Forschungsmagazin der Universität Innsbruck - 01/2016

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KULTUR WISSEN DIGITAL forschung MAGAZIN FÜR WISSENSCHAFT UND FORSCH UNG DER UNIVERSITÄT INNSBRUCK Ausgabe 01|16 thema: digital humanities | geologie: ressourcen der zukunft | archäologie: geschichten aus dem ewigen eis | literatur: das doppelgesicht der faszination | pharmazie: virtuelle wirkstosuche | holzbau: massarbeiten zukunft

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KULTURWISSEN

DIGITAL

forschungMAGAZIN FÜR WISSENSCHAFT UND FORSCH UNG DER UNIVERSITÄT INNSBRUCK

Ausgabe 01|16  thema: digital humanities | geologie: ressourcen der zukunft |archäologie: geschichten aus dem ewigen eis | literatur: das doppelgesichtder faszination | pharmazie: virtuelle wirkstosuche | holzbau: massarbeiten

zukunft

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zukunft forschung 01/16 3Foto: Uni Innsbruck

EDITORIAL

Die Digitalisierung hält derzeit Einzug in alle Lebens- bereiche, verändert unseren Medienkonsum, hat Ein-fluss auf betriebliche Abläufe und revolutioniert die

industrielle Produktion. Diesem Trend trägt die UniversitätInnsbruck Rechnung, indem sie diese Entwicklungen auch inForschung und Lehre untersucht und reektiert. In der letztenAusgabe haben wir Ihnen zum Beispiel den neuen Stiftungspro-

fessor für Werkstowissenschaften, Gerhard Leichtfried, vorge-stellt. Er erforscht im Rahmen des Mechatronik-Schwerpunktsder Uni Innsbruck den industriellen Einsatz der additiven Fer-tigung (3D-Druck) mit metallischen Hochleistungswerkstoen.In dieser Ausgabe nden Sie ein Porträt unseres neuen Profes-sors für textile Verbundwerkstoffe und technische Textilien.Tung Pham hat Anfang April eine Industrie 4.0-Stiftungspro-fessur des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation undTechnologie übernommen und ist am Forschungsinstitut fürTextilchemie und Textilphysik in Dornbirn, Vorarlberg, tätig.Dies unterstreicht einmal mehr die wichtige Rolle von Stif-tungsprofessuren für Universitäten. Sie erlauben es uns, sehrrasch auf aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen zu reagieren.

Auch in den Geistes- und Sozialwissenschaften hat die Di-gitalisierung längst Einzug gehalten. Neben Arbeitserleichte-rungen schat sie auch die Möglichkeit, ganz neue Forschungs-

fragen zu stellen. Im Schwerpunkt dieser Ausgabe präsentierenwir Ihnen eine Auswahl von Projekten aus den „Digital Hu-manities“. Mit computergestützten Verfahren und der syste-matischen Verwendung von digitalen Ressourcen erschließenunsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in sehr un-terschiedlichen Disziplinen neue Forschungsfelder. Gemeinsamhaben sie im vergangenen Jahr das Forschungszentrum Digi-

tal Humanities an der Universität Innsbruck etabliert, um sichüber die Grenzen der Fachbereiche hinaus zu vernetzen undauszutauschen. Denn Digitalisierung fördert gerade auch dieKooperation von geisteswissenschaftlichen Disziplinen undtechnischen Fachbereichen.

Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre dieser Aus-gabe und freuen uns über Ihre Fragen und Anregungen!

TILMANN MÄRK, REKTORSABINE SCHINDLER, VIZEREKTORIN FÜR FORSCHUNG

IMPRESSUM

Herausgeber & Medieninhaber: Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Christoph-Probst-Platz, Innrain 52, 6020 Innsbruck, www.uibk.ac.atProjektleitung: Büro für Öffentlichkeitsarbeit und Kulturservice – Mag. Uwe Steger (us), Dr. Christian Flatz (cf); [email protected]  erleger: KULTIG Corporate Publishing – Koch & Partner KG, Maria-Theresien-Straße 21, 6020 Innsbruck, www.kultig.atRedaktion: Mag. Melanie Bartos (mb), Julia Ecker (je), Mag. Eva Fessler (ef), Mag. Andreas Hauser (ah), Dr. Marcus Hofer (mh), Mag. Stefan Hohenwarter (sh),Daniela Pümpel, MA (dp), Mag. Susanne Röck (

 

 Layout & Bildbearbeitung: Florian Koch, Madeleine Gabl Fotos: Andreas Friedle, Universität Innsbruck Druck: Gutenberg, 4021 Linz

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,

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zukunft forschung 01/154

BILD DER

WISSENSCHAFT

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zukunft forschung 01/16 5Fotos: Andreas Friedle (2), Bergrettung Prägraten (1); COVERFOTO: Andreas Friedle; BILD DER WISSENSCHAFT: Illustration: Mark A. Garlick/HESS Collaboration

INHALT

Die H.E.S.S.-Teleskope in Namibia überraschen auch nach mehr als

einer Dekade Beobachtungsbetrieb mit spektakulären Ergebnissen:

Erstmals hat nun ein internationales Team – unter ihnen Innsbrucker

Forscher – eine Quelle galaktischer kosmischer Strahlung mit Peta-

elektronvolt-Energie identifiziert. Die Messungen zeigen aber auch,

dass diese Quelle im Innersten unserer Milchstraße allein den auf der

Erde gemessenen Fluss der kosmischen Strahlung nicht aufrechter-

halten kann. Wenn dieses Schwarze Loch aber in der Vergangenheit

aktiver war, dann könnte es für die gesamte, von Victor Franz Hess

entdeckte galaktische kosmische Strahlung verantwortlich sein.

TITELTHEMA GESCHICHTE. Mit photogrammetrischen Methoden wollenInnsbrucker Forscher antikes Kulturgut zugänglich machen.  8

INTERVIEW. Ulrike Tanzer und Ursula Schneider über Entstehungund Pläne des Forschungszentrums „Digital Humanities“.  12

INFORMATIK. Eva Zangerle arbeitet an der Verbesserung von

Empfehlungssystemen am Beispiel von Twitter. 14

SPRACHWISSENSCHAFT. Claudia Posch und Gerhard Rampl

machen einen alpinen Wortschatz für Forscher verfügbar. 16

DIGITALISIERUNG. Günter Mühlberger baut ein neues

„Forschungsökosystem“ für Geisteswissenschaftler auf. 18

GEOINFORMATION. Klaus Hanke nutzt sein Wissen zur digitalen

Dokumentation und Rekonstruktion von Kulturgütern. 19

FORSCHUNG

STANDORT. Der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallnersetzt auf die Kooperation mit der Universität Innsbruck . 22

HOLZBAU. Im Kompetenzzentrum für Holzbau werden

Forschung, Lehre und Weiterbildung rund ums Holz vernetzt. 28

GEOLOGIE. Michael Strasser will anhand von Bohrkernen ausSee- und Meeresböden das Wissen über Erdbeben erweitern.  30

PHARMAZIE. Mariana Spetea und Daniela Schuster identiziertenaus 52.000 Wirkstoen drei potenzielle Opioid-Antagonisten. 31

MINERALOGIE. Thomas Angerer erforscht die Potenziale von

stillgelegten Kupfer-Blei-Zink-Lagerstätten im Alpenraum. 32

LITERATURWISSENSCHAFT.  Sibylle Baumbach beschäftigt sich mitdem Begri Faszination und dessen narrativer Umsetzung.  38

WASSERBAU. Bernhard Gems untersucht im Modell die Auswir-kungen von hochwasserführenden Wildbächen auf Gebäude.  41

EDITORIAL/IMPRESSUM 3 | BILD DER WISSENSCHAFT: H.E.S.S.-TELESKOP 4 | NEUBERUFUNG: TUNG PHAM/TEXTILCHEMIE 6 | FUNDGRUBE VERGANGENHEIT: DIE GLOBEN DES PETER

ANICH 7 | BILDGLOSSAR: DIGITALE REKONSTRUKTIONEN 20 | MELDUNGEN 24 + 40 | PATENTE: WEMATCH IT, ARTS & CRYPTOLINK 34 | CAST 42 | PREISE & AUSZEICHNUNGEN 46 |

ZWISCHENSTOPP: YOUNG-AE CHON 48 | SPRUNGBRETT INNSBRUCK: CHRISTIAN TAGWERKER 49 | ESSAY: LIEBESERKLÄRUNG MIT WARNHINWEIS v. Wolfgang Palaver 50

RUBRIKEN

TITELTHEMA. Im neuen Forschungszentrum „Digital

Humanities“ werden mit computergestützten

Verfahren und der systematischen Verwendung

von digitalen Ressourcen in unterschiedlichen

Disziplinen neue Forschungsfelder erschlossen.

ROBOTIK. Ein Roboter, der sich einfache Aufgaben

selbst beibringt: Innsbrucker Informatiker rund um

 Justus Piater sind maßgeblich an der Entwicklung

selbstlernender Maschinen beteiligt.

ARCHÄOLOGIE. Der Klimawandel-bedingte

Rückzug des Eises gibt die Vergangenheit nach und

nach wieder frei und erönet dem Archäologen

Harald Stadler ein neues Forschungsgebiet.

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zukunft forschung 01/166 Foto: Andreas Friedle

NEUBERUFUNG

DIE „SMARTE“ ZUKUNFT

DER TEXTILIENTung Pham übernimmt die Stiftungsprofessur für Textile Verbundwerkstoffe undTechnische Textilien am Standort Dornbirn.

Funktionstüchtig war früher. Künf-

tige Alltagsgegenstände sind„smart“– nicht zuletzt dank einerVerkettung vieler Teile , genannt Polymere.Dazu zählen auch die meisten Kunst-stoffe. „Polymerwerkstoffe sind nichtmehr aus unserem Leben wegzuden-ken,“ sagt der promovierte Werkstoff-wissenschaftler Tung Pham, sie „ndenAnwendung in allen Bereichen z. B. imLeichtbau, im Energiesektor, in der Ver-packung oder in der Medizin.“ Auch Tex-tilien sollen „smarter“, d. h. funktionellerwerden. Ein Indiz dafür ist die neue

Stiftungsprofessur am Dornbirner Tex-tilforschungsinstitut der Uni Innsbruck,finanziert vom Bundesministerium fürVerkehr, Innovation und Technologie, fürwelche Tung Pham berufen wurde.

Pham promovierte an der Martin-Lu-ther-Universität Halle-Wittenberg aufdem Gebiet der Werkstowissenschaftenund Technologie polymerer Materialien– ein interdisziplinäres Feld und genaudas macht die Faszination für Pham aus.Später wechselte er zu Borealis, einemder weltweit größten Kunststoffpro-

duzenten. Vierzehn Jahre übernahm erdort leitende Funktionen in Forschung,Entwicklung oder Business und wurde(Co-)Ernder von über vierzig Patenten.Nun bringt er seine industrielle Experti-se in die akademische Forschung ein. DieWissenschaftler an der Uni Innsbruck beschäftigen sich unter anderem mit derEntwicklung waschbarer Sensortextili-en, textiler Beton-Verstärkung, Textilienfür Sport und Senioren oder Farbstoen

– stets in Verbindung zur (lokalen) In-

dustrie. Pham sieht in der Professur dieChance, die Forschung auszubauen. Sie„umfasst einerseits Textilien mit Funkti-onalitäten wie Sensorik und Leitfähig-keit,“ erklärt er, „und andererseits dietextilen Verbundwerkstoe und Faser-verbundwerkstoffe für die Leichtbau-konstruktion.“ Auch die Erforschungneuer Produktionstechniken wird einSchwerpunkt sein, sowie die BereicheMaterialfunktionalisierung, Grenz- undOberächen. Das größte Potenzial liegtlaut Pham dabei immer „in der Kom-

 bination der text ilen Technologien mitneuartigen Materialkonzepten und opti-mierten Prozessen.“

Zunächst einmal obliegt es ihm aber,die Organisationsstruktur der Stiftungs-professur zu etablieren und die For-schungsthemen mit den Industriepart-nern anzugehen. Ideen für die Zukunftgibt es bereits. Die Forschung wird auf jeden Fall dazu beitragen, neue Märkteund Anwendungsfelder für Textilien undtextile Verbundwerkstoe zu erschließen,da ist sich Tung Pham sicher.  je

TUNG PHAM studierte Werkstofftechnik

an der Technischen Hochschule Merse-burg und promovierte an der Martin-

Luther-Universität Halle-Wittenberg. Nach

Forschungsaufenthalten in Deutschland

und Kanada war er von 2000 bis 2014

in leitender Funktion bei der chemischen

Konzerngruppe Borealis beschäftigt. Seit

2014 lehrte Pham als Professor für Werk-

stofftechnik an der Hochschule Albstadt-

Sigmaringen, Deutschland. Seit April 2016

ist er Stiftungsprofessor am Forschungsin-

stitut für Textilchemie und Textilphysik der

Universität Innsbruck in Dornbirn.

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zukunft forschung 01/16 7Fotos: Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum (4), Armin Denoth (1)

FUNDGRUBE VERGANGENHEIT

PRÄZISIONSARBEITMit seinen Globen näherte sich der Tiroler „Bauernkartograf“

Peter Anich „den Sternen des Weltalls“.

Er ließ es sich etwas kosten. 341 Guldenund 10 Kreuzer verzeichnete IgnazWeinhart, Vorstand des Instituts für Ma-

thematik und Gründer der Experimentalphy-

sik an der Universität Innsbruck, in seinemRechnungsbuch. Viel Geld – die Jahresdotati-on der Unibibliothek belief sich auf 300 Gul-den – für einen Himmelsglobus mit drei Inns- brucker Schuh Durchmesser (ca. ein Meter) ,angefertigt von Peter Anich im Jahr 1756, in-klusive Postament, Himmelskarten von Dop-pelmayr und Sternzeiger. „Präzisionsarbeit“,urteilt noch heute der ExperimentalphysikerArmin Denoth über den Globus. Auch Wein-hart war von der Arbeit beeindruckt und be-auftragte Anich 1759 mit einem ähnlich großenErdglobus, was dieser prompt erledigte.

1760 wandte sich Peter Anich der Karto-grafie zu, sein 1774 veröffentlichter „AtlasTyrolensis“ gilt aufgrund der zahlreichen al-legorischen Darstellungen von Weinhart alseine der schönsten Kartengestaltungen seinerZeit. Der ungewöhnlich große Maßstab, dieGröße des dargestellten Gebiets, die präzi-se Zeichnung, vor allem aber die erstmalsangewandte astronomisch-basierte Ortsbe-stimmung mach(t)en den Atlas zu einer derwichtigsten kartograschen Arbeiten des 18. Jahrhunder ts und Anich zum berüh mten„Bauernkartografen“.

Leihvertrag reloadedKein Wunder also, dass das 1823 gegründeteTirolische Nationalmuseum Werke Anichs inseinen Räumlichkeiten präsentieren wollte.

1848 fragte man um die zwei Globen an, dieUni zeigte sich nicht abgeneigt. „Vielleichtstanden sie einfach im Weg“, mutmaßt Denoth.Das Ministerium gab seinen Placet, die Globenwanderten ins Museum – und blieben dort ste-hen, bis eigentlich niemand mehr wusste, dasses sich um universitäres Eigentum handelte.Mitte der 1990er Jahre begann sich Armin De-noth mit der Geschichte und dem Inventar desInstituts für Experimentalphysik zu beschäfti-gen und stieß dabei auf mehrere Inventarbü-cher. In einem, begonnen 1837, entdeckte er dieZeilen „Großer Himmelsglobus und Großer

Erdglobus von Peter Anich“, 1849 als Deposi-tum ans Nationalmuseum gegeben. Denothwurde neugierig, durchforstete das Inventar- buch Blatt für Blatt, fand noch andere Deposi-ta. Gemeinsam mit Claudia Sporer-Heis, Kus-todin der Historischen Sammlungen der Tiro-ler Landesmuseen, konnte ein Großteil aufge-spürt werden. Man habe dann Nägel mit Köp-fen gemacht, beschreibt Denoth lachend, wasschließlich im Februar 2016 als ozieller Leih-vertrag von Rektor Tilmann Märk und Wolf-gang Meighörner, Geschäftsführer der TirolerLandesmuseen, unterzeichnet wurde. ah

PETER ANICH, geboren 1723

in Oberperfuss/Tirol, erlernte

vom Ortspfarrer Grundkennt-

nisse im Lesen, Schreiben und

Rechnen sowie von seinem

Vater das Drechslerhand-

werk. Ab 1751 wurde er von

Ignaz Weinhart, Professor für

Mathematik und Physik an der

Uni Innsbruck, unterrichtet.Von Weinhart erhielt er auch

die Aufträge für den großen

Himmels- und den großen

Erdglobus – die ersten in

Österreich geschaffenen und

erhalten gebliebenen Globen.

Ab 1760 begann Anich Tirol

zu kartografieren, den über

die Grenzen hinaus bekannten

„Atlas Tyrolensis“ stellte nach

Anichs frühem Tod 1766 sein

Schüler Blasius Hueber fertig.

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zukunft forschung 01/168 Foto: Andreas Friedle8 zukunft forschung 01/16

KULTURELLES ERBEAM COMPUTERForscher der Universität Innsbruck beteiligen sich an der Entwicklung

von kostengünstigen Aufnahmeverfahren und offenen Publikationsformenfür die Erhaltung antiken Kulturguts.

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zukunft forschung 01/1610 Fotos: Andreas Friedle (1), Rupert Gietl/Arc-Team (2), Luca Bezzi/Arc-Team (1)

TITELTHEMA

SANDRA HEINSCH UND

WALTER KUNTNER sind

wissenschaftliche Mitarbeiter

im Arbeitsbereich Vorder-

asiatische Archäologie und

arbeiten unter anderem am

Palast des Ardaschir Papakan

im Iran (rechtes Bild). Er ist das

älteste erhaltene Bauwerk mit

einer Kuppel auf einem qua-dratischen Grundriss (mittleres

Bild: nördlicher Kuppelraum

im Palast). Das Bild auf den

Seiten 8/9 (fotografiert von

Rupert Gietl/Arc-Team) zeigt

das Felsrelief mit der Investitur

des Ardaschir.

Millionen Flüchtlinge, hunderttau-sende Tote: Das ist die traurige Bi-lanz des Bürgerkriegs in Syrien.

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) besetztgroße Teile Syriens und des Iraks – und siehinterlässt eine Spur der Verwüstung, auch,was kulturelle Schätze betrifft. Bauwerke,Statuen und Reliefs sind der Miliz bereitszum Opfer gefallen und unwiederbringlich

zerstört, darunter zwei jeweils rund 2000 Jahre alte Tempel in Palmyra. Nicht zuletztdiese Zerstörungswut zeigt, wie wichtig esist, Kulturerbe für die Nachwelt festzuhalten:Ein Unterfangen, an dem auch InnsbruckerArchäologen beteiligt sind. „Wir setzen pho-togrammetrische Methoden ein, um Kultur-schätze aufzunehmen und grenzüberschrei-tend zugänglich zu machen“, erklärt WalterKuntner vom Fachbereich VorderasiatischeArchäologie des Instituts für Alte Geschichteund Altorientalistik.

PhotogrammetrieDurch die Photogrammetrie können antikeDenkmäler anhand von hochauflösendenFotos am Computer dreidimensional repro-duziert werden. „Das Equipment, das wirdafür brauchen, ist vergleichsweise günstig– letzten Endes benötigen wir nicht viel mehrals eine digitale Kamera und entsprechendeProgramme, die uns das Ergebnis liefern,und von uns gezielt aus dem Open-Source-Angebot ausgesucht werden“, sagt SandraHeinsch, Leiterin des Fachbereichs Vorder-asiatische Archäologie. „Dadurch, dass die

Gegenstände und somit auch die Gebäudeaus verschiedenen Winkeln hochauflösendfotograert werden, können die Denkmälermillimetergenau wiedergegeben werden“,erklärt sie: „Das ermöglicht natürlich einesehr genaue Dokumentation, die sowohl alsAusgangspunkt für die Untersuchung undErforschung als auch für die nachhaltige Er-haltung dieser Denkmäler herangezogen wer-

den kann.“Sandra Heinsch und Walter Kuntner pro-tieren in ihrer Arbeit von der Infrastruktur derUniversität – um die einzelnen Fotos zusam-menzufügen und dreidimensionale Modelledaraus zu berechnen, sind enorme Rechenka-pazitäten notwendig. „Wir rechnen einfachereModelle zur Abstimmung der Aufnahmenauf handelsüblichen Rechnern. Für die end-gültigen Modelle und Wiedergaben kommendann Server zum Einsatz, die uns der Zentra-le Informatikdienst – hier unterstützen uns besonders Thomas Haselwanter und Florian

Faltermeier – zur Verfügung stellt. Geplant istdie Auslagerung der besonders zeitintensivenund komplexen Rechenabfolgen auf die uni-versitätseigenen Hochleistungsrechner, etwaLeo 3e“, sagt Walter Kuntner.

