perspective 2012

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32 perspective 11 / 12 Deyfo AG aus Sirnach (TG) revolutioniert die Produktion von Schaumstoffeinlagen für Werkzeuge aller Art. Schaumstoff-Träume werden im Nu Realität DEYFO AG Jan Cepelak (40) ist ein Mensch, der seine Träume lebt. Mit 21 machte der ge- lernte Maschinenmechaniker sein Hobby – das Windsurfen – zum Beruf: Er übernahm eine Surfschule am Bodensee. Heute will er es auch anderen Menschen ermöglichen, ihre Wünsche zu realisieren. Al- lerdings nicht auf dem Wasser, sondern in der Werkstatt. «Jeder Kunde soll seine Werk- zeugwagen oder -koffer nach seinen Bedürfnissen einrich- ten können», sagt Cepelak. Die Lösung: eine Schaum- stoffeinlage für die Aufbe- wahrung von Werkzeugen, die der Kunde innert weniger Minuten am Computer selber designen kann. «Design Your Foam» – zu Deutsch «Gestalte deinen Schaumstoff» – heisst der Slogan der Jungfirma Dey- fo AG, die Cepelak seit ihrer Gründung 2010 in Sirnach TG leitet. 12‘000 Werkzeuge erfasst Ein professioneller Designer muss der Kunde wahrlich nicht sein, um mit dem Sys- tem von Deyfo seine indi- viduelle Wagen- oder Kof- fereinlage zu gestalten. Der Geschäftsleiter demonstriert den Prozess live in seinem Büro: «Alles, was man benö- tigt, ist ein Internetzugang und eine fünfminütige Schu- lung», sagt er. Den Rest liefert das Deyfo-Designprogramm: eine Auswahl an verschie- denen Einlagegrössen und Schaumstoff-Farben und die dreidimensionalen Konturen von rund 12‘000 Werkzeu- gen von Premiumherstellern wie Stahlwille, Knipex, Hazet oder PB Swiss Tools. Sie wer- den per Mausbewegung auf die gewählte Vorlage gezogen und dort frei platziert. Dieses simple System haben die Entwickler in jahrelanger Vorarbeit aufgebaut: 8‘500 der erfassten Werkzeuge hat Ce- pelak zu Hause mithilfe eines Laser-Scanners eigenhändig vermessen. Die bestehende Datenbank wird zudem stän- dig erweitert. Datenbank spart Zeit und Geld Hat der Kunde seine Schaum- stoffeinlage fertig gestaltet, kann er sie per Mausklick im Online-Shop bestellen. Kurz darauf wandelt in Sirnach ein zweites Computerprogramm die Daten so um, dass eine computergesteuerte Fräsma- schine diese lesen und den Schaumstoff entsprechend bearbeiten kann. Der Clou: Weil das Design-Programm webbasiert funktioniert, muss der Kunde keine Software auf seinen Computer herunter- laden – und spart somit Zeit und Speicherplatz. Die grösste Zeitersparnis bringt allerdings die Werk- zeug-Datenbank von Deyfo, wie Cepelak erklärt: «Frü- her mussten die Kunden ihre Werkzeuge dem Schaumstoff- verarbeiter zusenden. Dieser vermass sie anschliessend und zeichnete einen Entwurf für Jan Cepelak Fünfköpfiges Deyfo-Team: «Bei uns kann man das Firmenlogo auf die Schaumstoffeinlage lasern lassen» UNTERNEHMEN & MÄRKTE

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Deyfo AG aus Sirnach (TG) revolutioniert die Produktion von Schaumstoffeinlagen für Werkzeuge aller Art.

Schaumstoff-Träume werden im Nu Realität

DEYFO AG

Jan Cepelak (40) ist ein Mensch, der seine Träume lebt. Mit 21 machte der ge-lernte Maschinenmechaniker sein Hobby – das Windsurfen – zum Beruf: Er übernahm eine Surfschule am Bodensee. Heute will er es auch anderen Menschen ermöglichen, ihre Wünsche zu realisieren. Al-lerdings nicht auf dem Wasser, sondern in der Werkstatt. «Jeder Kunde soll seine Werk-zeugwagen oder -koffer nach seinen Bedürfnissen einrich-ten können», sagt Cepelak. Die Lösung: eine Schaum-stoffeinlage für die Aufbe-wahrung von Werkzeugen, die der Kunde innert weniger Minuten am Computer selber designen kann. «Design Your Foam» – zu Deutsch «Gestalte

deinen Schaumstoff» – heisst der Slogan der Jungfirma Dey-fo AG, die Cepelak seit ihrer Gründung 2010 in Sirnach TG leitet.

