MASCHINEN + ANLAGENBAU Maschinenbau fertigung 10-11/201744

Komponentenfertigung

Produktivität verdoppeltFür die Produktion von Flanschen unterschiedlicher Größe setzte Endress + Hauser in Maulburg bislang auf ei-ne in die Jahre gekommene Horizontaldrehmaschine. Mit einem deutlichen Performance-Gewinn und erweitertem Produktspektrum ersetzt das Unternehmen diese Maschine durch eine vertikale Pick-up- Drehmaschine P40L von Schuster Maschinenbau.

Endress+Hauser ist ein international führender Anbieter von Messgeräten,

Dienstleistungen und Lösun-gen für die industrielle Verfah-renstechnik. Eigene Sales Cen-ter sowie ein Netzwerk von Part-nern stellen weltweit kompeten-te Unterstützung sicher. Product Center in elf Ländern erfüllen die Wünsche der Kunden schnell und flexibel. Zu den Geschäftsfel-dern von Endress+Hauser gehö-ren neben der Prozessautomati-sierung auch die Labortechnik. Die Kunden kommen überwie-gend aus den Branchen Chemie, Lebensmittel, Öl und Gas, Was-ser und Abwasser, Energie und Kraftwerke, Life Sciences sowie

Grundstoffe und Metall. Die 1912 Mitarbeiter am Standort Maul-burg – weltweit rund 13 000 Mit-arbeiter – stellen Geräte für die Füllstands- und Druckmessung her. Die gängigsten Stahlsorten sind 1.4435 (X2 CrNiMo 18 14 3), auch Materialien wie Hastelloy C4 (2.4610, NiMo16Cr16Ti) wer-den verarbeitet. So verarbeitet das Team von Armin Nüssle, Ferti-gungsleiter von Endress+Hauser, jährlich 1400 t Edelstahl, die Hälf-te davon endet dann als Span.

Hohe Teilevielfalt Die Flanschfertigung hat einen 10-prozentigen Anteil an der mechanischen Gesamtproduk- tion Die Kunst besteht darin, die

hohe Vielzahl der unterschiedli-chen Flansche optimal unterzu-bringen. „Wir produzieren Flan-sche in hoher Varianz mit Durch-messern bis 400 mm in unter-schiedlichen Losgrößen von 10 bis 100 Stück“, erklärt Nüssle.

Bisher produzierte das Unter-nehmen die Flansche auf einer horizontalen Drehmaschine mit manueller Bestückung. Die bishe-

Matthis Rühle (links), Leiter Ver-trieb bei Schuster Maschinenbau, und Roland Er-hard, Geschäfts-führer HF Fischer GmbH, haben den Anforde-rungskatalog von Endress+Hauser perfekt umge-setzt.

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rige Drehmaschine war am Ende Ihrer Nutzungsdauer angelangt – neben der Problematik bei Ersatzteilbeschaffung und hohen Ausfall bzw. Stillstandszeiten war man mit dem Maschinenkonzept am Ende der Prozessentwicklung angelangt. Eine Erweiterung des Produktspektrums mit Teilegrö-ßen bis zu 400 mm Durchmesser und mit 40 kg Gewicht war zuvor nicht möglich. Zudem sollte der Umrüstaufwand wesentlich redu-ziert werden, um damit die Flexi-bilität bei kleineren Losen zu ver-bessern.

Mehr Produktivität Eine Weiterentwicklung des Fer-tigungsprozesses war das pri-märe Ziel von Endress+Hauser, so Nüssle. Die erhöhte Teileva-rianz, mehr Produktivität, Rüst-freundlichkeit, Ergonomie und ein sicherer und beherrschbarer Fertigungsprozess standen somit bei der Auswahl von Drehkonzep-ten im Vordergrund. Stefan Deiß, Gruppenleiter CNC-Fertigung bei Endress+Hauser, hat die Anfor-derungen an hohe Flexibilität bei der Werkzeugbestückung und Prozessstabilität klar vorgegeben.

Bei der Schuster Maschinenbau GmbH mit Matthis Rühle, Leiter Vertrieb, hat man sich gemein-sam mit der HF Fischer GmbH, dem Vertriebspartner der Schuster Maschinenbau GmbH in Baden-Württemberg, und Roland Eber-hard, Geschäftsführer, zielstrebig und gewissenhaft den Anforde-rungskatalog von Endress+ Hau-ser umgesetzt. Mit der vertikalen Pick-up-Drehmaschine P40L von Schuster Maschinenbau können nun durch Einsatz von je einem Roh- und Fertigteilband Flansche bis zu 400 mm im Durchmesser und maximal 40 kg vollautomati-siert bearbeitet werden.

Ein Kernbearbeitungsprozess bei der Herstel lung von Endress+Hauser-Flanschen ist die massive Bohrbearbeitung. Kern-bohrungen mit bis zu 80 mm in das Vollmaterial sind dank leis-tungsstarker Hauptspindel (A8 und bis zu 800N/mm Drehmo-ment) und unter Einsatz einer

Die fertigen Flansche liegen lose auf dem

Ausgabeband.

Ein Bandfördersystem auf der linken Maschi-nenseite der Pick-up- Drehmaschine P40L von Schuster Maschinenbau transportiert die Rohtei-le in die Maschine.

Stefan Deiß, Gruppen-leiter CNC-Fertigung bei Endress+Hauser, hat die Anforderungen an hohe Flexibilität bei der Werkzeug-bestückung und Prozessstabilität klar vorgegeben.

