Heft 01, 2008

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Ostern 2008 Die Welt ist unser Haus JESUITENMISSION MENSCHEN FÜR ANDERE

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Magazin der Jesuitenmission Österreich

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Die Welt ist unser Haus

JESUITENMISSIONMENSCHEN FÜR ANDERE

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Impressum

Jesuitenmission Menschen für andere, Ostern 2008 Medieninhaber und Herausgeber: Missionsprokur der Gesellschaft Jesu in Österreich, Canisiusgasse 16, A-1090 Wien, Tel +43 01 3170519, [email protected], www.jesuitenmission.at Redaktion: P. Hans Tschiggerl SJ, Mag. Katrin Weber Morales, Gestaltung: Katja Pelzner, Martin Tiefengrabner, Druck: LDD Communication A-4664 Gmunden Bildnachweis: Jesuitenmission Schweiz (Titelbild, S. 6, 7, 10, 11) Jesuitenmission Deutschland (S. 10, 11) JEV (S. 14) JMV (S. 14, 15) AJAN (S. 8, 9) Hans Tschiggerl SJ (S. 3, 4, 5, 10, 11, 20, 23) Andi Laimer (S. 16, 17) Christian Bargehr SJ (S. 18, 19) Concordia (S. 19 ) Luis Gutheinz SJ (S. 21, 22), Casa Ricci (S. 10, 11, 22) Stephan Rothlin SJ (S. 20) ERDA (S. 7) JRS (Schlussbild)

DVR 0029874(234), P.b.b. Verlagsort 1090 Wien GZ 02Z032649M

Inhalt

China: Zu Hause bei Sam Qiu Heng 3Philippinen: Ein Platz für Straßenkinder 6Afrika: In Würde leben 8Jesuitenmission: Sie können helfen 10Die Welt ist unser Haus 12Jesuit Volunteers 14Ecuador: Familien ein Haus bauen 16Das Interview 18In Kürze 20Unsere Bitte 22

Liebe Freundinnen und Freunde der Jesuitenmission!Mission – Sendung – gehört zum Wesen des Christentums, die Bot-schaft Jesu zu den Menschen zu tragen und sie dort lebendig zu erhal-ten. Seit den Ursprüngen des Christentums sprengte das Evangelium die Grenzen und drängte zu immer neuen Völkern. Paulus war der erste große Völkerapostel, gefolgt von ungezählten Jüngerinnen und Jüngern Jesu. In der Neuzeit hat die Weltmission durch Franz Xaver in Asien und durch Jesuiten in Amerika neuen Schwung bekommen.

Durch die Entwicklung des neuen Selbstbewusstseins der weltweiten Kirche hat sich das Verständnis der Missionen gewandelt. Wir Men-schen in Europa haben gelernt, dass Mission keine Einbahnstraße ist.

Wir können vom religiösen und kulturellen Reich-tum des Glaubens und der Kirche anderer Völker ler-nen. Weltkirche ist bunt, vielfältig und differenziert. Die Missionsprokur hat nicht nur die Aufgabe, un-sere Missionare zu unterstützen, sondern die Kirche der vielfältigen Völker in ihrem eigenen Wachstum, in ihrer Pastoral und in ihrer Theologie zu fördern, Austausch zu ermöglichen, Freude und Interesse an der Weltkirche zu wecken.

Dem dient eine breitere Information der Interessier-ten, der Wohltäterinnen und Wohltäter der Mission. Dem dient auch eine verstärkte internationale Zu-sammenarbeit und Vernetzung mit anderen Jesuiten-provinzen.

An dieser Stelle danke ich dem Vorgänger in der Lei-tung der Missionsprokur, P. Robert Miribung SJ, für sein langjähriges und verdienstvolles Bemühen um die Mission. Ich danke dem gegenwärtigen Leiter, P. Hans Tschiggerl SJ, und seinen MitarbeiterInnen für ihren mutigen Einstieg in die Arbeit und wünsche ihnen Phantasie für neue Wege und Fruchtbarkeit im Einsatz für die Mission.

P. Severin Leitner SJ, Provinzial

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Liebe FreundInnen, Interessierte und Förderer der Jesuitenmission!Von Anfang an haben Jesuiten in Kollegien, Niederlassungen und Häusern zusammengelebt. Gleichzeitig haben sie die ganze Welt als ihre Heimat verstanden: „Die Welt ist unser Haus“ (P. Jerónimo Nadal SJ). Jesuitenmission hat damit zu tun, Menschen zu verbinden, die ihr Vermögen und wohl auch ihr Unvermögen einsetzen und unterwegs sind, um Gott in dieser Welt zu dienen. Jesuitenmission hat damit zu tun, den Blick, das Herz, den Schritt und die Tat auf diese Welt hin zu richten. Unser Horizont weitet sich dabei in Richtung China. Die Not ethnischer Minderheiten ist dort besonders groß. Auch die junge Kirche in China braucht weiterhin Unterstützung. Ebenso wie die Straßen-kinder in Vietnam und auf den Philippinen: Bildung ist der Weg, Armut zu überwinden. Afrika, der vergessene Kontinent, braucht unsere Aufmerksam-keit: Jesuit Refugee Service, Jesuit AIDS Network – hier öffnen sich Türen in eine Welt, in der wir alle Zuhause sind; gemeinsam mit denen, die tatsächlich kein anderes Zuhause haben als den nackten Erdboden. Wir werden nicht von dieser Not erdrückt. Aber wir lassen uns von ihr beeindrucken.

Dieses Heft gibt Ihnen einen Einblick in das vielfältige Engagement der Jesui-tenmission und ihrer FreundInnen und Förderer. Die beschriebenen Projekte sprechen von der Not der betroffenen Menschen, aber auch von der Hilfs-bereitschaft vieler Menschen in Österreich. Vergelt´s Gott für jede Unterstüt-zung, die Sie uns geben.

P. Hans Tschiggerl SJ, Missionsprokurator

Zu Hause bei Sam Qiu Heng

Um 8 Uhr am Morgen geht Sr. Elisa-beth ins Lepradorf. Sie behandelt zuerst die Bewohner mit offenen Wunden. Die meisten schaffen es noch, selbst zu ihr in den Behandlungsraum zu kommen: völlig verstümmelte Men-schen in Rollstühlen, auf Krücken,

verunstaltete Gesichter, die Finger zu Stummeln verfault. Vielen wurden die Beine abgenommen, nun gehen sie auf hölzernen oder metallenen Ersatzbei-nen. So mancher hat zwei Klumpfüße in Spezialschuhe verpackt. Mancher bewegt sich nur am Boden voran – die

Vor seinem Amtsantritt besuchte P. Tschiggerl SJ einige Projekte der Jesuitenmission. So bekam er einen ersten Eindruck vom vielfältigen Wirken der Kirche in China. Die Begegnung mit Leprakranken auf Thai Kam hat ihn besonders beeindruckt.

