GRASSROOTS Nr. 5

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VERÖFFENTLICHT VON DER UEFA-DIVISION FUSSBALLENTWICKLUNG N R .5 NOVEMBER 2006 Editorial : Ronaldinhos Lächeln • • • Charta stösst auf Begeisterung • • • Regionale Workshops: Einheitliche Breiten- fussball-Standards • • • Ein langer, heisser Breitenfussball-Sommer • • • Der soziale Nutzen des Breitenfussballs • • • Der Behinderten- fussball gewinnt an Dynamik GRASSROOTS FOOTBALL NEWSLETTER

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Editorial: Ronaldinhos Lächeln • • • Charta stösst auf Begeisterung • • • Regionale Workshops: Einheitliche Breiten- fussball-Standards • • • Ein langer, heisser Breitenfussball-Sommer • • • Der soziale Nutzen des Breitenfussballs • • • Der Behinderten- fussball gewinnt an Dynamik VERÖFFENTLICHT VON DER UEFA-DIVISION FUSSBALLENTWICKLUNG N R . 5 N OV E M B E R 20 0 6

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VERÖFFENTLICHTVON DER

UEFA-DIVISION FUSSBALLENTWICKLUNG

N R . 5NOVEM B ER 2006

Editorial :Ronaldinhos Lächeln

• • •Charta stösst

auf Begeisterung• • •

Regionale Workshops:Einheitliche Breiten-fussball-Standards

• • •Ein langer, heisser

Breitenfussball-Sommer• • •

Der soziale Nutzen des Breitenfussballs

• • •Der Behinderten-fussball gewinnt

an Dynamik

GRASSROOTS FOOTBALL NEWSLETTER

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GEN

E/A

FP/G

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I M P R E S S U MREDAKTIONAndy RoxburghGraham TurnerFrits Ahlstrøm

ADMINISTRATIONFrank LudolphHélène ForsEvelyn TernesUEFA-Übersetzungsdienst

PRODUKTIONAndré VieliDominique MaurerAtema Communication SA Druck: Cavin SA

TITELBILDBreitenfussball- Sommer inSan Marino.Foto: FA San Marino

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KREATIVITÄT

UND BALLFERTIGKEIT

AN DEN

BRASILIANISCHEN

STRÄNDEN.

RONALDINHO:

EIN LÄCHELN,

DAS DIE FREUDE

AM SPIEL

SYMBOLISIERT.

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Das Exportland. Denken Sie an Brasilien:Sonne, Meer, Samba und Fussball. DenkenSie an das Lächeln von Ronaldinho – einLächeln, das die Liebe der Brasilianer zumFussball und ihre Freude am «Futebol», verkör-pert. Denken Sie an die für den europäischenFussball ernüchternde Tatsache, dass Brasilienjenes Land ist, aus dem am ersten Spieltagder UEFA Champions League dieser Saisondie meisten Spieler stammten. Gemäss einerdeutschen Zeitung waren in den Startauf-stellungen der 32 Teams unter anderem 65 Brasilianer, 37 Franzosen, 24 Portugiesen,22 Italiener und nur 12 Deutsche vertreten.Brasilien hat zwar die Weltmeisterschaft 2006nicht gewonnen, ist aber zweifellos das grösste Exportland von Fussballtalenten. Mitseinem natürlichen Umfeld und seiner Lei-denschaft ist Brasilien ausserdem ein Vorbildfür die Entwicklung des Breitenfussballs.

Der Fussball. An einem kleinen Küsten-abschnitt, der in Sichtweite der berühmtenIpanema liegt, wurde leidenschaftlich Fussballgespielt. Zunächst spielten zwei Teams mit je vier Spielern gegeneinander. Als Torpfostendienten kleine Stöcke, das sandige Spielfeldwurde auf der einen Seite durch eine Mauerund auf der anderen Seite durch den Atlantikbegrenzt. Die jungen Spieler aus der Umge-bung trugen Badehosen und spielten bar-fuss. Sie agierten sehr engagiert, unglaublichgeschickt und hin und wieder wirklich spekta-kulär. Dann kamen andere hinzu, und dieTeams wurden auf je sechs Spieler aufge-stockt. Es waren keine Trikots mit dem Namender Spieler auf der Rückseite erforderlich.Jeder Spieler wusste, wer zu seinen Mann-schaftskollegen gehörte und in welche Rich-tung er zu spielen hatte. Hier wurde nur zumSpass Fussball gespielt – ein Sport, der demVolk gehört und der den freien Ausdruck, das Selbstvertrauen und das totale Engage-ment fördert. Die Spieler waren vollständigauf die Gegenwart konzentriert, und ihre jungen Gesichter strahlten Glückseligkeit aus.

Der Kreis. An einer anderen Stelle des gleichen Küstenabschnitts stand eher Zusam-menarbeit als Wettbewerb auf dem Pro-gramm. Die Spieler bildeten Kreise und ver-suchten, den Ball möglichst lange in der Luftzu halten. Sie legten fest, dass man den Ball nur einmal berühren darf, und so wan-derte das Leder im Kreis rasch hin und her.

