Fachtagung zur Sprachförderung - ph-karlsruhe.de · „Dem außerunterrichtlichen Spracherwerb...

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1 Päd. Hochschule Karlsruhe Prof. Dr. Heidi Rösch Fachtagung zur Sprachförderung am 29. September 2009 an der Päd. Hochschule Ludwigsburg 10:30-11:15 Kinder und Jugendliche mit DaZ - Vorstellung von Projekten 11.30-13:00 Linguistische und didaktische Grundlagen für die Diagnose und Förderung von DaZ-Ki & Jugendlichen 14.00-15:30 DaZ-Förderung im Elementar- und Primarbereich 15.4517:00 DaZ-Förderung im Fachunterricht in der Sekundarstufe I Päd. Hochschule Karlsruhe Prof. Dr. Heidi Rösch Kinder mit MH haben tendenziell ein unrealistisch hohes Selbstkonzept bezüglich ihrer Schulleistungen (Billmann-Mahecha / Tiedemann 2006) Mehrheit der Probanden mit türk.MH, bei J. deutlicher ausgeprägt Warum gibt es so viele DaZ-Schüler/innen? Diffuse statt systematische Befassung mit DaZ in der Lehrerbildung, im Bildungsplan, im Schulalltag / z.T. in der Sprachförderung Geringer Grad der Sprachlernbewusstheit bei DaZ-Schüler/innen und Lehrkräften Geringer Grad der Verankerung von DaZ u. interkulturellem Lernen im Fachunterricht Von wem sprechen wir? Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund der 1. / 2. Generation „Einwanderung über den Kreissaal“ (Cem Özdemir, ZDF-Talkrunde Sept. 2009) als (minderheiten-)zweisprachige Ki & Jug und Problemen in der Bildungssprache DaZ-Ki & Jug

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Päd. Hochschule Karlsruhe

Prof. Dr. Heidi Rösch

Fachtagung zur Sprachförderungam 29. September 2009 an der Päd. Hochschule Ludwigsburg

10:30-11:15 Kinder und Jugendliche mit DaZ - Vorstellung von Projekten

11.30-13:00 Linguistische und didaktische Grundlagen für die Diagnose

und Förderung von DaZ-Ki & Jugendlichen

14.00-15:30 DaZ-Förderung im Elementar- und Primarbereich

15.45–17:00 DaZ-Förderung im Fachunterricht in der Sekundarstufe I

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Prof. Dr. Heidi Rösch

Kinder mit MH haben tendenziell ein unrealistisch

hohes Selbstkonzept bezüglich ihrer

Schulleistungen (Billmann-Mahecha / Tiedemann 2006)

Mehrheit der Probanden mit türk.MH, bei J. deutlicher ausgeprägt

Warum gibt es so viele DaZ-Schüler/innen?

Diffuse statt systematische Befassung mit DaZ

in der Lehrerbildung, im Bildungsplan, im

Schulalltag / z.T. in der Sprachförderung

Geringer Grad der Sprachlernbewusstheit

bei DaZ-Schüler/innen und Lehrkräften

Geringer Grad der Verankerung von DaZ u.

interkulturellem Lernen im Fachunterricht

Von wem sprechen wir?

Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund der 1. / 2. Generation

„Einwanderung über den Kreissaal“ (Cem Özdemir, ZDF-Talkrunde Sept. 2009)

als (minderheiten-)zweisprachige Ki & Jug

und Problemen in der Bildungssprache DaZ-Ki & Jug

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Prof. Dr. Heidi RöschWovon sprechen wir?

Zweitspracherwerb (als 2. Spracherwerb): Lernersprachen – Fossilierung –

Synchronisation von natürlichem und gesteuerten ZSE – DaZ-Stolpersteine

DaZ DaM, aber DaZ soll in den gemeinsamen Unterricht integriert werden

Förderkonzept: Teilkompetenzen oder ‚Gesamtkompetenz‘

Explizite versus implizite Förderung, ab welchem Alter

Externe versus interne Förderung (Organisationsmodelle) und

Bildungssprache ≠ Schriftsprache (nach Ong: situativ, kognitiv, kommunikativ,

strukturell, medial), sondern bezieht mündliche und geschriebene Sprache ein

Bildungssprache: Fähigkeit, komplexe Inhalte sprachlich explizit zu verhandeln

Alter etwa Erwerb Sprache A Erwerb Sprache B Name

0-3 J.+ - monolingualer Erstspracherwerb

+ + bilingualer Erstspracherwerb

3-7 J. + + früher Zweitspracherwerb

7J. bis Pubertät + + Zweitspracherwerb von Kindern

nach der Pubertät - + Zweitspracherwerb von Erwachsenen

3-7 J. Früher ZSE

7–14 J. ZSE von Kindern & Jugendl.

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Prof. Dr. Heidi RöschEmpirisch ermittelte Stolpersteine

„Dem außerunterrichtlichen Spracherwerb schwer zugängliche sprachliche

Erscheinungen“ (Hans Barkowski 2003).

Lexik Strukturwortschatz: Proformen, Präpositionen, Konjunktionen, Partikeln (zwar)

Unsicherheit im Gebrauch von formelhaften Wendungen

Fachsprache (Komposita, Nominalisierung, Teekesselchen wie Tor etc.)

