Gasschutz Und Luftschutz 1935 Nr.6 Juni

download Gasschutz Und Luftschutz 1935 Nr.6 Juni

of 28

description

Gasschutz Und Luftschutz 1935 Nr.6 Juni

Transcript of Gasschutz Und Luftschutz 1935 Nr.6 Juni

  • NR. 6 5. J A H R GANG

    BERLIN, IM JUNI 1935

    ZEITSCHRIFT FR DAS GESAMTE GEBIET DES GAS-UND LUFTSCHUTZES DER ZIVILBEVLKERUNG MITTEILUNGSBLATT AMTLICHER NACHRICHTEN

    ."

    Uber den Luftschutz der Museen und Geschichtsdenkmler Prof. Dr. K m m e I, Generaldirektor der Staatlichen Museen, Berlin

    Durch die Zeitungen ging krzlich dic ach , richt, da die amerikanischen Staaten eine Ver' einbarung ber den Schutz der Museen und der historischen Baudenkmler abgeschlossen htten. Damit ist eine sehr \\'iehtigc Frage zum ersten ;\iale behandelt worden, die fr Europa ein sehr viel crnsteres Problem darstellt als fr Amerika. Die Ncue Welt ist an geschichtlichen Denkmlern nicht gerade reich, und nur die Vcrcinigten Staa, tcn besitzen Muscen \"on mehr als lokaler Be, deutung. Diese aber liegen geographisch so gn'

    stig. da sie unter den heutigen Verhltnissen selbst dann nichts zu befrcht.en htten, wenn die Luftstrcitkrfte der Vereinigten Staaten denen anderer M.chte weniger berlegen wren, als sie es tatschlich sind. Praktisch sind daher weder Museen noch historische Baudenkmler Amerikas ernstlich bed roht.

    Fr Europa liegen die Dinge vllig anders. Die europischen Lnder besitzen Baudenkmler und .\\useen \'on einer Zahl und Bedeutunl:!. da Ame, rika daneben berhaupt nicht genal1nt werden

    Der Pergamon.ltar in Berlin , eines der wertvollsten Kulturdenkmler der Welt. phot. Treue

  • kann' ). Und alle diese Baudenkmler und ~tuseen liegen bei den vergleichsweise geringen Entfer-nungen im bequemen Bereiche feindlicher Luft-angriffe. Trotzdem ist meines Wissens noch nie. mals versucht worden , sich ber diese Gefah. ren klar zu werden, geschweige denn, M.ittel zu finden, wie sie abgewehrt werden knnten.

    Dabei liegt hier der seltene Fall vor, da eigent-liche Interessengegenstze nh'gends bestehen. Die Zerstrung von industriellen Anlagen aller Art, mgen sie noch so wenig kriegeruschen Charakter tragen, sowie Angriiffe auf ,die Zivilbevlkerung, auch die harmloseste, knnten schliel~ch mit Zweckmigkeitsgriinden verteidigt werden, denn jede Industrie, jeder Angehrige eines Staates ist ein T eil seiner Kampfkraft. Demgegenber wird selbst im erbittertsten Vlkerringen keinem Menschen daran liegen, einen historischen Bau oder ein Museum zu vernichten. Sie bedeuten fr die Kampfkraft nichts, wenn sie nicht zu kriege. rischen Zwecken ITllibraucht werden, und wer sie schdigt, schdigt sich selbst. Not re Dame und der Louvre in Paris, Westminster Abtei und Bri. tish Museum in London, St. Marcus in Venedig und die Brera in Mailand, ,das Freiburger Mnster und die Droodener Gemldegalerie sind dem deut. schen, englischen, franzsischen und italienischen Flieger gleich ehrwr.dig und unantastbar. Kein englischer Flieger wird daran denken, den Per,ga-monaltar in Berlin, kein deutscher, die Elgin Marbles ,in London anzugreifen oder gar gegen das eilgene Fleisch zu wten, indem er die Schp-fungen seiner eigenen Kultur in fremdem Besitz mit Bomben belegt. Ein Italiener z. B. wrde im

    Kaiser-Friedrich~Museum oder in der Dresdener Galerie die edelsten Leistungen seines eigenen Volkes vernichten, ohne zum Siege seines Volkes das geringste beizutragen.

    Trotzdem sind im heutigen Kriege vor allem die groen Museen auf das schwerste gefhrdet. Sie liegen smtlich im Herzen der Hauptstdte, nahe ,den staatlichen Nervenzentren, gegen die sich Angriffe in erster Linie richten weJ.'\den, oft in der Nhe wichtiger st rategischer Punkte. Trotz aller Vervollkommnung der Zielvorrichtungen wird die Entwicklung der Abwehrmittel die An. greifer zur ~nhaltung einer Hhe zwingen, die nur ein sehr rohes Zielen gestattet. Nehmen wir an, da alle Punkte in 2 km Entfernung vom Zielpunkte gefhrdet sind, so liegen smtliche groen Museen der Welt in der Gefahrzone. Da. bei ist ihr Inhalt mit wenigen Ausnahmen gegen Spreng., Gas- und Brandwirkung im hchsten Mae empfindlich. Und ,die Museumsgebude ge. ben bisher ihrem Inhalte nicht den geringsten Schutz. Gerade die wertvollsten Kunstwerke hn. gen und stehen berall in Oberlichtslen, deren Glasdecke auch von der leichtesten Bombe glatt durchschlagen wird. Es gehrt keine besondere

    Phantasie dazu, sich auszumalen, welche Verhee-rungen unter wertvollstem Kulturgute ,der ganzen Menschheit eine Bombe von ein paar Kilo in der Grande Galerie des Louvre anrichten knnte!

    Denn Vernichtung von Kunstwerken ist end. gltige Vernichtung. Goldvorrte sind nicht zer strbar und lassen sich leicht schtzen. W ert-papiere nchmen so geringen Raum ein, da ihre Sicherung keine besondere Schwierigkeit macht, und ihre Vernichtung bedeutet nur die Vernich. tung von Besitztiteln , nicht des Besitzes selbst. Zerstrung der anderen wirtschaftlichen Werte - von Husern, Fabriken, Bergwerken, Verkehrs' mitteln - bedeutet schwere, im Kriege vielleicht entscheidende Sch.digung. Aber Huser, Fabri ken, Bergwerke, Verkehrsmittel lassen sich wie. der herstellen. Der Ver I u s t von Ku n s t -werken dagegen ist unwiederbring -li c h. brigens wl'de schon die Teilzerstrung eines unserer groen Museen ebenso groe ma-terielle Werte vernichten wie die - praktisch kaum zu erreichende - Radikalzerstrung einer Fabrik allergrten Ausmaes.

    Wie sich die einzelnen Museen gegen diese Ge fahren schtzen wollen, werden sie selbst ent, scheiden mssen. Daneben aber wre hier, wie auf keinem anderen Gebiete, die Mglichkeit internationaler Abmachungen zum Schutze der Museen gegeben2). Sie sind gefhrdet, und niemand will sie gefhrden. Es sollte also nicht schwierig sein sich ber Schutzmanahmen zu einigen. Da' diese Manahmen bei Lage der Museen in den Zentren der kriegfhrenden Mchte vermut-lich nicht sehr wirksam wren, ist richtig, aber belanglos. Auch ,der kleinste Schritt .~u besse~er Sicherung der Museen wre zu begruen. W~e. weit historische Gebude, Bibliotheken und W1S senschaftliehe Anstalten mit einzubeziehen wren, mten die Verhandlungen ergeben. Die G~bude, die oft praktischen Zwecken dienen, dle Bibliotheken und wissenschaftlichen Anstalten knnten unter Umstnden als irudirekte Mittel der Krie.gfhrung betrachtet werden. In jede~ Falle ist die Gefahr hier nicht so gro wie bel den Museen. Die historischen Gebude lassen sich wohl beschdigen, aber nicht leicht zerstren, und der Inhalt der Bibliotheken ist weniger emp f,indlich a,ls der der Museen , und er ist not'falls auch zum guten Tei le zu ersetzen.

    1) So besitz I a ll ein Deutschl.nd rllnd 2100 ff enUich zugng liche Sammlungen. D. Sc hrift:t~ .

    2) Bis zu ein em gewi.sen Grade ha t si ch mit der Frage d"" Schutzes historischer Den.km ler di e im r ebruar 1934 vo m Frst en von Monaco einberufen e int ernati onal e Ve rsiJ. mmlung von Arzt en und Juristen bc schfti gi. Der Vorentwurf ein es " Abkomm ens b er den Schutz des menschlichen Lebens im Kriege wurd e als Anl age zum "Bull etin In' ternational d. Mcdicine milit . ire" 1934 verffentlicht. In dem be-treff end en Abs~tz IV. Artikel 5, is t l ediglich von "edificcs" (G ebu ' den) die Rede. Kun stw erk e und Kunstd enkm ler sind nicbt erwh,!t . Im br;g en drH e der ir. der Denkschrift enthaltene Vorschla ~ der .B11-

    dun~ von San i I t s - und Si c her h e i t s s t d t e n kaum emer Ve rwirklichun~ in di eser Form zug efhrt w erd en knnen . D. Schriftlt g.

    ~1II11111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111 11 1111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111 1II11111i1111111111111111111111111111 1111111111111111111111111111111111111111111111111 11111111111111111 11111111 1111 11111 1111 IIIIIIIIIIIIIII!

    I Den diesem Helle beiliegenden Prospekt befr. I /rhereJahrgnge von " GasschuiJ und Lu/lschuiJH

    empfehlen wir unserem Leserkreise zur besonderen Beachfung.

    Verlag GasscbufJ una Lu/iscbufJ G. m. b. H .

    142

  • Das Rumungsproblem im zivilen Luftschutz 1 .. Das Rumuni!sproblem in der Kriei!si!eschichte Polizeioberst a. D. Nagel, Mnchen

    Das Rumungsproblem im Weltkrieg 1914 1918. Im Weltkriege wiederholten sich alle bisher zur

    Spracho gebrachten Rumungsprobleme. Er be~ gann auf allen Fronten in den Formen des Bewe> gungskricges; es waren auf keiner Seite und auf keinem Kriegsschauplatze Vorbereitungen fr eine planmige Rumung getroffen, die ber rein militrische M,anahmen hinausgingen. Selbst in 0 s tp re u c n8), wo mit der Notwendigkeit, einen T,eil des Landes zeitweise aufzugeben, ge> rechnet werden mute, war von Rumungsvor> bereitungen im Frieden abgesehen worden. Grnde der Politik, Schwierigkeiten in der Zusammen~ arbeit ,der beteiligten hheren Reichsbehrden, die Furcht, derartige Manahmen nicht geheim> halt,en zu knnen und damit die Bevlkerung zu beunruhigen und den Kriegsplan zu verraten, stan> den den wirtschaftlichen Kriegsvorbereitungen hindernd im Wege. Sie beschrnkten sich auf: Sicherung des fr Heeresergnzung ntigen Materials und Personals aus den Grenzbezirken, Verlegung der Ersatztruppenteile vom flachen Lande in die Festungen, Vorbereitung des Ab. schubes der Bevlkerung aus den Festungen fr den Fall einer Belagerung, Zurckschaffen der Re. montedepots und Gestte in ,das Innere des Rei. ohes; ,die Regierung, die Posb, Eisenbahn. und Zollverwaltung sollten, dem ctwaigen Vordringen des Feindes cntspr,echend, zurckgezogen, die staatlichen Kassen und Akten geborgen werden. Dagegen sollten die Landrte und Ortsvorsteher auf ihren Posten ausharren und darauf hinwirken, da den Einwohnern die Kriegslasten erleichtert wrden . Ende Juli 1914 wUDde ein Aufruf zur Ab> stoung wertvoller Pferde> und Vieh bestnde, insbesondere von Zuchttieren, ins Reichsinnere erlassen; aber eJ.\ setzt; friedliche Brger wurden verhaftet, mi> handelt, erschossen, Landrte und Ortsvorsteher als Geiseln fortgeschleppt, nwesen nieder. gebrannt. In den ersten Augusttagen begann da~ her die Flucht von Einwohnern, besonders aus den ostwrtigen, spter ,auch aus den sdlichen Grenz. bezirken, und nahm bald immer greren Umfang an. Die Flchtlinge blieben in der Erwartung des Sieges zunohst hinter dem kmpfenden Heere stehen; als dieses jedoch nach der Schlacht von Gumbinnen am 20. August den .A!bmarsch antrat, setzten auch sie sich in westlicher Richtung in Bewegung, die nun auf Anordnung der Truppc in Flu gehalten werden mute, um die Strae fr die Operationen freizubekommen. Der Strom der Flchtlinge wlzte sich vOr und zw1ischen den Marschkolonnen der Truppen weiter, ri die Ein. wohner der Orte, die er berhrte, mit sich und berschwemmte bald. lawinenartig anwachsend. den sdlichen Teil des Regierungsbezirks Knigs> berg. Die P.anikstimmung wurde durch den Befehl des AOK., die Nogat.Niederung zu berschwem-men und Vieh wie Erntevorrte aus ganz Ostpreu.

    (Schlu) cn hinter die Weichsel in Sicherheit zu bringen, gesteigert. Die Abbefrderung des Viehs mute auf dem Landwege vor sich gehen, da sie auf dem Wasserwege nicht vorbereitet war und nicht rasch genug in die Wege geleit,et werden konnte. Das Vieh (etwa 300 000 Rinder) wuDde an Sammel. Dunkte bestellt und dann auf das westliche Weich. Selufer geschafft. Durch diese die Bevlkerung berraschenden Befehle wuchs die Fluchtbewe< gung ins ungemessene. Nur wenige konnten die fr Truppenbedrfnisse voll in Anspruch genom. mene Eisenbahn benutzen, die Masse, vornehm; lieh die Landbevlkerung, war auf die Straen an. gewiesen. Nur ein Geringes an Gtern und Le> bensmitteln konnte mitgenommen werden; Haus und Hof wurden im Stich gelassen, die ganze Ein. riohtung, die Ernte, eine Menge Vi~h blieben un> beauf ichtigt zurck. Auf allen Straen zogen unabsehbare Zge von Wagen, Tieren und Men. sehen, meist lteren Mnnern, Frauen und Kin. dem, der Weichsel zu und la,g.erten nachts in schon verlassenen Husern oder auf freiem Felde.