Einsatz im IranSeit vergangenem Jahr sind die InnsbruckerArchäologen auf Einladung der iranischenAntikenverwaltung auch im Iran tätig. Dortwurde in Zusammenarbeit mit RouhollahShirazi von der University of Sistan andBaluchestan, Ali Darvish Zadeh (Österrei-

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zukunft forschung 01/16 11

TITELTHEMA

DAS SASANIDENREICH 

(auch: Sassanidenreich) be-

stand im Gebiet der heutigen

Länder Iran, Irak, Aserbaid-

schan, Turkmenistan, Pakistanund Afghanistan von etwa 224

bis 651 nach Christus und war

das zweite persische Großreich

des Altertums. Gründer des

Reichs war Ardaschir I., Gebäu-

de aus seiner Regierungszeit

untersuchen die Innsbrucker

Archäologen. Das Sasaniden-

reich war während seines

Bestehens bedeutender Rivale

des römischen und später des

oströmischen Reichs.

chische Akademie der Wissenschaften) undder Grabungsrma Arc-Team der Palast vonArdaschir Papakan, dem ersten Herrscherdes Sasanidenreichs, fertiggestellt. „Der Pa-last von Ardaschir in der Nähe der heutigenStadt Firouzabad im Südwesten des Iransist aus mehreren Gründen interessant – erist zum Beispiel das weltweit älteste erhal-tene Bauwerk mit einer Kuppel auf quadra-

tischem Grundriss“, erklärt Kuntner. DerPalast stammt aus dem 3. Jahrhundert nachChristus. „Hier konnten unsere Aufnahmen bereits einen wertvollen Dienst für die Erhal-tung des Bauwerkes leisten: Die Aufnahmenerlauben es, die Deformationserscheinungender Kuppeln und tragenden Mauern zuüberwachen und bei Bedarf mögliche Sanie-rungsmaßnahmen detailliert zu planen“, sagtHeinsch.

Es ist geplant, auch das Stadtgebiet vonFirouzabad sowie die nördlich gelegene Fes-tung Qaleh Dokhtar im Rahmen des Projektes

DADIM (Digital Archaeological Documenta-tion of Iranian Monuments) aufzunehmen.Ab diesem Jahr sollen im Rahmen diesesProjektes auch alle 35 sasanidischen Reliefsaufgenommen werden. Die Reliefs liegenvorwiegend in der südwest-iranischen Pro-vinz Fars mit der Hauptstadt Schiras, nichtunweit der weltberühmten Fundplätze Per-sepolis und Bishapur: „Die Reliefs sind meistmehrere Meter hoch und bis zu 20 Meter langund stellen unterschiedliche Szenen dar –wie etwa Schlachten oder Inthronisationen,die im Fels bildlich verewigt wurden“, sagt

Walter Kuntner. „Manche dieser Reliefs sindin mehreren Metern Höhe angebracht, hier ar- beiten wir mit Drohnen, an denen die Kameramontiert ist“, erklärt Sandra Heinsch. Auchdiese Aufnahmen dienen aufgrund ihrer ho-hen Qualität der nachhaltigen Erhaltung, aberauch als Grundlage für mögliche Restaurie-rungsmaßnahmen, sind diese Reliefs doch seit Jahrhunderten der Erosion ausgesetzt.

Open AccessEin zentrales Ziel des Projektes ist, die Auf-nahmen frei im Internet zugänglich zu ma-chen. „Für die Forschung sind diese Aufnah-men sehr wertvoll – wir achten bei der Auf-nahme auch bewusst auf extrem hohe Quali-tät, sodass sie auch in Jahren noch ausreichenddetailliert sind und die Aufnahmen dann nichtwieder neu gemacht werden müssen“, sagtWalter Kuntner. Auch eine touristische Nut-zung der Aufnahmen ist denkbar. SandraHeinsch und Walter Kuntner bieten im Iran

auch Workshops für einheimische Forscher an,damit diese die kostengünstigen Methodenerlernen und das iranische Kulturerbe auchselbst festhalten können, wie die Archäologinergänzt: „Die Fotos an sich sind nicht schwie-rig zu erstellen und vor allem nicht sehr teuer– das wollen wir auch vermitteln und die Ira-ner bei ihrer Arbeit unterstützen.“ Der er-wähnte Palast und die Denkmäler in Firouza- bad werden vom Iran außerdem als UNESCO-Weltkulturerbe eingereicht; in diesem Dossierspielen die Aufnahmen der Innsbrucker Ar-chäologen eine wichtige Rolle. sh

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zukunft forschung 01/1612 Fotos: Andreas Friedle (2)

TITELTHEMA

ZUKUNFT: Mit „Digital Humanities“ ist ander Universität Innsbruck ein neues For-schungszentrum entstanden. Wie kam eszu diesem Zentrum?ULRIKE TANZER: 2013 gründete Günter

Mühlberger von der Abteilung für Di-gitalisierung und Elektronische Archi-vierung am Institut für Germanistik ei-nen Stammtisch für alle, die im BereichDigital Humanities arbeiten. Zeitgleichkonnte ich im Zuge meiner Berufungan die Universität Innsbruck eine halbeStelle für Digital Humanities „herausver-handeln“. Es gab weitere Bestrebungen,etwa von Brigitte Mazohl, die durch ihreFunktionen in der Österreichischen Aka-demie der Wissenschaften gesehen hat,wie wichtig es wäre, diesen Bereich zu

institutionalisieren. Es gab also eine Bot-tom-Up- und eine Top-Down-Bewegungmit dem Ziel, eine Koordinationsstellezu bilden. Viel Unterstützung dabei kamvon den zuständigen Dekanen und vomRektorat.URSULA SCHNEIDER: Das Zentrum machtdie Aktivitäten und Leistungen, die ander Universität vorhanden sind, sichtbar.Intern geht es darum, sich kennenzuler-nen und das Rad nicht ständig neu zuernden, nach außen darum, zu zeigen,dass auch wir – schon längst – im digi-

talen Zeitalter angekommen sind.

ZUKUNFT: Wie verlief der Start des Zen-trums?TANZER: Wir haben rasch gemerkt, dasses ein großes Bedürfnis gibt, sich besserauszutauschen. Es geht aber nicht nur um

interne Vernetzung, sondern auch um dasMiteinbeziehen der vielen Archive undBibliotheken im – außeruniversitären– Umfeld. Gerade Archive sind ja von

diesem Paradigmenwechsel, der mit denDigital Humanities einhergeht, betroen.

ZUKUNFT: Stichwort Digitalisierung undArchiv. Können Sie am Brenner-Archivetwa noch eine Floppy Disc lesen?SCHNEIDER: Das Problem ist massiv. EinKollege in Wien hat in einem Nachlasseinen Atari-Computer mit alten Dateien– da muss man zaubern. Aber auch alteWord-Programme sind zum Teil nichtmehr lesbar – auch wenn sie auf einemlesbaren Medium gespeichert sind. Daszweite ist die Benutzung des Archivs. Ei-gentlich kommen alle Anfragen nur nochvia Mail, auch die Daten werden auf die-

sem Weg versandt. Das heißt, alles mussdigitalisiert sein bzw. werden. Als Dritteskommen nicht-schriftliche Dokumentedazu, sprich Audio- oder Video-Kasset-ten. Da gibt es etliche Formate, bei denensich die Spezialisten und Spezialistinnensehr bemühen müssen.ZUKUNFT: Es gibt verschiedene Herange-hensweisen an Digital Humanities. Wiesoll der Zugang in Innsbruck sein?TANZER: Wir haben im Vorfeld einige Ex-perten nach Innsbruck eingeladen. EinRatschlag war, möglichst breit zu bleiben.

VOM STAMMTISCH

ZUM ZENTRUMUlrike Tanzer, Koordinatorin des Forschungszentrums Digital Humanities, und Ursula Schneider,Mitarbeiterin am Brenner-Archiv, über Entstehung und Pläne des Zentrums, kanonbewusstes Digitalisieren

und die Notwendigkeit eines selbstreflexiven Zugangs zur Arbeit mit „geistigen“ Datenmengen.

ULRIKE TANZER, geboren 1967 in Steyr, studierte an den Universitäten Wien und Salzburg

Lehramt für Deutsche Philologie und Anglistik/Amerikanistik. Nach dem Unterrichtspraktikum

(1992/93) arbeitete sie drei Jahre als Lehrerin für Deutsch und Englisch. Tanzer promovierte

1996 und wurde Universitätsassistentin für Neuere deutsche Literatur an der Uni Salzburg,

wo sie auch den Bereich Fachdidaktik am Institut für Germanistik koordinierte. Der Habilita-

tion 2008 folgte die Außerordentliche Universitätsprofessur für Neuere deutsche Literatur in

Salzburg. Nach Gastprofessuren in Leiden/Niederlande und Klagenfurt wurde Tanzer 2014

als Universitätsprofessorin für Österreichische Literatur an die Universität Innsbruck berufen,

wo sie das Forschungsinstitut Brenner-Archiv leitet und seit 2015 auch das Forschungszen-

trum Digital Humanities (www.uibk.ac.at/digital-humanities) koordiniert.

 „Verliert man den selbstreflexiven Zugang, ist man wiederbeim puren Positivismus des 19.

 Jahrhunderts.“  Ulrike Tanzer

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zukunft forschung 01/16 13

  TITELTHEMA

Die Schwierigkeiten der Digital Humani-ties ergeben sich ja daraus, dass das Feldso breit ist. Spezialisiert man sich etwaauf eine Disziplin, kann sein, dass sie inein paar Jahren gar nicht mehr diese Rele-vanz hat. Vergessen wollen wir aber auch

nicht den selbstreflexiven Faktor – was bringt es uns, dass das alles nicht verlo-ren geht. Zum Teil hat man schon denEindruck, dass das Bearbeiten so großerDatenmengen derart attraktiv ist, dassman die Sinnfrage nicht mehr stellt.ZUKUNFT: …dass die Lust am Quantizie-ren den Blick auf das Ganze verstellt…TANZER: Das ist ein großes Problem. Ver-liert man den selbstreexiven Zugang, istman wieder beim puren Positivismus des19. Jahrhunderts.SCHNEIDER: Wobei es sehr spannend ist,

diese Methoden anzuwenden, sie wer-den unsere Sicht auf die Dinge bestim-men und tun es jetzt schon. Die Digita-lisierung von Hochkultur etwa schreibteinen Kanon fort, der schon da ist. Aushistorischen Beispielen wissen wir, dassMedienwechsel immer ein Vergessen undVerschwinden mit sich gebracht haben.Wenn ich auf die heutigen Studierendenschaue, wird zuerst das rezipiert, was di-gital ist, und erst dann das, was gedrucktist. Wir müssen also im Zuge einer Digi-talisierung sehr kanonbewusst sein, müs-

sen einerseits methodisch daran arbeiten,andererseits beim Digitalisieren, beimErstellen von Korpora eine Aufweichung,ein Aufsprengen des Kanons mitdenken.ZUKUNFT: Sie sehen die Gefahr, dass derSatz „Was man mit Google nicht ndet,existiert nicht“ für unsere Kulturgeschich-te gelten könnte?TANZER: Durchaus. Vergessen darf manaber nicht, dass sich die Recherchemög-lichkeiten extrem verbessert haben. Wennman an große Projekte denkt wie Matricu-la oder Anno, haben diese die Recherche-

und Suchmöglichkeiten sehr vereinfacht.Oder Projekte, die handschriftliche Zeug-nisse automatisiert lesbar machen – dassind revolutionäre Erndungen.ZUKUNFT: Im Forschungszentrum sindauch Fachrichtungen abseits der Geistes-wissenschaften und der „Fachdisziplin“Informatik dabei – eine neue Form derinterfakultären Zusammenarbeit?

TANZER: Ich denke schon, das hat sich inden ersten Treen gezeigt. Es ist z.B. derArbeitsbereich für Vermessung und Geo-information dabei, der Modelle des Grab-mals von Kaiser Maximilian erstellt odermit Museen zusammengearbeitet hat. Es

gibt auch Konstellationen mit der Fakul-tät für Architektur, die wiederum intensivmit dem Archiv für Baukunst kooperiert.Die kämpfen ja mit dem Problem, dasssie nicht nur mit Texten, sondern auchmit Bildern, Zeichnungen, vor allem abermit Modellen zu tun haben. Diese multi-

mediale Ausgangssituation ist eine großeHerausforderung, die zu generierendenDatenbanken ebenso.ZUKUNFT: Sie kooperieren nicht nur mitanderen Instituten.TANZER: Besonders wichtig ist die Zu-sammenarbeit mit der Universitäts- undLandesbibliothek und deren Digitalisie-rungsabteilung sowie dem Zentralen In-

formatikdienst der Uni. Es braucht ja dieentsprechende Infrastruktur, auch umFragen zu klären, was mit den Daten pas-siert, wo sie gespeichert werden…SCHNEIDER: …oder wie lange die Unigewährleisten kann, dass in Projektengenerierte Daten online bleiben, dassauf sie auch nach Updates der Websitezugegrien werden kann. Das sind kei-ne Peanuts, teilweise geht es um enormeDatenmengen.ZUKUNFT: Gibt es schon Projekte, die überdas Zentrum laufen?

TANZER: Ein großes übergreifendes Pro- jekt haben wir noch nicht. Wir versuchenüber Anschubfinanzierungen, die dasVizerektorat für Forschung gewährt hat,Projekte dorthin zu bringen, dass sie in-nerhalb eines halben Jahres beim FWF

oder anderen Einrichtungen eingereichtwerden können. Fünf solcher Projektewurden genehmigt.ZUKUNFT: Gibt es abseits von ProjektenPläne des Zentrums?TANZER: Gemeinsam mit Eva Pfanzeltervom Institut für Zeitgeschichte möchte

ich abklären, ob nicht ein Kurs DigitalHumanities möglich ist, etwa für Histo-riker, die später in Archiven oder Biblio-theken arbeiten wollen. Das ist sicherlichein Zukunftsfeld, eine geisteswissen-schaftliche Ausbildung in Kombinationmit Digital Humanities.ZUKUNFT: Eine Zusatzausbildung, dieGeisteswissenschaftlern bessere Berufs-

aussichten ermöglichen soll…TANZER:  Ja – und die haben dann auchgute Möglichkeiten. In München etwagibt es ein großes Zentrum, was die Di-gitalisierung betrifft – hier gibt es eineentsprechende Nachfrage.ZUKUNFT: Zum Abschluss noch eine Fra-ge: Existiert der Stammtisch noch?TANZER: Ja, wir wollen die verschiedenenKommunikationsmodelle weiter beibe-halten. Und am Stammtisch ergeben sicheinfach andere Formen der Kommunika-tion. ah

Das gesamte Interview nden Sie auf derHomepage der Universität Innsbruck unter:www.uibk.ac.at/forschung/magazin/16/ 

 „ Aus historischen Beispielen wissen wir, dass Medienwechsel immerein Vergessen und Verschwinden mit sich gebracht haben.“ 

Ursula Schneider, Brenner-Archiv

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zukunft forschung 01/1614 Fotos: Andreas Friedle (1)

TITELTHEMA

Sie sind zwar nur 140 Zeichen lang,enthalten aber dennoch zahlreicheInformationen: Kurznachrichten, so

genannte „Tweets“, sind das Herzstück desMicroblogging-Dienstes Twitter, der aktuellvon mehr als 300 Millionen Menschen welt-

weit aktiv genutzt wird. Für Eva Zangerlevon der Arbeitsgruppe für Datenbanken undInformationssysteme am Institut für Informa-tik steht das Social-Media-Portal schon seitmehreren Jahren im Mittelpunkt ihrer For-schung. „Twitter ist eine diverse Plattform,die sich durch eine heterogene Usergruppeauszeichnet und mit dementsprechend viel-fältigem Datenmaterial aufwarten kann“,erklärt Zangerle. Die Herausforderung liegtnun darin, diese riesigen Datenmengen mög-lichst sinnvoll zu ltern und in Hinblick aufverschiedenste Aspekte durchsuchbar zu

machen.Dass die Wahl in der mittlerweile großenVielfalt von sozialen Netzwerken auf Twit-ter fiel, hat aber auch einen pragmatischenGrund, wie Zangerle deutlich macht: „Twit-ter stellt etwa ein Prozent seiner Tweets übereine Schnittstelle gratis zur Verfügung. Jenach Forschungsfrage holen wir uns die füruns relevanten Daten und speichern das Ma-terial hier bei uns ab.“ Dieser Vorgang, der als„crawlen“ bezeichnet wird, setzt große Spei-cherkapazitäten und den Einsatz von Hoch-leistungsrechnern voraus: Seit 2011 sammel-

te das Team am Institut für Informatik vierMilliarden Tweets, die dank der enormen Re-chenkraft am Supercomputer LEO III der UniInnsbruck analysiert werden können.

EmpfehlungenZentrales Element in der Kommunikation aufTwitter sind sogenannte Hashtags. Diese miteinem Rautezeichen (#) versehenen Schlag-worte werden in einen Tweet eingebaut undordnen den Inhalt einem gewissen Themen- bereich zu. „Hashtags zählen zu den wenigenMöglichkeiten, um auf Twitter Information

ORIENTIERUNG IN

DER DATENFLUTUsern unter die Arme greifen: Die Informatikerin Eva Zangerle arbeitet an der Verbesserungvon Empfehlungssystemen am Beispiel des Social-Media-Portals Twitter.

EVA ZANGERLE: Das Team der Informatikerin sammelte seit 2011 vier Milliarden Tweets.

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  TITELTHEMA

eine Struktur zu geben, sie durchsuchbar zumachen“, sagt Eva Zangerle. Dass es in die-sem Bereich Aufholbedarf gibt, war für dieInformatikerin schon früh klar, weshalb siesich bereits in ihrer Doktorarbeit Empfeh-lungssystemen widmete. „Egal ob bei Konfe-

renzen oder politischen Ereignissen: Wie lau-tet der richtige Hashtag? Diese Frage war fürviele Nutzerinnen und Nutzer oft schwierigoder kaum zu beantworten und machte vieleInformationen später unaundbar.“

Aus diesem unbefriedigenden Zustandentwickelte sich das Bedürfnis nach mehrUnterstützung. Auch Twitter selbst reagier-te darauf und arbeitet laufend an Verbesse-rungen: Bereits beim Tippen eines Tweetswerden die hoentlich „richtigen“ Hashtags

vorgeschlagen. Der Nutzer oder die Nutze-rin erhält unmittelbar passende Vorschläge.Was im ersten Moment relativ banal klingenmag, macht umfassende Berechnungen undAnalysen erforderlich. Die Arbeit an diesenEmpfehlungsdiensten, die in der Fachspra-che Recommender-Systeme genannt werden,

hat in der Informatik in den letzten Jahrenzusehends an Bedeutung gewonnen. Wasin Onlineshops mit Sätzen wie „Das könnteIhnen auch gefallen“ oder personalisiertenWerbeeinschaltungen schon längst zum All-tag gehört, ndet auch in Social-Media-An-wendung – wenn auch weniger offensicht-lich. Recommender-Systeme sind ständige„Begleiter“ für alle, die sich im Internet be-wegen. An ihrer Verbesserung arbeiten nichtnur Internet-Giganten wie Amazon, auch dieWissenschaft hat großes Interesse an ihrerFunktionsweise.

HörtippsAutomatisierte Empfehlungstechnologienverfolgen das Ziel, den oder die Nutzerinmöglichst gut kennenzulernen, um Progno-sen darüber abzugeben, was in verschie-denen Situationen von Interesse sein könnte.Die analytische Basis dafür und gleichzeitigdie größte Herausforderung ist der Vergleich.

Welche Tweets sind sich ähnlich? Wo gibt esÜberschneidungen in der Verwendung vonHashtags und in welchen Situationen wur-den sie benutzt? Das System ermittelt Ähn-lichkeiten zwischen Elementen und Personenund lernt nach und nach, passende Empfeh-

lungen abzugeben. „Die Berechnungen erfol-gen bei uns an 30 bis 40 Computern gleich-zeitig“, erzählt Zangerle. „Angesichts derDatenmengen ist das nicht anders möglich,wenn wir einen realistischen Zeitplan für un-sere Ergebnisse einhalten wollen“.

In einem Projekt hat sich die Informati-kerin in den letzten Jahren gemeinsam mitihren Kollegen der Etablierung von Musik-empfehlungen auf Twitter gewidmet. „Sehrviele Menschen informieren ihre Followerimmer wieder darüber, welche Musik siegerade hören. Wir haben uns dazu auf die

Hashtags ‚#nowplaying’ und ‚#listeningto’konzentriert und Datenmaterial mit diesenStichworten gecrawlt“, beschreibt Zanger-le den Projektansatz. „Mit unseren Berech-nungen verfolgten wir das Ziel, mehr überden Musikgeschmack und das Hörverhaltender Twitter-User zu erfahren, um dann ineinem weiteren Schritt ein Empfehlungssys-tem ableiten zu können.“ Dieses Datenset ausmehreren Millionen Tweets bereinigten dieWissenschaftler zunächst. „Die Daten, die wirüber die Schnittstelle erhalten, beinhalten beiWeitem nicht nur den Inhalt des Tweets, son-

dern bis hin zur Prol-Hintergrundfarbe auchzahlreiche, für uns zu einem großen Teil ir-relevante Metadaten“, so Zangerle. Erst nachdiesem Filtervorgang kann die vergleichendeAnalyse beginnen. Die Informatikerin entwi-ckelte auf Basis der so ermittelten Informa-tionen ein Datenset, das den Grundstein fürindividuelle Musikempfehlungen legt undgleichermaßen in anderen ThemenbereichenAnwendung nden könnte.

