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Schule Agrária 40 Jahre Leopoldina-Schule Beglaubigung des Zentral-Labors Kochkunst Nusskranz Die kulturelle Zeitschrift der donauschwäbischen Gemeinde von Entre Rios - Oktober 2012 / Auflage Nummer 98 Trachtentanzgruppe auf Europatournee Getränke: Von Donauschwaben selbst erzeugt Getränke: Von Donauschwaben selbst erzeugt In der Serie über „donauschwäbische Alltagsbräuche“, berichtet Zeitschrift Entre Rios über Donauschwaben, die aus Hobby oder einfach aus Treue zur Vergangenheit, weiterhin an ihren selbsterzeugten typischen Getränken festhalten.

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Revista Entre Rios/2012

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Trachtentanzgruppe auf Europatournee

Getränke: Von Donauschwaben selbst erzeugtGetränke: Von Donauschwaben selbst erzeugt

In der Serie über „donauschwäbische Alltagsbräuche“, berichtet Zeitschrift Entre Rios über Donauschwaben, die aus Hobby oder einfach aus Treue zur Vergangenheit, weiterhin an ihren selbsterzeugten typischen Getränken festhalten.

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Zeitschrift der GenossenschaftAgrária zur Aufrechterhaltung derKultur der donauschwäbischenGemeinde von Entre Rios(Guarapuava/Paraná/Brasilien)

Redaktionsleitung

Cooperativa AgráriaPraça Nova Pátria s/nº Colônia Vitória / Entre RiosGuarapuava - 85139-400Paraná / Brasilien

Redaktionsteam

Redakteur: Klaus [email protected]. Nr. 00 55 42 3625 1437

Redakteurin: Karin Milla [email protected]. Nr. 00 55 42 3625 8316

Redakteurin: Rosely [email protected]. Nr. 00 55 42 3625 8529

Assistentin: Karin Mü[email protected]. Nr. 00 55 42 3625 8528

Korrektur: Andrea Scherer [email protected]. Nr. 00 55 42 3625 8002

Layout: Prêmio|Arkétipo Comunicaçãowww.premioarketipo.com.brGestaltungsleitung: Roberto Niczay

Berichte und Fotos

ER - Ernesto RemlingerKMD - Karin Milla DetlingerKP - Klaus Pettinger

HerausgeberGenossenschaft Agrária / Marketing-AbteilungDonauschwäbisch-Brasilianische Kulturstiftung

DruckPositiva Gráfica e EditoraCascavel - Paraná - Brasilien

Auflage700 Exemplare

ErscheinungsweiseZweimonatlich

Inhalt

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Schule: 40 Jahre Leopoldina-Schule

Agrária: Beglaubigung des Zentral-Labors

Hauptthema:Getränke: Von Donauschwaben selbst erzeugt

Kochkunst: Nusskranz

Kultur: Europatournee der Trachtentanzgruppe

Kurzmeldungen

Titelfoto von Nicole Gutfreund

Kultur-Partner

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Agrária

Zentral-Labor: Erste ISO ICE 17025 - Beglaubigung in Brasilien

Zuständig für die gesamte Qualitätskontrolle der Industrien der Genossenschaft Agrária, wurde das Zentrallabor von dem Inmetro (Nationales Institut für Metrologie, Standardisierung und Industrie-Qualität) als erstes Labor Brasiliens beglaubigt. Die Akkreditierung (ein Labor bekommt keine Zertifizierung) wurde am 13. August offiziell veröffentlicht. Zu den wichtigsten Vorzügen dieser Beglaubigung gehören eine differenzierte Wettbewerbsfähigkeit, absolute Zuverlässigkeit zu den Kunden, Markterweiterung und weltweite Anerkennung der Prüfberichte.Das Zentrallabor bestätigt daher nun die Qualitätskontrolle der folgenden Industrien: Mälzerei, Weizenmühle, Futtermittelfabrik, Sameneinheit, Versuchsstation FAPA, Ölindustrie und die Partnerfirma Ireks do Brasil. „Wir sind zuständig für die KP

Qualitätskontrolle dieser Industrien, ab dem Empfang von Rohstoffen bis zur Expedition“, berichtet Koordinatorin des Zentrallabors, Marcia Arruda.Insgesamt sind es fünf Labore, die in einem Gebäude zentralisiert sind: Samenlabor, Pathologie, Weizen und Mehl, Gerste und Malz und Mykotoxine. Laut der Koordinatorin, wurde diese Beglaubigung nur aufgrund des selbstlosen Einsatzes aller 25 Labor-Mitarbeiter möglich. „Alle haben sich ständig darum bemüht“, betont sie.Das Labor erhält eine Qualitätsbewahrungspolitik, immer mit dem Ziel, sich ständig zu verbessern. „Damit möchten wir uns die Treue der Kunden erhalten, denn das kennzeichnet unsere technische Fähigkeit zu den Prüfungen aus, die wir durchführen“, fügt Marcia Arruda hinzu.

Marcia Arruda: „Wir sind zuständig für die Qualitätskontrolle der Industrien“

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Die Leopoldina-Schule: Bildung und Sprache

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In der letzten Ausgabe brachte Zeitschrift Entre Rios die Geschichte zur Gründung der Leopoldina-Schule und die ersten zehn Jahre ihres Bestehens. Diese Fortsetzung berichtet vor allem über die Entwicklung der Leopoldina-Schule als deutschsprachige Schule, da ab 1980 eine neue Epoche im Schulalltag dieser Institution begann, die seit 1977 auch über eine Oberstufe, jedoch noch ohne Deutschunterricht, verfügte. Die deutsche Sprache begann in allen Bereichen des Schullebens zu wirken: von den alltäglichen Unterrichtsstunden bis zu den Wahlfächern, wie Musik-, Sport- und Tanzstunden.Die Genossenschaft Agrária brachte, auf Initiative des damaligen Präsidenten Mathias Leh, zum Schuljahr 1980 gleich drei Deutschlehrer aus Bayern, so wie zwei weitere aus Österreich zum Einsatz. „Es waren früher auch schon sehr gute Lehrer und 1980 kamen einige Lehrer dazu, die zusammen mit den Ortskräften in Entre Rios einen sehr wichtigen Beitrag für Schule und Siedlung leisteten“, ergänzt Curt Klemz, 84, Direktor der Leopoldina-Schule zwischen 1974 und 1984. Deutsch- und Musiklehrer Alto Pettinger war einer der bayrischen Professoren, die nach

Entre Rios kamen. Er erklärt, dass nun ab der ersten Klasse bis zur Oberstufe nach verbindlichen Lehrplänen unterrichtet wurde. „Da der normale Unterricht jedoch praktisch nur auf Portugiesisch stattfand, wurden weitere Anstrengungen unternommen, um alle Schüler neben dem Deutschunterricht auch bei anderen

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Aktivitäten mit der deutschen Sprache zu konfrontieren“, ergänzt Pettinger, und zitiert, dass nun „in allen Musikgruppen, bei Flöte, Chor, Akkordeon, Blasmusik nur noch auf Deutsch unterrichtet werden durfte, ebenso in den Tanzgruppen, beim Theater und sogar im regulären Unterricht, wie den Sportstunden am Nachmittag“. Obwohl es keine offiziellen Anordnungen dafür gab, war die Einstellung der Agrária zur deutschen Sprache „unmissverständlich“, betont Pettinger: „Lehrer wie Schüler wussten, dass die deutsche Sprache, als Sprache der Großeltern, gepflegt und unter allen Umständen der jungen Generation erhalten bleiben sollte“. Neben dem Jugendcenter wurde als wichtiges Umfeld für den Gebrauch der deutschen Sprache auch ein Schülercenter eingerichtet und auch im Kindergarten führte man wenig später die Vorschule ein mit deutscher Alphabetisierung. „Das erwies sich in der Folgezeit als überaus sinnvoll, um dem Deutschunterricht, dann in der Schule, das geeignete Fundament zu geben“.Der Deutschunterricht wurde im Jahre 1980 auch auf die jüngste Generation ausgedehnt, so dass alle Kindergärten der fünf Dörfer zusammengelegt wurden. Nachdem sie in Deutschland, an der Musikunterricht in der Leopoldina-Schule in den 80er Jahren

Die Leopoldina-Schule ist heute weiterhin Vorbild, nicht nur als deutschsprachige Schule, sondern aufgrund ihres gesamten Schulsystems

