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Studienheft Grundlagen des Yoga Autorin Annette Bach Annette Bach ist Sport- und Freizeitpädagogin, Ayurvedatherapeutin sowie Yogalehrerin und betreibt seit 2004 ein eigenes Studio. Für das IST-Studieninstitut ist sie als Dozentin und Autorin im Bereich Gesundheit & Wellness tätig. Leseprobe Vinyasa-Yoga Instructor (S-Lizenz)

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Studienheft

Grundlagen des Yoga

Autorin

Annette Bach

Annette Bach ist Sport- und Freizeitpädagogin, Ayurvedatherapeutin sowie Yogalehrerin

und betreibt seit 2004 ein eigenes Studio. Für das IST-Studieninstitut ist sie als Dozentin

und Autorin im Bereich Gesundheit & Wellness tätig.

Leseprobe

Vinyasa-Yoga Instructor (S-Lizenz)

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4. Tipps für die Yoga-Praxis

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4.1 Nutzen des Yoga – Förderung der Gesundheit

„Disziplin, Selbststudium und Hingabe sind die Grundlagen der Yoga-Praxis.“

„Tapas svadhyayesvarapranidhanani kriyayogah“

(Yoga-Sutra Kapitel II, Sutra 1)

Die indische Philosophie unterscheidet drei Gedankenstränge, die unmittelbar zusammenlaufen:

� Arbeit (karma)

� Wissen (jnana)

� Hingabe (bhakti)

Das Zitat aus Kapitel II der Yoga-Sutras des Patanjali verweist auf die Dreitei-lung, die auch für dieses Studienheft die Grundlage bildet.

� Tapas: das disziplinierte Üben der Stellungen

� Svadhyaya: das Studium des Selbst und der Yoga-Philosophie

� Isvaraprandidhana: der Weg der Hingabe, ohne die die Yoga-Übung nicht vollständig ist

Grundlagen der Yoga-Praxis

Lernorientierung

Nach Bearbeitung dieses Kapitels sind Sie in der Lage,

• positive gesundheitliche Aspekte von Yoga zu kennen;

• grundsätzliche Anregungen für die Gestaltung der Yoga-Praxis zu schaffen;

• Besonderheiten des Ashtanga-Vinyasa-Yoga aufzuzeigen.

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4. Tipps für die Yoga-Praxis

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Auch der Mensch besteht aus drei Komponenten: Körper, Geist und Seele

Für ein zufriedenes Leben müssen die Bedürfnisse dieser drei Komponenten erfüllt sein:

Das physische Bedürfnis ist Gesundheit, das psychologische Bedürfnis ist Wis-sen, das seelische oder spirituelle Bedürfnis ist innerer Frieden. Die Erfüllung aller drei bedeutet Harmonie.

Gesundheit + Wissen + innerer Frieden = Harmonie

Merke

Die Probleme der modernen Gesellschaft betreffen alle dieser Aspekte. Die modernen technologischen Errungenschaften sind ein eher „zweifelhafter“ Segen. Beschleunigung und hoher Komfort gehen oft zulasten des körperlichen Wohls. Körperliche Anstrengung ist meist überflüssig, sodass die Muskeln steif werden und degenerieren. Durch Bewegungsmangel entstehen Rückenleiden, Nackenbeschwerden, Gliederschwere, Gehprobleme und Übergewicht. Die extensive Nutzung vieler visueller Medien führt oft zu Kopfschmerzen und Überanstrengung.

Durch Konkurrenzdruck entstehen mentale Ängste. Sie begünstigen durch Stress verursachte Beschwerdebilder wie Schlaflosigkeit, Störungen der Ver-dauungs- und Atemwege sowie Nervosität. Fehlt die stille Auseinandersetzung mit dem Selbst, die einen Ausgleich zu den herrschenden Zwängen bildet, wird die Lebensqualität beeinträchtigt.

Unsere modernen Theorien sind eine Verschmelzung alter und neuer Überzeu-gungen. Künstliche, von Besitzstreben und Selbstsucht gespeiste Werte führen zu einer Entfremdung vom eigentlichen Sinn des Lebens. Dieser Glaubens-verlust kann ein Gefühl des Verlusts der eigenen wahren Identität erzeugen.