Syntax Genus- und Kasusmarkierung, Subjekt-Verbkonkordanz

Nominal- und Präpositionalphrasen

Wortstellung im Satz (Stellung mehrteiliger Verbparadigmen),

‚sein‘, ‚werden‘ als Hilfsverb

Orthografie syntaktisch determiniert (im Unterschied zu DaM-Schüler/innen)

(Pragmatik Registergebrauch: Schriftlichkeit, Fachsprache und Fachkommunikation

Textkompetenz: Satzverknüpfungen, Gliederungssignale, Vor-/Weltwissen)

Resistente Bereiche (Rosemarie Tracy, GAL 2009):

Alltagswortschatz, Genus, Kasus, Präpositionen, Plural, unregelmäßige Formen bei Verben

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Prof. Dr. Heidi RöschBildungssprache (Sara Fürstenau 2009)

besitzt Merkmale „konzeptioneller Schriftlichkeit“ durch raumzeitliche Distanz geprägte

Kommunikationssituation (Koch / Oesterreicher 1985),

dient der sprachlichen Konstruktion universaler Bedeutungen

„vertikaler (kontextentbundener) Diskurs“ (Basil Bernstein 1971),

kommt u.a. in schulspezifischen Sprachhandlungen zur Anwendung

‚Erklären‘, ‚Argumentieren u. andere „Genres of Schooling“ (Mary Schleppegrell 2004) ,

zeichnet sich durch sprachliche Mittel und Strukturen aus, mit denen komplexe und

abstrakte Inhalte unabhängig von der konkreten Interaktionssituation ausgedrückt werden

können „academic language proficiency“ als Fähigkeit, komplexe Inhalte sprachlich

explizit zu verhandeln (Jim Cummins 2000).

BICS (Basic Interpersonal Communicative Skills):

situationsgebundene Sprachfertigkeiten;

Bedeutung wird über den Kontext, eigene

soziale u. kulturelle Erfahrungen, Intonation

oder nonverbales Verhalten erschlossen

wird ohne Unterstützung in den ersten

zwei L2-Kontaktjahren erworben

CALP (Cognitive Academic Language Proficiency):

Bedeutungserschließung aus rein sprachlichen

Informationen; setzt höhere Sprachkompetenz

(v.a. Grammatikkenntnis) voraus

viele DaZ-Kinder erlangen dies ohne

gezielte Intervention nicht (vgl. Penner 2002)

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Der Mähdrescher maht das Mehl. (2. Kl., Berlin 2005)

Meinen schwesta steign über e ferd.

Mein Schwester steigem üf dem Pfert. (2. Kl., NRW, Grießhaber 2006)Kinder ermitteln den Satz Meine Schwester steigt auf das Pferd. und schreiben ihn auf.

Die Pechmarie ist schön u. die Blondmarie ist hässlich. (2. Kl., Bruchsal 2008)

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Der Hund ist Fleischfresser

Während die Welpen heranwachsen, entwickelt sich ihr Gebiss vollständig. Sein

Aufbau entspricht einem Fleischfressergebiss. Die langen, spitzen Eckzähne

überragen die übrigen Zähne. Sie heißen Fangzähne, da sie bei der Jagd zum

Ergreifen und Festhalten der Beute dienen. Die jeweils größten Backenzähne im

Ober- und Unterkiefer besitzen scharfkantige Höcker und werden als Reißzähne

bezeichnet. Sie arbeiten bei der Bewegung des Unterkiefers gegen den Oberkiefer

wie eine Schere. Auf diese Weise können größere Fleischstücke zerkleinert

werden. Die hinteren Backenzähne eignen sich auch zum Zermalmen nicht allzu

grober Knochen. Mit den flachen Schneidezähnen werden Fleischreste von den

Knochen abgeschabt. (Natura 5/6. Klett 2006, S. 68-69 Hamburg, Gy)

Frage: Welche Aufgaben haben die verschiedenen Zahnarten?

Antwort: „Die langen, spitzen Eckzähne überragen die übrigen Zähne.“

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Der Hund ist Fleischfresser

Während die Welpen heranwachsen, entwickelt sich ihr Gebiss vollständig. Sein

Aufbau entspricht einem Fleischfressergebiss. Die langen, spitzen Eckzähne

überragen die übrigen Zähne. Sie heißen Fangzähne, da sie bei der Jagd zum

Ergreifen und Festhalten der Beute dienen. Die jeweils größten Backenzähne im

Ober- und Unterkiefer besitzen scharfkantige Höcker und werden als Reißzähne

bezeichnet. Sie arbeiten bei der Bewegung des Unterkiefers gegen den Oberkiefer

wie eine Schere. Auf diese Weise können größere Fleischstücke zerkleinert

werden. Die hinteren Backenzähne eignen sich auch zum Zermalmen nicht allzu

grober Knochen. Mit den flachen Schneidezähnen werden Fleischreste von den

Knochen abgeschabt. (Natura 5/6. Klett 2006, S. 68-69 Hamburg, Gy)

Frage: Welche Aufgaben haben die verschiedenen Zahnarten?

