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Whitepaper
Brasilien
Ein lukrativer Markt für deutsche Firmen
Eine Publikation der Lünendonk GmbH
Autor: Martin Igler


Inhaltsverzeichnis INHALTSVERZEICHNIS....................................................................................................................... 3
DEUTSCHE FIRMEN SIND IN BRASILIEN GEFRAGT....................................................................... 4
DER BEDARF IST DA........................................................................................................................... 6
BEDARF KONKRET: MEDIZINTECHNIK............................................................................................ 9
BEDARF KONKRET: MASCHINENBAU............................................................................................. 12
BEDARF KONKRET: ENERGIEWIRTSCHAFT.................................................................................. 14
BEDARF KONKRET: UMWELTTECHNIK........................................................................................... 19
BEDARF KONKRET: INFRASTRUKTUR............................................................................................ 21
BEDARF KONKRET: HOCHWERTIGE KONSUMGÜTER................................................................. 27
FAZIT: ERFOLG IN UND MIT BRASILIEN IST MÖGLICH.................................................................. 32
CHECKLISTE FÜR ERFOLG IN UND MIT BRASILIEN...................................................................... 34
QUELLENVERZEICHNIS..................................................................................................................... 35
AUTORENPROFIL................................................................................................................................ 38
UNTERNEHMENSPROFIL................................................................................................................... 39

„ B R A S I L I E N – E I N L U K R A T I V E R M A R K T F Ü R D E U T S C H E F I R M E N “
4
Deutsche Firmen sind in Brasilien gefragt Am 13. Mai 2013 eröffnete Bundespräsident
Joachim Gauck gemeinsam mit der brasilianischen
Präsidentin Dilma Rousseff das „Deutsch-
Brasilianische Jahr 2013/2014“. Die hochrangige
Besetzung zeigte, wie wichtig beiden Ländern der
Ausbau der Handelsbeziehungen ist. Brasilien ist für
Deutschland der bedeutendste Handelspartner in
Südamerika, und umgekehrt ist Deutschland das
wichtigste europäische Ziel für brasilianische Expor-
te. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um Eisen-
erz, Kupfer, Kaffee, Sojabohnen sowie Flugzeuge
und Rohöl. Im Gegenzug beziehen die Brasilianer
vor allem Autos, Autoteile, Maschinen sowie chemi-
sche und pharmazeutische Produkte. Doch es ist
noch reichlich Luft für weitere gute Geschäfte.
Deutschland hat sich in den letzten Jahren stark in
Richtung China geneigt und damit ein Problemfeld
geschaffen, das auch Brasilien zu spüren bekommt.
Man wird immer stärker von der Wirtschaft des
asiatischen Riesen abhängig. Die Brasilianer haben
das schon deutlich erfahren, waren doch die Chine-
sen die größten Abnehmer der in Brasilien so reich-
haltigen Rohstoffe. Mit dem Abschwächen der chi-
nesischen Wirtschaft ging der Einbruch des immer
noch stark Rohstoff-basierten brasilianischen PIB-
Wachstums (PIB = BIP) einher. Deutschen Unter-
nehmen steht diese Erfahrung wohl noch bevor, weil
diese ihre fertigen Produkte in China verkaufen und
eine abflauende Konjunktur daher erst später verspü-
ren werden.
Abbildung 1: Die Entwicklung des brasilianischen BIP 2004 - 2012 (in Prozent) Quelle: Internationaler
Währungsfonds, IBGE

„ B R A S I L I E N – E I N L U K R A T I V E R M A R K T F Ü R D E U T S C H E F I R M E N “
5
Ein verstärktes Engagement deutscher Unternehmen
– aber auch der deutschen Politik – in Brasilien
könnte beide Länder aus der Abhängigkeit von Chi-
na befreien. Seit Jahren weisen industrielle Interes-
senverbände auf den attraktiven brasilianischen
Markt hin. Das hat in der Vergangenheit auch zu
verstärkten Investitionen geführt. Leider wurden
diese nicht von der Politik unterstützt und erfolgten
teilweise auch überstürzt, so dass sich der vorherge-
sagte und erwartete Erfolg nicht einstellte. Die Fol-
gen einiger Fehlschläge waren und sind das völlige
Abbremsen oder gar der Rückzug.
Es wäre allerdings zu einfach, die Schuld nur auf die
politischen Rahmenbedingungen zu schieben. Sicher
ist es nicht förderlich, dass Brasilien der einzige
BRIC-Staat ist, mit dem Deutschland kein Doppel-
besteuerungsabkommen unterhält (und das schon
seit 2005, als das bestehende aufgekündigt wurde).
Doch mit entsprechender Detailkenntnis lässt sich
ein unternehmerischer Erfolg in Brasilien trotz die-
ses Missstandes erreichen.
Weit schwerer wiegt die weitgehende Unkenntnis
der brasilianischen Mentalität in den Führungsetagen
deutscher Unternehmen.
Mit der seit Mitte der neunziger Jahre herrschenden
Stabilität und dem teilweise stürmischen Wirt-
schaftswachstum ist das ohnehin schon große
Selbstbewusstsein der Brasilianer nochmals ange-
stiegen. Als inzwischen siebtgrößte Wirtschafts-
macht der Welt wollen sie Vertretern der führenden
Volkswirtschaften auf Augenhöhe begegnen. Dieser
Anspruch ist durchaus berechtigt, denn in einigen
Aspekten können deutsche Unternehmer und Füh-
rungskräfte von ihren brasilianischen Kollegen ler-
nen. So verfällt in den dortigen Managementetagen
niemand sofort in Panik oder Depressionen, wenn
die Wirtschaft einmal nicht rund läuft. Mit Kreativi-
tät geht man daran, auch weiterhin seine Geschäfte
zu machen. Stehen dem die gegenwärtigen gesetz-
lichen Regelungen im Wege, wird eifrig nach lega-
len Möglichkeiten gesucht, die entstandenen Nach-
teile auszugleichen und dennoch zum Ziel zu gelan-
gen.
Das gilt auch für die jetzt immer wieder beschwore-
nen Handelsbarrieren, die die brasilianische Regie-
rung aufgebaut hat, um die heimische Wirtschaft zu
schützen. Dabei ist – wie schon erwähnt – der ge-
naue Blick auf die Maßnahmen hilfreich.
Abbildung 2: Wichtige Lieferländer Brasiliens 2012 (Anteil am Import in Prozent) Quelle: IBGE, GTAI

„ B R A S I L I E N – E I N L U K R A T I V E R M A R K T F Ü R D E U T S C H E F I R M E N “
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So gelten beispielsweise Automobilhersteller wie
Volkswagen, Fiat, General Motors oder Renault als
„brasilianische Hersteller“, weil sie in Brasilien über
Fabriken verfügen. Die Idee hinter dem „Inovar-
Auto“-Konzept der Regierung ist einfach zu erklären.
Neben den Herstellern will man auch die Zulieferer
nach Brasilien locken, indem man die Hersteller
dazu verpflichtet, dass ein bestimmter Prozentsatz
der Wertschöpfung in Brasilien zu erfolgen hat. Mit
dem positiven Blick der Brasilianer erleichtert dieses
Programm deutschen Zulieferern den Weg nach
Brasilien. Ohne das zu kommentieren, bleibt Fakt:
Auf die Perspektive kommt es an.
Das gilt auch für andere Segmente der brasiliani-
schen Wirtschaft. Bei allem Protektionismus sind die
Brasilianer auch Pragmatiker und Importzölle nicht
in Stein gemeißelt. Werden Produkte, die unter die
Handelsbeschränkungen fallen, in Brasilien dringend
benötigt, dann verschwinden die Zölle schneller als
sie eingeführt wurden. So geschehen vor wenigen
Jahren, als man den heimischen Maschinenbau stär-
ken wollte und Zölle auf eingeführte Gebrauchtma-
schinen erhob. Diese wurden schnell wieder fallen
gelassen, als die Regierung durch die entsprechen-
den – und in Brasilien sehr mächtigen Syndikate und
Interessenvereinigungen der Wirtschaft – darauf
hingewiesen wurde, dass man ohne die qualitativ
hochwertigen Gebrauchtmaschinen den Anschluss
verlöre, weil die Eigenproduktion weder in der An-
zahl und noch weniger in der Qualität an das Ange-
bot aus dem Ausland heranreiche.
So ähnlich war es auch Anfang des Jahres 2013, als
die Regierung Rousseff 618 Importsteuern auf einen
Schlag senkte. Auch das war eine Reaktion auf die
Tatsache, dass Produkte und Güter dringend benötigt,
diese aber von der heimischen Industrie nicht oder
nicht in ausreichender Menge und/oder Qualität
angeboten werden. Gemäß der Struktur der Produkte,
die von der Steuersenkung betroffen waren, sahen
Experten die USA und Deutschland als die großen
Profiteure
DER BEDARF IST DA
Bei vielen Lobeshymnen in den vergangenen Jahren
ist vergessen worden, dass Brasilien selbst in
schlechten Jahren ein Wachstum von etwa 2,5 Pro-
zent erzielt hat. Auf diesem Niveau liegt in etwa der
jährliche Zuwachs des Geschäfts mit Rohstoffen.
Heute entstammen diese wesentlich den drei Grup-
pen Mineralien, Petroleum und Landwirtschaft. In
den Jahren des stürmischen Wachstums, also den
Jahren der Präsidentschaft von José Inacio Lula da
Silva, wurde auch nicht so genau hingesehen, woher
dieses Wachstum stammte. Einen großen Teil mach-
ten damals der gestiegene Rohstoffhunger der Welt
und der immerwährende Konsum im Land aus.
Schon früh warnten Experten davor, das Wachstum
Brasiliens sei nicht nachhaltig.
Der Populist Lula versäumte es, in den guten Jahren
die dringend notwendigen Reformen anzupacken.
Nicht nur im administrativen Umfeld – das Steuer-
und Abgabensystem ist kompliziert und überfrachtet,
das Rentensystem kollabiert schon mit der derzeit
geringen Zahl von Altersruhegeldempfängern – ,
sondern vor allem in die Wirtschaft wurde nicht
investiert. Das latente Problem der maroden In-
frastruktur wurde verdrängt, das Wachstum war ja
da. Wer Brasilien kennt, weiß, dass dieses Ver-
haltensmuster der dortigen Kultur entspricht. Man
plant nicht – schon gar nicht langfristig – , sondern
reagiert zumeist kurzfristig auf sich ergebende Prob-
lemstellungen.
In der Wirtschaft erwuchs eine weitere Säule, die
ihren Teil zum Wachstum beitrug: die Finanz-
wirtschaft. Der ehemalige Finanzminister und späte-
re Präsident Fernando Henrique Cardoso hatte die
Banken stressfest gemacht – und die nutzten ihre
Stärke, um auch international zu wachsen. Kritik an
dieser einseitig ausgerichteten Wirtschaft kam zu-
nächst verhalten. Vertreter der Industrie beklagten
sich, in Brasilien sei es lukrativer, zu spekulieren als
zu investieren. Und in der Tat blieben die Investitio-
nen in die Wirtschaft aus.

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Diese waren bis vor einigen Jahren auch nicht zwin-
gend erforderlich. Der technologische Stand der
Produktionsstätten entsprach dem der sechziger
Jahre. Mangelnde Automation wurde durch höheren
Personaleinsatz wettgemacht. Das rechnete sich:
Arbeitskräfte waren reichlich vorhanden und billig.
Doch ausgerechnet der selbe Präsident, in dessen
Amtszeit das größte Wirtschaftswachstum fiel, sorg-
te indirekt für das Ende der Erfolgsgeschichte. Mit
Lohnzuwächsen, die in keinem Zusammenhang mit
dem Produktivitätszuwachs standen, verteuerte „Lu-
la“ den Faktor Arbeit. Die Kombination aus veralte-
ten Produktionsstätten und teuren Arbeitskräften
sorgt nun dafür, dass Brasilien Gefahr läuft, seinen
Rang als „verlängerte Werkbank der Welt“ zu ver-
lieren. Und nicht nur das. Selbst brasilianische Un-
ternehmen lassen mittlerweile in Asien produzieren,
weil sich der Faktor Arbeit in der Heimat extrem
verteuert hat. Die im Süden des Landes beheimatete
Lederindustrie hat nach Angaben brasilianischer
Analysten bereits fast 100.000 Arbeitsplätze nach
Indien verlagert.
Jetzt ist der Leidensdruck auch für die Brasilianer
hoch genug. Man hat akzeptiert, dass jetzt investiert
werden muss, um die Wirtschaft wieder in Gang zu
bringen. Bei dieser Erkenntnis war sicher auch von
Bedeutung, dass sich das jahrelang erfolgreiche
Rezept (Stimulation der Binnennachfrage zur Absi-
cherung des Wirtschaftswachstums) inzwischen als
zahnloser Tiger erwiesen hat. Die galoppierende
Inflation hat die sonst so optimistischen Brasilianer
vorsichtiger werden lassen.
Abbildung 3: Wirtschaftswachstum nach Sektoren (real, Angaben in Prozent) Quelle: IBGE, GTAI

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Abbildung 4: Produktionsvolumen der brasilianischen Industrie (nach Kategorien, 2010/2011) Quelle: IBGE
Weite Teile der Bevölkerung sind inzwischen so
hoch verschuldet, dass von dieser Seite keine Impul-
se mehr zu erwarten sind.
Die produzierende Wirtschaft Brasiliens hungert
nach Automation und neuen, modernen Maschinen.
Wie fast immer hieß die Devise zunächst, der eigene
Maschinenbau solle diesen Bedarf decken. Doch ist
auch dieser nicht auf der Höhe der Zeit und mit der
Aufgabe völlig überfordert. Nicht zu vernachlässi-
gen ist bei der Problemstellung der eklatante Mangel
an Fachkräften – vor allem an Ingenieuren.
Nur sehr wenige Schulabgänger entscheiden sich für
ein naturwissenschaftliches Studium. Fachrichtun-
gen wie Betriebswirtschaft oder Jura versprechen ein
einfacheres Studium und größeren finanziellen Er-
folg. Die Wenigen, die dann die Hörsäle der Ingeni-
eurs-Studiengänge bevölkern, werden schlecht aus-
gebildet, kritisierte unlängst der Direktor der aner-
kannten Universidade de São Paulo – USP. Brasilia-
nische Ingenieure seien zwar geeignet, um Produkti-
onsabläufe zu überwachen, nicht aber, um kreative
Produkte zu entwickeln.
Da tut Hilfe aus dem Ausland Not. Deutsche Pro-
dukte haben seit jeher einen guten Ruf in Brasilien.
Deutsche Unternehmen gelten als verlässliche Part-
ner. Eventuelle Hürden lassen sich umgehen oder
werden gar abgebaut, wenn es dem Vorteil der eige-
nen Wirtschaft dient. Das ist der brasilianische
Pragmatismus, den man in Deutschland nicht immer
versteht. Liest man hierzulande von „Einfuhr-
zöllen“ tritt man mit beiden Beinen auf die Bremse.
Wer Brasilien und die Mentalität der Brasilianer
kennt, weiß, dass diese Reaktion unnötig ist.
Die Brasilianer haben sogar ein Wort, mit dem sie
ihre Findigkeit beim Umgehen von Problemen um-
gehen, den „Jeitinho“, dem man im Alltag immer
wieder begegnet und das in keinem Wörterbuch zu
finden ist. „Vou dar um jeito“, bekommt man zu
hören. Das heißt im Klartext: „Offiziell geht das
zwar nicht, aber ich werde mich darum kümmern“.