Yoga ist eine Möglichkeit, diesen Problemen zu begegnen. Richtig ausgeübt, befreit er auf körperlicher Ebene von zahllosen Beschwerden. Das Üben der Stellungen kräftigt den Körper und erzeugt Wohlbefinden. In psychologischer Hinsicht schärft Yoga den Geist und fördert die Konzentration. Er fördert emotionale Ausgeglichenheit und das Interesse am Wohl der Mitmenschen. Aber was noch wichtiger ist: Yoga gibt Hoffnung. Das Üben der Atemtechni-ken wirkt beruhigend. Die Yoga-Philosophie rückt das Leben in eine andere Perspektive. Spirituell gesehen befähigt Yoga zu Bewusstsein und Stille. Durch Meditation gelangt man zu innerem Frieden.

Herausforderungen der modernen Welt

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4. Tipps für die Yoga-Praxis

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Yoga ist also eine praktische Philosophie, die alle Wesensaspekte des Men-schen einbezieht. Durch Ausbildung von Selbstdisziplin und Bewusstsein kann sich der Übende weiterentwickeln.

Jeder kann Yoga praktizieren, unabhängig von Alter, Gesundheit, Lebensum-ständen und Religion.

Yoga besteht aus acht Gliedern, die geübt werden. In jedem Stadium der Übung kann es zu „Erleuchtungserlebnissen“ kommen, die über die Ebene geistigen und körperlichen Strebens hinausgehen. Yoga beruht auf den ethi-schen Grundordnungen (Yama) und individuellen Vorschriften (Niyama). Diese allgemeinen Maximen findet man in jeder Gesellschaft.

Vom praktischen Standpunkt aus beginnt Yoga auf der Stufe der Körperstel-lungen (Asanas). Jedes Glied ist ein Teil des Ganzen. Die Tradition lehrt, dass selbst Fortgeschrittene Asanas und Pranayama weiterhin üben sollen, um ihren Körper gesund zu erhalten.

Die Förderung der Gesundheit ist ein wichtiger Aspekt des Yoga. Sie ist nicht selbstverständlich, sondern die Folge einer Bemühung.

Gesundheit bedeutet ein harmonisches Gleichgewicht aller Körperelemen-te, anatomischer und physiologischer Systeme und deren optimale Funkti-on. Diese komplexen Systeme müssen reibungslos und ohne Unterbrechung zusammenwirken, was unter gewöhnlichen Umständen der Fall ist. Auch mentale, moralische und emotionale Aspekte sollten im Einklang stehen. Die Bewusstheit der Seele schließlich rundet die Gesundheit ab und setzt den Menschen in Bezug zum Universum. Das Streben nach diesem Ziel ist das Hauptanliegen von Yoga.

Patanjalis Yoga Sutra Kapitel I, Sutra 30, 31 nennt diverse physische und psy-chologische Defekte, die allgemein Fortschritt hemmend sind:

� Krankheit

� geistige Trägheit

� Zweifel

� Gleichgültigkeit

� Stumpfheit

� Genusssucht

� falsche Begriffsbildung

� das Unvermögen, einen einmal erreichten Fortschritt aufrechtzuerhalten

Grundregeln

Hindernisse

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4. Tipps für die Yoga-Praxis

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Hinzu kommen psychophysische Störungen wie:

� Kummer

� seelische Not

� Gliederzittern

� ungleichmäßiges Atmen

Yoga ist ein geeignetes Instrument, diese Probleme in den Griff zu bekom-men.

Merke

Mit diesem Ziel definierte Patanjali die drei Aufgaben tapas (Disziplin), svadhyaya (Selbststudium) und isvarapranidhana (Hingabe) als Eckpfeiler der Yoga-Praxis.

Hier geht es nur um tapas:

� Selbstdisziplin

� Eifer

� Fleiß

Ohne Fleiß und Hingabe erzielt man bei den Haltungen keine Fortschritte. Die geschulte Disziplin überträgt sich auch auf andere Lebensbereiche.

