mann! 5/2012

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SEITE SEITE SEITE Titelthema: »Frauen reden, Männer handeln« Martin meint ... Buchtipp: Altherrensommer Drei Fragen an Andreas Malessa Das Magazin für den ganzen Mann. 5 • 2012 ISSN 1436 · 4536645 23. September 2012 mann ! G laubt man den Statistiken, dann steuern wir auf eine Single-Gesellschaft zu. In Großstädten zum Beispiel lebt schon mehr als die Hälfte der Ein- wohner in Ein-Personen-Haushalten. Tendenz: stei- gend. Haben die Menschen keine Lust mehr auf Part- nerschaft? Aber wie immer ergibt sich, wenn man genauer hinschaut, ein anderes Bild. So gelten etwa Alleinerziehende automatisch als Singles – egal, ob sie in einer Beziehung leben oder nicht. Auch die Fernbe- ziehung – er arbeitet in Hamburg, sie in München – be- kommt den Stempel »Single«. Nicht zuletzt steigt mit der Lebenserwartung auch die Zahl der älteren verwitwe- ten Menschen an. All das lässt die Zahl der Singles steigen. Statistiken sind eben mit Vorsicht zu genießen. Wahr ist aber, dass junge Menschen heute etwas später eine Familie gründen als noch vor wenigen Jahren. Klar: Wer sich von Praktikum zu Praktikum hangelt, wird an das Thema Familie eher zurückhaltend rangehen. Zuerst will man einen Job haben, der �inanzielle Sicherheit bietet. Und dann kann man sich auch die Familie leisten. Die Sehnsucht nach dem Einfachen Wahr ist aber auch, dass die Erwartungen an eine Partnerschaft immens gestiegen sind. Je älter die Beteiligten, desto weniger sind sie bereit, sich auf einen anderen Menschen, auf dessen Geschichte und Macken einzulassen. Das Leben ist ja schon kompliziert genug, da soll bitteschön die Partner- schaft unkompliziert sein. »Wenn sich Freunde bei mir ausheulen, dass ihr Leben ›so leer‹ sei, rate ich immer zur Katze«, sagt der Komiker Ralf Schmitz dazu in seinem Buch »Schmitz‘ Katze«. Da ist was dran. Wer sich im Bekannten- und Freundeskreis umhört, dem wird schnell klar: So richtig überzeugte Singles sind selten. Auch aus vielen Umfragen ist bekannt, dass sich die meisten Menschen nach einer erfüllenden Partnerschaft sehnen. Wenn sie alleine leben, dann oft aus Enttäuschung oder mangels Gelegenheit. Oder eben, weil Mr. oder Ms. Perfect noch nicht ins Leben getreten ist. Wer glücklich alleine lebt, ist sicher zu beneiden. Aber das kommt genauso wenig von alleine wie eine funktionierende Partnerschaft. Beides kostet einiges an Arbeit – und beides ist aller Mühe wert. Denn dann wird plötzlich alles einfach. Volker Kiemle Eine gute Partnerschaft fällt einem nicht in den Schoß. Aber sie ist aller Mühe wert. Frauen und Von Katzen

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Das Magazin für Männer

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S E I T E S E I T E S E I T E

Titelthema:»Frauen reden, Männer handeln«

Martin meint ...

Buchtipp:Altherrensommer

Drei Fragen an AndreasMalessa

Das Magazin für den ganzen Mann. 5 • 2012

ISSN 1436 · 4536645 23. September 2012 mann!

Glaubt man den Statistiken, dann steuern wir auf eine Single-Gesellschaft zu. In Großstädten zum Beispiel lebt schon mehr als die Hälfte der Ein-

wohner in Ein-Personen-Haushalten. Tendenz: stei-gend. Haben die Menschen keine Lust mehr auf Part-nerschaft? Aber wie immer ergibt sich, wenn man genauer hinschaut, ein anderes Bild. So gelten etwa Alleinerziehende auto matisch als Singles – egal, ob sie in einer Beziehung leben oder nicht. Auch die Fernbe-ziehung – er arbeitet in Hamburg, sie in München – be-kommt den Stempel »Single«. Nicht zuletzt steigt mit

der Lebenserwartung auch die Zahl der älteren verwitwe-ten Menschen an. All das lässt die Zahl der Singles steigen. Statistiken sind eben mit Vorsicht zu genießen. Wahr ist aber, dass junge Menschen heute etwas später eine Familie gründen als noch vor wenigen Jahren. Klar: Wer sich von Praktikum zu Praktikum hangelt, wird an das Thema Familie eher zurückhaltend rangehen. Zuerst will man einen Job haben, der �inanzielle Sicherheit bietet. Und dann kann man sich auch die Familie leisten.

