EL PUENTE informiert 2014

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365 Tage für den Fairen Handel EL PUENTE informiert 2014

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Der Jahresbericht der Fairhandels-Organisation EL PUENTE: aktuelle Entwicklungen im Fairen Handel, Neuigkeiten von unseren Projektpartnern und den Weltläden sowie aktuelle Reiseberichte.

Transcript of EL PUENTE informiert 2014

IMPRESSUM:Herausgeber:EL PUENTE e.V.Lise-Meitner-Str. 931171 Nordstemmen

Redaktion:Anna-Maria Ritgen, EL PUENTE GmbH

Titelfoto: Shake the WorldSatz:Designwerkstatt Hildesheim

Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion, des Vorstandes oder der Geschäftsführung wieder.

Ein großes Dankeschön an alle, die mit ihren Artikeln zur Entstehung dieser „EL PUENTE informiert“ beigetragen haben.

Gefördert durch die EL PUENTE Stiftung.

EL PUENTE arbeitet zusammen mit über 140 Organisationen in 50 Ländern der Welt.

365 Tage für den Fairen Handel

EL PUENTE informiert 2014

Inhalt

WFTO-Label

Unfaire Geschäfet?

EL PUENTE GmbH

Jahresabschluss der EL PUENTE GmbH

EL PUENTE Entwicklungsfonds

La Paz del Tuma

Faire Woche 2014

EL PUENTE Projektpartnerausschuss

EL PUENTE Verein/Weltladen

Michaelis WeltCafé in Hildesheim

EL PUENTE Erlebnistage

EL PUENTE Stiftung

Reiseberichte: Südafrika, Brasilien

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PPAProjekt-Partner-

Ausschuss

10 VertreterDer Verein

EL PUENTEgegründet 1972

ca. 100 Mitglieder

Der EL PUENTE-

Laden

in Hildesheimgegründet 1972

Ca. 1.000 Weltläden und Aktionsgruppen

140 Projektpartner

in Lateinamerika, Asien und Afrika

Handels- organisation EL PUENTE

(seit 1977)

zwei Geschäfts-

führer

CoCo e.V.Mitarbeiter-

Verein

Aufsichtsratje 2 Vertreter

der Gesellschaftergruppen

Gesellschafter- versammlung

ca. 20 Weltläden und Aktionsgruppen

EL PUENTE e.V. Mitglieder des - EL PUENTE e.V. - von Weltläden - Aktionsgruppen

CoCo e.V.Belegschaftsverein

PaCo e.V.Projektpartner

wählt

wählt

kontrolliert

Jede Gesellschaftergruppe hält einen Anteil von je 20%

Import von Handwerk und Genussmitteln

Projektzusammenarbeit Infoarbeit

5 Vertreter

Dienstleistung

EL PUENTE Organigramm

„Der Faire Handel auf dem Prüfstand“ – so lautete der Titel einer Reportage auf Arte, die den Fairen Handel genauer unter die Lupe nahm. Und mit dieser Intention war der Sender in diesem Jahr nicht allein. Zahl-reiche Berichterstattungen großer Zeitungen und Magazine beschäftigten sich mit dem Fairen Handel auf kritische Weise. Doch gibt es eigentlich den einen Fairen Handel? Im Laufe der mehr als 40 Jahre, in denen der Faire Handel in Deutschland gewach-sen ist, haben sich verschiedene Strömungen entwickelt. Heute sind es zahlreiche Akteu-re, die alle dasselbe Ziel verfolgen, dabei aber unterschiedliche Herangehensweisen haben. Von einem Fairen Handel zu sprechen, er-weist sich als immer schwieriger. Wir von EL PUENTE haben unsere Anforderungen und Ansprüche in den vier Jahrzehnten unseres Handels kaum verändert. Die Idee bleibt die gleiche. „Seid Ihr Jugend Lobby für die Drit-te Welt“, war im Jahr 1968 der Aufruf des Bundesministers für wirtschaftliche Zusam-menarbeit Dr. Erhard Eppler. Diese Auffor-derung hat eine Gruppe von Jugendlichen maßgeblich beeinflusst und sie gründeten kurz darauf EL PUENTE.

Als Mitgründer war damals Richard Bruns dabei, der bis heute EL PUENTE begleitet und sich nach wie vor durch sein starkes so-ziales und politisches Engagement auszeichnet. Ende des Jahres 2014 wird er für seine her-ausragenden Tätigkeiten mit dem Bundesver-dienstkreuz geehrt. Mehr dazu in der nächsten Ausgabe der EL PUENTE informiert.

Auch 40 Jahre später ist dieser Leitsatz ein zentrales Thema unserer Arbeit. Die Un-terstützung der Produzenten im globalen Süden bestimmt 365 Tage im Jahr unser Handeln. Und dabei möchten wir so wenig Kompromisse wie möglich eingehen. Bei szeneintern viel diskutierten Themen, wie dem Mindestanteil in Fairhandels-Misch-produkten, versuchen wir stets höchsten An-sprüchen gerecht zu werden. Natürlich soll

dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir noch vielen Herausforderungen gegenüber-stehen und unsere Arbeit stetig verbessern müssen, um den Produzenten weiterhin ein guter Partner zu sein. Unsere Hoffnung liegt darin, dass die kritischen Medienberich-te nicht das Wirken der letzten Jahrzehnte grundsätzlich in Frage stellen. Durch das Engagement und den Einsatz zahlreicher Menschen in Deutschland ist die Idee des Fairen Handels immer weiter gewachsen und zahlreiche Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika profitieren nach wie vor von dem Engagement.

Dieser Jahresbericht stellt einmal mehr dar, was der Faire Handel leistet. Auf verschiede-nen Ebenen setzen sich Menschen für Men-schen ein. Es werden Informationsabende organisiert, der Austausch zwischen Produ-zenten, Importeuren, Weltläden und Konsu-menten gefördert, Produkte entwickelt und verkauft und besondere Projekte vor Ort in den sogenannten Entwicklungsländern kon-kret unterstützt. An dieser Bewegung und Idee lohnt es sich festzuhalten. Daher freuen wir uns, Ihnen auch in diesem Jahr den um-fassenden Bericht der EL PUENTE infor-miert vorzustellen, der das Engagement und die Tätigkeiten von EL PUENTE Verein, Weltladen, Stiftung, Entwicklungsfonds, Projektpartnerausschuss und GmbH leben-dig macht. Wir danken allen Mitgliedern, Stiftern, För-derern, Weltläden und Freunden herzlich für ihre Unterstützung und die gute Zusam-menarbeit und hoffen auch zukünftig auf ein gutes Gelingen im partnerschaftlichen Handel!

Stefan Bockemühl & Martin MoritzEL PUENTE Geschäftsführer

Liebe Freunde, liebe Mitglieder, liebe Kunden,

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WFTO-Label

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Grün-blaue Männchen verschlungen in ei-ner Weltkugel, die umrahmt ist von dem Schriftzug „World Fair Trade Organization“ – dieses Zeichen ist nun vermehrt auf den EL PUENTE-Pro-dukten zu finden. Ob Reis, Gewürze, Scho-kolade, Schmuck, Schals oder Scha-len – nach und nach werden wir all unsere Produkte mit dem neuen Label versehen. 2013 hat EL PU-ENTE als eines von zehn Pilotprojekten

weltweit am neuen Zertifizierungsver-fahren der Weltfair-handels-Organisation (WFTO) teilgenom-men. Zuerst als eine Art Selbstüberprü-fung gedacht, stand für uns die Rückmel-dung und die damit einhergehenden Ent-wicklungsmöglich-keiten im Fokus. Eine Nutzung des Labels war zunächst nicht

die treibende Kraft. Doch schnell disku-tierten wir, vor allem mit unseren Kunden, über die Möglichkeit nach der erfolgreichen Überprüfung nun auch das WFTO-Logo zu benutzen. Keine einfache Entscheidung. Hat EL PUENTE doch all die 40 Jahre aus Überzeugung kein Siegel auf die eigenen Produkte gebracht. Doch das Konzept hat

Eine neue Art von LabelDas WFTO-Zeichen auf EL PUENTE-Produkten

Die zehn WFTO-Standards

1. Chancen für benachteiligte Produzenten

2. Transparenz und Verantwort- lichkeit

3. Faire Handelspraktiken

4. Zahlung eines fairen Preises

5. Keine ausbeuterische Kinder- arbeit und Zwangsarbeit

6. Diskriminierungsverbot und Vereinigungsfreiheit

7. Bessere Arbeitsbedingungen

8. Förderung der Fähigkeiten und Weiterbildung

9. Öffentlichkeitsarbeit

10. Umweltschutz

Das WFTO-Label ziert nun bereits viele Produkte des EL PUENTE Sortiments und weist den Verbraucher darauf hin, dass EL PUENTE sich als Organisation auf ganzer Linie dem Fairen Handel verschrie-ben hat.

WFTO-Label

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uns letztendlich überzeugt, so dass nun nach und nach die Produkte mit dem grün-blau-en Zeichen versehen werden. Doch immer ist es uns dabei wichtig zu zeigen, dass es sich nicht um ein Produktsiegel, sondern um ein Organisationssiegel handelt. Nicht das ein-zelne Produkt wird damit geadelt, sondern wir von EL PUENTE als eine Fairhandels-Organisation ausgezeichnet, die ausschließ-lich fair gehandelte Waren vertreibt und die Idee des Fairen Handels auf ganzer Linie lebt. Dies macht auch der jeweilige Schrift-zug unter dem Label nochmals deutlich „EL PUENTE – Guaranteed Fair Trade“ – EL PUENTE Garantiert Fairer Handel.In diesem Jahr haben wir damit begonnen, die ersten Produkte mit dem Label zu ver-sehen. Es wird noch viele Monate dauern, bis unser Sortiment gänzlich umgestellt ist. Denn bestehende Verpackungen zu entsor-gen, halten wir aus ökologischer aber auch ökonomischer Sicht nicht für vertretbar. Das WFTO-Label auf den Produkten fügt sich meist direkt neben andere Kennzeich-nungen, wie das EU-Bio-Siegel. Es ziert nicht die vorderen Seiten, denn nach wie vor möchten wir mit unserem Markennamen EL PUENTE den Fairen Handel repräsen-tieren. Das WFTO-Label ist für uns jedoch eine positive Bestätigung unserer Arbeit, die wir in den letzten Jahren erfolgreich mit un-seren Partner durchgeführt haben und auch viele weitere Jahrzehnte fortführen möchten.

Das Garantie-System der WFTOBisher konnten die Mitglieder der WFTO das Logo auf dem Briefpapier oder der eigenen Internetseite führen, jedoch nicht auf die Produkte aufbrin-gen. Die WFTO hat in langer Arbeit ein eigenes Label und dazugehöriges Prüfverfahren, das sogenannte Garan-tie-System entwickelt. Dieses muss be-sondere Anforderungen erfüllen, da es sowohl auf alle unterschiedlichen Mit-gliedsorganisationen der WFTO als auch auf die vielfältigen Produktgrup-pen – von Lebensmitteln bis Kunst-handwerk – angewendet wird. Grund-sätzlich baut das Garantie-System auf verschiedenen Prüfungsverfahren auf. Die Organisationen müssen eine aus-führliche Selbsteinschätzung erarbeiten und sich der Prüfung externer Audito-ren stellen. Als Standards liegen hier stets die zehn Prinzipien der WFTO zugrunde.

Kritische Berichterstattung

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„Der Faire Handel auf dem Prüfstand“, „Wenn Kaffee bitter schmeckt“ oder „Un-faire Geschäfte“ – dies sind nur einige der Schlagzeilen, die in den letzten Monaten in den großen Medien wie Der Zeit, dem Spie-gel oder einer Arte-Dokumentation für Auf-ruhr sorgten. Die Verbraucher sind zuneh-mend verunsichert. Hält der Faire Handel, was er verspricht? Geht es hier doch nur um Geschäftemacherei und Gewinnmaximie-rung auf Kosten der Schwächsten? Werden die Verbraucher gezielt getäuscht? Dies sind Fragen, die die Berichte aufwerfen und die sich als hartnäckige Zweifel in den Köpfen der Konsumenten festsetzen.Kritische Berichterstattung ist wichtig und hält auch Unternehmen des Fairen Handels immer wieder an, ihre Arbeit zu überdenken. Häufig jedoch sind die Darstellungen zu we-nig differenziert. Der Faire Handel ist sicher nicht perfekt. Es gibt viele Herausforderun-gen und ungelöste Probleme, vor denen wir auch nach über 40 Jahren Arbeit noch ste-hen. Und diese Schwierigkeiten werden sich auch nicht leicht lösen lassen. Dennoch hat der Faire Handel seine Daseinsberechtigung und hilft vielen Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika ein besseres Leben zu

führen. Wenn die Berichterstattung dazu führt, dass die Verbraucher wieder vermehrt zu konventionellen Produkten greifen, scha-det dies den Produzenten enorm.

Verschiedene Akteure im Fairen HandelDie Artikel rund um die Wirkungsweisen des Fairen Handels, lassen einen Aspekt häufig außer Acht: Es gibt inzwischen zahl-reiche Akteure in diesem Bereich. Mit dem gleichen Ziel im Blick, verfolgen die Orga-nisationen unterschiedliche Herangehens-weisen. EL PUENTE steht ebenso wie die anderen großen Fairhandelshäuser Gepa oder dwp rundum für Fairen Handel. Seit der Gründung verfolgen alle das Ziel, den Fairen Handel voranzutreiben und bieten dabei ein Sortiment mit ausschließlich fair gehandelten Waren an. Die Anforderungen an die Produkte sind dabei nach wie vor sehr hoch. So spielt bei EL PUENTE zum Bei-spiel der Mengenausgleich keine Rolle. Bei all unseren Produkten garantieren wir die physische Rückverfolgbarkeit der fair gehan-delten Rohstoffe. Wo „Fairer Handel“ drauf steht, ist also auch „Fairer Handel“ drin. Gleichzeitig verfolgen wir Maßgaben, den Fairhandels-Anteil von 50% bei Mischpro-dukten nicht zu unterschreiten, dies ist nur bei wenigen Ausnahmen der Fall. Zudem zahlen wir nach wie vor eine zinsfreie Vor-

Unfaire Geschäfte?Die kritische Berichterstattung über den Fairen Handel

Kritische Berichterstattung

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„Jeden einzelnen Tag steht die Bewegung des Fairen Handels vor neuen Herausforderun-gen, doch das ändert nichts daran, dass Organisationen wie EL PUENTE sich seit mehr als 40 Jahren erfolg-reich für den Fairen Handel einsetzen. Wenn die kritische Medienberichterstattung dazu führt, dass die Verbraucher lieber zu konventionell pro-duzierten Produkte greifen, wäre das ein erheblicher Scha-den für all die Fairhandels-Produzenten in Afrika, Asien und Lateinamerika.“

Anna-Maria RitgenÖffentlichkeitsarbeit EL PUENTE

finanzierung an unsere Produzenten. Der-artige Praktiken sind nicht überall üblich, so dass eine deutliche Differenzierung der ver-schiedenen Akteure in der Berichterstattung wichtig wäre, um nicht dem Fairen Handel im Allgemeinen zu schaden.