Von Musikempfehlungen bis zu Hashtag-Vorschlägen – für Zangerle steht die Perspek-tive des Nutzers im Vordergrund: „Gerade

im Social-Media-Bereich nde ich die Fragesehr spannend, wie Menschen diese Platt-formen nutzen. Und natürlich auch: Wiekann man sie dabei unterstützen?“ Filtern,Datenselektieren und Navigieren wurde inden letzten Jahren ein immer größeres The-ma in der Wissenschaft, die Informatikerinsieht auf dem Gebiet der Recommender-Al-gorithmen auch künftig viele Verbesserungs-möglichkeiten. „Gerade dort, wo wir riesigeAnsammlung von Wissen haben, möchte icheinen Beitrag dazu leisten, es besser greifbarzu machen.“ mb

Eva Zangerle ist auch zu Gast in unseremPodcast „Zeit für Wissenschaft“unterwww.uibk.ac.at/podcast/zeit/2016/zfw025.html

TWITTER & WIKIPEDIA:

Wikipedia gilt als eines der

größten Wissensportale imInternet und wurde bereits

aus der Perspektive zahlreicher

wissenschaftlicher Disziplinen

untersucht. Meist allerdings aus

einer internen Sichtweise. Hier

setzt ein aktuelles Projekt der

Informatikern Eva Zangerle an,

das die Nutzung von Wikipedia

aus der Perspektive von Twitter-

Nutzerinnen und -Nutzern

betrachtet: „Durch diese Au-

ßensicht erhoffen wir uns Qua-

litätsmerkmale für Wikipedia-Einträge ableiten zu können.“

Die Analyse von mehr als sechs

Millionen Tweets aus dem

Zeitraum zwischen Oktober

2014 und April 2015 mit dem

Stichwort „wikipedia“ ergab,

dass etwa 20 Prozent aller Hin-

weise zu Wikipedia-Einträgen

auf anderssprachige Einträge

verweisen, sich also nicht mit

der Sprache des ursprünglichen

Tweets decken. „Wenn ich zum

Beispiel als deutschsprachigePerson auf einen englischen

Eintrag der Wikipedia verlinke,

dann mache ich das vermutlich,

weil mir das deutsche Pendant

nicht ausführlich oder gut

genug erschien – oder weil es

den Eintrag in meiner Mutter-

sprache gar nicht gibt. Für die

Bewertung der Qualität von

Wikipedia-Einträgen können

das sehr wertvolle Informatio-

nen sein.“

 „Gerade dort, wo wir riesige

 Ansammlung von Wissen haben,möchte ich einen Beitrag dazuleisten, es besser greifbar zu

machen.“ Eva Zangerle, Institut für Informatik

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zukunft forschung 01/1616 Fotos: Andreas Friedle (2)

TITELTHEMA

Manchmal gibt es scheinbar trivialeGründe für ein Forschungsprojekt.„Wenn die Schweizer so etwas ha-

 ben, dann brauchen wir das auch“, dachtensich Claudia Posch und Gerhard Rampl, alssie bei Recherchen auf das eidgenössischeProjekt „Text und Berg“ stießen. Ein Projekt,in dem die seit 1864 publizierten Jahrbücherdes Schweizer Alpen-Clubs digitalisiert undin Form eines annotierten linguistischen Text-korpus verfügbar gemacht wurden. Poschund Rampl machten sich also auf den Wegund stießen auf einen Schatz, der für einefachgerechte Hebung schon gut vorbereitetwar – die Zeitschrift des Deutschen und Ös-terreichischen Alpenvereins.

Erstmals erschien die Zeitschrift im Jahr1872 nach dem Zusammenschluss der beidenAlpenvereine. In dem Jahrbuch publizierten

die führenden Forscher und Bergsteiger ihrerZeit, ab 1884 auch Wissenschaftlerinnen undAlpinistinnen. Thema war die Erforschungund Erschließung der Berge – zuerst jeneder Alpen, später auch jene anderer europä-ischer und außereuropäischer Gebirge. „DieZeitschrift beinhaltet eine große inhaltlicheBandbreite“, sagt Rampl, „sie reicht von Erst- besteigungsbeschreibungen über geologische,geograsche und biologische Abhandlungen bis hin zu historisch-sprachwissenschaftlichenAufsätzen.“ Doch Rampl, so wie ClaudiaPosch Forscher am Bereich Sprachwissenschaft

EIN ALPINER

„WORTSCHATZ“Die Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins bildet eineinzigartiges Textkorpus, das von Claudia Posch und Gerhard Rampl digitalaufbereitet und der wissenschaftlichen Gemeinde zugänglich gemacht wird.

42.000 BUCHSEITEN wurden eingescannt, nun werden die „alpinen“ Texte in ihre Bestandteile – Sätze und Wörter – zerlegt.

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  TITELTHEMA

des Instituts für Sprachen und Literaturen, istan etwas anderem interessiert, beinhalten dochdie rund 42.000 Buchseiten einen Schatz, ge-nauer genommen einen alpinen Wortschatz,dem sich Posch und Rampl nun aus sprach-wissenschaftlicher Sicht nähern wollen.

Gescannte Vorarbeit„Ein großer Vorteil für uns ist, dass die Basis-arbeit schon vor rund zehn Jahren geleistetwurde“, sprechen Rampl und Posch den Um-stand an, dass die Zeitschriften der Jahrgänge1872 bis 1998 schon vor etwas mehr als zehn

 Jahren an der Universität Innsbruck einge-scannt worden waren (und auch online unteranno.onb.ac.at bzw. www.literature.at einseh- bar sind). Nicht optimal war allerdings – demdamaligen Stand der Technik geschuldet – dieTexterkennung, speziell bei den Ausgaben inFraktur, aber auch bei bestimmten Worten: dieOsttiroler Gemeinde Kals taucht oft als Kaisauf, das Wort Wasser, erzählt Posch, wurde ineinem Band immer als Master gelesen.

Das gesamte Korpus wurde daher mit OCR

(Optical Character Recognition) neu erfasstsowie automatisch und per Hand kontrol-liert, als erstes Teilergebnis des – von der Ös-terreichischen Akademie der Wissenschaftengeförderten – Projekts „Alpenwort“ liegt nunein, so Rampl schmunzelnd, „relativ gut er-kannter Text“ vor. Eine Textsammlung über42.000 Buchseiten hinweg, die via Textsuchenicht nur den Archivaren und Forscherinnendes Alpenvereins, sondern der gesamten al-pin-interessierten Wissenschaftscommunityneue Forschungsfelder und -möglichkeitenerönet.

Für den nächsten Projektschritt könnenPosch und Rampl auf Schweizer Program-mier-Know-how zurückgreifen. Das gesamteTextkorpus wird in Sätze zerlegt, diese wie-derum in Wörter tokenisiert, sprich aufgeteilt,diese anschließend annotiert, sprich mit der je-

weiligen Wortart versehen. Ende 2016 soll die-ser Projektteil beendet sein, mit Hilfe von NER(Named Entity Recognition) soll das Textkor-pus auch noch auf Eigennamen durchforstetwerden. Eigennamen, die in älteren Ausgabender Alpenvereinszeitschrift teilweise zum ers-ten Mal in schriftlicher Form auftauchen. „In

dieser Zeit war die Benennung der Berge, vonWänden und Routen noch nicht abgeschlos-sen“, weiß Rampl, der sich aus der sprachwis-senschaftlichen Analyse dieser Namen neueEinsichten in Benennungsmotive erwartet.

Claudia Posch wiederum möchte sich ausfeministisch-diskursanalytischer Sicht demTextkorpus annehmen, möchte Fragen nach-gehen, „wie Bergsteigen konzipiert und be-schrieben wurde, was daran spezisch gen-derbezogen ist und ob sich in den Texten

spezielle Vorstellungen von Maskulinität,Stärke oder Kameradschaft finden lassen“.Auch wiederkehrende Muster des Sprachge- brauchs, z .B. n-gramme, der Gebrauch vonPersonalpronomina, Intensivierer, „Geocollo-kationen“ u.v.m. können somit systematischerforscht werden. Bei letzterem, so ClaudiaPosch, gehe es darum, in welchem Zusam-menhang und wie über bestimmte fremdeGebiete geschrieben wurde. Wobei es durch-aus sein kann, so die Sprachwissenschaftle-rin, dass man dabei mehr über den Schreiberals über das Fremde erfahre.  ah

 „Ein großer Vorteil füruns ist, dass dieBasisarbeit schon vor

rund zehn Jahren geleistet wurde.Damals wurde die Jahrgänge von 1872bis 1998 eingescannt.Das gesamte Korpuswurde nun mit OCR neuerfasst, als erstes Teil-ergebnis des Projektsliegt nun ein ‚relativ gut‘ erkannter Text vor.“ 

Claudia Posch und Gerhard Rampl

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zukunft forschung 01/1618 Foto: Andreas Friedle

TITELTHEMA

Eine gut sortierte Bibliothek und einausreichendes Reisebudget für Ar-chivrecherchen waren in den Buch-

wissenschaften lange Zeit eine wichtigeGrundlage für die Forschungsarbeit.

„Mit der zunehmenden Digitalisierungder Forschungsdaten, sprich historischerDokumente, ändert sich das komplette‚Forschungsökosystem’. Wenn sich dieGeisteswissenschaften digitale Daten zu-nutze machen wollen, geht es nicht ohneneue Formen der Forschungsinfrastruk-tur“, sagt Günter Mühlberger, Leiter derGruppe Digitalisierung & ElektronischeArchivierung am Institut für Germanis-tik. Er arbeitet mit seinem Team an einerneuen Virtuellen Forschungsumgebung(VFU) zur Texterkennung historischer

Dokumente. „Die Digitalisierung desBuchbestandes ist in vielen Bereichenschon weit fortgeschritten. Die DeutscheForschungsgemeinschaft etwa hat überdie sogenannten VD15-VD18-Projekterund 300 Millionen Seiten digitalisierenlassen. Nun beginnen im internationalenBereich auch vermehrt Archive damit,die bei ihnen gelagerten Dokumente ä-chendeckend zu digitalisieren“, erzähltMühlberger.

Dass die historischen Dokumente da-mit auch suchbar werden, ist inzwischen

ein Gemeinplatz. Doch die Möglichkeitender Digital Humanities enden nicht beimgescannten Dokument mit einem mehroder weniger ausgefeilten Suchinterface.„Das ist nur eine schwache Mimikry deralten Bücherwelt“, sagt der Germanist.„In der digitalen Welt können wir Do-kumente auf ganz andere Art und Weiseverarbeiten als bisher.“ Informationsex-

traktion, Data Mining und Big Data sindhier die Schlagwörter. „Große Datenmen-gen automatisiert nach sogenannten En-titäten wie Personennamen, Ortsnamen,Datumsangaben, Zahlenkombinationen

und Listen ausgewählter Stichworte aus-zuwerten und diese Daten in menschen-und maschinenlesbarer Weise verfügbarzu machen – da fängt dann eine quantita-tiv verstandene Geisteswissenschaft erstan.“ Dies zu ermöglichen, darauf zielenneue Plattformen für die Digital Huma-nities ab. Sie stellen eine ganze Reihe vonWerkzeugen zur Verfügung, mit denendie digitalen Daten durchforstet, analy-siert und bearbeitet werden können.

Zukunftssicher forschen

Die von der EU mit acht Millionen Eurogeförderte Plattform zur Texterkennung,die Mühlberger mit einem internationa-len Team derzeit aufbaut, versteht sichals eine Virtuelle Forschungsumgebung,die es den Geisteswissenschaften ermög-licht, die vorhandene Software für ihrespeziellen Zwecke zu trainieren und soetwa Handschriften der frühen Neuzeitautomatisiert erkennen zu lassen, oderaber anhand von Schriftproben bisherunbekannte Dokumente von berühmtenPersönlichkeiten ausndig zu machen.

„Für viele Forschende in den Geistes-wissenschaften sind Texte die Hauptquel-len ihrer Arbeit“, sagt Günter Mühlberger.„Deshalb hoen wir, dass wir mit unsererTranskribus-Plattform einen Beitrag zueiner ezienteren Arbeit mit diesen Do-kumenten leisten können.“ Dies geht ein-her mit den Leitlinien für die Zukunft derdigitalen Geisteswissenschaften in Öster-reich, die die Österreichische Akademieder Wissenschaften kürzlich formulierthat und in denen auch die Bereitstellungvon stabilen, betreuten Tools und Services

gefordert wird. Die Texterkennungsplatt-form verwendet etwa eine Schnittstelle,

die von der Deutschen Forschungsge-meinschaft definiert wurde. „Dadurchkönnen unsere Nutzer Dokumente unter-schiedlicher Archive und Bibliothekeneinsammeln und an ihrem digitalen Ar- beitsplatz damit arbeiten. Später könnendie bearbeiteten Dokumente über diegleiche Schnittstelle wieder der Allge-meinheit zur Verfügung gestellt werden.Gleichzeitig sorgen wir dafür, dass auchdie eigentlichen Forschungsdaten stan-dardisiert langzeitarchiviert und veröf-fentlicht werden.“ cf 

DIGITALER

ARBEITSPLATZVon der Bibliothek zur Research Infrastructure:Mit den Digital Humanities verändern sich in den

Geisteswissenschaften auch die Forschungsmethoden.

Die Software Transkribus entschlüsselthistorische Handschriften automatisch.transkribus.eu/Transkribus/ 

GÜNTER MÜHLBERGER: „Im internatio-

nalen Bereich beginnen vermehrt auch Ar-

chive, die bei ihnen gelagerten Dokumente

flächendeckend zu digitalisieren.“

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zukunft forschung 01/16 19Foto: Andreas Friedle

TITELTHEMA

KULTURGUTVERMESSERKlaus Hanke leitet den Arbeitsbereich für Vermessung und Geoinformation.

Sein Wissen nutzt er auch zur digitalen Dokumentation und Rekonstruktion von Kulturgütern.

Vermessung ist mehr als nur die Ar- beit mit der rotweißen Messlatte.“Darauf besteht Klaus Hanke von

der Fakultät für Technische Wissenschaf-ten. Er hat ein breites Interesse für dieForschung in anderen Disziplinen undsieht viele gemeinsame Fragestellungen.„Das Problem der räumlichen Verortungstellt sich in unterschiedlichsten Fachge- bieten“, betont Hanke. „Deshalb koo-

perieren wir neben den bautechnischenFachbereichen auch mit Kollegen aus derGlaziologie, Geografie, Geologie oderden Sportwissenschaften.“ Aber auchmit der Kunstgeschichte, Archäologie,Geschichte und Architektur verbindetihn eine langjährige Zusammenarbeit.

Schon früh hat Hanke photogramme-trische Verfahren genutzt, um gemein-sam mit Bauhistorikern architektonischinteressante Objekte zu dokumentieren.Bei dieser aus der Luftbildfotografiestammenden Methode werden Aufnah-

men aus unterschiedlichen Perspekti-ven kombiniert und zu dreidimensio-nalen Modellen verarbeitet. Seit rundzwei Jahrzehnten etabliert sich auch dieVermessung mit Lasern immer stärker.

Die Oberächen von Landschaften oderObjekten werden mit Laserscannern ab-getastet und daraus dreidimensionalePunktwolken erstellt. Im Computer kön-nen diese Punkte im Raum miteinanderzu Oberächen verknüpft, die Modellegerendert und die untersuchten Objekteauf diese Weise visualisiert werden. Wel-che vielfältigen Anwendungen die ver-messungstechnischen Verfahren auch in

den Kultur- und Geisteswissenschaftenfinden, zeigen die Beispielen aus demForschungsalltag von Klaus Hanke aufden Seiten 20 und 21.

MehrwertBreite Anwendung nden die Verfahrenauch im österreichweit einzigartigenForschungszentrum HiMAT. Hier erfor-schen Historiker, Archäologen, Botani-ker, Geografen und Sprachwissenschaft-ler gemeinsam die Entwicklungen imBergbau- und Hüttenwesen des alpinen

Raums. „In dieser Konstellation war esganz wesentlich, den räumlichen Bezugvon Daten aus den unterschiedlichenForschungsdisziplinen zusammenzu-führen und damit auch eine gemein-

same Sprache zu nden“, erzählt GeraldHiebel, Mitarbeiter von Klaus Hanke amArbeitsbereich für Vermessung und Geo-information.

Hiebel beschäftigt sich intensiv mitder Frage, wie Datenmodelle für Kul-turgüter aussehen müssen, um die un-terschiedlichen Dokumente sinnvoll zu-sammenführen zu können. „Die Integra-tion von Daten erhöht auch das Wissen

über die einzelnen Projekte“, sagt er. „Sieermöglichen neue Perspektiven auf Fra-gestellungen und liefern Ansatzpunktefür neue Untersuchungsfelder.“

Die digitale Dokumentation hilft nichtnur der Forschung, sie leistet auch einenwichtigen Beitrag zur Erhaltung deskulturellen Erbes. So zeigen aktuell dieZerstörungen von Kulturschätzen in Sy-rien, welche Bedeutung dieser Arbeit fürdie Nachwelt zukommt. „Die digitaleRekonstruktion der Buddha-Statuen vonBamiyan und der Wiederaufbau der

‚Alten Brücke’ in Mostar sind andereBeispiele für die Bedeutung der Doku-mentation für das kulturelle Erbe derMenschheit“, sagt Klaus Hanke abschlie-ßend. cf 

 „Die digitale Rekonstruktion derBuddha-Statuen von Bamiyanund der Wiederaufbau der ‚Alten Brücke’ in Mostar sindBeispiele für die Bedeutung derDokumentation für das kulturelleErbe der Menschheit.“ 

Klaus Hanke, Arbeitsbereich für Vermessung und Geoinformation

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FESTUNG KUFSTEIN

Nicht nur einzelne Objekte, sondern auch ganze Gebäudekomplexe werden

von Innsbrucker Forschern rund um Klaus Hanke dokumentiert. Aus einer Kom-

bination von Luftbildern und mit Digitalfotos wurde zum Beispiel ein dreidimen-

sionales Modell der Festung Kufstein geschaffen. Dieses dient zur Planung von

Veranstaltungen in der imposanten, mittelalterlichen Festungsanlage.

KENOTAPH MAXIMILIAN I.

Das Grabmal Kaiser Maximilians im

Hauptschiff der Innsbrucker Hofkir-che ist durch ein reich gearbeitetes,

schmiedeeisernes Gitter geschützt.

Als vor 15 Jahren das Grabmal reno-

viert wurde, nutzen die Innsbrucker

Vermessungstechniker die Gelegen-

heit und dokumentierten den Keno-

taph akribisch. Das Grabmal mit den

24 Marmorreliefs und fünf Bronzesta-

tuen wurden mit einer Genauigkeit

von 0,2 Millimetern gescannt und mit

insgesamt einer Milliarde Einzelpunkte

dokumentiert. In Zukunft soll die digi-

tale Rekonstruktion in einem virtuellenMuseum zugänglich gemacht werden.

OBERFLÄCHENSPUREN VON WERKZEUGEN

Anhand von Spuren an einem Holzkasten, der in der Bronzezeit zur Erzaufbe-

reitung eingesetzt wurde, versuchen Wissenschaftler herauszufinden, welche

Werkzeuge die Menschen in der Frühzeit eingesetzt haben. Mit detaillierten

Untersuchungen der Oberflächen und computerunterstützten Analysen, dieursprünglich aus der Geländevermessung kommen, wollen sie die einzelnen

Spuren bestimmten Werkzeugtypen zuordnen. Mit dieser Methode könnte

belegt werden, welche Werkzeuge von den frühen Bergmännern für welche

Zwecke eingesetzt wurden.

Fotos: DGM Land Tirol 2009 (1), Uni Innsbruck (10)

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TEMPELANLAGE BOROBUDUR

Die Innsbrucker Wissenschaftler um Klaus Hanke dokumentieren nicht nur

Kulturgüter aus der Region. Sie haben gemeinsam mit Kollegen auch bereits

Schiffswracks im Mittelmeer oder die berühmte buddhistische Tempelanlage

Borobudur auf der indonesischen Insel Java vermessen. Die zum Weltkulturerbe

zählende Anlage auf einer quadratischen Fläche von 123 Metern Länge türmt

sich über neun Stockwerke. Immer wieder haben Naturkatastrophen der Anla-

ge zugesetzt. Nun wurde sie mit Hilfe von photogrammetrischen Methoden de-

tailliert dokumentiert. Dafür wurden unter anderem auch Drohnen eingesetzt.

HOLZTROG MAUKEN

In Mauken nahe Brixlegg im Tiroler Unterland

wurde vor Jahren eine bronzezeitliche Erzaufbe-

reitungsanlage entdeckt und ausgegraben. Dabei

kam auch ein rund 3.000 Jahre alter Holztrog

zum Vorschein. Er war sehr gut konserviert und

wurde von dem Team um Klaus Hanke im Rahmen

des HiMAT-Projekts millimetergenau vermessen.

Die digitale Rekonstruktion dient nicht nur der

Dokumentation dieses einmaligen Fundstücks, sie

ermöglichte den beteiligten Archäologinnen und

Archäologen auch Untersuchungen, die am realen

Objekt aus konservatorischen Gründen unmöglichgewesen wären.

KAISERDENKMALMaximilian I. wollte während seine Regentschaft ein großes Denkmal für die

Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation errichten lassen. Der

Rundtempel mit zwölf Säulen sollte im Dom zu Speyer stehen und durch eine

mächtige Krone zusammengehalten werden. Doch das 1514 begonnene Werk

des Salzburger Bildhauers Hans Valkenauer blieb unvollendet. Erhalten sind nur

der Kronreif, einige Zacken der Krone sowie acht männliche und drei weibliche

Statuen, alle noch in unfertigem Zustand oder stark beschädigt. Ein Team um

Klaus Hanke vermaß die Fundstücke mit einem Laserscanner, rekonstruierte

die fehlenden Teile und schuf am Computer eine virtuelle Rekonstruktion des

Denkmals.

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zukunft forschung 01/1622 Fotos: Amt der Vorarlberger Landesregierung

STANDORT

DIE STÄRKEN

VERBINDENDer Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner setzt aufdie Kooperation mit der Universität Innsbruck, um den Bedarf an Studium,Forschung und Weiterbildung im Ländle noch besser abdecken zu können.