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Pädagogischen Hochschule Reutlingen studiert und an verschiedenen Schulen und Kindergärten hospitiert hatte, übernahm Lehrerin Ingrid Leh Pettinger die Koordination des Kindergartens. „Das Ziel war: wenn ich nach Entre Rios zurückkomme, sollte ich die deutsche Sprache im Kindergarten und in der Vorschule weiter pflegen“, erinnert sich Ingrid. Es war keine einfache Zeit. Bücher gab es kaum, bzw. gab es ein einziges Vorschulbuch in Guarapuava, das Ingrid bis heute noch aufgehoben hat. „Wir arbeiteten dann mit den Ideen, die ich aus Deutschland mitgebracht hatte. Ich arbeitete Tage und Nächte an den Plänen, die ja auch auf Deutsch sein mussten und es gab hier keine Modelle dafür“. Die Arbeit scheint sich jedoch gelohnt zu haben: Ihr Vorschulplan wurde dann von anderen Schulen mit Deutschunterricht übernommen. Den Donauschwaben-Kindern aus Entre Rios wurden deutsche Bräuche und Sitten beigebracht und bereits bekannte weiterhin gepflegt. Themen wie Ostern, Jahreszeiten, Vatertag, Muttertag, Sankt Nikolaus waren nun ständig im Lehrplan vorgesehen und es gab zahlreiche Kinderdarbietungen für die Eltern. Den Martinstag brachte Ingrid auch aus Deutschland nach Entre Rios und führte ihn im Kindergarten ein. „Wir haben Pastor Martin Schuster eingeladen, um die Martinslegende zu erzählen. Damals ging der Umzug nur bis zum heutigen

Schülerinnen erhielten Nähstunden ...

Themen wie Ostern, Jahreszeiten, Vatertag, Muttertag, Sankt Nikolaus waren nun ständig im Lehrplan vorgesehen

... während die Schüler Handwerkstunden hatten

Supermarkt. Insgesamt habe ich an 25 Martins-Umzügen mitgewirkt“, berichtet Ingrid.Einen weiteren Brauch, wie die Schultüte, brachte Ingrid Pettinger ebenfalls aus Deutschland mit. Somit bekam jeder Schüler der 1. Klasse, an seinem ersten Schultag eine recht große Tüte (im Verhältnis zu den kleinen Kindern), mit Süßigkeiten und Schulmaterial von den Eltern. Im Jahr 1989 wurde die Alphabetisierung auf Deutsch in der Vorschule eingeführt und so erhielten nun schon die Vorschulkinder ihre Schultüte. Ingrid Pettinger, die 30 Jahre lang an der Leopoldina-Schule unterrichtete und die deutsche Sprache pflegte, erinnert sich mit Freude an diese Zeit. „Die Eltern machten auch immer mit und standen immer, wenn man sie brauchte, zur Verfügung, denn allein hätten wir es in dieser Form nie geschafft“, betont

Empfängen der Gäste ebenso anwesend wie die Direktion der Agrária mit dem gesamten Verwaltungs- und Aufsichtsrat“, erinnert sich Deutschlehrer Alto Pettinger. Die ersten Früchte dieser umfangreichen Maßnahmen wurden schon nach rund acht Jahren erfolgreich geerntet. Im Jahr 1988 konnten zum ersten Mal die internationalen Deutschprüfungen der KMK, Stufe 1 in Entre Rios durchgeführt werden, erklärt Pettinger. „Zuerst nur zusammen mit der Fritz Kliewer Schule aus Witmarsum, in den kommenden Jahren auch mit der Schweizer Schule und Erasto Gärtner, beide aus Curitiba, sowie der Bom Jesus-Schule in Joinville und Pomerode“, detailliert der Deutschlehrer. Dabei wurde die Leopoldina-Schule anschließend Prüfungsschule für das deutsche Sprachdiplom der KMK, Stufe 1, und ab 1994 erhielt sie auch den gleichen Status für die DSD-Prüfungen der Stufe 2. Pettinger betont, dass der Deutschunterricht selbst, mit den internationalen Prüfungen, ein anerkanntes Kriterium hatte, dem sich jeder Schüler stellen musste. „Gleichzeitig war dies Maßstab und Beweis für zielorientiertes Deutschlernen, das zu ausgezeichneten Resultaten bei den Sprachdiplomprüfungen führte“, ergänzt der Lehrer, der auch hervorhebt, dass Entre Rios sowohl in Stufe 1, als auch in Stufe 2, „fast jedes Jahr die

meisten erfolgreichen Prüflinge aller angeschlossenen Schulen stellte“. Auch für Schüler, die nicht Deutsch als Muttersprache hatten und hauptsächlich ab den 90er Jahren in die Schule kamen, gab es Anfänger-Prüfungen, die schließlich zu den Zentralen (brasilianischen) Deutschprüfungen führten. Im Laufe der Jahre passte sich die Leopoldina-Schule der neuen Realität der Schüler an. Ein Fragebogen, der vor kurzem von der Schulleitung durchgeführt wurde, bewies, dass rund 50% noch Deutsch zu Hause hören, das heißt auch, dass die Hälfte der Schüler Deutsch nur in

Ingrid und fügt hinzu: Alle Vorführungen, Gedichte, Lieder und kleine Theaterstücke, der gesamte Unterricht und auch alle Elternversammlungen fanden in deutscher Sprache statt.Das intensive „Deutschleben“ führte auch dazu, dass die Leopoldina-Schule für die zahlreichen Besucher aus Deutschland, Österreich und der Schweiz jeweils erste Station wurde. „Man begrüßte die Gäste stets mit einem umfangreichen deutschen Programm mit Musik, Gesang und Schüleransprachen. Selbstverständlich war auch das deutschsprachige Lehrerkollegium bei den abendlichen

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Ingrid Pettinger brachte den Brauch der Schultüte aus Deutschland mit. Die Schulanfänger bekamen eine Tüte mit Süßigkeiten und Schulmaterial

Luciano Egewarth: „Die Leopoldina-Schule ist ständig bemüht, die beste Ausbildung ihren Schülern zu ermöglichen“

In der Praxis gibt es heute, anstatt einen traditionellen Kindergarten, die sogenannte Vorschule 3, 4 und 5 für Kinder mit 3, bzw. 4 und 5 Jahren

Die Aufnahme zur DSD Stufe I ist das Minimum, was als Ausbildung in der Leopoldina-Schule erwartet wird. Die Stufe II ist immerhin das Gewünschte

Ingrid Pettinger arbeitete 30 Jahre lang an der Leopoldina-Schule

„In allen Musik- und Tanzgruppen, beim Theater durfte nur noch auf Deutsch unterrichtet werden“, erinnert sich Alto Pettinger

der Schule lernen. Die gleiche Forschung brachte noch eine weitere Statistik: 70% der Schüler der Leopoldina-Schule sprechen nicht fließend Deutsch. Seit rund fünf Jahren wurde der Lehrplan geändert und die deutsche Sprache wurde als Fremdsprache eingeführt. Lehrer Luciano Egewarth, mit deutscher Abstammung von beiden Eltern, übernahm am 1. Juni 2011 als Schulleiter die Leopoldina-Schule. Auch er sprach nur Deutsch, bevor er in den Kindergarten kam und verbrachte vier Monate in Deutschland, als er 16 Jahre alt war. „Das war der Startpunkt, damit ich die Ausbildung als Deutschlehrer beginnen konnte“, betont er. Um den gesamten Lehrplan an heutige Vorschriften anzupassen, setzte die Schulleitung ab 2012 neue Maßnahmen ein. „Jeder Schüler, der im Jahrgang sechs Jahre alt wird, ist gesetzlich in der Lage, die 1. Klasse zu besuchen“. Somit, erklärt der Direktor, führt der Schüler einen kürzeren und effektiveren Alphabetisierungs-Prozess durch. In der Praxis gibt es heute keinen Kindergarten, sondern eine sogenannte Vorschule 3, 4 und 5 für Kinder mit 3, bzw. 4 und 5 Jahren. In diesen Jahrgängen haben

die Schüler zehn Deutschstunden pro Woche, bzw. zwei pro Tag. Außerdem gibt es noch vier Deutschstunden pro Woche zur Durchführung von Musik- und Alphabetisierungsstunden. „Somit ist die Zeit so aufgeteilt, dass 40% auf Deutsch und 60% auf Portugiesisch unterrichtet wird“, erklärt Egewarth. Damit gibt es in der Vorschule zwar keine effektive Alphabetisierung in deutscher Sprache, aber doch eine progressive Ausbildung der Kinder. „Die Kinder lernen viel Deutsch, wir haben gut ausgebildete Lehrer dafür und die deutsche Sprache wird in den täglichen Aktivitäten kräftig eingesetzt“, erklärt der Direktor. Nach der Vorschule kommen die Schüler nun in die 1. Klasse und erhalten ab dann fünf Schulstunden pro Woche Deutschunterricht. Auch werden die Kinder in zwei Gruppen eingeteilt: „Leistungsstark“ und „Anfänger“. Ab der 10. Klasse gibt es nun vier Deutschstunden pro Woche, aber mit eventuellen Zusatzstunden für die Vorbereitung zur DSD-Prüfung, worauf noch großen Wert gelegt wird. „Die Aufnahme zur DSD Stufe I ist das

