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In diesem Buch finden Sie Abbildungen über im frühen Großbritannien übliche Steuermarken für Zeitungen B97, 4.2017

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über im frühen Großbritannien

übliche Steuermarken für Zeitungen

B97, 4.2017

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Inhaltsverzeichnis

Über die Newspaper Tax Stamps

Stempel mit ZeitungstitelThe Carlisle JournalEdinburgh AdvertiserThe Edinburgh Evening CourantEdinburgh GazetteEdinburgh ObserverGlasgow HeraldReading MercuryEngineeringThe Hull Advertiser and Exchange GazetteHousehold WordsThe Illustrated London NewsJohn Bull Magazine

The London GazetteScotch Reformer’s GazetteScottish GuardianThe ScotsmanThe TimesThe WitnessEnglish Churchman and St James' ChronicleSatirist or the Censor of the TimesThe Dublin Medical PressYorkshire Post & Leeds IntelligencerThe Northern WhigFreeman's Journal

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Die erste englische Zeitung kam unter dem Titel Weekly News am 23. Mai 1622 in Londonheraus. Die erste Tageszeitung erschien als The Daily Courant im Jahr 1702. Die Auf-lagen waren zumeist gering. Man bedenke, daß die Drucktechnik des 18. Jahrhundertsschon von Johannes Gutenberg und den Inkunabeldruckern angewendet wurde –abgesehen davon, daß die Pressen jetzt metallisch waren und einige Verbesserungenaufwiesen. Noch am Anfang des 19. Jahrhunderts betrug die Druckleistung etwa 750Blatt in einer Stunde; sofern mehrere Druckpressen eingesetzt wurden, erforderte dieseine zusätzliche entsprechende Menge von Schriftmaterial.

Eine erste Stempelsteuer wird in England 1694 während der Regierungszeit von JamesII. aus dem Haus der Stuart (reg. 1685–1701) eingeführt; Vorbild war das niederländischeModell, wonach die Stempelsteuer als eine Art Druck-Privileg bezeichnet wurde (»An actfor granting to Their Majesties several duties on Vellum, Parchment and Paper for 10years, towards carrying on the war against France«). Diese Steuer betrug zwischen 1Penny und mehreren Shilling, je nach Art des Dokuments. Die Steuer erbrachte 50.000Pfund im Jahr und war so ertragreich, daß man auch nach der zeitweiligen Beendigungder Kriegshandlungen gegen Frankreich darauf nicht verzichten mochte. Es handeltesich bei dieser Steuer nicht auf eine speziell für Zeitungen bestimmte Abgabe.

1712 wird unter Königin Anne (reg. 1702–1714) eine Zeitungssteuer eingeführt, um dieHerausgabe von Zeitungen zwar nicht zu unterbinden, aber zumindest einzuschränken.Nach einer rund 30jährigen Herrschaft der Whigs im House of Commons hatten die Torieswieder die Mehrheit im Unterhaus; die Kriege, die England in den Jahren zuvor geführthatte, waren beendet; die Staatskasse leer. Neue Steuern waren erforderlich. In dieserSituation beschloß die von den Whigs bestimmte Regierung ab 1. August 1712 zusätzlicheSteuern auf mehrere Produkte zu erheben: Seife, Papier, Leinen, Seide und Baumwolle.

Über Stempelsteuern

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Eine weitere Steuer wurde auf Zeitungen erhoben. Ein Anlaß für diese Zeitungssteuerwaren insbesondere die verbotenen Berichterstattungen über die Parlamentsdebatten,die erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gestattet wurden; die Abgeordnetensahen eine Information der Öffentlichkeit als Einschränkung ihrer Privilegien an.

Das Parlament legte fest, daß für jede Zeitung ein Stempel benutzt werden mußte, ausdem der Name der Publiktion erkennbar war. Er wurde mit roter Farbe auf der Titelseiteangebracht und zwar unmittelbar nach dem Druck und in der Druckerei. Es war auch einBeschäftigungsprogramm.

Der Stempel selbst zeigte am linken Rand den Namen der Publikation und am rechtenRand den Text »Newspaper«, jeweils in Antiqua-Versalien. Dazwischen befand sich einWappenschild, auf dem eine Rose (aus dem Wappen der Tudors) und eine Distel (alsschottische Nationalblume) unter einer Krone abgebildet war. Am unteren Rand des Schildswar »Semper eadem« (Immer dieselbe) in Versalien zu lesen – das Motto der KöniginAnne.

Die Zeitungssteuer betrug zum Zeitpunkt ihrer Einführung 1 Halfpenny (abgekürzt als»½ d« = Denarius) für jeden bedruckten halben (oder kleineren) Bogen und 1 Penny fürjeden gesamten Bogen; zusätzlich mußte 1 Shilling gezahlt werden für jede veröffentlich-te Anzeige. Eine erste Zeitungsanzeige (eines Coffee Shops in der Fleet Street) wird1652 in einer Londoner Zeitung abgedruckt. Im 18. Jahrhundert waren Anzeigen die Haupt-einnahmequelle der Zeitungsmacher. Etwa zwei Jahrhunderte später schildert JamesJoyce im Ulysses den Ablauf des 16. Juni, Arbeitstag des Anzeigenakquisiteurs LeopoldBloom in Dublin.

Die erste Zeitung, die auf diese Steuer reagierte, war der von der Company of LondonInsurers dreimal wöchentlich herausgegebene British Mercury, die ab 2. August von einem

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Blatt mit zwei Seiten auf einem halben Bogen zu einem Umfang von sechs Seiten miteinem größeren Format umstellte; da die Nachrichtenlage unverändert blieb, wurden dieTexte nunmehr in einer größeren Schrifttype gesetzt. Mit dieser Umstellung in Format undUmfang und nur noch einmal wöchentlich gedruckt, konnte die Zeitungssteuer eine Zeit-lang umgangen werden. Streit gab es mit den Steuerbehörden auch wegen der Definition»half sheet«, da die Papierformate keinesfalls einheitlich waren. So stellte das GloucesterJournal das Format von »a Sheet and a half of small Paper to one half Sheet of very largePaper« um, ohne inhaltlich zu kürzen. Andere Zeitungen verminderten den benötigtenPapierumfang dadurch, daß die Seitenränder schmaler sowie kleinere und enger laufendeSchriften eingesetzt wurden; dadurch gewann man eine Spalte. 1725 betrug die Steuer1½ Pence. Dabei muß berücksichtigt werden, daß ein Exemplar einer Zeitung ohne Steuer1½ Pence kostete und sich mit der Steuer verdoppelte.

Da die Steuer so ertragreich war, beschloß das englische Parlament 1765, sie auch inihren nordamerikanischen Kolonien einzuführen, zumal die englische Staaskasse geradedurch den Siebenjährigen Krieg gegen Frankreich stark verschuldet war. Die Steuer (Dutiesin American Colonies Act 1765) sollte auf sämtliche offiziellen Dokumente und Papieresowie auf Kalender aller Art und sogar auf Spielkarten erhoben werden. Es war einefolgenschwere Entscheidung in London, die über kleinere Proteste Londoner Kaufleuteschließlich zur Boston Tea Party führte und zur Unabhängigkeit der Kolonien von Eng-land. Ironischerweise wurde die Steuer auch damit begründet, daß der Krieg zwischenFrankreich und Großbritannien von 1754 bis 1761, dem sog. French and Indian War, umdie Kolonien finanziert werden müsse.

Im Jahr 1776 erhöhte sich die Stempelsteuer in Großbritannien auf 3 Pence. 1797 wurdedie Steuer auf 3½ Pence erhöht, da die bisherige Höhe der Zeitungssteuer nicht ab-schreckend genug war. Ab 1815 betrug sie sogar 4 Pence. Wir möchten in diesem Zu-sammenhang auch auf die »Newspaper Railway Stamps« verweisen, die das Blatt nocheinmal verteuerten.

