Finanzplatz Schweiz - Credit Suisse
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Finanzplatz SchweizStärkung der Wettbewerbsfähigkeit durch gemeinsame Anstrengungen von Privatsektor und Politik
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Vorwort
Liebe Leserin, lieber Leser
Der Finanzdienstleistungssektor durchläuft zurzeit fundamentale Veränderungen. Angesichts des zwingenden Wandels der Branche
und ihres operativen Umfelds werden sich auch die Finanzzentren, darunter die Schweiz, anpassen müssen.
Alle Beteiligten sollten diesen Veränderungen proaktiv begegnen und eng zusammenarbeiten. Es gilt, Massnahmen umzusetzen,
welche die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz als Finanzplatz stärken.
Die jüngere Schweizer Geschichte legt nahe, dass dies möglich ist. Seit jeher war es diese proaktive Haltung gegenüber
Veränderungen, welche die Schweiz zu einer der weltweit erfolgreichsten Volkswirtschaften gemacht hat. Andere helvetische
Branchen haben eindrucksvoll demonstriert, wie ein Sektor eine Führungsposition bewahren oder neu erarbeiten kann, selbst wenn
die Perspektiven anfänglich ziemlich düster erscheinen. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Schweizer Uhrenindustrie, in der in den
1970er-Jahren zwei Drittel der Arbeitsplätze verloren gingen. Weitere Beispiele sind die Branchen Chemie und Pharma oder die
Hersteller von Medizinaltechnik. Allen diesen Erfolgsgeschichten ist gemeinsam, dass die betreffenden Schweizer Industriellen und
Unternehmer willens waren, sich an die Veränderungen anzupassen und die Geschäftsmodelle sowie die Struktur ihrer Branche neu
auszurichten. Dies ist nun auch von der Finanzdienstleistungsbranche in der Schweiz gefordert.
Mit der vorliegenden Publikation möchten wir einen konstruktiven Beitrag zur wichtigen Diskussion darüber leisten, wie sich die
internationale Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz als Finanzzentrum verbessern lässt. Wir wollen damit aber nicht die zurzeit von der
Schweizer Regierung und anderen Beteiligten unternommenen Anstrengungen duplizieren. Statt eine umfassende Liste mit
Empfehlungen für gesetzliche und regulatorische Massnahmen zu erstellen, haben wir deshalb versucht, verschiedene
Strategiebereiche zu identifizieren, in denen unseres Erachtens Handlungsbedarf besteht – vornehmlich bei den Schweizer Banken
selbst.
Ich hoffe, dass die folgenden Seiten Ideen für Diskussionen und Massnahmen bereithalten werden. Ich bin zuversichtlich, dass die
Schweizer Banken, Politiker, Aufsichtsbehörden und Akademiker gemeinsam an der Erhaltung und Stärkung eines dynamischen,
konkurrenzfähigen und innovativen Finanzsektors arbeiten werden – eines Finanzsektors, der unsere Volkswirtschaft mitträgt und
auch in der Zukunft in- und ausländischen Kunden, die sich bei der Abwicklung ihrer Finanzgeschäfte für die Schweiz entscheiden,
dienen wird.
Mit freundlichen Grüssen
Urs Rohner
Präsident des Verwaltungsrats
Credit Suisse Group AG
Impressum
Herausgeber
Credit Suisse
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CH-8070 Zürich
Schweiz
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Manuel Rybach, +41 44 333 32 36, [email protected]
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Zusammenfassung
Der seit der globalen Finanzkrise zu beobachtende Entschuldungsprozess («Deleveraging»),
regulatorische Reformen und die Verschiebung der weltwirtschaftlichen Kräfteverhältnisse
zugunsten der Schwellenländer haben tief greifende Konsequenzen für den globalen Banksektor
und die Schweiz, insbesondere für ihren Finanzsektor. Darüber hinaus kämpft der Finanzplatz
Schweiz zurzeit mit diversen spezifischen Herausforderungen, die mit dem grenzüberschreitenden
Geschäft im Bereich Private Banking zusammenhängen. Als Antwort auf diese Herausforderungen
hat die Schweizer Regierung 2009 eine Finanzplatzstrategie verfasst, und das Eidgenössische
Finanzdepartement (EFD) wird dem Bundesrat in den nächsten Monaten einen neuen Bericht zu
diesem Thema vorlegen. Der Privatsektor hat in der Entwurfsphase substanziellen Input
beigesteuert.
Wir möchten diese wichtigen Anstrengungen mit der vorliegenden Publikation nicht einfach
duplizieren, sondern eher ergänzen. Wir identifizieren hierfür gewisse strategische Bereiche, auf die
sich alle betroffenen Parteien und insbesondere die Schweizer Banken konzentrieren sollten, um
die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz als Finanzzentrum zu verbessern.
In den folgenden Kapiteln erstellen wir in einem ersten Schritt eine Analyse des globalen
Bankumfelds, die unseren Empfehlungen zugrunde liegt. Wir werfen einen kurzen Blick auf die
aktuelle Verfassung der globalen Finanzdienstleistungsbranche (wobei wir uns wie im gesamten
Bericht auf die Banken konzentrieren) und erläutern, wie sich die Branche an regulatorische
Veränderungen und geschäftliche Anforderungen anpasst bzw. welche geschäftlichen Chancen
sich daraus ergeben könnten.
Wir analysieren sodann die Stärken und Schwächen der bedeutendsten internationalen
Finanzplätze, insbesondere im Vergleich zur Schweiz. Wir porträtieren Singapur eingehender, weil
dieser Stadtstaat eine wichtige Drehscheibe für das Vermögensverwaltungsgeschäft ist.
Der Bericht befasst sich sodann mit der aktuellen Situation der Schweiz und identifiziert die
Stärken und Schwächen unseres Finanzplatzes im Lichte der regulatorischen Entwicklungen der
jüngsten Zeit. Wir beziehen uns dabei auch auf den «Masterplan Finanzplatz Schweiz» von 2007,
dessen Ziel darin bestand, die Schweiz unter den Top 3 der internationalen Finanzzentren zu
etablieren. Das Umfeld hat sich zwar seit damals substanziell verändert, aber die Agenda aus dem
Jahr 2007 ist unseres Erachtens auch heute noch relevant. Sie muss allerdings mit zusätzlichen
Massnahmen ergänzt werden. Wir gelangen zum Schluss, dass die traditionellen Stärken des
Finanzplatzes Schweiz – Beratungsdienstleistungen bester Qualität, kombiniert mit der politischen,
sozialen und wirtschaftlichen Stabilität der Schweiz – nach wie vor Bestand haben.
Neben diesen Stärken sind u.a. folgende Aspekte für den künftigen Erfolg des Finanzplatzes
unerlässlich:
Gewährleistung der systemischen Stabilität seiner Finanzinstitute
Schutz seiner Reputation durch strikte Einhaltung hoher, international geltender
Standards
Sicherstellung des Zugangs zu den globalen Märkten; und ganz allgemein
Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit
Unser Bericht schliesst mit Überlegungen, wie sich dieses Ziel erreichen lässt. Unsere
Empfehlungen gliedern sich in folgende vier Hauptbereiche:
1) Stärkung der unterstützenden Rolle der Banken für die Schweizer Volkswirtschaft
2) Revitalisierung der Schweiz als bevorzugtes Zentrum für die globale Vermögensverwaltung
3) Positionierung für die «Ost/Süd»-Verschiebung des weltwirtschaftlichen Gleichgewichts
4) Etablierung als infrastrukturelles Zentrum für Investitionen und Kapitalmärkte
Eine Zusammenfassung unserer Empfehlungen, aufgeschlüsselt nach Stakeholdern, findet sich
in Tabelle 1.
Massnahmen zur Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz als
Finanzzentrum sind dringlicher denn je. Mit diesem Papier und den darin enthaltenen spezifischen
Empfehlungen hoffen wir, einen Beitrag zu dieser wichtigen Diskussion zu leisten.
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Tabelle 1: Zusammenfassung der Empfehlungen, nach Stakeholder-Gruppen
1. Stärkere
Unterstützung der
Schweizer Wirtschaft
durch Banken
2. Neubelebung des
Private Banking
3. Positionierung für
«Ost/Süd»-Verschiebung
4. Etablierung als
infrastrukturelles Zentrum
für Investitionen und
Kapitalmärkte
Banken
Verstärkte Bemühungen, die Bedürfnisse kleiner
und grosser Unternehmen, inkl.
Start-Ups, zu erfüllen.
Erhöhung des Marktanteils bei weltweit aktiven Schweizer
Unternehmen.
Ausbau der Präsenz im Handelsfinanzierungs-
geschäft.
Entwicklung von
Internet- und Mobile-Banking-Kompetenzen.
Geschäftsmodelle auf der Grundlage
ausschliesslich korrekt versteuerter Gelder.
Erfüllung höchster
ethischer und beruflicher Standards.
Bessere Nutzung von sich bietenden Chancen
im Bereich Anlageprodukte.
Ausbau der Beratung in den Bereichen
Philanthropie bzw. Impact Investing.
Massnahmen zur besseren Skalierung,
z.B. durch spezialisierte Dienstleistungs-unternehmen.
Investitionen in die
Ausbildung der Mitarbeitenden.
Öffnung des Zugangs zu neuen Märkten für
Unternehmenskunden.
Einsatz von mehr Mitarbeitern, Kapital und
anderen Ressourcen in neuen Märkten.
Entwicklung von Offshore-Plattformen in Hinblick auf
ausgewählte Emerging-Market-Währungen.
Etablierung als Daten- und Infrastruktur-Zentrum für
ausgewählte globale Finanzdienstleistungen.
Investitionen in Börsen-,
Abwicklungs- und Zahlungsverkehr- und allgemeine
Marktinfrastruktur.
Erwägung eines Masterplans für eine
gemeinsame
Finanzmarktinfrastruktur.
Regierung und
Parlament
Überprüfung der Schweizer
Stempelabgabe auf Aktien, Geldmarktinstrumenten
und Anleihen.
Verbesserung des Marktzugangs mittels Freihandelsabkommen.
Verbesserung des Marktzugangs mittels
Freihandelsabkommen.
Schaffung eines konkurrenzfähigen Steuerumfelds für
Alternative-Investment-Firmen und -Manager.
Gewährleistung der
Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte, u.a. durch
Ausbildung in Finance und Wirtschaft, sowie eine angemessene
Immigrationspolitik.
Unterstützung eines günstigen Umfelds für den
Rohstoff- und den globalen
Devisenhandel.
Umsetzung des für eine «Best in class»-Finanzmarktinfrastruktur erforderlichen gesetzlichen/
regulatorischen Umfelds.
Aufsichtsbehörden
Regulierung der Qualität und des
Anlegerschutzes im Bereich «Crowdfunding».
Unterstützung bei der Etablierung eines
«Goldstandards» für die Anlageberatung in
Zusammenarbeit mit Branchenvereinigungen
und Politik.
Einhaltung hoher Standards in Bezug auf die finanzielle Integrität.
Verbesserung des
regulatorischen Umfelds für externe Vermögensverwalter.
Straffung des
Registrierungsprozesses für neue Fonds.
Quelle: Credit Suisse
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Kapitel 1
Das globale Bankumfeld im Wandel
Die globale Finanzbranche durchläuft zurzeit bisher beispiellose Veränderungen. Diese sind
hauptsächlich als Reaktion auf die übermässige Expansion des Sektors und die Überschuldung in
der Zeit vor dem Ausbruch der Subprime-Krise in den USA und der Staatsschuldenkrise in Europa
zu verstehen. Weitere Veränderungen gehen vom starken demografischen Wandel und sich
verschiebenden globalen Wachstumstrends aus. Zudem hat die Finanzkrise eine Vielzahl politischer
und regulatorischer Reaktionen hervorgebracht. Letztere unterscheiden sich zum Teil recht stark
von Region zu Region und von Land zu Land und wirken sich damit unterschiedlich auf die relative
Wettbewerbsposition der betroffenen Finanzplätze aus. Allgemeiner lässt sich feststellen, dass der
Globalisierungstrend, der in der Dekade bis zur Krise zu beobachten war, nun zu einem gewissen
Grad rückgängig gemacht wird. Das folgende Kapitel behandelt die Haupttreiber der
Veränderungen sowie die damit einhergehenden Herausforderungen für die Branche und ihre
diversen Geschäftssegmente.
1) Wichtigste Veränderungsimpulse in der globalen Bankbranche
Zu den wichtigsten Faktoren, die momentan Veränderungen in der globalen Bankbranche be-
wirken, gehören unseres Erachtens folgende:
1. Entschuldung («Deleveraging») und Desintermediation: Infolge höherer
Eigenkapitalvorschriften, (zumindest vorübergehend) höherer Finanzierungskosten und eines
geringeren Wirtschaftswachstums in gewissen Industrieländern sind die Finanzinstitute zurzeit
dabei, den Umfang ihrer Bilanzen substanziell zu reduzieren. Einige Akteure sind davon stärker
betroffen als andere, wodurch sich für Letztere, wie z.B. gewisse asiatische Banken, Chancen
eröffnen. «Regulatorische Arbitrage» zwischen Finanzzentren mit unterschiedlichen Regeln verstärkt
möglicherweise die unterschiedlichen Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit bis zu einem
gewissen Grad. Die Entschuldung könnte auch eine verstärkte Desintermediation oder – positiv
formuliert – eine verstärkte Weitervermittlung von Sparkapital via die Kapitalmärkte statt via Banken
zur Folge haben. In Europa und Asien werden derzeit rund drei Viertel der Unternehmens-
kreditrisiken über die Bilanzen von Banken verbucht, während ein Viertel über die Kapitalmärkte
abgewickelt wird. In Europa und anderswo wird voraussichtlich eine Verschiebung hin zum US-
Modell stattfinden, in welchem diese Verhältnisse umgekehrt sind. Auch diese Entwicklung wird
einigen gut positionierten Finanzinstituten signifikante Wachstumsgelegenheiten eröffnen.