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Vom 01.03.1968 bis zum 31.12.1973 - Raimundo Mathias May

Vom 30.08.1988 bis zum 31.12.1999 - Adelar Hengemühle

Vom 03.01.2000 bis 30.06.2011 - Telma Eliza Abib Leh

Vom 01.07.2011 bis heute - Luciano André Egewarth

Vom 15.02.1974 bis zum 05.01.1984 - Curt Klemz

Vom 01.02.1984 bis zum 31.08.1988 - Heinrich Otto Sattler

Die Schüler der Leopoldina-Schule verfügen über moderne interaktive Tafeln

Neue Bibliothek der Leopoldina-Schule

Minimum, was man als Ausbildung in der Leopoldina-Schule erwartet und die Stufe II ist immerhin das Gewünschte“, ergänzt Egewarth. Jedoch nutzen selbst die DSD II-Prüflinge kaum ihr Diplom, um in Deutschland ein Studium zu absolvieren. „Leider interessieren sich nur wenige dafür, aber die Schule versucht, die Schüler anzureizen“. Nicht nur im Bereich der deutschen Sprache, sondern grundsätzlich arbeitet die Leopoldina-Schule daran, sich als Einrichtung mit Vorbildcharakter

zu behaupten. Die Durchschnittsnote wurde wieder von 6.0 auf 7.0 erhöht (im brasilianischen Schulsystem gibt es eine Notenscala von 0 bis 10, wobei 10 die beste Note ist). „Die Leopoldina-Schule ist ständig bemüht, ihren Schülern die beste Ausbildung zu ermöglichen, um weiterhin eine Referenz-Schule zu bleiben“, betont Egewarth. Dafür ist die Modernisierung der Leopoldina-Schule auch bei den Unterrichtsressourcen erkennbar. So verfügt die Leopoldina-Schule, unter

anderem, über moderne interaktive Tafeln und eine neue, moderne Bibliothek. Die Bewahrung der donauschwäbischen und deutschen Tradition hatte von Anfang mit der Schule einen wichtigen Stützpfeiler und wird weiterhin gepflegt, um sowohl die deutsche Sprache und den donauschwäbischen Dialekt, wie auch die Tradition und das Brauchtum am Leben zu erhalten.

Schuldirektoren an der Leopoldina-Schule

Die brasilianische Kaiserin Dona Leopoldina, verheiratet mit Dom Pedro I., dem ersten Kaiser Brasiliens, hieß Maria Carolina Josefa Leopoldina von Habsburg, war Tochter des Kaisers Franz von Habsburg und der Kaiserin Maria Theresia Carolina de Bourbon. Sie war musisch hochbegabt, spielte Klavier und beherrschte, außer Deutsch und Portugiesisch, auch noch Italienisch, Französisch und Englisch. Die deutsche Einwanderung nach Brasilien fand zum Großteil unter Ihrem Einfluss statt und sie umgab sich auch mit renommierten Wissenschaftlern aus dem deutschen Sprachraum. Der Name Imperatriz Dona Leopoldina ist daher eine Ehrerbietung an eine Frau, die sich für die Einwanderung von Deutschsprachigen nach Brasilien einsetzte.

Warum nennt sich unsere Schule „Imperatriz Dona Leopoldina?“

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Früher, als es noch keine Möglichkeit gab, alkoholfreie Getränke, oder auch Bier, Wein und Schnaps zu kaufen, stellten die Donauschwaben mit Hausrezepten ihre eigenen Getränke her. Seither hat sich zwar vieles verändert und die Supermärkte bieten inzwischen Getränke in großer Vielfalt an, aber trotzdem werden auch heute noch viele zu Hause hergestellt und lieber getrunken, als industrielle Produkte. In der Serie über „donauschwäbische Alltagsbräuche“, berichtet Zeitschrift Entre Rios über Donauschwaben, die aus Hobby oder

Hauptthema

Getränke: Von Donauschwaben selbst erzeugt

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Getränke: Von Donauschwaben selbst erzeugt

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Fast jedes donauschwäbische Haus besass in der alten Heimat einen Weingarten

Schnapsbrennen in der alten Heimat der Donauschwaben

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einfach aus Treue zur Vergangenheit, weiterhin an ihren selbsterzeugten typischen Getränken festhalten.Einen eigenen Weingarten zu haben, war in der alten Heimat nicht nur ein Vorteil, sondern oft die einzige Möglichkeit, um Wein oder Traubensaft genießen zu können, was in der damaligen Zeit schlicht zu teuer war, um ihn im Laden zu kaufen. Der Großvater von Adam Gärtner, aus dem 2. Dorf Jordãozinho war einer von denen, die ihren schönen Weingarten pflegten und eigenen Wein herstellten. „In der alten Heimat hatte jeder Bauer seinen eigenen Weingarten, denn es war kein Geld da, um Wein zu kaufen“, erinnert sich Gärtner. Auch in Entre Rios war Wein nicht nur weiterhin von den Donauschwaben beliebt, sondern galt als eines der Hauptgetränke bei großen Festen. „Zu meiner Hochzeit im Jahre 1957 hat man nur Wein getrunken“, erzählt Gärtner. Obwohl er sich auf das Schnapsbrennen spezialisierte, stellt Gärtner noch immer jährlich zwischen 50 und 60 Liter Wein her. Jedes zweite Jahr kauft er rund 1.200 kg Trauben zum Schnapsbrennen ein, was auch genügt,

um einige große Weinflaschen mit Hochprozentigem zu füllen. „Es tut mir nur leid, den vielen Saft, der übrig bleibt, einfach wegzuwerfen, deshalb mache ich den Hauswein“, erklärt Gärtner, der auch Apfelwein herstellt. Der Prozess zur Weinherstellung ist relativ simpel: Die Trauben werden zerdrückt und für vier bis sechs Wochen zum Gären ruhig gestellt. „Für Wein soll die Schale der Trauben nur gerissen sein, man darf sie aber nicht mahlen“, betont er. „Den Wein muss man nach der Gärung vom Satz trennen“. Danach kommt das Getränk in große Flaschen. Den fertigen Wein füllt Gärtner auch in kleine traditionelle Weinflaschen, für den Eigengebrauch oder zum Verschenken. „Damit der Wein gut wird, müssen entweder die Trauben gut sein oder der Boden des Weingartens. Das macht viel aus“, erklärt Gärtner.Ein weiteres beliebtes und weiterhin selbst von Donauschwaben produziertes Getränk ist der Schnaps. Als junger Mann sah Johann Vollweiter, wie sein Vater einen 350 Liter großen Kessel aus der Nachbarstadt Laranjeiras do Sul mitbrachte. Damals schon beobachtete er den Prozess des Schnapsbrennens und es gefiel ihm so, dass er sogleich damit begann, dieses Handwerk zu erlernen.

Rund 40 Jahre später baute Vollweiter dafür ein geräumiges, neues Gebäude, gleich neben dem Holzgebäude, in dem sein Vater verschiedene Obstschnäpse

gebrannt hatte. Die Tradition der Familie wird so nun

weitergeführt, da sein Großvater auch

schon in Entre Rios einen Weingarten hatte und davon nicht nur Wein erzeugte, sondern auch Schnaps brannte: „Ich bin damit aufgewachsen.

