Diabetes mellitus - KfH€¦ · Diabetes mellitus Nierenfunktion durch rechtzeitige Behandlung...

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MEDIZIN | WISSEN | ALLTAG Diabetes mellitus Nierenfunktion durch rechtzeitige Behandlung stabilisieren

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MEDIZIN | WISSEN | ALLTAG

Diabetes mellitusNierenfunktion durch rechtzeitige Behandlung stabilisieren

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EDITORIAL

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n; Klaus Epp

ele/Fotolia

Liebe Leserin, lieber Leser,

auf sieben bis acht Prozent der erwachsenen Bevölkerungschätzt die Deutschen Diabetes Gesellschaft hierzulande den Anteil der Diabetiker. Das sind über sechs Millionen Menschen. Weitere rund drei Millionen haben Diabetes, wissen es aber nicht. Denn diese Stoffwechselkrankheitmacht lange Zeit kaum Beschwerden.

Sehr oft sind es die Komplikationenund Folgekrankheiten, die die Betrof-fenen zum Arzt führen. Weil jahrelanganhaltend zu hoher Blutzucker Gefäßeund Nerven schädigt, zeigen sich Fol-gen an Organen wie Augen, Herz und

Niere. Bei etwa jedem vierten Patienten entwickeln sich diabe-tes-typische Veränderungen der Nierenfunktion (diabetischeNephro pathie). Diese Erkrankung ist neben dem Bluthochdruckdie häufigste Ursache für eine Nierenersatztherapie.

Doch es gibt für Diabetes-Patienten Möglichkeiten, die Dia -lyse zu verhindern oder zumindest hinauszuzögern. Nebenden medizinischen Maßnahmen ist dafür die kontinuierlicheMitarbeit des Patienten sehr wichtig. Und diese ist nur mitguter Information möglich. Die vorliegende Broschüre möchteein Stück dazu beitragen, dass Sie ihre Nieren trotz Diabetesgesund erhalten.

Wir hoffen, dass unsere Informationen hierbei für Sie hilfreich sind.

Ihr KfH

Schäden aufhalten

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: KfH

4 HINTERGRUNDHochleistungsorgan Niere

7 DIABETISCHE NIERENERKRANKUNGZahlreiche Ursachen

10 DIAGNOSTIKDiese Werte sind wichtig

12 SYMPTOMESignale nicht immer eindeutig

13 THERAPIEZIELDen Teufelskreis durchbrechen

14 BLUTZUCKEREINSTELLUNGZielwerte sind der Maßstab

16 BLUTHOCHDRUCK UND NIEREDie Nieren entlasten

18 ALLTAGEigeninitiative gefragt

20 ERNÄHRUNGDas Richtige essen

22 NIERENERSATZTHERAPIEWenn möglich, eine neue Niere

23 SERVICEBücher, Adressen

7 In jeder Niere vollbringen etwaeine Million Nierenkörperchenfaszinierende Filterleistungen.

10 Erst ein Katalog unterschied -licher Messwerte zeigt, wie gut die Nieren funktionieren.

18 Schon kleine, aber konsequenteÄnderungen im Lebensstil haltendie Nieren länger gesund.

INHALT

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HINTERGRUND

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Nierenmark

Harnleiter führtHarn zur Blase

INFO

Diese Aufgaben erfüllt einegesunde Niere:• Kontrolle des Flüssigkeitshaushaltes• Kontrolle der Salz- und Wasser-ausscheidung

• Kontrolle des Säure-Basen-Gleich-gewichts des Blutes

• Regulation des Blutdrucks• Produktion von Hormonen

Hochleistungsorgan Niere

Was unsere Nieren vollbringen, istenorm. 300-mal pro Tag filtern

sie die gesamte Blutmenge. Bei fünf bissechs Litern Blut, die ein erwachsenerMensch hat, passieren bis zu 1.800 Litertäglich seine Nieren. Das Blut fließtdabei durch spezielle Filtersysteme, dieNephrone genannt werden. Davon gibtes in jeder Niere etwa eine Million. EinNephron selbst besteht aus einem Nie-renkörperchen und einem System auskleinen Röhrchen, den Tubuli. In denNierenkörperchen sind kleinste Gefäß-knäuel, die Glomeruli.

Illustratione

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Nierenarterie

Nierenbecken

Nierenvene

Nierenkelch

Die Nieren sind lebenswichtige Organe mit vielfältigenAufgaben – und daher auch anfällig für Störungen.Umso wichtiger ist es, Schäden zu vermeiden.

Das ungereinigte Blut fließt durch einzuführendes Gefäß in diese Strukturen.Durch feine Membranen mit winzigenPoren werden Wasser, Salze und Abfall-produkte aus dem Blut entfernt, die der Körper nicht mehr benötigt und die in hohen Konzentrationen schädlichwären. Sie werden als harnpflichtigeSubstanzen bezeichnet, die man imUrin nachweisen kann. Dazu gehören

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GESUNDESGLOMERULUM

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zum Beispiel Harnstoff, Harn-säure und Kreatinin.

Ausgeklügelter FilterÜber ein wegführendes Gefäß des

Gefäßknäuels wird das gereinigteBlutplasma-Wasser mit seinen Inhalts-stoffen schließlich wieder an den Kreis-lauf zurückgegeben. Von dem riesigenBlutvolumen von zirka 1.800 Liternwerden 150 Liter Primärharn filtriertund in einem nachfolgenden Röhren-system wieder reduziert. Wichtige lös -liche Blutbestandteile werden dabei in den Blutkreislauf zurückgegeben.