2. Regulierung und Besteuerung: Das regulatorische Umfeld entwickelt sich angesichts vieler
laufender Initiativen rasant (Basel III, Ring Fencing, Solvency II, Dodd-Frank-Gesetz, Richtlinie über
Märkte für Finanzinstrumente (MiFID), Abwicklungsplanung usw.). Der zuvor eher lockere Ansatz
der Aufsichtsbehörden wird damit schnell verschärft. Die bekundete Absicht besteht in der
Schaffung eines weltweit standardisierten Regulierungsrahmens. Es ist aber alles andere als klar,
ob wir uns tatsächlich in diese Richtung bewegen. Die nationalen Aufsichtsbehörden konzentrierten
sich bisher oft mehr auf nationale Risiken, sodass die zu Beginn des laufenden Jahrhunderts
beobachtete Globalisierung der Finanzbranche effektiv partiell rückgängig gemacht werden könnte.
Auch der in gewissen Ländern verstärkte Fokus auf die Besteuerung von Finanztransaktionen
deutet eher in diese Richtung. Derweil hat die Finanzindustrie selbst auf die vor der Krise
vorhandenen Ungleichgewichte und den Regulierungsdruck positiv reagiert, indem sie sich u.a.
vermehrt auf die Verbesserung der Corporate Governance konzentriert.
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3. Vereinfachung und Transparenz: Es gibt einen Trend hin zu einfacheren und transparenteren
bzw. zu eher traditionellen Bankprodukten und Banken. Dies erklärt sich teilweise durch die
Marktvolatilität und die Verunsicherung der Investoren, ist aber auch Anstrengungen zur
Wiederherstellung des Vertrauens zuzuschreiben, nachdem es vereinzelt zu «irreführenden
Verkäufen» (z.B. bei Collateralized Debt Obligations [CDO] oder anderen strukturierten Produkten)
gekommen war. Transparentere, einfachere und börsenkotierte Produkte drücken momentan
tendenziell auf die Margen, obwohl dieser Trend mit der Zeit durch höhere Volumen kompensiert
werden könnte. Darüber hinaus wird auf Systemebene die Transparenz verbessert und die
Vernetzung reduziert, was dem Trend zu kleineren Bankbilanzen zusätzlich Auftrieb gibt. Letztlich
werden auch die Geschäftsmodelle im Allgemeinen sowie die Struktur und Organisation von
Banken überprüft.
4. Technologie und Vertrieb: Die Vertriebsmethoden für Finanzprodukte sind ebenfalls einem
Wandel unterworfen, und die Vertriebskosten dürften transparenter werden. Die Mittel und
Gewohnheiten bei der Kommunikation und die Verfügbarkeit von Daten verändern sich rasch, wie
die zunehmende Popularität sozialer Medien und die steigende Akzeptanz digitaler
Bankdienstleistungen belegen. Im Zuge zunehmender Übertragungsbandbreiten werden Letztere
weiter expandieren. Etablierte Institute werden von Neueinsteigern, die sich derart innovativer
Technologien bedienen, herausgefordert werden. Neuartige Formen der Weitervermittlung von
Sparkapital, wie z.B. das «Crowdsourcing», dürften ebenfalls profitieren, obschon ihre Expansion
durch neue, auf den Konsumentenschutz konzentrierte Probleme und regulatorische Interventionen
beschränkt werden könnte.
5. Regionale Verschiebungen und sich verändernde Wettbewerbspositionen: Es findet seit
einiger Zeit eine kontinuierliche und dramatische Verschiebung der Beiträge zur globalen
Wertschöpfung, zum Welthandel und zur Vermögensakkumulation zugunsten der Schwellenländer
statt, die auch den Fokus der Finanzmärkte substanziell beeinflusst. Insbesondere sind ein weiteres
Wachstum der inländischen Kapitalmärkte in den Emerging Markets sowie deren schrittweise
Öffnung für ausländische Investoren zu beobachten. Damit geht eine zunehmende Liberalisierung
der Wechselkurse einher (z.B. Konvertibilität des Renminbi). Daraus werden sich anhaltende
Verschiebungen der globalen Anlagekapitalflüsse ergeben. Eine weitere Folge dürften Ver-
änderungen des für Finanzinstitute und Finanzzentren relevanten Wettbewerbsumfelds sein.
Neben diesen strukturellen Veränderungen befindet sich auch das gesamtwirtschaftliche
Umfeld weiterhin im Fluss, wobei Europa nach wie vor zu grosser Sorge Anlass geben dürfte. Bei
den Banken der Region wird sich der Anpassungsprozess, insbesondere der Abbau der Bilanzen,
auch bei einem positiven Ausgang der Krise in der Eurozone fortsetzen. Die grenzüber-
schreitenden Aktivitäten der Finanzinstitute werden zumindest während einer gewissen Zeit
reduziert bleiben, sei es, weil die Risikoneigung gering ist, oder weil politischer Druck ausgeübt
wird, beschränkt verfügbare Mittel prioritär inländischen Kreditnehmern (in gewissen Fällen den
eigenen Regierungen) vorzubehalten. Die Schwellenländer scheinen sich auf längere Sicht auf
einem steileren strukturellen Wachstumspfad zu befinden als die Industrieländer. Indes dürfte sich
das Trendwachstum in vielen Emerging Markets, nicht zuletzt in China, im Zuge der Anpassung der
wirtschaftlichen Wachstumsmodelle abschwächen. Gleichzeitig könnte eine graduelle und
kontrollierte Liberalisierung der Finanzmärkte, insbesondere in China, dem Finanzsektor be-
trächtliche Wachstumschancen eröffnen. In den meisten Industrieländern werden sich die Banken,
Pensionskassen, Versicherungen und Privatanleger auf das Niedrigzinsumfeld einstellen müssen,
das voraussichtlich noch während längerer Zeit Bestand haben wird.
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2) Reaktionen der Bankbranche auf das sich verändernde Umfeld
Die vorstehend beschriebenen Veränderungen des Umfelds werden sich auf die Finanzbranche
substanziell auswirken, wobei die Konsequenzen für die einzelnen Geschäftsfelder stark
unterschiedlich ausfallen werden. In diesem Zusammenhang sehen wir folgende Haupttrends:
1. Investment Banking: Dieser Sektor ist mit rasanten Veränderungen konfrontiert, nehmen doch
die Kapitalanforderungen zu, während die Rentabilität stark unter Druck steht. Neue Regulierungen
und Vorschriften sowie die vermehrte Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf das Geschäftsgebaren
bilden grosse Herausforderungen. Angesichts der schwächeren Eigenhandelsaktivitäten rechnen
wir mit einer steigenden Abhängigkeit der Erträge von den Volumen im Kundengeschäft. Zudem
dürften die Margen, aber auch die Kosten fallen, weil das Pendel zu einfacheren Produkten mit
geringerer Kapitalintensität zurückschlägt. Die Bilanzen der Investmentbanken werden unseres
Erachtens weiter schrumpfen, was strukturell höheren finanzierungsseitigen Grenzkosten und der
Erhöhung des erforderlichen Eigenkapitals zuzuschreiben ist. Als partielles Gegengewicht zu diesen
negativen Kräften könnten die Volumen und die Rentabilität von einer dynamischeren Kapital-
marktaktivität infolge der zunehmenden Desintermediation in Europa und Asien profitieren. Diverse
Banken haben umfangreiche und detaillierte Restrukturierungspläne vorgelegt (obschon die
Anleger angesichts der niedrigen Bewertungen an deren Umsetzung zu zweifeln scheinen). Die
Reduktion der entsprechenden Kapazitäten sollte es den verbleibenden Akteuren grundsätzlich
erlauben, ihre Margen längerfristig wieder zu verbessern. Allerdings könnte sich dies auch als
illusorisch erweisen, wenn die Banken in den Schwellenländern ihre Investment-Banking-
Aktivitäten deutlich ausbauen.
2. Wealth Management/Private Banking: Das Wealth-Management- und Private-Banking-
Geschäft zeichnete sich in der Vergangenheit durch hohe Gewinnmargen, ein robustes Wachstum
der verwalteten Vermögen und beschränkte Kapitalanforderungen aus. Indes gerieten die
Bruttomargen in den letzten Jahren unter Druck, weil die Anleger vermehrt zu margenschwächeren
Vermögenswerten tendierten, die Transaktionsvolumen zurückgingen und die Zinsen auf
historische Tiefststände abrutschten. Regulatorische Massnahmen für einen besseren Schutz der
Konsumenten haben den Kostendruck im Sektor zusätzlich erhöht und das grenzüberschreitende
Geschäft weiter erschwert. Das internationale Private-Banking-Geschäft sieht sich darüber hinaus
mit zunehmenden Herausforderungen konfrontiert, weil die Regierungen mehr Transparenz in
Steuerfragen einfordern. In den reifen Märkten hat der Druck zur Nutzung von Kostensynergien,
teilweise mittels Skaleneffekten, zugenommen – ein Trend, der unserer Meinung nach anhalten
wird. Weitere Innovationen, wie z.B. Internet-Angebote (ursprünglich für Kunden im Retail-Bereich
gedacht, nun aber immer mehr auf breiter Front eingesetzt), könnten der Rentabilität zugute
kommen, weil sich die Kundenbasis auf neue vermögende Privatpersonen verlagert, die gegenüber
technologischen Lösungen aufgeschlossener sind. Gleichzeitig fragen sehr vermögende Kunden,
bei denen es sich zunehmend um professionelle Family Offices handelt, vermehrt anspruchsvolle,
komplexe Lösungen nach, die ein breites Spektrum an spezialisierten Finanzfachleuten erfordern.
Darüber hinaus wünschen Anleger oft Beratung in Bezug auf nicht finanzielle Kriterien, wenn sie
beispielsweise philanthropische oder sogenannte Impact-Investments tätig wollen. Die Attraktivität
neuer Wachstumsmärkte in Asien, Lateinamerika oder dem Nahen Osten ist angesichts des
steigenden Wohlstands in diesen Regionen zwar ganz offensichtlich, der Erfolg von Vermögens-
verwaltungsorganisationen ist aber nicht garantiert. Die Bruttomargen sind allgemein und
insbesondere in Asien tiefer, weil die Anleger eine weitgehende Kontrolle über die Anlage-
entscheidungen wahren wollen, was arbeitsintensive Beratungsdienstleistungen statt besser
skalierbare diskretionäre Vermögensverwaltungsansätze bedingt. Des Weiteren verstärkt die hohe
Zahl von Mitbewerbern, die Vermögenswerten in Wachstumsmärkten «hinterherjagen», den
Margendruck zusätzlich. Neben den anfänglichen Einstiegskosten reduzieren auch die Kosten für
die Rekrutierung und Bindung von Talenten die Rentabilität tendenziell.
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Die Regulierung erhöht nicht nur die Transparenz in der Branche, sondern auch die Kosten. Vor
diesem Hintergrund wird die Fähigkeit, die Stammgeschäfte zu skalieren und gleichzeitig
massgeschneiderte, auf den Kunden zugeschnittene Lösungen anzubieten, für die Erreichung der
Rentabilitätsschwelle entscheidend sein. Konsolidierung dürfte ein Thema bleiben, zumal kleinere
Akteure Mühe mit dem steigenden Kostenumfeld bekunden. Eine interessante Entwicklung wird
möglicherweise eine gesteigerte Spezialisierung und eine besser strukturierte Arbeitsteilung bei der
Schaffung von Vermögensverwaltungsdienstleistungen sein, die vom Finanzmarkt-Research über
die Produktkonzeption und -realisierung bis hin zu Transaktions- und Vertriebsplattformen sowie
Depotdienstleistungen reicht. Marktteilnehmer, die sich nicht von der Konkurrenz abzuheben
vermögen, dürften Mühe mit der Steigerung ihrer verwalteten Vermögen bekunden.
3. Asset Management: Dieser Sektor war in der Vergangenheit stark fragmentiert, waren doch
die Marktanteile selbst der grössten Akteure deutlich geringer als im Investment Banking oder
Wealth Management. Dies trifft nach wie vor zu, aber es ist nun ein Trend zur Konzentration
feststellbar. Für diesen gibt es zwei Treiber: Erstens drückt der Regulierungsdruck auf die
Gebühren und erhöht die Fixkosten, was die Nutzung von Skaleneffekten fördert. Zweitens
bevorzugen die Investoren vermehrt eine sogenannte «Barbell»-Strategie, d.h. die Allokation in
kostengünstige passive Fonds, die nur in grossem Stil gewinnbringend betrieben werden können,
nimmt zu. Passive Fonds zeichnen heute für rund 35% der Aktienanlagen institutioneller US-
Kunden verantwortlich, wogegen es vor fünf Jahren erst rund 20% waren. Dieser Trend wird
voraussichtlich anhalten. Im Zuge dieser Entwicklung sind gewisse der grössten institutionellen
Vermögensverwalter in den letzten Jahren mittels organischen Wachstums und Fusionen deutlich
gewachsen und bieten nun einen Mix aus aktiv gemanagten und passiven Fonds an. In der Hedge-
Fonds-Branche war ebenfalls eine merkliche Konzentration zu beobachten, die zur Bildung einiger
Akteure substanzieller Grösse führte. In den Fällen, in denen die Anleger ihre Mittel weiterhin in
aktiv gemanagte Fonds investieren, fordern sie vermehrt klare Belege für eine Outperformance.
Für Letztere sind nicht notwendigerweise Skaleneffekte erforderlich – tatsächlich verfügen kleinere
Manager in sorgfältig ausgewählten Spezialbereichen über Vorteile im Vergleich zu ihren grösseren
Mitbewerbern. Insgesamt steigt der Wohlstand weltweit weiterhin ziemlich schnell, insbesondere in
den Schwellenländern. Zudem findet in vielen Industrieländern eine Verlagerung von
Pensionskassen mit Leistungsprimat hin zu solchen mit Beitragsprimat statt (was auch eine
Abwendung von In-house-Managern zur Folge haben könnte). Vor diesem Hintergrund wird der
Gesamtumfang der für die Vermögensverwaltungsbranche verfügbaren Mittel weiterhin
zuzunehmen. Angesichts der niedrigen Zinsen und der als volatil wahrgenommenen Aktien besteht
die Herausforderung für die Vermögensverwalter in der Identifikation von Strategien (z.B. Aktien
mit hoher Dividende) und «neuen» Anlagetypen (z.B. «Realanlagen»), mit denen sich die
risikoabgeneigten Investoren von heute ansprechen lassen.