Antwort: „Die langen, spitzen Eckzähne überragen die übrigen Zähne.“

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Prof. Dr. Heidi Rösch

Der Hund ist Fleischfresser

Während die Welpen heranwachsen, entwickelt sich ihr Gebiss vollständig. Sein

Aufbau entspricht einem Fleischfressergebiss. Die langen, spitzen Eckzähne

überragen die übrigen Zähne. Sie heißen Fangzähne, da sie bei der Jagd zum

Ergreifen und Festhalten der Beute dienen. Die jeweils größten Backenzähne im

Ober- und Unterkiefer besitzen scharfkantige Höcker und werden als Reißzähne

bezeichnet. Sie arbeiten bei der Bewegung des Unterkiefers gegen den Oberkiefer

wie eine Schere. Auf diese Weise können größere Fleischstücke zerkleinert

werden. Die hinteren Backenzähne eignen sich auch zum Zermalmen nicht allzu

grober Knochen. Mit den flachen Schneidezähnen werden Fleischreste von den

Knochen abgeschabt. (Natura 5/6. Klett 2006, S. 68-69 Hamburg, Gy)

Frage: Welche Aufgaben haben die verschiedenen Zahnarten?

Antwort: „Die langen, spitzen Eckzähne überragen die übrigen Zähne.“

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Der Hund ist Fleischfresser

Während die Welpen heranwachsen, entwickelt sich ihr Gebiss vollständig. Sein

Aufbau entspricht einem Fleischfressergebiss. Die langen, spitzen Eckzähne

überragen die übrigen Zähne. Sie heißen Fangzähne, da sie bei der Jagd zum

Ergreifen und Festhalten der Beute dienen. Die jeweils größten Backenzähne im

Ober- und Unterkiefer besitzen scharfkantige Höcker und werden als Reißzähne

bezeichnet. Sie arbeiten bei der Bewegung des Unterkiefers gegen den Oberkiefer

wie eine Schere. Auf diese Weise können größere Fleischstücke zerkleinert

werden. Die hinteren Backenzähne eignen sich auch zum Zermalmen nicht allzu

grober Knochen. Mit den flachen Schneidezähnen werden Fleischreste von den

Knochen abgeschabt. (Natura 5/6. Klett 2006, S. 68-69 Hamburg, Gy)

Frage: Welche Aufgaben haben die verschiedenen Zahnarten?

Antwort: „Die langen, spitzen Eckzähne überragen die übrigen Zähne.“

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Der Hund ist Fleischfresser

Während die Welpen heranwachsen, entwickelt sich ihr Gebiss vollständig. Sein

Aufbau entspricht einem Fleischfressergebiss. Die langen, spitzen Eckzähne

überragen die übrigen Zähne. Sie heißen Fangzähne, da sie bei der Jagd zum

Ergreifen und Festhalten der Beute dienen. Die jeweils größten Backenzähne im

Ober- und Unterkiefer besitzen scharfkantige Höcker und werden als Reißzähne

bezeichnet. Sie arbeiten bei der Bewegung des Unterkiefers gegen den Oberkiefer

wie eine Schere. Auf diese Weise können größere Fleischstücke zerkleinert

werden. Die hinteren Backenzähne eignen sich auch zum Zermalmen nicht allzu

grober Knochen. Mit den flachen Schneidezähnen werden Fleischreste von den

Knochen abgeschabt. (Natura 5/6. Klett 2006, S. 68-69 Hamburg, Gy)

Frage: Welche Aufgaben haben die verschiedenen Zahnarten?

Antwort: „Die langen, spitzen Eckzähne überragen die übrigen Zähne.“

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die dienen ihnen

jenen dienen

die denen dienen

denen die dienen

die dienen ihnen

die verwirr mal nicht

deutsche sprache gute sprache

oder die denen ihnen

Zehra Çirak (1988)

Die Liebenden (Bertolt Brecht) (9.Kl. RS, Karlsruhe)

Sieh jene Kraniche in großem Bogen! / Die Wolken, welche ihnen beigegeben /

Zogen mit ihnen schon, als sie entflogen / Aus einem Leben in ein andres Leben (…)

Aufgabe: Findet ein anderes Bild für Liebende!

Reaktion: „Ich kann nicht, ich hab‘ Sprachprobleme.“

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Fachlernen DaZ-spezifisch ausrichten

Sprache (vor-)entlasten und im Fachunterricht vermitteln

DaZ-didaktische Schleifen einbinden, Lernberatung der Kinder (und Eltern)

Kleingruppen (Deutsch & PC) bei Bedarf über die gesamte (Grund-)Schulzeit

Interkulturelle Aspekte reflektieren und didaktisch nutzen

nicht nur als pädagogisches Konzept, sondern integriert in das Fachlernen

minderheitenpädagogische Konzepte überwinden und Interkulturalität als

gesellschaftliche und globale Aufgabe wahrnehmen

DaZ als Herausforderung für LK

Diagnose für DaZ und Fachlernen entsprechende Förderkonzeption

Erwerbsstufe / DaZ-Probleme ermitteln, intervenieren, Lernerfolg beobachten

bei Anfängern: idealerweise Fachlernen an die starke Sprache binden

und Freiräume für den DaZ-Erwerb schaffen

bei Schülern mit Fossilierungserscheinungen: ‚Wiederbeleben‘ des ZSE

(durch externe Angebote), Überwinden destruktiver Lernstrategien

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DaZ-Ferienkurse

im Mercator-Projekt

Berlin (seit 2005)

•DaZ-Schreibprojekt (7)

•DaZ-Projekt Beruf (9)

•MSA-Vorbereitungskurs

•Medien-Projekt (8)

DaZ-Schreibprojekt an der Inselrealschule Pforzheim

5. Jg., integriert in den Regelunterricht (seit 2008)

(vgl. ZuLa von Kathrin Mittelstaedt)

‚Meine‘ Projekte

BMBF-Projekt : BeFo: Bedeutung und Form. Fachbezogene und sprachsystematische

Förderung in der Zweitsprache (2009-12)

