Jahresbericht 2010

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1 Verein Haus für Mutter und Kind Jahresbericht 2010 Schritt für Schritt

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Der Jahresbericht des Hauses für Mutter und Kind in Hergiswil

Transcript of Jahresbericht 2010

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VereinHaus für Mutter und Kind

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Jahresbericht 2010

Schritt für Schritt

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Schritt für Schritt 5Gedanken der Hausleiterin

Das gemeinsame Ziel – der erfüllte Auftrag – die Zufriedenheit 6Jahresbericht der Präsidentin

Beeindruckendes 9Bericht der Hausleiterin

Schritt für Schritt ein Ziel entwickeln 15Die Mütter im Alltag

Schritt für Schritt in eine neue Lebenssituation 18Wenn die Kinder ins Haus kommen

Gesundheit, Bewegung, Umwelt und Natur 19Interne Weiterbildung

Aufenthaltstage 21

Schritt für Schritt in die richtige Richtung 22Hauswirtschaft mit strukturiertem Tagesablauf

Ganz viel profi tiert 23Bericht der Praktikantin

Jahresrechnung 24

Mitarbeiterinnen 26

Trägerverein, Vorstand 27

Inhaltsverzeichnis Jahresbericht 2010

VereinHaus für Mutter und Kind

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Schritt für Schritt Krisen überwinden: Auf leisen Sohlen und fast unscheinbar geschehen die ersten Veränderungen in eine neue Zu-kunft.Dies sind Situationen, die wir in unserem Alltag immer wieder staunend erleben dürfen. Frauen, die ihre Krisen überwinden, be-weisen Mut und Wille, und sie verdienen unseren Respekt. Niemand ist krisenresistent, niemand weiss, was Morgen sein wird. Somit kann jeder Mensch plötzlich und unvorhersehbar in eine grosse Kri-se geraten, sie sind nicht zwingend selbstverschuldet.

Alle Frauen und Kinder, die vorübergehend hier wohnen, erlebten massive Krisen, sei es durch Krankheit, Schicksal oder ein ungüns-tiges Umfeld. Wenn wir, die diese Menschen aufnehmen und einen Teil ihres Lebens mit begleiten, den Respekt und die Achtung vor dem Erlebten dieser Menschen sehen, stellt sich uns immer wie-der die Frage: wie gehen wir als Fachleute mit diesen Menschen und ihren Biografi en um? Gelingt es uns, die Menschen hinter dem Schicksal zu sehen? Davon ist in diesem Jahresbericht die Rede.

Rita Wandeler, Hausleiterin.

Schritt für Schritt Gedanken der Hausleiterin

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Dass Frauen und Kinder in einer schwierigen Situa-tion einen sicheren Platz erhalten und wir ihnen beim Suchen und Finden neuer Lebensperspek-tiven ganz konkret und tatkräftig helfen, ist unser gemeinsames Ziel im Haus für Mutter und Kind. Dies ist unser Dauerauftrag – und für eine unkompli-zierte Organisation mit hoher Effi zienz eine tolle Aufgabe.

Auch 2010 haben wir diesen Auftrag ohne wenn und aber, eben unkompliziert und pragmatisch, mit klaren Strukturen und vor allem mit einer sehr kompetenten, engagierten Hausleiterin erfüllt. Danke vorab an Rita Wandeler und an ihr Team! Ebenfalls unkompliziert und effi zient hat der Vor-stand seine Arbeit erledigt; er war da, wenn’s ihn brauchte – auch hier wurden die gesteckten Ziele erreicht. Das Gleiche gilt für die Revisoren und die Mitglieder der Finanzkommission. Herzlichen Dank!

Unsere Arbeit ist aber nur erfolgreich, wenn die Finanzen stimmen. Und da geht ein riesiger Dank an all die Spender und Gönnerinnen, die mit Ihren Zuwendungen, reduzierten Rechnungen, Ra-batten etc. dafür gesorgt haben, dass unsere Kassiererin eine befriedigende Jahresrechnung prä-sentieren kann. Eben: Wir können wirtschaftlich handeln und sparen, wie wir wollen, ohne Euch, liebe Gönnerinnen und Spender, geht es nicht. Und erlaubt mir diesen Zusatz: Auch 2011 sind wir dringend auf Eure Grosszügigkeit angewiesen – deshalb jetzt schon: merci vielmals!