4. Retail- und Kommerzgeschäft: Wir sehen in diesem Sektor drei Hauptprobleme: Erstens
verlagern sich die Vertriebsplattformen zunehmend von den Niederlassungen (mit Finanzberatern)
auf das Internet und dann auf das mobile Internet. Damit stehen tendenziell der Konsumenten-
schutz und die Vereinfachung der Produkte im Vordergrund. Zweitens stellt sich die Frage, wie das
Wachstum im Kreditgeschäft künftig finanziert werden soll. Es könnte eine zunehmende Ver-
lagerung zu verbriefungsbasierten Modellen einsetzen, wenn das Vertrauen in derartige Instrumente
erst einmal wieder hergestellt ist und Strukturen konzipiert werden, die informationsbezogene
Asymmetrien beschränken. Darüber hinaus könnten soziale Medien und Internetkanäle eine immer
wichtigere Rolle für die Mobilisierung von Kapital spielen. Angesichts der Diskussionen über eine
Minimierung des «Too big to fail»-Risikos und der Forderung, Retail-Banking- und Commercial-
Banking-Aktivitäten zu entkoppeln (Ring Fencing), müssen – drittens – die Geschäftsmodelle von
Banken in gewissen Märkten überdacht werden.
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Kapitel 2
Erfolgsfaktoren und Veränderungen der Wettbewerbsfähigkeit von globalen
Finanzplätzen
Die Hauptentwicklungen, die im vorhergehenden Kapitel diskutiert wurden (u.a. «Deleveraging»,
verstärkte Regulierung und regionale wirtschaftliche Verschiebungen), haben nicht nur signifikanten
Einfluss auf verschiedene Bereiche des Bankensektors, sondern wirken sich auch auf die
Perspektiven und Wettbewerbsfähigkeit globaler Finanzplätze aus. In diesem Kapitel erörtern wir
kurz die wichtigsten Faktoren, die für den Erfolg von Finanzplätzen ausschlaggebend sind, und
beurteilen dann, wie sich deren Stellung verändert, nicht zuletzt auch in Bezug auf die
Wettbewerbsfähigkeit gegenüber der Schweiz. Im nächsten Kapitel gehen wir genauer auf die
Herausforderungen ein, mit denen der Finanzplatz Schweiz konfrontiert ist.
1) Erfolgsfaktoren von Finanzplätzen
Erfolgreiche globale Finanzplätze verfügen über Stärken in verschiedensten Schlüsselbereichen.
Hierzu gehören Aspekte wie die notwendige Lebensqualität, um Spitzenleute anzuziehen,
Standards bei der Rechtsprechung sowie eine erstklassige Transaktionstechnologie. Erfolgreiche
Standorte sind dabei meist nicht nur in mehreren Gebieten stark, sondern in mindestens einem
oder zwei Weltmarktführer. Tatsächlich unterscheiden sie sich – auch wenn wir von globalen
Finanzplätzen sprechen – in ihren Eigenschaften jedoch ganz erheblich und sind hinsichtlich
Kerngeschäftsbereichen und regionaler Ausrichtung auf die Kunden, die sie bedienen, stark
spezialisiert. Allen Finanzplätzen ist hingegen gemein, dass sie sich durch eine hohe Dichte an
Institutionen auszeichnen, die sich auf diese Kerngeschäfte konzentrieren.
Diverse Studien haben versucht, die Erfolgsfaktoren von Finanzplätzen zu eruieren und sie
damit zu rangieren. Der Global Financial Centres Index (erstellt durch Long Finance und gesponsert
von der Qatar Financial Centre Authority) bewertet zum Beispiel die Finanzplätze in fünf Kategorien
(Arbeitskräfte, Geschäftsumfeld, Marktzugang, Infrastruktur und allgemeine Wettbewerbsfähigkeit).
In diesem Index belegt Zürich insgesamt den sechsten Platz hinter London, New York, Hongkong,
Singapur und Tokio. Zürich schneidet bezüglich Marktzugang und Infrastruktur gut ab.
Wir präsentieren hier unser eigenes Ranking, das eine grössere Zahl von Faktoren berück-
sichtigt (total 17, unterteilt in fünf breite Kategorien), um bezüglich potenzieller Verbesserungs-
bereiche mehr Genauigkeit und Aussagekraft zu erlangen. Wir haben weltweit acht Finanzplätze
untersucht und bei jedem Faktor eine einfache Skala von 0 bis 10 angewendet. Wir betrachten den
gesamten Finanzplatz Schweiz und konzentrieren uns nicht nur auf Zürich. Natürlich ist jede
einzelne Wertung immer auch subjektiv, und einige Leser würden die Punkte vielleicht anders
verteilen. Basierend auf unserem Ansatz liegt die Schweiz etwas hinter New York und London,
weitgehend gleichauf mit den zwei wichtigen Zentren Singapur und Hongkong sowie deutlich vor
Paris, Frankfurt und Tokio.
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Tabelle 2: Fünf Erfolgsfaktoren von Finanzplätzen
NYC London Paris Frankfurt Singapur HK Tokio Schweiz
1. Arbeitskräfte
Leichter Zugang für hoch qualifizierte Arbeitskräfte 7 5 6 6 7 7 3 7
Wettbewerbsfähige Einkommens- (und Kapitalgewinn-)
Steuer, v.a. für Grossverdiener 6 4 3 4 7 7 4 6
Qualität von Universitäts- und Hochschuleinrichtungen 7 8 6 5 6 5 4 6
Gute Wohn- und Lebensqualität 5 6 7 4 5 5 3 7
25 23 22 19 25 24 14 26
2. Geschäftsumfeld
Minimale Bürokratie bei der Gründung neuer Finanz-, Anlagegesellschaften und Banken 9 6 4 4 9 9 3 7
Offenes Umfeld für bankfremde Finanzunternehmen (d.h. Hedge-Fonds, Private-Equity-Gesellschaften,
Infrastruktur- und Immobilienfonds) 8 9 6 5 9 8 5 8
Banken mit guter Kapitalausstattung und begrenzten systemischen Risiken 5 4 4 5 6 6 6 6
22 19 14 14 24 23 14 21
3. Marktzugang
Liquide und ausreichend tiefe Anleihen- und Aktienmärkte, die für ausländische IPOs offen stehen 8 9 7 7 6 6 5 5
Derivate- und Rohstoffbörsen 9 9 7 7 7 7 6 6
Breite Palette von globalen Devisen-, Fixed-Income- und
Aktienprodukten, mit limitierter Abhängigkeit von wenigen heimischen Anbietern
8 10 6 6 7 8 3 6
Handels- und Versicherungszentrum in Verbindung mit Handelsfinanzierung durch Banken
9 10 7 8 7 8 7 7
34 38 27 28 27 29 21 23
4. Rahmenbedingungen
Stabilität des makroökonomischen und politischen Systems
7 6 6 6 6 6 5 7
Hohe Rechtssicherheit zum Schutz des Besitzes von
Vermögenswerten 9 9 9 9 9 8 8 9
Solider Rechtsrahmen für offene und geschlossene
Anlagefonds und ETFs 8 8 9 9 6 6 8 7
24 23 24 24 21 20 21 23
5. Allgemeine Wettbewerbsfähigkeit
Status als sicherer Hafen 6 6 4 6 7 5 5 8
Englisch ist Hauptsprache oder weit verbreitet 9 10 5 5 9 8 5 7
Klare, angemessene Regulierung und massvolle Durchsetzung
7 6 6 6 6 6 3 7
22 22 15 17 22 19 13 22
Total 127 125 102 102 119 115 83 116
Quelle: Credit Suisse
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2) Relative Wettbewerbsfähigkeit ausgewählter Finanzplätze
Ungeachtet der Vorbehalte hinsichtlich Vergleichbarkeit von Finanzplätzen führen wir nachfolgend
kurz auf, wo wir die grössten Stärken und Schwächen der wichtigsten Finanzplätze orten.
New York: Weg vom reinen Investment Banking und Expansion in andere Bereiche
New York weist zusammen mit London die höchste Dichte an globalen Banken und
Finanzinstituten auf, zu denen die grössten und bekanntesten Investmentbanken gehören. Das
Investment Banking ist unter zunehmenden Druck der Regulierungsbehörden und der Öffentlichkeit
geraten. Demzufolge werden die Geschäftsmodelle angepasst. Retail-Banken und Vermögens-
verwalter haben dank Refinanzierungsvorteilen durch Einlagenfinanzierung und ihrer robusten
Ertragsströme gegenüber den bisher praktisch reinen Investmentbanken an Attraktivität gewonnen.
Auf das Investment Banking ausgerichtete Institute liegen im Bonitätsrating zwei bis drei Stufen
unter solchen mit stärkerem Retail-Geschäft, was in dieser hart umkämpften Branche einen
eindeutigen Finanzierungsnachteil bedeutet. Dies führt unter anderem dazu, dass frühere
Investmentbanken dazu neigen, aggressiv in die Vermögensverwaltung zu expandieren, was die
Konkurrenz für Schweizer Banken erhöht, wenngleich vorwiegend im Ausland und nicht innerhalb
des Finanzplatzes Schweiz. New York bleibt aber weltweit die erste Adresse für spezialisierte
Vermögensverwalter, sowohl für Hedge-Fonds als auch für Long-only-Fonds. Vor allem Letztere
haben dank ihrer Fokussierung auf Ausserbilanzgeschäfte gegenüber den Banken stetig
Marktanteile hinzugewonnen.
London: Einschränkungen und höherer Regulierungsdruck im Investment Banking
London war vor der Krise wohl der am stärksten globalisierte Finanzplatz. Zwar verfügt London
immer noch über seine strukturellen Stärken (z.B. Stellung als globales Rechtszentrum), doch ist
auch hier erhöhter Druck durch zahlreiche Faktoren spürbar, die auch New York belasten. Viele
inländische Banken sind schwach kapitalisiert, während diverse der in London konzentrierten
kontinentaleuropäischen Banken aufgrund der verminderten Profitabilität weiter Ressourcen
abbauen. Zudem haben sich regulatorische Herausforderungen wohl später bemerkbar gemacht
als in New York. Schliesslich trägt auch die höhere Besteuerung (die nun zwar möglicherweise den
Höchststand erreicht) zum Druck auf den Finanzplatz London bei. In der Vermögensverwaltung
verfügt London aber immer noch über einen besonderen Vorteil, da Trusts – seit jeher ein
Kernelement des «British Banking» – hinsichtlich internationaler Steuerstandards weiterhin
sämtliche OECD-Kriterien erfüllen. Im Gegensatz zu New York sind jedoch die Skalier-
möglichkeiten im Vermögensverwaltungsgeschäft wegen des wesentlich kleineren Binnenmarktes
beschränkt.
Hongkong: Handels- und Finanzzentrum für das dynamische «Greater China»
Hongkong bleibt einer der Finanzplätze, dessen Position sich trendgemäss verbessert. Hongkong
profitiert insbesondere vom rasanten Wirtschaftswachstum in «Greater China», vor allem in
Festlandchina. Die zunehmende internationale Mobilität der Unternehmen und des Kapitals in China
wird Hongkong zugute kommen, auch wenn die inländischen chinesischen Finanzzentren im Zuge
der sich durchsetzenden Kapitalmarktöffnung zu ernsthaften Konkurrenten werden dürften.
Hongkong verfügt auch über eine starke Stellung in der Vermögensverwaltung und vor allem in der
Handelsfinanzierung. Der Offshore-Renminbi-Markt ist ein besonderer Wachstumsbereich. Negativ
ist allerdings, dass die aufgrund der limitierten Landressourcen und des starken Zuflusses von
Anlagegeldern hohen Immobilienpreise für die Arbeitskräfte problematisch sind und tendenziell zu
steigenden Arbeitskosten führen.
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Singapur: Globales Vermögensverwaltungszentrum, das von starkem regionalem
Wachstum profitiert
Die Stellung Singapurs verbessert sich ebenfalls im Trend. Singapur hat sich zu einem
bedeutenden regionalen Vermögensverwaltungszentrum in Südostasien entwickelt, das jedoch
auch nichtasiatische Kunden anzieht. In den letzten Jahren wurde der Finanzplatz Singapur im
Einklang mit traditionellen Schweizer Stärken aufgebaut: stabiles politisches Klima, günstige
Steuergesetzgebung, hohe Ausbildungs- und Infrastrukturstandards sowie Diskretion im
Finanzgeschäft. Es überrascht daher nicht, dass Schweizer Banken seit Langem von Singapur aus
ihr Know-how für asiatische Kunden nutzen. Im Gegensatz zur Schweiz liegt Singapur jedoch
mitten in einer Wachstumsregion, und die steigenden Einkommen und Vermögen sorgen für eine
hohe Nachfrage nach Bankprodukten und Vermögensverwaltung. Allerdings fehlt es in Singapur an
qualifizierten Fachkräften. Zudem drückten die steigenden Personalkosten in den letzten Jahren
auf die Profitabilität.
Angesichts der Parallelen zwischen den Finanzplätzen Singapur und Schweiz beschliessen wir
dieses Kapitel mit einem detaillierten Blick auf Singapur (vgl. Box auf Seite 14).
Paris und Frankfurt: Hindernisse durch Steuern und andere Faktoren
Paris und Frankfurt leiden unter diversen Nachteilen, insbesondere unter relativ hohen Steuern und
fehlender Öffnung für bankfremde Finanzunternehmen. Obschon die Finanzmärkte grundsätzlich
für Auslandsgeschäfte offen stehen, ist es weder Paris noch Frankfurt gelungen, bedeutende Teile
des Londoner EUR-Kapitalmarktgeschäftes für sich zu gewinnen. Sollte überdies die derzeit
diskutierte Transaktionssteuer eingeführt werden, würde das weitere Hindernisse für die beiden
Standorte bedeuten. Keines der Länder hat besondere Schritte unternommen, um die Märkte als
internationale Vermögensverwaltungszentren zu positionieren. Somit dürften sie diesbezüglich auch
keine besondere Bedrohung für die Schweiz, London oder Singapur darstellen. Zudem sind die
Krise und die Unsicherheit um die Zukunft der Europäischen Währungsunion sicherlich für keinen
der beiden Finanzplätze positiv, was die Bewertung als sicherer Hafen für Frankfurt – und noch
deutlicher für Paris – mindert.