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Medizinische Versorgung und menschliche Zuwendung

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Gelenke tragen nicht mehr. Einige sind vollkommen erblindet und bleiben im Haus oder sind bewegungsunfähig. Schwester Elisabeth geht zu ihnen ins Zimmer. Bis zu einem gewissen Grad können fast alle für sich sorgen: man-che kochen für sich selbst, manche wohnen allein in der selbst gebauten Hütte am Rand des Dorfes, viele be-treuen ihr Stück Gemüseacker

Offene Füße verbinden

Sam Qiu Heng kommt jeden Morgen um seine offenen Füße neu verbinden

zu lassen. Wie bei den meisten ande-ren waren seine Wunden eigentlich bereits verheilt. Doch er wollte seinen Acker selbst betreuen. Das vertragen

allerdings die Fußflächen nicht mehr: Zwei tiefe Wunden haben sich erneut auf seinen beiden Fußklumpen gebil-det.

Aus der Gesellschaft ausgestoßen

Die besondere Tragik liegt in den Le-bensgeschichten dieser Menschen. Sam Qiu Heng wurde von seinen Eltern und Geschwistern einfach vertrieben. Er erzählt, dass sie ihn eigentlich er-morden wollten. Es tut mir Leid, dass ich seine Sprache nicht verstehe. Die Sehnsucht, die persönliche Geschich-te erzählen zu können ist sehr groß. Ich sehe es, spüre es: die Menschen beginnen, wenn sie mich ansprechen von ihrer Leidensgeschichte zu erzäh-len. Einer beginnt mit Zeichensprache von der Amputation seines Beines zu reden. Es ist schmerzvoll, sich selbst so verunstaltet zu sehen. Noch mehr mit dem Wissen, dass es nicht notwendig gewesen wäre, hätte es eine zeitge-rechte Behandlung gegeben. Anstatt sie zu gewährleisten, hat der Staat die Erkrankten ein weiteres Mal verlassen und weggesperrt.

Auf der Insel Thai Kam leben 68 Le-prakranke. Bis auf Nu Ching Kok sind alle geheilt, müssen aber mit ih-

CHINA

Lepra zerstört die Nerven und zeigt sich als weißliche Flächen auf der Haut. Sie können überall am Kör-per durch eine bakterielle „Ver-giftung“ auftreten. Die Menschen spüren an diesen Körperstellen kei-nen Schmerz. Schon lange ist eine vollkommene Heilung durch eine Mehrfach-Medikamenten-Behand-lung möglich. Die Krankheit muss jedoch früh genug erkannt und über einen Zeitraum von bis zu einem Jahr behandelt werden.

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rer Verunstaltung und mit den leicht auftretenden Verwundungen leben. Nu Ching Kok ist noch in Behand-lung und nimmt regelmäßig Medika-mente zur Heilung seiner Krankheit. Er ist jetzt schon so weit, dass er seinen Acker betreuen kann.

Lebendige Gemeinschaft

Am Ende des Dorfes gibt es eine ka-tholische Kapelle. Hier treffen sich die ChristInnen des Dorfes zum Morgen- und Abendgebet. Die Messe darf nicht von einem ausländischen Priester ge-feiert werden. Man sagt, dass einmal im Monat ein chinesischer Priester zur Eucharistiefeier kommt. Als mich die Schwester als „Shen fu“ vorstellt fragt man sofort: „Wird er mit uns die Messe feiern?“

Die Männer halten sich meist vor der Krankenstation auf. Eine Gruppe lehrt mich ein einfaches Brettspiel. Sie ha-ben eine schelmische Freude mit den Fehlern, die ich mache. Es wird viel gelacht und gejohlt. Ernster ist die Gruppe um ein Brettspiel, in dem es auch um Geld geht. Ich sehe ihnen oft zu: Es ist Herz zerreißend, sie mit ihren Finger- und Armstummeln nach den Spielsteinen greifen zu sehen. Im Spiel leben wir auf und es entwickelt sich ein innerer Dialog, eine Gemein-schaft, die sonst so schwer herzustellen ist. Wir können einander nur ansehen. Manchmal ist spürbar, wie tief das Leid in ihre Seele eingraviert ist.

In der Küche ist gerade die Gemüse- und Fischlieferung angekommen. Ab 9:30 Uhr wird der Strom eingeschaltet und die Essensvorbereitung kann be-ginnen. Einige können bei einfachen Arbeiten helfen. In schmutzigen Schürzen und Gummistiefeln wird mit

Holzstöcken in übergroßen Kochtöp-fen die Fischsuppe umgerührt.

Auf dem Feld hinter dem Dorf gibt es einige „Einsiedler“, die in ihren Hüt-ten wohnen oder ein Häuschen für Gerätschaften gebaut haben. Die klei-nen Feldparzellen werden mit größter Hingabe bearbeitet.

Der Abschied von Thai Kam fällt mir sehr schwer. Es regnet und ich bin dankbar dafür - so sieht man meine Tränen nicht. Die Tragik der Men-schen hier ist mir zu Herzen gegangen, aber auch ihr Mut, das Stück Leben,das ihnen bleibt, in die Hand zu nehmen.

Hans Tschiggerl SJ

CHINA

Sam Qiu vor seiner Hütte

Sie können das Projekt unter dem Kennwort „Leprahilfe“ fördern.

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Katrin Weber Morales

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Mehr als vier Jahre hat Mag. Katrin Weber Morales in Pro-jekten für Jugendliche und Kinder in Venezuela gearbeitet. Sie kennt die vielfältige Not der Jugendlichen auf der Straße. Seit Mai 2007 arbeitet die Betriebswirtin hauptamtlich in der Jesuitenmission in Wien. Bei der Aufbereitung der Projekte der vergangenen Jahre weckten besonders die Straßen-kinderprojekte von P. Pierre Tritz SJ in Manila ihr Interesse.

