IFK Verbandsstratege 03-2012

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REZENSION: Lesen Sie, wie Interessenvertreter Abgeordnete mit dem richtigen Anschreiben erreichen. SEITENBLICKE: Experten verraten, worauf sie bei der Planung und Durchführung von Hintergrundgesprächen achten. DER VERBANDSSTRATEGE 03 2013 AUSGABE XIX Position: Wie Sie Gehör für Ihre Themen finden Protokoll: Was Sie bei der Ansprache tun und lassen sollten Planung: Wie Sie bei der Strategie- entwicklung vorgehen Lobbying Fach- und Hintergrund- gespräche

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Tipps für die erfolgreiche Ansprache von Abgeordneten finden Sie in diesem “IFK Verbandsstrategen”. Wir widmen uns den Themen “Politische Hintergrundgespräche” und “Anschreiben”. Außerdem erklären Experten der IG-Metall, BEM und der degepol, was Interessenvertreter bei der Planung politischer Gespräche beachten müssen.

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REZENSION: Lesen Sie, wie Interessenvertreter Abgeordnete mit dem richtigen Anschreiben erreichen.

SEITENBLICKE: Experten verraten, worauf sie bei der Planung und Durchführung von Hintergrundgesprächen achten.

DER VERBANDSSTRATEGE 03 2013 AUSGABE XIX

Position: Wie Sie Gehör für Ihre Themen finden

Protokoll: Was Sie bei der Ansprache tun und lassen sollten

Planung: Wie Sie bei der Strategie-entwicklung vorgehen

Lobbying Fach- und Hintergrund-

gespräche

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EDITORIAL

Verbände, steht auf, wenn Ihr Eure Interessen vertretet!

DER VERBANDSSTRATEGE

Gerade unerfahrenen Verbänden fehlt es an Selbstvertrauen auf dem Berliner Parkett: „Meinen Sie wirklich, dass das klap-pen könnte?“ Der Hauptgeschäftsführer des mittelgroßen Berufsverbandes schaut skeptisch über seinen Brillenrand. Wir sitzen nun seit zwei Stunden beim Abendessen zusammen und erörtern die Möglichketen der politischen Interessenver-tretung. Ich lächle ihn an und antworte ihm mit einer kleinen – nicht unerheblichen – Einschränkung: „Klar. Aber nur wenn Sie es schaffen, Ihre Forderungen klar zu formulieren und die gesellschaftliche Notwendigkeit herauszustellen.“ Gerade wenn Verbände zum ersten Mal ihre Interessen gegen-über Politikern und Beamten vertreten müssen, sind ihre Man-dats- und Funktionsträger ängstlich und verunsichert. Die Fragen sind dabei meist die gleichen: Wie erreiche ich die richtigen Ent-scheider? Wie bereite ich den Erstkontakt perfekt vor? Und wer-den unsere Interessen überhaupt wahrgenommen? Diese Fragen sind ein Indiz für einen enormen internen Erwartungsdruck und belegen, wie groß die Angst ist, etwas falsch zu machen. Das ist nicht unberechtigt. Gerade bei der Ansprache von politischen Entscheidungsträgern gilt es viel zu beachten. Am Tag nach dem gemeinsamen Abendessen meldete sich der Hauptgeschäftsführer morgens persönlich auf meinem Handy. Er wollte sich für das Abendessen bedanken und hatte gerade das Interview im Deutschlandfunk mit Wolfgang Thierse gehört: Der ehemalige Bundestagspräsident hätte in der Morgensendung gesagt, dass das Parlament auf Expertise von außerhalb ange-wiesen sei und sich Politiker deswegen gerne von Fachleuten beraten ließen. Das würde sich komplett mit dem von mir Gesag-ten decken. Er fühle sich nun optimal vorbereitet und freue sich auf die Ausschussanhörung.

Bis zur Anhörung im Ausschuss ist es oft ein langer Weg. Eine wichtige Funktion kommt den zuvor stattfindenden politischen Hintergrundgesprächen zu. Damit Sie hier nicht ins Straucheln kommen, haben wir Ihnen die wichtigsten Aspekte zusammenge-stellt, damit Sie den Weg ins Parlament sicheren Schrittes gehen können. Viel Erfolg bei der Verbandskommunikation wünscht Ihnen Christian H. Schuster IFK Berlin – Wir stärken Verbände! PS: Sollten Sie Unterstützung in Ihrer Kommunikation brauchen, rufen Sie mich gerne an! Ich freue mich, wenn ich Ihnen mit einer kostenlosen und unverbindlichen Erstberatung weiterhelfen kann. Sie erreichen mich und mein Team zu den normalen Büro-zeiten unter 030 30 87 85 88-0.

