Die Takata-Ara-Reaktion (Einglasmethode) in der Ambulatorischen Praxis der Neurolues

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25. DEZEMBER i937 KLINISCHE WOCHENSCHRiF:~. i6. JAHR~GANG. Nr. 52 I8~ 5 Herr G. B., 53 Jahre alt, leidetseif etwa,4 Jahren an zeitweilig auftretenden kardialen SchinerzanfMlen. mit Ausstrahlunw den linken Arm bis zum Ellbogen, an Mfidigkeit und gelegentlichem Schwindelgeffihl beim Stehen. Bei diesem m/~Big adip6sen Manrg der angab, vor nunmehr 5 Jahren an einer ,,Nicotinvergiftung" (Herzschmerz mit Ausstrahlung inden Rficken, leichte Temperatur- erh6hung, Atemnot, Ubelbefinden, Hinf/illigkeit) erkrankt gewesen zu sein, zeigte das :Ekg. ein gesenktes S--T in Abl. I and II mit iso- elektrischem T, in Abl. III ein isoelektrisches T sowie in Abl. II und III ein tiefes Q; in der thorakalen Abl. IV (U--H) weist das tediglich angedeutete 1~ im Verein mit einer hochabgehenden in eine spitz-negative Zacl~e ausgehenden Endsehwankung auf einen Vorder- wandin]arkt hin, dessert Entstehung aller Annahme nach 5 Jahre zuriiekliegt (s. Abb. 7). Frau F. M., 45 Jahre ai L bietet derzeit das Bild eines dekompen- sierten Hochdruckes dar (Blutdruck 260/I40 mm Hg, hochgradige Dyspnoe, Bein6deme, Albuminurie ), klagt fiber starken Kopf- schmerz und altgemeine Schw~che; ,zor etwa z Jahr plStzlich ein- setzendes heftiges Elendgeffihl, Is Schwererholbarkeit. Das Ekg. zeigt ein gesenktes Zwischenstiiek in Abl. I und IImit nicht- sichtbarem T; L~v0kardidgramm; in der thorakaien Abl. IV (U--H) ]ehlt der initial auJwi~rts gerichtete A usschlag der An]angssehwankung ; hoher bogen]6rmiger Abgang der Endschwankung. Es dart daraus auf einen VorderwandinJarkt geschlossen werden, der -- wie der Ana- mnese Ztl entnehrnen ist -- vor etwa 1 Jahr eritstanden :sein dflrfte (s. Abb. 8). Wir folgern, dab die thorakale Abl. IV in tier v.on uns geiibten Anwendung (Ableitung yore linken' Unterschenkel zur Gegend der absoluten Herzdgmp]ung) auch dann noch einen Vorderwandin]arlct des Myolcards kenntlich zu machen imstande ist, wenn se~t diesem ]catastrophalen Ereignis bereits lange Zeit (bis zu vielen Jahren) vergangen ist, Und wenn die Extremitdtcn- ableitungen da]i~y 7ceinen verldflliehen Anhalt mehr zu bieten be- ]dihigt sin& Diese Feststellung steh~ in Einklang mit ein- schl~gigen Beobachtungen Yon WILl.COX und LOViBOND ~, die 4 FMle Yon C0ronarthrombose hervorheben, bei denen in einem Sp(~tstadium einzig die th0rakale Ableitung Zeugnis von diesem ErMgnis ablegte. Diesbeziiglich vermerkt auch MAX HOLZMA~X 1~, dab das Fehlen des R (evil. mit einer klei- hen vorgeschalteten'Q=Zaeke) hich~ selten der einzige charak- teristische Restbefund ftir einen iiberstandenen Myokard- infarkt darstellt. Jiingst konnte L. TocHowlcz 1~ auch an einem pathologisch-anatomisch I verifizierten Fall nachweisen, dab die Abweiehungen in der thorakalen Ableitung bei fiber- standenem Herzinfarkt l~inger andauern als in den fibrigell Ableitungem Zusanr Wo auch nut der geringste Verdacht einer Myokardsch~digung besteht, erseheint es dringend ge- boten, auBer den Extremit~tenableitungen immer auch noch eine thorakMe Ableitung, als welche jene vom linken Unter- schenkel :zur Gegend der absoluten Herzd~mpiung, Abl. IV (U-H), mehrfacher Vorzfige wegen ' besonders elnpfohlell wird, zu.schreiben, da solcherweise das Elektrokardiogramm Selbst vor vielen Jahrell fiberStandene Myolcardin]arkte der Vorder- wand sicherzustellen vermag. 111 der angeffihrten thorakalen Abl. IV (U-H) kennzeichllet sich der bereits lange zurfick- liegende Myokardinfarkt der Vorderwand durch eill kauln angedeutetes initiales R der Anfangsschwankung oder durch sein v61liges Fehlen und durch eine hochabgehende, bogen- f6rmig nach abw~rts verlaufende Endschwal~kung, die nicht seltell -- ebenso wie beim aktuellen Vorderwandillfarkt -- ill eine negative Zacke ausmfindet. L i t e r a t u r : t PARI~INSON U. BEDVOgD, Heart ~4, 195 (1928). -- BARNES U. WmTTEN, Amer. Heart J. 5, z42 (1929). - a WOI,~ERrH U. WOOD, Arch; int. Med. 56, 77 (1935). -- WOOD u. WOLFER~I~, Arch. int. Med. 5I, 771 (1933). -- a ABgAMSO~ u. WEI~STEI~, Amer. J. Physiol. ~1~, 382 (1935). -- ~ J- Wx!I~srxi~, Ann. int. Med. 7, 15o3 (1934). -- ~ A: JEI~VEI, L, Acta reed. scand. (Stockh.) Suppl. 68 (1935). 7- ~ H. D. LEvI~ u. S. A/LEVlNE, Amer. J. reed. Sci. I91, 98 (1936). 2-SD. SeHEgF, Erg. ges. Med. 2o,1237 (1935). -- ~ WILL- cox U. LOVIBOI~D, Lancet ~937 I 5oi. -- 10 WILSONu. Mitarbeiter; Amer. Heart J. 5, 599 (193o); 9, 459 u. 472 (1934). -- ~ G. MOTWA, Wien. klin. Wschr. 