Im Rückblick auf das vergangene Vereinsjahr steht neben der gelungenen Erfüllung unseres eigentli-chen Auftrags vorab Gestalterisches im Zentrum. Unter der einmal mehr unkomplizierten, kompeten-ten und engagierten Bauleitung des Architekturbüros Lussi und Halter und Urs Geissbühler, Präsident Baukommission – herzlichen Dank an alle -- konnte der Umbau des Kinderzimmers im EG und des Entrées mit Windfang und Garderobe realisiert und würdig mit einem ausgesprochen gut besuchten

Das gemeinsame Ziel – der erfüllte Auftrag – die Zufriedenheit Jahresbericht der Präsidentin

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Apéro gefeiert werden. Und eben: der Eingang ist sehr einladend, ein Schmuckstück und enorm praktisch!

Ebenfalls ein Gewinn, vor allem ästhetisch, aber auch funktional, ist die in neuem Glanz erstrahlende Fassade – eine saubere Arbeit! Schliesslich muss unbedingt auch die Neugestaltung des Gartens erwähnt werden. Er wurde dank sehr generöser materieller Hilfe seitens des Kiwanis-Clubs Nidwalden ebenfalls zu einer sehr prak-tischen, viel und gut genutzten Spiel- und Ausspannoase für Kinder und Mütter sowie Betreuerinnen. Auch hier: Tausend Dank!

So kann ich denn zusammenfassend sagen: 2010 – das war’s, er-folgreich abgeschlossen! 2011 - wir kommen! Ich freue mich einmal mehr auf ein reich befrachtetes, von konstruktiver, offener Zusam-menarbeit geprägtes neues Vereinsjahr, unter anderem mit dem Ziel, nicht nur unser Haus, sondern auch den Vorstand zu erneuern, quasi auf Vordermann bzw. Vorderfrau zu bringen.

Margrit Fischer-Willimann, Präsidentin Verein HMK

Das gemeinsame Ziel – der erfüllte Auftrag – die Zufriedenheit Jahresbericht der Präsidentin

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Mich beeindruckt: Das grosse Engagement der Mütter, sich ihren Lebenssituationen zu stellen. Sie lassen es zu, dass andere ihre Ver-gangenheit kritisch betrachten und eine Meinung dazu haben. Dies braucht Mut und Vertrauen.

Mich beeindruckt: Wie die Kinder sich innert kürzester Zeit bei uns wohl fühlen, lachen und gedeihen. Wo nehmen sie nur all diese Zuversicht her, dass es gut kommen wird? Oft können sie nämlich auf die Entscheide der Erwachsenen gar keinen Einfl uss nehmen, obwohl sie davon betroffen sind. Die Krise der Mutter erleben sie als grosse Bedrohung und Verunsicherung.

Mich beeindruckt: Der grosse Einsatz der Teamfrauen. Ihr Fach-wissen, ihre Bereitschaft für unvorhersehbare Situationen, ihr im-mer wieder neues Einlassen auf die Mütter und Kinder, ihre Freude an der Arbeit, ihr grosses Engagement für die Frauen in Krisensi-tuationen, ihr Verständnis, wie auch das kunstvolle Begleiten aus der Krise in eine neue Zukunft sind zentral für die Erfüllung unseres

Auftrags. Dies setzt ein Arbeitsverständnis auf gleicher Augenhöhe und Klarheit über die eigene Rolle und Funktion voraus.

Im Herbst 2006 übernahm ich die Hausleitung. Bis zum Frühling 2010 durfte ich mit einem konstanten und kompetenten Team zu-sammenarbeiten. Dies ermöglichte eine effi ziente und professio-nelle Arbeitsweise. Vieles wussten wir, und doch entdeckten wir immer wieder Neues voneinander, das Spass machte. Im Frühling und Sommer erfolgten personelle Wechsel. So begann eine span-nende Zeit der Neuorientierung. An einem Teamtag mit einer ge-mütlichen Wanderung zum Tropenhaus Wolhusen hatten wir viel Zeit, uns auszutauschen und einander kennenzulernen, ein wichti-ger Schritt zum Teamgefühl.