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Die Zahlung dieser Steuer schloß nach 1840 die kostenfreie Beförderung durch das PostOffice ein. Die Steuer wurde für jedes einzelne Blatt Papier erhoben. Eine Folge dieserBesteuerung auf das einzelne Blatt war die Vergrößerung des Zeitungsformats, das alsbroadside bezeichnet und wie Plakate für Ankündigungen aller Art und sonstige Plakatenur einseitig bedruckt wurde. Das Format dieser broadsides ist Vorläufer des heutigenBroadsheets (375x600 mm). Eine weitere Umgehung oder Minderung der Steuer war beiden wöchentlich oder monatlich herauskommenden Blättern ihre Bezeichnung alspamphlet, für das bis 1819 keine Steuer zu entrichten war. Nur wenige Bürger konnteneinen Preis von 6 Pence oder 7 Pence für ein Zeitungsexemplar bezahlen – aber auchschon vorher war der Preis für den von seinem Lohn lebenden Arbeiter nicht erschwing-lich. Die Zeitungssteuer richtete sich also mehr gegen die Bürger »in der City«. 1782 kamein Zeitungstitel auf 110.000, 1821 eine auf 90.000 und 1832 ein Titel auf 55.000 Einwohner.

Trotz der Verteuerung der Zeitungen durch die Steuer gab es im London des 18. Jahr-hunderts stets etwa 20 Zeitungen und Zeitschriften; um 1730 wurden allein sechs Tages-zeitungen herausgegeben; 1780 war die Zahl auf neun Tageszeitungen gestiegen. 1784organisierte John Palmer den ersten Postdienst und ermöglichte so, daß Londoner Zei-tungen auch außerhalb der Hauptstadt gelesen wurden.

Die Zeitungen bestanden nur aus Text, kompreß gesetzt – eine Bleiwüste par excellence.Inhaltlich war dieses Jahrhundert publizistisch dadurch gekennzeichnet, daß jedes Ge-rücht ohne jegliche Prüfung gedruckt wurde. Man bot, wie es hieß, freshest advice; damitwar gemeint, daß Personen zumeist unverschlüsselt und mit den übelsten Gerüchten inZusammenhang gebracht wurden. Der Autor eines solchen »Schmutz- und Schundartikels«(libel, in Deutschland Famosschrift) mußte andererseits damit rechnen, sich im Hyde ParkCorner einem Duell zu stellen. Eine wahrlich wahre Geschichte wurde als anecdote be-zeichnet, die politisch unterdrückt werden sollte (der Bedeutungswandel des Begriffs traterst später ein). Heute können sich britische Blätter (fast) alles erlauben, um die Auflage

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zu steigern und sie erlauben sich auch alles – einschließlich krimineller machenschaften,um an Informationen zu gelangen..

Einschließlich der Zeitungssteuer kostete ein Zeitungsexemplar um 1820 zwischen 6 und7 Prence. Die Zeitungssteuer wurde während der gesamten Zeit ihrer Erhebung von denVerlegern angegriffen. Für die Staatskasse war die Zeitungssteuer sehr einträglich; sieerbrachte z.B. im Jahr 1829 fast 370.000 Pfund.

Doch endeten die Proteste, die verbunden waren mit der Nichtzahlung der Zeitungs-steuer, stets mit Geld- und Gefängnisstrafen für Drucker und Verleger. Aufgrund des ge-ringeren Preises für ein Zeitungsexemplar gelang es 1836 zwei »Verweigerern«, PoorMan’s Guardian und Police Gazette, mehr Exemplare an einem Tag zu verkaufen als esder Times in einer Woche möglich war. Die »ungestempelten« Zeitungen erreichten eineAuflage von insgesamt mehr als 200.000 Exemplaren – da entging der Staatskasse einenicht zu unterschätzende Einnahme. 1836 erreichten die Befürworter einer Abschaffungder Steuer, daß diese von 4 auf 1 Pence herabgesetzt wurde. Im selben Jahr wurde auchdie Steuer für Pamphlete gesenkt.

1849 formierte sich eine Gruppe von Verlegern zum »Newspaper Stamp AbolitionCommittee«, doch es dauerte noch weitere sechs Jahre bis zur Abschaffung der Steuer.Einige Zeitungsdrucker lehnten es ab, die Steuer zu entrichten.

Das von dem späteren Parlamentsabgeordneten William Cobbet 1802–1835 heraus-gegebene und für die »working class« bestimmte Political Register (als two-penny trashbezeichnet) begann als pamphlet ungefaltet im Broadsideformat und kostete 2 Pence jeExemplar; es erreichte eine Auflage von 40.000 Exemplaren. Cobbet wurde 1817 daszweite Mal (nach 1802) wegen Verleumdung inhaftiert und bestraft.

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Richard Carlile, Verleger des Republican, wurde 1819 ob seiner Unbotmäßigkeit wegenBlasphemie und Verbreitung von Verleumdungen angeklagt, verurteilt, drei Jahre imDorchester-Gefängnis untergebracht und mußte zudem 1.500 Pfund Strafe zahlen.Während seines Gefängnisaufenthalts schrieb er weiterhin Artikel für seine Zeitung, dienunmehr von seiner Frau herausgegeben wurde. 1819 – in diesem Jahr wurde die Unter-drückung der Meinungsfreiheit durch den sog. Six Act verstärkt –, wurde sie zu zweiJahren Gefängnis verurteilt. Nun wurde die Zeitung von Richards Schwester Jane verlegt,wofür auch diese sechs Monate eingesperrt wurde.

Man schätzt, daß alle Verstöße gegen die Steuer mit insgesamt 200 Jahren Gefängnisbestraft wurden. Alle Verleger mußten nach 1819 eine Kaution von 200 Pfund (in Londonsogar 300 Pfund) bei der Regierung hinterlegen, die bei Verstößen gegen gesetzlicheBestimmungen verfiel. Die Zeitungssteuer mußte nunmehr auf alle Publikationen entrich-tet werden, die häufiger als alle 26 Tage (was die Herausgabe von Monatszeitschriftenbeförderte) herauskamen, weniger als 6 Pence kosteten und »any Matter in Church orState« behandelten. Jeder einzelne Verstoß sollte und wurde mit 20 Pfund bestraft. Jetztging es nicht mehr nur um Einschränkungen, sondern um Zensur, denn die Regierungteilte mit, daß mit der Steuer gegen die Zeitungen vorgegangen werden sollte, die »excitehatred and contempt of the Government and holy religion«. In den 1830er Jahren nahmder Widerstand gegen die Zeitungssteuer zu; auch ihr ursprünglicher Zweck derMeinungsunterdrückung wurde nicht mehr erreicht.

Es protestierten immer mehr Verleger, Druckereibesitzer und ihre Journeymen (!) gegendie Steuer. Das mag auch damit zusammenhängen, daß manche Parlamentsabgeordne-te zugleich in Verlegerkonsortien finanziell eingebunden waren. Die Zeitungen wurdenvom Luxusartikel zum Konsumgut. Wesentlich dazu beigetragen hat neben verbilligtenPapier der Einsatz der von Friedrich Koenig entwickelten Schnellpresse (am 29. Novem-ber 1813 wurde die Times erstmals auf einer solchen Maschine gedruckt) und in der Mitte

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des 19. Jahrhunderts die Rotationsmaschine des Augustus Applegath – ebenfalls für dieTimes.