1937, 1389. -- 1~ D. SCHXl~, Lehrbuch der Elek- trokardiographie. Wien: Julius Springer 1937, -- la F. KlSCH, Klin. Wschr. I936, 817. -- x~ F. KlSC~t, Klim Wschr: i937, 83. -- ls M. HOLZMANN, Arch. Kreislaufforsch. ~,'I (I937). -- i~ L. ToeHo- WlCZ, Z. Kreistaufforsch, 29, 7II (I937). DIE TAKATA-ARA-REAKTION (EINGLASMETHODE) IN DER AMBULATORISCHEN PRAXIS DER NEUROLUES. Yon Dr. MICHAEL KRAUS, Nervenarzt, Timisoara (Rum~ni~n) Als Richtschnur ffir die ]3ehandlung der, latent!ezi Syphilis und insbesondere der Neurosyphilis dient heute der jeweilig erhobene Liquorbefund. Aber nicht nur als Wegweiser ffir die anzuwendenden therapeutischen MaBnahmen nnd ffir die Pr0gnose soll das Liquorspektrum Verwendung linden, son- dern es soll auch in der so schwierigen Frage der Heilung des Sy. nnd der Ehekonsens eine entscheidende_ Antwort geben k6nnen. Ein pathologiseher Liquorbefund weist auf eine Erkrankung der Meningen bzw. des Nervensystems hln. Der Tr~ger dessetben gilt Ms Anw~rter f/ir eine sp~tere manifeste Neurolues und muB dementsprechend behandelt werden. Ein llegativer Befund spricht ftir die Integrit~t des Nervensystems, and er llefert, zur richtige n Zeit erhoben, eine nahezu sichere Garanfie ftir das weitere'SchicksM des Kranken. Mit diesen grundlegenden Feststellungen RAVAUTS stimmen die An- schauungen fast aller deutschell Autoren fiberein. (Es sei hier -an diesbezfiglichen Arbeiten yon DREYFUS, NOI~NE und I)ATT- NER ill erster Reihe gedacht.) Die seit der Epoche der Malariabehandlullg in grol3er Zahl 'vorgenommenen systematischen Liquoruntersuchungen und -Kontr011en demonstrierten sehr anschaulich den Kampf zwi- schen Krankheit und Organismus, dessert biologischer Aus- druck sich in der ]3ewegung des Liquorbildes widerspiegelt. Bei g/instiger Beeillflussung des Krankheitsprozesses-sind erst die entzfilldlichen Vorg~nge -- erh6hter Lymph0cyten-. and Eiweil3gehalt -- gewichen und dann allm/~hlich verschwanden die Globulin-, die WaR. und schiiel31ich hielten, persistierten am 1/~ngsten, das ist, es zeigten noch die letzten empfindlichsten Anzeichen einer abgelaufenen, spezifischen Erkrankung in den positiven Ausf/~llen der Kolloidreaktionen. Falls sdmtliche der erw/ihnten Reaktionen eine pathologische Deutung vermissen, k6nnen wir von einem negativen Befund sprechen, wobei der prim/~r-negative Befund yore negativ gewordenen streng aus- einaudergehalten werden sollte und den sekund/~ren Liquor- schwankungen die volle Aufmerksamkeit-,gerichtet werde (DREYFUS). Die richtige Beurteilung des Krankheitszustan- des.und des Liquors kann nur aui Grund der genauen Mini- schen Beobachtung and Prfifung des vollst~ndigen Liquor- spektrums bzw. Liquorl~ngsschnitte (DATTNER) erfolgen. Die unbestreitbar vollkommenste and sch6nste Kolloid= reaktion ist die Langesche Goldsolreaktion. Ihre Herstellung ist abet schwierig und auch etwas kostspielig, wurde deshalb vielerorts mit anderell Methodell ersetzt (Mastix-, Benzoe- reaktion usw.). Diese werden alle in Reiheneprouvetten aus- geffihrt and k6nnen auch aus diesem Grunde auBerhalb der Lab0ratori'ell kaum Yerwendung findem Im Betriebe einer neurologischen oder einer venerischen Ambulanz, wo an einem Untersuchungstage 6--8 Liqu0res im Durchschnitt entnommefl merdell, wtirc[e man zur Anstellung der Goldsol- reaktion oder anderen Reihenreaktion um etwa IOO Eprou- vetten beanspruchen, und sogardas t)oppelte, wenn man W. SCm~ITTS u zu: eigen macht, infotgedessen die gleichzeitige Ausffihrung zweier bew/ihrter Kolloidreaktionen bei jedem Liquor ,,eine eiserne Regel sein soll". Wir erachten in der TA.-R.-Einglasmethode nicht mehr als eine bescheidene; aber verl~gliche Vorreaktion, einen ersten Auskunftsmittel, wie v. THURZ6 es ftir seine Schellackreaktion beanspruchte. Die noch einfachere TA.-R., ebenialls eine colorierte Einglas- methode, kann roll jedem Praktiker leicht zur sofortigen Orientierung gleich nach der Liquorelltnahme ausgeffihrr wer- den. 13her die theoretischen Grundlagen nnd Wirkungs- mechanismus der TA.-R. im Liquor eine Meinung auszusagen oder Stellung zu nehmen, f/~llt aus dem Rahmen dieser Arbeit. Ebenso erfibrigt sich auf die prinzipielle Frage einzugehen, ob die Einglasmethoden fiberhaupt aus theoretischen ~ber- legungen abzulehnen w&ren. F/Jr die Spezifit~t und Branch- barkeit der TA:-R.-Einglasmeth0de bei Neurolues soil diese