12‘000 Werkzeuge erfasstEin professioneller Designer muss der Kunde wahrlich nicht sein, um mit dem Sys-tem von Deyfo seine indi-viduelle Wagen- oder Kof-fereinlage zu gestalten. Der Geschäftsleiter demonstriert den Prozess live in seinem Büro: «Alles, was man benö-tigt, ist ein Internetzugang und eine fünfminütige Schu-lung», sagt er. Den Rest liefert das Deyfo-Designprogramm: eine Auswahl an verschie-denen Einlagegrössen und Schaumstoff-Farben und die

dreidimensionalen Konturen von rund 12‘000 Werkzeu-gen von Premiumherstellern wie Stahlwille, Knipex, Hazet oder PB Swiss Tools. Sie wer-den per Mausbewegung auf die gewählte Vorlage gezogen und dort frei platziert. Dieses simple System haben die Entwickler in jahrelanger Vorarbeit aufgebaut: 8‘500 der erfassten Werkzeuge hat Ce-pelak zu Hause mithilfe eines Laser-Scanners eigenhändig vermessen. Die bestehende Datenbank wird zudem stän-dig erweitert.

Datenbank spart Zeit und GeldHat der Kunde seine Schaum-stoffeinlage fertig gestaltet, kann er sie per Mausklick im

Online-Shop bestellen. Kurz darauf wandelt in Sirnach ein zweites Computerprogramm die Daten so um, dass eine computergesteuerte Fräsma-schine diese lesen und den Schaumstoff entsprechend bearbeiten kann. Der Clou: Weil das Design-Programm webbasiert funktioniert, muss der Kunde keine Software auf seinen Computer herunter-laden – und spart somit Zeit und Speicherplatz. Die grösste Zeitersparnis bringt allerdings die Werk-zeug-Datenbank von Deyfo, wie Cepelak erklärt: «Frü-her mussten die Kunden ihre Werkzeuge dem Schaumstoff-verarbeiter zusenden. Dieser vermass sie anschliessend und zeichnete einen Entwurf für

Jan CepelakFünfköpfiges Deyfo-Team: «Bei uns kann man das Firmenlogo auf die Schaumstoffeinlage lasern lassen»

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die gewünschte Einlage. Bis man ein Handmuster erhielt, konnte es gut vier bis fünf Wochen dauern. In unserer digitalen Datenbank hingegen sind die meisten Werkzeug-daten bereits erfasst – des-halb können wir innert vier bis fünf Tagen liefern.» Die-ser zeitlich massiv verkürzte Prozess wirkt sich auch auf den Preis aus: Individuelle Schaumstoffeinlagen kosten laut Cepelak pro Stück rund 400 bis 600 Franken, wenn sie herkömmlich produziert wer-den: «Mit unserem System be-zahlt der Endkunde die Hälfte oder sogar weniger.» Durch den geringeren Herstellungs-aufwand könne Deyfo sogar Einzelstücke wirtschaftlich produzieren.

Werkzeug-Chaos kostetTrotzdem stellt sich die Fra-ge: Wer sollte 250 Franken für eine Schaumstoffeinlage ausgeben? «Wir richten uns unter anderem an Endkun-den, die mit teuren Werkzeu-gen arbeiten, oder die – wie im Flugzeugbau – strenge Sicherheitsauflagen haben», sagt Cepelak. Ein Chaos in

der Werkzeugkiste wäre in diesen Firmen gefährlich und auch teuer – zumal verlo-ren geglaubte Teile schnell einmal nachbestellt werden. Die Deyfo-Einlage wirkt dem gezielt entgegen und sorgt für Ordnung und Übersicht, indem sie jedem Arbeitsins-trument mittels genau ausge-frästen Konturen einen Platz zuweist. Sauber geordnetes Werkzeug, das nicht ständig gesucht werden muss, steigert laut Cepelak auch die Effi-zienz der Mitarbeiter: Eine Studie der SR Technics in Kloten habe ergeben, dass sich dadurch rund 40 Arbeitsstun-den pro Mitarbeiter und Jahr einsparen lassen. Gute Gründe sprechen auch für das flexible Design der Schaumstoffeinlagen, wie der Geschäftsleiter weiter sagt: «Viele Endkunden verwen-den Werkzeuge verschiedener Hersteller. In den Standard-koffern und -wagen der Her-steller, die nur auf eine Marke ausgerichtet sind, findet dieser Mix keinen geeigneten Platz. Mit unserem Konzept hinge-gen treffen wir den Nagel auf den Kopf.»

