Ohne uns – kein öV! - SEV-Online · Postfach, 3000 Bern 6 AZA 3000 Bern 6 PP Journal Nr. 24 8....

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ie SBB hat ihrem Personal mit dem neuen Lohnsystem einiges zugemutet, und die Pensions- kasse hat mit dem erneuten Leis- tungsabbau noch eins draufgegeben. Wir standen deshalb bei den Lohn- verhandlungen vor der Aufgabe, möglichst viele negative Auswir- kungen wegzubekommen. Über al- lem stand aber die klare Forderung nach der Schadloshaltung bei der PK und einer Reallohnerhöhung, musste sich doch das Personal in den letzten beiden Jahren mit Ein- malprämien zufriedengeben. Offensichtlich hat auch die SBB die Zeichen der Zeit erkannt, denn sie ist auf unsere Forderungen zu einem wesentlichen Teil einge- gangen. Das Resultat kann sich sehen lassen: Die Reallohnerhöhung, wenn auch bescheiden, wirkt sich bei allen aus, das Abfedern bei der Pensionskasse verhindert für die direkt betroffenen Jahrgänge eine Einbusse, und das Anheben der Lohnbänder in zwei Schritten reduziert Garantiefälle des neuen Lohnsystems. Anders gesagt: Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbei- ter erhalten wieder eine Lohnpers- pektive. Damit ist auf der grundsätzlichen Ebene einiges erreicht. Nach wie vor bleiben bei der Umsetzung von Toco aber viele Fragen offen. Antworten darauf wird es dieses Jahr nicht mehr geben. D ZUR SACHE Offensichtlich hat auch die SBB die Zeichen der Zeit erkannt. Manuel Avallone, Vizepräsident SEV Dies ist die Botschaft der Karten, die dieser Zeitung beiliegen (jeweils eine Karte mit einem von fünf Sujets) und die der SEV am 13. und 14. Dezem- ber an 16 Bahnhöfen verteilen wird. Alle SEV-Mitglieder sind aufgerufen, die Karten unter die Leute zu bringen und ihre ausländischen Kollegen/in- nen gegen fremdenfeindliche Äusse- rungen zu verteidigen. Der SEV steht ein für Toleranz und Miteinander statt Ausgrenzung und gegeneinander. Mehr zur Kampagne ab Seite 12 Ohne die vielen Migrant/innen beim Verkehrspersonal würde der Schweizer öV nicht funktionieren. Sie verdienen denselben Respekt wie ihre Schweizer Kolleg/innen! Ohne uns – kein öV! SEV lanciert Kampagne gegen Fremdenfeindlichkeit Fi Die SEV-Kampagne «Ohne uns – kein öV!» wurde an der Migrationstagung von den über 50 Teilnehmenden aus der ganzen Schweiz offiziell lanciert. Lokführer und Zugbegleiterinnen aus Deutschland, Busfahrer aus Frankreich, Gleisbauer aus Albanien, Dreher aus Ita- lien, Minibar-Stewardessen aus Eritrea usw. – sie alle leisten einen unverzicht- baren Beitrag zum öffentlichen Verkehr in der Schweiz und verdienen Respekt. Daher verteilt der SEV am 13. Dezember Karten «Ohne uns – kein öV» in Basel, Bel- linzona, Bern, Biel, Chur, Freiburg, Genf, La Chaux-de-Fonds, Lugano, Luzern, Ol- ten, Spiez, St. Gallen und Zürich sowie am 14. Dezember in Aarau und Lausanne. KARTENVERTEILAKTION «OHNE UNS – KEIN ÖV» Der SEV und die SBB haben sich auf folgenden Lohnabschluss geei- nigt: Neben einer generellen Erhö- hung von 0,5 % und individuellen Erhöhungen von 0,5 % und 0,25 % für ausserordentliche Leistungen wer- den die Kürzungen bei der PK ausge- glichen und die Lohnbänder erhöht. Das ist ein gutes Ergebnis, auch wenn nicht alle Forderungen des SEV erfüllt wurden (Kommentar nebenstehend). Ebenfalls zufrieden sein kann man mit dem Lohnabschluss bei der BLS, wo die Lohnsumme insgesamt um 1,4 % steigt: Die generelle Erhöhung beträgt 0,4 %, aus dem Lohnsystem er- geben sich individuelle Erhöhungen von total 0,9 %, und weitere 0,1 % die- nen der zusätzlichen Anhebung der tiefsten Löhne, was besonders freut. Seiten 2 und 4 2012 gibt’s nachhaltig mehr Lohnabschlüsse bei der SBB und der BLS Professor Hans-Ulrich Jost äussert sich zu den Ursprüngen und zur Zu- kunft des Arbeitsfriedens. Seite 6 Arbeitsfrieden. Und? HK Die diesjährige Bildungstagung der SEV-Frauen befasste sich mit den spezifischen Bedürfnis- sen der Frauen beim betrieblichen Gesund- heitsschutz und der Prävention. Seite 9 Frauen in der Arbeitswelt Die frischdiplomierte Zugbegleiterin aus dem Tessin ist eine optimisti- sche junge Frau. Seite 24 Tessa Jorio frg Mutationen: Postfach, 3000 Bern 6 AZA 3000 Bern 6 PP Journal Nr. 24 8. Dezember 2011 Tel: 031 357 57 57, Fax 031 357 57 58, E-Mail: [email protected], Internet: www.sev-online.ch Die Zeitung der Gewerkschaft des Verkehrspersonals

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ie SBB hat ihrem Personalmit dem neuen Lohnsystem

einiges zugemutet, und die Pensions-kasse hat mit dem erneuten Leis-tungsabbau noch eins draufgegeben.Wir standen deshalb bei den Lohn-verhandlungen vor der Aufgabe,möglichst viele negative Auswir-kungen wegzubekommen. Über al-lem stand aber die klare Forderungnach der Schadloshaltung bei der

PK und einer Reallohnerhöhung,musste sich doch das Personal inden letzten beiden Jahren mit Ein-malprämien zufriedengeben.Offensichtlich hat auch die SBBdie Zeichen der Zeit erkannt, dennsie ist auf unsere Forderungen zueinem wesentlichen Teil einge-gangen.Das Resultat kann sich sehen lassen:Die Reallohnerhöhung, wenn auchbescheiden, wirkt sich bei allen aus,das Abfedern bei der Pensionskasseverhindert für die direkt betroffenenJahrgänge eine Einbusse, und dasAnheben der Lohnbänder in zweiSchritten reduziert Garantiefälle desneuen Lohnsystems. Anders gesagt:Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbei-ter erhalten wieder eine Lohnpers-pektive.Damit ist auf der grundsätzlichenEbene einiges erreicht. Nach wie vorbleiben bei der Umsetzung von Tocoaber viele Fragen offen. Antwortendarauf wird es dieses Jahr nichtmehr geben.

DZUR SACHE

”Offensichtlich hat auchdie SBB die Zeichen derZeit erkannt.“Manuel Avallone,Vizepräsident SEV

Dies ist die Botschaft der Karten, diedieser Zeitung beiliegen (jeweils eineKarte mit einem von fünf Sujets) unddie der SEV am 13. und 14. Dezem-ber an 16 Bahnhöfen verteilen wird.Alle SEV-Mitglieder sind aufgerufen,die Karten unter die Leute zu bringen

und ihre ausländischen Kollegen/in-nen gegen fremdenfeindliche Äusse-rungen zu verteidigen. Der SEV stehtein für Toleranz und Miteinander stattAusgrenzung und gegeneinander.

Mehr zur Kampagne ab Seite 12

Ohne die vielen Migrant/innen beimVerkehrspersonal würde derSchweizer öV nicht funktionieren.Sie verdienen denselben Respektwie ihre Schweizer Kolleg/innen!

Ohne uns – kein öV!SEV lanciert Kampagne gegen Fremdenfeindlichkeit

Fi

Die SEV-Kampagne «Ohne uns – kein öV!» wurde an der Migrationstagung von den über 50 Teilnehmenden aus der ganzen Schweiz offiziell lanciert.

Lokführer und Zugbegleiterinnen ausDeutschland, Busfahrer aus Frankreich,Gleisbauer aus Albanien, Dreher aus Ita-lien, Minibar-Stewardessen aus Eritreausw. – sie alle leisten einen unverzicht-baren Beitrag zum öffentlichen Verkehrin der Schweiz und verdienen Respekt.Daher verteilt der SEV am 13. DezemberKarten «Ohne uns – kein öV» in Basel, Bel-linzona, Bern, Biel, Chur, Freiburg, Genf,La Chaux-de-Fonds, Lugano, Luzern, Ol-ten, Spiez, St. Gallen und Zürich sowie am14. Dezember in Aarau und Lausanne.

KARTENVERTEILAKTION«OHNE UNS – KEIN ÖV»

■ Der SEV und die SBB haben sichauf folgenden Lohnabschluss geei-nigt: Neben einer generellen Erhö-hung von 0,5 % und individuellenErhöhungen von 0,5 % und 0,25 %für ausserordentliche Leistungen wer-den die Kürzungen bei der PK ausge-glichen und die Lohnbänder erhöht.Das ist ein gutes Ergebnis, auch wennnicht alle Forderungen des SEV erfülltwurden (Kommentar nebenstehend).

Ebenfalls zufrieden sein kann manmit dem Lohnabschluss bei der BLS,wo die Lohnsumme insgesamt um1,4 % steigt: Die generelle Erhöhungbeträgt 0,4 %, aus dem Lohnsystem er-geben sich individuelle Erhöhungenvon total 0,9 %, und weitere 0,1 % die-nen der zusätzlichen Anhebung dertiefsten Löhne, was besonders freut.

Seiten 2 und 4

2012 gibt’s nachhaltig mehr

Lohnabschlüsse bei der SBB und der BLS

Professor Hans-UlrichJost äussert sich zu denUrsprüngen und zur Zu-kunft des Arbeitsfriedens.

Seite 6

Arbeitsfrieden. Und? HK

Die diesjährige Bildungstagung der SEV-Frauenbefasste sich mit den spezifischen Bedürfnis-sen der Frauen beim betrieblichen Gesund-heitsschutz und der Prävention.

Seite 9

Frauen in der ArbeitsweltDie frischdiplomierteZugbegleiterin aus demTessin ist eine optimisti-sche junge Frau.

Seite 24

Tessa Joriofrg

Mutationen:Postfach, 3000 Bern 6

AZA 3000 Bern 6PP Journal

Nr. 24

8. Dezember2011

Tel: 031 357 57 57, Fax 031 357 57 58, E-Mail: [email protected], Internet: www.sev-online.ch

Die Zeitung der Gewerkschaft des Verkehrspersonals

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EU-PARLAMENTBERÄT «RECAST»■ Am 16. November hat dasEU-Parlament die von der EU-Kommission vorgelegte Neu-fassung (= englisch «Recast»)des Ersten Eisenbahnpaketsbehandelt. Dabei folgte es denAnträgen seines Verkehrsaus-schusses: Den von der Kommis-sion gewollten Mindestservicebei Streiks lehnt es ab. «Schie-nenverkehrsbezogene Dienst-leistungen» (wie Rangierbahn-höfe oder Güterterminals) sollenorganisatorisch, aber nicht recht-lich von marktbeherrschendenBahnunternehmen getrenntwerden. Und Infrastrukturbe-treiber innerhalb eines Konzernssollen eine eigene Informatikund eigenes Personal haben.Das Parlament fordert die EU-Kommission auch auf, bis Ende2012 Legislativvorschläge füreine vollständige «Entflechtung»von Infrastruktur und Betriebsowie für die Liberalisierungdes inländischen Schienenper-sonenverkehrs vorzulegen – wasaber der EU-Ministerrat skep-tisch beurteilt hat. Er muss sei-ne Haltung noch förmlich ver-abschieden, voraussichtlich inseiner Dezembersitzung. (Sie-he auch kontakt.sev 22/2011.)

INITIATIVE «STAUWEG!» ABGELEHNT■ Im Kanton Zürich ist dieTCS-Volksinitiative, die eineZürcher Standesinitiative fürden Bau von Autobahnen mitKosten von gegen 10 Mrd. bis2025 forderte, trotz verführeri-schem Titel mit 62,9 % Nein-Stimmen abgelehnt worden.Das SEV-RegionalsekretariatZürich begrüsste den Entscheidund riet dem TCS in seinemCommuniqué, «über Alternati-ven zu immer mehr Strassennachzudenken und sich bei-spielsweise für den Ausbaudes ZVV-Angebots einzusetzen».

DISKRETES OHR FÜRSBB-LOKFÜHRER■ Seit dem 30. Novemberkönnen Lokführer per Formularoder im persönlichen GesprächBeinaheunfälle oder andere un-sichere Zustände bei einer ver-traulichen Stelle melden. DieSBB erhofft sich davon wichtigeHinweise, um den Betrieb siche-rer zu machen. Der bisherigeWeg über die Vorgesetzten ha-be manchmal Hemmungen ge-weckt, schreibt die SBB-Zeitung.

NEWS

Was in jedem Unternehmengelten sollte, ist auch im SEVrichtig: Nur mit guten Leis-tungen sind die nötigen Ein-nahmen zu erreichen. Unddiese Leistungen wiederumerfordern Mittel. Die Balancezu erreichen, ist ein schwieri-ger Balanceakt.

Bevor das Budget auf derTraktandenliste stand, wurdedeshalb über zwei Punkte de-battiert, die einen sehr direk-ten Einfluss auf die Einnah-men haben: über dieMitgliederwerbung und überdie Vernehmlassungsvorlagezum einkommensabhängi-gen Mitgliederbeitrag.

Mitgliederwerbung:Nicht nachlassen!Seit dem Kongress lief diegrosse Mitgliederwerbeaktion«Memberstar 11.11.11.».Heute kann man von einemgrossen Erfolg sprechen, wieJéròme Hayoz als Werbever-antwortlicher ausführte: 432Mitglieder haben sich an derAktion beteiligt und zwi-schen 1 und 55 (!) Neumit-gliedern geworben. Insge-samt verzeichnet der SEV indiesem Jahr bisher 1535Neueintritte – so viel wie seit16 Jahren nicht mehr. DieseZahl ist aber notwendig, umden Mitgliederrückgang auf-zuhalten, der durch den Per-sonalabbau der letzten Jahr-zehnte, durch die deshalbungünstige Altersstruktur derSEV-Mitgliedschaft und durchdie nicht kompensierbarenTodesfälle entsteht.

Um auch im nächstenJahr eine ähnlich hohe Zahlan Neueintritten zu erzielen,soll es eine Folgeaktion ge-ben, die auch jene Sektionengezielt einbeziehen will, diebei der vergangenen Aktionaus strukturellen Gründenweniger gute Resultate erzie-len konnten.

Mitgliederbeitrag:nur so hoch wie nötig

Die DelegiertenversammlungVPT hatte dem Vorstand denAuftrag erteilt, die Möglich-keit einkommensabhängigerMitgliederbeiträge – wie sieandere SGB-Gewerkschaftenkennen – zu prüfen. Der Be-richt dazu wurde am Vor-standsseminar im Septemberausführlich diskutiert. Nunwerden die verschiedenenModelle in die Vernehmlas-sung bei den Sektionen gege-

ben. Die drei Massnahmenkönnen einzeln oder kombi-niert realisiert werden. Pen-sionierte, Witwen und Wit-wer würden wie bisher nurdie Hälfte bezahlen, undAuszubildende bleiben auchweiterhin beitragsfrei. Denndas neue Modell soll demSEV zwar die nötigen Mittelzur Erfüllung seiner Aufga-ben geben, aber gleichzeitigkeine potenziellen Mitgliederabschrecken oder gar bisheri-ge SEV-Gewerkschafter zumAustritt bewegen.

Zahlen, Zahlen, Zahlen

Deshalb werden die dreiMöglichkeiten nun einerbreiten Vernehmlassung beiden Unterverbänden, Sektio-nen und Kommissionen un-terzogen. Die Vernehmlas-sung dauert bis zum 31. Mai.Die Fragen, die zu beantwor-

Sitzung des SEV-Vorstandes

Schwerpunkt an derzweitletzten Sitzung desVorstandes im laufendenJahr war – wie üblich –das Budget.

An ausgeglichenem Budget ......

2 AKTUELL kontakt.sevNr. 24/118. Dezember 2011

Die SBB und die Verhand-lungsgemeinschaft der Ge-werkschaften haben sich fürdas kommende Jahr aufLohnmassnahmen im Um-fang von 1,25 % geeinigt. Zu-sätzlich erhöht die SBB per1. Oktober 2012 ihre Sparbei-träge zugunsten der Versi-cherten der PensionskasseSBB um 2 %. Damit gleichtsie die Leistungskürzungen,die den Versicherten durch«Stabilisierungsmassnahmen»ab Oktober 2012 entstehen,weitgehend aus. Im Gegen-zug wird für 2013 auf einegenerelle Lohnerhöhung ver-zichtet, sofern die Teuerung2012 nicht über 1,5 % liegt.

Die PK SBB hatte im Ok-tober mitgeteilt, dass sie per

1. Oktober 2012 den techni-schen Zins von 3,5 % auf 3 %senken wird und den Um-wandlungssatz (zur Berech-nung der Renten) von bisher6,5 % auf 5,8 % – dies, um dersteigenden Lebenserwartungund den tiefen Kapitalmarkt-zinsen Rechnung zu tragen.

Mit der nun vereinbartenAbfederung des Leistungsab-baus der Pensionskasse durchdie SBB wird die SEV-Forde-rung nach Schadloshaltungdes Personals erfüllt. «Nach-dem in den letzten Jahrendie Leistungskürzungen beider Pensionskasse SBB die Al-tersrenten im Vergleich zumletzten Lohn bereits von 60auf deutlich unter 50 Prozentsinken liessen, war eine wei-

tere Senkung für den SEV in-akzeptabel», hält SEV-Präsi-dent Giorgio Tuti fest. «EineArbeitgeberin, die sich als at-traktiv und sozial bezeichnet,muss dem Personal ein Alterin Würde ermöglichen!»Nicht zu vergessen ist, dassdie Mitarbeitenden weiter ei-nen Sanierungsbeitrag von2,5 % leisten müssen, bis derDeckungsgrad auf 100 % ist.

Die Lohnmassnahmenvon 1,25% entsprechen zwarnicht der vollen SEV-Forde-rung. Dennoch hat der rund20-köpfige GAV-Ausschussdes SEV das Verhandlungsre-sultat am 23. November mitAnerkennung genehmigt.«Ausschlaggebend für die gu-te Akzeptanz des Lohnab-

schlusses war neben der Ab-federung des Leistungsab-baus der Pensionskasse auchdie generelle Lohnerhöhungvon 0,5 %», sagt SEV-Vizeprä-sident Manuel Avallone, derdie Verhandlungsdelegationder Gewerkschaften leitete.

«Nachdem das Personalin den letzten beiden Jahrenmit Einmalprämien vorlieb-nehmen musste, war für denSEV klar, dass es diesmal einenachhaltige Lohnerhöhunggeben muss», unterstreichtGewerkschaftssekretär Phi-lipp Hadorn, der zweite Ver-handlungsführer des SEV.«Dies umso mehr, als die SBBim September einen Halbjah-resgewinn von 166 Millionenpräsentiert und die Produkti-vität weiter gesteigert hat. DasPersonal, das sich Tag undNacht für die Kundinnen undKunden sowie für das Unter-nehmen einsetzt, hat Anrechtauf eine Beteiligung an dessenErfolg.»

Verbunden mit der gene-rellen Lohnerhöhung wer-den per 1. Mai 2012 auch al-le Lohnbänder um 0,5 %angehoben, per 1. Mai 2013nochmals um 0,5 %. Fi

SBB und SEV einigen sich auf Lohnmassnahmen für 2012

Die generelle Lohnerhö-hung beträgt 0,5 %. Fürindividuelle Erhöhungensind ebenfalls 0,5 % vor-gesehen, und für ausser-ordentliche Leistungen0,25 %. Zudem gleicht dieSBB den Leistungsabbaubei der Pensionskasse aus.

1,25 % plus Ausgleich bei der Pensionskasse

Fi

Der GAV-Ausschuss des SEV hiess den SBB-Lohnabschluss einstimmig gut.

Foto SBB

BILD DER WOCHE

SEV-Mitglied Andrea Muntwiler sitzt im GTW der Seetalbahn zuvorderst!Seit 20 Jahren beschäftigt die SBB Frauen als Lokführerinnen. Voraussetzung dazu war unteranderem eine Änderung der Anstellungsbedingungen: Das Absolvieren der Rekrutenschule ist heutenicht mehr nötig, eine abgeschlossene Berufslehre oder eine Matura ist aber immer noch Vorausset-zung. In den nächsten zehn Jahren werden 1000 neue Lokführerinnen und Lokführer benötigt. Dabeisollen vermehrt auch Frauen gewonnen werden.Heute sind bei SBB Personenverkehr und SBB Cargo 71 Frauen als Lokführerinnen im Einsatz. Dasangehende Lokpersonal muss zahlreiche Anforderungen erfüllen. Darunter fallen unter anderem dasBewusstsein für Sicherheit, Eigenverantwortung, gute Gesundheit, Kenntnisse einer zweiten Landes-sprache und die Bereitschaft zu unregelmässigen Arbeitszeiten. Das Berufsbild Lokführende soll beiFrauen und Männern bekannter und attraktiver werden, unter anderem auch dadurch, dass eineAusbildung und Anstellung im Teilzeitverhältnis angeboten wird.

ten sind, lauten: Sollen künf-tig auch Mitglieder miteinem jährlichen Bruttoein-kommen unter 45 000 Fran-ken nur die Hälfte desordentlichen Mitgliederbei-trages bezahlen? Die Ausfällewürden mit einer Erhöhungdes Beitrages um 2 Frankenpro Monat (1 Franken fürPensionierte) kompensiert.Soll zugunsten einer verstärk-ten Präsenz in der Fläche derBeitrag um 1 Franken mo-natlich (50 Rappen für Pensi-onierte) erhöht werden? Sollzur Behebung des strukturel-len Betriebsdefizits auf 5 Jah-re befristet ein zusätzlicherBeitrag von 2 Franken mo-natlich (1 Franken für Pen-sionierte) erhoben werden?Nach Ablauf der Vernehm-lassungsfrist wird der Vor-stand erneut über dasGeschäft beraten und ent-

scheiden, ob und in welcherForm das heutige Beitrags-modell verbessert werdensoll.

Rechenschaft über das Woherund Wohin des Geldes

Budgetdebatten sind nichtdie Sache aller. Kaum je-mand würde deshalb aber ih-re Notwendigkeit bestreiten.Gerade ein «Betrieb» von derGrösse des SEV muss sichsehr genau Rechenschaft ge-ben, woher und wohin seineMittel fliessen. Deshalb ist esjeweils auch nicht einePflichtübung, wenn sich derVorstand übers Budget beugt,sondern eine ernsthafte undintensive Diskussion. Dabeigeht es nicht nur um die Ein-nahmen – siehe oben: Mit-gliederwerbung und Höhedes Mitgliederbeitrags –, son-dern auch um die Ausgaben:

Gibt der SEV unnötig Mittelaus? Mehrere Bereiche wur-den angesprochen: Ist dieVerbilligung der Reka-Schecks – sie kostet den SEVjährlich 175 000 Franken –noch zeitgemäss? Kostet dieBildung (Budget: 458 000) zuviel? Ist der SEV ein zu gross-zügiger Arbeitgeber? Auchder Posten «Medien», der un-ter anderem die Kosten fürdie Mitgliederzeitung kon-takt.sev umfasst, wurdegründlich und im Detail dis-kutiert. Nach ausführlicherDebatte wurde das Budget,das mit einem Ausgaben-überschuss von 335 000Franken rechnet, angenom-men. Durch strikte Ausga-bendisziplin und durch Wer-beanstrengungen sind alleMitglieder aufgerufen, diesesErgebnis zu verbessern!

Peter Anliker

engagiert arbeiten

AKTUELL

...... 3

kontakt.sevNr. 24/118. Dezember 2011

Was eine richtige Stadt sein will, hat einen Bahnhof. Ohneden geht’s nicht. Für Hotels markieren Sterne die Güteklas-se. Beim Bahnhof sind es die Schnellzüge. Je mehr anhal-ten, desto besser. Erst so wird aus dem Ort eine mehr oderweniger bedeutende Stadt.

Beispiel Liestal, Hauptstadt des Kantons Basel-Land-schaft. Verglichen mit Basel ist es ein Städtchen. Das nagtan der patriotischen Seele. Und dann dieser Roger Federer.Es gibt Politiker, die sich über ihn saumässig aufregen kön-nen. Erst kürzlich hat mir einer geklönt. Nach jedem Tur-niersieg heisse es: Roger Federer, Basel. «Dabei ist er einwaschechter Baselbieter.» Pech halt, dass man in NewYork oder London bei den Namen Münchenstein oder Lies-tal nur Bahnhof versteht. Den Engländern sagt vielleichtBasel etwas. Und sei’s nur, weil der FCB gegen ManchesterUnited unentschieden spielte.

Nun polieren die SBB das Image von Liestal auf. Abdem neuen Fahrplan halten dort sogar ein paar ICE. Dastut richtig gut.

Was es heisst, wenn ein Halt überfahren wird, zeigt ei-ne hübsche Story aus Wolfsburg, Deutschlands Autostadt.Mit Sitz von VW, dem grössten Autokonzern der Welt. GMaus Detroit war das einmal.

Wolfsburg ist eine junge Stadt mit düsterer Vergangen-heit. Als Adolf Hitler 1933 an die Macht kam, köderte erdas Volk mit einem verführerischen Angebot. Er liess Auto-bahnen bauen und lancierte den VolksWagen als Auto fürden kleinen Mann. Bei so viel motorisierter Glückseligkeitvergassen viele seine mörderischen Kriegspläne.

Hitler liess den VolksWagen in der «Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben» produzieren. KdF: Kraft durchFreude. KdF war der Nazi-Slogan für das Freizeitleben. Erst1945 wurde die Autostadt in Wolfsburg umbenannt.