Mich beeindruckt: Die klar geführten Vorstandsitzungen mit ihrer Sachlichkeit und Effi zienz, der klare Rahmen und die darin enthal-tenen Freiheiten. Dies ermöglicht uns ein kontinuierliches Weiter-gehen.

Beeindruckendes Bericht der Hausleiterin

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Praktikant und PraktikantinSeit Frühling 2003 bilden wir hier im Haus Praktikantinnen aus. Es sind Studentinnen der Höheren Fachschule für Sozialpädago-gik in Luzern, die bei uns ein Halbjahrespraktikum absolvieren. Lange und intensiv wurde diskutiert, ob auch ein Praktikant bei uns arbeiten könne. Zwei Gründe bewogen uns, diesbezüglich ein Pilotprojekt zu starten: Einerseits haben die Kinder auch Vä-ter, sie begegnen mit dem Praktikanten einem Mann im Alltag. Andererseits bekommen die Mütter im Haus die Chance, ein po-sitives Männerbild zu erfahren. So erlebten wir mit dem ersten Praktikanten eine abwechslungs- und lehrreiche Praktikumzeit.

Es ist uns wichtiges Anliegen, Praktikantinnen und eben auch Praktikanten auszubilden. Wir schätzen es, wenn wir offene Stellen mit gut ausgebildetem Personal besetzen können. An-dererseits ist es lehrreich, neue Impulse und Erkenntnisse aus der Theorie über die Praktikantinnen/-en zu erfahren. Durch den direkten Kontakt zum Ausbildungsinstitut haben wir so auch die Möglichkeit, Bedürfnisse aus der Praxis mitzuteilen.

Wie eine Praktikantin den Alltag bei uns erlebt, was sie erwar-tet und welche besonderen Herausforderungen sie zu meistern hat, beschreibt Manuela von Rotz in ihrem Beitrag.

Neues Wissen erwarben die Mitarbeiterinnen auch in diversen Weiterbildungen. Die Rückmeldungen werden vom Team sehr geschätzt. Es ist sehr motivierend, auf Grund der Weiterbil-dung etwas Neues zu realisieren.

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Der UmbauWieder einmal erlebten wir eine intensive Zeit des Umbauens und des Neugestaltens. Die Vorbereitungen zur Neugestaltung des Kin-derzimmers waren anspruchsvoll und aufwändig. An Vieles musste gedacht werden: Wie wird der Alltag mit acht Kindern ohne Kinder-zimmer aussehen? Wie kommen wir beim neuen Kinderzimmer den Anforderungen an Geborgenheit, Privatsphäre und Sicherheit nach? Wie können wir dieses Zimmer praktisch für den Alltag gestalten? Das Werk ist gelungen, die Neugestaltung ist ein Erfolg. In der gleichen Zeit wurde auch der Eingangsbereich erweitert. Die-ser Anbau bringt mehr Platz im Bereich der Garderobe und macht unseren Hauseingang freundlicher. Wir alle freuen uns.

Neuorientierung ermöglichenGerne denke ich an das vergangene Jahr zurück. Die Atmosphä-re im Haus war geprägt durch eine positive, fröhliche Stimmung, eine Atmosphäre, welche Krisen mittragen konnte, und in der neue Lebensvisionen entstanden. Es ist faszinierend, was alles möglich ist, wenn Menschen Geborgenheit, Wertschätzung und Respekt erfahren.Die Frauen, welche schwanger oder mit ihren Kindern zu uns kom-men, haben eine Zeit grosser Verunsicherungen und Irritationen erlebt. Mir ist es ein grosses Anliegen, diesen Menschen eine Zeit des sich wandeln Könnens und der Neuorientierung zu ermögli-chen. Dies verlangt von uns allen sehr viel Verständnis, Ausdauer und Mut. Ich werde mich dafür einsetzen, dass die Voraussetzun-gen dafür gewährleistet sind.

