Leben Und Werk de Deutschen Geheimlehrers - Peryt Shou

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Manfred LenzManfred Lenz

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Peryt ShouPeryt Shou

(1873-1953)(1873-1953)

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Manfred Lenz+

Leben und Werk des deutschen Geheimlehrers Peryt Shou(1873-1953)

Die vorliegende bio-bibliographische Studie erscheint als vomAutor überarbeitete und ergänzte Fassung seiner Einführung zuder durchgesehenen und erläuterten Neuauflage von PerytShous "Die Edda als Schlüssel des kommenden Weltalters /Die große Verwandlung" (Edition Schattenhold, Leipzig 2003).

Dokument bearbeitet und als PDF erstellt im Gilbhart 2004 von der

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P E R Y T S H O UAlbert Christian Georg Schultz

22 IV 1873 - 24 X 1953

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LEBEN UND WERK DES DEUTSCHEN GEHEIMLEHRERSPERYT SHOU (1873-1953)

Der Name "Peryt Shou" ist heute außerhalb kleinster Kreise zwarweitgehend in Vergessenheit geraten, bezeichnet als Pseudonymjedoch nichtsdestotrotz einen bedeutenden Vertreter der deutschenEsoterik. Seine entschiedene Frontstellung gegen den Stoffwahndes Westens sowie das von ihm gelehrte System zur "Genesung imLogos"1 kann – gerade in einer Zeit, in der kaum mehr legitimierteFührung zu finden ist – vorbildhaft und hilfreich auf all jene wirken,die begriffen haben, daß wir uns unaufhaltsam einem ent-scheidenden Wendepunkt der Menschheitsgeschichte annähern.In Kröslin bei Wolgast, unweit von Greifswald in Pommern, erblicktePeryt Shou am 22. April 1873 als Albert Christian Georg Schultz – sosein bürgerlicher Name – das Licht der Welt. Den Werdegang desEsoterikers, der rund 40 eigenständige Schriften von erstaunlicherEindringlichkeit und esoterischer Gedankentiefe hinterließ, die bisheute kaum erschlossen, aber nach wie vor mit Gewinn zu lesensind, beschreibt Herbert Fritsche im Rahmen seines Nachrufs aufden am 24. Oktober 1953 verstorbenen Freund wie folgt:"In jungen Jahren ging er nach Berlin, um Chemie zu studieren gerietbald in jene Bohème der Weltstadt hinein, die für genialePersönlichkeiten ein fast unvermeidliches Durchgangsstadium ist. Erbegann zu malen, gab das Studium auf. Wollte Photograph werdenund wurde schließlich Malerpoet; beides unzweifelhaft mit Begabung– Verse von ihm fanden Aufnahme in ein so anspruchsvolles Blattwie den "Pan", den damals Cäsar Flaischlen redigierte und an demArno Holz, Richard Dehmel und Otto Julius Bierbaum mitarbeiteten;von den Gemälden Peryt Shous sah ich etwa zwei Dutzend ...eindringliche Gestaltungen, gewiß dem Jugendstil verpflichtet, baldetwas an Fidus, bald an Klinger oder an Melchior Lechter erinnernd,jedoch farbig transparenter und deutlich bekundend, daß ihrSchöpfer nicht aus der Phantasie, sondern aus der lebendigen

1 Der für Peryt Shou so bedeutsame Begriff des "Logos" – nach Jakob Boehme die

göttliche Ursprache, in der die Natur selbst erklingt – bezeichnet die schöpferische,intelligible Kraft des Alls bzw. die Schwingung der in ihm gefaßten Gedanken undformulierten Worte. "Intelligibel" ist hierbei nicht etwa mit "intellektuell" oder"verstandesmäßig" zu verwechseln, sondern bedeutet "durch Vernunft erfaßbar" bzw."in sich selbst vernünftig". Das Wort "Vernunft", das sich begrifflich von "Vernehmen"ableitet, verweist dabei letztlich auf jenen Bereich der Erkenntnis, der nur durchIntuition betreten werden kann – eine wichtige Feststellung für jeden ernsthaft anEsoterik Interessierten.

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Schau heraus am Werk gewesen war... – Peryt Shou verließ aberauch die Poesie und Malerei wieder. Er erzählte mir, wie es dazukam. Seine Fähigkeit zu höherer Wahrnehmung war ihm etwasSelbstverständliches geworden, das er nicht sonderlich pflegte unddas ihm lediglich willkommen erschien, weil es ihn beim Schaffen alsMaler inspirierte. Da machte er, noch nicht dreißigjährig, eineneinsamen Spaziergang durch einen herbstlichen Park. Währendseine Füße durch das welke Laub wanderten, erwachte in ihnen aufzunächst fast erschreckende Weise ein Klingen und Schwingen, einErleben feiner, leiser Wortbildung. Das Mantram, das in beinaheallen Schriften Peryt Shous – sei es als Übung, sei es als Motiv –vorkommt, ertönte damals zuerst in seinen Füßen und ergriffschließlich den ganzen Körper: 'Ich bin dein Lamm, ich folge dirnach...' Am gleichen Abend nahm er wahr, in welcher Beziehungdieses Mantram zum Sternbild des Perseus steht. Seitdemschmiegte er sich mit seinem ganzen Wesen dichter und dichter andie innere Führung an, die ihm da zuteil wurde. Er begann Yoga-Übungen, zunächst die traditionellen, aber bald schon korrigiertensie sich ihm von selbst zu dem, was wir in seinen Büchern ...nachlesen können." 2

Peryt Shou lehrte, daß der Mensch in Resonanz zu bestimmtenkosmischen Bewußtseinsfeldern, den "magischen Runenströmen"des Alls stehe – bzw. durch bestimmte Übungen3 versetzt werdenkönne, um einen seelisch-geistigen Aufschwung zu erfahren. Inseinen Schriften gibt Peryt Shou eine Vielzahl von Anleitungen underläuternden Hinweisen zur "Entfaltung" eines entsprechenden"Antennenkreuzes". Ein Vorgang, der einiges Einfühlungsvermögenverlangt. Wenn die "empfindsame" Einstellung freilich erst einmalgefunden ist, führen die eingefangenen Wellen in der Regel schnellzur Wahrnehmung eines eigentümlichen "Stromes", dessenEinfließen häufig als angenehmer Schauer empfunden wird.4

"Verständlicher" ist dies leider nicht ausdrücken, da es hier letztlichum Wesenhaftes geht, das mit Worten nicht zu beschreiben,sondern nur nachzuempfinden ist.

2 Herbert Fritsche, "Weg und Werk des Esoterikers Peryt Shou. Erinnerungen an

einen Geheimlehrer", in: "Mensch und Schicksal", Jg. 7, H. 24, S. 3 ff (1. März 1954)3 Karl Spiesberger hat einst den Versuch unternommen, diese in seinem "Mantra-

Buch" (Berlin 1977) systematisch zu erfassen.4 Etwa im Sinne jener "Wassertaufe", von der in den Schriften des "Buchstaben-",

besser "Lautmagiers" und Mystikers J. B. Kerning (1774-1851) die Rede ist, der einstin seinen "Briefen über die königliche Kunst" als einer der ersten nachvollziehbareWege wies, sich von der Wirkung geistiger Kräfte im Tone zu überzeugen.

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Der Gedanke, daß der Mensch gleichsam als "Aufnahmegefäß"entsprechender Impulse dienen könne, ist natürlich nicht neu undvon jeher Gegenstand esoterischer Spekulationen und Experimentegewesen – im deutschsprachigen Raum reicht die Reiheentsprechender Schulen vom "Altmeister" Johann Baptist Kerning(1774-1851) über den Freiherrn von Sebottendorf (1875-1945) undKarl Weinfurter (1867-1942) bis zu den Runenübungen FriedrichMarbys (1882-1966) und seiner Epigonen. Peryt Shou entwickeltejedoch nicht nur ein umfangreiches und eigentümlichesÜbungssystem der "Praktischen Logistik", sondern bemühte sichauch, die von ihm vermuteten Wirkungszusammenhänge modellhaftzu erläutern. Den Flüssigkristallen des Blutes wie der Drüsensekrete,die sich in Feinstverteilung überall im menschlichen Körper befinden,schrieb er dabei eine besondere Bedeutung als "Speicher-" bzw."Informationsmedium" zu, insofern sie durch das "Raunen derSphären", die "Schwingungen des Logos", impulsiert undausgerichtet würden. Ein Vorgang, der auch gezielt im Sinne einerbewußtseinsfördernden Schwingungsoptimierung der feinstofflichenKörperhüllen des Menschen gelenkt werden sowie zur Ausbildungneuer Nerven- und Empfindungszentren beitragen könne.5

Nachvollziehbarer erscheinen die hier nur grob skizziertenZusammenhänge vielleicht durch den Hinweis, daß der Begriff des"Blutes" – das bekanntlich auch als Träger der Erberinnerung und"Sitz der Seele" gilt, wo diese nicht schlicht als Reflex desNervensystems abgetan wird – bis zu jenem "Urwasser" zurückweist,das als befruchtendes Ur-Element, die Menschheitskeime bereits insich bergend, aus dem Kosmos auf die Erde hernieder kam. Sogesehen ist das Blut in unseren Adern ein direkter Abkömmling ausfernster maritimer Vergangenheit – und birgt ur-eigeneFormungskräfte, die im Sinne eines "Schöpfungsaktes" offenbar vom"Seelischen" oder "Göttlichen" impulsiert und aktiviert werdenkönnen.Zur Veranschaulichung des im Hintergrund wirksamen Prinzips greiftPeryt Shou in seinen Schriften häufig auf das Beispiel der"Chladnischen Klangfiguren" zurück. Angeregt durch das von demgeistreichen Göttinger Physiker Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799) publizierte Verfahren der Sichtbarmachung elektrischerEntladungen mittels Harzpulver war Ernst Florens Friedrich Chladni

5 Man denke in diesem Zusammenhang auch an die sog. "Chakren", jene

feinstofflichen Energiewirbel des "Äther-" bzw. "Bildekräfteleibs", die mit bestimmtenNervenzentren bzw. Drüsen des Menschen in Verbindung stehen.

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(1756-1827) der Gedanke gekommen, unterschiedlicheTonschwingungen auf mit Sand oder Talkumspänen versehenenGlas- oder Messingplatten optisch als Resonanzfiguren darzustellen.Durch diese sog. "Chladnischen Klangfiguren" war die in vielen altenSchöpfungsmythen überlieferte und auch von manchem Na-turphilosophen angenommene formgestaltende Kraft der Klänge undSchwingungen wohl zum ersten Mal als für die Sinne unmittelbarzugängliches Phänomen verdeutlicht.6 Wie das auf die Plattenaufgebrachte Material durch die Einwirkung des physischen Toneszu Figuren angeordnet wird, so könne auch der "geistige Klang" desLogos die "Blutkristalle" des Menschen sowie dessen feinstofflichen"Substanzleib" schöpferisch ausrichten und entsprechende"Resonanzphänomene" auslösen.Auf dieser Erkenntnisgrundlage hat uns Peryt Shouaußergewöhnlich wertvolle Hinweise nicht zuletzt auch zur Lösungdes Yggdrasil-Rätsels der germanischen Esoterik gegeben – demschattenholden Selbstopfer Wuotan-Odins der am "windkaltenHolze" unter Schmerzen die Anfänge der Runenkunde gewinnt. Für"Hag-All", das Mitteilungsblatt jener bedeutenden Gruppe von Edda-Forschern, die Rudolf John-Gorsleben einst um sich scharte,7

verfaßte Peryt Shou 1930 den Aufsatz "Das Zeichen deswiederkehrenden Menschensohnes in der Edda",8 in dem er seinGottesverständnis sowie die Bedeutung des Blutes in prägnanterWeise wie folgt zusammenfaßt:"Die Welt ist nach Schopenhauer die Kristallisation des TönendenWillens, denn der Wille ist ihm unmittelbar Ton (Schwingung) ... Esgilt den Ton des Blutes zu erlauschen, der uns hinaufspannt, uns zur

6 Der Schweizer Arzt Hans Jenny erweiterte Chladnis Versuchsanordnungen in den

60er und 70er Jahren auf flüssige Medien, woraus eine Vielzahl faszinierender Bildervon "Klangformen" resultierte. Seine Experimente begründeten den Forschungszweigder Kymatik, die sich – ausgehend von der Annahme, daß die gesamte Formenweltsichtbare Folge der harmonischen Schwingungen ist, welche die Struktur des Kosmosbestimmen (Harmonik) – mit der Wirkung von Wellen, Vibrationen undelektromagnetischen Schwingungen auf die Materie und den menschlichen Körperbeschäftigt. Gegenwärtig wird Jennys Forschungsansatz von Alexander Lauterwasserweitergeführt, dem es im Hinblick auf die Gestaltbildungsprozesse der Natur be-sonders um eine Phänomenologie und Typologie der durch Schwingungen hervorge-brachten Formen geht.

