Lächelnd durch den Tag: Jammern adé - jetzt ist Schluss ... · Münsterländische Tageszeitung...

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Von Angelika Hauke Cloppenburg. Frohgemut durch den Tag – Martin Kessens, Chef des Bildungswerkes, weiß, wie es zu schaffen ist. Um diese Fähig- keiten zu vermitteln, arbeitete er sich gut gelaunt durch 120 Stun- den Weiterbildung. Nun ist er Re- silienztrainer. „Resilienz ist ein Prozess, der dazu führt, dass eine Krise oder Belastung verarbeitet wird, so dass am Ende ein Ergeb- nis im Sinn einer Neuorientie- rung oder eines Zugewinns an Fähigkeiten und Zufriedenheit erzielt wird.“ Jammern auf hohem Niveau, das können die Deutschen. So aus dem Bauch heraus gesagt: Es scheint, als ob diese nörglerische Lebenshaltung in den letzten Jahren doch stark zugenommen hat? Oder täuscht der Eindruck? Ich meine, der Eindruck täuscht, denn wenn man diver- sen Umfragen trauen kann, sind doch die meisten Deutschen zu- frieden mit ihrem Leben, und sie haben auch allen Grund dazu. Außerdem finde ich, dass die Deutschen an Heiterkeit gewon- nen haben. Natürlich gibt es im- mer die berühmten Ausnahmen. Sich nicht unterkriegen lassen weder privat noch beruflich, dazu gehört Widerstandskraft. Wer sie noch nicht besitzt, kann sie er- werben. Was ist denn besonders wichtig, um Steherqualitäten zu entwickeln? Sie haben Recht, seelische Wi- derstandskraft kann man erler- nen. Da hilft das Resilienzmo- dell, das sich aus sieben Kompo- nenten zusammensetzt. Zu- nächst die drei Grundhaltungen: Optimismus, Akzeptanz und Lösungsorientierung und die vier Fähigkeiten: sich selbst re- gulieren, Zukunft gestalten, Be- ziehungen gestalten und Ver- antwortung übernehmen. Ärger mit der Familie, Stress im Büro - manchmal drängt sich schon der Eindruck auf, dass Jam- merei und Niedergedrückheit ganz schnell mit Burnout gleich- gesetzt werden. Wo liegt die Grenze? Das ist für mich schwierig zu beantworten. Vielleicht hat Burnout etwas mit Lethargie und mit einem bleiernen Gefühl zu tun, und es muss häufig Hilfe von außen kommen. Resiliente Menschen dagegen regulieren sich selbst und tun etwas gegen das Jammern und Niederge- drücktheit. Vom Jammern wird es nicht bes- ser. Wovon denn dann? Was muss ich tun, um einfach meine gute Laune zu behalten und den Blick auf die schönen Seiten des Le- bens zu lenken? Beim Jammern werden Pro- bleme noch größer als sie sind, und sie werden häufig auch grö- ßer geredet. Da liegt es an jedem selbst, sich aktiv aus dieser Situa- tion zu befreien. Zunächst Pro- bleme oder schwierige Situatio- nen akzeptieren, dann mit einem realistischen Optimismus und lösungsorientiert rangehen. Herr Kessens, zum Schluss noch ein wirklich wichtiges Thema: Jammern über den wochenlan- gen Regen. Das ist doch erlaubt? Das ist erlaubt, kollektives Jammern in Bezug auf das Wet- ter hat ja was, aber immer mit Heiterkeit im Herzen und das Beste draus machen. Jammern adé - jetzt ist Schluss mit schlechter Laune Ratschläge vom Fachmann / Mit Steherqualitäten das Leben privat und beruflich zufriedener gestalten /Gespräch mit Manfred Kessens Die Schlappe im Büro drückt die Stimmung. Oder schlimmer: Nach einem persönlichen Schicksals- schlag geht der Lebensmut verloren. Doch die Freude am Leben, am Alltag, kann wiederbelebt werden. Interview Martin Kessens „Vom Jammern wird es ja nicht besser. Mit Resilenz das Leben meistern“. Leitung Martin Kessens Freitag, 9. November, 18 bis 22 Uhr, Samstag, 10. November, 9 bis 17 Uhr. 110 Euro Haus der Erwachsenenbil- dung Cloppenburg, 04471/91080 Fakten Lächelnd durch den Tag: Nicht immer ganz so einfach, aber in der Regel durchaus machbar. Foto: wikimedia commons/Yessica Tham

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Page 1: Lächelnd durch den Tag: Jammern adé - jetzt ist Schluss ... · Münsterländische Tageszeitung Oldenburger Münsterland Samstag, 21. Juli 2012 9 Von Angelika Hauke Cloppenburg.