Die Sehnsucht nach dem EinfachenWahr ist aber auch, dass die Erwartungen an eine Partnerschaft immens gestiegen sind. Je älter die Beteiligten, desto weniger sind sie bereit, sich auf einen anderen Menschen, auf dessen Geschichte und Macken einzulassen. Das Leben ist ja schon kompliziert genug, da soll bitteschön die Partner-

schaft unkompliziert sein. »Wenn sich Freunde bei mir ausheulen, dass ihr Leben ›so leer‹ sei, rate ich

immer zur Katze«, sagt der Komiker Ralf Schmitz dazu in seinem Buch »Schmitz‘ Katze«. Da ist was dran.

Wer sich im Bekannten- und Freundeskreis umhört, dem wird schnell klar: So richtig überzeugte Singles sind selten.

Auch aus vielen Umfragen ist bekannt, dass sich die meisten Menschen nach einer erfüllenden Partnerschaft sehnen. Wenn sie

alleine leben, dann oft aus Enttäuschung oder mangels Gelegenheit. Oder eben, weil Mr. oder Ms. Perfect noch nicht ins Leben getreten ist.

Wer glücklich alleine lebt, ist sicher zu beneiden. Aber das kommt genauso wenig von alleine wie eine funktionierende Partnerschaft. Beides kostet einiges an Arbeit –

und beides ist aller Mühe wert. Denn dann wird plötzlich alles einfach. Volker Kiemle

Eine gute Partnerschaft fällt einem nicht

in den Schoß. Aber sie ist aller Mühe wert.

FrauenundVon Katzen

Titelthema:»Frauen reden, Männer handeln«

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Freundschaft, Verbindung, Nähe, Liebe usw. ausmacht und bedeutet.Würde man fünf Männer fragen, wer ihr bester Freund ist und warum, bekäme man in der Regel Antworten wie: »Der Jürgen – weil wir zusammen bei der Bundeswehr waren« oder »Der Jens – wir machen schon seit Jahren in einer Band zusammen Musik«. Fragt man

fünf Frauen nach ihrer besten Freundin, fallen die Antworten tendenziell anders aus: »Die Sabine, wenn ich mit der ein halbes Jahr nicht geredet habe – und dann sind wir trotzdem sofort wieder auf einer Wellen-

länge« oder: »Mit der Christiane verstehe ich mich unheimlich gut …«Wahrscheinlich ist dieser Unterschied zumindest teilweise durch hirnorgani-sche Strukturen vorgegeben. Männer haben im Allgemeinen deutlich bessere räumlich-geometrische Fähigkeiten, und die Tatsache, dass Ingenieure, Architekten und Menschen in ähnlichen Berufen viel häu�iger männlich sind, ist sicherlich nicht nur kulturell bedingt. Im Gegenzug fällt es Frauen dafür leich-ter, die Intuitionen, Bilder, Stimmungen usw. der rechten Gehirnhälfte in die rationale Ebene logischen Denkens einzubeziehen, wodurch sie in ihren Entscheidungs�indungsprozessen oft viel mehr Wahrnehmungen berück-sichtigen als ihre männlichen Gegen-über – also »ganzheitlicher« denken. Und sie haben damit einen viel besse-ren Zugang von den Sprachzentren des Gehirns (stark linksseitig) zu den auch stark von rechtsseitigen Bildern geprägten Gefühlszentren. Kein Wunder also, dass es Frauen leichter fällt, über ihre inneren Emp�in-dungen zu sprechen. Und da es ihnen leichter fällt, ist es auch eher mit Befriedigung verbunden – und damit