420 Kinder der 3.Jg. in Berliner Ganztagsschulen , 1 Jahr, 3 Std./Woche

1. Explizite Sprachförderung mit „focus on form“

2. Fachbezogene Förderung in Mathematik und Sachunterricht mit „focus on meaning“

3. Wartegruppe: fachbezogene Förderung

DaZ-Reise im

Jacobs-Sommercamp (2004)

empirisch überprüft

Goldader Sommercamp 2010

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Linguistische und didaktische Grundlagen

für die Diagnose und Förderung

18. Jahrestagung der Kommission „Grundschulforschungstagung und Pädagogik der Primarstufe“ 21.9.09

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Prof. Dr. Heidi RöschDiagnose von Spracherwerb

Diagnosebereiche Qualifikationsfächer (Konrad Ehlich)

Phonologische Qualifikation (Lautunterscheidung und -produktion)

Pragmatische Qualifikation (Handlungsziele erkennen und verfolgen)

Morphologisch-syntaktische Qualifikation (Wort- u. Satzbildung)

Semantische Qualifikation

Literale Qualifikation (Schreiben)

Diskursive Qualifikation (Narration, Probehandeln)

Registergebrauch (H.R. v.a. bei älteren Lernenden)

heißt vergleichen (mit anderen), (Ursachen) erklären, (Weiterentwicklung) vorhersagen,

ist als Prozess zu gestalten (kontinuierliche Untersuchungen),

braucht Maßstäbe (z.B. um die Schulfähigkeit von DaZ-Kindern zu bestimmen),

kann den Sprachstand messen oder bildungspoltische Maßnahmen überprüfen

sollte die Grundlage für Förderprogramme bilden

Welche Diagnoseinstrumente kennen Sie?

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Verfahrenstypen Schätzverfahren mittels standardisierter Befragungen,

z.B. ELFRA, Elternfragebogen zum Sprachstand von 1-2-Jährigen

Beobachtung zur Ermittlung von Entwicklungsfortschritte oder Stagnation,

z.B. SISMIK, Bayern-Hessen-Screening für Kinder mit MH im Elementarbereich

Profilanalysen zur Beschreibung diskursiver, pragmatischer und syntaktischer

Fähigkeiten, z.B. HAVAS 5 (bezogen auf beide Sprachen), Grießhabers Profilanalyse

zum Erwerb der Wortstellungsregeln, LiSe-DaZ (?)

Tests zur Erfassung einzelner oder Kombinationen von Sprachbereichen,

z.B. CITO, LiSe-DaZ (?), C-Tests

Einstufungshilfen zu Lehrwerken wie Werkstatt DaZ, Tamburin, PingPong etc.

Probleme Welche Spracherwerbstheorie liegt zugrunde, um die Ergebnisse zu deuten?

Wie lässt sich die Entwicklung diagnostizieren,

wenn das Verfahren nur einmal eingesetzt werden kann?

Wie wird v.a. bei einsprachigen Verfahren die Zweisprachigkeit berücksichtigt?

Wie lassen sich Ergebnisse zu Verfahren, die bei allen Kindern eingesetzt werden (wie

Deutsch plus, Berlin; Fit in Deutsch, NS) unter DaZ-Aspekten auswerten?

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Aus: Deutsch plus (Berlin)

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B

Profilanalyse (Wilhelm Grießhaber) Feste Reihenfolge des Erwerbs von Satzstrukturen

6. Stufe: Insertion eines erweiterten Partizipialattributs

5. Stufe: Insertion eines Nebensatzes

4. Stufe: Nebensätze mit finitem Verb in Endstellung

3. Stufe: Inversion: Subjekt nach finitem Verb nach vorangestellten Adverbialen

2. Stufe: Trennung von finitem Verb und infiniten Verbteilen

1. Stufe: Finites Verb in einfachen Äußerungen

Vorstufe 0: bruchstückhafte Äußerungen ohne Finitum

(Stufe 0-4 findet sich schon bei Pienemann 81, ZISA 83, Diehl u.a. 2000, wurde von

Wilhelm Grießhaber empirisch validiert und 2009 um Stufe 5 & 6 ergänzt.)

Reihenfolge ist nicht zufällig, fordert zunehmend komplexere Prozesse

und setzt jeweils niedrigere Stufe voraus

Erwerbsbedingte Strukturen und Fehler sind sprachspezifisch; 2 Arten von Fehlern:

1. Fehler, die bei allen Lernern in einem bestimmten Erwerbsabschnittes auftauchen

2. individuell unabhängig von Erwerbsabschnitten variierende Fehler

Wortschatz ist schwer zu ermitteln: rezeptiver W. ist umfangreicher als produktiver W.

Erwerb komplexer Strukturen setzt bestimmten Wortschatz voraus

höhere Spracherwerbsstufe setzt umfangreicheren Wortschatz voraus

Förderung: mit steigendem Erwerbstempo zunehmende sprachliche Sicherheit;

zügiger Erwerb führt zu höherem Entwicklungsstand frühe u. intensive Förderung

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Prof. Dr. Heidi RöschBremer Jacobs-Sommercamp (2004)

Das Umgsick

Susi und Peter sie kauen sich ein Eis.

und gingen in den Park. und essen ihr

eis. auf ein mall stolperte Susi und ihr

fiehl hin. Und der strasenhund legt das

Eis Boden. Peter hate eine ide und er

gab Susi eine kugel form eis ab. und

beid de laufen nach hause und assen

ihr eis.