Manchmal wurde der Ball mit der Schulteroder mit dem Aussenrist gespielt, oder erwurde absichtlich etwas angeschnitten, sodass der Spieler, zu dem der Ball kam, miteiner hohen Flugbahn und einem sich dre-henden Ball zurechtkommen musste. Danndurfte der Ball zweimal berührt werden, oderman wechselte zum freien Spiel über, sodass die Ballkontrolle im Zentrum stand, während sich alle sehr geschickt vergnügten.Dies war Fussball für alle – eine Aktivität inder Gemeinschaft. An dem Kreis, der aussechs Spielern bestand, beteiligten sich auchein junges Mädchen, ein kleiner Junge undein alter Mann. Die einzigen Voraussetzungenfür das Mitspielen in einem solchen Kreiswaren die Bereitschaft, mitzumachen, gewissetechnische Fähigkeiten und ein «junges Herz».

Die Variationen. In Brasilien wird das Um-feld des Fussballs durch eine Vielzahl von Dis-ziplinen und Spielvariationen stimuliert undbereichert. So hat der Futsal weitreichendeAuswirkungen. Viele brasilianische Fussball-stars entwickelten ihre spielerische Gewandt-heit und ihre Reaktionsschnelligkeit in dieserDisziplin mit dem kleinen, schweren Ball. Es kommt nicht von ungefähr, dass die FIFAFutsal-Weltmeisterschaft 2008 in Brasilienausgetragen wird. Ausserdem hat auch derorganisierte Beach Soccer in Brasilien seitjeher eine grosse Anhängerschaft. So führtdie FIFA die nächsten zwei Beach-Soccer-Weltmeisterschaften im grössten Land Süd-amerikas durch (2006 an der Copacabana inRio und 2007 an einem noch nicht bekann-ten Ort). In Brasilien ist der Fussball mit allenseinen Variationen allgegenwärtig. Er ist eineLebensphilosophie in diesem Land, das Spieler wie Pelé, Zico, Ronaldo usw. hervor-gebracht hat. An dieser Stelle muss auch

E D I T O R I A LVON ANDY ROXBURGH,TECHNISCHER DIREKTOR DER UEFA

gesagt werden, dass sich die brasilianischenSpitzenvereine sehr engagieren, um viele derjungen Talente, die aus dem Breitenfussballstammen, zu rekrutieren und zu fördern.

Die Botschaft. Aus vielen Gründen (Klima,Bevölkerungszahl usw.) können nur wenigeeuropäische Länder das Umfeld des brasilia-nischen Fussballs nachbilden. Doch es lassensich trotzdem gewisse Lehren ziehen. Fuss-ballverbände, denen eine gesunde Entwick-lung und das Wachstum des Fussballs einAnliegen sind, müssen eine möglichst grosseBeteiligung und ein entsprechendes Interessefördern. Das Ziel besteht in einem Breiten-fussball, der ein Instrument für die sozialeIntegration, für die Vermittlung von Gesund-heit und Freude ist. Daraus werden gewisser-massen als Nebenprodukt Talente hervorge-hen. In Brasilien wurden die Liebe zum Ball,der Kleinfeldfussball und die reine Freude amSpiel in einem solchen Ausmass kultiviert,dass die Leidenschaft für den Fussball unddie spielerische Kreativität zu einem Teil derbrasilianischen DNA geworden sind. Bei derWM 2006 kamen die vier besten Teams zwaraus Europa, doch in einer von hartem Wett-bewerb geprägten Welt ist Selbstgefälligkeitkeine Option. Die permanente Weiterentwick-lung des Fussballs ist eine unabdingbare Notwendigkeit, wobei die Grundlagen jeg-lichen Wachstums und Fortschritts im Breiten-fussball liegen. Während der WM 2006 ent-faltete das Lächeln von Ronaldinho infolgevon Müdigkeit nicht seine ganze Kraft. Doch in den letzten Jahren war er als Spieler des FC Barcelona ein Symbol für brasilianischeBrillanz auf europäischem Boden, und er hat uns immer wieder daran erinnert, dassFussball auf allen Ebenen ein Spiel ist, das genossen und geschätzt werden soll.

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RONALDINHOS LÄCHELN

Selbst in weniger zauberhaften Gegenden als den brasilianischen Stränden steht die Freude am Spiel an erster Stelle.

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DIE UEFA-ARBEITSGRUPPE BREITENFUSSBALL

BEI IHRER SITZUNG IN ROM.

UEFA- und FIFA-Exekutivkomiteemitglied Viacheslav Koloskov mit den Teilnehmern des Workshops in Oslo.

Dies ist umso erstaunlicher, als es gar niedarum ging, möglichst schnell über vieleCharta-Mitglieder zu verfügen. Die UEFA-Breitenfussball-Charta ist ein Förderpro-gramm, das Kriterien für die Breitenfuss-ball-Entwicklung festlegt. Um Mitglied zu werden, muss ein Nationalverbandbestimmte Mindestanforderungen erfül-len. Bei der Unterzeichnung der Chartaerhält ein Verband den Ein-Sterne-Status;anschliessend werden laufend Bewertun-gen vorgenommen, nach denen fort-

CHARTA STÖSST AUF BEGEISTERUNG

ALS DAS UEFA-EXEKUTIVKOMITEE 2004 DER SCHAFFUNG EINER BREITENFUSSBALL-CHARTA

ENTHUSIASTISCH ZUSTIMMTE, LAG DAS URSPRÜNGLICHE ZIEL DARIN, BIS ENDE 2007 ZWANZIG

NATIONALVERBÄNDE AN BORD ZU HABEN. WENN MAN BEDENKT, DASS DIE BREITENFUSSBALL-

PROGRAMME VIELER VERBÄNDE NOCH IN DEN KINDERSCHUHEN STECKTEN, WAR DIES

EINE EHRGEIZIGE ZIELSETZUNG. DOCH DIE UEFA-BREITENFUSSBALL-CHARTA STIESS

AUF EINE DERARTIGE BEGEISTERUNG, DASS DIESE MAGISCHE ZAHL SCHON LANGE VOR DEM

BESAGTEN TERMIN ERREICHT WERDEN KÖNNTE.

schrittliche Mitglieder jeweils einen höhe-ren Status erlangen können.

