Hannes WaDeR LIVe · endlich bin ich dazu gekommen, das Chanson Le Déserteur von Boris Vian zu...

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W ie zu Beginn meiner Laufbahn in den 1960ern stehe ich nun seit mehr als 25 Jahren auf meinen Tourneen wieder allein mit meiner Gitarre auf der Bühne. Während ich bei Studio- Produktionen auf die Mitarbeit inspirierter Musiker nicht verzichten mag, und die mir auch bei früheren Live-Alben schon zur Seite standen, hat sich die Frage einer Begleitband für die Konzert-Mitschnitte diesmal gar nicht erst gestellt. Dies ist mein erstes Live-Solo-Album, seitdem ich 1977 H. W. singt Arbeiterlieder auf dem UZ-Pressefest in Recklinghausen aufge- nommen habe. Genau genommen sogar das bislang einzige überhaupt, da für die Arbeiterlieder-Aufnahme „solo“ nicht so ganz zutrifft, wurde ich doch damals in Recklinghausen vom Publikum, deutlich hörbar, gesanglich unterstützt. Für dieses Album eine Liedauswahl aus einem Repertoire von mehreren hundert Stücken zu treffen, quasi aus dem Überfluss zu schöpfen, mir selbst in vielen alten, zum Teil fast vergessenen Liedern wieder zu begegnen, war mir ein Vergnügen. So erging es mir z.B. mit Charley, Hotel zur langen Dämmerung, Landsknecht, Manche Stadt, Traum vom Frieden, Im Januar, Krebsgang, nicht zu vergessen die beiden Bellman- Lieder Schau, wie die Nacht und Brüder, es zieht ein Geruch übers Land. A uch finden sich hier einige Titel, die ich noch nie veröffentlicht habe: In einem kühlen Grunde vom Freiherrn Joseph von Eichendorff, meinem Lieblingsdichter der deutschen Romantik, und Die Gedanken sind frei, zwei Volkslieder, die wohl jeder kennt. Und endlich bin ich dazu gekommen, das Chanson Le Déserteur von Boris Vian zu singen, das ich schon in den 1960ern aufnehmen wollte. Von meinem 1972 viel zu früh verstorbenen Freund Mani Matter - heute noch einer der populärsten Liedermacher der Schweiz - stammt Dr Sidi Abdel Assar vo el Hama. Dieses Lied ausgerechnet in Bern auf „Bärndütsch“ zu singen, hat mich Mut und Überwindung gekostet. Die Schweizer reagieren meist empfindlich, wenn ein Deutscher - „so e Schwobesäckel“ - versucht, ihre Mundart nachzuahmen. Ich habe es gewagt, und die Berner haben es mir, wie man hören kann, durchgehen lassen. Hannes WaDeR LIVe

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CD BOOK SADDLE STITCH

HEAD

C M

Y B

C M

Y B

C M

Y B

C M

Y B

SAFETY

TRIM

BLEED

FOLD

119.5MM

(4.71”)

120.5MM

(4.74”)

120.5MM

(4.74”) 241MM

(9.49”)

0 1 1 2 2 3 3 4 4 25 25 50 50 75 75 100 100 95 95 97 97 99 99 75 50 25 10 CM MY CY

CTP

TARGET

BACK FRONT

DATE: L/S: TECH:SEL#: 06025 4752841 CYAN MAGENTA

LABEL: Universal Music International

ARTIST: Hannes Wader

TITLE: Live

TEMPLATE: UMG_CD_BOOK_SADDLE_JUL00.qxt

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YELLOW BLACK

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Wie zu Beginn meiner Laufbahn in den 1960ern stehe ich nunseit mehr als 25 Jahren auf meinen Tourneen wieder allein mitmeiner Gitarre auf der Bühne. Während ich bei Studio-

Produktionen auf die Mitarbeit inspirierter Musiker nicht verzichten mag,und die mir auch bei früheren Live-Alben schon zur Seite standen, hatsich die Frage einer Begleitband für die Konzert-Mitschnitte diesmal garnicht erst gestellt. Dies ist mein erstes Live-Solo-Album, seitdem ich 1977H. W. singt Arbeiterlieder auf dem UZ-Pressefest in Recklinghausen aufge-nommen habe. Genau genommen sogar das bislang einzige überhaupt,da für die Arbeiterlieder-Aufnahme „solo“ nicht so ganz zutrifft, wurdeich doch damals in Recklinghausen vom Publikum, deutlich hörbar,gesanglich unterstützt.

Für dieses Album eine Liedauswahl aus einem Repertoire von mehrerenhundert Stücken zu treffen, quasi aus dem Überfluss zu schöpfen, mirselbst in vielen alten, zum Teil fast vergessenen Liedern wieder zubegegnen, war mir ein Vergnügen. So erging es mir z.B. mit Charley,Hotel zur langen Dämmerung, Landsknecht, Manche Stadt, Traum vomFrieden, Im Januar, Krebsgang, nicht zu vergessen die beiden Bellman-Lieder Schau, wie die Nacht und Brüder, es zieht ein Geruch übers Land.

Auch finden sich hier einige Titel, die ich noch nie veröffentlichthabe: In einem kühlen Grunde vom Freiherrn Joseph vonEichendorff, meinem Lieblingsdichter der deutschen Romantik,

und Die Gedanken sind frei, zwei Volkslieder, die wohl jeder kennt. Undendlich bin ich dazu gekommen, das Chanson Le Déserteur von Boris Vianzu singen, das ich schon in den 1960ern aufnehmen wollte. Von meinem1972 viel zu früh verstorbenen Freund Mani Matter - heute noch einer derpopulärsten Liedermacher der Schweiz - stammt Dr Sidi Abdel Assar vo elHama. Dieses Lied ausgerechnet in Bern auf „Bärndütsch“ zu singen, hatmich Mut und Überwindung gekostet. Die Schweizer reagieren meistempfindlich, wenn ein Deutscher - „so e Schwobesäckel“ - versucht, ihreMundart nachzuahmen. Ich habe es gewagt, und die Berner haben es mir,wie man hören kann, durchgehen lassen.

Hannes WaDeR LIVe