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Weitere Highligts

Leckerbissen frei HausSeit dem Frühling 2010 besuchen uns die Mitarbeitenden der Luzer-ner Tafel. Sie bringen uns Lebensmittel, bei welchen das Verkaufs- nicht aber das Verbrauchsdatum abgelaufen ist; die Lebensmittel sind einwandfrei. Wir sind sehr dankbar für diese Unterstützung. Sie ermöglicht uns wichtige Einsparungen im Bereich Haushalt. So ganz nebenbei kommen wir hie und da zu einem ganz besonderen Leckerbissen, den wir uns sonst gar nicht kaufen könnten.

Willkommene AbwechslungWenn wir als Team auswärts waren und uns die Hausgrosseltern Werner und Irene vertraten, war dies für Kinder wie Mütter immer wieder eine willkommene Abwechslung. Sie schätzen die liebens-würdige und geduldige Art der Grosseltern sehr; zusammen mit Ihnen galten ein bisschen andere Regeln. Herzlichen Dank für die grosse Unterstützung. Damit ermöglicht ihr uns ein freies unbe-kümmertes Weggehen.

Mittragende BehördenDie intensive Zusammenarbeit mit den Behörden und den Amtsstel-len ist für uns ganz zentral. Gemeinsam mussten wir im vergange-nen Jahr anspruchsvolle Situationen bewältigen, Lösungsstrategien erarbeiten und wichtige Entscheidungen treffen. Dabei stand das Wohl des Kindes immer im Mittelpunkt.

Unterstützende FachpersonenDie gute Zusammenarbeit mit den Kinderärzten, Hausärzten, Zahn-ärzten und den Therapeutinnen bewirkte bei den Kindern und Müt-tern eine grosse Sicherheit und viel Vertrauen. Die Ängste wurden so leichter überwunden und die Heilungsprozesse positiv unter-stützt. Die Zusammenarbeit mit den Frauen und Kindern verlangt viel Toleranz, Verständnis und Wohlwollen.

Herzlichen DankZum Schluss möchte ich allen Personen herzlich danken, die uns mit ihrer Mitarbeit, ihren Zuwendungen, ihren guten Gedanken, ihrem Wohlwollen und ihrem Interesse an unserer Arbeit bei der Erfüllung unseres Auftrages tatkräftig unterstützen.

Rita Wandeler,Hausleiterin.

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Ziele zu entwickeln setzt voraus, dass Perspektiven erkennbar sind. Ziele sollten – im idealsten Fall – von den Frauen selber formuliert und initiiert werden. Oft sind es jedoch die Vorgaben Dritter, die den Auftrag und das Ziel eines Aufenthaltes beeinfl ussen. Die einzelnen Frauen sind in diesem Spannungsfeld gefordert, ihre eigenen Ziele mit denen der Behörde abzustimmen. Hier werden wir mit unterschiedlichen Gefühlen wie Widerstand, Resignation, Verärgerung oder Unverständ-nis konfrontiert. Ein Fallbeispiel soll dies verdeutlichen. Der Name und die Fallsituation sind aus Persönlichkeitsschutz so angepasst, dass kein Rückschluss auf die darin beschriebenen Personen gemacht werden kann.

Frau K. ist eine alleinerziehende Mutter dreier Kinder. Die älteste Tochter wurde vor zwei Jahren in einem Kinderheim platziert. Vor der Platzierung hatte Frau K. zur Unterstützung eine sozialpäda-gogische Familienbegleitung. Dies entlastete die Situation jedoch nicht, die Kinder fi elen weiterhin durch unsaubere Kleider und mangelnde Hygiene auf. Frau K. war oft unterwegs und war unzu-verlässig beim Einhalten von Terminen. Das Erziehen der Kinder, die Haushaltsführung und das Einhalten von Terminen löste bei ihr ein Gefühl der Überforderung aus.