Bildung statt Armut

Nur wenn die Kinder aus den Slums Zugang zu Bildung – zumindest zu einer Grundschule – haben, kön-nen sie den Teufelskreis von Armut und Benachteiligung durchbrechen, statt auf der Straße zu landen. 37% aller ErstklässlerInnen auf den Phi-lippinen beenden nicht einmal die ersten sechs Klassen, viele verlassen die Schule bereits nach der ersten oder zweiten Klasse. Auch wenn sie für die staatliche Grundschule keine Schulgebühren zahlen müssen, kön-

nen es sich die Eltern oft nicht leisten, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Ausgaben für Schuluniform, Schuhe, Bücher, Unterrichtsmaterialien etc. übersteigen das geringe Budget der Familien.

Der kleine Marco ist einer von vier Geschwistern. Weil das Geld der Fa-milie nicht reicht, teilt er sich eine Schuluniform mit seinem Bruder, um so wenigstens jeden zweiten Tag in die Schule gehen zu kön-nen. Ohne Frühstück ist er jedoch so hungrig, dass er dem Unterricht

Ein Platz für Straßenkinder

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nicht folgen kann und vom Lehrer schließlich nach Hause geschickt wird. Jetzt bleibt ihm nur mehr die Möglichkeit, sein Glück auf der Stra-ße zu suchen. Schulausbildung und damit die Aussicht auf eine bessere Zukunft sind für ihn ein unerfüll-barer Traum geblieben.

Seit 1974 bemüht sich P. Pierre Tritz SJ mit der von ihm gegründeten Organisation ERDA (Educational Research and Development Assi-stance) um Kinder wie Marco. In seinen Kindergärten und Volksschu-len wird Straßenkindern der Zugang zur Schule und Schulabbrechern der Wiedereinstieg ermöglicht.

Familien stärken

Nur wenn das Leben der Familie gesichert ist, können die Kinder die Schule besuchen. Arme brauchen ihre Kinder als Straßenverkäufer, Bettler oder Müllsammler, die zum Überleben beitragen müssen.

ERDA hilft Familien durch Mikro-kredite und professionelle Beglei-tung neue Einkommensquellen zu erschließen. Ein kleiner Laden, der mit so einem Kredit eröffnet wird, ermöglicht, langfristige Existenz-sicherung. Die hohe Durchhalte-quote (95%) der Kinder bei ERDA zeigt, dass dieser ganzheitliche Ansatz wirklich greift.

Arbeitsplätze für Jugendliche

Nach der Grundschule bietet ERDA die Möglichkeit, einen technischen Beruf zu erlernen. AbsolventInnen finden auch einen guten Arbeits-

PHILIPPINEN

platz. Das Programm beinhaltet eine aka-demische und tech-nische Ausbildung, sowie die geistliche Begleitung der Ju-gendlichen. Sheelah hat 8 Geschwister und ihr Vater wurde in einem Streit von einem Nachbarn er-mordet. Als sie mit 11 Jahren die weiterfüh-rende Schule besu-chen wollte, konnte sich das die Familie unmöglich leisten. Dank ERDA musste Sheelah nicht das Schicksal von Marco teilen. Sie

bekam einen Teil der Schulgebühren bezahlt, den Rest verdiente sie neben der Schule dazu. Letztes Jahr konnte sie ihre Ausbildung zur Mathematik-lehrerin abschließen.

Nun kann sie der ganzen Familie helfen, aus der Armut auszubrechen.

Katrin Weber MoralesSie können das Projekt unter dem Kennwort „Straßenkinder“ fördern.

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Gegen Stigmatisierung von AIDS-Kranken

Agoé-Nyivé ist ein armer Vorort von Lomé, der Hauptstadt von Togo. Zum Welt-AIDS-Tag 2007 sind ca. 4000 Menschen durch die Straßen gezogen, um gegen die Stigmatisierung zu pro-testieren, die Menschen trifft, die mit HIV infiziert und an AIDS erkrankt sind. Der Protestmarsch wurde vom Centre Espérance Loyola (CEL) orga-nisiert. Es ist das erste Jesuitenprojekt in Agoé-Nyivé, das sich ganz dem Kampf gegen die Pandemie in Afrika widmet. Die Einrichtung von CEL durch die zentralafrikanische Provinz der Jesuiten ist Frucht des Einsatzes von AJAN: African Jesuit AIDS Net-work. AJAN unterstützt Jesuiten, die HIV-Infizierte und AIDS-Kranke betreuen und entwickelt Konzepte,

wie die Gesellschaft auf die Katastro-phe von HIV und AIDS umfassend reagieren kann. Sitz und Koordinie-rungsstelle dieses Netzwerkes ist das AJAN-Haus in Kangemi, außerhalb von Nairobi.

Leben fördern

HIV/AIDS ist eine höchst komplexe Realität in unserer Welt, die alle Di-mensionen des Lebens betrifft. Wir ermutigen Jesuiten, sich dieser He-rausforderung zu stellen, wo immer sie auch arbeiten. In Jesuitenpfarren werden besonders jene Kranke un-terstützt, die ohne Betreuung in ihren Hütten leben. Witwen und Waisen wird mit speziellen Programmen ge-holfen, damit sie Essen und auch eine Ausbildung bekommen. An Schulen und Universitäten bieten Jesuiten Se-minare über Grundwerte an, in de-

AFRIKA

2007 feierte das „African Jesuit AIDS Network“ (AJAN) seinen fünften Ge-burtstag. P. Michael Czerny SJ leitet dieses Programm. Zum Jubiläum veröf-fentlichte er das Buch „Linked for Life“. Darin wird die Arbeit der Jesuiten mit HIV-Infizierten in Afrika beschrieben. Der folgende Artikel gibt einen Einblick in diesen Dienst.

In Würde leben

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Weiterbildung und Information

helfen, mit der Herausforderung

HIV zu leben.

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nen auch Treue und Enthaltsamkeit als bewusste Lebensentscheidungen behandelt werden.

Mit den Betroffenen

Wenn es um konkrete Hilfe geht, ar-beiten die Jesuiten partnerschaftlich mit den Infizierten und Betroffenen zusammen. In Kikwit (Demokra-tische Republik Kongo) wurde P. Se-verin Mukoko SJ z.B. von Menschen, die mit HIV oder AIDS leben, um Hilfe gebeten: „Ihre Sorgen haben mich tief bewegt. Gerne wollten sie für ihre Unterbringung, das Essen und die Schulbildung ihrer Kinder arbeiten. Die meisten waren Migran-tInnen, die vor Diskriminierung und Ausgrenzung flohen. Ich hatte das Gefühl, wir müssten handeln“. Mit der Unterstützung von AJAN arbeitet P. Mukoko SJ in Kikwit nun gemein-sam mit Menschen, die von HIV und AIDS betroffen sind. Sie bauen einen Schweinestall und eine Sojafarm, um Geldmittel aufzutreiben.

