EBA- /EZB-Stresstest 2014 - Pressegespräch

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EBA- /EZB-Stresstest 2014 Pressegespräch Dr. Michael Kemmer Dr. Uwe Gaumert Frankfurt am Main, 27. März 2014

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Pressegespräch zu den Hintergründen des bevorstehenden Stresstestes. Mehr Informationen auf: http://bankenverband.de/presse/presse-infos/bankenverband-stresstest-von-ezb-und-eba-ist-anspruchsvoll-deutsche-banken-gut-geruestet

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EBA- /EZB-Stresstest 2014 Pressegespräch

Dr. Michael Kemmer Dr. Uwe Gaumert Frankfurt am Main, 27. März 2014

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Agenda

1  Stresstest innerhalb des Comprehensive Assessments

2  Stresstest-Begriff

3  Leistungsfähigkeit – Szenario-Technik

4  Leistungsfähigkeit – aufsichtliche Testvorgaben

5  Methodik I: Kreditrisiken im Bankbuch

6  Methodik II: Marktrisiken

7  Methodik III: Risiken von Staatsanleihen

8  Übergreifende Vorgaben

9  Ergebnisse

10  Zusammenfassung

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Begriff Comprehensive Assessment (CA) Beim CA handelt es sich um eine umfassende aktuelle und zukunftsbezogene Überprüfung der EZB vor Übernahme der aufsichtlichen Verantwortung hinsichtlich Bonität, Kapitalausstattung, Liquidität, Qualität der Assets, Bilanzierung, Risikobewertungssysteme, der Belastbarkeit unter schwierigen Umweltbedingungen sowie qualitativer Faktoren.

Ziele •  Transparenter Einblick in die individuelle aktuelle Lage und in die Belastbarkeit unter

adversen Bedingungen •  Rekapitalisierung bei Schwächen nach Auffassung der EZB •  Überwindung von Kreditvergabeengpässen •  „Altlastenbeseitigung“ möglichst in nationaler Verantwortung, keine Sozialisierung auf

europäischer Ebene •  Vertrauens(rück)gewinnung in die Solvenz der Banken

Drei Komponenten •  Aufsichtliches Risikobewertungssystem •  Asset Quality Review (AQR) •  Stresstest AQR-Ergebnisse gehen in Stresstest als Startpunkt ein, aber zeitliche Überschneidung AQR und Stresstest.

1. Stresstest innerhalb des Comprehensive Assessments

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2. Stresstest-Begriff

•  Stresstests haben als Instrument der Risikomessung die Aufgabe, Situationen bzw. Umweltzustände zu identifizieren, die große – unter Umständen Existenz gefährdende – Verluste in den betrachteten Portfolios in einer Bank verursachen können.

o  Weder Base-Case („erwartete Entwicklung“) noch Worst-Case

o  Adverse Entwicklung (adverses Szenario)

o  Basis-Szenario (kein Stresstestszenario, nur als Referenzszenario relevant)

•  Hypothetische Ereignisse: Antwort auf das „Was wäre wenn…? (bedingte Aussage)

•  Gefahr nicht völlig auszuschließen, Situation tritt keinesfalls zwangsläufig ein

Keine Prognose/Vorhersage über eine erwartete Entwicklung

•  Keine Aussage darüber o  ob die Situation je eintreten wird,

o  wann eine Stress-Situation eintreten wird,

o  mit welcher Wahrscheinlichkeit die Situation eintritt [typischerweise sehr geringe Wahrscheinlichkeiten].