Die sozialpädagogische Familienbegleiterin teilte der Behörde mit, dass Frau K. trotz intensiver Unerstützung nicht in der Lage ist, ihren Kindern die nötiges Strukturen und Zuwendung zu geben. Frau K. wurde deshalb vor die Entscheidung gestellt, entweder mit den jüngeren beiden Kindern

Schritt für Schritt! Dies ist einer meiner Leitgedanken, wenn

ich die Frauen zu ihrem Ziel begleiten und sie unterstütze. Sich auf diesen Weg zu bege-hen, bedeutet für sie, sich auf Veränderung einzulassen und sich für Neues und Unbe-

kanntes zu öffnen.

Schritt für Schritt ein Ziel entwickeln Die Mütter im Alltag

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Frau K. hat seit ihrem Eintritt vieles im Umgang mit ihren Kindern verändert. Sie blickt heute zuversichtlich in die Zukunft. Vorerst konzentriert sich Frau K. auf den Alltag mit ihren zwei Kindern. Sie freut sich auf die Wochenenden, wenn ihre älteste Tochter kommt und die Zeit mit ihr und den beiden jüngeren Kindern im Haus für Mutter und Kind verbringen kann.

Frau K. möchte in absehbarer Zukunft mit ihren jüngeren Kindern in der Nähe des Heims wohnen, wo ihre älteste Tochter lebt. Frau K. weiss, dass sie nach dem Austritt aus dem Haus für Mutter und Kind weiterhin eine unterstützende Begleitung benötigt. Schritt für Schritt wird sie dies angehen. Anfänglich konnte sie die behördlichen Vorgaben nicht verstehen und empfand sie als Einmischung. Heute kann Frau K. diese Inter-vention der Behörde als Unterstützung annehmen.

Patricia Marfurt Bellotto, Sozialarbeiterin FH

in eine Institution für Mutter und Kind einzutreten oder ihre beiden Kinder fremd zu platzieren. Frau K. konnte sich so auf einen Aufent-halt im Haus für Mutter und Kind einlassen.

Schritt für Schritt erarbeiten wir mit Frau K. ihre Ziele, die sie wäh-rend ihres Aufenthalts erreichen will. Dem stellen wir den Auftrag der Behörde gegenüber, wie er an sie gerichtet wurde. Beides soll in gleicher Weise gewichtet werden, doch ohne ihr Mittun kann kaum eine Veränderung erreicht werden.

Wir begleiten Frau K. in ihrem Alltag, machen Beobachtungen, wie sie ihre Aufgaben als Mutter und Mitbewohnerin im Haus von Mutter und Kind angeht. Diese Beobachtungen reflektieren wir mit Frau K. und aus dieser Auseinandersetzung entstehen neue Ziele. Auf diesen Veränderungsprozess lässt sich Frau K.ein, auch wenn ab und zu Tränen fliessen. Mehr und mehr stellen wir fest, dass neue Lösungen möglich werden, und dass die Ziele, die sie für sich formulieren kann, sich positiv auf ihren Umgang mit sich selbst und den Kindern auswirken. Für uns sind es Glücksmomente, wenn wir feststellen können, dass unsere alltäglichen Anregungen und die Gespräche zum gewünschten Ziel führen.

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Für ein Kind ist der Eintritt in das Haus für Mutter und Kind ein spezielles Ereignis. Je nach Alter vermisst es die vertraute Umgebung, welche Orientierung gege-ben hat, mehr oder weniger stark. Der Tagesablauf ver-ändert sich, er ist vielleicht völlig ungewohnt. Vertraute Menschen wie Vater, Gros-seltern oder Nachbarn sind plötzlich nicht mehr in der Nähe. Stattdessen begegnet es Menschen, die ihm voerst fremd sind.

Für das Kind ist es wichtig, dass es Sicherheit erlangen kann, um gut in die neue Umgebung zu starten. Regelmässige, altersgerechte Mahlzeiten, einen überschaubaren Tagesablauf, in dem Ruhe- und Aktivzeiten integriert sind, wiederkehrende Körperpfl ege, Kleidung, die den Jahreszei-ten entspricht, und wertschätzende Begleitung der Betreuungspersonen sind wichtige Grundlagen, damit sich das Kind sicher fühlen kann. Diese ersten Schritte in der neuen Umgebung erfolgen mit der Mutter. Sie bleibt in dieser Veränderung die konstante Beziehungsperson des Kindes. Für das Gelingen dieser Anfangsphase braucht es eine intensive Zusammenarbeit zwischen Mutter und Betreuungsperson.