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lobbying.ifk-berlin.org

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„Exklusivität und Qualität“ Dominik Meier, Vorsitzender Deutsche Gesellschaft für Politikberatung e.V. (de'ge'pol)

„Zum einen sind die Rahmenbedingungen ausschlaggebend. Wen spreche ich an? Wo und zu welchem Zeitpunkt? Mit welchen Botschaften, welcher Zielsetzung? Die richti-gen Personen müssen zum richtigen Mo-ment innerhalb des politischen Entschei-dungsprozesses angesprochen werden. Dies geschieht in geschlossenem Kreise;

jedoch muss das Zustandekommen des Gespräches transpa-rent sein. Zum anderen kommt es auf den Gesprächsinhalt an. Entschei-dend sind Qualität und Exklusivität der bereitgestellten Infor-mation. Die politische Währung sind Informationen, nicht Geld. Wer dies beachtet, hat gute Aussichten, auf offene Ohren zu stoßen. Ansonsten ist man unten durch und kriegt nur selten eine zweite Chance.“

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SEITENBLICKE

Was müssen Sie bei Hintergrundgesprächen mit Politikern und Journalisten beachten?

Podiumsdiskussion, Anschreiben oder persönliches Gespräch — es gibt viele Wege, mit denen Verbände politische Entscheidungsträger und Journalisten für ihre Themen gewinnen können. Wir haben drei Experten befragt, was Interessenvertreter bei der Planung und Durch-führung von Hintergrundgesprächen beachten sollten.

„Beide Seiten müssen profitieren“ Heike Neumeister, Pressesprecherin IG Metall

„Hintergrundgespräche bieten beiden Ge-sprächspartnern einen mehr oder weniger geschützten Raum, von dem beide profitie-ren. Frei vom unmittelbaren Veröffentli-chungsdruck und ohne dass jede Äußerung von fein geschliffener Qualität sein muss, können sich Organisations- und Medienver-treter auf Augenhöhe begegnen.

Die IG Metall nutzt diese Chance, um in die wirtschaftliche Debat-te die Realität aus den Betrieben und die Erfahrungen der Arbeit-nehmervertreter unmittelbar einzubringen. Das ermöglicht eine bessere journalistische Einordnung eigener Positionen. Für eine Organisation mit politischem Gestaltungsanspruch ist der direk-te Dialog mit Journalisten ein unverzichtbares Instrument profes-sioneller Medienarbeit.“

„Vertrauen schaffen und nachhaltigen Dialog sichern“ Christian Heep, Vorstand Marketing Bundesverband eMobilität e.V.

„Verbände arbeiten primär im Interesse ihrer Mitglieder. Unsere wesentliche Aufgabe besteht in der Moderation dieser Interessen gegenüber Dritten und damit allen relevanten Akteuren in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Mit Hintergrund-gesprächen und der Organisation und Durchführung von politischen Informationsveranstaltungen ermöglichen wir es, dass die Themen unserer Mitgliedsunternehmen Gehör auf dem politischen Parkett finden. Hierbei geht es nicht nur um eine bloße Informationsvermittlung, sondern primär um die Schaffung einer Vertrauensba-sis, um langfristig einen nachhaltigen Dialog mit den relevanten Akteuren zu initiieren.“