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2. Abgrenzung Stresstest – Asset Quality Review

Kriterium Stresstest Asset Quality Review

Betrachtungsebene Zeitraumbetrachtung, 2014-2016, zukunftsbezogen

Stichtagsanalyse, 31.12.2013, vergangenheitsbezogen

Technik Szenario-Technik, Verletzlichkeit gegenüber adversem Szenario

Bewertungsüber-prüfung (bilanziell, bankaufsichtlich)

Anwendungsbereich Analyse relevanter Risiken über alle Portfolios

Auswahl von besonders risikobehafteten Portfolios durch EZB

Individualität Vorwiegend einheitlich für alle Banken

Beachtung des jeweiligen Risikoprofils

Durchführung

Im Wesentlichen „off-site“-Überprüfung

Große „on-site“-Prüfungskomponente (Sonderprüfung)

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3. Leistungsfähigkeit – Szenario-Technik

•  Typische Methode der Verlustmessung: Szenariotechnik: o  hier makroökonomisches Downturnszenario mit Dreijahreshorizont 2014 bis 2016

(noch nicht im Detail festgelegt) Transformation der Makro-Szenarien und Parameter in

Ø  modellbasierte RWA-Erhöhungen (z. B. höhere Ausfallwahrscheinlichkeiten)

Ø  reduziertes Kapital (z. B. höhere Wertberichtigungen) Ergebnis: Simulation des resultierenden CET1-Koeffizienten per Ende 2016

•  Grundsätzliche Probleme: o  Angemessene Auswahl des Szenarios Nicht nur Orientierung

o  Angemessene „Schwere“ des Szenarios an der Historie!

Ø  Nur: Was bedeutet angemessen?

Ø  Frage nur bankindividuell zu beantworten: Individuelle Portfolioanalyse zur Identifizierung individueller Gefährdungen

Ø  Banken machen diese Tests seit langer Zeit: Nationale Aufseher über die Ergebnisse informiert

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4. Leistungsfähigkeit – aufsichtliche Testvorgaben

•  Interne Sichtweise: o  Individuelle Portfolioanalyse zur Identifizierung individueller Gefährdungen

•  Aufsichtliche Tests im Spannungsverhältnis dazu mit zwei Zielen:

o  Vergleich der Widerstandsfähigkeit einzelner Banken o  In Bottom-Up-Analyse Untersuchung der Auswirkungen auf

das Bankensystem als Ganzes = zunehmende systemische Risiken

Ø Beides erfordert extern standardisierte Vorgaben (Aggregation Einzelbank auf Bankensystem nur dann möglich)

Ø Vorgaben nicht mehr auf das bankindividuelle Portfolio zugeschnitten

Möglichkeit, dass aus bankinterner Sicht die „richtigen“ Szenarien nicht vollständig getroffen werden und

Begrenzte Möglichkeit eines standardisierten bankübergreifenden

Stresstests, bankindividuelle Verwundbarkeiten herauszufinden

Keine Überschätzung der Aussagekraft

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5. Methodik I: Kreditrisiken im Bankbuch

RWA-Erhöhungen: •  RWA-Anstieg über höhere Probability-of-Defaults (Ratingmigrationen) und Loss-Given-

Defaults Reduziertes Kapital: •  Expected Loss-Anstieg •  Kreditausfälle/Wertberichtigungen •  Höhere Abschreibungen auf bereits ausgefallene Kredite

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6. Methodik II: Marktrisiken

Stress-Szenario wird umgesetzt über ein Set gestresster Marktparameter

RWA-Erhöhungen:

•  Modellbanken: Erhöhungen der Ergebnisse interner Marktrisikomodelle (VaR, IRC für Migrations- und Ausfallrisiken, CRM für das Correlation Trading Portfolio), dazu erhöhte CVA-Charge

•  Andere Banken: vereinfachtes Verfahren

Reduziertes Kapital:

•  Schockszenario führt zu Fair-Value-Verlusten

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7. Methodik III: Risiken von Staatsanleihen Stress abhängig von Rechnungslegungskategorie •  HtM/LaR: analog Kreditrisiken im Bankbuch

•  HfT/FVO/AfS: gestresste Marktparameter führen zu niedrigeren Marktwerten und damit zu Fair-Value-Verlusten (Marktrisikoszenario)