Oldenburger Münsterland Samstag, 21. Juli 2012Münsterländische Tageszeitung 9

Von Angelika Hauke

Cloppenburg. Frohgemut durchden Tag – Martin Kessens, Chefdes Bildungswerkes, weiß, wie eszu schaffen ist. Um diese Fähig-keiten zu vermitteln, arbeitete ersich gut gelaunt durch 120 Stun-den Weiterbildung. Nun ist er Re-silienztrainer. „Resilienz ist einProzess, der dazu führt, dass eineKrise oder Belastung verarbeitet

wird, so dass am Ende ein Ergeb-nis im Sinn einer Neuorientie-rung oder eines Zugewinns anFähigkeiten und Zufriedenheiterzielt wird.“

Jammern auf hohem Niveau, daskönnen die Deutschen. So ausdem Bauch heraus gesagt: Esscheint, als ob diese nörglerischeLebenshaltung in den letztenJahren doch stark zugenommenhat? Oder täuscht der Eindruck?

Ich meine, der Eindrucktäuscht, denn wenn man diver-sen Umfragen trauen kann, sinddoch die meisten Deutschen zu-frieden mit ihrem Leben, und siehaben auch allen Grund dazu.Außerdem finde ich, dass dieDeutschen an Heiterkeit gewon-nen haben. Natürlich gibt es im-mer die berühmten Ausnahmen.

Sich nicht unterkriegen lassenweder privat noch beruflich, dazugehört Widerstandskraft. Wer sienoch nicht besitzt, kann sie er-werben. Was ist denn besonderswichtig, um Steherqualitäten zuentwickeln?

Sie haben Recht, seelische Wi-derstandskraft kann man erler-nen. Da hilft das Resilienzmo-dell, das sich aus sieben Kompo-nenten zusammensetzt. Zu-nächst die drei Grundhaltungen:Optimismus, Akzeptanz undLösungsorientierung und dievier Fähigkeiten: sich selbst re-gulieren, Zukunft gestalten, Be-ziehungen gestalten und Ver-antwortung übernehmen.

Ärger mit der Familie, Stress imBüro - manchmal drängt sichschon der Eindruck auf, dass Jam-

merei und Niedergedrückheitganz schnell mit Burnout gleich-gesetzt werden. Wo liegt dieGrenze?

Das ist für mich schwierig zubeantworten. Vielleicht hatBurnout etwas mit Lethargieund mit einem bleiernen Gefühlzu tun, und es muss häufig Hilfevon außen kommen. Resiliente

Menschen dagegen regulierensich selbst und tun etwas gegendas Jammern und Niederge-drücktheit.

Vom Jammern wird es nicht bes-ser. Wovon denn dann? Was mussich tun, um einfach meine guteLaune zu behalten und den Blickauf die schönen Seiten des Le-bens zu lenken?

Beim Jammern werden Pro-bleme noch größer als sie sind,und sie werden häufig auch grö-ßer geredet. Da liegt es an jedemselbst, sich aktiv aus dieser Situa-tion zu befreien. Zunächst Pro-bleme oder schwierige Situatio-nen akzeptieren, dann mit einemrealistischen Optimismus undlösungsorientiert rangehen.

Herr Kessens, zum Schluss noch

ein wirklich wichtiges Thema:Jammern über den wochenlan-gen Regen. Das ist doch erlaubt?

Das ist erlaubt, kollektivesJammern in Bezug auf das Wet-ter hat ja was, aber immer mitHeiterkeit im Herzen und dasBeste draus machen.