Ein erster Erfolg war die Reduzierung der Zeitungssteuer ab 20. März 1839 von 4 Penceauf 1 Penny je Exemplar. Die Verringerung der Zeitungssteuer führte auch zu einer Min-derung des Preises für ein Zeitungsexemplar. Gleichzeitig kamen neue Zeitungen aufden Markt, da sich nun auch kleinere Auflagen für den Drucker-Verleger rechneten. Von76 Zeitungen im Jahr 1781, über 252 Titel im Jahr 1814, 266 Blätter 1824 stieg die Anzahlauf 563 Zeitungstitel im Jahr 1855.

1824 betrug die Auflage aller Zeitungen insgesamt 30 Millionen Exemplare im Jahr – allehandgestempelt! Unvorstellbar, was das für Arbeitsbeschaffungsmaßnahme war.

Auch der durchschnittliche Umfang einer Zeitung erhöhte sich merklich. Bedrucktes Papierwurde insgesamt billiger; als Nebeneffekt wurden Bücher in »public houses« ausgelegtund die Anzahl der Leseräume in den Städten stieg deutlich an; daraus entwickelten sichdann die ersten öffentlichen Bibliotheken in Großbritannien.

Ein ergänzender Hinweis zum Verständnis der Papiersituation: Papier wurde nicht nurwegen der verringerten Steuer billiger, sondern auch weil das Rohmaterial für Papier,Hadern und Lumpen, durch den Einsatz der »Spinning Jenny« (erfunden von dem eng-lischen Weber James Hargraves) nach 1764 und den 1785 erfundenen vollmechanisiertenWebstuhl namens »Power Loom« (erfunden von dem Pfarrer Edmund Cartwright ausNottingham), die Bekleidung billiger und deshalb häufiger ersetzt wurde und damit schnellerzu Lumpen machte.

Nach neuestem Stand der Erkenntnis (aus den USA) gelten die »Spinning Jenny« undder mechanischen Webstuhl als ein Meilenstein der Technikgeschichte. Mit der »Spinning

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Jenny« versorgte ein Spinner einen Weber mit dem Vormaterial; zuvor arbeiten vier bisacht Spinner für einen Weber. Ähnlich war es beim Webstuhl. Damit die neuen Maschi-nen ihr Potential ausschöpfen konnten, benötigte man sehr große Mengen von Wolle,doch soviel Weideland war nicht vorhanden, um die neuen Maschinen auszulasten. Andie Stelle von Schafswolle trat die Baumwolle, die entweder aus Indien oder Ägypten kamoder aus dem Süden der USA. Die Ernte war mühsam, denn die Samenhaare mußten im18. Jahrhundert mit der Hand gepflückt werden; zudem mußten auch noch die Samenaus den Fasern herausgepult werden. 1793 erfand der amerikanische Farmer eineBaumwoll-Entkörnungsmaschine (Egreniermaschine), die als »Cotton Gin« bezeichnetwurde. Geerntet wurde in den südlichen Staaten der USA, gewebt wurde in Europa. DieErnte wurde durchgeführt von Sklaven, deren Anzahl sich am Ende des 18. Jahrhundertswegen der Baumwollplantagen deutlich vermehrte. 1808 wurde der »Import« in die Ver-einigten Staaten verboten, aber der landesinterne Handel ging bis 1861 weiter wie auchdie illegale Einfuhr.

1798 erhielt der Franzose Louis-Nicolas Robert ein Patent auf eine Längssiebmaschinemit einem rotierenden Metallsieb, die eine maschinelle Fabrikation des Papiers ermög-lichte und den Papierpreis dadurch deutlich verringerte. Das damalige »Zeitungspapier«ist nicht zu vergleichen mit dem heutigen: Es handelte sich schließlich um handgeschöpf-tes Papier aus der Bütte.

Die »Quittung« über die gezahlte Steuer wurde in der zeitungsdruckenden Officin aufdem gedruckten Exemplar von einem staatlichen Steuerbeauftragten aufgestempelt; ein-heitlich wurde eine rötliche Stempelfarbe hierfür verwendet. Es gab jedoch auch Stempel-marken, gleichfalls in Rot, die in Bögen von 25 Marken bei der Steuerbehörde gekauftund auf die Zeitung aufgeklebt wurden. Die meisten dieser Stempel oder Stempelmarkenwaren konkret für eine bestimmte Zeitung vorgeschrieben. Das Format des Stempelsbetrug 30 x33 mm, variierte aber geringfügig in der Breite, wenn der Zeitungstitel zweiZeilen umfaßte.

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Zwischen 1712 und der Mitte des 19. Jahrhunderts sind nach der Aufstellung in WalterMorleys »Catalog of the Newspaper Tax Stamps« (Oktober 1912) in Großbritannien etwa1.300 mehr oder weniger lang erscheinende Periodika herausgekommen, für die eineZeitungssteuer erhoben wurde. Hinzu kamen etwa 125 Zeitungen, die in Irland zwischen1775 und 1850 herausgebracht wurden.

Im Jahr 1802 wurden die Stempelmarken neu gestaltet. Zwei Jahre zuvor war der »UnionAct« beschlossen worden, der die Bildung des Vereinigten Königreichs aus England-Wales, Schottland und Irland begründete. Aufgrund dieses »Union Acts« erfolgte aucheine Änderung der Stempelsteuer für Zeitungen. Schon in einem Parlamentsbeschlußvon 1789 wurde ein Stempel mit dem Zeitungstitel als beschwerlich bzw. schwerfälligbezeichnet, was aber nicht dazu führte, das System der Steuererhebung zu ändern.

Seit den Regierungszeiten der Königin Anne aus dem Hause Stuart (1702–1714), überihre Nachfolger aus dem Hause Hannover (Georg I., 1714–1727; Georg II., 1727–1760)bis zu Georg III. (1760–1820), dem ersten König des Vereinigten Königreichs (seit 1801),blieb der Zeitungsstempel mit oder ohne den Eindruck des Zeitungstitels unverändert;selbst die Devise von Königin Anne wurde vom Haus Hannover übernommen.

Auf dem Wappenschild befand sich die Tudor-Rose, die auf Schottland verweisende Distelund aufgrund des »Union Acts« das Nationalsymbol Irlands, ein Kleeblatt, unter einerKrone. Zugleich wurde das Motto von Queen Anne (»Semper eadem«), unter der dieZeitungssteuer 1712 beschlossen worden war, durch die Devise von König George III.ersetzt: »DIEU ET MON DROIT« (Gott und mein Recht); diese Devise war schon unterHenri VI., König von England und Frankreich, eingeführt worden.

Obwohl der Zeitungsstempel nun einheitlich war, wurden in Schottland, das die LondonerHerrschaft wohl immer noch als besetztes Gebiet ansah und entsprechend behandelte,weiterhin Stempel verwendet, bei denen der Zeitungstitel eingesetzt war.