Und nun dies. Der ICE München–Berlin hat zum drit-ten Mal den Halt in Wolfsburg missachtet. Und fuhr ein-fach vorbei. Die Lokführer werden verdächtigt, dasabsichtlich getan zu haben:Bahn gegen Autostadt.Darüber berichtet sogar«Die Zeit», Deutsch-lands bedeutendsteWochenzeitung. DieStadtväter von Wolfs-burg seien empört. Mehrnoch, Wolfsburg sei gede-mütigt worden.

Auf den ersten Blick siehtdas nach einem banalenVorfall aus. Ist es offenbarnicht. Ob DB oder SBB,bei der Bahn ist nichtsbanal.

Helmut Hubacher

MEINE MEINUNG

Vorbeigefahren

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EU-PARLAMENTBERÄT «RECAST»■ Am 16. November hat dasEU-Parlament die von der EU-Kommission vorgelegte Neu-fassung (= englisch «Recast»)des Ersten Eisenbahnpaketsbehandelt. Dabei folgte es denAnträgen seines Verkehrsaus-schusses: Den von der Kommis-sion gewollten Mindestservicebei Streiks lehnt es ab. «Schie-nenverkehrsbezogene Dienst-leistungen» (wie Rangierbahn-höfe oder Güterterminals) sollenorganisatorisch, aber nicht recht-lich von marktbeherrschendenBahnunternehmen getrenntwerden. Und Infrastrukturbe-treiber innerhalb eines Konzernssollen eine eigene Informatikund eigenes Personal haben.Das Parlament fordert die EU-Kommission auch auf, bis Ende2012 Legislativvorschläge füreine vollständige «Entflechtung»von Infrastruktur und Betriebsowie für die Liberalisierungdes inländischen Schienenper-sonenverkehrs vorzulegen – wasaber der EU-Ministerrat skep-tisch beurteilt hat. Er muss sei-ne Haltung noch förmlich ver-abschieden, voraussichtlich inseiner Dezembersitzung. (Sie-he auch kontakt.sev 22/2011.)

INITIATIVE «STAUWEG!» ABGELEHNT■ Im Kanton Zürich ist dieTCS-Volksinitiative, die eineZürcher Standesinitiative fürden Bau von Autobahnen mitKosten von gegen 10 Mrd. bis2025 forderte, trotz verführeri-schem Titel mit 62,9 % Nein-Stimmen abgelehnt worden.Das SEV-RegionalsekretariatZürich begrüsste den Entscheidund riet dem TCS in seinemCommuniqué, «über Alternati-ven zu immer mehr Strassennachzudenken und sich bei-spielsweise für den Ausbaudes ZVV-Angebots einzusetzen».

DISKRETES OHR FÜRSBB-LOKFÜHRER■ Seit dem 30. Novemberkönnen Lokführer per Formularoder im persönlichen GesprächBeinaheunfälle oder andere un-sichere Zustände bei einer ver-traulichen Stelle melden. DieSBB erhofft sich davon wichtigeHinweise, um den Betrieb siche-rer zu machen. Der bisherigeWeg über die Vorgesetzten ha-be manchmal Hemmungen ge-weckt, schreibt die SBB-Zeitung.

NEWS

Was in jedem Unternehmengelten sollte, ist auch im SEVrichtig: Nur mit guten Leis-tungen sind die nötigen Ein-nahmen zu erreichen. Unddiese Leistungen wiederumerfordern Mittel. Die Balancezu erreichen, ist ein schwieri-ger Balanceakt.

Bevor das Budget auf derTraktandenliste stand, wurdedeshalb über zwei Punkte de-battiert, die einen sehr direk-ten Einfluss auf die Einnah-men haben: über dieMitgliederwerbung und überdie Vernehmlassungsvorlagezum einkommensabhängi-gen Mitgliederbeitrag.

Mitgliederwerbung:Nicht nachlassen!Seit dem Kongress lief diegrosse Mitgliederwerbeaktion«Memberstar 11.11.11.».Heute kann man von einemgrossen Erfolg sprechen, wieJéròme Hayoz als Werbever-antwortlicher ausführte: 432Mitglieder haben sich an derAktion beteiligt und zwi-schen 1 und 55 (!) Neumit-gliedern geworben. Insge-samt verzeichnet der SEV indiesem Jahr bisher 1535Neueintritte – so viel wie seit16 Jahren nicht mehr. DieseZahl ist aber notwendig, umden Mitgliederrückgang auf-zuhalten, der durch den Per-sonalabbau der letzten Jahr-zehnte, durch die deshalbungünstige Altersstruktur derSEV-Mitgliedschaft und durchdie nicht kompensierbarenTodesfälle entsteht.

Um auch im nächstenJahr eine ähnlich hohe Zahlan Neueintritten zu erzielen,soll es eine Folgeaktion ge-ben, die auch jene Sektionengezielt einbeziehen will, diebei der vergangenen Aktionaus strukturellen Gründenweniger gute Resultate erzie-len konnten.

Mitgliederbeitrag:nur so hoch wie nötig

Die DelegiertenversammlungVPT hatte dem Vorstand denAuftrag erteilt, die Möglich-keit einkommensabhängigerMitgliederbeiträge – wie sieandere SGB-Gewerkschaftenkennen – zu prüfen. Der Be-richt dazu wurde am Vor-standsseminar im Septemberausführlich diskutiert. Nunwerden die verschiedenenModelle in die Vernehmlas-sung bei den Sektionen gege-

ben. Die drei Massnahmenkönnen einzeln oder kombi-niert realisiert werden. Pen-sionierte, Witwen und Wit-wer würden wie bisher nurdie Hälfte bezahlen, undAuszubildende bleiben auchweiterhin beitragsfrei. Denndas neue Modell soll demSEV zwar die nötigen Mittelzur Erfüllung seiner Aufga-ben geben, aber gleichzeitigkeine potenziellen Mitgliederabschrecken oder gar bisheri-ge SEV-Gewerkschafter zumAustritt bewegen.

Zahlen, Zahlen, Zahlen

Deshalb werden die dreiMöglichkeiten nun einerbreiten Vernehmlassung beiden Unterverbänden, Sektio-nen und Kommissionen un-terzogen. Die Vernehmlas-sung dauert bis zum 31. Mai.Die Fragen, die zu beantwor-

Sitzung des SEV-Vorstandes

Schwerpunkt an derzweitletzten Sitzung desVorstandes im laufendenJahr war – wie üblich –das Budget.

An ausgeglichenem Budget

......

2 AKTUELL kontakt.sevNr. 24/118. Dezember 2011

Die SBB und die Verhand-lungsgemeinschaft der Ge-werkschaften haben sich fürdas kommende Jahr aufLohnmassnahmen im Um-fang von 1,25 % geeinigt. Zu-sätzlich erhöht die SBB per1. Oktober 2012 ihre Sparbei-träge zugunsten der Versi-cherten der PensionskasseSBB um 2 %. Damit gleichtsie die Leistungskürzungen,die den Versicherten durch«Stabilisierungsmassnahmen»ab Oktober 2012 entstehen,weitgehend aus. Im Gegen-zug wird für 2013 auf einegenerelle Lohnerhöhung ver-zichtet, sofern die Teuerung2012 nicht über 1,5 % liegt.

Die PK SBB hatte im Ok-tober mitgeteilt, dass sie per

1. Oktober 2012 den techni-schen Zins von 3,5 % auf 3 %senken wird und den Um-wandlungssatz (zur Berech-nung der Renten) von bisher6,5 % auf 5,8 % – dies, um dersteigenden Lebenserwartungund den tiefen Kapitalmarkt-zinsen Rechnung zu tragen.

Mit der nun vereinbartenAbfederung des Leistungsab-baus der Pensionskasse durchdie SBB wird die SEV-Forde-rung nach Schadloshaltungdes Personals erfüllt. «Nach-dem in den letzten Jahrendie Leistungskürzungen beider Pensionskasse SBB die Al-tersrenten im Vergleich zumletzten Lohn bereits von 60auf deutlich unter 50 Prozentsinken liessen, war eine wei-

tere Senkung für den SEV in-akzeptabel», hält SEV-Präsi-dent Giorgio Tuti fest. «EineArbeitgeberin, die sich als at-traktiv und sozial bezeichnet,muss dem Personal ein Alterin Würde ermöglichen!»Nicht zu vergessen ist, dassdie Mitarbeitenden weiter ei-nen Sanierungsbeitrag von2,5 % leisten müssen, bis derDeckungsgrad auf 100 % ist.

Die Lohnmassnahmenvon 1,25% entsprechen zwarnicht der vollen SEV-Forde-rung. Dennoch hat der rund20-köpfige GAV-Ausschussdes SEV das Verhandlungsre-sultat am 23. November mitAnerkennung genehmigt.«Ausschlaggebend für die gu-te Akzeptanz des Lohnab-

schlusses war neben der Ab-federung des Leistungsab-baus der Pensionskasse auchdie generelle Lohnerhöhungvon 0,5 %», sagt SEV-Vizeprä-sident Manuel Avallone, derdie Verhandlungsdelegationder Gewerkschaften leitete.

«Nachdem das Personalin den letzten beiden Jahrenmit Einmalprämien vorlieb-nehmen musste, war für denSEV klar, dass es diesmal einenachhaltige Lohnerhöhunggeben muss», unterstreichtGewerkschaftssekretär Phi-lipp Hadorn, der zweite Ver-handlungsführer des SEV.«Dies umso mehr, als die SBBim September einen Halbjah-resgewinn von 166 Millionenpräsentiert und die Produkti-vität weiter gesteigert hat. DasPersonal, das sich Tag undNacht für die Kundinnen undKunden sowie für das Unter-nehmen einsetzt, hat Anrechtauf eine Beteiligung an dessenErfolg.»

Verbunden mit der gene-rellen Lohnerhöhung wer-den per 1. Mai 2012 auch al-le Lohnbänder um 0,5 %angehoben, per 1. Mai 2013nochmals um 0,5 %. Fi

SBB und SEV einigen sich auf Lohnmassnahmen für 2012

Die generelle Lohnerhö-hung beträgt 0,5 %. Fürindividuelle Erhöhungensind ebenfalls 0,5 % vor-gesehen, und für ausser-ordentliche Leistungen0,25 %. Zudem gleicht dieSBB den Leistungsabbaubei der Pensionskasse aus.

1,25 % plus Ausgleich bei der Pensionskasse

Fi

Der GAV-Ausschuss des SEV hiess den SBB-Lohnabschluss einstimmig gut.

Foto SBB

BILD DER WOCHE

SEV-Mitglied Andrea Muntwiler sitzt im GTW der Seetalbahn zuvorderst!Seit 20 Jahren beschäftigt die SBB Frauen als Lokführerinnen. Voraussetzung dazu war unteranderem eine Änderung der Anstellungsbedingungen: Das Absolvieren der Rekrutenschule ist heutenicht mehr nötig, eine abgeschlossene Berufslehre oder eine Matura ist aber immer noch Vorausset-zung. In den nächsten zehn Jahren werden 1000 neue Lokführerinnen und Lokführer benötigt. Dabeisollen vermehrt auch Frauen gewonnen werden.Heute sind bei SBB Personenverkehr und SBB Cargo 71 Frauen als Lokführerinnen im Einsatz. Dasangehende Lokpersonal muss zahlreiche Anforderungen erfüllen. Darunter fallen unter anderem dasBewusstsein für Sicherheit, Eigenverantwortung, gute Gesundheit, Kenntnisse einer zweiten Landes-sprache und die Bereitschaft zu unregelmässigen Arbeitszeiten. Das Berufsbild Lokführende soll beiFrauen und Männern bekannter und attraktiver werden, unter anderem auch dadurch, dass eineAusbildung und Anstellung im Teilzeitverhältnis angeboten wird.

ten sind, lauten: Sollen künf-tig auch Mitglieder miteinem jährlichen Bruttoein-kommen unter 45 000 Fran-ken nur die Hälfte desordentlichen Mitgliederbei-trages bezahlen? Die Ausfällewürden mit einer Erhöhungdes Beitrages um 2 Frankenpro Monat (1 Franken fürPensionierte) kompensiert.Soll zugunsten einer verstärk-ten Präsenz in der Fläche derBeitrag um 1 Franken mo-natlich (50 Rappen für Pensi-onierte) erhöht werden? Sollzur Behebung des strukturel-len Betriebsdefizits auf 5 Jah-re befristet ein zusätzlicherBeitrag von 2 Franken mo-natlich (1 Franken für Pen-sionierte) erhoben werden?Nach Ablauf der Vernehm-lassungsfrist wird der Vor-stand erneut über dasGeschäft beraten und ent-

scheiden, ob und in welcherForm das heutige Beitrags-modell verbessert werdensoll.

Rechenschaft über das Woherund Wohin des Geldes

Budgetdebatten sind nichtdie Sache aller. Kaum je-mand würde deshalb aber ih-re Notwendigkeit bestreiten.Gerade ein «Betrieb» von derGrösse des SEV muss sichsehr genau Rechenschaft ge-ben, woher und wohin seineMittel fliessen. Deshalb ist esjeweils auch nicht einePflichtübung, wenn sich derVorstand übers Budget beugt,sondern eine ernsthafte undintensive Diskussion. Dabeigeht es nicht nur um die Ein-nahmen – siehe oben: Mit-gliederwerbung und Höhedes Mitgliederbeitrags –, son-dern auch um die Ausgaben:

Gibt der SEV unnötig Mittelaus? Mehrere Bereiche wur-den angesprochen: Ist dieVerbilligung der Reka-Schecks – sie kostet den SEVjährlich 175 000 Franken –noch zeitgemäss? Kostet dieBildung (Budget: 458 000) zuviel? Ist der SEV ein zu gross-zügiger Arbeitgeber? Auchder Posten «Medien», der un-ter anderem die Kosten fürdie Mitgliederzeitung kon-takt.sev umfasst, wurdegründlich und im Detail dis-kutiert. Nach ausführlicherDebatte wurde das Budget,das mit einem Ausgaben-überschuss von 335 000Franken rechnet, angenom-men. Durch strikte Ausga-bendisziplin und durch Wer-beanstrengungen sind alleMitglieder aufgerufen, diesesErgebnis zu verbessern!

Peter Anliker

engagiert arbeiten

AKTUELL

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kontakt.sevNr. 24/118. Dezember 2011

Was eine richtige Stadt sein will, hat einen Bahnhof. Ohneden geht’s nicht. Für Hotels markieren Sterne die Güteklas-se. Beim Bahnhof sind es die Schnellzüge. Je mehr anhal-ten, desto besser. Erst so wird aus dem Ort eine mehr oderweniger bedeutende Stadt.

Beispiel Liestal, Hauptstadt des Kantons Basel-Land-schaft. Verglichen mit Basel ist es ein Städtchen. Das nagtan der patriotischen Seele. Und dann dieser Roger Federer.Es gibt Politiker, die sich über ihn saumässig aufregen kön-nen. Erst kürzlich hat mir einer geklönt. Nach jedem Tur-niersieg heisse es: Roger Federer, Basel. «Dabei ist er einwaschechter Baselbieter.» Pech halt, dass man in NewYork oder London bei den Namen Münchenstein oder Lies-tal nur Bahnhof versteht. Den Engländern sagt vielleichtBasel etwas. Und sei’s nur, weil der FCB gegen ManchesterUnited unentschieden spielte.

Nun polieren die SBB das Image von Liestal auf. Abdem neuen Fahrplan halten dort sogar ein paar ICE. Dastut richtig gut.

Was es heisst, wenn ein Halt überfahren wird, zeigt ei-ne hübsche Story aus Wolfsburg, Deutschlands Autostadt.Mit Sitz von VW, dem grössten Autokonzern der Welt. GMaus Detroit war das einmal.

Wolfsburg ist eine junge Stadt mit düsterer Vergangen-heit. Als Adolf Hitler 1933 an die Macht kam, köderte erdas Volk mit einem verführerischen Angebot. Er liess Auto-bahnen bauen und lancierte den VolksWagen als Auto fürden kleinen Mann. Bei so viel motorisierter Glückseligkeitvergassen viele seine mörderischen Kriegspläne.

Hitler liess den VolksWagen in der «Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben» produzieren. KdF: Kraft durchFreude. KdF war der Nazi-Slogan für das Freizeitleben. Erst1945 wurde die Autostadt in Wolfsburg umbenannt.

Und nun dies. Der ICE München–Berlin hat zum drit-ten Mal den Halt in Wolfsburg missachtet. Und fuhr ein-fach vorbei. Die Lokführer werden verdächtigt, dasabsichtlich getan zu haben:Bahn gegen Autostadt.Darüber berichtet sogar«Die Zeit», Deutsch-lands bedeutendsteWochenzeitung. DieStadtväter von Wolfs-burg seien empört. Mehrnoch, Wolfsburg sei gede-mütigt worden.

Auf den ersten Blick siehtdas nach einem banalenVorfall aus. Ist es offenbarnicht. Ob DB oder SBB,bei der Bahn ist nichtsbanal.

Helmut Hubacher

MEINE MEINUNG

Vorbeigefahren

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4 AKTUELLkontakt.sevNr. 24/118. Dezember 2011

«Wir sind enttäuscht darü-ber, wie SBB Cargo auch dasIndustriewerk Biel kurzfristigvor vollendete Tatsachen ge-stellt hat», sagt SEV-Gewerk-schaftssekretär Jürg Hurni.Erst am 29. November hatdie Konzernleitung (KL) SBBdefinitiv und offiziell be-schlossen, dass das IW Bielnicht wie vereinbart 58 Ran-giertraktoren Tm IV von SBBCargo zu Tm 232 umbauensoll, sondern nur 45 Stück.

Dieses «Refit» umfasst denEinbau eines neuen Motors,einer Sicherheitssteuerungund Zugsicherung sowie einermodernen Funkfernsteuerung.Der Personenverkehr, demdas IW Biel seit März 2008angehört, und SBB Cargosind übereingekommen, dassCargo das Material im Wertvon rund 6 Millionen Fran-ken übernehmen muss, dasvom IW Biel für die gestriche-nen 13 Refits bestellt wurde.

Als Grund für den Refit-

Stopp nannte die SBB am27. September bei einer erstenInformation der Sozialpartnerdie «Sanierung» von SBB Car-go, die Auswirkungen auf dieFlottenstrategie habe. Genau-eres wurde nicht mitgeteilt.Der ursprünglich am 27. Sep-tember geplante KL-Entscheidblieb dann aber aus. Soherrschte bis letzte Wochenoch Ungewissheit rund umden Refit-Stopp und dessenFolgen. Die Personalvertreterwurden inzwischen infor-miert, und eine offizielle Be-legschaftsinformation findetam 9. Dezember vor demWeihnachtsessen statt.

IW Biel muss kurzfristigumdisponieren

Das Refit-Projekt bot bisherArbeit für 25 Mitarbeiter (Voll-zeitstellen) und hätte bis Sep-tember 2012 gedauert. Nunmuss es plötzlich rascher be-endet werden. Momentan be-finden sich noch etwa zweiTm IV im Umbau, aber einemTeil der 25 Mitarbeiter muss-ten bereits andere Aufgabenzugewiesen werden.

Die IW-Leitung stellte diepersonellen Auswirkungenam 27. September so dar:• 13 Mitarbeiter können im

IW Biel andere Tätigkeiten

mit gleichem Berufsbildübernehmen;

• 8 Mitarbeitern kann das IWBiel andere Tätigkeiten mitverändertem Berufsbild an-bieten;

• 1 bis 2 Mitarbeiter könnenins IW Olten verschobenwerden;

• 1 Mitarbeiter wird auf EndeJahr pensioniert;

• 1 Mitarbeiter verlässt das IWmit dem Auslaufen des be-fristeten Vertrags Ende Jahr.

Das IW Biel beschäftigt zur-zeit 109 Mitarbeitende, davonsind 22 temporär oder befristetangestellt. Von den befristeten

Verträgen laufen ausser einemoffenbar alle anderen erst En-de 2012 aus. Diese Mitarbei-tenden müssen damit rech-nen, dann eine neue Stellesuchen zu müssen. «Dieshängt aber auch von der wei-teren Entwicklung der Aufträ-ge ab», sagt Manfred Brunner,Schlosser im IW Biel und Mit-glied der PersonalkommissionDivision Personenverkehr.

Manfred Brunner machtder IW-Leitung keinen Vor-wurf: «Sie versucht, die Be-troffenen mit anderen Auf-trägen zu beschäftigen, undbehandelt sie den Umstän-den entsprechend anstän-

dig.» Für den plötzlichenAuftragsstopp von SBB Cargodagegen hat er – wie JürgHurni – weniger Verständnis.

SEV fordert Ersatzaufträge

Noch offen ist, ob anstellevon SBB Cargo die SBB-Divi-sion Infrastruktur die 13 ab-bestellten Modernisierungenbeim IW Biel in Auftrag ge-ben wird. Das IW Biel hat derDivision Infrastruktur dafürein Angebot gemacht, dochdiese will frühestens im Früh-ling 2012 entscheiden, wennihre Flottenstrategie feststeht.Beschäftigungswirksam wür-de der Auftrag im IW Bielwohl erst im Herbst 2012.

«Der SEV würde diese Lö-sung sehr begrüssen», sagtJürg Hurni. «Doch das IWBiel muss sich auch um wei-tere Ersatzaufträge bemühen.»Das Jahresarbeitsvolumen desWerkes betrug 2010 – mitdem Umbau der Tm IV –rund 160 000 Arbeitsstundenund würde nach Beendigungdes Refit-Programms ohne Er-satzaufträge auf rund 120 000Arbeitsstunden sinken. Dasentspräche noch knapp 80Vollzeitstellen. «So weit hin-unter darf das Arbeitsvolu-men aber nicht fallen!», for-dert Jürg Hurni. Markus Fischer

25 Mitarbeitende im IW Biel betroffenSBB Cargo stoppt kurzfristig den Umbau von Diesel-Rangiertraktoren Tm IV im Industriewerk Biel

Nicht nur das Industrie-werk Bellinzona ist mitplötzlichen Bestellungs-rückgängen seitens SBBCargo konfrontiert, son-dern auch das IW Biel.

SBB

Rangiertraktor Tm 232 (ehemals Tm IV) nach dem «Refit» im IW Biel.

Die Anpassungen sind dasResultat der Lohnverhand-lungen zwischen der BLSund ihren SozialpartnernSEV, Transfair und VSLF. Siewurden vom BLS-Verwal-tungsrat an seiner Sitzungvom 1. Dezember genehmigtund treten per 1. April 2012in Kraft.

Zusätzlich übernimmt dieBLS wie im Vorjahr die durchdie Tariferhöhungen im öf-fentlichen Verkehr entstan-

denen Mehrkosten bei denFahrvergünstigungen für dasPersonal (FVP) im vollenUmfang.

Kommentar

Das nun vorliegende Resultat istin dem Sinn spektakulär, als wir– neben dem Teuerungsaus-gleich – mit der zusätzlichenAnhebung der Funktionsstufen1 bis 7 ein klares Zeichen fürdie tiefsten Einkommen derBLS-Mitarbeitenden haben er-wirken können. Deren Löhnewerden mit dieser Massnahmeum zusätzlich mindestens1,25 % erhöht. Zudem habenwir die Zusicherung erhalten,dass auch die Stundenlohn-Empfangenden von diesen Mass-nahmen profitieren können.

Nick Raduner und Jérôme Hayoz, Gewerkschaftssekretäre SEV

Die BLS erhöht die Lohn-summe für das Jahr 2012insgesamt um 1,4 Prozent.Damit finanziert sie einegenerelle Lohnerhöhungvon 0,4 Prozent sowie dieautomatischen, mit demLohnsystem definiertenLohnanpassungen im Um-fang von 0,9 Prozent (ge-mäss GAV, Anhang 4).Als weitere Massnahmewerden die ersten siebenFunktionsstufen angeho-ben, was einer Erhöhungder Lohnsumme um 0,1Prozent entspricht.

Lohnsumme um total 1,4 % erhöht

Lohnabschluss bei der BLS

BLS

Felix Hauri ist diplomierterMaschinenbauingenieur undhat sich im industriellen Be-reich sowie im Bereich Füh-rung und Betriebswirtschaftweitergebildet, wie die SBBam 24. November mitteilte.In seinen bisherigen Tätigkei-ten als Werksleiter bei ABBbzw. Alstom lag sein Fokusauf elektromechanischenMaschinen. Zuletzt war FelixHauri als Direktor bei Alstomfür die Fertigung von Hydro-

generatoren verantwortlich.Zuvor leitete er bei AlstomItalia von 2004 bis 2008 dieProduktion von Turbogene-ratoren in Mailand.

Felix Hauri ist 58 Jahre alt,verheiratet, Vater von vierKindern und wohnte bisherin Birmenstorf AG. Er beziehtim Dezember 2011 im Tessineine Wohnung. Der SEVwünscht ihm für seine her-ausforderungsreiche Aufgabeviel Erfolg. SBB / SEV

Die Leitung von SBB Per-sonenverkehr hat FelixHauri zum neuen Leiterdes IW Bellinzona ge-wählt. Er tritt die Nachfol-ge von Ferruccio BianchiAnfang 2012 an.

Felix Hauri vorgestellt

Neuer Leiter für das Industriewerk Bellinzona

SBB

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AKTUELL ......

5kontakt.sevNr. 24/118. Dezember 2011

NEUE LÖHNE FÜRMGB UND GGB■ Die Löhne bei der Matter-horn Gotthard Bahn MGB undbei der Gornergrat Bahn GGBwachsen nächstes Jahr um1%, davon 0,4 % für gene-relle und 0,6 % für individuelleErhöhungen. Für die Überfüh-rung der GGB in den MGB-Fir-menarbeitsvertrag und für dieAusdehnung des Vaterschafts-urlaubes von 1 auf 3 Tage wer-den zusätzlich 0,2 % verwen-det. Im nächsten Jahr sollenMassnahmen zur Pensionskas-sensanierung diskutiert werden.