Hat es einmal Sicherheit im neuen Umfeld gewonnen, kann das Kind seine nächsten Entwicklungs-schritte wagen. Neues ausprobieren und dies in Wiederholungen festigen sowie mit anderen Kin-dern Kontakt aufnehmen, sind grosse, wichtige Leistungen, die das Kind erbringt. Diese Fähigkei-ten wertzuschätzen und die Mutter in den Entwicklungsschritten ihres Kindes zu begleiten sind zentrale Aufgaben der Betreuungsperson. Das Stärken der Mutter in ihrem Erziehungsverhalten sowie die Unterstützung des Kindes in seinen neu erworbenen Fähigkeiten fördert den Selbstwert von beiden. Dies kann ein guter Nährboden für die nächsten Schritte in die Zukunft sein.

Mathilde Lohm

Schritt für Schritt in eine neue Lebenssituation Wenn die Kinder ins Haus kommen

Schritt für Schritt in eine neue Lebenssituation Wenn die Kinder ins Haus kommen

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Gesundheit, Bewegung, Umwelt und Natur sind

nicht unbedingt Themen welche die Mütter inte-ressieren – mir sind sie

für die interne Weiterbil-dung wichtig. Die Frauen

müssen sich hier immer wieder aufs Neue mit der Frage auseinandersetzen,

was sie lernen wollen und wo ihre Interessen

liegen, um sich weiterzu-bilden. Was wollen sie mit

ihrer Lebenshaltung und Gestaltung den eigenen

Kindern weiter-vermitteln?

Die Natur bietet eine grosse Themenvielfalt und dafür können die Frauen gerade in ihrer neuen Rolle als Mutter motiviert werden. Berührungsängste vor der Natur anzugehen und abzubauen ist eines meiner Ziele im Unterrichten. Sich in frischer Erde beim Pfl anzen von Blumenzwiebeln die Hände «schmutzig» zu machen, ist oft eine neue Erfahrung. Eine grosse Herausforderung bilden jeweils die ersten Schritte. Unbekannte Materie und unerfahrene Elemente wecken Ängste und Widerstände. Innere Einstellungen und Verhaltensmuster können den Sinn neuer Erfahrungen an-zweifeln. Oft auch lassen die Lebensumstände der Frauen keine neuen Erfahrungen zu. Doch eine Ahnung, was eine glückliche Kindheit ursprünglich ausmachte, schlummert in fast jeder Frau und weckt oft eine fast kindliche Sehnsucht.

Aktuell arbeiten wir an einem Tipi-Projekt. Die Mütter haben so ein Thema, um die Freizeit mit ihren Kindern draussen zu verbringen und Ideen dazu umzusetzen, wie Tongefässe töpfern, In-dianerschmuck basteln, Feuer machen und eine Wurst bräteln. Die Mütter sollen so befähigt und begeistert werden, mit ihren Kindern den Lebensraum Natur eigenständig zu erkunden, zu erleben und als Bereicherung zu erfahren. Dies steigert auch die persönliche Lebensenergie. Schritt für Schritt Erfahrungen und Erlebnisse zu ermöglichen, die für Mutter und Kind jetzt und in Zukunft bedeutsam sind, erlebe ich als schöne Herausforderung in meiner Arbeit.

Denise Runkel

Gesundheit, Bewegung, Umwelt und Natur Interne Weiterbildung

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Im Jahr 2010 haben zehn Mütter mit ihren Kindern vorübergehend bei uns gewohnt. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug 6 Monate. Eine kurze Zeit, um sich einer Krise zu stellen, sein Leben zu refl ektieren, neue Herausforderungen zu planen, zu organisieren und umzusetzen. Die Integration in die Gesellschaft ist bei vielen Frauen gelungen. Die Entscheidungen der Mütter für ihre Zukunft respektierten wir auch dann, wenn wir selber niemals diesen Weg für uns gegangen wären. So zum Beispiel, wenn eine Mutter sich

für ihren neuen Freund und nicht für das Zusammensein mit ihrem Kind entscheidet. Wenn der Wunsch der Mutter klar ist, sehen wir unsere Aufgabe darin, einen guten Übergang zu gestalten, so dass die Voraussetzungen für eine lebenslange Beziehung zwischen Mutter und Kind gewährleistet werden kann. Die Erziehung des Kindes übernimmt dann eine mögliche Pfl egefamilie oder vorüber-gehend ein Kinderheim.