7 Dieser 1925 als "Edda-Gesellschaft" gegründeten Studiengruppe gehörten mitWerner von Bülow, Emil Rüdiger und Friedrich Teltscher übrigens auch die dreiHauptinterpreten der von Karl Maria Wiligut überlieferten "Halgarita"-Sprüche an –sowie vorübergehend auch der später als "Rasputin Himmlers" bezeichnete irminischeWissensträger selbst.

8 Hag-All, Jg. 7 (1930), H. 6

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Antenne des schöpferischen 'Ur-Willens', des Will-Christalls, macht!(...) Dieser tönende Welt-Wille ist das Resonanzgeheimnis desgöttlichen Blutkristalls in uns, gegenüber dem Tierblut, das derAbgefallene in sich trägt. 'Jenes Blut' wird uns erlösen, indem esseinen Ton empfängt von oben. So erwachen wir, wie esSchopenhauer, Nietzsche und Goethe uns lehrten, am 'Ton', derrufend in unserem Blut, unseren Gliedern erscheint! (...) Die unterge-henden Geist-Sinne ließen den wahren Gott, der sich selbst erlebtwissen will und keinen blinden Glauben fordert, wie das ersterbendeChristentum, sich immer mehr von der Menschheit lösen. An Gottkann der Mensch nur glauben durch das Blutsgeheimnis, darumgipfelt der Glaube auch im Sakrament des Blutes. Ein Glaube, zudem sich der Mensch zwingt, oder gezwungen sieht, nachdem erimmer mehr im tierischen Trieb-Willen untersank und sein Blut-Plasma vertierte, ist nur ein Scheinglaube und erzeugt nur einenScheingott. Dieser hilft der Menschheit nicht mehr, wie wir es heuteerleben. Man ruft den Gott an, den man sich selbst erdichtet, odermit anderen Worten, den das im entarteten Blut 'erblindete' Denkensich beginnt vorzustellen, wie schon Kant dartat... Kann es in diesemZeitalter des Relativismus anders sein? Über den Göttern stand denGermanen ein schicksalsbestimmender, urlog = Urgesetzspinnender Wille. Auch die Götter sind seine Werkzeuge, sievergehen und kommen in neuer Gestalt wieder; denn unsereAltvorderen erkannten, daß am dogmatisch erstarrten 'Bild' derGottheit die Menschheit selber erstarren muß... Erst das von allenVorstellungsmächten Abstrahieren, Sich-Lösen, führt uns zum reinenUrgrunde des Göttlichen, wie es dieser Zeit aufgeht als dasWirkliche, das Wirkend-Lebendige in allem. Gott ist das Wirkliche,ein Schein-Wirkliches setzen wir an seine Stelle in der 'Materie',welche schon die heutige Wissenschaft wieder auflöst in Zuständedes Einen, des 'Wirkenden', griechisch 'energeia'..."

Bereits vor dem Ersten Weltkrieg hatte sich Albert Schultz inokkulten Kreisen durch verschiedene Veröffentlichungen einenhervorragenden Namen gemacht. 1909/10 waren im LeipzigerVerlag Max Altmann die ersten Broschüren erschienen, deren Autorsich damals noch "Peryt Shu" nannte und neben Abhandlungen überdie "Indische Fakirlehre", "Sexual-Mysterien in der Religion" und"Magie des Willens" vor allem den "Psychischen Atem als Schlüsselzur Geheimlehre" offenbarte. Peryt Shous Schriften stießen aufgroße Resonanz und wurden in den okkulten Zirkeln Berlins lebhaftdiskutiert.

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Auch in das "Zentralblatt für Okkultismus" hielt die Debatte um PerytShou Einzug – in Gestalt eines fiktiven "Mystischen Streitgesprächs"unter Berufung auf Kant, das im April 1910 zum Abdruck kam.9 Angleicher Stelle folgte im Juni eine Erwiderung Peryt Shous, in dem erseine intuitive Methode der "Imagination" als "göttliche Schau derVernunft" rechtfertigt sowie seinen Yoga-Schlüssel und die "Kraft desLogos" gegen jenes Zerrbild Kant'scher Logik verteidigt, wie es unsbis heute in den typischen Einwänden des sog. "kritischen Intellekts"entgegentritt. Das nachfolgende längere Zitat mag Peryt ShousArgumentationsweise erhellen:"Ich halte offengestanden Kant für die Ursache des krassenintellektualistischen Materialismus in unserer Zeit und meine, daß wiranfangen müssen, gegen ihn auf der Hut zu sein. Freilich ist er einRiese. Er überwächst uns alle in der Klarheit intellektualistischgebildeter und entwickelter Begriffsurteile. Aber gerade darum ist ergefährlich. Ich sage Ihnen, daß dieser Riese durch seine nüchternenSpekulationen das ganze intuitive geistige Leben eines Zeitaltersgefährden kann... S u b s t a n z ist ja nur ein Name dafür, daß etwasdurch uns und durch die ganze Schöpfung hindurchgeht, das keineScheidung nach der oberflächlichen, sinnlichen undintellektualistischen Seite verträgt. Dieses Eine, nennen Sie es wieSie wollen, durch das sich etwas mehr als die vernünftig raffinierteTier-Spezies in uns denkt, gestattet 'Gott' eben, gelegentlich in unshineinzusehen. Wir finden dann alles zusammen... Aber sobald wirda einmal anfangen, den Teufel an die Wand zu malen und mit dem'Ding an sich' Beelzebub zu spielen und 'begrifflich zu jonglieren',dann kommt der 'Tausendkünstler' im Innern, das über Gott erhöhte,aber sich nicht mit Gott in weiser Richtung bewegende und haltende'denkende Selbstbewußtsein' des 'Philosophen' zu einemgefährlichen Recht und Ansehen. Die Menschheit liebt es, ge-legentlich dem All-Fürsten dort oben zu zeigen, daß er sich auch gutmit ihr stellen möge. Aus dem Grunde entzogen ihm schon die altenBrahmanen gelegentlich das Opfer. Man behauptet von denGnostikern, daß sie die Theurgie des Heidentums in den christlichenKult einführen und also Gott mit einer vernünftigen Skepsis regierenwollten. Die Lehre Kants ist solche magische Theurgie der Vernunftund die natürliche Fortsetzung der Gnosis als Philosophie...Höherem, kritisch geläutertem Denkvermögen geht notwendighöhere Sinnesentwicklung voraus. Davon weiß aber die abendlän-dische Schule, festhaltend an dem Bruch zwischen Anschauung und

9 Vgl. Zentralblatt für Okkultismus, Jg. 3 (1909/10), H. 10, S. 452 ff

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Denken, nichts... Darum liegt im 'Logos' die Integrität der Vernunftausgesprochen, welche der Philosophie Kants mangelt, welcheletztere nicht nur einseitig, sondern irreführend erscheinen läßt."10

Im gleichen Jahr wie "Der Verkehr mit Wesen höherer Welten" war1913 in Berlin mit den "Heilkräften des Logos" die erste Fassung derprogrammatischen Hauptschrift der "Praktischen Logistik" PerytShous im Verlag Karl Brandler-Prachts veröffentlicht worden.11

Dieser begründete wenig später, kurz vor Ausbruch des ErstenWeltkriegs, das monatlich erscheinende Blatt "Psyche" als"Zeitschrift für den gesamten Okkultismus und alle Geheimwissen-schaften, für wissenschaftliche Erforschung der okkultenPhänomene des Seelenlebens, ferner für 'Indische Philosophie',Theosophie, Spiritualismus, wahre, ethische Kultur, naturgemäßeLebensweise und Sozialreform".12 In diesem Rahmen werden fortaneine große Vielzahl von Einzelaufsätzen und einige Vorabdrucke ausWerken Peryt Shous erscheinen.Auch in der vom Begründer der .:Waldloge:. Paul Zillmannherausgegebenen "Neuen Metaphysische Rundschau. Monatsschriftfür philosophische und okkulte Forschungen in Wissenschaft, Kunstund Religion" publizierte Peryt Shou gelegentlich, so etwa 1914/15eine Artikelfolge zur "Yoga-Praxis" mit dem Untertitel "Physik undMetaphysik des Atems", die 1919 – allerdings in gekürzter Form –eine eigenständige Veröffentlichung im "Esoterischen (Selbst-)Verlag" erlebte.13 Erst 1922/23 erfolgte schließlich eine im Vergleichzur Erstveröffentlichung im Rahmen der neuen MetaphysischenRundschau noch einmal leicht erweiterte Neuausgabe unter demTitel "Yoga Praxis. Ein praktischer Schlüssel zum Studium derGeheimlehre aller Religionen und zur Entwicklung höhererSeelenkräfte. Von der Selbst-Induktion des Willens. Physik undMetaphysik des Atems".Herausgeber Zillmann kommentierte die genannte Artikelfolge zur"Yoga-Praxis" in der "Neue Metaphysische Rundschau" wie folgt:"Es gibt in unserer an echten Okkultisten so armen Zeit wenige, dieso sehr die Beachtung unserer Gesinnungsfreunde verdienen wie

10 Zentralblatt für Okkultismus, Jg. 3 (1909/10), H. 12, S. 557 ff11 Eine überarbeitete und bedeutend erweiterte Neuauflage dieses grundlegenden

Werks erfolgte 1919.12 Ein Konkurrenzunternehmen sowohl zu Max Altmanns "Zentralblatt für

Okkultismus" als auch – und vor allem – zu Hugo Vollraths "Prana. Zentralorgan fürpraktischen Okkultismus".