Zusätzliche Sterne können auf der Grund-lage bestimmter Bereiche vergeben wer-den, wie für das Schaffen guter Rahmen-bedingungen für den Mädchen- und Frauenfussball, für soziale Programme wieBehindertenfussball oder für die Zahl derWerbeaktivitäten und -veranstaltungen für den Breitenfussball an sich. Insgesamtkönnen bis zu sieben Sterne erreicht

werden. Um den Sieben-Sterne-Status zu erlangen, muss ein Nationalverbandallerdings über ein äusserst umfassendesund erstklassiges Programm in sämtlichenBreitenfussball-Kategorien verfügen.

Wo stehen wir also im Moment? Die sechs Gründungsmitglieder der Charta wa-ren bekanntlich Dänemark, Deutschland, England, die Niederlande, Norwegen undSchottland – in diesen Ländern fandenauch die an anderer Stelle beschriebenen

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UEFA-EXEKUTIVKOMITEEMITGLIED

GEOFFREY THOMPSON MIT DEN

TEILNEHMERN DES WORKSHOPS IN

MARLOW-ON-THAMES, ENGLAND.

BREITENFUSSBALL-KONFERENZEN

Die 7. UEFA-Breitenfussball-Konferenz findet vom 2. bis 6. April 2007in Helsinki statt.

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regionalen Workshops statt. Andere Ver-bände stehen kurz vor der Unterzeichnung.Bei ihrer nächsten Sitzung im Novemberwird die zuständige Arbeitsgruppe desUEFA-Ausschusses für Breitenfussball dieBewerbungen sieben weiterer Verbändeunter die Lupe nehmen, die bereits vonBreitenfussball-Experten besucht wurden.Und während dieser Artikel entsteht, werden fünf weitere Aufnahmegesuchebehandelt. Der Optimismus hinsichtlichdes Erreichens von 20 Mitgliedern vorEnde 2007 ist folglich begründet. Es istsogar möglich, dass dieses Ziel bereits zur 7. UEFA-Breitenfussball-Konferenz imkommenden April in Helsinki geschafft ist.

Obwohl es vor noch nicht allzu langer Zeit lanciert wurde, läuft das Programmder UEFA-Breitenfussball-Charta auf Hoch-touren. «Der entscheidende Faktor», meintder Technische Direktor der UEFA, AndyRoxburgh, «war, dass die UEFA-Breiten-fussball-Charta schnell und vollständig

akzeptiert wurde. Diesem hohen Mass an Begeisterung – nicht nur für die Charta,sondern auch für den Breitenfussball im

Allgemeinen – ist es zu verdanken,dass das Projekt so unglaublich schnellvorankommt.»

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Die sechsteUEFA-Breiten-fussball-Konferenzfand 2006in Nyonstatt.

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DER IDEENAUSTAUSCH

WAR EIN WICHTIGER BESTANDTEIL

DER WORKSHOPS.UEF

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UEFA- und FIFA-Exekutivkomiteemitglied Ángel María Villar Llona mit den Teilnehmern des Workshops in Kilmarnock, Schottland.

BEI DER UEFA-BREITENFUSSBALL-KONFERENZ IM VERGANGENEN MÄRZ IN GENF WURDE

DIE DURCHFÜHRUNG VON SECHS REGIONALEN BREITENFUSSBALL-WORKSHOPS ANGEKÜNDIGT,

MIT DENEN JEWEILS EINE GRUPPE VON NATIONALVERBÄNDEN DABEI UNTERSTÜTZT WERDEN SOLLTE,

SICH MIT DER UEFA-BREITENFUSSBALL-CHARTA VERTRAUT ZU MACHEN.

REGIONALE WORKSHOPS EINHEITLICHE

BREITENFUSSBALL-STANDARDS

Der erste Workshop fand im Mai in Norwegen statt. Während des Sommersfolgten weitere in Dänemark, Schottlandund England, und im Oktober wurdendie letzten beiden Veranstaltungen inden Niederlanden und in Deutschlanddurchgeführt. Sämtliche UEFA-Mitglieds-verbände nahmen an einem der sechsWorkshops teil.

Die wichtigsten Ziele bestanden darin,die Anforderungen der UEFA-Breitenfuss-ball-Charta darzulegen, die Verbände bei der Beantragung der Charta-Mitglied-schaft zu unterstützen und eine Plattformbereitzustellen, bei der Breitenfussball-Strategien ausgetauscht werden konnten.

Auf der Ebene des Breiten-sports ist die beste Vorgehensweiseimmer die, die sich aus den jeweiligenUmständen ergibt. Durch den Austauschvon Erfahrungswerten können die Ver-bände ein einheitliches Niveau in ihrenBreitenfussball-Aktivitäten erlangen und allgemein ihre Standards erhöhen.Sämtliche Verbände begrüssten die Charta, und viele von ihnen haben sichum die Mitgliedschaft beworben.