ZUKUNFT: Von 1988 bis 1990 waren Sie Vor-sitzender der Österreichischen Hochschüler-schaft in Innsbruck. Wie haben Sie als Stu-dent, aber auch als ÖH-Politiker, die Univer-

sität Innsbruck wahrgenommen?

MARKUS WALLNER: Meine Studienzeit in Inns- bruck ist mir natürlich in sehr guter Erinne-rung. Innsbruck war als Studentenstadt vorallem auch bei den Vorarlbergerinnen undVorarlbergern sehr beliebt – die UniversitätInnsbruck war ja schließlich auch unsere Hei-matuniversität. Als ÖH-Vorsitzender befandich mich natürlich auch mitten in der studen-tenpolitischen Auseinandersetzung. Es gingvor allem um die Studienbedingungen – von

der Wohnungssituation über die allgemeinesoziale Lage der Studierenden bis hin zu denStudiengebühren haben wir uns massiv ein-gebracht und auch einiges umsetzen können.

Insgesamt war es eine sehr spannende Zeit in

Innsbruck, an die ich mich gerne zurück er-innere.ZUKUNFT: Mit dem Institut für Textilchemieund Textilphysik hat die Universität Inns- bruck eine Außenstelle auf der anderen Seitedes Arl bergs, die vor Kurzem mit einer zu-sätzlichen Professur für „Advanced Manu-facturing“ verstärkt wurde. Was erwarten Siesich vom Institut für den Standort und dieVorarlberger Tradition der Textilindustrie?

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zukunft forschung 01/16 23

STANDORT

WALLNER: Zunächst einmal ist es ein großerErfolg für den Forschungsstandort, dasssich Vorarlberg eine der begehrten Profes-suren – bundesweit wurden ja nur sechs ver-geben – sichern konnte. Ganz klar: Für dieheimische Textilwirtschaft erwarten wir uns

weitere wertvolle Impulse. An die Stelle dereinstigen großen Textilfabriken in Vorarlbergsind eine Reihe von Unternehmen getreten,die sich stark spezialisiert haben und abseitsvon Bekleidungsprodukten führend sind, et-wa in der Entwicklung und Herstellung vonspeziellen Textilstoffen für verschiedensteAnwendungen bis hin zum Auto- oder Flug-zeugbau. Seit 1982 unterstützt das Institutder Uni Innsbruck nun schon unsere Unter-nehmen aus dem Textilbereich bei der Er-forschung und Umsetzung neuer Produkte,Verfahren und Dienstleistungen. Die indus-

trienahe Forschung ist unverzichtbar, weil siefür die künftige Innovationskraft allergrößteBedeutung hat.ZUKUNFT: Sehen Sie noch andere institutio-nelle Möglichkeiten einer Zusammenarbeitder Universität Innsbruck mit der Vorarlber-ger Wirtschaft?WALLNER: Vielversprechende Möglichkeitenerönet das jüngst verabschiedete Memoran-dum of Understanding zwischen der Fach-hochschule Vorarlberg und der UniversitätInnsbruck. Neben der Erleichterung der Dis-sertantenausbildung am Standort Vorarlberg

ist im Rahmen des Memorandum maßgeb-lich auch eine Vertiefung der Zusammenar- beit zwischen Fachhochschule, UniversitätInnsbruck und Unternehmen in Vorarlbergim Rahmen von Forschungsprojekten ange-dacht. Damit sind wir voll auf Linie mit derForschungsstrategie des Landes, die einenweiteren Ausbau der Forschungsleistungin Vorarlberg vorsieht. Mit der FH Vorarl- berg haben wir eine der forschungsstärkstenFachhochschulen in Österreich, die intensivmit der Wirtschaft zusammenarbeitet. Jetztgilt es, die Stärken der Uni Innsbruck mit

den Stärken der FH Vorarlberg in der ange-wandten Forschung zu verbinden.ZUKUNFT: Bei dem von Ihnen angesprochenenMemorandum geht es um eine verstärkte Zu-sammenarbeit in den Bereichen Forschung,Studium und Weiterbildung. Wo sehen Sieden stärksten Bedarf für mehr Zusammen-arbeit?WALLNER: Alle drei Bereiche sind wichtig.Die Kooperation im Bereich Studium solles ermöglichen, in den Forschungszentrender Fachhochschule verstärkt Dissertantenin Forschungsprojekten gemeinsam mit Un-

ternehmen zu beschäftigen. Damit erhaltenStudierende die Möglichkeit, am Standort zuforschen. Unternehmen protieren von die-sem Wissenstransfer, in dem spezische Pro-

 blemlösungen im Rahmen der Forschungs-projekte erarbeitet werden. Weiters sind dieForschungsförderprogramme des Bundeshäug darauf ausgerichtet, Forschungskom-petenz von Hochschulen und Forschungs- bedarf von Unternehmen in Forschungspro- jekten zu bündeln. Insofern können für diese

Projekte Drittmittel aus den Förderprogram-men des Bundes oder der FörderagenturenFWF, FFG etc. lukriert werden. Und natürlichgibt es auch einen großen Bedarf nach Wei-terbildung. Bereits seit den 80er Jahren führtSchloss Hofen in Kooperation mit der Uni-versität Innsbruck Universitätslehrgänge imBereich Wirtschaft durch. Da der Bedarf nachentsprechenden Weiterbildungsangeboten inden kommenden Jahren weiter steigen wird,ist die Universität Innsbruck ein wichtigerPartner.ZUKUNFT: Im Entwicklungsverbund West gibt

es eine enge Zusammenarbeit zwischen denPädagogischen Hochschulen Vorarlbergs undTirol sowie der Universität Innsbruck. Waserwarten Sie sich von dieser bundesländer-übergreifenden Kooperation?WALLNER: Die Neuausrichtung der Ausbil-dung für die Sekundarstufenlehrer an Vorarl- bergs AHS, an den NMS und an einer künf-tigen Gemeinsamen Schule der 10- bis14-Jährigen erfolgt in enger Abstimmungzwischen der Pädagogischen Hochschuleund der Universität Innsbruck. Damit mög-lichst viele Unterrichtseinheiten des Sekun-

darstudiums am Standort Vorarlberg ange- boten werden können, wurde bereits eineVereinbarung getroen, Hörsäle am StandortInnsbruck und am Standort Feldkirch mitentsprechender Ausrüstung für die Übertra-gung von Lehrveranstaltungen mittels Strea-ming und Videokonferenz auszustatten. Aufdiese Weise werden Lehramtsstudierende amStandort Feldkirch große Teile des Studiumsin Vorarlberg absolvieren können und somitnach Abschluss des Studiums – so hoe ich– auch in Vorarlberg als Lehrpersonen zurVerfügung stehen. ah

 „ Seit 1982 unterstützt das Institut für Textilchemie und

Textilphysik der Universität Innsbruck nun schon unsereUnternehmen aus dem Textilbereich bei der Erforschung undUmsetzung neuer Produkte, Verfahren und Dienstleistungen.“ 

Markus Wallner, Landeshauptmann Vorralberg

MARKUS WALLNER (gebo-

ren 1967 in Bludenz) studierte

an der Universität Innsbruck

Politikwissenschaft und

Geschichte. Danach war er für

die Industriellenvereinigung

und das IT-Unternehmen DEC

tätig, ehe er 1995 Mitarbeiter

in der Landesgeschäftsstelle

der ÖVP Vorarlberg wurde.Danach war er Büroleiter von

Landeshauptmann Herbert

Sausgruber und ab 1999

Landesgeschäftsführer der

ÖVP Vorarlberg. Politisch war

Wallner als Abgeordneter zum

Vorarlberger Landtag (2000-

2006), ÖVP-Klubobmann

(2003-2011) sowie Landes-

statthalter (2006-2011) tätig.

Seit 2011 ist er Landeshaupt-

mann von Vorarlberg.

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zukunft forschung 01/1624 Fotos: Roland Rollinger (1), Erbium-Team (1)

KURZMEDLUNGEN

IMPERIENIM KOMMEN

Die Sowjetunion, das ImperiumRomanum, das GroßreichDschingis Khans oder die Habs-

 burgermonarchie – sie alle haben einesgemeinsam: Sie waren Großreiche, soge-nannte Imperien. Robert Rollinger, Pro-fessor am Institut für Alte Geschichte

und Altorientalistik, beschäftigt sich mitdem Aufstieg und Zerfall von Imperiensowie deren aktueller Bedeutung imKontext ihrer historischen Wurzeln. Mitdem Zeithistoriker Michael Gehler fo-kussiert Rollinger die Debatte über Im-perien als modernen Zug in der Ge-schichtswissenschaft: „Mit dem Zusam-menbruch der Sowjetunion, dem Endedes Kalten Krieges und der Dominanzder USA wurde eine Krise der National-staaten im europäischen Umfeld unddarüber hinaus eingeläutet. Imperien als

Ordnungssysteme und deren starker Be-zug zur Zeitgeschichte werden wiederaktuell. Dass sich ein Zeithistoriker undein Althistoriker gemeinsam Projekteschmieden, ist einzigartig und charakte-risiert unseren spezischen Ansatz“, soRollinger. Imperiale Staatsformen sindkein altes Phänomen, sondern kommenin der Geschichte immer wieder vor.„Für jeden Historiker ist es wichtig, dieRelevanz der eigenen Forschung für dieGegenwart zu benennen und dies auchden Studierenden zu vermitteln. Die

Auseinandersetzung mit Imperien istwie ein Fahrstuhl in die Vergangenheit.Wir können das, was heute passiert, ineiner historischen Tiefendimension ana-lysieren und man sieht, dass die altenWelten plötzlich ganz viel mit der Ge-genwart und diese wiederum hat ganzviel mit den alten Welten zu tun“, erklärtRollinger.

VERHALTENSÖKONOMIK: VIELE STUDIEN REPRODUZIERBAR

Ergebnisse der experimentellen Wirtschaftsforschung sind

relativ gut reproduzierbar. Das fand ein internationales

Team um Michael Kirchler und Jürgen Huber vom Institut

für Banken und Finanzen heraus. In der vom Fachmagazin Science veröffentlichten Arbeit wiederholten die Forscher 18

experimentelle Verhaltensstudien. „Für elf Studien fanden wir

einen signifikanten Effekt in die gleiche Richtung wie in den

Originalstudien, drei weitere Studien verfehlten dieses Ziel nur

knapp“, sagt Michael Kirchler. „Je nach angelegtem Kriterium

können wir sagen, dass die ursprünglichen Ergebnisse der

untersuchten Laborstudien zu 61 bis 78 Prozent reproduzierbar sind. Verglichen mit

 jüngeren Studien aus anderen Disziplinen ist dieses Ergebnis erstaunlich hoch.“

Simulationen sind ein beliebtesWerkzeug, um Probleme, die durchExperimente nicht zugänglich sind,

im Detail zu studieren. Ignacio Cirac undPeter Zoller präsentierten vor zwei Jahr-zehnten konkrete Konzepte, wie Quan-tenprobleme mit ultrakalten Atomen ineinem optischen Gitter erforscht werdenkönnen. Diese Idee hat in den vergan-genen Jahren eine breite experimentelleAnwendung gefunden. „Wir könnendie ultrakalten Teilchen im Labor sehrgut kontrollieren und erhalten so einen

großartigen Einblick in deren physika-lische Eigenschaften“, erzählt FrancescaFerlaino vom Institut für Experimental-physik. Gemeinsam mit Theoretikern umPeter Zoller hat ihr Team diesen Ansatzfür Quantensimulationen einem weite-ren wichtigen Test unterzogen und damitdie Forschung einen wesentlichen Schrittvorangebracht. Die Physiker bestimmtenerstmals quantitativ die langreichweitige

Wechselwirkung zwischen magnetischenAtomen.In einem simulierten Festkörperkris-

tall aus Erbiumatomen ordnen sich dieTeilchen wie in einem Eierkarton an. ImExperiment liegen sie etwa das Sieben-fache der Ausdehnung ihrer Wellenfunk-tion voneinander entfernt. „Mit einemMagnetfeld können wir die Ausrichtungder vielen Minimagneten direkt verän-dern und damit sehr genau steuern, wiedie Teilchen miteinander wechselwirken– ob sie sich anziehen oder abstoßen“, er-

läutert Simon Baier aus Ferlainos Team.„Die Zusammenarbeit mit Peter Zoller,Cai Zi und Mikhail Baranov war enormwichtig, um unsere Messergebnisse um-fassend zu verstehen“, betont Ferlaino.„Unsere Arbeit ist ein weiterer Schritt fürein besseres Verständnis der Materie,denn die Verhältnisse sind hier wesent-lich komplizierter als in bisher unter-suchten ultrakalten Quantengasen.“

FERNBEZIEHUNGENErstmals haben Physiker in einem optischen Gitterdie magnetische Wechselwirkung zwischen weit

auseinanderliegenden, ultrakalten Teilchen gemessen.

Ein kurzes Video mit Roland Rollingerzu diesem Thema gibt‘s unter youtube.com/watch?v=WDaMRd_d96E

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www.uibk.ac.at/weiterbildung

Aktuelles im Wintersemester 2016/17

• Marketing

• Risk Management Essentials

• Psychotherapeutisches Fachspezifikum – Psychodrama

• Kosmetik-update: Effektives Anti-Aging

• IPDC 2016: BIM in der Wertschöpfungskette BAU

• Pastoraljahr

• Steuerrecht, Rechnungslegung und Rechnungswesen

Angeboten werden Universitätslehrgänge und -kurse, Weiterbildungssemi-

nare, Community Education und Projekte.

Die wissenschaftliche Weiterbildung der Universität Innsbruck vermittelt

Zusatz- und höhere Fachqualifikationen in den an der Universität vertretenen

Studienrichtungen. Dabei werden Forschung auf höchstem Niveau und aktu-eller Praxisbezug miteinander verbunden.

Das breite Spektrum an Weiterbildungsangeboten bietet vor allem bereits im

Beruf Stehenden die Möglichkeit, fachspezifische Kompetenzen zu aktua-

lisieren, weiter zu entwickeln und neue Aspekte kennen zu lernen.

 

Leben & Lernen –Bildung für den Beruf

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zukunft forschung 01/1626 Fotos: Andreas Friedle (2)

INFORMATIK

Die drei klobigen Finger seiner rechtenHand greifen gezielt nach einem Pla-stikbecher, führen ihn über einen grö-

ßeren Behälter und lassen ihn hineinfallen,der Becher passt genau. Danach fassen sie, et-

was ungelenk, nach einem mehrere Zentime-ter entfernt liegenden Ball. Auch der passt aufden zuvor abgelegten Becher und verdecktdessen Öffnung. Robin ist bei Publikums-veranstaltungen wie der Langen Nacht derForschung der unbestrittene Star am CampusTechnik: Der etwas grobschlächtige Roboterfasziniert Kinder und Erwachsene gleicher-maßen, er interagiert mit Menschen, reichtihnen Gegenstände oder baut Türme daraus.Mit dieser eigentlich banalen Tätigkeit ist Ro- bin Teil einer technischen Revolution, die dienächsten Jahrzehnte bestimmen wird: Er hat

alles das nämlich selbst gelernt, wie ein Klein-kind erkundet er seine Umgebung und bringtsich selbst ihre Beschaffenheit bei, konkretdie Eigenschaften von Gegenständen, ausdenen er Türme baut. Die Fähigkeit, selbstzu lernen, hat ihm ein Team um Justus Piatervon der Arbeitsgruppe Intelligente und Inter-aktive Systeme des Instituts für Informatik beigebracht. „Wir haben das schwierige End-ergebnis – ein Turm aus Gegenständen – inabstraktere Aufgaben heruntergebrochen, dieaufeinander aufbauen“, erklärt Justus Piater.

Anstoßen, fallen lassenRobin testet selbstständig zuerst die einzelnenGegenstände und lernt Gesetzmäßigkeiten:Was passiert, wenn ein runder Gegenstandangestoßen wird (er rollt), was, wenn eineckiger auf einen anderen fallen gelassen wird(er bleibt liegen)? Wie verhalten sich hohleGegenstände mit Öffnungen im Gegensatzzu robusten? „Diese Versuche führen zu einerCharakterisierung der Gegenstände aufgrundihrer Merkmale. Robin kennt die Begriffekastenförmig, zylindrisch, kugelförmig, ge-schlossen, oen, liegend und aufrecht nicht,

aber die Konzepte, die er lernt, entsprechendiesen Beschreibungen“, erläutert der Infor-matiker. „Mit diesen Charakterisierungenkann er nach einiger Zeit auch generalisieren:Ein kastenförmiger Gegenstand verhält sich

unabhängig von der konkreten Form immergleich, wenn man ihn auf einer Fläche schiebt.Dem Roboter alle diese Regeln einzupro-grammieren, wäre zwar möglich, aber sehraufwendig.“ Hat er diese Konzepte durchselbstständiges Versuchen erst gelernt, kanner sie selbst verbinden – und zum Beispielmehrere Becher und Schachteln stapeln undauch auf Befehle reagieren, etwa „Baue einenmöglichst hohen Turm“. Und das auch, wenner die konkreten Gegenstände vor sich nichtkennt, sofern sie den gelernten Merkmalenentsprechen.

Letztlich wollen die Informatiker allerdingswesentlich höher hinaus: Vom relativ eng ge-steckten Ziel des Turmbaus aus Gegenständenhin zu einem Roboter, der seine Umgebungviel umfassender kennenlernen kann. „Dabeistehen wir vor einer Hürde, die sich im Unter-schied zwischen menschlichem und maschi-nellem Lernen zeigt: Menschen lernen intui-tiv. Wenn Kleinkinder mit Bauklötzen spielen,lernen sie nicht nur, wie Robin, das Stapelndieser Klötze – sie lernen auch grundlegendephysikalische Eigenschaften der Bausteinekennen, und sie stapeln sie nicht nur, sie ma-

chen alles Mögliche mit ihnen, werfen sie zumBeispiel durch den Raum“, sagt Justus Piater.Menschen sind in der Lage, das so angeeig-nete Wissen auch zu abstrahieren: Wir wissen,mit wie viel Schwung wir einen Gegenstandmit einem bestimmten Gewicht und einer be-stimmten Größe werfen müssen, um damit ineinen Korb zu treen – und das intuitiv, ohnekomplexe Berechnungen zur Flugbahn anzu-stellen. Dieses intuitive Lernen ist dem Robo-ter bisher verschlossen. Zunächst lernt er le-diglich assoziativ, indem er Konzepte probiert,so Fakten ermittelt und diese Fakten miteinan-

LERNEN WIE

EIN KLEINKINDEin Roboter, der sich einfache Aufgaben selbst beibringt:Innsbrucker Informatiker sind maßgeblich an der Entwicklung

selbstlernender Maschinen beteiligt.

JUSTUS PIATER (*1968 in

Bremen) studierte in Braun-

schweig sowie Magdeburgund schloss 1994 mit dem

Diplom ab. An der University

of Massachusetts machte er

einen M.Sc. und einen Ph.D.

in Computer Science, danach

war er am Forschungsinstitut

INRIA Rhône-Alpes, ehe er

2002 Professor für Informatik

an der Université de Liège in

Belgien wurde. Seit September

2010 ist er Professor am Insti-

tut für Informatik in Innsbruck.

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zukunft forschung 01/16 27

  INFORMATIK

der verbindet: Indem er etwa eine runde Formeines Gegenstands damit verbindet, dass da-rauf nichts gestapelt werden kann. „Ich glau- be, dass viel von dem, was Menschen lernen,

auf assoziativen Mechanismen beruht. Für dieRobotik ist die Herausforderung dabei, wieman das Problem formuliert: Einfach genug,damit der Roboter es in den Gri kriegt, aberauch nicht zu trivial.“

PhysiksimulationEinen Schritt über assoziatives Lernen hinauswollen die Informatiker bald setzen: Robinsoll einen Physiksimulator bekommen. „Daswürde seinen Handlungsradius wesentlich er-weitern, denn plötzlich verstünde er so nichtnur die Form eines Gegenstands, sondern

viel mehr Parameter seiner gesamten Umge- bung.“ Ein Haushaltsroboter, der selbststän-dig den Geschirrspüler ein- und ausräumt,rückt so immer näher. Davor sind aber nocheinige Herausforderungen zu bewältigen,wie Justus Piater erläutert: „Wie wählt derRoboter unter einer potenziell unbegrenz-ten Vielzahl möglicher Aktionen solche aus,die ein gewünschtes Lernziel erreichen? Wiekann er sich solche gewünschten Lernzieleselbst erdenken? Wie kann er in der immen-sen sensorischen Datenflut Relevantes vonIrrelevantem unterscheiden? Wie kann er am

 besten von menschlichen oder künstlichenLehrern protieren, zum Beispiel durch ge-zieltes Stellen von Fragen?“ Ob am Endekünstliche Intelligenz steht, die menschliche

Intelligenz und Kreativität überügelt? NichtsGenaues weiß man nicht, und wer Robin beimStapeln sieht, glaubt zumindest an einen lan-gen Weg dorthin. Auch Justus Piater dämpftzu hohe Erwartungen: „Roboter als Hilfen et-wa im Haushalt sind denitiv denkbar undsehr realistisch. Wir wissen aber nicht, wieweit Intelligenz prinzipiell gesteigert werdenkann. Es ist denkbar, dass zum Beispiel infor-mationstheoretische Gesetze existieren, dieder erreichbaren Intelligenz Grenzen setzen.“

Die Innsbrucker Informatiker sind mit ihrerForschung an und um Robin jedenfalls welt-

weit an vorderster Front tätig – nur sehr we-nige Forscherteams arbeiten an Methoden,die es Robotern erlauben, durch aktives Han-deln abstrakte Konzepte zu erlernen. Wäh-rend in den vergangenen Jahren wichtigeTeilerfolge erzielt wurden, zum Beispiel inder automatischen, symbolischen Abstraktionvon Sensordaten und darauf aufbauenderPlanung, ist der Innsbrucker Zugang dahin-gehend einzigartig, dass aufeinander aufbau-ende Lernerfolge von einem realen Robotererzielt werden – auf dieselbe, spielerischeWeise wie bei einem Kleinkind. sh

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zukunft forschung 01/1628

HOLZBAU

MASSARBEITENIm Kompetenzzentrum für Holzbau sollen Forschung, Lehre und

Weiterbildung rund um den Baustoff Holz vernetzt werden. Kernstück isteine von der Universität Innsbruck mitentwickelte CNC-Abbundanlage.