Das Endprodukt dieser kompliziertenFiltrierung ist schließlich Harn. Davonwerden täglich durchschnittlich etwa1,5 Liter gebildet. Dieser sammelt sich

in dem Nierenbecken und fließt zurAusscheidung über den Harnleiter indie Blase.

Flexibles SystemDie Filtrationsleistung passt sich denErfordernissen an: Bei Trinkmengenunter einem halben Liter und über 15 Liter am Tag kann die Niere diesesGleichgewicht allerdings nicht mehraufrechterhalten. Sind die Nierennicht mehr voll funktionstüchtig, kön-nen sie dem Primärharn unter Um-ständen nicht mehr ausreichendWasser entziehen. Die Betroffenen bilden deshalb manchmal zu Beginnder Erkrankung mehr Urin als norma-lerweise und müssen daher häufigerals gewohnt die Blase entleeren.

Nicht nur AusscheidungsorganDas fein abgestimmte Filtersystem hältSubstanzen zurück, die für die Regula-tion des Stoffwechsels benötigt wer-den. Dazu gehören Eiweiße und Vita-mine, sogenannte Elektrolyte oderMineralstoffe wie Natrium, Kalium, Kalzium, Phosphat – und natürlich dieBlutzellen. Durch diesen Rückhalte -mechanismus wird unter anderem derSäuren- und Basenhaushalt (pH-Wert)des Blutes reguliert. Verschiebt sich dieser Wert in Richtung „zu sauer“ oder„zu basisch“ kann das ernsthafte

wegführendesBlutgefäß

zuführendesBlutgefäß

Kapillaren(kleinste Arterien) der Nieren körperchen

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HINTERGRUND

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Fotos: wdv/O. Szekely; Illu

stration

: KfH

gesundheitliche Folgen haben. Ist dieFiltermembran der Nierenkörperchenbetroffen, tauchen im Urin vor allemgrößere Partikel wie Eiweiß auf.

Niere reguliert Blutdruck Weitere Funktionen der Nieren wer-den durch die zu- und abführendenGefäße der Glomeruli-Knäuel be-stimmt. Sie können sich enger oderweiter stellen und so die Blutzufuhrund den Blutabfluss fein regulieren.Das Signal dafür erhalten sie über ein

Hormon (Renin), das von den Nierenselbst freigesetzt wird. Darüber wer-den der Druck, der für die Filtrationnötig ist, und die Durchblutung derNieren eingestellt. So schützen sichdie Glomeruli selbst vor einer zuhohen Blutdruckbelastung.

Von dem Blutdruck hängt auch ab,wie viel Flüssigkeit und welche Men-gen an Mineralstoffen wieder vondem Körper aufgenommen werden.Lässt die Nierenfunktion nach, bildensich vermehrt blutdrucksteigerndeHormone. Sinkt die Urinproduktion,verbleibt zu viel Wasser im Körper –und das lässt den Blutdruck ebenfallsweiter ansteigen.

Die Niere produziert auch das Vita-min-D-Hormon, das den Knochenstoff-wechsel und die Aufnahme von Kalziumim Darm reguliert. Ein Mangel trägt zurEntstehung einer Osteoporose bei. Einweiteres wichtiges Nierenhormon istdas Erythropoietin (EPO). Es ist für dieBildung roter Blutzellen im Knochen-mark wichtig. Menschen mit fortge-schrittenen Erkrankungen der Nierenleiden deshalb oft unter Blutarmut(siehe Kapitel Symptome, Seite 12).

Bei derartig vielfältigen Funktionender Nieren wird deutlich, wie wichtig esist, sie gesund zu erhalten und beibeginnenden Schädigungen durchgezielte Behandlung zu unterstützen. �

Trinken unterstützt die Niere. Bei Nierenschwächelegt der Arzt die nötigeTrinkmenge fest.

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DIABETISCHE NIERENERKRANKUNG

Zahlreiche Ursachen

Ein dauerhaft zu hoher Blutzuckergehört zu den größten Feinden der

Niere. Deren Schwachstelle sind diehaarfeinen Gefäße und die Membranender Nierenfilteranlage. Der hohe Zucker-gehalt im Blut reizt die Gefäßwände, diemit einer Verdickung reagieren.

Dieser Vorgang wird noch durch zuhohe Blutfette, zu hohen Blutdruckund Rauchen begünstigt. In denGefäß innenwänden bilden sich Ent-zündungen und Ablagerungen. Mit der Zeit wird dadurch der Blutflussbehindert. Mediziner sprechen dannvon einer Mikroangiopathie. Die Niere versucht diesen Veränderungen

INFO

• Eine diabetische Nierenerkrankung entwickelt sich über Jahre.• Nicht jeder Diabetiker bekommt eine sogenannte diabetische Nephropathie.• Eine optimale Einstellung von Blutzucker und Blutdruck kann auch bei nachgewiesener Mikroalbuminurie eine spätere Dialyse verhindern.

• Bei nachgewiesener diabetischer Nephropathie ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Hausarzt, Diabetologen und Nierenfacharzt notwendig.

Nierenschäden gehören zu den häufigsten Folgekrankheiten bei Diabetes.Eine Ursache ist eine ungenügende Stoffwechseleinstellung. Doch ein Verlust der Nierenfunktion macht sich lange Zeit nicht bemerkbar.