    Die Behrden bemhten sich um Ordnung und Unterbringung der Flchtlingszge, ,die meist ge. meindeweise unter Fhrung ihrer Ortsvorstnde

    marschie~ten; auch Landrte begleiteten sie und sorgten fr Verpflegung und Unterkunft auf dem Marsch. Gegenseitige Hilfsbereitschaft war ber> an vorhanden. Trotzdem war,cn Mhsdigkeiten und Entbehrungen, Not und Elend gro. Etwa 400000 Personen fanden in den westlich benach. barten Provinzen gastliche Unterkunft; etwa die< selbe Zahl von Flchtlingen blicb noch innerhalb der Grenzen Ostpreuens.

    Dio Flucht von fast einem Drittel der Bevlke> rung der Provinz verursachte auch bei den mili. trischcn Operationen verschiedene Reibungen und [-:Tindernisse. Die BahntDansporte (I. AK.) aus der Insterburger Gegend zur Tannenberger Schlacht wUl'dcn verzgert, da die Bahnlinie durch Flchtlings> und Rumungsbewegungen verstopft war. die Mrsche der Truppen trotz einsichtsvol. len Vcrhaltens der Flchtlinge aufgehalten. Nicht seltcn mute die Truppc neben der Strae mar> schieren, um vorwrts zu kommen. Die 1. Kaval> Icrie>Division war trotz dringender Lage gezwun. gen, einen weitcn Umweg zu machen, weil durch die Flchtlingsmassen in Allenstein ein Durch. kommen unmglioh war. Der Abmarsch des XVII. AK. und I. RK .. der in den Tagen vor dem 26. August die nach Westen strebenden Flcht> lingskolonnen in sdlicher Richtung kreuzte. erlitt empf.indliche Strungen und Verzgerungen.

    Nach den Siegen von Tannenberg und an den Masurischen Seen konnte ein Teil der Flchtlinge in die Heimat zurckkehren; der Rest durfte erst folgen, als im Herbst 1915 die militrische Lage grere Sicherheit bot. 465000 Pferde, 1 150000 Rinder wurden gerettet, doch gingen 135000 Pferde, 250000 Rinder und 200000 Schweine verloren. Von der Zivilbevlkerung wurden durch die Russen

    8) Rei ch.archiv. Der W.ltkrie~ 1914/18. Bd. H. S. 21911.

    143

  • 10 000 Personen nrschleppt, 1620 ge tte t, 433 ver~ wundet; ganze Stdte und viele Einzelhfe waren durch sie niedergebrannt, 34000 Gebude (cin ~ schlielich der durch die Kmpfe zerstrten) ver~ nich tet. ,\\ ehr als 100000 Famili en hatten ihre

    ~anzo I Tabe verloren. Das unntig groe Ausma Jer Flucht, die Ver~

    wirrung und Panik, die dabei ent tanden, der groe Verlust an Menschen, Tic ren und G tern zeige n die groen achteile, ,die eine nicht oder nur ungengend vorbereitete Rumllll c1 mit sich bringt. Bei planmigen, im Fri eden ge troffenen Vorber~itungen wre ein geregelter Abt ransport wesentlicher Werte, namentlich an Viehbestn~ den und Erntevorrten, mit Bahn und Schiff und auf der Strae mglich g wesen. Ein rechtzeitiger Abschub Jer im wehrpflichtigen A lter stehenden nnnlichen Bevlkerung htte sich auch ohne gr~ cre Frie,densvorbereitungen durchfhren lassen.

    ~a eine lnger dauernde A ufgabe des Gebietes I11cht beabsichtigt war, h tte man versuch en ms< sen, die Flucht der ortsansssigen Einwohn er mg~ Iichst einzuschrnken. Mit ihrem Abzuge wurde alles Zurckgelassene herrenloses G ut. Die Auf< gabe, die Fli.ichtlinge zu verteilen, unterzubr:ngen und zu verp fl egen, h at die Verwaltung vlli c1 ber< rascht. ' Die Flucht wre wohl kaum zu ;olcher G re angewachsen, wenn die Ver orgung schon de r ers ten Flchtlinge o rga nisiert gewesen wre.

    Das Gegen tck zu de r Fluchtbewegung in Ost< preuen bildet die Massenflucht in Bel g i e n im Sommer und Herbst 19149). Solange die Zahl der [IUS Belgien Abwandernden noch in die Hunderte ging, wurden sie von den Ho lI n ,d er n ohne

    ~nt~.e lt aufgen.ommen und in de r Provinz Limburg 111 Etn belqua rheren untergebracht. Bei dem Vor~ I.uarsch c;ler D eutschen gegen Antwerpen wuchs Jedoch dIese Zahl bald in die Tausende. Es mu< ten die b enachbarten Provinzen Brabant und Z ee< land zur Unterbringung herangezogen werden. ffentliche Gebude wurden fr '\assenquartiere zur Verfgung ges tellt. Die zahlreichen Hilfskom< missionen, die sich zur Untersttzung der Flchb linge gebildet hatten, wurden einer Z entralstell e

    (~ommission Centmle de I'Etat) unterstellt, die BIldung von Spezial< und Lokal

  • aus Flandern. di e die letztcn Trams, \ Vagen der elcktrischen Ostendebahn, sowie berfllte Eisen. bahnzge nach Fournes brachten, vermehrten den Strom der Flchtlinge, die s-ich auf den du rch den Regen aufgeweichten Straen mhsam mit ihrem Gepck fortbewegten. Dnkirehen war rasch bep belegt, Calais, Boulogne und andere Kstenorte waren bereits \'on fran zsischen Flchtlingen be. se tzt. Man brachte daher die Belaier in entfernter ge legene Stdte der Normandie, 'Br,etagne und du l\ \idi und ve rtei lte sie schli elich auf das ganze unbese tzte frankreich. Die l\ l nner wurden in Munitionsfabriken und ande ren Kriegsbetrieben ode r als Landhelfer \" ef\vendet. Eine besondere Schwierigkeit veru rsachte d ie Versorgung der Kin. der: Ein Teil wurde in die Schweiz geschi ckt; etwa 10 000 Kinder von 3 bi s 16 Jahren wurden in Krankenhuse rn von Paris und in der o rmandie, in den Hotels an der l(ste ode r 111 leeren Schlssern ge meinsam untergebracht.

    Tm ganzen soll en nahezu eine Million Belgier ihr Land verlass-en und Zuflucht in Holland und Frankreich, zum Teil auch in England gesucht haben. Die Behrden lind die Pr,esse in Belgien trafen keinerlei Manahmen, diese unsinnige und zum grten Teile unn tige Flucht zu verhindern, zu ve rringe rn oder wenigstens in geo r,dnete Bahnen zu lenken. Tm Frieden war nicht das gerin gs te vorbereitet wor,den. Di c Presse peitschte durch ihre Lgen und Creue!. mrch en Furcht und Panik auf, statt sie zu mil . dem. Belgien hatte das Glck, da sich di e ach ~ barvlker, inshesondere das neutral c Holland, in grozgi ge r W eises-eincr Flchtlinge annahm en und dabei finan ziell ,durch fast die ganze Welt unters ttzt wurden. Trotz,dcm haben auch hier Panik und mangelnde Organisation auerordent, lieh e Leiden fr die BevIkerung gebracht.

    Der deutsche Vormarsch in No r d fra n k , re ich fand dic meisten Schlsser und Huser der wohlhabend en Kreise, aber auch viele Wohnungen von Arbeitern usw. gcrumt; die Besitzer waren dem Rckzug ihres H eeres vorausgeeilt ode r ge' folgt. Als di e Deutsch en s ich Paris nherten, mehr. ten sich di e Flchtlingc. die in dies-er Stadt sich einfanden; die franzsisch e Regierun g floh am 2. September nach Bordeaux ; die etwas voreilige V erlegung der Regierung hatte Nachteile zur Folge, auf die hier nicht nh er eingegangen wer' den kann .

    D er Fes tun g s kr i e g spi elte im Weltkrieg nicht ,dieselbe Rolle wie in frh eren Zeiten. Die meisten Fes tungen in Belgien, Frankreich und Ruland sind, soweit sie angegriffen wurden, durch kurzdauernde gewaltsam e Angriffe oder Be' schieungen genommen worden; andere bildeten Teile der allg.cmeinen befes tigten Front und unter' lagen denselben Verhltnissen wie dies,e. Es soll daher hier nur die Verteidigung ,der Festung Pr z e m ys I erwhnt werden.

    Tm Gegensatz zu Antwerpen hatte der ster' reichische Fes tungskommandant K u s man e c vor der ersten und zweiten Belage rung die Zivilbe, vlkerun g wi ederholt au fgeford ert, abzu reisen ").

    Tur die Angehrigen des H eeres und des Roten Kreuzes sowie Geschftsleute mit offenen Lden und Gast, und Kaffeehausbesize r sollten bleiben. W enn auch nicht alle Einwohner diesen Aufforde. rungen nachkamen, so wurd e die Zahl der N icht, kmpfer durch freiwilli ge Abwanderung doch stark herabgesetzt ; Personen, die sich nicht auf drei ,\\ onatc \" c rprovi anti eren konnten , wurden behrdlich ah ilesehohcn. Flchtlinge aus der wei ,

    te ren Llmgebung der Festung wurden ",eiterge, leitet, ohne ln geren Aufenthalt nehm en zu dr' fen. Die festung hat sich lange gehalten und wurde erst nach der zweiten Belagerung durch Hu nger und .\\unitionsmangel zur bergabe ge, zwungen.

    Ganz neue Verhltn isse fr das Rumungspro' blem brachte der S tell u n g s k r i e g mit sich. Als die Fronten erstarrten, waren zunchst nur die Zivilpersonen aus der vordersten Kampflinie zu entfernen, soweit sie sich noch nicht selbs t ge' rettet hatten. Bald stellte sich jedoch heraus, da auch die Orte hinter der vord eren Linie mehr und mehr durch die feindlichen Maschinengewehre, durch A rtillerie und Flieger, sp ter auch durch Gasangriffe gefhrdet waren. Auch bentigte die Truppe die wenigen unversehrt gebliehenen Hu. ser zur Unterb ringung \"on Mannschaften und Pferden. Dio Bewohner ,de r in Frage kommenden O rte'") wurden elaher in weiter rckwrts gelegene oder in das Etappengebiet abgeschoben. Beweg, liehe G ter konnten natrlich nur 111 beschrnk, tem Umfange mitgenommen wer.den. Kriegsver. wendungsfhige Mnner, die vor der feindlichen Besetzung eies Landes nicht in Sicherheit gebracht worden waren, fhrte der Feind als Kriegsgefan, gene ",eg. Kriegswichtiges Material, wie Messing, Kupfer, Schrott u. a., sammelte man und schaffte es ebenso wie Kohlen der in Betrieb erhaltenen Zechen, Maschinen und WeDkzeuge in .das Heimat, gebie t zurck. Lebensmittel und Futter wurden von der Truppe verwendet oder in der Etappe aufgespeichert. Soweit sich die Mglichkeit dazu bot, wurden - wenigstens von den (lcutsehen Truppen - auch Kuns twerke geborgen und der Obhut einh eimi scher Behrd en des Hinterlandes i.ibergeben.

    Di.e Rumungen an der d e u t sch e n Front ord, neto das betreffende A. O. K . an; sie erfolgt en in der 'Weise, da elen Einwohn ern die Zeit des Ab, transportes bekanntgegeben wu rd e; diese r er, folgte meist ab ends geschlossen zu Fu oder auf Wagen, ,die von der Truppe b erei tgeste llt wur, den. Die Verteilung der Flchtlinge regelte die E tappenverwaltung; fr ihre Un terbrin gung und Verpflegung sorgten die Ortskomm anda nturen im Verein mit den Ortsbehrden. D en Fra n z 0 sen stand zur U nterbrin gung der Bevlkerung, die aus dem nicht vom Feinde b esetzten Gebiete freiwillig abwanderte oder ~anl!swei se abge' schoben wur,de, das gesamte Hinterland zur Ver' f'gung; Leb ensmittel hatte das Land im Ober. flu ; U nterbringunl! und Verpflegung fie len des. halb nicht schwe r, nur die lan ge Dauer der Ru ' mung brachte Mistnde und MiheIHgkeiten.

    Die dichte Belegung von Orten hinter der deut, sehen K ampflini e durch die Flchtlinge erschwerte die U nterbringung von durchmarschierenden Truppen ode r bei Truppenanhufungcn hinter Brennpunkten der Front. .Jede Verlegung der I"ront ode r VOn Frontteilcn nach rckwrts ver, ursachte eine Vermehrung der unterzubring.cnden Flchtlinge. Wo das Zurckgehen planmig er. folgte, konnte auch- elie Rumun g im ~ lI gem einen ordnun gsmig durchgefhrt werden. .lc grer jedoch diese Schritte nach rckwrts im .lahre '1918 wurden und je rascher sie ei nander folgten, um so weniger kriegswichtiges Material kon nte ge. borgen werden. Auch ber di e ansssige Bevlke,

    11) M ich . e is b 11 r ~ , Tm bela~ e r!en Przem" s\. 1") Bei der rund 650 km lang . n Fr,) nt im West en hand elt e es sich,

    wenn die Rumun~stide bei Fr eund und Feind zu.&amme n mit durch~ sehnittl ie h 20 km a nge nomm en wird. um ctwa 13 000 km2 Land. da. l!e rumt w erd elI muB' e.