Was passiert in diesem Gespräch? Sie möchte wissen, was in ihm vorgeht. Er erzählt, was er alles

getan hat. Sie ist frustriert. Wenn er dann endlich verstanden hat, dass sie einen Zugang zu seinem Innenleben sucht, stellt er oft fest, dass er den selbst gar nicht hat. Er dagegen möchte, dass sie ihn

Hat Sie der Mut verlassen?!»Auch die längste Reise beginnt mit einem kleinen Schritt.« Aus ChinaAll die guten Vorsätze, an die man sich nicht halten konnte, und alle Enttäuschungen im Laufe eines Lebens führen dazu, dass wir resigniert sind. Wir trauen uns nichts mehr zu und sind mutlos. Ich will Sie wieder neu ermutigen, wagen Sie den ersten Schritt im Vertrauen auf ein gutes Ende. Gerade als Christen haben wir die Zusage, dass Gott uns dabei begleitet. Für diesen wichtigen ersten Schritt haben Sie auf jeden Fall die Kraft und den Mut. Sie werden sehen, dass sich damit oft bereits die Blockade löst und scheinbar unüberwindbare Hindernisse aus dem Weg geräumt werden.Reinhard Ruch war Manager in großen Unternehmen und berät jetzt Führungskräfte als Trainer und Coach. www.st-z.de

Berufs-Tipp

bestätigt. Oder besser noch: bewun-dert, wie viel Leistung er gebracht hat. Aber von diesem Bedürfnis ahnt sie nichts. Wie sollte sie auch? Er scheint ja von Selbstwertgefühl und Leistungs-fähigkeit nur so zu strotzen. Männer und Frauen reden anders. Und sie hören anders zu. Wenn er fragt: »Ist im Kühlschrank noch Mayo?«, kann es sein, dass er wirklich nur wissen will, ob noch welche da ist – nicht, dass sie die Tube holt. Wenn sie dann leicht verstimmt die Mayo mit den Worten auf den Tisch stellt: »Hol sie das nächste Mal doch selbst!«, hat sie einen Appell gehört, wo vielleicht gar keiner war. Und er versteht nicht, warum sie sauer ist: »Ich hab doch nur gefragt!« Männer sind also doch anders, Frauen wohl auch.Es gilt herauszu�inden, wie Männer und Frauen typischerweise kommunizieren. Trotz vieler Unterschiede gibt es ein überdurchschnittlich häu�iges Muster: Er beklagt sich, dass sie immer alles ausdiskutieren muss. Sie hält dagegen: Er interessiert sich nicht. Grundlage dieser Kon�likte ist meistens eine sehr unterschiedliche De�inition davon, was

Sport-Tipp

Ich lasse schaltenFahrrad ist einfach. Fahrrad ist Mechanik. Das war einmal. Inzwischen greift immer öfter die Elektronik ein, nicht nur beim E-Antrieb, sondern auch beim Schalten. Elektronische Schaltungen machen das schlichte Rennrad endgültig zu einer Hightech- Maschine. Ein leichter Tastendruck und die Kette wechselt aufs nächste Kettenblatt oder Ritzel. Je nach Hersteller auch über mehrere Ritzel hinweg. Was das bringt? Die elektronischen Schaltungen beein-drucken mit einer enormen Präzision und Geschwin-digkeit. Aber auch mit einem solchen Preis.Gerrit Mathis ist Redaktionsleiter von radio m und Fahrrad-Experte.

handelnMännerFrauen reden

handelnMännerredenredenredenreden

Er: »Hallooo. Bin zu Hause ...«

Sie: »’N Abend, Schatz. Na, wie war dein Tag?«

Er: »Och, gut.«

Sie: »Wie – ›och, gut‹???«

Er: »Ja, normal halt, nix Besonderes.«

Sie (etwas verstimmt): »Immer muss man

dir die Würmer aus der Nase ziehen.«

Er: »Also, was willste denn wissen?«

Sie: »Na ja, halt, wie’s heute so war ...