Viele Jesuiten arbeiten in Hospizen. Sie begleiten Kranke in ihren letz-

ten Stunden oder Tagen. So geben sie ihnen Kraft und Hoffnung. „Die Dankbarkeit über einen Besuch oder für ein gemeinsames Gebet ist be-wegend“, sagte P. Paddy Joyce SJ, der über zehn Jahre wöchent-lich ein Hospiz besuchte, bevor er im Juli 2007 starb.

Hilfe aus Ös-terreich

AJAN empfängt weltweit große und treue Un-terstützung: Die Jesuitenmission Austria hat seit 2004 $ 39.725,- gegeben. Auch die Jesuitenmis-sionen in Deutschland, der Schweiz und von allen Provinzen Europas för-dern AJAN großzügig. Jede Hilfe ist uns herzlich willkommen und hilft, dass Betroffene und Infizierte men-schenwürdig leben können.

AJAN steht in Afrika in den vor-dersten Reihen der kirchlichen AIDS-Hilfe. Wir motivieren Jesuiten und alle FreundInnen, sich in diesen Kampf einzubringen. Eine Anste-ckung lässt sich verhindern, und je-nen, die bereits angesteckt sind, kön-nen wir helfen, ihr Leben so gut und erfüllt wie möglich zu gestalten.

Michael Czerny SJ

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AFRIKA

Sie können das Projekt unter dem Kennwort „Aidshilfe“ unterstützen.

Mit 25 Mio. Menschen, die in Afrika mit HIV oder AIDS leben, ist diese Pandemie fraglos eine Ge-fahr für das Überleben des ganzen Kontinents. Man darf sie in ihrer zerstörerischen Kraft nicht un-terschätzen. Auch wenn die Sta-tistiken überwältigen - was zählt, ist das Schicksal jedes Einzelnen. Und genau dort setzt AJAN im Umgang mit den Infizierten und Betroffenen an: jeder und jede ist eine individuelle Person, Sohn oder Tochter Gottes, und nicht Teil einer erdrückenden Statistik.

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Der Begriff „Mission“ mag historisch belastetet sein. Doch steht er auch für Auftrag, Sendung, klare Zielbestimmung. Wir haben uns dem Dienst an den Menschen verschrieben, und zwar aus einer Glaubensüberzeugung heraus. Die Ideale Jesu, die Ideale des Evangeliums, seine Menschwerdung geben uns Mut zu unserer Sendung für die Menschen in Not. Dabei greifen Einsatz für Gerechtigkeit, Solidarität mit den Armen, Verkündigung des Glaubens, inter-religiöser Dialog und Inkulturation ineinander.

Jesuitenmission - Menschen für andere

Unser Leitbild

Die österreichische Jesuitenmission steht im weltweiten Dienst für die Armen.

Die Frohbotschaft Jesu Christi für die Armen, sein heilendes und befreiendes Handeln, seine Verkündigung des Reiches Gottes, sein Leiden, Sterben und Auferstehen inspirieren un-seren Dienst.

Wir sind eine Einrichtung der österreichischen Provinz der Gesellschaft Jesu und unterstützen die weltweite Sendung des Ordens.

Unsere MISSION umfasst den Einsatz für Glauben und Gerechtigkeit und für die Förderung der Inkulturation des Glaubens und des Dialogs der Religionen.

Die Jesuitenmission baut Brücken und knüpft Netze weltweiter SOLIDARITÄT zwischen Menschen aller Religionen, Kulturen, Rassen und sozialen Klassen.

Sie fördert den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen den Menschen in Europa, Afrika, Asien und Lateinamerika.

Solidarität mit den Armen bedeutet konkrete Unterstützung von Menschen in Not sowie Hilfe für eine umfassende mensch-liche Entwicklung, die auf Selbsthilfe und Nachhaltigkeit zielt.

Solidarität mit den armen Ländern bedeutet auch politische Anwaltschaft für die Menschenrechte und für eine Verände-rung ungerechter Strukturen in der prophetischen Perspektive des Evangeliums.

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So können Sie helfen:Information und GebetWir sehen die Ungerechtigkeiten in der Welt und nehmen die Notlei-denden mit ins Gebet. Messintentionen gehen an bedürftige Diözesen.

SpendenJeder Beitrag ist eine große Hilfe. Rasche Hilfe wirkt doppelt.

GeburtstagsspendeBei einem Jubiläum, Hochzeitstag, einem runden Geburtstag o.ä. können Sie einladen, anstelle von Geschenken ein Hilfsprojekt zu unterstützen.

TrauerspendenMit dem Verzicht auf Kränze zugunsten eines Projektbeitrages ermögli-chen Sie uns, in die Zukunft von notleidenden Menschen zu investieren.

Regelmäßige UnterstützungMonatliche Überweisungen oder Daueraufträge machen es möglich, dass wir Langzeitprojekte unterstützen können.

PatenschaftMit einer Patenschaft für die Ausbildung eines Kindes bauen Sie an der Zukunft dieser Welt. Ausbildung überwindet Armut.

ErbschaftBerücksichtigen Sie die Jesuitenmission in Ihrem Testament. Eine Hilfe, die über den Tod hinaus wirksam ist.

Franz Xaver Missions FondGrößere Beträge können wir in den Missionsfond legen. Mit den Erträgen wird nachhaltig geholfen.

Mithilfe im BüroSie können bei Aussendungen helfen, gebrauchte Marken zusenden und/oder am Leben der Jesuitenmission teilnehmen.