NEUESSGB-MITGLIED■ Die Schweizer Sektion derbritisch-niederländisch-schweizerischen Schifffahrts-gewerkschaft Nautilus Interna-tional ist dem SchweizerischenGewerkschaftsbund beigetre-ten. Sie umfasst aktuell 680Mitglieder, wovon 60 in derRheinschifffahrt und 620 in derschweizerischen Hochsee-schifffahrt.

NEUE GENDER-MANAGERIN■ Die neue Leiterin Gender-management der SBB heisstUrsula Meyerhofer. Die 47-jährige promovierte Historikerinübernimmt die Funktion per1. März 2012 von ChristineSpreyermann, die die SBBverlässt. Die in Basel wohnhaf-te Mutter einer Tochter imSchulalter war von 2000 bis2007 an der Universität Zürichund seither an der Fachhoch-schule Nordwestschweiz mitGleichstellungsthemen befasst.

NEUES GLEIS■ Nach gut zweijährigerBauzeit konnte das «3. GleisRütti–Zollikofen» eingeweiht

werden. Das Gleis ist rund zweiKilometer lang und ermöglichteine Fahrplanverdichtung derS3 zwischen Münchenbuch-see, Bern und Belp und derLötschberg-Verbindungen.Auch der Güterverkehr erhält

NEWS

SBB

Die gestiegene Zahl der Aus-wärtsübernachtungen hängtdamit zusammen, dass dieTessiner Kollegen ab Fahr-planwechsel vermehrt in dieDeutschschweiz fahren. Dadies dazu beiträgt, ihre Arbeits-plätze im Tessin zu sichern,sind die Tessiner Lokführer be-reit, eine gewisse Anzahl Aus-wärtsübernachtungen in derDeutschschweiz in Kauf zunehmen, wie sie am 14. No-vember an einer von SEV undLPV Ticino einberufenen Ver-sammlung festhielten. Dochsie beschlossen auch, eine Pe-tition mit folgenden Forderun-gen an die SBB zu lancieren:

• Die Auswärtsübernachtun-gen sind auf das unbedingtnotwendige Mass zu be-schränken und sollen alleindazu dienen, das Arbeitsvo-lumen der Tessiner Lokfüh-rerdepots zu erhalten.

• Die SBB bezahlt für jedeAuswärtsübernachtung einezusätzliche Tagesentschädi-gung (zurzeit 19 Franken).

• Zusätzlich gewährt die SBBfür jede Auswärtsübernach-tung eine 10-prozentigeZeitgutschrift auf der betref-fenden Ruheschicht. Dauertdiese länger als 11 Stunden,beträgt die Zeitgutschrift abder 12. Stunde 30 Prozent.Die Tessiner Lokführer

sammeln nun in ihren De-pots Unterschriften und bit-ten die Präsidenten aller LPV-Sektionen, die Petition eben-falls zu unterschreiben. Denneine gute nationale Regelungzu finden, bevor die Auswärts-übernachtungen zur allgemei-nen Praxis werden, ist im In-teresse aller. Angelo Stroppini,

Gewerkschaftssekretär SEV / Fi

Die Lokführer der TessinerDepots des Personenver-kehrs SBB sollen im neuenFahrplanjahr durchschnitt-lich rund 18-mal auswärtsübernachten. Dies lehnensie nicht grundsätzlich ab,stellen aber Bedingungen.

Auswärtsübernachtungenhaben ihren Preis

Tessiner Lokführer starten Petition

Im Vergleich mit Deutschlandist der «faire» Franken-Euro-Kurs bei Fr. 1.45 bis 1.50/Euro.Mit einem Wechselkurs vonFr. 1.40/Euro wäre der Frankenzwar noch nicht «fair» bewer-tet, doch würde damit derstärkste Druck auf die Löhneund Arbeitsplätze abnehmen.

Wenn sich der Franken-kurs nicht bald normalisiert,dürfte die Überbewertungauch längerfristig Spuren inder Schweizer Wirtschafthinterlassen. Der SchweizerWohlstand ist abhängig da-von, wie gut es der Export-wirtschaft geht. Wenn imExport weniger Geld verdientwird, sind früher oder späterauch die Löhne in der Bin-

nenwirtschaft gefährdet, undzwar längerfristig. Wegen desüberbewerteten Frankens ha-ben die Exportfirmen mo-mentan Mühe, preislich mitder ausländischen Konkur-renz mitzuhalten, obwohl sieProdukte herstellen, die unterhalbwegs normalen Bedin-gungen absolut konkurrenz-fähig sind. Die Industriefir-men drohen Marktanteile zuverlieren. Verschiedentlichwerden Produktionsteile insAusland ausgelagert.

Dazu kommt, dass die For-schung und Entwicklung beieinem grossen Teil der Indus-triebetriebe von der Geschäfts-lage abhängig ist. Läuft es inden Firmen gut, wird mehrin neue Produkte investiert.Läuft es schlecht, wird die In-novationstätigkeit zurückge-fahren bzw. es wird eher inRationalisierungen investiert,wie eine Studie der KOF ETHzeigt. Damit fehlen wichtigeInvestitionen in die künftigenProdukte, die für die Wettbe-werbsfähigkeit von morgendie Grundlage legen.

Daniel Lampart, Chefökonom SGB

Damit die Löhne und Ar-beitsplätze und somit derWohlstand in der Schweizauch längerfristig gesichertbleiben, muss die Natio-nalbank den Franken aufein einigermassen norma-les Niveau bringen.

Franken ist dringend abzuwerten

Schweizer Wohlstand ist gefährdet

Der neue GAV tritt am 1. Ja-nuar 2012 in Kraft und kannfrühestens auf Ende 2015 ge-kündigt werden. «Nachdemder erste GAV für das Perso-nal insbesondere mit der Ein-führung einer fünften Ferien-woche einen grossen Schrittnach vorn gebracht hat, kon-solidiert der neue Vertrag dasErreichte und bringt einigeweitere Verbesserungen», sagtPatrick Schaffner, Präsidentder SEV-VPT-Sektion Léman.

So übernimmt die CGNeinerseits die Verbesserungendes ebenfalls neu ausgehan-delten Rahmen-GAV für denöffentlichen Verkehr imKanton Waadt, wozu vor al-lem die Verdoppelung des

Vaterschaftsurlaubs von fünfauf zehn Tage gehört. Ande-rerseits erhöht die CGN dieSonntagszulagen und passtdie Lohnsysteme der Navi-bus-Piloten und der Kassierean. Ferner garantiert der Ver-trag den automatischen Teu-erungsausgleich. Diesen ge-währt die CGN denn auchfür 2012. Zudem resultiertebei den Lohnverhandlungeneine einmalige 300-Franken-Prämie für alle Angestellten.

Bei der GAV-Unterzeich-nung am 24. November aufdem Schiff «Le Lavaux» inLausanne-Ouchy versicherteKurt Oesch, Verwaltungsrats-präsident der CGN, gegen-über der gewerkschaftlichenDelegation, dass die geplanteUmwandlung der CGN in ei-ne Holding mit den zweiTochtergesellschaften CGNEploitation SA (Betrieb) undCGN Belle-Epoque SA (histo-rische Raddampfer) die Ar-beitsbedingungen nicht be-einträchtigen und keine Stel-

len kosten werde. Genaueresüber die neue CGN-Struktur

soll in den nächsten Mona-ten bekannt werden. AC / Fi

Compagnie Générale de Navigation sur le lac Léman

Der SEV hat mit der Gen-fersee-Schifffahrtsgesell-schaft CGN den bestehen-den GAV erneuert unddabei für das PersonalVerbesserungen erreicht.

CGN-GAV erneuert und verbessert

AC

SEV-Vizepräsidentin Barbara Spalinger und CGN-Schiffsführer Patrick Schaff-ner, Präsident der SEV-VPT-Sektion Léman, bei der Unterzeichnung des neuenGAV der CGN. Deren Personal ist zu über 90 Prozent beim SEV organisiert.

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6kontakt.sevNr. 24/118. Dezember 2011

kontakt.sev: Was führte 1937zur Unterzeichnung des Ar-beitsfriedens? Schon vorhergab es Streiks und sozialeKonflikte …Hans-Ulrich Jost: DieserArbeitsfrieden entsprach ei-gentlich nicht den Wün-schen vieler Arbeitgeber.1937 befand sich die Wirt-schaft noch in der Kriseund der Bundesrat drohteangesichts der Arbeitskon-flikte, mit einem Gesetzeinzugreifen, das sozialeStreitigkeiten beilegen sollte– so, wie er es schon in derUhrenindustrie getan hatte.

Der zweite Aspekt, deroft vergessen wird, ist dieEntwicklung des Gedan-

kens des Korporationsstaatsin den 30er-Jahren. Es han-delt sich dabei um eine Ideedes Faschismus, der damalsin Deutschland und Italiengrosse Erfolge feiern konn-te, und der Staat den Arbei-tern und den ArbeitgebernBedingungen vorgab. Die-ser Korporatismus bedeutetdas Ende der freien Ge-werkschaften.

Konrad Ilg, Präsidentdes Smuv, und Ernst Düby,Präsident des Arbeitgeber-verbandes schweizerischerMaschinen- und Metallin-dustrieller, haben daraufhindas Friedensabkommen un-terzeichnet. Es war eine ArtFlucht nach vorne, um den

Weg für aufgezwungeneLösungen zu versperren.

Was garantierte das Abkom-men den Arbeitern als Gegen-leistung dafür, dass sie aufStreiks verzichten?Man muss hier aufpassen:Das Friedensabkommen istkein Gesamtarbeitsvertrag,auch kein Lohnabschluss,

sondern einfach die Idee,Probleme auf dem Ver-handlungsweg zu lösen.Die Arbeitgeber waren dar-an sehr interessiert, dennim Moment, als man daranwar, die Krise zu überwin-den, wollte man sich dieseEntwicklung nicht durchArbeitskonflikte zerstörenlassen.

Entlassungen bei Novartis, Bau-arbeiterdemonstrationen, Streikam Genfer Universitätsspital:Man spürt überall eine Klima-verschlechterung. Ist der Ar-beitsfriede daran, in die Brüchezu geben?Man schaut das viel zu engan. Wichtig ist, dass die Ar-beiter und die Arbeitgeberauf gleicher Ebene stehen.Der Arbeitsfriede für sichgarantiert den Arbeiternnoch nichts. Die Formel

«Arbeitsfriede» klingt zwargut, was aber wichtig ist,das sind die konkreten Rea-litäten.

Beispielsweise?Es gibt das Problem der Ge-werkschaftsführer, die vorGericht gezerrt werden,und der antigewerkschaftli-chen Kündigungen. Unia-

Sekretäre wurden vom Ge-richt wegen Streiks vor drei,vier Jahren bestraft. Wennman versucht, Barrikadenzu errichten oder Streikpos-ten aufzustellen, wird dasschon als Störung der öf-fentlichen Ordnung ange-sehen oder als Hausfrie-densbruch, wenn man sichauf dem Gelände eines Un-ternehmens befindet. DieArbeitgeber haben auf je-den Fall davon profitiert,denn sie können entlassenund verlegen, ganz wie esihnen beliebt.

Wäre unter diesen Umständen,unter denen ein Streik grund-sätzlich verboten ist, das Endedes Arbeitsfriedens nicht imGrunde eine gute Sache für dieAngestellten?Die Gretchenfrage stelltsich an einem andern Ort.

Die Gesamtarbeitsverträgehaben das Verhältnis zwi-schen den Arbeitgebernund den Gewerkschaftenverbessert. Dazu kommt,dass seit 1941 der Bundes-rat einen Branchen-GAV er-lassen und für verbindlicherklären kann.

Heute setzt man sichvor allem für die Kollektiv-verträge ein. Die Gewerk-schaften möchten, dass siemöglichst einen ganzen Be-schäftigungssektor und dieganze Schweiz umfassen,während die Arbeitgeber sienach Region und Beruf zer-stückeln möchten.

Gibt es ein vergleichbares Sys-tem auch ausserhalb derSchweiz?Ja, verschiedene Länderhaben ein vergleichbaresSystem, etwa Schweden,Norwegen oder Dänemark.Dieses nordische Systemist noch fortschrittlicherals das in der Schweiz. DieAbmachungen zwischenden Gewerkschaften undder Arbeitgeberschaft ha-ben mehr Tiefgang, undzudem ist dieses Systemvom Staat eingefasst. DieGesetze geben den Ge-werkschaften Gewicht.Entlassungen sind bei-spielsweise viel schwierigerund vieles ist festgeschrie-ben, auch Dinge ausser-halb des Betriebes wie die

«Arbeitsfriede allein garantiertden Arbeitern noch nichts»Verhandeln, um Lösungen zu finden, ohne auf Arbeiterseite zu streiken oder auf Firmenseite eine Ausschliessung vorzunehmen:Diese Grundprinzipien des Arbeitsfriedens werden oft als Beispiel und Modell genannt. Jetzt, da die Sozialpartnerschaft immer öf-ter von Spannungen belastet wird, mit Streiks und Demonstrationen, erinnert Hans-Ulrich Jost, Professor für Gegenwartsgeschich-te an der Universität Lausanne, an die Ursprünge dieses Systems. Er erläutert auch, warum das Wichtigste etwas ganz anderes ist,nämlich kollektive Abmachungen, die für grosse Gruppen von Arbeitern gelten.

Der Historiker Hans-Ulrich Jost denkt über das Schweizer System nach, das auf die Vermeidung sozialer Konflikte zielt

”Die Formel «Arbeitsfriede» klingt zwar gut, wasaber wichtig ist, das sind die konkreten Realitäten,etwa die antigewerkschaftlichen Kündigungen.“

”In den nordischen Ländern, alsoDänemark, Schweden und Norwegen,haben die Gewerkschaften von Gesetzeswegen mehr Rechte als in der Schweiz.“Hans-Ulrich Jost, Historiker an der Uni Lausanne

Hans-Ulrich Jost kam 1940 in Biel zur Welt. Studium der Geschichteund Soziologie an den Universitäten von Zürich und Bern. Seit 1981lehrt er Gegenwartsgeschichte an der Universität Lausanne, wo erjetzt Honorarprofessor ist.Er ist unter anderem Mitglied der SPS, war 1980 – 1987 Generalse-kretär der Schweizerischen Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozial-geschichte und Militärpilot.Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Geistes-, Kultur- undSozialgeschichte der Schweiz im 19. und 20. Jahrhundert sowie aufder allgemeinen Schweizergeschichte vom Beginn des Ersten biszum Ende des Zweiten Weltkriegs (1914 – 1945). Er ist zweisprachigund hat mehrere Bücher zu den oben stehenden Themen sowohl aufDeutsch wie auf Französisch geschrieben (auf Deutsch etwa «Links-radikalismus in der deutschen Schweiz 1914 – 1918» (1973), «DieAltkommunisten» (1977), «Von Zahlen und Macht» (1995), «Europaund die Schweiz 1945 – 1950» (1999).Seine Hobbys sind Lesen, Zeichnen, Fliegen.

BIO

INTERVIEW

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kontakt.sevNr. 24/118. Dezember 2011

Kinderkrippen. Allerdingswird dieses System seit zwei,drei Jahren durch die rechtsstehenden Regierungen be-schnitten.

Ein weiteres Beispiel istDeutschland, wo die Ge-werkschaften ein Recht aufSitze in den Verwaltungs-räten der Betriebe haben.

Auf der andern Seitehaben die Gewerkschaftenin den USA grosse Schwie-rigkeiten, ebenso in Gross-britannien, wo MargaretThatcher die Macht derGewerkschaften zerschla-gen hat.

Schon in der Vergangenheitwar die Schweiz mit derFrankenstärke konfrontiert.Welche Auswirkungen

hatte das auf die Beschäfti-gung?Der starke Franken spieltseit dem Ersten Weltkriegeine Rolle. Damals warenProduktionsverlagerungen

aber viel schwieriger. Spe-kulation gab es aber schondamals. Gegen 1930 mussteder Bund eingreifen, um ei-ne Bank in Genf zu retten –mit 200 Millionen Franken,was damals die Hälfte deseidgenössischen Budgetsausmachte! In den Propor-tionen war es ein ähnlichwichtiges Eingreifen wie je-

nes für die Rettung derUBS. Auch die Argumenteder Exportindustrie sindimmer die gleichen, dass sienicht konkurrenzfähig sei-en, wenn sie nicht die Löh-

ne senken und die Arbeits-zeit erhöhen könnten.

Welche Reaktionen gab es da-mals?Eine überraschende Fran-kenabwertung wurde 1936durchgeführt. Der Be-schluss wurde an einemSamstagabend gefasst undam Montag früh war der

Franken 30 Prozent wenigerwert. Die Exportindustriewar dafür, die Abwertungentsprach ihrem Begehren,während die Banken dage-gen waren.

Gibt es Beispiele, in deneninternationale Unternehmenzuerst eine schweizerischeFiliale schlossen, weil dies hierzu weniger Konflikten führte alsin einem Land wie etwa Frank-reich? Oder in denen sie sieerhielten wegen der sozialenStabilität?Schwierig zu sagen! Es gibtaber mehrere Beispiele, indenen internationale Hol-dings Schweizer Unterneh-men geschluckt haben unddann ganze Sektoren schlos-sen. Im Fall der Alusuisse

wurden die Bestände imWallis halbiert, um Betriebein Ländern mit tieferemLohnniveau zu fördern. Blo-cher trägt dafür eine grosseVerantwortung, weil er dieszugelassen hat, als er zuerstmit Martin Ebner grosse Ak-tienpakete kaufte, um nach-her die Restrukturierung undden Verkauf ins Ausland zuorganisieren.

Ein Wort noch zur Abstimmungvom 27. November in Neuen-burg, bei der das Volk die Ideedes Mindestlohns annahm.Dies stärkt das System derGAV und stärkt die Positionder Gewerkschaften, die dieFestlegung gerechter Löhnefordern.

Interview: Hélène Koch / pan.

hk

Der Historiker Hans-Ulrich Jost erinnert

daran, dass derArbeitsfrieden zuerst

der Versuch war, auto-ritäre Massnahmen der

1930er-Jahre zu ver-hindern, etwa die

faschistische Idee desKorporationsstaats, die

das Ende der freienGewerkschaftenbedeutet hätte.

”Die Gewerkschaften möchten, dass die GAVdie ganze Schweiz und einen ganzenBeschäftigungssektor umfassen sollen.“

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6kontakt.sevNr. 24/118. Dezember 2011

kontakt.sev: Was führte 1937zur Unterzeichnung des Ar-beitsfriedens? Schon vorhergab es Streiks und sozialeKonflikte …Hans-Ulrich Jost: DieserArbeitsfrieden entsprach ei-gentlich nicht den Wün-schen vieler Arbeitgeber.1937 befand sich die Wirt-schaft noch in der Kriseund der Bundesrat drohteangesichts der Arbeitskon-flikte, mit einem Gesetzeinzugreifen, das sozialeStreitigkeiten beilegen sollte– so, wie er es schon in derUhrenindustrie getan hatte.

Der zweite Aspekt, deroft vergessen wird, ist dieEntwicklung des Gedan-

kens des Korporationsstaatsin den 30er-Jahren. Es han-delt sich dabei um eine Ideedes Faschismus, der damalsin Deutschland und Italiengrosse Erfolge feiern konn-te, und der Staat den Arbei-tern und den ArbeitgebernBedingungen vorgab. Die-ser Korporatismus bedeutetdas Ende der freien Ge-werkschaften.

Konrad Ilg, Präsidentdes Smuv, und Ernst Düby,Präsident des Arbeitgeber-verbandes schweizerischerMaschinen- und Metallin-dustrieller, haben daraufhindas Friedensabkommen un-terzeichnet. Es war eine ArtFlucht nach vorne, um den

Weg für aufgezwungeneLösungen zu versperren.

Was garantierte das Abkom-men den Arbeitern als Gegen-leistung dafür, dass sie aufStreiks verzichten?Man muss hier aufpassen:Das Friedensabkommen istkein Gesamtarbeitsvertrag,auch kein Lohnabschluss,

sondern einfach die Idee,Probleme auf dem Ver-handlungsweg zu lösen.Die Arbeitgeber waren dar-an sehr interessiert, dennim Moment, als man daranwar, die Krise zu überwin-den, wollte man sich dieseEntwicklung nicht durchArbeitskonflikte zerstörenlassen.

Entlassungen bei Novartis, Bau-arbeiterdemonstrationen, Streikam Genfer Universitätsspital:Man spürt überall eine Klima-verschlechterung. Ist der Ar-beitsfriede daran, in die Brüchezu geben?Man schaut das viel zu engan. Wichtig ist, dass die Ar-beiter und die Arbeitgeberauf gleicher Ebene stehen.Der Arbeitsfriede für sichgarantiert den Arbeiternnoch nichts. Die Formel

«Arbeitsfriede» klingt zwargut, was aber wichtig ist,das sind die konkreten Rea-litäten.

Beispielsweise?Es gibt das Problem der Ge-werkschaftsführer, die vorGericht gezerrt werden,und der antigewerkschaftli-chen Kündigungen. Unia-

Sekretäre wurden vom Ge-richt wegen Streiks vor drei,vier Jahren bestraft. Wennman versucht, Barrikadenzu errichten oder Streikpos-ten aufzustellen, wird dasschon als Störung der öf-fentlichen Ordnung ange-sehen oder als Hausfrie-densbruch, wenn man sichauf dem Gelände eines Un-ternehmens befindet. DieArbeitgeber haben auf je-den Fall davon profitiert,denn sie können entlassenund verlegen, ganz wie esihnen beliebt.

Wäre unter diesen Umständen,unter denen ein Streik grund-sätzlich verboten ist, das Endedes Arbeitsfriedens nicht imGrunde eine gute Sache für dieAngestellten?Die Gretchenfrage stelltsich an einem andern Ort.

Die Gesamtarbeitsverträgehaben das Verhältnis zwi-schen den Arbeitgebernund den Gewerkschaftenverbessert. Dazu kommt,dass seit 1941 der Bundes-rat einen Branchen-GAV er-lassen und für verbindlicherklären kann.

Heute setzt man sichvor allem für die Kollektiv-verträge ein. Die Gewerk-schaften möchten, dass siemöglichst einen ganzen Be-schäftigungssektor und dieganze Schweiz umfassen,während die Arbeitgeber sienach Region und Beruf zer-stückeln möchten.

Gibt es ein vergleichbares Sys-tem auch ausserhalb derSchweiz?Ja, verschiedene Länderhaben ein vergleichbaresSystem, etwa Schweden,Norwegen oder Dänemark.Dieses nordische Systemist noch fortschrittlicherals das in der Schweiz. DieAbmachungen zwischenden Gewerkschaften undder Arbeitgeberschaft ha-ben mehr Tiefgang, undzudem ist dieses Systemvom Staat eingefasst. DieGesetze geben den Ge-werkschaften Gewicht.Entlassungen sind bei-spielsweise viel schwierigerund vieles ist festgeschrie-ben, auch Dinge ausser-halb des Betriebes wie die

«Arbeitsfriede allein garantiertden Arbeitern noch nichts»Verhandeln, um Lösungen zu finden, ohne auf Arbeiterseite zu streiken oder auf Firmenseite eine Ausschliessung vorzunehmen:Diese Grundprinzipien des Arbeitsfriedens werden oft als Beispiel und Modell genannt. Jetzt, da die Sozialpartnerschaft immer öf-ter von Spannungen belastet wird, mit Streiks und Demonstrationen, erinnert Hans-Ulrich Jost, Professor für Gegenwartsgeschich-te an der Universität Lausanne, an die Ursprünge dieses Systems. Er erläutert auch, warum das Wichtigste etwas ganz anderes ist,nämlich kollektive Abmachungen, die für grosse Gruppen von Arbeitern gelten.

Der Historiker Hans-Ulrich Jost denkt über das Schweizer System nach, das auf die Vermeidung sozialer Konflikte zielt

”Die Formel «Arbeitsfriede» klingt zwar gut, wasaber wichtig ist, das sind die konkreten Realitäten,etwa die antigewerkschaftlichen Kündigungen.“

”In den nordischen Ländern, alsoDänemark, Schweden und Norwegen,haben die Gewerkschaften von Gesetzeswegen mehr Rechte als in der Schweiz.“Hans-Ulrich Jost, Historiker an der Uni Lausanne

Hans-Ulrich Jost kam 1940 in Biel zur Welt. Studium der Geschichteund Soziologie an den Universitäten von Zürich und Bern. Seit 1981lehrt er Gegenwartsgeschichte an der Universität Lausanne, wo erjetzt Honorarprofessor ist.Er ist unter anderem Mitglied der SPS, war 1980 – 1987 Generalse-kretär der Schweizerischen Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozial-geschichte und Militärpilot.Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Geistes-, Kultur- undSozialgeschichte der Schweiz im 19. und 20. Jahrhundert sowie aufder allgemeinen Schweizergeschichte vom Beginn des Ersten biszum Ende des Zweiten Weltkriegs (1914 – 1945). Er ist zweisprachigund hat mehrere Bücher zu den oben stehenden Themen sowohl aufDeutsch wie auf Französisch geschrieben (auf Deutsch etwa «Links-radikalismus in der deutschen Schweiz 1914 – 1918» (1973), «DieAltkommunisten» (1977), «Von Zahlen und Macht» (1995), «Europaund die Schweiz 1945 – 1950» (1999).Seine Hobbys sind Lesen, Zeichnen, Fliegen.

BIO

INTERVIEW...... 7

kontakt.sevNr. 24/118. Dezember 2011

Kinderkrippen. Allerdingswird dieses System seit zwei,drei Jahren durch die rechtsstehenden Regierungen be-schnitten.

Ein weiteres Beispiel istDeutschland, wo die Ge-werkschaften ein Recht aufSitze in den Verwaltungs-räten der Betriebe haben.