Es ist auch nicht viel dabei, aber das Wichtigste ist, die Nachbarn wissen Bescheid: Wenn der Kamin raucht, gibt es Schnaps. Dann kommen alle und wir braten ein Churrasco (Grillfleisch)“, berichtet Vollweiter, der im 3. Dorf Cachoeira lebt. Schnaps kann aus jedem Obst, das Süßstoff enthält, hergestellt werden, erklärt er, wie zum Beispiel aus Äpfeln, Kiwi, Pfirsichen und Trauben.

Adam Gärtner: „Zu meiner Hochzeit im Jahre 1957 hat man nur Wein getrunken“

Die größeren Obstsorten werden vorher gemahlen, und solche, die große Steine haben, wie die Pfirsiche, müssen gesiebt werden. Ansonsten ist der Produktionsprozess bei Schnaps für alle Obstarten ähnlich, erklärt Vollweiter. „Die Äpfel, beispielsweise, werden vermahlen, dann kommt Zucker dran, ein bisschen Wasser und alles wird gut vermischt. Dann muss es ein bis zwei Monate gären“, detailliert er. Nach dem Gären kommt der Schnaps in den 350-Liter-Kessel, der nun beheizt wird. Der Dampf geht zuerst durch ein Rohr und dann durch eine Serpentine, die in einem Tank mit kaltem Wasser liegt, wodurch der Dampf wieder flüssig wird und woraus schließlich der Schnaps rinnt. Von den 350 Litern bleiben zwischen 60 und 80 Liter Schnaps übrig. Da der Schnaps am Anfang des Brennens meistens einen höheren Alkoholgehalt als zum Schluss aufweist, wird alles in einem

Nach rund 40 Jahren führt nun Johann Vollweiter die Tradition des Schnapsbrennens in der Familie fort

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weiteren Behälter zusammen vermischt. Dieses Jahr hat Vollweiter rund 500 Liter Schnaps gebrannt. „Wir haben jetzt schöner gebaut, auch damit die Touristen, die in unserem Gasthaus übernachten, das kennenlernen und von unserem Schnaps die eine oder andere Flasche mitnehmen“, betont Vollweiter. Eines der beliebtesten Getränke in Brasilien ist sicherlich das Bier. Immer mehr kleine und mittelgroße Brauereien

Schnaps wird aus Obst, wie zum Beispiel Äpfeln, Kiwi, Pfirsichen und Trauben hergestellt

Dieses Jahr hat Vollweiter rund 500 Liter Schnaps gebrannt

entstehen im Land, die neue Biersorten auf den Markt bringen. Jedoch ist die Liebe zum Bier dermaßen gestiegen, dass so mancher die eigenen, selbstgemachten Rezepte ausprobieren möchte, einfach nur zum Hobby wie beispielsweise Roger Lehmann, 28, aus dem 4. Dorf Socorro. Nachdem er gute fünf Jahre in Deutschland verbracht hatte und glücklicherweise verschiedenste Biersorten kosten konnte, entstand vor rund drei

Jahren die Idee, das Getränk zu Hause selbst herzustellen. „Meine Frau Vanessa hat mir so ein Kit geschenkt, in dem die Zutaten und ein Behälter mitkamen. Aber als ich es bekam, hatte ich gar keine Ahnung, welche Menge Arbeit es gibt, Bier zu machen“, erklärt Lehmann. Von der Desinfizierung bis zum Gären, steht man vor einem langen Prozess voller Details, der morgens um 9 Uhr beginnt und oft erst am Abend endet. „Das Schwierigste ist, Kameraden zu finden, die mithelfen wollen, denn nach dem ersten Mal, kommt keiner mehr, weil es so lange dauert“, erklärt Lehmann lächelnd. Das letzte Rezept, eines Kölschbieres, hat Zeitschrift Entre Rios begleitet, allerdings nur die ersten und wichtigsten vier Stunden. Zu Beginn müssen alle Teile, die in Kontakt mit dem Bier kommen werden, vom 20-Liter-Kessel bis zum Thermometer, desinfiziert werden. „Das ist eine oft langweilige, aber sehr wichtige Arbeit. Alles wird ausgekocht und wir achten immer darauf, dass die Hände mit Alkohol desinfiziert werden. Die Hefe ist nämlich sehr empfindlich und jeder kleinste Schmutz kann das ganze Bier verderben“, erklärt Lehmann. Das Kölsch ist eine Biersorte aus

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Das Malz bezieht Roger (rechts) von der Agromalte und auch von der Weyermann

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der Region Köln und wird immer in 0,2-Litergläser serviert. „Es ist eine viel sanftere Sorte als ein Pilsenbier“, erklärt er. Um das Bier herzustellen, wird das Malz von der Agromalte der Genossenschaft Agrária und auch von der Weyermann, aus Deutschland, gekauft. Das Rezept sieht folgendermaßen aus: Zuerst wird das Wasser auf 50 Grad erwärmt, dann kommt das Malz hinzu, das Feuer wird ausgemacht und das Ganze ruht nun für 35 Minuten. Später wird weiter bis 66 Grad erwärmt und bei dieser konstant gleichbleibenden Temperatur ständig umgerührt. Danach erwärmt man die Mixtur für 10 Minuten bis auf 77 Grad und siebt das Ganze durch, um die Flüssigkeit mit dem Malzzucker vom Malz zu trennen. Diese Flüssigkeit kommt zurück in den Topf und wird 10 Minuten lang gekocht. Danach fügt man den Hopfen dazu, zuerst mit Bitterstoff und danach mit Aroma (nach

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Das Kölschbier der Brauerei „Hausbräu“: ein Hobby für den Eigengebrauch

Alle Teile, die in Kontakt mit dem Bier kommen werden, sind zu desinfizieren

Rafael (links) und Roger: Prost mit dem selbstgemachten Bier

45 Minuten). Und zum Schluss kommt eine Wirflock-Tablette hinein, die dazu beiträgt, dass ungewollter Schmutz nach unten sedimentiert. Nun folgt eine weitere mühsame Phase: die gesamte Flüssigkeit muss von 100 auf 22 Grad in weniger als zwei Stunden abgekühlt werden. Dafür wurde dieses Mal ein Serpentinensystem ausprobiert, das durch eiskaltes Wasser verläuft und gut gelungen ist. Bei 22 Grad wird die Hefe schon im 20-Literbehälter dazugegeben, wo das Bier nun für zehn Tage für die Hauptgärung, still steht. Danach füllt man das zukünftige Bier in 0,5 Literflaschen ab, wo es nun mit ein bisschen Zucker für sechs Wochen reift (Zweitgärung). „Dieser Prozess mit Nachverzuckerung und Reifung direkt in der Flasche wird Priming genannt“, erklärt Lehmann. Während des Gärens in der Flasche entstehen Alkohol und auch der Schaum des Bieres (Kohlendioxid), das in dieser Zeit im Dunkeln bleibt. Außer dem Kölsch, hat Roger Lehmann bisher schon ein Stoutbier und ein Witbier fabriziert. „Das Stout ist super gut ausgefallen, aber das Witbier wurde leider zu bitter, weil es einen Fehler beim Dosieren des Hopfens gab“, erklärt Lehmann. Die

lange Arbeit wird jedoch jedesmal mit einem Churrasco am Ende des Tages abgeschlossen und glücklicherweise hat er schon Freunde, mit denen er nach und nach in die Verbesserung des Prozesses investiert. „Mit meinen Freunden Rafael Marcal, Daniel Vollweiter und Hermann Essert, der für die Flaschenaufkleber zuständig ist, probieren wir jedes Mal etwas Neues aus. Diesmal haben wir einen alten Malzmahler gekauft und die Serpentine zum Kühlen ausprobiert“, betont Lehmann. „Wir machen es wirklich gerne, doch sobald wir unser Bierbrauen als Arbeit empfinden, müssen wir uns ein neues Hobby suchen – und das möchten wir dringend vermeiden“, meint Rafael Marcal. Die letzte Bierherstellung ergab rund 30 Flaschen. Durchschnittlich wird jeden zweiten Monat eine neue Biersorte ausprobiert.Nicht nur alkoholisches Getränk wurde früher und wird heute noch von den Donauschwaben zu Hause erzeugt, sondern auch leckerer und natürlicher Saft. Um den Durst zu löschen, kann man im Garten leicht gepflanzte Früchte, wie die Himbeeren ernten. Edeltraud Hunger, aus dem 5. Dorf Samambaia hat von ihrer Mutter gelernt, wie man aus den kleinen roten Früchten einen Saft macht, der das ganze Jahr hält. Dafür verwendet sie einen Dampfentsafter, der in São Paulo vor Jahrzehnten gekauft wurde. Mit drei Kilo Himbeeren, die zwischen drei bis vier Stunden auf dem Holzofen kochen müssen, stellt sie knapp mehr als einen Liter Saft her. Danach kocht sie den Saft noch einmal auf, damit er stärker und konzentrierter wird. „Man kann gleich Zucker drangeben oder später, je nach Geschmack“, erklärt Edeltraud Hunger, die dieses Rezept von ihrer Mutter gelernt hat. Sobald er die gewünschte Konsistenz bekommt,