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zukunft forschung 01/16 29Fotos: Andreas Friedle (2)

HOLZBAU

Es war Ende der 1970er Jahre, als ausNC-Maschinen CNC-Maschinenwurden, als der Numerical Con-

trol (NC) sozusagen ein Computer vordie Nase gesetzt wurde und die Com-puterized Numerical Control (CNC) die

Steuerung von Maschinen übernahm.Es dauerte nur wenige Jahre, bis die Di-gitalisierung auch die Holzverarbeitungerreichte – 1984 verließ die erste com-putergesteuerte Abbundmaschine dieWerkstatt des deutschen Maschinenbau-ers Hans Hundegger, heute sind weltweitmehr als 4600 seiner CNC-gesteuertenHolzzuschnittanlagen im Einsatz. Einedavon steht seit wenigen Monaten inAbsam bei Hall in Tirol. Und der hoch-moderne Robot Drive, bei dem mit einemSechs-Achs-Aggregat geschnitten, gefräst,

gebohrt, geschlitzt und geschlien wird,erfüllt eine besondere Funktion, kommter doch in Forschung und Lehre der Uni-versität Innsbruck zum Einsatz.

„Der Holzbau ist mit den CNC-Ab- bundmaschinen gewachsen, man kommtan ihnen nicht vorbei, auch nicht in derAusbildung“, sagt Michael Flach. Dergebürtige Münchner kam 2002 als ersterHolzbau-Professor an die Uni Innsbruck.Als Brücke zur traditionell starken Ti-roler Holzwirtschaft war die Professurgedacht, CNC-Know-how in die Lehre

miteinzubringen, war Flach daher vonAnfang an ein Anliegen. Im Kompetenz-zentrum für Holzbau ist dies nun perfektmöglich, doch nicht nur die Studierendensollen davon profitieren, sondern auchMitarbeiterinnen und Mitarbeiter derTiroler Holzwirtschaft sowie die Schülerder Fachberufsschule für Holztechnik,auf dessen Gelände das neue vom LandTirol errichtete Gebäude steht. PrimäresZiel ist eine noch größere Vernetzung derAkteure, um von der Planung über dieFertigung bis zur Errichtung eine einge-

spielte und auf einem Datensystem basie-rende Holz-Kette zu bilden, um damit daszweite, längerfristige Ziel zu erreichen:Den Holzbau vom individuellen Einfami-lienhaus hin Richtung serielles großvolu-miges Mehrfamilienhaus zu entwickeln.

„Das ist aus mehreren Gründen not-wendig“, betont Flach. Das Einfamilien-haus, meint der Holzexperte, sei eigent-lich nicht mehr zeitgemäß, „wir könnenes uns aus nanzieller, sozialer und öko-logischer Sicht nicht mehr leisten.“ Fürdie Errichtung größerer Wohnanlagen

sei die Holzwirtschaft aber, bis auf we-nige Ausnahmen nicht vorbereitet, wasMichael Flach ändern möchte, um „in einneues Zeitalter der nachhaltigen Stadtent-wicklung“ zu starten.

Konkurrenzfähig„Gegenüber dem klassischen Massivbaufehlt es dem Holzbau noch an Logistikund Struktur, um eine Wohnanlage in ge-forderter kurzer Zeit bauen zu können“,weiß Flach. Dass der Holzbau bei solchenAnlagen einen nanziellen Nachteil habe,sprich gegenüber klassischem Massivbauum fünf bis zehn Prozent teurer sei, stellter nicht in Abrede, schränkt aber sofortein: „Das sind die primären Kosten.“

Miteinberechnen müsse man etwa, dassder Holzbau bei gleichem Bauvolumenmehr Wohnfläche generiere: „Im Stän-derbau kann man innerhalb der Strukturdämmen, beim Beton- oder Ziegelbaukommt die Dämmung außen drauf. Dagewinnt man mit dem Holzbau drei, vierProzent.“ Dazu kommen neben der kür-

zeren Bauzeit auch noch niedrigere Be-triebs- und Recyclingkosten und der Um-weltfaktor – in einem Kubikmeter Holzsind rund 0,9 Tonnen CO2 gespeichert,zusätzlich ersetzt Holz z.B. Ziegel oderBeton, deren Herstellung CO

2-intensiv ist.

„Allerdings sind das Kosten, die bei denErrichtungskosten – zu Unrecht – nicht berücksichtigt werden“, räumt Flach ein.Wichtig sei es daher, bei den primärenBaukosten konkurrenzfähig zu werden– womit wiederum der vollautomatischevon der Uni Innsbruck nanzierte RobotDrive ins Spiel kommt.

„Unsere Abbundanlage kann Bauteilemit bis zu sechs Meter Länge und 1,25Meter Breite schnell, seriell und sehr prä-

zise fertigen – das bewegt sich im Bereichvon Zehntelmillimetern“, berichtet derHolzbau-Professor. Eine Passgenauig-keit, die jedem anderen Bausto überle-gen ist – und eine Vorfertigung möglichmacht. „Während etwa das Fundamentoder die Tiefgarage gebaut wird, kön-nen die Holzbauteile im Werk hergestelltwerden“, ist Flach überzeugt und rechnet

mit einer Bauzeitersparnis von 30 bis 40Prozent. Das Know-how soll in Zukunftin Absam vermittelt werden, die holzver-arbeitenden Tiroler Unternehmen, Studie-rende und Schüler sollen CNC-Abbund-t gemacht werden. Die Hundegger AGwird den Robot Drive regelmäßig mitaktuellsten Aggregaten ausstatten, umoptimale Schulungs- und Forschungs-möglichkeiten zu bieten. Wobei im Ro- bot Drive auch Innsbrucker Know-howsteckt, waren doch auf Michael FlachsVermittlung Innsbrucker Forscher rund

um Manfred Husty (Arbeitsbereich Geo-metrie und CAD) an der Entwicklung derSoftware beteiligt.

Was mit hölzerner Vorbereitung mög-lich ist, zeigten Flachs Studentinnen undStudenten, die drei „Wohnfässer“ entwi-ckelten. Von der Planung bis zum Aufbauim französischen Cantercel war alles Prä-zisionsarbeit, vorgefertigt wurden die180 Segmentbögen und Verschalungshöl-zer auf einer CNC-Abbundanlage im bayrischen Hawangen bei der Hundeg-ger AG. ah

 „Mit der Abbundanlage wollen wir heimische Unternehmen und

unsere Studierenden vorbereiten, um in ein neues Zeitalter dernachhaltigen Stadtentwicklung starten zu können.“ Michael Flach

MICHAEL FLACH

kam 1954 in

München zur Welt.

Nach dem Studium

des Bauingenieur-

wesens an der

Technischen

Universität in Mün-

chen (Vertiefung

Holzbau) und am Centre des Hautes

Etudes de la Construction in Paris

(Schwerpunkt Stahl- und Spannbeton)

begann seine berufliche Tätigkeit inFrankreich, wo er 1988 (gemeinsam mit

Julius Natterer) ein eigenes Ingenieur-

büro eröffnete. Ab 1988 übernahm er

auch Lehrtätigkeiten an verschiedenen

Hoch- und Architekturschulen u.a. in

Lausanne, Vancouver, Lyon, Montpellier

und Grenoble. Im April 2002 wurde

Flach als Universitätsprofessor an den

neu eingerichteten Stiftungslehrstuhl

für Holzbau, Holzmischbau und Holz-

verbundwerkstoffe an die Universität

Innsbruck berufen.

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8/15/2019 Forschungsmagazin der Universität Innsbruck - 01/2016

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zukunft forschung 01/1630 Foto: Andreas Friedle

GEOLOGIE

GESCHICHTSBUCH DER ERDESee- und Meeresböden dienen als Archiv, aus denen die Geschichte der Erde rekonstruiert werden

kann. Der Geologe Michael Strasser will anhand von Bohrkernen das Wissen über Erdbeben erweitern.

Wenn ich die Prognose von Erd- beben mit Wettervorhersagenvergleiche, befinden wir uns

derzeit in der Phase, als man begann,erste Wetterballons steigen zu lassen“,erklärt Michael Strasser, seit 2015 Pro-fessor für Sedimentgeologie an der UniInnsbruck. „Die heutigen, relativ sicherenWetterprognosen sind nur möglich, weilwir durch hunderte Sensoren permanent

wissen, in welcher Höhe welcher Druckund welche Luftfeuchtigkeit herrschen.Wettervorhersagen haben sich in denletzten 300 bis 400 Jahren von einfachenBauernregeln zu dem entwickelt, was wirheute kennen.“ Auch wenn wir seinerAnsicht nach noch nicht in den nächsten20 Jahren von der Prognostizierbarkeitvon Erdbeben protieren werden, ist Mi-chael Strasser davon überzeugt, dass dasSammeln von Daten über vergangeneund kommende Erdbeben ein Prognose-modell ermöglichen wird.

SpurensucheUm diese Daten zu erhalten, bedient sichder Geologe eines Archivs, das in See-und Meeresböden zur Verfügung steht:Er entnimmt subaquatische Bohrkerne,um in den Sedimenten nach Spuren vonErdbeben und Tsunamis zu suchen. „Ver-gleichbar mit Historikern, die alte Bücherstudieren, haben wir Geologen gelernt,Sedimente zu lesen, um die Geschichteder Erde zu rekonstruieren“, erklärt Stras-ser. Besonders gut eignen sich dazu die

Böden größerer alpiner Seen, die durchden Rückgang der Gletscher im Holozänzurückgeblieben sind. Erdbebenwellenund Erschütterungen während einesErdbebens induzieren Sedimentumlage-rungen, Deformationen im Sediment undauch Unterwasser-Schlammlawinen.

„Wenn wir in Bohrkernen aus Seebö-den systematisch nach diesen Ablage-rungen von subaquatischen Rutschungensuchen, können wir einerseits feststellen,dass ein Erdbeben stattgefunden hat, undes datieren. Gleichzeitig kann mithilfe

mechanischer und physikalischer Mo-delle rückgerechnet werden, wie starkdie Bodenerschütterung war“, beschreibtStrasser die Vorgangsweise. Auch das

Epizentrum des Erdbebens kann berech-net werden: „Die Seen fungieren dabei alsprähistorische Seismografen – mithilfe ih-rer Daten kann man durch physikalischeBerechnungen der Wellenausbreitungs-geschwindigkeiten räumliche Analysendurchführen.“ So hat sich Strasser in denletzten 15 Jahren in der Schweiz ein Ar-chiv aus Bohrkernen in Seen aufgebaut,anhand derer er nachweisen kann, dasses in der Vergangenheit starke Erdbebengab, diese aber weiter zurückreichen alsdie Geschichtsbücher. In den kommenden

 Jahren will er eine ähnliche Datenbankfür Österreich erarbeiten.

NeulandErgänzend zur Erforschung von Spurenvergangener Erdbeben arbeitet MichaelStrasser im Rahmen internationaler Pro- jekte auch daran, zu verstehen, wie Erd- beben und Tsunamis entstehen. Er ist amInternational Ocean Discovery Program beteiligt, bei dem Wissenschaftler aus derganzen Welt zusammenarbeiten, um inneue Welten vorzudringen: Zurzeit ist

das Bohrloch vor der Küste Japans rund3500 Meter tief; in den nächsten drei bisvier Jahren will das internationale For-schungsprogramm in eine Tiefe von rundsechs Kilometer vordringen. „Wir kön-

nen dann erstmals direkt dort Mes-sungen vornehmen, wo zwei Kontinen-talplatten aufeinandertreen und Erdbe- ben entstehen“, zeigt sich Strasser begeis-tert, betont allerdings, dass es dabei nochnicht um die Vorhersage von Erdbeben,sondern eher um ein besseres Verständ-nis für Erdbeben-Mechanismen geht. Be-reits im Herbst 2016 wird er gemeinsammit Innsbrucker Studierenden an einerForschungsfahrt auf dem Pazik teilneh-men, um das Wissen über Erdbeben wei-ter zu vertiefen. sr

MICHAEL STRASSER (*1977) studierte

Erdwissenschaften an der ETH Zürich.

Nach der Promotion 2008 forschte er

mit einem Stipendium des Schweizer

Nationalfonds und als MARUM Fellow amZentrum für Marine Umweltwissenschaf-

ten der Universität Bremen. 2011 erhielt

er eine Förderprofessur an der ETH Zürich,

wo er bis zu seinem Ruf nach Innsbruck

2015 forschte und lehrte.

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zukunft forschung 01/16 31Fotos: Andreas Friedle

PHARMAZIE

VOM COMPUTERINS LABOR

Mariana Spetea und Daniela Schuster ergänzten in einem Projekt

virtuelle Screening-Methoden und Laborarbeit und identifizierten aus52.000 Wirkstoffen drei potenzielle Opioid-Antagonisten.

Die Ausschaltung von Schmerz istzentrales Forschungsthema vonMariana Spetea und ihrem Team

am Innsbrucker Institut für Pharmazie.Die Entwicklung von opioiden Schmerz-mitteln wie Morphinderivaten und ihreBindeeigenschaften an den mu-Opioid-Rezeptor – eine spezifische zelluläre

Bindungsstelle im zentralen oder peri-pheren Nervengewebe – stehen dabei imZentrum des Interesses der Pharmakolo-gin. Daniela Schuster, ebenfalls Wissen-schaftlerin am Institut für Pharmazie, ar- beitet mit ihrem Team bereits seit einigen Jahren intensiv am virtuellen Wirksto-Screening. Im Rahmen einer PhD-Arbeitvon Teresa Kaserer untersuchten diePharmazeutinnen nun die Bindeeigen-schaften verschiedener Substanzen amOpioid-Rezeptor, um neue Strukturenzu nden.

Wenn ein Opioid wirken soll, muss derWirkstoff an den Opioid-Rezeptor bin-den. Bei der Wirkungsweise spielen Ago-nisten und Antagonisten eine Rolle: Be-wirkt ein Agonist die Ausschaltung vonSchmerz, hemmt ein Antagonist uner-wünschte Nebenwirkungen des Opioidswie Sucht oder Verstopfung. „Für den

mu-Opioid-Rezeptor stehen bereits sehrviele wirksame Strukturen als Agonistenzur Verfügung. Deshalb legten wir un-seren Fokus auf neue Strukturen im Be-reich der Antagonisten“, erklärt Spetea.Um die Wirkungsweise verschiedenerSubstanzen besser einschätzen zu kön-nen, grien die Wissenschaftlerinnen aufdie bereits vorhandene Kristallstrukturdes Opioid-Rezeptors zurück. „Anhanddieser Struktur modellierten wir, wie sichdie Bindeverhalten von Agonisten undAntagonisten am Rezeptor unterschei-

MARIANA SPETEA & DANIELA

SCHUSTER suchen neue Wirkstoffe (v.li.).

den“, beschreibt Spetea die Vorgangs-weise. Diese Daten flossen dann in das

virtuelle Screening-Modell von Schuster.„Da die Kristallstruktur des Rezeptorsunbeweglich ist, kann sie nur einen Teilder Wirklichkeit widerspiegeln. Hier er-öffnete uns das virtuelle Screening, beidem eine gewisse Flexibilität des Rezep-tors und auch weitere Wirkstoff-Eigen-schaften berücksichtigt werden, ganzneue Möglichkeiten“, ergänzt Schuster.

3 aus 52.000Mit diesem Screening-Modell untersuchteSchusters Team 52.000 verschiedene Sub-

stanzen aus einer Wirkstoff-Datenbankim Hinblick auf ihre antagonistischeWirkung am mu-Opioid-Rezeptor: „AmEnde konnten wir 18 potenzielle Opioid-Liganden identifizieren.“ Die so ermit-telte Vorauswahl unterzogen Spetea undihr Team im Anschluss verschiedenenIn-vitro- und In-vivo-Tests im Labor. „Sokonnten wir schlussendlich drei Substan-zen identizieren, die großes Potenzial alsmu-Opioid-Antagonisten zeigen. Ohnevorheriges virtuelles Screening wäre derAufwand um ein Vielfaches höher gewe-

sen“, betont sie. Von der Zusammenarbeitzwischen Computer- und Laborarbeitprotiert aber nicht nur eine Seite: „DieTest-Ergebnisse der 15 Substanzen, diezwar im virtuellen Screening Potenzialgezeigt haben, bei den Labor-Untersu-chungen aber weniger gut abschnitten,helfen uns enorm, die Computer-Modellezu verbessern. Negative Testergebnissesucht man nämlich in der Literatur häugvergeblich“, verdeutlicht Schuster.

Auch in Zukunft wollen die Wissen-schaftlerinnen ihre Zusammenarbeit fort-

setzen: „Als nächsten Schritt werden wirim Rahmen der Modellierung am Com-puter mögliche Modizierungen testenund ihr Verhalten mit derzeit am Marktführenden Wirkstoffen abgleichen“, soDaniela Schuster. „Da die drei Wirksto-Kandidaten in den Tests eine sehr guteAktivität am Rezeptor gezeigt haben undes sich hierbei um komplett neue Struk-turen im Vergleich zu derzeit eingesetz-ten Antagonisten handelt, ist der weitereWeg sehr erfolgversprechend“, ist auchMariana Spetea überzeugt. sr

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zukunft forschung 01/1632 Fotos: Andreas Friedle

MINERALOGIE

RESSOURCEN

DER ZUKUNFTBereits stillgelegte Kupfer-Blei-Zink-Lagerstätten bergen nochunerwartete Potenziale. Lagerstättenkundler Thomas Angerer

vom Institut für Mineralogie und Petrographie untersucht diese imAlpenraum liegenden Bergwerke genauer.

Schon in kleinsten Mengen sind Elementewie Gallium, Germanium, Indium oderdie sogenannten Seltenen Erden für die

Entwicklung modernster Technologien inte-ressant. Weltweit machen sich deswegen Wis-senschaftlerinnen und Wissenschaftler auf dieSuche nach Orten, an denen diese besonderenMetalle gehäuft vorkommen.

Nach jahrelanger Arbeit und Forschungin Westaustralien ist der Geologe ThomasAngerer seit Kurzem in Innsbruck als Ex-perte für Lagerstättenkunde am Institut fürMineralogie und Petrographie tätig. SeineUntersuchungen konzentrieren sich hier aufmögliche Bodenschätze im Alpenraum. „Inder Lagerstättenkunde interessieren wir uns

in erster Linie für die natürlichen Prozesse zurAnreicherung von mineralischen Rohstoen.Mein Spezialgebiet sind die hydrothermalenMetall-Lagerstätten in Sedimentgesteinen“,erklärt Thomas Angerer, der solche Plätzesucht, ndet und mit verschiedensten Metho-den analysiert: „Für die Industrie sind längstnicht mehr nur Eisen, Bunt- oder Edelmetalleinteressant. Reagierend auf aktuelle Entwick-lungen wird momentan intensiv nach densogenannten High-Tech-Metallen gesucht.Ihnen wurde bisher nur wenig Beachtung ge-schenkt.“

Angerer ist davon überzeugt, dass sich eingenauerer zweiter Blick in bereits stillgelegteAbbaugebiete in den Alpen lohnt. Auch wennhier nur die wenigsten Funde wirtschaftlichrentabel seien, so wären doch neue Erkennt-nisse über Herkunft, Mobilisierung und An-reicherung dieser Elemente für die Grundla-genforschung und Rohsto-Erkundung vongroßem Interesse. Die Untersuchungen alteralpiner Erzvorkommen koordiniert Angererauch mit dem Forschungszentrum HiMAT, dahier wichtige Erkenntnisse zur prähistorischenKupfererz-Herkunft gewonnen werden.

High-Tech-MetalleNeben der Entwicklung von LCD-Displayssind vor allem Wind-Rotor-Magnete, So-

larmodule oder Elektrobatterien von High-Tech-Metallen abhängig. „Gemeinsam mitKolleginnen und Kollegen der GeologischenBundesanstalt und der Montanuniversität inLeoben werden wir Erze auf Metalle untersu-chen, für die weltweit ein sehr großes indus-trielles Interesse besteht“, führt Angerer aus.Bisher vermuten die Expertinnen und Exper-ten, dass in den zahlreichen Kupfer-Blei-Zink-Lagerstätten vor allem Gallium, Germaniumund Indium in Erzmineralen angereichert seinkönnten. Zur Aundung dieser Vorkommenmacht sich der Wissenschaftler mit seinen

Kolleginnen und Kollegen zuerst in geowis-senschaftlichen Karten und anschließend imFeld auf die Suche nach Anomalien, die Hin-weise für die Anreicherung bestimmter Roh-stoe geben können.

„An besonderen geologischen Formen wieSchichten, Störungen und Falten können sichin komplexen geochemischen Prozessen Erz-minerale ablagern. Von diesem Material ge-nommene Proben nehmen wir mit ins Labor,wo die Funde mit Hilfe der Röntgenuores-zenz-Analyse untersucht werden“, erklärtAngerer seine Feldarbeit. In manchen bereits

stillgelegten Abbaugebieten wären die vor-handenen Maschinen zur Erzaufbereitunggrundsätzlich noch einsatzbereit. Würde man beispielsweise im in den 1980ern stillgelegtenSüdtiroler Bergwerk St. Martin am Schnee- berg rentable Mengen finden, so könnte es bald wieder in Betrieb genommen und zueinem der exklusiven Lieferanten von High-Tech-Metallen werden.