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Herr G. B., 53 Jahre alt, leidetseif etwa,4 Jahren an zeitweilig auftretenden kardialen SchinerzanfMlen. mit Ausstrahlunw den linken Arm bis zum Ellbogen, an Mfidigkeit und gelegentlichem Schwindelgeffihl beim Stehen. Bei diesem m/~Big adip6sen Manrg der angab, vor nunmehr 5 Jahren an einer ,,Nicotinvergiftung" (Herzschmerz mit Ausstrahlung inden Rficken, leichte Temperatur- erh6hung, Atemnot, Ubelbefinden, Hinf/illigkeit) erkrankt gewesen zu sein, zeigte das :Ekg. ein gesenktes S--T in Abl. I and II mit iso- elektrischem T, in Abl. I II ein isoelektrisches T sowie in Abl. II und III ein tiefes Q; in der thorakalen Abl. I V (U--H) weist das tediglich angedeutete 1~ im Verein mit einer hochabgehenden in eine spitz-negative Zacl~e ausgehenden Endsehwankung auf einen Vorder- wandin]arkt hin, dessert Entstehung aller Annahme nach 5 Jahre zuriiekliegt (s. Abb. 7).

Frau F. M., 45 Jahre ai L bietet derzeit das Bild eines dekompen- sierten Hochdruckes dar (Blutdruck 260/I40 m m Hg, hochgradige Dyspnoe, Bein6deme, Albuminurie ), klagt fiber starken Kopf- schmerz und altgemeine Schw~che; ,zor etwa z Jahr plStzlich ein- setzendes heftiges Elendgeffihl, Is Schwererholbarkeit. Das Ekg. zeigt ein gesenktes Zwischenstiiek in Abl. I und I I m i t nicht- sichtbarem T; L~v0kardidgramm; in der thorakaien Abl. I V (U--H) ]ehlt der initial auJwi~rts gerichtete A usschlag der An]angssehwankung ; hoher bogen]6rmiger Abgang der Endschwankung. Es dart daraus auf einen VorderwandinJarkt geschlossen werden, der -- wie der Ana- mnese Ztl entnehrnen ist -- vor etwa 1 Jahr eritstanden :sein dflrfte (s. Abb. 8).

Wir folgern, dab d ie thorakale Abl. I V i n t ier v.on uns geiibten Anwendung (Ableitung yore linken' Unterschenkel zur Gegend der absoluten Herzdgmp]ung) auch dann noch einen Vorderwandin]arlct des Myolcards kenntlich zu machen imstande ist, wenn se~t diesem ]catastrophalen Ereignis bereits lange Zeit (bis zu vielen Jahren) vergangen ist, Und wenn die Extremitdtcn- ableitungen da]i~y 7ceinen verldflliehen Anhalt mehr zu bieten be- ]dihigt sin& Diese Feststellung steh~ in Einklang mit ein- schl~gigen Beobachtungen Yon WILl.COX und LOViBOND ~, die 4 FMle Yon C0ronarthrombose hervorheben, bei denen in einem Sp(~tstadium einzig die th0rakale Ableitung Zeugnis v o n diesem ErMgnis ablegte. Diesbeziiglich vermerkt auch MAX HOLZMA~X 1~, dab das Fehlen des R (evil. mit einer klei- hen vorgeschalteten'Q=Zaeke) hich~ selten der einzige charak- teristische Restbefund ftir einen iiberstandenen Myokard- infarkt darstellt. Jiingst konnte L. TocHowlcz 1~ auch an einem pathologisch-anatomisch I verifizierten Fall nachweisen, dab die Abweiehungen in der thorakalen Ableitung bei fiber- s tandenem Herzinfarkt l~inger andauern als in den fibrigell Ableitungem

Zusanr Wo auch nu t der geringste Verdacht einer Myokardsch~digung besteht, erseheint es dringend ge- boten, auBer den Extremit~tenableitungen immer auch noch eine thorakMe Ableitung, als welche jene vom linken Unter- schenkel :zur Gegend der absoluten Herzd~mpiung, Abl. IV (U-H), mehrfacher Vorzfige wegen ' besonders elnpfohlell wird, zu.schreiben, da solcherweise das Elektrokardiogramm Selbst vor vielen Jahrell fiberStandene Myolcardin]arkte der Vorder- wand sicherzustellen vermag. 111 der angeffihrten thorakalen Abl. IV (U-H) kennzeichllet s i ch der bereits lange zurfick- liegende Myokardinfarkt der Vorderwand durch eill kauln angedeutetes initiales R der Anfangsschwankung oder durch sein v61liges Fehlen und durch eine hochabgehende, bogen- f6rmig nach abw~rts verlaufende Endschwal~kung, die nicht seltell - - ebenso wie beim aktuellen Vorderwandillfarkt - - ill eine negative Zacke ausmfindet.