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wird der Saft heiß in Glasflaschen gefüllt und dann mit einem Metallstopper geschlossen. „Den gleichen Saft kann man auch mit Trauben machen, und Erdbeeren haben schon nicht so viel Saft“, erklärt sie. Normalerweise verwendet sie das frische Obst, das Ende des Jahres zur Verfügung steht, um Saft herzustellen, der dann leicht ein ganzes Jahr trinkbar ist. Edeltraud erinnert sich, dass ihre Mutter immer gleich für die ganze Familie Saft machte. „Sie hatte immer große Freude, das für uns tun zu können. Mir geht es genauso, deswegen mache ich es auch immer wieder“, betont sie. Edeltraud betont auch die Natürlichkeit als großen Vorteil des selbstgemachten Saftes: „Er ist sehr

Anna Milla macht einen natürlichen Saft mit Stachelbeeren (Groselha)

gesund für das Blut, da ist nur Obst und ein bisschen Zucker daran“. So ist es auch bei den Stachelbeeren (Groselha) von Anna Milla, auch vom 5. Dorf Samambaia. Früher bereitete sie den erfrischenden, leicht säuerlichen Saft für die Männer vor, die auf dem Feld arbeiteten. Bei der Vorbereitung gibt es keine Geheimnisse. „Ich nehme rund einen Liter Stachelbeeren für zwei Liter Wasser und koche sie für 15 bis 20 Minuten auf“, erklärt sie. Nach dem Kochen wird der Saft abgesiebt, mit ein bisschen Zucker gesüßt und schon ist er fertig. Schwieriger als den Saft vorzubereiten, ist es, die im eigenen Garten gepflegten Stachelbeeren zu pflücken. „Es ist keine schwierige Arbeit,

aber man muss sich schon ein bisschen bemühen“, meint sie. Auch verwendet sie den Rest, der beim Sieben übrig bleibt, um Marmelade herzustellen. Der Saft wird in Plastikflaschen gefüllt, eingefroren und hält gut ein Jahr. „Das habe ich von meiner Mutter und Großmutter gelernt. Von Trauben haben sie auch Saft gemacht“, ergänzt sie. Für die Trauben gilt das gleiche System: Die Früchte werden weichgekocht, abgesiebt und dann gesüßt. Anna Milla erkennt zwei große Vorteile des selbst vorbereiteten Saftes: Er ist hundertprozentig natürlich und „schmeckt viel besser als der Gekaufte“.

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Mit drei Kilo Himbeeren stellt man knapp mehr als einen Liter Saft her

Edeltraud Hunger hat das Rezept von ihrer Mutter gelernt

„Der Saft wird heiß in Glasflaschen gefüllt und mit Metallstopper geschlossen“

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Donauschwäbische Süßigkeiten

Nusskranz

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Abwechselnd rührt Veronica die trockenen Zutaten und den Schnee unter die Creme

Mit den Vormischungen - trockene Zutaten, geschlagene Buttercreme und Eischnee - wird der Nusskranz hergestellt

Den fertigen Teig gibt man in eine runde Form

„Am liebsten backe ich die alten schwäbischen Rezepte von der Oma“, betont Veronica Scherer Hering. Die meisten Rezepte hat sie bei der Mutter oder Schwiegermutter gelernt. „Als Kind gab meine Mutter mir immer die Küche frei, um mit meinen Freundinnen Kochrezepte auszuprobieren. Viele lernte ich auch in der Schule mit der Lehrerin Telma, die mit den Schülerinnen einen Kochkurs abhielt“, ergänzt sie. Die 41-Jährige kommentiert, dass es vor ein paar Jahren keinen Samstag ohne Kuchen oder Süßigkeiten bei ihr zuhause gab. Jedoch schaut Veronica auch auf die schlanke Linie. Mit einer Gruppe von Frauen trifft sie sich jeden Tag früh morgens vor dem Kulturzentrum zur Laufstunde. Langweilig wird es dabei nie. Für Veronica ist das Laufen Therapie, hält Körper und Seele fit. Dabei wird über die verschiedensten Themen gesprochen, wie Kinder, Gesundheit, Alltagssorgen, Reisen und sogar über das neuste Kochrezept. Die Frauen kommen sonst auch öfter zusammen, um auch Bastelkurse, Kaffeekränzchen oder mal ein Abendessen zu organisieren. Natürlich darf dann ein Kuchen, wie zum Beispiel der Nusskranz, nicht fehlen. Veronica gibt das Rezept bekannt: Für den Eischnee verquirlt man 6 Eiklar mit einer Prise Salz. In eine weitere Schüssel gibt man die trockenen Zutaten und verrührt sie: 125 g Mehl, 200 g gemahlene Pekannüsse, 150 g geriebene Schokolade, ½ abgeriebene Zitronenschale, 1 Prise Zimt und 1 Teelöffel Backpulver. Die 6 Eigelbe verrührt man mit 200 g Butter und 250 g Zucker zu einer schaumigen Masse. Zu dieser letzten Mischung gibt man abwechselnd die trockenen Zutaten und den Eischnee dazu. Alles wird zu einem glatten Teig verrührt, in eine gefettete, mit Mehl bestreute Form gegeben und im vorgeheizten Backofen bei ungefähr 175° C für eine Stunde gebacken. Wenn erwünscht, kann man den abgekühlten Kuchen mit Puderzucker bestreuen. Der Nusskranz ist ein praktischer Kuchen, den man schnell fertig hat und sogar einfrieren kann. „Ich backe ihn auch gerne für meine zwei Mädchen, wenn sie am Wochenende von der Schule heimkommen und besonderen Appetit darauf haben“, ergänzt Veronica.

KMD

Kochkunst

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Die Europatournee 2012 der Trachtentanzgruppe:Erfahrungen und Erkenntnisse für die Zukunft

Die Trachtentanzgruppe der Donauschwäbisch-Brasilianischen Kulturstiftung von Entre Rios führte vom 20. Juni bis zum 12. Juli eine umfangreiche und erfolgreiche Europatournee durch. Ebenso wichtig, wie fünf Länder in 20 Tagen zu bereisen und in dieser Zeit 15 Auftritte zu bewältigen, war es, zu bestätigen, welchen unschätzbaren Wert die Erhaltung eines Kulturgutes in sich trägt. Die Teilnehmer der Erwachsenen-Tanzgruppe, die eigentlich noch Jugendliche sind, stärkten nach jedem Auftritt das Gefühl bei den Zuschauern, dass Entre Rios auf einzigartige Weise noch immer die eigenen Traditionen lebendig hält. Die Tänzer sahen gegensätzliche Realitäten: einerseits gab es Ortschaften, in denen nur ältere Leute die donauschwäbische Kultur noch kennen und anderseits Gemeinden, wo Jugendliche mit großem Willen versuchen, die Geschichte der Vorfahren erneut zu