Reduzierung des Fairen Handel auf monetäre VorteileHäufig setzen sich die Berichte mit den Ver-diensten der Produzenten vor Ort intensiv auseinander. Für uns ist es stets wichtig zu zeigen, dass der Faire Handel nicht allein eine monetäre Angelegenheit ist. Natürlich möchte der Faire Handel durch festgesetzte Mindestpreise und Preisaufschläge für Bio-Anbau und soziale Projekte den Produzen-ten einen angemessenen Preis ermöglichen. Doch der Faire Handel ist weitaus mehr als das. Der Faire Handel bedeutet, den Pro-duzenten auf Augenhöhe zu begegnen und langfristige Planungen zu ermöglichen. Wir arbeiten mit den meisten unserer Partner be-reits seit vielen Jahren oder gar Jahrzehnten zusammen. Eine Kaffeekooperative kann sich also darauf verlassen, dass wir auch von ihrer nächsten Ernte kaufen und nicht im nächsten Jahr dort, wo wir das günstigste Angebot erhalten. Wir arbeiten mit Klein-bauern und Kleinbetrieben zusammen, die häufig kaum Möglichkeiten haben, ihre Waren auf dem Exportmarkt zu vertreiben. Dabei legen wir Wert auf die Selbstorganisa-tion der Produzentenorganisationen. Demo-

kratische Strukturen der einzelnen Partner, die keine Diskriminierung dulden, sind da-bei die Grundlage. Die Produzenten werden in verschiedenen Bereichen geschult. Auf diese Weise können sie zum Beispiel eine ertragreiche Ernte erzielen, die Arbeitsab-läufe oder Qualität verbessern. Wir fördern auch den biologischen Anbau, um Mensch und Umwelt zu schützen. All diese Aspekte machen den Fairen Handel aus. Dies ist die Gesamtidee, die als eine Einheit betrachtet werden muss.

Der Faire Handel als wichtiges Instrument zur Unterstützung der MenschenIn einem Interview mit der Tagesschau bringt es der Bremer Professor für Volkswirt-schaft, Hans-Heinrich Bass auf den Punkt: Der Faire Handel sei keine Lösung für alle Probleme, mit denen die Produzenten in den Ländern des Südens konfrontiert wür-den. Aber, er ist ein „Instrument, das im Ins-trumentenkoffer nicht fehlen sollte.“

EL PUENTE GmbH

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Neubau: Mehrzweckgebäude eröffnetIm Sommer dieses Jahres eröffnete EL PUENTE ein neues Gebäude im nieder-sächsischen Nordstemmen. Direkt auf der anderen Straßenseite, gegenüber der Verwal-tungs- und Lagerräume gelegen, findet sich hier nun eine Kantine, Seminarräume und eine weitere Warenannahme und Abfüllung. Damit erfüllt das neue Gebäude verschie-dene Zwecke. Die rund 40 Mitarbeiter der EL PUENTE GmbH erhalten hier jeden Tag eine warme Mahlzeit, die oft mit fair gehandelten Zutaten zubereitet wird. Des Weiteren stehen die Räumlichkeiten, die mit modernen Beamern und Flatscreens ausge-stattet sind, für Bildungsveranstaltungen zur Verfügung. Ob Besuchergruppen, Work-shops und Seminare zu Fairhandels-Themen oder Besprechungen – die Räume bieten genügend Platz, um allen Anforderungen gerecht zu werden.

Vor Ort: Die HildesheimerBetreuungsgesellschaft (HiB) in Nordstemmen In den zusätzlichen Räumen der Warenan-nahme des neuen EL PUENTE Gebäudes übernehmen Mitarbeiter der Hildesheimer Betreuungs-GmbH (HiB) Arbeiten wie das Etikettieren und Abfüllen von Waren. Bereits seit knapp zwei Jahren arbeiten wir mit der HiB zusammen – eine Einrichtung, die Menschen mit psychischen Einschrän-

kungen bei ihrer Alltagsbewältigung und Wiedereingliederung unterstützt. Bislang hatten uns einige in der Einrichtung leben-de Menschen von Hildesheim aus bei der Warenkontrolle und beim Abfüllen unserer Produkte unterstützt. Mit der Eröffnung unseres Neubaus konnten wir nun Arbeits-plätze vor Ort in Nordstemmen schaffen und freuen uns über das tägliche Engage-ment der HiB-Gruppe bei uns am Standort.

Gewinnbeteiligung: Weltläden und PartnerZu unserer großen Freude konnten wir im vergangenen Geschäftsjahr erneut ein positi-ves Betriebsergebnis verzeichnen und Über-schüsse erwirtschaften. Sind die Gewinne zuvor vor allem in Rücklagen geflossen oder in das Unternehmen reinvestiert worden, so wollten wir in diesem Jahr auch unsere Kunden und die Partner in aller Welt an die-sem gemeinsam erwirtschafteten Erfolg teil-haben lassen. Weltläden, die ihren Umsatz mit EL PUENTE-Produkten im vergan-genen Jahr steigern konnten, erhielten von uns eine Gutschrift in Höhe von 10% dieser Umsatzsteigerung. Wie dieser Betrag einge-setzt wird, überlassen wir den Läden selbst. Einige Läden berichteten von Investitionen in einen neuen Anstrich, einen neuen Com-

EL PUENTE GmbH

EL PUENTE GmbH

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puter oder Materialien für einen Bildungs-koffer. Auch die Regionalverteiler erhielten Zahlungen von EL PUENTE, damit auch hier die treuen Kunden von der Gewinnbe-teiligung profitieren. Und natürlich möchten wir auch unsere Partner in Afrika, Asien und Lateinamerika an diesem Erfolg beteiligen. Neben den fai-ren Preisen, den Preisaufschlägen für soziale Projekte und den Förderungen, die die Pro-duzenten sowieso selbstverständlich erhal-ten, möchten wir sie auch konkret an den Gewinnen beteiligen. Auch hier haben wir ein System erarbeitet, besondere Leistungen nun auch finanziell zu unterstützen.

Faires Sortiment: Produktneuheiten Das EL PUENTE Sortiment wird stetig durch neue Produkte ergänzt. Gerade im Be-reich des Kunsthandwerks sind es vor allem Saisonfarben und Trends, die einen stän-digen Austausch der Produkte verlangen. Aber auch im Lebensmittelbereich versu-chen wir immer wieder neue Produkte anzu-bieten. Besonders viele Möglichkeiten bieten sich hier im Bereich der Mischprodukte, bei denen verschiedene fair gehandelte Zutaten verarbeitet werden. In diesem Jahr haben wir zum Beispiel sehr erfolgreich die e&p´s ein-geführt. Die ersten schokolierten Erdnüsse

aus Fairem Handel sind bei unseren Kunden schon äußerst beliebt. Um der vermehrten Nachfrage nach veganen Produkten gerecht zu werden, bieten wir zwei neue Fruchtgum-misorten an: Die Veggie Berries und Veggie Fruits vereinen die drei Attribute fair, bio und vegan und werden damit höchsten An-sprüchen gerecht.In unserem neuen Lebensmittelkatalog, der in diesem Jahr in überarbeiteter Form er-schienen ist, präsentieren wir die ganze brei-te Palette unseres Lebensmittelangebots. Der neue Katalog hat ein handliches Format und ist besonders übersichtlich, ansprechend gestaltet und vermittelt interessante Hinter-grundinformationen zu den Produkten und Produzenten.Des Weiteren ergänzen wir unser Sorti-ment auch durch Kooperationen mit an-deren Fairhandels-Importeuren. So sind wir zum Beispiel Partnerschaften mit Fair-Mail, FairWein und Mama Afrika einge-gangen und vertreiben nun auch eine Aus-wahl dieser Produkte an unsere Kunden.

„Für unser Lebensmittelsorti-ment haben wir einen neuen Katalog erarbeitet, der die Produkte nun noch übersicht-licher präsentiert und gleich-zeitig alle wichtigen Informa-tionen über die Produzenten und Waren vermittelt.“

Marina Matthiesen,Vertriebsmitarbeiterin bei EL PUENTE

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Fax: 05069 - 34 89 28E-Mail: [email protected]

Frauen aller Konfessionen laden ein

zum Gottesdienst Wasserströme in der Wüste

Weltgebetstag – 7. März 2014 – Ägypten

Post / SpeditionLiefertermin

Abholungich bin Neukunde (Zahlung nur

per Vorkasse)Einzugsermächtigung liegt vorwird binnen 30 Tagen über-

wiesen

ist abzubuchen

Kundennummer

Name

Vorname

Straße

PLZ

Ort

Bank

BLZ

Kto.Nr.

Wir erklären uns mit den Allgemeinen Geschäfts-

bedingungen der EL PUENTE GmbH einverstanden.Datum

Unterschrift

In Zeiten politischer und gesellschaft-

licher Umbrüche ist Ägypten das

Schwerpunktland für den Weltgebetstag

2014. Mitten im „Arabischen Frühling“

verfassten die Frauen des ägyptischen

Weltgebetstagskomitees ihren Gottes-

dienst. Ihre Bitten und Visionen sind

jedoch bis heute aktuell: Alle Menschen

in Ägypten, christlich und muslimisch,

sollen erleben, dass sich Frieden und Ge-

rechtigkeit Bahn brechen, wie Wasser-

ströme in der Wüste! (Jes 41,18ff.) Rund

um den Erdball werden sich zum Welt-

gebetstag am Freitag, den 7. März 2014,

die Gottesdienstbesucherinnen und -be-

sucher dieser Hoffnung anschließen.Wasser ist das Thema des Weltgebets-

tags 2014 – sowohl symbolisch, als auch

ganz real. Zum einen ist es eine gefähr-

dete Ressource im nordafrikanischen

Ägypten, einem der wasserärmsten

Länder der Erde. Zum anderen dienen Wasserströme als Hoffnungssymbol für Ägyp-

tens Christinnen und Christen, die seit Jahren unter Einschüchterungen und Gewalt

radikaler islamistischer Kräfte leiden.

Dass Christen und Muslime, Arme und Reiche, Frauen und Männer 2011 und 2013

gemeinsam für Freiheit und soziale Gerechtigkeit protestierten, gab vielen Men-

schen Hoffnung. Mit Blick auf die damaligen Forderungen fragt der Weltgebetstag

nach der heutigen Situation und nimmt dabei vor allem die ägyptischen Frauen in

den Blick. Mit den Kollekten der Gottesdienste werden u.a. zwei ägyptischen Part-

nerorganisationen unterstützt, die sich für Mädchenbildung und die Mitbestim-

mung von Frauen einsetzen. Materialien (Gottesdienstordnung, Postkarten, Plakate, CD-ROM, Musik-CD,

Landkarte, Bausteine für Kinder- und Jugendarbeit u.v.m.) können Sie bei den

regionalen Versandstellen (Adressen siehe

www.weltgebetstag.de unter Service/ Materialbestellung) bestellen oder bei:

MVG MedienproduktionPostfach 10 15 45, 52015 AachenTelefon: (+49) 0241 – 479 86 300,

Fax: (+49) 0241 – 479 86 745E-Mail: [email protected],

Internet: www.eine-welt-shop.de

ÄgyptenWeltgebetstag2014

Weitere Informationen zum Weltgebetstag 2014 aus Ägypten

erhalten Sie bei:Weltgebetstag der Frauen – Deutsches Komitee e.VDeutenbacher Str. 1, D-90547 SteinTel.: (+49) 0911-6806-301, Fax: (+49) 0911-6808-304E-Mail:

[email protected], Internet: www.weltgebetstag.de

Wasserstroeme in der Wüste, Souad Abdelrasoul © WGT e.V.

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Transparenz: Neuer englischer JahresberichtTransparenz ist ein wichtiges Schlagwort im Fairen Handel. EL PUENTE möchte dieses auf verschiedene Weise leben und stellt vor allem den Kunden vielfältige Informationen rund um die Produzenten, Produkte und Herstellungsweisen zur Verfügung. Damit die Transparenz auch in die andere Richtung aktiv gelebt wird, haben wir 2013 erstmals einen ausführlichen, englischen Jahresbe-richt erstellt. Dieser informiert über unsere Geschäftszahlen genauso wie über aktuel-le Entwicklungen und wird nun jedes Jahr unseren Partnern in Afrika, Asien und La-teinamerika zur Verfügung gestellt. Auf diese Weise erfahren auch unsere Produzenten alle wichtigen Neuigkeiten und Entwicklungen von EL PUENTE und den deutschen Welt-läden.

Aktionssortiment: Weltgebetstag Ägypten Das Land der Könige, Pyramiden und Göt-ter. Die jahrtausendealte, reiche Kultur und die traditionelle Geschichte machen den besonderen Reiz Ägyptens aus. Doch nicht nur Pharaonen, Sphinx und die weiße Wüs-tenlandschaft stehen für das Land am Nil. Der diesjährige Weltgebetstag unter dem Motto „Wasserströme in der Wüste“ war ge-prägt von den Eindrücken der aktuellen po-litischen Ereignisse und ist ein Zeichen der Solidarität für ein Volk, dessen Land sich im Umbruch befindet.EL PUENTE hat ein umfangreiches Sor-timent an fair gehandelten Produkten aus

Ägypten zusammengestellt. Der exotische Geschmack von Datteln und Sesam prägt die Auswahl der Lebensmittel. Aber auch zahlreiche Kunsthandwerksprodukte wie Vasen, handgewebte Schals und niedliche Stoffpuppen waren Teil der erfolgreichen Aktion. Eine umfangreiche Begleitbroschüre informierte über Partner und Produkte. Zu-dem luden wir den Geschäftsführer unseres neuen Partners Yadawee zu einer Vortrags-rundreise im Rahmen der Fairen Woche nach Deutschland ein (Bericht S. 20/21)2015 stehen als Weltgebetstagsland die Ba-hamas im Mittelpunkt. Auch hier werden wir wieder ein Aktionssortiment mit ver-schiedenen, landestypischen Kunsthand-werksprodukten anbieten. Handgefertigte Körbe aus Palmblatt, Naturschwämme oder Muschelschmuck sind Teile des Angebots.

