die ZWIEBEL 6-2014

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KULTUR GENUSS PORTRAITS LEBENSWERTES VERANSTALTUNGEN AKTUELLES AUS BAMBERG Z WIEBEL d i e MAGAZIN FüR DAS LEBENSWERTE BAMBERG KOSTENLOS JUNI 2014

description

Das Bamberger Kulturmagazin mit zwei Helferinnen auf dem Weg in die Welt, Worten hinter Schloss & Riegel, mit Erdbeeren (nicht nur) für den hohlen Zahn und wie immer mit den interessantesten Veranstaltungen in unserer Stadt.

Transcript of die ZWIEBEL 6-2014

  • Kultur Genuss Portraits lebenswertes VeranstaltunGen aKtuelles aus bamberG

    Zwiebeld i e Magazin fr das lebenswerte baMberg Kostenlos Juni 2014

  • 2anzeige die ZWIEBEL 6/2014

  • 3dieZWIEBEL6/2014 gru aus der kche

    Rot wie die Liebe, verfhrerisch s und bee-

    renstark im Geschmack wer kann da schon

    nein sagen? Im Gegenteil: Jetzt oder nie denn

    zu keiner Zeit sind Erdbeeren leckerer als in die-

    sen Wochen.

    Auf den Feldern gedeihen die Frchtchen, in der

    Stadt wchst der Touristenansturm, denn: jetzt

    legen sie wieder an, die Boote mit den Tagesgs-

    ten. Einmal Bamberg im Zeitraffer, festgehalten

    auf Bildern frs Leben und weiter gehts. die

    ZWIEBEL hat sich an die Fersen einer gestran-

    deten Schiffsladung geheftet und ausspioniert,

    wieviel Sinn solch ein Stdtetripp im Schnell-

    durchlauf fr Bamberg und seine Besucher

    macht.

    Auf jeden Fall sinnvoll und zwar seit Jahrhun-

    derten ist die Arbeit von Hebammen. Dennoch

    wird es ihnen immer schwerer gemacht: Wieviel

    an Engagement und Zuwendung dieser Beruf

    tagtglich erfordert, zeigt die ZWIEBEL am Bei-

    spiel der beiden Bambergerinnen Ute Zenglein

    und Angelika Griebel.

    Knnen Sie sich Kultur im Knast vorstellen?

    Dann werfen Sie doch einfach mal einen Blick

    hinter die schwedischen Gardinen, lassen Sie

    sich berraschen von Lyrik und Prosa in Rein-

    form. Was das Bamberger Kulturleben noch alles

    an berraschungen fr die nchsten 30 Tage be-

    reit hlt, erfahren Sie ebenfalls auf den folgen-

    den Seiten.

    Ein entspanntes Lesevergngen vielleicht un-

    ter freiem Himmel bei Sonnenschein und Erd-

    beerbowle (-kuchen, -eis oder) wnscht

    Ihre Zwiebel-Redaktion

    Beerenstark!

  • 4lebenswertes dieZWIEBEL6/2014DAS GROSSE THOMANN SOMMERFESTAM 8. JUNI 2014

    Auch dieses Jahr bietet das groe Thomann Sommerfest ein Unterhaltungs programm fr Gro und Klein: Kinderecke mit Hpfburg und Kinderschminken, unterhaltsame Bands, interessante Workshops rund um das Thema Musik, Fhrungen ber den Thomann-Campus, usw. Los gehts um 10.30 Uhr mit einem Musiker gottesdienst. Unsere Geschftsrume sind fr Sie von 13.00 - 18.00 Uhr geffnet.Selbst verstndlich ist auch fr das leibliche Wohl bestens gesorgt.

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  • 5DasLEsEnsIEImJunI2014InDErZWIEBEL

    KuLtur

    Nur noch kurz nach Bamberg jetten 8

    Worte hinter Schloss & Riegel 16

    Gelesen: Aktuelle Buchrezensionen 20

    Wortkunst in Schrift und Sprache 22

    Gelauscht: Musikneuheiten 26

    PortraIt

    Helferinnen auf dem Weg in die Welt 44

    GEsunDhEIt&GEnuss

    Selbst gepflckt schmeckts am besten 36

    Zur Suppe! 40

    Wenn der Zahn an die Nieren geht 50

    LEBEnsWErtEs

    Serie: Zuhause in der Brennerstrae 19

    Weltkulturerbe verpflichtet 28

    Scharlottes Welt 36

    Gerd Bauer: Cartoon 55

    VEranstaLtunGEn

    Kultur in Sicht 10

    Ausgestellt: Aktuelle Ausstellungen 34

    Erlebt: Kulturrezensionen 42

    Ausgehen: Veranstaltungen im berblick 56

    aKtuELLEsausBamBErG

    Kurz & Knackig: was Bamberger bewegt 6

    Impressum, Wichtige Adressen 58

    Auslagestellen: hier gibts die ZWIEBEL 59

    Alles im Eimer:

    Erdbeerpflcken macht

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  • 6die ZWIEBEL hat es ja schon Ende Mrz geunkt: dass nun jede Fraktion ihren eigenen Brgermeister bekommt. Unser aller Heimatblatt hat einige Tage darauf eine hnliche Idee zum Aprilscherz er-hoben, den viele Leser sicher gar nicht zum Lachen fanden. Und ganz so kam es zum Glck auch nicht, als am 7. Mai die Wahlzettel entfaltet wurden. Knapp ging es zu fr Dr. Christian Lange, der seitdem aus allen Ecken Begrndungen dafr hervorkramt, weshalb er sich fach-lich fr die Ressorts Kultur, Schule und Sport qualifiziert. Dabei hat Unkenntnis in diesem Amt auch frher nicht gestrt. Auer natrlich die Betroffenen, die mit Sachargumenten durchzudringen such-ten. Immerhin kndigt Lange bereits einen Kulturentwicklungsplan an, wenn auch nur als Vorschlag an den Stadtrat (wer dann wohl die Arbeit damit hat?). Diese Probleme hat Wolfgang Metzner nicht. Sein neuer Posten des 3. Brger-meisters verlangt keinerlei Fachkompe-tenz. Eher schon Conferencier-Qualit-ten, die er unstreitig vorweisen kann. Vielleicht berrascht er uns alle und reprsentiert Bamberg knftig auch mal

    singend? Belebend wre es, und das Sa-lr von immerhin 1.792 Euro monatlich wre dann als Vergngungssteuer und nicht mehr unter Personalkosten zu bi-lanzieren.Mit Heinz Kuntke htte das nicht ge-klappt. Zu brav, der Mann. Tritt dann freundlicherweise sogar freiwillig von der Kandidatur fr den Graugust Re-prsentationsbeauftragten zurck. Wre Lokalpolitik ein Hauen und Stechen, dann wrde man auf den Gedanken kommen, dass Kuntke weichen musste. Um Metzner zum Brgermeister machen zu knnen, damit Klaus Stieringer Frakti-onsvorsitzender der Partei werden kann, der er (noch?) nicht angehrt. Aber halt! Lokalpolitik ist eine serise Sache, in der es einzig um Inhalte und das Wohl der Brger geht, deswegen sind solche Taktierereien vllig ausgeschlossen. Und niemand denkt daran, schon jetzt Wei-chen zu stellen fr eine OB-Wahl, die erst in sechs Jahren ansteht.Aber mit Stieringer lufts halt. Kaum im Amt, hat er schon einen Praktikanten in der Fraktion. Gut so: denn der viel-beschftigte Citymanager wird knftig noch weniger Zeit haben, seinen Hund auszufhren.

    Schtt die Sorgen in ein Glschen Wein singt der Wiener gern zum Heurigen, und vielleicht ist das ja auch ein Rezept fr traurige Bamberger. Soll es ja geben: Basketballfans, die feststellen mssen, dass Geld zwar Krbe wirft, mehr Geld aber mehr Krbe. Oder Wohnungssu-

    chende, die gern noch etwas auf den Umzug warten, damit die Stadt verfg-bare preiswerte Wohnungen abreien kann. Um Platz zu schaffen fr teurere, mit denen Investoren wenigstens Geld verdienen (fr Wirtschaftswachstum muss jedes Mittel recht sein!). Im Juni muss niemand Sorgen haben. Denn im Juni gibt es drei Weinfeste in Bamberg: Auf dem Maxplatz vom 5. bis 9. Juni, das veranstaltet das Cityma-nagement. Bitte alle hingehen, denn hier wird das Geld verdient, von dem unser Stadtmarketing bezahlt wird! Musik fr jeden Geschmack belebt die Showbhne, und wer rechtzeitig kommt, kann dem neuen Landrat Kalb noch den Rcken strken, damit er nicht gleich als erste Amtshandlung vor Mnchen ein-knickt und das Schutzgebiet Steigerwald wieder zurcknimmt (was rechtlich zwar nicht so einfach geht, aber wen htte das in Bayern je interessiert?).Das zweite Weinfest ist kurz, aber ge-mtlich und mit Aussicht: am 22.6. ldt der Altenburgverein auf seine Burg, fr Stimmung sorgen die Volkacher Rats-herren.Das dritte schlielich findet im Schloss Geyerswrth statt, wenn im Innenhof wieder allerlei frnkische Weine zur Verkostung kommen. Diesmal ist die Ju-gend am Start Jungwinzer der Wein-gter Kohlmann-Scheinhof und Schenk bernehmen den Ausschank und stellen neben den etablierten Sorten auch neue Eigenkreationen vor. Frankens Weinkni-gin darf zum zweiten Mal kommen (auf dem Maxplatz gibt sie unserer Stadt auch schon die Ehre), die InselWeinMacher, die das Weinfest im Vorjahr ausrichteten, haben diesmal abgesagt. Wahrschein-lich Querelen um den Fraktionsvorsitz

    Am Wochenende zuvor geht es im Schlosshof Geyerswrth weniger feucht-frhlich zu. Denn am 21. und 22.6. laden die Schlosshoftage ein, hochwertiges Kunsthandwerk zu entdecken. Anbieter aus der Region, aber auch berregionale Werksttten zeigen ihre Arbeiten. Und die sind nicht alltglich: am Stand des GeoStudios kann man beim Prparieren von Fossilien zuschauen. Das alte Hand-werk des Blaudrucks wird live vorgefhrt, und auch Scherenschneider, Glasblser und Brstenmacher treten in Aktion. Wer altes Silberbesteck mitbringt, kann es in Form von fantasievollem Schmuck wieder mit nach Hause nehmen. Musikalisch wird es an beiden Tagen um 11 Uhr. Am Samstag packt die Schwein-furter Musikerin Petra Eisend ihr Hang aus eine Klangskulptur (siehe auch Magie der Trommeln auf Seite 11) mit faszinierendem Sound. Am Sonntag be-gleitet die Querfltistin Verena Scheer den Bamberger Geschichtenerzhler Christian Erik Berkenkamp.

    Kunsthandwerk aus allernchster Nhe gibt es neuerdings im Sand zu kaufen.Die frheren Redaktionsrume eines Fachmagazins fr jugendliche Trunk-sucht schrg gegenber der Elisabe-thenkirche wurden liebevoll renoviert; jetzt warten verschiedene Bambergen-

    kurz & knackig dieZWIEBEL6/2014

    aLLErGutEnDInGE

    sInDDrEI KuchEnImsanD

    hanDWErKIstKunst

    KurZ&KnacKIGJUNI 2014

  • 7sia auf vorbeistrmende Touristen. Und mehr als das: erstens sind das keine Einheitswaren chinesischer Provenienz, auf denen woanders Rothenburg steht und hier halt Bamberg. Sondern meist handgemachte kleine Kostbarkeiten in Druck, Foto, Strick, Stoff, Ton, die auch eine echte Beziehung zu Stadt oder Re-gion haben. Zweitens ist der Laden zur Hlfte auch Caf. Mit handgemachten kleinen Kostbarkeiten in Teig, Sahne, Obst, Schokolade. Zu denen wird jeder Genieer recht schnell eine Beziehung herstellen knnen, und wer es gar nicht abwarten kann, schaut schon einmal auf Facebook nach, was frisch im Khlregal steht. Zu irgendetwas mssen diese so-zialen Netzwerke doch gut sein. Ach ja: suchen Sie nach Laguna.