    145

  • rung schritt der Rckzug vielfach hinweg. Zum groen Teile hatte man jedoch bei dem schritt~ weisen Zurckgehen die Bevl'kerung aus dem Kamp~bereiche immer wieder zurckgeschafft. Da man Bedacht darauf nahm, da sie innerhalb der Grenzen ihres Landes blieb, tauten sich in den Grenzbeziflken die abgeschobenen Einwohner der~ art an, da viele Grenzorte fr die Unterkunft von Truppen nicht mehr herangezogen wer,den konnten. Es kam daher nicht selten vor, da diese neben den berfllten Ortschaften biwakieren muten. Auch die Ernhrung der Flchtlinge war bei der deutschen Verpflegungslage schwierig: durch das internationale Hilfskomitee wurden aber bald die franzsischen und belgisehen Be ~ wohner des besetzten Gebietes so reichlich mit Lebensmitteln versOflgt, da sie besser verpflegt waren als das deutsche Heer.

    Eino eigenartige Rumung zeitigten die Verhlb nisse an der maz e don i s ch e n Front. Die Ein~ wohner der in der Kampffront gelegenen Ort; schaften hielten sich tagsber in nahe gelegenen Wl,dern und Schluchten auf. Sobald es dunkel wurde, kehrten sie jedoch in ihre Huser zurck, versorgten das Vieh, kochten, aen, schliefen in ihren Wohnungen, halfen auch den Deutschen beim Lschen von Brandsttten, um am frhen Morgen wieder ihre Schlupfwinkel aufzusuchen. Eintretende Verluste wurden mit stoischer Ruhe hingenommen.

    Wenn es bei den d e u t s ehe n R c k zug s ; k m p fe n im Sptsommer und Herbst 1918 auch nicht mglich war, eine vollkommene Rumung der aufgegebenen Landstriche durchzufhren, so gelang es doch, durch den Abtransport und die Zerstrung von Hilfsmitteln, die dem Feinde dienen konnten, das Nachfolgen ,des Gegners be~ deutend zu erschweren und zu verzgern. Im Ver~ ein mit den Hindernissen und Zerstrungen, die durch die vorausgegangenen Kmpfe bereits vor< handen waren und whrend des Rokzugs noch ausgefhrt wUl'lden, bewirkte die Rumung, da die Verfolgung durch den Feind &ptestens an der Antwerpen~Maas~Stellung zu einem vorlu figen Sllstand gekommen wre. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, da das deutsche Heer sich dort noch lange htte halten und wiederherstellen knnen, wenn die innerpolitischen Verhltnisse nicht den Kriegsschlu erzwungen htten.

    Whrend die Deutschen bei ihflen Rumungs-manahmen stets bestrebt waren, Hrten gegen die Einwohner zu vermeiden, verwsteten die Ru s sen bei ihrem Rokzug aus Polen im Som-mer 1915 das Land mit groer Rcksichtslosigkeit, trotzdem es sich um eigenes Gebiet und russische Staatsbrger handelte. Einzelhfe, Drfer, ja ganze Stdte wurden niedergebrannt, Fabriken ge~ sprengt; was an Vorrten nicht mitgeschleppt werden konnte, wurde vernichtet. Zur planmi-gen Ausfhrung des Zerstrungswerkest3) waren Spreng- und Brandkommandos gebildet. Sie er. schi,enen mit Brandstreifen, Petroleum~ oder Ben~ zinspritzen und dgl. in den Drfern und zwangen die Bewohner, die Huser innerhalb weniger Stun~ den zu verlassen. Dann wur,de geplndert und an~ gezndet. Eine Unmenge von Rindern und ande-ren Haustieren wurde gettet, Getreide auf dem Halm niedergewalzt. Die Einwohner konnten nur wenig von ihrer Habe retten; sie wurden gezwun~ gen, der Truppe zu folg,en und, als sie ihr unbe-quem wurden, z. T. wieder in ihre leeren, aus-gebrannten Wohnsitze zurckgejagt. Eine Unzahl von Frauen, Kindern und alten Mnnern k,am auf

    146

    der Flucht um. Nach Erzhlung von Augenzeugen fanden die nachrckenden Deutschen Tausende von Zivilpersonen oberflchlich in Massengrbern beerdigt, weitere Tausende lagen tot, verhungert, erfroren neben ,den Straen, in den Wldern und Smpfen. Die deutschen Truppen muten die zurckgeschickten Flchtlinge verpflegen und unterbringen und hatten selbst unter dem Mangel an Verpflegung und Unterkunft zu lei,den. Der Befehl zur planmigen Rumung war zwar von den Russen nur gruppen- oder strichweise vol1-zogen wordenU ). Wo die Deutschen aber in sol-chen verwsteten Strichen vorgehen muten, machten sich die Wirkungen der Rumung uerst unangenehm fhlbar. Durch den Mangel an Kraft-futter wurde die Leistungsfhigkeit der Pferde herabgesetzt; infolgedessen versagte der Nach-schub fr Truppenbedrfnisse auf den zerstrten und versumpften Straen. Tichts konnte dem Land selbst entnommen werden. Durch das Fehlen jeglicher Unterkunft war die Truppe, besonders whrend des regnerischen Herbstwetters, groen

    trapazen ausgesetzt, war die Versorgung Er< krankter und Verwundeter in Frage gestellt. Viel-fach waren ganze Divisionen am Ende ihrer Kraft angelangt. Da trotzdem die Verfolgung auf so weite Strecken und mit solcher Tatkraft durch-gefhrt wurde, bildet ein Ruhme blatt in der Ge-schichte der deutschen Truppe.

    . Der Einflu der Luftwaffe. Die Luftwaffe hat sich erst in ,den letzten Jahren

    zu einer selb tndigen Waffe entwickelt, Kriegs-erfahrungen ber den Luftkrieg liegen daher, streng genommen, nicht vor. Im Weltkriege und in den Kolonialkriegen der letzten Jahre be. schrnkte sich der Einflu

  • durch deutsche Flieger in den j,ahrel1 1917 /18 von einer Rumung groen Stiles abgesehen, einmal wegen des moralischen Eindruoks. den sie auf die Gesamtheit der Bevlkerung ausgebt htte, dann aber auch, weil London als wichtiger Eisenbahn ~ und Straenknotenpunkt. als Indus triezentrum grter Leistun gsfhigkeit und Nahrungsmittel ~ verteil ungss tello ersten Range.s von den ntigen Arbei tskr ften nicht entblt werden ,durfte'").

    Durch die Bombenflugzeuge wurde die Tiefe der Kampfzone vergrert; es muten daher manch e Unterknfte zeitweise oder ganz gerumt werd en, die bis dahin auerhalb des Bereiches des feind~ lichen Feuers ge legen waren . Jedoch ist nur die planmige Rumung einer greren Stadt be~ kannt, die aus Luftsehutzgrl1den im Hinterlande der Front vorgenommen wunde. D n kir ehe n wurde im Jahre 191 8 wege n der hufigen deutsch en Fliegerangriffe von der Zivilbevlk erung in g ro ~ cm Umfange gerumt, der grte Teil der Werb s ttten und Kauflden wurde geschlossen, die Nachtarbeit in den Docks eingestellt. der Hafen in guten Flu gnchten von Schiffen freigemacht. das zent rale Flugdepot auer Ttigke it gosetzt'O) .

    Hat die Luftwaffe im Weltkriege auch noch keine neuen Gesichtspunkte fr die Rumungs~ fra ge geb racht. so ist bei dem ungeheuren Auf~ schwung, den diese 'vVaffe seitdem genommen hat. und bei der neuen Auffassung vom Luftkrieg, die sich hi eraus entwickelte, die Gefahr fr die Zivil ~ bevlkerung in dichten Siedlungen. besonders in Grostdte~l, ga nz auerordentli ch gewachsen. Die Luftwaffe ist bereits heute nicht nur im stand e,

    wesentlich grere Z ers t rungen als im Weltkrieg auszufhren, sonde rn sie hat auch das Kriegs-gebiet auf Orte weit hinter der Front erweHert; in Lndern mit groer Luftgerfhrdung, wie Deutschland, gibt es keine Stadt mehr, die durch feindliche Luftangriffe nicht erreicht werden knnte. Damit hat auch das RumungsprobJ em an Bedeutung gewonnen und darf von keiner gre-ren Stadt bersehen werden.

    Die E rfahrungen ber das Rumun gsproblem in der Kri egsgeschichte lassen sich ,dahin zusam men-fassen, da Flucht und Abwanderung aus der Ge-fahrenzone immer wied er stattfinden und da auch eine zwangsweise Rumung sich hufig als Kriegsmanahme notwendig erweist. Andererseits darf eine Rumung nur dann und in einem Um. fan ge erfolgen, da damit die Interessen der Kriegfhrung gewahrt bleiben. Haupterfordernis bei jeder Art von Rumung ist die Aufrechterhai. tung von Ruhe und Ordnung, die Verhinderung jeglicher Panik. Die Rumung hngt von der ver-f f.!baren Zeit ab und ist in erster Linie ein Ver. kehrsproblem, danach ein solches der Unterbrin. gung und Verpflegung. Daran schlieen sneh Ma-nahmen des Sanitts. und Sieherhe,itsdienstes und eine Reihe anderer Probleme an, wie die Ver. so rgung und der Unterricht der Kinder, AusbiI. dung. Beschftigung der Flchtlin ge und wirt-sehaftliohe Fragen. Mangelnde Vorbereitung und ungengende Organisation vermehren in hohem Mae die Schwierigkeiten und auch die H rten gegenber der Bevlkerung und knn en zu seh wersten Sch~iden f r sie fh ren .

    Die "Fachtrupps (Kanalisation)" zivilen Luftschutz l )

    " 1m

    Dipl.-Ing. Wen t e n, Magistratsbaurat, Stadtentwsserung Berlin. A ll f.!eme in gltige Richtlinien, welche Arten von

    Fachtrupps von ein em Kanali sa ti onswerk auf~ gestellt werden mssen, und welche Aufgaben diese vor, zu Beginn oder whrend des Luftangrif. fes im einzelnen zu erledigen haben, lassen sich mit Rcksicht auf die Verschiedenartigkeit der rtlichen Verhltnisse und der im Zusammen. hange hiermit von den einzelnen Gemeinden ge. troffenen technisch en Einrichtungen nicht geben.

    Es soll daher errtert werden, welche Fach. trupps im allgemeinen von ei nem Kanalisations. werk einer Gemeinde aufgestellt werden ms; sen, die an einem kl eineren Flusse oder in der Nhe eines solchen liegt und nach dem Misch ~ oder Trennsystem oder nach beiden Systemen kanalisiert ist. Die Misch. oder Brauchwsser sol ~ len Pumpwerken und von diesen vermittels Druckrohren auerhalb der Geme inde gelcgenen Rieselfeldern oder Kl ranlagen zugefhrt werden.

    Bei dieser Sachlage knnen Beschdigungen von ffen tlich en En tw ssserungsan l a ~ gen, die in den Straen untergebracht sind und der E ntwsserung der Straen und Grundstcke dienen, und Beschdigungen von D ru c k roh ~ ren erhebliche Gefahren im Gefolge haben, weil das eine Mal infol ge b eh inderter oder ,gnzlioh ge~ str ter "Vasserabfhrung und das andere Mal we~

    Ir, ) Journal 01 th e R oya l United Service In stituti o n, Au~us t 1927, 'R) R i t t er, Der Luftkri e~ , S, 151.

    gen Austritts von Wasser berschwemmungen YOn Straen und Grundstcken und hierdurch Personen. und Sachschden hervorgerufen wer,den knnen. Zur Behebung dieser Gefahren m sen daher Manahmen so f 0 r t, d. h. noch whrend des Luftangriffes, durchgefhrt werden. Dies ist . ufgabc der Fachtrupps .. FKD. und FKS." ( .. Fach-trupp Kanalisation Druckrohr" und .. Fachtrupp Kanalisation Straenleitungsnetz").

    Wesen tlich anders liegen in dieser Beziehung di e Verhltnisse hinsichtlich der Ries e lfel-der und der in ihnen untergebrachten Anlagen (Absi tzbecken, 0 ruekroh rverteilungslei tungen, Drainageleitungen u. a. m.) sowie hinsichtlich der K I ra n I a ,g e n. Beschdigungen dieser in freiem Gelnde gelegenen Anlagen knnen im allgemeinen nicht solche Gefahren im Gefolge haben, da ein augenblickliches Eingreifen, also noch wh rend des Lu ftangri ffcs, erforderli ch wird.

    Auer diesen Fachtrupps (FKD. und FKS.) mu zur Durchfhrung bestimmter Aufgaben anderer Art auf Pumpwerk. und Klrwerkgrundstcken, Grundstcken fr Zwecke des Betriebes des Straenleitungsnetzes u. a. m. noch eine ganze Anzahl von Hilfstrupp , wie Feuerwehr., Polizei.,

    'l \lgl. di e Arbei t en .,Fachtrupps (Gas) " in "G asschutz und LuH-sc hut z" 1934 , S. 317, "Fachtrupps (Wasser)" in "Ga .. chut z und LuH-sc hu tz" , Mrzheft 1~ 'j5, S. 60, und .,Fachtrupps (El ektri zi t t)"' in "Gosscl ,ut z und Luft sc hutz" , Maihelt t935 , S, 121. D, Schriftll ~,

    147

  • Sanitts., Entgiftungs., Aufrumungstrupps usf., auf,gestellt werden. Auf die Ttigkeit dieser Trupps soll in diesem Zusammenhange jedoch nicht eingegangen werden.