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In diesem Wort steckt die ganze Schlitzohrigkeit,
mit der man in Südamerika an die Problemlösung
geht – vor allem, wenn (wie im Augenblick) der
eigene Leidensdruck hoch ist.
Doch müssen deutsche Unternehmen gar nicht in die
Fremde schauen. Es war Goethe, der einst schrieb:
„Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt
werden, kann man Schönes bauen!“
BEDARF KONKRET: MEDIZINTECHNIK
Haben die extremen Einkommenszuwächse in Brasi-
lien einerseits der produzierenden Industrie Proble-
me bereitet, so sind sie andererseits auch dafür ver-
antwortlich, dass es in einigen Segmenten starke
Nachfrage nach ausländischen Produkten gibt. Zwar
will Brasilien langfristig in allen Industrien eine
führende Rolle einnehmen und – wenn es nach dem
Willen der Politiker geht – auch weitgehend Selbst-
versorger sein. Doch ob es dazu kommt, ist derzeit
noch fraglich. Zu kompliziert sind die entsprechen-
den Rahmenbedingungen, die es zu schaffen gilt, zu
komplex auch die Prognosen. So hat es ja auch nicht
sehr lange gedauert und der Status des Selbstversor-
gers (so dieser denn überhaupt jemals existiert hat)
bei Kraftstoffen ist schon wieder Geschichte.
Man hatte bei der Kalkulation schlicht das sprung-
hafte Wachstum des Eigenbedarfs unterschätzt.
Ganz ähnlich ergeht es derzeit dem Gesundheitssys-
tem. In der brasilianischen Verfassung ist seit der
Reform 1988 das Recht auf kostenfreien Zugang zu
medizinischen Leistungen festgeschrieben. Wie
diese Leistungen aussehen, ist im Leistungskatalog
des SUS – Sistema Unica de Saúde – festgeschrie-
ben. Gerade im medizinischen Umfeld hat die Tech-
nologie in den letzten Jahren vieles verändert – seien
es Diagnose-Geräte, neue Operationstechniken so-
wie Implantate oder Prothesen. Deutsche Unterneh-
men haben auf diesem Feld Weltrang. Einige sind
auch schon in Brasilien engagiert, andere scheuen
etwaige Hürden – zu Unrecht, Nimmt man nur die
im SUS-Katalog garantierten Leistungen, errechnet
sich damit den Bedarf an Medizintechnik und stellt
die von brasilianischen Unternehmen produzierten
Produkte dagegen, dann ergibt sich ein großes Betä-
tigungsfeld. Und das ist nur die eine Seite der Me-
daille – die der staatlichen Versorgung. Auf der
anderen Seite stehen die privaten Kliniken, in die
man nur kommt, wenn man über eine ebenfalls pri-
vate Krankenversicherung verfügt. Diese können
sich aufgrund der wachsenden Reallöhne immer
mehr Brasilianer leisten. Daher verfügen die Klini-
ken über konstant steigende Einnahmen, die sie
ihrerseits in neue Geräte und Technologien sowie
eine Erweiterung des Angebotes investieren.
Die offiziellen Zahlen des vergangenen Jahres 2012
sprechen von einem Wachstum beim Verkauf loka-
ler Produkte um 1,1 Prozent, während der Markt um
5,5 Prozent gewachsen ist. Für das laufende Jahr
erwartet der Herausgeber der Daten (ABIMED –
Associacão Brasileira da Industria de Alta Techno-
logia de Equipamentos, Produtos e Suprimentos
Médico-Hospitalares – der Interessenverband der
Hersteller von hochwertigen Produkten und Ausstat-
tungen der Medizintechnik) ein Marktwachstum im
zweistelligen Bereich.
Dieser Optimismus ist durchaus begründet. Zum
einen hat die Regierung die Stromkosten für Unter-
nehmen um bis zu maximal 32 Prozent gesenkt.
Zum anderen werden im Inland gefertigte Medizin-
technikprodukte bei Ausschreiben staatlicher Ge-
sundheitseinrichtungen bevorzugt, selbst wenn ihr
Preis über (je nach Produktgruppe zwischen 8% und
25%) dem vergleichbarer Angebote aus dem Aus-
land liegt. Zugegebenermaßen ist dies eine Nach-
richt, die deutschen Herstellern von Medizintechnik
nicht gefallen kann. Andererseits stellt dies aber
keine endgültige Schranke dar, besagt das entspre-
chende Gesetz doch lediglich, dass Produkte bevor-
zugt werden, die im Land gefertigt werden.
Entsprechend der Steine von Goethe impliziert die-
ser Umstand also die Aufforderung, eine Fertigung
in Brasilien aufzubauen.

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Abbildung 5: Einfuhr ausgewählter Medizinprodukte nach Brasilien 2011 (Angaben in Mio. US-Dollar)
Quelle: Informationsdatenbank Alice des Außenhandelsbüros Secex, GTAI
Für diese Investition gibt es von der staatlichen
Entwicklungsbank (BNDES – Banco Nacional de
Desenvolvimento Econômico e Social) günstige
Kredite, sofern die in Brasilien erbrachte Wertschöp-
fung bei mindestens 60 Prozent liegt. Siemens hat
auf die veränderte Situation bereits reagiert und will
in den kommenden Jahren gut eine Milliarde US-
Dollar in ein neues Forschungszentrum in Joinville
investieren. Denn dass die brasilianische Industrie in
puncto Herstellung von Medizintechnik momentan
bei weitem nicht in der Lage ist, die Nachfrage ab-
zudecken, weiß man auch an den verantwortlichen
Stellen. 2012 war für die Importeure von Medizin-
technik ein schwieriges Jahr, weil es durch einen
Streik bei der Aufsichtsbehörde des Gesundheitswe-
sens (ANVISA – Agência Nacional de Vigilância
Sanitária), die für die Lizenzierung der Produkte
zuständig ist, ohne die eine Einfuhr nicht erfolgen
darf, zu empfindlichen Verzögerungen kam. Selbst-
verständlich waren davon auch die brasilianischen
Hersteller betroffen, die ebenfalls eine Lizenzierung
benötigen. Der Branchenverband ABIMED ging
daher vor Gericht und erwirkte ein Urteil, demzufol-
ge spätestens sechs Monate nach Antragstellung eine
vorläufige Zulassung zu erfolgen hat. Die internen
Hindernisse, über die sich deutsche Unternehmen oft
beklagten, scheinen damit ausgeräumt. Nun müssen
die deutschen Unternehmen noch ihre Hausaufgaben
machen, um ihren Teil zu einer weiteren Beschleu-
nigung beizutragen.
Noch eine weitere gesetzliche Regelung erhöht die
Chancen der deutschen Anbieter. So wurde Ende
2012 ein Gesetz verabschiedet, nach dem an Krebs
Erkrankte Anspruch darauf haben, dass mit der The-
rapie maximal 60 Tage nach der Diagnose begonnen
wird. Bislang lag die Wartezeit in der Regel bei bis
zu sechs Monaten, was immer mit fehlenden Gerä-
ten entschuldigt wurde. Das bedeutet im Umkehr-
schluss, dass die Investitionen in Geräte für die

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Abbildung 6: Anteil an ausgewählten importierten Medizinprodukten 2011 (Angaben in Prozent) Quelle:
Informationsdatenbank Alice des Außenhandelsbüros Secex, GTAI
Strahlentherapie signifikant erhöht werden müssen.
Investiert wird auch in die Modernisierung der 45
Universitätskliniken Brasiliens. Ende Mai 2013
schloss in São Paulo die „Hospitalar“, inzwischen
die größte und wohl auch wichtigste Messe zum
Themenkomplex der medizinischen Versorgung in
Brasilien, ihre Pforten. Sie spiegelt Jahr für Jahr den
Markt nicht nur in Brasilien, sondern auch in ganz
Südamerika wider. 90.000 Besucher informierten
sich über das Angebot von 1.250 Ausstellern (525
von ihnen aus dem Ausland; darunter stellte
Deutschland mit 35 Ausstellern das größte Kontin-
gent
Die Ankündigung des brasilianischen Gesundheits-
ministers Alexandre Padilha, sein Ministerium wer-
de bis 2014 insgesamt 1,9 Milliarden Reais (nach
derzeitigem Wechselkurs knapp 700 Millionen Eu-
ro) für medizinische Geräte und den Aufbau neuer
Anlaufstellen zur medizinischen Grundversorgung
bereitstellen. Insgesamt will die Regierung 1.250
dieser UBS (Unidade Basico da Saude) installieren,
in denen eine medizinische Versorgung nach dem
Vorbild deutscher Ärztehäuser sichergestellt wird.
Sogar ein relativ konkreter Bedarf an medizinischem
Gerät wurde vorgelegt. Demnach gilt es beispiels-
weise 1.200 Atemmasken, 1.096 Beatmungsgeräte,
1.010 EKG-Geräte und 392 Röntgengeräte zu be-
schaffen. Darüber hinaus ist geplant, 2.180 komplett
ausgestattete Rettungswagen zu kaufen. Mit einer-
großen Nachfrage rechnen Experten auch bei Sys-
temen zur bildgebenden Diagnostik.
Doch blieb es bei der Messe nicht nur bei Ankündi-
gungen, es wurden auch Geschäfte gemacht. Das
Gesundheitsministerium des Bundesstaates Bahia

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(SESAB – Secretaria da Saúde da Bahia) machte
Nägel mit Köpfen und führte auf der Messe eine
öffentliche Ausschreibung für die Beschaffung von
Systemen zur bildgebenden Diagnostik sowie zur
Klinikausstattung durch. Eine solche Ausschreibung
funktioniert nach dem Prinzip einer „Rückwärtsauk-
tion“ (Dutch auction pricing). Der erste Anbieter
nennt den Preis für sein Angebot und der potenzielle
Käufer – in diesem Fall der Bundesstaat Bahia –
wartet darauf, dass ein anderer Anbieter diesen Preis
unterbietet. Im konkreten Fall lag beispielsweise das
Einstiegsgebot für einen Computertomographen bei
1.300.000 Reais (etwa 470.000 Euro), eingekauft
wurde das Gerät schließlich für 824.500 Reais (etwa
300.000 Euro).
Insgesamt schätzen Experten den brasilianischen
Gesundheitsmarkt auf ein Volumen von 340 Milli-
arden Reais pro Jahr (knapp 125 Mrd. Euro). Deut-
sche Medizintechnikunternehmen, die ihr Engage-
ment gut vorbereiten sowie sich an die Gegebenhei-
ten und die kulturellen Unterschiede vor Ort anpas-
sen, können noch auf Jahre gute Geschäfte in Brasi-
lien machen.
BEDARF KONKRET: MASCHINENBAU
Es gibt nicht wenige Experten, die Brasilien die
Infektion mit der „Holländischen Krankheit“ attes-
tieren, jenem in den sechziger Jahren im deutschen
Nachbarland beobachteten Phänomen, das zumeist
Volkswirtschafften betrifft, deren Wirtschaft zu
großen Teilen auf dem Export von Rohstoffen ba-
siert. In Zeiten großer Nachfrage erzielt das Land
hiermit große Außenhandelsüberschüsse (wie in
Brasilien geschehen), was zu einer Aufwertung der
Landeswährung führt (auch das war in Brasilien der
Fall). Damit werden die weiteren zu exportierenden
Güter des Landes auf dem Weltmarkt zu teuer (auch
das ließ sich feststellen), was zu einem Rückgang
der Produktion führt, weil unter anderem die Lager
gut gefüllt sind (passt auch auf Brasilien).
Der gestiegene Wert der Landeswährung weckt
natürlich auch Begehrlichkeiten. Jetzt lassen sich
Produkte auf dem Weltmarkt günstiger beschaffen,
denen man eine weit höhere Qualität zubilligt als
dem vergleichbaren heimischen Angebot (das lag in
Brasilien eindeutig vor und war auch Bestandteil
einer Diskussion der Präsidentin mit der Bundes-
kanzlerin, weil Produkte „Made in Germany“ auf
einmal erschwinglich waren). Im dokumentierten
Verlauf der „Holländischen Krankheit“ kommt es
anschließend zu einer Verschiebung in der Handels-
bilanz: vom großen Plus hin zum Minus (was auch
auf Brasilien passt).
Im Falle von Brasilien kommt bei dem durch die
Symptome der „Holländischen Krankheit“ beschrie-
benen Szenario noch erschwerend hinzu, dass sich
die industriell gefertigten Produkte auch dadurch
verteuern, dass die Produktionskosten stetig wach-
sen. Dafür sind die veralteten Produktionsstätten
sowie die (zu) stark gestiegenen Lohnkosten ver-
antwortlich – und damit die Regierung (für 2012 hat
die IEDI im Durchschnitt Lohnzuwächse von 5,8
Prozent errechnet, denen ein Minus von 8,0 Prozent
bei der Produktivität gegenübersteht). Das brasilia-
nische BIP fußt zu 60 Prozent auf der Binnenkon-
junktur. Brasilianer lieben es zu konsumieren, nur
eines steht noch höher im Kurs: der Strandbesuch. In
der Metropole São Paulo, die keinen direkten Zu-
gang zum Meer hat, nennt man die Shoppingcenter
auch gerne die „Stadt-Strände“.
Die Rechnung der Regierenden war einfach: Hat die
Bevölkerung mehr Geld in der Tasche, gibt sie auch
mehr Geld aus, was zu einem BIP-Wachstum führt.
Das funktionierte bis zu einem gewissen Punkt gut.
Dann stieg die Inflation und die Brasilianer traten
auf die Konsumbremse. Um den Weg nach unten
aufzuhalten, reagiert die Regierung nun hektisch und
an vielen Punkten gleichzeitig. Ein wichtiges Anlie-
gen ist es aber, die industrielle Produktion auf den
aktuellen technischen Stand zu bringen und sie da-
mit wiederzubeleben. Das sollte schon seit Länge-
rem passieren, aber die beiden Investitionsprogram-
me PAC 1 und PAC 2 (PAC – Programa de Ace-
leração do Crescimento) waren bislang fast aus-