    Noch was Neues: ein Kinderbuchverlag! Hat tatschlich neu aufgemacht in unse-rer Stadt, und kommt mit seiner ersten Bcherliste schon ausgesprochen profes-sionell daher. Kein Wunder, denn hinter dem Magellan-Verlag (mit einem schi-cken Wal als Wappentier) steckt ein Pro-fi: Gunnar Grnke von C.C. Buchner. Das Sortiment umfasst alle Lesephasen, vom Pappbilderbuch bis zum Roman fr jun-ge Erwachsene, lebensnahe Themen, berhrende Schicksale, einzigartige Fi-guren und auergewhnlicher Humor sollen typisch fr das Programm werden,

    verspricht die Pressedame, und ein Blick ber die ersten Titel lsst vermuten: das knnte klappen. In einer Branche, in der erfolgreiche Neugrndungen selten ge-worden sind. die ZWIEBEL wnscht den kleinen groen Kollegen jedenfalls viel Glck!

    Was assoziieren Sie mit Lavendel? Es gibt gemeinhin zwei Mglichkeiten: a) kleine Sckchen in Omas muffigem Wsche-schrank oder b) endlose, duftende Felder in der Provence. Wenn Sie a) gern aus ih-rem Gedchtnis verdrngen wollen (die

    Sckchen, nicht die Oma!) und b) zu weit entfernt ist, probieren Sie es doch mal mit c), einem Besuch in der Nrnberger Strae. Dort feiert die Krutergrtnerei Mussrol von Gertrud Leumer ihr 20-jh-riges Bestehen mit einem Lavendelfest. Am 28. Juni von 11 bis 19 Uhr gibt es Fhrungen durch den Bamberger Laven-del und Leumers Schaukrutergarten. Evelyn Borchardt spielt Musettewalzer auf dem Akkordeon (trs francais!), Dr. Elke Puchtler hlt Lavendel-Mrchen-stunden, Keramik von Gertrud Schneider freut das Auge, Pamina Bio und mokka makan den Gaumen, und das Beste: Oma darf mit! Vielleicht schmecken ihr auch die Cocktails mit dem neuen La-vendelsirup von Mussrol. Wer braucht heute noch Sckchen? [hb]

    dieZWIEBEL6/2014 kurz & knackig

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  • bamberger kulturleben dieZWIEBEL6/2014

    Nur noch kurz nach Bamberg jetten

    Vor kurzem erhielt er den begehr-ten Musikpreis Echo und bei seiner aktuellen Tour Ich steh nicht mehr still sahen ihn ber 100.000 Fans: Am 14. Juni tritt Tim Benzdzko (29) mit seiner Band beim Domplatz Open-Air in Bamberg auf. Der deut-sche Snger war zuletzt als Juror bei The Voice Kids im Fernsehen zu sehen und sein Hit Nur noch kurz die Welt retten (2011) hat mitt-lerweile Kultstatus. Sein aktuelles Album heit Am seidenen Faden.

    Tim, Du siehst Matthias Schweighfer hnlich

    und hast eine Stimme wie Xavier Naidoo. Ner-

    ven Dich diese Vergleiche? Wie gehst Du damit

    um?

    Tim Bendzko: Dieser Vergleich bringt mich

    immer wieder zum Schmunzeln, weil er mir

    auerhalb von Interviews eigentlich nicht

    begegnet. Aber es gibt Schlimmeres, als mit

    dem besten Snger Deutschlands und einem

    der erfolgreichsten Schauspieler und Regis-

    seure unseres Landes verglichen zu werden.

    Mdels finden Deine blonden Locken s und

    Deine Lieder handeln fast immer von Gefh-

    len. Wann ist fr Dich ein Mann ein Mann

    beziehungsweise was an Dir ist typisch mnn-

    lich?

    Ein Mann ist im mnnlichen Sinne ein

    Mann, wenn er im richtigen Moment Ver-

    antwortung bernimmt. Ob jemand Gefhle

    zeigt oder nicht, sagt aus meiner Sicht nichts

    darber aus, ob er mnnlich ist oder nicht.

    Wie lange bist Du schon Veganer und war-

    um?

    Seit November 2013. Ich hatte einfach das

    Gefhl, dass irgendwas an meiner Ernhrung

    nicht stimmen konnte, weil ich andauernd

    mde und trge war. Seitdem ich vegan esse,

    bin ich vor lauter Energie gar nicht mehr zu

    halten.

    Deine Karriere begann 2009 nach dem Sieg

    bei einem Talentwettbewerb der Shne Mann-

    heims. Wie ist es, pltzlich berhmt zu sein?

    Wie hat Dich das verndert?

    Eigentlich begann die Karriere erst 2010 als

    ich das groe Glck hatte, eine Plattenfirma

    zu finden, die mich ein Album hat aufneh-

    men lassen. In erster Linie ist es der absolute

    Wahnsinn, dass ich Musik wirklich zu mei-

    nem Beruf machen konnte. Das berhmt

    sein bringt natrlich einige Vorzge mit sich,

    aber am tollsten ist es, dass ich Musik ma- Foto: Pau

    l Ripke

    8

  • dieZWIEBEL6/2014 bamberger kulturleben

    9

    chen darf und es Menschen gibt, die das auch h-

    ren wollen.

    Hast Du Deine Karriere geplant? Wie kamst Du zur

    Musik?

    Also ich habe mit elf Jahren beschlossen, dass Mu-

    siker mal mein Beruf werden soll. Wohlwissend,

    dass das eigentlich utopisch ist. Dann habe ich

    studiert (2009 hat Tim Bendzko sein Theologie-

    studium abgebrochen, Anm.d.Red.), um mich ein

    bisschen zu bilden und danach als Autoauktiona-

    tor gearbeitet, um ein bisschen Geld zu verdienen

    und whrenddessen habe ich an diesem Wettbe-

    werb teilgenommen. Vllig unabhngig davon hat-

    te ich etwas spter durch das viele Sprechen beim

    Auktionieren eine Stimmbandentzndung, was

    ich irgendwie als Zeichen gewertet habe, dass ich

    jetzt alles auf Musik setzten sollte. Dann habe ich

    gekndigt und zum Glck ein halbes Jahr spter

    wirklich einen Plattenvertrag bekommen.

    Was bedeutet Dir Musik?

    Alles. Musik ist fr mich sowas wie ein Ventil. Ich

    kann mir quasi alles was mich beschftigt oder be-

    lastet von der Seele singen. [kk]

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    RISING STARS AM OPERNHIMMELbegleitet vom Georgischen Kammerorchester Ingolstadt

    Leitung: Till Fabian Weser

    Arien & Ensembles von

    MOZART, PUCCINI, VERDI u.a.

    TIM BENDZKO & BANDICH STEH NICHT MEHR STILL TOUR

    14. JUNI

    LA BRASS BANDA SUPPORT: MUNDWERK-CREWLIVE TOUR 2014

    15. JUNI

    13. JUNI

    Durch die Sommeroper Bamberg ver-

    whnen Till Fabian Weser und sein

    Team die Stadt bereits seit 2005 mit

    einer zweijhrlichen Opernproduktion

    auf der Bhne des E.T.A.-Hoffmann-

    Theaters. Und mehr als das: sie ist zu-

    gleich ein mittlerweile international

    anerkannter Karrierebeschleuniger fr

    junge Gesangstalente. Im vergange-

    nen Jahr berzeugtedie Inszenierung

    von Mozarts Don Giovanni. Sechs So-

    listen der vergangenen Auffhrungen

    stehen am 13. Juni um 20 Uhr auf der

    Open Air-Bhne des Domplatzes. Dar-

    unter Valda Wilson und Jir Rajni, die

    zuletzt die Hauptrollen sangen. Beglei-

    tet vom Georgischen Kammerorches-

    ter unter Till Fabian Weser erklingen an

    diesem Sommernachts-Galakonzert

    Arien und Ensemblestcke aus be-

    rhmten Opern wie La Bohme, Die

    Zauberflte, Rigoletto oder Carmen.

    oPErnGaLamItJunGEntaLEntEn

    Dirigent Till Fabian Weser mit

    Darstellern der Sommeroper

    Bamberg: live zu erleben auf

    dem Domplatz Open Air.

    Foto: sob

  • 10

    kultur in sicht dieZWIEBEL6/2014

    Eigentlich wren wir gar nicht mehr da. Wre Arno Schmidts futuristisches Sptwerk Die Schule der Atheisten Re-alitt geworden, wre Europa in einem 3. Weltkrieg zerstrt worden. Bis auf Tel-lingstedt ein Reservat an der Eider in dem sich in gut vier Monaten, im Okto-ber 2014, die verbliebenen Gromchte USA und China zu Verhandlungen trfen.Das wre aber schade. Denn wer wrde dann an den 100. Geburtstag des auer-gewhnlichsten deutschen Schriftstel-lers der Nachkriegszeit denken?Zum Glck kam alles anders, der Krieg blieb uns bislang erspart, und so kann der Bamberger Germanist (und ZWIE-BEL-Autor) Matthias Schleifer an diesem Abend eine Lesung aus Anlass des Ju-bilums veranstalten. Gut vier Monate liegt der Geburtstag zurck, macht aber nichts. Es ist noch immer genug Zeit, mit Textproben aus seinen Werken und in-teressanten Hintergrundinformationen einen Einblick in das Schaffen des Lite-raten zu gewinnen. Der Referent kennt sich bestens aus und ist Mitglied der Gesellschaft der Arno Schmidt-Leser. So einen Fanclub hat auch nicht jeder.

    Besondere Schler brauchen besondere Lehrer. Besonders engagierte, vor allem. 24 Schlerinnen und Schler des Son-derpdagogischen Frderzentrums der Giechburgschule Schelitz hatten Glck: sie fanden nicht nur solche Lehrkrfte, sondern darber hinaus noch interes-sierte Knstler, die keinen Widerspruch sehen zwischen Schlern mit Frder-bedarf und Shakespeare. In einem fast einjhrigen Groprojekt entstand ein Theaterstck, das die Themen aus der Lebenswelt der Schler Liebe, Freund-schaft, Langeweile, Gewalt, Familie, Streit mit den Mitteln ihrer Kommu-nikationswelt darstellt und trotzdem bei einem der grten Klassiker der Thea-terliteratur landet. Enger am Schler als am Original sollte die Auffhrung sein, soviel stand fr Carolin Barczyk, Amelie und Christoph Auer fest. Darum werden die Kmpfe der verfeindeten Lager via Facebook und Computerspiel ausgefoch-ten, doch immer wieder schleicht sich der englische Altmeister ein und lsst die Schler, die als Schauspieler, Snger und Tnzer agieren, den Kontakt zwischen alter Lyrik und neuer Welt inszenieren. Anmeldung zur Urauffhrung wegen Platzknappheit erbeten unter 87-1414.