Bildungsarbeit: Angebote für unsere KundenWorkshops und Seminare zu verschiede-nen Fairhandelsthemen gehören fest zu den Veranstaltungen im Jahresverlauf von EL PUENTE. Der Faire Handel legt Wert auf eine umfassende Bildungsarbeit und so veranstalteten wir Seminare zu Themen wie dem neuen WFTO-Prüfverfahren oder fair gehandeltem Tee. Als Referenten sind ver-schiedene Mitarbeiter von EL PUENTE auch immer wieder auf Messen oder Tref-fen regionaler Weltläden unterwegs, um so über die aktuellen Entwicklungen im Fairen Handel zu informieren.

EL PUENTE GmbH

EL PUENTE

Annual Report 2014

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Nachwuchsförderung: AusbildungsbetriebSeit fast 15 Jahren gehört EL PUENTE zu den wichtigsten Ausbildungsbetrieben in der Region Hildesheim. Junge Menschen kön-nen hier die Berufe Kauffrau/Kaufmann im Groß- und Außenhandel sowie Fachkraft für Lagerlogistik erlernen. Im Mai dieses Jahres haben insgesamt vier Auszubildende für den Groß- und Außenhandel und als Fachkräf-te für Lagerlogistik ihre Prüfung erfolgreich abgeschlossen. Zum Beginn des neuen Aus-bildungsjahres verstärken insgesamt neun neue Mitarbeiter das Team von EL PUEN-TE. Zum Start gab es im September direkt die jährliche Azubifahrt nach Eschwege als Teambildungsmaßnahme für alle neuen und bestehenden Auszubildenden. Herzlich will-kommen!

Für unsere Kunden: Neue AußendienstlerUnser Firmensitz liegt im Norden der Bun-desrepublik. Doch nach wie vor ist es uns sehr wichtig, auch für unsere Kunden im weiter entfernten Süden Deutschlands prä-sent zu sein. Aus diesem Grund freuen wir uns, drei neue Mitarbeiter im Außendienst zu begrüßen. Sie besuchen die Läden in regelmäßigen Abständen, präsentieren die Neuware von EL PUENTE und stehen mit Rat und Tat zur Seite. Dabei handelt es sich bei den drei Außendienstlern um echte Pro-fis mit langjähriger Erfahrung auf ihrem Ge-biet. Thilo Rau, Martina Listl und Susanne Haarländer stehen den Läden ab sofort mit persönlichem Service und Beratung zu allen EL PUENTE Produkten zur Verfügung.

EL PUENTE GmbHFür die Umwelt: Neues PolstermaterialFür uns von EL PUENTE ist es wichtig in vielerlei Hinsicht sozial verantwortlich und ökologisch zu handeln. Darum achten wir auch in unseren Gebäuden so gut es geht auf umweltfreundliches Handeln. Schon lange haben wir eine eigene Photovoltaikanlage sowie eine Regenwasserauffanganlage, die uns mit Ökostrom und Wasser versorgen. Auch bei unseren Verpackungsmaterialien versuchen wir hohen Standards gerecht zu werden. So haben wir in diesem Jahr ein neues Polstermaterial eingeführt, das aus ei-ner Art von biologisch abbaubarem Plastik besteht. Dieses neuartige Material zersetzt sich gänzlich, so dass keine Verschmutzung der Umwelt damit einhergehen kann. Au-ßerdem verwenden wir nun alte Kartons, indem wir sie in einer Maschine auch zu Polstermaterial verarbeiten.

Fußballfairrückt: Fair Trade CupAuch in diesem Jahr hat ein Team von EL PUENTE am beliebten Fair Trade Cup teilgenommen. Ausgerichtet wurde das sportliche Event dieses Mal von Banafair in Gelnhausen. Das runde Leder hat alle Mannschaften auf Trab gehalten und am Ende freuten wir uns sehr über den Pokal, den wir mit nach Hause nehmen konnten!

Zum Beginn des neuen Aus-bildungsjahres fuhren alle EL PUENTE Azubis gemeinsam in ein spannendes Wochenen-de, bei dem die Teambildung im Vordergrund stand.

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Jahresabschluss

Jahresabschluss bei EL PUENTE

2011 / 2012

8,477,000 €

2010 / 2011

8,077,000 €

2012 / 2013

9,284,000 €

Umsatz

2013 / 2014

9,560,000 €

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UmsätzeIm abgelaufenen Geschäftsjahr 2013/14, das am 30. Juni endete, konnte EL PUEN-TE einen Jahresumsatz von über 9,5 Milli-onen Euro erwirtschaften. Damit erzielten wir eine Umsatzsteigerung von knapp 5%. Besonders im Weihnachtsgeschäft konnten gute Umsätze erzielt werden. Aber auch die Weltgebetstagsprodukte mit dem Länderfo-kus Ägypten waren ein großer Erfolg. Den Großteil der Produkte konnten wir daher in unser dauerhaftes Sortiment übernehmen, so dass wir uns in diesem Zuge auch über neue Partnerschaften freuen.

WarengruppenDas EL PUENTE-Sortiment besteht aus 5.000 verschiedenen Produkten, die sich in die Bereiche Lebensmittel, Kaffee und

Kunsthandwerk unterteilen lassen. Etwa ein Drittel des Umsatzes macht der Klassiker unter den Fairhandels-Produkten, der Kaf-fee mit 32% aus. Die verbleibenden Drittel teilen sich jeweils zu fast gleichbleibenden Teilen unter Kunsthandwerk und Lebens-mittel auf. Dabei konnte der Umsatz mit den verschiedenen Kaffees um 6% gesteigert werden. Einen leichten Rückgang gab es im Bereich Kunsthandwerk mit -2%.„Nach wie vor ist das Kunsthandwerk eine sehr wichtige Warengruppe für uns. Mit die-sen Artikeln können sich nicht nur die Welt-läden als Fachgeschäft des Fairen Handels positionieren und von anderen Anbietern, wie zum Beispiel Supermärkten, abgren-zen. Ganz besonders für die Produzenten in Afrika, Asien und Lateinamerika ist die Herstellung und der Verkauf von Kunst-handwerk häufig die einzige Möglichkeit ein gesichertes Einkommen zu erwirtschaften“, so Stefan Bockemühl, Geschäftsführer der EL PUENTE GmbH.

Jahresabschluss

„Ohne die Vielzahl der Men-schen die EL PUENTE und den Fairen Handel unter-stützen, wäre dieses positive Ergebnis nicht möglich! Wir möchten daher allen Mitar-beitern, den ehrenamtlich En-gagierten, den Gesellschaftern und Darlehensgebern, den Kunden und Partnern dan-ken. Ohne das Engagement und den Glauben an die Idee des Fairen Handels, wären wir als Fairhandels-Organisation nicht so erfolgreich.“

Stefan Bockemühl, Geschäftsführer der EL PUENTE GmbH

68807310

80758650

9285 9560 9560

5000 (T€)5500 (T€)6000 (T€)6500 (T€)7000 (T€)7500 (T€)8000 (T€)8500 (T€)9000 (T€)9500 (T€)

10000 (T€)

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Umsatzentwicklung

Insgesamt 69%des Umsatzes macht EL PUENTE mit Lebensmitteln und Kaffee

74% des Umsatzes macht EL PUENTE mit Weltläden, die damit nach wie vor die wichtigste Kundengruppe bilden.

Snacks 11% (11)

Mahlzeit 15% (14)

Getränke 4,5% (4)

Tee 6% (6)

Kaffee 32% (33)

Wohnen 13,5% (14)

Textilien 3,5% (4)

Spiel und Freizeit 9% (8)

Schmuck 2% (3)Wellness 2% (3)

GroßhandelsumsatzHandwerk 31% (33)

Lebensmittel 69% (67)

In den letzten Jahren wuchsen die Umsätze der EL PUENTE GmbH erfreulicher-weise stetig. Für das folgende Geschäftsjahr 2014/2015 ist unser Ziel den Umsatz aus diesem Jahr zu halten.

Den größten Teil der Umsätze macht die Produktgruppe Kaffee mit einem Anteil von 32% aus. Die in Klammern angegebenen Zahlen zeigen die prozentuale Vertei-lung nach Produktgruppen aus dem Vorjahr.

31% mit Handwerk.

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Jahresabschluss

KundengruppenMit 74% sind Weltläden und Aktions-gruppen in Deutschland nach wie vor un-sere wichtigsten Kunden. „Das soll auch so bleiben, denn EL PUENTE selbst ist mit der Weltladen-Bewegung entstanden und gewachsen. Unser wichtigstes Ziel ist es stets, neben der Unterstützung unserer Partner in Übersee auch den Weltläden ein verlässlicher Partner zu sein und ihnen bei der Etablierung als Fachgeschäft für den Fai-ren Handel zur Seite zu stehen“, so Martin

Moritz, Geschäftsführer der EL PUENTE GmbH. Die anderen Umsatzanteile werden von Kundengruppen wie Endverbrauchern und Großverbrauchern getragen.

VermögenDas derzeitige Vermögen von EL PUENTE beläuft sich auf 7.937.000 Euro. EL PUEN-TE konnte in vielen Jahren Rücklagen schaf-fen, um ein unabhängiges Wirtschaften von den Banken zu ermöglichen.

Weltläden und Aktionsgruppen

74% (75)

Großverbraucher 7% (7) Fairhandels-

organisationen Ausland 3% (3)

Verbraucher 4% (3)

Großhandel sonstige 12% (12)

Umsatzanteile nachKundengruppen

Nach wie vor sind die Weltläden die wichtigste Kundengruppe der EL PUENTE GmbH. Die in Klammern angegebenen Ziffern zeigen die prozentuale Verteilung aus dem Vorjahr.

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„Wir freuen uns sehr über das positive Geschäftsergeb-nis in diesem Jahr. Dies zeigt auch, dass unsere wichtigs-ten Kunden – die Weltläden und Aktionsgruppen – die Produkte unserer Partner zu schätzen wissen.“

Martin Moritz, Geschäftsführer der EL PUENTE GmbH

Jahresabschluss

Übersicht 2011/12 Zum Vorjahr 2012/13 Zum

Vorjahr 2013/14 Zum Vorjahr Anteil

2014/15 Vorschau

Zum Vorjahr

Gesamterlös 8.647.000 7% 9.284.000 7% 9.563.000 3% 100% 9.560.000 0%

Rohgewinn 2.858.000 -4% 3.033.000 6% 3.102.000 2% 32% 3.060.000 -1%

Personal 1.166.000 5% 1.230.000 5% 1.270.000 3% 13% 1.350.000 6%

Zinsen Betrieb 35.000 17% 21.000 -40% 25.000 19% 0% 25.000 0%

Zinsen für Immobilien 18.000 -10% 23.000 28% 18.000 -22% 0% 20.000 11%

Werbung 156.000 -18% 170.000 9% 173.000 2% 2% 170.000 -2%

Versand 303.000 1% 320.000 6% 328.000 3% 3% 330.000 1%

Spenden 223.000 -32% 55.000 -75% 33.000 -40% 0% 50.000 52%

Andere Kosten 612.000 -7% 733.000 20% 746.000 2% 8% 745.000 0%

Kosten gesamt 2.513.000 -5% 2.552.000 2% 2.593.000 2% 27% 2.690.000 4%

Betriebs-ergebnis 345.000 481.000 509.000 370.000

650.00073.000

Erträge VorjahreSteuern Vorjahre

Vermögen 30.06.2012 Zum Vorjahr 30.06.2013 Zum

Vorjahr 30.06.2014 Zum Vorjahr

Warenlager 2.616.000 9% 2.861.000 9% 3.002.000 5%

Immobilien 894.000 -2% 874.000 -2% 1.554.000 78%

Betriebs- und Geschäftsausstattung 234.000 -12% 198.000 -15% 322.000 63%

Forderungen an Kunden 605.000 5% 664.000 10% 620.000 -7%

Vorfinanzierungen an Projektpartner 875.000 17% 812.000 -7% 1.007.000 24%

Sonstiges(Rückforderung Spenden) 625.000 24% 786.000

(650.000) 26% 1.432.000 26%

Aktiva 5.849.000 6.845.000 7.937.000

Herkunft 30.06.2012 Zum Vorjahr 30.06.2013 Zum

Vorjahr 30.06.2014 Zum Vorjahr

Eigenkapital(Vorjahresertrag) 3.548.000 11% 4.006.000

(650.000) 13% 5.115.000 13%

Private Darlehn 1.004.000 10% 1.025.000 2% 1.015.000 -1%

Geschäftskredite von Banken 197.000 52% 36.000 -82% 9.000 -75%

Immobilienkredite von Banken 412.000 -12% 322.000 -22% 667.000 107%

Verbindlichkeiten an Lieferanten 178.000 32% 290.000 63% 268.000 -8%

Betriebliche Alterssicherung 81.000 -14% 82.000 1% 147.000 79%

Sonstiges 429.000 -7% 434.000 1% 716.000 65%

Passiva 5.849.000 6.845.000 7.937.000

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ausbeuterischen Kinderarbeit ab und be-zieht sich dabei auf die Standards der In-ternationalen Arbeitsorganisation ILO. Als ausbeuterische Kinderarbeit versteht EL PUENTE Arbeiten, die Kinder in ih-rer seelischen oder physischen Gesundheit und Entwicklung beeinträchtigen kön-nen. So zum Beispiel auch jegliche Arbeit, die einen Schulbesuch unmöglich macht. Viele Projektpartner EL PUENTEs sind vor Ort aktiv im Kampf gegen ausbeuterische Kinderarbeit. Als Fairhandels-Organisatio-nen oder Kooperativen mit starkem lokalem Einfluss, setzen sie sich dafür ein, dass die Ausnutzung kindlicher Arbeitskraft nicht nur bei der Herstellung der eigenen Produk-te ausgeschlossen ist, sondern sie tragen auch zur Sensibilisierung ihres Umfeldes bei.So zum Beispiel unserer Partner Tara Projects aus Indien. Tara unterstützt die Produzenten nicht nur im Bereich der Vermarktung ih-rer Produkte. Als Fairhandels-Organisation setzt sich Tara auch für viele weiterführende Projekte ein. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Kampf gegen Kinderarbeit und für eine bessere Bildung. Obwohl Kinderar-beit in Indien gesetzlich verboten ist, stellt sie doch besonders in ländlichen Gegenden

Entwicklungsfond

EL PUENTE Entwicklungsfonds

Indien

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Langfristige Zusammenarbeit, Mehrpreis-zahlungen und zinsfreie Vorfinanzierung sind die Grundpfeiler, auf denen die Part-nerschaft zwischen EL PUENTE und über 140 Handelspartnern weltweit aufgebaut ist. Viel kann auf diesem Weg erreicht werden und dennoch gibt es bei unseren Partnern Projekte, die nicht mit den Einnahmen aus dem Fairen Handel allein finanziert werden können. Um solche besonderen Maßnah-men bei den Projektpartnern zu unterstüt-zen, wurde der EL PUENTE Entwicklungs-fonds eingerichtet. Ein Projekt das EL PUENTE nun zum zweiten Mal in Folge unterstützt, ist das Lernzentrum von unserem Partner Tara in Indien. Tara engagiert sich bereits seit vielen Jahren erfolgreich für eine bessere Bildung von Kindern und setzt sich damit auch ge-gen Kinderarbeit ein.