Erzähl doch mal ’n bisschen!«

Er: »Ja, also, ich habe ungefähr hundertmal

telefoniert, zig Briefe und E-Mails geschrieben,

und dann war Teamsitzung. Wir brauchen für

die Messe jetzt doch ’nen neuen Laptop. Und

dann habe ich mich noch um den großen Last-

wagen kümmern müssen, weil die drei Meter

fünfzig Lade�läche vom kleinen nicht reicht …«

Sie: »Du, also, deine Messestände, Laptops und

Laster und das alles – das interessiert mich

doch gar nicht.«

Er (ärgerlich): »Ja, was interessiert dich denn??«

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Aufmerksame Leser wissen, dass an dieser Stelle regelmäßig die Tiefen und Breiten des Mannseins ausgelotet werden. Dazu gehört natürlich auch das Partnersein. Da gäbe es viel zu sagen – und gleichzeitig auch wieder nichts. Denn »wovon man nicht reden kann, soll man schweigen«, hat der (übrigens unverheiratete) Philosoph Ludwig Wittgenstein geschrieben. Kenner werden einwenden, dass dieser Satz am Ende eines Buches über Logik steht und insofern nichts mit dem Thema »Part-nerschaft« zu tun hat. Auch irgendwie wahr. Aber weil wir hier unter uns sind, können wir auch mal über Dinge reden, die sonst eher verschwiegen werden.Und dazu gehört das Verhältnis der Ehe-partner zur jeweiligen Schwiegermutter. Ich rede jetzt natürlich nicht von meiner eigenen, vielmehr geht es mir um das Allgemeine. Hier lauern Gefahren, gegen die ein Segeltörn um das Kap der Guten Hoffnung eine Spazierfahrt ist. Durch

intensive Feldforschung habe ich vier Grundtypen der Schwiegermutter herauskristallisiert: Typ 1 solidarisiert sich grundsätzlich mit dem eigenen Sprössling – meist mit dem eigenen Sohn, seltener mit der eigenen Tochter. Typ 2 nimmt stets den (Schwieger-)Sohn in Schutz. Typ 3 hält sich aus den Paar-Fragen raus und hat dafür immer einen Rat in Sachen Kindererziehung parat. Typ 4 …. nun ja, ähem … ehrlich gesagt, da ist die Datenbasis noch etwas dünn. Aber zwei Dinge werden schon deut-lich: Männer gehen eher selten unter in diesem Bermuda-Beziehungs-Dreieck. Ergo: Position beziehen ist angesagt. Natürlich für die Herzallerliebste. In der Regel haben wir ganz bewusst die Tochter geehelicht. Dabei lohnt es sich immer, Experten zu Rate zu ziehen. Und in diesem Fall gibt es niemand, der besser Bescheid weiß, als der Schwiegervater. Volker Kiemle

Aufmerksame Leser wissen, dass an

Zur Person: Jahrgang 1955, Theol

oge, Jour-

nalist, Autor. Tourte viele Jahr

e als Teil

von „Arno und Andreas“ durch die

Lande.

Andreas Malessa

Wie geht es älteren Männern in Deutschland?

Äußerlich gut. Ihre körperlichen Beschwerden ignorieren sie, so lange es

irgendwie geht. Ihre �inanziellen Sorgen dämpfen sie, so gut es geht: 2010

gingen 850.000 Arbeitnehmer in Rente (57,7 Prozent von ihnen übrigens,

bevor sie 65 waren), aber rund 600.000 arbeiteten in Mini- und Niedriglohn-

Jobs weiter. Ihre seelischen Ängste vor Bedeutungsverlust kompensieren sie

durch möglichst prestigeträchtige Ehrenämter: Handwerklich begabte Rentner

sind begehrte Renovierer. Geistesarbeiter mit zwei linken Händen sitzen in

Vereins- und Gemeindevorständen, Gremien und Stiftungen. Wer beides nicht

kann, digitalisiert im Keller die Urlaubs-Dias der letzten 30 Jahre. Das ist alles

prima und keinesfalls zu tadeln. Warum aber werden dann 60 Prozent aller

Spät-Scheidungen (also die nach der Silberhochzeit ) von Frauen eingereicht?

Weil es vielen berufslosen Männern innerlich und den älteren Frauen mit

ihren Männern ehelich nicht gut geht.

Viele ältere Männer scheinen sich in ihren Partnerschaften in die Rolle

»Trottel« zu fügen. Warum?

Weil betreut werden bequem ist. Weil sie an dem seltsamen Dogma festhal-

ten, die Welt (und ihre Frau) müsse sie so sehen, wie sie sich selbst sehen.