Jeder Workshop wurde von einem Mit-glied des UEFA-Exekutivkomitees eröffnetund umfasste in der Regel Vorträge vonUEFA-Mitarbeitern, vom Gastgeberver-band und von Vertretern aller teilnehmen-

den Verbände, die über den Breiten-fussball in ihren Ländern berichteten. Es fanden auch Diskussionsrunden stattund die Teilnehmer hatten Gelegenheit,ihre Meinung zu den diversen bespro-chenen Themen zu äussern.

Die Workshops zeigten schnell Wirkung –nicht zuletzt, was die Vermittlung einereinheitlichen Breitenfussball-Philosophiebetrifft. Die Verbände anerkennen nundie Tatsache, dass der Breitenfussballmehr beinhaltet als die Entdeckung undEntwicklung von Spitzentalenten. Gleich-zeitig erkennen immer mehr National-verbände den weit reichenden Nutzender Förderung des Breitenfussballs.

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UEFA-SCHATZMEISTER DR. MATHIEU SPRENGERS UND

FIFA-EXEKUTIVKOMITEEMITGLIED DR. MICHEL D’HOOGHE

MIT DEN TEILNEHMERN DES WORKSHOPS IN ZEIST. KN

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UEFA-Exekutivkomiteemitglied Marios N. Lefkaritis mit den Teilnehmern des Workshops in Kopenhagen.

Lernen, in einem Team mitzuwirken.

Verbände wie England oder Norwegenkonnten dank Sponsoring-Verträgen, demFernsehen und höheren Zuschauerzah-len ihre Einnahmen steigern. Andere wieBelarus und Bulgarien konnten erfreutfeststellen, wie gut hohe Teilnehmerzah-len bei Breitensport-Veranstaltungen beiihren regionalen und nationalen Regie-rungen ankommen, vor allem weil dieEvents einen gesunden Lebensstil ver-mitteln. Andere Länder verzeichneten gareine Abnahme asozialer Verhaltenswei-sen – und folglich der damit verbunde-nen Kosten für die öffentliche Hand.Viele Verbände aus ganz Europa berich-teten zudem, dass der Fussball einebedeutsame gesellschaftliche Kraft sei,die dazu beitrage, ethnische Gemein-schaften einander näher zu bringen.

Aus den Workshops ging ebenfalls her-vor, dass Breitenfussball-Strukturen stän-dig verbessert werden können, indemman zum Beispiel eine Breitenfussball-Kommission bildet, einen eigens für die-sen Bereich zuständigen Manager ver-

pflichtet, eine Strategie erarbeitet undschliesslich dem Breitenfussball ein eige-nes Budget zur Verfügung stellt, dasdurch Sponsoren- und öffentliche Gelderfinanziert wird. So haben einige Verbän-de erfolgreich mit nichtmonetären kom-merziellen Partnerschaften experimen-tiert, und der ukrainische Verband bei-spielsweise zweigt einen prozentualenAnteil aus allen Transfergeschäften mitnicht lokal ausgebildeten Spielern fürBreitenfussball-Aktivitäten ab. Es warerfreulich zu erfahren, dass sich immermehr ehemalige Spieler, Prominente undPolitiker für die Förderung von Breiten-sport-Aktivitäten zur Verfügung stellen.

Da der Strassenfussball immer mehr vomAussterben bedroht ist, suchen die Ver-bände nach Ersatzlösungen. Das grosseSpektrum an Aktivitäten, das im Artikelzum Breitenfussball-Sommer beschrie-ben wird, zeugt von der Zunahme derFestivals, Sommerschulen, Turniere undSchulprojekte. Der Breitenfussball ist aufdem Vormarsch.U

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EIN LANGER, HEISSER

BREITENFUSSBALL- SOMMER

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MAN HÄTTE DAVON AUSGEHEN KÖNNEN, DASS DER DIESJÄHRIGE FUSSBALLSOMMER IM SCHATTEN

DER FIFA-WELTMEISTERSCHAFT UNTERGEHEN WÜRDE. DOCH WEIT GEFEHLT. WÄHREND DIE PROFIS

IN DEUTSCHLAND IN AKTION WAREN, LIEF DIE WERBEKAMPAGNE DER UEFA, DER BREITENFUSSBALL-

SOMMER, AUF DEN RASEN- UND MINISPIELFELDERN EUROPAS AUF HOCHTOUREN.

Der ursprünglich als einmalige Initiativeim Rahmen des Goldenen UEFA-Jubi-läums konzipierte Breitenfussball-Som-mer 2004 war ein derartiger Erfolg, dasser sich zu einem alljährlichen Ereignisentwickelte. So unterstützte die UEFAnun im dritten aufeinander folgendenJahr diverse Breitenfussball-Projekte,

Die Freude am Spiel in Dänemark.

EIN MINISPIELFELD IN ISLAND.

indem sie offizielle Teilnahmezertifikateausstellte und jedem Nationalverband100 adidas-Fussbälle mit dem Logo desUEFA-Breitenfussball-Programms, 150T-Shirts sowie je 50 zusätzliche Bälle fürdie jeweils beste Breitenfussball- undBehindertenfussball-Veranstaltung jedesVerbandes schenkte.