Smartphones und ihre Vielzahl an mög-lichen Funktionen sowie die neuesten Tech-nologien erfreuen ihre Nutzerinnen und Nut-zer. „Aber nur wenige machen sich tatsächlich

THOMAS ANGERER (*1974

in Frankfurt am Main) ist als

Universitätsassistent seit Juli

2015 für den Bereich Lager-

stättenforschung am Institut

für Mineralogie und Petrogra-

phie zuständig. Nach seinem

Studium in Frankfurt und der

Promotion in Heidelberg war

der Geologe mehrere Jahre

an der University of Western

Australia als Postdoc beschäf-

tigt. In Australien und Brasilienerforschte er die Metallogene-

se der sogenannten „ge-

bänderten Eisenerze“ sowie

Goldlagerstätten in Peru.

Nach seiner Rückkehr nach

Europa liegt sein Fokus auf der

Anwendung mikroanalytischer

Methoden in der Lagerstätten-

forschung, insbesondere zur

Untersuchung und Neube-

wertung der metamorphen

Lagerstätten der Alpen.

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zukunft forschung 01/1634 Foto: Hans Braxmeier/Pixabay

PATENTE & SPIN-OFFS

 „WE MATCH IT!“Ein Spin-off-Unternehmen der Universität Innsbruck führt

mittels Software zusammen, was zusammengehört:Angebot und Nachfrage, Helfer und Hilfesuchende.

Verbinden was verbindet: auf Englisch

„matchen“. Das ist der Grundgedankedes neu gegründeten UnternehmensWeMatch IT GmbH, das aus der Abteilungfür Verwaltungsmanagement, E-Governmentund Public Governance am Institut für Strate-gisches Management, Marketing und Touris-mus der Uni Innsbruck ausgegründet wurde.

Seit 2008 beschäftigt sich die Gruppe umKurt Promberger mit der Erforschung undEntwicklung altersunterstützender Techno-logien. Im Zuge dessen entwickelte sich auchdas WeMatch IT-Projekt, seit heuer nun alsgleichnamige GmbH. Die Firma bietet eine

Software, welche die Nutzung interaktiverOnline-Plattformen ermöglicht, wo sie Ange- bote mit Nachfragen automatisiert verknüpft.Derzeit sind zweierlei Plattformen verfügbar,wie Geschäftsführer Lennart Köster erläutert:das von der ForschungsförderungsgesellschaftFFG unterstützte Senior Competence Network(SECONET) und die Helferbörse.

Mit SECONET sollen ehemalige Fach- undFührungskräfte ihre Expertise wieder in dieWirtschaft einbringen können, indem sie überdie Plattform mit interessierten Unternehmenin Kontakt gebracht werden. Die Helferbörse

hingegen leistet moderne Nachbarschafts-

hilfe. Entstanden in Kooperation mit denSozialdiensten Götzis in Vorarlberg, bringtsie ehrenamtliche Helfer und Hilfesuchendezusammen.

Die Software wird dabei zum Beispiel anStädte oder Gemeinden verkauft, wobei meh-rere Netzwerke einer Region in einer gemein-samen Plattform verbunden sein können. Hel-fer und Hilfesuchende registrieren sich selbstoder über Manager auf der Plattform und er-stellen Prole: Helfer geben an, welche Tätig-keiten sie wann und wo übernehmen können(z.B. Einkaufen), Hilfesuchende denieren ih-

ren Bedarf. Passende Helferinnen und Helferwerden dann automatisch informiert und kön-nen sich für die Übernahme der Aufgabe be-reit erklären. Ob und welche Hilfe angenom-men wird, obliegt am Ende aber den Suchen-den. In Götzis wird die Plattform zudem fürdie Flüchtlingshilfe genutzt, z.B. für die Orga-nisation von Sprachkursen. Auch Flüchtlings-heim-Betreibern soll es künftig möglich wer-den, über diesen Weg Freiwilligen ad hoc Auf-gaben zuzuweisen. Weitere Projekte sollenfolgen, denn „gematcht werden kann Vieles,“sagt Köster.  je

KONTAKT

WeMatch IT HelferbörseLennart Köster

 [email protected]

Eine Demoplattform gibts auf

helferboerse.we-match.at.

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zukunft forschung 01/16 35

PATENTE & SPIN-OFFS

Fotos: Ideengarten (1), Thomas Ußmüller (1), Uni Innsbruck (2)

Ein Feuchtigkeitsmelder hier,ein Temperatursensor dort– im Smart Home kommuni-

zieren Fenster, Rollos, Heizung und

Lüftung miteinander, werden stän-dig Daten abgefragt und weiterge-geben. Einen ezienteren Energie-einsatz soll das intelligente Zuhau-se bewirken, nur: All die Sensoren benötigen Energie, beziehen diesevia Batterie. „Aus ökonomischerund ökologischer Sicht macht daskeinen Sinn“, betont Thomas Uß-müller, Professor für Mikroelektro-nik und implementierbare Systemean der Uni Innsbruck. Seine Visi-on, die er mit den Unternehmen

inndata Datentechnik und RieglerElektronik in die Realität umsetzenwill: „Wir wollen ein Funksystementwickeln, das mit batterielosenSensoren kommuniziert.“ Undinndata-Chef Otto Handle ergänzt:„Das Problem ist nicht der Funk-vorgang, sondern der Stand-By-Betrieb der Sensoren.“

Doch wie bekommen Sensorenihre Energie, wenn sie keine Bat-terie mehr haben? „Durch Energy

Harvesting“, so die Experten. DieSensorknoten „ernten“ Energieder Funkwellen. „Wir bewegenuns dabei in einer Größenordnungvon zehn µW“, sagt Ußmüller. Seiteinem halben Jahr arbeitet dasKonsortium in dem vom Land Ti-rol geförderten FEI-Projekt, ersteKomponenten des notwendigenChips wurden von Ußmüller schonentwickelt, inndata liefert die Soft-ware, Riegler die Hardware. Mehr:www.cryptolink.at

FUNKEN OHNE BATTERIE

Dieser Roboter hat keine Arme, keineBeine, kein Gesicht. Überhaupt ent-spricht er kaum den gängigen Vor-

stellungen eines Roboters, wie ihn Jahr-zehnte an Science-Fiction-Filmen in uns ge-prägt haben: Er besteht nämlich aus Tetra-edern, Pyramiden mit dreieckiger Grundä-che. Und dennoch, oder genau deshalb, wirdARTS in seinen Anwendungsgebieten einewichtige Lücke schließen. ARTS steht für„Adaptiver Roboter mit tetraedischer Struk-tur“. Entwickelt hat ihn – den ersten selbst-kongurierenden Roboter mit verform baren

Zellen – Johannes Gerstmayr und sein Teamam Institut für Mechatronik. Sein Könnenspielt ARTS nicht allein, sondern im Verbundmit einer ganzen Reihe baugleicherGeschwister aus: Mehrere adaptive tetra-edische Elemente (ATEs) können sich zu ei-ner größeren Struktur vereinen und dabeiaufgrund der Tetraeder-Form nahezu belie- bige Gestalt annehmen, die mit anderen Aus-gangsformen nicht möglich sind. Die einzel-nen ATEs enthalten einen Mikrocomputer,

Aktuatoren, Sensoren und eine eigene Ener-gieversorgung. Derzeit noch relativ groß, istdas nächste Ziel schon deniert: „Wir wollenARTS noch wesentlich kleiner machen –technisch gesehen sind einzelne ATEs miteiner Seitenlänge von wenigen Zentimeternin naher Zukunft denkbar“, erklärt Gerst-mayr. Adaptive Roboter können vielfältigeingesetzt werden: Denkbar ist etwa, ARTSin industriellen Produktionsstätten für dasHandling von großen exiblen Bauteilen ein-zusetzen. Oder: Grenzübergreifende Zusam-menarbeit an Computermodellen über das

Internet, etwa in der Architektur, kann vomVirtuellen ins Reale wandern – indem zumBeispiel Architekturmodelle durch ARTS an beiden „Enden“ gebaut werden. Gerstmayrund sein Team sind derzeit auf der Suchenach Partnern, mit denen sie ARTS weiter-entwickeln können: „Wir sind überzeugtdavon, dass wir durch weitere Miniaturisie-rung den Übergang zu einem adaptiven‚Material’ mit dem Potential zu einer disrup-tiven Technologie schaen können.“

NEUE ROBOTIKInnsbrucker Mechatroniker haben eine neuartige Form von

adaptiven Robotern entwickelt und patentiert.

NÄCHSTER IDEENGARTEN IN INNSBRUCK

Im Ideengarten soll über Disziplinen und Universitäten hinweg

Unternehmertum unter Studierenden gefördert werden. In

lockerer Atmosphäre werden unternehmerische Grundlagen

vermittelt. Erfolgreiche Jungunternehmer berichten von ihren

Erfahrungen. In kleinen Teams kreieren die Teilnehmer Visionen,

entwickeln Geschäftsmodelle und arbeiten Businesspläne aus, professionell begleitet von erfah-

renen Mentoren. Nach dem ersten Ideengarten in Linz wird das nächste Studipreneurship Camp im

September in Innsbruck stattfinden. Teilnehmen können alle, die an einer Uni in Innsbruck, Graz,

Linz, Wien oder Salzburg eingeschrieben sind. Eine eigene Geschäftsidee ist nicht notwendig. Wer

eine hat, kann diese mitbringen, ansonsten wird im Team gemeinsam eine Idee entwickelt. Veran-

staltet wird der Ideengarten von den österreichischen Wissenstransferzentren.

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zukunft forschung 01/1636 Fotos: Bergrettung Prägraten (2), Thomas Bachnetzer (2)

ARCHÄOLOGIE

Ein 30 Meter langes Flugzeugwrackmit persönlichen Gegenständender Besatzung, Zahnbürsten und

Lebensmittelvorräten: Diesen Fundgab der Osttiroler Gletscher Umbalkees

2002 durch den Rückgang des Eises frei.„Unsere Recherchen ergaben, dass dasFlugzeug des Typs Junkers Ju 52 – einesogenannte ‚Tante Ju’ – der deutschenWehrmacht 1941 dort notgelandet ist. DasFlugzeug erlitt dabei Schäden, die Besat-zung konnte sich allerdings befreien“,erklärt Harald Stadler vom Institut fürArchäologien. „Die Studie der Kranken-hausakte ergab dann aber, dass der Bord-funker den schweren Kopfverletzungen,die er sich bei der Notlandung zugezo-gen hat, erlegen ist.“ Auch wenn es sich

nicht ganz mit der gängigen Vorstellungvon archäologischer Arbeit deckt, zählenderartige Recherchen zum täglichen For-schungsalltag des Archäologen.

„Der Klimawandel hat uns mit demRückgang des Eises ein ganz neues For-schungsfeld eröffnet. Bekanntestes Bei-spiel für die Gletscherarchäologie istnatürlich der Fund des Mannes aus demEis, Ötzi“, erklärt Stadler. Im Zuge dieserUntersuchungen hat sich die InnsbruckerArchäologie eine weltweit anerkannteExpertise aufgebaut, die nun stetig aus-

gebaut wird. „Durch unsere zentrale Lagein den Alpen haben wir natürlich einengewissen Standortvorteil in diesem For-schungsgebiet; wir arbeiten aber auchmit Kolleginnen und Kollegen aus derSchweiz, Frankreich, USA oder Kanadazusammen“, berichtet Stadler.

Laien schulenGletscher geben allerdings nicht immernur historisch wertvolle Gegenstände frei.Die Grenze zum historischen Fundstückzieht der Archäologe bei Fundstücken,

die aus der Zeit vor 1945 stammen. „Die-se Grenze ist allerdings eher willkürlichgezogen als methodisch begründet, dawir sie einfach irgendwo ziehen müssen“,erklärt Harald Stadler. Grundsätzlich bit-tet er interessierte Laien aber darum, alleFundgegenstände aus dem Eis zu doku-mentieren und dem Innsbrucker Institutfür Archäologien zu melden: „Lieber seheich mir einmal zu oft ein unwichtiges Ob-

 jekt an, als dass ein wichtiges Zeitzeugnisverloren geht.“

Aus diesem Grund arbeitet Stadler engmit Hüttenwirten, der Bergrettung – die beispielsweise das Flugzeug am Umbal-kees gefunden hat – und dem Österrei-chischen Alpenverein zusammen. „DerKlimawandel erönet uns mit dem Rück -gang des Eises große Chancen, die wireinfach nützen müssen. Allein Tirol hat

DER OSTTIROLER GLETSCHER Umbalkees gab 2002 Teile einer Junkers Ju 52 frei.

GESCHICHTEN

AUS DEM EISDas ewige Eis der Gletscher hat zahlreiche Geschichten aus der Vergangenheit konserviert.Der Klimawandel-bedingte Rückzug des Eises gibt diese nach und nach wieder frei und eröffnet

Archäologen ein neues Forschungsgebiet.

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zukunft forschung 01/1638 Fotos: Andreas Friedle (1), Pablo Rojas (1)

LITERATURWISSENSCHAFT

Der moderne Mensch lässt sich gernefaszinieren, ist geradezu süchtig nachFaszination, sucht sie beim Lesen,

 beim Besuch von Ausstellungen, im Kino oderim Internet. Faszination war aber nicht immerso positiv belegt wie heute. Im Lateinischen –wo der Begri seinen Ursprung hat – bedeutet„fascinare“ „behexen“. Faszination wurde im

Mittelalter und darüber hinaus mit schwarzerMagie und dem bösen Blick in Verbindunggebracht. Im 18. Jahrhundert rückte der Be-griff in den Dunstkreis des vom MedizinerAnton Mesmer propagierten AnimalischenMagnetismus. Seine positive Konnotation er-hielt er dann allmählich in der Moderne. „DieWandlungsfähigkeit des Begris ist ein sehr

BIOFILM STAR von Pablo Ro-

 jas ist ein Bild aus dem Kalen-

der Faszination Wissenschaft

2016: Das Biofilm Star Projekt

an der Charité-Universitäts-

medizin in Berlin verwendetMikrofotografien von Biopsien

für eine interaktive und

interdisziplinäre Übung. Diese

wurden mit einer Technik zur

Visualisierung von aktiven

Bakterien analysiert. Ein nicht-

wissenschaftliches Publikum

hat bei dieser Übung – der

Schaffung einer ästhetischen

Analogie des „Infizierungsver-

laufes“ – ein wichtige Rolle

gespielt.

DAS DOPPELGESICHT

DER FASZINATIONSibylle Baumbach macht Faszination fassbar.Sowohl der Begriff als auch seine narrative Umsetzung beschäftigen

die Literaturwissenschaftlerin schon länger.

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zukunft forschung 01/16 39

  LITERATURWISSENSCHAFT

spannender Aspekt. Mich interessiert einer-seits, wie die Literatur diese Begrisverschie- bung rezipiert, und andererseits, wie sie selbstes schat, den Leser zu faszinieren“, sagt Si- bylle Baumbach, Universitätsprofessorin fürEnglische Literatur und Kultur am Institut für

Anglistik. Baumbachs wissenschaftliche Aus-einandersetzung mit der Faszination resultiertaus ihrer Shakespeare-Forschung. Im Theater-stück Antony and Cleopatra verortet sie über-haupt einen zentralen Ausgangspunkt ihresFaszinationskonzeptes. „Cleopatra wird alsFrau mit unwiderstehlicher Anziehungskraftgeschildert, wenngleich ihr Gesicht und ihreGestalt so gut wie nicht beschrieben werden.Sie hat eindeutig medusenhafte Züge“, sodie Wissenschaftlerin. Die Medusa fungiertin ihrem Ansatz als grundlegende Metapherfür Faszination: Man will sie sehen und wird

durch ihren Anblick versteinert.

Medusamorphosen„In der Literatur entsteht Faszination auseben dieser Dynamik zwischen Anziehungund Abstoßung“, erklärt Sibylle Baumbachihre These. Wie diese Dynamik erzählerischerzeugt wird, ist unter anderem Gegenstandeiner umfangreichen Arbeit, die sie vergan-genes Jahr auch in Buchform unter dem TitelLiterature and Fascination veröffentlicht hat.„Man kann die Ambivalenz zwischen At-traktion und Repulsion in vielen Texten sehr

gut nachverfolgen. Sowohl an Klassikern wieMary Shelleys Frankenstein oder Bram StokersDracula. Aber auch an Ian McEwans Kurzge-schichten, die sehr stark mit einem ethisch-moralischen Tabu spielen“, nennt sie einigeBeispieltexte, in denen sie nach Markern fürFaszination gesucht hat.

So nden sich auf der Erzählebene typischeFiguren, die mit Faszination in Verbindungstehen, Baumbach nennt sie Faszinationsfi-guren. Ihre Attraktivität wird, wie bei StokersVampir Dracula, häug über den Blick de-niert. Sie sind anziehend und unheilbringend

zugleich. Darüber hinaus sind bestimmteMotive über Jahrhunderte hinweg immerwieder kennzeichnend für Faszination, zumBeispiel das Schlangenmotiv, der hypnotischeBlick oder auch der Spiegel. Zudem gibt eszahlreiche Erzähltechniken, die Faszinationschaffen und mit, wie Baumbach sie nennt,Medusamorphosen spielen. „Frankenstein und Dracula werden als Briefroman erzählt;der Leser hat also Teil an einer privaten Kom-munikation. Das ist an sich schon ein Tabu- bruch, der den Leser umso stärker an den Text bindet“, nennt Baumbach ein Beispiel. Häu-

g führt der Erzähler aus unterschiedlichenPerspektiven an eine Faszinationsgur heran,aber diese wird dennoch nicht greifbar, weilsie selbst in der Erzählung keine Stimme er-hält, ergänzt sie ein weiteres Exempel. „In derzeitgenössischen Literatur ist es insbesondere

der bereits erwähnte Tabubruch, der Faszi-nation erzeugt. Viele Werke der sogenannten9/11-Literatur funktionieren auf diese Weise“,verdeutlicht sie.

Etwas sichtbar machen, was man eigent-lich nicht sehen kann oder will, charakteri-siert also Literatur, die den Leser fasziniert.

Laut Baumbach entwickeln viele dieser lite-rarischen Texte aber auch gleichzeitig einengeschützten Raum für Tabubruch und für dieErfahrung des Verbotenen oder Riskanten,indem sie die Mechanismen der Faszinati-on aufzeigen. „Diese Texte legen im Laufeder Erzählung unterschiedliche Formen undFunktionen von Faszination oen, indem sieFaszinationsguren als solche entlarven oderdem Leser Mittel an die Hand geben, sich ausder Faszination zu lösen. Dies geschieht etwa,indem die Präsenz von Faszinationsguren,die am stärksten in der Blickmetaphorik zum

Ausdruck kommt, zum Ende einer Erzählungabgeschwächt oder Faszination als Wirkungs-mechanismus benannt und reektiert wird.“

Faszination fächerübergreifendWie in der Literatur funktioniert Faszinationin anderen Bereichen, zum Beispiel in Bild undFilm ähnlich: Auch hier geht es vielfach umAmbivalenzen, die man nicht auösen kann.„Man denke nur an die Mona Lisa, die einenaus allen Perspektiven ansieht und an ihr Lä-cheln, das ganz unterschiedlich gedeutet wer-den kann“, erläutert Baumbach, die an der

Faszinationsforschung insbesondere auch dieBerührungspunkte mit anderen Disziplinenschätzt. Sie selbst hat das Thema ausgeweitetund sich der Faszination der Wissenschaft undder Frage, wie man diese entsprechend dar-stellen kann, gewidmet. Ein Produkt, das ausdiesem Herzensprojekt an der Jungen Akade-mie, in der Baumbach von 2011 bis 2016 Mit-glied war, entstand, ist ein Kalender mit faszi-nierenden Bildern aus der Wissenschaft.„Auch in einigen dieser Bilder zeigt sich dieFaszination als Spannung zwischen Attraktionund Repulsion“, erklärt sie. ef 

SIBYLLE BAUMBACH,

geboren 1978 in Münster, stu-

dierte Englische und Deutsche

Literatur- und Kulturwissen-

schaft an den Universitäten

Heidelberg und Cambridge

sowie an der UC Santa

Barbara. Ihr PhD-Studium

absolvierte sie an der Ludwig-

Maximilians-Universität in

München. 2013 habilitierte

sie sich in Englischer Literatur-und Kulturwissenschaft an

der Justus-Liebig-Universität

Gießen. Von 2011 bis 2016

war sie gewähltes Mitglied

der Jungen Akademie an der

Berlin-Brandenburgischen

Akademie der Wissenschaften

und der Deutschen Akademie

der Naturforscher Leopoldina.

Im Oktober 2015 nahm sie

den Ruf an die Universität

Innsbruck an.

 „In der zeitgenössischen Literatur ist es insbesondere der bereitserwähnte Tabubruch, der Faszination erzeugt. Viele Werke der sogenannten 9/11-Literatur funktionieren auf diese Weise.“ 

Sibylle Baumbach, Institut für Anglistik

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zukunft forschung 01/1640 Fotos: Patrick Kelley/U.S. Coast Guard (1), Pixabay/natureworks (1), Pixabay/ExposureToday (1)

KURZMELDUNGEN

Vertonte Malerei oder Bilder nach

Musik – mit diesem Überschreiten

von Kunstgrenzen beschäftigt sich Monika

Fink, Professorin am Institut für Musikwis-senschaft. Die weltweit erste Datenbank

zur Sammlung von Kunstwerken und deren

musikalischen Interpretationen wurde

von der Wissenschaftlerin entwickelt und

wird laufend mit gegenwärtigen Werken

erweitert.