Jammern adé - jetzt ist Schluss mit schlechter LauneRatschläge vom Fachmann / Mit Steherqualitäten das Leben privat und beruflich zufriedener gestalten /Gespräch mit Manfred KessensDie Schlappe im Bürodrückt die Stimmung. Oderschlimmer: Nach einempersönlichen Schicksals-schlag geht der Lebensmutverloren. Doch die Freudeam Leben, am Alltag, kannwiederbelebt werden.

Interview

Martin Kessens

■ „Vom Jammern wird es janicht besser. Mit Resilenzdas Leben meistern“.

■ Leitung Martin Kessens■ Freitag, 9. November, 18

bis 22 Uhr, Samstag, 10.November, 9 bis 17 Uhr.

■ 110 Euro■ Haus der Erwachsenenbil-

dung Cloppenburg,04471/91080

Fakten

Lächelnd durch den Tag: Nicht immer ganz so einfach, aber in der Regel durchaus machbar. Foto: wikimedia commons/Yessica Tham

Bäuerliche Elite reich und machtvollSonntag Führung im MuseumsdorfCloppenburg (mt). Zum Sonn-tagsspaziergang am 22. Juli stelltProf. Dr. Uwe Meiners im Muse-umsdorf die neue Sonderausstel-lung „Bauern, Kirchen, Friedhöfe“vor. Es geht um die Sachkultur unddas bäuerliche Selbstbewusstseinin der Wesermarsch im 17. und 18.Jahrhundert.

Denn zwischen Jadebusen,Nordsee und Weser lebte eineselbstbewusste Elite von Bau-ern, die durch Ochsenhandelund Milchwirtschaft in der Frü-hen Neuzeit reich geworden wa-ren. Sie hatten die wesentlichenÄmter inne, kontrollierten Dei-che, Schulen und Kirchen undlebten trotz der abgelegenenWohnorte am „Puls der Zeit“.

Sie stifteten in den kleinenDorfkirchen Altäre, Epitaphe,Taufsteine und Emporen undauch Kirchenbänke und gekenn-zeichneten sie mit Hausmarkenals erblichen Besitz. Die Famili-engräber der Bauern gehen in derWesermarsch bis in die Zeit um1550 zurück. Sie sind ein Spiegel-bild für den Anspruch der bäuer-lichen Eliten, so zu repräsentie-ren, wie es in anderen Regionendem Adel vorbehalten war.

Treffpunkt ist um 14.30 Uhran der Museumskasse.

Bereits ab 12 Uhr sind Kinderab sechs Jahren in der Schmiedewillkommen und können beidem Programm „Treiben, feilen

und polieren“ das Handwerk desBleckklempners kennenlernen.Dabei können sie verschiedeneHandgriffe ausprobieren undsich ein kleines Werkstück anfer-tigen. Da das Platzangebot dortsehr begrenzt ist, ist die Schmie-de fortlaufend bis 17 Uhr geöff-net. Kinder ab zehn Jahren kön-nen an diesem Sonntag zwi-schen 14 und 17 Uhr in die Zinn-gießerwerkstatt kommen. Hiererfahren sie, welche Gegenstän-de früher der Zinngießer anfer-tigte, wie Knöpfe, Schalen oderBesteck. Wer mag, kann es selbstausprobieren. Interessentenkönnten direkt in die Zinngie-ßerwerkstatt der Museumspä-dagogik am Quatmannshofkommen.

■ Info: An Kinder ab sechs Jah-ren richtet sich auch das An-gebot des Museumsbäckers.Unter Anleitung könnenjunge Nachwuchsbäcker ei-nen Teig kneten, sich einBrot gestalten und anschlie-ßend im historischen Stein-backofen backen. Interessen-ten sollten sich um 14. Uhram Backhaus Wehlburg ein-finden. Und außerdem sindam Samstag und am Sonntagdie Töpferei (14 bis 17 Uhr)und die Spinnstube (Sa ab 14,So ab 12 Uhr) geöffnet.

Detail vom Altar der Kirche in Langwarden: Porträt der Stifter, derEheleute Michaelis. Foto: Museumsdorf