Tokio: Nach wie vor binnenmarktorientiert
Trotz seines wirtschaftlichen Gewichts, der hohen Ersparnisse der Privathaushalte und der liquiden
Aktien- und Anleihenmärkte vermochte sich Tokio nur mit Mühe als globales Finanzzentrum zu
etablieren. Zu den Schwächen zählen unseres Erachtens ein mangelndes Angebot an global
marktfähigen Produkten, relativ hohe bürokratische Hürden und gewisse regulatorische
Hemmnisse.
Luxemburg: Europäische Drehscheibe für Vermögensverwaltungsprodukte
Luxemburg profitiert von seiner «Unique Selling Proposition», d.h. seinem Sonderstatus als
führendes Zentrum für Fondsprodukte innerhalb der Europäischen Union, wobei sich
unkomplizierte und effiziente Registrierungs- und Antragsverfahren und die Vorteile des
«europäischen Passes» als Pluspunkte erweisen. Wegen seines starken Länder-Ratings hat die
Schuldenkrise in der Eurozone Luxemburg nicht geschadet, sondern seine Attraktivität als
Finanzplatz eher erhöht. Während sich die Zahl der Fondsdomizilierungen in der Eurozone – z. B. in
Dublin – während der Krise verringert hat, konnte Luxemburg einen stetigen Zuwachs verzeichnen
(wie auch Malta, hier jedoch von einer viel niedrigeren Basis aus).
Toronto: Aufstrebend
Trotz geringerer Grösse sollte das aufstrebende Toronto, wo verschiedene gut positionierte
kanadische Banken ihren Sitz haben, nicht vergessen werden. Toronto ist für seine Kunden als
Finanzplatz sehr interessant, hat es doch die Finanzkrise unbeschadet überstanden. Auch die
wirtschaftlichen Fundamentaldaten Kanadas sind nach wie vor sehr solide, und die Währung des
Landes wird zwecks Diversifikation aus dem US-Dollar immer gefragter. Daher stossen nun die
kanadischen Banken verstärkt ins Vermögensverwaltungsgeschäft vor. Die Bedeutung kanadischer
Finanzinstitute steigt vor allem aufgrund des starken Zustroms von Menschen und Vermögen aus
dem asiatischen Raum.
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Singapur: Drehscheibe für Vermögensverwaltung in der
wachstumsstärksten Region der Welt
Der Finanzplatz Singapur wird am häufigsten mit demjenigen der Schweiz verglichen. Dank
äusserst vorteilhafter wirtschaftlicher Bedingungen und politischer Stabilität konnte die Private-
Banking-Branche ein rasches Wachstum verbuchen. Seit 2000 hat die Regierung die Branche
zudem mithilfe solider und vorwärts gerichteter regulatorischer Rahmenbedingungen sowie durch
ein steuergünstiges und unternehmensfreundliches Umfeld bewusst gefördert. Singapur sieht
sich derzeit zwar mit geringeren politischen Herausforderungen als der Finanzplatz Schweiz
konfrontiert, allerdings sind auch hier Margendruck und Skalierbarkeit ein Thema.
Eine solide Volkswirtschaft
Singapurs Wirtschaft hat sich in den vergangenen Jahrzenten mit durchschnittlichen jährlichen
Wachstumsraten von 6.3% seit 1990 hervorragend entwickelt. Mit über USD 50’000
verzeichnete das Land 2011 das höchste BIP pro Kopf in Asien und liegt gemäss Internationalem
Währungsfonds weltweit auf Platz 15. Dank fehlender Auslandverschuldung, offizieller
Devisenreserven von rund USD 250 Mrd. (90% des BIP) und einer starken Währung erhält das
Land von allen drei führenden Rating-Agenturen ein AAA-Rating. Als Produktions-, Handels- und
Dienstleistungszentrum kann Singapur von seiner geografischen Nähe zu boomenden
Nachbarländern wie Indonesien, Malaysia sowie zum wachstumsstarken und dichtbevölkerten
Indien und China profitieren. Im Zuge steigender Einkommen und Vermögen bei den
Unternehmern erster und zweiter Generation dieser Länder steigt die Nachfrage nach
Vermögensplanungs- und Vermögensverwaltungsdienstleistungen.
In Singapur nahmen die verwalteten Vermögen (AuM) von etwa USD 177 Mrd. im Jahr 2000
auf knapp über USD 1 Bio. im Jahr 2011 zu, wobei 70% der Gelder aus dem Ausland
stammten. Rund 60% dieser Gelder wurden in der Region Asien/Pazifik investiert. Zum
Vergleich: Die im Finanzplatz Schweiz insgesamt verwalteten Privatvermögen betrugen Ende
2010 etwa USD 2.6 Bio., und ausländische Gelder machten rund 70% davon aus. Institutionelle
Anlagen, die in der Schweiz verwaltet werden, bewegen sich in ähnlichem Rahmen.
Gut entwickelte Finanzinfrastruktur
Mitte Juli 2012 waren in Singapur 1’074 Finanzinstitute und ähnliche Unternehmen ansässig.
Davon waren 122 in- und ausländische Banken mit einer Voll-, Wholesale- oder Offshore-
Banklizenz. Die drei grössten Singapurer Banken DBS, OCBC und UOB gehören zu den am
besten kapitalisierten der Welt. Darüber hinaus sind in Singapur verschiedenste weitere
Finanzinstitute ansässig, darunter Versicherungsgesellschaften und zahlreiche Inhaber einer
Lizenz für die Erbringung von Dienstleistungen am Kapitalmarkt.
Singapur ist das weltweit viertgrösste Devisenzentrum und die Nummer eins in Asien (ohne
Japan). Ferner ist es nach Hongkong das zweitgrösste Offshore-Handelszentrum für Renminbi
(RMB). Singapur ist weiter der grösste Markt für Real Estate Investment Trusts (REITs) in Asien
(ohne Japan) und bietet Anlegern zusammen mit Business Trusts Zugang zu den Immobilien- und
Infrastrukturfinanzierungssektoren. Die Singapore Exchange (SGX) für Aktien, Anleihen und
Futures und die Singapore Mercantile Exchange (SMX) – eine panasiatische Multiprodukt-
Rohstoffderivatebörse – sind Plattformen mit hohen Handelsvolumen.
Die Singapurer Börse wies per Ende Dezember 2011 mit insgesamt 773 kotierten
Unternehmen (davon 40% ausländische) eine Marktkapitalisierung von USD 598.2 Mrd. auf.
Dies entspricht etwa 55% der Marktkapitalisierung der Schweizer Börse, an der 280
Unternehmen (davon 31 ausländische) gelistet sind.
Solides und flexibles regulatorisches und steuerrechtliches Umfeld
Singapur verfügt über gut strukturierte und umfassende regulatorische Rahmenbedingungen. Bei
der Gründung von Finanzinstituten existieren kaum bürokratische Hürden. Neu ins Land
kommende Fondsmanager und Privatbanken finden auf ihre Bedürfnisse und ihre Kunden
zugeschnittene Lizenzregelungen und einen entsprechenden Rechtsrahmen vor. Die Zentralbank
(Monetary Authority of Singapore, MAS) ist gleichzeitig die staatliche Finanzaufsichts- und
Regulierungsbehörde und verfügt über eine Spezialabteilung zur Förderung des Finanzsektors.
Privatbanken, Fondsmanager und Private Trusts unterliegen dem Banking Act, dem Securities
and Futures Act sowie dem Trust Companies Act. Privatbanken und Fondsmanager unterliegen
zusätzlich dem Financial Advisers Act, wenn sie Finanzberatungsdienstleistungen anbieten.
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In Singapur wird das Fondsmanagement reguliert, und Institutionen, die in diesem Bereich
tätig sind, müssen eine Lizenz für die Erbringung von Dienstleistungen am Kapitalmarkt (CMSL –
Capital Markets Services License) beantragen. Man ist dabei, Änderungsvorschläge umzusetzen,
mit denen dem CMSL-Lizenznehmer ein mehrstufiger Ansatz offen steht, damit er Vermögen
unterschiedlicher Grösse verwalten und verschiedene Kundengruppen bedienen kann. Die
Revision des Trust Companies Act im Jahr 2006 und verschiedene Steuerbefreiungsregelungen
haben die Entwicklung von Trust-Strukturen stark angekurbelt.
Für Privatkunden gilt in Singapur ein strenges Bankkundengeheimnis, das in Art. 47 des
Banking Act geregelt wird. Ähnliche Vertraulichkeitsbestimmungen existieren auch für
Treuhandgesellschaften. Wie in der Schweiz ist die Privatsphäre der Kunden von Gesetzes
wegen geschützt, doch es bestehen auch strikte Richtlinien zur Bekämpfung der Geldwäscherei
und der Terrorismusfinanzierung. Gleichzeitig verfügt Singapur über ein wettbewerbsfähiges
Steuersystem mit einem der niedrigsten Sätze für private Einkommens- und Körper-
schaftssteuern innerhalb Asiens. 2008 wurde die Erbschaftssteuer abgeschafft, und es gibt auch
keine Kapitalgewinnsteuer. Schliesslich kommen wohlhabende Privatkunden und Unternehmer,
die in Singapur investieren oder geschäftlich tätig werden wollen, relativ problemlos zu einer
Aufenthaltsbewilligung für sich und ihre Familien.
Singapur hat mit mindestens 20 Ländern Steuerabkommen ausgehandelt, um den
internationalen OECD-Standard zum Informationsaustausch in Steuersachen umzusetzen. Damit
ist es Singapur gelungen, von der diesbezüglichen «grauen Liste» der OECD gelöscht zu werden.
Förderung finanzieller Standards und beruflicher Kompetenz
Unter dem Verhaltenskodex «Private Banking Code of Conduct», der am 1. September 2011 in
Kraft trat, müssen Private Banker den Client Advisor Competency Standards-Test (CACS-Test)
absolvieren, bevor sie Dienstleistungen im Finanzberatungssektor anbieten dürfen. Die CACS
legen die wichtigsten Prinzipien bezüglich ethischer Standards, Professionalität, Kunden-
betreuung und Risikomanagement fest.
Seit 2004 bieten die Singapore Management University und das Wealth Management Institute
of Singapore für Private Banker und Neueinsteiger in der Private-Banking-Branche ein
Ausbildungsprogramm auf Nachdiplomstufe an. Die MAS förderte die Errichtung verschiedener
Finanzausbildungs- und Forschungszentren. So gibt es heute unter anderem das Risk
Management Institute an der National University of Singapore, das Institute for Financial
Economics an der Singapore Management University, das BNP Paribas Hedge Fund Centre
ebenfalls an der Singapore Management University, das Asia Pacific Institute of Finance
innerhalb der INSEAD und das EDHEC Risk Institute-Asia. Letzteres bietet ein Ph.D.-Programm
für Finanzfachleute an. Obwohl die Regierung Singapurs unlängst den Zustrom ausländischer
Fachkräfte etwas einzuschränken begann, hat das Land innerhalb Asiens nach wie vor eines der
am wenigsten restriktiven Einwanderungsgesetze für Fachleute aus dem Ausland.
Die Herausforderung: Profitabilität in einem schwierigen Marktumfeld
Singapur hat unseres Erachtens gegenüber dem Finanzplatz Schweiz drei Vorteile: Erstens liegt
es in einer Region, in der eine deutlich stärkere Vermögensbildung stattfindet. Zweitens handelt
es sich um ein noch recht «junges» Private-Banking-Zentrum mit weniger «Altlasten», was
Anpassungen bezüglich Steuerkonformität erleichtert. Drittens ist der externe politische Druck auf
Singapur aufgrund seiner geostrategischen Lage derzeit zweifellos geringer als in der Schweiz.
Allerdings sieht sich der Private-Banking-Hub Singapur derzeit aufgrund des schwierigen
Marktumfelds nachfrage- wie auch angebotsseitig mit ähnlichen oder gar noch grösseren
Herausforderungen konfrontiert. Die Nachfrage nach stabiler portfolioorientierter Vermögens-
verwaltung sowie nach Nebendienstleistungen wie Family-Office-Diensten, Treuhanddienst-
leistungen, Philanthropie und Beratungstätigkeit im Investment-Banking-Bereich steckt noch in
den Kinderschuhen. Gleichzeitig haben das schnelle Wachstum und die Dynamik in der Region
die Renditeerwartungen beflügelt. Die Kundenerträge fallen daher möglicherweise weniger stabil
aus als an länger etablierten Finanzplätzen und sind eher transaktionsgetrieben.
Auf der Angebotsseite zog die schnell wachsende Anzahl von Finanzinstituten – vor allem
neuer ausländischer Wettbewerber – einen Mangel an gut ausgebildeten Produktspezialisten und
Kundenbetreuern nach sich. Ein erbitterter Kampf um qualifizierte Mitarbeiter führte für die
Banken zu höheren Personalkosten und Aufwand-Ertrags-Verhältnissen. Somit kommt es zu
Profitabilitätsdruck, insbesondere wenn der Risikoappetit nach Anlageprodukten mit höheren
Margen gering ist. Schliesslich sind wie andernorts auch hohe Technologieinvestitionen zur
Erreichung von Skalierbarkeit notwendig. Es ist daher gut möglich, dass es in Singapur bei
verschiedenen kleinen ausländischen Privatbanken, für welche die Marktzugangskosten zu hoch
und die Generierung von Neugeldern schwierig sind, zu einer Konsolidierung kommt.