Auf der andern Seitehaben die Gewerkschaftenin den USA grosse Schwie-rigkeiten, ebenso in Gross-britannien, wo MargaretThatcher die Macht derGewerkschaften zerschla-gen hat.

Schon in der Vergangenheitwar die Schweiz mit derFrankenstärke konfrontiert.Welche Auswirkungen

hatte das auf die Beschäfti-gung?Der starke Franken spieltseit dem Ersten Weltkriegeine Rolle. Damals warenProduktionsverlagerungen

aber viel schwieriger. Spe-kulation gab es aber schondamals. Gegen 1930 mussteder Bund eingreifen, um ei-ne Bank in Genf zu retten –mit 200 Millionen Franken,was damals die Hälfte deseidgenössischen Budgetsausmachte! In den Propor-tionen war es ein ähnlichwichtiges Eingreifen wie je-

nes für die Rettung derUBS. Auch die Argumenteder Exportindustrie sindimmer die gleichen, dass sienicht konkurrenzfähig sei-en, wenn sie nicht die Löh-

ne senken und die Arbeits-zeit erhöhen könnten.

Welche Reaktionen gab es da-mals?Eine überraschende Fran-kenabwertung wurde 1936durchgeführt. Der Be-schluss wurde an einemSamstagabend gefasst undam Montag früh war der

Franken 30 Prozent wenigerwert. Die Exportindustriewar dafür, die Abwertungentsprach ihrem Begehren,während die Banken dage-gen waren.

Gibt es Beispiele, in deneninternationale Unternehmenzuerst eine schweizerischeFiliale schlossen, weil dies hierzu weniger Konflikten führte alsin einem Land wie etwa Frank-reich? Oder in denen sie sieerhielten wegen der sozialenStabilität?Schwierig zu sagen! Es gibtaber mehrere Beispiele, indenen internationale Hol-dings Schweizer Unterneh-men geschluckt haben unddann ganze Sektoren schlos-sen. Im Fall der Alusuisse

wurden die Bestände imWallis halbiert, um Betriebein Ländern mit tieferemLohnniveau zu fördern. Blo-cher trägt dafür eine grosseVerantwortung, weil er dieszugelassen hat, als er zuerstmit Martin Ebner grosse Ak-tienpakete kaufte, um nach-her die Restrukturierung undden Verkauf ins Ausland zuorganisieren.

Ein Wort noch zur Abstimmungvom 27. November in Neuen-burg, bei der das Volk die Ideedes Mindestlohns annahm.Dies stärkt das System derGAV und stärkt die Positionder Gewerkschaften, die dieFestlegung gerechter Löhnefordern.

Interview: Hélène Koch / pan.

hk

Der Historiker Hans-Ulrich Jost erinnert

daran, dass derArbeitsfrieden zuerst

der Versuch war, auto-ritäre Massnahmen der

1930er-Jahre zu ver-hindern, etwa die

faschistische Idee desKorporationsstaats, die

das Ende der freienGewerkschaftenbedeutet hätte.

”Die Gewerkschaften möchten, dass die GAVdie ganze Schweiz und einen ganzenBeschäftigungssektor umfassen sollen.“

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8 AKTUELLkontakt.sevNr. 24/118. Dezember 2011

Zum ersten Mal wird die Ge-samtheit der betroffenen Li-nien, Bahnhöfe und Statio-nen mittels Bildern, dieheute nicht mehr gemachtwerden können, vorgestellt.Der Autor, Marc Dietschy,geboren 1946, hat während36 Jahren, bis 2006, bei derSBB gearbeitet. Er schilderthier eine vergangene Zeit mitihrer spannenden Geschich-te. Damals war die Eisenbahnnoch der Inbegriff für Fort-schritt und Betriebsqualität.

Diese einmalige Schilde-rung wird sowohl die Reisen-

den, die diese Linien benütz-ten, die Eisenbahner, die ge-gen die Schliessung gekämpfthaben, sowie alle Eisenbahn-freunde und Verkehrshistori-ker faszinieren.

Bau und Abbau

Ist die Schweiz ein Paradiesfür die Eisenbahn? Mankönnte es vorgängig glauben,wenn man sich auf gewisseallgemeine Beobachtungenstützt. Der Erfolg für dieSchiene verbirgt aber eineWelle der Zerstörung, die frü-her sehr viele Strassenbah-nen und meterspurige Eisen-bahnen mitgenommen hat.Heute nagt sie am normal-spurigen Netz, und diesesPhänomen hat sich seit den1990er-Jahren spürbar be-schleunigt.

Die Aufhebungen, die inden Jahren 1858 bis 2009stattfanden, sind in 49 reich

bebilderten Kapiteln klassifi-ziert und zeigen somit einelange Zeit über 152 Jahre. Diebeiden ersten Aufhebungenbetreffen zwei kurze Linien,die Häfen bedienten (damalswar das Eisenbahnnetz nochvoll im Bau): Biel–Nidau,0,84 km lang und von 1858bis 1860 in Betrieb;Morges–Morges-Port, mittelsPferdetraktion von 1858 bis1861 betrieben.

Dieses Werk ist das Resul-tat einer systematischen Fo-tografenarbeit entlang desSchweizer Schienennetzeswährend 40 Jahren. Wir gra-tulieren dem Autor zurSelbstlosigkeit und Ausdauerwährend einer so langenZeit! Mit wenigen Ausnah-men zeichnet der Autor füralle Bilder. Dieses Werk istunentbehrlich, um die trauri-ge Realität, die häufig vonden Beteiligten an der Ver-

kehrspolitik durch absatzför-dernde Reden verborgenwird, zeigen zu können. Esergänzt wunderbarer den At-las «Schienennetz Schweiz»von Hans G. Wägli.

Es wartet noch vielForschungsarbeit

Marc Dietschy schreibt amAnfang seines Buches: «Einanderer Autor wird vielleichteines Tages den Mut haben,ein gleiches, aber grösseresBuch über die Schmalspur-bahnen herauszugeben.» Wirerwarten mit grossem Inter-esse dieses zweite Werk überAufhebungen. Ein dritter Au-tor muss sich ans Werk bege-ben, um ein noch grösseresBuch über die Aufhebungender lokalen Bedienungen imGüterverkehr (sowohl imnormalspurigen als auch imschmalspurigen Netz) zuschreiben! Roland Kallmann

Marc Dietschy: Le Paradisperdu – Le démantèlement dutrafic régional ferroviaire àvoie normale en Suisse.Editions Slatkine, Genève,2011, 216 Seiten, Format16,6 x 23,5 cm, broschiert,viele schwarzweisse Bilder.Preis: 39 Franken. Im Buch-handel oder per Versandhan-del (Porto zusätzlich) bei derAssociation genevoise du mu-sée des tramways (AGMT),Case postale 5465, 1211 Ge-nève 11. Weitere Publikatio-nen desselben Verlags:www.slatkine.com.

Der Anhang auf Deutschenthält den ganzen Grund-text, aber keine Bilder undLegenden. Marc Dietschy:Das verlorene (Eisenbahn-)Paradies – Der Abbau des Re-gionalverkehrs auf der Schie-ne in der Schweiz – Normal-spur, 48 Seiten. Preis: 19Franken.

Neues Buch dokumentiert den Abbau des Regionalverkehrs auf der Schiene in der Schweiz

Dieses gut recherchierteund reich bebilderte Werkstellt alle normalspurigenSchweizer Linien vor, dieverschwunden sind oderkeinen regionalen Perso-nenverkehr mehr kennen.

Verlorenes (Eisenbahn-)Paradies

Alle plädierten für den GAV,meinten aber nicht den glei-chen. Für Bundesrat Schnei-der-Ammann stellt der GAV«den Königsweg dar, damitwir weiter auf der Gewinner-seite stehen». Nur: Wer ist«wir»? Und wer gewinnt?

Noch kein wirkliches «Land derSozialpartnerschaft»

Unia-Co-Präsident AndreasRieger wies nicht als einzigerdarauf hin, dass die GAVheute bloss gut 50 Prozentder Unterstellbaren abde-cken. Am schwierigsten seiendie GAV in den Dienstleis-tungsbranchen zu verankern,unterstrich Rieger. Im Detail-handel etwa wehrten sich ge-

wisse Arbeitgeber resolut ge-gen jede kollektive Regelung.

Verteilen oder Wettbewerbs-fähigkeit erhalten?

SGB-Präsident Paul Rechsteinerforderte für die Zukunft mehrallgemein verbindlich erklärteGAV (und dazu eine Stärkungder entsprechenden Abtei-lung im Seco) sowie eine ver-mehrte Förderung des GAVdurch Bund und Kantone(«via Beschaffungen, Subven-tionen, Konzessionen»). Wei-ter verlangte Rechsteinermehr Lohnschutz in denGAV selbst und die Weiterent-wicklung der klassischen Ver-tragsinhalte, vor allem aber

der vorzeitigen Pensionierung.Arbeitgeberverband-Direktor

Thomas Daum erklärte sichals «entschiedener Anhängerdes GAV», hat jedoch eineandere GAV-Vision: In denVerhandlungen müsse eineneue Prioritätenfolge gelten:«Sicherung des Unterneh-menserfolges – Erhaltung derBeschäftigung – Verteilungdes Unternehmenserfolges.»Das klingt doch sehr einseitigund konfliktträchtig …

Offene Märkte nur mit starkemArbeitnehmerschutz

Für den Lausanner Politolo-gen Daniel Oesch müssendie GAV erstens die Verwil-

derung der Arbeitsverhältnis-se (durch Temporär- undNachtarbeit sowie Arbeit aufAbruf) zurückbinden – wobeiGAV gerade in den betroffe-nen Branchen wenig präsentseien. Zweitens sei die «Ver-betrieblichung» kollektiverVerhandlungen zurückzu-stutzen, denn diese höhle dieechte Sozialpartnerschaft aus.

Besonders aus den Erfah-rungen mit den flankieren-den Massnahmen hat Oeschzudem die Erkenntnis gewon-nen, dass international offeneArbeitsmärkte nur mit star-kem Arbeitnehmerschutzmehrheitsfähig sind. Ein sol-cher Schutz, der durchaus inGAV verwirklicht werdenkönne, komme nur in vor-ausschauender Vernunft odernach Konflikten zustande.

Innovationskraft für Gleich-stellung und soziale Sicherheit

Die Luzerner Professorin Gab-riela Riemer-Kafka regte an,in die GAV die Lohngleich-heit sowie Arbeitszeitmodel-le, die Beruf und Familie ver-einbar machen, aufzuneh-

men. Betreuungsurlaube undKinderbetreuungsangebote,also Krippen, könnten eben-falls in GAV geregelt werden,wobei hier auch Fondslösun-gen vorstellbar seien.

Die wichtigsten Erkennt-nisse der gemeinsam vonSGB, Travail.Suisse und Ar-beitgeberverband organisier-ten Tagung sind:• Alle Anwesenden bekann-

ten sich zum GAV.• Die Gewerkschaften und

wohl eine Mehrzahl derAnwesenden möchten denGAV auf neue Branchenausdehnen – aber nicht dieArbeitgeber der betroffenenBranchen.

• Die Gewerkschaften, aberlängst nicht alle Arbeitgeberwollen, dass die GAV für fai-re Arbeitsbedingungen undeine korrekte Verteilungdes gemeinsam erarbeite-ten Wohlstandes sorgen.Somit zeichnet sich beim

Thema GAV für die Zukunftneben der Beibehaltung ei-nes Grundkonsenses auch et-liches Konfliktpotenzial ab.

Ewald Ackermann / Red.

Nicht alle wollen mehr GAVJubiläumstagung «100 Jahre Gesamtarbeitsvertrag»

170 GAV-Praktiker und-Theoretiker/innen disku-tierten am 24. Novemberanlässlich des 100-Jahr-Jubiläums der Aufnahmedes GAV ins Schweizeri-sche Obligationenrechtüber die GAV-Zukunft.

SGB,

24.

11.2

011

Paul Rechsteiner (links) und Thomas Daum haben unterschiedliche Prioritäten.

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GEWERKSCHAFTEN ......

9kontakt.sevNr. 24/118. Dezember 2011

Die Bildungstagung der SEV-Frauen fand am 25. Novem-ber in Bern statt und widmetesich der Gesundheit derFrauen im Beruf. Das Berufs-umfeld kann Quelle der Ge-sundheit und des Gleichge-wichts sein, zu oft aber stelltman das Gegenteil fest, ganzbesonders bei Frauen, derenspezielle Bedürfnisse oftnicht berücksichtigt werden.

Auch die Probleme habensich geändert: «Es gibt heuteweniger abgeschnittene Fin-ger und Beine, aber mehrBurn-outs und Angststörun-gen. Die Zahl dieser Erkran-kungen ist explodiert», wieSEV-Vizepräsidentin BarbaraSpalinger zusammenfasst.Der SEV-Rechtsschutz betreutmehr als 800 Fälle jährlich,von denen mehr als die Hälf-te die Gesundheit im Berufbetrifft (siehe auch «Linkzum Recht», Seite 21).

Die durch die Arbeitsbe-dingungen verursachten ge-sundheitlichen Problemesind mehr und mehr un-

sichtbar, wie die CMS (chro-nische muskulo-skelettaleSchmerzen), die durch repe-titive Bewegungen hervorge-rufen werden. Diese Krank-heiten werden oft von denKrankenkassen nicht aner-kannt (Verdacht des Simu-lierens), besonders bei Frau-en. Beispiel gefällig? «Frauenwerden durch die Suvabeim Karpaltunnelsyndrom(Handgelenk) diskriminiert;die sieht die Hormone als Ur-sache an», sagt eine Tagungs-teilnehmerin. Dabei weissman, dass repetitive Tätigkei-ten, die oft von Frauen aus-geübt werden, dieses Übelbegünstigen.

Arbeit und Lebenserwartung

Viviane Gonik vom «Institutromand de la santé au tra-vail» nannte Zahlen zu denFaktoren, die die Lebenser-wartung beeinflussen. Dererste ist genetisch bedingtund ist für einen Fünftel zu-ständig. Die Gesundheitsver-sorgung und der Zugang zuTherapien zählen 10 bis15 %. Ein Viertel macht dieUmwelt aus (z.B. deren Ver-schmutzung). 45 bis 50 %der Lebenserwartung hängenaber von der sozioökonomi-schen Situation ab, also zu ei-nem grossen Teil von der Ar-

beit. Das Untersuchungsre-sultat lässt keine Zweifel auf-kommen: Der Unterschied inder Lebenserwartung zwi-schen freien Berufen und In-genieuren und ungelerntenArbeitern beträgt fast 8 Jahre.Wer einen freien Beruf aus-übt, hat eine Wahrschein-lichkeit von 86 %, das Pensi-onsalter ohne Behinderungzu erreichen, während dieChance bei den ungelerntenArbeitern auf 66 % fällt.

Mangelnde Anerkennungund ein prekärer Status wieTemporärarbeit oder Arbeitauf Abruf beeinflussen dieGesundheit. Und Arbeit aufAbruf betrifft meistens Frau-en. Desgleichen die Tieflöh-ne – Frauen verdienen in derSchweiz immer noch durch-schnittlich 20 % weniger alsMänner in vergleichbarenBerufen, wie VPOD-Präsiden-tin Katharina Prelicz-Huberin Erinnerung rief. Frauensind stärker von Armut be-troffen, von einem doppel-ten Arbeitspensum, weil sieimmer noch den Grossteilder unbezahlten Arbeit leis-ten, sei es im Haushalt oderbei der Betreuung krankerAngehöriger. Schliesslich ha-ben sie aufgrund der Stellungim Beruf auch weniger Ent-scheidbefugnisse.

Spezifische Studien fehlenAuf der andern Seite verste-hen es Frauen oft besser, aufdie Alarmsignale des Körperszu hören. Das schützt sie biszu einem gewissen Mass,während sich bei den Män-nern die Gesundheitsproble-me oft verschärfen, weil sieoft zu spät Hilfe annehmen.Auf der psychologischenEbene traut man einer Frauauch öfter zu, überlastet oderangsterfüllt zu sein.

Die Nationalrätin undSEV-GewerkschaftssekretärinEdith Graf-Litscher wies dar-

auf hin, dass es sehr wenigeStudien zur Gesundheit vonFrauen am Arbeitsplatz gibt.Bei den Medikamenten ist esnoch schlimmer. Es gibt für700 chemische ProdukteGrenzwerte, während 5000im Gebrauch stehen undmehr als 15 000 auf demMarkt sind. Vor allem weissman nicht, wie sie im Zu-sammenspiel wirken.

Studien zu diesen The-men fehlen, insbesonderemit dem Fokus auf die Frau-en. Der Körper von Frauenund Männern ist unter-schiedlich. Ein bekanntesBeispiel ist die Tatsache, dassFrauen bei gleichem Körper-gewicht weniger Alkohol ver-tragen und länger brauchen,um ihn abzubauen.

Es stellt sich deshalb diegleiche Frage auch fürchemische Produkte. DieGrenzwerte sind meistens fürMänner mittleren Alters be-rechnet, besonders in Beru-fen, die mehrheitlich vonMännern ausgeübt werden,sodass möglicherweise tiefereGrenzwerte für Frauen erlas-sen werden müssten.

«Es gäbe auf verschiede-nen Gebieten der Sicherheitnoch allerhand zu sagen»,sagt Andrea Ursula Leuziger,eine der wenigen Lokführe-rinnen bei der SBB und Mit-glied der SEV-Frauenkom-mission. Hélène Koch / pan.

Bildungstagung in Bern zur Gesundheit der Frauen in der Arbeitswelt

Die Arbeitswelt vernachlässigtdie Besonderheiten der FrauGleichberechtigung vonFrau und Mann bedeutetnicht «gleiche Bedürfnis-se». Darauf muss in derArbeitswelt und der Prä-vention Rücksicht genom-men werden.

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Aufmerksame Zuhörerinnen bei den Referaten zur Gesundheit der Frauen im Arbeitsumfeld und bei den fünf Work-shops, gewidmet der Gesundheitsprävention, der Arbeitsmedizin, der Sucht, der Work-Life-Balance und der Ge-sundheit im Alter (die Frauen leben zwar länger, aber bei schlechterer Gesundheit).

«Als Frau im öffentlichen Verkehr: renne, renne, renne. Du hast die Wahlfrei-heit zwischen der Toilette und dem Tee»: die Komödiantin Nelly Hauser beieiner ihrer mit Begeisterung aufgenommen Einlagen.

Anlässlich der Frauentagungwurden drei Frauen in dieSEV-Frauenkommission ge-wählt. Mit offenem Handmehreinstimmig gewählt wurdenLea Boner, Rottenköchin,Mitglied des UnterverbandesBAU, Esther Geiser vom PVund Janine Truttmann, Zug-begleiterin in Biel und ersteZPV-Sektionspräsidentin (ZPVBiel/Bienne). Die Frauenkom-mission sucht weiterhin Ver-treterinnen des VPV, des LPVund des VPT, um aus allenTätigkeitsgebieten Vertrete-rinnen in ihren Reihen zuhaben.

WAHLEN

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POLITIK ......

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Auf Einladung der Deut-schen Bahn trafen sich vom16. bis 18. November an derDB-Akademie in PotsdamFachleute der DB, der ÖBBund der SBB zu einem Erfah-rungsaustausch über die An-wendung der UN-Behinder-tenrechtskonvention. Eben-falls eingeladen waren Ver-treter des Personals. VomSEV besuchte René Windlinvom SEV-Rechtsschutzteamdie Tagung. Beleuchtet wur-den dabei der Zugang für Be-hinderte zu den Angebotender Bahn sowie Fragen zurPrävention und der berufli-chen Reintegration von Mit-arbeitenden mit gesundheit-lichen Problemen.

Die Schweiz im Abseits

Das «Übereinkommen überdie Rechte von Menschenmit Behinderungen» wurdevon der UNO-Generalver-sammlung 2006 verabschie-det und 2008 in Kraft gesetzt.Bisher wurde es von 149Staaten unterzeichnet undvon 101 Staaten ratifiziert. InDeutschland erfolgte die Ra-tifizierung im Jahr 2009, inÖsterreich sogar schon einJahr früher. Die beiden Län-der haben in der Folge ihreBehindertengesetzgebungangepasst und präzisiert. DieSchweiz hat das Überein-kommen bisher weder unter-zeichnet noch ratifiziert. Ent-sprechend erstaunt es auchnicht, dass sich weder in der5. noch in der 6. IV-Revisionoder einem Spezialgesetz grif-fige Massnahmen finden, diedie Arbeitgeber motivieren,die berufliche Reintegrationvon Menschen mit Behinde-rungen konkret umzusetzenoder diskriminierendes Ver-halten zu bestrafen. Bei unsgilt nach wie vor die Ver-tragsfreiheit als oberste Maxi-me und das «Prinzip Hoff-

nung», dass die Arbeitgeberihre soziale Verantwortungschon wahrnehmen würden.

Barrierefreier Zugang zur Bahn

Die Spezialisten der DB undder ÖBB berichteten ausführ-lich über die umfangreichenbaulichen und organisatori-schen Massnahmen, die diebeiden Unternehmungen ge-troffen haben und noch tref-

fen werden, um behindertenReisenden einen möglichstselbstständigen und selbstbe-stimmten Zugang zur Bahn zuermöglichen. Dabei wird denunterschiedlichen Formen derBehinderung und der jeweili-gen Infrastruktur Rechnunggetragen. Die Massnahmenbetreffen nicht nur die Infra-struktur auf den Bahnhöfen,sondern auch die Gestaltungdes Rollmaterials bis hin zuden Billettautomaten und derInternetplattform. Beide Bah-nen bestätigten, dass sie beidiesen Themen enge Kontaktemit den zuständigen SBB-Stel-len pflegen.

Reintegration im Beruf

Die Tagung zeigte nicht wirk-lich überraschend, dass dieDB AG, die ÖBB und die SBBAG mit ähnlichen Fragestel-lungen konfrontiert sind.Alle drei Bahnen verfügenüber eine zu geringe Anzahl

geeigneter Arbeitsplätze.Während sich bei der SBBdas Konzept des Betriebli-chen Gesundheitsmanage-ments (BGM) bereits gut eta-bliert hat, ist jenes der ÖBBerst im Aufbau. Bei der DBkümmern sich die Schwer-behindertenvertreter in star-kem Mass um die beruflicheReintegration. Diese speziellausgebildeten Ansprechper-

sonen stehen der Linie, denPersonaldiensten und denBehinderten gleichermassenzur Verfügung und sind fürdiese Aufgabe freigestellt.Hinsichtlich der beruflichenReintegration bestehen beiden drei Bahnen stark unter-schiedliche gesetzliche Rah-menbedingungen, sei diesim Arbeitsrecht oder auch inden Sozialversicherungen.Für die SBB enthält das Bun-despersonalgesetz nur sehrallgemein gehaltene Vorga-ben. Die Details finden sichim GAV SBB. Die DB und dieÖBB erachten das BGM derSBB als vorbildlich, insbeson-dere deshalb, weil die er-krankten bzw. verunfalltenMitarbeitenden im Hinblickauf die Wiedereingliederungrasch professionelle Unter-stützung erhalten. Im Ge-gensatz dazu setzt dasBetriebliche Eingliederungs-management der DB erst

dann ein, wenn der Untaug-lichkeitsentscheid vorliegt.Die DB hat sich dabei amBeamtenrecht, den Gesamt-arbeitsverträgen sowie insbe-sondere dem Sozialgesetz-buch zu orientieren. Letzteresschreibt den Arbeitgebernvor, dass sie je 200 Schwerbe-hinderten eine Vertrauens-person zu bezeichnen haben.Weiter ist vorgeschrieben,dass jeder Betrieb mit mehrals 20 Angestellten mindes-tens 5 % Schwerbehindertebeschäftigen muss, ansons-ten eine Strafzahlung in ei-nen Fonds zu leisten ist (dieDB erfüllt diesen Wert).Während sich nach deut-schem Recht der Invaliditäts-grad an den gesundheitli-chen Problemen orientiert,wird er in der Schweiz primärauf Basis einer theoretischenfinanziellen Erwerbseinbusseermittelt. Die Definitionen«schwerbehindert» (Deutsch-land) und «invalid» (Schweiz)sind deshalb nur schwer ver-gleichbar. Immerhin scheintdie Praxis in der Schweizstrenger zu sein.

Erfolg des SEV sichern

Zurück zur SBB: Angesichtsder schwachen Gesetzge-bung in der Schweiz ist esvon zentraler Bedeutung,dass der SEV auch künftigdarauf achtet, im GAV mög-lichst verbindliche Rege-lungen für die berufliche Re-integration zu verankern.Besonders wichtig war auchder Pakt vom Mai 2011 zwi-schen der SBB und dem SEV,wonach bei Anyway Solu-tions etwa eine Verdoppe-lung des Stellenbestands vonheute 60 und darüber hinausbis 2018 schrittweise 100 In-tegrationsstellen ausserhalbdes regulären Stellenbestan-des geschaffen werden sol-len.

Der SEV wird die Umset-zung dieses Versprechens auf-merksam verfolgen. Selbstver-ständlich wird er auch bei derEinzelfallbegleitung im Rah-men des SEV-Berufsrechts-schutzes darauf achten, dassdie Bestimmungen des GAVeingehalten werden undwenn immer möglich eine er-folgreiche Eingliederung inden Berufsalltag gelingt.

René Windlin

Menschen mit Behinde-rung und öffentlicher Ver-kehr – ein spannungsge-ladenes Thema. Es gehtdarum, allen die Benüt-zung der Verkehrsmittel zuermöglichen. Es geht aberauch um Arbeitsplätze fürBehinderte.

Drei-Länder-Treffen zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention

Prävention, ReintegrationFo

to S

BB

Reiseangebote für Menschen mit Behinderung gibt es bereits. Wie steht esum die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung?

Das war nun ein Geniestreich,und allemal ein symbolischer:Der SGB-Präsident gewinnt

gegen denSVP-Präsi-denten,Paul Rech-steiner ge-winnt dieSankt Gal-ler Stände-ratswahlgegen ToniBrunner.