KRANKES GLOMERULUM

Ausscheidung von Eiweiß

Basalmembranwird durchlässig

für Eiweiße

Ablagerungen in den

Kapillaren

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DIABETISCHE NIERENERKRANKUNG

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Fotos: wdv/O. Szekely, M

. Völler

durch eine stärkere Durchblutung undeine Vergrößerung entgegenzuwirken.Die Betroffenen merken davon aller-dings nichts.

Schäden erst spät nachweisbarDiese Veränderungen können sich nochweitgehend zurückbilden, wenn Blut-zucker und Blutdruck auf optimaleWerte eingestellt werden. Das setztallerdings voraus, dass der Diabetes unddessen begleitenden Erkrankungen wieBluthochdruck diagnostiziert und ärzt-lich regelmäßig kontrolliert werden.

Das lagert sich in den Gefäßknäueln,den Glomeruli, ab. Sie reagieren miteiner Verdickung, vor allem im Bereichder Basalmembran. Die feinporigeMembran ist dafür zuständig, Subs -tanzen, die für den Körper wichtigsind, zu rück zuhalten und schädlicheStoffe auszuscheiden. In diesem Sta-dium der Nierenschädigung sind dieLaborwerte von Blut und Urin meistnoch unauffällig.

Bestehen die schädigenden Einflüssenun weiter, wird die Basalmembrandurchlässig für größere Blutbestand-teile wie Eiweißstoffe. Messbar wird dasan einer leicht erhöhten Menge desEiweißkörperchens Albumin im Urin.Sie lässt sich sich in einem Schnelltestmit speziellen Teststäbchen nachwei-sen. Mediziner bezeichnen diesenZustand als Mikroalbuminurie. Bestätigtsich der Schnelltest durch weitere spe-zielle Labortests, ist das ein sicheres

Auch kleineEiweißmengenim Urin sindkeine harmlosenZeichen!

Leider ist das in Deutschland bei rundeinem Viertel der Diabetiker nicht derFall. Bei ihnen ist diese Diagnose oftein Zufallsbefund bei einer ärztlichenRoutinekontrolle, wenn Diabetes undBluthochdruck schon längere Zeitbestanden haben.

Sind die Blutzuckerwerte über Jahrezu hoch, kommt es chemisch gesehenzu einer Verzuckerung von Eiweiß.

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Zeichen dafür, dass es an der Niere zuSchäden gekommen ist. Diese werdenim Zusammenhang mit dem Diabetes„diabetische Nephropathie“ genannt.

Weil zu diesem Zeitpunkt auch dieniereneigene Blutdruckregulationgestört ist, finden sich parallel oft aucherhöhte Blutdruckwerte. Die Entgif-tungs- und Entwässerungsfunktion derNieren funktioniert zu diesem Zeit-punkt meist noch normal.

Bei einer Mikroalbuminurie ist diefrühzeitige Überweisung zu einemNephrologen oder zu einem auf Nierenerkrankungen spezialisierten Dia betologen sinnvoll.

Nieren können sich nicht selbst helfenEine optimale Blutzuckersenkung istder beste Schutz für die Basalmembran.Bleibt der Blutzucker aber weiterhin zuhoch und wird in diesem Stadium nichtgezielt behandelt, schreiten die Schädi-gungen an der Filtermembran weiterfort. Sie lässt immer größere Mengen

Albumin sowie andere lebenswichtigeEiweißstoffe durch, die mit dem Urinausgeschieden werden. Man nennt dasMakroalbuminurie (mikros: klein;makros: groß).

Die Eiweißstoffe selbst tragen zurweiteren Schädigung der Nieren bei. Sieverstopfen die Nierenkörperchen undschränken damit deren Funktion nochweiter ein. Die verbleibenden Nierenkör-perchen übernehmen zwar die Arbeitder geschädigten, sind damit aber aufDauer überfordert und gehen schnellerzugrunde. Schlimmstenfalls kommt eszum Versagen sämtlicher Funktionen derNiere (terminale Nie ren insuffizienz). Nureine Dialyse oder eine transplantierteNiere kann dann die Filterfunktion derNiere übernehmen. Doch die Schädigun-gen können durch eine frühzeitig begin-nende und konsequente Behandlunghinausgezögert werden. �

INFO

Albuminkonzentration im Urinnormal unter 20 mg/LiterMikroalbuminurie 20 bis 200 mg/LiterMakroalbuminurie über 200 mg/Liter

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DIAGNOSTIK DER DIABETISCHEN NEPHROPATHIE

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Diese Werte sind wichtigEin Messwert allein reicht nicht aus, um festzustellen, ob und wiesehr die Nieren geschädigt sind.

Einen Bluttest auf eine beginnendediabetische Nephropathie gibt es

nicht. Darauf deutet anfangs nur derNachweis kleiner Eiweißmengen imUrin hin (Mikroalbuminurie). Erst beifortgeschrittener Nierenschädigung finden sich typische Hinweise im Blut.

Wichtig: KreatininBeim Muskelstoffwechsel entsteht einAbbauprodukt, das in den Blutkreislaufabgegeben und nach der Nierenpassagemit dem Harn ausgeschieden wird: dasKreatinin. Steigt dessen Konzentrationim Blutserum an, ist das ein Zeichndafür, dass die Filterfunktion der Nierenum etwa die Hälfte nachgelassen hat.