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extra installierten Bohrkonsole machbar. „Die Zerspanungskräfte werden hier direkt in das Maschi-nenbett abgeleitet und schonen hier die Maschinenkomponente Revolver erheblich – „letztendlich gewinnt man neben dem Ziel der Prozessstabilität auch den Punkt Produktivität“, so Rühle. Die hohe Varianz der Teile insbesondere bei der Materialdicke wurde char-mant durch den Einsatz eines Funkmesstasters gelöst. Die Roh-teile werden einfach angetastet, verrechnet und los geht’s.

Höhere Flexibilität Durch den Einsatz von zwei VDI-40-Direct-Drive Revolvern (18 kW, 57 Nm und bis zu 9600 U/min) erzielt Endress+Hauser mit der Schuster P40L eine deutlich höhere Flexibilität. „Es ist einfach smart, wenn man im Vorfeld die Maschine mit einem Grundkon-tingent an Werkzeugen aufrüs-tet. So reduziert sich nicht nur der Rüstaufwand auf ein Minimum, darüber hinaus gewinnt man die nötige Flexibilität und erhöht die Maschinenverfügbarkeit um ein Vielfaches. 90 Prozent aller Werkzeuge bleiben somit immer auf der Maschine – Kapa ist 24 Werkzeugplätze“, bringt es Deiß auf den Punkt.

Dabei beweist Schuster Maschi-nenbau nicht nur bei der Lösungs-findung eine hohe Flexibilität. „Die modulare Bauweise der Schuster Maschinen sieht für fast

jeden Anwendungsfal l eine Lösung vor. Egal ob ein zweiter Revolver, eine Bohrkonsole oder gar wie in unserem Fall ein zusätzliches intelligentes Band-system benötigt wird, es ist quasi frei konfigurierbar und für uns maßgeschneidert“, erklärt Nüssle.

Während der Entscheidungs-findung stellten sich die Verant-wortlichen um Nüssle die Frage, was die Maschine können muss. Kritisch wurde das Schusterange-bot hinterfragt, Überlegungen gab es seitens Nüssle auch, den kompletten Prozess extern auszu-lagern. Die Entscheidung fiel jedoch nach gründlicher Prüfung für eine neue Maschine aus. Nur so lässt sich die gewünschte Qua-lität über alle gefertigten Flansche unterschiedlichster Größe effizi-ent und mit hoher Flexibilität gewährleisten. Zwar war es in der Anschaffung ein teures Konzept, doch mit der neuen Maschine von Schuster kann ein doppelt so hohes Volumen gefertigt werden. „Ein deutliches Plus im Vergleich zum Zukauf von Teilen“ meint Nüssle. Bisher hatten die Experten

etwa 40 Typen mit je 10 Varianten gefertigt. Bei der Fertigung im eigenen Haus fallen daher große Lagerbestände weg, benötigte Flansche werden rasch just-in-time produziert.

Optimaler Fertigungsprozess Von den verschiedenen Ange-boten war Schuster der einzige Anbieter, welcher die Anforde-rungen mit dieser hohen Flexibili-tät erfüllen konnte. Die Schuster-Maschine wurde im September 2016 geliefert. Das gesamte Pro-jekt, von den ersten Gesprächen, der Ausarbeitung der Maschi-nenkonfiguration, der Projektab-wicklung bis hin zur Lieferung und Inbetriebnahme der neuen Maschine dauerte 12 Monate. „Wichtig war ein optimaler Fer-tigungsprozess. Die Schuster-Maschine in der speziellen Kon-figuration erfüllt die gewünsch-ten Anforderungen voll und ganz, wodurch wir heute mehr differen-zierte Aufträge erfüllen können, bei zugleich kürzeren Fertigungs-zeiten“, erläutert Nüssle in seinem Fazit.

KontaktEndress+Hauser GmbH+Co. KG, D-79689 Maulburg, Tel.: 07622/280, www.endress.com/maulburg

Schuster Maschinenbau GmbH, D-86920 Denklingen, Tel.: 08243/9680-0, www.schuster-maschinenbau.de

Durch den Einsatz von zwei VDI 40 Direct-Drive-Revolvern erzielt Endress+Hauser mit der Schuster P40L eine deutlich höhere Flexibilität.

Bauteile mit einer maximalen Last von 40 kg können per Last-kran gerüstet werden.

Zitat„Heute können wir mit der Schuster-Maschine mehr und differenzier-tere Aufträge erledigen – bei zugleich kürzeren Fertigungszeiten.“Armin Nüssle, Abteilungs-

leiter Mechanische Ferti-

gung bei Endress+Hauser.

Im ProfilSchuster Maschinenbau GmbHSeit über 30 Jahren ist Schuster Maschinenbau bekannt für ausgeklügelte Maschinenbaulösungen, die in den verschiedensten Branchen eingesetzt werden. Am Firmensitz in Denklingen bei Landsberg am Lech entwickelt die Schuster-Mannschaft mit Leib und Seele Produkte, die durch ständige Innovation in Punkto Qualität und Präzision eine Spitzenposition einneh-men und mittlerweile in die ganze Welt exportiert werden. Als Spezialist für die Bearbeitung wellen- und scheibenförmiger Teile bietet das Unter-nehmen die gesamte Kette von der automatisierten Zu- und Abführung, dem Bearbeitungsprozess (Drehen, Fräsen, Schleifen und Verzahnen), Überwachung der Teilequalität bis hin zu nachgelagerten Folgeprozessen. Abgestimmt auf die Wünsche des Kunden, bedient Schuster Maschinenbau aus seinem modularen System an verschiedenen Maschinenbaureihen oder entwickelt eine spezifische Sondermaschine.

Per Steck-/Schnellein-stellsystem ist das Flanschaufnahmesystem auf das Portfolio der Endress+Hauser- Flansche angepasst.