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schließlich beim Bau von billigen Eigenheimen
aktiv („Minha Casa, Minha Vida“ – „Mein Haus,
Mein Leben“). Wie wichtig der Regierung das An-
liegen ist, die industrielle Produktion wiederzubele-
ben, zeigt sich darin, dass selbst kleinste Anzeichen
einer Entspannung bereits als Erfolg gefeiert werden.
Neben den Investitionen hat man auch eine Reihe
von Steuern gesenkt. Im April 2013 konnte ein
Wachstum der industriellen Produktion um 1,8 Pro-
zent gegenüber dem Vormonat ausgewiesen werden.
Für die Regierung war dies ein Erfolg ihrer Bemü-
hungen. Für die Unternehmer bestand allerdings
kein Grund zum Jubeln. „Wir hatten im April 22
statt wie üblich 20 Arbeitstage, was für die höhere
Produktion gesorgt hat“, kommentierte der als Kriti-
ker bekannte Paulo Skaf, Präsident des „Centro das
Indústrias do Estado de São Paulo“ sowie der „Fe-
deração das Indústrias do Estado de São
Paulo“ (CIESP und FIESP). Rechne man die letzten
drei Monate Februar, März und April zusammen,
bliebe ein Wachstum von 0,1 Prozent. Daher seien
weitere Anstrengungen seitens der Politik unabding-
bar.
Nicht nur Paulo Skaf und seine Kollegen aus den in
Brasilien sehr einflussreichen Arbeitgebervereini-
gungen, sondern auch Analysten und Wirtschaftsfor-
scher sind sich darin einig, dass die Produktivität der
brasilianischen Industrie durch massive Investitio-
nen wieder flottgemacht werden muss. Dabei muss
innerhalb der Industrie zwischen der immer wichti-
ger werdenden Fahrzeugindustrie (zu der auch
Landmaschinen gehören) und den gebündelten ande-
ren Industriezweigen unterschieden werden.
Wie schon oft hat die Regierung (man hat schließ-
lich den Ruf des größten Protektionisten unter den
G20-Staaten zu verteidigen) mit Einfuhrbeschrän-
kungen für ausländische Maschinen reagiert.
Abbildung 7: Einfuhr von Maschinen nach Brasilien 2012 (Angaben in Mio. US-Dollar) Quelle: ABIMAQ,
MDIC

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Grund dafür war wohl auch, dass der Inlandsumsatz
mit Maschinen und Anlagen nach Berechnungen des
Fachverbandes ABIMAQ (Associação Brasileira de
Máquinas e Equipamentos) im Jahr 2012 zwischen
Januar und September nur um 1,4 Prozent gewach-
sen ist, während der Import um ganze 17,6 Prozent
zulegte. Dabei war die Nachfrage nach Maschinen
und Anlagen aus dem Agrarsektor, der petrochemi-
schen Industrie sowie dem Infrastrukturausbau am
höchsten.
Der Aufbau von Handelsschranken wirkte sich auch
auf deutsche Unternehmen aus. Dennoch gab es
zuletzt wieder positivere Signale, weil auch die
brasilianische Regierung erkennen musste, dass die
heimische Industrie weder in technologischer noch
in qualitativer Hinsicht und schon gar nicht bezüg-
lich der Menge der benötigten Maschinen und Anla-
gen in der Lage ist, den heimischen Markt ausrei-
chend zu versorgen. Der deutsche Maschinenbau-
Verband VDMA – seit April 2013 mit einem eige-
nen Büro in São Paulo vertreten – errechnete für
2012 ein leichtes Plus von 2,9 Prozent (allerdings
lag das Wachstum im Dezember bei 5,3 Prozent).
Vielleicht noch interessanter ist eine weitere Zahl
der ABIMAQ, die nämlich ermittelt hat, dass ihre
eigenen Mitglieder ihre Umsätze im Jahr 2012 zu
22,4 Prozent aus dem Verkauf von Industriemaschi-
nen generierten.
Selbst das hat nicht ausgereicht, um die eingeleitete
Gesundung der industriellen Produktion entschei-
dend voranzubringen. Das Beispiel des auf Maschi-
nen zur industriellen Fertigung fokussierten Maschi-
nenbaus zeigt, dass es sich im Falle von Geschäften
mit Brasilien immer lohnt, genau hinzuschauen. Die
Regierung hat das Problem erkannt und wird alles
dafür tun, es auch zu beheben. Wird in Brasilien
2014 gewählt und es müssen Erfolge gezeigt werden.
Schafft es der heimische Markt nicht, Maschinen in
entsprechender Anzahl und Qualität zu liefern, dann
werden diese aus dem Ausland beschafft. Besser
noch: Ausländische Anbieter lassen sich in Brasilien
nieder. Das würde Arbeitsplätze schaffen und
Know-how ins Land bringen. Hierfür ist die Ent-
wicklungsbank BNDES auch bereit, verbilligte Kre-
dite zu genehmigen – sofern die Voraussetzungen
stimmen. Um ihren Teil zur wirtschaftlichen Gesun-
dung beizutragen, hat die Regierung jüngst weitere
35 Milliarden Reais (knapp 13 Mrd. Euro) an die
BNDES überwiesen.
Die BNDES ihrerseits hat Anfang Juni 2013 deutlich
gemacht, dass sie in diesem Jahr einen klaren Fokus
hat, wie sie einen Großteil ihrer Mittel verwenden
will. „Wir werden uns in einigen Bereichen mit
unserem finanziellen Engagement zurückhalten.
Was wir aber auf keinen Fall aufgeben, ist die Un-
terstützung von Investitionen in neue Maschinen für
die Industrie“, sagte Luciano Coutinho, Präsident
der BNDES, am 3. Juni 2013 vor der Presse. „Diese
Investitionen haben eine hohe Priorität, weil sie
unsere Industrie wettbewerbsfähig machen sol-
len.“ Interessant ist dabei, dass die Zinsen für Kredi-
te der BNDES auch bei weiteren zur Inflationsbe-
kämpfung durchgeführten Leitzinserhöhungen stabil
bleiben sollen, wie Coutinho betonte. Wenn die
Regierung jetzt noch wie angekündigt die von deut-
schen Firmen so gefürchteten „Custo Brasil“ – also
die Mehrkosten, die man nur in Brasilien hat, dras-
tisch senkt (in einigen Teilsegmenten hat man mit
dem zunächst befristeten Aussetzen von Steuern und
Abgaben bereits begonnen), dann stehen dem deut-
schen Maschinenbau in Brasilien gute Geschäfte
bevor. Denn geschätzt wird die Qualität aus
Deutschland dort schon lange.
BEDARF KONKRET: ENERGIEWIRTSCHAFT
Wachstum benötigt Energie, nicht nur bei den Men-
schen, die mit ihrer Arbeit dafür sorgen, dass eine
Volkswirtschaft wächst. Es wird auch Energie in
Form von Elektrizität für die Industrien, die Büros
oder die Computer benötigt. Mit dem Wachstum
steigen die Löhne und viele Menschen zeigen ihren
neuen Wohlstand auf der Straße, mit dem Auto, das
sie fahren. In Schwellenländern ist das Auto das
Statussymbol schlechthin. Vergrößert sich die Zahl

„ B R A S I L I E N – E I N L U K R A T I V E R M A R K T F Ü R D E U T S C H E F I R M E N “
15
der privat genutzten Kraftfahrzeuge, wird wieder
mehr Energie – in Form von Kraftstoffen – benötigt.
Fatal wirkt sich das Fehlen von Energie aus. Das
kann jeder nachvollziehen, der sich vorstellt einen
Tag ohne elektrischen Strom auszukommen. Nichts
geht mehr. Man kann darauf hoffen, dass das Handy
und der Akku des Notebooks vollständig geladen
sind – doch das nutzt auch nichts. Denn die Service-
Anbieter (egal ob Mobilfunk-Anbieter oder Internet-
Provider) leiden ja auch unter dem Stromausfall. Mit
fatalen Folgen für die Wirtschaft. In Brasilien sind
Stromausfälle nicht gerade selten – nicht nur auf
dem flachen Land, sondern auch und vor allem in
den Metropolen wie São Paulo. Gerade in letzter
Zeit häuften sich wieder die „Apagãos“, wie Strom-
ausfälle in Brasilien genannt werden. Nun beginnt
sich die Regierung Sorgen zu machen – wegen der
bevorstehenden Fußball-WM und der Peinlichkeit,
die ein Stromausfall während eines in alle Welt
übertragenen Fußballspiels auslösen könnte. Diese
Angst ist durchaus berechtigt.
Noch immer dominiert die Wasserkraft bei der Pro-
duktion von elektrischer Energie in Brasilien. Man
rühmt sich dafür, weil der Wasserkraft immer noch
das Siegel der „Umweltverträglichkeit“ anhaftet –
auch wenn gerade Brasilien mit dem Mega-
Staudamm-Projekt „Belo Monte“ dafür sorgt, dass
die Farbe ein wenig abblättert.
Unbestreitbar ist aber, dass Brasilien eine sehr „sau-
bere“ Energiebilanz aufweisen kann. Knapp die
Hälfte des gesamten Energieangebots (45%) ent-
stammt erneuerbaren Quellen. Damit liegt man weit
über dem weltweiten Durchschnitt, der sich gerade
bei 16 Prozent befindet. Betrachtet man die elektri-
sche Energie isoliert, dann wird diese sogar zu 86,2
Prozent aus erneuerbaren Quellen gespeist. Neben
der Wasserkraft setzt man auf Wind, Sonne und
Biomasse, wobei diese alternativen Energiequellen
noch äußerst spärlich genutzt werden. Die Abhän-
gigkeit vom Wasser und das aktuelle Staudammpro-
jekt eignen sich dafür, das Dilemma der Stromver-
sorgung aufzuzeigen – zumindest in Teilaspekten.
Die Angst vor einem Stromausfall während der
Fußball-WM ist begründet, weil diese im brasiliani-
schen Winter und damit während der Trockenzeit
stattfindet. Die Staudämme sind dann nur mäßig
gefüllt und es kommt in verschiedenen Landesteilen
zur Rationierung von Strom – vor allem im Norden
und Nordosten, wo die Stromversorgung gegenwär-
tig nicht flächendeckend gewährleistet ist. Das
Amazonas-Kraftwerk „Belo Monte“ soll hier Abhil-
fe schaffen.
Das Problem der brasilianischen Stromversorgung
liegt aber tiefer – oder bildlich gesprochen höher.
Das Leitungsnetzwerk ist nämlich nicht nur veraltet,
sondern auch schlecht gewartet und marode. Oder
aber es ist – wie im Norden und Nordosten – derzeit
noch gar nicht vorhanden. Der Stausee im Amazo-
nasgebiet soll da zwei Fliegen mit einer Klappe
schlagen: Man will das dort vorhandene Wasser
nutzen, um die Region mit elektrischer Energie zu
versorgen. Zwar müssen erst entsprechende Leitun-
gen verlegt werden, die Kosten wären aber geringer
als die Anbindung des Gebiets an das existierende
Netz.
Für die amtierende Präsidentin ist die Stabilität des
Stromnetzes eine Image-Frage. Schon zu Beginn des
neuen Jahrtausends hatte es zahllose Stromausfälle
und Stromrationierungen gegeben.2003 übernahm
die Ingenieurin Dilma Rousseff das Energieministe-
rium mit dem klaren Auftrag, das Netz zu sanieren
und sicherzustellen, dass vor allem in den wirt-
schaftlich wichtigen Metropolen keine Stromausfälle
mehr vorkommen. Erreicht hat sie dieses Ziel nicht,
auch wenn ihr aktueller Nachfolger Marcio Zim-
mermann nach jedem Stromausfall gebetsmühlenar-
tig beteuert, Brasilien habe „eine der besten Netzinf-
rastrukturen“ der Welt. Wer in Brasilien gelebt hat,
weiß, dass dem nicht so ist. Dazu reicht der Blick
auf die immer noch oberirdisch geführten Stromlei-
tungen.

„ B R A S I L I E N – E I N L U K R A T I V E R M A R K T F Ü R D E U T S C H E F I R M E N “
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Abbildung 8: Primärer Energiemix in Brasilien (Angaben in Prozent) Quelle: EPE (2011) Plano Decenal de
Expansão de Energia 2020
Das Wallstreet Journal berichtete unter Berufung auf
Experten, dass Brasilien bis zum Jahr 2015 mindes-
tens 4 Milliarden Dollar investieren müsse, um ein
Stromnetz zu haben, das internationalen Ansprüchen
genüge. Woher dieses Geld stammen soll, ist noch
nicht klar. Denn um die berüchtigten „Custo Bra-
sil“ in den Griff zu bekommen, hat Präsidentin
Rousseff Anfang des Jahres 2013 verfügt, dass die
Strompreise drastisch (um 32% für Unternehmen
und um 18% für Privathaushalte) gesenkt werden
müssen. Brasilien will endlich seinen Spitzenplatz
bei den Strompreisen unter den G20-Ländern los-
werden. Im Gegenzug beklagen sich jetzt die Strom-
versorger, es sei kein Geld für benötigte Investitio-
nen vorhanden – woraufhin die Regierung wiederum
eine erleichterte Kreditaufnahme für die Stromver-
sorger durchsetzte.
Dieser für Brasilien typische Kuhhandel zeigt eines
ganz deutlich: Man hat die Notwendigkeit von In-
vestitionen in die maroden Netzwerke erkannt, un-
klar ist nur noch der „Modus vivendi“. Was dieses
Beispiel auch zeigt: Deutsche Unternehmen sollten
sich bei ihrem Engagement in Brasilien nicht von
den tagesaktuellen Schlagzeilen beeinflussen lassen.
Nichts ist in Südamerika in Stein gemeißelt. Man
benötigt einen langen Atem und ein Gefühl für die
dortige Kultur.
Gearbeitet wird auch an der Unabhängigkeit von der
Wasserkraft und den witterungsbedingten Einflüssen.
Man will wieder in „Thermische Kraftwerke“ inves-
tieren, also Kohle-, Gas- oder Atomkraftwerke bau-
en. Dies führt zu neuen Problemen, da die Gasliefe-
rungen durch den Quasi-Monopolisten Petrobras
unter geringen Fördermengen leiden und die Endla-
gerung des Atommülles bis heute nicht geregelt ist.
Nach dem Unglück von Fukushima ist auch in Bra-
silien die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisiert.
So laufen – bedacht mit massiver Kritik von Exper-
ten und Umweltschützern – weiterhin die Planungen
für 28 neue Wasserkraftwerke. Von denen hängen
mindestens 20 jedoch – allen voran Belo Monte –
durch gerichtliche Auseinandersetzungen über die
Genehmigungsverfahren quasi in der Schwebe.