    Die Z a h I der aufzustellenden Fachtrupps wird einmal ,davon llJbhngen, ob es sich bei den zu b~ treuenden Gebieten um solche mit offener und niedriger Bebauung handelt (Landhausbebauung) oder um Gebiete mit geschlossener, vielgesehossi. ger Bebauung. Im letzteren Falle sind wiederum Gebiete mit Wohnhausbauten weniger gefhrdet als Gebiete mit Industriebauten oder anderen wichtigen Bauten. Eine beachtliche Rolle spielen bezglich der Zahl der aufzustellenden Fach. trupps des weiteren noch Abmessungen und Was. serfhrung der zu betreuenden Entwsserungs. anlagen und vor allem auch Sonderbauwerke (Zu. sammenfhrungen groer Sammelkanle, Dker. bauwerke und dgl.).

    Die einzelnen Fa c h t r u p p g e bi e t e drfen, zum mindesten in Gebieten der geschlossenen Bauweise mit Sondercharakter (Industriebauten, andere wichtige Bauten usw.) und in Gebieten mit ffentlichen Entwsserungsleitungen von groen Abmessungen und groer Wasserfhrung, nicht zu gro bemessen werden, da sonst die Schlag< kraft der Fachtrupps Schaden erleiden mu. Es ist jedenfalls besser, einen Fachtrupp mehr auf< zustellen als einen zu wenig.

    Auch die S t r k e der Fachtrupps richtet sich nach den jeweiligen rtlichen Verhltnissen. Im allgemeinen wird mit einem Fhrer und 3 Hilfs< leuten auszukommen sein. Der Fhrer mu we< gen der VOn ihm selbstndig und verantwortlich zu lsenden Au fgaben ber weitgehende Sach< kenntnis verfgen und mu daher dem Stamm. personal des Kanalisationswerkes entnommen werden. Die 3 Hilfsleute eines jeden Fachtrupps mssen, da das Stammpersonal fr die Gestellung de gesamten Fachtrupp.Personals nur selten aus< reichen wird, von anderen Einrichtungen, z. B. der T. " zur Verfgung gestellt und angelernt werden. .

    Weiter mu jedem Fachtrupp ein Las t . kr a f t w a gen von etwa 2 t Tragkraft mit be. sonderem Kraftfahrer zugeteilt werden . Der Last< kraftwagen ist zur Befrderung des Fachtrupp< Personals und der von diesem bentigten Gert. sehaften, Baumater~a1ien u. a. m. erforderlich.

    An Sc hut z aus r s tun g erhalten die Fach. trupps Gasmasken mit Kampfstoffilter. Ferner ist ein Mann jedes Fachtrupps mit Gasanzu.g auszu. statten; fr die brigen Mannschaften sind Gummischaftstiefel und Gummihandschuhe auf dem Lastkraftwagen mitzufhren. Des weiteren sind auf diesem Wagen Filter fr Kampfstoffe und Kohlenoxyd (bei Leuehtgasgefahr) bereit zu halten.

    Bevor in die nhere Errterung der Aufgaben der Fachtrupps (FKD. und FKS.) eingetreten wird, ist in diesem Zusammenhange noch folgendes zu erwhnen: Jedes bebaute Grundstck, das in nach dem Misch. oder Trennsystem kanalisierter Ortslage liegt, entwssert im allgemeinen mittels zweier Ansehluleitungen in die f f e n t I ich 0 n E n t w s se run g san lag e n . \Venn nun durch

    ~ombenwurf ffentliche Entwsserungsleitungen so stark beschdigt werden, da ,die Wasserfh< rung sehr stark oder ,gnzlich unterbunden wil"d, tritt Ans tau des Wassers in dem oberhalb der Bruchstelle gelegenen Entwsserungsnetz u. U. bis zur GelndeoberfIche ein. Anstau des vVassers

    148

    bis zur Gelndeoberflche kann sehr schnell auch dann erfolgen, wenn auer ,der stark beschdigten Entwsserungsleitung gleichzeitig noch ein Rein< oder Schmutzwasserdruckrohr zu Bruch gegangen ist und das hierbei ausstrmende Wasser durch Einsteigesehchte und Straenablufe in das Ent. wsserungsnetz oberhalb der beschdigten Ent< wsserungsleitung eindringt. Es ist selbstvep sbindlich, da bei Anstau im ffenmehen Ent. wsserungsnetz auch die durch die Anschlulei. tungen mit dem ffentlichen Entwsserungsnetz verbundenen Grundstcksen twsserungsan lagen unter Stau kommen.

    Die Erfahrung zeigt nun, da sich die In n e n< o n t w s s er u n g sa n l ag e n der Grund tcke hufig in nicht ordnungsmiiigem Zustande be. finden. Vielfach steht die hinter der Bauflucht in die Anschluleitungen eingebaute Reinigungs. ffnung (Hauskasten) offen - der Deckel ist cnt< fernt -, oder aber die Gummidichtung des Deckels fehlt oder ist schadhaft, so da ein dich< tel' Verschlu nicht mehr vorhanden ist. Auch von 1 fand zu bedienende Rckstauverschlsse fr tiefer als Gel~indeoberf1che gelegene Entwsse< l'ungsobjekte sind vielfach nicht geschlossen. V/ei: tel' sind zwecks leichterer Behebung von Ver< stopfungell die Entwsserungsgrundleitungen der Grundstcke hufig angeschlagen und dann ber< haupt nicht oder nur durch Umwicklung mit Blech und Draht wieder geschlossen worden. Kommen Innenentw~isserungsanlagen, die sich in einem derartigen Zustande befinden, unter Stau. so sind Grundstcksbersohwemmungen \'on u. U. unbersehbarem Ausmae unvermeidbar.

    Da nun, wenigstens in Gebieten der gesehlos< senen und hoehgeschossigen Bauweise, fast in jedem Hause fr die Bewohner eh u tz r um e im Kf'llergeseho vorhanden sein werden, knnen bei Vorhandensein beschdigter oder nicht ord< nungsmig bedienter Entwsserungsanlagen und Eintritt von Anstau im ffentlichen Entwsse< rungsnetz die in den Schutzrumen versammelten Personen in ernsteste Gefahr geraten. Aus die< sem Grunde und um den Fachtrupps, die bei Vor< nahmc provisorischer Instandsetzungen von be< schdigten ffentlichen Entwsserungsleitungen da \\lasser oberhalb ,der Schadenstellen meist anstauen mssen, die Durchfhrung ihrer Auf< gruben zu erleichtern, mu beizeiten den Grund< stcksei,gentmern die Instandsetzung und ord< nungsmigo Bedienung der Grundstcksinnen. entwsserungsanlagen zur Pflicht gemacht werden.

    Die unter den gemachten Voraussetzungen vor oder whrend eines Luftangriffes seitens eines Kanalisationswerkes durchzufhrenden Manah< men sind im einzelnen etwa folgende:

    Besteht fr Pumpwerke die Mglichkeit, durch entsprechende Ver bin dun gen von 0 r u c k< roh r lei tun gen untereinander Abwsser je nach Erfo\'1dernis dem einen oder anderen RieseI< feld oder Klrwerk zuzuleiten, so mu dieser Zustand nach Aufruf des Luftschutzes sofort ge< ndert werden. Jedes Pumpwerk darf von diesem Zeitpunkt an Tag fr Tag nur noch ,in ein be. stimmtes Druokrohr frdern, alle Verbindungs. leitungen zwischen Druckrohren sind zu schlie< en. Dies ist erforderlich, damit bei Stillegung von ,d~Jreh Bombeneinschlag beschdigten Druck. rohrleitungen durch Fehldispositionen nicht noch auf anderem Wege \\Tasser in diese hinein< gedrckt werden kann.

    Sobald Vorwarnung ergangen ist, sind die Pumpwerke, die einen Not aus la nach einem

  • Gewsser haben, stillzulegen, die Feuer unter den Kesseln sind zu lschen und der Dampf ist her-unterzufahren. Weiter sind durch die Fachtrupps (FKD.) -die in unmittelbarer Nhe der stillgeleg-ten Pumpwerke liegenden Schieber der Druck-rohre zu schlieen. Soweit Pumpwerke keinen

    otausla haben. bleiben sie im Betrieb. Es ist jedoch anzustreben, fr jedes Pumpwerk recht. zeitig ine Notauslamglichkeit zu schaffen . . Da Rieselfelder oder Klranlagen meist hher

    hegen als die Stad tgebiete, deren Abwsser sie aufnehmen, besteh t trotz Stillegung von Pump-werken immer die Gefahr, da bei Beschdigung der noch mit Wasser gefllten und wegen des Un-terschiedes der Gelndehhen auch noch unter gewissem Druck s tehenden Druckrohrleitungen \Vasserin mehr oder weniger groem Umfange austritt und hierdurch berschwemmungen von Straen und Grundstcken hervorgerufen werden. Hierdurch knnen auch die in Schutzru men be-findlichen Personen in Gefahr gebracht werden. Zur Verhtung solcher Vorkommnisse sind in die Druckrohrleitungen ungefhr in der Ge-gend , wo s ie das Stadtgebiet verlassen, und wenn md -lieh, darber hinau s auch noch an anderen Stelle"n Sc h i -e be r einzubauen. Schieber solcher Druck-rohre, in die nach Vorwarnung berhaupt nicht mehr gefrdert wird, sind durch die Fachtrupps zweckmig sogleich zu schlieen, die brigen Schieber von Fall zu Fall sofort , nachdem eine Beschdigung der Rohre bekanntgeworden ist.

    In di esem Zusammenhange mu noch darauf hingewiesen werden, da gelegentlich auch inner-halb des zu entwssernden Stadtgebietes Druck< rohrl eitungen in Straen mit starkem Geflle liegen. Sofern es sich hierbei nur um kurze Druck< rohrstrecken handelt, lohnt sich der Einbau be-sonderer Schieber nicht. Es gengt hier im allge .. meinen, da am Anfang der Steigung ,des Druch rohres R c k s tau k I a pp e n eingebaut wer-den, die sich selbstttig schlieen, wenn in das Rohr kein Wasser gedrckt wird. Hierdurch wird erreicht, da bei Beschdigung eines solchen Druckrohres auf der unterhalb der Rckstau< klappe gelegenen Strecke W asse r von der in der Steigung gelegenen Streeko des Druckrohres nicht ausstrmen kann.

    Die Ttigkeit der Fa c h t r u p p s - F K D. -whrend ,des Luftangriffs beschrnkt sich also auf die .Bedienung von Schiebern. Da jedoch damit gerechnet werden mu da die Schieber nicht immer zugnglioh, sondern in folge Beschdigun g von Straendecken, Husern u. a. m. verschttet se in werden, hat je-der Fachtrupp auer Schieber< schlsseln und 2 Sicherheitslampen (System Davy) mindestens 2 Kreuzhacken, 2 Schaufeln. 2 Spaten, 1 Brechstange, 1 Vorschlaghammer, 2 H mmer und 2 Meiel mit sich zu fhren. A uerdem mu j ~ dcr Fachtrupp ber einen Plan verfgen, der die genauen Lagen aller Schieber in seinem Ge< biet aufweist.

    Die F ach t ru pp s - F K S. - mssen die durch Bombenwurf zerstrten ffentlichen Ent< wsserungsleitungen noch whrend des Luft< angriffes provisorisch instandsetzen , weil es ge< raum e Zeit dauert, bis -das zu Beginn des Luftangriffes im Entwsserungsnetz befindlich e Wasser abgelaufen ist, und weil weiter damit ge-rechnet werden mu, da Abwsse r sogar wh< rend des Luftangriffes und bes timmt nach Be-endigung desselben dem Entwsserungsnetz zu < gefhrt werden . Bei all en diesen A rbeiten der FKS. is t grundstzlieh zu beachten. da sich in

    den groen Hohlrumen eines jeden Entwsse< rungsnetzes schdliche Gase (Leuchtgas, Kampf< stoffe usw.) sammeln knnen, deren Entfernung, unter Umstnden durch besondere Entlftungs< gerte, erfolgen mte.

    An der Schadens teIle hat der FKS. durch Orts< besichtigung zunchst festzustellen, OIb irgend< welche Ex p los iv gas e vorhanden sind (als-dann Vorsich tsmanahmen, wie Vermeidung von Funkenschlag, Entfernung aller laufenden Mo< toren). Bei Wahrnehmung von Leuchtgas ist so< for t ,der Luftschutzabschnitt zu benachrichtigen. desgleichen sind Filter fr Kampfstoff und Kohlenoxyd zu benutzen.

    Hngen Teile der Straenabdeckung infolge U n t e rh h I u n g ber oder drohen Teile der Straendecke in den Trichter abzurutschen, so ist fr eine Beseitigung der hieraus drohenden Gefahren sofort zu sorgen.

    Sind auer ffentlichen Entwsserungsleitun< gen noch a n ,d e r e L ei tun ,g e n, ,im beson< dcrcn Gas

  • im natrlichen Bschungswinkel stehende Bodcn durch Entnahme von Boden nicht ins Rutschen gebracht wird. Gcrll im Trichter ist beiseite ~ zusetzen zwecks spterer Verwendung bei der provisorischcn Instandsetzung der Enh\'sserungs~ leitung.