Der SGB und die ihm ange-schlossenen Gewerkschaften(darunter der SEV) gratulierenPaul und danken ihm, dass erseit letztem Montag die Anlie-gen der arbeitenden Bevölke-rung in der kleinen Kammervertritt. Paul Rechsteiner hatEcken und Kanten bewahrt,hat ein klares und geradlini-ges Programm, das auf sozia-le Gerechtigkeit und Men-schenrechte setzt. Das hateine Mehrheit der SanktGaller Bevölkerung anerkannt– ein starkes und hoffnungs-reiches Zeichen.

Gratulation, Peter

Anteil am Erfolg von PaulRechsteiner hat auch SEV-Se-kretär Peter Hartmann. DerLeiter des SEV-Regionalse-kretariates St. Gallen und SP-Kantonsrat war der Präsidentdes 20-köpfigen Wahlkomi-tees für Rechsteiner. Er warbereits letzten Februar vonPaul für diese Aufgabe ange-fragt worden. Als erstes wur-de in vielen Diskussionen dieStossrich-tung desWahlkamp-fes und derSlogan«GuteLöhne,guteRenten»herausge-arbeitet.Die Entscheidung, mit demThema statt «mit einem Kopf»zu arbeiten, erwies sichschliesslich als richtig, undoffenbar traf das Motto denNerv der Bevölkerung.Zahlreiche Aktionen auf derStrasse, eine Plakatkampag-ne und sehr viele Inserate –die durch Spenden finanziertwurden – haben den zweitenWahlkampf und in diesemden Sieg gesichert.Nun steht bereits der nächsteWahlkampf, jener für denSankt Galler Kantonsrat, vorder Tür. Viel Erfolg, PeterHartmann! Red.

GRATULATION, PAUL

Arch

iv

Paul Rechsteiner

Arch

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Peter Hartmann

Page 12: Ohne uns – kein öV! - SEV-Online · Postfach, 3000 Bern 6 AZA 3000 Bern 6 PP Journal Nr. 24 8. Dezember 2011 Tel: 031 357 57 57, Fax 031 357 57 58, E-Mail: kontakt@sev-online.ch,

”Der öffentliche Verkehr würde ohneMigrantinnen und Migranten nichtfunktionieren.“Giorgio Tuti, Präsident SEV

pmo

ber 50 Verkehrsange-stellte mit Migrations-

hintergrund aus der ganzenSchweiz fanden sich im Ho-tel Olten ein, um an derSEV-Migrationstagung 2011teilzunehmen – so viele wienoch nie. Im Zentrum derTagung stand die Lancierungder SEV-Kampagne gegenFremdenfeindlichkeit. Präsen-tiert wurde sie von Gewerk-schaftssekretär Arne Hegland,zuständig für die Migrant/in-

Ü nen im SEV. Er zeigte am Bei-spiel des Schlagworts «Ein-wanderung in die Sozialwer-ke» auf, wie mit Unwahrhei-ten die Fremdenfeindlichkeitgeschürt wird, um daraus po-litisches Kapital zu schlagen.In Wirklichkeit sind nämlichnicht nur Baufirmen, Spitä-ler, Altersheime, Dienstleis-tungs- und Hightech-Unter-nehmen, Hochschulen usw.auf Arbeitskräfte aus demAusland angewiesen, son-

dern auch unsere Sozialversi-cherungen. Denn der Anteilder Ausländer/innen an derWohnbevölkerung beträgtknapp 22 Prozent, doch siebezahlen bei AHV und IV26,7 Prozent der Beiträge einund beziehen nur 17,9 Pro-zent der Leistungen (Zahlen

von 2009). Auch wenn mandie IV separat betrachtet, be-zahlen die Migrant/innenmehr ein, als sie beziehen,obwohl sie überdurch-schnittlich häufig schwere,gesundheitsschädigende Ar-beit verrichten. «Die Sozial-versicherungen ständen oh-

ne Migrantinnen und Mig-ranten schlechter da», hieltArne Hegland fest.

SEV-Präsident Giorgio Tutirief in Erinnerung, dass dieBahntunnel durch Gotthard,Simplon und Lötschberg vorallem von Migrant/innen ge-baut wurden. Und er stellteklar: «Der öffentliche Verkehrwürde ohne Migrant/innennicht funktionieren.» Bei derSBB liegt ihr Anteil am ge-samten Personal bei rund 12

Viele Verkehrsangestellte sind Migrant/innen und für das gute Funktionieren des Schweizer öV unverzichtbar

«Ohne uns – keinöffentlicher Verkehr!»Der SEV hat am Samstag, 19. November, in Olten an seiner Migrationstagung 2011eine Kampagne lanciert, die der Fremdenfeindlichkeit und der dauernden politischenPolemik gegen die Ausländer/innen in der Schweiz entgegentritt.

”Die Sozialversicherungen ständen ohneMigrantinnen und Migranten schlechter da.“Arne Hegland, Gewerkschaftssekretär SEV

Graf

ik: m

a / Q

uelle

: SBB

Bei der SBB beträgt der Migrant/innen-Anteil 12,2 %, ist aber in gewissen Bereichen weit höher.

Fi

Eugenio Tura: «In der Gruppe sprachen wir italienisch, merkten aber, dass alle Deutsch konnten.»

......

12kontakt.sevNr. 24/118. Dezember 2011

Ziele der Kampagne «Ohne uns kein öV»:• Sensibilisierung nach aussen

(Öffentlichkeit);• Sensibilisierung nach innen: SEV, SGB;• Förderung des Selbstbewusstseins

der Migrant/innen des SEV;• Stärkung der Migrationsposition

innerhalb des SEV.Mittel der Kampagne:• Transparente «Ohne uns kein öV»

zum Aufhängen bei Versammlungenoder für Kundgebungen;

• Fahnen «Ohne uns – gegen Frem-denfeindlichkeit», 140 x 90 cm;

• Karten «Ohne uns kein öV» mit fünfSujets, die fünf öV-Bereiche zeigen, wobesonders viele Migrant/innen arbei-ten: Gleisbau, Reinigung, Werkstätten,Bahnrestauration, Busfahrer/innen;

• Texte in der SEV-Zeitung;• www.sev-online.ch/ohne-uns

Die Karten und Fahnen können bestelltwerden unter [email protected] Tel. 044 / 242 84 66.

ZIELE UND MITTEL DER KAMPAGNE

DOSSIER

Prozent (und in Bereichenwie Gleisbau, Reinigung,Rollmaterialunterhalt oderBahnrestauration weit darü-ber), bei den Lausanner Ver-kehrsbetrieben TL bei 35 Pro-zent und bei den TPG inGenf gar bei 45 Prozent.

«Ohne Migrant/innen steht deröffentliche Verkehr still …»

… heisst es denn auch aufden frischgedruckten Karten,die die Tagungsteilnehmen-den am Abend nach Hausenahmen, um sie in den kom-menden Wochen unter dieLeute zu bringen. Die Kartenwerden auch durch die SEV-Sektionen verteilt – betriebs-intern sowie am 13. und 14.Dezember an 16 Bahnhöfenan die öV-Benutzer/innen.

Nebst der Lancierung derKampagne gegen Fremden-feindlichkeit hörten die Ta-gungsteilnehmenden auchein Referat von Marc Spescha(siehe Seite 14) und diskutier-ten in Arbeitsgruppen sowieim Plenum über ihre persön-

lichen Erlebnisse als Mig-rant/innen in der Schweiz.

Schmerzliche Erfahrungen

Giorgio Tuti zum Beispielmusste als achtjähriger Sohneiner Arbeiterfamilie in Ger-lafingen an einem Sonntagim Jahr 1972 darum bangen,bei Annahme der Schwarzen-bach-Initiative mit den Sei-nen die Schweiz verlassen zumüssen. «Ich war dann un-heimlich froh, weiterhin mitmeinen Freunden hier in dieSchule gehen und spielen zukönnen», erzählte der SEV-Präsident. «Diese Geschichteprägt mich bis heute.»

Ältere Teilnehmer berich-teten von herabwürdigendenmedizinischen Untersuchun-gen bei der Ankunft imGrenzbahnhof: Saisonniers,die nicht für vollkommengesund befunden wurden,mussten sogleich wieder insHeimatland zurückkehren.Auch von Ausschaffungen il-legal nachgezogener Ange-höriger und Ausgrenzungen

in der Schule war die Rede«Kinder armer Familien undWaisen waren meine bestenFreunde», berichtete ein heu-te 62-jähriger Lokführer, dervor 57 Jahren mit seinen El-tern aus Süditalien in die Ro-mandie kam. «Die Lehrerinüberliess uns in den hinters-ten Schulbänken unseremSchicksal, denn wozu sollteein künftiger Hilfsarbeiter le-

sen und schreiben können?»Doch eine Nachbarin half demItalienerjungen beim Franzö-sischlernen.

Hoffnung gemischt mit Sorge

Inzwischen sei die Behand-lung der Migrant/innen hu-maner geworden, so der Kolle-ge weiter. «Die Schweiz hatsich enorm weiterentwickelt,die jungen Schweizer machen

mir Hoffnung! Viele sind weitgereist und haben Freundeunter den Migrant/innen, nurwenige sind rassistisch. AmBesuchstag der Rekrutenschulemeines Sohnes hat mich diemultikulturelle Zusammenset-zung sehr bewegt. Ich sagtemir: Wir sind besser als dieAmerikaner!»

Fortsetzung auf Seite 14

Fi

Die Kampagnenkartengibt es auf Deutsch,

Französisch und Italie-nisch, ebenso die Fah-

nen (im Hintergrund)zum Aufhängen an

Fenstern und Balkonenund die Transparente

für Versammlungen undKundgebungen.

...... 13

kontakt.sevNr. 24/118. Dezember 2011

Francesco Nicolò (69)kam 1960 mit 17 Jahrenaus der süditalienischenProvinz von Potenza, diedamals sehr arm war, indie Schweiz, um hier zuarbeiten. Zuerst verdienteer als Landarbeiter in derGegend von Regensdorf/ZH 275 Franken pro Mo-nat. Später war er auf dem Bau tätig und zog in dieWestschweiz. Noch heute wohnt er mit seiner FrauGiovanna in Lausanne. Mit 38 Jahren – inzwischenhatte er eine Familie mit zwei Kindern – wurde erBetriebsangestellter auf dem SBB-Güterbahnhof in

Denges, zuletzt arbeitete er auf dem Bahnhof Lau-sanne im Hausdienst und in der Reinigung. Ausgesundheitlichen Gründen ging er 63-jährig vorzei-tig in Pension. Er hatte damals mehrere Beratungs-gespräche und bekam die Brücke bis 65 bezahlt,muss nun aber mit einem Rentenabzug leben. «Diezwei schönsten Dinge im Leben sind Erziehung undRespekt», sagt Francesco Nicolò, der mit seiner Frauzwei Tage in der Woche Grosskinder hütet. Beidesind an die Migrationstagung in Olten gekommen,um sich z.B. über die Bedingungen für die Einbür-gerung zu informieren («diese war früher sehr teu-er») oder über die Möglichkeit, ihre betagte Mutterin die Schweiz zu holen. Fi

«DIE ZWEI SCHÖNSTEN DINGE SIND ERZIEHUNG UND RESPEKT»

Fi

Page 13: Ohne uns – kein öV! - SEV-Online · Postfach, 3000 Bern 6 AZA 3000 Bern 6 PP Journal Nr. 24 8. Dezember 2011 Tel: 031 357 57 57, Fax 031 357 57 58, E-Mail: kontakt@sev-online.ch,

”Der öffentliche Verkehr würde ohneMigrantinnen und Migranten nichtfunktionieren.“Giorgio Tuti, Präsident SEV

pmo

ber 50 Verkehrsange-stellte mit Migrations-

hintergrund aus der ganzenSchweiz fanden sich im Ho-tel Olten ein, um an derSEV-Migrationstagung 2011teilzunehmen – so viele wienoch nie. Im Zentrum derTagung stand die Lancierungder SEV-Kampagne gegenFremdenfeindlichkeit. Präsen-tiert wurde sie von Gewerk-schaftssekretär Arne Hegland,zuständig für die Migrant/in-

Ü nen im SEV. Er zeigte am Bei-spiel des Schlagworts «Ein-wanderung in die Sozialwer-ke» auf, wie mit Unwahrhei-ten die Fremdenfeindlichkeitgeschürt wird, um daraus po-litisches Kapital zu schlagen.In Wirklichkeit sind nämlichnicht nur Baufirmen, Spitä-ler, Altersheime, Dienstleis-tungs- und Hightech-Unter-nehmen, Hochschulen usw.auf Arbeitskräfte aus demAusland angewiesen, son-

dern auch unsere Sozialversi-cherungen. Denn der Anteilder Ausländer/innen an derWohnbevölkerung beträgtknapp 22 Prozent, doch siebezahlen bei AHV und IV26,7 Prozent der Beiträge einund beziehen nur 17,9 Pro-zent der Leistungen (Zahlen

von 2009). Auch wenn mandie IV separat betrachtet, be-zahlen die Migrant/innenmehr ein, als sie beziehen,obwohl sie überdurch-schnittlich häufig schwere,gesundheitsschädigende Ar-beit verrichten. «Die Sozial-versicherungen ständen oh-

ne Migrantinnen und Mig-ranten schlechter da», hieltArne Hegland fest.

SEV-Präsident Giorgio Tutirief in Erinnerung, dass dieBahntunnel durch Gotthard,Simplon und Lötschberg vorallem von Migrant/innen ge-baut wurden. Und er stellteklar: «Der öffentliche Verkehrwürde ohne Migrant/innennicht funktionieren.» Bei derSBB liegt ihr Anteil am ge-samten Personal bei rund 12

Viele Verkehrsangestellte sind Migrant/innen und für das gute Funktionieren des Schweizer öV unverzichtbar

«Ohne uns – keinöffentlicher Verkehr!»Der SEV hat am Samstag, 19. November, in Olten an seiner Migrationstagung 2011eine Kampagne lanciert, die der Fremdenfeindlichkeit und der dauernden politischenPolemik gegen die Ausländer/innen in der Schweiz entgegentritt.

”Die Sozialversicherungen ständen ohneMigrantinnen und Migranten schlechter da.“Arne Hegland, Gewerkschaftssekretär SEV

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a / Q

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: SBB

Bei der SBB beträgt der Migrant/innen-Anteil 12,2 %, ist aber in gewissen Bereichen weit höher.

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Eugenio Tura: «In der Gruppe sprachen wir italienisch, merkten aber, dass alle Deutsch konnten.»

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12kontakt.sevNr. 24/118. Dezember 2011

Ziele der Kampagne «Ohne uns kein öV»:• Sensibilisierung nach aussen

(Öffentlichkeit);• Sensibilisierung nach innen: SEV, SGB;• Förderung des Selbstbewusstseins

der Migrant/innen des SEV;• Stärkung der Migrationsposition

innerhalb des SEV.Mittel der Kampagne:• Transparente «Ohne uns kein öV»

zum Aufhängen bei Versammlungenoder für Kundgebungen;

• Fahnen «Ohne uns – gegen Frem-denfeindlichkeit», 140 x 90 cm;

• Karten «Ohne uns kein öV» mit fünfSujets, die fünf öV-Bereiche zeigen, wobesonders viele Migrant/innen arbei-ten: Gleisbau, Reinigung, Werkstätten,Bahnrestauration, Busfahrer/innen;

• Texte in der SEV-Zeitung;• www.sev-online.ch/ohne-uns

Die Karten und Fahnen können bestelltwerden unter [email protected] Tel. 044 / 242 84 66.

ZIELE UND MITTEL DER KAMPAGNE

DOSSIER

Prozent (und in Bereichenwie Gleisbau, Reinigung,Rollmaterialunterhalt oderBahnrestauration weit darü-ber), bei den Lausanner Ver-kehrsbetrieben TL bei 35 Pro-zent und bei den TPG inGenf gar bei 45 Prozent.

«Ohne Migrant/innen steht deröffentliche Verkehr still …»

… heisst es denn auch aufden frischgedruckten Karten,die die Tagungsteilnehmen-den am Abend nach Hausenahmen, um sie in den kom-menden Wochen unter dieLeute zu bringen. Die Kartenwerden auch durch die SEV-Sektionen verteilt – betriebs-intern sowie am 13. und 14.Dezember an 16 Bahnhöfenan die öV-Benutzer/innen.

Nebst der Lancierung derKampagne gegen Fremden-feindlichkeit hörten die Ta-gungsteilnehmenden auchein Referat von Marc Spescha(siehe Seite 14) und diskutier-ten in Arbeitsgruppen sowieim Plenum über ihre persön-

lichen Erlebnisse als Mig-rant/innen in der Schweiz.

Schmerzliche Erfahrungen

Giorgio Tuti zum Beispielmusste als achtjähriger Sohneiner Arbeiterfamilie in Ger-lafingen an einem Sonntagim Jahr 1972 darum bangen,bei Annahme der Schwarzen-bach-Initiative mit den Sei-nen die Schweiz verlassen zumüssen. «Ich war dann un-heimlich froh, weiterhin mitmeinen Freunden hier in dieSchule gehen und spielen zukönnen», erzählte der SEV-Präsident. «Diese Geschichteprägt mich bis heute.»

Ältere Teilnehmer berich-teten von herabwürdigendenmedizinischen Untersuchun-gen bei der Ankunft imGrenzbahnhof: Saisonniers,die nicht für vollkommengesund befunden wurden,mussten sogleich wieder insHeimatland zurückkehren.Auch von Ausschaffungen il-legal nachgezogener Ange-höriger und Ausgrenzungen

in der Schule war die Rede«Kinder armer Familien undWaisen waren meine bestenFreunde», berichtete ein heu-te 62-jähriger Lokführer, dervor 57 Jahren mit seinen El-tern aus Süditalien in die Ro-mandie kam. «Die Lehrerinüberliess uns in den hinters-ten Schulbänken unseremSchicksal, denn wozu sollteein künftiger Hilfsarbeiter le-

sen und schreiben können?»Doch eine Nachbarin half demItalienerjungen beim Franzö-sischlernen.

Hoffnung gemischt mit Sorge

Inzwischen sei die Behand-lung der Migrant/innen hu-maner geworden, so der Kolle-ge weiter. «Die Schweiz hatsich enorm weiterentwickelt,die jungen Schweizer machen

mir Hoffnung! Viele sind weitgereist und haben Freundeunter den Migrant/innen, nurwenige sind rassistisch. AmBesuchstag der Rekrutenschulemeines Sohnes hat mich diemultikulturelle Zusammenset-zung sehr bewegt. Ich sagtemir: Wir sind besser als dieAmerikaner!»

Fortsetzung auf Seite 14

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Die Kampagnenkartengibt es auf Deutsch,

Französisch und Italie-nisch, ebenso die Fah-

nen (im Hintergrund)zum Aufhängen an

Fenstern und Balkonenund die Transparente

für Versammlungen undKundgebungen.

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kontakt.sevNr. 24/118. Dezember 2011

Francesco Nicolò (69)kam 1960 mit 17 Jahrenaus der süditalienischenProvinz von Potenza, diedamals sehr arm war, indie Schweiz, um hier zuarbeiten. Zuerst verdienteer als Landarbeiter in derGegend von Regensdorf/ZH 275 Franken pro Mo-nat. Später war er auf dem Bau tätig und zog in dieWestschweiz. Noch heute wohnt er mit seiner FrauGiovanna in Lausanne. Mit 38 Jahren – inzwischenhatte er eine Familie mit zwei Kindern – wurde erBetriebsangestellter auf dem SBB-Güterbahnhof in

Denges, zuletzt arbeitete er auf dem Bahnhof Lau-sanne im Hausdienst und in der Reinigung. Ausgesundheitlichen Gründen ging er 63-jährig vorzei-tig in Pension. Er hatte damals mehrere Beratungs-gespräche und bekam die Brücke bis 65 bezahlt,muss nun aber mit einem Rentenabzug leben. «Diezwei schönsten Dinge im Leben sind Erziehung undRespekt», sagt Francesco Nicolò, der mit seiner Frauzwei Tage in der Woche Grosskinder hütet. Beidesind an die Migrationstagung in Olten gekommen,um sich z.B. über die Bedingungen für die Einbür-gerung zu informieren («diese war früher sehr teu-er») oder über die Möglichkeit, ihre betagte Mutterin die Schweiz zu holen. Fi

«DIE ZWEI SCHÖNSTEN DINGE SIND ERZIEHUNG UND RESPEKT»

Fi

Page 14: Ohne uns – kein öV! - SEV-Online · Postfach, 3000 Bern 6 AZA 3000 Bern 6 PP Journal Nr. 24 8. Dezember 2011 Tel: 031 357 57 57, Fax 031 357 57 58, E-Mail: kontakt@sev-online.ch,

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14 DOSSIERkontakt.sevNr. 24/118. Dezember 2011

Fortsetzung von Seite 13

Weniger willkommen fühl-te sich der Kollege dagegen, alsihm vor sechs Jahren das ver-einfachte Einbürgerungsver-fahren verweigert wurde, ob-wohl er seit über 50 Jahren inder Schweiz lebte und seineFrau bereits eingebürgert war.Er liess dann halt das normaleVerfahren über sich ergehen.

Zu denken gaben demKollegen auch die admini-strativen Schwierigkeiten, dieer überwinden musste, umseine betagte Mutter aus Ita-lien zurückzuholen. Dorthinwar sie nach der Pensionie-

rung mit seinem Vater heim-gekehrt. Als dieser starb, warsie ziemlich allein. Doch dieSchweizer Behörden wolltennicht riskieren, dass sie alsPflegefall der Gemeinde zurLast fallen könnte. Und dies,obwohl sie viele Jahre in derSchweiz gearbeitet hatte undeine Rente bezog. Dazu er-gänzte Marc Spescha, dassheute das Personenfreizügig-keitsabkommen den EU-Bür-ger/innen in einem solchenFall die Rückkehr garantiert.

Später Eingewanderte (z.B.aus Portugal) und jüngere Se-condos berichteten zwar, siehätten nicht mehr die gleichgrossen Integrationsproblemegehabt wie die Italiener inden 50er- oder 60er-Jahrenund insofern von deren

Kampf gegen die schreiends-ten Ungerechtigkeiten profi-tiert. Doch auch sie sahenund sehen sich immer wiedermal mit mehr oder wenigersubtiler Fremdenfeindlichkeitkonfrontiert.

«Ich sass in der Schuleebenfalls hinten und habemich nach vorn gearbeitet»,erzählte ein jüngerer SBB-Kollege. Viele Schweizer sä-hen es aber nicht gern,wenn ein Ausländer einegute Stelle habe, und liessenes ihn dann spüren. «AlsAusländer musst du immerein bisschen mehr leisten alsein Schweizer, und immer

gesund sein. Manchmalweiss ich nicht, ob ich dasimmer schaffen werde …»

Auch werde man als Mig-rant immer wieder mal pau-schal mit kriminellen Asyl-bewerbern in denselben Topfgeworfen, selbst wenn manin der Schweiz aufgewachsensei oder seit vielen Jahrenhier gelebt habe, so der Kol-lege weiter.

Besondere Besorgnis äus-serten die Tagungsteilnehmen-den über die politischen Hetz-kampagnen der letzten Jahreund über das Ja zur unver-hältnismässigen, unmensch-lichen Ausschaffungsinitiativevor einem Jahr (siehe Kas-ten). Gegen diese unerfreuli-chen Tendenzen richtet sichdie Kampagne des SEV. Fi

”Als Ausländer musst du immer ein bisschenmehr leisten als ein Schweizer.“

SEV-Vizepräsi-dent ManuelAvallone (49)wuchs als Se-condo in Thunauf. Bei seinerSchule gab eseinen Kiosk, und bei jedem Ein-bruch dort wurden sofort die Mi-grantensöhne verdächtigt. Diesegalten auch als dümmer als dieSchweizer und schafften es sel-ten in die Sekundarschule. Dochbeim Aufgabenmachen mit einemSchweizer Freund merkte Ma-nuel, dass er nicht dümmer war.

