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Benigne Knochentumoren Arne Streitbürger Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie Universitätsklinikum Münster Lernziele Nach min Vorlesung sollen Sie in der Lage sein: Die Lodwick Klassifikation anwenden können Analysieren, interpretieren, Entscheidung zu erweiterten Diagnostik treffen Dringlichkeiten für Diagnostik kennen Diagnostik (Rö, MRT, 3-P-Szinti, CT) Entscheidung zur Biopsie treffen können Einzelne Tumore (gutartig) beispielhaft kennen Häufigkeit gutartige Tumoren keine genaue Zahlen Zufallsbefund Bildgebung Konventionelles Röntgenbild in 2 Ebenen Freyschmidt, Knochentumoren, Springer-Verlag Lodwick-Klassifikation Stadieneinteilung Stadium I: Inaktive Läsion, asymptomatisch » Lodwick IA Stadium II: Langsames Wachstum, Deformierung des Gelenkknorples oder der Kompakta, keine / geringe Beschwerden » Lodwick IB Stadium III: Rasches Wachstum, Schmerzen, pathologische Frakturen » Lodwick IC Die Zugänge zum Tumor ( Narbe, Drainagekanal ) sind immer mit Tumorzellen kontaminiert. Sie müssen deshalb bei der Resektion eines malignen Tumors immer en bloc mit am Resektat verbleiben! Die Probebiopsie muß im Verlauf des Zuganges für die mögliche Tumoroperation (Resektion, Amputation) erfolgen! Keine Präparation von Gefässen/Nerven Inzisionsbiopsie Fehlerhafte Biopsien 2. Biopsie 1. Biopsie Gutartige Knochentumoren Knochenbildende Läsionen Osteom Osteoidosteom Osteoblastom Knorpelbildende Läsionen Osteochondrom (Kartilaginäre Exostose) Chondrom (Enchondrom) Chondroblastom Chondromyxoidfibrom Fibröse Tumoren Nicht-ossifizierendes Fibrom (NOF) Desmoplastisches Fibrom Vaskuläre Tumoren Hämangiom Lymphangiom Unbekannter Ursprung Riesenzelltumor Gutartige Knochentumoren

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BenigneKnochentumoren

Arne Streitbürger

Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie

Universitätsklinikum Münster

Lernziele

Nach min Vorlesung sollen Sie in der Lage sein:

Die Lodwick Klassifikation anwenden können

Analysieren, interpretieren,

Entscheidung zu erweiterten Diagnostik treffen

Dringlichkeiten für Diagnostik kennen

Diagnostik (Rö, MRT, 3-P-Szinti, CT)

Entscheidung zur Biopsie treffen können

Einzelne Tumore (gutartig) beispielhaft kennen

Häufigkeitgutartige Tumoren

keine genaue Zahlen

Zufallsbefund

BildgebungKonventionelles Röntgenbild in 2 Ebenen

Freyschmidt, Knochentumoren, Springer-Verlag

Lodwick-Klassifikation

Stadieneinteilung• Stadium I: Inaktive Läsion, asymptomatisch

» Lodwick IA

• Stadium II: Langsames Wachstum, Deformierung des Gelenkknorples oder der Kompakta, keine / geringe Beschwerden

» Lodwick IB

• Stadium III: Rasches Wachstum, Schmerzen, pathologische Frakturen

» Lodwick IC

Die Zugänge zum Tumor

( Narbe, Drainagekanal ) sind immer mit Tumorzellen kontaminiert.

Sie müssen deshalb bei der Resektion eines malignen Tumors immer en bloc mit am

Resektat verbleiben!

Die Probebiopsie muß im Verlauf des Zuganges für die mögliche Tumoroperation

(Resektion, Amputation) erfolgen!