VoluntariatsjahrMit uns können Sie für ein bis zwei Jahre in einem der Projekte der Jesuiten in Afrika, Asien oder Lateinamerika direkt mithelfen.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an: P. Hans Tschiggerl SJ, Jesuitenmission, Canisiusgasse 16, A-1090 Wien Tel.: +43 01 317 0 519; [email protected] www.jesuitenmission.at

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KirgisienBehindertenhilfe

VietnamPastoral/Ausbildung

IndienPastoral/Ausbildung

MyanmarAusbildung

PhilippinenERDA Manila

China Leprosy ServiceCasa Ricci

NairobiAJAN - HIV/AIDS

China - Provinz HebeiUnterstützung von Schwesterngemeinschaften und Diözesen in Handan, Zhaozhuang, JingXian, XianXian und Daming

ElfenbeinküsteAusbildung

BrasilienPastoralMexiko

Casa de los pobres

EcuadorHogar de Cristo

TogoAusbildung

HarareAusbildung

RomJRS

ParaguayAusbildung

SpendenkontoPSK 7086 326BLZ: 60000BIC: OPSKATWWIBAN: AT52 6000 0000 0708 6326Missionsprokur der Gesellschaft Jesu

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KirgisienBehindertenhilfe

VietnamPastoral/Ausbildung

IndienPastoral/Ausbildung

MyanmarAusbildung

PhilippinenERDA Manila

China Leprosy ServiceCasa Ricci

NairobiAJAN - HIV/AIDS

China - Provinz HebeiUnterstützung von Schwesterngemeinschaften und Diözesen in Handan, Zhaozhuang, JingXian, XianXian und Daming

ElfenbeinküsteAusbildung

BrasilienPastoralMexiko

Casa de los pobres

EcuadorHogar de Cristo

TogoAusbildung

HarareAusbildung

RomJRS

ParaguayAusbildung

Mit ihrer Unterstützung konnten wir im Jahr 2007 helfen:

China und Taiwan € 1.084.120,-Indien € 32.055,-Vietnam € 44.060,-Philippinen € 83.320,-Myanmar € 12.000,-Thailand € 4.818,-Afrika € 48.277,-Europa € 3.964,-Türkei € 2.200,-Kirgisien € 3.000,-Mexiko € 17.042,-Brasilien € 18.200,-Paraguay € 4.018,-Insgesamt: € 1.357.075,-

Die Welt ist unser Haus

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Jesuit European Volunteers

JEVs (Jesuit European Volunteers) le-ben in kleinen Kommunitäten ein Jahr lang zusammen und arbeiten in sozialen Einrichtungen wie Behin-derten-, Kinder- und Altenheimen in europäischen Städten. Die persönliche Begleitung und die Kommunitätsbe-gleitung ermöglichen einen Wachs-tumsprozess in den vier Grundlinien von JEV: Leben in Gemeinschaft, ein-facher Lebensstil, gelebter Glaube und Einsatz für Gerechtigkeit.

Jesuit Mission Volunteers

Als JMV (Jesuit Mission Volunteers) stellen junge Erwachsene mit abge-schlossener Berufsausbildung in Pro-jekten der Jesuiten ihre Ausbildung

und ihr Engagement in den Dienst der Armen. Nach ihrer Rückkehr wirken sie als Multiplikato-rInnen ihrer Erfahrungen im Einsatz für Glaube und Gerechtigkeit.

„Am Himmel“ in Wien

Markus Werz, 20, ist seit Septem-ber 2007 gemeinsam mit drei ande-ren Freiwilligen als JEV in Wien und arbeitet im Behindertenheim „Am Himmel“. Hier sein Bericht:

„Du bist doch ein JEV. Von euch er-wartet man sich mehr Einsatz als von einem normalen Zivi.“ Soweit ein Kollege (Zivi!) an meiner Arbeitsstelle

Jungen Erwachsenen, die ein oder zwei Jahre „anders leben“ und einen freiwilligen sozialen Einsatz mit dem Engagement für Glaube und Gerech-tigkeit und dem Kennenlernen anderer Kulturen verbinden möchten, bie-tet die Jesuitenmission die Möglichkeit, in Projekten in Europa, Asien, Afri-ka und Lateinamerika mitzuarbeiten und zu leben. Im Einsatz mit und für Arme und Ausgegrenzte lernen sie deren Lebensrealität kennen und teilen sie. Im Dialog mit anderen Kulturen werden eigener Glaube und persönliche Einstellungen hinterfragt und neue Erfahrungen gewonnen.

JESUIT VOLUNTEERS

Die aktuelle JEV-Gruppe in Wien:

Barbara Klink Markus Werz Benjamin Kiechle Katharina Knoll

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Engagement im Dienst der Armen

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im Caritas-Kinderheim „Am Him-mel“ in Wien. Aber was ist ein JEV tatsächlich?

Menschen, die nach Abschluss ihrer Schullaufbahn ein Jahr „anders le-ben“ wollen, ihre gewohnte Umge-bung verlassen, beruflich im sozialen Bereich tätig werden und sich der Herausforderung stellen, mit anderen Freiwilligen in enger Gemeinschaft zu leben. Menschen, die fühlen, dass solche Anforderungen ihr Leben be-reichern können und den Sprung ins kalte Wasser wagen, indem sie Kontakt mit den Jesuit European Volunteers aufnehmen. Meine Motivation war der Wunsch während des Zivildienstes ins Ausland zu gehen und Fragen be-züglich meiner persönlichen Zukunft zu klären.

Das Bewerbungsverfahren mit Selbst- und Fremdreferenz sowie Gespräche mit einem Jesuiten und einer Ex-JEV waren Etappen auf dem Weg in den Einsatzort. Danach gab es eine längere Pause, bis ein Telefonanruf aus dem Leitungsbüro mich im Juni über mei-ne zukünftige Wirkungsstätte aufklär-te: Wien, Caritas-Behinderteneinrich-tung „Am Himmel“. Die Atmosphäre an meiner Arbeitstelle hat mir beim ersten Besuch sofort zugesagt.

Im September wurde es dann ernst: Nach der Kennenlernwoche ging es gleich los Richtung Wien. Am West-bahnhof wurden wir vier Neuwiener gleich von unserer Kommunitätsbe-gleiterin, Katrin Weber Morales, unter die Fittiche genommen. Ein weiterer Unterschied zu herkömmlichen Frei-willigenorganisationen ist: Ein JEV kommt nie alleine. JEVs leben in Kom-munitäten zu drei oder vier Gleichge-sinnten, sodass die Anpassung an die

neue Umgebung nicht zu schwer fällt.

Die ersten zwei Wochen in der Ar-beit waren dann ein ständiges An-die -Schmerzgrenze-Gehen. Den ganzen Tag mit behinderten Kindern zu ar-beiten, die genau wussten, dass ich neu war und meine Unerfahrenheit g n a d e n l o s au snutz ten , kostete mich so viel Kraft, dass ich des Öfteren fast in der Stra-ßenbahn auf dem Heim-weg einge-schlafen wäre. Mittlerweile habe ich mich gut einge-lebt und die Kommunität im neunten Wiener Gemeindebezirk ist mir ein richtiges Zuhause geworden - auch wenn die Grundlinie „Einfaches Le-ben“ im Alltag ständig neu definiert und erkämpft werden muss und das Leben in Gemeinschaft nicht immer konfliktfrei abläuft.