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von Julian Willms, IFK Berlin Droht eine geplante Verordnung Ihren Mitgliedern wirtschaftli-chen Schaden zuzufügen? Gibt es einen rechtlichen oder strukturellen Missstand, der Ihren Mitgliedern das Leben schwer macht? Dann sollten Sie im politischen Raum Gehör finden und politische Entscheider oder deren Zuarbeiter in einem persönlichen Gespräch von Ihrem Anliegen überzeugen. Das politische Berlin hat seine eigenen Strukturen und Regeln, die bei der Anbahnung und Durchführung solcher Treffen be-achtet werden sollten. Politische Fach- und Hintergrundgespräche dienen der Positionie-rung des eigenen Verbandes im politischen Umfeld, der Beein-flussung politischer Vorhaben, der Informationsbeschaffung sowie dem Aufbau und der Pflege eines belastbaren Netzwerkes. Doch Vorsicht: Sie müssen sich über Ihre Botschaften klar sein, die Sie platzieren wollen, und Ihr Anliegen so verpacken, dass es auch Ihrem Gegenüber einen Mehrwert verspricht. Eine gute, sich an den eigenen strategischen Zielen orientierende Vorbereitung hilft, Fach- und Hintergrundgespräche als wirkungsvolles Tool der politischen Kommunikation optimal zu nutzen. Wir müssen reden … Das politische Umfeld ist ein eng besetztes Feld mit vielen kon-kurrierenden Playern. Um den eigenen Verband und dessen Posi-tionen bekannt zu machen, von den anderen Playern abzuheben und politische Initiativen anzustoßen oder im eigenen Sinne zu beeinflussen, helfen verschiedene Formate der politischen Kom-munikation. Hierzu zählen etwa Mailingaktionen an Abgeordnete, Parlamentarische Abende oder eben politische Fach- und Hinter-grundgespräche. In der Regel handelt es sich dabei um Einzelge-spräche mit Politikern, Ministerialbeamten oder anderen Stake-holdern aus dem politischen Umfeld. Das Format dient dem Aus-tausch von Positionen, Einschätzungen und Informationen. Wichtig ist, dass Interessenvertreter ihrem Gesprächspartner glaubhaft vermitteln, dass er sich in einem geschützten Raum befindet, in dem auch Vertrauliches ausgetauscht werden kann. Gelingt dies, dann lassen sich über dieses Format wichtige Infor-mationen erlangen oder auch platzieren und gleichzeitig nachhal-tige, vertrauensvolle Beziehungen zu wichtigen politischen Stake-holdern aufbauen und pflegen.

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POLITISCHE FACH- UND HINTERGRUNDGESPRÄCHE

Hintergrundgespräche: Richtig nutzen durch Vor- und Nachbereitung

Unser Tipp: Haben Sie ein Thema oder Anliegen, das für mehrere Personen gleichzeitig interessant ist, dann können Sie auch ein Gespräch mit allen zugleich durchführen. Achten Sie allerdings darauf, dass diese Gruppe homogen ist. Dies gilt insbesondere für kontroverse Themen, bei denen andernfalls Ihre Kontrolle über den Gesprächsverlauf in Gefahr geraten kann. Kontaktmanagement: Stakeholderanalyse hilft bei strategischer Planung Freunde zu gewinnen, bevor man sie benötigt, ist eine der Grund-regeln des Lobbyings. Sich wahllos mit jedem zu treffen ist aller-dings sehr zeitaufwendig. Professionelle Interessenvertreter über-legen sich deshalb vorher, was ihre strategischen Ziele und Er-wartungen im Hinblick auf ein mögliches Gespräch mit einem für sie wichtigen politischen Stakeholder sind. Eine eingehende Stakeholderanalyse hilft ihnen zu entscheiden, ob ein Termin tatsächlich Sinn macht: Ist ihr Thema überhaupt relevant für den möglichen Gesprächspartner? Welche politischen Einfluss- und Gestaltungsmöglichkeiten hat er im Hinblick auf dieses Thema? Ist es realistisch, ihn für dieses Thema zu gewinnen? Dies hilft Lobbyisten gleichzeitig, sich in den Gesprächspartner hineinzu-versetzen und so Aufschlüsse darüber zu gewinnen, wie sie ihm gegenüber ihr Anliegen am besten adressieren. Unser Tipp: Lassen Sie sich beraten! Bedenken Sie, dass politi-sche Entscheidungen nicht von Ministern oder Fraktionsvorsitzen-den, sondern oft von relativ unbekannten Fachpolitikern und Ministerialbeamten vorbereitet werden. Public-Affairs-Agenturen helfen Ihnen, die jeweils richtigen politischen Ansprechpartner für Ihr Anliegen zu identifizieren und Gespräche professionell vorzubereiten.