•  Offen: Behandlung von Prudential Filters für AfS-Positionen

o  Filter: nicht realisierte Gewinne/Verluste von zum Zeitwert bilanzierten Positionen wirken nicht auf die Eigenmittel

o  Grundsatz: Es findet keine Filterung mehr statt (Art. 35 CRR) à stattdessen: Zunehmende Berücksichtigung dieser Gewinne/Verluste

o  Übergangsregelung für Staatsanleihen (Art. 467, Abs. 2, S. 2 CRR): Filterung kann fortgeführt werden à Wahlrecht der zuständigen Aufsichtsbehörde

•  Behandlung beim Stresstest:

•  europäisch einheitlich oder

•  Wahlrecht der zuständigen Aufsichtsbehörde

o  Einheitlicher Ansatz nur bei entsprechender Vereinbarung der „competent authorities“, die bisher noch fehlt

o  Ausübung des Wahlrechts soll ggf. transparent gemacht werden

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8. Übergreifende Vorgaben

•  EK-Definition: o  Gültige CRR-(Übergangs)Regelungen jeweils für 2014, 2015, 2016

•  Hürdenvorgabe:

o  5,5 % CET1 nach Berücksichtigung des Downturn-Szenarios

o  8 % für Baseline Szenario o  Jede Hürdenvorgabe ist ein gegriffener, letztlich willkürlicher Wert

o  Damit ist auch das Überspringen/Reißen ein willkürliches Ergebnis

•  Statische Bilanz:

o  (Unrealistische) Annahme einer unveränderten Bilanz über dreijährigen Betrachtungszeitraum

o  erheblicher Aufwand durch Verlängerung Betrachtungszeitraum

o  Annahme der statischen Bilanz wird durch längeren Zeitraum noch unrealistischer

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9. Ergebnisse

•  Veröffentlichung zusammen mit den AQR-Ergebnissen im Oktober 2014 •  Veröffentlichung ist nicht ohne Risiken: Wie verarbeiten die Märkte die neue Information?

•  Interpretation „Durchfallen – Bestehen“?

•  Bank, die den Test nicht besteht, kann ein tragfähiges Geschäftsmodell haben und nicht kurz vor der Insolvenz stehen, hält oft auch aktuelle Aufsehervorgaben ein

•  Bank, die den Test besteht, kann danach trotzdem in Insolvenz gehen/Staatshilfe benötigen à Spricht nicht unbedingt gegen den Stresstest: begrenzte Möglichkeiten der standardisierten Analysetechnik

•  Keine Aussage der EBA zu ggf. umzusetzenden (Kapital)Maßnahmen

•  Verantwortung liegt bei den „competent authorities“, nicht bei der EBA

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10. Zusammenfassung

•  Comprehensive Assessment: Bisher weltweit einzigartige Übung insbesondere im Zusammenspiel Risikoanalyse/Risikobewertungssystem, AQR und Stress-Test. à Für alle Beteiligten Neuland

•  CET1- Koeffizient wird durch AQR und Stresstest systematisch und aufeinander aufbauend „gestresst“: deutliche Erhöhung der RWA, deutliche Senkung des CET1 à Durch AQR adjustierter CET1-Koeffizient geht in den Stresstest ein und wird nochmals „gestresst“.

•  Wir gehen deshalb davon aus, dass das Comprehensive Assessment dazu in der Lage ist, den notwendigen Beitrag zur Vertrauensrückgewinnung in die Solvenz der beteiligten Banken leisten.

•  Daran haben auch alle Banken ein ureigenes Interesse!

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Abkürzungen AfS – Available for Sale AQR – Asset Quality Review CA – Comprehensive Assessment CET1 – Common Equity Tier 1 CRM – Comprehensive Risk Measure CRR – Capital Requirements Regulation CVA – Credit Value Adjustment EBA – European Banking Authority FVO – Fair Value Option HfT – Held for Trading HtM – Held to Maturity IRC – Incremental Risk Charge LAR - Loans and Receivables RWA – Risk Weighted Assets VaR – Value at Risk