Der Sommer 2004 war aufgrund derhalben Million Teilnehmer an den Brei-tenfussball-Aktivitäten als Erfolg gefeiertworden. 2005 stieg die Teilnehmerzahlauf 1,3 Mio. Menschen. Und obwohlnoch nicht alle 52 UEFA-Mitgliedsver-bände endgültige Zahlen eingereichthaben, hat der Sommer 2006 mit rund21/4 Mio. Teilnehmern neue Massstäbegesetzt. Im Vergleich zur Erstausgabe2004 können wir folglich von einerWachstumsrate von 450% sprechen.

Vor dem Hintergrund des UEFA-Kon-zepts «Fussball für alle» sind dies natür-lich erfreuliche Zahlen. Noch ermuti-gender ist allerdings die Vielfalt der Ver-anstaltungen, die zwischen Mai undSeptember durchgeführt wurden.

Einige davon sprechen für sich: DieSommer-Fussballschulen in Dänemark,Norwegen und Schweden zum Beispielzogen fast eine Viertelmillion Teilneh-mer an. In anderen Ländern wurdensowohl kleine regionale als auch lan-desweite Events auf die Beine gestellt.Einmal mehr zeigten sich auch die

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Sponsoren grosszügig, wie beispiels-weise in Prag, wo das McDonald’s-Fussballfest, das parallel zum WM-Auftakt stattfand, 85 000 8- bis 11-Jährige anzog. Doch dies war bei weitem nicht die einzige Grossveran-staltung. In den Niederlanden mach-ten über 200 000 Kinder bei Schul-fussball- und Street-Soccer-Eventsmit, in Rumänien spielten im Rah-men des nationalen Schulsport-Festi-vals 195 000 Jugendliche zwischen 7 und 18 Jahren Fussball, und inRussland nahmen 72 000 11- bis 15-Jährige an regionalen Vereinstur-nieren teil.

Es gab unterschiedliche Ansätze. Manch-mal wurden die Menschen zu den Veranstaltungen gebracht, manchmalkamen diese zu den Menschen. In Kroa-tien setzte man zum Beispiel auf lokaleEvents – 74 davon waren Fussball- oderFutsal-Turniere für alle Alterskategorienvon Kindergartenkindern bis Veteranen.In Armenien bestritten 16 000 Teilneh-mer Turniere, die Namen wie «Fussballohne Grenzen», «Cup der Hoffnung»oder «Fun-Fussball» trugen. In Deutsch-land standen ebenfalls lokale Turniereim Vordergrund – wie der Daniel-Nivel-Cup, der zu Ehren des bei der WM1998 von Hooligans schwer verletzten

Polizisten veranstaltet wurde. Währenddie Squadra Azzurra sich auf dem Wegzum WM-Triumph befand, rannten inihrer Heimat 60 000 6- bis 8-jährige«Piccoli Amici» selber dem runden Ledernach. In Finnland erfreuten sich landes-weit 60 000 Kinder zwischen 7 und 12Jahren an «All-Star-Fussball-Karnevals».

In Sachen Vielfalt verdienen die Türkeiund die Ukraine besondere Erwähnung.In diversen türkischen Städten von Adanabis Van kamen fussballbegeisterte Teen-ager genauso auf ihre Kosten wie Vete-ranen. In der Ukraine wurden regionaleTurniere organisiert, an denen 120 000Jugendliche (14 bis 17 Jahre) und eben-so viele Erwachsene teilnahmen. Nie-mand kam zu kurz, denn die Veranstal-tung «Machen wir Kindern eine Freude»im Juni verzeichnete 50 000 Teilnehmer.Bei speziellen Turnieren konnten zudemMenschen mit Amputationen, Special-Olympics-Spieler sowie Seh- und Hör-behinderte dank des Fussballs für einenMoment ihre Alltagssorgen vergessenund ihr Selbstbewusstsein stärken.

In der Republik Irland wurden eine Obdachlosen-Meisterschaft, ein Roll-stuhlfahrer-Wettbewerb und ein Futsal-Turnier für Menschen aus sozialbenachteiligten Vierteln organisiert. Die «Girls Only Roadshow» in Nordirlandwar eine von unzähligen Veranstaltun-gen, die in zahlreichen Ländern eigensfür Mädchen und Frauen ins Leben gerufen wurden. Zu den vielen Events in der Türkei gehörte ein Turnier zwi-schen Fünfermannschaften, das an 20 verschiedenen Orten nach Futsal-Regeln ausgetragen wurde.

Der Breitenfussball-Sommer 2006 bot also allen etwas. Das Erreichen derersten vier Plätze bei der WM-Endrundewar ein schöner Erfolg für den euro-päischen Fussball. Doch auch auf derEbene des Breitensports war es eindenkwürdiger Sommer.

Energischer Zweikampf in San Marino.

FAIRPLAY IN FINNLAND.

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DER SOZIALE NUTZENDES BREITENFUSSBALLS

AUSZÜGE AUS EINEM ESSAY VON PROF. KLAUS-PETER BRINKHOFF

ÜBER DIE SOZIALEN FUNKTIONEN DES FUSSBALLS IN DER KINDHEIT UND JUGEND

Bei der UEFA-Breitenfussball-Konferenz, die in diesem Jahr in Nyon statt-fand, wurde Folgendes festgehalten: «Der Breitenfussball hat eine bedeutende soziale Funktion. Er kann dazu beitragen, asoziale Verhaltensmuster wie Vandalismus, Drogenmissbrauch, Intoleranz, Ausgrenzung und Rassismus zu reduzieren, und er kann sogar Teil von Resozialisierungsprogrammen inGefängnissen sein.» Dies ist einer der Gründe dafür, dass internationale, natio-nale und lokale Regierungen, Behörden, Verbände und Sponsoren zunehmendbereit sind, bedeutende Beiträge zu Breitenfussball-Projekten zu leisten.