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Durchschnittliche Aufenthaltstage im HMK

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Das strukturierte Arbeitsprogramm in der Hauswirtschaft ist ein wichtiger Bestandteil. Über die Arbeit werden Ressourcen und Fähigkeiten aktiviert und in einen zielgerichteten Lernprozess ein-gebettet. Im strukturierten Tagesablauf können schlummernde Fähigkeiten reaktiviert und interna-lisiert werden. Klar defi nierte bzw. enger gefasste Strukturen als Leitplanken geben Stabilität und Sicherheit. Was im offenen Alltag oft nicht möglich war, ist im strukturierten Tages- und Wochen-ablauf lernbar. Die Zeit im Arbeitsprogramm der Hauswirtschaft ist auch eine Auseinandersetzung mit sich selbst. Das Bild, das die Frauen von sich haben, entwickelt und verändert sich im Laufe der Zeit. Im Bereich Hauswirtschaft fi nden sie ein Umfeld, in dem sie ihre Handlungskompetenzen ausbauen und entfalten können.

Gemeinsame Aktivitäten in der Bewältigung des Alltags bilden eine Plattform, auf der Beziehungen angebahnt, gestärkt und gefestigt werden können. Schritt für Schritt lernen die Frauen, Verant-wortung zu übernehmen. Das praktische Anwenden von gefestigten Fertigkeiten und die positiven Erfahrungen damit dienen auch in anderen Bereichen als Ansporn, sich den weiteren Herausforde-rungen zu stellen. Sie lernen, die Verantwortung für sich, für das Kind und schliesslich für das ganze Leben zu übernehmen und mit den notwendigen Anforderungen umzugehen. Verantwortung zu übernehmen, in einem Bereich, in dem eigene Stärken bewusst genutzt und eingesetzt werden können, kann schliesslich auch als Oase der kognitiven Erholung dienen. Pia Lustenberger, Sozialpädagogin HF

Schritt für Schritt in die richtige Richtung Bereich Hauswirtschaft

In einem verantwor-tungsbewussten Um-gang mit der Umwelt und deren Ressourcen in verschiedenen Berei-chen wie Kochen und Waschen, Gesundheit und Hygiene, Sorgfalt usw. können individuel-le Fähigkeiten aktiviert und immer wieder aufs Neue eingebracht wer-den.

Schritt für Schritt in die richtige Richtung Bereich Hauswirtschaft

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Im Haus für Mutter und Kind absolviere ich das zweite Praktikum während meiner Ausbildung an der Höheren Fachschule für Sozialpädagogik Luzern, hsl. Bald schon ist das halbe Jahr vorbei. Ich blicke auf eine intensive und sehr lehrreiche Zeit zurück. Begonnen habe ich während der Umbauphase. Alles war etwas anders, doch das Team ermöglichte mir trotzdem eine reibungslose Einführungszeit. Kinder wie Mütter hatten ebenfalls genügend Ressourcen, um mich in die Gruppe aufzunehmen. Schnell fühlte ich mich im Haus integriert. Somit konnte ich gleich loslegen. Ich lernte, probierte aus, verknüpfte Theorie aus der Schule mit der Praxis, organisierte und sammelte Erfahrungen.

Die Zusammenarbeit mit den Frauen hat mich gefordert. Das gab mir die Möglichkeit, meine Be-ziehungs- und Rollengestaltung zu stärken und somit meine Sozialkompetenz weiter auszubauen. Weiter habe ich viel profi tiert in der Pfl ege, der Förderung und der Erziehung von Säuglingen und Kleinkindern. Das und viele weitere wertvolle Erfahrungen nehme ich nun mit auf meinen Weg zur ausgebildeten Sozialpädagogin. Das Haus für Mutter und Kind kann ich auch als Ausbildungsort wärmstens empfehlen.