Gezielt: Filtrationsrate GFREine genauere Bewertung der Nieren-funktion ist dem Arzt über die Kreati-nin-Clearance möglich. Sie ist ein Maßfür die Klärfähigkeit der Nieren fürdiese Substanz. Um zu diesem Wert zugelangen, wird gemessen, wie viel Krea-tinin im Blut ist und wie viel davon imHarn auftaucht. Eine an dere Bezeich-nung für diesen Wert ist auch glome-ruläre Filtrationsrate, kurz: GFR. Der Normalwert der GFR für Kreati-

nin liegt je nach Geschlecht, Körper-größe und Alter zwischen 80 bis 120 Milliliter pro Mi nute pro 1,73 qmKörperoberfläche (KO) als Wert füreinen Erwachsenen. Das heißt: Eine

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ge sunde Niere reinigt pro Minute min-destens 80 Milliliter Blut von Kreatinin.Wird dieser Wert unterschritten, steigtder Kreatininwert im Blut an. Das istallerdings erst dann der Fall, wenn dieGFR bereits auf etwa die Hälfte ein -geschränkt ist. Bei einer unbehandelten Nieren-

schwäche kann die Klärfähigkeit proJahr um mehr als 10 Milliliter proMinute abnehmen. Mit einer konse-quenten Behandlung bei den erstenauffälligen Laborwerten lässt sich dieseAbnahme oft noch reduzieren.

Eindeutig: AlbuminDas Ausmaß der Nierenschädigungsowie den Erfolg einer Behandlungkann der Nephrologe sehr gut anhandder Kreatinin- und GFR-Werte in Kom-bination mit dem Albuminwert im Urinerkennen. So lassen die Messwerte der

Albuminkonzentration im Spontanurinzusammen mit der Ausscheidungsratevon Albumin im 24-Stunden-Samme-lurin genauere Aussagen zu.

Zusätzlich: HarnstoffEinen weiteren Hinweis auf die Nieren-funktion gibt die Konzentration vonHarnstoff im Blut. Es ist ein Endproduktdes Eiweißstoffwechsels, das auch überdie Nieren ausgeschieden wird. Ver-schlechtert sich die Filterleistung derNieren, steigt die Harnstoffmenge imBlut an. Weitere Anhaltspunkte für dieNierenschädigung erhält der Arzt unteranderem aus den Werten für die Blut-salze Kalzium, Phosphor und Kalium.Im Rahmen der vierteljährlichen

Kontrollen wird bei Patienten mit dia-betischer Nephropathie immer auchder Blutzuckerlangzeitwert (HbA1c)gemessen. �

WICHTIGE BLUTWERTE FÜR DIE NIERENFUNKTION

Substanz Normalbereich*Kreatinin 0,6–1,1 mg/dlKreatinin-Clearance, GFR 80–120 ml/min/1,73 qmKOHarnstoff unter 50 mg/dlHarnsäure unter 7 mg/dl

* Die Normalwerte können je nach der verwendeten Labormethode anders ausfallen. Statt mg/dl(Milligramm pro Deziliter) geben manche Labors die Einheit mmol/l (Millimol pro Liter) an.

Jeder nieren-kranke Patientsollte seinenKreatininwertund seine Eiweiß-menge im Urinkennen und Buchdarüber führen.

Fotos: wdv/O. G. Hermann, A. Schwander

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SYMPTOME FÜR EINE NIERENSCHÄDIGUNG

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Fotos: wdv/J. Lauer

Signale nicht immer eindeutigSind die Nieren nicht mehr leistungsfähig,reagiert der gesamte Organismus.

Eine Erhöhung des Blutdrucks lässt vermuten, dass die niereneigenen Blutdruck-Regulationsmechanismen gestört sind. Wassereinlagerungen im Körper mit Schwellungen rund um die Augen oder an den Unterschenkeln lassen vermuten, dass die Nieren nicht mehrgenügend Wasser und Salze ausscheiden. Gewichtsanstieg kann die Folge der Wassereinlagerungen sein. Schaumiger Urin ist ein Zeichen dafür, dass die Filtermembranen in den Nieren zerstört sind und lebenswichtiges Eiweiß nicht mehr zurückhalten können. Es wird im Urin nachweisbar. gesteigerte Atemfrequenz – zunächst nur bei Belastung – deutet darauf hin,dass die Nieren das Säure-Basen-Gleichgewicht nicht mehr gut regulierenkönnen. Die bei Stoffwechselprozessen anfallende Kohlensäure wird nichtmehr richtig abgepuffert. Das hat Einfluss auf den Atemreiz.Schnellere Ermüdbarkeit kann ihre Ursache im Mangel an roten Blut -körperchen haben. Gehen die Nierenzellen zugrunde, bilden sie weniger Signalstoffe zur Bildung des roten Blutfarbstoffs. Der Sauerstofftransport des Blutes nimmt ab.Blässe kann eine Folge der Blutarmut sein. Steht weniger Blutfarbstoff zur Verfügung, werden weniger rote Blutkörperchen gebildet (renale Anämie).Juckreiz tritt vor allem bei starkem Nierenversagen auf. Dann lagern sich harnpflichtige Substanzen in der Haut ab. Weitere Zeichen dieses „urämischenSyndroms“ sind Unwohlsein, Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Erbrechen.

Weil die Nieren Einfluss auf viele Körper-funktionen haben, sind die Anzeichen für

eine Schädigung sehr unterschiedlich.

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THERAPIEZIEL

Den TeufelskreisdurchbrechenWird eine Nierenschädigung in einem frühen Stadium entdeckt,lassen sich schwerwiegende Folgen aufhalten.