13 Peryt Shous Adresse lautete damals: Berlin-Charlottenburg, Kaiser-Friedrich-Straße 42.

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Peryt Shu. Seine Arbeiten über den praktischen Yoga werden für diemeisten Leser völlig neue Aufschlüsse geben und wohl zu einemintensiveren Studium anregen. Wie Peryt Shu's bisherige Schrifteneinen sehr deutlichen Werdegang vom Allgemeinen, nur Geahntenzum scharf erkannten Einzelnen aufzeigen, so sollte man auch dievorliegende Arbeit als eine kostbare Anregung, nicht als einerWeisheit letztes Wort auffassen. Ich meine damit, wir sollen seineWerke als Arbeitsaufgaben betrachten, an denen wir unsweiterzutasten haben zu eigenem Erleben. Es gilt bei dieserseltsamen Art der Innenerziehung, die uns erst mit dem wahrenLeben in erste persönliche und bewußte Beziehung setzt, nur dasSelbstwerden, nicht das intellektuelle 'Auswendiglernen'."14 – EineMahnung, die zu beherzigen ist!15

Die "Kriegsausgabe" der "Neuen Metaphysischen Rundschau" vomJanuar 1915 enthält Peryt Shous Aufsatz "Der Weltkrieg inesoterischer Beleuchtung", darin heißt es: "Des Blutes Mysterium hatsich uns aufgetan. Wir sind bis in unseres Wesens letzte Faser voneinem Ton erschüttert und verwandelt. Wir sind 'Deutsche' ge-worden, 'Deutsche' hinüber über unser Grab, 'Deutsche' dort obenselbst. Wir treten in eine Welt-Epoche ein, die versiegelt ist durchdas, was wir heute erleben in dem Kampf der Völker (...), denn inihnen kämpft mehr als irdisches Geblüt."Am eigentlichen Verständnis dieser Worte muß freilich notwendigscheitern, wer den in Anführungszeichen gesetzten Begriff"Deutsche" nichts anders als in "staatsbürgerlichem" Sinne zuverstehen in der Lage ist – zumal der entsprechende Beitrag PerytShous als Ergänzung der ihm unmittelbar vorausgegangenenAusführungen Max Sebaldts16 über "Geosophische Kriegsursachen"

14 Vgl. Neue Metaphysische Rundschau Bd. 21 (1914/15), H1/2, S. 2615 Auch Herbert Fritsche mahnt in "Iatrosophia": "Man wird Peryt Shous Schriften

nicht gerecht, wenn man sie lediglich liest; um sie zutiefst erschließen zu können, mußman sie lieben, und um sie lieben zu können, muß man das in ihnen Gelehrtelebendig erwecken." (S. 91 f)

16 Max Ferdinand Sebaldt von Werth (1859-1916) war Vorsitzender einertheosophischen Loge in Berlin sowie Mitglied des Druiden-Ordens. Bekannt und ingewisser Weise zu einem Vorläufer der Ariosophie wurde er durch Postulierung einerrassenbewußten Sexualreligion der Arier in alter Zeit sowie deren Ausgestaltung alsDirektor der Verlagsgesellschaft "Selecta", die mit Hilfe des homoerotisch-rassenmystischen "Adels-Archivs" sowie der Zeitschrift "Aristokratie" das rasse-religiöse Ziel der "Hegemonie des Aristokratismus" betrieb. 1896/97 hatte er unterdem Pseudonym "Prof. Herman" ein dreiteiliges Werk zur "Arischen Sexualreligion"unter dem Titel "D.I.S." veröffentlicht, das 1905 eine Neuauflage im Verlag MaxAltmann erlebte.

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diente. Ein Thema, dem dieser bereits am 9. Oktober 1914 einenVortrag vor dem "Bunde für Naturerkennen" gewidmet hatte. ImKreise der Zuhörer befanden sich auch Brandler-Pracht und PerytShou, die sich in der anschließenden Aussprache über die"räumlichen und zeitlichen Geheimgründe des jetzigen Weltkriegs"zu Wort meldeten, wie Anmerkungen zu diesem Vortragsabend imersten Jahrgang der "Psyche" zu entnehmen ist.17

Auf Sebaldts geosophische Theorien im Zusammenhang mit demWeltkriegsgeschehen ist hier nicht näher einzugehen, festgehaltenwerden soll aber doch, daß die Annahme eines kristallförmigenErdkerns, von dessen Kanten eine das Erdgeschehen undMenschenleben beeinflußende Strahlungswirkung und"Rassenscheidung" ausgehe, von Peryt Shou durch den Hinweis aufdie biblische Legende von der "Völkerschlacht am Kristallberge"ergänzt und im Rahmen einer Broschüre unter dem Titel "M-Wellenund der sechste Sinn des Menschen" aufgegriffen und vertieft wurde,die 1920 in der Reihe "Bücher der Weisheit" des "Sonnen-Verlags" inBraunfels/Kr. Wetzlar erschien.18

Nach dem Ersten Weltkrieg erwuchs Albert Schultz in ArnoldKrumm-Heller, den es als Botschafter Mexikos nach Berlinverschlagen hatte, ein begeisterter Anhänger und Propagandist.1919 veröffentlichte der berüchtigte "mexikanische Rosenkreuzer"Peryt Shous "Konzentration und Wille! Ihre Schulung auf Grundlageder Logos-Lehre". Das von Krumm-Heller herausgegebene undeigenen Angaben zufolge auch "bearbeitete" Werk bemüht sich umdie Aufzeigung esoterischer Entsprechungen zwischen dem Yoga-Gesetz der Inder und den "Lehren des Armanismus", speziell imZusammenhang mit dem Symbolwert der Swastika und denGrundlagen der Zeugung, Kernelementen germanischer Esoterik also.Ein bemerkenswertes Dokument für die geistige Entwicklung PerytShous ist "Konzentration und Wille!" aber auch, weil darin auffallenddeutlich auf die Bedeutung "raunender Runenkraft" zur Entwicklungder Hirn- und Drüsenfunktionen, speziell der Zirbeldrüse als"geistigem Zeugungsorgan" hingewiesen und der Bogen zu denMysterien der alten Rosenkreuzerlehren und sexualmagischenGeheimbünde gespannt wird.

17 Psyche, Jg. 1 (1914/15), H. 7, S. 26618 Im Herbst 2003 erfuhr die seltene Schrift eine erweiterte Neuauflage im Rahmen

der Veröffentlichungen des Freundeskreises für Brauchtum und Kultur (FBK, Postfach1238, 68544 Ilvesheim).

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Möglicherweise steht hier der Einfluß Krumm-Hellers zu vermuten,dessen "Bearbeitung" sich ansonsten auf die Einflechtung oderMitteilung diverser volkskundlicher Hinweise auf gewisseschamanistische Praktiken und Rituale Mexikos beschränkt habendürfte. Jedenfalls beschreibt Peryt Shou das Ergebnis einerangeführten Übung in entsprechend rosenkreuzerischem Geistsowie unter ausdrücklicher Bezugnahme auf Krumm-Hellers Odlehrewie folgt: "Die durch die Logos-Übung frei gewordene spirituelle Kraftdes Samens, durch Enthaltung nach außen von der Blutbahnreabsorbiert, glüht plötzlich ... auf wie ein inneres Licht, das nunbeginnt seine radioaktiven Strahlen durch Hirn und Antlitz zusenden..."19 – Dieser Satz findet sich übrigens auch in der 1924 imLinser-Verlag erschienenen zweiten, überarbeiteten Auflage von"Konzentration und Wille", in welcher Krumm-Hellers Name nichtmehr auf dem Titelblatt genannt wird.20

Als Autor und Leser der okkulten Monatsschrift "Prana" war AlbertSchultz offenbar verstärkt mit dem Werk Guido v. Lists in Berührunggekommen, der durch Johannes Balzli vor allem 1916/17 Einzug indiese Publikation des "Theosophischen Verlagshauses" hielt. Balzlibrachte nicht nur sehr wohlwollende und ausführliche Rezensionender Werke des Armanen-Großmeisters und seiner Anhänger, er ließihn auch selbst in einigen Aufsätzen zu Wort kommen und verfaßtezudem das 1917 von der Wiener List-Gesellschaft veröffentlichteWerk "Guido v. List. Der Wiederentdecker Uralter Arischer Weisheit.Sein Leben und Schaffen".Sicher ist es auch kein Zufall, daß ausgerechnet die im Winter1916/17 im "Zentralblatt für Okkultismus" abgedruckte Artikelfolgevom "Zeichen in den Wolken" einen expliziten Verweis Peryt Shousauf "armanische Kala" und die Werke Guido v. Lists enthält. ÜberBalzli entstand wahrscheinlich auch – zumindest was den Austauschvon Literatur betrifft, Kontakt zu Lists "Armanenschaft". So verweistder List verpflichtete Bernhard Koerner zu Beginn seines vierteiligen"Handbuchs der Heroldskunst"21 auf Peryt Shous ein Jahr zuvor im

19 Den "Logos spermatikos" wird Peryt Shou auch in seiner 1920/21 entstandenen,

erweiterten Neufassung der "Heilkäfte des Logos" erläutern.20 Die praktische Logistik Peryt Shous wird neben der "klassischen" Buchstaben-

Methode Kernings zu einem wichtigen Bestandteil der Übungspraxis im persönlichenKreis Krumm-Hellers werden, der sich 1927 in Mexiko zur "Fraternitas RosicrucianaAntiqua" findet.

21 B. Koerner, Handbuch der Heroldskunst. Wissenschaftliche Beiträge zur Deutungder Hausmarken, Steinmetz-Zeichen und Wappen, Bd. 1 (1920): AltgermanischeZahlzeichen, Silben- und Buchstaben-Runen, S. 26

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Esoterischen (Selbst-)Verlag erschienene "Yoga-Praxis".Bei Max Altmann in Leipzig erscheinen 1920 neben Peryt ShousStudie zur "Okkulten Kraft Jesu" auch jeweils umgearbeitete undstark, vor allem um zahlreiche Bezüge zur germanischen Esoterikerweiterte Neuausgaben der "Magie des Willens" – die u.a. um dasKapitel "Ursprung der Symbolik des Hakenkreuzes und praktischeEsoterik desselben" sowie um eine "psychologische Übung" zurErschließung dieses Sonnenzeichens erweitert wurde – sowie der"Indischen Fakir-Lehre", in der sich der Autor ausdrücklich zur"arischen Wihinei" sowie zu den Grundsätzen der altenBauhüttentradition bekennt: "Das Quadrat ist das bewegende Prinzipder Materie... Zu dem Raum-Gesetz der Materie gesellt sich imlogischen Aufbau des Alls das formende, darum findet Vernunft, indas Innere blickend, eins an das andere geschlossen. Als formendesPrinzip uns zugrunde liegend, entwickelt das Quadrat es zum Leben.Die vernünftige Reflexion findet den K e g e l s c h n i t t , die Ellipse,Hyperbel als Funktion des Quadrates. Nach ihm bewegen sich dieGestirne, nach ihm bewegt sich unser Blut, und das Blut baut denKörper nach ihm auf. 'Das Blut sieht und errichtet den Leib', ist einealte Weisheit. Das Blut ist die Substanz in uns. Sie erbaut, wie in derForm des Quadrates, so im Kegelschnitt, den Leib."Die Rückbesinnung auf die germanische Esoterik, von derÜberlieferung der Edda bis zur Bauhüttentradition und derErkenntnis "Das Got geometrisiert", wird fortan in den Schriften PerytShous zunehmend deutlicher hervortreten und mit Elementen derägyptischen und indo-arischen Mysterien verknüpft. Karl Heise,selbst ein Anhänger des Armanismus, dessen geistiger Weg vomZüricher Zweig des Mazdaznan über Rudolf Steiner zur List-Gesellschaft führte, griff diesen Ansatz auf und veröffentlichte 1921im Berliner Linser-Verlag seine entsprechend geprägte Studie"Parsifal. Ein Bühnenweih-Festspiel Richard Wagners in okkult-esoterischer Bedeutung", worin er sich wiederholt auf Peryt Shou,speziell dessen Lesart vom Parsifal als "Öffner des geistigen Auges"bezieht, die sich lautsymbolisch ("Pir-uz-hoar", "Per-uz-hvar") ausdem ägyptischen "Uz-hvar"-Motiv22 ableiten läßt, worauf Peryt Shoubereits 1915 in einem zweiteiligen Beitrag für das "Zentralblatt"

22 Neuere Quellen benennen das "Horus-Auge" als Symbol der Gesundung mit"udjat". Auch diese Lesart der ägyptischen Hieroglyphen verweist im Anklang an dasbereits angedeutete "Djet"-Motiv auf den nämlichen Zusammenhang – die Genesungam Logos. In diesem Sinne ist "Parsifal" auch weniger Individual- als Gattungsname,der die Menschen bezeichnet, die in bestimmter Art nach höherer Erkenntnis undinnerer Entwicklung streben und die Spaltung Luci/fers überwinden...