„ B R A S I L I E N – E I N L U K R A T I V E R M A R K T F Ü R D E U T S C H E F I R M E N “
17
Mit einem großen Aufschwung rechnet man bei der
Windkraft. Schon bis zum Ende dieses Jahres 2013
sollen rund 50 Windenergie-Projekte (Gesamtkapa-
zität 2,1 Gigawatt) ans Netz gehen, vorrangig im
Norden und Nordosten des Landes. Wie schnell
diese Windparks aber zur Entspannung auf dem
Energiemarkt beitragen können, ist zweifelhaft.
Momentan gibt es noch keine komplette Netzanbin-
dung – ein Problem, das man auch aus Deutschland
kennt. Man geht davon aus, dass lediglich 30 Pro-
zent der neuen Windenergie zum vorgesehenen
Zeitpunkt in die Netze eingespeist werden können.
Der Markt für Windräder und das dazugehörige
Equipment unterliegt Handelsbarrieren. Eine Wert-
schöpfung von mindestens 60 Prozent muss in Brasi-
lien erfolgen, um diese zu umgehen. Doch ist der
Markt so lukrativ, dass immer mehr Unternehmen –
auch aus logistischen Gründen – Produktionsstätten
im Umfeld der entstehenden Windparks aufbauen.
Interessant für Firmen, die sich in Brasilien engagie-
ren wollen: Wer die Voraussetzungen bezüglich der
Wertschöpfung erfüllt, wird wie ein „brasilianisches
Unternehmen“ behandelt und hat Zugang zu verbil-
ligten BNDES-Krediten.
Man mag es als neutraler Beobachter nicht glauben,
aber die Solarenergie steckt in Brasilien noch in den
Kinderschuhen – wobei man differenzieren muss:
Die Erzeugung von elektrischem Strom mithilfe von
Solarenergie steht noch am Anfang, denn die
Brauchwassererwärmung mittels Sonnenkollektoren
auf den Dächern ist in Brasilien schon seit vielen
Jahren üblich. Inzwischen wird es zur Auflage ge-
macht, dass bei Neubauten oder Renovierungen die
Brauchwassererhitzung umgestellt wird.
In Bezug auf die Sonnenenergie ist für deutsche
Anbieter interessant, dass sich die KfW – wenn man
so will, das Pendant zur BNDES – aktiv an Pilotpro-
jekten beteiligt. Auf Forschungsseite ist das Fraun-
hofer-Institut in Brasilien sehr aktiv. Geplant ist
zunächst, die private Versorgung – ähnlich dem
Brauchwasser – umzustellen, mit der Option, über-
flüssigen Strom ins Netz einspeisen zu können.
Allerdings ist die derzeitige Regel so, dass die Ein-
speiser nicht bezahlt werden, sondern lediglich eine
Gutschrift auf ihre Stromrechnung erhalten. Die
Zahl der kommerziellen Solarparks liegt noch deut-
lich im einstelligen Bereich.
Rund um die Versorgung des Landes mit elektri-
scher Energie wird sich in den nächsten Jahren eini-
ges tun. Nicht wenige Experten – auch der Fachver-
band der Elektroindustrie ABINEE (Associação
Brasileira da Indústria Elétrica e Eletrônica) – sehen
bei Produkten und Dienstleistungen rund um die
Energiewirtschaft einen Wachstumsmotor für Brasi-
lien. Dabei befindet man sich in der Notlage, nahezu
alles aus externen Quellen zu beziehen. Das ist auch
der Grund für die harschen Einfuhrbeschränkungen.
Ein Engagement vor Ort ist lukrativ, wenn es gut
vorbereitet ist und man sich nicht von den bürokrati-
schen Hürden (alle Bauteile müssen lizenziert wer-
den) abschrecken lässt.
Die in Brasilien verbrauchte Energie besteht natür-
lich nicht ausschließlich aus elektrischem Strom.
Auch der Hunger von Wirtschaft und Privathaushal-
ten nach Treibstoff für die immer größer werdenden
Flotten von Nutz- und Privatfahrzeugen ist unge-
bremst. Schlimmer noch – der Bedarf steigt weit
schneller, als die Bereitstellung möglich ist. Zwar
verfügt Brasilien über enorme Ölvorkommen vor
seiner Küste. Doch liegen diese in extremen Tiefen
und zusätzlich unter einer sich bewegenden Salz-
schicht (weshalb sie in der Welt als „Pré-Sal“-
Vorkommen bekannt sind). Man betreibt so eine Art
Learning by Doing, weil niemand die genauen Ei-
genschaften dieses Salzgesteins kennt. Niemand
weiß etwas über die Löslichkeit, wie es sich bei
hohen Temperaturen oder Druck verhält. Erste An-
zeichen für die Probleme zeigten sich bei der von
Chevron vorgenommenen Probebohrung, die zu
einem Leck am Bohrloch und damit einhergehenden
Verschmutzungen der Strände sorgte.

„ B R A S I L I E N – E I N L U K R A T I V E R M A R K T F Ü R D E U T S C H E F I R M E N “
18
Inzwischen ächzt Petrobras unter der Vorgabe, dass
die zur Förderung erforderliche Ausrüstung im eige-
nen Land entwickelt und gebaut werden muss. Auch
die Lizenznehmer haben unter den Verzögerungen
zu leiden. Als erstes hat McKinsey schon im ver-
gangenen Jahr berechnet, dass sich die Tagesförde-
rung von sechs Millionen Fass – wie sie von der
Regierung immer wieder verbreitet wurde (und auf
deren Basis die Regierung schon die entsprechenden
Einnahmen verplant) – nicht würde halten lassen.
Lediglich 4,4 Millionen Fass pro Tag sahen die
Analysten als realistisch an. Jetzt hat auch die neue
Petrobras-Präsidentin Maria das Graças Foster die
Realitäten akzeptiert und geht von einer maximalen
Fördermenge von täglich 5,3 Millionen Fass im Jahr
2020 aus. Für Petrobras ist dies ein schwerer Schlag,
bedeutet es doch Umsatzeinbußen von geschätzten
25 Milliarden Dollar pro Jahr. Dabei wird der staat-
liche Konzern (oft wird
von „halbstaatlich“ gesprochen, doch seit der Kapi-
talerhöhung befinden sich wieder mehr als 60 Pro-
zent der Aktien direkt oder indirekt – über die
BNDES – in staatlicher Hand) momentan von der
Regierung ohnehin „missbraucht“.
Der im Land dringend benötigte Treibstoff (Diesel
und auch Benzin) kann momentan aus Eigenmitteln
nicht geliefert werden. Die Importe müssen über
Petrobras abgewickelt werden. Das Unternehmen
bedient sich dazu des Weltmarktes, muss die Treib-
stoffe im Land aber unter dem Weltmarktpreis ver-
kaufen, um die galoppierende Inflation in den Griff
zu bekommen. Der Bilanz des Unternehmens scha-
det dies enorm. Schlimmer noch – die finanziellen
Auswirkungen dieses Vorgehens haben die Investi-
tionsfähigkeit von Petrobras stark in Mitleidenschaft
gezogen. Diese ist in immer größerem Maße von
Krediten abhängig. Letztere besorgt sich das Unter-
nehmen – wegen der hohen Zinsen in Brasilien –
inzwischen im Ausland. Jüngst wurde ein großer
Vertrag mit japanischen Banken geschlossen.
Der Druck auf Petrobras und der inzwischen einge-
tretene Zeitverlust haben zu einem Umdenken ge-
führt. Kooperationen bei der Technologieentwick-
lung sind durchaus möglich, wenn es der brasiliani-
sche Nationalstolz auch verbietet, im Ausland um
Hilfe zu bitten. Kein Wunder also, wenn sich alle
großen im Öl- und Gasgeschäft engagierten Unter-
nehmen inzwischen in Brasilien angesiedelt haben.
Dennoch ist Platz für Spezialanbieter geblieben,
denn die Zeit drängt. Laut staatlicher Vorgaben soll
Petrobras die Zahl von Bohrplattformen sowie Bohr-
und Fördersonden bis zum Jahr 2020 verdoppeln,
die der Öltanker gar verdreifachen.
Dabei steckt der brasilianische Schiffbau ebenso in
den Kinderschuhen. Nach Jahrzehnten der Stagnati-
on hatte man diese Industrie vernachlässigt. Jetzt
wird mit Macht versucht, verlorenes Terrain zurück-
zugewinnen. 2010 schon sollte die erste Etappe
dieser Anstrengungen für die Welt sichtbar erfolg-
reich abgeschlossen werden. Der 274 Meter lange
Tanker „João Cândido“ lief vom Stapel – und beina-
he direkt anschließend auf Grund. Hätte man ihn
nicht schnellstmöglich zurück ins Dock gebracht,
wäre der Tanker wegen löchriger Schweißnähte
gesunken.
Unterstützung aus dem Ausland tut Not. Es mangelt
an allem – auch an gut ausgebildeten Fachkräften.
Noch gibt es nicht einmal genügend fachkundige
Schiffbauingenieure. Dieser Studiengang wird den
jungen Brasilianern gerade schmackhaft gemacht.
Einige haben auch schon darauf reagiert und mit
dem Studium begonnen – vorzugsweise an deut-
schen Hochschulen.

„ B R A S I L I E N – E I N L U K R A T I V E R M A R K T F Ü R D E U T S C H E F I R M E N “
19
BEDARF KONKRET: UMWELTTECHNIK
Erst ganz am Anfang steht die Umwelttechnik in
Brasilien. Das Bewusstsein für den sorgsamen Um-
gang mit den natürlichen Ressourcen entwickelt sich
erst langsam. In den Schulen bildet das Thema einen
der Schwerpunkte – dort hat man auch damit begon-
nen, farblich unterschiedliche Mülleimer aufzustel-
len, um die Schüler so frühzeitig zur Mülltrennung
zu erziehen. Wer das als Privatperson mit seinem
Hausmüll machen möchte, muss dafür extra zahlen.
Die Stadtverwaltung von São Paulo beispielsweise
schickt zwar einmal in der Woche einen Dienstleis-
ter zum Abholen des getrennten Hausmülls, die
Anwohner müssen diesen aber direkt bezahlen.
Hier liegt auch das Hauptproblem bei der Durchset-
zung des Umweltschutzes auf breiter Front. In einem
Land, in dem weite Teile der Bevölkerung jeden
Real zweimal umdrehen müssen, ehe sie ihn
ausgeben, wird niemand zusätzliches Geld für die
Mülltrennung aufwenden. Hier ist auch seitens der
Regierung noch einiges zu tun, um das Bewusstsein
für die Notwendigkeit zu wecken.
Geschäftsreisenden aus Europa, die São Paulo über
den internationalen Flughafen Cumbica erreichen,
wird die Problematik direkt vor Augen geführt. Auf
ihrer Taxifahrt in die Stadt fahren sie zunächst direkt
am Rio Tieté, dann am Rio Pinheiros entlang. Diese
zwei Flüsse bieten ein trauriges Bild. Das brackige
Wasser sucht sich stinkend seinen Weg und trans-
portiert dabei Hausmüll aus allen Kategorien – vor
allem Einwegflaschen, ein Pfandsystem gibt es in
Brasilien nicht flächendeckend (die Getränke wür-
den beim Einkauf zu teuer). Der Tieté gilt als Sym-
bol für die Stadt und wurde genauso oft besungen
wie die Copacabana. Heute ist er tot.
Abbildung 9: Marktverteilung der Lieferanten von Umwelttechnik 2012 (Angaben in Prozent) Quelle: VDMA

„ B R A S I L I E N – E I N L U K R A T I V E R M A R K T F Ü R D E U T S C H E F I R M E N “
20
Zur Umwelterziehung der Kinder gehört auch der
Besuch der Quelle dieses Flusses in Salesópolis, wo
ihnen Tieté-Wasser zum Trinken gereicht wird.
Eindrucksvoller kann man niemanden auf das auf-
merksam machen, wie die Menschheit mit der Natur
umgeht. Die ersten Generationen von Brasilianern,
die durch diesen Teil der Erziehung liefen, stehen
jetzt im Berufsleben, was dem Thema Umweltschutz
inzwischen einen breiteren Raum gibt.
Gerade hinsichtlich der Versorgung mit Trinkwasser
gibt es reichlich zu tun. In der Millionen-Metropole
São Paulo sorgen zwei Stauseen für das Frischwas-
ser der Bevölkerung. Rings um diese Seen haben
sich Armenviertel gebildet, die nicht an die Kanali-
sation angeschlossen sind, was für die Wasserquali-
tät verheerende Auswirkungen hat. Als Trinkwasser
ist das, was aus der Leitung kommt, kaum geeignet.
Die Stadt versucht, dem mit Aufklärungskampagnen
der Bewohner dieser Armenviertel entgegenzuwir-
ken. In einem Fall will man das ganze Ufer des
Stausees räumen und Tausende von Familien umsie-
deln. Die notwendigen Investitionen in die Wasser-
wirtschaft sind enorm. Dabei geht es um den Ausbau
der Kanalisation, aber auch um die Wasseraufberei-
tung.
Gegenwärtig werden nach Expertenschätzungen
landesweit erst 20 Prozent der erzeugten Abwässer
wiederaufbereitet. Sogar im wirtschaftlichen Zent-
rum São Paulo liegt die Quote bei nur 40 Prozent.
Kein Wunder, wenn man auf der anderen Seite weiß,
dass nur knapp die Hälfte der brasilianischen Haus-
halte überhaupt an das Abwassernetz angeschlossen
ist.
Noch vielversprechender wäre es allerdings, wenn
die Wasserleitungen in der Stadt auf den aktuellen
Stand der Technik gebracht würden. Das Leitungs-
netz ist alt und wird immer wieder notdürftig ge-
flickt. Aktuellen Statistiken zufolge gibt es im
Stadtgebiet mehrere Tausend Lecks in den Wasser-
leitungen. Ein entsprechendes Sanierungsprojekt
wird immer wieder diskutiert, ist aber bislang noch
nicht umgesetzt. Das aber kann schnell gehen, weil
man in Brasilien schnell bereit ist, die Anwohner an
den entstehenden Kosten verpflichtend zu beteiligen.
Auf der Liste der Wasserprojekte ganz oben steht
dagegen die Wiederbelebung des Rio Tieté.
Weit umfangreicher werden die Investitionen im
Norden und Nordosten des Landes ausfallen. Hier
sind weite Gebiete weder an die Trinkwasserversor-
gung noch an das Abwassersystem angebunden.
Eine außergewöhnlich lange Dürreperiode in dieser
Region hat schon für verheerende Folgen gesorgt.
Die ersten Bundesstaaten reagieren und wollen in
den nächsten Jahren stark investieren. In einem
ersten Schritt sollen alle Städte mit mindestens
50.000 Einwohnern bis 2015 an das Abwassersys-
tem angeschlossen werden. Um die Kosten unter
Kontrolle zu behalten, werden auch in diesem Um-
feld Partnerschaften mit privaten Unternehmen ein-
gegangen. Es sind sogar schon Investment-Fonds
aufgelegt worden.
Die Reinhaltung der Luft ist ein weiteres Thema,
zumindest in den größeren Städten. In São Paulo
gibt es seit nunmehr drei Jahren so etwas Ähnliches
wie eine „Abgassonderuntersuchung“ für PKW und
LKW. Deren Einführung machte erneut deutlich,
dass Umweltschutz in großem Stil nur schwer
durchsetzbar scheint. Die Kostenfrage bei der ASU
wurde monatelang diskutiert, mit dem Resultat, dass
zumindest das erste Jahr noch kostenfrei war. Dies
wurde allerdings typisch brasilianisch organisiert.
Der PKW-Halter musste zahlen, konnte aber nach
bestandener Prüfung die Gebühren zurückerstattet
bekommen – per Antrag. Den haben viele Autofah-
rer zur Freude der Stadtregierung jedoch vergessen
auszufüllen. Dennoch zeigt die Einführung dieser
Untersuchung, dass die Regierenden das Problem
erkannt haben und zu handeln bereit sind.
Das gilt auch für die Müllberge, die in Brasilien
erzeugt werden. Nach Statistiken des IBGE beläuft
sich der tägliche Müllberg privater Haushalte in
Brasilien auf etwa 200.000 Tonnen. In kaum einem