    Zum 25. Mal jhrt sich die traditionelle Bamberger Philosophie-Veranstaltung

    2014, die Universitt und Stadt mit den Unternehmen Dr. Pfleger und Me-diengruppe Oberfranken veranstalten. Gerade letztere kann sich hier einmal tiefgrndig prsentieren, was das tgli-che Erzeugnis doch bisweilen vermissen lsst. Dabei steht man in der direkten Nachfolge Hegels, der es immerhin ber ein Jahr als Chefredakteur der damaligen Bamberger Zeitung aushielt.Die Frage, wie sich die Welt inszeniert steht diesmal im Mittelpunkt der dreit-gigen philosophischen Reihe, die The-aterwirklichkeiten berschrieben ist. Dem genius loci folgend, spricht am ers-ten Abend John von Dffel, Schriftsteller und Dramaturg am Deutschen Theater in Berlin, darber, wie unsere Gegenwart auf die Bhne kommt. Erfahrungen von einer anderen, doch nicht weniger the-atralischen Bhne steuert Franz Mnte-fering am Mittwoch bei und beleuchtet mit Nils Minkmar, Feuilletonchef der FAZ, wie sich Politiker inszenieren. Am 5.6. schlielich stehen die Server, die die Welt bedeuten, im Mittelpunkt: Wie wir uns in den Social Media zur Schau stellen, darber spricht die Journalistin Theresia Enzensberger mit den Wissen-schaftlern Bernhard Prksen (Tbingen), Christian Illies und Friedhelm Marx (Bamberg). Am 4. und 5. zur gleichen Zeit in der Konzerthalle, Hegelsaal (!).

    Pfingsten auf Schloss Seehof, das wird musikalisch: mit sechs vielseitigen Kon-zerten an fnf Tagen lockt Karlheinz Busch, ehemaliges Mitglied der Bam-

    berger Symphoniker, Musikfreunde in das barocke Kleinod. Eine Reise macht den Anfang, denn mit dem Bamberger Streichquartett geht es Around the World, und Busch als musikalischer Fremdenfhrer verspricht schne und beliebte Stze aus vielen Lndern der Erde. Am 6.6. verstrkt sich das traditi-onsreiche Quartett um Georg Kekeisen, Kontrabass, Natalia Solotych, Cembalo und Marcos Fregnani, Flte und setzt dem barocken Bauwerk barocke Musik entgegen: Vivaldi, Telemann, Hndel und Bach stehen auf dem Programm.Tags darauf haben die Streicher Pause, denn es tritt ein Quintett von vier Blsern und Klavier auf sowohl Beethoven als auch Mozart haben fr Klavier mit Oboe, Klarinette, Fagott und Horn komponiert. Ein Rossini-Quartett nur fr Blser kom-plettiert den Abend, den junge Solisten als Banda Nueva bestreiten.Am Pfingstsonntag hat sich ein Strei-chertrio aus Karlheinz Busch, Lois Land-verk und Birgit Hablitzel einen Wiener eingeladen: Walter Auer ist Solofltist der Wiener Philharmoniker und zaubert auf seinem Instrument nicht nur Ausz-ge aus der gleichnamigen Mozart-Oper, sondern auch weitere Werke von Beet-hoven, Rossini und Alcalay.Spritzig verspricht die Matinee am Pfingstmontag zu werden: um 11 Uhr zeigt uns das Internationale Damen-Sa-lonorchester Bella Donna den Frhling in Wien. Es singt Eva Bernard fr alle, die es nicht nur hei mgen, sondern auch die Melodien von Johann Strau, Robert Stolz oder Franz von Blon schtzen.Mit Wiener Klassik hingegen schliet die Reihe am Montagabend, mit dem Trio Aureum und drei Klaviertrios von Haydn, Beethoven und Schubert. Das ganze

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    KuLturInsIchtJUNI 2014

  • 11

    dieZWIEBEL6/2014 kultur in sicht

    Programm findet sich auch auf www.festival-schloss-seehof.de

    Immer wieder hat die Musik Talente ans Licht gebracht, die schon als Kind oder in der Jugend erstaunliche Leistungen gezeigt haben. Mozart war ein Parade-beispiel, doch war er nicht allein. Felix Mendelssohn Bartholdy trat mit neun Jahren als Pianist, mit zehn als Snger auf und begann als Elfjhriger bereits, in rasendem Tempo zu komponieren. Im zwlften Lebensjahr 1821 schuf er ne-ben fnf dreistzigen Streichersinfonien noch Motetten, Singspiele und weiteres. Fast ein Wunder, dass seine Ouvertre zu Shakespeares Sommernachtstraum, entstanden im Alter von 17 Jahren nach Lektre des Werks, nur die Werknummer 21 trgt. Sechzehn Jahre spter, 1842, arbeitete er die bereits sehr erfolgreiche Ouvertre zu einer Schauspielmusik aus, wie sie sich der Preuenknig Friedrich Wilhelm IV. gewnscht hatte. Elf St-ze kamen dabei heraus, darunter der berhmte Hochzeitsmarsch. In der sel-teneren Fassung fr Blser-Nonett und Kontrabass erklingt das Werk anlsslich des Familienkonzerts der Bamberger Symphoniker im Hegelsaal. Besonders im Hinblick auf die kleinen Besucher ha-ben die Schauspieler Heidi Lehnert und Benjamin Bochmann Zwischentexte und -szenen verfasst, die die Zauberwelt von Shakespeares Lustspiel mit der romanti-schen Bhnenmusik in Einklang bringen. Schlielich sind nicht nur musikalische Wunderkinder willkommen.

    Mit dieser Lewandowski-Urauffhrung schliet eine kleine Serie in der aktuel-len Spielzeit des E.T.A-Hoffmann-Thea-ters: nach Hildegard Knef und Edith Piaf (Rezension s. Seite 43) steht mit Janis Joplin nun die dritte berhmte Musike-rin des 20. Jahrhunderts im Blickpunkt. Ihr kurzes, exzessives Leben endet 1970 bereits im Alter von 27 Jahren. Bis dahin hatte sie sich bereits einen legendren Ruf als Bluessngerin erworben, war Woodstock-Ikone und verkrperte den Ausbruch aus einem brgerlichen El-ternhaus in die faszinierend freie Welt der Hippies. Das musikalische Drama des Bamberger Intendanten zeichnet ihr Leben mit viel Livemusik nach und lsst auch Reminiszenzen an andere Gren der Zeit wie The Mamas And The Papas oder Jimi Hendrix aufleben.

    Passend zum Datum am Pfingstmontag fegt auch ein bisschen heiliger Geist durch das Schwertfegerhuschen. Sze-nen am Himmelstor sind es, die Martin Neubauer und Stephan Bach auf die Bhne des romantischen Innenhofs brin-gen. Ganz unterschiedliche Autoren von Erasmus von Rotterdam bis Tolstoi oder Kafka liefern einen Beitrag. Doch be-kanntlich laufen die frhsommerlichen Auffhrungen des Brentano-Theaters traditionell als Hans-Sachs-Spiele, wes-

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    kultur in sicht dieZWIEBEL6/2014

    KuLturInsIchtJUNI 2014

    halb auch eine neue Inszenierung des Nrnberger Dichters nicht fehlen darf. Die Erlebnisse von Sankt Petrus auf Er-den zeigen uns in gewohnt handfester Art, was passiert, wenn die Menschen den Chef der Himmelspforte nicht auf gewohntem Terrain antreffen. Weitere Vorstellungen im Lauf des Juni.

    Zehn Jahre alt wird die Knstlerwerk-statt, der engagierte Stegauracher Verein, der sich mutig auf Musical- und Theaterliteratur aller Art strzt und re-

    gelmig damit Erfolge feiert. Im Jubi-lumsjahr stehen gleich zwei Gropro-jekte an: im Herbst die Auffhrung des Musicals Hair und vorweg nochmal eben Haus und Garten von Alan Ayck-bourne. Der bekannte Lustspielautor nimmt sich der Verwirrungen einer (in diesem Fall frnkischen) Familie von zwei Seiten an: zwei getrennte Publi-kmmer (das ist so selten, dass es nicht mal eine Pluralform gibt) sehen zwei Stcke um ein Gartenfest mit ebenso erlesenem wie intrigantem Besuch, die zeitgleich auf zwei verschiedenen Bh-nen, nmlich einmal im Haus, einmal im Garten, aufgefhrt werden, jedoch vom selben Ensemble! Nur durch eine Glaswand getrennt, spielen die Akteure mal hier, mal dort, und wer das Stck komplett verstehen will, tut gut daran, mit dem Kombiticket beide Auffhrun-gen zu besuchen. Die Anforderungen an die Schauspieler und ihr Timing sind natrlich enorm, und man darf gespannt sein, wie dieser Kraftakt unter Regisseur Michael Feulner gelingt. Weitere Auffh-rungen im Juni bei schlechtem Wetter wird nur Haus gespielt

    Singer/Songwriter, das sind nicht zwangslufig immer siebzehnjhrige Mdchen mit sanfter Stimme aus der englischen Mittelschicht. Das knnen auch vier Freunde aus Kln sein, die zu-sammen aufgewachsen sind und jetzt gemeinsam ihr Leben in Liedern be-schreiben. Straenmusikgesthlt, mit sparsamer Instrumentation, aber starker Stimme (klingt ein bisschen wie Grne-meyer nach dem zwlften Whisky), las-sen sich die Newcomer in ausverkauften Clubs feiern von einer Generation, deren Stimmung sie treffen. Und das mit den ganz alten musikalischen Mitteln von Blues, Rock und Folk. Forward to the roots.

    Der Reiz von Entlftungsrohren: so wirk-ten viele der Objekte, die die Knstlerin Charlotte Posenenske (1930 1985) installierte. Auch das MoMA, New York, nahm ihre Arbeiten auf, wohlgemerkt in den Ausstellungsrumen, nicht in der Haustechnik. Obwohl sie dorthin gepasst htten, denn die industriell gefertigten, verzinkten Vierkantrohre finden sich hufiger in Klimaanlagen als im Museum. Monotonie ist schn, meinte Posenenske denn auch und ver-lieh dieser Einstellung in ihrer minimal art Ausdruck. Zwischenbericht nennt sich das Knst-lerinnen-Duo, Anja Schller und Kerstin Polzin, das sich mit dem Erbe Posenens-kes auseinandersetzt und am 17. und 18. Juni auch Bamberg daran teilhaben lsst. Eine groe Kunstallianz mit der Universitt, dem Knstlerhaus Villa Con-cordia, dem Bamberger Kunstverein und sogar der JVA in Ebrach will mit Installa-tionen im ffentlichen Raum Denkanst-e im Geiste der Knstlerin geben. Das Publikum ist eingeladen, sich am Prozess zu beteiligen. Vielleicht sollten sie auch die Brose Arena einbeziehen, dort soll

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    dieZWIEBEL6/2014 kultur in sicht

    das Klima ja derzeit besonders verbesse-rungsbedrftig sein. [hb]

    Und es werde Licht Zu keiner Zeit im Jahr sind die Tage so lang und die Nchte so magisch wie rund um Mittsommer. Deshalb sind denn auch Erleuchtung und Magie ein wichtiger Bestandteil der inzwischen zum Kult avancierten Veranstaltung Lichtzelt im Hain: drei Tage lang wird meditiert, getanzt und getrommelt, Workshops zu gewaltfreier Kommunikation oder ber Emotionen drften ebenso zur inneren Erleuchtung beitragen wie die vielseitigen Krper-bungen mit Yoga, TaiChi oder Qigong. Dabei stehen Frieden und die Einheit al-len Lebens wiederum im Mittelpunkt der Veranstaltung. Eine schne Gelegenheit fr jung und alt, mal wieder innezuhal-ten, um der Hektik und Oberflchlichkeit des Alltags zu entfliehen. Infos zum gesamten Programm unter www.lichtzeltimhain.de [sb]

    Drei Musiker mit Rahmentrommeln ein spannendes, abendfllendes Pro-gramm? Mit Sicherheit, denn am 20. (und nochmal am 21.) kommen drei absolute Koryphen ins Wernsdorfer Schloss. Das Merasim Trio besteht immerhin aus Murat Coskun, dem Lieblings-Perkussi-onisten von Giora Feidman, aus Mohsen Taherzadeh, dem nach Veranstalteran-gaben besten Daf-Spieler der Welt (die Daf ist eine arabische Rahmentrommel) und der iranischen Trommlerin und Sn-gerin Maryam Hatef. Sie laden die Zuh-rer ein zur Merasim, zur Feier ihrer Musik in trkischer und persischer Tradition. Spirituelle Energie einerseits, Humor und Ironie andrerseits versprechen einen abwechslungsreichen Abend. Dabei gilt es noch, ein ganz besonderes Instrument zu entdecken: das Hang ist das genaue Gegenteil der alten Instrumente, wie sie sonst in der Heimstatt der Capella Antiqua erklingen. Es ist eine komplet-

    te Neuentwicklung aus dem Jahr 2001 und steht in loser Verwandtschaft zur Steeldrum, ist aber weit komplexer und wird mit den bloen Hnden gespielt. Durch die ausgefeilte Stimmung ldt es zu abwechslungsreichen Melodien ein und bringt Bass und Percussion auch noch mit. Wenn es in den Hnden eines Meister wie Coskun liegt.