Ziel: Werkzeughersteller einbindenDie Vision der Thurgauer Jungunternehmer geht noch einen entscheidenden Schritt weiter: Die Werkzeugherstel-ler selber sollen das Deyfo-Designprogramm künftig ge-gen Bezahlung einer Lizenzge-bühr verwenden, und es ihren Händlern und Grosskunden so ermöglichen, individuel-le Werkzeugsets einzukau-fen: mit massgeschneiderten Schaumstoffeinlagen, die mit den passenden Werkzeugen bestückt sind. Das Marktbe-dürfnis bewege sich klar in diese Richtung, so Cepelak: «Die Kunden möchten nur noch das kaufen, was sie in ihrer Werkstatt wirklich ver-wenden können: beispielswei-se die Schraubenschlüssel 1 bis 3 und nicht das gesamte Standardset.»

Hazet mit PilotsprojektAllerdings gibt es auch Wider-stand gegen so viel Entschei-dungs- und Designfreiheit. Laut Cepelak kam dieser in der Vergangenheit primär von Seiten der Mutterkonzerne grosser Werkzeughersteller:

«Es ist nicht einfach, sie da-von zu überzeugen, dass es besser ist, «nur» zwei Drittel eines bisherigen Werkzeugsets zu verkaufen als gar nichts.» Inzwischen zeichne sich aller-dings – unter dem Druck der Endverbraucher – ein Umden-ken ab. Fortschrittlich sei etwa Werkzeughersteller Hazet, der zusammen mit Deyfo ein Pi-lotprojekt lanciert habe.

Auf offene Ohren innerhalb der Branche stösst die Inno-vation von Deyfo auch bei Werkzeughändlern wie Me-talsa SA aus Denges oder KSU/A-Technik AG aus Wohlen, bei Produzenten von Werkstatt-einrichtungen wie Lista – und bei grossen Industriekunden. «Mit ABB, Seitz, Synthes oder Georg Fischer haben wir eini-ge wichtige Kunden gewon-nen», so Cepelak. Auch einige spektakuläre Aufträge konnte die noch junge Firma bereits

«Sauber geordnetes Werkzeug, das nicht ständig gesucht werden muss, steigert laut Jan Cepelak auch die Effizienz der Mitarbeiter».

Nadia Lo Curto Annette Neumann Uwe Binder Marco Mendes

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ausführen: Sie lieferte etwa Schaumstoffeinlagen für die piekfein ausgestattete Werk-statt des Flugzeugausstatters Jet Aviation, als dieser im Auf-trag eines arabischen Scheichs an einer Boeing 747 arbeitete.

Fräse im BüroMit zunehmenden Aufträgen ist auch das Jungunternehmen in Sirnach gewachsen: 2010 startete Deyfo als Zweimann-betrieb mit Projektleiter Uwe Binder und Geschäftsleiter Jan Cepelak. Um sich in der Entwicklungsphase finanziell über Wasser zu halten, reali-sierten sie mit einer kleinen Modellfräse bereits erste Be-stellungen. «Weil die Fräse so laut war, mussten wir im Büro manchmal einen Gehörschutz tragen», erinnert sich Cepelak und lacht.

packungen aller Art wie zum Beispiel für Kosmetik, Kamer-azubehör oder Büromaterial.» Erste Gespräche und Projekte hätten grosses Potenzial in diesen genannten Bereichen aufgezeigt.

Angesichts der positiven Marktsignale will Deyfo in den nächsten Jahren mode-rat weiterwachsen: Cepelak möchte in fünf Jahren den europäischen Markt mit sei-ner Software bedienen, 15 bis 18 Personen beschäftigen und bis zu fünf Fräsen be-treiben. Um diesen Traum zu realisieren, würde er sogar einen erneuten Umzug in eine grössere Liegenschaft in Kauf nehmen. «Das wird jetzt eine ganz spannende Zeit.»

Nicole Button

Im Dezember 2011 zog das inzwischen fünfköpfige Team in ein altes Gewerbegebäude in Sirnach um. Nebst der Aussicht auf eine idyllische Schafweide bietet der neue Sitz mehr Platz, den die Firma unter anderem für ihre neue, professionelle Fräsmaschine braucht. Massiv ausbauen will Cepelak den kleinen Maschi-nenpark allerdings nicht auch wenn das komplette Deyfo-System seit März marktreif ist: «Wir streben keine Produkti-on von Grossserien an.»

Weitere Innovationen am Start Um dennoch grössere Auf-träge bewältigen zu können, arbeitet das Unternehmen aktuell mit drei Schaumstoff-produzenten in Deutschland zusammen.