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hingewiesen hatte.23 Es handele sich dabei um das geistige "Ich-bin"-Organ des Menschen, dem symbolisch die Epiphyse als Sitzdes "Substanz-Sehvermögens", des "tiefinnerlichen Auges" ent-spreche. Erinnert sei in diesem Zusammenhang kurz daran, daß"Substanz" nach Spinoza dasjenige bezeichnet, "was in sich ist unddurch sich (per se) begriffen wird".Als detailliertes Lehrbuch zur Wiedererweckung und Entwicklungdieses "Uz-hvar"-Organs, dessen negative Aspekte der "Ich-Heit" diealten Gnostiker mit dem Begriff "Lucifer" (Uz-hver) auszudrückenwußten, interpretiert Peryt Shou das "Totenbuch" der Ägypter."Siehe, ich hänge am heiligen Baum", heißt es in seinem 64. Kapitelin auffallender Entsprechung zum Hang des ebenfalls "einäugigen"und durch das Christentum "verteufelten" Wuotan der Germanen.Der Mensch entspreche symbolisch mit seiner Wirbelsäule, seinenRippen und Blutgefäßen selbst dem Bild eines Baumes, lehrt PerytShou und führt aus: "Der Baum, von dem der Mensch kommt, soauch Wuotan, der vom Baume herabfällt, ist das Geheimnis der Ur-Menschen, das den Wissenden der alten Zeit sehr wohl bekanntwar, das sie aber mit symbolischen Namen belegten."Eine Zusammenfassung seiner Studien zu den ägyptischenMysterien erscheint 1920 unter dem Titel "Geheimlehre desTotenbuchs" im Linser-Verlag.24 Mit diesem und der im September1920 aus dem Umfeld der Verlagszeitschrift "Psyche"hervorgegangenen "Gesellschaft für Psychische Forschung"erscheint das Wirken Peryt Shous in den folgenden Jahren engverknüpft. 1921 folgen vier weitere Ausgaben seiner Schriften imLinser-Verlag. Neben der zweiten, erweiterten Auflage der"Geheimlehre des Totenbuchs" erscheint mit "Schauungen. Der FallPotsdams und die kommenden Ereignisse im Lichte urarischerProphezeiungen" ein seherischer Versuch im Geiste der eddischenGesichte, der die Mahnung enthält, daß "in den kommendenStrömen" versinken müsse, wer zum "Gottesbrunnen urströmender'Substanz', zum höchsten Ort im geistigen All" nicht zurückfinde.Unter dem Titel "INRI" veröffentlicht Peryt Shou im Oktober 1921außerdem eine Abhandlung "Über den wirklichen Ursprung desChristentums", in welcher der Autor erneut auch die Notwendigkeitandeutet, "das alte Sonnenkreuz, die Swastika" in verschiedenen

23 Vgl. Peryt Shou, Das Totenbuch, in: Zentralblatt für Okkultismus, Jg. 8 (1914/15),

H. 10 u. 11, S. 578 ff u. 613 ff24 Peryt Shou stützt sich bei seinen Studien zum "Totenbuch" neben Pierret und

Etudes vor allem auf die Übertragung Navilles.

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Haltungen "zu verkörpern" um zu höheren Erkenntnissen desZusammenhangs des Menschen mit der "Weltsubstanz" zugelangen.25

Besonders hervorzuheben unter den Veröffentlichungen des Jahres1921 ist schließlich das Buch "Kwa-Non-Seh. Die Welt-Religion desNeu-Buddhismus und die abendländischen Geistesströmungen", dasals eines der Hauptwerke Peryt Shous gelten darf. Ausgehend vonder Schilderung des Prometheus als der Symbolgestalt unsererKultur und der Deutung der Zahl "666" als Schlüssel der "Sphinx"sowie unter Verweis auf die Himmlische Polarität, wie sie sichgemäß der Astro-Logos-Lehre im Widerstreit der beiden"Hauptsterne unseres Zeitalters", Aldebaran und Antares, als Kampfzwischen Gott- und Tiermenschentum auslebe, stellt Peryt Shou in"Kwa-Non-Seh" die Forderung einer Verwurzelung des Glaubens inder "Metaphysik des Willens" auf. Den "Neu-Buddhisten" – die sichanschickten, den Weg zur neuen Rasse zu beschreiten – kommedabei die Aufgabe zu, sich als "Antennen des Allwissens" in denSchwingungen dieses Willens als geistige Einheit einzuordnen; wassich nicht füge, sei zur Auflösung bestimmt. Das Umschlagmotiv derVeröffentlichung zeigt Peryt Shous Vision eines neubuddhistischenTempels, dessen Portal von zwei "Greifen", der "Widder-Sphinx" unddem "geflügelten Löwen" bewacht wird. Nackt sucht der Adept dieStufen hinaufzusteigen bis zu jenem Licht, das unmittelbar vor demEingang zur Erkenntnis leuchtet. Er muß wissen, daß ihn die"Sphinxen-Greife" buchstäblich "ergreifen" werden, bis er im "Kampfum das Paradies" das Losungswort, den Logos erfaßt hat, der denEintritt in die höheren Welt gewährt.26

Die "Gesellschaft für Psychische Forschung" tritt öffentlich vor allemals Veranstalter von Vortragsabenden mit astrologischer undallgemein okkulter Thematik in Erscheinung. Im September 1921 hältdie "Psyche" in einem knappen Rechenschaftsbericht fest: "DieGesellschaft zählt heute zirka 300 Mitglieder. Über 50 öffentlicheVorträge, acht Experimental-Abende sowie drei Mitglieder-versammlungen fanden statt. Es konnten sieben Kurse überAstrologie, - Entwicklung okkulter Kräfte, - Hypnose, Suggestion undErziehung abgehalten werden, die von 120 Teilnehmern besucht

25 In dieser Schrift finden sich auch Anmerkungen zur "babylonischen Urwolke

Anunaki", die eine interessante Ergänzung zu den von Sitchin und Co. propagiertenTheorien um "Reptiloiden" und eine von Außerirdischen durch Gen-Experimentegezüchtete Erdenmenschheit darstellen...

26 Vgl. hierzu auch Peryt Shous Beitrag für den Ebertin-Kalender 1936.

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wurden. Auf diese Weise war es möglich, eine stattliche Hilfstruppezum Abwehrkampf gegen die materialistische Weltanschauung zubilden."27 Am 29. September 1922 wurde Peryt Shou auf derJahreshauptversammlung der "Gesellschaft für PsychischeForschung" zum "Ersten Vorsitzenden" gewählt.Zuvor bereits hatte er sich auch schriftstellerisch in vorzüglicheFrontstellung gegen die "vier logischen Grundirrtümer dermaterialistisch-monistischen Weltauffassung" gebracht. Mitentsprechendem Untertitel erschien 1922 sein Buch "Die Kette desgroßen Wollens" als erster Band der Reihe "WerdendeWissenschaft" des Berliner Pyramiden-Verlags; ein Werk übrigens,das einen hervorragenden Einstieg in die Denkungsart undpraktische Logistik Peryt Shous erlaubt, indem es systematischer,auf jeden Fall für den Anfänger überschaubarer strukturiert erscheintals viele andere Schriften des Autors – und eine Auswahlgrundlegender Übungen enthält, die sich sonst recht ungeordnet imsehr umfangreichen Schrifttum Peryt Shous verteilt finden.28

Nach der Benennung der logischen Irrtümer und Entgleisungen dermaterialistischen Weltanschauung folgt 1923 die Enthüllung ihrergeistig-astralen Ursachen im vierten, "Medusa – der DämonEuropas" betitelten Band der "Werdenden Wissenschaft", dem sichmit "Deutschlands Zukunft im Gesetz kosmologischer Entwicklung"29

noch im gleichen Jahr ein weiterer anschließt, in dem Peryt Shou diedornenreichen Pfade und schicksalsmächtig unvermeidbarenKämpfe beschreibt, die bestehen muß, wer im Strom der Zeit nichtuntergehen, sich dem lähmenden Einfluß der "Medusa" entziehenwill.Entscheidend ist auch hierbei das Wissen um die "Substanz" derDinge. Es ging verloren, weil Natur- und Geisteswissenschaft dieursprüngliche Einheit ihres Denkens aufgaben. Noch heute fehlt den

27 Vgl. Psyche, Jg. 5 (1920/21), H. 12, S. 412 f28 Wie die meisten schöpferischen Menschen war auch Peryt Shou kein

Systematiker. Hierin liegt jedoch auch ein besonderer Vorzug, worauf schon HerbertFritsche hingewiesen hat. Denn der Suchende kann so leichter und "wie von selbst"den ihm gemäßen Einstieg finden und mit seiner Schulung dort beginnen, wo etwas inihm mitschwingt – um am Ende doch auf jenes Portal zu treffen, das ohnehin nur zudurchschreiten vermag, wessen Stunde gekommen ist...

29 Viele der darin enthaltenen Erläuterungen zur einschlägigen prophetischenLiteratur der Zeit sind heute noch mit Gewinn zu lesen, nicht zuletzt auch die auf S.169 der Schrift gemachten Andeutungen zur Bedeutung des "20. April" inVergangenheit und Gegenwart – ein Datum, das wir gerade im aktuellen Weltkampfums "schwarze Gold", der jederzeit zum Endkampf werden kann, wie schonNostradamus kündete, im Auge behalten sollten...

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Materievorstellungen darum zumeist der transzendente Hintergrund.Die Entdeckung der radioaktiven Phänomene führte zwischenzeitlichjedoch immerhin zu einer Erneuerung des Begriffs von der "Energie",der für die Wissenschaft längst die Grundform des Weltstoffesdarstellt. Materie erscheint heute als "Behältnis" einer konzentriertenKraft. Die bloße Aneinanderreihung von Atomen erzeugt noch keineMaterie – was sie zusammenballt, ist jene für denMenschenverstand häufig genug befremdliche, geheimnisvolle"Allanziehungskraft", die Höheres andeutet und von Peryt Shou imSinne des deutschen Theologen Friedrich Schleiermacher als"Liebe" bezeichnet wird.Offenbar unter dem Eindruck der Weimarer Dekadenz öffnete sichPeryt Shou Anfang der 20er Jahre zunehmend "ariosophischen"Einflüssen, vor allem der von Jörg Lanz v. Liebenfels propagiertenErkenntnis, daß der Begriff des "Men-schentiers" oder"Tiermenschen" durchaus nicht ausschließlich symbolisch alsallgemeiner Hinweis auf "Leidenschaften", "Triebe" bzw."Bedürfnisse" des "Astralleibs", also "metaphorisch" zu verstehensei, wie dies etwa bereits 1906 im Rahmen der "Luzifer-Gnosis" vonRudolf Steiner in expliziter Abgrenzung gegen die Ariosophiebehauptet wurde und seitdem als feststehender "Lehrsatz" deranthroposophisch geprägten Geisteswissenschaft sowie aller"psychologisierenden" Spielarten der "Selbsterfahrungs-Esoterik"gepflegt wird.Peryt Shou dagegen beruft sich gerade in den beiden letztgenanntenSchriften "Medusa" und "Deutschlands Zukunft" in seiner Kritik desvon der Wissenschaft verherrlichten "entwickelten Triebmenschen"der Gegenwart explizit auf Lanz v. Liebenfels. Der wirkliche, derWeltseele entsprungene Mensch sei gleichsam devolutionärerloschen und durch den "Sündenfall" im Materialismus ver- und zumÄffling herabgesunken – zu jener Art "Mensch", die Peryt Shou mitNietzsche "zu überwinden trachtet".In der "Medusa" erläutert Peryt Shou den Zusammenhang unterausdrücklicher Bezugnahme auf die von Lanz v. Liebenfels bereits1906/07 im Rahmen der Neuen Metaphysischen Rundschauveröffentlichten "Bibel-Dokumente" wie folgt: "Organisch empfindetsich der höhere, materiell der niedere Mensch. Organisch webt anuns der Allgedanke an der 'Spindel der Notwendigkeit', die Plato im'Staat' am Himmel nach einem Bilde antiker Mysterien aufgehängtsieht. In uns allen ist diese 'Spindel', die freilich einmal uns zumVerhängnis wurde, uns 'stach', wie das Dornröschen im Märchen.