FREIWILLIGE

JEVs und JMVs sind Menschen, die sich der Herausforderung stel-len, in einem Jahr über sich selbst hinauszuwachsen, in der Hoffnung, dadurch ein neues Maß an Selbster-kenntnis zu erlangen.

Gerne erhalten Sie von uns mehr Information über einen Einsatz als JEV oder JMV:

JesuitenmissionCanisiusgasse 16A-1090 WienTel. +43 01 [email protected]

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Begonnen hat alles an einem heißen (40°C) und sehr schwülen Nachmit-tag in der Fabrik von Hogar de Cri-sto in Guayaquil.

Nach einer Woche, in der wir im Rahmen eines Austauschprojekts der Gemeinschaft christlichen Lebens (GCL) Häuser für arme Leute auf-

gestellt hatten, war uns klar, dass wir noch nicht genug getan hatten. Wir informierten uns über die verschie-denen Hilfsmöglichkeiten bei Ro-berto Costa SJ, dem Leiter von Ho-gar de Cristo in Ecuador und seinen MitarbeiterInnen. Mit etlichen Un-terlagen und vielen Eindrücken vom Land, der sozialen Situation und dem lateinamerikanischen Lebensgefühl ging es zurück nach Wien.

Es ist schwer, sich hier in Europa eine Vorstellung von der Situation in Ecuador zu machen. Es ist eines der ärmsten Länder der Welt. Eine Ba-dewanne voll Wasser kostet für fast die Hälfte der EinwohnerInnen den Lohn eines Tages und ein eigenes Bett bedeutet Luxus. Jeden Tag beim Duschen daran erinnert zu werden,

Andreas Laimer und Stefan Domany kommen aus der Gemeinschaft christ-lichen Lebens (GCL), einer ignatianischen Laienorganisation. Nach einem Aufenthalt in Ecuador organisierten sie das Spendenprojekt „Familien eine neue Heimat geben“.

Familien eine neue Heimat geben

Andi Laimer beim Ausheben eines Loches für eine Hauswand

Dennis, Sieglinde, Flo-rian, Isa, Andi, Renato, Mathias, Stefan

ECUADOR

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Jugendliche beim „Bau“ der Projekthäuschen

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gab uns die nötige Motivation, uns ans Werk zu machen – es entstand das Projekt „Familien eine neue Heimat geben! Hogar de Cristo in Guayaquil – Ecuador“.

Gemeinsam mit den Jugendlichen und Kindern der Jungschar St. Ste-phan und Jugendlichen der GCL Wien 1 („KO“) bauten wir kleine Häuschen, die in Form und Bauweise ihren großen Vorbildern von Hogar de Cristo in Ecuador gleichen.

In der Adventzeit 2006 begann für uns das Sammeln der Spenden am Adventmarkt der Dompfarre und bei Messen in der Jesuitenkirche. Auch andere Gruppen wurden in das Projekt einbezogen: die Marianische Kongregation MK Döbling (Elisabe-th Bondar und Markus Kunze), die Schulen St. Ursula und Perchtholds-dorf.

Mit großer Hilfe von Jugendlichen, Kindern und GruppenleiterInnen konnten 282 bunt bemalte Häuschen gebaut werden.

Sieglinde Kainhofer führte das en-gagierte Projekt auch in Dorfgastein weiter: 20 MinistrantInnen und drei Jugendbeauftragte der Pfarrgemeinde trafen sich, um 65 ecuadorianische Häuschen nachzubauen, die dann beim örtlichen Adventmarkt verkauft wurden. Die Spendenfreudigkeit der Leute war so groß, dass zwei Häuser in Ecuador finanziert werden kön-nen!

Wir möchten uns bei allen Spen-derInnen bedanken, die es mit ihrer großen Hilfsbereitschaft ermöglich-ten, dass wir fast EURO 12.000,-

an Hogar de Cristo zu Gunsten des Häuserbauprojekts überweisen können!

Andreas Laimer Stefan Domany

ECUADOR

Hogar de Christo (hogar bedeutet „Zuhause“) wurde 1944 von Al-berto Hurtado SJ in Chile gegrün-det und ist seit 1970 auch in Guaya-quil (Ecuador) tätig. Dort wird die Organisation von P. Roberto Costa SJ geleitet. Ziel ist es, den Ärmsten der Armen zu helfen, unter ande-rem durch den Bau von Häusern. Jedes Haus beherbergt eine Familie und ist mit $ 500,- kostengünstig. Je nach Einkommen der Familie wird das Haus mithilfe eines zinsenlosen Kredits innerhalb von ca. drei Jah-ren zurückgezahlt.

Sie können das Projekt unter dem Kennwort „Ecuador“ unterstützen.

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Der Jesuitenorden legt Wert auf eine gute, internationale Ausbildung. Was heißt das für euch beide konkret?

Christian Bargehr: Ich hatte bereits Theologie studiert, bevor ich in den Jesuitenorden eingetreten bin. Eine wichtige Erfahrung war damals ein Auslandsaufenthalt in Indien, wo ich ein Jahr lang bei den Jesuiten in Pune studiert und so den Orden erstmals kennen gelernt habe. Als Jesuit habe ich später in Rom an der Päpstlichen Universität Gregoriana Psycholo-gie studiert. Das gemeinsame Leben und Studium mit Menschen aus allen möglichen Ländern hat mich sehr be-reichert. Ich erlebe die Internationali-tät als einen sehr wertvollen und schö-nen Aspekt der Gesellschaft Jesu.

Christian Marte: Zuerst denke ich da an meine Studienorte im Orden: München, London, Innsbruck. Inter-nationalität heißt für mich konkret: mich auf andere Menschen und ihre

Lebensweise einlassen und mit ihnen mitleben. In London habe ich zwei Jahre in einer Pfarre gewohnt. 80 Pro-zent unserer Kirchenbesucher waren Einwanderer aus Afrika und Latein-amerika. Hier habe ich die Weite der katholischen Kirche begriffen. Diese Erfahrung prägt das Theologiestudium an der Universität.

Jesuiten und Mission: Was bedeutet das für euch – jetzt, in eurer Arbeit?