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Kapitel 3
Herausforderungen für den Finanzplatz Schweiz
Im nachfolgenden Kapitel beschäftigen wir uns mit der aktuellen Situation des Finanzplatzes
Schweiz und zeigen dessen Stärken und Schwächen auf. Als Hintergrund für die im
Abschlusskapitel ausgesprochenen spezifischen Empfehlungen geben wir zudem einen Überblick
über die jüngsten wichtigen regulatorischen Entwicklungen. Darüber hinaus fassen wir die aktuellen
Initiativen des öffentlichen und des privaten Sektors zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit
des Schweizer Finanzplatzes zusammen. In diesem Zusammenhang gehen wir auch kurz auf den
von den Verbänden der Schweizer Finanzdienstleistungsbranche gemeinsam erstellten «Masterplan
Finanzplatz Schweiz» aus dem Jahr 2007 ein.
1) Finanzplatz Schweiz – aktuelle Stärken, Schwächen und Prioritätsbereiche
Aufgrund ihrer Stabilität sowie der Tradition hoher Dienstleistungsqualität gilt die Schweiz
international als führender Finanzplatz mit Schwerpunkt auf der Vermögensverwaltung. Aufgrund
seiner Grösse trägt der Schweizer Finanzsektor erheblich zum Wohlstand in der Schweiz bei.
Angaben des Schweizer Staatssekretariats für Wirtschaft (seco) zufolge steuerte er 2011 10.5%
zum Bruttoinlandsprodukt und etwa ein Drittel zum inländischen Wirtschaftswachstum bei. Mehr als
12% der Beschäftigten in der Schweiz arbeiten bei Banken, Versicherungen, Rückversicherungen,
Vermögensverwaltern und Asset Managern oder der Schweizer Börse (SIX Group). Der Finanzplatz
hat einen Anteil von etwa 20% an der schweizerischen Wertschöpfung, was CHF 88 Mrd. pro Jahr
entspricht.
Der Finanzplatz Schweiz wird durch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA) reguliert.
Diese wurde 2009 als integrierte Behörde gegründet, die sowohl Banken als auch Versicherer
beaufsichtigt. Ihr Mandat beinhaltet die Verstärkung der Finanzmarktaufsicht sowie den Schutz von
Gläubigern, Anlegern und Versicherungsnehmern. Die unabhängige Schweizerische Nationalbank
(SNB) richtet ihr Hauptaugenmerk auf die Preisstabilität – sowie auf die Stabilität des
Finanzsystems als Ganzes – und auf die Gewährleistung eines dem Wirtschaftswachstum
förderlichen Umfelds, was sie mit ihren jüngsten Devisenmarktinterventionen unter Beweis gestellt
hat.
Die traditionellen Stärken des Schweizer Finanzplatzes – hohe Beratungsqualität kombiniert mit
der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Stabilität des Landes – sind nach wie vor deutlich
ausgeprägt. Darüber hinaus tragen ein flexibler Arbeitsmarkt, ein Bildungssystem hoher Qualität,
das auch immer wieder Talente aus dem Ausland anzieht, sowie eine starke industrielle Tradition
dazu bei, dass die Schweiz in den Bereichen Innovation, Forschung und Entwicklung eine führende
Stellung einnimmt. In Anbetracht der modernen und effizienten Infrastruktur des Landes sowie der
wettbewerbsfähigen Besteuerung von Unternehmen und Privatpersonen dürfte es nicht über-
raschen, dass Zürich und Genf bei den internationalen Umfragen zur Lebensqualität regelmässig
auf den vorderen Plätzen zu finden sind. Die Kehrseite der Medaille ist natürlich, dass Zürich
(gemäss der Economist Intelligence Unit) im Jahr 2012 als Stadt mit den höchsten Lebens-
haltungskosten ermittelt wurde und die Wohnkosten in beiden Städten erheblich angestiegen sind.
Trotz dieser Stärken sieht sich der Finanzplatz Schweiz, wie in den vorangehenden Kapiteln
beschrieben, mit zunehmender internationaler Konkurrenz konfrontiert. Insbesondere gilt dies für
die Vermögensverwaltung und bestimmte Bereiche des Investment Banking und des Asset
Management.
Die Schweizer Politik und die Schweizer Banken müssen sich aktuell mit vier Prioritäts-
bereichen beschäftigen:
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Systemische Stabilität und Regulierung: Der Finanzplatz Schweiz hat erhebliche
Anstrengungen für eine Verbesserung der systemischen Stabilität unternommen. In diesem
Zusammenhang ist nicht nur die «Too Big to Fail»-Gesetzgebung (TBTF), sondern auch die von der
FINMA genehmigte Selbstregulierung zur Begrenzung von Übertreibungen beim Wachstum der
Hypothekarkredite zu nennen. Einerseits sollten eine bessere Kapitalisierung der Banken sowie ein
reduziertes systemisches Risiko dazu führen, dass die Marktteilnehmer die Schweiz als sicherer
wahrnehmen, was Kunden anziehen dürfte. Andererseits dürften die regulatorischen An-
forderungen die Investment-Banking-Aktivitäten der Banken einschränken. Da die regulatorischen
Eigenkapitalanforderungen die Fähigkeit der Finanzinstitute zur Kreditvergabe an die Realwirtschaft
reduzieren, müssen die Kapitalmärkte wachsen, um die Lücke zu schliessen und den
Finanzierungsbedarf der Wirtschaft zu decken, oder es müssen neue, von Technologie getriebene
und weniger bilanzabhängige Kreditlösungen zur Anwendung kommen. Die Kapitalmärkte werden
allerdings durch die Schweizer Stempelsteuer beeinträchtigt. Diese bedeutet im globalen Vergleich
einen Nachteil für die Schweizer Banken, auch wenn in mehreren europäischen Ländern über die
Einführung von Finanztransaktionssteuern diskutiert wird. Das Thema der Schweizer Stempelsteuer
muss dringend und mit hoher Priorität angegangen werden. Fakt ist, dass die Stempelsteuer nicht
nur die Geschäftschancen der Banken beeinträchtigen kann, sondern langfristig auch die der
Schweizer Unternehmen, die Zugang zu den Kapitalmärkten benötigen.
Globale Standards: Der Erhalt und die Stärkung der Reputation des Schweizer Finanzplatzes
sowie der hier agierenden Institutionen ist von vitaler Bedeutung für den langfristigen Erfolg der
Schweiz als weltweit grösstes internationales Vermögensverwaltungszentrum. Ähnlich den
Fortschritten bei der Erhöhung der Stabilität des Finanzsystems wurde auch in diesem Bereich
vieles erreicht, z.B. durch die Verschärfung der Schweizer Anti-Geldwäschereigesetzgebung. Für
den Finanzplatz gibt es keine Alternative zu einer Positionierung mit Fokus auf die Bereitstellung
einer bestmöglichen Beratung, eines steuerkonformen Schutzes der Privatsphäre sowie der
Einhaltung höchster ethischer Standards. Quellensteuerabkommen mit wichtigen Partnerländern
bieten praktikable Lösungen für diese Problematik, während gleichzeitig Altlasten beseitigt werden.
Andere Ansätze, wie z.B. der automatische Informationsaustausch, führen hinsichtlich des letzteren
Aspekts hingegen nicht zu zufriedenstellenden Ergebnissen.
Zugang zu globalen Märkten: Das Wachstum der Schwellenländer und die Verschiebung der
Wirtschaftskraft in Regionen wie Asien und Lateinamerika machen den Zugang zu diesen Märkten
zu einer zentralen Priorität für die Schweizer Finanzdienstleister. Neue EU-Regulierungen,
insbesondere im Bereich des Anlegerschutzes, könnten den Zugang zum europäischen Markt
gefährden, der nach wie vor von vitaler Bedeutung für die Schweizer Banken ist. Ein verbesserter
Zugang zum EU-Markt könnte über ein umfassendes Finanzdienstleistungsabkommen oder über
Strukturen ähnlich dem EWR-Vorschlag (EWR = Europäischer Wirtschaftsraum) erreicht werden.
Eine derartige Annäherung an die EU setzt allerdings zwingend voraus, dass die Interessen der
verschiedenen am Finanzplatz Schweiz aktiven Anspruchsgruppen sorgfältig abgewogen werden.
Der Zugang zu Märkten ausserhalb der EU, vor allem zu den sogenannten BRIC-Ländern
(Brasilien, Russland, Indien und China), sollte über eine multilaterale Handelsliberalisierung unter
Anwendung des Allgemeinen Abkommens über den Dienstleistungsverkehr (General Agreement on
Trade in Services, GATS) der Welthandelsorganisation (WTO) angestrebt werden. Da jedoch auf
kurze bis mittlere Sicht nur begrenzte Fortschritte bei der multilateralen Liberalisierung zu erwarten
sind, wird die Schweiz auch bilaterale Ansätze in Erwägung ziehen müssen, wie z.B. weitreichende
Marktzugangsforderungen bei den Verhandlungen über neue Quellensteuerabkommen. Im Übrigen
stellt die vielfältige, komplexe und international inkonsistente nationale Gesetzgebung zunehmend
eine Herausforderung für die Schweiz als führendes Zentrum im internationalen Bank- und
Vermögensverwaltungsgeschäft dar. Die rechtliche Komplexität innerhalb der bzw. über die
Jurisdiktionen hinweg erschwert es den Schweizer Finanzhäusern, interne Standardprozesse
einzuführen, was zusätzliche Compliance-Kosten nach sich zieht und die Wettbewerbsfähigkeit
schwächt.
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Internationale Wettbewerbsfähigkeit: Um wettbewerbsfähig zu sein, müssen die Schweizer
Finanzinstitute ihre Organisationsstrukturen straffen und sich insgesamt verschlanken. Das
Niedrigzinsumfeld mindert die Zinserträge und der starke Schweizer Franken schmälert die
Gewinne zusätzlich. Wie erwähnt, steigen die Kosten der Einhaltung der verschiedenen
regulatorischen Anforderungen über mehrere Jurisdiktionen hinweg, was insbesondere für kleinere
Banken eine Belastung darstellt. Vermutlich bedarf es einer weiteren Konsolidierung innerhalb der
Schweizer Bankenbranche, um bei der Bewältigung dieser regulatorischen Anforderungen
Grössenvorteile nutzen zu können. Ein anderer Weg für kleinere Banken, die unabhängig bleiben
möchten, ist das Zurückschrauben ihrer globalen Ambitionen. Beispielsweise dürfte der US Foreign
Account Tax Compliance Act (FATCA) die Schweizer Banken dazu zwingen, ihre Kundenbasis in
den USA weiter zu verkleinern. Die absolute Anzahl an externen Vermögensverwaltern (EVV) dürfte
ansteigen. Diese dürften allerdings aufgrund der geringen Skalierbarkeit und neuer Regelungen –
wie z.B. des neuen Schweizer Finanzdienstleistungsgesetzes, das 2017 eingeführt werden soll –
auch wachsendem Wettbewerbsdruck ausgesetzt sein. Die administrativen Anforderungen für eine
bessere Kontrolle der Kunden und die Ermittlung der Quelle und des Zwecks von Geldern über
«Know your client»-Regeln könnten sich auch auf die EVV auswirken.
Im Rahmen einer sinnvollen Strategie für den Finanzplatz Schweiz müssen die vier Säulen –
systemische Stabilität, globale Standards, globaler Marktzugang und internationale
Wettbewerbsfähigkeit – angegangen werden, damit die Schweiz ihre Stärken ausnutzen und
aktuelle und zukünftige Schwachpunkte beseitigen kann. Ausgehend von dem in Tabelle 2 in
Kapitel 2 dargestellten internationalen Vergleich haben wir in Abbildung 1 die derzeitigen Stärken
und Schwächen des Schweizer Finanzplatzes schematisch dargestellt.
Basierend auf und als Ergänzung zu den obigen Ausführungen nachfolgend einige der
kritischen Themen, die angegangen werden müssen:
Produktionskosten und schlanke Produktion: Prozesse müssen durch den Einsatz
neuer Technologien und eine schlankere Organisationsstruktur optimiert werden, um so
dem Gewinndruck in einer Informationsgesellschaft standhalten zu können.
Transparenz von Bankprodukten: Die Kunden fordern zunehmend transparente und
einfache Produkte. Aufgrund des stark verbesserten Zugangs zu Informationen sind die
Kunden nicht nur besser informiert, sondern sie fordern auch unmittelbar verfügbare
Informationen.
Grösse und Skalierung: Der Trend hin zu einfachen und transparenten Produkten wird
die Margen und die Profitabilität tendenziell begrenzen. Als Ausgleich bedarf es grösserer
Volumina, einer höheren Skalierbarkeit sowie besserer Beratung und Performance.
Abbildung 1
Finanzplatz Schweiz – aktuelle Stärken und Schwächen
Stärke: Grün bedeutetrelative Stärke in jüngster Zeit
Mittlere Stellung:Gelb steht für neutral
Schwäche: Rot bedeutetrelativen Druck in jüngster Zeit
RechtssicherheitSoziale StabilitätInfrastruktur/IT
Innovation
Talent-PoolAusbildung – künftige Talente
Integrität des Finanzplatzes
Globaler Einfluss der Schweiz
ProduktionskostenWettbewerbsfähigkeitSchlanke Produktion
Internationaler Marktzugang
Wettbewerbsfähige RegulierungWettbewerbsfähiges Steuerumfeld
Systematische Förderung
Transparenz der Bankprodukte
PragmatismusGrösse/Umfang
Trend
RetailBanking
PrivateBanking
CorporateBanking
InvestmentBanking
AssetManagement
Externes AssetManagement
AlternativeInvestments
Lebens-versicherungen
Quelle: Credit Suisse
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Komplexere Prozesse zur Erfüllung regulatorischer Anforderungen und die internationale
Aufsicht führen insbesondere zu Druck auf kleine Institute.
Humankapital: Qualifizierte Mitarbeiter sind von zentraler Bedeutung für Finanzinstitute.