Das gebochene bein

der Junge fert Farrad er will bremsen

aber es gett nicht und Deniz felhlt hin

und die Hose reist und er komtins

krankenhaus die arten undersucht sein

bein. und der becomt ein gibs und alle

seine fronde sreiben ihren namen auf

Deniz gibs und Deniz freut sich. und

muss auf Krücke gehen.

(Junge russ. Herkunftssprache, Ende 3. Klasse)

1. Tag der DaZ-Reise im JSC letzter Tag, nach 3 Wochen (= 15x2 Zeitstd. DaZ)

Aufgaben zur Nutzung des Diagnosebogens:

Beurteilen Sie die Sprachkompetenzen spontan! Hat sich der Schüler verbessert? ja nein

Wenn ja, in welchem Bereich? Wortschatz Syntax Textbau

Worin besteht Förderbedarf? Wortschatz Syntax Textbau

Beurteilen Sie die Sprachkompetenzen unter Verwendung des beiliegenden Auswertungsbogens!

Kommentieren Sie die Qualität des Auswertungsbogens!

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Prof. Dr. Heidi RöschBerliner Mercator-Feriencamp (2005)

Aufgaben zur Nutzung des Diagnosebogens:

Beurteilen Sie die Sprachkompetenzen spontan! Hat sich der Schüler verbessert? ja nein

Wenn ja, in welchem Bereich? Wortschatz Syntax Textbau

Worin besteht Förderbedarf? Wortschatz Syntax Textbau

Beurteilen Sie die Sprachkompetenzen unter Verwendung des beiliegenden Auswertungsbogens!

Kommentieren Sie die Qualität des Auswertungsbogens!

Lernen in den Ferien. Was bringt es mir?

Wenn man in den Ferien deutsch lernt kriegt man

inden nächsten jahr bessere noten. mit deutsch

kann man sich viel unterhalten. dadurch lernt man

viele wörter die man nicht kennt. Also wenn man

deutsch lernt kann man in den unterrichten sich

mehr als vorher melden. dadurch lernt man ja viele

sachen. Ohne lernen kann man nicht reden usw.

Mit deutsch wird man in Zukunft besser also man

bekommt bessere arbeit. man kann dadurch auch

ein Doktor oder so sein. Also bei meinem Text

versteht man ja auch das ohne lernen nichts

gehen kann. In diesem gelben villa lernen wir

deutsch also nicht nur deutsch sondern auch

turnen also was mit deutsch zutun hat.

Lernen in den Ferien. Was hat es gebracht?

Es hat mir vieles gebracht. Weil vorher konnte ich

nicht so gut reden jetzt hab ich mich mit deutsch

reden verbessert. Ich wusste auch nicht so gut wie

man fälle bildet ich hab geschichten und gedichte

schreiben gelernt. Mein lesen ist besser

geworden. Mit artikeln hatte ich schwierigkeiten

und mit pronomen hier habe ich das gelernt. Jetzt

kann ich gute sätze bilden. mir hat sonst alles

gefallen hier hatten wir auch möglichts pausen

damit wir uns ausruhen können. Hier hab ich viele

freunde aus anderen ländern kennengelernt.

(Junge türk. Herkunftssprache, 16 J., Ende 8. Kl. Gesamtschule)

1.Tag der DaZ-Förderung im Mercator-Feriencamp letzter Tag, nach 14 Tagen (= 10x3 Zeitstd. DaZ)

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Prof. Dr. Heidi RöschDiagnosebogen (in Auszügen)

Schüler: Kursleiter: Am Anfang des Kurses Am Ende des Kurses Kommentar

Wortebene Häufigkeit (absolut: alle Wörter / einmalig: jedes Wort zählt nur einmal)

Verben

... davon (Zeiten werden einzeln genannt) / normgerecht

Nomen

... davon mit Begleiter / normgerecht dekliniert

Adjektive

... davon attributiver Gebrauch / normgerecht dekliniert

Adverbien

... davon am Satzanfang / normgerechte Inversion

Präpositionen

... davon semantisch korrekt / mit normgerechter Kasusrektion

Pronomen

… davon semantisch korrekt / syntaktisch korrekt

Konjunktionen

... davon semantisch korrekt / syntaktisch korrekt

Satzebene a) wird verwendet b) davon normgerecht

Aussagesätze

… davon mit Inversion

Nebensätze

Verbklammer

Nominalgruppe

… davon im Akkusativ / Dativ / Genitiv

Textebene Beispiele

Gliederungssignale (z.B. zu Beginn, plötzlich)

Textverknüpfungen (z.B. Proformen, Satzanschluss)

Registerwahl (Mündlich-Schriftlichkeit, Fachsprache)

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Prof. Dr. Heidi RöschDiagnose und Förderung verzahnen

Ergebnisse der Diagnose geben nicht nur Auskunft über den Sprachstand der

SuS, sondern auch über die Qualität des Unterrichts.

Diagnoseinstrumente sollten als Lernerfolgskontrolle gestaltet werden,

einfach handhabbar und mehrfach einsetzbar sein.

Inhalt der Diagnose = Inhalt der Förderung (wird als „Teaching to the Test“ kritisiert,

aber die Lernenden haben ein Recht auf ein „Learning to the Test“)

d.h. Förderung folgt einer flachen Progression, ermöglicht SuS Lernerfolge,

statt sie mit zu komplexen Sprachanforderungen zu überfordern.