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Seitdem versank die höhere, die Weltallseele, das Weltallauge inuns in Schlaf. Ein falscher Eingriff in kosmische Gesetze, ein Eingriffdes stolzen, selbsterwachten Menschen hat uns getrennt von demGeheimnis des großen Webstuhls dort oben und so die 'Lichtgeburt'in ... 'Affengeburt' verkehrt. Der feine Faden zwischen den Herzen,an dem die Weltseele das lichte strahlende Gewand des erstenMenschen wob, ist zerrissen. Ein tierisches Haarkleid zog sich derNicht-mehr-Strahlende an, sich mit verblendetem wissenschaftlichenStolz rühmend seines 'Falles' und seiner Beziehung zu dem'scharlachfarbenen Tier' (Offenbarung 17)."30 – Von den resul-tierenden karmischen Belastungen für die Menschheitsentwicklungsowie den Möglichkeiten einer "Wiedergeburt aus dem Kosmos"handelt die ebenfalls 1923 veröffentlichte Schrift "Weltseele undMensch", in der – auffällig genug – wiederum auf Lanz v. Liebenfels,speziell dessen "Theozoologie" verwiesen wird.Daß sich Peryt Shou über die zu erwartenden Verluste durchaus imklaren war, die jeder Versuch der "Notwende" zur Neugeburt desMenschen aus der Weltseele zwangsläufig mit sich bringen muß,beweist seine vom Oktober 1923 bis Februar 1924 in der "Psyche"veröffentlichte Artikelfolge "Die große Verwandlung", in welcher u.a.vom "Ende des Menschengeschlechts durch Selbstzersetzung inMoral und Kultur" sowie vom "Kampf zweier Welt-Geschlechter aufunserm Planeten" und dem "dritten großen Reich desGeheimnisses" die Rede ist. Den kosmischen Hintergrund diesesGeschehens erblickte Peryt Shou in einem vernichtendenkosmischen Strom, dessen Schleusen die Conjunctio magna Saturn-Jupiter im September 1921 eröffnet und damit einen "Bach derVernichtung" über die "Menschheit" entfesselt habe: "All die Phrasender 'Humanität', die in den letzten Jahrzehnten vermischt mit demGift raffiniertester Machtpolitik den Völkern des Westens präsentiertwurden, sind der letzte klingende Hohn auf alles Menschentum. Mages gestochen von der astralen Tarantel, infiltriert mit demkosmischen Gift der Auflösung (...), noch einige Zeit seineLebensspanne hindehnen, das Ende seines Zusammenbruchs istunvermeidlich. Und sicher ist es gut so! Tanze deinen letztenFreudentanz, Menschheit, du kommst durch Trauern deinem Zielnicht näher... Du selbst wirst Gott wiedergebären!"31

30 Peryt Shou, Medusa – der Dämon Europas, S. 1931 Das astrale Motiv der "kosmischen Spinne" hatte Peryt Shou bereits im

September 1921 unter der Überschrift "Die Vernichtung der Menschheit" rechteindringlich in einem Aufsatz für die "Magischen Blätter"(Jg.2,H.9,S.272ff) angedeutet.

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Wichtige Waffen für die bevorstehenden Kämpfe hatte Peryt Shouden Lichtfähigen bereits 1922 in Gestalt seiner Schriften "PraktischerMantram-Kursus" sowie vor allem "Die 'Edda' als Schlüssel deskommenden Weltalters"32 zur Verfügung gestellt. In dieserbahnbrechenden Veröffentlichung erfahren wir, wie der Körper desMenschen in einen "Empfangsapparat" kosmischer Schwingungenverwandelt und aus dem Hang am morschen Kreuze desherrschenden Materialismus befreit werden kann. BesondereBedeutung kommt dabei dem Mysterium des an der Not-Runeerwachenden Wuotan und dem detailliert beschriebenen "Ritual derneunten Nacht" zu, dessen Funktion Peryt Shou so zusammenfaßt:"Das geschilderte Ritual behandeln u.a. auch die Ägypter in ihrenheiligen Schriften, es war das grundlegende Ritual der Hermes-Brüderschaft. 'Die Sonne geht auf im Grabe des Gottes' heißt esdort; die Nervensonne entzündet sich im materiellen Leib undbeginnt zu leuchten... So geht auch Odin zu Mimir, er findet dasGeistauge in seinem Leib. Ein anderes, ein Gott-Auge, wohnt inseiner Stirn... Aber Mimir ist Hüter eines Geheimnisses, das älter istals die Götter, es gehört einem vor-göttlichen Geschlecht von Natur-Geistwesen an. (Odin) muß redend mit ihm Weisheitsrunentauschen, Runen der Notwendigkeit, die bleiben werden, wenn auchdie Götter vergehen. So findet er die erste aller Runen amWeisheitsbrunnen Mimirs. An ihn traten auch wir, was wir vollzogen,war das Hineinschauen in ein allsehendes Auge in uns selbst, in einverborgenes Sonnenauge, war ein Sprechen mit diesem (...), einStammeln uralter Geheimnisse..."Rudolf Mund erläutert die entsprechenden Zusammenhänge gemäßder irminischen Überlieferung im Rahmen seiner "Fragmente einerverschollenen Religion" wie folgt: "Feinstoffe sind Ausscheidungendes Alls, das Alles und somit auch die Welt durchdringt, die Erde unddie Atmosphäre. Es handelt sich also darum, Wissen undFähigkeiten für die Gewinnung von Feinstoffen aus Erde, Wasser,Luft und Feuer zu erlangen, damit alle Feinstoffnot ein Ende hätte.Einmal auf diesem Forschungsweg begriffen, fand Hjalmar (derJüngere) das Meisterwort 'Mimir' und die dazu nötige Man-Runen-stellung um der Atmosphäre Feinstoff entnehmen zu können. Er sogsie mit den Handflächen auf, leitete sie zum Sonnengeflecht,

32 Im März 2003 erschien eine erweiterte und kommentierte Neuausgabe dieses

Werks als Privatdruck im Rahmen der Edition Schattenhold, c/o LOKI, Postfach241321, 04333 Leipzig. Email: [email protected]

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reicherte dieses damit an und ließ sie in der bekannten 8 im Körperkreisen. Durch Hebung der Augenbrauen und Lenkung desSehstrahldruckes gegen das Wotansauge (Zirbel) ... erzielte er diegewünschte Feinstoffanreicherung und damit die erhöhte Fähigkeitzur Willenskristalltechnik. Der verdienstvolle Peryt Shou hatwiederholt auf diese Techniken hingewiesen..." – und detaillierteAnweisungen gegeben, wie sich der Mensch gleichsam als Anten-nenkreuz zum Empfang kosmischer Ur-Schwingungen entfalten und"ein-stellen" kann, um wieder "den Ton des Blutes zu erlauschen"!33

Daß entsprechende Praktiken zur Ausbildung eines neuenNervenzentrums beim Übenden not-wendig zur Auslöschungaltgewohnter Schwingungsmuster führen, was häufig genug alsKrise erfahren wird und durchlebt werden muß, versteht sich vonselbst. Durchaus können Unberufene daran auch zerbrechen. DieUnbekümmertheit, mit der Peryt Shou dieses alte Arkanwissen ingroßer Offenheit darlegt und erläutert, mag darum zunächstüberraschen. Aber wie meinte schon Oscar A. H. Schmitz in seinerStudie zum "Geist der Astrologie" aus dem Jahr 1922: "Es handeltsich nicht länger darum, die Menschheit zu retten, sondern vor derMenschheit zu retten, und das ist es wohl, was heute einigeErkennende treibt, Geheimstes, von früheren Wissenden höchstensAngedeutetes laut und zum ersten Mal in klarer Sprache aus-zusprechen, auf die Gefahr hin, daß die Unberufenen an dem ihnengefährlichen Wissen zerbrechen. Ja, es scheint auf deren schnelleZerstörung abgesehen. Ihre eigene Niedrigkeit und Verblendungvollzieht selber das Gericht. Sie haben die Schönheit zerstört, nunstürzen sie sich auf die Erkenntnis, aber deren zugängliche,begriffliche Formen, niedergelegt in zahllosen heiligen und profanenBüchern, sind ja nicht die Sache selbst, sondern nur Zeichen, dieallein in den Auserwählten das in ihnen Vorhandene, aber nochSchlummernde, durch Erhebung ins Bewußtsein wirksam machenkönnen. Es soll keine Tempelgeheimnisse mehr geben, alle Worteund Begriffe sind dem Gleichheit fordernden Pöbel ohne Bedenkenauszuliefern, damit er an ihnen umkomme." – Diese ernsten Wortescheinen durchaus am Platze in einer Veröffentlichung wie dervorliegenden, die den ein oder anderen aus schierer Neugier dazu

33 Es ist dies überaus machtvolle Resonanzgeheimnis des "Blut-Krist-Alls", das für

jenen "Ton von oben" empfänglich stimmt, den die Abgefallenen nicht mehr zuvernehmen vermögen – Zusammenhänge, die auch in den Werken Miguel Serranosanklingen, dessen "Runa-Man"-Lehre wesentlich Peryt Shous Schlüsselhinweisen zur"Edda" entlehnt wurde.

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verleiten könnte, sich im Sinne Peryt Shous zum Empfängerkosmischer Wellen zu stimmen, die ihm gar nicht entsprechen.Im Rahmen der "publizistischen Offensive" der frühen 20er Jahrefolgte 1923/24 nach erweiterten bzw. überarbeiteten Neuauflagender "Heilkräfte des Logos" sowie des "Verkehrs mit Wesen höhererWelten"34 unter dem Titel "Yoga als Weg zur ewigen Jugend" nochjene Schrift, die Alfred Strauß im Rahmen seiner "TheurgischenHeilmethoden" als Peryt Shous wohl reifstes Werk bezeichnete, dasvon tiefem inneren Erleben zeuge und auch dem Intellektuellen eineklare Vorstellung der Logosströme ermögliche sowie eineTerminologie enthalte, die allgemein angenommen zu werdenverdiene.In den folgenden Jahren trat Peryt Shou verstärkt als Vor-tragsreisender in Erscheinung, dem es offenbar immer wiedergelang, seine Zuhörerschaft nachhaltig zu beeindrucken. Ein Berichtzu zwei Vorträgen Peryt Shous am 17. und 20. November 1924 inStuttgart etwa, abgedruckt in der vom Runenforscher FriedrichBernhard Marby herausgegebenen Zeitschrift "Der eigene Weg",schließt mit den Worten: "Die Ausführungen des in Stuttgarthochgeschätzten Redners fanden reichen, herzlichen Beifall. PerytShou, mag man ihn 'von exakt-wissenschaftlicher', d.h. unbelehrbarmaterialistischer Seite ablehnen: diese Schärfe kosmologischerEntwicklung und eigenwilliger Problemstellung muß das Ergebniseiner ungemein tiefschauenden Persönlichkeit sein."35

Aber auch distanzierteren Geistern nötigte der Vortragende Respektab, was die kritische Würdigung Peryt Shous im "Grazer Volksblatt"vom 6.12.1925 belegen mag, dem wohl kaum besondere okkulteNeigungen nachgesagt werden können. In einem längeren BerichtDr. Alfons Tockners unter der Überschrift "Sternenrhythmus undWeltgeschehen. Zu den Vorträgen von Peryt Shou" heißt es u.a.:"Ein hoher, hagerer, bejahrter Mann tritt aufs Podium und spricht in

34 Hier findet sich auch jenes Konzept der "Verjochung" näher erläutert, das

gnostische Systeme unter dem Begriff der "Syzygie" fassen. (Vgl. Bhagavadgita VI,18: "Wer im Tun das Nicht-Tun kann erscheinen lassen und im Nicht-Tun das Tun, derist der Weise unter den Menschen, ein Angejochter und ein Voll-Werk-Vollbringer.")