„ B R A S I L I E N – E I N L U K R A T I V E R M A R K T F Ü R D E U T S C H E F I R M E N “
21
Land der Welt gibt es so wenig Recycling wie in
Brasilien. Nur etwa 12 Prozent des von der Stadtbe-
völkerung hergestellten Mülls werden in die Wie-
derverwendung eingespeist. Wie es in den dünner
besiedelten Gebieten aussieht, mag man sich da gar
nicht vorstellen. Die Folgen sind schon jetzt deutlich
sichtbar, auch, weil es in mehr als 60 Prozent der
brasilianischen Kommunen weder ein Konzept für
den Umgang mit Hausmüll, geschweige denn geeig-
nete Deponien gibt.
Die Hauptaufgabe beim Recycling übernehmen die
Ärmsten der Armen, die „Müll-Sammler“, die mit
ihren Handkarren durch die Straßen der Städte
patroullieren. Sie werden an Sammelstellen vor
allem für angelieferte Altmetalle – auch in Form der
in Brasilien allgegenwärtigen Getränkedosen – be-
zahlt. Die Mülltrennung ist ein wichtiger Teil ihrer
täglichen Arbeit und ihres Einkommens.
Als hilfreich für deutsche Anbieter von Umwelt-
technik erweisen sich die großen Sportveranstaltun-
gen. Brasilien will sich als modernes Land präsentie-
ren, und dazu gehört auch ein funktionierender Um-
weltschutz. Demzufolge hat die Regierung die Aus-
gaben in diesem Umfeld erhöht. Vertreter der auch
in diesem Marktsegment zahlreichen Syndikate und
Vereinigungen gehen in den nächsten Jahren von
einem Wachstum von gut 10 Prozent bei Wasser-
und Abwasserwiederaufbereitung sowie der Reini-
gung kontaminierter Böden aus. Für Projekte zur
Luftreinhaltung rechnen sie mit Zuwächsen von
immerhin noch gut 5 Prozent.
BEDARF KONKRET: INFRASTRUKTUR
Das brasilianische Wachstum hat in den letzten zwei
Jahren eine Delle bekommen. Während die Regie-
rung die weltweite Wirtschaftslage verantwortlich
macht, sehen immer mehr Analysten und Wirt-
schaftsexperten in der schlechten Infrastruktur des
Landes den größten Wachstumsverhinderer. Wer
einmal längere Zeit in Brasilien verbracht hat, ist
geneigt, den Experten-Meinungen Glauben zu
schenken. Dabei sind die Wasser- und Stromversor-
gung wahrscheinlich noch das kleinste Problem.
Es lässt sich nicht wegdiskutieren, dass die Infra-
struktur auf einem Stand irgendwo Ende der neunzi-
ger Jahre stehengeblieben ist. Nicht wenige Brasili-
enkenner gehen sogar noch weiter und behaupten,
seit den siebziger Jahren hätten sich die Ausgaben
nicht mehr erhöht. Belegbar ist, dass die Ausgaben
für die Infrastruktur im Jahr 2003 ihren Tiefpunkt
erreicht hatten, damals lagen sie bei 0,1 Prozent des
BIP. Lange Zeit täuschte das sprunghafte Wachstum
über die Probleme hinweg. Projekte wurden immer
wieder verschoben, auch, weil die Regierung Sozi-
alprojekten den Vorrang einräumte.
Wie dramatisch die Situation teilweise ist, zeigten
2013 die Wochen der Soja-Ernte. Brasilien ist einer
der größten Soja-Produzenten der Welt und die
Agrarindustrie gehört zu den wichtigsten Wirt-
schaftsfaktoren. Momentan kommt es doppelt
schlimm. Wegen fehlender Bewässerungssysteme
verdorrten Teile der Ernte im Norden des Landes.
Das, was dort geerntet werden konnte, war noch
lange nicht im Hafen, um von dort aus in die Welt
verschifft zu werden. Der Transport über teilweise
nicht asphaltierte Straßen gestaltete sich chaotisch.
Auch im Südosten, wo die Gegend um die Millio-
nenmetropole São Paulo noch über die beste Infra-
struktur verfügt, bildeten sich bis zu 50 Kilometer
lange Schlangen auf dem Weg zum Hafen Santos.

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22
Abbildung 10: Aufteilung Brasiliens in die fünf Wirtschaftszonen
Die Regierung weiß um die Wichtigkeit der Land-
wirtschaft für das brasilianische Wachstum und will
jetzt mit Macht in diese investieren. Mit großem
Pathos verkündete die Präsidentin laut einem Bericht
der Finanzzeitung „Valor Economico“ vor hunderten
von Landwirten: „Hier habt ihr 136 Milliarden Reais.
Gebt das Geld aus und ihr bekommt mehr!“ Anlass
der Versammlung war die Vorstellung des Land-
wirtschaftsplans für die Jahre 2013/2014. Das Ziel
für diese Periode ist klar umrissen: Die Produktivität
der Landwirtschaft soll erhöht werden.
Ein Großteil der Investitionen soll für die Finanzie-
rung von Maschinen und Anlagen sowie den Aufbau
von Lagerhäusern eingesetzt werden. Letztere fehlen
derzeit fast völlig, was als ein weiterer Grund für die
langen Schlangen vor den Häfen ausgemacht wurde.
Der Aufbau von Lagern und Silos soll sowohl von
den Landwirten als auch von der Regierung voran-
getrieben werden, so der Plan. Dabei verspürt die
staatliche Versorgungsgesellschaft CONAB schon
einen gewissen Druck, ihre Kapazitäten zu erhöhen.
Die ungewöhnlich lange Dürre im Nordosten führt
nämlich nicht nur dazu, dass angebautes Getreide –
so den die Saat aufgeht – quasi auf dem Halm ver-
trocknet, dem Vieh im ohnehin schon armen Norden
und Nordosten fehlt neben dem Wasser auch das

„ B R A S I L I E N – E I N L U K R A T I V E R M A R K T F Ü R D E U T S C H E F I R M E N “
23
Futter. Der Versuch, Futtermais aus dem Süden in
den Norden zu transportieren, scheiterte an den dort
nicht vorhandenen Lagerkapazitäten seitens der
CONAB
Investitionen tun also Not und für deutsche Firmen
sind auch gute Gewinne zu erwarten. Man darf aber
nie vergessen, dass es sich um Brasilien handelt und
dort schnell mit hohen Zahlen hantiert wird, die
nicht immer der Wahrheit entsprechen. Gleichwohl
reichen auch die realen Zahlen aus, um für deutsche
Firmen einen Anreiz zu geben, verstärkt in Brasilien
zu investieren. Wichtig ist nur der Blick ins „Klein-
gedruckte“, die im brasilianischen Portugiesisch so
wichtige „Interpretation zwischen den Zeilen“.
Ein Beispiel dafür ist das „Programa para a Ace-
leração do Crescimento“ (PAC), das im Jahr 2007
von der heutigen Präsidentin (damals als Kabinetts-
ministerin die rechte Hand des Präsidenten) entwi-
ckelt und mit Pomp eingeführt wurde. Das Paket
sorgte im Ausland für großen Jubel, weil man zu
erkennen glaubte, dass Brasilien die Zeichen der
Zeit erkannt habe und jetzt in die Infrastruktur inves-
tieren würde. Tatsächlich aber handelte es sich nicht
um die Planung von Neuinvestitionen, man hatte nur
die schon verabschiedeten Maßnahmen nur öffent-
lichkeitswirksam zu einem Paket geschnürt.
Eine ähnliche „Marketing-Funktion“ hatte auch die
zweite Auflage dieses Programmes, „PAC 2“ ge-
nannt. Entstammten die Investitionen des „PAC
1“ den Planungen bis ins Jahr 2011, so überraschte
Präsident Lula die Öffentlichkeit schon 2010 mit der
Vorstellung der Fortsetzung, wieder maßgeblich
entwickelt von Dilma Rousseff. Die Projekte hatten
einen Gesamtwert von immerhin knapp 960 Milliar-
den Reais (was damals etwa 385 Mrd. Euro ent-
sprach).
Abbildung 11: Verteilung der Investitionen auf die Infrastruktur 2011-2016 auf die Regionen (Gesamtbudget
535 Mrd. Euro) Quelle: Grande Construcçoes

„ B R A S I L I E N – E I N L U K R A T I V E R M A R K T F Ü R D E U T S C H E F I R M E N “
24
Bei näherem Hinsehen versteckten sich in dieser
Summe allerdings sowohl das Wohnungsbaupro-
gramm „Minha casa, Minha vida“, mit dem Wohn-
raum für sozial Schwache bereitgestellt wird, als
auch Investitionen von Petrobras, der offiziell halb-
staatlichen Erdölgesellschaft. Erst bei genauem
Hinsehen (auf der Homepage der Entwicklungsbank
BNDES) ließ sich erkennen, dass sich die Ausgaben
für die Verbesserung der Infrastruktur auf 380 Milli-
arden Reais belaufen sollen.
Bis heute haftet dem PAC der Geruch an, lediglich
eine Marketing-Aktion der Regierung zu sein. Viele
Projekte verlaufen im Sand, ehe sie richtig begonnen
haben. „Es wäre besser gewesen, sich auf zehn oder
zwanzig konkrete Projekte zu konzentrieren und
diese auch erfolgreich abzuwickeln, als mit der
Gießkanne durch das Land zu gehen“, kritisierte
jüngst der ehemalige Präsident Fernando Henrique
Cardoso die Zwischenbilanz des PAC. Hier darf
nicht der falsche Eindruck entstehen, es kämen nur
Fehlplanungen vor, vielmehr wurden bislang die
geplanten Mittel nicht annähernd überhaupt ange-
fordert.
Manches, was angefangen wurde, endet in einem
absurden Projekt – wie die bereits erwähnten Wind-
parks, die bislang nicht an das Netz angeschlossen
wurden. Wichtiger Baustein für die Versorgung des
Nordostens mit Energie ist die „Abreu-e-Lima“-
Raffinerie in Pernambuco, dem Heimatstaat von Ex-
Präsident Lula. Diese sollte eigentlich schon seit
dem vergangenen Jahr produzieren, wird aber wohl
erst 2014 den Betrieb aufnehmen. Dafür haben sich
die Kosten inzwischen verachtfacht.
Fast schon ein Evergreen ist in diesem Zusammen-
hang der „Trém Bala“ (wörtlich übersetzt „Pistolen-
kugelzug“; mit dem Namen soll auf die Geschwin-
digkeit angespielt werden), jene Schnellzugverbin-
dung zwischen Rio de Janeiro und São Paulo, deren
Aufbau seit nunmehr 20 Jahren immer wieder in den
staatlichen Investitonsprogrammen auftaucht. Auch
Anfang 2013, als von der Regierung Anreize zum
Wachstum der Wirtschaft gefordert worden, stand
die Zugverbindung wieder auf dem Plan. Bislang
existiert allerdings nicht einmal eine Planung der
exakten Streckenführung, obwohl die Zugverbin-
dung in Zusammenhang mit den geplanten sportli-
chen Großereignissen von enormem Nutzen wäre.
Die Regierung in Brasilia ziert sich, weil sie für die
Zugverbindung zwischen Rio de Janeiro und São
Paulo kein Risiko eingehen will. Analog zum Vor-
gehen im Straßenbau hätte man es am liebsten, wenn
sich ein Privatunternehmen fände, dass den Bau der
Trasse realisierte. Mehrere Versuche einer Verstei-
gerung der Konzession sind schon gescheitert – der
letzte wegen einer zu geringen Zahl von Bieterun-
ternehmen.
Region Projekte Investitionssumme Anteil in %
Norden 7 1.520.000.000,00 5,1
Nordosten 21 5.100.274.509,09 17,0
Zentral-Westen 14 163.814.945,45 0,5
Südosten 230 22.795.240.981,82 75,8
Süden 23 495.698.581,82 1,6
Gesamt 295 30.075.029.018,18 100,0
Abbildung 12: Investitionen in die industrielle Infrastruktur 2011-2016 Quelle: Grande Construcçoes

„ B R A S I L I E N – E I N L U K R A T I V E R M A R K T F Ü R D E U T S C H E F I R M E N “
25
Hintergrund: Die vom Staat genannten Konditionen
waren einfach zu schlecht. Siemens galt lange als
Favorit für den Bau, inzwischen wird über den TGV
diskutiert, ja sogar der chinesische Eigenbau scheint
eine Option zu sein.
Nach derzeitigem Stand soll noch 2013 ein neuer
Versuch unternommen werden, mit dem Projekt
„Trém Bala“ zu beginnen. Für den September ist die
Vergabe an einen Technologieanbieter geplant, der
Mitte 2014 die Auswahl des Baukonsortiums folgen
soll. Bei gutem Gelingen dieses ersten Projekts sind
gleich weitere Verbindungen geplant, beispielsweise
zwischen São Paulo und Belo Horizonte oder São
Paulo und Curitiba.
Zumindest hat die Regierung inzwischen realisiert,
dass es ein Fehler war, den Transport von Waren
und Gütern fast ausschließlich über die Straßen zu
gewährleisten. Wobei auch in diesem Zusammen-
hang Kostengründe im Vordergrund standen. Dabei
ging es weniger um die Kosten für den Straßenaus-
bau. In Brasilien gibt es keine großen Speditionen,
quasi ist jeder LKW-Fahrer sein eigener Chef. Da-
mit entfallen sowohl Kosten als auch Risiko für den
Staat, der beim Aufbau einer nationalen Bahn eine
weit risikoreichere Position einnehmen müsste.
Optimistische Schätzungen gehen davon aus, dass
derzeit etwa 25 Prozent des Güter- und Personen-
transports über den Schienenweg erfolgen. Wie so
oft scheinen hier aber Äpfel und Birnen in einen
Korb gelegt worden zu sein, weil man allem An-
schein nach auch den Personentransport (in São
Paulo die Metro, sowie die Stadtbahn) einbezogen
hat. Die Zugverbindung von der Metropole hinunter
nach Santos wurde vor Jahren eingestellt, in anderen
Metropolen sieht es nicht anders aus.
Momentan hat die Minengesellschaft Vale ein
Schienennetz, das in etwa einem Drittel des gesam-
ten staatlichen Netzes entspricht. Problematisch für
die Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur wirken
sich derzeit die Korruptionsfälle im brasilianischen
Transportministerium aus. Seit 2007 wurde der
zuständige Minister vier Mal gewechselt. Da es sich
um einen „brasilianischen Ministerwechsel“ handel-
te, waren es nur zwei handelnde Personen, die sich
immer wieder gegenseitig ablösten. Es bleibt abzu-
warten, ob eines der großen Prestigeprojekte – ein
Eisenbahn-Ring um São Paulo – wie geplant in
Kürze umgesetzt wird.
Die Zuständigkeit des Transportministers erstreckt
sich auch auf den Straßenbau. Hier wird die staatli-
che Problematik jedem, der sich einmal auf dem
Straßennetz bewegt hat, deutlich. Das fängt schon
damit an, dass nur etwa 15 Prozent der brasiliani-
schen Überlandstraßen über eine Asphaltdecke ver-
fügen. Bei den asphaltierten Straßen gibt es einen
eklatanten Unterschied, ob diese in staatlicher Hand
sind oder von privaten Konzessionären gebaut und
gewartet werden, die ihre Investitionen über Stra-
ßenbenutzungsgebühren („Pedagio“) wieder herein-
holen. Auch hier hat sich die Regierung allerdings
inzwischen eingeschaltet, um für die Bevölkerung
die Fahrt zum Strand oder zu Verwandten nicht zu
teuer werden zu lassen. Es besteht aber großes Inte-
resse an der deutschen Technologie zur Kontrolle
und Zahlung der Gebühren.
Für deutsche Unternehmen ist ein Engagement am
ehesten bei der Planung und der Ausstattung der
ausführenden Unternehmen mit Maschinen und
Technologien möglich. Die Generalunternehmer-
schaft wird in der Regel einem brasilianischen Bau-
unternehmen übertragen. Bei der Vielzahl der anzu-
gehenden Projekte ist allerdings eine Erneuerung der
eingesetzten Maschinenparks dringend erforderlich.
Im Vorteil sind die brasilianischen Unternehmen
auch beim dringend erforderlichen Ausbau von
Häfen und Flughäfen. Die größten Chancen bieten
sich als Subunternehmer oder Lieferant von Techno-
logien und Ausrüstungen. Auch in diesem Umfeld
geht die Regierung weiter ihren Kurs der privaten
Beteiligungen (PPP – Public Private Partnership),
mit unterschiedlichem Erfolg. Der geplante „Super-