Verfahren der Diagnose = Verfahren der Förderung, d.h. auch SuS lernen

- semantische und syntaktische Korrektheit zu unterscheiden,

- ihre Sprache zu entschlüsseln durch Fokussieren auf Endungen, Wortstellung etc.

Beurteilungskriterien für schriftliche und mündliche Schülerleistungen sollten

im Unterricht aller Fächer auch DaZ-Kompetenzen erfassen.

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DaZ-Förderung im Elementar- und Primarbereich

18. Jahrestagung der Kommission „Grundschulforschungstagung und Pädagogik der Primarstufe“ 21.9.09

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Prof. Dr. Heidi RöschKon-Lab

„Jedes Kind sitzt auf einem Pferd.“ (Bild 2)

„Alle Kinder sitzen auf einem Pferd.“ (Bild 1 oder 2)

Multimediale Materialien für 3 Interventionsstufen & Handbuch mit Anweisungen

1. Sprachrhythmisches Training (Gesamtpaket KiGa 599 €, Starterpaket 199€)

2. Grammatik der Nominalphrase

3. Fragen, Mengen, Zeit & Ereignisse in der Sprache

3 Schulungstage: „Wortfabrik“, „Satzgliederfabrik“, „Satzfabrik & LexPack“ (Begriffswissen, Wortlernstrategien)

Sprachförderprogramm für Kinder mit Spracherwerbsstörungen

und Deutsch als Zweitsprache (Zvi Penner seit 2002, www.kon-lab.com)

ergänzt bestehende Programme, um zusätzlich zur BICS- die CALP-Ebene zu erreichen:

(BICS: Basic Interpersonal Communicative Skills, CALP: Cognitive Academic Language Proficiency)

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Prof. Dr. Heidi RöschDeutsch für den Schulstart

Sprachlernbereiche Wortschatz Netzwerk der Wörter

Grammatik Satzbau und Formenbildung

Text Modelle für Sprechen, Verstehen und den Aufbau von Wissen

(mit Geschichten, Erzählungen, Beschreibungen und Anweisungen)

phonologische Bewusstheit durch Verse, Reime, Betonungsmuster

math. Vorläuferfertigkeiten (z.B. Mengenausdrücke, Dimensionsadjektive)

Didaktische Grundlagen1. Lernkontexte schaffen, 2. diese strukturieren und 3. in eine sinnvolle Abfolge bringen,

4. implizites Lernen bezogen auf Grammatik, explizites Lernen in semantisch fundierten

Bereichen wie Genuszuweisung nach dem natürlichen Geschlecht, Singular-Plural-

Unterscheidung, 5. entfaltende Korrektur, 6. Input (als Modelle) vor Produktion

Sprachförderkonzept für Kinder mit Deutsch als Erst- und Zweitsprache(Erika Kaltenbacher / Hanna Klages seit 2004, www.deutsch-fuer-den-schulstart.de)

300 aufeinander aufbauende, spielerische Übungen

+ Testverfahren, 2-Tage Training und Praxisbegleitung, zertifizierte E-Learning-Fortbildung,

Vorschläge für Elternarbeit

Kleingruppen (5-8 Kinder), 4-5 Stunden /Woche, 1-2 Jahre

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Prof. Dr. Heidi RöschSprache macht stark!

Erzieherinnen nehmen in der 1-jährigen Implementierungsphase an einer intensiven

Qualifizierung teil, werden in der Praxis durch Coaching und Supervision begleitet.

Sprachbrücke Familie – Kita(Rosemarie Tracy, Leitung, www.anglistik.uni-mannheim.de/linguistik/ p/5_1_1.html, seit 2005)

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Prof. Dr. Heidi RöschEVAS-Studie (Landesstiftung BW, 2008)

Untersucht wurden die Effekte

der nicht-spezifischen und der spezifischen Sprachförderung im KiGa

nach den Programmen von Penner, Tracy, Kaltenbacher/Klages

Ergebnis: unmittelbare Effekte der spez. Sprachfördermaßnahme bleiben aus

Aber: Kinder mit Förderbedarf steigern ihre Sprachleistungen in höherem Maße als die ohne

(unabhängig von spez. / unspez. Förderung); doch der Abstand bleibt groß.

Aber: Kinder mit spez. Sprachförderung weisen im Durchschnitt einen höheren

Leistungsanstieg bezogen auf „Plural-Singular-Bildung“ auf als die nicht-spez.

Geförderten, nicht aber im Bereich „grammatische Strukturen“ und „Wortschatz“.

Konsequenzen (vgl. Hofmann u.a. 2008):

Förderung in möglichst kleinen Gruppen (2-3 Kinder)

früherer Beginn und längerer Förderzeitraum & altersdifferenzierende Programme

Weiterbildung für Förderkräfte & Überprüfung der langfristigen Auswirkungen

weitere Evaluationen

H.R.: Ausbildung von Sprachförderkräften für den Elementarbereich (vgl. BA SuB, PH Ka)

H.R.: Qualität der Programme und ihrer Umsetzung einbeziehen

H.R.: in KiGa und Schulen eine Kultur des Sprachlernens etablieren

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Prof. Dr. Heidi RöschKIKUS

Erstsprachen werden über

Eltern-Kind-Zusammenarbeit gefördert

Sprachförderung Deutsch + Erstsprachen im Vor- u. Grundschulalter(Münchner Zentrum für kindliche Mehrsprachigkeit,