Er hatte Glück, dass er als Pri-marschüler die gewünschteBauzeichnerlehre machen konnte.Später wurde er Gewerkschafts-sekretär und Mittelschullehrer.«Wenn man uns Tschingg sagte,reagierten wir mit der Faust. AberKriminellen unter uns sagten wir:So geht’s nicht!» In den Auslän-dergemeinschaften werde so oftpositiv Einfluss genommen. Dieitalienische Gemeinschaft habefür die Rechte der Migrant/innenviel getan, sei aber ein wenig imGetto geblieben. «Integration mussvon beiden Seiten kommen…» Fi

«KRIMINELLEN SAGTEN WIR: SO GEHT’S NICHT»

SEV

Eugenio Turawurde 1976 inder Schweizgeboren undwuchs in Trim-bach SO auf.Seine Elternwaren Mitte der 60er-Jahre ein-gewandert. Eugenio machte dieVerkehrsschule in Olten und1995 bis 1997 bei der SBB eineBetriebsdisponentenlehre. Seitdrei Jahren ist er Teamleiter RCP(Regionale Cargo-Produktion) inLangenthal. Im SEV ist er Präsi-dent SBV Aarau-Solothurn, Mit-

glied von GAV-Konferenz und-Ausschuss sowie seit zwei Jah-ren Mitglied der Migrationskom-mission. Er ist auch im Vorstanddes Aargauischen Gewerk-schaftsbundes. Mit seiner FrauFranca und seinen beiden Kin-dern (2 und 5) wohnt er in BuchsAG, wo er sich vor zwei Jahreneinbürgern liess. Wegen seinesMigrationshintergrunds hatte erkeine speziellen Probleme aus-ser sprachlicher Art: Nachbarnhalfen ihm beim Deutschlernen,und bis zur Bezirksschule be-suchte er zusätzlich die italieni-

sche Schule. Daher musste eroft lernen, wenn andere spielten.«Das war manchmal schwierig,hat mich aber gestärkt für dieZukunft.» Auf die Frage, wie dieSBB die Migrant/innen stärkerunterstützen könnte, erwähnt erdie Sprachkurse: Das Angebotmüsse von den Betroffenen ge-nutzt werden können. Neben de-ren Willen brauche es dafür auchdie Bereitschaft der Chefs, maleine Tour zu drehen. «Sprach-kenntnisse sind das A und O.Denn nicht kommunizieren zukönnen oder andere falsch zuverstehen führt ständig zu Prob-lemen – nicht nur im Beruf.» Fi

«SPRACHKENNTNISSE SIND DAS A UND O»

Fi

Unter diesem Titel ging MarcSpescha, Rechtsanwalt in Zü-rich und Lehrbeauftragter fürMigrationsrecht an der Uni-versität Freiburg (CH), auf dengeltenden Rechtsrahmen(Ausländergesetz und Freizü-gigkeitsabkommen mit derEU), die Anhebung der Hür-den für die Einbürgerung ingewissen Kantonen sowie dieUmsetzungsvorschläge zurAusschaffungsinitiative ein.Aus allem zusammen resul-tieren für Marc Spescha wi-dersprüchlichen Signale andie Migrant/innen:Einerseits ist im Ausländerge-setz in Artikel 4 unter dem Ti-tel «Integration» vom «Zusam-menleben der einheimischenund der ausländischen Bevöl-kerung auf der Grundlage derWerte der Bundesverfassungund gegenseitiger Achtungund Toleranz» die Rede.Andererseits hat zum Beispielder Kanton Schwyz soebenabschreckende Hürden fürdie Einbürgerung geschaf-fen: Veröffentlichung der Ein-bürgerungsgesuche im Amts-blatt (= öffentliche Zurschau-stellung), fünfjähriger Wohn-sitz in der Gemeinde (im heu-tigen Zeitalter der Mobilität …)und Sprachtest (für wenigGebildete schwierig). Oder derKanton Zürich will für die Ein-

bürgerung neu die Aufenthalts-bewilligung C voraussetzen.«Neue Einbürgerungshürdensind Signale der Ausgrenzung»,sagte Marc Spescha.Das gilt natürlich erst recht fürdie letztes Jahr angenommeneAusschaffungsinitiative. Fürdiese werden zurzeit Umset-zungsvarianten erarbeitet: Je-ne des Initiativkomitees willeine automatische Wegwei-sung für einen ganzen Kata-log von Delikten unabhängigvon Strafhöhe und Verschul-den, z.B. auch für die Nicht-angabe einer Aushilfsarbeitdurch einen Arbeitslosen.Dies widerspricht klar der Eu-ropäischen Menschenrechts-konvention. Mit dieser unver-einbar ist aber auch dergemässigtere Umsetzungs-vorschlag der Mehrheit derArbeitsgruppe, der für be-

stimmte Delikte ab einer Frei-heitsstrafe von 6 Monatenzwingend einen Landesver-weis vorsieht – ohne Verhält-nismässigkeitsprüfung. Diese Bestimmung würde al-lerdings für Migrant/innen, diedem Freizügigkeitsabkom-men mit der EU unterstehen,nur dann gelten, wenn bei ih-nen ein Rückfallrisiko besteht.Migrant/innen aus der EU sindgegenüber solchen aus Staa-ten des «Dritten Kreises» (z.B.Kosovo) auch sonst besser-gestellt. Letzteren empfiehltMarc Spescha, sich einbür-gern zu lassen, um nicht mehreine Wegweisung aus relativgeringem Grund zu riskieren,etwa wegen «verschuldeten»Sozialhilfebezugs oder Betrei-bung. Denn das Ausländer-gesetz sei schon jetzt sehrstreng. Fi

REFERAT VON MARC SPESCHAINTEGRATION IM SPANNUNGSFELD ZWISCHEN EINBÜRGERUNGUND AUSSCHAFFUNG

FiMarc Spescha erklärte z.B. einer Busfahrerin mit tschechischem Pass, dasssie bei einer Fahrlässigkeit mit Unfallfolge keine Ausweisung befürchten muss.

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SEKTIONEN ......

15kontakt.sevNr. 24/118. Dezember 2011

Referent Christoph Ryter in-formierte an der Sektionsver-sammlung vom 17. Novem-ber zur Pensionskasse SBB.Der Deckungsgrad betrug per30. September 97,7 % (Bun-desbeitrag bereits berücksich-tigt). Die aktuelle Anlagen-rendite liegt bei knapp 2,5 %,die momentane Verzinsung(Technischer Zins) bei 3,5 %.Alle PK in der Schweiz habendieses Problem. Fazit: DieUnterdeckung dürfte (trotzSanierungsbeiträgen) leidernoch mehrere Jahre andau-ern. Anhand eines Beispielsbei einer Frühpension mit 58Jahren zeigte der Referent dieKürzung der Leistungen auf.Zukünftige Pensionierte mitJahrgang 1954 und älterkommen in den Genuss derfrankenmässigen Garantiennach Leistungsplan. Der Ka-pitalvorbezug für WEF ist nurzu max. 50 % des Altersgut-habens möglich. Auch wur-den die Varianten einer Leis-tungsverbesserung mit Spar-beitrag oder Einmalzahlungerwähnt. Nachdem diverseFragen beantwortet waren,zog die Versammlung das Fa-zit, dass die SBB wegen ihrerPK als unattraktive Arbeitge-berin gilt, bei der vorderhandder Sanierungsbeitrag mitbe-zahlt werden muss.

Rolf Braun, Ressortvertre-ter Cargo, orientierte, dassdie neuen Berufsbilder SBBCargo am 8. Dezember abge-schlossen werden. Urs Frank,Ressortvertreter P i.V., orien-tierte, im Rahmen von Rekla-mationen einiger Kollegenaus Zug seien deren Arbeits-verträge begutachtet wurden.Aufgrund von eklatantenVorkommnissen überprüfesie der SEV-Rechtsdienst. UrsFrank hat bei Filialleiter Fabi-an Rippstein die Touren-änderungen beim UmbauSs-Neb beanstandet. Es kannnicht sein, dass es eine länge-re Dienstschicht gibt mit we-niger Arbeitszeit wie bei eini-gen Touren oder 2½ Stundenunbezahlte Pause statt Ar-beitszeit. Richtig wäre eigent-lich, Reserve statt Pausen ein-zuteilen. Weiter hat er be-mängelt, dass die Streichungder NA nicht richtig sei, wenndie Planung zu viel NA ein-teilt. Bei zu kleinen NA-Gut-haben wäre es richtig, dieseZeit mit Res abzuhocken.

Mit Jeremias Peier hat dieSektion einen Neueintritt zuverzeichnen. Die zukünftigeLeistungsverteilung nach Er-öffnung der neuen Durch-messerlinie in Zürich ist fürOlten noch alles andere alsklar. René Peter

SBB wegen PK weniger attraktiv■ LPV Mittelland

Aus den diversen Geschäften,die an der Zentralvorstandssit-zung vom 8. November be-sprochen wurden, seien andieser Stelle einige herausge-griffen.

SBB P: Zu reden gaben dieSchwierigkeiten, die es offen-bar bei der Besetzung wenigattraktiver Dienstorte gibt. DerLPV liess vom Rechtsdienstdes SEV Arbeitsverträge undRückzahlungsvereinbarungenneu ausgebildeter Lokführerüberprüfen. Dabei wurde fest-gestellt, dass diese teils GAV-widrige Inhalte aufweisenund unübliche Klauseln ent-halten. Auch die Höhe derRückzahlungsverpflichtungvon bis zu 120 000 Frankenerscheint diskussionswürdig.Der LPV wird sich hier für ei-ne Veränderung der Situationzugunsten der Betroffeneneinsetzen.

SBB Cargo: Ab Dezemberwird SBB Cargo International(SCI) grundsätzlich keineLokpersonalleistungen mehrbeim Mutterhaus SBB Cargoeinkaufen und strebt stattdes-sen eine Personalausleihe an.

Allerdings sind diesbezüglichnoch einige Fragen offen …Die GAV-Verhandlungen beiSCI wurden wieder aufge-nommen. Vom weiteren Ver-handlungsverlauf hängt esnun ab, wann der erste GAVbei SCI in Kraft treten wird.

BLS: Dort gab die Ausge-staltung des Dosto-Instruk-tionstages zu DiskussionenAnlass. Nachdem die BLS zu-nächst damit geliebäugelt hat,wenigstens Teile der Instruk-tion in die Freizeit der Mitar-beitenden (MA) zu verlagern,scheint sich nun ein dreistufi-ges Konzept durchgesetzt zuhaben: für interessierte MAein Besuchstag in Bussnang(Freizeit, die BLS bezahlt Mit-tagessen); E-Learning-Lösung,um das Fahrzeug interaktivkennenzulernen, damit mannicht nur das trockene Regle-ment durchlesen muss, dieauf dem Lf-Netbook durchge-arbeitet werden kann; undschliesslich ein Instruktions-tag wie bisher als angeordneteAusbildung (AZG-konform).Gefahren wird am Instruk-tionstag nicht, dafür gibt es

dann spezielle Einführungs-dienste, bei denen ein In-struktor im Führerstand an-wesend sein wird, der zu Be-ginn Unterstützung bietet.Wichtig für den LPV dabei:Diejenige Instruktionszeit, diedie BLS den Lokführern alsangeordnete Aus- und Weiter-bildung gewährt, muss so be-messen sein, dass der Lokfüh-rer danach die Voraussetzun-gen für die Fahrzeugkundig-keit erfüllt.

RhB: Nach wie vor sind dieVerhandlungen zum FAV dasgrosse Thema. Die ersten zweiVerhandlungsrunden lassensich allerdings kaum als sol-che bezeichnen, traten dochdie RhB-Verteter mit einem«Vogel friss oder stirb»-Ange-bot auf, ohne jeden Spielraumfür Kreativität. Ein Brief desSEV, in dem diese «Nicht-Ver-handlungstaktik» scharf kriti-siert wurde, hat die Situationinsofern entspannt, dass nunechte Verhandlungen mög-lich sind. Allerdings ist derWeg bis zu einer Einigung im-mer noch sehr weit.

Beni Kälin

SBB Cargo International strebt Personalausleihe an■ LPV Zentralvorstand

Präsident Alfred Bigler eröff-nete die Herbstversammlungvom 24. Oktober und vermel-dete die Pensionierungen vonEric Pont und Kurt Spori.

Im Fokus stehen momen-tan die optimierte Ausbildungund die Produktivität. Ziel deroptimierten Ausbildung ist es,deren Inhalte sowie Qualitätund Abläufe für das Lokperso-nal (Lp) zu verbessern. DasZiel wurde bisher nicht er-reicht. Die Arbeitsgruppen su-chen weiterhin nach Lösun-gen. Inhalt des Projektes «Pro-duktivität» sind Massnahmenund Ansatzpunkte, um Ist-Produktivität auf 55 % zu er-höhen. Der Einsatz des Lp anmehreren Standorten und dieoptimierte Leistungsvertei-lung sind die Hauptansatz-punkte. Das Lp soll wählenkönnen zwischen einem re-gelmässigen längerfristigenEinsatz oder einem flexiblenkurzfristigen Einsatz an einemanderen Standort. Bei der ers-ten Variante würden zwei Ar-beitsverträge an zwei verschie-denen Arbeitsorten abge-schlossen und der Beschäfti-gungsgrad pro Arbeitsort

schriftlich festgelegt. Die zwei-te Version ist heute bereitsvorhanden.

Noch keine Einigung er-folgte bei der optimiertenLeistungsverteilung. Wün-schenswert wäre eine schweiz-weite Schattenplanung zumBeweis einer erweiterten Pro-duktivitätssteigerung. Entspre-chende Ressourcen existierennoch nicht. Ab 2012 ist einemanuelle Parallelplanungschweizweit vorgesehen. DieAuswirkungen der optimier-ten Leistungsverteilung sindnoch festzustellen. Ein Ver-gleich mit der geltenden Pla-nung kann erst dann, voraus-sichtlich Anfang 2012, statt-finden. Die Sozialpartner sindmittels Unterzeichnung undErhöhung der Lohnkurve fürdas Lp mit der Produktivitäts-steigerung einverstanden.Sollten wider Erwarten dieschweizweiten Einsparungenüber den Zielvorgaben liegen,wird das Lp am Erfolg betei-ligt. SBB Cargo Internationalsteckt momentan in GAV-Ver-handlungen. In den nächstenMonaten wird darüber disku-tiert, ob die Mitgliederbeiträge

für tiefere Einkommen hal-biert und für höhere Einkom-men erhöht werden. Die Ge-fährdung des Lp durch Laser-strahlen ist ein aktuelles The-ma. LPV und SEV haben klareForderungen gestellt. Das BAVprüft Sicherheitsmassnah-men. Es dauerte seine Zeit,aber nun ist die Website defi-nitiv bereit. Der Präsident bit-tet alle, sich dort anzumelden.Nur so gelangt man in denMemberbereich der Sektion(News). Der LPV sieht eineNeuorganisation der Wer-bung bei den Lokführer-An-wärterklassen von Login vor.Ab Mitte 2012 finden neueBAR-Verhandlungen statt. Diebestehende Version bleibt gül-tig. Der Vorstand hat das neueGeschäftsreglement überar-beitet, es wird an der Haupt-versammlung im März vorge-stellt und darüber abge-stimmt.

SEV-GewerkschaftssekretärNick Raduner referierte überdas neue Lohnsystem Toco.Auch er konnte die bestehen-den Zweifel nicht ausräumen.Toco bereitet nach wie vorBauchschmerzen. Karin Bigler

Optimierte Ausbildung und Produktivität im Fokus■ LPV Bern

An der 10. Zentralausschuss-sitzung in Buchs erfolgte einRückblick auf die Präsiden-tenkonferenz. Der Zentral-ausschuss ist sehr zufriedenmit dem Verlauf, auch dieaktive Teilnahme der Präsi-denten und der GPK war er-freulich und sehr konstruk-tiv. Kassier Heinz Schneiderhat eine Zusammenstellungder Gruppenarbeiten ge-macht, die der Zentralaus-schuss an der nächsten Sit-zung behandelt. Grosse Dis-kussion löste der Newsletterin der Division P ZV aus. Esgibt doch den Schiedsge-richtsentscheid des BAV, dassZV eine Jahreseinteilung zuerstellen hat. Im Newsletterwird dies wieder relativiert;massgebend soll die Zwei-Monats-Einteilung sein. Um-geht man so den BAV-Ent-scheid? Der RPV wird das«Wie weiter?» abklären. Fürdie GAV-Konferenz wurden

Kollegen gefunden, für dieDivision Cargo fehlen nochzwei Leute. Bitte meldeteuch, hier könnt ihr direktEinfluss nehmen und müsstnicht die Faust im Sack ma-chen. Bruno Kirchhofer be-richtete von der Migrations-tagung vom 19. November,die sehr interessant und in-formativ war. Für die Flyerak-tion am 13. Dezember wer-den noch Kollegen gesucht,die an verschiedenen Bahn-höfen Flyer verteilen, um aufdie Anliegen der Migrationaufmerksam zu machen.Hierzu könnt ihr euch beimSEV-Sekretariat Zürich mel-den. Wer eine Adressände-rung online mitteilt, mussdiese zusätzlich mailen [email protected]. Fürdie Werbeverantwortlichensind vierteljährliche Sitzun-gen geplant.

Zentralausschuss RPV

Präsidentenkonferenz war gut■ Unterverband RPV

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16 SEKTIONENkontakt.sevNr. 24/118. Dezember 2011

An der Herbstversammlungvom 11. November nahmen34 Mitglieder teil. Zunächstgedachte die Versammlungder fünf im 2011 verstorbe-nen Mitglieder. VizeobmannEugen Gerschwiler infor-mierte, dass die Fahrvergüns-tigungen auch 2012 beste-hen bleiben. Der alte Berech-tigungsausweis ist ungültig,der neue wurde letztes Jahrzugestellt. Personalfahraus-weise müssen neuerdings amBillettautomaten bezogenwerden. BSW-Sprechstundengibt es wieder jeden 2. und 4.Mittwoch im Monat.

SEV-GewerkschaftssekretärRené Windlin berichtete vonden Besprechungen und Ta-rifverhandlungen mit DB

und Agv MoVe. Zunächstdankte er dem Obmann im«Ruhestand», Manfred Reb-holz, für seinen Einsatz, weilsein designierter Nachfolgerdas Amt nicht übernehmenkann. Somit ist die Gruppeweiter «führungslos» und oh-ne Delegierten für die Tarif-verhandlungen. Der verblei-bende Vorstand bleibt für dieGruppe Ansprechpartner. Biszur GV muss über die künfti-ge Organisation der Sektionnachgedacht und eine Ent-scheidung getroffen werden.Über eine Lohnerhöhung fürdie Frankenempfänger istnoch nichts bekannt. Für dasBundespersonal sind 2 % ge-fordert. Die Abschmelzungder Versorgungsbezüge auf

71¾ % ist abgeschlossen. DieBEV-Verwaltungen in Karls-ruhe und München werdenzu einer Dienststelle Südin Karlsruhe zusammenge-schlossen. Zum Dauerbren-ner «Zuzug neuer Franken-empfänger» haben sich ersteHoffnungen zerschlagen. DasBEV hat wieder eine ablehnen-de Haltung eingenommenund verweist erneut auf diefehlende gesetzliche Grund-lage. Der SEV versucht nunüber das BAV ans EDA zu ge-langen, um eine innerstaatlicheLösung zu erreichen. ZumThema 3. Säule sieht das BAVkeine Möglichkeit wegenfehlender AHV-Pflicht. DerSEV wird somit nichts mehrunternehmen. Der Anwalt

hat zur Frage Pflegeversiche-rung eine positive Beurtei-lung abgegeben. Die Antwortauf ein erneutes Schreiben anden Verband der privatenPflegeversicherungen stehtnoch aus. KVB-Anträge nochimmer nach Karlsruhe ein-senden. Bearbeitungsrückstandzirka sechs Wochen. Tarifer-höhung für 2012 auf 8,2 %.Rezepte werden nicht mehrzurückgesandt. Zur freiwilli-gen betrieblichen Altersvor-sorge ist noch immer nichtsNeues zu vermelden. Auchfehlt noch die Antwort derEVG zur Teilnahme am deut-schen Sozialfonds. Für Fran-kenlohnempfänger resultierteine Tariferhöhung um 2 %für 2012. Ausserdem erhiel-ten die Betreffenden auchübertarifliche Einmalzahlun-gen im Dezember 2010 und

Mai 2011. Die Wechselkurs-problematik für unsere Tarif-kräfte interessiert die Agv MoVenicht. Kursgewinne seien in derVergangenheit auch nicht re-klamiert worden. Es stelltesich heraus, dass mit einemveralteten Kaufkraftzuschlaggearbeitet wird, der für dasPersonal positiv ausfällt. Beiden Versorgungsempfängernwird bei der Anrechnung derRenten nun jeweils monat-lich der Kurs angepasst, so-mit entfallen die aufwändi-gen Nachberechnungen.

René Windlin informierteüber den geplanten Rücktrittvon SektionspräsidentinEdith Graf-Litscher. Glückli-cherweise konnte er einenKandidaten präsentieren. MitSEV-Sekretär Hans Bieri erhal-te die Sektion einen kompe-tenten Nachfolger. Ludwig Hirt

Die Gruppe sucht nach wie vor einen Obmann■ VPT Deutsche Bahn, Gruppe Schaffhausen

Etwas aussergewöhnlich wares schon, dass der Tagespräsi-dent französischer Mutter-sprache war, für dieses MalGilbert D’Alessandro, dem alsVorstandsmitglied die Ehrezufiel, die Sitzung zu präsidie-ren. Er dankte zuallererst Jé-rôme Bornet, dem Präsiden-ten der Sektion TPF Régional,und Bernand Clerc, dem Se-kretär der Sektion TPF Urbain,dass sie der Einladung zurTeilnahme an der Sitzung alsGäste hatten folgen können.

Kampf gegen die Aggressionen

VPT-Zentralpräsident KurtNussbaumer dankte den an-wesenden Mitgliedern für ihrEngagement für die Arbei-tenden verschiedener Bran-chen. Er sprach über ver-schiedene wichtige Dossiers:Da ist erst einmal das Themader Gewalt. Der Zentralvor-stand wünschte, dass dasMerkblatt für den Fall vonAggressionen in der SEV-Zei-tung abgedruckt würde. Zu-dem wird Kurt Nussbaumerdie Sektionspräsidenten perE-Mail für den Ablauf im Fallvon Aggressionen zu sensibi-lisieren versuchen, sodass siealle Sektionsmitglieder infor-mieren können. Diese bei-den Punkte wurden von denZentralvorstandsmitgliedern

angenommen. Auch die Si-tuation der Pensionskassengriff der Zentralpräsident auf.Viel Unsicherheit liegt in derLuft. Der SEV muss unsereVertreter in den Pensionskas-senstiftungsräten besserschulen. Die unsolidarischeKonkurrenz anderer Gewerk-schaften führte ebenfalls zuDiskussionen.

Johan Pain, Präsident derSektion tl, erinnerte an dieAffäre Aïssam Echchorfi. Die-ser Chauffeurkollege ist sei-tens der Direktion der tl auf-grund seines gewerkschaftli-chen Engagements von derEntlassung bedroht. JohanPain hat eine Solidaritätser-klärung vorbereitet, Mobili-sationstage werden vorberei-tet. Der tl-Sektionspräsidentbedauert und verurteilt dasBestreben der Unterneh-mensleitung, verschiedeneKollegen gegen Aïssam zuinstrumentalisieren.

Beiträge

SEV-Vizepräsidentin BarbaraSpalinger, die Verantwortli-che für die KTU-Dossiers, teil-te ihre Befürchtungen in Be-zug auf die Revision des Ar-beitszeitgesetzes (AZG) mit.Die Arbeitgebervertreter inder AZG-Kommission wollendas administrative Personalnicht mehr dem AZG unter-stellt wissen. Nur das Be-triebspersonal wäre dannnoch dem AZG unterstellt.

Das Projekt, die Gewerk-schaftsbeiträge einkommens-

abhängig auszugestalten,führte zu einer äusserst leb-haften Diskussion. Verschie-dene Gegenanträge wurdenzur Diskussion gebracht. EineErhöhung um monatlich5 Franken wurde scharf kriti-siert. Der Zentralvorstandwird anlässlich seiner Früh-jahrssitzung aufgrund der beiden Sektionen durchgeführ-ten Umfrage einen entspre-chenden Entschluss fassen.

Finanzen und Werbung

Dank erfolgreicher Mitglie-derwerbung sind die Sek-tionsfinanzen gesund. Kas-sier Roger Maurer wurde fürseine strikte Kassenführungmit einem warmen Applausbedacht. Martin Ritschard er-läuterte den Plan, einen Un-terstützungsfonds zu grün-den, aus dem bei kommen-den Wahlen Kandidat/in-nen, die dem öffentlichenVerkehr gutgesinnt sind, un-terstützt würden. Kurt Nuss-baumer und Gilbert D’Ales-sandro wurden damit beauf-tragt, an einer künftigen Vor-standssitzung konkrete Vor-schläge zu unterbreiten.

Die Werbung neuer Mit-glieder läuft gut. Die vonMartin Ritschard geleiteteWerbeaktion ist prima gestar-tet: Zwischen Mai und Sep-tember konnte ein Mitglie-derzuwachs um 274 Perso-nen festgestellt werden. DerZentralvorstand ruft dazuauf, in diesem Bereich nichtnachzulassen.

Proaktives UnternehmenTraditionsgemäss lädt derZentralvorstand das lokaleTransportunternehmen zueinem Kennenlernapéro ein.In Marly wären dies die TPFgewesen. Aber in Freiburgmacht man vieles ein biss-chen anders. Deshalb ludenhier die TPF zu einem ent-sprechenden Essen in ihrenRäumen ein. Der Empfangdurch Direktor Ducrot undDirektionsassistent Beyelerfiel herzlich aus. Sie wiesenauf die wichtige Rolle hin,die die TPF im Kanton Frei-burg spielen. Das Ziel von Di-rektor Ducrot ist es, die TPFzu einer bestimmenden Kraftin Bezug auf Fahrplan undTransportbedingungen zumachen. Direktor Ducrot er-innerte auch an die gute Zu-sammenarbeit zwischen SEVund TPF im Bereich der Ge-waltprävention. Ziel des Frei-burger Unternehmens ist es,drei Viertel der Busse mit

Überwachungskameras aus-zurüsten.

Richtige Erhöhungen stattPrämien

Nach der Rückkehr mit ei-nem von der TPF offeriertenExtrabus liessen sich die ZV-Mitglieder über die Aktualitä-ten aus den Sektionen unter-richten. Die Lohnverhand-lungen und jene für die Er-neuerung der GAV sindüberall eine Unruhequelle.Der Vorstand erinnerte dar-an, dass er sich dagegenstellt, dass Prämien anstellevon Lohnerhöhungen ausge-richtet werden, da Prämiennicht rentenwirksam sind.

Summa summarum gibtes also genug Gründe zur Be-unruhigung. Aber die Mit-glieder und die Leitungsgre-mien des VPT sind daraufvorbereitet und bereit zu re-agieren. Kein Grund zur Be-unruhigung also: Der VPT istauf der Hut! Bernard Clerc / pan.

Die Sitzung des VPT-Zen-tralvorstandes fand am20. und 21. Oktober imfreiburgischen Marly statt.

Kein Grund zur Beunruhigung, der VPT wacht …■ VPT Zentralvorstand HK

VPT-Zentralpräsident Kurt Nussbaumer.