Männer fühlen sich um etwa 14 Jahre jünger, als sie sind. Ihre Partnerin (und

ihre Kinder!) sehen aber all die kleinen altersbedingten Eigentümlichkeiten

und �inden Papa wahlweise fürsorgebedürftig, »süß« oder »na ja, ganz o.k.«.

Ältere Männer möchten aber nicht nur nachsichtig ertragen und rundum

versorgt werden, sondern geachtet sein. Ihre zwei verschwiegensten Gefühle

sind Scham und Ehrgefühl.

Und wie kommt man da raus?

Das steht in meinem Buch »Altherrensommer«. (siehe nächste Seite)

bestens geeignet zu de�inieren, was eine gute Beziehung ausmacht. Für die meisten Männer dagegen bedeutet es eine enorme Anstrengung, ihre inneren Emp�indungen in Sprache zu fassen. Also: Des einen Vergnügen ist des anderen harte gedankliche Arbeit. Welchen Gewinn für die Beziehung manchen Frauen ein »tiefes, persönliches Ge-spräch« bedeutet, können viele Männer am besten erfassen, wenn sie es mit einer samstäglichen Aufräum aktion im Keller, der Besteigung eines Bergs oder einem gemeinsamen Kinobesuch vergleichen.

Was tun?Für die meisten Paare muss Intimität also auf mindestens zwei Standbeinen stehen: 1. gemeinsames Gespräch über Dinge, die die Partner betreffen und bewegen, und 2. gemeinsames Erleben im Sinne von Handeln, Spielen, Arbeiten. Wer dem Part ner das Eine entzieht, wird in der Regel mit dem Entzug des Anderen bestraft. Ulrich Giesekus berät seit vielen Jahren Paare. www.beratungenplus.de

aus: Ulrich Giesekus: Liebe, die gelingt und den Alltag besteht. Brunnen Verlag, 9,95 Euro. ISBN: 978-3-7655-1341-1

Das Wesen des MannesDer Mann: Macho oder Weichei, Testos-teronprotz oder Memme, Alphatier oder Softie? Gefühlte 3.000 Mal habe ich diese Frage schon gestellt bekommen. Es gibt anscheinend nicht wenige Männer (und Frauen), die damit beschäftigt sind, das »wahre Wesen« des Mannes festlegen zu wollen. Mich irritiert das etwas. Wenn ein Mann nach einer ernsthaften Ausei-nandersetzung mit der eigenen Person feststellt, dass er über eher traditionelle Männlichkeitsattribute verfügt und dies für ihn auch stimmig ist – fein! Wenn er bei sich hingegen Impulse, Bedürfnisse und Eigenschaften wahrnimmt, die gemeinhin als »männeruntypisch« gelten – auch gut! Und wenn er (was bei 99,99 Prozent der Männer der Fall sein dürfte) von beidem etwas �indet, dann sollte er eh davon Ab-stand nehmen, sich in irgendeine der von diversen Männer- oder Frauenzeitschriften aufgehaltenen Schubladen hineinzulegen.Was mich persönlich an dieser Thematik viel mehr umtreibt, ist die Frage: Warum werden Männer in der modernen Medien-landschaft grundsätzlich mit negativen Attributen versehen: entweder abgewertet (Macho, Memme etc.) oder aber lächerlich gemacht (Softie etc.)? Das ist eine Frage, die ich gerne gestellt bekommen würde.Björn Sü�ke ist Männertherapeut und Autor.

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Freundschaft, Verbindung, Nähe, Liebe usw. ausmacht und bedeutet.Würde man fünf Männer fragen, wer ihr bester Freund ist und warum, bekäme man in der Regel Antworten wie: »Der Jürgen – weil wir zusammen bei der Bundeswehr waren« oder »Der Jens – wir machen schon seit Jahren in einer Band zusammen Musik«. Fragt man

fünf Frauen nach ihrer besten Freundin, fallen die Antworten tendenziell anders aus: »Die Sabine, wenn ich mit der ein halbes Jahr nicht geredet habe – und dann sind wir trotzdem sofort wieder auf einer Wellen-