Wenn es darum geht, den gesundheitlichen Nutzen des Fussballs aufzuzeigen –beispielsweise die Bekämpfung von Übergewicht und Fettleibigkeit bei Kindern –, ist es verhältnismässig einfach, überzeugende medizinische Belegezu unterbreiten. Doch wie lässt sich der soziale Nutzen des Fussballs wissen-schaftlich nachweisen? Welche Daten können bei der Kontaktaufnahme mit potenziellen Partnern für Breitenfussball-Projekte vorgelegt werden? In einem Essay von Professor Klaus-Peter Brinkhoff werden unter anderem diese Fragen behandelt. Nachfolgend einige Auszüge daraus.

Der Fussball hilft jungen Menschen, sich zu integrieren und gesund zu bleiben.

DER FUSSBALL

BIETET EIN WUNDERBARES

LERNUMFELD.

Für eine Analyse der ursprünglichen Hypo-these über die sozialen Funktionen undSchutzwirkungen des Sports ist eine sehrdifferenzierte Betrachtung erforderlich. (…)Überfluss und eine Vielzahl von Möglich-keiten sind heutzutage für einen grossenTeil der Bevölkerung bestimmende Ele-mente des Alltags. Die wesentlichen Her-ausforderungen bestehen nicht mehr in derBewältigung einer Versorgungsknappheit,sondern in Umweltrisiken und psychischenBelastungen. Die heutigen Kinder undTeenager erleben in ihrer Entwicklung einerasche Veränderung der Alltagsbedingun-gen. Dieser Prozess erfolgt heutzutage vielschneller, als dies in früheren Generationender Fall war. Die veränderten Bedingungenbieten den Kindern und Jugendlichen nichtnur neue Möglichkeiten, sondern bringenauch zahlreiche neue Belastungen undBedrohungen mit sich, denen ihre Elternnicht ausgesetzt waren. Insbesondere fürJugendliche existieren viele neue physische,emotionale und soziale Belastungen, die mit Versagensängsten einhergehen.

Die Wechselwirkung zwischen diesen verschiedenen Faktoren ist der Hauptgrundfür die Tatsache, dass der Prozentsatz derKinder und Jugendlichen, die unter sozialenProblemen, emotionalen Störungen undkörperlichen Beeinträchtigungen leiden,trotz des hohen Lebensstandards und derhoch entwickelten Systeme für die sozialeSicherheit unablässig zunimmt. Aufgrundder immer grösseren Marketinganstrengun-gen der Unternehmen sind die Jugend-lichen einem steigenden Druck ausgesetzt.Und angesichts der zunehmenden Bedeu-tung von beruflichen Qualifikationen müs-sen sie höhere psychosoziale Herausfor-derungen bewältigen. All dies ist eine Erklä-rung dafür, dass der früher einsetzende Reifeprozess mit weiteren potenziell schäd-

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lichen Nebenwirkungen verbunden ist.Aus diesem Grund könnten zu den folgenden Themen ganze Abhandlungenverfasst werden:

■ Psychosoziale Belastungen im Zusammenhang mit Stress in Familie und Schule

■ Defizite in der körperlichen und motorischen Entwicklung

■ Desorientierung und Aggressivität imauf Jugendliche ausgerichteten Markt

■ Alkohol- und Tabakkonsum■ Konsum und Missbrauch von illegalen

weichen und harten Drogen■ Soziale Desintegration auf Grund des

Zerfalls von sozialen Beziehungen■ Soziale Bedingungen, in denen

Gewalt unter Kindern und Jugend-lichen entsteht

■ Soziale Botschaften, die von modernsten Multimedia-Plattformenverbreitet werden

■ Ethnische Konflikte oder politischerExtremismus

Symptome einer gestörten Entwicklung im Jugendalter, wie zum Beispiel be-stimmte soziale Verhaltensmuster oderkonkrete gesundheitliche Beeinträch-tigungen, treten im Alltag von Kindern und Jugendlichen vielfach in Situationenauf, in denen sie einem anhaltendenDruck ausgesetzt sind.

Einige Forscher betonen die Erweiterungdes Horizonts und die vielfältigen Möglich-keiten, die jedem Einzelnen zur Verfügungstehen. Andere weisen in erster Linie aufdie enorme «Sprengkraft» hin, die durchaltersspezifische und kollektive Problemesowie durch Schwierigkeiten im Zusam-menhang mit der sozialen Identität ent-steht. Diese Forscher heben die Desorien-tierung und Ungewissheit hervor und halten mit Nachdruck fest, dass die sozialeIntegration nur gewährleistet werdenkann, wenn spezifische Formen von sozialer Unterstützung bestehen. Verschie-dene Studien weisen darauf hin, dass der Fussball auf verschiedene Weise soziale Unterstützung leisten kann.

Keinem anderen Sport wird in der Kindheit und Jugend eine so grosseBedeutung beigemessen. Im Gegensatzzu anderen Formen von strukturierterJugendarbeit wird organisierter Sport von den Jugendlichen eher akzeptiert als andere Formen von sozialer Unter-stützung. Doch welchen Beitrag kann der Fussball leisten, wenn es darum geht,einen Jugendlichen zu einem integrier-ten Mitglied der Gesellschaft der Erwach-senen zu entwickeln?