Christian Bargehr: Jesuiten sollen sich durch ihre Verfügbarkeit auszeich-nen. Ein Aspekt von Mission ist für mich, dass ich im Orden jene Arbeiten übernehme, die meine Oberen mir zutrauen und anvertrauen. Die Sen-dung durch die Oberen berücksichti-gt sowohl meine Fähigkeiten als auch die Notwendigkeiten der Werke und Zielsetzungen des gesamten Ordens. Momentan mache ich als Diakon ein Praktikum in zwei Pfarrgemeinden und kann dort sehr viel lernen. Dane-

Christian Bargehr SJ und Christian Marte SJ

Am 24. November 2007 wurden Christian Marte SJ und Christian Bargehr SJ in der Jesuitenkirche in Innsbruck zu Diakonen geweiht. Am 21. Juni 2008 werden sie zu Priestern geweiht. Das Interview mit ihnen spiegelt die weltweite Dimension un-seres Dienstes wider. Anlässlich ihrer Weihe organisieren sie eine Spendenaktion zugunsten eines„Kinderhilfsprojektes in Gujarat/Indien“ und des „Straßenkinder-projektes von P. Sporschill SJ“ in Rumänien.

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DAS INTERVIEW

ben begleite ich einzelne Menschen auf ihrem persönlichen Weg.

Christien Marte: Unser Wort „Mis-sion“ leitet sich von lat. missio ab: Sendung. Als Jesuiten werden wir von unseren Oberen zu den Menschen ge-sandt. Das gilt schon während der Stu-dienzeit. Während des Philosophie-studiums war ich jede Woche einen Tag im Gefängnis – als Seelsorger bei Gefangenen, denen die Abschiebung drohte. Jetzt, im letzten Jahr meines Theologiestudiums, arbeite ich mit jungen Erwachsenen und möchte dort die Freundlichkeit Gottes sichtbar ma-chen.

Im Juni 2008 werdet ihr zu Priestern geweiht. Aus diesem Anlass bittet ihr auch um Unterstützung für Hilfspro-jekte für Kinder.

Christian Bargehr: Indien ist für mich ein Land, mit dessen Menschen ich mich sehr verbunden fühle. Durch meine Erfahrungen dort wurde ich reich beschenkt. Deshalb freut es mich, dass ich im Zusammenhang mit un-serer Priesterweihe ein konkretes Pro-jekt dort unterstützen kann: Die Jesu-iten von Gujarat fördern zusammen mit einer Gemeinschaft von Ordens-schwestern die Kinder einer Bevöl-kerungsgruppe, die sozial ganz unten angesiedelt ist. Trotz Wirtschaftsboom und politischem Schutz haben diese Menschen wenig Entwicklungschan-cen. Als angehender Priester ist es für mich ermutigend zu erleben, wie großzügig die Menschen bei uns spen-den.

Christian Marte: Viele Menschen freuen sich über unsere Priesterweihe und möchten uns ein Geschenk ma-chen. Während unserer langen Ausbil-

dung im Jesuitenorden haben wir viel Not gesehen. So war ich zum Beispiel in Rumänien und habe dort mit ei-ner Jugendgrup-pe aus Österreich erlebt, wie aus Straßenkindern Hoffnungskinder werden - wenn sich jemand um sie kümmert! Dazu können wir hier beitragen. Die Un-terstützung aus Österreich ist mehr als nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Sie verändert das Leben junger Men-schen. Sie können zur Schule gehen und bekommen eine Perspektive für

ihr Leben. Und wer ein Leben rettet, rettet die ganze Welt!

Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung der Projekte: „Kinder in Gujarat“ und „Straßenkinder P. Sporschill SJ“

P. Sporschill SJ sorgt für

Straßenkinder in Bukarest

Besonders Mädchen brauchen

Förderung

SpendenkontoPSK 7086 326BLZ: 60000BIC: OPSKATWWIBAN: AT52 6000 0000 0708 6326Missionsprokur der Gesellschaft Jesu

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Ehrung der MitarbeiterInnen der JesuitenmissionAm 23. November 2007 lud P. Provinzial Severin Leitner SJ zu einem Re-gionaltreffen der Freundinnen und Freunde des Jesuitenordens in die Jesu-

itenkirche in Wien ein. Dabei wurden auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Jesuiteneinrichtungen im Raum Wien geehrt. Unter ihnen sind vier verdiente Persönlichkeiten der Jesuitenmission: Mag. Sebastian Bock war seit 1986 der Redak-teur der Publikationen der Missionspro-kur. Frau Inge Wolf hatte bereits unter P. Braunmandl SJ mit den Jesuiten gearbei-tet. Mit einer Gruppe von Frauen hat sie Briefmarken gebündelt und verkauft. Sie war auch die Sekretärin von P. Miribung SJ. Frau Hilde Kohl korrigierte tausende von Adressen. 22 Jarhe lang hat sich Frau Re-gierungsrat Margarethe Mayer gemeinsam mit Frau Hedwig Bruckmüller um die Or-ganisation der Aussendungen gekümmert.

Aus den Diözesen XianXian und JingXian

Am 16. Jänner 2008 ist Bischof Matthias Chen Xilu (* 1928) verstorben. Von 1958 – 1969 war er für seinen Glauben im Gefängnis. 10 Jahre musste er Zwangsarbeit in seiner Geburtsstadt verrichten (1969-1979). Er war von 1999 – 2002 Bischof von JingXian. Seit 2002 lag er in Folge eines Schlaganfalls im Koma.

Am 20. Dezember 2007 ist Bischof John Liu Ding-Han (* 1917) verstorben. Am 3. Dezember 1933 wurde er getauft. 1939 trat er in XianXian in den Jesuitenorden ein. 1954 ernannte ihn P. Burkhardt SJ zum Oberen über drei Diözesen: XianXian, JingXian und Daming. Von 1969 bis 1979 musste er Zwangsarbeit in den Yun-tai Bergen leisten. 1980 wurde er zum Administra-tor der Diözese XianXian ernannt und 1982 zum Bischof geweiht.

P. Stephan Rothlin SJ auf Besuch in Europa

Stephan Rothlin arbeitet seit zehn Jahren in Peking, wo er ein Zentrum für Wirtschaftsethik an der Universität für Internationalen Handel und Wirtschaft als Generalsekretär leitet. Er unterrichtet Internationale Wirtschaftsethik an verschiedenen Universitäten in Peking und Hong Kong und führt auch Trai-ningsseminare für Firmen durch, die in China tätig sind.