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Als Ausflugsziel ist der Brünig allseitsbekannt. Für unsere spielfreudigenMitglieder wirkt er jedoch wie einMagnet, ihrer Leidenschaft zu frö-nen. So trafen sich Mitte Novemberwieder 40 Kolleginnen und Kollegenzum traditionellen Brünigjass. Nichtverbissen, aber mit gesundem Ehrgeizwurde um möglichst viele Punkte ge-rungen. Eine Studie über die Mimik

hätte ganze Bände gesprochen überKartenglück oder Pechsträhne. DieAnspannung löste sich nach Ver-künden der Rangliste. Herzliche Gra-tulation den Bestplatzierten: 1. Hans-ruedi Kreienbühl, 2. Jeannine Deflo-rin, 3. Fritz Sommer, 4. Hans Stauffer,5. Walter Dillier. Besten Dank anFranz Bühler für die Organisationund Spielleitung. Otto Fuchs

Viel Spass beim Brünigjass■ PV Luzern

zVg

Siegerehrung (von links): Hansruedi Kreienbühl, Jeannine Deflorin und Fritz Sommer.

Präsident Alfred Imhof hatte die gros-se Freude, die Herbstversammlungam 17. November vor 87 Teilneh-menden zu eröffnen.

Ricardo Loretan, ZentralpräsidentPV, honorierte uns mit seiner Prä-senz, Patrick Rouvinez, Verantwortli-cher SEV-Versicherungen in Lau-sanne, sorgte für die Simultanüber-setzung. Ricardo Loretan informiertesehr gut über die Pensionskasse SBB,die Krankenkassen, die Teuerung undden Warenkorb, die Sanierung derPensionskassen durch Rentner/innensowie darüber, was der SEV kostendarf. Nachdem die wichtigsten Sor-gen der Mitglieder behandelt waren,informierte Präsident Frédy Imhofüber die verschiedenen Anlässe des

PV, die Änderungen der FVP-Tarifeund die SBB-Rentnertagungen. DieDiskussion über das Traktandum zueiner eventuellen Teilung der SektionPV Wallis in zwei sprachliche Einhei-ten endete ziemlich schnell. DieMehrheit äusserte sich für den Statusquo, obwohl man Verbesserungeneinbringen kann und wird. NächsteTermine sind die Weihnachtsfeiernam 14. und 15. Dezember.

Der Präsident schloss die Ver-sammlung mit einem Dankeschönan alle und für die Interventionenund wünschte guten Appetit fürs ge-meinsame Mittagessen.

Madeleine OberliÜbersetzung (f/d): Frédy Imhof

Mehrheit gegen sprachliche Trennung■ PV Wallis

Wie verkaufe ich mein selbst gebrautesBier auf einem umkämpften Markt,gegen eine alteingesessene und auchfinanziell gut gestellte Brauerei? DerSBV möchte mit dem VPV fusionie-ren. Wollen wir eine Miliz- oder eineProfiorganisation? Was soll unsereSektionszugehörigkeit bestimmen:Wohnort oder Dienstort? Fragen überFragen, die die Mitglieder an derHerbstversammlung bewegten.

Nach einer kurzen Begrüssungdurch Vorstandsmitglied MartinKünzler erläuterte der Braumeisterder Kornhausbrauerei Rorschach diekurze Geschichte des noch jungenUnternehmens. Entstanden ist dieKornhausbrauerei aus der bekanntenBrauerei Löwengarten. Nach derenSchliessung vor vier Jahren und derÜbernahme durch die regionaleBrauerei Schützengarten St. Gallenfühlten sich einige Mitarbeiter undglücklicherweise der Braumeister zujung, um schon Arbeitslosenunter-stützung zu verlangen. Im Gebäudeder ehemaligen Roco-Konserven-fabrik eröffneten sie die neue Korn-hausbrauerei. Unter dem Druck derfehlenden finanziellen Hilfe der Ban-ken gründeten sie die Brauereischliesslich mithilfe der Konsumen-ten, die nicht ein 08/15-Bier trinkenwollten, sondern sich ein Bier mitHeimat wünschten. Ein Trend, der

sich bereits in der ganzen Schweizentwickelt. Nach Besichtigung undDegustation der diversen Bierspeziali-täten konnten sich die Versammel-ten auch den «trockenen» Themenwidmen.

Martin Künzler informierte überdie Fusion SBV/VPV. Eine konsultati-ve Abstimmung zeigte, dass die Mit-gliedschaft eine professionelle Struk-tur wünscht. Damit könnte dem Pro-blem der Freiwilligenarbeit entgan-gen werden. Ausserdem stimmte dieVersammlung über zwei Anträge vonClemens Cola z. H. DK/GAV-Konfe-renz ab. Die Anträge über pauscha-lierte Zeitzuschläge für Nebenarbei-ten und die neue Jahresarbeitszeit-abrechnung 1. 1. bis 31. 12. statt 1. 4.bis 31. 3. wurden klar angenommen.Die konsultative Abstimmung zurSektionszugehörigkeit erbrachte ei-nen Trend in Richtung Wohnort derMitglieder. Einige Infos betreffendToco und Pensionskasse beendetenden offiziellen Teil der Versammlung.Etliche Unentwegte genossen nocheinige Gläser der vorzüglichen Bier-spezialitäten des Hauses.

An der kommenden Frühlingsver-sammlung vom 31. März in St. Gal-len werden wieder diverse Themenbehandelt, und der Vorstand hofftauf einen grossen Aufmarsch derMitglieder. Jürg Zürcher

Fusion SBV/VPV: Profistruktur gewünscht■ SBV Ostschweiz

Präsident Heini Eggenberger begrüss-te am 8. November 66 interessierteMitglieder zur Herbstversammlung.Grüsse gingen u.a. an die Mitglieder,die wegen Krankheit oder aus andernGründen nicht teilnehmen konnten.

Der Mitgliederbestand beläuft sichnach einem Eintritt, zwei Übertrittenund zwölf Todesfällen auf 499 Perso-nen. In einer Gedenkminute unddurch Erheben von den Sitzen ehrtendie Versammelten die Verstorbenen.Die Reise 2011 wird als gelungen be-trachtet. Nochmals herzlichen Dankan Marco Blaser und Gusti Mettlerfür Kaffee und Gipfeli im Zug. DerVorstand hat sich für die Sektionsrei-se vom 28. August auf eine Busreisein den Schwarzwald geeinigt: Fahrtzum Titisee, dem Schluchsee entlangnach Grafenhausen zur Mittagsrastim Restaurant Rothaus der BadischenStaatsbrauerei (Kosten: Fahrt 40 Fran-ken, Essen zirka 30 Franken).

Neue Bahntarife FVP ab Fahrplan-wechsel vom 11. Dezember: Die Prei-se für das GA Senioren und Tageskar-ten 2. Klasse bleiben gleich. Das GAPlus Duo Partner 2. Klasse wird 25Franken teurer. Der Aufschlag für GASenioren und GA Plus Duo Partner1. Klasse beträgt 100 Franken, die Ta-

geskarten 1. Klasse werden 2 Frankenteurer. Der PV möchte, dass GA FVPund Tarifverbundabo am Schalterausgegeben werden, damit wäre eineBezahlung mit Rekaschecks möglich.Die Änderungen der SEV-Statutenmachten auch einen Neudruck derPV-Statuten nötig. Bei unserer Sek-tion können die nötigen Anpassun-gen handschriftlich erfolgen. An derHauptversammlung am 6. März zeigtund kommentiert Sepp Lenherr Bil-der vom Murgtal bis Colorado. Ge-ehrt wurden zwei Jubilare mit 40 Jah-ren, zwei mit 50 Jahren und die Jubi-lare Flurin Carl, Peter Flury und HansHitz mit 60 Jahren beim SEV.

Thomas Baumgartner, Leiter Pro-duktion RhB, referierte in Kurzformüber die Vergangenheit, Gegenwartund Zukunft der Rhätischen Bahn.Grosser finanzieller Bedarf für die an-stehenden Aufgaben bestehe in dennächsten Jahren. Der Neubau des Al-bulatunnels, die Kontrolle und Reno-vierung aller Brücken und Tunnelssowie die Anschaffung von neuemRollmaterial werden Leitung und Per-sonal sehr stark fordern.

Mit einem Imbiss endete die Ver-sammlung.

Hans Erni

Nächste Reise führt in den Schwarzwald■ PV Buchs-Sargans-Chur & RhB

23. Mai 2011 bis 30. April 2012

4 bis 5 Werbungen* 50 Franken6 bis 8 Werbungen* 100 Franken9 bis 12 Werbungen* 300 Franken13 bis 16 Werbungen* 500 Franken 17 bis 19 Werbungen* 700 Franken * = Eingangsdatum beim SEV20 und mehr Werbungen* 1000 Franken (VPT-Mitglieder)

Die Beträge werden in Reka-Checks ausbezahlt und an den jeweiligen VPT-Tagungen2012 abgegeben.

Weitere Informationen bei [email protected].

MITGLIEDER-WERBEAKTION

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18 SEKTIONENkontakt.sevNr. 24/118. Dezember 2011

Vizepräsident bzw. Präsidentad interim Pascal Graf konn-te einige Mitglieder sowieZPV-Zentralpräsident Andre-as Menet zur Mitgliederver-sammlung begrüssen.

Peter Th. Braunschweigerinformierte über die Geschäf-te der Peko. Bei der Billett-pflicht konnten einige zu-sätzliche Kulanzregelungenausgehandelt werden. Weitererreichte die Peko, dass dieDienstkleidung mit winter-tauglichen Stücken erweitertwird. Die E-Mail-Adresse fürAnliegen des Zugpersonalslautet: [email protected].

Andreas Menet hatte di-verse Informationen desZPV/SEV. Das Projekt Team-struktur ist abgeschlossenund befindet sich in der Um-setzungsphase. In Basel wirdes eine Verzögerung geben,voraussichtliche Einführungder Teamstrukturen ist imDezember 2015. Auch erhiel-ten wir noch weitere Infos

aus Sicht der Gewerkschaftzum Thema Billettpflicht.Der ZPV konnte eine Verein-barung mit den SBB aushan-deln: keine Stichkontrolle imFernverkehr, kein Personal-abbau, weitreichender Hand-lungsspielraum (Kulanzrege-lung), «WeiterentwicklungZugpersonal» wird weiterge-führt mit Zweierbegleitungund die direkten Vorgesetz-ten unterstützen das Zugper-sonal voll und ganz bei derUmsetzung. Es scheint so,dass die Kundschaft mit derPhilosophie «Service Après-Vente» falsch erzogen wur-den und das Zugpersonalnun «das Kind» umerziehenmuss. Die Zugbegleiter/innensind die Leidtragenden. DerZPV wird eine spezielle E-Mail-Adresse eröffnen, aufdie Vorkommnisse des Zug-personals im Zusammen-hang mit der Billettpflicht zumailen sind und gesammeltwerden. Wir sind gespannt

auf die Resultate der nächs-ten Personalzufriedenheits-umfrage.

Einstimmig nahm dieVersammlung das überarbei-tete Geschäftsreglement ZPVBasel an. Neu gibt es einenRegionalverkehrsvertreter imVorstand. Carmine Cucci-niello wurde mit Applaus inden Vorstand aufgenom-men. Wegen Meinungsver-schiedenheiten erfolgten imVorstand drei Rücktritte. Beiden Ersatzwahlen wurdeneinstimmig Marco Suter alsGPK-Mitglied und Hans Pe-ter Zürcher als GPK-Ersatz-mitglied gewählt. Das Amtdes Präsidenten bleibt bis zurersten Mitgliederversamm-lung vakant.

Der Vorstand des ZPV Ba-sel wünscht allen Mitglie-dern, den Pensionierten so-wie allen Angehörigen froheFesttage und alles Gute im2012.

Manuela Fontana

Das Präsidentenamt bleibt vakant■ ZPV Basel

Präsident Marco Bellolikonnte leider nur eine kleineGruppe von Teilnehmendenzur RegionalversammlungMitte vom 17. November inBellinzona begrüssen.

SEV-GewerkschaftssekretärAngelo Stroppini verwies aufden Erfolg der Resolution, diein Airolo verabschiedet wur-de: Der Gotthardbasistunnelwird zweimännig befahren.Zur Sicherheit gehört nichtnur die technische Kompo-nente, sondern auch diemenschliche. In Pollegio ent-stehen neue Arbeitsplätze, lei-der haben RP und Clean miteinem Abbau zu rechnen.

SEV-Präsident Giorgio Tu-ti informierte über die ge-plante Liberalisierung des Ei-senbahnverkehrs. Es kom-men grosse Probleme betref-fend die Gesetzte der Libera-lisierung auf uns zu. Abge-klärt werden müsse, was zu-erst gelte, das schweizerischeEisenbahngesetz oder die

EU-Reglemente. Es müsstenVereinbarungen getroffenwerden, wie sie das Zugper-sonal bei Lyria habe, so kön-ne man Lohndumping unddie Aushöhlung des Arbeits-zeitgesetzes verhindern.

ZPV-Zentralpräsident An-dreas Menet informierte zurBillettpflicht. Der VöV hatdieser zugestimmt, jedoch istdie SBB die einzige Firma, diesie umsetzt! Es war nichtmöglich, dieses Projekt um-zustossen, weil die SBB be-reits entschieden hatte. Nachder Petition hatten die Pekound der SEV wenigstensnoch eine Mitgestaltungs-möglichkeit. Bei Vorfällen istes wichtig, diese per ESI zumelden; gleichzeitig könnensie auch der Peko oder demSEV gemeldet werden. Nurso können allenfalls Ände-rungen eingebracht werden.Nutzt die Bandbreite der Ku-lanzmassnahmen aus!

Martina Tschanz

Billettpflicht: Vorfälle melden■ ZPV Regionalversammlung Mitte

Das Berufsbild der Zugbeglei-terinnen und ZugbegleiterS-Bahn (ZuS) wird auf den31. Dezember 2011 aufgeho-ben. Die Sektionsmitgliederentschieden sich an derGeneralversammlung vom15. November in Glattbruggeinstimmig für die endgülti-ge Auflösung ihrer Sektion.Ebenfalls einstimmig stimm-te die Versammlung demVorschlag des Präsidentenzu, dass für die Kassenabnah-me keine zusätzliche ausser-ordentliche Generalversamm-lung abgehalten werden muss.Sie erteilte der Geschäftsprü-fungskommission den Auf-trag, zusammen mit demKassier und dem Sektions-vorstand sowie zwei Vertre-tern (Präsident und Kassier)der ZPV-Sektion Zürich-Schaffhausen die Kassenab-nahme vorzunehmen.

Die Sektion zählt zurzeit145 Mitglieder. Mit Ausnah-

me von sechs Mitgliedernaus dem Depot Ziegelbrücke,die zur ZPV-Sektion Rhein-tal-Chur wechseln, werdendie Mitglieder am 31. De-zember 2011 in die ZPV-Sek-tion Zürich-Schaffhausenmutiert. Kollege Reto Brüll-hardt, der als Gast teilnahm,zeigte sich erfreut, dass derZPV Zürich-Schaffhausen dieMitglieder bei sich aufneh-men darf. Er finde es wichtig,dass alle weiterhin gutversorgt sind. Er sicherteden Versammelten zu, dassan der Generalversammlungvom 16. März der ZPV-Sek-tion Zürich-Schaffhausenzwei Vertretungen des Regio-nalverkehrs für die Wahl inden Vorstand als Beisitzer,bzw. Depotvertreter vorge-schlagen werden. Somit wer-de der Regionalverkehr wei-terhin im Zugpersonalver-band vertreten sein.

Thomas Maurer

Die Sektion wird aufgelöst■ ZPV Regionalverkehr Ost

An der Generalversammlungvom 10. November nahmen43 Mitglieder teil. Gastrefe-rent war Stefan Engler, Ver-waltungsratspräsident RhB,dem Obmann Felix Murkherzlich zum Wahlerfolg alsStänderat GR gratulierte.

Mit dem interessanten Re-ferat von Stefan Engler be-gann die Versammlung. DerVR-Präsident übt sein Amtseit 1. Januar 2011 aus, hattezuvor schon viele Jahre imVerwaltungsrat der RhB Ein-sitz. Ganz wichtige Eckpfeilerstehen der RhB in dennächsten Jahren bevor. 2014feiert das Unternehmen sein125-jähriges Bestehen. DieRhB benötige in den kom-menden Jahren 120 Millio-nen Franken für Erneuerun-gen von Schiene, Brückenusw. Ins neue Rollmaterialmüssten zirka 250 MillionenFranken investiert werden.Der grosse Brocken werde derneue Albulatunnel sein. Daseien rund 260 MillionenFranken nötig. Der Baube-ginn sei im 2014 geplant.

Ein wichtiger Schritt fürRhB und Personal werde derneue FAV sein, der mit demSEV verhandelt wird. Aller-dings ist dies ein saftigerBrocken für alle Parteien.

SEV und Personal RhB sowiePensionierte haben eine Peti-tion für ein gutes Lohnsys-tem und Ruhetagsregelungusw. lanciert mit Eingabeam 5. Dezember 2011 um«5 Minuten vor zwölf». Dadie Pensionierten seit demJahre 1993 keinen Teue-rungsausgleich mehr erhal-ten haben und auch bis aufWeiteres keiner ausbezahltwird, versuchen sie mit demSEV zusammen beim Ver-waltungsrat und der Direkti-on RhB einen einmaligen Be-trag zu erwirken. Die Pensio-nierten hoffen, dass der SEVihre Forderung bei der RhBerfolgversprechend verhan-deln kann. (Die SBB-Pensio-nierten haben auch einenAnlauf in diese Richtung ge-nommen.)

Eine sehr wichtige Aussa-ge des VR-Präsidenten war,dass die RhB sich nichtzu weit von der Kundschaftentfernen dürfe (Automati-sierung, Personalabbau, Sta-tionsschliessungen usw.). Fürdiese Aussage erhielt der Re-ferent riesigen Applaus. Ver-schiedene Fragen aus derVersammlung beantworteteStefan Engler kompetent.

Die üblichen Traktandenwurden speditiv über die

Runden gebracht. Der bis-herige Vorstand wurde inglobo und mit Applaus wie-dergewählt. Leider hatte dieSektion auch zehn Todesfälleim vergangenen Vereinsjahrzu beklagen. Die Versamm-lung legte zu Ehren der Ver-storbenen eine Schweigemi-nute ein.

In einem kurz verfasstenJahresbericht streifte der Ob-mann das verflossene Jahr, indem zwei Wanderungen unddie Sommerreise durchge-führt wurden. Die Branchen-tagung Pensionierte wird am22. März in Olten durchge-führt. Haltet dieses Datumfrei, die Ausschreibung folgt.Herzlichen Dank an SEV-Ge-werkschaftssekretär PeterPeyer, dass er alle Jahre beiden Pensionierten ist. «Peter,gib Gas, auch für die alteGarde.» Mit dem Hinweis aufdie nächstjährige Versamm-lung am 8. November inThusis schloss Felix Murk dieVersammlung. Es wäreschön, nächstes Jahr noch ei-nige Mitglieder mehr begrüs-sen zu dürfen. Es wurdennoch etliche Gespräche zumThema RhB und über das ge-hörte Referat geführt.

Felix Murk undMax Schmitz

RhB-Verwaltungsratspräsident besucht Pensionierte■ VPT RhB, Pensionierte SB

B

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AGENDA ......

19kontakt.sevNr. 24/118. Dezember 2011

Sektionen

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20. Dezember16 Uhr,Trimmis,Schützenhaus

■ ZPV Calanda undLPV LandquartChlausabend

Alle Mitglieder sind mit den Familienherzlich eingeladen. Ab 16 Uhr stehtdie Tür offen und ihr dürft eintrudelnzum Apéro und späteren gemeinsa-men Nachtessen. Da wir im Waldsind, ist es möglich, dass wir den Sa-michlaus beim Winterschlaf stören …Anmeldungen und Infos beiSabine Marugg, 079 604 73 71, undMatthias Kull, 078 633 68 40.

Pensionierte

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15. Dezember14 Uhr ,Erstfeld,PfarreizentrumSt. Josef

■ PV UriAdventsfeier

Adventsfeier im üblichen Rahmen.Wir laden alle Verbandsmitglieder mitPartner/in herzlich ein, mit uns einenbesinnlichen Nachmittag bei weih-nachtlicher Stimmung zu verbringen.Der Vorstand freut sich auf zahlreichesErscheinen.. Türöffnung: 13.20 Uhr.

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15. DezemberAb 11.30 UhrBrig-Glis,RestaurantRiver Side(zehn Geh-minuten vomBahnhof)

■ PV WallisWeihnachtsfeierfür das Oberwallis

Die Feier beginnt mit dem gemeinsa-men Mittagessen. Beim Kaffee folgtdie Abgabe der versilberten und ver-goldeten SEV-Abzeichen für 25 und40 Jahre SEV-Mitgliedschaft. Die Mit-glieder mit 40, 50 und 60 JahrenTreue zum SEV erhalten ihre Ehrenur-kunden (die betroffenen Mitgliederwurden persönlich eingeladen). Einegrosse Tombola mit attraktiven Prei-sen wartet auf die Gewinner/innen.Natürlich fehlt auch der traditionelleGlühwein mit Stäckli zum Ausklangnicht. Der Vorstand freut sich auf eini-ge gemütliche Stunden. Also nachdem Motto «Alle kommen nach Brig!».Unkostenbeitrag: 30 Franken pro Per-son, Mehrkosten übernimmt die Sek-tionskasse. Anmeldung bis spätestens9. Dezember (bitte Frist nicht verpassen)an Rudolf Luggen, Postfach 493, 3900Brig, mit dem im März zugestelltenTalon, Postkarte, 027 923 21 39 oder076 202 21 39, [email protected].@ www.sev-pv.ch/wallis-valais

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14. DezemberAb 11.30 Uhr,Martigny, Sallecommunale,Rue des Petits-Epineys

■ PV WallisWeihnachtsfeierfür das Unterwallis

Details siehe Weihnachtsfeier für dasOberwallis des PV Wallis am 15. De-zember. Anmeldungen bis spätestens9. Dezember (bitte Frist nicht verpas-sen) an Madeleine Oberli, Rue deCatogne 3, 1890 St-Maurice, mit demim März zugestellten Anmeldetalon,Postkarte oder unter 024 485 25 28.@ www.sev-pv.ch/wallis-valais

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14. Dezember14.30 Uhr,Düdingen,Hotel Bahnhof

■ PV BernWeihnachtsfeier

Bern HB ab 13.45 Uhr. An der traditio-nellen Feier im festlichen Rahmenwirken mit: Männerchor der pensio-nierten Eisenbahner Bern, PfarrerHans-Ulrich Schäfer und eine Panflö-tengruppe unter der Leitung vonFranziska Kiener, Bolligen. Alle Mit-glieder und Angehörigen sind herzlicheingeladen.

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14. Dezember14 Uhr, Basel,Volkshaus,grosser Saal

■ PV BaselWeihnachtsfeier

Alle Mitglieder samt Partner/in sindzum bunten Nachmittag eingeladen.Lustige Musikanten und fröhlicheSänger freuen sich auf regen Besuch.Erbauliches und die Kaffeepause er-gänzen das kurzweilige Programm.

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20 AGENDAkontakt.sevNr. 24/118. Dezember 2011

Sport und Kultur

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18. DezemberZweisimmen,MountainRides

■ SVSE Ski / ESV Olten SkiESV-Anskiet(Snowopening)

Zum traditionellen Auftakt der Ski-saison 2011/2012 des ESV Olten er-warten wir einen Grossaufmarsch –egal, ob Mitglied oder Nichtmitglied,egal, ob allein oder in Begleitung. Ver-pflegung aus dem Rucksack oder in ei-nem der Restaurants. Auskunft überdie Durchführung am 17. Dezemberab 13 Uhr unter 062 296 69 57. Da-mit die Langläufer/innen ausgeruhtauch am Anskiet teilnehmen können,wurde der 18. Dezember gewählt! Ab-fahrt in Olten um 7.29 Uhr (Ankunft:9.19 Uhr), Rückkehr um 17.01 Uhr(Ankunft in Olten um 19.00 Uhr).@ www.esvolten.ch

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Termine 2012

16. bis28. Januar

4. bis18. Februar

25. Februarbis 11. März

17. bis31. März

16. bis28. April

5. bis19. Mai

4. bis17. Juni

18. bis30. Juni

16. bis26. August

1. bis15. September

24. Septemberbis 6. Oktober

6. bis20. Oktober

27. Oktober

■ SVSE-Kegeln

21. BaslerSESKV-Meisterschaft

2. Rössli-SESKV-Meisterschaft

28. FreiburgerSESKV-Meisterschaft

36. AargauerSESKV-Meisterschaft

42. OberländerSESKV-Meisterschaft

10. GenferSESKV-Meisterschaft

47. WalliserSESKV-Meisterschaft

35. SeeländerSESKV-Meisterschaft

35. ZentralschweizerischeSESKV-Meisterschaft

12. SchaffhauserSESKV-Meisterschaft

48. SchweizerischeSESKV-Americaine

51. SchweizerischerSESKV-Gruppenwettkampf

SchweizerischerEinzelcup A + B

Details siehe www.svse.ch, Kegeln

Kegelcenter Ruchfeld, Münchenstein

Kegelsportzentrum Restaurant Rössli,Heimberg

Restaurant Löwen, Kerzers

Restaurant Linde, Mühlethal

Restaurant Bellevue, Schwäbis/Thun

Café Chez René, Les Acacias

Restaurant Aletsch, Naters

Restaurant Gottstatterhaus, Biel

Kegelsporthalle Allmend, Luzern

Kegelzentrum Golden Star, Schaff-hausen

Restaurant Gottstatterhaus, Biel

Café Chez René, Les Acacias

Restaurant Schmiedhof, Zürich-Wiedikon

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28. Dezember ■ ESC WinterthurSkitour/Wanderung T1:Gibswil–Scheidegg–Gibswil

Route je nach Wetterverhältnissen.Wanderzeit 5 Stunden, +/–450 m, Stö-cke mitnehmen. Mittagessen in derAlpwirtschaft. Billette Gibswil retourlösen. Anreise: Winterthur ab 8.44Uhr; Zürich ab 8.40 Uhr via Rüti.Heimkehr ab Gibswil 16.24 oder spä-ter. Anmeldung bis 26. Dezember anToni Wiedmer, 052 383 29 97, unter-wegs 079 733 50 92.