Projekt 2.28a: Tara und EL PUENTE gegen KinderarbeitNach Schätzungen des Kinderhilfswerks UNICEF arbeiten weltweit mehrere Mil-lionen Kinder unter ausbeuterischen Be-dingungen. Besonders schwere Formen der ausbeuterischen Kinderarbeit sind Sklaverei, Zwangsarbeit und Prostitution.EL PUENTE lehnt jegliche Form der

eine traurige Realität dar. Durch die finan-zielle Not sind die Familien auf jedes noch so kleine Einkommen angewiesen, so dass selbst die Kinder vielerorts täglich arbeiten gehen müssen.Auch in der Stadt Firozabad im Norden In-diens ist Kinderarbeit ein weit verbreitetes Problem. Als wichtiges Zentrum für Glas-herstellung bekannt, ist die Ausbeutung seit vielen Jahrzehnten allgegenwärtig. Zwar zeigen die Statistiken, dass in Indien immer mehr Kinder zur Schule gehen, doch die Klassen sind groß und viele Lehrer sind schlecht ausgebildet. Besonders Mädchen brechen die Schule häufig vorzeitig ab. Die Gründe hierfür sind unterschiedlich. Man-che werden sehr früh verheiratet, andere wer-den diskriminiert oder aus finanzieller Not von der Schule genommen. Tara Projects hat bereits im Jahr 2006 ein Lernzentrum in Firozabad errichtet. Mit einem umfassenden Programm sollen Mädchen zum Verbleib in der Schule bewegt, Schulabbrecher zurück-geführt und weiterführende Bildungsinhalte vermittelt werden. Kinder von der 1. bis zur 5. Klasse werden im Lernzentrum unterrich-tet. Danach werden sie unterstützt, auch weiterführende Schulen zu besuchen. Tara konnte schon große Erfolge mit diesem Pro-jekt erzielen. Das Lernzentrum war für die Kinder die Startplattform in ein Leben mit einer abgeschlossenen Schulbildung und da-mit einer besseren Zukunft. Besonders wich-tig ist es Tara, auch die Eltern für das The-ma Bildung zu sensibilisieren. Denn gute

Bildung und ein Schulabschluss sind ein wichtiger Faktor um den Armutskreislauf zu durchbrechen. Neben dem Betrieb des Zentrums ist für Tara die Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit zentral. Zusammen mit dem Fair Trade Forum India organisier-te Tara am Welttag gegen Kinderarbeit im Juni 2014 eine große Kundgebung in Firoz-abad. Mehr als 250 Personen nahmen an der Veranstaltung teil. Mit Postern und Flyern machte die Gruppe auf diese wichtige The-matik aufmerksam. Moon Sharma von Tara rief dazu auf: „Viele Kinder, die eine Schule besucht haben, konnten eine gute Bildung erlangen und arbeiten heute in besseren Jobs. Ich wünsche mir, dass noch viel mehr Kinder diesem Beispiel folgen können.“Der EL PUENTE Entwicklungsfonds för-derte die Arbeit des Lernzentrums das erste Mal im Jahr 2012. Wir sind überzeugt von der weitreichenden Arbeit, die Tara in dem Bereich der Bildungsarbeit für Kinder leis-tet. Somit unterstützte der Entwicklungs-fonds die Arbeit von Tara auch in diesem Jahr mit einem Betrag von 9.240 €.Zuschuss 9.240 €Juli 2014

Entwicklungsfonds

Eine gute und abgeschlossene Schulbildung ist für Kinder in Indien noch lange keine Selbstverständlichkeit.Hier setzt die Arbeit unseres Partners Tara an.

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Chile

BangladeschIndien

Indien

Der EL PUENTE Entwicklungsfonds för-derte zuletzt folgende Projekte unserer Part-ner:

Projekt 2.15: Artisan Well ProduzententrainingDie indische Fairhandels-Organisation ent-wickelte ein Capacity Buildung Programm, das verschiedene Bereiche umfasst: Von der Verbesserung der Produkte und Designs, über die Produktivität bis hin zur Quali-tätssicherung und Kostenüberwachung und Schulungen zu den Fairhandels-Prinzipien. Durch die Verbesserung sämtlicher Arbeits-schritte und Prozesse, erhofft sich Artisan Well hochwertigere und attraktivere Pro-dukte anbieten zu können, um so den Ab-satz zu erhöhen und den Produzenten nach-haltig zu helfen. Zuschuss 4.000 €Oktober 2013

Projekt 2.16: Inner Reflection Einkauf von RohstoffenAufgrund struktureller Veränderungen und damit einhergehender finanzieller Schwie-rigkeiten war die Produzentengruppe Inner Reflection nicht in der Lage, Rohmaterialien für Räucherstäbchen nach EU-Standard ein-zukaufen. Mit einem zinsfreien Kredit des EL PUENTE Entwicklungsfonds von insge-samt 9.000 € konnte Inner Reflection diese Materialien erwerben, um mit ihrer Produk-tion wie gewohnt fortzufahren.Zinsfreier Kredit: 9.000 €Januar 2014

Projekt 2.17: Dhaka Handicrafts GleichberechtigungstrainingFrauen in Bangladesch haben häufig mit Diskriminierung zu kämpfen. Ein besonders großes Problem ist die sexuelle Belästigung auf dem Weg zur Arbeit, ganz besonders in öffentlichen Verkehrsmitteln. So haben auch viele Frauen der Fairhandels-Organisation Dhaka Handicrafts bereits Übergriffe erlebt. Dhaka Handicrafts hat nun eine Initiative ins Leben gerufen, um Workshops im Be-reich Gleichberechtigung durchzuführen. Dafür werden eigens Trainer ausgebildet, die den Frauen vermitteln, wie man auf Unge-rechtigkeiten und gewalttätige Übergriffe reagieren kann und wie sich die Geschlech-terrollen in Bangladesch zum Positiven ent-wickeln können.Zuschuss 4.833 €Juni 2014

Projekt 2.18: Bio-Zertifizierung von Viña ChequenDer biologische Anbau schützt nicht nur die Natur, sondern auch die Produzenten, die sonst täglich mit giftigen Pestiziden in direkten Kontakt kommen würden. Daher fördern wir aktiv die Umstellung auf öko-logische Landwirtschaft. Unseren Partner Viña Chequen/Maule Gourmet aus Chile unterstützte der Entwicklungsfonds mit ei-nem Zuschuss für die anstehende Bio-Zerti-fizierung der hochwertigenWeine.Zuschuss 766,28 €Juni 2014

Entwicklungsfonds

„Der EL PUENTE Entwick-lungsfonds unterstützt unsere Partner bei entwicklungspo-litischen Projekten, die über die Arbeit des Fairen Handels hinausgehen.“

Martin MoritzGeschäftsführer EL PUENTE GmbH

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Deutschland

Kenia

Indien

Chile

BangladeschProjekt 2.19: Asha Indien Nach tagelangen Regenfällen standen weite Teile der Region Kaschmir im September 2014 unter Wasser. Hunderte Menschen sind gestorben und das Ausmaß der Zerstö-rung war gewaltig. Auch Produzentengrup-pen unseres Partners Asha aus Indien waren von der schweren Katastrophe betroffen. Ihre Häuser sind beschädigt oder gar völlig zerstört worden, das wenige Eigentum weg-gespült. Die Unterstützung in Höhe von rund 1.200 € des EL PUENTE Entwick-lungsfonds wurde dafür eingesetzt, neue Rohmaterialien zu kaufen, Bestellungen fertigzustellen, um zerstörte Häuser wieder herzustellen und den Familien damit wieder ein Zuhause bieten zu können. Zuschuss 1.200 €September 2014

Projekt 3.10: Monda – WFTO-GebührAls recht kleine Organisation hat es sich unser Partner Monda aus Kenia zum Ziel gesetzt, Mitglied in der World Fair Trade Organisation (WFTO) zu werden. Diese Organisation bietet den Mitgliedern neben verschiedener anderer Vorteile vor allem ein großes, weltweites Netzwerk des Fairen Handels, Unterstützung und Kontakte zu Fairhandelsimporteuren weltweit. Der EL PUENTE Entwicklungsfonds unterstützte die Idee, indem wir den ersten Mitgliedsbei-trag von 250 € sponsorten.Zuschuss: 250 EuroApril 2014

Projektnr 3.9: Begegnungsreise nach RuandaFür eine geplante Begegnungsreise im Jahr 2015 zu unseren Tee- und Kaffeeproduzen-ten nach Ruanda stellte der Entwicklungs-fonds bereits 500 € für die ersten Planungen zur Verfügung. Zuschuss: 500 €Januar 2014

Entwicklungsfonds

Nach tagelangen Regenfällen standen weite Teile der Region Kaschmir im September 2014 unter Wasser. Auch Produzentengruppen unseres Partners Asha waren von der schweren Katastrophe betroffen.

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Der Bau einer Kaffeeverarbeitungs-anlage in Nicaragua und seine 25-jährige Geschichte.

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Das Jahr 1985 – Nicaragua befindet sich in einer Zeit der gesellschaftlichen Umwäl-zung. Ende der 70er Jahre wurde die Dikta-tur des Somoza-Clans mit zahlreichen Op-fern gestürzt. Die sogenannten Sandanisten übernahmen die Macht. Die Guerillagruppe „Contras“ versuchte zu dieser Zeit bereits, die bestehende Regierung zu stürzen. Auch die Kaffeebauern in La Paz del Tuma in Ni-caragua haben zu dieser Zeit viele Probleme: Durch Krieg, Wirtschafts- und Handelsblo-ckaden, Arbeitskräfte- und Kapitalmangel ist die Produktion zurückgegangen. Die Verarbeitungsanlagen sind alt und müssten dringend erneuert werden. Zudem fehlt es an Transportmöglichkeiten.Die Fairhandelspartner in Deutschland wol-len hier Abhilfe schaffen. Das integrierte Projekt von La Paz del Tuma wird von der MITKA, ein Kaffeeimporteur, bei dem auch EL PUENTE bereits zu dieser Zeit Mitglied ist, sowie der Gepa, ins Leben gerufen. Die zentrale Kaffeeverarbeitungsanlage „La Paz del Tuma“, mit deren Bau Ende 1988 be-gonnen wurde, ist das Kernstück der wirt-schaftlichen Verbesserungsmaßnahmen. In einem Umkreis von 10 km sollen alle Kaf-feeproduzenten ihre Ware dort abliefern. Die Anlage ist ein Pilotprojekt für Nicara-

gua, weil zum ersten Mal die Nass- und Tro-ckenverarbeitung des Kaffees an einer Stelle in den Bergen, wo der Kaffee auch gepflückt wird, durchgeführt werden soll. Neben der Anlage sind auch ein Lager für Kaffee, Pul-pe und Kaffeehäutchen, sowie Wohn- und Schlafräume für die Arbeiter und eine Kan-tine geplant. Daneben verfolgt das Projekt ein weiteres Ziel: es sollen Sozialeinrich-tungen für die Umgebung von La Unión, La Paz del Tuma und La Colonia gebaut werden. Dazu gehören Kindertagesstätten, Gesundheitszentren, Schulen, Wasserlei-tungen, Häuser, Unterkünfte für Pflücker. Ein ehrgeiziges, entwicklungspolitisches Projekt des Fairen Handels, dessen Kosten damals auf rund drei Millionen DM kalku-liert werden. Das Geld soll durch den Ver-kauf des Nicaragua-Kaffees, Spenden und Zuschüsse der EU aufgebracht werden. So zahlte die MITKA zum Beispiel 10% mehr als den Weltmarktpreis, diese Zahlungen flossen in das Projekt. In den Jahren danach zeichneten sich erste Erfolge ab: 1988 wur-de die erste Kindertagesstätte fertig gestellt, ein Jahr später eine Schule und Häuser für Landarbeiter. In einem Informationsblatt von 1990 heißt es: „Die Roharbeiten sind fast abgeschlossen. (…) Ziel ist, noch in

La Paz del TumaEin Projekt und seine 25-jährige Geschichte

Der Bau einer Kaffeeverarbeitungs-anlage in Nicaragua

und seine 25-jährige Geschichte.

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dieser Kaffeeernte (1989/90) den Probelauf der Anlage zu fahren.“ Doch im selben Jahr begannen die Probleme: 1990 folgte der Regierungswechsel. 20 Monate stand das Projekt still. Damit die Verarbeitungsanlage nicht an zurückkehrende Großgrundbesit-zer zurückgegeben werden musste, wurde die La Paz del Tuma Gesellschaft gegründet, in der die Landarbeitergewerkschaft ATC, der Kleinbauernverband UNAG und Basis-kooperativen vertreten sein sollten. Die Tro-ckenverarbeitungsanlage, hat mit der Ernte 1992/1993 ihren Betrieb aufgenommen. Die Nassverarbeitungsanlage funktionierte noch nicht. Die Abschlussarbeiten wurden unterbrochen, weil der Zuflusskanal mit den Kaffeekirschen zu wenig Gefälle hat. Eine kostengünstige Lösung für das Problem wurde gesucht.Eigentums- und Kompetenzunklarheiten führten letztlich dazu, dass es keine Inbe-triebnahme gab. In einem Informationsblatt von 1993 heißt es: „Vorausgesetzt, daß die ATC und die Basis der UNAG die momen-tanen Probleme in der Leitung des Benefi-cios überwinden, können die ursprüngli-chen Zielsetzungen des Projektes trotz aller Veränderungen erreicht werden.“Doch das ganze Projekt war von Beginn an davon begleitet, dass im Verlauf der Bauar-beiten immer wieder neue Probleme auf-tauchten. Die Anlage war schon von der Planung her überdimensioniert und nicht den Bedingungen und Bedürfnissen vor Ort angemessen, und scheiterte letztlich durch die Eigentums- und Kompetenzunklarhei-ten komplett.