Die Schrumpfung der Finanzsektoren in Europa dürfte es für die Schweiz etwas leichter
machen, Talente aus dem Ausland für sich zu gewinnen. Höhere Steuern in wichtigen
europäischen Jurisdiktionen haben vermutlich denselben Effekt. Damit sich diese
Entwicklung auch tatsächlich vollzieht, ist es von höchster Bedeutung, am Frei-
zügigkeitsabkommen mit der EU festzuhalten. Darüber hinaus muss der Zugang von Nicht-
EU-Spezialisten zum Schweizer Arbeitsmarkt vereinfacht werden. Ausserdem sollten die
Ausbildungsangebote der Schweizer Schulen und Universitäten in den Bereichen Wirtschaft
und Finance kontinuierlich ausgebaut werden.
Strategische Standortförderung: Es bedarf einer besseren Koordinierung zwischen den
Institutionen des Finanzsektors und der Politik zur besseren internationalen «Vermarktung»
der Schweiz und ihres Finanzplatzes.
2) Ausgewählte regulatorische Entwicklungen, welche die Schweiz als Finanzplatz
betreffen
Die globale Finanzkrise hat weltweit zu verstärkten legislativen und regulatorischen Aktivitäten
geführt. Es folgt ein Überblick über die jüngsten sowie die laufenden Entwicklungen in
ausgewählten zentralen Bereichen der Regulierung, welche im Hinblick auf die Strategie für den
Finanzplatz Schweiz von besonderer Relevanz sind. Als allgemeiner Trend ist erkennbar, dass viele
der neuen, nachfolgend aufgelisteten Regelungen die Kosten der Geschäftstätigkeit bei den in der
Schweiz ansässigen Finanzdienstleistern erhöhen werden. Dies gilt vor allem deshalb, weil sie im
Hinblick auf den Erhalt des Zugangs zum EU-Markt von Bedeutung sind und zudem
möglicherweise aufgrund überdurchschnittlich strenger Anforderungen (Stichwort «Swiss Finish»)
im Wettbewerb für ungleich lange Spiesse sorgen.
Finanzstabilität und Kapitalanforderungen
Basel III, einschliesslich Höchstverschuldungsquote (Leverage Ratio), Liquiditätsregelungen,
antizyklischer Kapitalpuffer; Hypotheken; EU-Richtlinie über Eigenkapitalanforderungen IV
(EU Capital Requirements Directive (CRD) IV).
«Too Big to Fail» (TBTF)-Gesetzgebung, mit erhöhten Eigenkapitalanforderungen und
Pflichtwandelanleihen (Contingent Convertible Bonds, CoCos), Änderungen der Schweizer
Eigenmittelverordnung und der Bankenverordnung; Abwicklungsplanung (Recovery and
Resolution Plans, RRP).
Bankstruktur: USA: Dodd-Frank Act (Volcker Rule), EU: Liikanen-Gruppe, GB: Vickers
Report; globale Diskussionen über «Schattenbankensystem».
Anlegerschutz
EU: Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente II (Markets in Financial Instruments
Directive, MiFID) II/Verordnung über Märkte für Finanzinstrumente (Markets in Financial
Instruments Regulation, MiFIR); Richtlinie über die Verwalter alternativer Investmentfonds
(Alternative Investment Fund Managers Directive, AIFMD): strenge Anforderungen für
Länder ausserhalb der EU könnten den Zugang der Schweizer Finanzdienstleister zum EU-
Markt gefährden; möglicherweise erhebliche Auswirkungen auf den Anlage- und
Beratungsprozess sowie auf das Produktangebot, vor allem im Bereich der vermögenden
Privatkunden.
Schweiz: Mit der teilweisen Revision des Bundesgesetzes über die kollektiven
Kapitalanlagen (KAG) sollte die Thematik des Marktzugangs im AIFMD-Kontext
angegangen werden können. Die bisherigen Entwürfe tun allerdings nicht genug, um die
internationale Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, erwartetes Inkrafttreten: 1. Quartal
2013; Finanzdienstleistungsgesetz (und FINMA-Positionspapier vom Februar 2012 über
Vertriebsregeln), frühestmögliche Umsetzung: 2017.
Als Reaktion auf die Finanzkrise wurden die Einlagensicherungssysteme weltweit (auch in
der Schweiz) verstärkt.
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Internationale Steuerthemen
Schweiz: Revidierte Doppelbesteuerungsabkommen gemäss Artikel 26 des OECD-
Musterabkommens; Diskussion über Erweiterung der EU-Richtlinie zur Besteuerung von
Zinserträgen und des entsprechenden Abkommens mit der Schweiz; Gespräche über EU-
Verhaltenskodex/kantonale Steuerregelungen; Quellensteuerabkommen mit mehreren EU-
Mitgliedsländern, die sowohl Altlasten als auch zukünftige Steuerzahlungen betreffen,
während das Bankkundengeheimnis beibehalten und der Marktzugang für Schweizer
Banken verbessert wird (vereinbart mit Deutschland, Grossbritannien und Österreich;
erwartetes Inkrafttreten: 1. Januar 2013, allerdings unsicher im Falle Deutschlands;
Diskussionen werden mit Griechenland und Italien geführt); Schweizer Unternehmens-
steuerreform III.
Europa: Steueramnestien in Italien, weitere Amnestien möglicherweise in Deutschland,
Frankreich und Grossbritannien.
USA: Der Foreign Account Tax Compliance Act (FATCA) wird die Compliance-Kosten auch
für Banken mit nur geringem Engagement in den USA erhöhen; andauernde Ver-
handlungen über Altlasten.
Durch die Einführung von Finanztransaktionssteuern auf EU-Ebene oder, was
wahrscheinlicher ist, in einer Gruppe von bzw. in einzelnen EU-Mitgliedsländern könnten
sich Chancen für die Schweiz ergeben.
Massnahmen zur Bekämpfung der Geldwäscherei sowie zur Gewährleistung der finanziellen
Integrität: Anpassungen am Schweizer Geldwäschereigesetz auf der Grundlage der
Empfehlungen der Financial Action Task Force on Money Laundering (FATF; Steuer-
vergehen als Vortat der Geldwäscherei seit Februar 2012); Schweizer Bundesgesetz über
die Rückerstattung unrechtmässig erworbener Vermögenswerte.
Executive Compensation/Aktienrecht
Schweiz: Die Volksinitiative «Minder» und der Gegenvorschlag (Volksabstimmung im
1. Quartal 2013 erwartet) könnten die Attraktivität der Schweiz als Standort für
börsenkotierte Unternehmen einschränken; Ergänzungen des Aktien- und Rechnungs-
legungsrechts.
EU/international: Bevorstehende EU-Gesetzgebung (vor allem im Kontext von CRD IV);
Prinzipien des Rats für Finanzstabilität (Financial Stability Board, FSB).
Beziehungen Schweiz-EU, vor allem mit Blick auf den Marktzugang
Konsultationen über institutionelle Themen und mögliche Verhandlungen über diverse
Dossiers (Bilaterale III).
Mögliches umfassendes Finanzdienstleistungsabkommen zwischen der Schweiz und der EU
zur Verbesserung des Marktzugangs für Schweizer Finanzdienstleister.
3) Jüngste Initiativen des öffentlichen und des privaten Sektors für den Finanzplatz
Schweiz: Ein kurzer Überblick
Was die Politik der Schweizer Regierung in Bezug auf den Finanzplatz Schweiz angeht, so ist die
grundlegende Publikation des Bundesrats aus dem Jahr 2009, der sogenannte Bericht Graber
(«Strategische Stossrichtungen für die Finanzmarktpolitik der Schweiz», 16. Dezember 2009,
«Bericht in Beantwortung des Postulats Graber», 09.3209), nach wie vor der wichtigste
Bezugspunkt.
In diesem Bericht legte die Schweizer Regierung die folgenden strategischen Richtungen (und
die entsprechenden Ziele) fest:
Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes (konkurrenz-
fähiges Steuerumfeld, führende Aufsicht, erweiterte Kooperation).
Sicherung und Verbesserung des Marktzugangs (Anerkennung der Gleichwertigkeit der
Schweizer Regulierung und der Schweizer Aufsicht).
Stärkung der Widerstandskraft des Finanzsektors gegen Krisen sowie dessen Fähigkeit
zum Umgang mit systemisch bedeutsamen Finanzinstituten.
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Erhalt der Integrität des Finanzplatzes (Kampf gegen Finanzkriminalität, Umsetzung der
«Strategie für einen steuerkonformen Finanzplatz»).
Es wird davon ausgegangen, dass das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) in den nächsten
Monaten dem Bundesrat als Entscheidungsgrundlage einen neuen Bericht mit einem Überblick
über die Schweizer Finanzmarktpolitik vorlegen wird.
Der Bericht dürfte Informationen über den Stand der Umsetzung laufender Massnahmen,
gemäss den Vorschlägen des Graber-Berichts, enthalten. Von grösserer Bedeutung ist allerdings
die Tatsache, dass er auch neue Massnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit des
Finanzplatzes Schweiz sowie zur Umsetzung der Strategie für finanzielle Integrität umfassen dürfte.
Die betroffenen Anspruchsgruppen des privaten Sektors haben die Schweizer Bundesverwaltung
während der Ausarbeitungsphase mit umfangreichem Input unterstützt. Sie haben betont, dass
proaktiven, «offensiven» Massnahmen, die auf die Verbesserung der Konkurrenzfähigkeit des
Schweizer Finanzplatzes abzielen, Priorität eingeräumt werden sollte.
Neben diesen offiziellen Initiativen und Beiträgen des Privatsektors gibt es auch noch andere
Initiativen, deren Schwerpunkte auf spezifischen Bereichen, wie z.B. nachhaltigen Finanz-
dienstleistungen, liegen. So zielt z.B. eine gemeinsame Initiative von The Sustainability Forum
Zürich (TSF) und Sustainable Finance Geneva (SFG) auf ein höheres Ausmass an Innovation und
Attraktivität für neue Akteure wie z.B. CO2-Märkte, ESG-Prüfer und -Anleger (ESG: Environmental,
Social, Governance) ab und bezweckt zugleich auch die Stärkung der Reputation und der Integrität
des Schweizer Finanzplatzes und der entsprechenden Wachstumsperspektiven.
Abbildung 2
Strategie des Schweizerischen Bundesrats für einen steuerkonformen Finanzplatz
Quellensteuer
Bilaterale Abkommenüber die Regularisierungvon vergangenen und
künftigen ausländischenVermögenswerten
in der Schweiz
Bundesgesetz über
die internationale
Quellenbesteuerung
Internationale
Amts- und Rechtshilfe
Art. 26 OECD-Musterabkommen
Revision der DBA
Steueramtshilfegesetz
Bundesgesetz überinternationaleRechtshilfe
in Strafsachen
Verschärfte
Due-Diligence-
Anforderungen
Risikobasierter Ansatz
Beruflicher
Verhaltenskodex
Finanzplatz-
integrität
Massnahmen gegen
Geldwäscherei und
Vermögen von
Diktatoren
Revision
Geldwäschereigesetz
Quelle: Credit Suisse (DBA = Doppelbesteuerungsabkommen)
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Der Masterplan 2007
2007 haben die zentralen Verbände der Schweizer Finanzdienstleistungsbranche den «Masterplan
Finanzplatz Schweiz» entwickelt, um die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz als internationaler
Finanzplatz vor dem Hintergrund der zunehmenden Konkurrenz unter den globalen Finanz-
drehkreuzen zu verbessern. Erstmals beteiligten sich alle betroffenen Interessengruppen des
privaten Sektors zusammen an einer Initiative, d.h. die Schweizerische Bankiervereinigung, der
Schweizerische Versicherungsverband, die Swiss Funds Association sowie die Schweizer
Finanzmarktinfrastrukturbetreiber (damals SWX Group, SIS Group und Telekurs Group), um eine
gemeinsame Strategie zu erarbeiten.
Im Masterplan 2007 wurde die wesentliche Bedeutung des Finanzsektors für die Schweizer
Wirtschaft hervorgehoben, vor allem im Hinblick auf dessen direkte Beiträge zum BIP, zur
Beschäftigung sowie zum Steueraufkommen, und ein äusserst ambitioniertes Ziel gesetzt: Die
«Vision 2015» zielte darauf ab, die Schweiz – zusammen mit New York und London – als
Finanzplatz in den globalen Top-3 zu etablieren.
Um diese Vision Realität werden zu lassen, wurden in den Masterplan zentrale politische
Prioritäten sowie eine Liste empfohlener spezifischer Massnahmen aufgenommen, welche in den
politischen Prozess der Schweiz einfliessen sollten. Die Empfehlungen richteten sich vornehmlich
an die Schweizer Parlamentarier und die politischen Parteien, die Schweizer Bundesverwaltung,
Regulierungs- und Aufsichtsbehörden sowie an die Medien und die interessierte Öffentlichkeit.
Der Masterplan wurde am 13. September 2007 den Medien und der breiteren Öffentlichkeit
präsentiert. Die enthaltenen Massnahmen gliederten sich insgesamt in die Bereiche Talent,
Regulierung, Kooperation, Besteuerung und Infrastruktur (vgl. Abb. 3). Zu den damals
vorgesehenen Umsetzungsmassnahmen gehörten die Einrichtung eines Lenkungsausschusses
für den Finanzplatzdialog sowie regelmässige Statusberichte über die erzielten Fortschritte.
Abbildung 3
Masterplan für den Finanzplatz Schweiz
Spitzendestinationfür Ausbildung
und Research(Talent)
Effiziente,
marktorientierteRegulierungs- und
Aufsichtsbehörde
Zusammenarbeitzwischen Finanz-
branche, Behördenund Parlament
International
wettbewerbsfähigesSteuerumfeld
FührendeFinanzsektor-Infrastruktur
Weiterentwicklung der von den Banken und Versicherungen bereits lanciertenAusbildungs- und Research-Initiativen mit internationaler Ausstrahlung.
Ausweitung der Immigrationspolitik auf Top-Talente von ausserhalb der EU.
Ausweitung der Selbst- und prinzipienbasierten Regulierung sowie
Konzentration auf dieselbe, kombiniert mit einem risikobasiertenÜberwachungsansatz.
International anerkannte, transparente und faire Aufsicht mit wettbewerbs-fähiger Regulierung in allen Geschäftsbereichen.