L i t e r a t u r : t PARI~INSON U. BEDVOgD, Heart ~4, 195 (1928). -- BARNES U. WmTTEN, Amer. Heart J. 5, z42 (1929). - a WOI,~ERrH

U. WOOD, Arch; int. Med. 56, 77 (1935). -- WOOD u. WOLFER~I~, Arch. int. Med. 5I, 771 (1933). -- a ABgAMSO~ u. WEI~STEI~, Amer. J. Physiol. ~1~, 382 (1935). -- ~ J- Wx!I~srxi~, Ann. int. Med. 7, 15o3 (1934). -- ~ A: JEI~VEI, L, Acta reed. scand. (Stockh.) Suppl. 68 (1935). 7- ~ H. D. LEvI~ u. S. A/LEVlNE, Amer. J. reed. Sci. I91, 98 (1936). 2-SD. SeHEgF, Erg. ges. Med. 2o,1237 (1935). -- ~ WILL- cox U. LOVIBOI~D, Lancet ~937 I 5oi. -- 10 WILSON u. Mitarbeiter; Amer. Heart J. 5, 599 (193o); 9, 459 u. 472 (1934). -- ~ G. MOTWA, Wien. klin. Wschr. 1937, 1389. -- 1~ D. SCHXl~, Lehrbuch der Elek- trokardiographie. Wien: Jul ius Springer 1937, -- la F. KlSCH, Klin. Wschr. I936, 817. -- x~ F. KlSC~t, Klim Wschr: i937, 83. -- ls M. HOLZMANN, Arch. Kreislaufforsch. ~,'I (I937). -- i~ L. ToeHo- WlCZ, Z. Kreistaufforsch, 29, 7II (I937).

DIE TAKATA-ARA-REAKTION (EINGLASMETHODE) IN DER AMBULATORISCHEN PRAXIS

DER NEUROLUES. Yon

Dr. MICHAEL KRAUS, Nervenarz t , T imisoara (Rum~ni~n)

Als Richtschnur ffir die ]3ehandlung der, latent!ezi Syphilis und insbesondere der Neurosyphilis dient heu te der jeweilig erhobene Liquorbefund. Aber nicht nur als Wegweiser ffir die anzuwendenden therapeutischen MaBnahmen nnd ffir die Pr0gnose soll das Liquorspektrum Verwendung linden, son- dern es soll auch in der so schwierigen Frage der Heilung des Sy. nnd der Ehekonsens eine entscheidende_ Antwort geben k6nnen. Ein pathologiseher Liquorbefund weist auf eine E r k r a n k u n g der Meningen bzw. des Nervensystems hln. Der Tr~ger dessetben gilt Ms Anw~rter f/ir eine sp~tere manifeste Neurolues und muB dementsprechend behandelt werden. Ein llegativer Befund spricht ftir die Integrit~t des Nervensystems, and er llefert, zur richtige n Zeit erhoben, eine nahezu sichere Garanfie ftir das weitere'SchicksM des Kranken. Mit diesen grundlegenden Feststellungen RAVAUTS st immen die An- schauungen fast aller deutschell Autoren fiberein. (Es sei hier -an diesbezfiglichen Arbeiten yon DREYFUS, NOI~NE und I)ATT- NER ill erster Reihe gedacht.)

Die seit der Epoche der Malariabehandlullg in grol3er Zahl 'vorgenommenen systematischen Liquoruntersuchungen und -Kontr011en demonstrierten sehr anschaulich den Kampf zwi- schen Krankheit und Organismus, dessert biologischer Aus- druck sich in der ]3ewegung des Liquorbildes widerspiegelt. Bei g/instiger Beeillflussung des Krankheitsprozesses-sind erst die entzfilldlichen Vorg~nge - - erh6hter Lymph0cyten-. and Eiweil3gehalt - - gewichen und dann allm/~hlich verschwanden die Globulin-, die WaR. und schiiel31ich hielten, persistierten am 1/~ngsten, das ist, es zeigten noch die letzten empfindlichsten Anzeichen einer abgelaufenen, spezifischen Erkrankung in den positiven Ausf/~llen der Kolloidreaktionen. Falls sdmtliche der erw/ihnten Reaktionen eine pathologische Deutung vermissen, k6nnen wir von einem negativen Befund sprechen, wobei der prim/~r-negative Befund yore negat iv gewordenen streng aus- einaudergehalten werden sollte und den sekund/~ren Liquor- schwankungen die volle Aufmerksamkeit-,gerichtet werde (DREYFUS). Die richtige Beurteilung des Krankheitszustan- des.und des Liquors kann nur aui Grund der genauen Mini- schen Beobachtung and Prfifung des vollst~ndigen Liquor- spektrums bzw. Liquorl~ngsschnitte (DATTNER) erfolgen.