Kultur

Während der Europatournee der Trachtentanzgruppe gab es 15 Auftritte und Besuche an historischen Stätten, wie dem Schloss Schönbrunn in Wien

beleben.Von Anfang bis zum Ende brachte die Reise Erfahrungen und Neuigkeiten. Vor einer derartigen großen Reise waren jedoch drei Monate für zahlreiche Proben und Vorbereitungen nötig. Am 8. Juni fand der erste bedeutende Test statt: ein Auftritt mit dem gesamten Programm für die Gemeinde von Entre Rios, im Kulturzentrum Mathias Leh. Trotz der gelungenen Generalprobe, wurde weiterhin an Wochenenden und Feiertagen geprobt, bis es dann endlich am 20. Juni soweit war. Trachten, Kleidung und Instrumente wurden mit einem unbeschreiblichen Gefühl der Vorfreude von der Tanzgruppe eingepackt: der Traum der Europatournee fing an, in Erfüllung zu gehen. Nach dem problemlosen Flug und der Ankunft in Frankfurt, am 21. Juni, ging es sofort weiter nach Speyer. Dort erwartete schon Herr Paul Nägl die Gruppe und

führte sie zum Haus Pannonia, wo das Nachtessen stattfand. Zum ersten Mal konnten viele der Donauschwaben aus Entre Rios die heiß begehrten, frischen Kirschen kosten. Am nächsten Abend, nach einer Stadtbesichtigung und einem Treffen mit dem Vize-Oberbürgermeister, Frank Schneid, während des Tages, erlebte Speyer den ersten Auftritt der Trachtentanzgruppe in Europa, vor zahlreichen, begeisterten Besuchern. Unter den Anwesenden waren Josef Jerger und Stefan Ihas, Präsident des Weltdachverbandes der Donauschwaben, der die gesamte Tournee organisierte.Die Anwesenden des „Johannisfeuer“-Festes in Freckenfeld, einem Nachbarort von Kandel, sahen am nächsten Tag den Auftritt der Tänzer aus Entre Rios, die jedoch keine Ähnlichkeit mit dem brasilianischen Johannisfest erkennen konnten. „Es ist anders, denn man kostümiert sich nicht und das Fest wurde

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Die Trachtentanzgruppe wurde im Rathaus von Speyer empfangen

Einzigartige „Bühne“ beim „Johannisfeuer“-Fest in Freckenfeld: Trotz kleiner Steigung fielen alle Tänze wie geplant aus

am Tag und nicht am Abend veranstaltet“, erklärt Tänzer Osmar Karly. Stefan Ihas und auch Bernhard Krastl, ehemaliger Präsident des Weltdachverbandes der Donauschwaben waren unter den erfreuten Zuschauern.Am nächsten Tag fand der Auftritt beim Waldfest des Männergesangsvereins „Volkschor“, in Kandel, statt. Wegen der knappen Zeit schufen sich die Teilnehmer, trotz der vorhandenen Möglichkeit, kurzerhand im Freien einen improvisierten Umkleideraum. „Wir kleideten uns einfach im Wald um, das war auch wieder lustig“, erzählt Osmar Karly, lächelnd. Danach erlebten die Jugendlichen wieder einen Auftritt, bei dem das Publikum euphorisch mitwirkte.Im Haus der Vereine, in der Patenstadt Rastatt, begann die nächste Station der Reise. Die Gruppe wurde von Heinrich Juhn und den Gastgebern freundlicherweise empfangen. Nach einem Mittagessen mit den Gastfamilien, wurde die Tanzgruppe vom Oberbürgermeister, Hans Jürgen Pütsch, im Rathaus empfangen, der die wichtige Patenschaft und die enge Verbindung zwischen Rastatt und Entre Rios hervorhob und der Gruppe T-Shirts von Rastatt zum Andenken schenkte. Danach hatten die Tänzer und Musikanten zum ersten Mal

Rückwanderer von Entre Rios, den Auftritt der donauschwäbischen Brasilianer. „Der Saal war voll mit begeisterten Zuschauern und der Bürgermeister, der uns sehr freundlich empfangen hatte, war auch anwesend und die Bühne, wie auch der Umkleideraum waren erste Klasse“, erzählt Norbert Geier, Schriftführender Direktor der Genossenschaft Agrária, der

einen freien Tag. „Wir konnten ein bisschen einkaufen gehen und am Abend trafen sich Gäste und Gasteltern im Brauhaus Hopfenschlingen, wo wir uns mit mehr Ruhe unterhalten konnten“, erzählt Tänzerin Manuela Korpasch. Der Omnibus fuhr am nächsten Morgen Richtung Straßburg, in Frankreich, wo die Tänzer einen angenehmen Schiffsausflug genießen konnten. Am Abend, in der Festhalle Wintersdorf in Rastatt, sahen rund 300 Leute, unter ihnen viele

die Trachtentanzgruppe auf der Tournee begleitete. Danach stand eine lange Fahrt nach Österreich auf dem Plan. Unterwegs legte man einen kurzen Stopp am modernen Fußballstadion Allianz Arena ein, der Heimat des FC Bayern München. In Salzburg empfing Mathias Wanko die Gruppe für eine kurze „City Tour“ und einen Besuch im Haus der Donauschwaben. Obwohl kein Auftritt in Salzburg geplant war,

hielten die Brasilianer es für wichtig, die donauschwäbische Kultur von Entre Rios auch dort zu präsentieren. „Wir waren erst gespannt und dann ein bisschen traurig, weil dort leider nur noch die älteren Leute die donauschwäbische Kultur pflegen“, erwähnt Tänzer Edmund Gumpl. Die Tänzer nahmen sich diese Situation zu Herzen und bemerkten hier ganz deutlich, wie wichtig es ist, die Kultur und Tradition weiterhin zu pflegen.Ein weiterer Auftritt fand in der Hauptstadt von Österreich statt: Rund 200 Leute sahen die Vorführung im Schwaben-Verein, in Wien. Selbstverständlich stand ein Besuch im Schloss Schönbrunn auf dem Programm und anschließend ein Mittagessen, zu dem der Oberbürgermeister geladen hatte. Am zehnten Reisetag fuhr die Tanzgruppe rund 200 km bis nach Saar, in Ungarn. Schon die Ankunft war überraschend: Peter Schweininger und eine lustige Gruppe von Jugendlichen empfingen die Brasilianer.Die Tanzgruppe von Saar begleitete die Donauschwaben aus Entre Rios auf einer Stadtbesichtigung durch Budapest (ca. 50 km entfernt) und es gab ein Mittagessen

Die Trachtentanzgruppe trägt die Kostüme des brasilianischen Programms während des Besuches in der Patenstadt Rastatt

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von József Freész und Familie. Das Erlebnis wurde immer eindrucksvoller: die Jugendlichen in Saar hatten die donauschwäbische Kultur und ihre Traditionen, von Null ab, wieder ins Leben gerufen. „Sie haben von Bildern die Trachten abgeschaut und neu angefertigt. Nur Jugendliche beteiligten sich an der Kulturarbeit“, erzählt Gumpl. Es war der Beweis für die Donauschwaben aus Entre Rios, dass bei der neuen Generation der Wille entscheidend ist, um die Kultur der Vorfahren zu erhalten. Beim Bierfest, das extra für die donauschwäbische Trachtentanzgruppe veranstaltet wurde, präsentierten sich die Brasilianer vor rund 600 Leuten und auch die Tanzgruppe von Saar zeigte eine hervorragende Darbietung. Am nächsten Morgen brachte Schweininger und die lokale Tanzgruppe den Donauschwaben aus Entre Rios noch die Zeppelpolka bei. „Das war am Anfang schwierig, aber auch ganz interessant, so eine Polka zu lernen“, meint Manuela Korpasch. Das nächste Ziel der Reise hieß Sombor in Serbien. Nach der langen Reise folgte ein Auftritt im Freien und wieder gab es eine neue Erfahrung: die Tanzgruppe präsentierte den deutschen und brasilianischen Teil in einer Fußgängerzone, in der Stadtmitte. „Es war mal etwas ganz anderes und die Leute blieben wirklich stehen und schauten uns zu“, betont Manuela. Eine kleine und bedeutende Reise in die Vergangenheit war als Nächstes geplant. Zuerst fuhr die Gruppe zur Gedenkstätte Gakowo, wo das Massengrab und auch der alte deutsche Friedhof besichtigt wurde: ein kurzer, bewegender Moment der Erinnerung und Ehrung an die Donauschwaben aus der alten Heimat. Anschließend ging es nach Esseg (Kroatien), um dann am kommenden Morgen in dieser Region die Heimatdörfer zu besuchen, in denen die Vorfahren, hauptsächlich die Großeltern und Urgroßeltern, vor der Flucht während des 2. Weltkrieges gelebt hatten. „Jeder Teilnehmer der Gruppe konnte den Herkunftsort von wenigstens einem seiner Großeltern besuchen“, erklärt Geier. Als Erstes wurden die Dörfer Vukovar, Sotin, Lovas, Tovarnik, Illaca und Schidski Banovci besucht. Es war eine berührende Erfahrung: kaum hatte der Omnibus angehalten, liefen die jungen donauschwäbischen Brasilianer schon durch die Straßen, um die Häuser ihrer Vorfahren zu suchen. Es war nicht schwierig, Ähnlichkeiten zwischen diesen Dörfern und Entre Rios zu entdecken. „Die Projekte der Häuser sind ähnlich, man kann sich eigentlich auch dort zuhause fühlen und versteht ganz genau, warum unsere Leute dort so gerne lebten. Es sind ebene und schöne Felder“, berichtet Gumpl und