35 Vgl. Der eigene Weg, Jg. 2, F. 12 (Dez. 1924, S. 104). – Marby achtete PerytShou, den er persönlich kannte, sehr, legte jedoch größten Wert auf die Feststellung,daß dessen "praktische Logistik" nichts mit seinem System der Runen-Übungengemein habe, was er sogar gerichtlich festgestellt wissen wollte... (Vgl. den Anhangzu: F. B. Marby, Astrologische Namensdeutung, Spieth-Verlag Berlin 1996, S. 211) –Allerdings kündet auch Peryt Shou von der "Erweckung des Mysten" durch"Selbstversenkung in die Ich-Rune" – so etwa in der zweiten Auflage seiner "Sexual-Mysterien" (S. 43).

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ruhigem, festen und ernsten Tone, dem man anmerkt, daß es sichihm um etwas bedeutsames handelt und daß er dabei nichts für sich,sondern alles nur für die Sache will. Der Vortragende führt inBehandlung seines Themas auf Gebiete, denen gegenüber man sichsonst mit einem Kopfschütteln und abwehrender Bewegung zuverwahren pflegt. Da er aber die alten Sterndeutungslehrendurchaus nicht unkritisch als absolute Wahrheiten hinstellt und erseine Ausführungen überdies in einen bedeutungsvolleren Rahmenstellt, zwang er seine Zuhörer zu aufmerksamem Interesse (...) Magman auch seiner Sterndeutungslehre und seiner Einschätzung derSternstrahlung (...) nicht folgen, seine Grundtendenzen nachreligiöser Erhebung und Gesundung wird man bestens befürwortenmüssen. Diese vollkommen lautere, hochaktive Führerpersönlichkeitwird denn auch jedem, der sich von dessen großem, guten Wollenüberzeugen konnte, in bester Erinnerung bleiben."Von Graz aus, wo er Anfang Dezember 1925 Station gemacht hatte,zog es Peryt Shou weiter in den Süden, nach Rom, wo er dieKallisthus-Katakomben und das Lateranmuseum besichtigt. Dabeistößt er wiederholt auf das Symbol des "Tabernakels", das PerytShou im Rahmen seiner Übungsanleitungen immer wieder als das"Geheimnis der Hütte" und Organon des Zusammenhangs zwischenMensch und Weltsubstanz anspricht, das schon Jesus gelehrt habe(Vgl. Matth. 17, 5-9). Seine Entdeckung, daß auch die frühenChristen um dieses mit den Mysterien des Blutes in Verbindungstehende Symbol wußten, kommt für Peryt Shou als Bestätigungeiner lang gehegten Vermutung einem Erweckungserlebnis gleich,das er in seinem Aufsatz "Das Geheimnis der Katakomben. Wie ichdie Wiederkunft Christi erlebte" beschreibt, der im Juli 1926 in der"Psyche"36 zum Abdruck kommt. Eine ausführlichere Darstellungseiner diesbezüglichen Findungen und Ableitungen erscheint wenigspäter als "Neugeist-Schrift" im Verlag Johannes Baum37 unter demTitel "Wie und wann kommt Christus wieder? Enthüllungen ausrömischen Katakomben. Die Christus-Bewegung in Indien undTibet".Mit dem deutschen Zweig der ursprünglich amerikanischen "NewThought"-Bewegung, die unter dem Schlagwort "Neugeist" aufgrundihres zunächst stark auf "Lebenshilfe" ("Think positive!")ausgerichteten Programms im Deutschland der 20er Jahre großenZulauf hatte, war Peryt Shou durch Brandler-Pracht in Berührung

36 Psyche, Jg. 10 (1926), H. 1037 Im Rahmen der Reihe: "Bücher der 'Weißen Fahne'"

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gekommen. Vorträge über die von Emile Coué entwickelte und vonder Neugeist-Bewegung propagierte Methode der "Autosuggestion"zur "Selbstbemeisterung" des Schicksals, gehörten ab 1924/25 zuPeryt Shous "Repertoire" und brachten nicht selten eine größereZuhörerschaft und damit auch bessere Einnahmen, als dessen fürDurchschnittsmenschen weit weniger leicht faßliche Logos-Übungenoder gar sakral-astrologischen Anschauungen, die in"spezialisierteren" Kreisen nichtsdestotrotz mit wachsendemInteresse diskutiert und seit Mitte der 20er Jahre zunehmend auchvon etablierten Autoren geheimwissenschaftlicher Literaturaufgegriffen und weiterempfohlen wurden: Ernst Tristan Kurtzahnetwa bezieht sich in seiner kleinen aber gewichten Studie über dieLehren der Gnostiker38 wiederholt auf die "ganz ungemeinbedeutenden Werke von Peryt Shou". Alfred Strauß empfiehlt die"Methode Peryt Shous" zur "Erregung der Lebensströme desWortes" in seinen "Theurgischen Heilmethoden."39 Der von G. W.Surya 1927 im Rahmen des Gesamtwerks "Okkulte Medizin"herausgegebene Band zu "Sympathie und Mumia"40 verdankt PerytShou, namentlich dessen Erläuterungen zu den "Heilkräften des Lo-gos", viel. Verschiedene Elemente seiner Mantra-Praxis übernahmum 1930 auch der Münchner Arzt Johannes Ludwig Schmitt in denÜbungsteil seines "Hohelied des Atems"41. Und der verdienstvolleAstrologe und Strahlenforscher A. Frank Glahn schließlich empfahlseinen Lesern, sich beim Versuch der Einfühlung und Versenkung inein Horoskop an dem vorbildlichen "Sternfühler" Peryt Shou undseinen Schriften zu orientieren.42

Durch sein Engagement im Rahmen der Neugeist-Bewegung,steigerte Peryt Shou seine Bekanntheit noch. Daß er sich in diesemneuen Umfeld geistig nicht nur einigermaßen wohl, sondern offenbarsogar heimisch fühlte, belegen drei kleinere selbständige Schriften,in denen er selbst als "Neugeist-Propagandist" in Erscheinung tritt.Sie erscheinen in der Reihe der "Neugeistbücher" des Verlags

38 Vgl. E. Tristan Kurtzahn, Die Gnostiker oder: Die unsichtbare Kirche, Bad

Schmiedeberg - Leipzig 1925, S. 79 f, 125, 12839 Vgl. Alfred Strauß, Theurgischen Heilmethoden. Heilung durch Gebete,

kabbalistische Zeichen und Kraft der Worte, Berlin 1925, S. 178 f40 Vgl. E. W. Clarence/G. W. Surya, Sympathie und Mumia – Band XII der

Sammlung "Okkulte Medizin", Berlin 1927, S. XI, 101, 188, 211 ff, 255, 31641 Vgl. Dr. med. Johannes Ludwig Schmitt, Das Hohelied vom Atem, Augsburg o. J.

(um 1930), S. 286 ff u.a.42 Vgl. A. Frank Glahn, Erklärung und systematische Deutung des Ge-

burtshoroskops, Memmingen 1930 (dritte, verbesserte und vermehrte Auflage),S.278 f

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Johannes Baum43. Auch der "Weißen Fahne", der Zeitschrift desdeutschen Zweigs der Neugeist-Bewegung, wird Peryt Shou fortaneine Vielzahl von Beiträgen zum Abdruck zur Verfügung stellen.Von diesen Artikeln abgesehen tritt Peryt Shou in den späten 20erJahren publizistisch zunehmend weniger in Erscheinung. Dies dürftesich zum Teil auch durch verstärkte Reiseaktivitäten erklären, die ihnu.a. nach Ägypten führen, das Land, in dem er schon früh dieeigenen Wurzeln sowie den geistigen Ursprung des "wahren"Christentums sowie der echten Rosenkreuzer erahnte. Im August1927 erreicht er Gizeh und die Sphinx. Seine Eindrücke hält erschriftlich fest, um sie mit der Leserschaft der "Weißen Fahne" zuteilen:"Wenn man, die Stadt moderner Menschen, Kairo, verlassend,entlang wandert am alten Nil ... hinaus in die Wüste, und dann rastetunter dem ehernen Bilde, das hier Wache hält vor Einsamkeit undSchweigen der unermeßlichen Weite, dann ist es einem, als ob derruhende Löwen-Mann, Sphinx genannt, Leben gewinnt. Ein Fluidumvon gebändigter Kraft, von 'Urwissen' geht auf den Schauendenüber. So redet nicht eine alte, sondern ewig jugendliche Seele derMenschheit... 'Hju' nannten dich die alten Ägypter. Das ist der'ju'belnde Ruf des Lichtes im Erwachen zu ihm. 'Hiu-Fu' (Chufu,Cheops) war es, der nach einer Inschrift dich zuerst zu meißelnbegann aus einem erdgewachsenen Felsen. 'Ju-ve' hießen dichdann später die Wanderer nach Latium, die Etrusker, und Jahvenannte dich Moses, den du inspiriertest. Du bist die ewige Kraft,ruhend in Stille und Schweigen und doch löwenbeleibt, vollelastischer Jugendlichkeit und mit leuchtender Strahlen-Mähnegleich der Sonne! Du hältst Wache am Beginn der Menschheit. Wieder Cherub, der an den vier Enden des Himmels wacht, ruhst auchdu geheimnisvoll vor unserer Zeit und seinem Zeichen, dem'Wasser-Mann'. Er ist ein Cherubs-Zeichen, er ist dein Zeichen!Stehe auf, ruhender Löwe, göttlicher Sonnen-Wille, der alles in sichversiegelt. Die Menschheit irrt, nicht mehr dich sondern sichbewundernd in ihren Werken, einem neuen Abgrund zu. Brich deinSchweigen, ewiger Urwille, steh auf und rede!"44

Auf der Rückkreise macht Peryt Shou in Österreich Station – bei

43 "Das Mantram und die Vokalatmung" (1927), "Esoterik der Neugeist-Symbole"

(1928) und "Der Ruf des neuen Geistes. Kraftgewinnung durch Harmonie mit demKosmos" (1932)

44 Peryt Shou, Sphinx und Neugeist, in: Die Weiße Fahne, Jg. 8 (1927), H. 10

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Hans Sterneder (1889-1981) in Gloggnitz am Semmering.45DasInteresse an den Geheimnissen Ägyptens und den altenAstralmythen verbindet beide Männer, die sich gegenseitig mit ihrenIdeen und Erkenntnissen befruchteten. Wer mit SternedersLebenswerk "Der Schlüssel zum Tierkreisgeheimnis undMenschenleben" eines der bis heute tiefgehendstendeutschsprachigen Werke zur Astrosophie studiert, in dem dieLösung des "Sphinx"-Geheimnisses eine so entscheidende Rollespielt, und mit Peryt Shous Gedankenwelt vertraut ist, wird mancheGemeinsamkeit feststellen, nach einiger Zeit vielleicht sogar zuspüren vermeinen, an welchen Stellen die Gedanken und Ideen desjeweils anderen zu einer Erweiterung der eigenen Begriffe führten.46

Wichtige Impulse spendete Peryt Shou spätestens seit Ende der20er Jahre auch jenem Kreis von Edda-Forschern, die sich umRudolf John Gorsleben (1883-1930) und Werner v. Bülow (1870-1947) scharten, darunter auch Karl Maria Wiligut (1866-1946) alsKünder der umstrittenen Halgarita-Überlieferung sowie derenwichtigste Interpreten in Gestalt von Emil Rüdiger (1885-1952) undFriedrich Teltscher (1871-1949). So zeigt die im Rahmen desInnsbrucker Kreises von Rüdiger gepflegte Körperarbeit zum Teilbemerkenswerte Übereinstimmungen mit den von Peryt Shougelehrten Übungen, vor allem jener kultische Akt des "Sich-in-die-8-stellens", den Rüdiger in seinen Ausführungen zu dem am 30. Mai1928 von Wiligut erhaltenen Halgarita-Spruch 1818 beschreibt,47

45 In Sterneders Tagebuch, publiziert unter dem Titel "Sommer im Dorf" (Leipzig

1930) findet sich dazu auf S. 346 folgender Eintrag: "Festtag! Peryt Shou ist zuBesuch gekommen! Er kehrt eben aus Ägypten zurück, wo er tief eintauchte in denwehenden Geist der Atlantier. Es ist fabelhaft, was die Seele dieses Mannes aus demGeistgut des verschollenen Volkes gehoben hat. Es ist eine Freude, diesem in ganzDeutschland berühmten Forscher und begehrten, ausgezeichneten Rednerzuzuhören, dessen Feuergeist gewohnt ist, tief in die Zusammenhänge zwischenKosmos und Geschöpf einzudringen. Und der, wo immer er zu Menschen spricht, einganzes Füllhorn hohen, kosmischen Wissens und segensvoller Schätze seelischerLebenspraktiken ausschüttet. Und ich wollte, daß seine Schriften und Bücher, die zulesen ein ebenso hoher Gewinn wie Genuß ist, in viele Hände wanderten..."