Die unbestrei tbar vollkommenste and sch6nste Kolloid= reaktion ist die Langesche Goldsolreaktion. Ihre Herstellung ist abet schwierig und auch etwas kostspielig, wurde deshalb vielerorts mit anderell Methodell ersetzt (Mastix-, Benzoe- reaktion usw.). Diese werden alle in Reiheneprouvetten aus- geffihrt and k6nnen auch aus diesem Grunde auBerhalb der Lab0ratori'ell kaum Yerwendung findem Im Betriebe einer neurologischen oder einer venerischen Ambulanz, wo an einem Untersuchungstage 6--8 Liqu0res im Durchschnitt entnommefl merdell, wtirc[e man zur Anstellung der Goldsol- reaktion oder anderen Reihenreaktion um etwa IOO Eprou- vet ten beanspruchen, und s o g a r d a s t)oppelte, wenn man W . SCm~ITTS u zu: eigen macht, infotgedessen die gleichzeitige Ausffihrung zweier bew/ihrter Kolloidreaktionen bei jedem Liquor ,,eine eiserne Regel sein soll". Wir erachten in der TA.-R.-Einglasmethode nicht mehr als eine bescheidene; aber verl~gliche Vorreaktion, einen ersten Auskunftsmittel, wie v. THURZ6 es ftir seine Schellackreaktion beanspruchte. Die noch einfachere TA.-R., ebenialls eine colorierte Einglas- methode, kann roll jedem Praktiker leicht zur sofortigen Orientierung gleich nach der Liquorelltnahme ausgeffihrr wer- den. 13her die theoretischen Grundlagen nnd Wirkungs- mechanismus der TA.-R. im Liquor eine Meinung auszusagen oder Stellung zu nehmen, f/~llt aus dem Rahmen dieser Arbeit. Ebenso erfibrigt sich auf die prinzipielle Frage einzugehen, ob die Einglasmethoden fiberhaupt aus theoretischen ~ber- legungen abzulehnen w&ren. F/Jr die Spezifit~t und Branch- barkeit der TA:-R.-Einglasmeth0de bei Neurolues soil diese

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I816 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 16. J A H R G A N G . N r . 52 25. DEZEMBER I937

a) TA.-tL + + + bis + , , + i~bereinstimmend mit , WaR. und mit erhShtem Gesamteiweiflwert (0,02o/oo nach Nissl als Grenzwert

im Suboccipitalliquor betrachtet):

Gesalllt- Zahl WaR. eiweiS naeh der mi t NlSSL TA.-R. Diagnose Bemerkung

F~lle I ccm o/oo

I9

13

6

5

13

+ O , 2 - - 1

" 0,2--0,7

" 0,2--0,5

+ o,2--o,8

+ 0,2 --0,6

+ 0,4

, - t - @ bis I P .P. + + + + !

, , , bis! Tabes dors. + + + + [

, , , bis Lnes cerobro- + , @ , spinalis

, + , bis! Isolierte Pu- + + + + fillenst6rung.

, , , b i s + + + +

, + +

Arg. Rob.

Lues latens

kleille Mitteilung aus der taglichen Erfahrung eillen bestati- genden Beweis erbringen.

Unser Vorgehen set in al ler Kfirze geschi lder t :

Nach der Li.-Entnahme mittels Suboccipitalstiches wird i ccm Li. in eine kleine, dflnne Eprouvet te gebracht. Es wird i Tropfen einer xoproz. Na-Carbonatl6suiig (kryst. Merck) in jede R6hre zugesetzt, dann je 0. 3 ccm einer frisch hergestellten L6suiig yon 0, 5% Sublimat und o,o2% Diamaiit-Fuchsinl6sung abpipettiert und gut durchschflttelt. Falls eine spezifische, luische Meningitis vorhanden ist, zeigt sich ein blau-violetter Niederschlag mit dartibersteheiider, wasserklarer Fltissigkeit, bet nichtspezifi- scher Meningitis erscheint eine sofortige Rosafarbung ohne Aus- flockung (urn letztere Reaktionsart kennenzulernen, habeii wir auch gelegentlich Proben mit septischer bzw. Tbc.-Meningitis gemacht). Bet sehr hoheu EiweiBwerten sieht man als ~3bergaiigs- typ Rosaflockung. - - Nach ether 1/4--1/2 Stunde lesen wir ab. Sieht man bereits bet den stark positiven Li. an der Oberfl~che einen weiBen Streifen und darunter die Ausflockung. so bezeichiien wit den Ausfall mit + + + + . Den n~chsteii Tag. nach 24 Stunden, leseii wir zum zweitenmal ab: zeigt sich in der Kuppe der Eprou- vet te der blauviolette Bodeusatz mit darfiberstehender wasser- klarer Oberschichte. so geben wir + + + , yon uiigefahr halben Eprouvet te wasserklare Oberschichte + + und wenn nur ein weiBer Streifen yon I - -2 mm vorhanden i s t+ . Bleibt die blauviolette L6sung uiiver~iidert oder ist keine streifenf6rmige Aufhellung unter der Oberfl~che sichtbar, so ist die TA.-R. negativ. Der opti- male zeitliche Faktor dfirfte schon nach 6 Stuiiden sich einstelleii -- aus praktischen Grflnden steht uns aber IIur die angegebelle zwei- malige Ablesung zurVerfflgung. Die Ablesung ist Mar und eindeutig.

Unser Un te r suchungsma te r i a l s f a m m t e inhei t l ich yon Syphi l i t ikern aus allen Stadien der Krankhe i t . (Es ui i ter- l iefen einzelne Gesuiide, Lues -Phob ike r und a n d e r e Nerven- k ranke - - Neuras thenie , Parkinsonismus, mul t ip le S]derose usw, - - der Unte r suchung , in allen diesen Fa l len fiel die T A R . ausnahmslos nega t i v aus.)