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ab 1712Zeitungssteuer: HALFPENNY (einmal, am unteren Rand)

Devise: SEMPER EADEM

ab 1756Zeitungssteuer: 1 Penny

(zweimal HALFPENNY am unteren Rand)Devise: SEMPER EADEM

ab 1780Zeitungssteuer: 1½ Penny

(einmal HALFPENNY oberhalb des Wappens,zweimal HALFPENNY unterhalb des Wappens)

Devise: SEMPER EADEM

ab 1789Zeitungssteuer: 2 PENCE

(einmal HALFPENNY oberhalb des Wappens,dreimal HALFPENNY unterhalb des Wappens)

Devise: SEMPER EADEM

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ab 1804Zeitungssteuer: 3½ PENCE

THREE HALFPENCE oberhalb des Wappensviermal HALFPENNY am unteren RandAm oberen Rand des Stempels steht:

»16 P[E]r C[EN]t DISC[OUN]t«Devise: SEMPER EADEM

ab 1806Zeitungssteuer: 3½ PENCE

THREE HALFPENCE oberhalb des Wappensviermal HALFPENNY am unteren RandAm oberen Rand des Stempels steht:

»16 P[E]r C[EN]t DISC[OUN]t«Links: »18s P[E]r C[EN]t«; rechts: »ADDi[TION]«

Devise: SEMPER EADEM

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ab 1810Zeitungssteuer: 3½ PENCE

THREE PENCE oberhalb des Wappenseinmal HALFPENNY am unteren Rand

Am linken Rand: »DISC[OUN]t 16 P[E]r C[EN]t «Am rechten Rand: »& ADDi[TION] 18s P[E]r C[EN]t«

Devise: DIEU ET MON DROIT

ab 1810Zeitungssteuer: 3½ PENCE

einmal HALFPENNY am unteren RandDevise: DIEU ET MON DROIT

ab 1809Zeitungssteuer: 3½ PENCE

THREE HALFPENCE oberhalb des Wappensviermal HALFPENNY am unteren RandAm oberen Rand des Stempels steht:

»16 P[E]r C[EN]t DISC[OUN]t«Links: »4 P[E]r C[EN]t«; rechts: »ADDi[TION]«

Devise: SEMPER EADEM

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1813Zeitungssteuer: 3½ PENCE

THREE PENCE oberhalb des Wappenseinmal HALFPENNY am unteren Rand

Am linken Rand: »Discounts 4 L (Pfund)Am rechten Rand: »AND 18s P[E]r C[EN]t«

Devise: DIEU ET MON DROIT

1815Zeitungssteuer 4 Pence

oben: FOUR, unten: PENCEAm linken Rand: »Discounts 20 L (Pfund)

Am rechten Rand: »Per Cent«Devise: DIEU ET MON DROIT

Irland ab 1775 bis 1802TWO PENCE

mit Harfe

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The Carlisle JournalThe Carlisle Journal war eine liberale Wochenzeitung, die den Whig nahestand. und am27. Oktober 1798 von dem Drucker Francis Jollie d.Ä. (1755–1820) erstmals herausge-geben wurde; sie erschien an jedem Sonnabendmorgen. Nach dem Tod des älteren Jolliewurden die Söhne Francis und James Eigentümer und Jeremiah Herausgeber des Blatts.1818 gab John Jellie, Bruder von Francis Jellie d.Ä., die Wochenzeitung The Reflectorheraus, die aber nach 20 Ausgaben eingestellt wurde. Nach dem Tod von Francis Jollied.J. 1826 wurde dessen Witwe Margaret (Routledge) und James Jollie Eigentümer, dieden familienfremden Chefredakteur James Steel beriefen. 1828 starb James Jollie unddie Witwe führte das Unternehmen allein weiter. 1831 wurde Steel Eigentümer des Blatts.Margaret Jollie wurde nach einer Anklage durch den Earl of Lonsdale und einem verlore-nen Verleumdungsprozeß (bei dem Beweise ihrerseits abgewiesen wurden) zu einer er-heblichen Geldstrafe und zusätzlich zu einer Gefängnisstrafe von vier Monaten verurteilt;ihre Söhne wanderten deshalb nach Neuseeland aus. Mitte der 1830er Jahre wurde dasZeitungsgeschäft von der Buchhandlung und dem Druckbetrieb getrennt, die von S.Jefferson übernommen wurden. 1836 schied Margaret Jollie aus und James Steel führtedas Blatt allein weiter. Ab 20. August 1837 trug die Zeitung den Namen The New CarlisleJournal. Um 1850 betrug die Auflage rund 3.200 Exemplare. Ab 1873 kam die Zeitungtäglich heraus. Am 30. August 1968 wurde das Blatt mit der Cumberland News unter demNamen Carlisle Cumberland News zusammengeschlossen. Diese kann ihre Anfänge aufden 1815 erstmals erschienenen Carlisle Patriot zurückführen. Das konservative Blatt imBesitz mehrerer Unternehmer mit Anteilen von je 25 Pfund kam am 3. Juni 1815 erstmalsheraus; erster Herausgeber war Robert Perring. 1865 wurde es an die Carlisle Conser-vative Newspaper Co. verkauft. 1910 wurde das Blatt mit den East Cumberland Newszusammengeschlossen. 1947 kaufte die Zeitungsgruppe den Penrith Observer, 1951 denWorkington Star. 1952 wurde der Name in Cumberland News Co. geändert, die zehnJahre später u.a. die Kontrolle über die West Cumberland Times übernahm.

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Der Edinburgh Advertiser kam erstmalsam 3. Januar 1764 als Morgenzeitungzweimal wöchentlich (Dienstag und

Freitag) heraus. Er bestand unter diesem Titel bis 29. März 1859 und schloß sich in die-sem Jahr mit dem Edinburgh Evening Courant zusammen. Seine ersten Herausgeberwaren der Buchhändler und Druckereibesitzer Alexander Donaldson und John Reid (bis21. August 1864). 1774 übernahm der Sohn von Donaldson, James, die Leitung desBlatts. 1820 verkaufte dieser die Zeitung an den Edinburger Druckereibesitzer ClaudMuirhead und an Gogan Park aus Midlothian. James Donaldson, der mit der Zeitung eingrößeres Vermögen erwirtschaftet hatte, stiftete 240.000 Pfund für die Gründung desspäter sogenannten Donaldson’s Hospital (für Jungen) in Edinburg. Gedruckt wurde dasBlatt von James Muirhead, der außerdem die Herausgabe leitete. Der ursprüngliche Preisfür ein Exemplar betrug 2½ Pence; 1820 kostete es 7 Pence. Der Edinburgh Advertiserveröffentlichte Berichte über Religionsfragen, Handel, Landwirtschaft, Politik und Theaterin Großbritannien und der nordamerikanischen Kolonie. Das Motto der Zeitung lautete»Quidquid agunt homines, votum, timor, ira, voluptas, gaudia, discursus, nostri farragolibel« (frei nach Juvenal etwa: Was immer Menschen tun – Gebete, Angst, Wut, Vergnügen,Freude, Nachdenken – wird in dieser Zeitung veröffentlicht).

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Der Edinburgh Evening Courant kamvon Dezember 1718 bis 1873 heraus.Er erschien dreimal wöchentlich (mon-

tags, dienstags und donnerstags). Eigentümer war David Blackie (1832 an der Choleragestorben), in dessen Verlag außerdem die Edinburgh Weekly Chronicle und die EdinburghLiterary Gazette herauskamen. Herausgeber waren u.a. James M’Ewen und William Brown,in deren Buchhandlungen das Blatt verkauft wurde. Einen Schwerpunkt ihrer Berichter-stattung bildete die politische und wirtschaftliche Situation, die nach der Besetzung Schott-lands durch England im Jahr 1807 das Geschehen im nördlichen Teil der Britischen In-seln bestimmte. Der Edinburgh Evening Courant war die erste Zeitung in Schottland, dieNachrichten direkt aus dem Ausland bezog und unabhängig von den Londoner Zeitun-gen publizierte. Die Edinburgh Evening Courant veröffentlichte auch Anzeigen über Ta-bak und Zucker und berichtete über die ein- und auslaufenden Schiffe nach Amerika.Suchanzeigen wegen entlaufener Sklaven wurden ebenfalls veröffentlicht. Das Blatt bliebbis 1780 im Besitz von M’Ewen; dann erwarb es ein Mr. Ramsey.