Blutdruck steigt in restlichen

Nierenkörperchen

Nierenkörperchen sind mit Filtration überfordert

THERAPIEZIELEIn Nierenkörper-chen steigt derBlutdruck

Diabetesfolgen an den Nierenkörperchen

Nierenkörperchen gehen zugrunde

Hoher Blutzucker

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Blutzucker undBlutdruck senken

der Nieren zur Blutdruckregulation. DasTempo, in dem die Nierenfunktion ab -nimmt, steigt an.

Bestand zum Diabetes auch schonvorher ein Bluthochdruck, werden diedruckbedingten Schäden an den Nie-renkörperchen noch schneller voran -getrie ben. Schlimmstenfalls stellen die Nieren ihre Funktion ganz ein. Eine Dialysebehandlung oder Trans-plantation wird notwendig. DiesenTeufelskreis kann vor allem eine sehrkonsequente Senkung der Blutzucker-und Blutdruckwerte durchbrechen. �

Diabetes ist zwar eine der Hauptur-sachen für ein Nierenversagen, aber

ob es überhaupt zu Schäden an denNieren kommt, ist von Patient zuPatient unterschiedlich. Medizinischgesichert ist, dass das Risiko dafür mitder Diabetesdauer steigt. Anhaltend zuhoher Blutzucker belastet die Nieren-körperchen so stark, dass sie zugrundegehen. Die restlichen Nierenkörperchenversuchen zwar, deren Aufgaben zuübernehmen, nehmen dabei aber mitder Zeit selbst Schaden. In diesem Sta-dium versagt zunehmend die Fähigkeit

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BLUTZUCKEREINSTELLUNG

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Die optimale Einstellung des Blutzuckers braucht beiMenschen mit geschädigten Nieren oft etwas Zeit.

Eine gute Blutzuckereinstellungträgt viel dazu bei, Nierenschäden

zu verhindern oder deren Verschlech-terung vorzubeugen. Das haben vieleStudien nachgewiesen. Das Ausmaßder Nierenschädigung lässt sich an der

Eiweißmenge im Urin einschätzen(Albumin urie). Umgekehrt verringertgut eingestellter Blutzucker das Risikofür eine Eiweißausscheidung.

Das BlutzuckergedächtnisDa einzelne Blutzuckerwerte denErfolg einer Behandlung nicht verläss-lich anzeigen, wird zur Kontrolle derHbA1c gemessen. „HbA“ steht fürHämoglobin, ein Eiweiß- und Blut-farbstoff in den roten Blutkörperchen.Blutglukose kann mit Eiweißen wiedem Hämoglobin eine chemischeReaktion an dem Molekülabschnitt„1C“ eingehen und es „ver zuckern“.Bei Stoffwechselgesunden mit einem

INFO

• Die Kontrolle des HbA1c-Wertessollte mindestens einmal proQuartal durchgeführt werden. Sie ersetzt nicht die regelmäßigeKontrolle der Blutzuckerwerte.

• Lassen Sie sich von Ihrem Arzt dieErgebnisse der HbA1c-Messungmit der entsprechenden Einheit(Prozent oder neu: mmol/l) sagenund tragen Sie diese in Ihren Diabetikerpass ein.

• Fragen Sie den Arzt auch nachIhrem individuellen Zielwert undvermerken Sie diesen ebenfalls in Ihrem Diabetikerpass.

Zielwerte sindder Maßstab

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mittleren Blutzuckerspiegel von 90Milligramm pro Deziliter sind etwafünf Prozent aller Hämoglobinmole-küle immer mit der Blutglukose ver-bunden. Der HbA1c-Wert wird deshalbin Prozent angegeben.

Einmal gebildetes „verzuckertes"Hämoglobin verbleibt etwa 60 Tage imBlut, bis es abgebaut wird. Deshalbkann der Arzt aus diesem Wert erken-nen, wie gut der Blutzucker in denletzten acht bis zehn Wochen einge-stellt war – unabhängig davon, ob undwie die Blutzuckerwerte in dieser Zeitge schwankt haben.

Risiko für UnterzuckerungenEine gute Blutzuckereinstellung ist beinachlassender Nierenfunktion sowohlfür den Arzt als auch für den Patien-ten nicht immer einfach. Weil einigeMedikamente bevorzugt über die Nie-ren ausgeschieden werden, besteht beieiner Nierenschwäche die Gefahr, dassdie Substanzen nicht schnell genug

abgebaut werden. Deren Wirkung wirddann verstärkt oder verlängert. FürTyp-2-Diabetiker, die blutzuckersen-kende Tabletten einnehmen und eineNierenschwäche haben, kann es daherhäufiger zu Unterzuckerungen kom-men. Der Arzt wird dann möglicher-weise andere Tabletten verordnen odereine Dosisanpassung der bisherigenTablettentherapie vornehmen.

Insulinbedarf kann variierenFür eine optimale Blutzuckereinstel-lung ist für viele Typ-2-Diabetiker derUmstieg auf Insulin eine gute Alterna-tive. Weil das gespritzte wie auch daskörpereigene Insulin, das bei Typ-2-Diabetikern noch vorhanden ist, überdie Nieren abgebaut wird, verbleibt esbei nachlassender Nierenfunktion län-ger im Körper. Meist genügen dannviel geringere Mengen an Insulin, umden Blutzucker zu senken. HäufigereMessungen des Blutzuckers gebendabei Sicherheit. �

Je näher der HbA1c amärztlich empfohlenenZielwert liegt, destogeringer ist das Risikofür Nierenschäden.