N u n f ibergehen wir zur Mi t te i lung Ullserer Resu l ta te . Es wurden i m L a u f e yon 2 J ah ren fiber 3o0 Liquores m i t der TA. -R . E ing la sme thode untersucht . (In der folgenden Zusammens te l - lung sind f ibers icht l ichkei tshalber n ich t samt l iehe Befunde au~- genommen, denn die meis ten pos i t iven Fal le sind 6fters im Laufe der Behandlu i ig - - 3- und sogar 4rea l - - r epunk t i e r t worden ulld die wiederhol ten , analogen Befunde deshalb aus- gelassen worden.

Die 115 TA. -R . -pos i t iven Befunde sind in der nebell- s tehenden Tabel le mi tge te i l t .

I n wei te ren 135 Fa l len fanden wi t eine n e g a t i v e T A . - R , bei neg. W a R . ohne V e r m e h r u n g des Gesamteiweil3es, da run t e r der gr6Bte Tell yon behande l t en Lu ike rn I - I L Lues latens, ohne N e r v e n s y m p t o m e . W o die TA. -R . mi t den fibrigen R e a k t i o n e n nega t i v ausfiel t ro t z pa thologischer Befunde (unregelmaBige Pupil len, Dif ferenzen und Abschwachung der Sehnel lref iexe nnd sogar einige Fal le von unbehande l t e r oder behande l t e r Lues csp. nndTabes ) dfirfte m a n abgelaufene bzw. abor t ive F o r m e n annehmen .

]3el nahere r B e t r a e h t u n g unserer in der ~3bersichtstabelle wiedergegebenen Befunde mi t der Ta . -R . -E ing l a sme thode er- geben sich folgellde Schlfisse:

Ad a) Wir ~aiiden die TA. -R . + + + his + , + , in den Fa l len yon mani fes te r Neurolues oder Lnes la tens fiberein- s t i m m e n d m i t den + W a . - l i n d EiweiBbefunden. Es ist uns kein einziges Mal vorgekommen, daft wit eine stark positive TA. -R . vor/anden nebst negativerWaR, undEiweiflwerte. (Siehe d ill der Tabelle.) Somi t k6nnen wir feststel len und behaupten , die IReaktion ist nicht iiberemp/indlich, ein starker Aus]all sprlcht also ]iir eine spezi/ische luisehe Meningitis bzw. Neurolues.

Ad b) Es zeigt sich bet Behandel te i i , dab IIach reduz ie r ten EiweiBwer ten die W a R . und die Kol lo idreak t ion sieh noch auf reeh thMt . Eii ie Para l le l i t~ t zwisehen EiweiBgehal t nnd 7WAR. einersei ts und Kol lo id reak t ion anderersei ts im abso- lu ten MaBe n ich t bes teht . Auf diese Verhal tn isse t r a i man schon in der Ara der 4 Reak t ionen , das Gebie t der EiweiB- re la t ionen und qua l i t a t ive r EiweiBforsehung aufzudeeken war die bahnbrechende Arbe i t KAFKAS und seines Mitarbei ters SAMSON.

Ad d) In behandelten Fallen yon Neurolues oder Lues la tens m i t vo rhe r + - B e f u n d e n konnte m a n ver/olgen das all-

Lues I I I

.Mit leichter Pu- pillenst6rung od. ohne neur. Be-

funde

Mit Pupillenst6- rung

b) TA.-R. mit der WaR. i~bereinstimmend ohne erh6hten Eiweiflwert: 5 -~ o,I--O,2 "-,@ P.P. Alle nach Mala-

]Spur bis [ + b i s - [ - , O,I

Spurwelse , + ,

o, Io + +

2 +

i +

4 "

Tabes

Lues cerebro- spinalis

Lues latens

riabehandlg, re- punktiert

Repunktion. vorher positiv in allen Reakfionen

Wiederhol t Ma- lariakur

cj TA.-R. , b e i negativer WaR. mit erh6hten Eiweiflwerten: 5 ~ 0,3--0,7 + , , P.P. Endart. diffusa,

+ + +

+ + +

, ,

2 0 0 , 2 - - 0 , 9

2 0 0 ,2

8 0 0 , 2 - - 0 , 5

Form yon P. P.

Tabes

Isolierte Pu- Der eine Fall re- )illenst6rung. punktiert nach

Arg. Rob. Malariakur I

Lues latens Mit leichten Pu- pil lenst6rungen. I Repunktion, vor der Behandlung. positive ]3efunde

der WaR.

3vermehrung: Alle repunktiert

nach Malaria

Behandelte oder station~re F~ille

ativer WaR. ohne Eiwei , P .P.

, bis -~- , Tabes

, , Lues cerebro- spinalis

, bis -~ - , Arg. Rob.

+ his + , Lues latens

d) TA.-R. , b e i ne 4 12I O,I

9 o O,l--O,2

2 0 0 ,2

6 ~ O.l--O.2

8 o Spur bis o,15

Meist mit leichter PupillenstSrung. Vor Behandlung

positiv

115 Falle mi t + - A u s f a l l der T A R .

mdhliche Verschwiralen aller pathologisehen Be]unde his au] die noch vorhandene schwaehe , - T A . - R . * .

Unter den negativen TA.-R.-Be]unden war kein einziger I ' all, welcher eine , - W A R . oder erhShte Eiweiflwerte au/wies oder den Verdacht einer aktiven, neuroluischen Erkrankung des 1ger- vensystems hot.

Wir ffihlen fins daher berecht igt , a u f Grui id der vor l iegen- den Ergebnisse die TA. -R.-Einglasmethode als eine verlaBliche,

* Ein italienischer Autor UGUCCIONI (zit. nach W. SCHMITT) konnte ebenfalls mit der Einglasmethode der TA.-R. das Negativwerden nach Malariakur verfolgen.