Der Verlauf zeigt, mit welchen unvorher-gesehenen Problemen entwicklungspoli-tische Projekte konfrontiert sein können. Bei „La Paz del Tuma“ kamen zahlreiche Schwierigkeiten zusammen, die das Vorzei-geprojekt gänzlich zum Erliegen brachten. Doch nach rund einem Viertel Jahrhun-dert, gab es einen erneuten Versuch. Heute ist das Projekt erfolgreich beendet. Im Jahr 2012 kauft die der Kaffeekooperativenver-band SOPPEXCCA das Gelände und die Ruinen und errichtet eine neue Nassverar-beitungsanlage. Viele Fehler und Schwierig-keiten von damals sollten nicht wiederholt

werden. Allen voran ist hier die Rolle von SOPPEXCCA. Für den Kooperativen-verband war es über die Jahre schwer mit anzusehen, dass die von den Geldgebern eingesetzten Mittel keinen Effekt erzielten. Ihr Ziel war es, das aufwendige Projekt nun doch noch zu einem Abschluss zu bringen. Durch den Erwerb von SOPPEXCCA ge-hörte die Anlage nun einer einzigen Orga-nisation, die für ihre intensive Basisarbeit bekannt ist und erfahren im Betrieb von zentralen Nassverarbeitungsanlagen. Außer-dem ist die Ausstattung heute besser den klimatischen Gegebenheiten angepasst. Auf eine Trockenverarbeitungsanlage wurde ver-zichtet. Es sind vor allem zwei Basiskoope-rativen von SOPPEXCCA, die hier ihren Kaffee anliefern. Viele von ihnen holen den Ausschuss und die Pulpe nach der Verarbei-tung ab, um diese selbst weiterzuverwenden. Beides ist ein idealer ökologischer Dünger. Es gibt zudem einen großen Raum, in dem die jährlichen Mitgliederversammlungen abgehalten werden und Schulungen für die Kaffeebauern stattfinden. Schlafgelegenhei-ten bieten Platz für über 50 Personen. So ha-ben die Mitglieder, die trotz der relativ zen-tralen Lage von La Paz del Tuma eine weite Anreise haben, eine Übernachtungsmöglich-keit. Mit dieser erfreulichen Entwicklung konnte das entwicklungspolitische Projekt „La Paz del Tuma“ schließlich zu einem er-folgreichen Ende gebracht werden.

Die Nassverarbeitungsanlage kann nun von den Bauern der Region genutzt werden.

Mit Laptop, Smartphone und moderner Digitalkamera ausgerüstet ist Hisham El Gazaar unterwegs auf Vortragsrundreise. Professionell und souverän präsentiert er sein Unternehmen vor den Zuhörern. Man merkt ihm an, dass er es gewohnt ist, Vor-träge zu halten. Viele Menschen stellen sich einen Vertreter einer Exportorganisation im Fairen Handel anders vor. Hisham ist ein Geschäftsmann durch und durch. Doch was ihn antreibt, ist nicht der Profit, sondern die Aussicht, den Pro-duzenten in Ägypten ein besseres Leben zu ermöglichen – und dieses durch Handel. Fairen Handel. Er erzählt von seinem Geschäft in Ägypten, das mit dem einfachen Verkauf von Wasser-pfeifen und Bauchtanzaccessoires begann. Doch schnell bemerkte der 42-Jährige, dass es nicht das ist, was ihn zufrieden stellt. Ein-fach nur Produkte möglichst günstig ein-

zukaufen, um sie so teuer wie möglich zu verkaufen, war nicht das, was ihn glücklich

machte. Schnell war klar, er möchte einen Mehrwert schaffen. Und so hielt der Fai-re Handel Einzug in sein Geschäft. Heute unterstützt Hisham El Gazzar mit seiner Organisation Ya-dawee 10 Gruppen und damit rund 100 Kunsthandwerker in ganz Ägypten. Alle Produkte, die die Firma vertreibt, sind handgemacht: Vasen, Schals, Alabasterscha-len oder Kettenan-

hänger aus Holz. Bei der Arbeit legt Yadawee nicht nur Wert auf eine gute Bezahlung, vor allem die Schulung der Produzenten steht im Mittelpunkt. Auf diese Weise können die Produzenten die Qualität verbessern, neue Designs und Produkte entwickeln, die es ihnen ermöglichen, ihre Waren besser zu verkaufen. Besonders in der Zeit während und nach der Revolution, in der Touristen

Faire WocheVortragsrundreise von Hisham El Gazzar – Ein Geschäftsmann des Fairen Handels

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Die Faire WocheJedes Jahr findet die Faire Woche im Sep-tember statt. In dieser Zeit machen über 2.000 Aktionen bundesweit auf den Fai-ren Handel aufmerksam. Ob in Weltlä-den, Schulen oder Supermärkten – zahl-reiche Engagierte richten Veranstaltungen aus, die viel Aufmerksamkeit erregen. EL PUENTE lädt in jedem Jahr einen Produzentenvertreter ein, der auf Vor-tragsreise durch die Republik geht und in diesem Rahmen Schulen und Weltläden besucht. 2014 war unser Gast Hisham El Gazzar von der Fairhandels-Organisati-on Yadawee aus Ägypten.

ausblieben und die Produzenten in Ägypten für ihr Kunsthandwerk kaum noch Abneh-mer finden, ist der Export durch den Fairen Handel eine verlässliche Einnahmequelle.Die Besucher von Hishams Vortrag lernen eine Menge über Ägypten, über die Proble-me der Handwerker und über die Lösungs-ansätze von Yadawee. Mehr als 20 Veranstal-tungen in Schulen und Weltläden vor mehr als 500 Zuhörern hat Hisham während der Fairen Woche 2014 bestritten. Begleitet wurde er dabei von Felix Gies. Der junge Student hat ein Praktikum bei EL PUENTE gemacht und ist seitdem freiberuflich für die Organisation tätig.Die zwei Wochen durch Deutschland waren kräftezehrend. Schwerin, Berlin, Gelsenkir-chen, Trier … fast jeden Tag eine neue Stadt. Doch der Besuch ist für alle Seiten ein Erfolg gewesen. Auf diese Weise konnte Hisham se-hen, wie der Faire Handel in Deutschland funktioniert: „Ich war überrascht zu sehen, dass die Menschen sich hier vor allem eh-renamtlich für die Weltläden einsetzen. Durch die Gespräche mit ihnen ist mir klar

Faire Woche

„Die Vortragsreise hat mir gezeigt, wie viele interessan-te, engagierte Menschen im Fairen Handel tätig sind. Auch habe ich viele Laden-teams kennengelernt, die hart daran arbeiten, die Produkte unserer Partner professionell zu präsentieren und gut zu verkaufen.“

Felix Gies, freier Mitarbeiter bei EL PUENTEbegleitete Hisham El Gazzar auf seiner Rundreise zur Fairen Woche

geworden, vor welchen Herausforderungen sie stehen und auch, wie unsere Produkte verbessert werden können, um besser in den Weltladen zu passen.“Und auch die Weltläden, Schüler und Zu-hörer haben viel gelernt über ein Land, das drei Revolutionen in kürzester Zeit hinter sich gebracht hat. Über deren Menschen, die mit verschiedensten Schwierigkeiten zu kämpfen haben und über eine Organisation, die sich für diese Menschen einsetzt und das wertvolle ägyptische Kunsthandwerk erhal-ten und auch in anderen Ländern bekannter machen möchte.

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Hisham El Gazzar (Mitte) bei der Eröffnungspressekon-ferenz der Fairen Woche in Berlin.

PPA

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Der Projektpartnerausschuss (PPA) ist ein von der EL PUENTE GmbH unabhängi-ges Gremium, das deren Arbeit kontrolliert. Dabei steht vor allem die Zusammenarbeit mit den neuen und bestehenden Projekt-partnern EL PUENTEs im Mittelpunkt. Neue Projektpartner, deren Produkte in das Sortiment der Fairhandels-Organisation aufgenommen werden sollen, müssen im PPA genehmigt werden. Oft wird in ange-regten Diskussionen über die Zusammenar-beit beraten und es sind viele Detailfragen zu klären, bis eine Zustimmung erfolgt. Die regelmäßigen Sitzungen des PPA bieten dem Gremium außerdem die Möglichkeit, detaillierte Rückfragen an die Mitarbeiter der GmbH zu stellen, um sich einen bes-seren Eindruck von den Besuchen vor Ort zu machen. Auf diese Weise ist eine Beglei-tung und Überprüfung der Tätigkeiten der GmbH gewährleistet.Mit seiner Arbeit ist der PPA eine der Säulen des Internen Monitoring Systems (IMS) der EL PUENTE GmbH. Bei diesem System geht es darum, die Projektpartner hinsicht-lich der Fairhandels-Kriterien zu überprüfen. Dazu gehört neben ausführlichen Selbstaus-künften und persönlichen Besuchen vor Ort auch der jeweilige Beschluss des PPA über einen Partner.

ProjektpartnerDie EL PUENTE GmbH vertreibt derzeit Produkte von etwa 140 Projektpartnern in fast 50 verschiedenen Ländern. Besonders zu Aktionen wie dem Weltgebetstag werden neue Handelspartnerschaften erstmalig ein-gegangen. Diese sind dann Thema im PPA, der anhand verschiedener Unterlagen und persönlicher Berichte der EL PUENTE-Mitarbeiter über die neuen Partnerschaften entscheidet. Grundlage ist dabei immer die Beurteilung der Umsetzung der Fairhandels-standards. Dies wird durch den PPA geprüft und anschließend über diesen Partner abge-stimmt. Der überwiegende Teil der Projektpartner-schaften besteht jedoch schon seit vielen Jahren. Im Laufe der Zeit kann sich bei den Partnern einiges verändern: Organi-sationsstrukturen, die Anzahl der Produ-zentengruppen, die Art der hergestellten Produkte oder die Rahmenbedingungen im Herkunftsland. Aus diesem Grund werden auch bestehende Partnerschaften im PPA zu gegebener Zeit erneut besprochen. Folgende Partner wurden im Jahresverlauf 2014 im PPA besprochen und bewilligt:

EL PUENTE Projektpartnerausschuss

„Als unabhängiges Gremium kontrolliert der PPA die Ar-beit der EL PUENTE GmbH. Die Sitzungen sind nicht nur ein konstruktiver Austausch über die Arbeit mit den Pro-duzenten sondern immer auch über den Fairen Handel und seine Herausforderungen. “

Georg Poddig,Vorsitzender des EL PUENTE Projektpartnerausschusses (PPA)

PPA

Über die Arbeit des indischen Projektpartners Conserve wurde im PPA beraten.

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Beschlüsse 2014:– AfricaIgnite (Armbänder aus Afrika, neuer Partner)– Kooperationspartner Mama Afrika (Importeur von Kunsthandwerk aus Afrika)– Boyo (Kaffee aus Kamerun)– Conserve (Taschen aus Indien)

Darüber hinaus wurden auch die Partner für das Weltgebetstagsland Bahamas 2015 besprochen. Hier zeigt sich einmal mehr der positive Austausch der GmbH mit dem PPA. Vielerlei Fragen bezüglich der Part-ner und vor allem der Situation im Land konnten durch das Gespräch mit den Kol-leginnen, die sich selbst einen Eindruck vor Ort gemacht haben, geklärt werden. Durch die Arbeit des PPA wird die EL PUENTE GmbH immer wieder dazu veranlasst, sich stets von Neuem kritisch mit den eigenen Grundsätzen und den aktuellen und neuen Handelspartnern zu beschäftigen. Da es sich bei dem Weltgebetstag um ein vorläufiges Aktionssortiment handelt, gibt es hierzu noch keinen Beschluss vom PPA. Erst wenn die Produkte dauerhaft ins Sortiment über-nommen werden, wird der PPA erneut über die Partner beraten und beschließen.

PPA stellt IMS-Partner in den Fokus seiner ArbeitIn diesem Jahr hat der PPA seine Arbeit neu strukturiert. Ab sofort haben bei der Besprechung die Partner Priorität, die noch nicht von einem anderen anerkannten Fair-handelsmonitoring – wie zum Beispiel der WFTO oder FLO – geprüft wurden.Das heißt also, dass in der PPA-Arbeit ab sofort die Partner besonders im Mittelpunkt stehen, die allein unter das Interne Monito-

ring System (IMS) von EL PUENTE fallen. Mit diesem Beschluss sollen die Partner von doppelter Arbeit und personeller Ressour-cenbindung entlasten werden, da sie so nicht gleichzeitig mehreren Fairhandels-Audits unterliegen.Auf der anderen Seite kann sich auch der PPA den verbleibenden Partnern eingehen-der widmen. Besonders Partner, für die die Arbeit im System des Fairen Handels noch neu ist, sollen hiervon profitieren. Mit der neuen Arbeitsstruktur, die im Rahmen der WFTO-Prüfung festgelegt wurde, wurde entschieden, dass der PPA neue EL PUEN-TE-Partner, die Mitglieder der WFTO sind oder von FLO zertifiziert wurden, grund-sätzlich akzeptiert. Dennoch bleibt es dem Gremium selbstverständlich vorbehalten, je-derzeit detaillierte Berichte über diese Part-ner einzufordern und eine individuelle Ent-scheidung über die Partnerschaft zu treffen.

PPA-MitgliederDer PPA ist eine Einrichtung des EL PU-ENTE Vereins, die aus zehn stimmberech-tigten Mitgliedern besteht. Fünf von ihnen werden aus den Reihen der Vereinsmitglie-der gewählt. Bis zu fünf weitere Stimmen stellen Weltläden und Aktionsgruppen. Derzeit gibt es sieben Weltläden, die regel-mäßig beim PPA mitarbeiten. Dazu gehö-ren Allerweltsladen Hannover, Weltladen Göttingen, Weltladen Pueblo Wolfsburg, El Puente Goslar, Weltladen Emmauskir-che Berlin, Weltladen El Martin aus Düs-seldorf und der Weltladen Kirchzarten. Die Sitzungen des PPA finden regelmäßig in Nordstemmen statt. Sie sind öffentlich und Gäste sind herzlich willkommen.

Die nächsten Termine für PPA-Sitzungen 20154. März24. Juni16. September25. November

„Die Organisationen des Fairen Handels set-zen sich öffentlich für einen gerechten Welt-handel ein. Sie schaffen ein Bewusstsein für die Ziele des Fairen Handels und versorgen die Verbraucher mit umfassenden Informa-tionen.“ Dies ist einer der 10 von der World Fair Trade Organisation (WFTO) formu-lierten Fairhandels-Standards. Diese Idee betrifft alle Organisationen, bis hin zum Weltladen. Der EL PUENTE Weltladen in der Scheelenstraße in Hildesheim nimmt die Bildungsarbeit sehr ernst und setzt engagiert viele Veranstaltungen um, die alle zum Ziel haben, über den Fairen Handel zu informie-ren, Kunden für den Weltladen und neue Mitglieder für den EL PUENTE Verein zu gewinnen. Denn nur so können die Produ-zenten in Afrika, Asien und Lateinamerika von den Verkäufen profitieren. Und das En-gagement zahlt sich aus. Schon im Septem-ber 2014 konnte der Weltladen 30% mehr Umsatz verzeichnen als im Vorjahr. Dies ist der engagierten Arbeit aller Mitarbeiter zu verdanken. Denn im ganzen vergangenen Jahr war viel los im Weltladen. So sind zum Beispiel Schulklassen häufige Gäste in dem

Fairhandels-Fachgeschäft. Ob die Schüler der Erzieherinnenschule Elisabeth-Von-Rantzau aus Hildesheim, die Anne-Frank-Schule oder die angereiste Oberstufenklasse eines Gymnasium aus Salzgitter – Die Ju-gendlichen werden herzlich in Empfang ge-nommen, lernen etwas über Fairen Handel und können die Produkte vor Ort erleben und erschmecken. „Ich nenne das Depot-Wirkung“, erklärt Rosita Jung-Concha vom Weltladen in Hildesheim. „Viele der Besu-cher sehen wir früher oder später als Kunden im Weltladen wieder. Der Besuch und die konkrete Erfahrung hinterlassen bei vielen einen bleibenden Eindruck.“So ist der Weltladen auch Anlaufpunkt für andere Weltläden aus ganz Deutschland, die interessiert sind an der Arbeit des Shops in Hildesheim. „Damit wir immer auf dem neuesten Stand sind und auch die Kunden im Gespräch kompetent beraten können, sind uns auch Fortbildungen sehr wichtig“, erklärt Rosita Jung-Concha. So besucht das Team regelmäßig Workshops und Seminare zum Fairen Handel. 2014 reiste das Team zum Beispiel gemeinsam nach Bad Hersfeld, zu den Weltladen Fachtagen, um sich hier über die neuesten Produkte und aktuellen Entwicklungen zu informieren.