Anna-Maria Grimm / Angela Guadatiello seit 1998, www.kikus-muechen.de)

Fortbildung – Beratung – Kurse für Kinder von 3-10

„praktische, nachvollziehbare und logisch aufgebaute

Methode, die Grammatik ermöglicht, ohne Grammatik

zu pauken“ (S. 167)

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Prof. Dr. Heidi Rösch‚Meine‘ DaZ-Materialien (Grundschule)

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Prof. Dr. Heidi Rösch

Kommunikativer Einstieg mit Bildlexikon

Leseverstehen mit Anbahnung des sprachlichen Schwerpunkts

vom Gebrauch zur Problematisierung

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Prof. Dr. Heidi Rösch

Übungen zum Entdecken des ausgewählten grammatischen Phänomens

Übungen zur Anwendung

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Übungen zu einem zweiten grammatischen Phänomen

Werkstatt: Bastel- oder Kochanleitungen, Rollen- und andere Spiele, Rätsel etc.

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Ist der Lesetext schwierig ergänzende KV zur Differenzierung nach unten

Aufgabe 1: Beispiel für Sprachbetrachtung gegen vages Verstehen

Aufgabe 2: Anregung zur Sprachreflexion

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Prof. Dr. Heidi Rösch

Beispiel für die Visualisierung des Satzbaus im Blick auf den DU

KV stellt Wortmaterial für Sätze mit 2 Ergänzungen zur Verfügung

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Prof. Dr. Heidi Rösch

Mitteilungskompetenz: Erzählen, Meinung äußern, kurzen Vortrag halten etc.

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Fortbildung

DaZ im Sachunterricht

Vor der Textbegegnung: Vorwissen klären, Illustrationen vermitteln

Zusammenhänge (evtl. auch L1 einbinden)

Sprachmaterial wird zur Verfügung gestellt, nicht vorausgesetzt

Übungsformen: abwechslungsreich und wiederkehrend,

orientieren sich am Fach- und Sprachlernen

Texterschließungsverfahren spiralcurricular vermitteln und üben

(nicht nur W-Fragen, sondern auch Fragen zu Strukturwörtern,

Satzgliedern in MC-Manier)

DaZ-didaktische Schleifen einbinden;

Kinder entscheiden, ob sie sie brauchen.

Grammatische Terminologie entwickeln und einsetzen

Transfer bezogen auf Fach- und Sprachlernen anleiten

Interkulturelle Bearbeitung eines Themas

(hier nur je einmal „Von Land zu Land“, „Sprachen“).

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Prof. Dr. Heidi RöschSachtexte knacken (Basisheft)

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Prof. Dr. Heidi RöschSachtexte knacken (Aufbauheft)

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Prof. Dr. Heidi RöschSachtexte knacken (Aufbauheft)

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Prof. Dr. Heidi RöschSachtexte knacken (Aufbauheft)

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Prof. Dr. Heidi Rösch

Fortbildung

DaZ in allen Lernbereichen

Deutsch Spracharbeit: DaZ-didaktische Progression (Fokus auf Genus und Kasussystem)

und Terminologie (Verb statt Tunwort), statt Erwartung von intuitivem Sprachwissen

Strukturierungshilfen (z.B. beim Registergebrauch, Textaufbau)

Rechtschreibung auch unter sprachstrukturellen Aspekten

Fremdsprache so weit wie möglich einsprachig, fokussiert auf Strukturerwerb und

Sprachlernstrategien

Sprachvergleiche, Vokabellernen unter Berücksichtigung der realen Erstsprachen

Mathematik Signalwörter in Sachaufgaben systematisch erarbeiten

‚Mut zur Lücke‘ bezogen auf Weltwissen in Sachaufgaben

Andere / alle Lernbereiche Sprachmittel bereitstellen, nicht voraussetzen

auf Sprache fokussieren in der Vorbereitung und Durchführung des Unterrichts

(auch im Unterrichtsgespräch und bei Lernerfolgskontrollen)

(Nur) geübte Strukturen einfordern

Sich und die Schüler für kulturell geprägtes Weltwissen sensibilisieren.

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DaZ-Förderung im Fachunterricht in der Sekundarstufe I

18. Jahrestagung der Kommission „Grundschulforschungstagung und Pädagogik der Primarstufe“ 21.9.09

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Prof. Dr. Heidi RöschLernvoraussetzungen in der Sek I

Fachliche

DaZ-Schüler: aufgrund der Spracherwerbssituation ggf. geringere fachliche Kompetenz

als ihre DaM-Mitschüler; können nur bedingt auf ihre Erstsprache zurückgreifen

Vorkenntnisse prüfen – sichern – entfalten

Seiteneinsteiger: evtl. anders geartete fachliche Kompetenzen;

können sie nicht in Deutsch, aber in ihrer Erstsprache ausdrücken

Vorkenntnisse prüfen – (aus der Erstsprache heraus) sichern – entfalten

Sprachliche

DaZ-Schüler: geringe Zweitsprachlernbewusstheit („Ich kann Deutsch“);

frühe Versteinerung des Zweitspracherwerbs; ineffiziente Zweitsprachlernstrategien;

alltags- statt schulsprachliche Kompetenz; rezeptive = produktive Kompetenz

DaZ-Förderung: extern (um basale Kompetenzen zu festigen) + intern

Seiteneinsteiger: hohe Zweitsprachlernbewusstheit; evtl. geringe Motivation;

schulsprachliche Kompetenz in der Erstsprache, nicht in der Zweitsprache

DaZ-Förderung: vorbereitend – hinführend – begleitend (Modell Sachsen)