Merke

Tapas bedeutet:

Wärme, Hitze, Feuer

Damit ist die Kraft gemeint, die man gewinnt, wenn man all sein Denken und Handeln auf ein einziges Ziel, richtet ohne sich ablenken zu lassen. Derart konzentriertes Denken und Handeln wirkt selbst Energie erzeugend.

Asanas müssen mit tapas praktiziert werden, um eine optimale Wirkung zu erzielen.

Merke

Zielgerichtet Denken + Handeln

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4.2 Asanas

„Bemühen wir uns um die Wurzeln des Baumes, werden Knospen sprießen und ihren Duft verströmen. Bemühen wir uns um den Körper, duften Geist und Seele.“ (B.K.S. Iyengar)

Die weitreichende Wirkung der Asanas und der Entspannungstechniken füllen unsere physischen und mentalen Ressourcen auf und unterstützen dadurch die Gesundheit. Wir sind dem Alltag besser gewachsen und nehmen ihn gelassener

Asanas sind ein unverzichtbares Yoga-Element. Sie sind keine Gymnastik, sondern der Hintergrund psychologischer und physiologischer Prozesse. Sie sind untrennbar mit allen anderen Yoga-Elementen verbunden; in der Ethik verwurzelt, münden sie in eine neue Bewusstseinsdimension. Im Yoga kontrol-liert der Körper den Geist, sodass beide in einem späteren Stadium gemeinsam in Harmonie mit der Seele treten.

Asanas beeinflussen und durchdringen jede Zelle und jedes Gewebe, um sie zum Leben zu erwecken.

Die vielen unterschiedlichen Körperhaltungen verbinden sich zu einem Sys-tem, das den Körper kräftigt, die Organfunktionen optimiert und den Üben-den geistig wach hält.

Dabei ist eine saubere Ausführung der unterschiedlichen Positionen wichtig. Dazu sind exaktes Strecken, Gegenstrecken und Widerstände nötig. So werden Haut, Gewebe und Muskulatur nach dem Skelett ausgerichtet.

Die Haltungen und Haltungsabfolgen können verschiedenartig wirken:

� stimulierend

� beruhigend

� Energie spendend

� kräftigend

� Konzentration fördernd

� innerlich besänftigend usw.

Asanas als Basis

Wirkungsweisen

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4. Tipps für die Yoga-Praxis

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Diese Nutzen bringenden Nebeneffekte sind der Lohn für die richtige Ausfüh-rung der Yoga-Körperhaltungen. Mit unterschiedlichen Handlungen können verschiedene Effekte erzielt werden:

� Stehhaltungen sind vitalisierend

� Sitzhaltungen wirken beruhigend

� Drehhaltungen sind reinigend

� Körperhaltungen in Rückenlage spenden Ruhe

� Körperhaltungen in Bauchlage bringen frische Energie

� Umkehrhaltungen geben mentale Kraft

� Balancehaltungen ermöglichen ein Gefühl von Leichtigkeit

� Rückwärtsbeugen heben die Stimmung

� Schnell ausgeführte, aneinandergereihte Haltungen fördern die Wendigkeit

Merke

Sich zu entspannen, ist eine Kunst für sich. Die Qualität der Entspannung hängt nicht zuletzt von der Intensität der vorausgegangenen Körperhaltung ab. Asanas können viele der häufigsten Körperbeschwerden lindern, chronische Leiden eingeschlossen. Sie nehmen Einfluss auf spezifische Körperteile wie Gelenke, Leber, Nieren und Herz. Das Bewegen und Strecken in den diversen Haltungen sorgt ebenso für eine Verbesseung der Körperfunktionen wie die umgekehrte Positionierung der inneren Organe. Der Körper wird mit sauer-stoffreichem Blut gefüllt, entschlackt und kommt zur Ruhe. Herz und Lunge, Muskeltonus (Muskelspannung), Durchblutung, Atmung und die allgemeine Widerstandskraft profitieren davon.

Auf diesen Prinzipien basiert die therapeutische Seite des Yoga.