Keine Präparation von Gefässen/Nerven

Inzisionsbiopsie

Fehlerhafte Biopsien

2. Biopsie

1. Biopsie

Gutartige Knochentumoren

Knochenbildende Läsionen

OsteomOsteoidosteomOsteoblastom

Knorpelbildende Läsionen

Osteochondrom (Kartilaginäre Exostose)Chondrom (Enchondrom)ChondroblastomChondromyxoidfibrom

Fibröse Tumoren

Nicht-ossifizierendes Fibrom (NOF)Desmoplastisches Fibrom

Vaskuläre Tumoren

HämangiomLymphangiom

Unbekannter Ursprung

Riesenzelltumor

Gutartige Knochentumoren

Page 2: Druckversion Vorlesung Benigne Tumoren€¦ · und Humerus, Wirbelsäule Pathologie: Aktive / inaktive AKZ (Skelettszintigraphie) Radiologie: Aufblähen, Expansion, mehrkammerig,

TumorvortäuschendeLäsionen

• Juvenile Knochenzyste

• Aneurysmatische Knochenzyste

• Fibröse Dysplasie

• Histiozytosis X (Eosinophiles

Granulom)

• Fibröser Kortikalisdefekt

Osteom• Meist Zufallsbefund

• Schädel, Kieferhöhlen, Becken, Wirbelsäule, lange Röhrenknochen

• Keine Therapie erforderlich

• Bei ausgehntem Befall: DD Osteosarkom

Lodwick IA

• Alter: 10-30

• Lokalisation: Kortikalis der Diaphyse der langenKnochen (Femur, Tibia), Schenkelhals, Querfortsatz

• Symptom: Nachtschmerz, Schmerzmittelabhängigkeit (Aspirin)Wachstumsstörung, Skoliose

• Radiologie: Intrakortikale lytische Läsion (Nidus) mitreaktiver Sklerose der Kompakta, LodwickIB

Osteoidosteom

Radiofrequenzablation OsteoblastomHistologisch ähnlich / gleich dem Osteoidosteom (>2cm)

Alter: 10-20

Lokalisation: Wirbelsäule 34%, lange Röhrenknochen 30%

Radiologie: Expansion, dorsales Element des Wirbels, Verknöcherung

Operation: Intraläsionale oder marginale Resektion (Adjuvantien)

Diff.-dgn: Osteoblastoma like Osteosarcoma!!!

EnchondromKleine Knochen der Hände und der Füße

Lange Röhrenknochen

Alter: 10-20

Radiologie: lytischer Bereich mit

punktierter Kalkbildung,

Lodwick IA

Pathologie: Knorpel

Therapie: In der Regel keine Therapie, da

asymptomatisch, Abgrenzung zum

GI-Chondrosarkom durch

Dünnschicht-CT

(Kortikalisdurchbruch)

Enchondromatose (M. Ollier)

Maffucci-Syndrom (Hämangiome)

Cave: Maligne Transformation

Solitäre Kartilaginäre Exostose

Der häufigste benigne Knochentumor (20%)

Alter: 0-20 (Erstdiagnose)

Lokalisation: Proximale Tibia, distales Femur

Radiologie: Knöcherne Vorwölbung

Pathologie: Knorpelige Kappe

Symptome: Deformation, Schmerz (DD:

maligne Transformation,

Pseudobursa)

Kappe

Multiple kartilaginäre Exostosen

Erblichkeit: Autosomal dominant

10-jähriger Patient

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Maligne Transformation einerExostose

Solitäre Exostose: 1%Multiple Exostosen: 10%

Knorpelkappe

�2cm, MRT D3W

�(DD Pseudobursa)

Patient mit multiplen Exostosen mit Beteiligung des Beckens an MRT-Verlaufskontrollen denken!

ChondroblastomInzidenz: 5% aller benignen Tumoren

Alter: 2. Lebensdekade

Lokalisation: Epi-/ Apophyse prox. Humerus,

Femur und Tibia, dist. Femur

Radiologie: Exzentrische Lage, Lodwick IA-C,

Matrixkalzifikationen

Symptome: Schmerz, Bewegungseinschränkung

Therapie: Kürettage, Palacosplombage; ggf.