Page 3: Die Takata-Ara-Reaktion (Einglasmethode) in der Ambulatorischen Praxis der Neurolues

25. DEZEMBER I937 K L I N I S C H E W O C H E N S C I ~

:spezifische Ko l lo id reak t ion bei Neuro lues zu empfeh len , welche l e ich t gleich nach der Liquorentnahme (gihnlich der Pdndy-Reaktion), besonders in neurologischen oder venerolo. :gischen Ambulatorien ausgeJiihrt, wertvolle 2Dienste leistet.

L i t e r a t u r : B. D A ~ R , Moderne Therapie d. Neurosy. Wien: W. Maudrich I933. -- Da~-z~us, Isolierte Pupil lenst6rung und Liquor csp. Jena: Gustav Fischer 1921. -- V. KAFZA, Die .Cerebrospinalfli~ssigkeit. Leipzig u. Wien: Fr. Deuticke I93 ~ (hier aueh Lit. der TA.-R.) - -M. N o ~ , Syphilis und Nervensystem. 5. Aufl. Berl in: S. Karger 1924 . - - P. RAVAV~, h[onde M6d, N r 77~ (193o); Nr 812/8I 3 (1932). - - W. SC~Mlrr, Kolloidreaktion t ier Riickenmarksfliissigkeit. Dresden: Th. Steinkopff I932 (hier .ausffihrliche Li te ra tur d. TA.-R.).

DER NACHWEIS DER GALLENSAUREN DURCH ERMITTLUNG DER OBERFLfl, CHENSPANNUNG.

W o n

A R N O Mi3LLER, G e n t .

Der p h y s i k a l i s c h e Nachwe i s de r Gal lensaure i l i m H a r n w i r d b e k a n n t l i c h q u a l i t a t i v n a c h zwei M e t h o d e n ausgeff ihr t . ] ) a s V e r f a h r e n yon I-lAY gil t m i t 1Recht als unzuver lEss ig u n d die B e s t i m m u n g de r O b e r f l ~ c h e n s p a n i l u n g (7) d u t c h E r m i t t l u n g m i t d e m S t a l a g m o m e t e r n a c h TRAUBt~ wird wohl h e u t e d e m e r s t e r en V e r f a h r e n zweifellos vorgezogen .

B e i m S t u d i u m der d iesbezf igl ichen L i t e r a t u r ~ e rg ib t s ich .aber, d a b zu r U n t e r s u e h u n g des Har i l es die r i ch t ige Aus- ff ihrui lg u n d A u s w e r t u n g des T r a u b e s c h e n V e r f a h r e n s n i c h t g a n z so e in fach i s t u n d eine A n z a h l wich t ige r t3egle i tumst~i lde zu be r f i cks ich t igen siild.

D a de r n o r m a l e H a r n a u B e r d e m t~iglich in se iner Ober- f l~ ichenspannnng b e t r ~ c h t l i c h e n S c h w a n k u n g e n ~ I ln te rworfen sein k a n n , So b e s t a n d d a h e r das Bedfirfnis , die an sich b r a u c h - b a r e T r o p f e n m e t h o d e in i h r e n 1Resultaten so auszuwer t en , .dab sie a u c h in de r H a n d des Arz tes als empfeh lenswer t e s d i agnos t i s ches H i l f s m i t t e l A n w e i l d u n g l i n d e n k a n n .

Vor a l l e m m u B t e ein e infaches u n d ve rg le i chba res NaB geschaffe i l werden . - - A m b e s t e n h a t s ich folgendes Y e r f a h r e n bew~ihrt.

I)er Harn yon 24 Stunden wird gesammelt und das u t ier Ausscheidung gemessen. Von diesem Harn werden in i~blicher Weise die Dichte nnd im Stalagmometer die Tropfenzahl best immt.

Nach der Formel 72,8 �9 d �9 T,(H~O) wird alsdann die Oberfl~ichen- T~ (Harn)

spannung (~) in Dyn/cm berechnet. In dieser Formel bedeuten:

72,8 = Oberfl~iehenspannung des Wassers in I)yn/cm bei 2o ~ d = Dichte des flames bei 20 ~

T~ ~ Tropfenzahlen. Um die erhaltene Oberfl5chenspannung nunmellr auf ein Volu-

men yon I 1 zu reduzieren, wird ein Tell des Harnes Init dem gleichen Volumen destilliertes Wasser verdfinnt und hiervon wiederum im Stalagmometer die Tropfenzahl best immt. Dividier t mall nun die Differenz der beiden Tropfenzahlen durch das Volumina der Ver- df innung (ausgedriickt in IOO ccm), so erh~lt man einen Faktor, der ffir den Gehalt des t la rnes an Gallensanren bzw. andereia capillar- ak t iven Substanzen charakteris t isch ist.

Dieser so erhal tene Quotient wird mit dem Volumen der ge- messenen t tarnmenge, was fiber oder unter I 1 ist, multipliziert und tier ursprtinglich gefundenen Tropfenzahl zugeziihlt oder abgezogen.

Diese M e t h o d i k h a t s ieh d u r c h H u n d e r t e yon ]3e s t immnngen Ms d u r c h a u s zuver l a s s ig e rwiesen u n d g a b be re i t s fiir s ich al le in ein ge t reues Bi ld f iber den k6 rpe r l i chen Z u s t a n d des E r k r a n k t e n .