Im Zentrum stehen dabei die Bewältigungder typischen Krisen während der Puber-tät und die Entwicklung einer eigenen

Identität. In diesem Zusammenhang bietetdie Teamstruktur innerhalb eines Fussball-vereins gewissermassen einen Trainings-platz für die Entwicklung der Persönlich-keit und der Identität. Aus Forschungs-ergebnissen geht klar hervor, dass sichjunge Menschen, die Mitglied eines Sport-vereins sind, positiv von Jugendlichenunterscheiden, die aus einem Sportvereinausgetreten sind oder gar nie Mitgliedeines solchen waren. Neue Forschungs-arbeiten gelangen zum Schluss, dassJugendliche, die Mitglied eines Sportver-eins sind, besser mit körperlichem, psychi-schem und sozialem Stress umgehenkönnen als Teenager, die keinem Sport-verein angehören. Die aktive Mitglied-schaft in einem Fussballverein bietet dieMöglichkeit, sich auf positive Weise aus-zudrücken und einen gewissen negativenStress abzubauen. Auch in Bezug aufpsychosomatische Störungen unter-scheiden sich solche Jugendliche positivvon Gleichaltrigen.

Die Entwicklungen in der Familie und inder Arbeitswelt haben dazu geführt, dasses jungen Menschen zunehmend an starken sozialen Beziehungen und aneinem verlässlichen Umfeld mangelt. DasEngagement in einem Fussballverein wirktdiesem Trend entgegen und hat sehrpositive Auswirkungen auf die soziale Inte-gration. Zum einen kann ein Fussballver-ein Kinder und Jugendliche in eine struk-turierte Jugendkultur integrieren, die aufGruppen von Gleichaltrigen beruht. Zumanderen schaffen diese Jugendkultur und die Gruppen von Gleichaltrigen einebessere Ausgangslage im Hinblick auf den Eintritt in die Welt der Erwachsenen.Jugendliche, die in einem Fussballvereintrainieren, lassen das «Ghetto ihrer Gleich-altrigen» normalerweise früher hinter sichals ihre Alterskollegen, die sich nicht ineinem Sportverein engagieren. Ausser-dem entwickeln sie rasch ethische undmoralische Konzepte von Erwachsenen.

Vor diesem Hintergrund besteht offen-sichtlich ein breites Spektrum für vielfältigeForschungsarbeiten. Die wissenschaft-liche Diskussion über die Rolle des Sportsim Allgemeinen und des Fussballs imSpeziellen ist insbesondere in Bezug aufdie persönliche Entwicklung eine grosseHerausforderung für künftige Studien,sowohl im Rahmen der theoretischen als auch der praktischen Forschung.

Der Fussball kann eine wichtige soziale Rolle übernehmen.

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DAS GROSSARTIGE

GEFÜHL, EINEM TEAM

ANZUGEHÖREN.

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DER BEHINDERTENFUSSBALLGEWINNT

AN DYNAMIKDIE ENTWICKLUNG EINES ZEHN-PUNKTE-PLANS FÜR DEN AUSBAU DER STRUKTUREN DES

BEHINDERTENFUSSBALLS UND DIE ERARBEITUNG EINES ALLGEMEINEN E-LEARNING-KURSES DER

UEFA FÜR BEHINDERTENFUSSBALL, DER AUF UEFA.COM AUFGESCHALTET WERDEN SOLL: DIES

WAREN DIE BEIDEN WICHTIGSTEN THEMEN AUF DER TAGESORDNUNG, ALS DIE UEFA-ARBEITSGRUPPE

BEHINDERTENFUSSBALL IM SEPTEMBER IN LEVERKUSEN ZUSAMMENTRAT.

Diese Arbeitsgruppe, die aus dem UEFA-Ausschuss für Breitenfussball hervorge-gangen ist, diskutierte über einen Zehn-Punkte-Plan, mit dem die Nationalver-bände bei der Entwicklung des Behinder-tenfussballs unterstützt werden sollen.Die Bedeutung dieses Themas wurdedurch Schätzungen der EU unterstrichen,wonach 18% der EU-Bürgerinnen und

-Bürger unter irgendeiner Form einerBehinderung leiden. Die grösste Gruppedavon bilden Menschen mit Lernschwie-rigkeiten. Im Plan ist aber auch Fussballfür gehörlose, hörbehinderte, blinde, sehbehinderte und zerebral gelähmteMenschen sowie für Personen mit einerAmputation vorgesehen. Der Zweck desPlans besteht ganz einfach darin, Fuss-

ballern mit einer Behinderung die Mög-lichkeit zu geben, ihren Sport zu genies-sen und ihr Potenzial voll auszuschöpfen.

Die meisten Nationalverbände sehen sich zunächst einmal mit dem Problemkonfrontiert, dass für die verschiedenenKategorien des Behindertenfussballs in vielen Fällen unterschiedliche Dach-organisationen zuständig sind. Als erstesmüssen daher die Behindertenfussball-Aktivitäten eines Landes genau über-prüft werden. Anschliessend müssen die Verbindungen mit den Behinderten-sport-Organisationen verbessert werden.Dabei muss klar gemacht werden, dassdas Ziel in engen gegenseitigen Bezie-hungen besteht. Es müssen Kommu-nikationskanäle aufgebaut werden, und normalerweise führen regelmässige Sitzungen zu guten Ergebnissen.