Im April/Mai 2008 kommt P. Stephan Rothlin zu einer Vortragstour nach

IN KÜRZE

P . Robert Miribung SJ

Inge Wolf Mag. Sebastian

Bock Rr. Margarethe

Mayer

P. Stephan Rothlin SJ

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IN KÜRZE

Europa. Hier seine Stationen in Österreich: 21. April 2008, 15:00 Vortrag an der Theol. Fakultät Innsbruck; 20:15 Gastabend im Jesuitenkolleg, Sillgasse 6, 6020 Innsbruck; 25. April 2008, 19:30 Vortrag im Jesuiten-Foyer.

25jähriges Priesterjubiläum von P. Klaus Schweiggl SJ

Am 25. November 2007 feierte P. Klaus Schweiggl SJ sein 25jähriges Priester-jubiläum im Dom zu St. Jakob. P. Schweiggl SJ hat in der Priesterausbildung, der Exerzitienbegleitung und in der Seelsorge gearbeitet. Seine Veröffentli-chungen zum Thema Begleitung von Sterbenden und in Lebensübergängen sind vielen LeserInnen eine große Hilfe. Anlässlich seines Priesterjubiläums in Innsbruck hat er zu einer Spendenaktion für P. Luis Gutheinz SJ „China Le-prosy Service“ aufgerufen. Herzlichen Dank für die großzügigen Spenden.

P. Luis Gutheinz SJ sendet folgenden Gruß:

Zusammengerechnet sind P. Friedrich Weingartner SJ (Oberösterreich) und ich schon mehr als hundert Jahre in China - Taiwan. Unsere Missionsarbeit wäre ohne Ihre großherzige Mithilfe nicht möglich geworden. Wir danken von ganzem Herzen für diese Zeichen der weltweiten Verbundenheit. P. Wein-gartner SJ feierte am 22. Jänner 2008 seinen 90. Geburtstag. Ein unglücklicher Sturz vor einigen Jahren riss ihn aus der akademischen Arbeit im Bereich der Linguistik. Ich erfreue mich guter Gesundheit und arbeite an einer Sammlung der Dokumente des kirchlichen Lehramtes. Weiterhin kümmere ich mich um „meine Leprakranken“ in Taiwan und China. In tiefer Dankbarkeit grüßen Euch die beiden österreichischen Jesuitenmissionare.

P. Erich Drögsler SJ: Jesuit Refugee Service Austria

JRS-Austria ist seit 1990 im größten Erstaufnahmezentrum in Traiskirchen tätig. Derzeit gibt es etwa 700 Flüchtlinge im Lager. Wir unterstützen Neu-ankommende, vor allem Schwangere, Familien mit besonderen Bedürfnissen und Kranke: durch Besuchsdienste, Beschaffung und Zuteilung von entspre-chender Kleidung, Haushaltsartikel, Spielzeug, Süßigkeiten usw. Weiters wer-den Beratung, Deutschunterricht und Gottesdienste angeboten. Es wird auch Flüchtlingen außerhalb des Lagers in besonderen Notsituationen geholfen. JRS-Austria unterstützt derzeit auch Projekte in Bosnien und Serbien.

P. General Adolfo Nicolás SJ

Am 19. Jänner 2008 wurde auf der 35. Generalkongregation der Jesuiten P. Adolfo Nicolás SJ zum 30. Generaloberen der Gesellschaft Jesu gewählt. Adol-fo Nicolás SJ (*1936) ist Spanier. 1964 wurde er zum Theologiestudium nach Japan gesandt. An der Sophia-Universität (Tokyo) war er dann auch Professor für systematische Theologie. Von 1978 – 1984 leitete er das East Asian Pastoral Institute in Manila. Er war Provinzial der Japanischen Provinz und seit 2004 Moderator der Jesuit Conference of East Asia and Oceania.

P. Klaus Schweiggl SJ

P. General Adolfo Nicolás SJ

P. Luis Gutheinz SJ P. Friedrich

Weingartner SJ

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UNSERE BITTE

P. Luis Gutheinz SJ und P. Fernando Azpiroz SJ leiten die Institutionen „China Leprosy Service“ und „Casa Ricci“. Mit diesen Hilfswerken ste-hen sie in China im Dienst von mehr als 70 Lepradörfern, in denen über 3000 Personen leben. Daneben betreuen sie auch 14 Lepradörfer in Vietnam und Burma mit mehr als 2000 Menschen.

Lepra ist heilbar! Infizierte Menschen benötigen aber Betreuung und Unter-stützung. Besonders die Kinder in die-sen Dörfern brauchen Schulbildung und Ausbildungsplätze, um ihre Integration ins gesellschaftliche Leben zu gewähr-leisten.

Eine neue Herausforderung: Weit mehr als 650.000 Menschen sollen in China mit dem HIVirus infiziert sein. Da sie gesellschaftlich ausgegrenzt werden, ist es schwierig, die Erkrankung überhaupt zu erfassen. China Leprosy Service und Casa Ricci fragen mit ihren HelferInnen vor Ort nach den Ärmsten im Dorf, um die sich niemand kümmert. Meist fin-den sie so auch die HIV-positiven Men-schen.

P. Luis Gutheinz SJ kümmert sich um Leprakranke in China - mit Ihrer Hilfe!

P. Fernando Azpiroz SJ hilft AIDS-Waisen in China - mit Ihrer Unterstützung!

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Die Jesuitenmission unterstützt die Arbeit von P. Luis Gutheinz SJ, China Leprosy Ser-vice und P. Fernando Azpiroz SJ, Casa Ric-ci. Helfen Sie mit!

Mit Ihrer Spende

lindern Sie den Schmerz von Menschen•

machen Sie einen würdigen Umgang •mit Schwerstkranken möglich

helfen Sie, dass Lepra in China über-•haupt verschwindet

Im Namen von Luis Gutheinz SJ – unserem Missionar in China – und allen Mitarbei-terInnen der Jesuitenmission danke ich Ihnen für Ihre Unterstützung.

Hans Tschiggerl SJ Missionsprokurator

Spendenkonto

PSK 7086 326BLZ: 60000

BIC: OPSKATWWIBAN: AT52 6000 0000 0708 6326

Missionsprokur der Gesellschaft Jesu

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Die Jesuitenmission ist Ihr Netzwerk

für Informationen über Schicksale und Anliegen der Armen•für Austausch, Begegnung und Freiwilligeneinsätze weltweit•für die Weitergabe von Spenden in unsere Hilfsprojekte•

Jesuitenmission

Canisiusgasse 16A-1090 WienTel. +43 01 [email protected]

Spendenkonto

PSK 7086 326BLZ: 60000BIC: OPSKATWWIBAN: AT52 6000 0000 0708 6326Missionsprokur der Gesellschaft Jesu