    Die ober~ und unterha lb der SchadensteIle ge~ legenen Teile ,der Entwsserungslcitung sind von hineingelangten Steinen, Betonbrocken u. dgl. zu reinigen. I-Iierauf ist die zerstrte Entwsserungs ~ leitung durch eine oben offene K ast e n r i n n e zu ersetzen. Zu diesem Zweck werden aus Schal ~ brettern zwei senkrechte Seitenwnde hergerieh~ tet, die sich oberha lb und unterhalb der Sehaden ~ s telle an die unbeschdigten Teile der Entwsse ~ rungsleitung an legen. Bei ungnstigcm Bruch sind die Rohrenden zu bchauen. Verzimmerung der Sohle findet nicht statt. Das unterste Sch~;lbrett ie,der Seitenwand ist etwa 5 om tief in die Sohle des Trichters einzulassen, das nchste Brett stumpf daraufzustellen usw. Den Seitenwnden wird da,durch noch weiterer Halt gegeben, da innen Pfhle senkrecht vorgeschlagen und auen Steine, Betonbrocken u. dgl. gehrig dagegen ge~ packt wcr,den. Noch besser als Pfhle sind Rund ~ eisen von 10 mm Durchmesser, die an einem Endc eine Spitze und am anderen einen I-laken (halb ~ kreisfrmige Umbiegung von 10 cm Durchmcsser) haben, der ber die Seiten wand greift. Dic Sohle zwischen den Sei tenwnden wi rd mit Steinen, Betonbrocken u. a. befestigt. Auch die Zwickel zwischen Seitenwnden und der Entwsserun gs~ leitung unterhalb der SchadensteIle sind durch

    Stein~ oder Betonbrocken gu t zu sichern, um Un ~ ter~ und Hintersplungen zu verhindern.

    Hiernach ist die Zusetzung (Abstpselung) der Entwsserungsleitung im Einsteigeschacht ober~ halb der SchadensteIle zu besei tigen.

    Ist Zusetzung der beschdigten Entwsserungs ~ le,itung nicht mglich, so kann bei Entwsserungs~ leitungen mit kreisfrmi gem Querschnitt zur vor~ lufigen Erreichung einer geordneten Wasserab~ fh rung sowie ZlUr Verhinderung des Einsplens von Sand zunchst ein Was s e r s a c keingebaut werden. In ,dessen Schutze wird dann die Kasten ~ rinne hergestellt und hiernach der Wassersack ausgebaut. Dieser Wassersack ist aus Zeltleine ~ wand gefertigt und an heiden Enden offf. :l. An einem Ende des Sackes ist ein durch einen Du rch ; zug gehaltener Bgel aus Flacheisen angeordnet. Dieser Bgel besteht aus zwei in eincm Scharnier beweglichen Teilen und kann vermittels ,eies be ~ kannten Bicrflaschenverschlusses gesch lossen oder geffnet werden. Der Sack wird mit dem bgel ~ losen Ende stromabwrts in die zerstrte Stra ~ enleitung eingefhrt und stromaufwrts an der Entwsserungsleit'ung befesti,gt. Es wird das mit dem Eisenbgcl ausgestattete Ende des Sackes um die Leitung herumgelegt und vermittels des Bierflaschenversch lusses fest an diesc h e ran ~ gepret. Das Wasser fli e t je tzt durch den Sack ab. Um ein Durchhngen des Sackes und Aus~ gleiten aus der s tromabwrts licgenden Entwsse~ rungsleitung zu vermei,den, ist in seiner Soh le noch eine durch cinen Durchzug gehaltcne Holzleis te angebracht, die auf der Sohle der stromabwrts gelegcnen Entwsserungsleitung aufliegt. Damit der Sack fr Leitungen von verschieden groem krcisfrmigem Querschnitt ohne Auswechslung des Bgels verwendet werden kann , ist der Bgel durch eine starke Spiralfeder unterbrochen. .

    Ist der Was s e r a b f I u erh eblich gestrt oder gnzlich unteT'bunelcn , so da je nach Lage

    150

    der Ursache der Ab flubehind erung eier Spreng. trichter stark oder gnzlich mit Wasser gefllt ist bz\\'. das Leitungsnetz unter Stau liegt, ist wie folgt yorzugehen: Ein mit Gasanzug ausgerste. ter. sicher angeseilter und sicher gchaltener Mann mu ve rsuchen, das zugesetzte Profil mit Hilfe yon Stangen und dergleichen freizustoen. Liegt dio Ursache der Abfluf)behinelerung oberhalb der Sehaelcnstelle, so ist, bevor Beseitigung der Ab. flubehinderung versucht wird, zu prfen, ob das Profil des untcrhalb eier SchadensteIle gclegenen Teiles der Entwsserungsleitung frei is t oder aber, welche 1\1anahmen inclieser Bcziehung vorher durchgefhrt werden mssen. Bei Freil.egung des Profils ist im brigen mit groer Vorsicht vop zugehen, weil das Stauwasser unter Umstndcn berraschend und unter erheblichem Druck in den Sprcngtrich ter einstrmt. CE rtrinken!)

    Um das A u s s t r m c n zu groer 'vVasser mengen auf einmal z.u yerhindcrn, ist ein Teil des Profils der Entwsserungsleitung duroh vop zulagernde, mit Gcrll beschwertc Sandseko zu ~ zusctzen. Nach Wiedereintritt normaler Abflu. verhltnisse ist dicse Abdmmung sofort zu be ~ seitigen. Gelingt Beseitigung eier Abflubehinele~ rung auf diese \Veise nicht, so ist cinc Hand ~ pumpe und, wenn diese nicht ausreicht, eine J\lotorpumpe anzusetzen. Das abgepumpte \Vas~ ser ist einem unterhalb dcr Schadenstelle ge~ legenen Straenablauf oeler Einsteil1eschach t zu zufhren. Nach Bcseitigung des angcsammeltcn Wassers vollzieht sich dic behelfsmige Wicdep hcrstcllung der beschdigten Entwsserungs~ leitung wie frher, 'd. h. , cs ist festzustcllen, ob Gelbkrcuz verwendet wordcn ist usw.

    'vVenn auch in den vors tehcndcn Ausfhrungen einD groe Anzahl wahrseheinlicher Flle Be. rcksiehtigung gefunden hat, so ist es na tuP gem unmglich, im Rahmen diese r Betrachtun ~ gcn alle mgliehcn Flle zu crfassen. Es kann sich also hier nur um Hinweise handcln, wie bei Vor liegen bestimmter Regelflle im grocn und gan ~ zen vorzugehen ist. Di e E n t s eh c i dun g , wie im cinzelnen vorzugehen ist , kann nur von Fal l zu Fa ll nach Ma . ga be der jeweils vorliegen ,den Ver . h I t n iss e g e t r 0 f fe n w c r den.

    Auszursten ist jeder FKS. zweckmig mit 2 Spaten, 4 Schaufeln, 2 Kreuzhacken, 1 Brech. stange, 1 Axt, 1 Vorschlaghammer, 2 Hmmern , 2 Zangen, 1 Fustel, 2 Meicln, 1 Stemmeisen, 1 Fuchsschwanz, 1 Bgelsge, 2 Brunnenhaken, 1 Gitterrost, 2 Eimern, 2 Sicherheitslampen, 3 Sicherheitsgurten mit 5 Sicherheitsleinen, je 15 m lang, 2 Eimertauen, je 10 m lang, 30 leeren Sandscken, I Eimcr Ton, 8 Steifbohlen, jc 2 m lang, 4 Brusthlzern, 3 Dachlatten, jc 2 m lang, 24 qm Schalbrettern, 4 Schmubenspreizen, 1 Rolle Dachpappe, 1 kg Weistriek, 1 Pack 4" Ngel. 1 Strickleitcr, 5 m lang, 1 Diaphragmapumpe (Saug. und Druckpumpe) mit je 10 m Sauge. und Druckschlauch, 2 'vVassersekcn, 1 Satz Stpsel, 1 Gertekasten. Die Gerte werelen vortei lh aft in einer Gertekiste untergebracht.

    'vVeiter mu je,der Fachtruppfhrer im Besitze eincs b e r s ich t s p I a n es sein, aus dcm fr das betreffende GClbict fr die cinzelnen Straen elie Lage der Entwsserungsleitungen, ihre Ab messungen und die Flierich tung des Wassers (Pfeile an den .Leitungen) ersichtlich sind. Schwierige Stellen im Entwsserungsnetz und Sonderbauwerke sind durch Einkreisung kenntlich zu machen.

  • Ober allgemeines Verhalten beim Ausrcken aus dem Schutzraum und \Vicdereinrcken in diesen sowie ber behelfsmige Behebung von Schden an Kanalisationslcitungen (Regelflle) sind besondere, den rtlichen Verhltnissen cnb sprechende Me r k bl t t er aufzustellen.

    Darber hinaus ist es iiucrst wichtig, rechb zeitig mit der Sc h u lu n g des Fachtrupp~rer~ sonals zu beginnen. Diese mu theoretischer und praktischer Art sein (Organisation des Luft ~ schutzes, Gefahren bei Luftangriffen, Kampf~ l11ittel und ihre \Virkungcn, Gasschutzgerte, Fachtrupps, Hilfstrupps u. dgl., praktische be~ helfsmige Instandsetzung von Ent\\"~isserungs ~

    Normung und Feuerschutz. Von Baurat Dipl.-Ing. W. Ge m k 0 w t.

    Im Einvernehmen mit der "feucrwehrtechnischen o rmenstelIe" bringen wir a ls Abdruck aus den

    .. 01 - Mitteilungen des Dcutschen ormenaus-schusses", Band 17, Heft 19/20 vom Oktober 1934, cinen AuFsatz des soeben verstorbenen Baurats Dipl.-Ing . Wa lter Ge m k 0 w, bis zu seinem Ab-leben GeschftsFhrer der Feuerwehrtechnischen Normenstelle. Wir schlieen dieser Arbeit ein Verzeichnis dcr ormen Fr das Feuerwehrwe en (Stand vom Mrz 1935) an. D. Schriftltg.

    Die in der Zeit vom 17. bis 23. eptember 1934 im ganzen Deutschen Reich veranstaltete Fe u e r s c hut z-wo c he hat die AuFmerksamkeit aller Bevlkerungs-kreisc mit tieFer I::. indringlichkcit auF die uncrlliche Notwendigkeit eines gut organisierten Feuerschutze ge lenkt.

    In diesem Zusammenhange ist in den Verffent-lichungen auch darauf hingewiesen worden , da zur wirksamen BrandbekmpFung nich t allein eine gut diszi-plinierte und geschulte Truppe von durchaus gesunden und krftigen vVehrmnnern gengt. Vielmehr mu dieser Truppe, wenn ihr Einsatz zum Erfolg Fhren soll, das der technischen Entwicklung angepate Gert an die Hand gegeben werden .

    Darber hinaus mu aber die forderung erhoben werden. da die Gerte der einzelnen Feuerwehren untereinander einheitlich sind. Das gilt ganz besonders fr diejenigen Gerte. die der Lschwasser ersorgung dienen.

    Bei dieser Frage der Einheitlichkeit handelt es sich nicht so sehr um Belange der VereinFachung und Verbilligung in der Herstellung und Lagerhaltung als vielmehr um eine zwingende otwendigkeit, die sich aus dem Ge-brauch und der Anwendung der Gerte auF der Brand-steIle ergibt .

    Bei groen Brnden reichen hufig die rtlichen Lschkrfte nicht zur wirksamen BrandbekmpFung aus. und daher mssen die Feuerwehren benachbarter Ort-schaften und in SonderFllen gelegentlich auch Feuer-wehrkrFte entfernt gelegener Grostdte zur U nter-sttzung herangezogen werden . Wie kann in diesen Fllen eine wirkungsvolle Hilfe durch ortsFremde feuer-wehren erwartet werden. wenn nicht die Ausrstung der einzelnen Feuerwehren mit ein h ei tl ich e n Ge-rten ein gedeihliches Zusammenarbeiten ermglicht. Ja. wenn nicht einmal in der Grundlage einer jeden erFolgreichen BrandbekmpFung, nmlich der Sicher-stellung der Lschwasserversorgung. die notwendigen Voraussetzungen durch Ausrstung der einzelnen Feuer-wehren mit einheit lichen Gerten und Armaturen fr die LsehwasserzuFhrung gegeben sind.

    Diese Schwierigkeiten haben im deutschen Feuer-wehrwesen jahrzehntelang bestanden. Die Grnde hier-

    leitun gen. die in vorbereitete, 4 bis 5 m tiefe Sprengtrichter eingebaut sind und ausreichende Wasserfhrung haben) . Die praktischen 0 b u n ~ ge n sind mit aufgesetzten '\asken durehzu ~ fhren, weil ,die Verrichtung dieser Arbeiten unter der Maske erheblich schwerer ist und das Personal rechtzeitig an diese Erschwernisse ge~ whnt werden mu. Es ist zu beachten , da das sich meist in vorgeschrittenem Alter befindende Personal ,der Fachtrupps allmhlich an das Tragen von Gasmasken berhaupt und an die Ausfh ~ rung von Bewegungen und Verrichtung von Ap beiten unter der Maske im besonderen gewhnt werden mu, sonst knnte es im Ernstfalle zu un ~ liebsamen Ausfllen an Personal kommen.

    fr sind mannigfalti g. Die Hauptursa l:he ist aber zweifellos darin zu suchen. da die Organisation der feuerwehren, obwohl die Einrichtung und Bildung de feuerschutzes durch Gesetz geregelt ist. rein rtlichen Charakte r trgt. Ausrstungen und Anschaffungen fr die Feuerwehren unterlagen somit bisher nur der Ent-scheidung der rtlichen Verwaltungsstellen bzw. der-jenigen Stellen , die die Mittel Fr die Anschaffungen zur Verfgung stellten. Hinzu kam, da auch von seiten der feuerwehrgerteindu trie keine Vereinheitlichung der Gerte durchgefhrt wurde. so da gleichartige Erzeugnisse in den verschiedensten Abmessungen neben-einander auf den Markt gebracht wurden.

    MehrFach wurden Anstze unternommen. diesen ins-besondere bei der Zusammenarbeit mehrerer feuer-wehren auf groen BrandsteIlen fhlbaren Mangel zu beseitigen.