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Auf Augenhöhe achten

Es ist wichtig, dass das Treffen auf Augenhöhe stattfindet. Grund-sätzlich gilt: Je höher aufgehängt ein Gespräch, desto hochrangi-ger sollte der eigene Verbandsvertreter sein. Gespräche mit Mi-nistern, Staatssekretären oder Fraktionsvorsitzenden sollte der Verbandsvorsitzende oder -geschäftsführer wahrnehmen, gern begleitet durch einen Fachreferenten, wenn dadurch die Vertrau-lichkeit des Gesprächs nicht gestört wird. Unser Tipp: Achten Sie darauf, dass die Anzahl der eigenen Ge-sprächsteilnehmer nicht größer ist als die des Gegenübers. Tritt der Gesprächspartner allein auf, sollte der eigene Verband mit maximal zwei Vertretern in das Gespräch gehen. Längere Wartezeiten einkalkulieren Wenn (noch) kein direkter Kontakt zu dem Gesprächspartner besteht, fragen Interessenvertreter einen Gesprächstermin am besten telefonisch oder per E-Mail über dessen Mitarbeiter bzw. Sekretariat an. Nur in ganz wichtigen Fällen oder wenn der Ver-band das nötige Gewicht hat, wird man umgehend einen Termin bekommen. Normalerweise beträgt die Wartezeit bis zu einem Treffen vier bis acht Wochen, bei einem Minister können es auch einmal sechs Monate sein. Bei der Terminanfrage ist es hilfreich, von vornherein mehrere Terminvorschläge anzubieten. Unser Tipp: Wählen Sie den richtigen Gesprächsort aus! Achten Sie dabei darauf, dass dieser zu Ihnen, Ihrem Anliegen und Ihrem Gesprächspartner passt: Ein Sozialverband, der sich über Kürzun-gen bei Mutter-Kind-Kuren unterhalten möchte, tut dies besser nicht im Adlon. Da Politiker wenig Zeit haben und kurze Wege schätzen, verabreden Sie sich am besten direkt in deren Büro oder an einem Ort nahebei.

Gesprächsstrategie definiert Ziele und Kernbotschaften Sobald der Termin steht, hilft eine Gesprächsstrategie dabei, sich optimal auf das Hintergrundgespräch vorzubereiten. Dabei ist es wichtig, konkrete Ziele zu definieren und zu überlegen, wie das Anliegen am besten gegenüber dem Gesprächspartner adressiert werden kann. Zudem muss klar sein, welcher Mehrwert dem Part-ner daraus entstehen kann, dass er sich eines Themas annimmt. Prägnante Kernbotschaften, die im Einklang mit der Gesamtpositi-onierung des Verbandes stehen, sind unverzichtbar.

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Gleichzeitig sollten Verbandslobbyisten darauf achten, dass sie das Gespräch nicht überfrachten. Normalerweise dauert ein sol-cher Termin eine Stunde; es gilt deshalb, sich auf das Wesentli-che zu konzentrieren. Ist die Materie zu komplex, um sie in der Kürze der Zeit verständlich zu machen, dann hilft z. B. eine Grafik als visuelles Hilfsmittel im Gespräch. Ein kurzes Fact Sheet mit wichtigen Informationen zu dem Verband, das dem Gesprächs-partner im Vorhinein zur Vorbereitung zugeht, hilft während des Gesprächs, Zeit zu sparen für das eigentliche Anliegen. Schließ-lich muss die eigene Organisation dann nicht noch langwierig vorgestellt werden. Unser Tipp: Versetzen Sie sich in Ihren Gesprächspartner! Politi-ker sind ständig auf der Suche nach Themen, mit denen sie sich profilieren können. Überlegen Sie sich einen Dreh, wie dies dem Politiker im Sinne einer Win-win-Situation auch mit Ihrem Anlie-gen gelingen kann.

Knackpunkte offen benennen

Nur wenn Verbandslobbyisten von ihrem Gesprächspartner als ehrlich wahrgenommen werden, wird es ihnen tatsächlich gelin-gen, eine dauerhafte und nachhaltige Beziehung zu ihm aufzu-bauen. Dazu gehört, dass sie ihn nicht über ihre eigenen Interes-sen im Unklaren lassen. Wenn er ernst genommen werden will, dann redet der Interessenvertreter nicht nur über die Chancen, sondern auch über die möglichen Herausforderungen, Risiken oder Kosten seines Anliegens.