Der nächste Schritt könnte im Aufbaueines Beratungsteams bestehen – einAusschuss von Experten im Bereich desBehindertensports, der dem National-verband Bericht erstattet und ihn berät.Anschliessend können die Aktivitäten ausgehend von den Verhältnissen imjeweiligen Land auf spezifische Zielgrup-pen ausgerichtet werden. In Zusammen-arbeit mit Behindertengruppen, Vereinen

TURNIER

IN DEUTSCHLAND

FÜR BEHINDERTE

MENSCHEN.

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und lokalen Organisationen könnenFussballfestivals im Grossfeld- oderKleinfeldfussball veranstaltet werden.Den grössten Effekt erzielen solche Turniere, wenn sie nicht vom National-verband abhängen, sondern unter derFederführung von lokalen Vereinendurchgeführt werden.

Auf der Basis von solchen lokalen Festi-vals können weitere Strukturen geschaf-fen werden: lokale Trainingsmöglich-keiten; Vorlagen für andere Organe oderVereine zur Entwicklung von regionalenund/oder nationalen Wettbewerbenausgehend von den lokalen Festivalssowie Festlegung von Kriterien für derenGenehmigung durch den Nationalver-band; Aufbau von Strukturen für dieSpielerentwicklung, in deren Rahmentalentierte Spieler in Regional- und Na-tionalmannschaften aufsteigen können.

Doch Entwicklungsprojekte erfordernFührungsverantwortliche und Trainer –diesbezüglich könnte der vorgeschlage-ne E-Learning-Kurs auf uefa.com einwesentlicher Schritt in die richtige Rich-tung sein. Bis Anfang 2007 soll einBehindertenfussball-Kurs online zur

Menschen» soll eine angemesseneBedeutung eingeräumt werden.

Im Fokus des vorgeschlagenen Kursessollen die folgenden Themen stehen:■ Sensibilisierung für Behinderungen■ Auswirkungen von Behinderungen

auf körperliche Aktivitäten■ Anpassung von bestehenden Trai-

ningsübungen an die verschiedenenFormen des Behindertenfussballs

■ Optimale Ausschöpfung der Möglichkeiten

■ Kinderschutz und Sicherheitsfragen■ Vorgabe von realistischen Zielen■ Fallstudien und Problemszenarien■ Aktionspläne für Trainer

Zu Beginn würde der Kurs auf Englischdurchgeführt. Die Absolventen könntensich auf uefa.com in der Rubrik «TrainingGround» anmelden. Dank des vorge-schlagenen Projekts wird es einfachersein, eine Datenbank der Trainer zusam-menzustellen, die im Bereich des Behin-dertenfussballs tätig sind, und Kontaktezwischen diesen Trainern zu fördern. Der E-Learning-Kurs für Behindertenfuss-ball wird auch eine Bereicherung für den Gesamtinhalt der Rubrik «TrainingGround» sein – und hoffentlich wirddadurch auch der Behindertenfussball als Ganzes bereichert.

FOTO

S: U

EFA

Die UEFA-Arbeitsgruppe für Behindertenfussball.

Verfügung stehen. Damit wird das Zielverfolgt, direkte Unterstützung für dieAusbildung von Trainern und Führungs-verantwortlichen zu leisten. Ausserdemsollen von der UEFA genehmigte Trainer-kurse der Nationalverbände unterstütztwerden, und Aspekten wie «Ethik undEinstellung» sowie «Arbeiten mit jungen

RUND 6 000 ZUSCHAUER VERFOLGTEN

DAS SPIEL UM DEN DRITTEN PLATZ ZWISCHEN

GASTGEBER DEUTSCHLAND UND SÜDAFRIKA BEI DER

INAS-FID FUSSBALL WM IN DIESEM SOMMER.

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HINTER JEDEM FOTOBreitenfussball ist Freude undSpass. Deshalb ist hier das alteSprichwort, dass ein Bild mehrauszusagen vermag als tausendWorte, besonders treffend. So wurde bereits zum dritten Malim Rahmen des UEFA-Breitenfuss-ball-Sommers ein Fotowettbewerbdurchgeführt – das Ergebnis istsozusagen eine Würdigung derFreude am Fussball. Die Vielfalt der eingereichten Bilder bringt die Vielfalt des Breitenfussballs an sich und den Geist des Breiten-sports im Allgemeinen zum Ausdruck.

Der Sieger erhält neben einemDiplom 50 adidas-Fussbälle, für die Plätze zwei und drei gibt es je 25 Bälle. Einen Sieger zu kürenist allerdings alles andere als ein-fach – die Bilder des Wettbewerbs2006 waren von solch hoher Qualität, dass viele von ihnen fürUEFA-Präsentationen verwendetwerden können. Deshalb herz-lichen Glückwunsch an alle, dieteilgenommen haben.

SAN MARINO

EJR MAZEDONIEN

BELGIEN

. Platz

. Platz

. Platz

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STECKT DER GEIST DES BREITENFUSSBALLS

TSCHECHISCHE REPUBLIK

POLEN

TÜRKEI

DÄNEMARK

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UEFARoute de Genève 46CH-1260 NyonSchweizTelefon +41 848 00 27 27Fax +41 22 707 27 34uefa.com

Union des associationseuropéennes de football