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Edinburgh GazetteDie Edinburgh Gazette ist gemeinsam mit der London Gazette und der BelfastGazette eine offizielle Zeitung der Regierung des Vereinigten Königsreichs.Formell wird die Zeitung von einem »Crown Agent« herausgegeben. Veröf-fentlicht werden diese Blätter von dem Stationary Office. Die Edinburgh Ga-zette wird in Edinburg verlegt. Ihre erste Ausgabe erschien im Jahr 1699; erstab 1793 erschien das Blatt ununterbrochen. Heute wird die Zeitung zweimalwöchentlich publiziert (dienstags und freitags). Publiziert werden alle Angele-genheiten der Regierung, des Parlaments, aber auch private Insolvenzen undBankrott-Notizen. Die Edinburgh Gazette druckt auch Anzeigen ab.

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Edinburgh Observertrug den Zusatztitel »or Town and Country Magazin«. Die Zeitung im Format von etwa380 x550 mm kam erstmals am 13. September 1817 heraus.

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The Herald ist heute eineTageszeitung im Broadsheet-Format (375 x600 mm), die in Glasgow erscheintund in ganz Schottland vertrieben wird. Die Zeitung ist neben The Scotsmanin Edinburg eine der beiden sog. Qualitätszeitungen im Norden Großbritanni-ens. Die erste Ausgabe der ursprünglich unter dem Namen Glasgow Advertisernur einmal wöchentlich am Donnerstag herauskommenden Zeitung kam am1. Januar 1783 heraus; sie ist damit eine der ältesten Zeitungen Schottlands.1803 wechselte der Name in The Herald & Advertiser & Commercial Chronicleund 1804 in The Glasgow Herald. Ab 1859 wurde die Zeitung täglich gedruckt.1964 übernahm Sir Hugh Fraser, ein Zeitungsmogul, das Blatt, das er 1979an den Mischkonzern Lonrho von Tiny Rowland weiterverkaufte. Seit AnfangFebruar 1992 erscheint das Blatt unter dem Namen The Herald. 1992 erfolgteein Management-buy-out; vier Jahre später übernahm Scottish Television (heu-te STV Group plc.) das Blatt. 1998 wurde die Tageszeitung in New Era um-benannt, 1999 wurde sie als Sonntagszeitung vom Verlag des Sunday Heraldherausgegeben. Die Auflage beträgt fast 50.000 Exemplare. Sie gehört seit2003 zur Mediengruppe Newsquest, die wiederum zum ZeitungskonzernGannett gehört.

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Reading Mercury war die erste Zeitung in Reading, erstmals herausgegebenim Jahr 1723. Gedruckt wurde es bis zu seinem Tod 1737 von William Carnan,danach von dessen Gesellen und Geschäftspartner John Newbury (1713 bis1767), der Carnans Witwe heiratete. Das Verbreitungsgebiet der Zeitung warBerkshire und Oxfordshire. Veröffentlicht wurden Lokal-Nachrichten und Nach-drucke aus Londoner Zeitungen. Ein Schwerpunkt der Berichte behandeltekommerzielle und bäuerliche Angelegenheiten bei steter Unterstützung derChurch of England. Von 1767 bis 1831 lautete der Zeitungstitel The ReadingMercury and Oxford Gazette; 1831–1839 erschien das Blatt unter ReadingMercury, Oxford Gazette and Berkshire County Paper und von 1839 bis 1960als Reading Mercury, Oxford Gazette, Newbury Herald and Berks CountyPaper. Das Blatt wurde 1987 eingestellt.

Reading Mercury

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EngineeringEngineering war eine britische Wochenzeitschrift, die vom „Office for Publicationand Advertisement” herausgegeben wurde. Gründer war der amerikanischeIngenieur, Journalist und Zeitungsherausgeber Zerah Colburn (1832–1870);Colburn, der keine formale Ausbildung erhalten hatte, war als Ingenieur spe-zialisiert auf den Bau von Dampflokomotiven. Das Magazin war ein großerKonkurrent der von Edward Charles Healey (1822–1906) 1865 gegründetenMonatsschrift The Engineer. Berichtet wurde über eine große Bandbreite vontechnischen Angelegenheiten. Schon nach kurzer Zeit war Engineering vonmehr als 1.000 festen Lesern abonniert. Ein Kennzeichen der Zeitschrift war„The Two-Page Engraving“, erstmals publiziert in der Ausgabe vom 30. No-vember 1866 (mit dem Holzstich „Locomotive Engines for the Southern andWestern Railway of Queensland, (Fairlie’s Patent“); im Dezember erschienein Holzstich „Engines of the Viceroy of Egypt’s Steam Yacht Mahroussee”.

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The Hull Advertiser and Exchange Gazette erschien als Wochenzeitung erst-mals am 5. Juli 1794 in Hull, East Riding of Yorkshire. Der Herausgeber istnicht mehr feststellbar. 1796 erschien die Zeitung bei Rawson & Co. (WilliamRawson, Isaac Wilson und William Holden ) in einem Umfang von 4 Seitenund einem Format von 48 x 32 cm. Der Preis der jeden Freitagmorgen her-auskommenden Zeitung betrug 4 Pence. 1850 wurde das Blatt in The HullAdvertiser umbenannt. Das Blatt war auch nach dem Aufkommen vonKonkurrenzblättern (1852 Hull News, 1864 Eastern Morning News, 1884 HullNews und 1886 Daily Mail) die im County am weitesten verbreitete Zeitung.Im Distrikt von East Riding galt The Hull Advertiser als „Vademecum“ für dieFarmer, in der über die Preise von Getreide, Vieh und Wolle berichtet wurdeund damit eine größere Reichweite als vergleichbare Blätter aufwies. Für dieLeser bot das Blatt mit seinen Korrespondenten in Yorkshire und NorthLincolnshire zusätzlich einen Überblick über Themen aus den Nachbargebie-ten. Berichtet wurde ferner über alle politischen, kirchliche Angelegenheitenund über die Vereine in der Regione.

The Hull Advertiser and Exchange Gazette

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Household WordsHousehold Words war eine britische Wochenzeitschrift, die zwischen 1850und 1859 erschien und von Charles Dickens herausgegeben wurde. Verlegtwurde das Blatt von Bradbury & Evans und seinem Freund John Forster. Ver-antwortlicher Redakteur wurde William Henry Wills, der vorher beim Daily Newsarbeitete. Das Verlagsbüro befand sich in der Wellington Street North, naheder Straße Strand und in der Nähe der Fleet Street nahe dem Covent Garden.Die erste Ausgabe kam am 30. März 1850 heraus, umfaßte wie auch die fol-genden Ausgaben 24 Seiten und kostete 2 Pence. Household Words erreichteeine Auflage von bis zu 39.000 Exemplare. Der Titel der Zeitschrift leitete sichvon einem Shakespeare-Zitat aus dem 4.Akt, 3.Szene, von Henry V. her:„Familiar in his mouth as household words” („Geläufig seinem Mund wie Alltags-worte“). 1859 kam es zu einem Streit zwischen Dickens und den Verlegern,weshalb sich Dickens von der Zeitschrift trennte und ein neues, eigenes ProjektAll the Year Round gründete. Household Words vertrat einen reformerischenKurs und nahm zu den meisten politischen Themen des Tages Stellung. Bei-spielsweise wurde die britische Regierung für ihre Inkompetenz beim Krim-krieg kritisiert, und immer wieder wurden soziale Reformen im Gesundheits-und Erziehungswesen eingefordert. Jede Ausgabe von Household Words trugals Veröffentlichungsdatum einen Samstag, obwohl die Hefte immer mittwochserschienen. Die erste Ausgabe kam am 27. März 1850 heraus, die letzte am28. Mai 1859. Ein Heft kostete zwei Pence. Jedes Heft enthielt in der Regelzwischen sechs und zehn Beiträgen, die in Doppelspalten gesetzt wurden.Eine Ausgabe umfaßte 24 Seiten. Household Words veröffentlichte eine Mi-schung aus Essays, Reportage und literarischen Stücken. Mehrere bekannteRomane erschienen hier in Fortsetzung, namentlich: „Hard Times“ von Dickensund „Cranford”, „Lizzie Leigh“ und „North and South“ von Elizabeth Gaskell

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sowie deren erste Geschichte „Mary Barton: A Tale of Manchester Life“. Dickensplante, in seinem Blatt seine Novellen zu veröffentlichen; vorgesehen war auchals Fortsetzungsroman „A Child’s History of England“. Dickens hielt an demZeitungsunternehmen die Hälfte der Anteile, Bradbuyr & Evan ein Viertel undJohn Forster und William Wills je ein Achtel. Dickens erhielt als Herausgeber40 Pfund im Monat und zusätzlich Zeilenhonorar; im ersten Jahr verdienteDickens mit der Household Words 1.700 Pfund, im zweiten Jahr sogar 2.000Pfund.