Enge Zusammenarbeit zwischen Finanzsektor, Behörden und Politikern,um den Finanzplatz in den Bereichen Regulierung, Aufsicht und
Besteuerung auf lange Sicht zu stärken.
International wettbewerbsfähige Besteuerung, insbesondere in
Wachstumsbereichen. Schrittweise Abschaffung der Stempelsteuer durch jährliche Senkung
der Sätze.
Unterstützung des Finanzsektors mit einer Infrastruktur, die bezüglichQualität, Kosteneffizienz und Innovation wegweisend ist.
Quelle: Credit Suisse
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Für die Bankbranche schlug die Schweizerische Bankiervereinigung im Rahmen eines Berichts mit dem
Titel «Swiss Banking Roadmap 2015», der ebenfalls im September 2007 veröffentlicht wurde,
spezifische Massnahmen vor. Als Teilsegment des Masterplans lieferte die Roadmap detailliertere
Empfehlungen zu acht Geschäftsbereichen, die für die Zukunft des Schweizer Finanzsektors und
insbesondere des Banksektors als besonders wichtig erachtet wurden:
Private Banking
Retail Banking
Anlagefonds
Pensionsgeschäft
Hedgefonds
Private Equity
Schweizer Kapitalmärkte
Commodity Trade Finance
In der Roadmap wurden Massnahmen zur Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit
dieser Geschäftsbereiche vorgeschlagen, die sich in die folgenden Themengruppen unterteilen lassen:
Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit in Steuerangelegenheiten
Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit über die angemessene Umsetzung internationaler
Standards bei gleichzeitiger Beibehaltung des Bankgeheimnisses
Verbesserung der Effektivität der Behörden in Angelegenheiten bezüglich der Schweiz als
Finanzplatz
Förderung der Attraktivität der Schweiz für kollektive Kapitalanlagen
Verbesserung der Rahmenbedingungen für Trusts und Stiftungen
Grössere Flexibilität beim regulatorischen Rahmen für Pensionsfonds
Der Masterplan 2007 – eine Einschätzung: Fünf Jahre nach seiner Veröffentlichung werden die
meisten Beobachter der Aussage zustimmen, dass der Finanzplatz Schweiz das im Masterplan
formulierte ehrgeizige Ziel, bis 2015 zu den Top-3 globalen Finanzplätzen zu gehören, aller
Wahrscheinlichkeit nicht erreichen wird. Mit Stand September 2012 sind die meisten der in dem Plan
und der entsprechenden Roadmap für den Banksektor vorgeschlagenen Massnahmen seitens der
Politik und der Regulierungsbehörden in der Schweiz nicht umgesetzt worden. Allerdings wurden in
einigen Bereichen Fortschritte erzielt. Ein Beispiel ist die Einrichtung des Swiss Finance Institute, das
dazu beigetragen hat, einige Probleme im Zusammenhang mit der Gewinnung von Talenten zu
beseitigen.
Viele der optimistischen Prognosen des Masterplans (insbesondere in Bezug auf mögliche
zusätzliche Stellen oder Steuereinnahmen durch den Finanzsektor) hatten bereits wenige Monate nach
seiner Veröffentlichung keine Gültigkeit mehr, denn die globale Bankbranche und schliesslich auch die
Weltwirtschaft wurden mit voller Wucht von der Finanzkrise getroffen. Dies bedeutet aber nicht
notwendigerweise, dass die Empfehlungen des Masterplans nicht sinnvoll sind. Im Gegenteil: Die
Prioritäten und die vorgeschlagenen Massnahmen sind, trotz ihrer Fokussierung auf eine «traditionelle»
Reformagenda mit Schwerpunkt auf regulatorischen Massnahmen, noch immer ein wertvoller
politischer Ratgeber, der besser früher als später beachtet werden sollte, wenn die Schweiz ihre
Position unter den internationalen Finanzplätzen bewahren oder verbessern möchte.
Leider wurden die meisten der im Masterplan 2007 und der Swiss Banking Roadmap enthaltenen
Massnahmen nicht oder nur teilweise umgesetzt. Der Lenkungsausschuss mit Regierungs- und
Branchenvertretern, der die Umsetzung koordinieren sollte, wurde 2009 aufgelöst. Er wurde teilweise
ersetzt durch ein «Forum Finanzplatz», das einen wesentlichen Beitrag zum Graber-Bericht geleistet
hat. Der Bericht wiederum hat auf den Masterplan 2007 aufgebaut. Für eine signifikante Verbesserung
der internationalen Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Finanzplatzes müssen neue und zusätzliche
Massnahmen ergriffen werden. Die meisten Experten sind sich aber einig darüber, dass der Masterplan
bis heute einen wichtigen Beitrag zur Debatte leistet.
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Kapitel 4
Eine Agenda für den Finanzplatz Schweiz
Wie in den vorigen Kapiteln gezeigt, durchläuft die Finanzdienstleistungsbranche erhebliche
Veränderungen. Überdies nimmt der Wettbewerb zwischen den internationalen Finanzplätzen zu.
Massnahmen zur Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Finanz-
platzes sind daher so wichtig und dringend wie niemals zuvor. Solche Massnahmen sollten
spezifische Schwächen des Schweizer Finanzplatzes adressieren und die traditionellen Stärken
erhalten. Es liegt auf der Hand, dass alle relevanten Interessensgruppen, so auch die politischen
Entscheidungsträger und die Aufsichtsbehörden der Schweiz, ihren Beitrag leisten müssen.
Dennoch sind wir der Meinung, dass ein Grossteil der Massnahmen von den Schweizer
Finanzinstituten selbst getroffen muss. Schliesslich zeigte die Wirtschaftsgeschichte wiederholt,
dass die beste Strategie für einen unter Druck und vor neuen Herausforderungen stehenden
Sektor nicht darin besteht, den unvermeidbaren Wandel zu bekämpfen, sondern eher darin, ein
neues Umfeld zu begrüssen und sich proaktiv zu verändern.
Unsere Reformagenda für den Schweizer Bankensektor und generell für die Schweiz als
Finanzplatz konzentriert sich daher auf vier strategische Themenkreise:
1) Stärkere Unterstützung der Schweizer Wirtschaft durch die Banken
Die Schweiz verfügt über eine wettbewerbsfähige, innovative und offene Wirtschaft:
Die Schweiz ist ein Exportweltmeister. Die Industrieproduktion des Landes ist pro Kopf
doppelt so hoch wie in den Vereinigten Staaten und beträgt fast das Achtfache Chinas. Im
Vergleich exportiert kein Land mehr als die Schweiz: 2010 betrugen die Exporte 54% des
Schweizer BIP gegenüber 47% in Deutschland, 30% in China und 15% in Japan. Zu den
Schweizer Exporten tragen keineswegs nur Grossunternehmen bei. Viele kleine und
mittelständische Unternehmen haben sich während des letzten Jahrzehnts ebenfalls
zunehmend global orientiert und wagten sich trotz der Frankenaufwertung erfolgreich in
ferne Märkte vor.
Für multinationale Unternehmen ist die Schweiz ein beliebter Standort. Über 200
europäische Firmensitze grosser globaler Kapitalgesellschaften befinden sich in der
Schweiz. Angelockt werden sie durch die politische und aufsichtsrechtliche Stabilität, eine
vergleichsweise wettbewerbsfähige Unternehmensbesteuerung, die erstklassige Infra-
struktur und die Verfügbarkeit von hoch qualifiziertem Personal.
Die Schweiz ist äusserst innovativ, was man an der höchsten Anzahl an Nobelpreisen und
den Forschungs- und Entwicklungsausgaben pro Kopf erkennen kann. Hinsichtlich der
Anzahl gültiger Patente weist die Schweiz weltweit den vierten Platz auf. Angesichts
führender Forschungsinstitute wie der Eidgenössischen Technischen Hochschule
(ETHZ/EPFL) oder der Europäischen Organisation für Kernforschung (CERN) bietet das
Land für viele Unternehmensgründungen und Technologiecluster einen fruchtbaren
Nährboden.
Der Schweizer Bankensektor unterstützt die «Realwirtschaft», indem er Kredite an
Unternehmen vergibt, den Zahlungsverkehr von Unternehmen sowie deren Cash-Management
erleichtert, Gesellschaften den Zugriff sowohl auf inländische als auch internationale Kapitalmärkte
ermöglicht und Schweizer Unternehmern bei ihren Finanzanlagen berät. Von diesen und anderen
Bankdienstleistungen profitieren sowohl grosse als auch kleine Schweizer Unternehmen. Darüber
hinaus sind Schweizer Banken natürlich auch den Einwohnern der Schweiz bei ihren täglichen
Bankgeschäften behilflich.
September 2012
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Schweizer Banken könnten jedoch noch mehr zur Unterstützung der Schweizer Unternehmen
beitragen. Die 100 grössten Unternehmen der Schweiz geben rund CHF 10 Mrd. für
Bankdienstleistungen aus, wovon momentan lediglich 20% den Schweizer Banken als
Einnahmequelle zufliessen. Schweizer Banken sollten unseres Erachtens in der Lage sein, ihr
Geschäft mit Schweizer Unternehmen zu verdoppeln oder gar zu verdreifachen, indem sie auch die
ausserhalb der Schweiz anfallenden Bankdienstleistungen erbringen. Beispiele hierfür sind die
Emission von Schuldpapieren an internationale Anleger, das Absichern von Währungs-, Zins- und
Rohstoffrisiken und das Clearing von Geld- und Handelstransaktionen. Hierbei handelt es sich um
globale Tätigkeiten, die in der Regel in US-Dollar oder Euro denominiert sind. Es gibt keinen
Grund, weshalb Schweizer Institute nicht versuchen sollten, einen grösseren Anteil dieser
Transaktionen abzuwickeln. Dasselbe gilt für die Handelsfinanzierung, die für eine Exportwirtschaft
wie die Schweiz essenziell ist. Einige Schweizer Banken bieten ihren Firmenkunden bereits globale
Lösungen an. Das internationale Angebot könnte jedoch sicherlich noch ausgeweitet werden.
Allgemeiner ausgedrückt sollten Schweizer Banken zusätzliche Gelegenheiten ergreifen, die
Bedürfnisse Schweizer Unternehmen noch besser abzudecken, als dies bereits der Fall ist und
dadurch die Schweizer Realwirtschaft unterstützen:
Erstens sollte sichergestellt werden, dass der Finanzierungsbedarf von Unternehmen in der
Schweiz gedeckt werden kann, indem Firmen mit der grossen Anlegerschaft der Schweiz
zusammengebracht werden. Die neuen Kapitalvorschriften machen die Kreditvergabe für
Schweizer Banken teurer als für Banken in anderen Ländern. Dies wiederum wird dazu
führen, dass die Unternehmensfinanzierung teilweise auf die Kapitalmärkte ausweicht. Die
Schweizer Stempelabgabe auf Aktien, Geldmarktinstrumente und Anleihen trägt sicherlich
nicht dazu bei, ein attraktives Finanzierungsumfeld zu schaffen, auch wenn die Einführung
von Finanztransaktionssteuern in einigen europäischen Ländern den relativen
Wettbewerbsnachteil der Schweiz teilweise beseitigen würde.
Zweitens sollten innovative Dienstleistungen für kleinere Unternehmen und Privatkunden
insbesondere im Bereich des elektronischen und mobilen Banking entwickelt werden. Die
Schweiz verfügt bereits über hervorragende IT-Cluster, die eine gute Basis für weiteres
Wachstum bilden. Aus technischer Sicht können Banken fast alle Bankdienstleistungen
(Zahlungen, Cash-Management, Fremdwährungen usw.) online erbringen. Fast alle Kunden
Schweizer Banken verfügen über Mobiltelefonie oder einen Internetzugriff. Im Juni 2012
gab es in der Schweiz zum Beispiel 7.5 Mio. Mobiltelefone. Hiervon waren 5.4 Mio.
Smartphones. Dies stellt weltweit eine der grössten Marktdurchdringungen dar. Dennoch
befinden sich die auf Smartphones verfügbaren Banklösungen noch immer in ihren
Kinderschuhen, und das Mobile-Banking ist in der Schweiz kaum entwickelt. Schweizer
Banken sollten ihre anspruchsvollen und technisch versierten in- und ausländischen Kunden
als perfekte Ausgangsplattform für die Entwicklung elektronischer Lösungen auch für
komplexe Finanzbedürfnisse betrachten. Dadurch könnte ein «exportfähiges» Geschäfts-
modell entstehen, das Schweizer Banken helfen kann, Kunden in anderen Märkten zu
gewinnen.
Drittens sollten neue Wege zur Finanzierung innovativer Unternehmen und Neugründungen
gefunden werden. Man kann davon ausgehen, dass zahlreiche Anleger an solchen
Möglichkeiten interessiert wären. Um innovativen Unternehmen bei der Finanzierung
behilflich zu sein, gründete Credit Suisse im Juni 2010 «SVC – AG für KMU Risikokapital»
(SVC AG) mit einem für Anlagen verfügbaren Gesamtkapital von CHF 100 Mio. Schweizer
Banken und Anlageunternehmen müssen jedoch, unterstützt durch die Aufsichtsbehörden,
mehr tun, um Anleger und innovative Unternehmer gegenseitig anzunähern, z.B. indem
Fonds aufgelegt werden, die Risiken bündeln und gewisse Qualitätsstandards und
Anlegerschutz bieten. Schliesslich sollten auch innovative Finanzierungsformen wie
Crowdfunding über die richtigen Wege und mit einer entsprechenden Gesetzgebung und
Aufsicht unterstützt werden.
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2) Revitalisierung der Schweiz als bevorzugtes Zentrum für die globale
Vermögensverwaltung
Die Schweiz verfügt in der Vermögensverwaltung über eine hoch entwickelte Expertise und globale
Bekanntheit. Viele globale Privatanleger sind weiterhin daran interessiert, ihr Vermögen in der
Schweiz verwalten zu lassen. Momentan sind 27% aller grenzüberschreitend investierten
Privatmittel in der Schweiz angelegt. Seit der Finanzkrise sind jedoch die Erlösmargen im Private
Banking um 20% und die Gewinnmargen um über ein Drittel gefallen. Vermögen aus «gereiften»
Private-Banking-Märkten anzuziehen, erweist sich als schwierig, und die Kosten der
Geschäftsführung werden aufgrund der Umsetzung der in Kapitel 3 besprochenen (ausländischen)
Regulierungen zusätzlich steigen.