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Prof. Dr. Heidi Rösch‚Meine‘ DaZ-Materialien (Sek I)

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Mitsprache. Arbeitshefte zur Sprachförderung(Klasse 5/6, 7/8, 9/10 + Lehrermaterial Schroedel 2006)

Aufbau der Kapitel: Je 8 Seiten (außer 1. Kapitel mit 16 Seiten)

Worum geht es? (1. Seite)

Themenentfaltung (fachlich und sprachlich) mit Übungen, Erklärungen, Anregung zur Sprachreflexion und Tipps zum Weiterlernen (6 Seiten)

Das hast du in diesem Kapitel gelernt (letzte Seite)

Ergänzung: Lösungsteil + Deklinations- und Konjugationstabelle

Thema Fachbezug Schreib-/Lesekompetenz Sprachliche Schwerpunkt

Märchen Deutsch Märchen als lit. Gattung,

Wörterhefte führen,

Umgang mit Grammatiktabellen

Grammatik Schritt für Schritt

(Konjugation, Deklination,

Satzbau, Zeitformen)

Zirkus

Carlucci

Deutsch Mündliches und schriftliches Erzählen,

Verben nachschlagen

Adjektive, Perfekt / Präteritum

Einkauf Mathematik Sachaufgaben analysieren,

Bruchrechnung übersetzen

Signalwörter der

Grundrechenarten

Gesunde

Ernährung

Biologie Fachtexte knacken,

Grafiken erschließen und

versprachlichen

Komposita, Ober- und

Unterbegriffe

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Prof. Dr. Heidi RöschBeispiel für den Aufbau einer Einheit

S. 72 Das Präteritum

unregelmäßiger Verben

S. 74 Alte und schwierige

Sprache entschlüsseln

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Prof. Dr. Heidi Rösch

Fortbildung des Staatlichen Schulamts Hanau in Kooperation mit BMS-Verlage 2.3.07

Balladen (Mitsprache 7/8)

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Prof. Dr. Heidi RöschSignalwörter der Grundrechenarten (Mitsprache 5/6)

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Prof. Dr. Heidi RöschIn der Fahrschule (Mitsprache 9/10)

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Prof. Dr. Heidi RöschFachsprache(n)

„ist die Gesamtheit aller sprachlichen Mittel, die in einem fachlich begrenzbaren

Kommunikationsbereich verwendet werden, um die Verständigung zwischen den in diesem

Bereich tätigen Menschen zu gewährleisten“ (Lothar Hoffmann 1976: 170).

entwickelt sich (historisch u. im Unterricht) aus der Alltagssprache heraus (vgl. Merzyn, 1998: 1).

Fachsprachen sind sprachliche Varietäten mit einer Syntax und Lexik, „die in der

Alltagssprache nicht üblich sind, in Fachtexten aber gehäuft auftreten“ (Krischer 2005).

Besonderheiten der Fachsprache

terminologisch normierter Fachwortschatz,

differenzierter Gebrauch von komplexen Wörtern: Komposita, Prä-/Suffixbildungen,

Nominalstil, unpersönliche Konstruktionen: Passiv, Reflexiv- und Infinitivkonstruktionen,

Deverbalisierung (Verlagerung der Information vom verbalen in den nominalen Bereich)

spezifische Textsorten: Versuchs-/Verlaufsprotokoll, Quellentexte, Grafiken,

Text- und Sachaufgaben, Erörterung, literarische Textanalyse etc.

Denk- und Mitteilungsstrukturen des Faches:

Formeln, versch. Symbolisierungsebenen, rhetorische Mittel etc.

DaZ-Schüler haben auch Förderbedarf auf basaler Ebene

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Prof. Dr. Heidi RöschDaZ als verbindliches Arbeitsprinzip Einzelne Lehrkräfte:

Unterrichtsmaterialien sprachlich analysieren defensive oder offensive Strategie

DaZ-Schüler gezielt einbinden, klare Sprachanforderungen formulieren,

Sprachentwicklung beobachten ggf. Sprachförderung (statt Nachhilfe) organisieren

Bewusstheit für fachliche und sprachliche Anforderungen schärfen,

Feedbackverfahren auch unter (fach-)sprachlichen Aspekten

Prozedurale Kompetenz im Umgang mit Texten, Aufgaben, im Gespräch ausbilden

Teamteaching mit Fremdsprachlehrkraft / DaZ-Experten

C-Tests mit Fachtexten auch als Diagnoseinstrument für Sprachkompetenz

Schulprofil hinsichtlich Sprachförderung schärfen

DaZ-Unterricht differenziert (vorbereitend, hinführend, integriert) und effizient gestalten

Regeln zur Sprachenverwendung gemeinsam aufstellen

Sprachlernberatung für DaZ-Schüler etablieren (z.B. durch DaZ-Experten)

Impulse für die Schule als System

Rechtsanspruch für DaZ-Schüler auf Beschulung in Lerngruppen mit DaM-Schülern

Förderung und Beurteilung sprachlicher Leistungen in allen Fächern

Aufwertung von DaZ-Kompetenzen als versetzungsrelevant

Schulen mit hohem Anteil einer Sprachgruppe sollten als zweisprachige Schulen oder

nach dem Konzept deutscher Auslandsschulen gestaltet werden