Household Words

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The Illustrated London News war welt-weit das erste Wochenmagazin. Es er-schien erstmals am 14. Mai 1842 undwurde herausgegeben von dem Druckerund Zeitungshändler Herbert Ingram.Erster Chefredakteur wurde Frederick

William Naylor Bayley, vorher Redakteur bei der Zeitschrift National Omnibus. Vorlage fürdas Blatt war die Weekly Chronicle, die eine höhere Verkaufsauflage aufwies, wenn sie (inunregelmäßigen Abständen) Illustrationen abdruckte. Ursprünglich sollte es ein Blatt wer-den, dessen Schwerpunkt auf der Berichterstattung über Kriminalfälle liegen sollte. Ver-kaufsfördernd war sicherlich, daß Ingram in London jeweils Plakate über eine Neuausgabeaushängen und jedem Pfarrer in Großbritannien ein Zeitungsexemplar zukommen ließ, indem über die Inthronisation des neuen Erzbischofs von Canterbury berichtet wurde. DerPreis betrug für das 16seitige Blatt 6 Pence; es enthielt drei Seiten mit Anzeigen. Daswöchentlich erscheinende Blatt enthielt in seiner ersten Ausgabe 32 Holzschnitte, die vonHenry Vizetelly hergestellt wurden. Die Auflage betrug 26.000 Stück, die 1848 wegen desLeserinteresses an den europäischen Unruhen (Revolutionen) auf 60.000 Exemplare stieg.1851 betrug die Auflage sogar 130.000, nachdem eine Abbildung des Crystal Palace ge-druckt wurde (bevor Prince Albert den Entwurf gesehen hatte). 1855 wurden die erstenFotos (vom Krimkrieg) veröffentlicht; die Auflage stieg auf 200.000 Stück, zumal sich durchden Wegfall der seit 1712 bestehenden Stempelsteuer auf Zeitungen der Preis minderte.1856 kam mit der Weihnachtsausgabe die erste Farbbeilage heraus. The Illustrated Lon-don News war nicht die erste Zeitschrift Großbritannien, wohl aber die erste, die langfristigErfolg hatte. Am Ende des 19. Jahrhunderts betrug die Auflage rund 200.000 Exemplare.Aufgrund des auch finanziellen Erfolgs konnte Herbert Ingram 1863 sein KonkurrenzblattIllustrated Times von Andrew Spottiswoode übernehmen. Herbert Ingram starb 1860, seine

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Witwe übernahm bis 1872 die Kontrolle des Blatts. Dann wurde es von den beiden Söh-nen William (bis 1900 tätig und von seinem Sohn Bruce gefolgt) und Charles Ingram (bis1931) fortgeführt. Ende der 1960er Jahre betrug die Auflage nur noch rund 50.000 Stück,was zu finanziellen Schwierigkeiten des Verlags führte. 1970 kaufte James Bishop dasBlatt und stellte es ab Januar 1971 auf monatliches Erscheinen um. Die Auflage stabili-sierte sich bei etwa 85.000 Exemplaren. Seit 1989 erschien das Magazin nur noch imZwei-Monats-Rhythmus, dann viermal im Jahr und ab 1994 nur noch zweimal jährlich.Die letzte Ausgabe im Broadsheet-Format kam im Dezember 2003 heraus.

The Illustrated London News

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John Bull MagazineJohn Bull Magazine war ein wöchentlich erscheinendes Blatt, das 1820 von TheodoreHook in London gegründet wurde. Von 1824 bis 1957 kam es mit einigen Unterbrechun-gen heraus. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde es von einem Abgeordneten der Libera-len Partei herausgegeben. 1920 wurde das Magazin mit Odhams Press zusammenge-schlossen und politisch ein betont nationalistisches Organ. In den Jahren 1931, 1939 und1944 wurde erneut eine Zeitschrift unter dem Titel John Bull Magazine herausgegeben.Von den späten 1940er Jahren bis in die frühen 1960er Jahre wurde das Blatt von derOdhams Press publiziert. Die Titelseiten wurden in diesem Jahren von Großbritanniensbesten Zeichnern gestaltet; als Vorbild diente die US-amerikanische Saturday EveningPost. Gedruckt wurden im Magazin u.a. Kurzgeschichten von Agatha Christie, C. S.Forester und Gerald Kersh. 1960 wurde das Blatt in The New John Bull umbenannt undrichtete sich mit Artikeln zur Jugendkultur auf eine jüngere Lesergruppe aus. 1964 betrugdie Auflage mehr als 700.000 Exemplare, doch reichten die Einnahmen aus der verkauf-ten Auflage und der geringen Anzahl von Anzeigen nicht aus, das Blatt kostendeckendherauszugeben. Es wurde daher eingestellt bzw. mit der Zeitschrift Weekend zusammen-gelegt.

nach 1839: One Penny

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Die London Gazette ist das bedeutend-ste von drei Gesetzblättern der briti-schen Regierung. Wegen der GroßenPest in London war der Königshof unter

Charles II. von London nach Oxford geflüchtet. Deshalb kam das Regierungsblatt erst-mals am 7. November 1665 unter dem Titel Oxford Gazette heraus. London Gazettewurde mit dem Vermerk »Published by Authority« herausgegeben von Henry Muddiman.Nach dem Ende der Pest gingen der König und damit auch sein Regierungsblatt nachLondon. Unter dem Titel London Gazette erschien als 24. Ausgabe die Zeitung erstmalsam 5. Februar 1666. Das Blatt wurde in Form eines Manuskripts per Post an Abonnentenverschickt und gelangte nicht in den Verkauf. 1889 übernahm das Majesty’s StationeryOffice die Publikation der London Gazette. In den 1990er Jahren wurde das Blatt privati-siert, blieb aber unter staatlicher Aufsicht. Das Blatt ist die älteste und ohne Unterbre-chung erscheinende Zeitung Großbritanniens. Mit Ausnahme von Feiertagen erscheintdie London Gazette an jedem Werktag. Veröffentlicht werden u.a. die Gesetze des Parla-ments, Ernennungen bei bestimmten öffentlichen Ämtern, Konkurse von Unternehmenund Privatpersonen, Ernennungen und Beförderungen von Offizieren der Streitkräfte undVerleihung von Ehrenauszeichnungen und militärischen Orden; nach einer Beförderungvon Armeeangehörigen und der entsprechenden Veröffentlichung werden diese als»gazetted« bezeichnet. »Gazetted« ist auch ein Synonym für einen Bankrott (da er in derLondon Gazette publiziert werden mußte). Die Auflage ist nicht sehr hoch. Der Titel Lon-don Gazette wurde ebenfalls verwendet von Stamford Mercury und Berrow’s WorcesterJournal. 1812 wurde von George Reynell, einem Angestellten der Zeitung, das ersteAnzeigenbüro in Großbritannien eröffnet.