Die B e u r t e i l u n g des Fal les wi rd u m so e indeut iger , sofern eiile ganze A n a l y s e n r e i h e vor l iegt , aus de r da i ln m i t Sicher- he i r zu e r sehen ist, w a n n Gal le i ls / iuren a u f t r e t e n u n d in we l chem A u s m a g e dieselbei l a u s g e s c h i e d e n werdei l .

Die t f u r v e n f i g u r (Abb. I) i s t fiir eine solche U n t e r s u c h u n g typ i s ch . Aus i h r geh t he rvo r , d a b F, d i r e k t gemessen, de r au f e in L i t e r r e d u z i e r t e n O b e r f l ~ c h e n s p a n n u n g im a l lgemeinen wohl s y m b a t ist, d a b indes wesei l t l iehe Abweichunge i l en t - s t ehen , w e n n der K r a n k e d u t c h Zuf f ih rung tiberm~il3iger Flfissig- k e i t s m e n g e n eiil r e l a t i v groBes V o l u m e n H a r n aussche ide t :

Tabe l le I zeigt ande r se i t s die deu t l i che S c h w a n k i l n g des au f ioo ccm b e r e c h n e t e n Verd f innu i lg s fak to r s (F), je n a c h d e m der

).L 6:

R I F T . 16. J A H R G A N G . N r . 52 i 8 1 7

H a r n m e h r oder weniger c a p i l l a r a k t i v e S u b s t a n z e n ei l th ie l t . Nor- male rweise zeigt a u c h de r H a m eiiles G e s u n d e n i m N a c h t u r i n eine deu t l i che E r h 6 h u n g yon E gegenfiber d e m Tagesur in . D e r a r - t ige n o r m a l a u f t r e t e n d e , , S t a l a g m o m e " s ind sei t I angem b e k a n n t .

i f \ . ~ ,~ , ' / ' " I",.I~-.'

f f d [ [ I I I t I I I I f [ I I I I I I [ I I

g:.. 30, 13.. 1517. /~ 2/. 23. 26~7. 2g, /. 3.

Abb. I. L 0berfi~chenspmmung (7) in Dyn/cm direkt gefunden. 2. Oberfl~chen- spannung, reduziert auf i Liter Ham. 3- ~)l~-Kurve des Harnes. 4- T~glieh aus-

gesehiedene Harnmenge in Litern.

T a b e l l e I.

Ham veto VoL in Litenl 7 y Ham vom

I6. VII . 28. VI. 2,o o,o6 6o,9 29. Y i . . 2,o o, i5 57,5 17. v i i . 3 o. v i . 2,7 o, i3 60,5 i8. v i i ,

i . v i i . 1,8 o,I7 57,7 19. v i i . 13. v i i . 2,0 o,x 7 56,4 20. v i i . 14. v i i . 2,3 o,15 6o, i 21. v i i . I5. VII . 1,7 o, i8 59,9 22. v i i .

VoL in Litern F

1,9 O, I 3 1,8 0,24 I,O 0,38 i,2 0,33 1,2 0 ,3 5

1,4 o,3I 2,5 o,14

59 ,3 56,I 57,2 53,7 53,3 55,2 54,3

I m Ansch luB h i e r a n war es yon In teresse , a u c h das capi l la r - a k t i v e V e r h a l t e n de r N a t r i u m s a l z e ve r sch i edene r Ga l l ens~uren in W a s s e r u n d in H a r n fes tzus te l len , u m gegebenenfa l l s eine S c h ~ t z u n g der ausgesch iedenen M e n g e n de r se lben i m ik te r i - schen H a r n zu e rm6gl ichen .

Die K u r v e n f i g u r (Abb. 2) zeigt das o b e r f l ~ c h e n a k t i v e Ver - h M t e n ve r sch i edene r ga l l ensau re r N a t r i u m s a l z e in r e i n e m Wasser . Es e rg ib t s ich d a r a u s e inersei ts , d a b i m t3ereieh der Verd f i i l nungen n/10 --n/1000 (---- log o , I - -o ,3 ) die u n t e r s u c h ~ e n Gallens~iuren y des Wasse r s wie folgt e rn i ed r igen :

Tau rocho l sau re s N a > Desoxyeho l sau re s N a > Cholsaures N a > Glykocho l saures Na > Chola lsaures Na.

Anderse i t s zeigen sie voil dieser V e r d f i n n u n g a b p r a k t i s c h ein g le ichl ineares Ve rha l t en .

: j

60 /~

50 5

2

-zo 0,/ ~2 0,: :,r 0,: LoLTuri/hmu# de: Verdd/'nnunjen

Abb. 2. x. Taurocholsaures Na (FRAENKEL u. LANDAU) in Wasser; ~b. Taurochol- saures Na (HO]~FMANN-LA ROCHE) in Wasser. 2, Desoxyeholsaures Na in Wasser. 3- Cholsaures Na hi Wasser. 4- Chotalsaures Na in Wasser, 5- Gtykocholsaures Na

in Wasser.

B e i m t a u r o c h o l s a u r e n N a t r i u m u n d d e s o x y c h o l s a u r e m N a t r i u m is t f e rner bei e iner K o n z e n t r a t i o n yon 1/1 o ~ q u i v . e rs icht l ich , d a b h ie r y nicht, m e h r a b n i m m t , s o n d e r n der Kon- z e n t r a t i o n s d r u c k d e r Oberf l~ ichenbese tzung en tgegenwi rk t .