Momentan befindet sich die Schweiz hinsichtlich des Vermögensverwaltungsgeschäfts in der
Defensive. Gemeinsam müssen die politischen Entscheidungsträger und Aufsichtsbehörden der
Schweiz – aber vor allen Dingen die Schweizer Banken selbst – Anstrengungen unternehmen, um
diesen Trend umzukehren, die Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Finanzplatzes zu erhalten und
die Chancen im immer noch wachsenden Private-Banking-Markt wahrzunehmen:
Damit in Zukunft nachhaltige Erlöse erwirtschaftet werden können, muss der Ruf des
Finanzplatzes erhalten und gestärkt werden. Dazu muss das Geschäftsmodell der
Schweizer Banken auf der Realität vollumfänglich steuerkonformer Gelder basieren. Die
entsprechenden, auf einem Quellensteueransatz basierenden Initiativen der Schweizer
Regierung verdienen daher volle Unterstützung. Diese Lösung ermöglicht es, die Privat-
sphäre der Kunden zu wahren. Der automatische Informationsaustausch hingegen wird
nicht als ein internationaler bzw. global akzeptierter Standard betrachtet. Er ist auch nicht
geeignet, die sogenannte Altlastenproblematik zu adressieren.
In Bezug auf ethische Standards und insbesondere hinsichtlich der Geld-
wäschereigesetzgebung ist die Schweiz heute den meisten OECD-Staaten voraus und
sollte in diesem wichtigen Bereich federführend bleiben.
Die Frage der Eignung von Finanzprodukten für Anleger hat ebenso wie
Beratungsstandards zunehmend an Bedeutung gewonnen. Eine rigorose Umsetzung der
MiFID-Regeln in Europa wird zu einer Einschränkung der Beratungstätigkeit und des
Produkteangebots für Kunden führen. Falls die Schweiz das richtige Verhältnis zwischen
dem Sinn und Zweck von MiFID – Transparenz und Angemessenheit – und dem Wunsch
der Anleger nach grösserer Flexibilität und Auswahl finden kann, hat sie die Chance, den
«Goldstandard» für die Anlageberatung zu finden. Es wäre ideal, wenn ein solcher Standard
zeitgerecht und gemeinsam durch Branchenverbände, politische Entscheidungsträger und
Aufsichtsbehörden erarbeitet werden könnte.
Wenn die Schweiz internationale Standards hinsichtlich Besteuerung und Beratung einhält,
muss sie im Gegenzug einen angemessenen Marktzutritt zu Vermögensverwaltungsmärkten
erhalten. Trotz der Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) bestehen momentan noch
viele Handelshemmnisse, die sich auf einen Nettoexporteur von Finanzdienstleistungen wie
die Schweiz negativ auswirken. Dies betrifft hauptsächlich wichtige europäische Märkte, es
gibt jedoch auch Hindernisse bei anderen Staaten wie z.B. den BRIC-Ländern. Eine weitere
Liberalisierung des Handels im Dienstleistungssektor kann idealerweise auf multilateraler
Ebene über die WTO (spezifischer über das Allgemeine Abkommen über den Handel mit
Dienstleistungen der WTO, GATS) erzielt werden. Realistischerweise wird die Schweiz
jedoch auch versuchen müssen, den Marktzugang über bilaterale Freihandelsabkommen zu
erreichen, allenfalls im Zusammenhang mit dem Abschluss von Steuerabkommen.
Teilweise als Reaktion auf steigende aufsichtsrechtliche Vorgaben wird das Schweizer
Private Banking weiter konsolidieren müssen. Vielen kleinen Banken wird es zunehmend
schwerfallen, eine genügende Rentabilität zu erzielen, falls sie unter einer bestimmten
kritischen Grösse bleiben – Ausnahmen werden sicher Institute sein, die ein stark
spezialisiertes Nischengeschäft betreiben.
Eine mögliche Lösung dieses Problems der kritischen Masse könnte in der Gründung von
Dienstleistern liegen, die nicht nur die Back-Office-Verarbeitung durchführen, sondern für
das Schweizer Private Banking auch bestimmte Rechts- und Compliance-Dienste
erbringen. Solche Dienstleister könnten nicht nur das notwendige Geschäftsvolumen
generieren, sondern auch die Professionalität von Basisdienstleistungen verbessern.
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Die Kombination von Anlageexpertise und dem Ruf der Schweiz als sicherer Hafen sollte
genutzt werden, um zusätzliche Gelegenheiten im Bereich von Anlageprodukten zu
entwickeln. Instrumente wie börsengehandelte Fonds und Indexzertifikate wachsen schnell.
Sie können «traditionelle» Fonds teilweise zu geringeren Kosten ersetzen. Schweizerische
Vermögensverwalter sollten ihren Kunden den Zugriff auf derartige steuerkonforme und
kostengünstige Anlagelösungen erleichtern.
Seit Langem schon ist die Schweiz ein Zentrum für Philanthropie und ein Knotenpunkt für
gemeinnützige Einrichtungen. Jüngste Schätzungen gehen davon aus, dass sich das
Gesamtvermögen von Stiftungen, die Schweizer Recht unterstehen, auf über CHF 70 Mrd.
beläuft. Die Schweiz hat auch dazu beigetragen, globales Kapital in Richtung
Mikrofinanzierung zu leiten. Inzwischen bietet sogenanntes Impact Investing ein ähnliches
Wachstumspotenzial. Schweizer Banken sollten daher eine Ausweitung ihres
Dienstleistungs- und Produktangebots in den Bereichen Wohltätigkeit, Mikrofinanzierung,
nachhaltige Anlagen und Impact Investing erwägen.
Hinsichtlich der Verwaltung alternativer Anlagen sollte die Schweiz in Erwägung ziehen,
hauptsächlich Hedgefonds zu einer Rückkehr ins Land zu bewegen, indem die
aufsichtsrechtlichen Standards und die Besteuerung derartiger Unternehmen an andere
Länder angeglichen werden. Letztlich bestehen auch im Bereich der Fondsverwaltung
Gelegenheiten. Luxemburg hat sich zum europäischen Zentrum der Fondsverwaltung
entwickelt, während ein erheblicher Anteil alternativer Anlagefonds (Hedgefonds, Private
Equity) in der Karibik angesiedelt ist. Die Schweiz sollte ähnliche Geschäftsbereiche
anziehen können, wie sie auch im Bereich des Rohstoffhandels eine starke Position
entwickelt hat. Um einen erheblichen Marktanteil in der Fondsverwaltung zu erreichen,
müsste die Schweiz allerdings in Infrastruktur investieren und ein günstiges aufsichts-
rechtliches Umfeld schaffen, insbesondere über ein optimiertes Registrierungsverfahren für
neue Fonds.
3) Positionierung für die «Ost/Süd»-Verlagerung in der Weltwirtschaft
Der weltwirtschaftliche Schwerpunkt verlagert sich unumkehrbar in den Osten und Süden. Das
Ausmass und die Geschwindigkeit dieses historischen Übergangs können nur mit der industriellen
Revolution verglichen werden und werden derzeit noch nicht voll erfassbare Auswirkungen haben.
Unvermeidbar werden diese Verlagerungen auch die globale Finanzwelt verändern. In der Zukunft
wird mehr als die Hälfte des Wachstums der globalen Bankbranche in den Schwellenmärkten
erzielt werden. Bereits heute befinden sich gemessen an der Marktkapitalisierung 19 der weltweit
grössten 50 Banken in den BRIC-Ländern.
Diese neuen Fakten stellen für die Schweiz Chancen dar. Gerade den Schweizer
Firmenkunden einen besseren Zugang zu den neuen Märkten zu verschaffen, muss ein zunehmend
wichtiges Ziel der Schweizer Banken sein.
Überdies werden es in einer stärker multipolaren Welt viele Einzelpersonen und Unternehmen
aus den neuen Wirtschaftsmächten vorziehen, einen Teil ihrer Finanzgeschäfte auf neutralem
Boden abzuwickeln. Darüber hinaus ist es durchaus möglich, dass die globalen Risiken – nicht nur
in den aktuellen Krisenzonen – beträchtlich und die Marktvolatilität hoch bleiben werden. Der Status
der Schweiz als sicherer Hafen sollte daher auch in der Zukunft ein wichtiger Standortvorteil
bleiben.
Trotz aller Herausforderungen befindet sich die Schweizer Finanzdienstleistungsbranche
unserer Ansicht nach in einer guten Ausgangslage, um diese teils neuen Geschäftsmöglichkeiten
zu erschliessen. Die Schweizer Banken müssen jedoch die nötigen Investitionen in ihr Human- und
sonstiges Kapital tätigen, um die neuen und zusätzlichen Bedürfnisse von Unternehmen und
Anlegern, die sich aus dieser «Ost/Süd»-Verlagerung ergeben, befriedigen zu können:
Handels- und Anlageflüsse, insbesondere zwischen Schwellenmärkten («Süd-Süd-Handel
und -Investitionen») sind eine grosse Gelegenheit, benötigen aber Infrastruktur und eine
lokale Präsenz. Heutzutage sind nur einige wenige Banken in der Lage, ihren Kunden
wahrhaft globale Firmenkundendienstleistungen anbieten und komplexe finanzielle
Finanzströme zwischen Industrieländern und Schwellenmärkten handhaben zu können. Ein
solches Angebot muss Onshore-Cash- und Devisenmanagement, Handelsfinanzierungen
und ähnliche Dienstleistungen beinhalten.
Rohstoffe werden als knappe Ressourcen das Wachstum von Schwellenländern
mitbestimmen und das weltweite Vermögen teilweise umverteilen. Während der letzten 20
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Jahre haben sich die Eisenerzpreise um rund das Zehnfache erhöht. Dies veranschaulicht
die Vermögensübertragung von Ländern, die Infrastruktur erstellen und Güter produzieren,
auf Länder mit den notwendigen Ressourcen. In Bezug auf den Rohstoffhandel verlangen
produzierende Länder liquide und transparente Märkte. Das Wachstumspotenzial dieser
Märkte hinsichtlich des Handelsvolumens ist im Vergleich zur Jahresproduktion sehr
erheblich. Die Schweiz ist heutzutage ein wichtiges Zentrum für den Rohstoffhandel und
sollte am erwarteten zukünftigen Wachstum dieses Bereichs teilhaben können, falls
rechtzeitig eine angemessene Infrastruktur und ein günstiges Marktumfeld geschaffen
werden.
Auch an den globalen Währungsmärkten spiegelt sich die Veränderung der Fundamental-
daten wider. Unabhängig davon, was mit dem Euro und dem Dollar geschieht, wird der
chinesische Renminbi (RMB) in der Zukunft zu einer sehr wichtigen international
gehandelten Währung aufsteigen. Der RMB wird gegen mehrere führende Währungen
gehandelt werden müssen, was Chancen für einige RMB-Hubs ausserhalb Chinas eröffnet.
Die Schweiz kristallisiert sich bereits als das viertgrösste RMB-Offshore-Zentrum nach
Hongkong, Singapur und London heraus, was auch die führende Rolle unseres Landes im
Rohstoffhandel reflektiert. Diese und andere, weniger offensichtliche Gelegenheiten im
Devisenhandel sollte die Schweiz zu nutzen versuchen.
4) Zukünftiges Infrastruktur-Zentrum für Kapitalmärkte
Durch die Kombination des Status der Schweiz als sicherer Hafen mit dem Aufbau einer
erstklassigen Finanzinfrastruktur, z.B. im Bereich der Datenspeicherung, könnte der Finanzplatz
Schweiz seine Stellung global stärken und von seinen traditionellen Standortvorteilen wie Stabilität,
Datenschutz und hohen Geschäftsstandards profitieren.
Die Schweiz könnte darauf abzielen, sich zu einem Zentrum der globalen Finanzdienstleistungs-
branche in den Bereichen Datenspeicherung und Infrastruktur zu entwickeln. Unser Land verfügt
bereits jetzt über eine hervorragende und verlässliche technische Infrastruktur, und die Banken wie
auch andere Unternehmen haben eine starke Basis im Bereich der Datenspeicherung und -
verarbeitung, die weiterentwickelt werden kann. Während die Schweiz bei den reinen Arbeitskosten
vielfach nicht konkurrenzfähig ist, stellt sich dieses Kostenproblem in Bereichen mit hoher
Automatisierung viel weniger.
Die Schweiz sollte daher zusätzliche Finanzinfrastrukturinvestitionen erwägen, z.B. in den
folgenden Bereichen:
Fondsverwaltung – Buchung und Verwaltung von Anlageinstrumenten wie Anlagefonds,
Hedgefonds und Private-Equity-Personengesellschaften und Ähnlichem
Börseninfrastruktur – Infrastruktur für Clearing, Verrechnung und Technik für alternative
Börsen, wie z.B. Turquoise, die geplanten zentralen Gegenparteien (CCP) für Derivate oder
die neuen elektronischen Anleihenmärkte
Zahlungsinfrastruktur – Beitragezu einer globalen Plattform für Cash-Management und
Zahlungen in Echtzeit statt langwieriger Überweisungen
Aufgrund der starken Systemverflechtungen setzt jede Investition zur Errichtung einer
führenden Infrastruktur eine starke Koordinierung voraus. Die Verbände im Schweizer Finanzsektor
und Infrastrukturanbieter wie die Börse/Clearing-Betreiber oder Zahlungsunternehmen sollten die
gemeinsame Entwicklung eines Schweizer Masterplans für Finanzinfrastruktur in Erwägung ziehen
– ähnlich wie im Vorfeld der Errichtung der ersten elektronischen Schweizer Aktienbörse. Die
Schweiz verfügt über einen dynamischen Technologiesektor, der ein solches Vorhaben mit den
notwendigen innovativen Technologien effizient unterstützen könnte.
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Autorinnen und Autoren
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Soon-Gek Chew Amit Goel Philip Hess
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Produktion
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