    Bereits im Jahre 1909 wurde zur Sicherstellung der Liischwassef\'ersorgu ng beim gemei nsamen Arbeiten \'on Feuerwehren, di e mit Schluchen verschiedener \Veite bzw. verschiedener Kupplungssystemc ausgerstet waren . eine Zwischenlsung durch einen Erla de Preuischen Ministers des Innern herbeigefhrt. In den anderen Lndern wurden hnliche Regelungen ge-troffen . Auf Grund dieses Erlasses mute jede feuer-wehr mit sogenannten No r mal k u p p eIs t c k e n ausgerstet werden. d. h. mit bergangsstcken. di e die Verbindung zwischen dem bei der betrefFenden Feuerwehr verwendeten Schlauchkupplungssystem und einer . torzkupplung Fr einen Schlauch von 52 mm lichter "Veite gestatteten.

    Erla~se einzclner Lnderregierungcn mit dem Ziele der Vereinheitlichung der I'eue rlschge rte und die dem gleichen Zwecke dienenden Bedingungen einiger Feuer-\'ersi.:hcrungsanstalten bei der Zuwendung \'on Mitteln fr dic Beschaffung von Feuerlschge rten konnten zu keinem endgltigen Erfolge fhren , da sich diese Ma-nahmen mehr oder weniger nur auF rtlich begrenzte (;ebicte er~trecken konnten.

    Der erste Vorsto zu einer endgltigen Vereinheit-lichung der Feuerlschgerte wurde 1922 durch die Ein-setzung der Feuerwehrtechnischen NormensteIle als Ar-beitsausschu des Reichsvereins Deutscher Feuerwehr-ingenieure unter Anschlu an den Deut chen Normen-ausschu unternommen. Ab 1932 wurde die Normen-steIle von der Arbeits- und InteressengemeinschaFt Deutscher Feuerwehrorgane betreut.

    Obwohl die rbeiten der Feuerwehrtechnisehen )\' or-menstelle zeitweise unter dem Mangel an Geldmitteln erheblich zu leiden hatten, konnten doch schon in den er ten Jahren 10 ormbltter herausgegeben werden. Es handelte sich bei diesen Blttern im wesentlichen um die Normung der Gerte Fr die Lsehwasserver-sorgung: Schluche (DIN FE 106. 1106. 107). Kupp-lungen (DlN FEN 108 bis 117) und Spritzen (011'\ FEN

    151

  • 100, 102, 1100, 1101), deren Festlegung nach dem Vor-hergesagten am dringlichsten war.

    ten gemeinsam einzusetzen. Ferner mssen ausfallende Feuerwehrkrfte und Gerte ohne Verzug vollwertig ersetzt werden knnen, wobei die Ersatzkrfte unter Umstnden an fremden Orten und unter fremder Fh-rung zum Einsatz kommen. Hierdurch ist nicht allein die Einheitlichkeit der Gerte, sondern auch eine mg-lichst weitgehende Einheitlichkeit in der Ausbildung der Feuerlschkrfte an den Gerten bedingt.

    Einen sehr bedeutenden Antrieb erhielten die Ar-beiten der Feuerwehrtechnischen Normenstelle durch die Weckung und Frderung des Luftschutzgedankens. Da bei Luftangriffen auf bewohnte Pltze in hohem Mae mit der Anwendung brandstiftender Mittel und demzufolge mit zahlreichen Entstehungsbrnden ge-rechnet werden mu, fllt hier den Feuerwehren die uerst wichtige Aufgabe zu, Brandkatastrophen zu verhten . Voraussetzung zur Erfllung dieser lebens-wichtigen Aufgabe kann aber nicht nur sein . die Orga-nisation des Feuerschutzes fr den Fall einer Luftgefahr auf eine breitere Grundlage, ausgehend vom Selbst-schutzgedanken, zu stellen, sondern es mu gleichzeitig die Vereinheitlichung der Feuerlschgerte zur Durch-fhrung gelangen. Und zwar in einem viel hheren Mae, als es bisher vom Gesichtspunkt der friedens-migen nachba rlichen Lschhilfe notwendig erschien. Mu doch zur Vermeidung von Brandkatastrophen in ungeahnten Ausmaen, wie sie in der Folge von Luft-angriffen zu befrchten sind, jederzeit die Mglichkeit gegeben sein, Lschkrfte aus solchen Gebieten. die vom Luftangriff verschont blieben, an den gefhrdeten Stell en zusammenzuziehen und mit den rtlichen Krf-

    Zweifellos hat die Frage der Normung der Feuerwehr-gerte durch ihre enge Verquickung mit dem Problem des Luftschutzes erheblich an Bedeutung gewonnen. und es ist daher verstndlich, da das Reichsluftfahrt-ministerium die Arbeiten in jeder Weise frdert.

    Zur Zeit liegen 68 Normblattentwrfe vor. 23 von ihnen sind inzwischen fertiggestellt und werden in Krze in der endgltigen Fassung herausgegeben werden.

    Naturgem wird die Normung der Feuerwehrgerte ebenso wie die auf anderen Gebieten sich durch Ver-einfachung und Verbilligung in der HersteJlung und Lagerhaltung bezahlt machen. Es darf aber nicht ver-gessen werden, da der eigentliche Wert der Normung der Feuerwehrgerte auf einem anderen Gebiete li egt. nmlich in der Erhhung der Wirksamkeit der Brand-bekmpfung und damit in der Erhaltung von V olks-\-e rmgen.

    Verzeichnis der Normen fr das Feuerlschwesen.

    (Stand Mrz 1935.) I. Endg lti ge Normbltter, zu beliehen beim Beuth-Verlng G. m. b. H ..

    Berlin SW 19. Dresdener Str. 97. FEN 100 Handdruckspritzen. Pump-

    werk. FEN 1100 Handdruckspritzen, Pump-

    werk, Bedingungen fr die Her-stellung.

    FEN 104 Drehleitern fr Hand- und Pferdezug, zulssige Belastung.

    FEN 105 Drehleitern, Kraftwagen, zulssige Belastung.

    FEN 106 Druckschluche. FEN 1106 Druckschluche, Bedingun-

    gen fr die Herstellung. FE 1106 (Beiblatt) Druckschluche,

    Behandlungsvorschriften. FE ]75 Klappleiter. n. End g I t i geN 0 r m b I t t er, die iedoch noch nicht ausgedruckt sind und zu r Zeit beim Deutschen Normenausschu E. V., 8etlin NW 7. Dorotheenstr. 40. liegen und dem-nchst auch beim Beuth-Verlag erhltlich sind. Bis dahin knnen diese Bltter von der Gc-schltsstelle. Berlin-Spandau. TrJltstrae 8/9. in der Fassung der letzten Entw rfe bezogen werden. FE 103 Feuerlschkreiselpumpen.

    Benennungen. FEN ]40 Fangleinen, Bedingungen

    fr Herstellung. Abnahme und Be-handlung.

    FEN 160 Saugkorb. FE 170 Vierteilige Steckleiter. FEN ]80 Dreiteilige Schiebeleiter. FEN 200 Wasserlieferungen aus

    trahlrohrmundstcken. FEN 210 Feuerlschteich (800 m3 und

    1800 m3) . FEN 211 Feuerlschteich mit befestig-

    ter Bschung, vereinfachte Aus-fhrung.

    FEN 212 Groer Schlammfang fr Feuerlschteiche. -

    FEN 213 Kleiner Schlammfang und Fettabscheider fr Feuerlsch-teiche.

    FEN 224 Mnch , zugleich Saug-schacht fr Feuerlschteiche.

    FEN 301 D-Druckkupplung fr 25-mm-Durchmesser-Schlauch.

    FEN 302 C-Druckkupph:ng fr 52-mm-Durchmesser-Schlauch.

    152

    FEN 303 B-Druckkupplung FE 308 B-Festkupplung. fr 75-mm-Durchmesser-Schlauch. FEN 309 A-Festkupplung.

    FEN 340 Kupplungsschlssel. FEN 311 C-Blindkupplul'g. FEN 360 Verteiler. FEN 312 B-B1indkupplung. FEN 460 Feuerwehraxt. FEN 313 A-Blindkupplung. FEN 500 Kraftfahrspritze 1500 Ilmin, FEN 315 Umsatzstiicke AlB, B/C,

    Vorschrift en fr Herstellung und C/D, NKS. Abnahme. FEN 350 Fahrbare Schlauchhaspel.

    FEN 510 Kraftfahrspritze 1500 Il min, FE 351 Tragbare Schlauchhaspel. Richtlinien fr den Aufbau. FEN 361 Sammelstck.

    FEN 525 berdruckmesser und FEN 371 Einfachkrmmer fr Unterdruck-Oberdruckmesser fr Standrohr. Kraftspritzen. FEN 372 Doppelkrmmer fr

    FEN 526 berdruckmesser und Standrohr. Unterdruck-berdruckmesser fr FEN 400 Kasten, Vorschriften fr Kraftspritzen, Zifferbltter. die Herstellung.

    FEN 527 Oberdruckmesser und FEN 401 Kasten fr Handwerkszeug Unterdruck-Oberdruckmesser fr FEN 402 Kasten fr Starkstrom-Kraftspritzen, Technische Liefer- werkzeug. vorschriften. FEN 403 Kasten fr Fackeln.

    FEN 550 Kraftfahrdrehleiter von FEN 404 Kasten fr Verbandzeug. 26 m Leiterlnge, Vorschriften fr FEN 450 Einreihaken. Herstellung und Abnahme. FEN 45] Aufsteckkupplung und Stiel

    fr Einreihaken, Sgen. Bergungs-1 Ir. N 0 r m b I a t t e n t \v r t e . haken.

    zu beziehen bei der Geschlt sstell e der Feuer- FEN 470 Feuerwehrbeil. wehrtechnischen Normenstelle. crlin-Spandau . FEN 520 Kraftfahrspritze 2500 1/min,

    Triltstrae 8/9. Vorschriften fr Herstellun~ und FEN 20 Sprungtuch. Abnahme. FEN 30 Kbelspritze fr Wasser- FEN 560 Tragbare KraFtspritze

    und Schauumlieferung. Bedingungen 800 Ilmin , Vorschriften fr Herstel-fr die Herstellung. lung und Abnahme.

    FEN 40 C-Strahlrohr. Vorschriften FEN 561 Tragbare Kraftspritze fr die Herstellung. 800 Ilmin, Umgrenzung des lichten

    FE 50 B-Strahlrohr. Vorschriften Raumes. fr die Herstellung. FEN 570 Einachs-Lschfabrzeug,

    FEN 107 Saugschluche. Vorschriften fr die Herstellung. FEN 1107 Saugschluche, Bedingun- FEN 580 Einachs-Lschfahrzeug.

    gen fr' Herstellung und Abnahme Baumae. FEN 1107 (Beiblatt) Saugschluche, FEN 610 Signalhorn.

    Behandlungsvorschriften. FEN 130 Hakenleiter, Haken. IV. No r m b I a t te n t w r fe . FEN 131 Hakenleiter, Leiter. zu beziehen durch : .. DlN-Mitt eilun ~en . erlin FEN 132 Hakenleiter. Bedingungen NW 7. Dorotheenstr.40, DlN-Heft Ok~~b. r 1934.

    fr Herstellung und Abnahme. DIN 322.~ Unterflurhydrant fur FEN 150 Hakengurt einschI. Vor- Feuerloschzwecke. ..

    schriften fr Herstellung und Be- DIN 3222 berflurhydranten fur handlung. Feuerlschzwecke. ..

    FE 220 Feuerlschrohrbrunnen , FEN 370 Standrohr fur Unterflur-(Flachspiegelbrunnen). Bedingun- hydrant. gen fr die Herstellung. V. No r m b la t t e n t w u r f ,

    FE 230 Brunnentasse. FEN 240 Brunnenstandrohr. FEN 305 A-Saugkupplung. FEN 306 D-Festkupplung. FEN 307 C-Festkupplung.

    zu beziehen durch: Fachnormenausschu fr i'J ichteisenm etal !c , Berlin N\V 7, Hermann"

    Gring-Strae 27. DlN 1713 Aluminium-Legierungen,

    Einteilung.

  • Der deutsche Blasangriff gegen russische Stellungen bei Baranowitschi in der Nacht vom 24. zum 25. September 1916

    ,

    A. A. Nos k 0 f f, im W eltkriege Generalleutnant der russischen Armee (Schlu) Gegen Mittern:.lcht. etwa .'5 .\\imlten nach Er;

    scheinen der Gaswolke beim Regimentsstabe, ist es dennoch gelungen, einige Worte mit dem Stabe des 1. Bataillons zu wechseln. Hier war die Lage viel gnstiger als in der Mitte des Abschnitts. Die Gaswolke streifte die linke Kompanie nur leicht. Die beiden rechtsstehenden Kompanien und die der Bataillonsreserve waren zunchst von den Gasen nicht betroffen worden. Der Bataillonskom~ mandeur teilte mir ferner mit, da man im Lichte der Signal raketen deu tlich das Heranrcken der deutschen Infanterie, die der Gaswolke folgte, gegcn die Mitte des Abschnitts beobachten konnte. Fast zur gleichen Zeit vernahm man Bruchstcke des telephonischen Berichtes vom Kommandeur des 3. Bataillons. Auch aus ihnen konnte man entnehmen, da ein deutscher Jn~ fantedeangriff der Gaswolke fo lgte und da der Bataillonskommandeur keine Mglichkeit sah, ihn mit eigenen Krften abzuschlagen. Hustend wie~ derholte er mehrere Male: "Reserven! Rasch die Reserven' "

    Ich begab mich nach drauen, um festzustellen, ob es zweckmig wiire, ihm die gewnschte Ver' strkung zu schicken. als ich pltzlich heftig an, gestoen und zur Erde niedergeworfen wurde. Tn ~ folge der Dunkelheit und des Getses der Explo, sionen konnte ich die Ursache hierfr zunchst nicht f.eststellen. Spter erfuhr ich, da ich dies einer 40 Mann starken Arbeiterabteilung zu ver~ danken hatte, die in der Nhe des Gefechtsstan~ des des Regiments arbeitete. Die Gaswolke hatte sie bei ,der Arbeit berrascht. Anstatt nun die Masken aufzusetzen und sich im bri.gen, wie vorgeschrieben, ruhig zu verhalten, suchten sie in panikartiger Flucht Rettung in den Unterstnden. Mit wenigen Ausnahmen fanden alle den Tod.