    Der Film war ein kleiner, aber feiner Er-folg, eine schne und erfreulich wenig kitschige Liebesgeschichte dank Jrdis Triebel und Jrgen Vogel. Der zugrunde-liegende Roman von Claudia Schreiber wurde zum Ein-Frauen-Stck umgear-beitet und hat in dieser Form nun den Weg auf die Bhne im Kloster Michels-berg gefunden an diesem Freitag ist Premiere. Gisela Volk spielt Emma, die zwar ihr Glck des einsamen Landlebens geniet, aber dafr kurz vor der Pleite steht. Die vermeintliche Rettung fllt ihr

    eines Nacht in Person des Gebrauchtwa-genhndlers Max vor die Fe, der mit veruntreutem Geld auf der Flucht ist, um sich seinen Traum einer Mexikoreise zu erfllen. Die Zeit ist knapp, denn er hat Krebs. Das letzte, was er brauchen kann, ist eine neue Liebe, doch genau die steht in Form von Emma vor seiner Nase. Ein anspruchsvolles Stck um Einsamkeit, Liebe, Sterbehilfe, das dennoch nicht auf einen komdiantischen Einschlag ver-zichten muss. Auch am 21.6.

    Vor 16 Jahren wurde Bamberg und hier die Villa Concordia als Sitz eines Inter-nationalen Knstlerhauses ausgewhlt. Mageblich beteiligt war der bayrische CSU-Politiker und Stoiber-Intimus Kurt Faltlhauser, damals Leiter der Staats-kanzlei und nach der 1998er Wahl zum Finanzminister aufgestiegen. Erinnerun-gen aus der Grndungszeit erzhlt Faltl-hauser an diesem Abend im Gesprch mit Direktorin Nora Gomringer. Im

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    kultur in sicht dieZWIEBEL6/2014

    Gepck hat er sein Buch Bauen fr die Kunst, in dem er die Kulturbauten der ra Stoiber preist, wie die Pinakothek der Moderne in Mnchen oder das Museum fr Kunst und Design in Nrnberg. Daran drfte er sich lieber erinnern als an seine Beteiligung an den Skandalen der Bay-ernLB, deren Geschft er als Finanzmi-nister und Vorstand im Verwaltungsrat mitverantwortete. Wieviele Kessel- oder Knstlerhuser, Museen oder Konzerts-le der Freistaat mit dem Verlustgeschft aus Bankenkauf und Bankenkrise htte finanzieren knnen, knnen interessier-te Besucher ja selbst fragen. Die neuen Stipendiaten aus Spanien drften sich an ihre Heimat erinnert fhlen.

    Zum 60-jhrigen Jubilum darf es schon einmal etwas Besonderes sein dachte sich das Collegium Musicum und schenkt dem Publikum Diamanten der Klas-sik. Bachs Klavierkonzert d-Moll mit Wolf Dieter Neupert als Solisten, Mo-zarts Konzertante Sinfonie KV 364 mit Walter Forchert, Violine und Johannes Baumann, Viola sowie Schuberts Fnf-te erklingen im festlichen Saal. Gerade das erste Werk und sein Interpret legen Zeugnis ab ber die Tradition dieses Bamberger Kammerorchesters. War es doch eben Wolf Dieter Neupert, der das selbe Werk schon im Grndungsjahr 1954 als 17-Jhriger mit diesem Orches-ter spielte! Dazwischen liegt ein ganzes Leben als gefragter Musiker und Inhaber einer angesehenen Werkstatt fr histori-sche Tasteninstrumente.Das rund 30-kpfige Kammerorchester wurde von ausgebildeten Musikern und

    interessierten Laien gegrndet und leg-te in den Jahren seines Bestehens allzeit Wert darauf, begabten Nachwuchs-musikern die Chance zu geben, sich im Ensemble oder als Solisten in ihrer Ent-wicklung zu vervollkommnen. Berhmte Musiker wie Edgar Krapp oder Albrecht Mayer wirkten als Schler im Collegium Musicum mit. Seit 2012 ist Gunther Pohl musikalischer Leiter des Orchester, der das Festkonzert auch dirigiert.

    Nur 10 Jahre steht das Vokalensemb-le Schwesterhochfnf gemeinsam auf der Bhne, doch nachdem es sich um fnf junge Frauen handelt, wre ein 60er u-erst berraschend. Eine Besonderheit haben Agnes, Cordula, Maria, Franziska und Monika dennoch zu vermelden: der Nachname von allen fnfen lautet Tschuschke sie sind Schwestern. Seit 2004 singen sie geistliche wie weltli-

    che A-cappella-Lieder und begeistern Rezensenten durch ihren homogenen Klang. Diesen verdanken sie sicher nicht nur gemeinsamen Erbanlagen, sondern auch einem musikaffinen Elternhaus und den Jahren in der Domkantorei. Zwei CDs haben die fnf Damen bereits einge-spielt, in der Orangerie erklingt nun ein buntes Programm zwischen Brahms und Palestrina, aber auch Arrangements der Andrew Sisters oder von Billy Joel.

    hnlich vielseitig ist auch das Signum Saxophonquartett: es spielt Werke, die komponiert wurden, bevor das Instru-ment berhaupt existierte. Mozart fr Saxophon? Kein Problem, doch auch Werke von Glasunov, Ravel, Bartok und Gershwin erklingen beim Auftaktkonzert der diesjhrigen Rosengartenserenaden, die (schnes Wetter vorausgesetzt) wie-der im Garten stattfinden. [hb]

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    dieZWIEBEL6/2014 bamberger kulturleben

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    Vier Tage, vom 19. bis zum 22. Juni, ste-hen in diesem Jahr wieder im Zeichen der Alten Musik, also vor allem der Zeit des ausgehenden Mittelalters und der Renaissance bis hin zu frhen Barock-werken. Musik fr gekrnte Hupter lautet das Motto der diesjhrigen Veran-staltung der Musica Canterey Bamberg. Treffend, waren es doch vor allem solche, die einerseits in der Lage waren, sich En-sembles und Komponisten zu halten, andrerseits auch zu allen Mglichkeiten Kompositionsauftrge erteilten, gern auch zum eigenen Ruhm.Zum Auftakt der Reihe erklingen am 19. Juni um 20.00 Uhr im Spiegelsaal der Harmonie Werke von Heinrich Isaac, Paul Hofhaimer und Ludwig Senfl, die zu Ehren Kaiser Maximilians I. fr die Wie-ner Hofkapelle geschrieben wurden. Der letzte Ritter versammelte die Besten ihres Fachs, als er 1498 den Grundstein fr sein Privatorchester legte. Das En-semble Weser-Renaissance aus Bremen spielt auf Zink, Posaunen, Dulzian und Orgelpositiv zur Begleitung vier nam-hafter Gesangssolisten.Tags darauf heit es an selbem Ort Die Knigin tanzt, und so wird es kommen: denn das Ensemble La moresca bringt nicht nur Barockgeige und-gitarre, Har-fen oder Theorbe fr Tnze aus Frank-reich, England und Spanien mit, sondern mit Mareike Grebe auch eine Barocktn-zerin, die sich gemeinsam mit den Musi-kern in berraschende Improvisationen steigert.Der groe Auftritt der Gastgeber erfolgt am Samstag, dem 21. Juni, ebenfalls um 20 Uhr, in der Stephanskirche. Unter Lei-

    tung von Norbert Khler singt der Chor der Musica Canterey und spielt das Ba-rockorchester Larpa festante Werke, die zu festlichen Staatsakten in England komponiert wurden. Krnung und Be-grbnis sind zwei solche Gelegenhei-ten, und hier kommt selbstverstndlich Hndel ins Spiel. Der im Knigreich hoch verehrte Hallenser schuf seine Corona-tion Anthems zur Krnung Georg II., sie erklangen erstmals an keinem geringe-ren Ort als der Westminster Abbey. Die erste der vier Hymnen hat sich bewhrt und wrde von allen Nachfolger-inne-n bernommen, bis zuletzt 1953. Das ge-tragene Gegenstck ist die Funeral Mu-sic for Queen Mary von Herny Pucell, die ebenfalls auf die Bhne kommt.Als Bestandteil des Sonntagsgot-tesdienstes im Dom fhrt der Trierer Bachchor schlielich Palestrinas Missa Papae Marcelli auf. Diese berhmteste seiner 104 Messen war Papst Marcellus II. gewidmet, auch sie wurde zur Tradi-tion und anlsslich jeder Papstkrnung aufgefhrt. Der erste Papst, der darauf verzichtete, Johannes Paul I., starb nach drei Wochen im Amt genau wie Mar-cellus II., dem die Messe zugedacht war.Parallel zu dem kleinen Festival der Al-ten Musik zeigt das Lichtspielkino zwei Filme zum Thema: am 21. Juni Der K-nig tanzt ber das Leben Jean-Baptiste Lullys am Hofe des Sonnenknigs. Am 22. dann Die siebente Saite, u.a. mit Grard Depardieu unter Beratung des Experten fr Alte Musik, Jordi Savallis, der auch schon mehrfach in Schloss Wernsdorf zu hren war. [hb]www.musica-canterey.de

  • bamberger kulturleben dieZWIEBEL6/2014

    16

    Worte hinter Schloss & Riegel

    Mitten in der Sandstrae steht das Leben still. Hier, hinter den Mau-ern der Justizvollzugsanstalt (JVA) Bamberg, haben die Gefangenen viel Zeit, um ber ihre Fehler nach-zudenken. Die meisten von ihnen sind U-Hftlinge. Arbeiten zu dr-fen ist hier ein Privileg, eine will-kommene Abwechslung. Genauso wie die Schreibwerkstatt von Gerd Gro. Ein Besuch hinter Gittern.

    Ich wei nicht mehr genau, durch wie viele

    Tren wir geschleust wurden. Auch an den

    Justizvollzugsbeamten, der die Tren fr uns

    auf- und dann wieder verschlossen hat, er-

    innere ich mich nicht mehr. Das Gefhl der

    Beklemmung koppelte sich erst wieder mit

    realem Erleben, als ich die Gruppe junger

    Mnner auf dem Flur sah. Ich war berrascht:

    So viele Gitter und Tore und dann stehen

    die da einfach so rum?

    Das taten sie natrlich nicht. Neben ihnen

    stand ein Wachposten. Einer, der uns knapp

    zunickte und dann die nchste Tr aufschloss.

    Wieder war ich berrascht. Ich hatte

    damit gerechnet, in einen engen fens-

    terlosen Raum gefhrt zu werden.

    Stattdessen betrat ich eine Kapelle.