46 In seinem Roman "Der einsame Weg des Klaus Einsiedel" (1933) wird sichSterneder offen zur Anschauung bekennen, daß "kein Laut von ungefähr im Wortesteht", daß die ganze Schöpfung auf Zahl und Laut gestellt und jedes Wort Ausdruckeines kosmischen Schwingungsgeschehens sei.

47 Vgl. die entsprechende Darstellung im Manuskriptdruck "Die Halgarita", hrsg. v.André Uebele, Oberer Zwerchweg 30, 55218 Ingelheim. Der Hintergrund dieserÜbung wurde in einem Beitrag der von Gorsleben begründeten und herausgegebenenZeitschrift "Hag-All" bereits 1930 erläutert; dieser weist zwar keine Autorenangabe

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wobei – zunächst – zwei Achterkreise des menschlichen Körpersunterschieden werden, die sich – wie von Peryt Shou gelehrt – in derHüftgegend schneiden.48 Unabhängig von dem vielleicht zweifel-haften Hinweis Rudolf Munds, daß Peryt Shou als gelegentlicherGast des esoterischen Zirkels um Baronin Thal(l)er in Wien49 bereitswesentlich früher auf Wiligut und Emil Rüdiger gestoßen sein könnte,darf wohl angenommen werden, daß er seinerseits auch spätestensim Umfeld der "Edda-Gesellschaft" bzw. durch deren Zeitschrift"Hag-All" mit Elementen der Irmin-Tradition nach Wiligut bzw.entsprechenden Ausarbeitungen des "Innsbrucker Kreises"konfrontiert wurde.50 So enthält der von Peryt Shou in "Hag-All"publizierte Aufsatz "Das Zeichen des Menschensohnes in derEdda"51 den eigentümlichen Begriff des "Wili-" bzw "Will-Christalls",der sowohl an die von Rüdiger und Teltscher aufgebrachte"Willenskristall-Lehre"52 als auch an die Auffassung des InnsbruckerKreises vom "kosmischen Krist-All" anzuklingen scheint.53

Daß Peryt Shou sich als "Privatgelehrter" zu dieser Zeit bereits eingewisses öffentliches Ansehen erworben hatte, unterstreicht dieAufnahme seiner Person in die vierte Ausgabe von "Kürschners

auf, enthält jedoch einen ausdrücklichen Hinweis auf Peryt Shou und wesentlicheElemente seiner Astro-Logos-Lehre – so auch den Gedanken, daß im Orion einastrales Abbild des wandernden Wotan der Germanen sowie dessen "kosmischesStrahlenauge" zu erkennen stünde. Vgl. Hag-All/All-Hag, 7. Jg. 1930 H. 7

48 Betrachtet man die von Rüdiger überlieferten Übungen genauer, speziell seinenach dem Zweiten Weltkrieg erfolgten, durch das Studium der Werke Albrecht Dürersangeregten Ausarbeitungen zu den "Körperräumen", wird man allerdings bemerken,daß er im Gegensatz zu Peryt Shou das aurische Schwingungsfeld der Füßeweitgehend "im dunkeln" läßt...

49 Vgl. Rudolf Mund, Der Rasputin Himmlers – Die Wiligut-Saga, Wien 1982, S. 2750 Zumal entsprechende Elemente der irminischen Überlieferung durchaus nicht erst

1934/35 in Gestalt der unter dem Pseudonym "Jarl Widar" erschienenen AufsätzeWiliguts in die von Gorsleben herausgegebene Zeitschrift der "Edda-Gesellschaft"Einzug hielten. Vgl. hierzu etwa Rüdigers Beitrag "Gorsleben und der InnsbruckerKreis" in Hag-All/All-Hag, 7. Jg. 1930 H. 9 oder die bereits 1926 in dem ebenfalls vonGorsleben herausgegebenen Blatt "Deutsche Freiheit" veröffentlichten Rüdiger-Aufsätze zu Themen, über die er sich mit Wiligut und Teltscher austauschte, wie "DerFlodstoff" und "Die alte Lehre von der Kristallschau" in "Deutsche Freiheit", 4. Jg.1926 H. 2 u. H. 8.

51 Hag-All/All-Hag, 7. Jg. 1930 H.652 Vgl. die Beiträge von Marie Thaller und Rüdiger Dürenberg (i.e. Emil Rüdiger) in

"Glahns Astrologischem Volkskalender" 1928 und 1929.53 Die Kristall-Lehre wurde – neben anderen Arbeitsergebnissen des "Innsbrucker

Kreises" – von Gorsleben in "Die Hoch-Zeit der Menschheit" (1930) aufgegriffen,wobei jedoch auch grundlegende rosenkreuzerische Überlieferung einfloß. Gorslebenselbst nennt Rüdiger und Teltscher wiederholt in seiner "Hoch-Zeit". Vgl. ebd. S. 136,287 u. 294.

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Deutschem Gelehrten-Kalender" (1931). Anfang 1932 kommt es zueinem Besuch Peryt Shous bei Aleister Crowley, der anläßlich einerAusstellung seiner Gemälde in Berlin weilte. Krumm-Heller hatte dasZusammentreffen arrangiert, das Crowley in seinem Tagebuch nuram Rande erwähnt: "K-H (Krumm-Heller) here with Peryt Shou."(Eintrag vom 11. Februar 1932). Von seiner Begegnung mit demberüchtigten englischen Magus berichtet Peryt Shou:"Er saß schwer, kahlköpfig und mit demonstrativer Behaglichkeit inder Sofaecke. Vor ihm auf dem Tisch, die seidenbestrumpften Beinebis zum Kinn hochgezogen, hockte ein geschminktes weiblichesGeschöpf, das kein Wort sprach während meines Besuches.Crowley war akustisch schwer zu verstehen, denn während er mitmir sprach, nahm er keinen Augenblick die Pfeife aus dem Mund, sodaß ich sehr angestrengt zuzuhören hatte. Wir sprachen viel übermagisch auserwählte und präparierte Wohn- und Wirkensstätten imAbendland und im Orient, über deren Findung durch Eingeweihteund über ihre Ausgestaltung zu Zentren. Als ich ihn schließlichfragte, ob sein Initiations-Name 'Das große Tier' nicht seiner Wirkunghinderlich sei, lachte er mich an und sagte, er könne gar keinenanderen Namen tragen, da er ja mit dem Malzeichen desapokalyptischen Tieres aus dem Abgrund versehen sei. Während ermir das mitteilte, ließ er auf seiner Stirn ein feuerrotes Zeichenaufglühen, so daß ich erschrak, was ihn zu lautem Gelächtererheiterte."54

Albert Schultz wohnte zu jener Zeit in Berlin-Lankwitz, Eiswaldstraße11 – eine entsprechende Angabe findet sich auch in der auf denJanuar 1933 datierten Broschüre "Das Zeichen desMenschensohnes. Neuaufblühen der Menschheit durch kosmischeStrahlungs-Einflüsse", die 1934 durch eine Studie zumkabbalistischen Geheimnis der kommenden Apokalypse unter demTitel "Harmageddon" ergänzt wurde. Als Publikationen der"Esoterischen Gesellschaft Berlin" unter Vorsitz Peryt Shouserschienen beide Titel im Selbstverlag. Der deutschen Neugeist-Bewegung blieb der Geheimlehrer weiterhin verbunden, obwohl sichSprache und Inhalt der "Weißen Fahne" ab 1933 merklich demdeutschen Zeitgeist anpaßte.55 Als "Kampfblatt der Deutschen

54 Nach der Schilderung Herbert Fritsches in "Weg und Werk des Esoterikers PerytShou. Erinnerungen an einen Geheimlehrer" (Mensch und Schicksal, Jg. 7, H. 24)

55 Das mag Verwunderung hervorrufen, da Peryt Shou stets vor der Rassendämonieseiner Epoche warnte und das "Herrenmenschentum" der Nationalsozialisten sowieinsbesondere jeglichen Rassenhaß ablehnte. Peryt Shou lehnte den Begriff der Rassean sich aber durchaus nicht ab. In seiner Studie "Deutschlands Zukunft im Gesetz

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Lebenserneuerer" verschrieb sich das Neugeist-Organ fortan nichtnur dem Ziel der Schaffung eines "Neuen DeutschenMenschentums", sondern propagierte den Schulterschluß zwischenLebensreform, Neugeist und Nationalsozialismus56 und ließ es zu,daß vereinzelte Beiträge – wenn auch meist weniger wichtiger Auto-ren – flammende Bekenntnisse zum "großen Neugeistler" Adolf Hitlerenthielten, der die "Weiße Fahne" freilich nichtsdestotrotz 1937verbieten ließ.Natürlich geriet auch Peryt Shou als "okkulter" Neugeist-Autor mit"kabbalistischen" Anleihen ins Visier der Völkischen, so etwa derLudendorff-Bewegung, die bekanntlich alles "Okkulte" mit äußerstemArgwohn und nicht selten als Teil einer bewußten Strategie imDienste jener "überstaatlichen Mächte" betrachtete, gegen die sichihr Kampf wesentlich richtete. Es kann daher kaum verwundern,wenn man in "Ludendorffs Volkswarte" unter der Überschrift "Uralt-arisch-semitisches Weistum" unter Bezugnahme auf Peryt Shous"Esoterik der Edda" warnte: "Deutsche, merkt ihr was?! War nicht(auch) Schwarzerd-Melanchthon ein 'Protestant'? Heute würde ereben in 'Esoterik der Edda', in Runen-Gymnastik, in 'arischer'Kabbala, 'arischem Weistum' usw. machen. Ganz gleich in was,Hauptsache, es gelänge etwas ... Gefährliches abzubiegen! Und dasDeutsche Rasseerwachen und Hintasten zu artgemäßemGotterleben ist sehr gefährlich... Glauben die Brr. Rosenkreuzer unddie 'unsichtbaren Väter' denn wirklich, mit 'Esoterik der Edda' undNeugeist-Meditationen das erwachte Volk wieder einfangen zu kön-nen... Juden oder künstliche Juden brauchen uns nicht die Edda zudeuten. Den Brr. Rosenkreuzern sei gesagt, daß ein Verschanzenhinter der Edda nichts mehr hilft. Glaubt nicht, daß alle Wege nachRom oder dem Sinai führen."57

Im Gegensatz zu vielen anderen Vertretern gerade dergermanischen Esoterik und sonstigen "Okkulten" blieb Peryt Shou

kosmologischer Entwicklung", erläutert er, daß "Rasse" nicht unterdrückt werdendürfe, sondern vielmehr im geistigen Sinne zur vollen Entwicklung geführt werdenmüsse. Die verschiedenen Rassen hätten dabei einen Prozeß der Läuterung zudurchlaufen, auch wenn die meisten das "nicht für nötig halten, weil sich jede nachBotokudenart für die bevorzugte Rasse hält." (Vgl. S. 265 f)