Spongiosaplastik

Rezidiv in ca. 15% der Fälle

Nicht-ossifizierendes Fibrom

Alter: 0-10Symptom: ZufallsbefundOrt: Metaphyse von Tibia, FemurRadiologie: Lytische Läsionen, begrenzte SkleroseBehandlung: Grosse Läsionen :

Wenn Gefahr des KnochenbruchsKürettage und Spongiosaplastik

kleine Läsionen : Konservativ

Sekundäre Ossifikation in Pubertät

Hämangiom

Wirbelkörperhämangiomzumeist asymptomatischIm Röntgenbild strähnige SpongiosazügeIn MRT signalintensiv in T1 und T2-Wichtung

Teleangiektasie von bestehenden Gefässen, keine Gefässneubildungen

Inzidenz von 10% in 3829 Autopsien

Zufallsbefund, keine Therapie!!!

Riesenzelltumor• Alter: 20-40 Jahre

• Lokalisation: Epi-/ Metaphyse der prox.

Tibia, distales Femur

• Radiologie: Osteolyse,

Knochenexpansion,

Kortikalisdurchbruch,

Lodwick IB/C

• Pathologie: ca. 10 % latent Stadium 1

ca. 60 % aktiv Stadium 2

ca. 30 % aggressiv Stadium 3

1% Lungenmetastasen

Rezidiv

51-jährige Patientin, 1997 und 1998 Kürettage

Aneurysmatische Knochenzyste =AKZAlter: 0-30

Lokalisation: Metaphysen von Femur, Tibia

und Humerus, Wirbelsäule

Pathologie: Aktive / inaktive AKZ

(Skelettszintigraphie)

Radiologie: Aufblähen, Expansion,

mehrkammerig,

in MRT Ileus des Knochens

Therapie: Je nach Aktivität Palacos oder

Spongiosa

Juvenile Knochenzyste

Alter: 5-15

Lokalisation: Metaphyse des prox. Humerus und Femur

Symptome: Schmerz, pathologische Fraktur

Radiologie: Osteolyse in der Metaphyse, Expansion,

Mehrkammerigkeit nur nach Frakturen (fallen

fragment)

Pathologie: Seröse Zystenflüssigkeit mit Zystenmembran

Behandlung: Prox. Humerus - leave me alone lesion

Ausheilung durch Fraktur

Prox. Femur – Homologe Fibulaeinbolzung

Page 4: Druckversion Vorlesung Benigne Tumoren€¦ · und Humerus, Wirbelsäule Pathologie: Aktive / inaktive AKZ (Skelettszintigraphie) Radiologie: Aufblähen, Expansion, mehrkammerig,

Fibröser kortikaler DefektAlter: 10-20

Symptom: Zufallsbefund

Lokalisation: Metaphyse des distalen Femur, bilateral

Radiologie: begrenzte Sklerose, Lodwick IA

Behandlung: Konservativ

Fibröse Dysplasie• Ersatz von Knochengewebe

durch Bindegewebe und unreifen,

nicht lamellären Knochenbälkchen

• Genetische Ursache

• Beginn im Kindesalter

• Keine Progression nach

Wachstumsabschluss

• Cave: Maligne Transformation

(0,5%)

• Monostotisch > polyostostisch

• Prox. Femur, Tibia, Humerus,

Becken

Bisphosphonate(z.B. Bonefos 2x800mg oral) (Keine Kinder)

Homolge Fibula bei Kindern

Intramedulläre Stabilisierung nach Wachstumsabschluss

Therapie

Eosinophiles Granulom / Langerhanszellhistiozytose

Alter / Inzidenz: 1.-2. Dekade, 1 Fall auf 2 Mio.

Lokalisation: Femur, Rippen, Becken, Wirbelsäule, Schädel

Klinik: Häufig asymptomatisch, metachrones Auftreten

Therapie: Kürettage und Cortisoninstillation,

Ausbreitungsdiagnostik!!!

Fazit

• Konventionelles Röntgenbild oft entscheidend

• Keine „Übertherapie“ bei benignen Tumoren

• Häufig keine Operation notwendig

• Biopsie kein Anfängereingriff

• Bei aggressiven Tumoren (Stadium III) zumeist

Kürettage und Adjuvanz

• Gelegentlich weite Resektion erforderlich

(insbesondere im Rezidivfall)