    Zwar dster und schlicht gehalten,

    aber immerhin mit einem Fenster und

    einem fleckigen, schwarzen Tisch, den

    die Gefangenen nun aus einer Ecke

    schoben und mit Sthle flankierten.

    Auch mit einem fr mich, den Gast,

    der gekommen war, um die Schreib-

    werkstatt von Gerd Gro in der JVA

    Bamberg zu besuchen. Gerd (in der

    Schreibwerkstatt duzen sich alle)

    sieht aus wie ein typischer Lehrer: mit

    Aktenkoffer, Cordhose, grauen Locken und

    einem unaufgeregten Lcheln im Gesicht. Er

    war auch einer, hat am Gymnasium Deutsch

    unterrichtet und engagiert sich seit seiner

    Pensionierung ehrenamtlich. Vor einem Jahr

    hat der 66-Jhrige die Schreibwerk-

    statt gegrndet. Dabei kostet es ihn

    berwindung, eingesperrt zu sein.

    Whrend Gerd Bcher, Blcke und

    knallgelbe Notizblcke (Da schreibt

    ihr nur positive Sachen rein!) ver-

    teilt, mustere ich meine Tischnach-

    barn: sieben junge Kerle, der lteste

    vielleicht um die dreiig, die meisten

    davon mit kurzgeschorenen Haaren.

    Sie wirken nett und aufgeschlossen,

    schenken mir neben neugierigen

    Blicken auch ein Lcheln und freuen sich

    offensichtlich ber den Besuch. Gerd stellt

    mich kurz vor und rauft sich dann das graue

    Haar. Ich htte nicht gedacht, dass heute

    so viele da sind. Die meisten von Euch ken-

    ne ich gar nicht! Die Fluktuation ist hoch in

    Bamberg, die meisten der Hftlinge sitzen in

    Untersuchungshaft. Gerd bemht sich zwar,

    die Stunden thematisch aufeinander aufzu-

    bauen. Aber es kann passieren, dass die Kurs-

    teilnehmer von einer Woche auf die andere

    pltzlich nicht mehr da sind. Keiner wei das

    vorher auch nicht die Gefangenen. Das tut

    auch weh, wenn man sich nicht mehr verab-

    schieden kann, wird Gerd spter erzhlen.

    Auf einer zugigen Parkbank vor der Elisabe-

    thenkirche, auf der wir versuchen, unsere

    Emotionen wieder auf ein alltagstaugliches

    Niveau herunterzufahren. Gerd springt jede

    Woche auf diese Gefhls-Achterbahn. Die

    Nacht danach ist immer schlaflos, sagt er.

    Aber noch sind wir hellwach und Gerd er-

    muntert Bene, einen Kleinkriminellen mit

    unstetem Blick, den ersten Entwurf seines

    Projekts vorzulesen. In Die Monster in mir

    beschreibt Bene, was ihn letztlich auch in

    den Knast gebracht hat: Drogenhandel, das Fotos: Katja M

    ller

  • 17

    dieZWIEBEL6/2014 bamberger kulturleben

    Zocken um Geld, Rachegefhle. Sind das

    Stichpunkte, die du da vorgelesen hast?, will

    Armin wissen. Er sitzt bereits seit elf Mona-

    ten in Untersuchungshaft und besucht die

    Schreibwerkstatt von Anfang an. Ein heller

    Kopf, der hier die Liebe zur Literatur (wieder-)

    entdeckt hat. Nein, ich habe immer geguckt,

    dass die Stze 16 oder 32 Wrter haben.

    Warum?, fragt Armin verstndnislos. Na

    machen die Rapper doch auch so! schnauzt

    Bene und alle lachen. So unterschiedlich die

    Jungs auch sind, die hier sitzen: sie alle fh-

    len sich hilflos, allein, frustriert und haben

    oft Liebeskummer. Die wollten alle Liebesge-

    dichte schreiben, als sie das erste Mal da wa-

    ren, ganz traditionell, in Reimform, sagt Gerd

    und nickt in die Richtung von drei Mnnern,

    die er schon lnger kennt. Gerd fragt nie

    nach, was die Teilnehmer verbrochen haben.

    Ich nehme sie in den zwei Stunden so an,

    wie sie sind, erklrt er spter. Aber er schont

    sie auch nicht, analysiert wenn die Gefan-

    genen es wollen ihre Texte, gibt Anregun-

    gen und ist der Literat, der er auch auerhalb

    der Gefngnismauern ist.

    Mir fllt es im Lauf der zwei Stunden im-

    mer schwerer, mir klar zu machen, dass ich

    hier mit Mnnern zusammensitze, die mit

    mehreren Jahren Haft rechnen. Micha zum

    Beispiel ist mit seinem offenen Blick, dem

    Stoppelbart und den Grbchen ein richtiger

    Sonnenschein. Erst spter fllt mir auf, dass

    das Lcheln seine Augen nur selten erreicht.

    Und so sind die melancholischen Anklnge in

    seinem Gedicht Sehn-Sucht keine berra-

    schung. Sein Text ist richtig gut!

    sPIELsuchtLItErarIschVErarBEItEn

    Doch dann kommen die Zeilen, die meine

    Gefhlswelt endgltig aus den Angeln he

    Gerd Gro grndete die Schreibwerkstatt

    in der JVA Bamberg

    u.v.m.

  • bamberger kulturleben dieZWIEBEL6/2014

    18

    ben. Armin liest sie vor. Er beschreibt minu-

    tis einen Tag im Leben eines Spielschtigen

    seines Lebens. Es tut fast krperlich weh

    zu hren, wie er liebevoll Details aus dem

    gemeinsamen Leben mit seiner Verlobten

    beschreibt und sie doch gleichzeitig verraten

    hat, indem er ihr Vertrauen missbrauchte:

    ihre Kontonummer, ihr Passwort, ihr Online-

    Banking. Harmlose uerungen der Freun-

    din werden fr ihn zum Spierutenlauf: Kon-

    toauszge wrden ihn verraten, gemeinsame

    Anschaffungen ruinieren. Am Ende verliert er

    alles. Auch sie. Wenn ich das vorlese, fhle

    ich mich wieder wie damals und mir wird

    schlecht, sagt Armin etwas atemlos. Die an-

    deren sind still, betroffen. Mir ist schlecht.

    Dann fngt einer der Neuen an zu klatschen

    und alle stimmen mit ein. Es folgt eine kur-

    ze Diskussion mit Gerd ber einige Formu-

    lierungen, dann stellt er allen eine Aufgabe.

    Stellt euch vor, der Tisch an dem wir sitzen,

    knnte reden. Was wrde er uns erzhlen?

    ZWEIstunDEnInDErGEfhLs-achtErBahn

    Ich bin so versunken, dass ich das klirrende Ge-

    rusch eines Schlssels im Schloss erst nicht

    zuordnen kann. Ein Beamter schliet die Tr

    auf, die Gefangenen springen auf und verlas-

    sen zgig den Raum. Das passiert so schnell,

    dass ich mich nicht mehr von allen verab-

    schieden kann. Als mir bewusst wird, dass

    nun alle wieder in ihren Zellen verschwinden

    und ich sie vermutlich nie wiedersehe, wird

    mir schwer ums Herz. Ich kenne diese Mn-

    ner nicht und ich kann und will nicht ber sie

    richten. Aber diese zwei Stunden haben mir

    viel gegeben und ich verstehe nun, warum

    Gerd immer wieder auf die Gefhls-Achter-

    bahn aufspringt. Die Leute, die dir da begeg-

    nen, bedeuten einem was. Die will ich nicht

    hngen lassen, hat er mir auf der Parkbank

    erzhlt. Sind es nicht meistens Menschen

    wie er, die unsere Welt ein bisschen besser

    machen? Gerd hat bei seiner Aufgabe nur die

    Untersttzung von Worten. Aber Worte, das

    wissen wir alle, knnen Grenzen und Mau-

    ern berwinden. [kk]

    mIchasGEDIcht:sEhn-sucht

    Ich sehne mich nach meiner Sucht

    nach dieser bittersen warmen Flucht.

    All mein Leid was seinen Ausgleich sucht

    doch habe ich nie den Weg heraus gebucht.

    Ich wollte nur etwas Glck in meinem Leben

    doch bemerkte nicht das nahe Beben.

    Dann kam sie, die Zwangswende

    ich und meine schei vier Wnde.

    Nun sitz ich hier, so nchtern klar,

    einsam und vor Klte starr.

    Jetzt sehn ich mich nach dieser Wrme

    grad wenn ich von den alten Zeiten

    schwrme.

    Wer wei, wohin mein Weg wohl geht?

    Was in meinem Urteil wohl geschrieben

    steht?

    Ich hoffe, ich finde meinen Weg zum Glck.

    Doch wenn das die Lsung ist, will ich mein

    Problem zurck!

    Wie viel muss passieren, dass ich meine

    Lektion lerne,

    die Antwort find ich wohl erst in weiter

    Ferne

    Jeden Tag der Kampf, nicht die Hoffnung zu

    verlieren

    ich muss mich auf eine positive Zukunft

    konzentrieren

    Und versuchen, das Beste draus zu machen

    da hilft nur: zwischendurch mal drber

    lachen!

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    19

    Zuhause in der

    Warum heien Bamberger Straen eigentlich, wie sie heien? die ZWIEBEL geht der Sache auf den Grund.

    Foto: D

    aniela Pielenhofer

    Die Brennerstrae ist eine Parallelstrae zur

    Ludwigstrae und befindet sich hinter dem

    Bahnhof. Sie ist rund einen Kilometer lang

    und wurde nach dem katholischen Theolo-

    gen und Dogmatiker Friedrich von Brenner

    benannt.

    Friedrich von Brenner, ursprnglich Friedrich

    Brenner, wurde 1784 in Bamberg geboren,

    studierte Philosophie und promovierte im

    Anschluss. Als die Universitt 1803 zum Ly-

    zeum umgewandelt wurde, begann Brenner

    dort ein Theologie-Studium und wurde 1807

    zum Priester geweiht, was ihm zunchst

    Ttigkeiten als Kaplan an der St.-Gangolf-

    und der St.-Martins-Kirch einbrachte. Seine

    theologischen Studien setzte der Sohn aus

    einfachen Verhltnisse an der Universitt

    Landshut fort, um dort ebenfalls den theo-

    logischen Doktorgrad zu erlangen. Darauf-

    hin wurde ihm eine Stelle als Subregens am

    rtlichen Katholischen Priesterseminar ange-

    boten. Spter hat man ihn zum Regens, also

    Leiter des Priesterseminars, befrdert.

    Von 1818 an fhrte Brenner die Bamber-

    ger Chronik und erlangte als theologischer

    Schriftsteller nationalen Bekanntheitsgrad.

    Neben seiner Ttigkeit am Priesterseminar

    war er auch als Professor fr Kirchenge-

    schichte, Kirchenrecht und Dogmatik am

    Lyzeum ttig. 1821 wurde Brenner zum k-

    niglich-geistlichen Rat in das Domkapitel be-

    rufen, woraufhin er seine Ttigkeit als Regens

    aufgab und stattdessen Domdechant wurde.

    Seine Verdienste rund um Kirche und Stadt

    brachten ihm 1847 mit dem Ritterkreuz des

    kniglichen Verdienstordens einen Adelstitel

    ein. Fortan nannte sich der Philosoph und

    Theologe Friedrich von Brenner. Nach seinem

    Tod im Jahre 1848 benannte man die Strae

    nach ihm.