Manuela von Rotz, Praktikantin

Ganz viel profitiert Bericht der Praktikantin

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Bilanz per 31. Dezember 2010

Aktiven Passiven CHF CHFKassen 6.300,15Postkonto 153.499,89Guthaben bei Banken 253.403,39Debitoren 67.758,28Transitorische Aktiven 13.791,75

Wertschriften 310.113,85Liegenschaft Hergiswil 1,00Umbau 176.233,55

Kreditoren 91.853,50Transitorische Passiven 13.380,00Rückstellung für Neuanschaffungen, Unterhalt und Reparaturen 241.592,60

Sozialfonds 156.010,61* Ausbildungsfonds für Mütter 2.602,30Fonds für Kreatives 1.996,30

Betriebsfonds 500.000,00

Vereinsvermögen 01.01.2010 7.794,36Aufwandüberschuss 2010 -34.127,81

981.101,86 981.101,86

* Rund CHF 122.000,00 sind zweckgebunden für Personen mit Wohnsitz oder Heimatrecht im Kanton Luzern.

Verena Theiler

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Betriebsrechnung für das Haus für Mutter und Kind

Rechnung 2009 Budget 2009 CHF CHFBesoldungen 573.125,15 578.000,00Sozialversicherungen / übriger Personalaufwand 132.538,60 128.000,00Raumaufwand 18.275,75 30.000,00Verwaltungsaufwand / EDV / Internet 8.680,15 10.500,00Verpflegungs- und Haushaltaufwand 37.368,55 46.000,00Sachversicherungs- und übriger Betriebsaufwand 6.078,30 5.500,00

Total Aufwand 776.066,50 798.000,00Pensionsgelder 477.094,70 455.000,00Defizit 298.971,80 343.000,00

Betriebsrechnung des Vereins

Defizit Haus für Mutter und Kind 298.971,80 331.000,00Verwaltungsaufwand / Leidkarten/Drucksachen / EDV / Werbeaktionen 96.289,42 98.000,00

Total Aufwand 395.261,22 441.000,00

Mitglieder- und Gönnerbeiträge 55.155,50 50.000,00Gemeinde- und Kirchgemeindebeiträge 32.050,00 46.000,00Kirchenopfer 73.566,35 58.000,00Schenkungen / Spenden / Hilfsaktionen 162.655,95 200.000,00Geistige Blumenspenden 23.050,75 30.000,00Glückwunschkarten / Jubiläen 8.768,00 2.000,00Zinserträge / real. Kurserfolge / div. Erträge 17.861,41 10.000,00

Total Ertrag 361.133,41 413.000,00

Aufwandüberschuss des Vereins -34.127,81 -28.000,00

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Die Mitarbeiterinnen Team 2010

Rita Wandeler, HausleiterinEmail [email protected]

Ursula Willi-Stampfl i, SekretariatEmail [email protected]

Patricia Marfurt BellottoEmail [email protected]

Hildegard Aregger Austritt Frühling 2010Brigitte Geiser-Heib Austritt Sommer 2010Ursi HellerMonika NiggRegina OetterliDenise RunkelEsther Christen Eintritt Frühling 2010Mathilde Lohm Muff Eintritt Sommer 2010Pia Lustenberger Eintritt Sommer 2010Andrea Lötscher (Praktikantin HSL)Patrik Höngger (Praktikant HSL)Manuela von Rotz (Praktikantin HSL)Email [email protected]

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Trägerverein

Margrit Fischer-Willimann

Sursee, PräsidentinVerena Theiler, Kriens

KassierinMarta Sägesser, Eich Ruedi Meyer, LuzernPeter Emmenegger, Buchrain

Vizepräsident

Finanzkommission Jürg Balmer, Kastanienbaum, Präsident

Alois Lustenberger, Luzern

Urs Geissbühler, Kriens

RevisorenOtto Borer, Luzern

Josef Bossert, Emmenbrücke

Walter Ettlin, Hergiswil

Vorstand

Ehrenpräsidentin Maria Boxler †

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VereinHaus für Mutter und Kind