Nach 1839: One Penny

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Scotch Reformer’s GazetteScotch Reformer’s Gazette mit der Devise »The Right of the People« wurde 1831 vonPeter Mackenzie gegründet, wechselte unter König William IV., der Reformen versprach,den Namen in Loyal Reformer’s Gazette und schließlich, als die Reformen ausblieben, inScotch Reformer’s Gazette. Gedruckt wurde die Zeitung anfänglich von Alexander Laurie.Das Blatt bestand noch nach 1851.

Scottish Guardianwurde nach 1839 in Schottland als Tageszeitung gegründet. Der Titel des Blatts verweistauf die Herrscher Schottlands im 13. und 14. Jahrhundert. Das Blatt erschien nur wenigeJahre.

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The Scotsman or Edinburgh Politicaland Literary Journal erschien erstmalsam 25. Januar 1817 im Broadside-For-mat als liberale Wochenzeitschrift inEdinburg; im selben Jahr erschienen

erstmals auch in Edinburg The Edinburgh Magazine und The Edinburgh PhilosophicalJournal. Herausgeber waren der Rechtsanwalt William Ritchie und der Zollbeamte CharlesMaclaren, die mit ihrem Blatt ein Gegengewicht zur konservativen Geschäftswelt Edinburgsherstellen wollten. Die Zeitung beschrieb sich als »unparteiisch, beständig, unabhängig«.Nach der Aufhebung der Zeitungssteuer in Schottland, 1850, wurde das Blatt als Tages-zeitung fortgeführt. Es kostete 1 Penny und wies eine Auflage von 6.000 Exemplaren auf.1953 wurde The Scotsman von dem kanadischen Medienunternehmer Roy Thomsongekauft. 1995 übernahmen David und Frederick Barclay für 85 Millionen Pfund das Blatt.Zehn Jahre später erwarb der schottische Medienkonzern Johnston Press das Blatt für160 Millionen Pfund. Es zählt heute zu den drei am weitesten verbreiteten Lokalzeitungenin Großbritannien. The Scotsman stellte 2004 vom Broadsheet-Format 375 x600 mm aufdas Tabloidformat 235 x315 mm um. Die derzeitige Auflage beträgt etwa 40.000 Exemplare(nach 100.000 Exemplaren in den 1980er Jahren). Vom Verlag wird außerdem heraus-gegeben Scotland on Sunday (im Broadsheet-Format).

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The Times wurde von dem LondonerBuchdrucker John Walter am 1. Januar

1785 als The Daily Universal Register gegründet. Am 1. Januar 1788 wurde die Zeitungin The Times umbenannt. John Walter war auch der erste Herausgeber der Zeitung. Diespäter hochangesehene Times war zunächst im Wesentlichen eine Zeitung, die ihre Ein-nahmen damit erzielte, daß bestimmte Informationen unterdrückt oder unterschlagen wur-den. Anfänglich unterschied sich The Times nicht von den anderen in London heraus-gegebenen Zeitungen; erst als Walters gleichnamiger Sohn 1803 die Herausgabe desBlatts übernahm, änderte sich dies. Bis zu seinem Tode 1847 war John Walter d.J. fürThe Times tätig. Walter legte fest, daß seine Zeitung nichts enthalten sollte, das verletzenoder »den Verstand verderben« würde. Bereits zu Beginn seiner Tätigkeit entschloß ersich, die Times unabhängig von Regierung und Parteien zu machen, was ihm aber schwergemacht wurde. Unter anderem durfte er die Regierungspaketschiffe nicht benutzen, umseine Korrespondenzen zu erledigen. Deshalb organisierte er einen eigenen Dienst mitFahrzeugen, Brief- und Eilboten. Am 29. November 1814 wurde The Times erstmals undals erste Zeitung der Welt mit einer dampfbetriebenen Schnellpresse von Friedrich Koenigund Andreas Friedrich Bauer gedruckt, was die Herstellung von 1.100 Exemplaren proStunde erlaubte. Damit wurde gleichzeitig die Ära der Massenblätter eingeläutet. Auchder Mangel an politischer Konsequenz, den man der Times mitunter vorwarf, konnte ihremErfolg keinen Abbruch tun. Ihr Einfluß wurde erst erschüttert, als die ersten sog. Penny-zeitungen (The Daily Telegraph, Morning Star und Standard) erschienen, die nicht nureinen weit größeren Leserkreis gewinnen konnten, sondern The Times auch zwangen,den Preis für das Blatt auf 3 Pence zu senken. 1908 kaufte Lord Northcliffe die als »natio-nale Institution« angesehene Zeitung; es gelang ihm jedoch nicht, den Charakter derTimes in Richtung eines Massenblatts zu ändern. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde dieAuflage auf etwa 75.000 Exemplare geschätzt. 1922 erwarben der Enkel des Gründers,

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John Walter, und John Jacob Astor die Anteile der Times Publishing Company, und grün-deten zur Sicherung der Unabhängigkeit eine Stiftung (»Times Holding Company Ltd«).Seit 1877 erscheint sie auch in einer Wochen- und in einer zweitägigen Ausgabe. Außer-halb Großbritanniens wird sie manchmal als The London Times oder The Times of Lon-don bezeichnet, um sie von anderen Zeitungen mit dem Namen Times zu unterscheiden.In der Zeit vom 1. Dezember 1978 bis zum 12. November 1979 (es war in der Regie-rungszeit von Margret Thatcher) war das Erscheinen der Times für annähernd ein Jahrwegen eines erbittert geführten Arbeitskampfs eingestellt, der sich an der geplanten Stellen-streichung durch die Modernisierung der Druckerei entzündet hatte und den die Gewerk-schaften National Graphical Association (NGA) und Society of Graphical and Allied Trades(SOGAT) schließlich verloren. Seit 1981 gehört The Times zum Medienkonglomerat NewsCorporation von Rupert Murdoch. Er erwarb sie am 13. Februar 1981 von der Thomson-Gruppe, die die Blätter The Times und The Sunday Times wegen Schwierigkeiten mit denbritischen Druckergewerkschaften und Ertragsschwächen verkaufte. Seit dem 6. Novem-ber 2004 erscheint The Times im Tabloid-Format (235 x315 mm), vorher im Broadsheet-Format (375 x600 mm). Seit dem 6. Juni 2006 gibt es auch eine eigene US-Ausgabe derTimes, die in New York gedruckt wird. The Times, wie auch die Sunday Times, ist eine derwenigen Zeitungen, die ihre Internet-Ausgabe ab Juni 2010 kostenpflichtig machen wollen(doch wer will schon auf das haptische Vergnügen verzichten, zu Toast, gebratenenNierchen, Haferschleim und »Early Breakfast« ein gedrucktes Papier in den Händen zuhalten?). Für die Times wurde von dem Schriftkünstler Stanley Morrison eine eigene Schriftentwickelt, die heute Standardschrift in Computern ist: »Times New Roman« (Roman alsSynonym für die in Italien im 16. Jahrhundert entwickelte Antiqua). Die »Times New Ro-man« wurde erstmals am 3. Oktober 1932 verwendet; sie basiert auf der »Gros Cicero«des Pariser Schriftschneiders Robert Granjon, geschnitten 1569, die auch von ChristophePlantin in Antwerpen genutzt wurde.