EL PUENTE Verein/Weltladen

EL PUENTEVerein/Weltladen

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EL PUENTEVerein/Weltladen

„Bei uns im Laden ist viel Be-wegung, neben dem täglichen Verkauf empfangen wir eine Vielzahl unterschiedlichster Besuchergruppen, die wir informieren und nicht zuletzt häufig als Kunden gewinnen.“

Rosita Jung-Concha1. Vorsitzende EL PUENTE Verein und Richard Bruns, EL PUENTE-Gründer

Zudem sind Kooperationen in der Regi-on ein wichtiges Anliegen des Ladens. So wurde die Vorsitzende zum Beispiel von der Hildesheimer St.Andreas-Gemeinde zum Ernte-Dank-Gottesdienst eingeladen, um hier über den Fairen Handel in einem In-terview zu informieren. Nach dem Gottes-dienst bot der Laden an einem Stand eine Auswahl an verschiedenen Fairhandels-Pro-dukten zum Verkauf an. Auch Veranstaltun-gen wie der Besuch des Ägypters Hisham El Gazzar von der Fairhandelsorganisation Yadawee oder die alljährliche Teilnahme am Hildesheimer Late-Night-Shopping sind wichtige Punkte im Jahreslauf des Ladens. Dass sich all das Engagement der Mitarbei-

ter lohnt, zeigt das besondere Jubiläum: Be-reits 40 Jahre bietet der Laden fair gehandel-te Produkte in Hildesheim an. Und damit gehört dieses Fachgeschäft zu den Pionieren des Fairen Handels in ganz Deutschland. Der runde Geburtstag wurde im Juni gebüh-rend gefeiert mit Live-Musik, fairen Snacks und vielen Gästen und Stammkunden des Ladens.

Mitgliederzahl:Der Mitgliederzuwachs hielt auch im Jahr 2013 an. Es gab 6 Eintritte. 3 Mitglieder sind ausgetreten. Somit hat sich die Zahl der Mitglieder von 110 am Jahresende 2012 auf 113 Ende 2013 erhöht.

Gewinn- und Verlustrechnung:Mitgliedsbeiträge: 3.496 €Spenden: 903 €Zinserträge: 1.945 €Gesamterträge: 6.344 €

Gesamtaufwendungen: 2.973 €

Jahresüberschuss: 3.371 €

Bilanz: Rücklagen: 18.585 €Anteil EL PUENTE GmbH:120.000 €Anteil EL PUENTE WeltCafé GmbH: 5.000 €

Verbindlichkeiten: 1.448 €Übertrag Entwicklungsfonds: 45.916 €Gesamtbilanz: 190.949 €

Ausgaben für Entwicklungsfonds in 2013: 21.037 € Neuwahl des Vorstandes:Alle Vorstandsmitglieder wurden jeweils einstimmig gewählt und nahmen die Wahl an:1. Vorsitzende: Rosita Jung-Concha (Wiederwahl)2. Vorsitzende: Gertrud Billenkamp (bisher Jan Michael Witt)Beisitzer: Ulrike Bytof (Wiederwahl)Uwe Wilkens (Wiederwahl)Maria Fonteles-Thiele (Wiederwahl)

Mitgliederversammlung des EL PUENTE Vereins am 25. April 2014

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Michaelis WeltCafé

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Schwerpunkt der Veranstaltungen im Mi-chaelis WeltCafé stellt aber nach wie vor die entwicklungspolitische Bildungsarbeit zum Themenbereich Eine-Welt dar. Einmal im Monat können sich Initiativen, Schulen und Kirchengemeinden mit ihren Partnerschaf-ten vorstellen.

2½ Jahre Michaelis WeltCafé in Hildesheim

„Neben fair gehandeltem Kaffee und hausgemachten Kuchen gehören im WeltCafé entwicklungspolitische Bildungsveranstaltungen zum Gesamtkonzept.“

Richard BrunsEhrenamtlicher Geschäfts- führer des EL PUENTE WeltCafés

Das Michaelis WeltCafé besteht nun schon seit 2 ½ Jahren und hat sich zu einem anerkann-ten Treffpunkt in Hildesheim entwickelt:

fair gehandelte Kaffeespezialitäten, Schokolade oder Tee, natürlich biologisch angebaut

wunderschöner Blick auf die Michaelis Kirche als Weltkulturerbe der UNESCO

seit Wiedereröffnung des Domes am 15. August beliebter Anlaufpunkt für die Touristen auf ihrer Route zwischen den beiden Weltkulturerbestätten Dom und Michaeliskirche

wegen des gemütlichen Ambientes und des einzigartigen Blickes auf die Michaeliskirche Treffpunkt für Familienfeiern und Feste

fester wöchentlicher Begegnungsort für die Gruppe MITTENDRIN im Michaelisquartier

Austragungsort zahlreicher kultureller und kommunikativer Aktivitäten wie monatliche Lesungen mit den Hildesheimlichen Autoren, Dämmerschoppen mit den chilenischen Weinen von EL PUENTE, Spiele- und Stricknachmittage

Michaelis WeltCafé

Der Moringe Sokoine Chor aus Tansania brachte afri-kanische Rhythmen in das WeltCafé nach Hildesheim.

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Fazit: Das Michaelis WeltCafé konnte seinen guten Ruf in Hildesheim wegen der Qualität der fair gehandelten Erzeugnisse, des einzig-artigen Ambientes und der freundlichen Be-dienung der Mitarbeiterinnen festigen. Erst-malig wird das WeltCafé wirtschaftlich eine schwarze Null schreiben – ohne den Einsatz der Ehrenamtlichen wäre dies jedoch nicht möglich.

Richard BrunsEhrenamtlicher Geschäftsführer

2½ Jahre Michaelis WeltCafé in Hildesheim

21.01.14 Was passiert mit den Spenden in Gambia?11.02.14 Grundschulkinder aus Nepal besuchen Grundschulkinder aus Ottbergen18.03.14 Drispenstedter Partnerschule im Himalaja08.04.14 Wasserprojekte in Afrika26.05.14 Die Partnerschaftsprojekte der St.-Augustinus-Schule in Peru20.06.14 Der Moringe Sokoine Chor aus Tansania besucht die Michelsenschule Hildesheim22.07.14 Warmi Bolivien- Partnerschaftsprojekt der kfd Diözese Hildesheim19.08.14 Die Müllsammler in Kairo25.09.14 Yadawee aus Ägypten im Rahmen der Fairen Woche 14.10.14 Christen in Pakistan: Angst und Hoffnung27.10.14 OICOCREDIT: Geld anlegen für eine gerechtere Welt?12.11.14 Die „vergessenen“ Flüchtlinge im Libanon11.12.14 Hildesheimer Wald für Tansania

Im Jahr 2014 konnten folgende entwicklungspolitischen Bildungsaktivitäten von der EL PUENTE Stiftung gefördert werden:

EL PUENTEErlebnistage

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Sie stand unter keinem guten Stern, die Organisation der Fahrt zu EL PUENTE nach Nordstemmen. Zu viele äußere Wid-rigkeiten im vergangenen Jahr beeinfluss-ten Termine und Teilnehmer. Und so lag es hauptsächlich am Durchhaltevermögen von Dörte Müller, dass sich am 14. Mai ein Fähnlein von fünf Aufrechten auf die Fahrt nach Hildesheim machte. Nach herzlicher Begrüßung durch das Ehepaar Bruns und Zimmerbezug wurde der Nachmittag mit der Besichtigung Hildesheims begonnen.

Hildesheim ist Weltkulturerbe und hat reichlich anschauungswürdige Straßen, Plät-ze und Gebäude. Ausführliches dazu bietet auch das Internet, dem unser routinierter Reiseführer Richard Bruns natürlich deut-lich überlegen war. So konnten wir dem hef-tigsten Regenguss durch eine ausführliche Besichtigung des Knochenhauer-Amtshau-ses ausweichen. Anschließend fachsimpelten wir im Weltladen und später im Waliki-Store über Sortimente und Ladenkosten. Nach einer Pause im Michaelis-WeltCafé, eben-falls betrieben von EL PUENTE, besich-tigten wir die St. Michaeliskirche, Teil des Weltkulturerbes. Dann erfreute uns Helga Bruns mit einem reichhaltigen Abendessen auf Quinoa-Basis in jeder Form: fest, flüssig, süß oder pikant.Der Donnerstag stand ganz im Zeichen von EL PUENTE in Nordstemmen. Da war nichts mehr mit Improvisation und alter-nativem Handel. Äußerlich eindrucksvoll und trotzdem an einigen Stellen schon zu eng stellte sich ein prosperierendes Unter-nehmen vor. Arbeitsteilig organisiert wie aus dem Betriebswirtschafts-Lehrbuch mit einer jungen Belegschaft einschließlich zwei-er Ausbildungsberufe gibt es Spezialisten für Einkauf, Vertrieb, Öffentlichkeitsarbeit, Rechnungswesen und Versand.Stefan Bockemühl, einer der zwei Ge-schäftsführer, nahm sich ausführlich Zeit, die Entwicklung des „Partnerschaftlichen Welthandels EL PUENTE“ aufzuzeigen, die Unterschiede der Arbeitsschwerpunkte von Stiftung und Entwicklungsfonds und die Möglichkeiten des Mittelzuflusses für uns Außenstehende zu erklären. Während des Rundgangs gab es immer aus-reichend Gelegenheit, Mitarbeiter von EL PUENTE, die wir auf Hausmessen, Semina-ren oder auch nur am Telefon kennengelernt hatten, ausführlich zu begrüßen. Chaotische

Lagerung hört sich nach Keller und Garage daheim an, war aber verblüffend ordent-lich. Niemand muss mehr die Lagerplät-ze der unzähligen Artikel im Kopf haben, niemand Bestellungen mit kilometerlangen Wanderungen abarbeiten, nein! Der Com-puter weiß nicht nur, wo alles liegt, er druckt auch die Bestellungen so aus, dass der kür-zest mögliche Weg vorgegeben wird, um alle bestellten Artikel einzusammeln! Auf Voll-zähligkeit und Unversehrtheit kontrollieren, verpacken, frankieren und den Lieferschein aufkleben ist Bestandteil des „Vier Augen Prinzips“.Der Wareneingang mit der LKW-Entladung war unsere letzte Station.Exotische Spinnen, Schlangen oder sons-tige Krabbeltiere gab es leider nicht zu besichtigen, denn die Übersee-Container sind alle mit Schutzgas (Stickstoff ) ge-füllt, wie der Lagerverwalter zu berich-ten wusste. Am späten Nachmittag zo-gen wir beeindruckt von dannen und erholten uns bei einem Rundgang im Innen-hof der Marienburg, dem Stammschloß der Welfen, welches in unmittelbarer Nähe liegt.Zurück in Hildesheim entführte uns Helga mit eine Dia-Show nach Bolivien und zeigte uns, dass sie von Quinoa nicht nur Kochre-zepte kannte. Wir erfuhren die Legende der Entstehung, die Bedingungen bei Aussaat und Ernte und lernten die Partnerorganisa-tion ANAPQUI kennen.Am nächsten Morgen konnten wir dann Originalpflanzen in Blumentöpfen bewun-dern. So sind wir auf unserem „Betriebs-ausflug“ nicht nur Multiplikatoren für EL PUENTE, sondern gleichzeitig für Quinoa geworden.Was aber ist ein Besuch in Hildesheim ohne den „tausendjährigen Rosenstock“? Also nutzten wir den Rückreisetag vormittags noch zu einem abschließenden Stadtrund-gang einschließlich Fotostop am Rosenstock an der Apsis des Domes. Beladen mit vielen Informationen und dem Wissen, trotzdem manches nicht gesehen und gehört zu ha-ben, traten wir die Rückreise an. Helga und Richard Bruns und den Mitarbeitern von EL PUENTE hier noch einmal ein herzliches Dankeschön für die erlebnisreiche Zeit und die nachhaltigen Eindrücke.Werner TalarekWeltladen Bad Dürkheim

Weltladen Bad Dürkheim auf Erlebnisreise zu EL PUENTE

EL PUENTEErlebnistage

Das „Internationale Jahr der Quinoa“ war An-lass für uns, eine Informationsveranstaltung über das „Wunderkorn der Inkas“ für unsere Mitarbeiter und interessierte Kunden anzubie-ten. Vermittelt von EL PUENTE, kamen am 19. November Helga Bruns als Referentin und ihr Mann den weiten Weg von Hildesheim zu uns in den Schwarzwald.Zu der Veranstaltung hatten wir unter der Überschrift „Quinoa – eine Zukunft, ausgesät vor tausenden von Jahren“ eingeladen. Helga Bruns stellte die Pflanze und ihre Verwandten vor und verwies auf die Artenvielfalt der Qui-

noa. Zur Veranschaulichung hatte sie auch einige Pflanzen mitgebracht. Sie ging auf den Anbau und die Verarbeitung ein und infor-mierte über den bolivianischen Produzenten Anapqui. Auch die mögliche Bedeutung der Pflanze im Kampf gegen den Hunger hob sie hervor. So richtig in ihrem Element zeigte sie sich, als es um das Kochen und Backen mit Quinoa ging. Sie sei sehr experimentierfreudig und probiere immer wieder Neues aus. Und so konnte sie viele Tipps aus ihrem reichen Erfah-rungsschatz geben.Gerhard Schrempp, Weltladen Kinzigtal

Nach dem etwa 45-minütigen Vortrag hatten die Besucher die Gelegenheit zur Verkos-tung von Quinoa-Produkten. Ein kleines Büffet mit Salaten, Snacks, Fingerfood und einem Dessert war aufgebaut wor-den. Die Kostproben waren von Helga Bruns und Weltla-den-Mitarbeiterinnen vorbe-reitet worden.