Unser Tipp: Mitunter dienen Fach- oder Hintergrundgespräche nur dem Austausch von Informationen und Einschätzungen. Soll-ten Sie zu dem Gesprächsthema bereits eine feste Position ver-treten, dann fixieren Sie diese in Form eines ein- bis zweiseitigen Positionspapiers, das Sie dem Gesprächspartner übergeben. Dieses sollte nicht nur Hinweise zur Relevanz des Themas, son-dern auch zu möglichen Problemstellungen und Lösungsvorschlä-gen beinhalten. Mehr als zwei Seiten werden von politischen Entscheidern nicht gelesen. Nachbereitung ist wichtig

Nach dem Gespräch werden die wichtigsten Gesprächsergebnisse noch einmal kurz und prägnant in einer E-Mail oder einem Brief zusammengefasst. Ziel ist es, sich bei dem Gesprächspartner noch einmal in Erinnerung zu bringen, getroffene Zusagen zu bestätigen und zusätzliche Informationen zu übermitteln. Unser Tipp: Arbeiten Sie zeitnah! Fertigen Sie nach dem Ge-spräch eine kurze Notiz über dessen Verlauf und Ergebnisse an. Dies hilft Ihnen, sich daran zu erinnern und bei einem Folgege-spräch darauf zurückzukommen.

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von Heike Hoffert, IFK Berlin Verbände vertreten ihre Mitglieder häufig nicht nur auf wirt-schaftlicher Ebene, sondern auch in Hinblick auf politische Interessen. Doch wie geht ein Verband geschickt vor, um Ent-scheidungsträger aus der Politik zu erreichen? Was muss bei der schriftlichen Kontaktaufnahme beachtet werden? Stefan Schwaneck, Christian H. Schuster und Deniz Üster liefern mit ihrem Buch „Lobbying in der Praxis: Die erfolgreiche Kontakt-aufnahme“ einen Guide für die ertragreiche Ansprache an Politi-ker. Die Grundlage für diesen Ratgeber bietet die Studie „Den richtigen Adressaten gewählt? Mitarbeiterbedürfnisse als Fakto-ren der Informationsselektion in den Abgeordnetenbüros des Deutschen Bundestags“, die im Februar bis April 2010 an der Universität Würzburg durchgeführt wurde. Die Autoren schaffen zunächst eine theoretische Basis, indem sie den Gegenstand des Lobbying und den aktuellen Forschungs-stand skizzieren. Sie beleuchten die drei Dimensionen des Lobbyismus — die Interessenaggregation, den Aufbau stabiler Tauschbeziehungen und die Herausbildung politischer Netzwer-ke – und stellen zunächst die Seite der Mitarbeiter in den Abge-ordnetenbüros in ihrer Funktion als Gatekeeper („Türöffner“) dar. Die Basis dafür liefert der Gatekeeper-Ansatz von Kurt Lewin mit den Filtermechanismen Distribution, Image, Platzierung und Service. Werden eine oder mehrere der Rubriken bedient und eine persönliche Beziehung zwischen Interessenvertreter und Abgeordneten aufgebaut, dann „steigen die Chancen einer zukünftigen Berücksichtigung erheblich“, so die Schlussfolge-rung aus dem Ansatz von Lewin. Die Autoren ermöglichen es dem Leser auf diese Weise, einen Eindruck davon zubekommen, welche Herausforderung an die Abgeordneten gestellt wird, in unserer zunehmend individualisierten Gesellschaft adäquat zu handeln.