    Gleich zwei Bamberger Grounternehmen

    lieen sich in der Brennerstrae nieder: die

    Malzfabrik Michael Weyermann, die 1879

    als Familienunternehmen gegrndet wur-

    de und die Firma Wieland Electric, die 1945

    nach einem schweren Bombenschaden dort-

    hin umzog. Beide international ttigen Un-

    ternehmen haben in der Brennerstrae bis

    heute ihre Unternehmenszentralen und den

    Straenzug inzwischen beinah fr sich ver-

    einnahmt. Mit ihren Erzeugnissen und ihrem

    Know-How aus der Domstadt beliefern sie

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    Strandgefhl!

  • 20

    gelesen dieZWIEBEL6/2014

    Die Fuball-WM in Brasilien rckt nher und nher und das Augenmerk der Medi-en richtet sich auf die Fuballspieler, was vllig korrekt ist. Ulli Potofski whlt eine andere Perspektive und blickt auf die verrckte Welt des Fuballs und seiner Kommentatoren. Seit etwa 55 Jahren verfolgt der gebrtige Gelsenkirchener Fuballreportagen und hat seit rund 40 Jahren selbst etwas damit zu tun. In sei-ner beraus sympathischen Publikation stellt er seine Kollegen und seine zwei Kolleginnen Katrin Mller-Hohenstein

    und Sabine Tpperwien vor, zeigt die Vorzge ihrer Moderation auf und hlt auch mit Kritik nicht hinterm Berg. Da-zwischen geben Fragen zu Fuballereig-nissen in den vergangenen Jahrzehnten Aufschluss ber den Wandel in diesem

    Sport. Es ist ein Buch, das fr jeden geeignet ist: fr Fuballfans, fr Fu-ballignoranten, fr kommende Fuball-moderatoren oder einfach nur fr die, die mehr ber die Personen hinter dem Mikrofon erfahren wollen. [bp]

    Es sind kleine Geschichten, zum Teil Alltagsgeschichten, denen man selbst in irgendeiner Art und Weise einmal begegnet ist. Ein Streit beim Einkauf im Supermarkt, die psychische Erkrankung eines Kindes, ein Urlaub allein im Ho-tel, den man gerne zu zweit verbracht htte. Jede Episode geschildert aus der Perspektive eines Ich-Erzhlers oder einer Ich-Erzhlerin, die zuletzt ein gro-es Ganzes ergeben. Und doch sind die Geschichten alles andere als alltglich. Yasmina Reza lst die Figuren aus ihrem Alltag, blickt hinter die Kulissen und prsentiert dort die Schattenseiten des Lebens: Einsamkeit, Verlassenheit oder

    Angst. Die Dialoge sind spitzzngig, zrtlich, bermutig ganz wie es die Si-tuation erfordert. So entwickeln sich ko-mische Szenen, in denen die Figuren mit herrlichem Lebenswillen dem Schicksal die Stirne bieten. Frank Heibert und Hin-rich Schmidt-Henkel haben die Sprache der franzsischen Autorin gekonnt ber-

    setzt, ohne dabei das franzsische Flair der Geschichten zu verletzen. [bp]

    Aus seinem Herzen hat Konstantin We-cker niemals eine Mrdergrube gemacht. Seine Lieder, seine Texte haben stets das wiedergegeben, was er denkt, was er fhlt. Ich schreibe ber das, was in mir brennt, sagt er in seiner neuen Publi-kation, in welcher er auf der Suche nach einer Welt ist, die es noch nicht gibt. Es ist ein Text, in dem er viel ber sich selbst nachdenkt, in dem er viel von sich selbst preisgibt, sein Ringen um die Seele, um den Sinn des Daseins. Und es ist zugleich ein Aufruf an alle, sich ebenfalls dieser Suche, diesem Ringen anzuschlie-en. Nicht einfach alles hinzunehmen, was uns in der Politik, in der Gesellschaft prsentiert wird, sondern hellhrig zu werden, zu hinterfragen, auch mal

    Nein zu sagen. Und darin zeigt sich dann doch wieder der Wecker, wie man ihn kennt. Ein politisch-denkender und agierender Mensch, der sich engagiert und andere mitzuziehen versteht. Ein Buch, das einen nachdenklichen Kons-tantin Wecker prsentiert, dessen Kamp-feslust weniger zgellos, aber noch im-mer ungebrochen ist. [bp]

    Im Hotel Alter Speicher trug Lubert sie beide als Herrn und Frau Wei ein den Persilschein vorwegnehmend, den er bald bekommen musste. Hamburg 1946, von Bomben zerstrt, von den Englndern besetzt. Colonel Lewis Mor-gan bezieht mit seiner Familie die hoch-herrschaftliche Villa der Familie Lubert direkt an der Elbe. Morgan, ein Mann voller Ideale und dem Traum von einem besseren Deutschland, erlaubt dem Feind Stefan Lubert und seiner Tochter Frieda, weiterhin in dem Haus wohnen zu bleiben. Zunchst reagiert Rachael Morgan fassungslos auf die Groherzig-keit ihres Mannes, doch im Laufe der Zeit entwickeln sich die Dinge anderes als erwartet. Whrend der Colonel fr die Entnazifizierung und den Wiederaufbau eintritt, kommen sich Rachael und der

    deutsche Untermieter auf gefhrliche Weise nher. Rhidian Brooks beschreibt spannend und zugleich berhrend die Zeit im Niemandsland zwischen dem Zweiten Weltkrieg und einem neuen Deutschland. Er berichtet vom nackten berlebenskampf der Trmmerkinder, von der Suche nach Schuldigen und dem oft falschen Bild des vermeintlichen Feindes. Der Autor erhellt ein Stck deut-scher Nachkriegsschichte, das fr die heutige Generation meistens lediglich

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  • dieZWIEBEL6/2014 gelesen

    ein dunkles Kapitel aus der Vergangen-heit ist. [sb]

    In Afrika wren die Kinder dankbar, wenn sie so ein Essen htten Wer kennt sie nicht, die alte Leier? Sie wird immer dann gespielt, wenn Reste auf dem Teller liegen bleiben oder noch nicht offensichtlich vergammelte Lebens-mittel weggeworfen werden. Bei den meisten von uns regt sich das schlechte Gewissen: wieder zu viel gekocht, zu viel

    eingekauft! Dabei wnschen wir uns doch alle einen achtsameren Umgang mit Nahrungsmitteln. Alexander Glck hat sich dran gemacht, der tglichen Verschwendung Einhalt zu gebieten in seinem Lebensmittel-Rettungsbuch gibt er wertvolle Tipps: Zum Beispiel bei wel-chen Produkten man das Ablaufdatum ernst nehmen sollte und bei welchen nicht, welcher Schimmel gut oder bse ist und wie man aus Brot vor dem Exo-dus leckere Brotchips herstellen kann. Selbst aus berflligem Quark lsst sich mit Kalk ein prima Kleber herstellen (Uhu und Pritt sollten sich schon mal Gedanken machen!). Ein praktischer Rat-geber fr den Haushalts-Alltag: Am Ende spart man nicht nur Geld, sondern auch das schlechte Gewissen. [sb]

    Der renommierte Comic-Verlag Edition Moderne hat den 100. Jahrestag des Beginns des 1. Weltkriegs zum Anlass genommen, Jacques Tardis ursprnglich 2009 in zwei Bnden erschienene und lngst vergriffene! Graphic Novel in ei-ner Gesamtausgabe neu aufzulegen. In Tardis typischem Strich wird chronolo-gisch die Geschichte des Krieges erzhlt. Die Perspektive ist dabei stets jene des einfachen franzsischen Soldaten, der

    irgendwie versucht, lebend aus dem Wahnsinn herauszukommen. Dieser subjektive Blick hat nichts brig fr Ideo-logien, er sieht hben wie drben im-mer das gleiche Ziel, die gleiche Idee und de[n] gleiche[n] arme[n] Schlucker, den man im Namen des Vaterlandes ermor-dete Die knstlerische Umsetzung ist klug: Die Farben, in denen der Comic 1914 einsetzt, verblassen mit jeder Seite ein wenig mehr, bis schlielich ein tris-tes Feldgrau (wie jenes der deutschen Uniformen) die Zeichnungen dominiert. Zweifelsohne ist die Bildsprache deut-lich, doch gleitet sie nie ins Reierische ab. Dem Comic schliet sich ein umfang-reicher Anhang des Historikers J.-P. Ver-ney an. Wer immer noch glaubt, Comics seinen das genuine Medium trivialer Un-terhaltung, wird von diesem Band eines Besseren belehrt! [Jens Kumann] 21

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  • 22

    Wortkunst in Schrift und Sprache

    E.T.A. Hoffmann liebte Bamberg nicht, wenngleich ihn die zehn Jah-re, die er in der Domstadt verbrach-te, mageblich prgen sollten. Literarisch hat ihn die Stadt sein Le-ben lang begleitet. Die Bamberger ihrerseits entdecken den Dichter, Komponisten, Zeichner und Juris-ten zunehmend mehr fr sich, fin-den Gefallen an dem umtriebigen Kopf, der 1813 Bamberg den R-cken kehrte und nach Berlin weiter-zog. Der Schauspieler und Rezitator Andreas Ulich whlte den genau umgekehrten Weg.

    Mitte der neunziger Jahre kam der gebrtige

    Berliner nach Bamberg - und ist hier inzwi-

    schen angekommen, wie er es selbst formu-

    liert. Bamberg ist fr Andreas Ulich eng mit

    E.T.A. Hoffmann verbunden. Mehr noch - der

    Rezitator ist seinerseits ein berzeugter Lieb-

    haber der Schriften des Dichters aus Knigs-

    berg und er macht aus seiner Vorliebe kein

    Geheimnis. Regelmig ldt Andreas Ulich zu

    Lesungen ein, in deren Mittelpunkt das Werk

    E.T.A. Hoffmanns steht.

    Wer seine Rezitationen zu E.T.A. Hoffmann

    verfolgt, lsst sich gerne von der Literatur und

    der Stimme gefangen nehmen. Doch was

    sich heute so leicht, so selbstverstndlich an-

    hrt, war zu Beginn alles andere als einfach.

    Er habe ein paar Anlufe gebraucht, um ei-

    nen Zugang zu E.T.A. Hoffmanns Werken zu

    finden, rumt Andreas Ulich ein. Schlielich

    war aber der Bann gebrochen und bis zum

    heutigen Zeitpunkt ist die Begeisterung fr

    das Werk des Dichters aus Knigsberg geblie-

    ben. Andreas Ulich schtzt insbesondere die

    Doppelbdigkeit und den hochvirtuosen

    Umgang mit den

    Perspektiven in den

    Texten Hoffmanns

    und seine schne

    Art, Worte zu setzen.

    Daneben begeistern

    selbstredend die Fi-

    guren, die der Dichter

    geschaffen hat, und

    die der Schauspieler in

    seinen Lesungen mit

    Leben erfllt. Eine wei-

    tere Faszination in das

    Ungewisse in den Erzh-

    lungen von E.T.A. Hoff-

    mann. Man wei nie, wie

    es weitergeht und Andre-

    as Ulich ergnzt: Wenn

    die Geschichte zu Ende ist,

    wei man nicht alles.

    bamberger kulturleben dieZWIEBEL6/2014

    Fotos: Andreas Ulich

  • dieZWIEBEL6/2014 bamberger kulturleben

    23

  • 24

    bamberger kulturleben dieZWIEBEL6/2014

    Bei seiner langjhrigen Beschftigung mit

    dem Werk E.T.A. Hoffmanns stellte Andreas

    Ulich fest, dass es keine eigenstndige Edition

    der so genannten Bamberger Erzhlungen

    von E.T.A. Hoffmann gibt. Jene Erzhlungen,

    in denen der Dichter die Stadt verewigte, in

    der er seine Lehr- und Marterjahre verbrach-

    te. Vor diesem Hintergrund entstand die Idee,

    einen Verlag zu grnden, um diese Erzhlun-

    gen in Form von Hrbchern zu publizieren.