    Drauen konnte ich nur feststellen, da rings~ herum alles von der dichten Gaswolke eingehllt war, was bei jedem Aufleuchten des Raketen~ lichtes deutlich erkennbar wurde. Es war mir klar, da ein Einsatz der Reserven sohon aus diesem Grunde keinen Zweck hatte. Ich eilte also in den Gefechtsstand zurok. Drei Mann der Arbeiter~ abteilung drangen mir nach. Ihr Zustand war schrecklich. Sie husteten ununterbrochen, Schaum quoll ihnen aus dem Munde. Schrej,end und sth~ nend wlzten sie sich auf dem Boelen. Den Falten ihrer Mntel ents t rmte so viel Gas, da eier Adjutant seine schon ab!lelegtc :\1aske sofort wieder aufsetzte.

    Angesichts des chaotisohen Zustandes, der whrend der ersten Viertelstunde in dem ver~ gas ten Abschnitt herrschte, bedeutete das Ein~ greifen unserer eigenen Artillerie eine erfreu~ liehe Ablenkung. Wie erwartet, hatte die telepho~ nische Verbindung meines Gefechtsstandes mit dem Artilleries tabe gleich zu Beginn der Be, schieung des Gutes Odachowszczyzna yersagt.

    So konnte ioh der Artillerie, als mich die ersten Meldungen ber ein Vorgehen der deutschen In. fanterie erreichten, keinen Befehl erteilen, Sperr. feuer gegen sie zu richten. berdies waren die Meldungen von der Front ziemlich unklar gehal. ten. Jede der drei vordersten Kompanien des an~ gegriffenen 3. Bataillons meldete ein Herannahen der Deutschen bis zum Drahtverhau. So bat auch das 1. (rechtsstehende) Bataillon um Einsatz der Reserven. Da jedooh nur Bruchstcke solcher Mel. dungen an mich gelangten und aus der Art ihrer bermittlung die auerordentliche Nervositt aller klar zu erkennen war, fiel mir in diesem Augenblick eine Entscheidung, wohin ich das Sperrfeuer der Artillerie richten lassen sollte, sehr schwer. Es erschien mir jedenfalls zunchst am gegebens ten, da die Artillerie vorlufig das Dorf Odaohowszczyzna und ,das Gelnde rechts und links davon mit Sperrfeuer belegte. Mit Ungeduld wartete ich auf die Ausfhrung des mit der Ar. tillerie verabredeten Planes. Die Minuten gingen dahin . Die Artillerie schwieg noch immer. Wie mir der Artilleriefhrer spterhin mitteilte, hatte er Bedenken gehabt und wollte vor allem ein nutz, loses Vergeuden der Munition vermeiden. Ich sah keinen Grund, ihm diese Versptung bel. zunehmen. Denn, als er endlich nach wiederholten Versuchen, mit mir Verbindung aufzunehmen, das verabredete Sperrfeuer befahl, kam seine Hilfe zur passendsten Zeit. Die Gaswolke hatte bereits den vordersten Graben gnzlich passiert, so da die in sehr geringer Zahl unversehrt gebliebenen Vertei, diger der Stellung deutlich die Gruppen der Deut, sehen, die links und rechts des Dorfes Odachow. szczyzna ber die Wiese heranrckten. erkennen konnten. Einer unserer Posten behauptete spter sogar, einige Deutsche schon im Drahtverhau he, merkt zu haben, doch htte er nicht schieen

    Elo'>au eines r ussischen Blas.nl/ris . Aus Fischmann .. Gasowaya Woin.",

    153

  • knn cn , da scin Gewchr durch die Wirkung de Gases stark ve rros tet war und \" crsag tc. Tatsch. Iich wurde am nchs ten Tage ein Dutzend ganz neucr Pionierhelme im Drahtve rh au gefundcn.

    Info lgc de r geschildcrtcn Vc rsptung kam das Sperrfeucr ge radc in einem A ugenblick, in dem es die Deutschen an chcinend schon nich t meh r er. wa rtcten. A uf diese sehr in tcnsive Beschieun g fo lgte kein In fanterieangri Ff dcr D cutschen . Den vorgcsehobencn Pionieren, die schon einen Teil des Drahtve rhaues durchschnit ten hatten, ge lang es zurckzugehen, nachdem die Deutschen die Beleuchtung fr den Rest der Nacht eingestell t hatten. Unse re eigene Beleuch tun g versag te auch, da die Signalrakcten teils verschossen, tei ls im Wi rrwarr des Gasangri ffs verlo rengegangen waren.

    An einer Ste lle jedoch, und zwa r ge rade do rt, wo wir cs am wenigs ten ve rmutet ha tten, war es den D eutschen gelungen , in den vo rdersten G raben einzudringen. Gegen 0, 10 U hr , als sich nie erste V crwirrung bereits etwas geleg t hatte un d dic T elephonvc rbindungcn zu m grten Teile wie. derhcrgestellt waren , wurde ich vom Komm an. deur des 1. Bataill ons angerufen . E r meldetc fo l ~ gendcs:

    "Die Deutschcn sind oeben in den vo rde rsten G rabcn eingedrungen. Infolge dc r Dunkclhei t war es nich t mglich, die St rke dcs Feindcs fes tzu. s tellen . Ich cile mit de r Rese rvekompanie zur LTn. te rsttzun g der linken Kompanie. Haben die Masken abgese tzt. D as Gas is t vorber!"

    E ine halbe Stunde sp ter berichtete er, da die eingedrungenen Deutschen nach kurzem H and. ge menge mit der herbeigeeilten Reserve der lin. ken Kompanie unter D eckung der Dunkelheit zu. rokge,gangen waren . Etwas sp ter wurde in dem Drahtverhau ein s chwerverl etzter Pionier gefun. den "Und in den G rab cn gebracht. rztli che Hilfe war berflssig - in wenigen Minuten war er tot. Er hatte eine sehr schwere Bajonettwunde. D er A rzt behauptete, sie s tamm e nicht von einem russischen Baj on ett her. Es ist also nicht ausge. schlossen, da er von seinen K ameraden in der Dunkelheit fr einen Russen gehalten wor. d en wa r.

    D er Gefall ene gehrte demselben Pionier. b ataillon an, ,des en Leute die in dem Draht. ve rhau gefundenen H clme trugen. Somit war scheinbar auch gegen das 1. Bataillon ein Tn fa n. teriea ngriff seitens ,der D eutschen gcpl ant wor. d en. Diese r Pi oni erabteilung ist es demnach ge. lungen, hier den Drahtve rh au zu durchschneiden und 1n den G raben einzudringen.

    m vorteilh aftesten erwi es sich die Lage des linken (2.) Bataillons, das den Rand des W ldchens sdos twrt Odachowszezyzna bese tzt hielt, wh. rend die Reserven im Innern des Waldes unterge. bracht waren . D er Beginn des G asangriffs blieb auch hier unbemerkt. Da ab er die Hauptmenge der G aswolke dicht am W aldrande 0 twrts zog, wurde das Bataillon von ihr kaum b erhrt. N ach dem G asalarm wurden die Ma ken auf.gesetzt ; auch di e Scheiterhaufen wurden sofort angezn. d et, was auch hier zu heftige r Beschieung durch d eutsche Artill erie und Maschinengewehre fhrte. Unsere Leute hatten hier ebenfalls groe Mhe, die ch eiterhaufe n wieder zu lschen. Da da T elephonkabel, das zur V erbindung mit dem 3. (mittleren) Bataillon diente, in einem tiefen Graben lag. funktionierte die V erstndigung mit dem am schwersten b etroffenen N achJbarbataillon fast ununterbrochen gut. Leider war di es, was die

    154

    Ve rbin dung des \ Valdbata illons mit de m Ge. fce htss tand des Regimentskomm andeurs anbetraf, durchaus ni ch t der Fall. A us diesem G runde konnte mir auch de r Kom mandeu r des linken Bataillons ber eine Beob achtungen und Ein~ drcke de r Ereignisse, die sich in de r f\1it te des Abschnitts abspi elten, keinerlei ngabcn machen.

    Inte ressant is t die Ta tsache, ,da ein Teil des Gases e twa gegen 0,30 Uhr doch in das W ldchen eingedru ngen wa r. Auch konnte beobachtet we r. den, da sich d ie Gase zei twei lig bald da, bald do rt ansamm elten un d so den Eindru ck erw eck ten, als ob dauernd weiterhin Cas \"on dcn D eut. sehen abgebl asen wurde. A ll em An chein nach ergab sich dieses Phnomen aus den Luft . bewegungen, die infolge de r beide rsei tigen Ap tilleriobeschieunge n ents tand en . Derartige Gas. ansammlungen ve rursachten immer neue A larme und ha tten eine erh ebli che teige rung de r Zahl der ve rgifte ten Leute zur Folge, da die Masken nach Abzug der ersten Gaswolke von all en ab . gese tzt worden waren . Die im Gasschutz unge. bten Sol,da ten waren froh , sobald wi e mglich wieder frei a tmen und seh en zu knnen ,

    A m hartn ckigs ten hielt sich ,d ie Gaswolke rin g um meinen Ge fechtss tand. A ls U rsache hierfr wa ren die Obs tbum e un d Strucher so. wie das hohe G ras un d die vielen G rben an. zusehen. Ve rsuche, d iese Gasrc te durch Anzn. den de r Reisighaufen zu ze rs treuen , muten ein. ges tellt we rde n, da ein e solche Bettigung jedes< mal das Feue r de r deutschen A rtillerie auf sich lenkte. Der Umstand, da ein e groe Anzahl Schwerve rl etzter und Schwervergifte ter in den Kell errum en ,des ehemaligen Sch losses des Guts. bes itzers untergebracht war, lie eine ,derartige Beschieun g besonders gefhrlich e rscheinen, um so mehr, als auch d ie Decken de r Rume nicht berm ig s ta rk wa ren. Andererseits konnten diese V erwundeten und V e rgifteten nicht weiter nach hinten gebracht werden, da hierfr die ntigen Transportmittel zun chs t fe hlten. D er Divisionss tab hatte die Entsendung von Last. und Laza rettwagen ers t fr den Tagesanbruch zu. gesag t.

    Die nwesenh eit des Gases war teilweise bis zum Mittag cles nchs ten T ages zu verspren .

    eine Wirkun g war bera ll deutli ch erkennb ar. A lles, was \" o r dem Gasangriff noch grn un d in sp ter Blte wa r, sah jetzt ge lb und verwelkt aus. Feldmuse und auch kl eine Vgel sowie anderes Gc t ic r fielen ihm zum Opfe r.

    Gegen 1 U hr nachts tra t berall in unserer Stellung sichtli che Beruhigun g ein. nsere A r. tillerie hatte zu di ese r Z eit das Feuer voll stndig ein ges tellt. Di e deutschen Geschtze dagegen b c. schossen wh rend der ganzen acht in bes timm. ten Z eitabschnitten die vo rclers ten Grben des Regim ents. Jedoch war diese Beschieung sehr schwach und ve rursachte weiter kein e V erluste, da die Grana ten fas t ausnahmlos vo r unseren G rben ,einschlu gen . Dieses Artilleriefeuer blieb uns berhaupt ziemli ch r tselhaft. Vielleicht wurde es berh aupt nur unternommen, um ein. zeIne Leute, die mglicherweise noch zwischen den beiden feindlichen Stellungen lagen, zu er. mutigen und zu rascherer R Clkkehr zu ver an. lassen. Dagegen is t mir bis zum heutigen Ta,ge un. verstndlich g blieben, warum die d eutsche Ar< tillerie sich in chweigen hllte, als b ei Tages< anbruch mehrere groe Lastwagen bis dich t an den G efechtss tancl des Regiments heranfuhren,

  • um dic Sch\\'erycr\\'undcten und \'ergiftetcn zu bernehmen, Abgesehen davon. da sie groen Lrm verursachten, fhrten s ie auch keine Sani, ttsabzeichen, Sic htteu unbedingt von den deutschen Beobachtungsposten geschen werden m sen. Dieses Schweigen der deutschen r, tillerie gab uns die Mglichkeit, ber 300 .\lann , die sich alle bei dem Gefechtsstand angesammelt hatten, nach hinten zu bcfr,dern:).