Fotos: wdv/O. G

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BLUTHOCHDRUCK UND NIERE

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Die Nieren entlastenWie schnell sich ein diabetischer Nierenschaden entwickelt,hängt auch von dem Blutdruck ab.

Vermehrtes Eiweiß im Urin ist nichtnur ein deutliches Zeichen für eine

Nierenschädigung. Eiweißstoffe selbstbewirken Veränderungen an den Filter-strukturen. Dadurch werden die Nieren-körperchen nicht mehr ausreichenddurchblutet und verlieren zunehmendihre Filterfähigkeit.

Ein zu hoher Blutdruck verstärkt dieVerschlechterung dieser Nierenfunk-tion. Die zuführenden Gefäße verlierenihre Elastizität und können die Nieren-körperchen selbst nicht mehr vor einemzu hohen Druck schützen. Das fördertderen Zerstörung. Durch den zu hohen

INFO

Gemäß den Leitlinien der Deutschen Hochdruckliga und der DeutschenHypertonie Gesellschaft (2008) gilt folgende Einteilung:

Klassifikation systolisch diastolischoptimal < 120 < 80normal 120 – 129 80 – 84„noch“ normal 130 – 139 85 – 89Grad 1 Hypertonie (leicht) 140 – 159 90 – 99Grad 2 Hypertonie (mittelschwer) 160 – 179 100 – 109Grad 3 Hypertonie (schwer) ≥ 180 ≥ 110

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Filtrationsdruck lassen die Filtermem-branen wiederum mehr Eiweiß durchund die Nierenkörperchen verstopfennoch mehr.

Bluthochdruck belastetMenschen mit Typ-1-Diabetes undgesunden Nieren haben meist einennormalen Blutdruck. Parallel zum Auf-treten von Eiweiß im Urin – als Anzei-chen einer Nierenschädigung – steigtder Blutdruck aber langsam an. Auchwenn er noch im Normbereich ist, stelltder stetige Anstieg schon eine Belas-tung für Nieren, Herz und Gefäße dar.Daher kann der Einsatz von blutdruck-senkenden Mitteln zur Vermeidungweiterer Nierenschäden sinnvoll sein.

Menschen mit Typ-2-Diabetes habendagegen meist schon zu Beginn derStoffwechselkrankheit erhöhte Blut-druckwerte, deren Ursache nicht immerbekannt ist. Bei ihnen steigt unter ein-geschränkter Nierenfunktion der Blut-druck noch weiter an.

Nierenspezialisten raten, einen zuhohen Blutdruck bereits dann zu sen-ken, wenn im Urin auch nur geringeMengen an Eiweißkörpern verloren gehen und nachweisbar sind. Empfoh-len sind Werte unter 140/80 mmHg. Bei fortgeschrittener Nierenschwächemit Eiweißausscheidung über einGramm im Urin werden Werte unter

125/75 mmHg angestrebt, wenn derPatient es verträgt.

Die Behandlung braucht ZeitDieses Ziel lässt sich meist erst nachWochen erreichen. Denn jeder Menschspricht anders auf blutdrucksenkendeMittel an. Bevorzugt werden sogenann teACE-Hemmer eingesetzt. Diese senkennicht nur den Blutdruck im großen Kör-perkreislauf, sondern auch an den Nie-renkörperchen. Einen ähnlichen Wirk-mechanismus haben die sogenanntenAngiotensin-Antagonisten.

Weitere Wirkstoffklassen wie Kalzi-umantagonisten und Betarezeptoren-blocker bessern zusätzlich die Durchblu-tung des Herzens und entlasten es. Oftverordnet der Arzt dazu auch noch einDiuretikum. Dieses hilft der Niere beider Ausscheidung von Kochsalz undWasser aus dem Körper. �

Je besser der Blut-druck eingestellt ist,desto mehr werdendie Nieren entlastet.

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ALLTAG

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Eigeninitiative gefragtAchtsamkeit für den eigenen Körper und kleine Änderungen alltäglicherGewohnheiten können viel zur Nierengesundheit beisteuern.

Wird eine diabetische Nierenerkran-kung in einem frühen Stadium

festgestellt, sind die Chancen groß,dass eine Verschlechterung aufgehal-ten wird. Unter Umständen bilden sichdie Veränderungen auch zurück. DieBehandlung mit verschiedenen Medi-kamenten ist die Basis dafür. JederBetroffene kann – und sollte aberauch – selbst an der Behandlung mit -wirken und zu deren Erfolg beitragen.

Kontrollen sind die BasisWeil nur der Arzt – meist ein Nieren-spezialist – anhand von Laborwertenund körperlichen Untersuchungen eingenaues Bild vom Stadium der Nie -renschwäche erhält, ist es wichtig, alleKontrolluntersuchungen wahrzuneh-men. So kann der Arzt die Behand-lungserfolge kontinuierlich überprüfenund gegebenenfalls die Medikamenteanpassen. Eine große Hilfe für dasArztgespräch und für die Anpassungder Therapie ist die Selbstmessung desBlutdrucks zu Hause. Ein Gesundheits-tagebuch mit wichtigen Messwertengibt einen Überblick darüber, wie sichdie Werte mit der Zeit bessern. Wo eszu beziehen ist, erfährt man beim Dia-betologen oder in Selbsthilfegruppen.