Anschließend präsentieren Schwaneck, Schuster und Üster klas-sische Strategien der Kontaktaufnahme in Hinblick auf das in der Werbestrategie angewendete AttentionInterestDesireAttention-Modell. Die aufgezeigten Parallelen des Lobbying mit dem Marke-ting erweitern die Autoren unter der Überschrift „Was Lobbyisten vom Marketing lernen können“ auch in Bezug auf Produktpolitik, Distribution, Preispolitik, Bewerbung, Personalpolitik, Ausstat-tungspolitik und Prozesspolitik. Im zweiten Teil des Buches werden Aufbau und Ergebnisse der bereits erwähnten Studie anschaulich dargestellt. Der Untersu-chungsleiter Stefan Schwaneck führte eine quantitative Befra-gung von Büroleitern, wissenschaftlichen Mitarbeitern und Assis-tenten durch, indem er diesen Anschreiben zusandte und an-schließend um eine Beurteilung bat. Diese Evaluierung erfolgte durch Fragebögen, die die Mitarbeiter der Abgeordnetenbüros nach Lektüre der Anschreiben ausfüllten. Aus den Ergebnissen der Studie erstellen die Autoren eine syste-matische Bewertung der im theoretischen Teil dargestellten klas-sischen Strategien beim Erstellen eines lobbyistischen Anschrei-bens und geben damit dem Leser einen praktischen Leitfaden für die tägliche Arbeit mit auf den Weg. So sollten die wichtigsten Aspekte und nur wenige Details des Anliegens, aber auch eine an den Abgeordneten gestellte Erwartungshaltung, Kontaktinforma-tionen und Angaben zum Absender Bestandteile eines Anschrei-bens sein. Auch mit einem regionalen, fachpolitischen und/oder persönlichen Bezug könne eine Interessengruppe beim Lobbying überzeugen. Denn: „Gut gezielt ist halb getroffen“, meinen die Autoren. Aufgrund von befürchteten Negativauswirkungen emp-fehlen Schwaneck, Schuster und Üster, Abgeordnete nicht mit Geschenken zu locken, sondern den Fokus besser auf den Inhalt, formale Aspekte, Rechtschreibung und das jeweilige Protokoll zu legen.

SCHWANECK/SCHUSTER/ÜSTER (2012): „LOBBYING IN DER PRAXIS: DIE ERFOLGREICHE KONTAKTAUFNAHME“

Selektionsprozesse verstehen: Das Anschreiben als Türöffner zum Bundestag

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Am Schluss dieses Teils des Buchs, der durch zahlreiche grafi-sche Darstellungen und anschauliche Beispiele illustriert wird, ziehen die Autoren ein Fazit. Sie charakterisieren die Mitarbeiter als Vertreter der Abgeordneten, die grundsätzlich an qualitativ hochwertigen Informationen interessiert seien und in einem marktähnlichen Prozess die Nachfrageseite darstellten. Die Inte-ressengruppen wiederum agieren als Anbieter dieser Informatio-nen und stehen in einem Wettbewerb um die Aufmerksamkeit der politischen Entscheidungsträger. Beste Ergebnisse können beide Seiten mit der Erweiterung der klassischen Strategien um die Vorgaben des Dienstleistungssektors, mit dem Aufbau von Ver-trauen, dem Abbau potenzieller Vorurteile und der Erleich- terung von Arbeitsprozessen erzielen, schlussfolgern Schwaneck, Schuster und Üster. Im dritten Kapitel folgt dann die statistische Auswertung der Studie. Dabei geht es sowohl um die Gestaltung des Fragebo-gens, die deskriptive Statistik als auch um die Korrelationen und die Hauptkomponentenanalyse. Auch in diesem Teil des Buchs nutzen die Autoren zur Illustration viele Grafiken und Tabellen, was das Verständnis beim Lesen erleichtert.

Stefan Schwaneck, Christian H. Schuster, Deniz Üster (2012): Lobbying in der Praxis: Die erfolgrei-che Kontaktaufnahme, Berlin. ISBN: 978-3938456354 117 Seiten, 30,00 EUR

Zielgruppe Einsteiger Profis Themen Fundraising Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Lobbying Mitgliederkommunikation Theorie/Praxis Praxisnähe Theoretisch unterfüttert

UNSER URTEIL

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Fazit: Die Autoren schaffen mit der Darstellung der theoretischen Grundlagen des Lobbying einen guten Einstieg in das Thema. Gerade für Einsteiger ideal, gelingt ihnen dies auf eine klare und verständliche Weise. Doch durch den durchdachten Aufbau des Buches kommt auch der Profi auf seine Kosten. Denn auf die Theorie und die Ergebnisse der Studie folgt die detaillierte statis-tische Analyse. Fraglich ist jedoch, ob dieser ausführliche wis-senschaftliche Anteil für die Praxis von hoher Relevanz ist. Ihrem Ziel, den Interessengruppen einen Eindruck von der Situa-tion und den Entscheidungsprozessen des Gatekeepers zu er-möglichen und sich als Dienstleister zu verstehen, werden Schwaneck et al. dennoch gerecht. Das Buch eignet sich gerade auch für Verbände, die die Interessen ihrer Mitglieder auch auf politischer Ebene vertreten, als guter Leitfaden zum Erstellen von Anschreiben an Abgeordnete.