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Mit großem Enthusiasmus hat der Gründer und Ideengeber von EL PUENTE, Richard Bruns, die ersten Schritte in den Fairen Handel gewagt. Dies berichtete er anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des „Eine-Welt-Verein Rotenburg“, zu dem er als Referent eingeladen war. Angesteckt von den Ideen des Politikers und Christen Erhard Eppler sagte er sich: „Wir wissen, was zu tun ist – also tun wir es.“Mit jugendlichem Elan und voller Begeiste-rung startete er unbekümmert gemeinsam mit Gleichgesinnten aus der evangelischen Jugend und katholischen Jugend den Ver-kauf von fair produziertem Kunsthandwerk aus Südamerika. Trotz immer wieder auftre-tender Probleme und vieler Schwierigkeiten konnte er seine Ideen umsetzen. Richard

Bruns wollte nicht aufgeben, weil er den Nutzen für die Menschen, die die Waren herstellten, vor Augen hatte. Auch als es in späteren Jahren zu einer existenzbedrohen-den Krise des inzwischen mittelständischen Unternehmens kam, konnte er unter Einsatz seines persönlichen Vermögens EL PUEN-TE retten und bis heute weiterführen.Diesen Einblicken in sein Leben folgte eine aufmerksame Zuhörerschaft im „Haake-Meyer“ in Rotenburg/Wümme. Der „Eine-Welt-Verein e.V. Rotenburg“, wie er richtig heißt, betreibt im „Haake-Meyer“ seit nun-mehr 5 Jahren seinen Laden, der in der Fuß-gängerzone der Stadt einen prominenten Platz bekommen hat. Seither ist es geglückt, mehr als 50 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen zu gewinnen. Hero Feenders, Weltladen Rotenburg/Wümme

Weltladen Bad Dürkheim auf Erlebnisreise zu EL PUENTE

Im Weltladen RotenburgEL PUENTE-Gründer zu Besuch zum 30-jährigen Jubiläum

Im Weltladen KinzigtalRund um die Quinoa

EL PUENTEStiftung

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Die EL PUENTE Stiftung fördert entwick-lungspolitische Bildungs- und Öffentlich-keitsarbeit. Um dieses wichtige Ziel auch langfristig sicherstellen zu können, verfügt die Stiftung über eigenes Stiftungskapital und ist in ihrer Arbeit unabhängig von der wirtschaftlichen Lage der EL PUENTE GmbH. Auch im Jahr 2013 konnten wieder verschiedene Projekte und Veranstaltungen gefördert werden. Von einer Ausstellung zum Thema fair gehandelte Quinoa, über den Verkaufsstand einer Fairhandels-Schü-lerfirma bis hin zu einem Buchprojekt mit tansanischen und deutschen Geschichten unterstützte die Stiftung unter anderem fol-gende Projekte.

Geförderte Projekte 2013/2014

August 2013Ausstellung zu fair gehandelter QuinoaBereits seit vielen Jahren ist ein Produkt aus Südamerika nicht mehr aus dem Dresdener Weltladen Quilombo wegzudenken – Die Quinoa. Das Wunderkorn der Inka war für den Laden schon immer ein wichtiges Pro-dukt für die Bildungsarbeit und natürlich auch den Verkauf. Das Jahr der Quinoa sowie das Jubiläum in den Räumlichkeiten des Kunstfoyers der Dreikönigskirche nah-men die engagierten Weltladenmitarbeiter zum Anlass dem besonderen Getreide eine Ausstellung zu widmen. Mit Postern, Hand-zetteln und über den eigenen Mailverteiler machten sie auf diese Sonderausstellung aufmerksam. Rund 50 Gäste kamen allein zur Ausstellungseröffnung. Die Mitarbeiter des Ladens betreuten die Ausstellung täg-lich, um persönlich Informationen an die Besucher weiterzugeben. Die EL PUENTE Stiftung unterstützte die Ausstellung durch einen Zuschuss.

Dezember 2013Verkaufsstand für Eine-Welt-AG LauffenAm Hölderlin-Gymnasium in Lauffen am Neckar engagieren sich Heiko Bluhm und seine Schüler in der Eine-Welt-AG für den Fairen Handel. Mit dabei sind Kinder und

Jugendliche verschiedenster Altersgruppen, von der 5. bis zur 12. Klasse. Hierbei steht besonders die Beschäftigung und die Unter-stützung von Adivasi-Projekten im Mittel-punkt. Dazu zählen Begegnungsreisen, die Unterstützung des Adivasi-Netzwerks AMS und die Vermarktung der fair gehandelten Produkte. Im Dezember 2013 beteiligte sich die Eine-Welt-AG erneut am nicht-kommer-ziellen Weihnachtsmarkt in Lauffen. Durch die Förderung der EL PUENTE-Stiftung konnte die AG einen mobilen Holzstand erwerben und damit am Weihnachtsmarkt teilnehmen und sich der Lauffener Bevöl-kerung als Schülergruppe des entwicklungs-politischen Engagements präsentieren. Der Stand wurde von zehn Schülern der AG, drei Ehemaligen und dem zuständigen Leh-rer betreut. Die Präsenz mit dem Stand war nicht nur für die Öffentlichkeitsarbeit wich-tig, sondern auch für die Anerkennung und Motivation der Schüler. Der Holzstand steht nun in der Schule bereit, um auch für andere öffentlichkeitswirksame Aktionen eingesetzt zu werden.

Deutsch-tansanisches Kinderbuchprojekt Eine Gruppe von Schülern des Montessori Training Centers in Moshi, Tansania, und der Herman-Nohl-Schule in Hildesheim nahm an einem entwicklungspolitischen Austauschprogramm (ENSA) teil. Wäh-rend der Zeit des Austausches arbeiteten die Schüler an einem gemeinsamen Projekt – der Erstellung eines Kinderbuches, das sowohl tansanische als auch deutsche Ge-schichten für Kinder vereint. Die Schüler aus Afrika haben Geschichten aufgeschrieben, die von Generation zu Ge-neration traditionell weitergegeben wurden. Zusätzlich haben die Gruppen gemeinsam an neuen Geschichten mit tansanischen und deutschen Einflüssen gearbeitet. Alle Ge-schichten wurden ins Englische, Kisuahele und ins Deutsche übersetzt. Um das Buch-projekt „Hadithi Katika Dunia Moja – Eine Welt Geschichten“ zu realisieren unterstütz-te die EL PUENTE Stiftung die Schüler-gruppen mit einem Zuschuss.

EL PUENTE Stiftung

„Die Stiftung unterstützt verschiedene Projekte, die zum Ziel haben, auf den Fairen Handel in Deutschland aufmerksam zu machen und über das Leben der Menschen in Übersee aufzuklären.“

Kurt WarmbeinVorsitzender der EL PUENTE Stiftung

EL PUENTEStiftung

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Jahresbilanz der EL PUENTE Stiftung 2013Stiftungskapital am 31.12.2012: 460.086,30 €

Zustiftungen und Spenden 2013 21.153,39 €

1/3 Überschuss aus 2012 (Zuführung) 6.315,00 €

Stiftungskapital am 31.12.2013: 487.554,69 €

Aufwendungen für den Stiftungszweck:

Weltladen Alavanyo 599,00 €

Bildungssäule Weltladen Ludwigslust 100,00 €

Allerweltsladen Hannover 128,74 €

Teilnahme am Kirchentag in Hamburg 739,00 €

Adivasi Kunst auf der IGS in Hamburg 1.431,51 €

Jung Schule Zell 125,00 €

Eine-Welt-Woche Hildesheim 3.200,00 €

Afrikabegegnung Weltladen Parchim 200,00 €

Weltladen Hannover 500,00 €

Bildungsmaßnahmen Hof Kunterbunt 350,00 €

Förderung der Aktivitäten im WeltCafé 3.375,50 €

Weltgebetstagsbroschüre Chile 500,00 €

EL PUENTE Informiert 2013 500,00 €Teilnahme von Vorstandsmitgliedernan Veranstaltungen 256,50 €

Ausschüttung Sondervermögen Bolivien

2,234,00 €

14.239,25 €

Aufwendungen für Geschäftsführung:Kontoführung, Fahrtkosten und Geschäftsbetrieb 878,67 €

Sonstiges

Stückzinsen für Nord-LB Schuldverschreibungen 1.324,67 €

Unterhalt der Internetpräsenz 47,88 €

1.372,55 €

Gewinn- und Verlustrechnung 2013Ertrag:Kapitalerträge 19.797,17 €

Aufwand:Stiftungszweck

14.239,25 €

Geschäftsführung 878,67 € 878,67 €

Sonstiges 1,372,55 €

16.490,47 €

Gewinn: 3.306,70 €

Kapitalanlagen zum 31.12.2013:

Darlehen EL PUENTE GmbH 220.000,00 €

Sparbriefe Umweltbank Nürnberg 40.000,00 €

Sparkasse Hildesheim 100.000,00 €

Volksbank Hildesheimer Börde 60.000,00 €

Photovoltaikgenossenschaft Diekholzen 20.000,00 €

Genussrechte Windwärts GmbH 30.000,00 €

470.000,00 €

Bilanz der EL PUENTE Stiftung 2013

AKTIVA:

Kapitalanlagen

470.000,00 €

Festgeldkonto Umweltbank 22.878,98 €

Girokonto Sparkasse

14.464,07 €

Girokonto Volksbank 2.442,25 €

Beteiligung an der EL PUENTE GmbH 55.700,00 €

Sondervermögen Bolivien 65.000,00 €

630.485,30 €

PASSIVA:

Stiftungskapital 487.554,69 €

Rücklagen 17.323,91 €

Jahresergebnis 3.306,70 €

Gesellschafteranteile 55.700,00 €

Sondervermögen Bolivien

66.600,00 €

630.485,30 €

Der Stiftungsvorstand dankt allen Zustiftern und Spendern! Weitere Zustiftungen (ab 1.000 €) und Spenden sind jederzeit willkommen! Stiftungskonto bei der Sparkasse Hildesheim IBAN: DE 31 259 501 30 0000 555 555 Anträge an die Stiftung sind zu richten an: EL PUENTE Stiftung c/o Kurt Warmbein Körnerstr. 51 31141 Hildesheim Mail: [email protected]

ReiseberichtSüdafrika

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Kapstadt, 09:00 Uhr morgens. Es ist April 2014. Nach etwa 10 Stunden Flug steigen meine Kollegin Gesa und ich aus dem Flie-ger, um uns auf eine Reise durch Südafrika zu begeben. Wir werden Produzenten besu-chen. Langjährige Partner. Unser Reiseziel ist es, uns ein Bild von der aktuellen Situ-ation zu machen und gemeinsame Pläne für die Zukunft zu besprechen. Gesa ist Ein-käuferin bei EL PUENTE, ich bin für die Öffentlichkeitsarbeit und die Informationen über unsere Projektpartner zuständig. Um in Gesprächen mit Kunden den Fairen Handel greifbar zu machen, hilft es, viele konkrete Beispiele aus der Praxis zu kennen. Unsere erste Station auf dieser Reise ist Turqle Tra-ding in Kapstadt.Fruchtige Tapenaden, exotische Gewürz-mischungen und scharfe Saucen. Das sind unsere südafrikanischen Klassiker im Le-bensmittelsortiment. Seit 2006 besteht die Zusammenarbeit zwischen EL PUENTE und der kleinen südafrikanischen Fairhan-dels-Organisation Turqle Trading. Am Be-ginn stand die Weltgebetstags-Aktion Süd-afrika. Die Lebensmittel, die von mehreren lokalen Produzentengruppen hergestellt werden, haben seither einen festen Platz in unseren Katalogen. Der Fokus liegt bei allen

Produkten auf der lokalen Wertschöpfung. Die Gründer von Turqle, Rain Morgan und Pieter Swart, haben eine klare Fairhandels-Vision in die Praxis umgesetzt. „1997 stand für uns fest, dass es für den Wiederaufbau des Landes nach der Apartheid essenziell ist, feste Arbeitsplätze zu schaffen. Die hohe Ar-beitslosigkeit war die größte Bedrohung für die Stabilität Südafrikas“, erzählt Rain. „Bei der Gründung von Turqle haben wir uns das Ziel gesetzt, jedes Jahr 10% mehr feste Jobs zu schaffen. Dieses Ziel wurde bei Weitem übertroffen. In den kleinen Betrieben, die unsere Produkte herstellen, haben heute etwa 500 Angestellte feste Arbeitsverträge und ein sicheres Einkommen. Ganz wichtig ist im Fairen Handel aber auch die Förde-rung individueller Entwicklungschancen!“ Daher hat Turqle einen Fonds angelegt, aus dem regelmäßige Fortbildungen und Schul-gebühren für Kinder bezahlt werden. EL PUENTE unterstützt dieses ehrgeizige Pro-gramm seit Beginn der Partnerschaft und zahlt bei jeder Bestellung 2,5 % des Preises zusätzlich in diesen Fair Trade Fonds ein. Der Großteil dieser Einnahmen wird aktuell für Schulgebühren verwendet. Im Laufe des Jahres 2014 waren außerdem 15 Trainings geplant und Mitglieder der Produzenten-gruppen haben jederzeit die Möglichkeit in-dividuelle Förderungen zu beantragen. Das

Spezialitäten vom KapEin Projektpartnerbesuch in Südafrika

ReiseberichtSüdafrika

Die Schaffung fairer Ar-beitsplätze steht bei Turqle Trading im Mittelpunkt: Die Produzentengruppe Fynbos (Bild links) baut Paprika an und stellt hieraus Speziali-täten her. In der Gewürz-verarbeitung von Cape Herb and Spice in Kapstadt (Bild rechts) wurden viele feste Jobs geschaffen.

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kann zum Beispiel ein Studium sein oder eine Fortbildung, an der ein Mitarbeiter In-teresse hat.Nach der kurzen Besprechung im Büro von Turqle fahren wir durch die Stadt. Überall hängen Plakate. Bald stehen die Wahlen an. Ein Thema, das auch heute alle beschäftigt, ist die hohe Arbeitslosigkeit unter jungen Leuten. In einem Land, in dem der Alters-durchschnitt der Bevölkerung bei 26 Jahren liegt, ein sehr ernstes Problem. Nur 10% der jungen Schulabgänger finden direkt im Anschluss einen Job. Viele sind perspektiv-los und frustriert. Genau 20 Jahre sind seit dem Ende der Apartheid vergangen. Die meisten jungen Leute haben diese Zeit selbst nicht mehr bewusst erlebt. Doch im Alltag sind auch heute die Grenzen längst nicht verschwunden. Zwar sind vor dem Gesetz mittlerweile alle Südafrikaner gleichgestellt, doch Pieter berichtet, dass diese Gleichheit im Alltag noch lange nicht erreicht ist. Es gibt weiterhin krasse Unterschiede in den Entwicklungschancen der verschiedenen Bevölkerungsteile. Auf den gepflegten Stra-ßen sieht man weiterhin überwiegend Weiße in ihren modernen Autos fahren, die Town-ships erstrecken sich an den Straßenrändern hinter Mauern. Diese fortbestehende Tren-nung wirkt bis zum Ende der Reise auf uns befremdlich. Es ist noch viel zu tun, um Grenzen abzubauen. Die sichtbaren und die in den Köpfen.