INFO

Das könnte in einem Gesundheits-tagebuch stehen:• Zeitpunkt der Medikamenten -einnahme• Name des Medikaments• Messwerte von Blutdruck und Blut zucker

Besonderheiten wie • körperliche Aktivitäten• besondere Stresssituationen• andere vorübergehende Erkrankungen wie Infekte• Körpergewicht

Fotos: wdv/A. Peisl, F. Blümler, O. Szekely

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Schulungen geben SicherheitHilfreich kann auch die Teilnahme aneiner speziellen Schulung für Patientenmit Bluthochdruck sein. Dort lernt mannicht nur den richtigen Umgang mitdem Messgerät und mögliche Fehler-quellen bei der Messung kennen. Manerhält auch das notwendige Wissen zurWirkung der Medikamente und zurÄnderung des Lebensstils.

Wieder aktiv werdenWas als feste Säule in der Diabetes- undHochdrucktherapie gilt, tut auch denNieren gut. Das gilt nachweislich fürregelmäßige körperliche Aktivität. Sie hathervorragende Effekte auf den Blutzu-cker- und Blutfettspiegel. Sogar derBlutdruck wird günstig beeinflusst. Auch für nierenkranke Diabetiker sind

Ausdauertrainingsarten gut geeignet wieRadfahren, Joggen, Wandern, Schwim-men. Hilfreich ist die Pulsmessung beimTraining. Auf jeden Fall sollten geplantesportliche Aktivitäten mit dem Arzt

besprochen werden. Mit einem Plus anBe wegung fällt das Abnehmen leichter.Ziel einer Ge wichtsabnahme sollte dasNormalgewicht sein. Es berechnet sichgrob aus der Körpergröße in Zentimeternminus 100. Speziellere Formeln wie derBody-Mass-Index oder das Taille-Hüfte-Verhältnis berücksichten auch die indivi-duelle Konstitution.

Gefäßgifte vermeidenAlles, was den Gefäßen schadet, schadetauch den Nieren. Ein sehr starkes Gefäß-gift ist Nikotin. Raucher sind besondersgefährdet, eine Nierenerkrankung zubekommen. Und auch deren Verschlim-merung wird durch Rauchen wesentlichbeschleunigt. Umgekehrt bietet derRauchstopp eine riesige Chance, dasFortschreiten der Nierenerkrankung auf-zuhalten. Beim Durchhalten helfen Rau-cherentwöhnungskurse, die auch psy-chologisch begleitet werden. �

Faustregel für einenoptimalen Trainings-puls: 180 minusLebensalter (in Jahren).

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ERNÄHRUNG

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Mit einer Diät lässt sich die Nieren-krankheit nicht heilen. Die Ernäh-

rung kann aber viel dazu beitragen, dieNierenfunktion zu schützen. Kein Nah-rungsmittel ist generell verboten. Eskommt vor allem auf die Menge und dieZubereitung an. Das nötige Grundwissenzu den Lebensmitteln vermitteln Ernäh-rungsberater aus Krankenhäusern, dia-betologischen Schwerpunktpraxen oderKrankenkassen.

Auf Phosphat und Kalium achtenSolche Schulungen sind wichtig, wennes darum geht, bestimmte In halts stoffezu meiden, die die Nieren nicht mehr invollem Umfang ausscheiden können.Das betrifft vor allem Phos phat und

DasRichtigeessenIst die Funktionsfähigkeit derNieren eingeschränkt, könneneinige Nahrungsmittel einezu sätzliche Belastung für dieFilterfunktion darstellen.

Kalium. Die Beachtung dieser Stoffewird bei fortschreitender Nierenschwä-che immer wichtiger.

Zu hohe Phosphatkonzentrationenim Blut können zu einer weiteren Ver-kalkung der Gefäße beitragen. VielPhosphat ist in flüssigen Milchproduk-ten, Eigelb, Fertiggerichten, Fleisch,Nüssen, Schmelzkäse, Wurst, Cola -Getränken und in verschiedenen phos-phathaltigen Zusatzstoffen. Letztere Fo

tos: wdv/O. Szekely; fotolia/Yason

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INFO

Zielwerte für Patienten mit Nephropathie

• Gesamtcholesterin: unter 200 mg/dl• LDL-Cholesterin: unter 100 mg/dl• HDL-Cholesterin: über 35 mg/dl

werden als Treib- und Farbstoffe inNahrungsmitteln untergemischt.

Zu hohe Kaliumspiegel im Blut wirken harntreibend und verursachenHerzrhythmusstörungen und Muskel-schwäche. Kaliumreich sind zum Bei-spiel Trockenobst, Bananen, Kartoffeln,Kartoffeltrockenprodukte und Toma-ten. Unter Umständen rät der Arztauch zu einer eiweißreduzierten Ernäh-rung. Dann ist die Beratung durcheinen Ernährungsexperten wichtig.Sonst kommt es möglicherweise zueiner Mangelernährung.

Fett nur sparsam verwendenDer Diabetes geht nicht selten mit einerStörung des Fettstoffwechsels einher.Zu viel Cholesterin im Blut – insbe-sondere von „schlechtem“ LDL-Cho-lesterin – fördert die Entstehungeiner Arterienverkalkung, die auchdie Nierengefäße betreffen kann.Schon eine Umstellung der Ernäh-rung kann diese Blutwerte (sieheTabelle) günstig beeinflussen. Vor

allem fettreiche und damit meist auchcholesterinreiche Lebensmittel tierischenUrsprungs sollten nur noch sparsam aufden Tisch kommen. Ernährungstabellenhelfen dabei, versteckten Fetten ausdem Weg zu gehen.