    2011 ging daraus der Bamberger Wortkunst

    Verlag hervor, in dem Andreas Ulich drei CDs

    mit den Erzhlungen Don Juan - eine fabel-

    hafte Begebenheit, die sich mit einem rei-

    senden Enthusiasten zugetragen, Kreisleri-

    ana - Johannes Kreislers, des Kapellmeisters

    Bamberger Leiden und Meister Johannes

    Wacht von E.T.A. Hoffmann verffentlicht

    hat. Fr diese Aufnahmen krzte Andreas

    Ulich die Originaltexte leicht, las sie im Ton-

    studio selbst ein und zudem hat der Verleger

    die grafische Gestaltung der CD-Cover ber-

    nommen. Der Verlag richtet seinen Fokus auf

    die Produktion von literarischen Hrbchern

    mit Werken der deutschen Romantik, insbe-

    sondere der Werke von E.T.A Hoffmann.

    ber zwanzig Jahre arbeitete Andreas Ulich

    als Schauspieler, darunter zwlf Jahre am

    E.T.A. Hoffmann-Theater in Bamberg. In den

    vergangenen fnfzehn Jahren hat er sich

    einen Namen als Rezitator gemacht. 2005

    schlug er ganz neuen Weg ein und lie die

    Schauspielerei hinter sich. Gemeinsam mit

    seiner Frau grndete der leidenschaftliche

    Teetrinker den Teesalon Teegieerei. Eine

    schne Tasse Tee und dazu gute Literatur -

    was gibt es Schneres? Mit diesem Konzept

    initiierte Andreas Ulich eine Lesereihe in dem

    Teesalon, die sich vornehmlich dem literari- M U S E E N D E R S T A D T B A M B E R G www.museum.bamberg.de Tel. 0951.87 1142

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  • dieZWIEBEL6/2014 bamberger kulturleben

    25

    Bahnhofstrae 64 96231 Bad Staff elstein Telefon 09573/239717 www.luma-s.deff nungszeiten: Mo., Die., Do., Fr. von 14:00 18:00 Uhr Sa. von 10:00 - 13:00 Uhr

    schen Werk E.T.A. Hoffmanns widmete. Da-

    bei gab es kaum einen Text, den der Rezitator

    seinem Publikum vorenthalten hat. So las er

    auch - Stck fr Stck und in mehreren Fol-

    gen - Die Serapionsbrder, eine Sammlung

    von Erzhlungen und Aufstzen in Roman-

    form. Doch auch Christian Morgenstern, Kurt

    Schwitters, Hans Christian Andersen, Charles

    Dickens, Wilhelm Hauff, Cyrano de Bergerac

    oder andere literarische Themenlesungen

    stehen auf dem Rezitations-Programm von

    Andreas Ulich. Daneben schreibt er, arbeitet

    grafisch oder leitet Schauspiel- und Vorlese-

    Workshops. Letzten Endes dreht sich bei ihm

    alles um die Liebe zu Texten, zu Bchern und

    zur Literatur. Eine Liebe, die nicht tot zu

    kriegen ist. So dienen der Bamberger Wort-

    kunstverlag und die Hrbcher dem literari-

    schen Allrounder zum einen als ein Vehikel,

    um seine Lesungen bekannter zu machen.

    Zum anderen, so die Erfahrung des Verlegers

    Ulich, sind sie fr die Touristen der Stadt will-

    kommene Mitbringsel, die nicht vergnglich

    sind. Plne fr weitere CD- und Buchprojek-

    te hat Andreas Ulich zuhauf, doch diese Plne

    mssen erst noch reifen. Derweil ist der Re-

    zitator auf verschiedenen Bhnen in der Re-

    gion zu Gast, wo er allein oder mit anderen

    Knstlern Literatur zum Hren bringt.

    Am 21. Juni 2014 ist Andreas Ulich erneut

    zu Gast im E.T.A. Hoffmann-Haus. Im Zau-

    bergarten des Hauses wird er ab 20 Uhr aus

    der Erzhlung Das steinerne Herz vortra-

    gen. Zuvor liest er dort am 31. Mai die letzte

    Folge einer vierteiligen Lesereihe, die er den

    Lebensansichten des Kater Murr gewidmet

    hat. Passend dazu ist im E.T.A. Hoffmann-

    Haus am Schillerplatz noch bis 31. Juli eine

    Sonderausstellung mit Illustrationen von

    Michael Knobels zu sehen, die sich ganz auf

    besagten Kater Murr und seine Lebensan-

    sichten beziehen. [bp]

    Weitere Informationen zu Andreas Ulich,

    seinem Programm und den Bamberger

    Wortkunstverlag unter

    www.ulich-wortkunst.de

  • 26

    gelauscht dieZWIEBEL6/2014

    Passend zum Albumtitel schafft sich die deutsch-norwegische Sngerin/Songwriterin mit den zwlf auf Eng-lisch und Norwegisch vorgetragenen Stcken ihre eigene musikalische Welt. Auf einem klassischen Geigen-Studium und einem Jazzgesangs-Studium auf-bauend, prsentiert Liv heute einen Mix aus Songwriter-Lyrik, nordischem

    Folk und einer Prise Indie-Rock. In ih-ren Sounds mischen sich akustische Gitarren,gefhlvolle Streicher und ein unverwechselbarer Gesang. So erinnert die Musik mal an ein skandinavisches Kaminfeuer, dann wieder an eine unru-hige Grostadt. Mit Herzblut und jeder Menge Talent hat die umtriebige Liv nach einer im Jahr 2012 erschienenen EP die Aufnahmen zu Build My Own World selbst arrangiert, dirigiert und

    produziert. Und so hat Liv 12 Songs ge-schaffen, die durch ihre Komplexitt und Schnheit direkt auf das Innerste des Publikums zielen. Und so mhelos wie sie auf CD wirkt, gibt sich die Knstlerin auch auf der Bhne. [fk]

    Diese 17 Stcke umfassende Zusammen-stellung des britischen Brasil-Labels Far Out Recordings hat sich stilistisch dem brasilianischen Drum & Bass-Sound verschrieben. Von Mental Abstrato & DJ Tahira Baiao ber die Os Nelsons bis hin zu A Banda De Joseph Tourton wird unter dem Titel Brazilian Bass Inner City Tro-pical Soundblast fleiig und up to date Reggae, HipHop, Dub, Elektronik und Afrobeat mit brasilianischen Rhythmen

    fusioniert. Bass Culture, ursprnglich in London durch Einflsse jamaikanischer Musik entstanden, ist mittlerweile ein weltweites Produkt geworden. Beson-ders im nordstlichen Bundesstaat Ba-hia, wo afro-brasilianische Musik von Instrumenten wie Schlagzeug und Per-cussion dominiert wird, ist Brazilian Bass der Sound des modernen Brasiliens. Und in Kombination mit Jazz, Bossa Nova und Samba hat sich auch in anderen Metro-polen wie Rio de Janeiro und Sao Paulo

    eine lebhafte Szene entwickelt. Nun bleibt abzuwarten, ob die Fuball Welt-meisterschaft den Brazilian Bass hnlich erfolgreich wie Brazilectro oder Baile Funk werden lt. [fk]

    Florian Ernst Kirner alias Prinz Chaos II. ist schwuler Kabarettist, Liedermacher und politischer Aktivist. Neben einem knstlerisch-alternativen Wohnprojekt auf seinem Schloss Weitersroda im sd-thringischen Hildburghausen macht er vor allem auch Musik. Mit Tsunami Surfer ist jetzt seine vierte CD auf dem Sturm & Klang-Label des mit ihm be-freundeten Musikers und Komponisten

    Konstantin Wecker erschienen. Die ab-wechslungsreichen Lyrics des Albums wenden sich offen gegen Homophobie, sind kulturell vielfltig und tolerant, aber durchaus nicht immer soft. Musika-lisch wird Prinz Chaos II. u.a. von Simon Blthner (Piano), Ferdinand Roscher (Kontrabass) und zahlreichen Gsten untersttzt. Gemischt und gemastert wurden Stcke wie Freelancing Slave, Queer As Folk oder Blutende Schiffe in Innsbruck. Prinz Chaos II. macht es dem Hrer nicht immer leicht, aber als Staaatsunterhaupt gehrt die Provokati-

    on seiner Obertanen zu seinem knstle-rischen Handwerk. [fk]

    Bei diesen Salt handelt es sich nicht um die gleichnamige Berliner Indie-Band, sondern um das Worldmusik-Projekt Salt von Sngerin Myra Maud und Key-boarder Lutz Krajenski. Zwischen Ham-burg und Hannover fanden sie fr das aus 12 Songs bestehende Debtalbum zusammen, erweiterten ihr Line Up um Bass, Schlagzeug, Blasinstrumen-te und Percussion fr eine aufregende

    Mischung aus Jazz und Latin. Vom Intro bis hin zu How Can I ? treffen exotische Rhythmen auf bezaubernde Melodien, die leichte Prise aus Afrika und Kuba verleiht dem Stilmix aus Jazz, Pop und Soul, vorgetragen in Franzsisch, Creole und Englisch stets die ntige Wrze, um international zu bestehen. Krajenski, der durch seine Arbeit bei der Roger Cicero Bigband bekannt wurde, hat mit Myra Maud, die sich durch das Hamburger Musical Knig der Lwen einen Na-men machte, die perfekte Ergnzung gefunden. Zwischen Jazz und Karibik hat es zwischen ihnen gefunkt und die-se Liaison wird auf La Solution durch hochwertige Musiker veredelt. [fk]

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    GELauschtJUNI 2014

  • 27

    dieZWIEBEL6/2014 gelauscht

    Auf den ersten Blick wrde man Un-garn bzw. dessen Haupstadt Budapest nicht mit jamaikanischer Musik der 60er Jahre in Verbindung bringen. Doch das Pannonia Allstars Ska Orchestra belehrt uns seit Jahren eines Besseren, gilt die Liebe von PASO doch Ska, Rocksteady und early Reggae in Verbindung mit osteuropischen Einflssen. Seit 2003 aktiv, blickt die Bigband auf zahlreiche Verffentlichungen zurck und legt mit The Terryfying Lovemonster jetzt eine

    Doppel-CD vor. Allen voran Snger und Mastermind Lord Panamo bietet auf CD 1 Lovemonster vorwiegend in engli-scher Sprache vorgetragene Stcke mit hohem Wiedererkennungswert. Auf der CD 2 Lost In Space haben PASO zudem acht Dubversionen lterer Titel einge-spielt. Produziert wurde die gelungene Doppel-CD von US-Ska-Legende Victor Rice. PASO strotzen vor Spielfreude, haben jede Menge tanzbarer Songs im Gepck und zeigen mit Nachdruck, dass man auch in Osteuropa karibisches Fee-ling entwickeln kann. [fk]

    Die Geschichte der Teenie-Stars Meggie Hill (Gesang) und Jez Ritchie (Gitarre) ist auergewhnlich. Sie trafen sich als Kin-der im Spanienurlaub, dank ihrer Eltern (u.a. Toten Hosen-Schlagzeuger Vom Rit-chie) blieben sie in Kontakt und grnde-ten 2011 als Teenies das Duo Megn Jez. Mit ihrem Akustik-Pop zwischen Indie und Alternative absolvierten sie erste

    Shows, dank der Toten Hosen durften sie 2013 auch vor ganz groem Publikum in Stadien weitere Erfahrung sammeln. Diese floss in das zwlf Stcke umfas-sende Debt Follow It Down ein, auf dem sich Megn Jez perfekt ergnzen. Peter Walsh (u.a. Simple Minds) konnten sie fr die Aufnahmen als Produzenten gewinnen, ein weiterer Erfolgsgarant. Es sind auf dem Album zwar nur Coverver-sionen enthalten, aber die Auswahl wie z.B. Preacherman (Dusty Springfiled) oder Lion And The Lamb (TV Smith) zeugt von Geschmack. Und wenn die beiden zuknftig auch gengend Poten-tial fr eigene Stcke entwickeln, steht einem groen Durchbruch sicher wenig im Weg. [fk]

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  • lebenswertes dieZWIEBEL6/2014

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    Weltkulturerbe verpflichtet

    Die einen betrachten sie mit Stolz, die anderen sind von ihnen sichtlich genervt: ber 6 Millionen Tages-besucher sollen pro Jahr durch die engen Straen der Domstadt strmen. Die Bamberger sind sich zwar darin einig, dass der Besuch ihrer Stadt fr die Gste ein Ge-

    winn ist aber was haben sie selbst davon? Und wel-ches Bild kann den Fremden in gerade einmal ein oder zwei Stunden vermittelt werden? die ZWIEBEL hat sich einer amerikanischen Reisegruppe an die Fersen gehef-tet und mit ihr die Stadt erkundet.