länge« oder: »Mit der Christiane verstehe ich mich unheimlich gut …«Wahrscheinlich ist dieser Unterschied zumindest teilweise durch hirnorgani-sche Strukturen vorgegeben. Männer haben im Allgemeinen deutlich bessere räumlich-geometrische Fähigkeiten, und die Tatsache, dass Ingenieure, Architekten und Menschen in ähnlichen Berufen viel häu�iger männlich sind, ist sicherlich nicht nur kulturell bedingt. Im Gegenzug fällt es Frauen dafür leich-ter, die Intuitionen, Bilder, Stimmungen usw. der rechten Gehirnhälfte in die rationale Ebene logischen Denkens einzubeziehen, wodurch sie in ihren Entscheidungs�indungsprozessen oft viel mehr Wahrnehmungen berück-sichtigen als ihre männlichen Gegen-über – also »ganzheitlicher« denken. Und sie haben damit einen viel besse-ren Zugang von den Sprachzentren des Gehirns (stark linksseitig) zu den auch stark von rechtsseitigen Bildern geprägten Gefühlszentren. Kein Wunder also, dass es Frauen leichter fällt, über ihre inneren Emp�in-dungen zu sprechen. Und da es ihnen leichter fällt, ist es auch eher mit Befriedigung verbunden – und damit

Was passiert in diesem Gespräch? Sie möchte wissen, was in ihm vorgeht. Er erzählt, was er alles

getan hat. Sie ist frustriert. Wenn er dann endlich verstanden hat, dass sie einen Zugang zu seinem Innenleben sucht, stellt er oft fest, dass er den selbst gar nicht hat. Er dagegen möchte, dass sie ihn

Hat Sie der Mut verlassen?!»Auch die längste Reise beginnt mit einem kleinen Schritt.« Aus ChinaAll die guten Vorsätze, an die man sich nicht halten konnte, und alle Enttäuschungen im Laufe eines Lebens führen dazu, dass wir resigniert sind. Wir trauen uns nichts mehr zu und sind mutlos. Ich will Sie wieder neu ermutigen, wagen Sie den ersten Schritt im Vertrauen auf ein gutes Ende. Gerade als Christen haben wir die Zusage, dass Gott uns dabei begleitet. Für diesen wichtigen ersten Schritt haben Sie auf jeden Fall die Kraft und den Mut. Sie werden sehen, dass sich damit oft bereits die Blockade löst und scheinbar unüberwindbare Hindernisse aus dem Weg geräumt werden.Reinhard Ruch war Manager in großen Unternehmen und berät jetzt Führungskräfte als Trainer und Coach. www.st-z.de

Berufs-Tipp

bestätigt. Oder besser noch: bewun-dert, wie viel Leistung er gebracht hat. Aber von diesem Bedürfnis ahnt sie nichts. Wie sollte sie auch? Er scheint ja von Selbstwertgefühl und Leistungs-fähigkeit nur so zu strotzen. Männer und Frauen reden anders. Und sie hören anders zu. Wenn er fragt: »Ist im Kühlschrank noch Mayo?«, kann es sein, dass er wirklich nur wissen will, ob noch welche da ist – nicht, dass sie die Tube holt. Wenn sie dann leicht verstimmt die Mayo mit den Worten auf den Tisch stellt: »Hol sie das nächste Mal doch selbst!«, hat sie einen Appell gehört, wo vielleicht gar keiner war. Und er versteht nicht, warum sie sauer ist: »Ich hab doch nur gefragt!« Männer sind also doch anders, Frauen wohl auch.Es gilt herauszu�inden, wie Männer und Frauen typischerweise kommunizieren. Trotz vieler Unterschiede gibt es ein überdurchschnittlich häu�iges Muster: Er beklagt sich, dass sie immer alles ausdiskutieren muss. Sie hält dagegen: Er interessiert sich nicht. Grundlage dieser Kon�likte ist meistens eine sehr unterschiedliche De�inition davon, was

Sport-Tipp

Ich lasse schaltenFahrrad ist einfach. Fahrrad ist Mechanik. Das war einmal. Inzwischen greift immer öfter die Elektronik ein, nicht nur beim E-Antrieb, sondern auch beim Schalten. Elektronische Schaltungen machen das schlichte Rennrad endgültig zu einer Hightech- Maschine. Ein leichter Tastendruck und die Kette wechselt aufs nächste Kettenblatt oder Ritzel. Je nach Hersteller auch über mehrere Ritzel hinweg. Was das bringt? Die elektronischen Schaltungen beein-drucken mit einer enormen Präzision und Geschwin-digkeit. Aber auch mit einem solchen Preis.Gerrit Mathis ist Redaktionsleiter von radio m und Fahrrad-Experte.