Wir kommen an unserem Ziel an: In dem kleinen Betrieb Cape Herb and Spice, der unsere Gewürzmühlen herstellt, sehen wir uns die Produktion an. Alles ist sehr profes-sionell organisiert und die Hallen wurden gerade weiter ausgebaut. Die Mitarbeiter arbeiten nach höchsten Qualitäts- und Hygienestandards. Die Produktionsleiter zeigen uns, wie die Zutaten für unsere Ge-würzmühlen gemischt und abgefüllt wer-den. Die Zutaten für die Produkte werden teilweise importiert und teilweise von süd-afrikanischen Zuliefererbetrieben bezogen. Das Salz für die Gewürzmühlen von Tur-qle stammt zum Beispiel immer von dem kleinen Fairhandels-Betrieb Khoisan an der Westküste des Landes. Der Pfeffer kommt aus zertifiziertem Fairen Handel aus Indien. Ein Thema, das unsere Kunden in Deutsch-land immer wieder beschäftigt, ist die Frage, warum auf den südafrikanischen Produkten dennoch keine Fairhandels-Anteile gekenn-zeichnet sind. Die Antwort ist einfach: Fair-handels-Anteile kennzeichnen in der Regel den Prozentsatz von Zutaten, die als Roh-stoffe aus fairer Produktion stammen. Meist werden diese von Kooperativen in allen Tei-len der Welt eingekauft und dann in Europa zu fertigen Produkten verarbeitet. Doch al-lein durch den Import fair gehandelter Roh-stoffe ist nur ein kleiner Schritt getan, um nachhaltige Entwicklung in den Ländern des Südens zu fördern. Wenn die Rohstof-fe in Europa verarbeitet werden, bleibt auch

ReiseberichtSüdafrika

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bei einem Produkt, dessen Zutaten zu 100% aus Fairem Handel stammen, oft der Groß-teil der Wertschöpfung hier bei uns – und nicht in den Ländern des globalen Südens. Ein zweiter Ansatz im Fairen Handel ist da-her nötig: die Schaffung von Arbeitsplätzen in der Produktion, der Aufbau von lokaler Infrastruktur und von spezifischem Wissen in Ländern, die diese Entwicklung dringend benötigen. Die Einschätzung, dass im Fairen Handel immer so viele fair gehandelte Zu-taten wie möglich verwendet werden sollen und dass mit der Zeit immer weitere Teile der Wertschöpfungskette einbezogen wer-den sollen, teilen wir mit dem Team von Turqle Trading. Doch in der Praxis sagt ein auf der Verpackung gekennzeichneter Fair-handels-Anteil eben noch nicht alles über den Hintergrund des Produktes aus. Es ist uns wichtig, auch den Ansatz der lokalen Wertschöpfung zu unterstützen und kleine Fairhandels-Betriebe wie Turqle Trading leis-ten hier wichtige Pionierarbeit. Dabei ist es nicht so entscheidend, wieviel Prozent der Zutaten einer Gewürzmühle aus zertifizier-tem Fairen Handel stammen, wie viel aus lokaler Produktion und wieviel aus anderen Ländern zugekauft wird. Die Hintergründe hierfür liegen vor allem in den Rezepturen und darin, welche Rohstoffe lokal bereits verfügbar sind. „Einen Teil der Zutaten kön-nen die lokalen Produzentengruppen bereits liefern“, berichtet Rain. „Die Verwendung lokaler Rohstoffe sehen wir grundsätzlich sehr positiv. Allerdings birgt dies immer auch ein Risiko. Man weiß nie, wie die Ern-te wird. Es kann immer sein, dass am Ende das Wetter nicht mitspielt und die Erträge nicht so üppig ausfallen, wie erwartet.“ Au-ßerdem beinhalten die ausgefeilten Rezeptu-ren der Produkte auch einige Zutaten, die in Südafrika gar nicht angebaut werden. Daher werden zum Beispiel Pfeffer und Senfkörner immer in großen Mengen importiert. Was

das Produkt in diesem Fall zu einem fair ge-handelten Produkt macht, ist nicht der An-teil zertifizierter Zutaten in der spezifischen Rezeptur einer Mühle oder Sauce. Es ist der Gesamtansatz, der verfolgt wird. Dem Team von Turqle gelingt es, feste Arbeitsplätze in Südafrika zu schaffen und nach und nach immer mehr Teile der Wertschöpfungskette in die faire Produktion mit einzubeziehen. Ein wichtiger Baustein für die Zukunft des Fairen Handels.Abends besuchen wir eine „Food Show“ in Kapstadt. Auf einem Messegelände nahe des neu erbauten Stadions haben viele kleine Be-triebe Pavillons aufgebaut und werben um die Aufmerksamkeit der Besucher. Turqle Trading hat zusammen mit anderen Fair-handels-Betrieben einen Stand und präsen-tiert Saucen und Gewürze zur Verkostung. Die Qualität der Produkte kommt gut an. Die zusätzliche Info, dass alles unter fairen Bedingungen in südafrikanischen Betrieben hergestellt wird, beeindruckt die Besucher. Rain ist zuversichtlich: „Der lokale Markt ist neben dem Export der Produkte die Zu-kunft. Das Bewusstsein der Bevölkerung für dieses Thema wächst langsam und der Faire Handel wird auch in Südafrika bekannter. Für viele Produzentenorganisationen liegen hier echte Chancen. Wir wollen, dass nicht nur die Europäer und die Touristen in den Shops unsere Produkte kaufen, sondern dass immer mehr Südafrikaner den Fairen Han-del unterstützen.“ Um diese Entwicklung weiter zu befördern, engagiert sich das Team in der WFTO und vernetzt sich mit anderen afrikanischen Fairhandels-Organisationen.

Jannika FrochApril 2014

„Bei der Begegnung mit Turqle hat mich besonders das Engagement unseres Partners für nachhaltige, lokale Wert-schöpfung beeindruckt.“Jannika Froch, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit bei EL PUENTE

ReiseberichtBrasilien

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Paulo Pires ist Präsident der Kooperative COPERMATE, von der wir unseren Mate-tee beziehen. Im letzten Jahr wurde er von den Mitgliedern in dieses Amt gewählt. „Es ist gar nicht so einfach“ erzählt er, „sich mit den anderen beiden Direktoren zu treffen. Wir machen das nur, wenn es wirklich wich-tig ist.“ Kein Wunder, der Weg von seinem kleinen Hof bis zu COPERMATE in San-ta Maria do Oeste dauert im Auto fast zwei Stunden. Als wir von dort gekommen sind, um ihn zu Hause zu besuchen, sind wir mehrmals im Morast der ungepflasterten Wege durch die unendliche Hügellandschaft fast stecken geblieben.Die Siedlung der Landlosen „Nova Esperan-za“ (Neue Hoffnung), zu der sein Hof ge-hört, wird von 36 Familien gebildet. 1988 kamen sie hierher, um das Land zu besetzen und zu bewirtschaften, zunächst in einer Nachbargemeinde. Dort gab es aber so gro-ße Konflikte mit den Großgrundbesitzern, dass sie nicht bleiben konnten. Darum hat die Regierung ihnen dieses Land angeboten.Wie die meisten Kleinbauern hier haben Don Paulo und seine Familie 12 ha zur Be-wirtschaftung zugeteilt bekommen. Neben der Mate leben sie vor allem von Milch-wirtschaft. Auch in der entsprechenden

Milchkooperative sind sie Mitglieder. Zum Supermarkt fahren sie nur einmal im Mo-nat, und die Lebensmittel des täglichen Bedarfs produzieren sie fast alle selber. Kar-toffeln, Maniok, Erdnüsse, Reis, Gemüse und Fleisch. Von dem abwechslungsreichen Essen, das uns aufgetischt wurde, kamen nur die Spaghetti aus dem Laden, denn Ge-treide produzieren die Kleinbauern nicht. Die ausgedehnten Weizenfelder, die überall in die Landschaft eingestreut sind, gehören Großbauern mit dem entsprechenden Ma-schinenpark. Die Kühe der Kooperativen-Bauern werden per Hand gemolken.„Alles bio!“ sagt Paulo stolz, während wir uns das Essen schmecken lassen. Er ist ei-ner von zwölf Biobauern der Kooperative COPERMATE, auf Chemie kann er gut verzichten. Und der ökologische Anbau lohnt sich auch finanziell: Er erhält einen 30%-igen Preisaufschlag auf die Mate, die er an die Verarbeitungsanlage der Ko-operative in Santa Maria do Oeste liefert. Bevor Paulo sich hier angesiedelt hat, hat er als Aktivist für den Kooperativen-Dachver-band in Paraná, CCA/PR in Curitiba gear-beitet. Dabei hat er auch seine Frau kennen gelernt, die immer noch viel für die Bewe-gung auf Reisen ist, obwohl sie inzwischen drei Kinder haben. Die beiden kleinen Mädchen gehen zur Grundschule, die das

Bei den brasilianischen Matebauern

Der Matetee aus Brasilien ist eine echte Spezialität und erfreut sich auch in Deutsch-land wachsender Beliebtheit.

ReiseberichtBrasilien

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Assentamento nach langen Kämpfen ein-richten konnte. Der 11-jährige Sohn fährt mit dem Schulbus in den nächsten Ort, der 17 km entfernt ist. Dort gibt es auch seit 3 Monaten endlich einen Arzt, einen von Tausenden von cubanischen Ärzten, die die Regierung angeworben hat, um die Misere im Gesundheitswesen zu bekämpfen. In Pitanga, der nächsten Kleinstadt (etwa eine Fahrstunde entfernt), praktizieren vier wei-tere cubanische Ärzte.Im Assentamento selbst gibt es neben der Schule eine Kirche, ein Gemeindezentrum und ein Lagerhaus. Keinen Laden. Die Kir-chengemeinde organisiert viele gesellschaft-liche Aktivitäten, wie Spiele-Nachmittage und die Sonntagsschule. Und was hat das jetzt alles mit Politik zu tun, gibt es die Bewegung der Landlosen, MST, überhaupt noch? Ja, es gibt sie noch, und COPERMATE ist ein Teil davon. Der-zeit leben allein im Bundesstaat Paraná ca. 20.000 Familien von Landlosen in 316 As-sentamentos (Siedlungen). Sie haben das Recht, ihre Parzellen zu bewirtschaften und dort Wohnhäuser zu bauen, aber das Land gehört der Regierung, die es den ehemaligen Großgrundbesitzern abgekauft hat. Aber weitere 6.000 Familien warten allein in Paraná noch darauf, dass das Land, das sie schon besetzt haben, von der Regierung gekauft wird. Bis das nicht geschehen ist, können sie keine Häuser bauen, keine Zäu-

ne ziehen, sich in ihrem neuen Leben nicht einrichten. Darum führt MST immer wie-der Protestaktionen durch. Es wird geschätzt, das landesweit noch an mindestens 1 Million Landlose Parzellen vergeben werden müssten, um die gröbs-ten Ungerechtigkeiten zu beseitigen, andere Schätzungen sprechen von 7 Millionen, um die Landreform zu Ende zu bringen. Der Bewegung MST kommt dabei eine Schlüs-selrolle zu. Wir sagen auf Wiedersehen zu Don Paulo und seiner Familie. Vor ihnen stehen neue große Herausforderungen, denn die Verar-beitungsanlage für die Mate soll verbessert und erweitert werden, der Bio-Anteil erhöht und die Verkäufe an den Fairen Handel aus-gebaut werden. Wir wünschen viel Erfolg!

Angela LepaSeptember 2014

„Der Besuch in Brasilien hat mir gezeigt, dass die Landlo-sen-Bewegung MST nach wie vor eine wichtige Schlüsselrol-le zukommt.“

Angela Lepa, Einkäuferin bei EL PUENTE

Insgesamt 12 ha Land bewirtschaften Don Paulo und seine Familie.

Inhalt

WFTO-Label

Unfaire Geschäfet?

EL PUENTE GmbH

Jahresabschluss der EL PUENTE GmbH

EL PUENTE Entwicklungsfonds

La Paz del Tuma

Faire Woche 2014

EL PUENTE Projektpartnerausschuss

EL PUENTE Verein/Weltladen

Michaelis WeltCafé in Hildesheim

EL PUENTE Erlebnistage

EL PUENTE Stiftung

Reiseberichte: Südafrika, Brasilien

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PPAProjekt-Partner-

Ausschuss

10 VertreterDer Verein

EL PUENTEgegründet 1972

ca. 100 Mitglieder

Der EL PUENTE-

Laden

in Hildesheimgegründet 1972

Ca. 1.000 Weltläden und Aktionsgruppen

140 Projektpartner

in Lateinamerika, Asien und Afrika

Handels- organisation EL PUENTE

(seit 1977)

zwei Geschäfts-

führer

CoCo e.V.Mitarbeiter-

Verein

Aufsichtsratje 2 Vertreter

der Gesellschaftergruppen

Gesellschafter- versammlung

ca. 20 Weltläden und Aktionsgruppen

EL PUENTE e.V. Mitglieder des - EL PUENTE e.V. - von Weltläden - Aktionsgruppen

CoCo e.V.Belegschaftsverein

PaCo e.V.Projektpartner

wählt

wählt

kontrolliert

Jede Gesellschaftergruppe hält einen Anteil von je 20%

Import von Handwerk und Genussmitteln

Projektzusammenarbeit Infoarbeit

5 Vertreter

Dienstleistung

EL PUENTE Organigramm

IMPRESSUM:Herausgeber:EL PUENTE e.V.Lise-Meitner-Str. 931171 Nordstemmen

Redaktion:Anna-Maria Ritgen, EL PUENTE GmbH

Titelfoto: Shake the WorldSatz:Designwerkstatt Hildesheim

Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion, des Vorstandes oder der Geschäftsführung wieder.

Ein großes Dankeschön an alle, die mit ihren Artikeln zur Entstehung dieser „EL PUENTE informiert“ beigetragen haben.

Gefördert durch die EL PUENTE Stiftung.

EL PUENTE arbeitet zusammen mit über 140 Organisationen in 50 Ländern der Welt.

365 Tage für den Fairen Handel

EL PUENTE informiert 2014