    Fotos: Katja M

    ller

  • dieZWIEBEL6/2014 lebenswertes

    29

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    Kundschaft! Der Ruf der Kollegin lsst As-

    trid Kohl-Zahner hochschrecken. Zwei Busse

    rollen auf die Bushaltestelle hinter dem Caf

    Rondo in die Promenadenstrae, ffnen die

    Tren und spucken ihre Fahrgste auf den

    Asphalt: Die Damen tragen Hte, die Her-

    ren Kppis und Fotoapparate um den Hals.

    Jeder von ihnen hat ein Namensschild mit

    einem farbigen Punkt am Revers heften. Die-

    jenigen, mit einem roten Farbtupfer, werden

    durch den Pulk nach vorne gewunken. Dort-

    hin, wo die rote Fahne weht, die eine Tour-

    Managerin Astrid Kohl-Zahner gerade in die

    Hand drckt. Unmittelbar danach hngt sie

    der Gstefhrerin ein Headset mit einem

    Mikrofon um den Hals. Das ist gleich nach

    der Fahne das wichtigste Arbeitsinstrument

    der 52-jhrigen Bambergerin. Die Gste, alle-

    samt Amerikaner jenseits der 60, sind bereits

    verkabelt und ordnen sich mhelos hinter

    den vier verschiedenen Gruppenfhrern ein,

    in deren Fahrwasser sie nun binnen einer

    Stunde Bamberg erkunden werden.

    EInEanDErEstaDt,DassELBEsystEm

    Die Amerikaner gehren zu den 30.000

    Schiffspassagieren, die pro Jahr im Bamber-

    ger Hafen von Bord gehen. Gestern waren

    sie in Wrzburg, morgen steht Nrnberg auf

    ihrem Programm. In einer Woche wird ihr

    Schiff in Budapest anlegen und von dort aus

    geht es mit dem Flieger zurck in die Verei-

    nigten Staaten. 16 Stdte in 15 Tagen. Ganz

    schn anstrengend! Eine freundliche Brnet-

    te, die gerade ihren Hut zurechtrckt, winkt

    lchelnd ab: Wir essen so viel, da tut etwas

    Bewegung gut.

    Aber jetzt Ruhe: Whrend der Stadtfhrung

    wird kaum gesprochen. Die Gste verfolgen

    sehr interessiert und aufmerksam die kurz-

    weiligen Ausfhrungen ihres Guides. Astrid

    Kohl-Zahner stellt sich als Astrid vor, wird

    aber bald liebevoll Honey genannt. Schon 15

    Minuten, bevor die Tour im Rosengarten der

    Neuen Residenz endet, kramen die ersten

    nach Trinkgeld fr ihr Sweetheart.

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    lebenswertes dieZWIEBEL6/2014

    Aber der Reihe nach. Von der Bushaltestelle

    aus biegt die 25-kpfige Gruppe in die Lange

    Strae ein und Astrid beginnt im freundli-

    chen Plauderton von der Erhebung Bambergs

    zum Weltkulturerbe zu erzhlen. Nach weni-

    gen Metern weist sie auf die erste der vielen

    Besonderheiten der Domstadt hin: Cafs.

    Den besten Ksekuchen gibt hier, leckere

    Schokolade und Pralinen gleich nebenan.

    Die Gste betrachten die Auslagen, zgern

    kurz ob der Versuchung, marschieren dann

    aber zackig weiter. Selbst ein Paar mit Geh-

    stcken und eine sehr alte Dame mit Krcke

    halten Schritt.

    Am Grnen Markt prft Astrid das Allgemein-

    wissen der Gruppe ab (alle erkennen den

    Wassergott Neptun am Brunnen), weist auf

    die schnen Huserfassaden hin und fhrt

    ihre Zuhrer dann in die Lokalgeschichte ein.

    Wer kennt cheese with music? Limburger

    Kse haben alle schon probiert. Das hfliche

    Schweigen auf die Frage, ob er geschmeckt

    habe, lsst auf ein nein schlieen. Glckli-

    cherweise gibt es sausage with music als

    Alternative. Regelrecht begeistert sind die

    Amerikaner in der Fugngerzone von den

    bervollen Obststnden der Marktbeschicker

    mit frnkischen Erdbeeren und Spargel aus

    der Region.

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    dieZWIEBEL6/2014 lebenswertes

    Die Tradition der Bamberger Zwiebeltreter,

    die Astrid bei der Gelegenheit unterbringt,

    verbindet ein Amerikaner mit Drei-Tage-

    Bart in Sekundenschnelle mit dem Namen

    unseres Magazins sehr gut! Das besttigt

    Astrids Beobachtung, nach der vor allem das

    amerikanische Bildungsbrgertum rzte,

    Architekten, Lehrer Deutschland besuchen

    und kennenlernen wollen.

    mItstocKunDKrcKEDEnDomBErGhInauf

    Vom Grnen Markt fhrt der Weg durch die

    Fischerstrae zum Kranen. Vor der Hausnum-

    mer vier bleibt Astrid stehen und zeigt auf die

    sieben goldfarbenen Steine, die in das Pflas-

    ter des Fuweges eingelassen sind. Alle wis-

    sen, was es damit auf sich hat: Es sind Stol-

    persteine, die an die jdischen Bewohner des

    Hauses erinnern sollen. Beim berqueren der

    Strae verrt Astrid, dass sie diese Informati-

    on nicht an jede Besuchergruppe weitergibt.

    Australier zum Beispiel haben berhaupt

    keinen Bezug zum Judentum. Die interes-

    sieren mehr die Bamberger Hrnla auf dem

    Markt, weil sie zuhause hnliche Kartoffeln

    haben.

    Am Kranen erheitert Astrid ihre Gste mit Ge-

    schichten ber das alte Schlachthaus, dessen

    Abflle frher in die Regnitz gesplt wurden.

    Leider wurde mit dem Regnitzwasser auch

    das Bier gebraut. Die Dame mit Krcke hus-

    tet erschrocken. Sie ist es auch, die vorsichtig

    nachfragt, ob es in Deutschland erlaubt sei,

    Blumen zu pflcken. Sie habe im Hafenge-

    biet ein paar gepflckt und frage sich nun, ob

    das strafbar sei Die Antwort, dass das nicht

    weiter schlimm sei, beruhigt sie sichtlich.

    Als der Trupp von der Unteren Brcke aus

    Klein Venedig und das Alte Rathaus bewun-

    dert, zeigt sich, dass die Bamberger durchaus

    professionell mit Gsten aus dem Ausland

    umgehen knnen. Bicycle, ruft ein Herr,

    bevor er sich vorsichtig seinen Weg bahnt.

    Astrid kennt aus ihrem Alltag als Gstefh-

    rerin zwei Extreme. Viele Bamberger freuen

    sich ber das Interesse an ihrer Stadt, fragen

    nach, wo die Gste herkommen und wundern

    sich, dass auch Menschen aus dem Libanon

    Historisches Interesse

    vorhanden: mit den

    Stolpersteinen

    knnen die meisten

    Besucher etwas

    anfangen.

  • 32

    lebenswertes dieZWIEBEL6/2014

    oder Sdafrika dabei sind, erzhlt sie spter.

    Andere wiederum wrden sich laut ber die

    blden Touristen beklagen, die ihnen den

    Weg versperren.

    Seit 1997 erklrt die 52-Jhrige Gsten auf

    Englisch und Deutsch die Domstadt. Nach ih-

    rem Studium der Volkskunde, Kunstgeschich-

    te und Denkmalpflege absolvierte sie bei der

    Stadt eine halbjhrige Aus-

    bildung zur Gstefhrerin

    und Reiseleiterin. Seitdem

    arbeitet sie als Selbstndige

    auf Honorarbasis. Der Bedarf

    an qualifizierten Krften ist

    gro, nur in den Monaten Ja-

    nuar und Februar bricht der

    Besucherstrom etwas ein.

    Die Gruppe hlt mittlerweile

    auf das Gasthaus Schlenkerla

    in der Dominikanerstrae zu.

    Astrid erzhlt von der Brau-

    ereidichte, dem Rauchbier

    und den Bierkellern in Bam-

    berg. Die Gste lachen gutmtig ber die

    sonderbare Eigenschaft der Deutschen, stn-

    dig Bier zu trinken. Nach der Fhrung werden

    sie selbst Gelegenheit haben, das flssige

    Brot zu probieren. Denn im Anschluss haben

    sie noch zwei Stunden Zeit, sich umzusehen

    und einzukaufen. Vor allem Souvenirs wie

    Bierkrge und Plauener Spitze sind bei den

    Touris beliebt.

    sPEZIELLEtourfrmEnschEnmItGEhBE-hInDErunG

    Laut Informationen der Stadt Bamberg kom-

    men die meisten Gste aus den USA. Danach

    folgen die Schweiz, sterreich, Italien, Nie-

    derlande und Grobritannien. Die durch-

    schnittliche Aufenthaltsdauer der Auslands-

    gste lag 2013 bei 1,8 Tagen.

    Astrid hat in ihrem Beruf schon viele inter-

    essante Menschen kennengelernt und inter-

    kontinentale Freundschaften geschlossen.

    Einmal war ein Mann dabei, der sehr krank

    wirkte. Aber er wollte unbedingt die Stadt-

    fhrung mitmachen. Seine Frau hat mir sp-

    ter gesagt, dass er nur noch ein halbes Jahr zu

    leben hat. Die Bambergerin hat auch beob-

    achtet, dass Gste aus dem Ausland sich ei-

    niges mehr zutrauen und damit dem Reise-

    personal mehr zumuten als es die meisten

    Deutschen wrden. Ein Deutscher mit einer

    Gehbehinderung wrde nie oder nur ganz

    selten eine solche Reise buchen. Die Ameri-

    kaner schon, genauso wie die Englnder und

    Australier.

    Die heutige Gruppe dagegen ist fit, und wer

    es nicht ist, wird von seinen Reisebegleitern

    mitgezogen. Frher oder spter haben alle

    den Domberg erklommen allen voran Ast-

    rid mit dem roten Fhnchen in der Hand. Im

    Inneren der Kathedrale herrscht schon am

    frhen Vormittag Hochbetrieb: Drei Viertel

    der Kirchenbnke sind von Besuchern be-

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    dieZWIEBEL6/2014 lebenswertes

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    setzt, die andchtig den Ausfhrungen ihrer

    Guides lauschen. Auch Astrid platziert ihre

    Schfchen auf den Holzbnken. Zwei Dinge

    bewegen die Amerikanischen am meisten:

    Die Exhumierung von Papst Clemens II., die

    ergab, dass der Bamberger Bischof vor