56 Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Tatsache, daß der deutsche"Neugeist" offenbar kaum Berührungsängste dem Nürnberger Arzt und"nationalsozialistischen Vorkämpfer ohne Furcht und Tadel" Dr. Will gegenüber hegte,der sich "rasseveredelnd" u.a. als Herausgeber der von Julius Streicher gestifteten"Deutschen Volksgesundheit" betätigte. Vgl. Die weiße Fahne, Jg. 15 (1934), H. 1, S.51

57 Ludendorffs Volkswarte F. 11, 5. Scheidings 1934, S. 426

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jedoch vor ernstlichen Nachstellungen allzu engstirnigerZeitgenossen weitestgehend verschont, obwohl er sich im März1935 mit seiner Veröffentlichung über "Die Geisteswaffe desnordischen Menschen"58 sogar einem besonders heiklen Themaangenommen hatte. Den Externsteinen als einem Schlüsselnordischen Urweistums nämlich, die auch von Nationalsozialistenund Völkischen gerade wiederentdeckt und als "urgermanischesNationalheiligtum" beansprucht worden waren.Daß Peryt Shou sich in den folgenden, für alle "Okkulten"bekanntlich besonders kritischen Jahren äußerste publizistischeZurückhaltung auferlegte, ist allerdings auffallend. Neben kleinerenAufsätzen in einigen astrologischen Kalendern erschien vorAusbruch des Zweiten Weltkriegs nur noch eine größereVeröffentlichung, nämlich 1938 im Görlitzer Regulus-Verlag "DasErwachen der Seele in der Menschheitsfrühe. Ein Versuch zurDeutung des ersten Licht- und Himmelsglaubens, der Entstehungder ersten Sprache und Gedankenwelt".59

Etwa zu dieser Zeit war es auch zu dem bedeutsamenZusammentreffen Peryt Shous mit Herbert Fritsche gekommen, dasvon diesem später als "Schicksalbegegnung" bezeichnet60 und imRahmen des bereits erwähnten Nachrufs61 wie folgt beschriebenwurde: "Peryt Shou und ich befreundeten uns sogleich. Er lud michfür den nächsten Tag schon in seine saubere, lichte, liebe kleineVorstadtwohnung in Lankwitz ein, wo ich dann oft noch Gast war.Was mich zunächst beeindruckte, war die Fülle von Bildern undStatuen aus allen Religionen, die an den Wänden hingen und aufkleinen Konsolen standen: der indische Gott Ganesha mit demElefantenhaupt, die 'heilige Kümmernis' am Kreuz, die heiligeTheresia von Lisieux (die Rosenkreuz-Heilige pflegte Peryt Shou sie

58 Im Oktober 2002 wurde die seltene Schrift als preiswerter Sonderdruck des

Freundeskreises für Brauchtum und Kultur (FBK, Postfach 1238, 68544 Ilvesheim)neu aufgelegt.

59 In den ebenfalls vom Regulus-Verlag publizierten "Ebertin-Kalendern" der Jahre1936-1939 finden sich Aufsätze Peryt Shous zu folgenden Themen: "Aus derUrgeschichte des Nordens. Der Kampf um das Paradies und der Julnachtzauber"(1936); "Ursprünge der Himmelswissenschaft" (1937); "Das Geheimnis unseres erstenDenkens und unserer ersten Sprache" (1938) und "Sternwissen vor 10000 Jahren.Der bisher älteste Tierkreis. Ein bedeutsamer Fund in Nordwest-Afrika" (1939).

60 Vgl. H. Fritsches "Notwendiges Vorwort" zu der 1955/56 von Erich Soppangeregten Neuausgabe seiner ursprünglich 1937 abgefaßten Schrift "Der großeHolunderbaum. Einführung in die Esoterik".

61 H. Fritsche, Weg und Werk des Esoterikers Peryt Shou, in: Mensch undSchicksal, Jg. 7, H. 24 (1. März 1954), S. 3 ff

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zu nennen), das Bildnis Vishnus und Lakshmis im Kreis derWeltenschlange, der stigmatisierte Franziskus, der Buddha, dieLourdes-Madonna und viele andere Gestalten der Hochreligionenaller Zeiten. Sodann aber war mir – und blieb es, bis wir einanderzuletzt im Jahre 1940 begegneten – das Katalysatorische, das vonPeryt Shou ausging, eins der stärksten okkulten Erlebnisseüberhaupt. Gewiß hatte er mir zuweilen direkt seine Kompetenz zuerkennen gegeben, zumeist aber zog er es vor, indirekt zu wirken:Ich ging besonders gern mit ihm spazieren, weil ich im Freienaufnahmefähiger für das geheime Leuchten der Dinge bin. Immer,wenn wir – im Wald, im Park, auf Stoppelfeldern, auf Hügeln, amStadtrand – unterwegs waren, begannen die verborgenenSignaturen der Natur und auch der Gebäude rings aufzuleuchten." –Auch für ein "direktes Eingreifen" Peryt Shous bringt Fritsche einBeispiel:"Eines Sommertages war ich – da sich, was sich erst späterherausstellte, eine Katastrophe meines Schicksals unmerklichvorbereitete62 – in einem Zustand schwerster, dunkelsterDepression, den ich mir nicht erklären konnte. Es ergab sich, daß icham Spätnachmittag bei Freunden mit Peryt Shou zusammentraf. Ersah mich einen Augenblick sehr aufmerksam an. Dann, in einemMoment, wo es den anderen Anwesenden nicht auffiel, bat er mich,mit ihm auf den Balkon zu kommen. Dort sagte er mir: 'Was ist dennmit Ihnen los? Sie sind ja hier ganz offen!' – und dabei wies er aufdie Gegend des Manipura-Chakras, welches vorn auf derKörpermitte oberhalb des Solarplexus liegt. In der Tat ging derdepressive Druck von dieser Körperregion aus. Ich antwortete nichts,nickte nur – und er fügte hinzu: 'Ich gebe Ihnen nachher eine Übungzum Abschirmen, aber erst muß ich das einmal selber machen.'Damit legte er seine Hand, die zuvor eine schildförmige Bewegungüber meine Brust- und Nabelgegend beschrieb, für einen Augenblickauf das Manipura-Chakra. Von da an war die Beängstigungverschwunden. Die Übung, die er hinzufügte, gab der Wirkung einenlangen Nachklang."Das von Fritsche angesprochene Jahr 1940 bedeutete für PerytShou einen neuen Lebensabschnitt. Ende August wurde Berlinerstmals von alliierten Bombenangriffen getroffen. Peryt Shou ziehtes nach Leipzig, an den Ort, wo Nietzsche – der Überlieferung Lou

62 Mitte 1941 fiel Fritsche in Berlin der Gestapo in die Hände und wurde als

"Wortführer einer okkultistisch ausgerichteten Biologie" wegen "Untergrabung derRassenkunde" in "Schutzhaft" genommen.

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Salomés zufolge – einst jenen Traum durchlebte, der ihn zurNiederschrift des "Zarathustra" bewog.63 Nach einvernehmlichbeschlossener "körperlicher" Trennung von seiner langjährigenGefährtin und Ehefrau Hilde verläßt Peryt Shou die gemeinsameWohnung in Berlin-Lankwitz, die wenig später ausgebombt wird.64 Inder Leipziger Kochstraße 54, unterstützt durch die ihm in GertrudWalchner-Richartz erwachsene Schülerin und Freundin, entstehtsein letztes Werk, "Der Hüter am Tor. Uranisches Zeitalter und Ur-Religion", das 1944 im Selbstverlag erscheint.Im gleichen Jahr besuchte Peryt Shou eine Ausstellung derWagnerianischen Werke Prof. Richard Guhrs65 im "WeißenHirschen" auf Schloß Albrechtsberg zu Dresden in BegleitungTheodor Czepls, der eigens aus Wien angereist kam und Grüße desLanz-Liebenfels'schen O.N.T. (Ordo Novi Templi) übermittelte. Mandiskutiert über den Kriegsausgang und Deutschlands Zukunft. PerytShou nutzt die Gelegenheit zu einer Begegnung mit einem weiterenNeutempler, Fra. Ortwin, der sich zu jener Zeit ebenfalls gerade inDresden aufhält. In dessen Tagebuchblättern findet sich dazufolgender Eintrag: "Dresden, 22.4.1944: Wir sprechen über die ...Judenfrage. Peryt Shou: Das belastet unser Karma, zu dem er dasSchicksal Berlins zählt. Meine Schilderung der östlichen Lage imTraum ... lassen ihn an ein kommendes Zeitalter glauben, inwelchem Götter wieder auf die Erde kommen. Daß das schon war,und nicht wie angenommen wird, Märchen, Legenden sind – daranglaubt er – Geschöpfe, die von anderen Planeten herkommen..."Nach dem Zweiten Weltkrieg tritt Peryt Shou nur noch sporadisch alsAutor kleinerer "neugeistiger" Beiträge – vor allem für die "WeißeFahne" – in Erscheinung. Der esoterische Verleger und SchriftstellerErich Sopp (1921-2003) bemühte sich Anfang der 50er Jahre, eineReihe von Werken Peryt Shous in zeitgemäß überarbeiteter Fassungim Rahmen des von ihm gegründeten Osiris-Verlags neuaufzulegen.

63 Den prophetischen Charakter gerade dieses Nietzsche-Werks hatte Peryt Shou

einst in seiner Schrift "INRI – Über den wirklichen Ursprung des Christentums" (1921)ausführlich beschrieben...

64 Hilde Schultz kommt daraufhin bei Freunden unter. Die am 1.11.1928geschlossene Ehe wird nicht geschieden. Im Oktober 1953 bereitet sich das Paarsogar darauf vor, gemeinsam die Silberhochzeit zu begehen. Der 80jährige PerytShou sollte den 1. November jedoch nicht mehr erleben.

65 Richard Guhr (1873-1956), Professor für Monumentalkunst an der Akademie zuDresden und leidenschaftlicher Anhänger Richard Wagners, Meisterschüler ValerieGyigyis, Errichter des 1933 nach eigenen Plänen des Jahres 1911 entworfenenWagner-Denkmals zu Liebethal unweit von Pirna, das Wagner als Gralsritterverherrlicht.

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Erschienen sind jedoch lediglich zwei leicht umbenannteNeuausgaben der ursprünglich 1933/34 erschienenen Kleinschriften"Im Zeichen des Menschensohnes" und "Harmageddon".66 ImNachwort zur letztgenannten Veröffentlichung teilte der Verleger denLesern mit: "Kurz nach dem Erscheinen des Heftes 'Im Zeichen desLogos' traf die Nachricht vom Ableben des Verfassers ein. Am 24.Oktober 1953, mittags 13.30 Uhr, verließ Peryt Shou unsereErscheinungswelt, um sich in das große Heer unsichtbarer Hüter desGeistes einzureihen... Möge er uns auch von 'drüben' aus ein guterHelfer bleiben!"67 – Eine letzte, vom körperlich bereits starkangeschlagenen, geistig jedoch noch regen Peryt Shou im Januar1953 begonnene Schrift zur Bedeutung der "Irminsul" als "Welt-Urlicht-Säule" des "Arianischen Früh-Zeitalters" und "Urlehre Jesu"blieb unvollendet. Über Umfang und Verbleib dieser letztenAufzeichnungen ist nichts bekannt.

66 Die neuen Titel lauteten: "Im Zeichen des Logos. Praktische Wiedergeburts-

Exerzitien und ihre Symbolik" (1953) sowie "Das Gesetz des Logos. Harmageddonund das kabbalistische Geheimnis der Apokalypse" (1954).

67 Die vom Osiris-Verlag bereits vorbereitete Neuausgabe von "Praktische Esoterik.Die Gesetze höherer Welten" wurde nach dem Tode Peryt Shous nicht mehrverwirklicht, da mit Frau Gertrud Walchner-Richartz, auf welche die Urheberrechteübergegangen waren, keine Einigung erzielt werden konnte.