Beim Bierfest, in Saar (Ungarn), präsentierte sich die donauschwäbische Trachtentanzgruppe vor rund 700 Leuten

Die Gruppe besucht die Gedenkstätte in Gakowo

Die Heimatdörfer der Vorfahren, hauptsächlich der Großeltern und Urgroßeltern der Teilnehmer zu besuchen, war eine berührende Erfahrung

bemüht einen schwäbischen Ausspruch: „Da schaut man sich die Augen raus“. In Esseg wurde die Gruppe auch sehr nett von Renata Trischler empfangen und begleitet. Beim Sommerfestival präsentierte sich die Tanzgruppe für ein zahlreiches und begeistertes Publikum. Am nächsten Tag wurden die Dörfer Josipovac, Tomasanci, Gorjani, Mandicevac, Satnica, Dakovo, Semelci und Vodinci besucht.Die weitere Station war Graz, die Landeshauptstadt der Steiermark. Nach einer langen Reise von über 450 km empfing Florian Neller die Reisegruppe und am gleichen Abend gab es noch einen

Auftritt. Anderentags früh am Morgen ging die Fahrt 220 km weiter Richtung Linz. Dort gab es zuerst einen kleinen Auftritt im Seniorenheim. „Wieder war nur das deutsche Programm geplant, doch dann bat man uns, auch den brasilianischen Teil zu tanzen, denn sie wollten uns hören und sehen“, erklärt Tanzlehrerin Isabela Brandtner. Danach begleitete Michael Stertz, in Anwesenheit des Bürgermeisters von Marchtrenk, Paul Mahr, die Gruppe

auf einer Stadtbesichtigung. „Das Rathaus von Marchtrenk hat uns die Übernachtung für einen Teil der Gruppe bezahlt“, betont Geier. Am Abend wurde dann ein Auftritt für die ganze Gemeinde veranstaltet, wieder vor vollem Saal und mitwirkendem Publikum. Das nächste Ziel der Tournee erinnerte an eine typische donauschwäbische Tradition: das Kirchweihfest in Reutlingen. Unterwegs sahen viele unserer Brasilianer zum ersten Mal Schnee auf der Zugspitze und machten einen kurzen Stopp bei der Omnibusgesellschaft Münzing, mit der die Gruppe sämtliche Tage unterwegs war. „Der Besitzer Harry Münzing, der auch unser Fahrer war, und seine Frau Ute haben uns so richtig verwöhnt mit Essen und Getränken“, hebt Geier hervor. In Reutlingen wurde die Gruppe von Christine Neu begrüßt. Beim Kirchweihfest gab es zuerst einen Festgottesdienst, der von Pfarrer Zillich gehalten wurde, mit kleiner Prozession. „Dann, schon in der Festhalle, war die Versteigerung und Verlosung des Kirchweihstraußes“, erklärt Tänzerin Adriana Buhali. Der Auftritt des gesamten Programms wurde in Reutlingen während des Balls durchgeführt. Dort erhielten die Donauschwaben großes Lob von den

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Die Messe des Kirchweihfestes in Reutlingen wurde vom Pfarrer Zillich gelesen

In Linz waren zwei Auftritte vorgesehen: einer davon im Seniorenheim

Der Präsident des Weltdachverbandes, Stefan Ihas, (links) und Norbert Geier (Schriftführender Direktor der Agrária), während des Auftrittes in Mosbach

Rund 200 Anwesende sahen die Vorführung in Wien an

Zuschauern, hauptsächlich wegen der sympathischen Ausstrahlung, die von den Tänzerinnen und Tänzern ausging. „Die Leute lobten uns, weil wir immer fröhlich sind und während des Tanzens lachen. Das wird von uns zwar immer verlangt, aber noch nie wurde das so gelobt wie in Deutschland. Das werden wir als Lehre mitnehmen“, ergänzt Osmar Karly. Rund 800 Leute in allen Altersstufen waren am Fest anwesend.Genauso gut besucht war das Donaufest, wo die Tanzgruppe zwei Auftritte mit dem brasilianischen Teil durchführte – einmal in Ulm (Baden-Württemberg) und einmal in Neu-Ulm (Bayern). In Ulm wurde die Gruppe aus Entre Rios von Franz Flock im Donauschwäbischen Zentralmuseum empfangen. Zum Abschluss der Reise besuchten die Teilnehmer noch zwei Städte. Zuerst Sindelfingen, wo die Gruppe im Haus der Donauschwaben vor einem großen Publikum tanzte. „Obwohl nur eine Stunde vorgesehen war, brachten wir dann das ganze Programm“, erklärt Gumpl. Während des Besuches in Sindelfingen betreute Frau Henriette Mojem die Gruppe und organisierte alle Details. Der letzte Auftritt fand in Mosbach statt, wo Anton Kindtner die Gruppe empfing. Trotz der Erschöpfung nach 15 Darbietungen wurde auch zum letzten Mal mit viel Lust und Freude getanzt. „Wieder kamen sehr viele Zuschauer, einige davon wollten uns zum zweiten Mal sehen. So gaben wir noch einmal unser Bestes“, sagt Gumpl. Zum Schluss hielten Stefan Ihas, der in Mosbach zu Hause ist, Anton Kindtner und Norbert Geier bedeutsame Reden für die Anwesenden.„Wir möchten uns bei Stefan Ihas herzlich bedanken. Er hat alle Kontakte geknüpft und in Mosbach wurden wir auch sehr lieb empfangen“, betont Tanzlehrerin Isabela Brandtner. „Auch bei Norbert Geier, der uns auf der ganzen Reise begleitet hat, wollen wir uns bedanken.

Zum Schluss waren er und auch Brigit Leh Weckl, die uns ebenfalls begleitete, schon so, als wären sie von unserer Gruppe“, fügt Isabela hinzu. Ein Foto vor dem Rathaus von Mosbach mit Bürgermeister Michael Jann gehörte auch noch zum Programm. Und nun war es Zeit, wieder nach Hause zu fliegen.Nur drei Monate hatte die Tanzgruppe Zeit gehabt, das gesamte Programm einzustudieren, gab sich alle Mühe und opferte viel Freizeit, um die Siedlung bestens zu vertreten. Das wusste auch Tanzlehrerin Cristiane Zuber zu schätzen, die seit über 13 Jahre in der Kulturstiftung tätig ist und diese Trachtentanzgruppe seit rund 11 Jahren leitet. „Es ist eine Gruppe, die seit der Kindertanzgruppe zusammen ist. Man kann immer mit ihnen rechnen“, erklärt sie. „Ich hoffe, sie machen auch weiterhin noch mit“.Musiklehrer Antonio Schneiders hob die gesamte Leistung der Tanzgruppe und der Musikanten hervor, die an der Europatournee teilnahmen. „Es war eine tolle und harmonische Gruppe. Die Tänzer waren immer fröhlich und das hat uns Musikanten auch angespornt, um noch

besser zu musizieren“, betont Schneiders und fügt hinzu: „Die ganze Gemeinde kann stolz auf diese Gruppe sein“.Vor jedem Auftritt waren alle für rund zwei Stunden voll damit beschäftigt, um die Struktur aufzubauen. Die Leistung brachte aber wichtige Früchte. „Die Leute waren immer sprachlos und betonten, dass wir unbedingt diese Jugend loben und motivieren müssen“, ergänzt Isabela Brandtner. Die Tanzlehrerin fügt hinzu: „Die ganze Trachtentanzgruppe von Entre Rios bedankt sich bei der Genossenschaft Agrária für die großzügige Unterstützung, sowie bei allen, die irgendwie mitgeholfen haben, um die Reise zu verwirklichen“.Wichtiger als die Anerkennung zur gutgelungenen Reise, ist anscheinend die große Erkenntnis, dass die Erhaltung einer Kultur allein vom Einsatz der Jugendlichen

abhängt. Und diese donauschwäbische Jugend aus Entre Rios sah Realitäten, die eindeutig beweisen, dass es schnell passiert, Tradition und Kultur der Vorfahren zu verlieren, wenn man nicht darauf achtet. Es hängt alles davon ab, ob die neue Generation bereit ist, das Kulturgut der Vorfahren zu erhalten und sich ständig und frohgemut dafür einzusetzen.