handelnMännerFrauen reden

handelnMännerredenredenredenreden

Er: »Hallooo. Bin zu Hause ...«

Sie: »’N Abend, Schatz. Na, wie war dein Tag?«

Er: »Och, gut.«

Sie: »Wie – ›och, gut‹???«

Er: »Ja, normal halt, nix Besonderes.«

Sie (etwas verstimmt): »Immer muss man

dir die Würmer aus der Nase ziehen.«

Er: »Also, was willste denn wissen?«

Sie: »Na ja, halt, wie’s heute so war ...

Erzähl doch mal ’n bisschen!«

Er: »Ja, also, ich habe ungefähr hundertmal

telefoniert, zig Briefe und E-Mails geschrieben,

und dann war Teamsitzung. Wir brauchen für

die Messe jetzt doch ’nen neuen Laptop. Und

dann habe ich mich noch um den großen Last-

wagen kümmern müssen, weil die drei Meter

fünfzig Lade�läche vom kleinen nicht reicht …«

Sie: »Du, also, deine Messestände, Laptops und

Laster und das alles – das interessiert mich

doch gar nicht.«

Er (ärgerlich): »Ja, was interessiert dich denn??«

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mann! wird herausgegeben von Medienwerk der EmKLudolfusstraße 2–4, 60487 Frankfurt/Main, [email protected] · Redaktion: Volker KiemleFotos: ccVision, iStockphoto, privat

mann! wird unterstützt von

Dass sich anständige moderne, christliche Männer partnerschaft-lich verhalten, sollte inzwischen eine Selbst-

verständlichkeit sein. Aber neulich kamen mir beim Bügeln an einem schwülen Sommertag leise Zweifel, ob diese Veränderung in der Gesellschaft wirklich schriftgemäß ist. Und so �ing ich an, meine Bibel zu befragen, was sie denn dazu zu sagen hat. Schon gleich im ersten Kapitel wurde ich fündig: Gott schuf Mann und Frau zu seinem Bilde, und zwar gleichzeitig. Eine solche Aussage in einem Text aus dem 6. Jahrhundert vor Christus – Respekt! Aber schon im zweiten Kapitel rela-tiviert sich das Ganze wieder ein bisschen: Da wird zunächst Adam erschaffen, dann die P�lanzen und Tiere. Erst danach bekommt er seine Eva als Gehil�in aus der Rippe geleiert – es lebe das Patriarchat!Hoffnungsvoll blätterte ich weiter. Abraham dürfte wenig zur Hausarbeit

beigesteuert haben; dafür hatte er ja sein Dienstmädchen Hagar, das auch in reproduktionstechnischer Hinsicht dort aushalf, wo Sara nicht weiterkam. Überhaupt nahm die Vielweiberei im Verlauf der Lektüre ordentlich zu: Bekanntlich kam Jakob nur auf dem Umweg über Lea zu seiner schönen Rahel, und beide brachten auch noch je ein Dienstmädchen mit ein. König David wurde stolzer Gatte von unge-fähr 8 Hauptfrauen, von den Neben-frauen und seinen zahlreichen Affären ganz zu schweigen. Und Salomo versammelte in seinem Harem 700 Haupt- und 300 Nebenfrauen. Wenn er neben seinem Job als König noch täglich drei Stunden Zeit der P�lege partnerschaftlicher Beziehungen gewidmet hätte (und welcher Mann schafft das schon?), dann hätte er rein rechnerisch pro Jahr und Frau eine Stunde Zeit gehabt. Nun gut, mit Salomo war das Ende der Fahnenstange erreicht und irgendwie emp�inde ich doch zu monogam, um