The Times

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The WitnessDie erste Ausgabe The Witness erschien am 15. Januar 1840 in Edinburg. Bis 1858 kamThe Witness zweimal wöchentlich im Format 250 x(etwa) 640 mm heraus, von da andreimal wöchentlich. 1863/64 erschien die Zeitung täglich. Nach 2.717 Ausgaben wurdedas Blatt am 27. Februar 1864 eingestellt. Verleger der Zeitung waren J. Johnstone undR. Fairly.

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ist eine protestantische Zeitung, die 1843 gegründet wurde; das Blatt St. James Chroniclekann seine Ursprünge auf das Jahr 1761 zurückführen, welche später mit dem EnglishChurchman zusammengeschlossen wurde. Gegründet wurde das Blatt als eine katholi-sche Zeitschrift, die aber schon kurz nach ihrer Gründung von Protestanten übernommenwurde. Die Zeitschrift hat den Ruf, dezidiert und »schamlos« protestantisch und anti-ökumenisch zu sein und vertrat die Auffassung, daß die »Thirty-Nine Articles« der Kirchevon England alleinseligmachend seien und nichtevangelische Kirchen in Glauben undPraxis irren würden. Beim Tod von Papst Johannes Paul II. vertrat die Zeitung die Auffas-sung, daß dieser Papst kein Christ gewesen sei. Die Redaktion meint von sich, daß sie ingewisser Weise »altmodisch« sei, uneingeschränkt auf den Texten der Bibel stehen undihre Nachrichten aus Gottes Perspektive sehen würde.

English Churchman and St James' Chronicle

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Satirist or the Censor of the Timeswar eine umstrittene Zeitung, welche ihren Schwerpunkt auf der Berichterstattung übertatsächliche oder vermeintliche Skandale Londoner Bürger legte. Herausgeber war BarnardGregory, der wegen der Veröffentlichung diverser Schmähungen schließlich eine Haft-strafe verbüßen mußte. Gregory und das Blatt waren in den 18 Jahren ihres Erscheinensfast ständig in Rechtsstreitigkeiten verwickelt. The Satirist erschien als Sonntagszeitungeinmal wöchentlich erstmals am 10. April 1831 und kostete 7 Pence. Die Auflage betrugbis zu mehr als 9.000 Exemplare. Das Motto des Blatts lautete: »Satire's my weapon. Iwas born a critic and a satirist; and my nurse remarked that I hissed as soon as I sawlight.« Nach 924 Folgen kam die letzte Ausgabe am 15. Dezember 1849 heraus. BarnardGregory bot häufig an, auf eine Veröffentlichung eines Artikels zu verzichten, sofern ihmein Bestechungsgeld gezahlt würde. Ein immer wiederkehrendes Thema war der Um-gang wohlhabender Männer mit ihrem weiblichen Dienstpersonal; auch die Behandlungder ärmeren durch die wohlhabendere Bevölkerung war häufig Thema des Blatts. TheSatirist kritisierte die Praxis der medizinischen Fakultäten, die Körper verstorbener Armefür Obduktionen zu verwenden. Die Zeitschrift veröffentlichte häufig Karikaturen, die sichgegen die Politik der herrschenden Torys richteten. Besonderen Angriffen waren KöniginAdelaide (Adelheid von Sachsen-Meiningen), der Herzog von Cumberland (König ErnstAugust I. von Hannover), der liberale Parlamentsabgeordnete Sir James Hogg und derHerzog von Braunschweig (später König Charles II.) ausgesetzt. Der Anwalt des Herzogsbezeichnete in einem Gerichstprozeß das Blatt als »divers indecent, obscene, lewd, filthy,and disgusting articles« (unanständig, obszön, dreckig und ekelhaft). Das Blatt führtediverse Angriffe auf die konkurrierende Town and Country; umgekehrt veröffentlichteder Herausgeber dieser Blatts (Renton Nicholson) eine Reihe von Artikeln, die sich direktgegen Barnard Gregory richteten.

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The Dublin Medical Pressist eine vierteljährlich herauskommende Zeitschrift für Medizin und medizinische Angele-genheiten. Vorläufer des Blatts waren die Zeitschriften Dublin Journal of Medical & ChemicalScience, Dublin Journal of Medical Science und Dublin Quarterly Journal of MedicalScience. Herausgeber ist heute der deutsche Verlag Springer Science+ Business Mediain Zusammenarbeit mit der Royal Academy of Medicine in Ireland; es ist das offizielleOrgan der Academy. Gegründet wurde das Blatt 1832 von Robert Kane unter dem TitelDublin Journal of Medical & Chemical Science. In der Zeit zwischen 1869 und 1875 wur-de die Erscheinungsweise von vierteljährlich auf monatliche Herausgabe umgestellt. Seit1925 trägt es den heutigen Titel.

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Yorkshire Post & Leeds IntelligencerThe Yorkshire Post ist eine in Leeds erscheinende Tageszeitung im Broadsheet-Format,die für West Yorkshire, North Yorkshire, South Yorkshire sowie in weiteren drei Grafschaf-ten als Regionalblatt herauskommt. Die konservativ ausgerichtete Zeitung kam erstmals1754 als Wochenzeitung unter dem Titel Leeds Intelligencer heraus. Seit 1866 trug sieden Namen (The) Yorkshire Post und wurde zur Tageszeitung umgewandelt. 1739 wurdedas Blatt mit der 1718 gegründeten Leeds Mercury zusammengeschlossen. Die Zeitunggehört heute zur Yorkshire Post Newspapers Ltd., einer Tochtergesellschaft der JohnstonPress, einem der größten Zeitungsverlage Großbritanniens. Im selben Verlag erscheintals Abendzeitung auch die Yorkshire Evening Post.

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The Northern Whig(ab 1919 Northern Whig and Belfast Post) wurde 1823 in Belfast von John Arnott, demEigentümer eines Kaufhauses, gegründet. 1922 wurden Tageszeitung und Druckerei inein Gebäude in der Bridge Street verlegt; hier wurde es 1941 durch den «Belfast Blitz»zerstört. Danach wechselte die Firma in den Norden Belfasts an die Limestone Street.1963 wurde die Zeitung eingestellt. Die Druckerei konzentrierte sich auf Lithographie undDigitaldruck und besteht noch heute.

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Freeman's Journalist die älteste nationalistische Zeitung in Irland. Die Zeitung wurde 1763 von CharlesLucas gegründet, das die protestantischen Nationalisten Henry Grattan und Henry Floodunterstützte. 1784 übernahm die Francis Higgins die Zeitung und richtete die Zeitung pro-britisch aus, das zudem die Londoner Verwaltung befürwortete. Im 19. Jahrhundert wur-de das Blatt unter dem Eigentümer Sir John Gray irisch-nationalistischer. Zeitgenössi-sche Aufzeichnungen berichten davon, daß das Blatt von Lehrern oder Priestern derzumeist analphabetischen Bevölkerung vorgelesen wurde und dadurch zur führendenirischen Tageszeitung wurde. In den 1880er Jahren begann das Blatt die Irish ParliamentaryParty zu unterstützen, die für eine Landreform und für die legislative Unabhängigkeit Ir-lands eintrat. 1918 brach die Irish Parliamentary Party nach dem Wahlerfolg der SinnFéin zusammen; der nunmehrige radikale Nationalismus widersprach der bisherigen Liniedes Blatts. Größter Konkurrent wurde die Zeitung Irish Independent. Kurz vor dem Aus-bruch des Bürgerkriegs im März 1922 wurde die Druckerei des Freemans Journal durchdie IRA unter Rory O’Connor zerstört. 1924 konnte das Blatt wieder erscheinen und wurdevon der Irish Independent übernommen. Bis in die 1990er Jahre wurde unter Titel derübernehmenden Zeitung der Hinweis »Incorporating the Freeman's Journal« abgedruckt.Leopold Bloom war Anzeigenverkäufer des Freemans Journal.