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Sabine Keller, Schülerin an der Leopoldina-Schule, hat vom 27.6. bis zum 27.7.2012 am Internationalen Preisträgerprogramm des Pädagogischen Austauschdienstes der Kultusministerkonferenz teilgenommen. Dieses Programm wird in 91 Nationen angeboten und dient dazu, den/die besten Deutschlerner/-innen, die aufgrund eines besonderen Auswahlverfahrens benannt werden, einen vierwöchigen Aufenthalt in der Bundesrepublik Deutschland zu ermöglichen, der aus Mitteln des Auswärtigen Amtes finanziert und vom Pädagogischen Austauschdienst organisiert wird. Sabine berichtet über die Reise: „Über Deutschland zu sprechen, ist schwer, weil es dort so viel Schönes gibt. Die Landschaft ist ganz ähnlich wie hier: viel Grünes, Blumen, Bäume und auch viele kleine Flüsse. Ich war in Bonn, Köln, Hamburg, Berlin, Nürnberg, Altdorf, Königswinter, Bamberg, Regensburg und in vielen anderen kleinen Städten. Am besten hat mir Bamberg gefallen, weil die Architektur typisch europäisch ist, und der Kölner Dom in Köln ist auch wunderschön. Meine PAD-Kollegen waren alle sehr nett und lustig. Das war auch ganz interessant, mit denen zu sprechen, weil jeder von einem anderen Land war und da konnte man andere Kulturen kennenlernen. Das Schulsystem ist auch anders, die Schüler sind freier. Hier lernt der Schüler echt nur, wenn er will, weil die Lehrer ihre Schüler ganz frei lassen, um zu gehen und zu kommen, wie sie halt möchten. Ich war in Winkelheid bei einer Familie. Die waren ganz nett und lieb und ich wurde da sehr gut behandelt. Das Essen ist ja nicht viel anders als bei uns in Entre Rios, aber alles ist sehr lecker. Dort gibt es viele Kirschen, Johannisbeeren, Blaubeeren und Himbeeren“.

Zum „Makkaroni-Mittagessen“, das jährlich vom Sozialprojekt Projeção veranstaltet wird, konnten dieses

Jahr 410 Karten verkauft werden. Es fand am Sonntag, den 2. September, statt. Drei verschiedene Soßen wurden zu

den Nudeln aufgetragen und die Zutaten des Mittagessens spendeten zum großen Teil Mitglieder der Gemeinde. Auf

dem Programm standen dazu noch Auftritte von Musik- und Tanzgruppen, die von Jugendlichen zwischen 12 und 17

Jahren gestaltet wurden. Daneben gab es ein reichhaltiges Angebot an Handarbeiten. Der gesamte Reinerlös kommt

dem Projekt Projeção zugute.

Das 1. Traktorfest von Entre Rios wurde am 29. Juli, auf dem Hauptplatz des 5. Dorfes Samambaia veranstaltet. Rund 45 Traktoren von Entre Rios und aus verschiedenen Städten von Paraná, aus São Paulo und Mato Grosso do Sul waren anwesend. Das Traktorfest wurde vom Verein „Tratores Antigos de Entre Rios (TAER)“ veranstaltet, der historische Traktoren wieder herstellt und betreut und vorher schon zwei Traktortreffen veranstaltet hatte. „Zum ersten Mal öffneten wir dieses Treffen für die Gemeinde und es wurde sehr gut besucht“, betont der Präsident der TAER, Walter Milla. Nach dem Mittagessen gab es noch einen Wettbewerb unter den Traktoren und dazu wurden auch alte Objekte von Donauschwaben ausgestellt. „Das Traktorfest bleibt jetzt im Festkalender und wird jährlich gefeiert“, fügt Milla hinzu.

Kurzmeldungen

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Die Leöwey Tanzgruppe aus Ungarn präsentierte sich am29. August im Kulturzentrum Mathias Leh der Gemeinde von Entre Rios. Während des Aufenthaltes in Entre Rios besuchte die Tanzgruppe auch die Industrien der Genossenschaft Agrária, wie die Mälzerei, Weizenmühle und die Futtermittelfabrik, ebenso auch die Versuchsstation der FAPA. Zudem sahen die Tänzer touristische Sehenswürdigkeiten der Umgebung.

Am 22. und 23. September wurde das jährliche Sportfest des Sportvereins Danúbio, im 1. Dorf Vitória ausgetragen. Ab dem Mittagessen, am Sonntag, den 23., amüsierten sich rund 370 Leute auf dem Sportplatz. Bereits am Vormittag fand ein Freundschaftsspiel zwischen den Veteranen von Danúbio und der Mannschaft Ouro e Prata, aus Toledo, statt. Und am Nachmittag wurde der normale Spieltag der Amateurmeisterschaft durchgeführt, zwischen Danúbio und A. A. Batel. „Dieses Jahr hatten wir praktisch doppelt so viele Leute, als im Jahr 2011. Für das nächste Jahr planen wir ein größeres Angebot zum Mittagessen, um unsere Mitglieder und Besucher noch besser zu empfangen“, betont der schriftführende Direktor des Sportvereins Danúbio, Luciano Ducat. Tags zuvor hatte der Sportverein Danúbio ein Fußball- und Bocciaturnier veranstaltet.

Der Soroptimisten-Verein von Guarapuava veranstaltete am29. August zum 15. Mal das „Treffen der Generationen“, das die Aufwertung der Familie zum Ziel hat. Geehrt werden Omas und Uromas, die als „Fundament der Familie“ gelten. Aus Entre Rios erhielt die 77-jährige Hilde Kreuscher eine Anerkennung. Sie hat 4 Kinder, 14 Enkel und 10 Urenkel. Der unterhaltsame Nachmittag wurde u. a. von den Tanzdarbietungen der Seniorentanzgruppe der Donauschwäbisch-Brasilianischen Kulturstiftung umrahmt.

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Änderungen vorbehalten

November9. Sankt-Martinsfest – Kindergarten der

Leopoldina-Schule23. „Isto é Projeção“ – Kulturzentrum Mathias Leh30. Jazz-Auftritt – Leopoldina-Schule

Dezember 1. Fahrradtour – Leopoldina-Schule1. Danúbio-Ball mit Original Donauschwaben

Musikanten – Klubhaus Samambaia2. Adventsbasar – Frauenhilfe der

evangelischen Gemeinde Cachoeira6. Eröffnung der Weihnachtsbeleuchtung –

Kirche St. Michael9. Weihnachtsmarkt und Nikolausfeier -

Donauschwäbisch-Brasilianische Kulturstiftung/Leopoldina-Schule14. Schulabschlussfeier – Leopoldina-Schule15. Schulabschlussfeier – Schule D. Pedro I19. Beginn der Sommerferien – Leopoldina-

Schule22. Weihnachtsfeier – Dorf Socorro22. Weihnachtsfeier – Dorf Jordãozinho22. Weihnachtsfeier – Dorf Samambaia24. Weihnachtsfeier – Dorf Cachoeira

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TrauermeldungenTheresia Leh Stiegler ist am 16. Juni im Alter von 87 Jahren in Guarapuava gestorben. Sie wurde am 3. Februar 1925 in Tomaschanzi, Kroatien, geboren und kam 1954 mit dem Schiff Bretagne nach Entre Rios. Ihr Ehemann Peter ging ihr im Tode voraus. Es trauern um sie ihre 5 Kinder und 4 Enkel.

Paul Keller ist am 23. August im Alter von 70 Jahren in Guarapuava verstorben. Er ist am 29. Juni 1942 in Jarmina, Kroatien, geboren und kam mit dem 3. Transport nach Entre Rios. Er wird betrauert von seiner Frau Gertrud, den Söhnen Erwin, Felix und Ewald sowie von 7 Enkeln.

Franz Remlinger Sen. ist am 19. Oktober im Alter von 88 Jahren in Samambaia gestorben. Er wurde am24. September 1924 in Tomaschanzi, Kroatien, geboren und kam 1953 nach Entre Rios. Seine Ehefrau Theresia, Sohn Karl und Enkel Reinhard gingen ihm im Tode voraus. Es trauern um ihn seine Kinder Franz, Erwin, Stefan und Christina, 9 Enkel, 6 Urenkel sowie seine zwei Brüder.

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