mir diese Glaubenshelden als biblische Vorbilder zu nehmen, also stöberte ich weiter. Im Neuen Testament geht es weniger barock zu: Die Polygamie ist out; Ehefrauen werden kaum erwähnt, höchstens Schwiegermütter. Allerdings �inden wir einige konkrete Hinweise darauf, dass Jesus die Frauen mehr achtet als seinerzeit üblich, egal ob verheiratet oder nicht. Und wenn wir Christen sein wollen, müssen wir uns wohl oder übel an ihn halten, auch wenn es überhaupt nicht in unsere Klischeevorstellung passt, dass der Sohn Gottes auch mal das Klo putzt und den Müll rausbringt. Also, Männer, strengt eure Fantasie an, besorgt euch ein WWJD-Armband und hört Genesis beim Bügeln, aber nur Track 1!Martin Schultheiß studierte Physik und ein bisschen Theologie, betätigt sich hauptberuf-lich als Buchgroßhändler und tourt seit 1990 zusammen mit Fabian Vogt als christliches Musikkabarett »Duo Camillo« durch die Republik. Vom Thema »Mann!« fühlt er sich unmittelbar angesprochen, da er selbst zu dieser Randgruppe

der Gesellschaft zählt.

Schriftgemäßes Bügeln

die gesellschaftlichen Fitness- und Schönheitsideale, die in-zwischen auch Männer gewaltig unter Druck setzen. »An den Fruchtsaft-Bars gehobener Muckibuden geht’s moralisch rigoroser zu als in jeder Papstansprache.«Für einen Mann mittleren Alters ist das Buch reichlich des illusionierend. Gibt es wirklich so wenige Männer, die in Würden alt werden wollen? Die die körperlichen Ein-schränkungen bis zu einem gewissen Maße auch annehmen? Die sich eingestehen, dass nicht mehr alles geht? Bestimmt nicht. Und damit es noch mehr werden, rät Malessa alten

Männern, den eigenen Weg zu gehen. »Der mo-derne Großvater könnte doch einfach der letzte Romantiker der Familie sein. Als liebenswert chao-tischer Rebell gegen alles sorgenvoll Vernünftige.« Ob da die Frauen mitmachen? Volker Kiemle

BuchtippAndreas Malessa: Altherrensommer. Männer in der Drittlife-Krise Gütersloher VerlagshausGütersloh 201217,99 Euro. ISBN: 978-3-5790-6663-9

Wie gehen Männer mit der Tatsache um, dass sie alt wer-den? Sie verdrängen das, so gut es geht. Und sie reden schon gar nicht mit ihren (Ehe-)Partnerinnen darüber. Das zumindest ist die Erkenntnis von Andreas Malessa. Der Journalist und Rundfunkautor hat die unterschiedlichsten Männer jenseits der 50 über ihren Umgang mit dem Altern befragt – vom pensio nierten Arbeiter, der sich mit einem Job auf dem Müllplatz die Rente au�bessert, über den frühver-renteten Atomingenieur, dem auch der goldene Handschlag die Sinnsuche nicht erspart, bis hin zum Bordellkönig, der erfolgreich Rentner-Bordelle betrieben hat. Er beschreibt meist lapidar, was die Pro-tagonisten sagen, wie sie sich geben und wie sie sich selbst sehen. Dabei wird eine große Diskrepanz zwischen Fremd- und Selbstwahrnehmung deutlich, die den Leser nachdenklich stimmt und auch erschreckt. Vor allem im Ruhestand kommen die wenigs-ten mit dem damit einhergehenden Bedeu-tungsverlust klar. Man könnte die Gleichung aufstellen: Je höher der soziale Status vor dem Ruhestand, desto mehr lügen sich die Männer in die Tasche. Malessa hinterfragt dabei auch

Selbst- und Fremderkenntnis

Männern, den eigenen Weg zu gehen. »Der mo-derne Großvater könnte doch einfach der letzte Romantiker der Familie sein. Als liebenswert chao-tischer Rebell gegen alles sorgenvoll Vernünftige.« Ob da die Frauen mitmachen?

BuchtippBuchtippAndreas Malessa: Altherrensommer.

die Sinnsuche nicht erspart, bis hin zum Bordellkönig, der

Vor allem im Ruhestand kommen die wenigs-

aufstellen: Je höher der soziale Status vor dem Ruhestand, desto mehr lügen sich die Männer in die Tasche. Malessa hinterfragt dabei auch

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