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8. Januar13 Uhr,Kandersteg,RestaurantBahnhofbuffet

■ Bergklub FlügelradBernWintertag Kandersteg

Langlaufen, wandern oder einfach dieSonne geniessen. Wir treffen uns zu-erst zu einem gemütlichen Mittages-sen. Anmeldung bis 6. Januar beiGerhard Niklaus, 031 911 39 47. Wirfreuen uns auf viele Teilnehmende.Der Vorstand wünscht euch froheWeihnachten und guten Rutsch insneue Jahr.

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17. und18. Dezember

■ ESC WinterthurSkitour (je nach Verhält-nissen) im Maighelsgebiet

Abfahrt in Zürich um 8.31 Uhr nachOberalppasshöhe. Skitourenausrüs-tung. Verpflegung: in der Hütte Halb-pension und aus dem Rucksack.Übernachtung: SAC Maighelshütte.Billette: Nach Oberalppass retour.Auskunft und Anmeldung bei PeterHottinger, Speisenackerstrasse 2,9547 Wittenwil, 052 366 80 08 oder076 390 21 09.

Baur Max, pensionierterSchienentraktorführer, Winterthur;gestorben im 89. Altersjahr.PV Winterthur-Schaffhausen.

Brunner Isidor, pensionierterLokomotivführer, Basel; gestorbenim 85. Altersjahr. PV Basel.

Clénin Marcel, Basel;gestorben im 71. Altersjahr.SEV Externe Mitglieder.

Flury Edith, Witwe des Otto,Stansstad; gestorben im86. Altersjahr. PV Luzern.

Hausherr Urs, pensionierterZugführer, Siggenthal Station;gestorben im 74. Altersjahr.PV Aargau.

Hermann Ida, Witwe desTheodor, Susten; gestorbenim 88. Altersjahr. PV Wallis.

Imstepf Otto, pensionierterStellwerkbeamter, Glis;gestorben im 87. Altersjahr.PV Wallis.

Keller Albert, St. Gallen;gestorben im 98. Altersjahr.PV St. Gallen.

Keller Werner, pensionierterSchienentraktorführer, Ins; gestorbenim 78. Altersjahr. VPT BLS.

Lüpold Jost, pensionierterRangiermeister, Luzern; gestorbenim 95. Altersjahr. PV Luzern.

Lüthi Emma, Witwe des Fritz,Zürich; gestorben im 87. Alters-jahr. PV Zürich.

Meier Alfred, pensionierter Zug-führer, Birmenstorf AG; gestorbenim 87. Altersjahr. PV Aargau.

Obst Hans, Guntmadingen;gestorben im 87. Altersjahr.VPT Deutsche Bahn.

Peter Jakob, pensionierterStellwerkbeamter, Gebenstorf;gestorben im 87. Altersjahr.PV Aargau.

Ruppen Elisabeth, Witwe desKarl, Naters; gestorben im92. Altersjahr. PV Wallis.

Schwarb Johann, pensionierterSchienentraktorführer, Eiken;gestorben im 81. Altersjahr.PV Aargau.

Soldati Remo, pensionierterZugführer, Luzern; gestorbenim 95. Altersjahr. PV Luzern.

Stadelmann Franz, pensionierterGeleisemonteur, Hochdorf; gestorbenim 85. Altersjahr. PV Luzern.

Steger Valentin, pensionierterGeleisemonteur, Oberriet SG;gestorben im 90. Altersjahr.PV Buchs-Sargans-Chur & RhB.

Wintsch Anna, Witwe des Georg,Schwanden GL; gestorben im89. Altersjahr. PV Zürich.

KorrigendumIrrtümlich war in der letzten AusgabeHeinz Kägi-Brawand als verstorbengemeldet. Wir entschuldigen uns beiunserem Kollegen für das Versehen.

TOTENTAFEL

www.sev-online.ch

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SERVICE ......

21kontakt.sevNr. 24/118. Dezember 2011

Im «Sonntag» vom 6. November istunter dem Titel «Rentenabbau» Fol-gendes zu lesen: «Bei der Diskussionum die Sanierung der Pensionskassengeraten auch die Rentner in den Fokus[…]. Letzteres Ansinnen unterstützensowohl Ökonomen wie der ehemaligeLeiter der ETH-Konjunkturforschungs-stelle, Bernd Schips, wie auch ein Ar-beitnehmervertreter. So sagte HubertGiger, Präsident der Lokführergewerk-schaft VSLF, nach der Bekanntgabeeinschneidender Sanierungsmassnah-men bei der SBB-Pensionskasse, zum‹Sonntag›: ‹Es darf nicht sein, dass dieArbeitnehmer in den nächsten zehnJahren bluten müssen, während dieRentner sich nicht an der Sanierungmitbeteiligen. Die Pensionierten müs-sen mithelfen, die SBB-Pensionskassezu sanieren!›»

Dieser Pseudogewerkschafter ent-blösst seine Inkompetenz und seinennackten Egoismus. Er weiss nicht, dass

wir Rentner schon seit 2004 auf denTeuerungsausgleich auf den Rentenverzichten müssen und damit längstunseren Beitrag an die Sanierung derSBB-Pensionskasse leisten. Solche Aus-sagen sind Wasser auf die Mühlen desEconomiesuisse-Präsidenten, GeroldBührer, seines Zeichens Vizepräsidentdes Lebensversicherers Swiss Life!

Bei jährlich steigenden Kranken-kassenprämien, steigenden Alters-heim- und Pflegekosten die Rentenkürzen? Die pensionierten Mitgliederdes VSLF lassen ihren Präsidenten si-cher grüssen. Es ist einfach unglaub-lich, dass er noch den Mut hat, sichPersonalvertreter zu nennen. Er spieltmit seinen unqualifizierten Aussagenden Ball in die Hände der Gegner derArbeitnehmer und Rentner undmerkt es nicht einmal. So hoffe ichzumindest – sollte er es bewusst ma-chen, gehörte er abgewählt!

Urban Zimmerli, Aarburg

Ein Pseudogewerkschafter

Leserbrief

Wer ein Fahrzeug lenkt, hat in derRegel eine Ausbildung gemacht, diedem zu beherrschenden Fahrzeug-typ entspricht. Es ist undenkbar, dassein Lastwagenchauffeur von heuteauf morgen ein Frachtcontainer-schiff über den Stillen Ozean lenkendarf. Oder vielleicht doch nicht? Istes vielleicht gar nicht so wichtig, obder neue Brummi Räder hat? Mangeht auf die Brücke, fährt mit demOzeanriesen volle Kraft voraus undkümmert sich nicht um die Mei-nung der Offiziere und des erfahre-nen Personals.

Was auf den ersten Blick absurdklingt, ist bei der SBB tatsächlichmöglich. Jeannine Pilloud kommt alsOutsiderin zur SBB und wird, ohnedass sie sich in unserem Betrieb jahre-lang Fachwissen erworben hätte, zurVerkaufschefin ernannt. Natürlichfährt sie sofort mit Volldampf drauf-los, denn Wasser hat bekanntlich kei-

ne Balken. Wir Altgedienten könnenda nur noch voller Schrecken zur Sei-te springen.

Konkret heisst das, dass Frau Pil-loud das bisherige Billettkontrollsys-tem auf den Kopf stellen will, ohnesich gross um die Erfahrung des be-troffenen Personals zu kümmern, daszum Teil seit 30 und mehr Jahren beider SBB arbeitet, während sie selbst esin dieser Firma erst auf ein halbesJahr gebracht hat.

Berechtigte Bedenken hinsicht-lich Kundenzufriedenheit, Akzep-tanz, Verlust von bisher motiviertenAngestellten, gigantischer Bürokra-tie, Aggressionen gegen das Zugper-sonal und Imageverlust wischt FrauPilloud wie Brosamen vom Tisch.

Hoffen wir trotz allem, dass FrauPillouds Schiff, auf dem ja noch an-dere Leute mitfahren, nicht auf einRiff aufläuft! Martin Hofer,

Zugchef SBB, Chur

Personal ist besorgt

Leserbrief

§Auch Verfügungen von Ämtern oder Versicherungen muss man nicht einfach schlucken. Mit rechtlicher Unterstützung kann man seine Ansprüche durchsetzen.

Martina* arbeitet seit fastzwanzig Jahren bei der SBB,als sie erhebliche gesundheit-liche Probleme bekommt.Man muss dazu sagen, dassdie unaufhörlichen Reorga-nisationen im Unternehmenihr nicht erspart gebliebensind und dass die täglich fürsPendeln aufgewendete Zeitfür sie immer schwieriger zuertragen wird.

Sie leidet unter einemBurnout und unter Depressi-onen und kommt vollstän-dig an den Anschlag. Es wird

Hürdenlauf mit versöhnlichem EndeLink zum Recht

ein Antrag für eine Invali-denrente gestellt und die Be-richte der behandelnden undspezialisierten Ärzte sagen al-le das Gleiche aus. Die IVlässt eine Expertise erstellen,anschliessend bestätigt einArzt des regionalen medizini-schen Dienstes der IV dieFeststellungen der Expertise.

Rekurs gegen die Verfügung

Trotz all dieser übereinstim-menden Berichte lehnt dieIV die Ausrichtung einerRente ab. Die gesundheitli-

chen Probleme seien nichtdie Folge einer Krankheit,sondern hätten psychosozia-le und soziokulturelle Ursa-chen. Martina, die vom SEVbei ihren Bemühungen beider SBB und der IV unter-stützt wird, macht einen Re-kurs gegen die ablehnendeIV-Verfügung.

Expertise nicht berücksichtigt

Das Gericht kommt schnellzur Feststellung, dass die IVweder die Berichte und Be-scheinigungen der Ärzte

noch die Expertise in seineÜberlegungen einbezogenhat – obschon sie ja selbst imLauf des Verfahrens auf die-ser Expertise bestanden hat-te. Des Weiteren bestätigt jaauch der IV-eigene medizini-sche Dienst die Feststellun-gen der Expertise.

Aufgrund dieser Überle-gungen heisst das Gerichtden Rekurs gut und sendetdas Dossier zur Neubeurtei-lung an die IV-Stelle zurück.Ausserdem erwähnen dieRichter, aufgrund des Alters

von Martina, die kurz vor derPensionierung steht, sei zuprüfen, ob sie bei realistischerBetrachtung aller Umständeüberhaupt eine wirklicheChance habe, eine neue Stel-le zu finden.

Voller Erfolg also für denSEV-Rechtsschutz, dessenKosten ersetzt werden undder zusätzlich eine Entschä-digung von 1000 Franken fürdie Vertretung von Martinazugesprochen erhält.

Rechtsschutzteam SEV* Name geändert.

Bahnhöfe faszinieren, seit essie gibt, die Menschen: dieje-nigen, die hier arbeiten, wieauch jene, für die sie nur einDurchgangsort vom Tramauf den Zug sind. Das Buchüber den Zürcher Haupt-bahnhof spricht im Unterti-tel denn auch von einem«faszinierenden Kosmos»,der hier auf 160 Seiten zwi-schen Buchdeckeln porträ-tiert wird. Mit vielen Bildern

der Fotografin Nathalie Gui-nand und mit kenntnisrei-chen Texten von MartinWalker, in die auch zahlrei-che Anekdoten eingestreutwerden, wird einem derHauptbahnhof Zürich, «dergrösste Bahnhof derSchweiz», näher gebracht.

In den Texten schwingtStolz mit, Stolz auf die ein-drücklichen Zahlen, die fastjeden Fakt aus dem Bahnhof,

von der Zahl der Gipfeli biszu jener der Weichen undZwergsignale, begleiten. Des-halb ist das Buch, das «sicht-bare und unsichtbare Weltenin Wort und Bild» abbildenwill, auch ein ziemlich um-fassendes Nachschlagewerkgeworden – gerade auch fürjene, die selbst am Bahnhofarbeiten.

Wer selbst ab und zu län-ger im Bahnhof verweilt, hier

essen oder einkaufen gehtoder einfach mal einen Mor-gen oder Nachmittag langim Wartsaal sitzen bleibt, umdem Leben zuzuschauen,wird freilich genau dies ver-missen: Die Texte rapportie-ren die Zahlen, für das Lebenhätte es eines reportagearti-gen Vorgehens bedurft. Unddie Bilder zeigen zwar zahl-reiche Ecken in und um denBahnhof, auch verborgene

und für den «Normalreisen-den» schwer zugängliche,aber die unsichtbaren Wel-ten können sie naturgemässnicht abbilden. Das Buch istdeshalb eine nützliche Ge-dankenstütze, den Bahnhoferleben muss man immernoch selbst. pan.

Martin Walker: Zürich HB. Por--trät eines faszinierenden Kos-mos. Fona Verlag, 2011. 36.90

Die vielen Gesichter des Bahnhofs Zürich in Wort und Bild

Der Buchtipp für Zürcher und für Bahnbenützende

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«OHNE UNS – KEIN ÖFFENTLICHER VERKEHR»

Ohne Migrantinnen und Migranten gäbe es nicht nur bei Bau und Unterhalt der Infrastruktur Personalengpässe, sondern noch in vielen weiteren Bereichen.

Der von RolfMeier, Vizekom-mandant der Be-triebswehr SBB,empfohlene Weih-nachtsspaziergangbeginnt bei derPostautostation«Wohlen bei Bern, Gemeindehaus»:Von dort gehen wir durch die Kirch-gasse hinunter an den Wohlensee, zudem sich da die Aare staut. DieWohleibrücke führt uns auf die ande-re Seite, wo der Wanderweg nachlinks abbiegt. Es lohnt sich aber, zu-erst noch kurz die prachtvollen Ber-ner Bauernhäuser im Weiler Wohleianzuschauen. Zurück beim Wander-weg folgen wir diesem über die Felderzu den mächtigen Sandsteinfelsen,

die wir bald danach erklimmen. DerWeg ist hier manchmal etwas rutschigund erfordert daher gutes Schuhwerk.Oben erreichen wir eine märchenhaf-te Lichtung: ein Bauernhaus mit ei-nem Flecken Land darum herum, woman auch mal Pferde weiden sieht.Gerade die Wintersonne, die schrägeinfällt und nur einen kleinen Teil derLichtung beleuchtet, macht die «Stür-lere» besonders schön.

Bald danach geht es hinunter zumTälchen des Gäbelbaches. Sobald wirden Wald verlassen haben, schwen-ken wir nach rechts und gehen tal-aufwärts. Der Bach darf sich hier seinBett noch selbst suchen, was sehr zurromantischen Stimmung beiträgt, diewir während der nächsten Viertel-stunde geniessen wollen.

Beim kleinen Tierpark am Fuss derdrei riesigen Scheiben der Gäbelbach-siedlung biegen wir links ab und se-hen nach der kurzen Steigung linkerHand auch die Holenacker-Türme inden Himmel ragen. Die Gäbelbach-siedlung stammt – wie das Tscharner-gut, dem wir später noch begegnenwerden – aus den frühen 60er-Jahrenund hatte national wie internationalPioniercharakter. Le Corbusiers Mar-seiller «Unité d’habitation» stand denArchitekten Hans und Gret Reinhard

beim Entwurf Pate. Wir gehen weitergeradeaus in die Waldmannstrasse.Rechts taucht jetzt das Tscharnergutauf, ebenfalls in den 60er-Jahrendurch die Reinhards erbaut. Das Bau-inventar der Stadt Bern lobt hier vorallem die «abwechslungsreiche Ver-teilung der Volumina» und die«Durchmischung der Wohnbevölke-

rung». Ein Rundgang durch die Sied-lung zeigt, dass sich das bis heute ge-halten hat.

Unser Spaziergang führt uns nochein kurzes Stück geradeaus weiter indie Murtenstrasse und endet bei derKirche Bethlehem. Von dort fahrenwir mit dem neuen Tram Bern Westins Stadtzentrum zurück. Jörg Matter

Zum Advent passende, kontrastreiche Wanderung vom Land in die Vorstädte Berns

Man muss nicht warten, bis einguter Stern den Weg weist, son-dern einfach von Wohlen bei Bernaus dem Wanderweg folgen. Die-ser führt über Sandsteinfelsen unddurch das romantische Gäbelbach-tälchen in das Berner Westquar-tier mit dem weihnachtlichen Na-men. Ein optisches Wechselbad.

Über Berg und Tal nach BethlehemzV

g

Die Neat ist in erster Linie einProjekt für die Schweiz. Nurwenn die Neat gebaut wird,kann die Bahn 2000 auch inden Alpenraum ausgedehntwerden. Die als Netzvariantekonzipierte Neat bringt für dieRand- und Bergregionen dieChance, durch die optimaleAbstimmung zwischen dennationalen Hauptachsen –Gotthard, Lötschberg, Linienim Wallis und nach Chur – undden regionalen öffentlichenVerkehrsmitteln gut funktionie-rende Transportketten zuschaffen. Die Neat bietet derBahn die Möglichkeit, auch imAlpenraum konkurrenzfähig zuwerden. Die Neat ist zudemzentraler Teil des europäischenEuro-City-Netzes, mit welchemeine Alternative zum Auto, aberauch zu den umweltbelasten-den Kurzstreckenflügengeschaffen werden soll.

VOR 20 JAHREN

Neat: Entlastungder Strasse

«Der Eisenbahner»vom 12. Dezember 1991 (gekürzt)

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22 FREIZEITkontakt.sevNr. 24/118. Dezember 2011

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IMPRESSUMkontakt.sev ist die Mitgliederzeitung der Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV und erscheint

vierzehntäglich.

ISSN 1662-8454.

Herausgeber: SEV, Bern, Telefon 031 357 57 57, Telefax 031 357 57 58

Redaktion: Peter Moor (Chefredaktor), Peter Anliker, Alberto Cherubini, Anita Engimann, Beatrice

Fankhauser, Markus Fischer, Françoise Gehring, Pietro Gianolli, Henriette Schaffter, Hélène Koch

Redaktionsadresse: kontakt.sev, Steinerstrasse 35, Postfach, 3000 Bern 6; [email protected],

Abonnemente/Adressänderungen: SEV, Mitgliederdienste, Steinerstrasse 35, Postfach, 3000 Bern 6;

[email protected]. Das Jahresabonnement kostet für Nichtmitglieder CHF 40.–.

Inserate: Zürichsee Werbe AG, Seestrasse 86, 8712 Stäfa; 044 928 56 11.

www.zs-werbeag.ch [email protected]

Produktion: AZ Medien, Aarau; www.azmedien.ch

Druck: Mittelland Zeitungsdruck AG, Solprint, Subingen. www.solprint.ch

Die nächste Ausgabe erscheint am 22. Dezember.

Redaktionsschluss für den Sektionsteil: 15. Dezember, 8 Uhr.

Inserateschluss: 12. Dezember, 10 Uhr.

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24 PORTRÄTkontakt.sevNr. 24/118. Dezember 2011

Tessa Jorio hat grosse him-melblaue Augen. Sie ist um-gänglich und warmherzig.Und sie macht es einemleicht, sie zu interviewen,denn sie ist direkt, aufrichtigund ehrlich, kommuniziertoffen und verzichtet aufwortreiche Umschweife.Man hat bei ihr sofort denEindruck, eine junge authen-tische Frau vor sich zu ha-ben, die es nicht nötig hat,einem etwas vorzumachen,wenn sie von sich spricht.

Tessa Jorio kommt aus derMesolcina – worauf sie sehrstolz ist – und aus einer Ei-senbahnerfamilie: Ihr Gross-vater war Zugchef. Ihre Fami-lienangehörigen freuen sichdenn auch sehr über ihrenberuflichen Wechsel in dieWelt der Eisenbahn. «MeineMutter ist sehr stolz auf mei-ne Berufswahl», sagt sie.

Bevor sie sich für eineneue Ausbildung im Bahnbe-reich entschied, absolviertesie die «Scuola propedeutica»und arbeitete mehrere Jahreals Krankenschwester. Zweiunterschiedliche Welten, abermit einem gemeinsamen Nen-ner: Kontaktfreudigkeit, Hilfs-und Dienstbereitschaft sowiedie Fähigkeit zuzuhören sindhier wie dort wichtig, dieseEigenschaften stellen im öf-fentlichen Dienst zweifelloseinen Mehrwert dar.

Die Tausenden von Menschen imZug haben alle ihre Geschichte

Weil Tessa Jorio das Reisenleidenschaftlich liebt, Bewe-gung braucht und immergerne neue Menschen undWelten kennenlernt, hat siesich auf ein Stelleninserat ge-meldet. Und während derAusbildung zur Zugbegleite-rin hat sie sich vom erstenTag an wohlgefühlt. «Ich

packte die unverhoffte neueberufliche Chance beimSchopf und bin sehr zufriedenmit meiner Wahl», erzähltTessa Jorio. «Der Instruktor,der mich ständig begleitete, istein fantastischer Mensch. Erwar genau die richtige Personfür mich. Daher lief meineAusbildung rund.»

Bei aller Begeisterung fürihren neuen Beruf ist sichTessa Jorio ihrer Rolle alsZugbegleiterin sehr genaubewusst. «Im Zug herrschtnicht immer nur eitel Freude.Neben sehr schönen, dank-baren Momenten gibt esauch schwierige, heikle Situa-tionen. Wer mit der Kund-schaft in Kontakt steht, mussauf alles vorbereitet sein unddarauf angemessen reagierenkönnen. Mit Menschen, dieguter Laune einen Ausflugmachen, lächeln und höflichsind, geht alles wie vonselbst. Aber die Tausendenvon Menschen, die den Zugnehmen, haben alle ihre Ge-schichte, ihre Probleme,Hoffnungen und Enttäu-schungen, ihre Ängste undFrustrationen. Von den Men-schen, die wir vor uns haben,wissen wir nicht, warum sieihre Reise antraten und ob sie

jene, die sie zurückliessen, wie-der sehen werden. Das machtunsere Aufgabe nicht einfa-cher. Am schwierigsten sinddie Situationen, in denen dieAggressivität eskaliert. Aberauch dann wissen wir, wie wiruns zu verhalten haben.»

Grosser Sinn für Gerechtigkeitund Solidarität

Wenn man Tessa Jorio sosieht, mit ihren grossen, him-melblauen Augen und ihremEngelshaar, ist sie die Anmutin Person. Und das ist sie auchwirklich. Wie es auch wahrist, dass sich hinter ihrem Lä-cheln eine erfahrene jungeFrau verbirgt, die die Heraus-forderungen des Lebenskennt, welche es auch seinmögen. Und die weiss, dassnicht jeden Tag im Leben dieSonne scheint. «Die Prüfun-gen auf meinem Weg habenmeinen Charakter gestärkt»,betont sie. Aber sie ist mitviel Optimismus ausgestattet,versprüht Begeisterung undsteckt andere mit ihrer Freu-de und Energie an. Ihr Mottoist, immer nach vorne zuschauen, und sie ist über-zeugt, dass jede Erfahrungdie Gelegenheit bietet, übersich hinauszuwachsen.

«In jedem Augenblick dei-nes Lebens kannst du so viellernen. Auch in den Ferien.Bei mir hinterliess eine Reisenach Laos besondere Spuren.Nicht nur die wunderbareLandschaft und die darin wieeingepassten Tempel habenmich sehr beeindruckt, son-dern auch die dortigen Men-schen sind aussergewöhnlich.Ich verdanke dieser Reise einMädchen, das ich von hieraus adoptierte. Auslöser warein besonderes Erlebnis: Alsich mich mit meinem Freundvon einem Dorf entfernte,winkte mir ein zwei- oderdreijähriges Mädchen immerwieder zu und versuchte al-les, um mich zur Rückkehrzu bewegen. Dieses Bild vollerMelancholie liess mich nichtmehr los. Nach der Heim-kehr informierte ich michüber die Möglichkeiten einerFernadoption und adoptierteein Mädchen aus Laos.»

Bei Tessa Jorio ist dieMenschlichkeit unmittelbarspürbar, ebenso ihre Aufmerk-samkeit gegenüber den Mit-menschen und ihr Sinn fürSolidarität, wenn es um dieUnterstützung einer guten Sa-che geht. Es erstaunt dahernicht weiter, dass der Beitritt

zur Gewerkschaft für sie völligselbstverständlich war. «AlsKrankenschwester war ich imVPOD. Dem SEV beizutretenwar für mich ganz natürlich»,erklärt die junge Zugbegleite-rin. «Die Gerechtigkeit ist fürmich ein sehr wichtiger Wert.Dafür setzt sich die Gewerk-schaft täglich ein. Der Kampfgegen jede Form von Unge-rechtigkeit und Diskriminie-rung ist fundamental.» Fun-damental sind für sie auch dieGleichberechtigung und dieChancengleichheit der Frau.

Françoise Gehring / Fi

Himmelblaue Augen, sonniges HerzAuch in schwierigen Momenten verliert Tessa Jorio nicht den Mut und versucht, das Leben stets von der besten Seite zu sehen

Die frisch diplomierte Zug-begleiterin erzählt von ih-rem neuen Beruf mit gros-ser Begeisterung. DerGewerkschaft beizutretenwar für Tessa Jorio ganzselbstverständlich. «DieGerechtigkeit ist ein sehrwichtiger Wert, auch imBerufsleben. Die Gewerk-schaft trägt dazu bei.»

frg

Tessa Jorio hat ein anmutiges Gesicht, Engelshaar und ein starkes Temperament, und der Kontakt mit den Mitmenschen fällt ihr sehr leicht.

Tessa Jorio kommt aus derMesolcina und wurde am24. November 1977 in Locarnogeboren. Sie ist geschieden,hat einen Sohn und lebt inLocarno. Nach der «Scuolapropedeutica» arbeitete siemehrere Jahre als Kranken-schwester, bevor sie ihr neuesberufliches Abenteuer bei derSBB begann. Ihre Hobbys sindReisen, Lesen, Schreiben undAstrologie. Am 27. Oktober2011 erhielt sie ihr Diplom alsZugbegleiterin überreicht.

BIO