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Herausgeber (Hrsg.): IFK Berlin – Wir stärken Verbände! Christian H. Schuster (Inh.), Berlin. Redaktion: Christian H. Schuster (Chefredakteur (V.i.S.d.P. + Verantwortlicher gemäß § 5 TMG + § 55 RfStV), Heike Hoffert (Volontärin). Lektorat: Petra Thoms, Berlin. Satz & Gestaltung: IFK Berlin. Bilder: © Istockphoto.com/poligonchik, Just2shutter, Alija. Abonnement: Der Verbandsstratege lässt sich hier abonnieren. Anzeigen: Der Verbandsstratege erscheint alle 4 bis 6 Wochen und richtet sich an VerbandsmitarbeiterInnen, die im Bereich Fundraising, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Lobbying sowie Mitgliederkommunikation tätig sind. Mit über 2.600 EmpfängerInnen ist der Verbandsstratege das ver-breitetste serviceorientierte pdf-Magazin in dieser Zielgruppe. Mediadaten finden Sie hier. Kontakt (Herausgeber und Redaktion): Luisenstraße 41, 10117 Berlin, Telefon: +49 30 30 87 85 88-0, E-Mail: redaktion[at]verbandstratege.de, Websites: http://www.verbandsstratege.de, http://www.ifk-berlin.org. Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit haben wir auf die Nennung der weiblichen neben der männlichen Sprach-form verzichtet. Es sind selbstverständlich immer beide Geschlechter gemeint. Trotz sorgfältiger inhaltlicher Kontrolle übernimmt der Heraus-geber keine Haftung/Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit, Verfügbarkeit und Aktualität der gemachten Angaben/Leistungen.

IMPRESSUM

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„Verbandskommunikation für Einsteiger“ Ratgeber für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Lobbying, Mitgliederkommunikation und Fundraising

Dieses Buch liefert Ihnen über 30 Schritt-für-Schritt-Anleitungen zu den wichtigsten Instrumenten der Verbands-kommunikation. Die praxisnahen Texte sind mit wertvollen Tipps verbunden und zeigen, wie Sie auch mit einer en-gen Budgetvorgabe für Ihren Verband erfolgreicher kommunizieren können. Erfahrene Praktiker und Young Profes-sionals geben Einblicke in ihre Arbeit

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Als Einsteiger schaffen Sie es mit diesem Buch: - noch erfolgreicher mit Mitgliedern zu kommunizieren - gezielt politische Entscheider anzusprechen - mehr Spenden zu akquirieren - Berichterstattungen in kürzester Zeit zu erfassen - Ihre Themen mediengerecht zu präsentieren Kurzum: Ihre Verbandskommunikation zu verbessern.

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Belastbare Informationen sind das A und O im politischen Prozess. Bevor Entscheidungsträger sie erhalten, müs-sen diese jedoch eine Reihe von Filter-prozessen überstehen. Diese Studie gibt Ihnen exklusive Einblicke in die Arbeitsweise der Abgeordnetenbüros des Deutschen Bundestags: Welche Anschreiben werden aus welchem Grund den Abgeordneten vorgelegt –

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Ausgabe 06/2011

Medienbeobachtung, PR-Preise und Verbandslobbyismus

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RÜCKBLICK

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Ausgabe 08/2011

Erfolg bei Facebook, Krisen- und Themenmanagement

Ausgabe 10/2011

Pressemitteilung

Ausgabe 12/2011

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Wettbewerbs-PR und Stakeholder-Analyse

Ausgabe 09/2011

Themenplanung 2012 und Mitgliederbefragung

Ausgabe 11/2011

Spendenbriefe

Ausgabe 01/2012

Kampagnen in Verbänden

Ausgabe 02/2012

Mitgliederzeitungen Ausgabe 03/2012

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PRESSE-/ÖFFENTLICHKEITSARBEIT

Ausgabe 05/2012

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Ausgabe 06/2012

Erste Schritte im Internet Ausgabe 07/2012

Neue Formen der Spendengenerierung

Ausgabe 08/2012

Handwerkszeug für die Verbands-Homepage

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Ausgabe 09/2012

Veranstaltungsfotografie