Um die bisherigen Kunden anzubinden und neue zu ge-winnen, setzt der Geschäfts-leiter auf kompromisslose Qualität und auf Innovation: «Bei uns kann man sein Fir-menlogo oder die Nummer eines Arbeitsplatzes auf die Schaumstoffeinlage lasern lassen. Das ist einzigartig in der Schweiz», sagt er. Sol-che Beschriftungen, die heute noch durch das Deyfo-Team umgesetzt werden, soll der Kunde künftig mithilfe des Design-Programms sogar sel-ber gestalten können. «Das ist unser nächster Schritt.» Von solchen neuen Funktio-nen könnten laut Cepelak bald auch Kunden ausserhalb der Werkzeugbranche profitieren: «Unser System eignet sich auch für die Herstellung von Ordnungssystemen und Ver-

JAN CEPELAK IM PERSPECTIVE-GESPRÄCH

«Ein Monteur weiss am besten, wo sein Werkzeug platziert sein muss»

Jan Cepelak ist Marketing- und Salesmanager (HF) sowie Geschäftsführer der Deyfo AG in Sirnach.

Herr Cepelak, mit einem Design-Programm für Schaumstoffeinlagen wollen Sie den Markt revolutio-nieren. Wie ist diese Idee entstanden?Jan Cepelak: Unsere Ge-schäftsidee entstand aus einer Diplomarbeit. Ich untersuch-te die Bedürfnisse derjeni-gen, die im Arbeitsalltag über einen Werkzeugkoffer oder -schrank verfügen. Es zeigte sich schnell, dass individuell gestaltete Schaumstoffeinla-gen gefragt sind ihre Her-stellung aber als zu aufwän-dig und teuer galt. Ziel war folglich ein neues System, das gezielt Individualität er-laubt und zugleich einen wirt-schaftlichen Preis erlaubt. So entstand schliesslich die Idee einer webbasierten Software, mit deren Hilfe der Kunde seine eigene Einlage selber lay-outen und beim Produzenten bestellen kann.

Bisher liess sich der Kunde seine Einlage vom Schaum-stoffverarbeiter designen, jetzt legt er selber Hand an.

UNTERNEHMEN & MÄRKTE

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Leidet da nicht die Qualität, wenn der Experte nicht mehr mitwirkt?Ich denke nicht. Ein Monteur weiss selber am besten, wel-che Werkzeuge er in seinem Koffer braucht und wo diese platziert sein müssen. Da ist es sogar ein grosser Vorteil, wenn der Endkunde seine Einlage gleich selber gestalten kann.

Wie verhindert Ihr Design-Programm, dass dem Kunden Fehler unterlaufen und er zum Beispiel zwei Werkzeuge überschneidend platziert. Es sind mehrere Sicherun-gen eingebaut: Beispielsweise kann man die Werkzeugkon-turen nicht so platzieren, dass sie über den Rand der Ein-lage hinausragen. Zwischen den Konturen gibt es zudem einen Mindestabstand, der automatisch eingehalten wird. Und ebenso verhindert das Programm, dass Werkzeuge platziert werden, die aufgrund ihrer Höhe zusammen mit der Einlage nicht mehr in die Schublade passen würden. Es gibt also keine bösen Überra-schungen. (lacht)

Folglich könnte auch eine Hobbyhandwerkerin problemlos eine solche Einlage gestalten. Sprechen Sie mit Ihrem Programm auch Private an?In der Anfangsphase noch nicht, das ist Zukunft.

Warum? Wir müssten die Anzahl der Werkzeuge, die in unserer Datenbank aktuell erfasst sind, extrem ausbauen, um auch die Bedürfnisse privater Kunden abzudecken. Zudem wäre für uns bei zahlreichen privaten Einzelbestellungen die Logistik eine grosse Her-ausforderung.

Interview: Nicole Button

«Alles, was man benötigt ist ein Internetzugang und eine fünfminütige Schulung», sagt Jan Cepelak. Den Rest liefert das Deyfo-Designprogramm: Eine Auswahl an verschiedenen Einlagegrössen und Schaum-stoff-Farben.

Vivre la qualitéDéveloppement de la qualité dans la formation professionnelleUne initiative conjointe de la Confédération, des cantons et des organisations du monde de travail

Département fédéral de l’économie DFEOffice fédéral de la formation professionnelle et de la technologie OFFT

Responsabilité personnelleLe développement de la qualité est une tâche quotidienne

CollaborationLe développement de la qualité réunit les partenaires adéquats

Libre choix des méthodes Le développement de la qualité estadapté à la situation

Echange d’informations Le développement de la qualité permet un apprentissage réciproque