„ B R A S I L I E N – E I N L U K R A T I V E R M A R K T F Ü R D E U T S C H E F I R M E N “
26
hafen“ von Açu ist derzeit infrage gestellt, weil der
Planer und verantwortliche Unternehmer Eike Batis-
ta mit seinem Firmenkonglomerat in finanzielle
Schwierigkeiten geraten ist. Jetzt versucht die Regie-
rung zu retten, was zu retten ist.
Die Versteigerung der Lizenzen für die Flughäfen in
São Paulo, Brasilía und Campinas (Viracopos) hat in
Brasilien ein geteiltes Echo hervorgerufen. Zum Zug
kamen Investmentgesellschaften ohne große Exper-
tise (die Frankfurter Fraport ging leer aus), so dass
an den angekündigten Milliardeninvestitionen in-
zwischen gezweifelt wird. Die Planungen für einen
komplett neuen Riesenflughafen im Großraum São
Paulo (Caieiras) sind zunächst einmal gestoppt – für
wie lange, weiß niemand zu sagen. Man darf nicht
aber vergessen, dass die Stadt mit dem nationalen
Flughafen (Congonhas), dem internationalen Airport
(Cumbica) und dem hauptsächlich als Frachtflugha-
fen genutzten Viracopos (in Campinas) über drei
Flughäfen verfügt, die alle ihre Kapazitätsgrenzen
schon überschritten haben. Im Fall von Viracopos
kommt noch hinzu, dass sich dieser Airport gut 80
Kilometer von der Stadtmitte entfernt befindet, eine
Zugverbindung nicht existiert und die Schnellstraße
zu den stauanfälligsten im Großraum São Paulo
zählt.
Überhaupt ist der Personennahverkehr eine der größ-
ten Herausforderungen in den brasilianischen Met-
ropolen. Die lange Zeit nur rudimentär ausgebaute
Metro in São Paulo wird derzeit vehement erweitert.
Bis zum Beginn der Fußballweltmeisterschaft wer-
den zwar keine großen Effekte zu spüren sein, aber
das Problem ist erkannt. Derzeit sind Busse die
tragende Säule im öffentlichen Personennahverkehr
der Stadt. Diese stoßen jedoch trotz teilweise vor-
handener spezieller Busspuren an ihre Grenzen – ein
Problem, das nicht auf die Wirtschaftsmetropole
beschränkt ist. Bis zum Jahr 2020 sollen landesweit
100 Kilometer zusätzliche U-Bahn-Strecken gebaut
werden. Deutsche Firmen sind gerne gesehen und
haben den Vorteil, dass Brasilien oftmals Vorreiter
von ganz Südamerika ist. Das ist interessant, weil es
in ganz Südamerika derzeit nur neun Großstädte mit
U-Bahn-Netz gibt.
Viel zu tun gibt es auch beim Ausbau der Telekom-
munikationsinfrastruktur. Die existierenden Leitun-
gen sind verwittert und anfällig für Störungen. Da
der Telekommunikationsmarkt weitgehend privati-
siert ist, liegt der Handlungsbedarf bei den entspre-
chenden Anbietern. Die wollen am liebsten das Netz
komplett austauschen – die Kosten dafür aber auf
die Kunden abwälzen. Daher kommt dieses Projekt
selbst im relativ wohlhabenden São Paulo nicht
richtig in die Gänge. Benötigt werden Technologien,
Systeme und Dienstleistungen. Deutsche Unterneh-
men hätten hier den Vorteil, dass sich die Brasilia-
ner gerne von der amerikanischen Dominanz in
diesem Umfeld lösen würden.
Das gilt auch für den Ausbau des Mobilfunks, ohne
den eine komplette Anbindung aller Landesteile an
die Kommunikation gar nicht zu gewährleisten ist.
Es ist lohnt sich einfach nicht, Leitungen bis in die
entlegensten Regionen zu verlegen; diese Landestei-
le müssen über den Mobilfunk angebunden werden.
Dabei bieten sich für deutsche Anbieter die entspre-
chenden Chancen. Es gilt wie immer, den Markt zu
beobachten und rechtzeitig vor Ort zu sein. So lang
die Entscheidungswege auch sein mögen, so schnell
kommt es manchmal zu Entscheidungen.
Nahezu alle Bauvorhaben zur Verbesserung der
Infrastruktur in Brasilien werden seit 2012 von der
EPL – Empresa de Planejamento e Logistica – koor-
diniert. Hier laufen die Fäden für die aktuellen Pro-
jekte zusammen. Über ein kompliziertes Konstrukt
soll diese Agentur private Investoren für das Schie-
nennetz finden. Insgesamt sollen in einem ersten
Schritt mehr als 11.000 Schienenkilometer an den
„privaten Betreiber“ gebracht werden. Dabei gibt es
konkrete Vorgaben für die zu tätigenden Investitio-
nen. Während der Vertragslaufzeit (als Laufzeit sind
35 Jahren vorgesehen) sind die Konzessionäre für
Bau, Betrieb und Instandhaltung des Schienennetzes
verantwortlich, als Lockmittel verwendet man einen

„ B R A S I L I E N – E I N L U K R A T I V E R M A R K T F Ü R D E U T S C H E F I R M E N “
27
Risikoausschluss durch geringe Nachfrage. Die
Konzessionsnehmer verkaufen ihre Transportkapazi-
tät an die staatliche VALEC, die sie wiederum an
die Logistikunternehmen weiterreicht und damit im
Risiko steht.
Diese Komplexität allein zeigt, dass es sinnvoll ist,
möglichst früh vor Ort in Brasilien aktiv zu werden.
Typisch brasilianisch hat man gewartet, bis keine
weitere Verzögerung mehr möglich war. Jetzt – auch
typisch brasilianisch – wird es sehr schnell gehen bei
der Umsetzung der vielen Projekte. Da diese teilwei-
se verschachtelt und auf jeden Fall mit einiger Büro-
kratie überladen sind, heißt es, sich frühzeitig an
allen wichtigen Schaltstellen zu positionieren.
BEDARF KONKRET:
HOCHWERTIGE KONSUMGÜTER
Die Regierung mag argumentieren so viel sie will,
enorme soziale Unterschiede in Brasilien sind immer
noch vorhanden und werden es auch noch eine Wei-
le sein. Fährt man mit dem Auto durch eine der
großen Metropolen, wird einem der rasche Wechsel
von armen und reichen Vierteln schnell bewusst. In
einem eigentlich reichen Stadtbezirk wie Morumbi
in São Paulo ist die Grenze manchmal fließend.
Parasiopolis, eine der größten Favelas der Stadt,
liegt eingebettet zwischen Villen der Reichen und
Superreichen.
So krass diese Unterschiede dem Beobachter auch
erscheinen mögen, in einem sind sich alle Brasilia-
ner gleich: Sie konsumieren für ihr Leben gern. Sind
es bei der ärmeren Bevölkerung Statussymbole wie
Flachbildfernseher, Mobiltelefone oder Kleinwagen,
so geht es bei den Reichen um Schmuck, Uhren,
Markenkleidung und Sportwagen. Für die Erfüllung
der eigenen Wünsche ist man bereit, viel Geld aus-
zugeben. Wichtig ist, dass sich die Luxusgegenstän-
de auch vorzeigen lassen. Das gilt mittlerweile auch
für Wohnungseinrichtungen, die immer aufwändiger
werden.
Wer sich einen Überblick über die Konsumgewohn-
heiten der brasilianischen Oberschicht verschaffen
will, dem sei das Shoppingcenter „Daslu“ empfohlen.
Hier stimmt alles; man hat die Riesenvilla eines
reichen Paulistano zum Konsumtempel umfunktio-
niert. Das Ambiente ist gediegen, die Musik ge-
dämpft und die Verkäufer agieren dezent, ganz nach
dem Motto „Wer hier nach dem Preis fragt, kann ihn
sowieso nicht bezahlen!“ Die nackten Zahlen des
„Daslu“ sprechen für sich: Auf 18.000 Quadratme-
tern werden 333 internationale Luxusmarken präsen-
tiert. 1.500 kaufkräftige Kunden besuchen täglich
das Luxus-Shoppingcenter. Kaum ein Reiseführer
führt dieses Ambiente nicht als Ausgehtipp. Brasili-
aner konsumieren für ihr Leben gern.
Die Regierung des Ex-Präsidenten Lula hatte ihre
Wachstumsstrategie auf diesen Umstand abgestellt.
Man musste nur den Binnenkonsum hochhalten,
dann war – zusammen mit dem „Basis-
Wachstum“ durch Rohstoffexporte – ein jährliches
Wachstum von mehr als fünf Prozent garantiert.
Dabei konnte sich die Regierung auf die Bevölke-
rung verlassen. 2009, als in Europa – speziell in
Deutschland – der private Konsum aufgrund der
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ins Stocken
geriet, verzeichnete Brasilien immer noch rund 3,0
Prozent Zuwachs in diesem Umfeld. Inzwischen
sieht man Wachstumsraten von bis zu 5 Prozent pro
Quartal. Es gibt einige demografische Faktoren, die
darauf hindeuten, dass es in absehbarer Zeit keine
Änderung im Konsumverhalten gibt. Auch in Brasi-
lien werden die Familien kleiner, Single-Haushalte
haben ein enormes Wachstum. Die Reallöhne sind
gestiegen, also ist mehr Geld zum Konsumieren
vorhanden. Laut Statistik verfügt Brasilien ohnehin
über einen im Vergleich zu Europa höheren Anteil
der „wirtschaftlich Aktiven“. Während diese Bevöl-
kerungsgruppe in Brasilien 56 Prozent der Einwoh-
ner umfasst, liegt der Durchschnitt in Europa bei 45
Prozent.

„ B R A S I L I E N – E I N L U K R A T I V E R M A R K T F Ü R D E U T S C H E F I R M E N “
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Abbildung 12: Geplante Eröffnungen von Shoppingcentern in Brasilien 2013 Quelle: IBOPE
Auch ist Brasilien ein junges Land (die „Renterquo-
te“ liegt bei 8%, in Europa bei 22%). Und schließ-
lich und endlich sind die Brasilianer um ein vielfa-
ches anfälliger für Werbung als die Europäer – spe-
ziell die Deutschen.
Eine gewichtige Rolle spielen dabei die täglichen
„Telenovelas“, denen in Brasilien nicht der fade
Beigeschmack des „Trash-TV“ anhaftet. Sie werden
quer durch alle Bevölkerungsgeschichten gesehen.
Gerüchteweise wurden schon Parlamentssitzungen
verschoben, damit der Präsident und die Minister
keine Folge einer Novela verpassten (dies liegt
schon ein paar Jahre zurück, als es noch keine Vide-
orecorder gab). Was in den Novelas gezeigt wird, ist
Trend. Ein Beispiel dafür sind die Hundesalons, die
in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden ge-
schossen sind.
Bis Ende der neunziger Jahre hatten Hunde in Brasi-
lien einen anderen Status. Sie durften fressen und
das Haus bewachen, entsprechend groß waren sie
auch. Dann tauchten in einer Novela kleinere Rassen
auf, die mit Schleifchen verziert aus dem Hunde-
Salon zurückkamen. Heute werden sogar Promena-
denmischungen von ihren Besitzern mindestens
einmal pro Woche zum Trimmen gebracht. Im
Stadtbild von São Paulo dürfte die Zahl der Hunde-
salons lediglich von denen der Friseur- und Beauty-
Salons übertroffen werden. Die Kosmetik-Industrie
wächst in Brasilien ebenfalls sehr stark – quer durch
alle sozialen Schichten der Bevölkerung.

