiv oder auch negativ.

Darunter fallen Ausprägungen bestimmter Körperteile, die gesamte Statik und Dynamik eines Hundes

oder auch Modeerscheinungen. Stellt man nun die Rassen nebeneinander wird man eine gleichmäßige

Weiterentwicklung nicht feststellen können. – Warum? Es gibt nur einen Rassestandard und von dem

haben wir uns über die vielen Jahre nicht weit entfernt. Das ist doch gut so, oder?

Wo gibt es die größten Unterschiede in der Zuchtentwicklung?

Ganz sicher bei den weißen Zwergen und den Affenpinschern. Hier hat sich in den letzten Jahren viel

Positives getan. Die Hunde sind deutlich typvoller geworden. Auf unseren Ausstellungen sind sie mit

größeren Meldezahlen vertreten. Die Deutschen Pinscher müssen einheitlicher werden. Ihnen fehlt es

leider häufig an Substanz, Geschlossenheit und dem rassetypischen Ausdruck. Bei den schwarzen

Riesenschnauzern wird die Kluft zwischen Schönheits – und Leistungslinien immer größer. Wir haben

inzwischen zwei Riesenschnauzer-Typen.

Wie sehen eure Zukunftspläne aus?

Wir möchten weiterhin schwarze Riesenschnauzer und Zwerge schwarz-silber züchten und über gezielte

Verpaarungen unsere Linie weiter festigen. Die Riesenschnauzer Zucht musste in der letzten Zeit

pausieren. – Die berufliche Situation lässt uns hier leider derzeit zu wenig Spielraum. Im Jahr 2018

möchten wir dann das 100-jährige Bestehen des Zwingers „vom Paderquell“ feiern.

Foto: Pelle vom Paderquell WT 20.04.2010