Der Fokus der Forschungsarbeit von Mo-

nika Fink liegt auf Kompositionen, die durch

Werke der bildenden Kunst, insbesondere

durch Werke der Malerei, inspiriert wurden.

Beeindruckt von Raffaels Gemälde „Lo

Sposalizio della Vergine“ war Franz Liszt mit

einem Klavierstück aus seinem 1839 ent-standenen Zyklus „Années de Pèlerinage“

der erste Komponist, der ein konkretes

Einzelbild musikalisch umsetzte. „Angeregt

durch seine Italienreise und durch Bilder der

italienischen Renaissance hat ihn Raffaels

Gemälde auf die Idee gebracht, dass alle

Künste einem gemeinsamen Ursprung

entspringen, der in verschiedenen Medien

ausgedrückt werden kann. Liszt begann als

‚Tondichter‘, wie er sich selbst bezeichne-

te, Werke der Literatur und der bildenden

Kunst in Musik umzusetzen. Damit verfolgte

er auch das Ziel, die Instrumentalmusikdurch die Einbeziehung anderer Künste

aufzuwerten“, erklärt Fink die Anfänge der

sogenannten Programmmusik.

Bilder wurden häufig nicht nur einmal,

sondern vielfach vertont. Ganz oben auf

der internationalen Hitliste rangiert das be-

rühmte Bild „Guernica“ von Pablo Picasso.

„Es verwundert nicht, dass dieses Bild in

seiner bewegenden Aussagekraft Inspirati-

onsquelle für zahlreiche Kompositionen ist“,

so Fink. An die fünfzig Kompositionen sind

bisher schon zu „Guernica“ entstanden.

WIE BILDER KLINGEN

Steigt der Meeresspiegel, führenschon kleinere Stürme zu schwe-ren Sturmuten. So können Kata-

strophen wie die Überutung New Yorksdurch Hurrikan Sandy bei höherem Mee-resspiegel bereits durch deutlich schwä-chere Stürme ausgelöst werden – undschwache Stürme treten deutlich häu-ger auf. Der Anstieg des Meeresspiegelsist deshalb eine der folgenschwerstenund teuersten Konsequenzen des Klima-wandels.

Bislang war aber nicht klar, welchenAnteil die menschengemachte Klimaän-derung am Anstieg des Meeresspiegelshat. Die Hauptgründe für den Anstiegsind schmelzende Gletscher und Eis-schilde sowie die Ausdehnung des sicherwärmenden Ozeanwassers. Allerdingsschmilzt das Eis nicht nur aufgrund derErwärmung durch menschliche Treib-hausgasemissionen, sondern auch alsFolge natürlicher Klimaänderungen.Das gleiche gilt für die Erwärmung derOzeane. Erschwerend kommt hinzu, dass

Ozeane und Gletscher träge sind undauch lange nach einer Klimaänderungnoch auf diese reagieren.

Mit Hilfe von Klimamodellsimulati-onen hat ein internationales Team vonWissenschaftlern nun untersucht, wie der beobachtete Anstieg des Meeresspiegelszu erklären ist. Bis 1950 war der men -schengemachte Anteil am Meeresspiegel-anstieg mit etwa 15 Prozent klein. Seit-

dem ist dieser Anteil aber stetig gestie-gen: Seit 1970 sind schon etwa zwei Drit-tel des Anstiegs durch menschliche Emis-sionen verursacht. Der wärmende Eektder Treibhausgase wurde dabei durchden kühlenden Eekt von Aerosolemissi-

onen etwas abgeschwächt. „Während wirin der ersten Hälfte des 20. Jahrhundertsdie Änderungen des Meeresspiegels nochmit natürlichen Ursachen erklären kön-nen, ist das in der zweiten Hälfte nichtmehr möglich“ sagt Kristin Richter vomInstitut für Atmosphären- und Kryosphä-renwissenschaften: „Hier können wir ein-deutig sagen, dass der Mensch die ent-scheidende Rolle gespielt hat.“

RASANTER ANSTIEGIm 20. Jahrhundert stieg der Meeresspiegel um knapp 20 Zentimeter

an – schneller als jemals zuvor in den vergangenen 3.000 Jahren.

KEIN LEBEN OHNE METALLE

Unser Blut ist – wie bei allen Wirbeltieren – rot. Jenes

vieler Schneckenarten ist hingegen hellblau. Der

Grund: Das Atmungsprotein Hämocyanin zahlreicher

dieser Weichtierarten enthält Kupfer-Ionen. Zur herausra-

genden Rolle von Metallen in Stoffwechselvorgängen hat

Reinhard Dallinger vom Institut für Zoologie einen Sonder-

band herausgegeben. „Proteine und andere Bio-Moleküle sind in Lebensprozessen häufig

nicht die allein treibenden Kräfte. Es sind vielfach auch Metall-Ionen, die an Biomoleküle

angelagert sind. Metalle als Co-Faktoren verleihen den Proteinen zusätzliche Eigenschaften,

die diese für sich alleine nicht besitzen würden“, erklärt Dallinger die Schlüsselrolle metall-

haltiger Biomoleküle. Eine neue, interdisziplinäre Fachrichtung – Metallomics – untersucht

Interaktionen, Transformationen und Funktionen von Metallen in biologischen Systemen.

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zukunft forschung 01/16 41

WASSERBAU

Foto: Land Tirol

WASSERSCHADEN IM LABORAm Arbeitsbereich Wasserbau werden in einem großmaßstäblichen Modellversuchdie Auswirkungen von hochwasserführenden Wildbächen auf Gebäude erforscht.

Im alpinen Raum stellen hochwass-erführende Wildbäche und Gebirgs-üsse eine große Gefahr für Gebäude

und Infrastruktur dar. Das zeigte etwa

die Katastrophe im August 2005, als derin Tirol und Vorarlberg gemessene Tages-niederschlag jenen Wert überstieg, derrein statistisch nur alle 150 Jahre auftritt.Durch Hochwasser und Muren wurdendamals über 250 Häuser zerstört oder be-schädigt, zehn Kilometer Straßen wurdenunbefahrbar. Der Gesamtschaden beliefsich auf über 440 Millionen Euro.

Um die Gefährdung von Gebäudendurch Wildbäche beurteilen zu können,stützen sich Experten bislang vorwie-gend auf Beobachtungen und Scha -

denserhebungen bei realen Ereignissen.Dies möchte ein Team um BernhardGems vom Arbeitsbereich Wasserbauan der Fakultät für Technische Wissen-schaften nun erweitern. Im Labor willGems gemeinsam mit dem DissertantenMichael Sturm Daten für eine physi-kalisch-basierte Gefahreneinschätzunggewinnen. „Wir wollen die bei solchenEreignissen auftretenden Prozesse besserverstehen und die damit verbundenenGefahren besser einschätzen können“,fasst Bernhard Gems zusammen. Fi-

nanziert wird das Vorhaben vom TirolerFonds zur Grundlagenforschung.

Ein Großversuch

Bernhard Gems und seine Kollegen er-richten im Wasserbaulabor derzeit einModell vom Schwemmkegel des Schnan-nerbaches im Tiroler Oberland. „Wir kön-nen hier auf einem bereits bestehendenModell aufbauen, mit dem im Auftragder Wildbach- und Lawinenverbauungdie Möglichkeiten eines verbessertenHochwasserschutzes am Schnannerbachuntersucht wurden“, erzählt BernhardGems. „Das Projekt wäre ansonsten trotzder großzügigen Förderung durch denTiroler Fonds zur Grundlagenforschung

kaum durchführbar gewesen.“Knapp 350.000 Euro stehen dem Wis-

senschaftler für das Projekt zur Verfü-gung, das er gemeinsam mit Sven Fuchsund Maria Papathoma-Köhle vom Insti-tut für Alpine Naturgefahren der BOKUWien und Bruno Mazzorana von derUniversidad Austral de Chile durch-führt. Das etwa zehn mal 15 Meter großeModell bildet die natürlichen Prozesse ineinem Maßstab von 1:30 ab und umfasstauch mehrere Gebäude. „Drei Gebäudedavon werden mit Sensoren ausgestattet,

mit denen wir die räumliche Verteilungder auf die Strukturen wirkenden Kräf -te messen können“, sagt Gems. „Dabeiwerden wir auch die Wirkung von Sedi-

menten erfassen, die durch Önungen indie Gebäude eindringen.“Unter diesen Bedingungen stellt die

Messtechnik für die Wasserbauer einegroße Herausforderung dar, das habendie ersten Vorversuche bereits gezeigt. Im Juni soll das Großmodell fertig sein, dannwollen Gems und seine Kollegen mit deneigentlichen Versuchen am Modell desSchnannerbaches beginnen. Die gewon-nenen Daten bilden die Grundlage fürnumerische Simulationen bzw. struk -turmechanische Berechnungen, die in

Chile durchgeführt werden. „Auf dieserBasis werden meine Kollegen an der BO-KU Wien physikalisch-basierte Schadens-funktionen ableiten und damit eine phy-sikalisch fundierte Basis für die Vulnera- bilitätsanalyse von Gebäuden erarbei-ten“, sagt Bernhard Gems. „Bedeutungwird dies in Zukunft beispielsweise beider Planung und Kosten-Nutzen-Analy-se von Hochwasserschutzmaßnahmen,wie sie auch Objektschutzmaßnahmendirekt am betroenen Gebäude darstel-len, haben.“ cf 

LUFTBILDAUFNAHME der Ortschaft Schnann (Gemeinde Pettneu am Arlberg) nach dem Hochwasserereignis im August 2005.

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zukunft forschung 01/1642 Fotos: AHM (4)

GRÜNDUNGEN

EXAKTE VERMESSUNG

AUS DER LUFTMit einem innovativen Verfahren zur Erfassung und Visualisierung vonGeomassendaten hebt das junge Innsbrucker Unternehmen AHM ab.

Die Idee, Gewässer mittels Laser aus der Luft zu durch-leuchten, kam Frank Steinbacher, Geschäftsführer von„Airborne Hydro Mapping“ (AHM), vor knapp zehn

 Jahren. In seiner Doktorarbeit an der TU München beschäftigteer sich damit, reale Flüsse und Seen am Computer virtuell nach-zuzeichnen und zu simulieren, wie sich diese in bestimmten

Extremsituationen, etwa bei Hochwasserereignissen, verhalten.Damit ein solches Rechen-Modell verlässliche Ergebnisse liefert,muss es mit einer möglichst großen Menge an Messdaten zuUnterwasserstrukturen gefüttert werden. Diese auf herkömm-liche Weise mit Messlanzen oder Echolot zu erheben, ist lang-wierig, aufwendig, teuer und in manchen Regionen aus Natur-schutzgründen sogar verboten, weiß Steinbacher. Nachdem erseinem Doktorvater Markus Aueger an die Universität Inns- bruck gefolgt war, widmete sich der passionierte Pilot ab 2008gemeinsam mit „Riegl Laser Measurement Systems“ der vonder Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) mitnanziertenEntwicklung einer ugzeuggestützten optischen Gewässerver-messung.

Spin-off mit Tochterfirma2010 gründeten Steinbacher und Aueger schließlich die FirmaAHM als Spin-o der Universität Innsbruck. Sowohl nanziellals auch in der Ausarbeitung eines Businessplans wurden dieGründer vom CAST unterstützt. Ein eigenes Flugzeug samtPlattform am Flughafen Innsbruck folgte 2011. Mittlerweile war

und ist AHM u.a. in Skandinavien, Großbritannien, Frankreich,Deutschland, Italien und der Schweiz tätig. Die Projekte hinterden Vermessungsaufträgen sind nicht minder vielfältig: Sie rei-chen vom Hochwasserschutz über die Erstellung von Seekarten bis hin zum Bau von Windparks in Küstennähe. 2015 wurdeaußerdem die Tochterrma „AHM Software“ ins Leben gerufen.Ursprünglich zur Verarbeitung der Gewässermessdaten ge-dacht, kommen die Softwarelösungen heute in verschiedenstenBereichen der Aufbereitung und Visualisierung von Geomassen-daten zum Einsatz. „Aktuell sind wir an Landvermessungspro- jekten in Bayern beteiligt. Unsere Aufgabe besteht darin, bereitserhobene Messdaten für kommunale Entscheidungsträger ver-ständlich darzustellen“, erklärt Steinbacher. cast

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zukunft forschung 01/16 43Foto: Pixabay

GRÜNDUNGEN

EIN KLICK FÜR

ALLE KANÄLEMit der Software „Onlim“ bietet das gleichnamige Innsbrucker Start-upeine Komplettlösung für kommerzielle Social-Web-Auftritte.

In Kontakt mit Kunden treten, über Pro-

dukte informieren, Angebote bewerben:Viele Unternehmen räumen Social-Media-Plattformen wie Facebook oder Youtube in ih-rer Kommunikation nach außen einen festenPlatz ein. Wie sich diese Kanäle aber konkretfür eine Umsatzsteigerung nutzen lassen,stellt die Verantwortlichen häug vor Schwie-rigkeiten. Genau hier knüpft „Onlim“(kurzfür „Online Marketing“) an. Mit dieser An-wendung wird das Bespielen unterschied-licher Web-Plattformen mit den jeweils dafürpassenden Inhalten nahezu vollständig auto-matisiert.

Spezielle Filter„Onlim-User können über spezielle Filter-funktionen einstellen, womit ihre Web-Auf-tritte befüllt werden sollen. Anschließendwird eine vordefinierte Liste an thematischrelevanten Web-Plattformen systematischdurchsucht und daraus Inhalt generiert“, er-klärt Ioan Toma, einer der beiden Geschäfts-führer von Onlim. So kann ein Hotelier etwaden Filter „Sport“ einstellen, um sich aus ei-ner Vielzahl touristischer Web-Inhalte (z.B.Facebook-Seiten, Blogs, RSS-Feeds) Postings

und Verlinkungen zu diesem Thema kreieren

zu lassen.„Diese Vorschläge können dann selbst um-gestaltet oder durch Bilder und Videos er-gänzt werden. Außerdem kann für eine län-gerfristige strategische Planung der Veröent-lichungszeitpunkt von Postings eingestelltwerden“, sagt Toma, der am „Semantic Tech-nology Institute“ der Universität Innsbrucklehrt. Dort liegt auch der Ursprung von On-lim. In der Gründungsphase zwischen 2013und 2015 erhielten Toma und seine KollegenUnterstützung vom CAST. „Mentoren habenuns beim Erstellen eines Businessplans bera-

ten und Kontakte zu potenziellen Partnernhergestellt“, erinnert sich der Informatiker.Aktuell kann Onlim auf 350 registrierte Nut-zer (davon 20 zahlende), überwiegend ausdem deutschsprachigen Raum und der Tou-rismusbranche, verweisen. Was Internationa-lität, Branchenvielfalt und zahlende User be-trifft, will das Start-up in den kommenden Jahren weiter wachsen. Außerdem soll dasProdukt durch die Einbeziehung von E-Com-merce-Tools und stärker personalisierte Kom-munikation über Messenger verbessert wer-den, kündigt Toma an. cast

 „Für eine längerfristige

 strategischePlanung kann derVeröffentlichungs- zeitpunkt von Postingseingestellt werden.“ 

Ioan Toma, Onlim-Geschäftsführer

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zukunft forschung 01/1644 Fotos: CAST (1), WKO (1)

GRÜNDUNGEN

 D E R  T I R O L

 E R 

 I N N O VA T I O

 N S

 P R E I S 

 2 0 1 6

START-UP-ÖKOSYSTEM

TIROL

Die Gründerszene in Tirol wächst.

Was sich hier in den letzten Jahren

entwickelt hat, kann sich wirklich sehen

lassen. Sowohl private Initiativen als

auch öffentliche Einrichtungen kümmern

sich um Start-ups in Tirol. Die Szene

wächst auch zusammen. Und das ist gut

so. Eine engere Verzahnung der einzel-

nen Player ist die Chance, den Boden für

ein „fruchtbares“ Start-up-Ökosystem

in Tirol zu schaffen. Dabei ist der ganze

Entwicklungsprozess einer Gründungzu betrachten. Von der Idee bzw. der

Erfindung bis zum Markteintritt (und

darüber hinaus).

Mit Blick auf das, was hier an den Uni-

versitäten (allen voran an der Leopold-

Franzens-Universität Innsbruck) und

Fachhochschulen geforscht wird, zeigt

sich das hohe Potenzial für Ausgrün-

dungen aus den Tiroler Hochschulen.

Je nach Universität und Fachhochschu-

le wird die Betreuung dabei intensiver

innerhalb der Hochschule sein. Aufgabe

eines gemeinsam getragenen Start-up-Ökosystems ist es nun, an der richtigen

Stelle anzudocken und die Tiroler Hoch-

schulen bestmöglich dabei zu unterstüt-

zen, die Erfindungen und Geschäftsideen

zu tragfähigen Geschäftsmodellen wei-

terzuentwickeln. Sie erfolgreich markt-

bzw. investmentreif zu machen. Und sie

mit Kunden, Kooperationspartnern und

Investoren sowohl hier am Standort als

auch international zu vernetzen.

Das Potenzial Tirols, neben München

und Wien zu einem weiteren Hotspot für

Start-ups zu werden, ist jedenfallsvorhanden. Beispielhaft für die notwen-

dige Bündelung der Kräfte ist das CAMP

ZWEI (www.campzwei.tirol), das mit 30.

Mai beginnt. Standortagentur Tirol, CAST

Gründungszentrum, IECT Hermann

Hauser und Werkstätte Wattens bieten

hierbei ein in Tirol bisher einzigartiges

Angebot. Sieben Wochen lang werden

sieben Start-up-Teams auf dem Weg in

Richtung Markteinführung ihres Produkts

von erfahrenen Mentoren begleitet

– Unternehmergeist pur! mh

MAKING A DIFFERENCE!

Wer davor steht, ein Start-up zu grün-

den, mitten in der Gründung steckt

oder sein Unternehmen zu Wachstum ver-

helfen will, kommt zum STARTUP DAY 2016

am 17. Juni in der Villa Blanka. CAST und aws

bringen Menschen zusammen, die dasselbe

Ziel verfolgen: Ihre Gründung vorantreiben

und einen Unterschied ausmachen.

Mehr Information gibt‘s im Internet auf

www.cast-tyrol.com/gruendung/startup-day

Seit 1993 wird jedes Jahr in einerKooperation der Wirtschafts-kammer mit dem Land Tirol der

Innovationspreis vergeben. Tirol ist in

dieser Hinsicht Vorreiter. In den Ka-tegorien „technische Innovation“ und„Dienstleistungsinnovation“ geht esnicht nur um Ideenndung und visio-näre Projekte, sondern um konkrete, be-reits realisierte Projekte, die aufzeigen,welche Wirkung diese auch auf dasGeschäftsmodell haben. Einen Sonder-preis gibt es darüber hinaus für das be-ste konzeptionell ausgearbeitete (nochnicht umgesetzte) Innovations-Projekt.Die Expertenjury – bestehend aus Mit-

arbeiterInnen vom Land Tirol, der Wirt-schaftskammer Tirol, dem CAST Grün-dungszentrum, der StandortagenturTirol und der Universität Innsbruck –

freut sich auch in diesem Jahr auf inno-vative Einreichungen, selbstverständlichauch aus dem akademischen Umfeld.Denn in den letzten Jahren haben aka-demische Spin-os wie Airborne HydroMapping, superTEX composites oderVira Therapeutics beim Tiroler Inno-vationspreis mehr als nur deutlich mitSiegen in allen Kategorien aufgezeigt.Einreichfrist: 10. Juli.Infos & Einreichunterlagen gibt‘s unterwww.tiroler-innovationspreis.at

INNOVATIVES TIROL Für den Tiroler Innovationspreis, der seit Jahren heimische

Unternehmen für außergewöhnliche Marktauftritte auszeichnet,

hat die aktuelle Ausschreibung begonnen.

KOMMENTAR

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universität innsbruck

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8/15/2019 Forschungsmagazin der Universität Innsbruck - 01/2016

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zukunft forschung 01/1646 Fotos: OeAD-GmbH/APA-Fotoservice/Schedl (1), Samantha Franson/Leibniz Universität Hannover (1), Uni Innsbruck (2)

PREISE & AUSZEICHNUNGEN

Für die Universität Innsbruck, aberauch für Österreich ist es höchst ander Zeit, Marjorie Perlo als Per-

son zu würdigen, aber auch den Ver-lust für die heimische Wissenschaft zu

dokumentieren“, sagte Rektor TilmannMärk anlässlich der Verleihung in derAula der Universität Innsbruck. Marjo-rie Perlo ist emeritierte Professorin derStanford University und der Universityof Southern California. Sie ist eine derangesehensten Literaturwissenschaftle-rinnen der USA und kann auf eine langeund sehr erfolgreiche Karriere zurück- bli cken. Sie war die Präsidentin dergrößten internationalen literatur- und

sprachwissenschaftlichen Gesellschaft,der Modern Language Association mitmehreren hunderttausend Mitgliedern,sowie Vorsitzende der American Com-parative Literature Association. Ihre

Buchpublikationen zählen zu den ein-ussreichsten des Faches und die Listeihrer wissenschaftlichen Aufsätze isteindrucksvoll. Marjorie Perlo forschtenicht nur zu amerikanischen Dichterndes 20. und 21. Jahrhunderts, sondernpublizierte auch zahlreiche Arbeiten zurGeschichte der österreichischen Litera-tur der Zwischenkriegszeit. Über ihreFlucht aus Wien verfasste Marjorie Per-lo eine Autobiograe.