„ B R A S I L I E N – E I N L U K R A T I V E R M A R K T F Ü R D E U T S C H E F I R M E N “
29
Abbildung 13: Konsumverhalten in den Regionen Brasiliens 2011 Quelle: IBGE, Istoé
Nach Angaben der GTAI wächst die brasilianische
Kosmetikindustrie seit Mitte der neunziger Jahre
konstant mit mehr als 10 Prozent pro Jahr. In den
letzten Jahren verlagerte sich ein Teil des Geschäftes
auf das Internet. Gerade im Umfeld der Schönheits-
industrie hat der E-Commerce stark zugenommen.
Aber es gibt auch noch die Avon-Verkäuferin, die
mit ihrem Katalog den Bekanntenkreis abklappert.
Bei der Kosmetik ist es wie in allen anderen Seg-
menten des Konsums auch: Die Produkte werden
benutzt, um den eigenen Wohlstand zu zeigen. Das
gilt in der Familie genauso wie in der Nachbarschaft
oder im Bekannten- und Kollegenkreis. Man ist
bereit, hohe Preise zu zahlen, wenn es denn dem
eigenen Ansehen dient. Nicht immer ist dieses Geld
auch vorhanden. „Wir kaufen Dinge, die wir nicht
benötigen, um Menschen zu beeindrucken, die wir
nicht mögen, mit Geld, das wir nicht haben!“, fasste
einst ein brasilianischer Pater diese Art des Konsu-
mierens zusammen.
Gerade bei Luxusgütern kann das Shoppen richtig
ins Geld gehen. Beim Auto, des Brasilianers liebs-
tem Kind, muss es ein „Carro Importado“ sein, mit
dem man seine Mitmenschen beeindruckt – ein Auto
also, das nicht in Brasilien gefertigt wurde und durch
Einfuhrzölle und sonstige Steuern im Vergleich zum
Herstellungsland zum doppelten bis dreifachen Preis
verkauft wird. Bei der Kleidung ergibt sich ein ähn-
liches Bild, allerdings können die Preise hier auch
schon einmal beim Fünffachen liegen. Gekauft wird
trotzdem. Selbstverständlich sind auch bei Luxusgü-
tern Ratenzahlungen, worauf sich ein Anbieter ein-
stellen muss.
Das gilt auch für die Art des Verkaufens. Brasilianer
wollen umschmeichelt werden. Es reicht bei weitem
nicht aus, ein Geschäft zu eröffnen. Man muss eine
Art von „Erlebnis-Shopping“ anbieten, dann ist man
„in“, dann strömen die Kunden, dann werden die
Produkte gekauft, egal, ob beim Käufer ein akuter
Bedarf besteht oder nicht. Ein gutes Bild von dieser

„ B R A S I L I E N – E I N L U K R A T I V E R M A R K T F Ü R D E U T S C H E F I R M E N “
30
Strategie ermöglicht ein Luxus-Tattoo-Studio auf
der erwähnten Oscar-Freire in São Paulo. Beim
Betreten des Studios deutet nichts auf den eigentli-
chen Geschäftsinhalt hin. Man hat den Eindruck,
sich in einem Luxusrestaurant zu befinden; ein
Treffpunkt der Reichen und Schönen der Stadt, bis
weit in die Nacht geöffnet. Man trifft sich, isst und
trinkt und zum Dessert gibt es dann ein Tattoo. Im
Zusammenhang mit dem „Daslu“ sprechen Marke-
ting-Experten gerne von einem „Shopping mit Club-
Atmosphäre“. Auch für Veranstaltungen ist das
Shoppingcenter inzwischen eine gut gebuchte Loca-
tion.
Der erfolgreiche Verkauf von Luxuskonsumartikeln
beginnt bei der Auswahl des richtigen Ambientes.
Hat man die „In-Location“ gefunden, gilt es, sich
fest im Kundenkreis zu etablieren. Die Ideen zu
Kundenbindungsprogrammen könnten aus Brasilien
stammen. War man einmal in einem Geschäft und
kommt zum zweiten Besuch, hat man das Gefühl
alle Gesprächsinhalte des ersten Einkaufs wurden
aufgezeichnet. Man fühlt sich, als käme man zurück
zu Freunden – eine durchdachte Verkaufsstrategie,
die auch ein ausländisches Unternehmen adaptieren
muss, um Erfolg zu haben.
Dass es sich lohnt, mit Luxusartikeln in Brasilien auf
den Markt zu kommen, zeigte sich im Jahr 2012. Die
Welt redete nur noch über eine Wirtschafts- und
Finanzkrise größeren Ausmaßes und in Brasilien
eröffneten etablierte – und für ihre hohen Preise
bekannte – Markenhersteller exklusive Geschäfte.
Sogar die altehrwürdige New York Times berichtete
verwundert über die Eröffnung von zwölf Boutiquen
bekannter Marken. Brasilien wurde nur noch von
China übertrumpft, wo im gleichen Zeitraum 18
Geschäfte ihre Pforten öffneten.
Wie gerne die Brasilianer ihren neuen Wohlstand
zeigen und wie wenig sie dabei auf den eigenen
Geldbeutel achten, zeigt sich am Beispiel Recife, der
Hauptstadt des im armen Nordosten Brasiliens gele-
genen Bundestaates Pernambuco. Dort eröffnete im
Oktober 2012 das Shopping Riomar mit Geschäften
und Boutiquen von Luxusgut-Anbietern, wie man
sie in dieser Region noch nicht gesehen hat. Pern-
ambuco gehört zu den am schnellsten wachsenden
Bundesstaaten Brasiliens und jetzt ist die Zeit ge-
kommen, dass auch die Pernambucaner ihren neuen
Reichtum zeigen wollen.
Für die Betreiber der Shoppingcenter ist der Trend
schon Realität. Die Zahl der Konsumtempel in den
größeren Städten ist in den letzten Jahren kaum
mehr gewachsen, aber auf dem flachen Land oder in
bisher vernachlässigten Landesteilen wird kräftig
investiert – breit über alle anzusprechenden Kunden-
schichten hinweg. Denn auch bei den Shoppingcen-
tern zeigen sich die sozialen Unterschiede in der
Bevölkerung. Für alle Brasilianer gilt: Man liebt es,
am Samstagabend durch ein solches Zentrum zu
flanieren, je nach Geldbeutel (oder Kreditlimit)
suchen sich die Bevölkerungsschichten ihre passen-
de Lokalität. In São Paulo spürt man die steigende
Zahl von Millionären auch daran, dass die letzten
großen Eröffnungen von Shoppingcentern (Cidade
Jardins, JK Iguatemi) durchweg zu den Luxusvertre-
tern gezählt werden müssen.
Die internationale Unternehmensberatung Pricewa-
terhouseCoopers (PwC) sieht im privaten Konsum
weiterhin einen wichtigen Faktor für das brasiliani-
sche Wirtschaftswachstum. Während einer Veran-
staltung der AMCHAM-São Paulo wurden Zahlen
veröffentlicht, nach denen das Segment des „Luxus-
güterkonsums“ auch in den nächsten Jahren kräftig
im zweistelligen Bereich wachsen werde. Die PwC-
Analysten wiesen auch nochmals auf den Trend zu
bisher vernachlässigten Regionen hin, die neben den
bestehenden Geschäften für einen Teil des zu erwar-
tenden Wachstums stehen würden.
Nach Angaben einer Studie von Bain & Company
geben der „Klasse A“ (verfügbares Monatseinkom-
men von 14.100 Reais – 5.100 Euro) zugehörige
Brasilianer pro Monat 3.500 Reais (1.250 Euro) für

„ B R A S I L I E N – E I N L U K R A T I V E R M A R K T F Ü R D E U T S C H E F I R M E N “
31
den persönlichen Konsum aus. Darunter fallen nur
Kleidung und Accessoires, keine Autos oder Zube
hör für das Lieblingsspielzeug der Brasilianer. Und
es ist noch Luft nach oben. Sollte die Wirtschaft
nicht wieder anspringen, ist wohl auch damit zu
rechnen, dass das Segment der Luxusgüter durch
Steuererleichterungen neue Anreize seitens der Re-
gierung bekäme.
Doch trotz der hohen, steuerbedingten Preise wach-
sen die Geschäfte auch von deutschen Anbietern wie
Hugo Boss beständig. Das dürfte wohl auch daran
liegen, dass es laut dem brasilianischem Statisti-
schem Bundesamt allein in Sao Paulo knapp 25.000
Einwohner mit einem Einkommen von mehr als
50.000 Reais pro Monat (gut 18.000 Euro) gibt,
womit das Ende der Fahnenstange noch lange nicht
erreicht ist. 300 Einwohner der Stadt haben Monats-
einkünfte von 1 Million Reais (gut 360.000 Euro).
Besonders diese (Sehr-)Gutverdiener sind interes-
sant für potenzielle Anbieter von Luxusartikeln in
Brasilien. Einer Umfrage der TNS InterScience
zufolge gehört diese Bevölkerungsgruppe nicht zu
den Brasilianern, die sich auf Auslandsreisen mit
Luxusartikeln eindecken, sondern zu mehr als 80
Prozent die Einkaufsaktivitäten auf heimischem
Terrain durchführen.
Ein weiterer Grund für das stete Wachstum des
Luxussegments ist die schlichte Tatsache, dass man
in Brasilien die Adjektive „importiert“ und „qualita-
tiv hochwertig“ gleichsetzt. Darüber hinaus ist das
Einkaufen auf höchstem Niveau inzwischen ein
wichtiger Teil des sozialen Lebens.
Man geht mit Freunden zum Einkaufen – fährt mit
diesen aber nicht unbedingt in Urlaub. Also bleibt
am Ende nur der Gang ins heimische Shoppingcen-
ter. „Brasilien ist eines der Länder, in denen die
Leidenschaft für Luxus am deutlichsten ist“, fasste
jüngst der französische Philosoph Gilles Lipovetsky
zusammen. „Und die Zahl der Luxuskonsumenten
im Land wird weiter steigen. Es ist ein stetig wach-
sender Markt!“
Rechnung getragen haben dem in den letzten Mona-
ten einige bekannte Anbieter aus Europa. Im Mittel-
punkt stand dabei das Shoppingcenter Cidade Jardim.
Dort eröffnete Anfang Juni 2013 der zum LVMH-
Konzern gehörende Anbieter Fendi seine erste Filia-
le in Brasilien. In direkter Nähe zum Shopping hatte
im Februar bereits Christian Dior einen Flagship
Store für seine Kunden zugänglich gemacht. Eben-
falls neu im Shoppingcenter Cidade Jardim sind
Cartier und Louis Vutton.

„ B R A S I L I E N – E I N L U K R A T I V E R M A R K T F Ü R D E U T S C H E F I R M E N “
32
Fazit: Erfolg in und mit Brasilien ist möglich Etwas vorschnell bezeichnete der ehemalige brasili-
anische Präsident Luiz Inácio „Lula“ da Silva die
Erdölfunde vor der brasilianischen Küste als „Ge-
schenk Gottes an alle Brasilianer“. Damals war ihm
wohl noch nicht bewusst, wie schwierig es sein
würde, an das Erdöl zu gelangen, das tief unter der
Wasseroberfläche liegt. Es fehlen die Technologien,
es fehlen die Bohrinseln und es fehlen die Trans-
portschiffe. Mit Eifer ging die brasilianische Wirt-
schaft daran, diese Herausforderungen zu bestehen,
und musste doch schnell erkennen, dass man auf
Hilfe aus dem Ausland angewiesen sein würde.
Will man die pathetischen Worte des Ex-Präsidenten
auf deutsche Unternehmen ummünzen, dann könn-
ten sich die Ölfunde als „Geschenk an deutsche
Unternehmen“ erweisen. Qualität aus Deutschland
wird in Brasilien geschätzt, deutsche Unternehmen
können liefern, was in Brasilien benötigt wird. Die
Bedingungen, unter denen das Öl gefördert werden
soll, sind nicht einfach. Noch weiß niemand, wie die
teilweise mehrere Kilometer dicke Salzschicht, die
es zu durchdringen gilt, um an das Öl zu gelangen,
auf die Bohrungen reagiert. Man weiß, dass die
Wassertemperatur in diesen Tiefen sehr niedrig, die
des ausströmenden Gas-Rohöl-Gemischs dagegen
sehr hoch ist – ganz abgesehen von dem ebenfalls
bekannten extremen Druck.
Dennoch äußerte sich Hauke Schlegen, Brasilien-
Experte und Geschäftsführer der Schiff- und Offsho-
re-Zulieferindustrie im Verband Deutscher Maschi-
nen- und Anlagenbauer, optimistisch zu den Chan-
cen deutscher Mittelständler. „Gerade durch die
technischen Herausforderungen dieser Tiefseeboh-
rungen bieten sich den deutschen Mittelständlern
sehr gute Marktchancen!“, kommentierte Schlegen
gegenüber der Zeitschrift „Markt&Mittelstand“.
Diese optimistische Grundhaltung sollte man als
Leitmotiv für ein Engagement deutscher Unterne-
men in Brasilien sehen. Die Vorgaben sind bekannt.
Es gibt die „Custo Brasil“, Kosten, wie sie nur bei
Geschäften in Brasilien auftreten. Die Regierung
wird immer alles tun, um die eigene Wirtschaft zu
schützen, aber auch, um das Wirtschaftswachstum
am Laufen zu halten. Wer sich über die deutsche
Bürokratie beschwert, kennt die brasilianische nicht.
Man muss Energie haben und wissen, wo es anzu-
setzen gilt, um am Ende doch erfolgreich zu sein. Im
Endeffekt herrscht überall eine Gemengelage, wie
sie bei der Ölförderung aus dem „Pré-Sal“ auftritt.
Was den deutschen Unternehmen noch fehlt, ist ein
wenig vom Optimismus der Brasilianer. Diese ver-
schwenden trotz der Vielzahl von Problemen keine
Sekunde damit, darüber nachzudenken, dass sie es
nicht schaffen könnten, das Öl aus dem Meer zu
holen.
Wer sich auf die Gegebenheiten vor Ort einlässt und
sich darauf einstellt, dass sich ein Erfolg erst mittel-
fristig verwirklichen lässt, kann in Brasilien langfris-
tig erfolgreich sein. Für jedes Geschäft in Brasilien
sind – abhängig von der Produkt- und Warengruppe
– Lizenzierungen erforderlich, die ihre Zeit in An-
spruch nehmen. Der Regierung ist dieser Umstand
bekannt und sie tut momentan alles, um die Fristen
zu verkürzen – notfalls auf Basis vorläufiger Lizen-
zen. Auch von Seiten der deutschen Unternehmen
gibt es Möglichkeiten, den Prozess zu beschleunigen,
wenn man die Dokumentation bereits in Portugie-
sisch vorhält, und nicht – wie immer noch üblich –
auf Englisch einreicht.
Kenntnisse der Gegebenheiten vor Ort und vor allem
der Mentalität sind für einen unternehmerischen
Erfolg in Brasilien absolut unabdingbar. Die Regeln
im Geschäftsleben sind teilweise konträr zu dem,
was man aus Deutschland und Europa gewohnt ist.
Man muss sich darauf einlassen, dann stellt sich
auch der Erfolg ein. Vordergründig mögen die For-
derungen nach „Local Content“ in deutschen Ohren

„ B R A S I L I E N – E I N L U K R A T I V E R M A R K T F Ü R D E U T S C H E F I R M E N “
33
absurd klingen. Schaut man sich die entsprechenden
Unterlagen an, erkennt man schon den Pragmatis-
mus. Die Prozentsätze, zu denen in Brasilien er-
brachte Wertschöpfung gefordert wird, sinken in der
Regel mit der Komplexität der Produkte.
Brasilien hat sich in den letzten Jahren verändert.
Die Wirtschaft ist gewachsen, das Selbstbewusstsein
auch. Dennoch sind die Brasilianer flexibel genug,
zu erkennen, wo sie aus eigener Kraft nicht weiter-
kommen und auf Hilfe aus dem Ausland angewiesen
sind. Mittelfristig rechnet sich für ein deutsches
Unternehmen der Aufbau einer eigenen Produktion
im Land. Man fällt nicht mehr unter die „Local-
Content“-Verbote und hat eine Basis, um ganz Süd-
amerika zu erschließen. Denn noch immer ist Brasi-
lien in vielen Dingen der Vorreiter in dieser Region.
Das gilt auch für die Anbieter von Luxuskonsumgü-
tern. Brasilien hat durch die glückliche Fügung,
reiche Vorkommen dringend benötigter Rohstoffe
auf dem Weltmarkt zu besitzen, in den letzten Jahren
einen Sprung in die Top-Liga der weltweit erfolg-
reichsten Wirtschaften gemacht. Andere Länder in
Südamerika sind auch auf dem Sprung und werden
mit einer gewissen Verzögerung folgen. Dem Wesen
nach ähneln sich die Südamerikaner sehr, auch der
Konsum im Rest von Lateinamerika wird anziehen.
Wer früh genug dabei ist, gehört auf jeden Fall zu
den Gewinnern.
Für die Brasilianer ist es ein nationales Unglück,
dass sie den erreichten sechsten Platz unter den
führenden Weltwirtschaften abgeben mussten. Für
deutsche Unternehmen ist es ein Segen, können sie
doch dabei helfen, dass der Aufstieg erneut gelingt.
„Die Liste der Gemeinsamkeiten zwischen unseren
Ländern ist größer, als ich das vor dem Antritt mei-
ner Reise gedacht hatte – das hat mich erfreut, das
stimmt mich optimistisch“, sagte Bundespräsident
Gauck in seiner Rede zur Eröffnung des Deutsch-
Brasilianischen Jahres 2013/2014 – einer Rede, die
ihm unter brasilianischen Unternehmern viel Res-
pekt eintrug.
Das Programm dieses gemeinsamen Aktionsjahres
steht unter dem Motto „Wo Ideen sich verbinden“.
Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff verwies bei
ihrer Antwort auf ein von ihrer Regierung verab-
schiedetes Investitionsvolumen von insgesamt etwa
230 Milliarden US-Dollar, von denen 50 Prozent in
den Ausbau der Infrastruktur fließen sollen. Die
Präsidentin verwies darauf, dass „die Beziehungen
zwischen Brasilien und Deutschland schon länger
überdauern als die mit irgendeinem anderen Land –
unabhängig von Regierungswechseln auf beiden
Seiten“. Man müsse jetzt daran gehen, den gegensei-
tigen Warenfluss zwischen beiden Ländern zu erhö-
hen und auszuweiten. Es müssten strategische Part-
nerschaften und Joint Ventures gefördert werden,
vor allem auch in den Bereichen Wissenschaft und
Forschung. „Wir wollen in Zukunft unsere strategi-
sche Partnerschaft mit Deutschland vertiefen“,
schloss die Präsidentin.
Die Saat ist also ausgebracht und wird von der ho-
hen Politik gefördert. Nun ist es an den deutschen
Unternehmen, diese Absichtserklärungen mit Taten
zu untermauern. Um dabei erfolgreich zu sein, soll-
ten die zehn folgenden Regeln unbedingt eingehal-
ten werden.