    Anltilich einer nheren Besichtigung des Drah tverhaues bei Tageslieh t wu rden dic Leichen von drei ~cfallenen deutschen Pionieren aufgefun, den. Auerdem wurden an einigen Stellen haufen, weise deutsche Handgranaten entdeckt. Somit ist anzu nehm en, da ,dieses Heranrcken der deut' sehen Infanterie hinter ,der Gas\\'olke kein Phan' tasiegebildc der in den Grben liegenden Konv panien, sondern Tatsache gewesen ist. Auch lt die Beschieung des Gefechtsstandes ,des .Nb, schnittskommandeurs sowie aller drei Brcken ber die zczara durch die deutsche Artillerie fast unmittelbar nach Abblasen der Gase auf ,die Absieh t des Gegners schlieen. sich wenigstens des mittleren. vorg,esehobenen Teil unseres Re' gimen tsabsehnittes zu bemeh tigen . I--Jierzu mu gesagt werden, da dies auch ziemlich leicht zu erreichen gewesen wre, denn im \\Tirrwarr der ersten Periode des Gasangriffs war dieser mitt-lere Teil des Regimentsabschnitts fast gnzlich wehrlos. Nie h t wen i ger a l s d re i Vi e r tel dos Be s ta n des des 3. Bat a i II 0 n s (u n ' gof h r 500 Man n) war eng a s ver g i f , tet, 0 da auf .der ganzen etwa 1 km langen Grabenlinie insgesamt nicht mohr als 100 bis 150 Verteidiger ver' b I i 0 ben. Augenscheinlich haben sich ce Deut~ schen durch das Gewehr~ und hauptschlich durch das MG.~Feuer, das kurz nach der ersten berraschung von uns erffnet wurde, hinsicht, lieh der Wirkung ihres Gasangriffs irrefhren la en. Auch das perrfeuer unserer Artillerie im Dorfe Odachowszezyzna und zu dessen beiden Seiten mag bei den Deutschen den Eindruck er~ weckt haben. da ihr Gasangriff doch nicht die erwarteten Folgen gezeitigt hatte.

    Tatschlich war jedoch seine \\7 ir~ ku n gau f die Ru s sen ver h e e ren d. Die Gaswolke hatte nicht nur in der Stellung selbst sehr viele Opfer g,efordert, sondern ist auch hin~ ter ihr von auerordentlicher Wirkung gewesen. Dio Leute der nchstliegenden Reser.ve des Ab~ schnitts (zwei Bataillone der 2. Grenadierdivi~ sion), die 7 km von der vordersten Graben, linie entfernt indem Dorfe Podlisiejki (vgl. Karte im Maiheft .129) untergebracht waren, sahen sich ebenfalls gezwungen, ihre Ma ken aufzusetzen und konnten demgem nur sehr langsam vorrcken. Sogar auf der Eisenbahnstation Pohoreley, die 11 km hinter unserer Front lag, gab es ehwer, vergiftete.

    Beim Lichte des anbrechenden Tages bot mir die Gegend um meinen Gefechtsstand herum ein trauriges Bild ,dar. Bis zu 300 Schwerverwundete und Gasvergiftete lagen oder saen umher, auf Hilfe wartend . Einige Leute waren schon tot, an' dere machten den Eindruck, als ob auch ihre letzte Stunde bereits gekommen sei. Zum Glck konnten viele \'on ihnen spter wic-derhergesteBt wel'den. Der :'I \ angel an auerstoff\'orrten machte

    6) Hi e r is t wohl mit zlcm li c her Siche rheit anzunehmen, da di e .s a .. 11 i t r e Aufgab e di eser Lastkraltw.,gen auf deutscher Seite erkannt wurcie und die Artillerie aus di esem Grunde schwieg. D. Schriltit g.

    sich zunchst recht fhlbar. Es standen nur \'ier Sauerstoffkissen zur Verfgun~, die sehr schnell vcrbraueht waren. Erst nach Ankunft der Last~ kraftwagen. die einen greren Vorrat an Sauer, stoff mit sich fhrten, konnte wirksame Hilfe ge' leistet werden. \Vie gesagt, widmete die deutsche Artillerie dem Lrm, den die Lastkraftwa,gen vcp ursaeht,en, sowie der groen Bewegung, die bei Tagesanbruch in der Umgebung des Re~imcnts~ [.!cfcehtsstandes herrschte, keinerlei Aufmcrksam~ keit. Die schwere Arbeit des Abtransports der Opfer konnte daher in gu ter Ordnun~ durch , gefhrt und vollendet werden .

    Die russische Art i 11 er i e, die, gut getarnt, tcils auf der Hhe bei Zalubiezc, teils in dcm Walde 1 km nord""estlieh davon lag, hatte fast keine Gasverluste erlitten. In erster Linie lag dies an dem Umstande, da hier den Leuten mehr Zeit zur Verfgung stand, ihre Gasmasken aufzu' se tzen . Eine entscheidende Rolle ,spielte wohl auch die Tatsachc, da der AusbHdungsstand von Mannschaft und Offizieren bei der Artillerie ein weit besserer als bei der Infanterie war, und da ihr ferner gut ausgebaute Unterstnde zur Ver~

    fgun~ standen. Aus Feststellungen und Beobachtungen der

    meteorologischen Stationen sowie aus der Wir~ kung der Gase auf Menschen und Tiere ging her~ vor, da der Wind aus SW, etwa in der Richtung Odaehowszczyzna- Zalubie:be-Podlisiejki, wehte. Ostwrts von Pohorelcy, also ber 12 km von der Abblasefront entfernt, verdnnte sich die Gas~ wolke derartig, da die Gefahr einer Vergiftung dort nicht mehr zu erwarten stand; es wurden auch keine Opfer aus ,dieser Gegend g,emeldet. Zu erwhnen ist noch, da ein Teil der Gaswolke auch in das Dorf Jatwiez, 4% km sdlic'h von Pohorelcy, eingedrungen war. Hier erlitten aber nur ein Dutzend Pferde, die am westlichen Ausgang des Dorfe untergeb racht waren, Iciehte Vergif, tungen. Die Pferde husteten die ganze N acht hin~ durch ziemlich stark. Erst im Laufe des nchsten Tages schien sich ganz allmhlich ihr normaler Zustand wieder einzustellen.

    Schlielich befand sich unter den Opfern der Vergiftung auch eine Bauernfamilie, die sdlich von Zaluhieze ganz allein wohnte .

    IV. E rfahrungen und Auswertungen des deut::-sehen Blasangriffs auf russischer Seite.

    Die sehr ungengende Schulung der Mann~ schaften und der jngeren Offiziere, die nach den Verlusten der Sommerschlachten in ziemlich ~ro~ er Zahl als Ersatz in die Regimenter des Grena~ clierkorps eingegliedert wurden, war neben den im vorhergehenden Abschnitt geschilderten ungn ~ stigen Umstnden eine der wesentlichen Ursachen der verhltnismig hohen Verluste des Regi~ ments. Vielfach wurden diese Leute durch die un~ gewhnliche Erscheinung einer Gaswolke see~ lisch so tief erschttert, da sie gnzlich den Kopf verloren. Sie vergaen aBe Vor ehriften, ja sogar die Tatsache, da sie im Besitze einer Gas~ maske waren, bedeckten ihr Gesicht mit den Hnden und warfen sich auf die Erde nieder, wo-sie naturgem nooh mehr Gas als aufrecht~ stehend einatmeten. Andere wieder umwickelten ihren Kopf mit Mnteln. Viele suchten auch in panischer Angst ihr Heil in der Flucht, um der Gaswolke zu entkommen. Bei der Reservelkom~ panie erei~neten sich mehrere Flle. in denen Sol ..

    15S

  • daten, die ihre ,\laskcn nicht finden konnten, Ret~ tung au f den Bumen suchten und dabei tdlich vergiftet wurden. Obwohl die Leute vor dep artigen Kopflosigkeiten unzhlige Male gewarnt worden waren, verfielen sie trotzdem solchen un~ sinnigen Handlungen.

    Somit erscheint es auch durchaus nicht allzu verwunderlich, da viele Soldaten den Kork~ stopfen im Einsatz ihrer Gasmaske zu ffnen ver~ gaen. Merkwrdigerweise konnten es einige von diesen Leuten immerhin fast eine ganze Stunde lang unter diesem verschlossenen Einsatz aushal~ ten, obwohl sie whrend dieser Zeit sicherlich recht wenig Luft, dafr aber eine erhebliche ,vlcnge Kohlenstaub eingeatmet haben werden. Jedenfalls zeig ten sie knallrote Gesichter und ge~ schwollene Adern.

    Wie sich aus vielen einzelnen Meldungen fest. s tellen lie, betrug die Ausdehnung des Gebietes , in dem die Wirkung der Gase am strksten war, etwa 2,5 km Breite und 6 bis 8 km Tiefe. Man darf somit folgern , da sich ,die deutsche Abblasefront scilich Odachowszczyzna auf etwa 3 km Lnge e rstreckt hat. Der sdliche T eil der Wolke wurde durch das im Sden meines Abschnitts liegende W ldchen (s. Karte im .\'\. aiheft S. 129) abgelenkt.

    dlich des Wldchens wie auch nrdlich Odachowszczyzna wurde in den russischen Stel~ lungen kein Gas versprt.

    Ob das Gas in einer ein zigen Wolke oder mehrere Male hintereinander, also wellenfrmig, abgeblasen worden ist, konnte nicht mit Sichep heit festges tellt werden. Es erscheint wenig glaub~ haft, da die Deutschen das Gas in mehreren Wellen abgeblasen haben, denn ein solches Ver~ fahren htte ihren eigenen Truppen gefhrlich werden knnen, da infolge ,des beider.seitigen Ar~ tilleriefeuer ungnstige Luftstrmungen ent~ stehen konnten. Auch war eine derartige An~ nahme in keiner Hinsicht mit der offenbaren Ab~ sicht der Deutschen in Einklang zu bringen, hinter der sich fortbewegenden Gaswolke einen Infan~ terieangriff auf die russischen teilungen an~ zusetzen. Dennoch behaupteten fast alle noch un~ versehrt gebliebenen V.er teidiger des vorderen Grabens, da die Gaswolken wellenfrmig auf~ einander gefolgt seien. Hchstwahrscheinlich wurde diese Einbildung durch Nervositt der Leute und durch mehr oder weniger zufllige Ver~ schiebungen der Gasschwaden bewirkt.

    Die Art des abgeblasenen Gases lie sich nicht einwandfrei feststellen. Infolge des ents tandenen Wirrwarrs hatte man die vorgeschriebene Auf~ gabo einer Probeentnahme des Gases in die fr diesen Zweck aufgestellten einfachen Flaschen, die nicht einmal evalkuiert waren, gnzlich ver~

    ~essen. Auf besonderen Hinweis des Regiments~ s tabes wurden ,diese Gasentnahmeflaschen schlie~ lieh verkorkt. berhaupt waren im ganzen nur drei solcher Flaschen an der Front vorhanden. Diese drei wurden nach dem Angriff ,der chemi~ sehen Abteilung des Korpsstabes bergeben. Sie en thielten jedoch nur so wenig Gas, da eine sichere Feststellung des chemischen Inhalts un~ mglich war. Die Untersuchenden waren der Ansicht, da es sich um PhosgenS) handele.

    Auf mich selbst hat dieser deutsche Gasangriff einen auerordentlich tiefen Eindruck gemacht. Ich erkannte, in welch groer Gefahr sich fast das ganze Regiment (mit Ausnahme des linken [2.1 Bataillons) in dieser Nacht befunden hatte. Ein Infanterieangriff der Deutschen in unmittelbarem

    156

    Anschlu an das Gasabb lascn h ii ttc unter hohen Verlusten meines Regiment zu einem sicheren Zurckwerfen hinter die Szczara gefhrt. D e r Einsatz grerer Krfte konnte auch eine n vlligen Durchbruch der Doutschcn, der fr uns noch ern~ s t e r e F 0 I gen geh abt h t t e, z c i t i gen. Im brigen war der unmittelbare Anschlu eines Infanterieangriffs an die sich fortbewegende Gas~ wolke gar nicht einmal notwendig. Sogar bei Ta~ gesanbruch war n~imlich mein Regiment durchaus noch nicht in der Lage, einen mehr oder weniger ernsthaften Infanterieangriff abzuschlagen; dazu waren die eigenen Krfte viel zu schwach, und auch die nchstliegenden Reserven (2 Bataillone) htten dafr nicht gengt.

    Jedenfalls erwies sich der ,asangriff in die em Falle als ein auerordentlich wirksames ,\'\.ittel zur Durchbrechung unserer befestigten Linien. Dieses fr uns neue Kampfmittel erschien mir taktisch wie auch strategisch recht vielvcrspre~ chend, namentlich, wenn der Angreifer beim Vorsto hinter der Gaswolke selbst gengend geschtzt gegen die Wirkung seines Gases war.

    Ei ne weitere Schlufolgerung, die ich aus der Erfa hrung dieser Nacht ziehen konn te, war die, cia eine erfolgreiche Abwehr gegen diese neu~ a rtige Waffe erst dann zu erwa rten stand, wenn breite j\'l assen der Bevlkerung mit ihrer B ekmp~ fUllg vertraut gemacht oder wenn \.\'enigstens die Ersatzleu te in ihren Depots grndlich im Gas~ ~chutz ausgebildet wurden. Wie die bittere Er~ fahrung mir gezeigt hatte, gengte eine chulung an der Front jedenfalls in keiner Wcisc.

    Es war durchaus keine leichte Aufgabe, den hheren KommandosteIlen meine Gedankengnge ber ,die Mglichkeiten einer Kampfgasverwen> dung fr grere taktische und strategische Auf~ gaben nherzubringen. Man vertrat dort vorwie~ gend die Ansicht, da Kampfgase nur als passives Kampfmittel zu betrachten seien, da sie zuviel G~ fahren fr die eigenen Truppen in sich trgen und ,deshalb nur hemmend auf diese wirken mten. Mein Vorschlag, die wissenschaftliche Forschungs~ arbeit auf Erfindung von Neutralisationsmitteln des Gases im Gelnde zu lenken, fand ke ine Zu~ s timmung ; er wurde als Utopie angeseh en.

    Die achprfung des V erlaufs des deutschen Blasangriffes in meinem Regimentsabschnitt er~ folgte durch einen General des Grenadierkorps, der sich in seinem Bericht lediglich auf die Wieder< gabe von Tatsachen beschrnkte. Schlufolgerun~ gen hatto der Betre ffende nicht gezogen. Diese Tatsache befriedigte mich in keiner W eise. Es gelang mir, zum unmittelbaren Vortrag beim Ch