Nicht nachsalzenIst die Filterfunktion der Nieren einge-schränkt, verbleibt zu viel Kochsalz imKörper. Damit steigen der Flüssigkeitsan-teil und der Blutdruck. Deshalb solltensich Menschen mit geschädigten Nierenbewusst salzarm ernähren. Bereits miteiner ausgewogenen Mischkost nimmtman die empfohlene Tageshöchstmengean Salz auf. Viel Salz ist in Brot, Käse,

Fertiggerichten und Konserven.Deshalb bereitet man das Essenmöglichst frisch zu und salztgenerell nicht nach. �

6 Gramm Salz täglich sind genug!

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NIERENERSATZTHERAPIE

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Foto: Kerstin Bänsch

Wenn möglich,eine neue NiereKönnen die Nieren das Blut nicht mehr entgiften, muss eine neue Niere oder die Dialyse diese Aufgaben übernehmen.

Durch eine konsequente medika -mentöse Unterstützung und die

Um stellung der Lebensgewohnheitenlässt sich ein Versagen der Nierenfunk-tion lange Zeit vermeiden oderhinauszögern. Damit lassen sich auchdie tyischen Beschwerden wie Ödeme,Juckreiz, Müdigkeit und Schlafstörun-gen lindern. Allerdings sind dieseSymptome auch ein Indiz dafür, dassdie Nieren ihre lebensnotwendige Filterfunktion nicht mehr ausreichenderfüllen können. Die Nierenersatztherapie (Dialyse)

oder eine Nierentransplanatation sinddann bewährte Verfahren, um denKörper zu entgiften und zu entwäs-sern und eine gute körperliche Verfas-sung wiederherzustellen. Diese sindunerlässlich, wenn die Nierenfunktionso sehr eingeschränkt ist, dass schweremedizinische Komplikationen –schlimmstenfalls eine Blutvergiftung(Urämie) – zu befürchten sind.

Mehr Lebensqualität Für viele Patienten mit Nierenversa-gen ist eine Spenderniere (von Ver-storbenen oder von nahe stehendenlebenden Personen) die beste Lösung.Transplantierte Patienten könnendamit wieder beruflich, sportlich undprivat aktiv sein. Sie müssen allerdingsregelmäßig medizinisch überwachtwerden und sich ge sund heitsbewusstverhalten.Weil nicht genügend und auch

nicht passende Spenderorgane ver-fügbar sind, liegt die durchschnittli-che Wartezeit auf eine postmortaleNierenspende in Deutschland zwi-schen sechs und acht Jahren. Manche Patienten lehnen eine

Transplantation aber auch ab. Dannist eine Dialysebehandlung die Alter-native. Als körpereigener Filter kanndas Bauchfell dienen. Als künstlicheNiere dient ein Filter, der das Blut außerhalb des Körpers reinigt.

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ServiceBÜCHER, ADRESSEN• Der große Trias-Ratgeber für NierenkrankeProf. Dr. Johannes Mann Trias Verlag ISBN 978-3-8304-3407-8

• Spezialwissen Dialyse und DiabetesGerd Breuch, Dr. Eckhard Müller, Dr. Bertil Oser; Vorw. Prof. PommerUrban & Fischer Verlag ISBN 978-3-4372-7796-2

• Nationale VersorgungsleitlinienVon Expertengremien erstellte Informationen zu Erkrankungenwww.versorgungsleitlinien.de

• Bundesverband Niere e. V.Weberstraße 2, 55130 Mainz www.bundesverband-niere.de

IMPRESSUM Herausgeber: KfH Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation e. V., Gemeinnützige Körperschaft, Martin-Behaim-Straße 20, 63263 Neu-Isenburg; Text, Redaktion und Gestaltung: wdv Gesellschaft für Medien & Kommunika-tion mbH & Co. OHG, Siemensstraße 6, 61352 Bad Homburg; Druck: Mohn media, Gütersloh

FACHLICHE BERATUNG

• Prof. Dr. Wolfgang PommerÄrztl. Leiter KfH-Nierenzentrum Berlin-Reinickendorf; Chefarzt am Vivantes Humboldt-Klinikum, Innere Medizin – Nephrologie

• Dr. med. Bertil OserÄrztl. Leiter KfH-Nierenzentrum Bern-kastel-Kues; Arzt für Innere Medizin –Nephrologie – Diabetologie, Diabeto-loge DDG, Hypertensiologe DHL

Die PeritonealdialyseWeil das Bauchfell ähnliche Eigen-schaften hat wie der Hämodialyse-Filter, kann es zur Entfernung körpe -reigener Giftstoffe genutzt werden.Dafür wird eine Dialyseflüssigkeit übereinen dünnen Dauerkatheter in dieBauchhöhle gegeben. Wasser undStoffwechselprodukte wandern dannvom Blut durch das Bauchfell in dieDialyseflüssigkeit. Diese wird nach einigen Stunden erneuert. Dieser einfach handhabbare Wechsel erfolgtviermal täglich und dauert etwa einehalbe Stunde. Geschulte Patientenkönnen das selbstständig auch zuHause durchführen.

Die HämodialyseVoraussetzung für eine Hämo dialyse istein guter Zugang zu den Blutge fäßen.Weil die Venen auf Dauer mit den häu-figen Blutentnahmen überlastet wären,wird am Arm eine künstliche Verbin-dung zwischen einer Vene und einerArterie geschaffen. Die Blutwäsche er-folgt in einem Dialysezentrum üblicher-weise drei- bis viermal pro Woche unddauert jeweils vier bis sechs Stunden.Mit der entsprechenden Ausstattung istdie Dialyse auch zu Hause möglich. �

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