„ B R A S I L I E N – E I N L U K R A T I V E R M A R K T F Ü R D E U T S C H E F I R M E N “
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CHECKLISTE FÜR ERFOLG IN UND MIT BRASILIEN
1. Recherchieren Sie möglichst genaue Daten
über den von Ihnen angestrebten Marktsek-
tor.
2. Verlassen Sie sich dabei nicht ausschließ-
lich auf die offiziellen Quellen, sondern
lassen Sie ihrer Kreativität freien Lauf und
recherchieren Sie mit eigenen Experten und
Experten vor Ort.
3. Schalten Sie möglichst früh einen Kenner
von Land, Leuten und Lokalitäten ein, der
Ihnen bei der Recherche der brasilianischen
Daten und deren Bewertung behilflich ist.
4. Verlassen Sie sich nicht auf Erfahrungsbe-
richte, machen Sie sich vor Ort selbst ein
Bild über die Gegebenheiten. Nutzen Sie
beispielsweise eine Messe mit entsprechen-
der Verlängerung, um einen Eindruck von
der brasilianischen Mentalität zu bekom-
men.
5. Vertrauen Sie bei Ihren ersten Kontakten in
Brasilien nicht auf einen heimischen Über-
setzer, nehmen Sie einen Experten Ihrer
Wahl mit. In Brasilien spricht man „Portu-
giesisch mit Zwischentönen“.
6. Planen Sie langfristig und statten Sie Ihr
Projekt mit ausreichendem Kapitaleinsatz
aus. Kurzfristig und schlecht geplant wer-
den Sie keinen Erfolg haben.
7. Entscheiden Sie unter Zuhilfenahme von
fundierter Beratung frühzeitig, welche
Form des Engagements (Handelsvertretung,
Vertriebsorganisation, Tochterunterneh-
men) für Ihre speziellen Belange die beste
ist.
8. Informieren Sie sich vorab gründlich, wel-
che Dokumente für den Aufbau des von
Ihnen gewählten Engagements benötigt
werden, um die Bürokratie erfolgreich zu
überwinden.
9. Verlassen Sie sich bei der Auswahl der be-
nötigten Experten vor Ort (Steuerberater,
Rechtsanwälte) auf die Expertise eines Be-
raters Ihres Vertrauens, der mit den „Ge-
pflogenheiten“ in Brasilien vertraut ist.
10. Übernehmen Sie bei Ihrem Engagement ei-
nen Teil des brasilianischen Optimismus.
Es wird Ihnen helfen, langfristig in Brasili-
en erfolgreich zu sein.

„ B R A S I L I E N – E I N L U K R A T I V E R M A R K T F Ü R D E U T S C H E F I R M E N “
35
Quellenverzeichnis
ABIMAQ Associação Brasileira de Máquinas e Equipamentos
Verband der brasilianischen Maschinen- und Anlagenbauer
www.abimaq.org.br
ABIMED Associacão Brasileira da Industria de Alta Technologia de Equipamentos, Produtos e
Suprimentos Médico-Hospitalares
Verband der brasilianischen Industrie für Technologien, Anlagen und Produkte für die
Krankenhaus-Ausstattung
www.abimed.org.br
ABIMO Associação Brasileira da Indústria de Artigos e Equipamentos Médicos, Odontológicos,
Hospitalares e de Laboratórios
Verband der brasilianischen Herstellern von Medizintechnik, Zahnmedizintechnik und
Laborausstattung
www.abimo.org.br
ABINEE Associação Brasileira da Indústria Elétrica e Eletrônica
Verband der brasilianischen Elektro- und Elektronik-Industrie
www.abinee.org.br
ANVISA Agência Nacional de Vigilância Sanitária
Nationale Gesundheits-Agentur
www.anvisa.org.br
Bain & Company Internationale Unternehmensberatung
www.bain.com
BCB Banco Central do Brasil
Brasilianische Zentralbank
www.bcb.gov.br
BNDES Banco Nacional de Desenvolvimento Econômico e Social
Brasilianische Entwicklungsbank
www.bndes.org.br
CIESP Centro das Indústrias do Estado de São Paulo
Verband der Industriellen des Bundesstaates São Paulo
www.ciesp.com.br
CNI Centro Nacional da Industría
Nationaler Industrieverband Brasiliens
www.cni.org.br
CONAB Compania Nacional de Abastecimento
Nationale Versorgungsagentur für landwirtschaftliche Produkte
www.conab.gov.br
DIEESE Departamento Intersindical de Estatística e Estudos Socioeconômicos
Gewerkschaftliches Institut für Sozialstudien (zuständig für die Arbeitslosenzahlen)
www.dieese.org.br

„ B R A S I L I E N – E I N L U K R A T I V E R M A R K T F Ü R D E U T S C H E F I R M E N “
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The Economist Internationales Wirtschaftsmagazin
www.economist.com
EPE Empresa de Pesquisa Energética
Auf elektrische Energie spezialisiertes – regierungsnahes – Marktforschungsinstitut
www.epe.gov.br
EPL Empresa de Planejamento e Logística
Staatliches Unternehmen für die Planungen im Logistikumfeld
www.epl.com.br
Época Brasilianisches Wochenmagazin
www.revistaepoca.com.br
Estadão Web-Portal mit Nachrichten aus Politik, Wirtschaft und Kultur
www.estadao.com.br
Exame Brasilianisches Monatsmagazin für Wirtschaft und Finanzen
www.exame.com.br
FIESP Federação das Indústrias do Estado de São Paulo
Industrieverband des Bundesstaates São Paulo
www.fiesp.com.br
Financial Times Internationale Finanzzeitung
www.ft.com; http://blogs.ft.com/beyond-brics/
Folha de São
Paulo
Brasilianische Tageszeitung
www.folha.com.br
O Globo Brasilianische Tageszeitung
www.oglobo.globo.com
GTAI Germany Trade and Invest
Außenhandelsagentur des Bundeswirtschaftsministeriums
www.gtai.de
IBGE Instituto Brasileiro de Geografia e Estatística
Statistisches Bundesamt von Brasilien
www.ibge.gov.br
IBOPE Instituto Brasileiro de Opinião Pública e Estatística
Auf Konsumforschung spezialisiertes Marktforschungs-Institut
www.ibope.com.br
IBRE Instituto Brasileiro de Economia
Privates Wirtschaftsforschungsinstitut der Fundacão Getúlio Vargas (FGV)
www.portalibre.fgv.br/
IEDI Instituto de Estudos para o Desenvolvimento Industrial
Auf die industrielle Entwicklung spezialisiertes Marktforschungs-Institut
www.iedi.org.br
IWF Internationaler Währungsfond (auf Portugiesisch FMI - Fundo Monetário Internacio-
nal)
www.imf.org
IPEA Instituto de Pesquisa Econômica Aplicada
Wirtschaftsforschungs-Institut
www.ipea.gov.br

„ B R A S I L I E N – E I N L U K R A T I V E R M A R K T F Ü R D E U T S C H E F I R M E N “
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Istoé Brasilianisches Wochenmagazin
www.istoe.com.br
Istoé Dinheiro Brasilianisches Monatsmagazin mit Fokus auf Wirtschaft und Finanzen
www.istoedinheiro.com.br
Markt & Mittel-
stand
Fachzeitschrift für den deutschen Mittelstand
www.marktundmittelstand.de
MDIC Ministério de Desenvolvimento, Indústria e Comércio Exterior
Brasilianisches Entwicklungsministerium
www.desenvolvimento.gov.br
MDS Ministério da Saúde
Brasilianisches Gesundheitsministerium
www.saude.gov.br
NZZ Neue Zürcher Zeitung
Schweizer Tageszeitung
www.nzz.ch
OSEC Office Suisse d'Expansion Commerciale
Schweizerische Außenhandelsagentur
www.switzerland-ge.com
PwC Price, Waterhouse, Coopers
Internationales Beratungsunternehmen
www.pwc.com
SECEX Secretaria de Comércio Exterior
Für den Außenhandel zuständige Abteilung des Entwicklungs-Ministeriums
www.desenvolvimento.gov.br/comercio-exterior/
SESAB Secretaria da Saúde da Bahia
Beschaffungsabteilung des Gesundheitsministeriums des Bundesstaates Bahia
www.saude.ba.gov.br/
TNS InterScience Internationales Marktforschungs-Unternehmen
www.tnsglobal.com.br
USP Universidade de São Paulo
Universität von São Paulo
www.usp.br
VALEC Engenharia, Construções e Ferrovias
Für den Schienenverkehr zuständiges staatliches Unternehmen
www.valec.gov.br
Valor Econômico Brasilianische Finanzzeitung (täglich)
www.valor.com.br
Veja Brasilianisches Wochenmagazin
www.veja.com.br
VDMA Verband deutscher Maschinenbauer
www.vdma.org
Wall Street Jour-
nal
Internationale Finanzzeitung
www.wsj.com

„ B R A S I L I E N – E I N L U K R A T I V E R M A R K T F Ü R D E U T S C H E F I R M E N “
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Autorenprofil
Martin Igler
Martin Igler hat zum 1. April 2013 seine Beratungstätigkeit für deutsche Unternehmen, die sich auf dem
brasilianischen Markt engagieren und etablieren wollen, aufgenommen. Bis Ende 2012 war er Geschäftsfüh-
rer der von ihm 2007 gegründeten CICI Interlagos, die von São Paulo aus Kommunikationsprojekte für deut-
sche Unternehmen in Brasilien sowie für brasilianische Unternehmen in Deutschland konzipierte und reali-
sierte. Marktanalysen, Trendstudien sowie Gastkommentare zur wirtschaftlichen Entwicklung in Brasilien
gehörten zum Angebot.
Seit mehr als 15 Jahren pflegt er Kontakte zu wichtigen Organisationen und Interessenvertretungen, ohne die
in Brasilien kein Geschäft möglich ist. Mitte der neunziger Jahre war er einer der ersten Deutschen, die sich
vor Ort mit den zuständigen Gremien über die Möglichkeiten auf dem brasilianischen ITK-Markt austausch-
ten. Eine belastbare Verbindung entstand, die heute auch in Beratungsleistungen für brasilianische Unter-
nehmen, die auf den deutschen Markt wollen, mündet.
Kenntnisse der Verhältnisse vor Ort, und die Zugänge zum brasilianischen Markt wurden während der Zeit in
Brasilien von europäischen Firmen genutzt, um das Engagement vorzubereiten oder zu optimieren. In diesem
Zusammenhang steht ein verlässliches Netzwerk von Experten vor Ort zur Verfügung. Erfahrungen im tägli-
chen Umgang mit der brasilianischen Mentalität erleichtern Beratungskunden den Einstieg in den Markt.
KONTAKT
Martin Igler
Jaspersrtraße 19
31073 Delligsen
Telefon: 0171/7716658

„ B R A S I L I E N – E I N L U K R A T I V E R M A R K T F Ü R D E U T S C H E F I R M E N “
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Unternehmensprofil
Lünendonk GmbH
Die Lünendonk GmbH, Gesellschaft für Information und Kommunikation (Kaufbeuren), untersucht und
berät europaweit Unternehmen aus der Informationstechnik-, Beratungs- und Dienstleistungs-Branche. Mit
dem Konzept Kompetenz3 bietet Lünendonk unabhängige Marktforschung, Marktanalyse und Marktberatung
aus einer Hand. Der Geschäftsbereich Marktanalysen betreut seit 1983 die als Marktbarometer geltenden
Lünendonk®-Listen und -Studien sowie das gesamte Marktbeobachtungsprogramm.
Die Lünendonk®
-Studien gehören als Teil des Leistungsportfolios der Lünendonk GmbH zum „Strategic
Data Research“ (SDR). In Verbindung mit den Leistungen in den Portfolio-Elementen „Strategic Roadmap
Requirements“ (SRR) und „Strategic Transformation Services“ (STS) ist Lünendonk in der Lage, ihre Bera-
tungskunden von der Entwicklung der strategischen Fragen über die Gewinnung und Analyse der erforderli-
chen Informationen bis hin zur Aktivierung der Ergebnisse im operativen Tagesgeschäft zu unterstützen.
KONTAKT
Lünendonk GmbH –
Gesellschaft für Information und Kommunikation
Anschrift: Ringweg 23, 87600 Kaufbeuren
Telefon: +49 (0) 83 41 - 9 66 36 - 0 Telefax: +49 (0) 83 41 - 9 66 36 - 66
E-Mail: [email protected]
Internet: www.luenendonk.de

IMPRESSUM
Herausgeber:
Lünendonk GmbH
Ringweg 23
87600 Kaufbeuren
Telefon: +49 8341 96 636-0
Telefax: +49 8341 96 636-66
E-Mail: [email protected]
Internet: http://www.luenendonk.de
Autor:
Martin Igler
Gestaltung:
Lünendonk GmbH
Copyright © 2013 Lünendonk GmbH, Kaufbeuren
Alle Rechte vorbehalten