Marjorie Perlo wurde 1931 in Wienals Gabriele Mintz geboren. Sie stammt

aus der säkularisierten jüdischen Fami-lie Mintz, die 1938 zunächst über Inns- bruck in die Schweiz und dann weiter indie USA üchtete. Dort studierte sie inNew York und Washington und heirate-te 1953 den Mediziner Joseph K. Perlo.Später war Marjorie Perlo Professorinan der University of Maryland, der Uni-versity of Southern California und derStanford University, bis sie 2001 emeri-tierte.

Mit Innsbruck und Tirol verbindetPerloff auch eine Erinnerung an ihre

Flucht als Kind – unter anderem darü- ber hat sie in ihrem Festvortrag „Rück -kehr nach Innsbruck“ anlässlich derVerleihung des Ehrendoktorats gespro-chen. Sie berichtete dabei nicht von denSchrecken der Lager, sondern von kul-turellen Übergängen. Sie schildert, wievor den Nazis in die USA geohene Ein-wanderer sich der Kultur ihres Gast-landes stellten oder verweigerten, undsie gewährt wertvolle Einblicke in dieunterschiedlichen Denkweisen der Al-ten und der Neuen Welt.

HERBERT-WALTHER-PREIS

Für seine bahnbre-

chenden Forschun-

gen auf dem Gebiet

der Quantenphysik

erhielt Peter Zoller 

im März den mit5.000 Euro dotierten

Herbert-Walther-

Preis 2016. Die von

der Optical Society of America und der

Deutschen Physikalischen Gesellschaft

vergebene deutsch-amerikanische Aus-

zeichnung für herausragende Beiträge

zur Quantenoptik und Atomphysik wurde

ihm im Rahmen der Frühjahrstagung der

Deutschen Physikalischen Gesellschaft in

Hannover überreicht.

ENTWICKLUNGSFORSCHUNGDer mit 2.000 Euro

dotierte Österrei-

chische Nachwuchs-

preis für Entwick-

lungsforschung

2015 ging an Robert

Hafner vom Institut

für Geographie. Sein

wissenschaftlicher

Schwerpunkt liegt im Bereich der Stadt-

und Regionalforschung, ausgezeichnet

wurde er für seine Monografie „Handlung

– Macht – Raum: Urbane Materialsamm-ler-Kooperativen und ihre Livelihoods-

Strategien in Buenos Aires“ .

ERIKA-CREMER-FÖRDERUNG

Am internationalen Frauentag wurden die

Erika-Cremer-Förderungen der Uni Inns-

bruck an drei Wissenschaftlerinnen verge-

ben: Sonja Koroliov (Institut für Slawistik,

li.), Noelia Bueno-Gómez (Institut für Philo-

sophie, re.) und Maria Bertel (Institut für Öf-

fentliches Recht, Staats- und Verwaltungs-

lehre). Das Förderprogramm unterstützt

hervorragend qualifizierte Forscherinnen

aller Fachdisziplinen, die eine Habilitation

anstreben und ist nach der Innsbrucker

Chemikerin Erika Cremer benannt.

EHRENDOKTORAT FÜRMARJORIE PERLOFF

Die emeritierte Professorin der Stanford University gehört zuden bekanntesten Literaturwissenschaftlerinnen der Gegenwart.

Für ihr Schaffen verlieh ihr nun die Universität Innsbruck dieEhrendoktorwürde der Philosophie.

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zukunft forschung 01/16 47Fotos: Annick Noll (1), privat (2), Schulamt des Fürstentums Liechtenstein (1)

PREISE & AUSZEICHNUNGEN

LIECHTENSTEIN-PREISIm April wurde der Preis des Fürstentums Liechtenstein für

wissenschaftliche Forschung an den Innsbrucker Unis vergeben.

Der Preis des Fürstentums Liech-tenstein zählt zu den renommier-testen Auszeichnungen für wis-

senschaftliche Forschung an der Univer-sität Innsbruck und der MedizinischenUniversität Innsbruck und wird seit 1983 jährlich verliehen. In ihrer Rede betonteAurelia Frick, Liechtensteins Ministerinfür Äußeres, Bildung und Kultur: „Derheute in diesem feierlichen Rahmen

verliehene Preis ist eine wichtige Wür-digung der Forschungsleistungen, istaber auch Ausdruck unserer traditionellengen Zusammenarbeit, die jedes Jahrin Erinnerung gerufen wird und für dasFürstentum Liechtenstein sehr wichtigist.“ Vizerektorin Sabine Schindler hobebenfalls die seit vielen Jahren bestehen-de, hervorragende Zusammenarbeit mitdem Fürstentum Liechtenstein hervor.

Die Pharmazeutin Irene Pereira deSousa (im Bild rechts) vom Institut fürPharmazie erhielt die Auszeichnung für

ihre Arbeit zu oralen Verabreichungs-formen als Alternativen zur Spritze beider Gabe von Biopharmazeutika: Diesemüssen bisher nämlich fast ausschließ-lich mit einer Injektion verabreicht wer-den. Dieser Applikationsweg hat aller-dings mehrere Nachteile, dazu gehören beispielsweise allergische Reaktionenund Schmerzen. Daraus ergibt sich einestarke Nachfrage an der Entwicklungvon oralen Verabreichungsformen. Inden nun prämierten Arbeiten wurdendazu zwei richtungsweisende Strate-

gien präsentiert: Die entwickelten Platt-formen bieten zahlreiche neue Möglich-keiten, injektionspflichtige makromo-lekulare Wirkstoffe zu nicht-invasivenMedikamenten zu konvertieren.

Die Psychologin Manuela Gander (imBild Mitte) beschäftigt sich mit Bindung bei Jugendlichen. In ihrer ersten Arbeit befasst sich Gander mit den physiolo-gischen Aspekten, die bei der Aktivie-

rung des Bindungssystems eine Rollespielen. Dazu zählen beispielsweise ei-ne erhöhte Herzrate und Hautleitfähig-keit, aber auch der Anstieg des Stress-hormons Cortisol. Gander untersuchtzudem, inwiefern sich diese physiolo-gischen Parameter in den verschiedenenBindungsmustern voneinander unter-scheiden. Der zweite Artikel von Gan-der behandelt die Rolle der Bindung bei jugendlichen Patienten und Patientinnenmit einer Essstörung – eine Erkrankung,die sich hauptsächlich im Jugendalter

manifestiert und häufig mit einer ein-geschränkten Autonomieentwicklungeinhergeht. Bislang fehlt es noch an fun-dierten Studien, wie sich frühkindlicheBindungserfahrungen auf den Verlaufdieser Erkrankung sowie auf den thera-peutischen Erfolg auswirken.

Ebenfalls geehrt wurde Mihaela Ange-lova (im Bild links) von der Medizi-nischen Universität Innsbruck für ihreumfassende Analyse immunologischerAspekte von verschiedenen Darmkrebs-Arten.

 ALPINE FORSCHUNG

Benjamin Dietre 

vom Institut für

Botanik erhielt den

mit 5.000 Schweizer

Franken dotierten

ProMontes-Preis derSchweizerischen

Stiftung für Alpine

Forschung. Mit sei-

ner Forschungsarbeit über den Einfluss der

Weidewirtschaft auf die Biodiversität der

alpinen Landschaften des Unterengadins

während der letzten 10.000 Jahre hat

Benjamin Dietre eine überaus detailreiche

Betrachtung der Entstehung der alpinen

Offenlandbiotope im Gefolge der suk-

zessiven Verbreitung der Viehhaltung auf

Naturweiden erarbeitet.

CARL-ZEISS-PREIS

Robert Keil aus dem

Team von Quan-

tenphysiker Gregor

Weihs erhielt den

Carl Zeiss Award for

Young Researchers.

Er wurde für den

Bau eines optischen

Simulators ausge-

zeichnet, mit dem er ein Problem aus der

Festkörperphysik untersuchte, das bislang

noch nicht umfassend experimentellerforscht werden konnte. Der Ernst-Abbe-

Fonds vergab heuer erstmals drei dieser

Auszeichnungen, die mit jeweils 7.000

Euro dotiert sind.

PROMOTIONSSTIPENDIUM 

Markus Domeier,

Doktorand an der

Fakultät für Psycho-

logie und Sportwis-

senschaften, erhielt

kürzlich ein Promo-

tionsstipendium derStudienstiftung des

deutschen Volkes. In

seiner Dissertation wirft er einen präzisen

Blick auf reale Entscheidungen und analy-

siert, wie im Entscheidungsprozess Fehler

entstehen können. Dabei spielen kognitive

Verzerrungen, also auf unser Denken und

Handeln unbewusst einwirkende Effekte,

eine wichtige Rolle. Sie treten vor allem

in komplexen Entscheidungssituationen,

wenn der Entscheider überfordert oder

verunsichert ist, auf.

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zukunft forschung 01/1648 Foto: Uni Innsbruck

ZWISCHENSTOPP INNSBRUCK

WEST-ÖSTLICHER AUSTAUSCHYoung-Ae Chon gehört zu den angesehensten Germanistinnen Ostasiens.

Die Professorin für deutsche Literatur an der Seoul National University forschteheuer am Institut für Sprachen und Literaturen in Innsbruck.

Es war für mich wunderbar, abseitsmeines üblichen Arbeitsplatzesin Ruhe forschen zu dürfen“,

schwärmt Young-Ae Chon. Die Süd-koreanerin verbrachte im Winter zweiMonate als Gastprofessorin an der Uni-versität Innsbruck. „Ich habe in dieserZeit wirklich viel geschafft“, sagt dieGermanistin. Die Trägerin der GoldenenGoethe-Medaille übersetzte vor KurzemGoethes Faust für eine koreanische Ge-samtausgabe neu, die erste Fassung hatsie in Innsbruck korrigiert. „Mit Sebastian

Donat habe ich hier im Fachbereich Ver-gleichende Literaturwissenschaft einenausgewiesenen Experten als Gastgeber,dessen Rat ich überaus schätze“, sagtChon. Warum sie das schon oft übersetzteWerk neu bearbeitete, hat Chon in Inns- bruck in einem Vortrag erläutert: „Bei derNeuübersetzung geht es um einen Plan,der drei, vier Jahrzehnte gereift ist, wäh-rend ich das Buch bis zum Abreißen sei-ner Bindung gelesen habe. Ich vermissein den bestehenden Übersetzungen vorallem die Reimsprache.“ Neben Goethe

übersetzte Chon unter anderem schonKafka, Rilke und Celan und veröentli-chte mehrere Lyrikbände.

Partnerschaft vertieftDie Germanistin ist im deutschspra-chigen Raum sehr gut vernetzt und war bereits mehrmals in Innsbruck. Durchihren aktuellen Gastaufenthalt wurden

auch die Beziehungen zwischen derUniversität Innsbruck und der SeoulNational University weiter vertieft. Einwährend ihres Besuches unterzeichneterPartnerschaftsvertrag zwischen den geis-teswissenschaftlichen Fakultäten beiderUniversitäten soll den akademischenAustausch weiter intensivieren.

„Ich habe in Innsbruck in kurzer Zeitsehr viele nette Kolleginnen und Kolle-gen kennengelernt“, erzählt die Germa-nistin, „und fühle mich schon wie zuHause.“ Besonders schätzt Chon die Of-

fenheit am Institut, wo auch über die en-gen Grenzen hinausgedacht werde. „Mankümmert sich hier auch um das litera-rische Geschehen am Rande“, sagtYoung-Ae Chon, etwas das neben derBeschäftigung mit den großen Vertreternder deutschen Literatur auch ihre Arbeitimmer wieder prägte. Die Erlebnisse inInnsbruck teilte die Südkoreanerin auchmit der Öentlichkeit in ihrer Heimat: Sie berichtete in einer Zeitungskolumne re-gelmäßig über ihren Aufenthalt in Öster-reich. cf

 YOUNG-AE CHON, geb. 1951, ist

Lyrikerin und Professorin für deut-

sche Literatur an der Seoul NationalUniversity mit dem Spezialgebiet Lyrik.

Sie studierte in Seoul und promovierte

über Paul Celan. Sie war unter anderem

Leiterin der deutschen Abteilung der

Seoul National University und Vizeprä-

sidentin der koreanischen Gesellschaft

für Komparatistik. Sie war Präsidentin

der koreanischen Goethe-Gesellschaft.

Neben Fachbüchern auf Koreanisch

und Deutsch sowie Übersetzungen

erschienen von ihr mehrere, teilweise im

Deutschen geschriebene Lyrikbände.

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zukunft forschung 01/16 49Fotos: J. Craig Venter Institute(1), Christian Tagwerker (2)

SPRUNGBRETT INNSBRUCK

DESIGNER ZELLESüdkalifornien wurde zur neuen Heimat von Christian Tagwerker,

der nach dem Doktoratsstudium in Innsbruck seine wissenschaftlichenZiele dort weiter verfolgt. Die Arbeit an einer synthetischen Zellewar eine seiner Kernaufgaben.

B

egonnen hat Christian Tagwerker einStudium der Medizin, bevor er sich in

die Mikrobiologie mit dem Schwer-punkt Biochemie vertiefte: „Seit den 70er Jah-ren haben sich die Methoden und Verfahrender Molekularbiologie dermaßen verändert,dass sie heute ganz neue Einsichten bietet, diemein ‚Forscher-Herz’ höher schlagen lassen.Vor allem die Zellbiologie an sich sowie dieDNA-, RNA- und Protein-Analysen fesseltenmich schon während des Studiums. In den90er Jahren hat man sehr viel über den ‚Blue-print’ verschiedener Organismen erfahren“,spricht Tagwerker von seinem anfänglichenInteresse für das Fach. Der Wissenschaftler

genoss es, in Innsbruck eine besonders breiteAusbildung zu erhalten, und erzählt von demZufall, seine Diplomarbeit – in Zusammenar- beit mit Peter Kaiser in Irvine in Kalifornien– im Bereich Hefebiologie und Zellzyklusschreiben zu dürfen: „Nach Abschluss meinesStudiums wurde ich als Doktorand im BereichZellzyklus und Ubiquitinierung zu weiterenForschungen nach Kalifornien eingeladen. Zu-dem erhielt ich ein DOC-Stipendium der Ös-terreichischen Akademie der Wissenschaften.“

Nach einiger Zeit an der UC Irvine wechsel-te Tagwerker an das J. Craig Venter Institut in

San Diego, wo er für vier Jahre im Bereich derSynthetischen Biologie mit renommierten For-

scherinnen und Forschern zusammenarbeite-te. „Das waren aufregende Jahre, in denen ichgemeinsam mit anderen Wissenschaftlerinnenund Wissenschaftlern der Synthetic BiologyGroup zur ‚Synthetischen Zelle’ beitragenkonnte“, so Tagwerker.

Synthetische ZelleDas Team hat es geschat, eine am Computerentworfene Zelle im Labor zum Leben zu er-wecken. Dabei wurde ein künstliches Genomin ein Bakterium eingepanzt – mit dem Er-gebnis der ersten synthetischen Zelle. „Meine

Aufgabe bestand hauptsächlich in der Klonie-rung verschiedener Organismen sowie derenDNA-Sequenzierung. Diese Methode nutzeich nun auch in der Privatindustrie, um in kli-nischen Tests die individuelle Dosierung vonMedikamenten zu untersuchen. Die Ära der‚Personalized Medicine’ hat sehr vielverspre-chende Aussichten“, erklärt Tagwerker. Anseine Ausbildung an der Uni Innsbruck denktder erfolgreiche Wissenschaftler gerne zurückund erinnert sich an diverse Vorlesungen so-wie zahlreiche Exkursionen, die der Aus-gangspunkt für sein Interesse waren.  dp

CHRISTIAN TAGWERKER

schloss das Doktoratsstudium

der Mikrobiologie an der UniInnsbruck ab. Schon während

seiner Studienzeit absolvierte

er Studienaufenthalte in

Amerika, an der UC Irvine in

Kalifornien, bevor er nach

seinem Abschluss an das Craig

Venter Institut in San Diego

wechselte. Seit zwölf Jahren

ist Südkalifornien nun seine

zweite Heimat, jedoch bleibt

er weiterhin Innsbruck und der

Universität verbunden.

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zukunft forschung 01/1650 Foto: Andreas FriedleFoto: Andreas Friedle

ESSAY

LIEBESERKLÄRUNGMIT WARNHINWEIS

Wolfgang Palaver über das digitale Daten-Universum, das denGeisteswissenschaften neue Welten eröffnet.

Digital Natives heißen die jungen Men-schen, die mit den modernen elektro-nischen Medien aufgewachsen sind.

„Däumlinge“ nennt sie der 1930 geborenefranzösische Philosoph Michel Serres, derihnen 2012 mit seinem Buch „Erndet euchneu!“ gleich eine „Liebeserklärung“ widme-te. Trotz seines Alters jammert Serres nicht

über den Einbruch der digitalen Medien indie Hörsäle und Forschungszentren der Uni-versitäten, sondern erkennt ihre Chance. MitMontaigne glaubt er, dass ein gebildeter bes-ser als ein voller Kopf sei. Es mache wenigSinn, Texte auswendig zu kennen oder sichden Platz von Büchern im Regal zu merken,wenn Suchmaschinen uns von dieser Aufga- be befreien und so Platz für das Nachdenkenschaen. Serres, der als Naturwissenschaft-ler zur Philosophie wechselte, engagiert sichseit Jahren für eine verstärkte Verbindungzwischen Natur- und Geisteswissenschaften

und beurteilt auch aus diesem Grund dieneuen Medien positiv. Statt fein säuberlichgetrennter Fachdisziplinen plädiert er fürwissenschaftliche Labyrinthe: „Bringen wirdie Departmentalisierung der Wissenschaf-ten durcheinander, platzieren wir den Fach- bereich für Physik neben der Philosophie, set-zen wir den Linguisten die Mathematiker vordie Nase.“ Nur in einer solchen Atmosphäregedeihe die Erndung.

Die Digital Humanities, also der gezielteEinsatz der Informationstechnologien in den

Kultur- und Geisteswissenschaften, gehörenin diese von Serres gewünschte Vermischungder Disziplinen und Methoden. Begrie, Me-taphern und inhaltliche Blöcke lassen sich ingroßen Textkörpern oder über ganze litera-rische Epochen mittels computergestützterVerfahren ermitteln und eröffnen so neueEinsichten. Literarische Werke lassen sich bei-spielsweise rasch im Blick auf verschiedeneEmotionen und ihre Verbindungen zu un-terschiedlichen Örtlichkeiten in einer Groß-stadt wie London untersuchen. Am StanfordLiterary Lab wurde ein solches Projekt für

das Viktorianische London durchgeführt.Die elektronische Edition von gesammeltenWerken, Nachlässen und Briefsammlungenermöglicht das rasche Durchsuchen nach be-stimmten Inhalten, vereinfacht die Verknüp-fung mit audiovisuellen Materialien, erleich-tert das Verlinken mit verwandten Projektenund wird für interessierte Forscherinnen und

Forscher weltweit zugänglich. ElektronischeArchive von Büchern, Zeitschriften undZeitungen laden zu forschungsgeleitetenAnalysen ein, die bisher nur mit sehr vielMühe oder gar nicht vorgenommen werdenkonnten. Ein Innsbrucker Projekt zur Erken-nung von Plagiaten lässt sich beispielswei-se auch dazu einsetzen, anhand gramma-tischer Strukturen verschiedene Autoren inliterarischen Werken oder auch in biblischenSchriften voneinander zu unterscheiden. InKunstgeschichte oder Archäologie ermöglichtdie Digitalisierung die virtuelle Rekonstruk-

tion von nie realisierten, zerstörten oder nursehr schwer zugänglichen Kunstobjekten,um sie genauer untersuchen zu können. DieDigital Humanities verdienen eine Liebeser-klärung.

Doch alle Euphorie darf nicht dazu führen,die Probleme der neuen digitalen Welt zuübersehen. Bleiben wir beim gebildeten Kopf,der nach Serres anstelle des gefüllten Kopfestreten soll. Gibt es nicht auch die Gefahr desHohlkopfs? Was passiert, wenn die schierunendlichen Möglichkeiten des Internets uns

der Fähigkeit berauben, Texte genau und auf-merksam zu lesen, oder die Bildung verlorengeht, die erst das digitale Daten-Universumin eine Fundgrube verwandelt? Wie bliebenwir fähig, „Perlen“ im digitalen „Misthaufen“(J. Weizenbaum) zu erkennen? In dieser Hin-sicht wächst sogar die Bedeutung geisteswis-senschaftlicher Standards, die nicht einfachdigital ersetzt werden können. Es darf nichtübersehen werden, dass Michel Serres bereitssechzig Jahre alt und ein etablierter Wissen-schaftler war, als die digitalen Medien dieWelt zu erobern begannen.

WOLFGANG PALAVER

wurde 1958 in Zell am Ziller

geboren. Er studierte Katho-

lische Religionspädagogik,Germanistik und Politikwis-

senschaften an der Univer-

sität Innsbruck. Seit 2002 ist

er Professor für Christliche

Gesellschaftslehre und seit

2013 Dekan der Katholisch-

Theologischen Fakultät. Er ist

Mitglied des Forschungszen-

trums Digital Humanities und

bietet seit 2004 ethische Lehr-

veranstaltungen am Institut für

Informatik an.

 „Was passiert, wenndie schier unendlichenMöglichkeiten desInternets uns derFähigkeit berauben,Texte genau undaufmerksam zu lesen,

oder die Bildungverloren geht, die erstdas digitaleDaten-Universum ineine Fundgrubeverwandelt?“

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