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„Praktische Philosophie“ in der 5. und 6. Klasse E.Meessen/U.Minnich Die Realschule Am Stadtpark bietet das Fach „Praktische Philosophie“ für die 5. und 6. Klasse an. Alle Kinder, die nicht am herkömmlichen konfessionellen Religionsunterricht teilnehmen, werden im Fach „Praktische Philosophie“ unterrichtet. Der Unterricht orientiert sich an vier Fragen des Philosophen Immanuel Kant und so sind das „Fragen“ und das „Sich wundern können“ die wichtigsten Voraus- setzungen, um ein guter Philosoph, eine gute Philosophin zu werden. Erstes Beispiel: Was kann ich wissen? Klasse 5 So geht es in der 5. Klasse u.a. um die Frage: „Was weiß ich wirklich?Wieviel muss ich wissen, um wirklich von „Wissen“ sprechen zu können? Kann man über- haupt alles wissen? Oder weiß man eigentlich gar nichts? Sind die abgebildeten Männer verschieden groß? Sind sie gleich groß? Kann man das eine oder das andere beweisen? In diesem Fall ist die Sache klar! Ein genaues Nachmessen beweist: Hier handelt es sich um eine optische Täuschung. Aber nicht alles, was wir wissen können und möchten, ist in dieser Weise nach- prüfbar. Wie steht es mit Dingen, die längst vergangen sind? Können wir mit Ge- wissheit sagen, dass morgen früh die Sonne wieder aufgeht? Und überhaupt: Sind alle Dinge um uns herum ganz genau so, wie wir sie mit unseren 5 Sinnen wahrnehmen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was kann ich wissen? Was ist der Mensch?

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„Praktische Philosophie“ in der 5. und 6. Klasse E.Meessen/U.Minnich

Die Realschule Am Stadtpark bietet das Fach „Praktische Philosophie“ für die 5. und 6. Klasse an. Alle Kinder, die nicht am herkömmlichen konfessionellen Religionsunterricht teilnehmen, werden im Fach „Praktische Philosophie“ unterrichtet. Der Unterricht orientiert sich an vier Fragen des Philosophen Immanuel Kant und so sind das „Fragen“ und das „Sich wundern können“ die wichtigsten Voraus-setzungen, um ein guter Philosoph, eine gute Philosophin zu werden. Erstes Beispiel:

Was kann ich wissen? Klasse 5

So geht es in der 5. Klasse u.a. um die Frage: „Was weiß ich wirklich?“ Wieviel muss ich wissen, um wirklich von „Wissen“ sprechen zu können? Kann man über-haupt alles wissen? Oder weiß man eigentlich gar nichts? Sind die abgebildeten Männer verschieden groß? Sind sie gleich groß? Kann man das eine oder das andere beweisen? In diesem Fall ist die Sache klar! Ein genaues Nachmessen beweist: Hier handelt es sich um eine optische Täuschung. Aber nicht alles, was wir wissen können und möchten, ist in dieser Weise nach-prüfbar. Wie steht es mit Dingen, die längst vergangen sind? Können wir mit Ge-wissheit sagen, dass morgen früh die Sonne wieder aufgeht? Und überhaupt: Sind alle Dinge um uns herum ganz genau so, wie wir sie mit unseren 5 Sinnen wahrnehmen?

Was soll ich tun?

Was darf ich hoffen?

Was kann ich wissen?

Was ist der Mensch?

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Zweites Beispiel:

Was darf ich hoffen? Klasse 5

Im Rahmen der Unterrichtsreihe „Gefühle“ geht es um die menschliche Hoffnung auf Glück. Was ist Glück? Wie kann ich glücklich werden und an-dere glücklich machen? Was braucht man um glücklich zu werden? Ein Weg zum Glück wird in der Geschichte „Das Hemd des glücklichen Menschen“ aufgezeigt. Ein Kalif, krank und unglücklich, sucht nach einer Möglichkeit, glücklich zu werden. Ein Rat der Ärzte: Er brauche das Hemd eines glücklichen Menschen, um es sich unters Kopfkissen zu legen. Nach langer Suche wird auch endlich ein glückli-cher Mensch im Reich des Kalifen gefunden, doch … er ist bitterarm und besitzt gar kein Hemd. Der Kalif versteht, verschenkt seine gesamten Reichtümer und wird gesund und glücklich! Eine Möglichkeit sich dieser Geschichte und diesem Weg zum Glück zu nähern, ist das Theaterspiel. Die Kinder schreiben in Gruppen eine eigene Szene, proben diese und zum Schluss wird das gesamte „Stück“ mit allen Schüler/innen zusam-men aufgeführt.

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Drittes Beispiel:

Was ist der Mensch? Klasse 6

Der Mensch als lernendes Wesen in seiner Umwelt und seine Beziehung zu den Göttern ist Thema zahlreicher Mythologien und religiöser Geschichten. Auch in dieser Unterrichtsreihe schreiben die Schüler/innen ein eigenes Thea-terstück. Die griechische Sage von Prometheus wird szenisch umgesetzt und aufgeführt. Prometheus von Deborah, Harun, Yetar, Özdem und Julia Die Erde wurde geschaffen. Prometheus betrachtete die Erde und guckte sich um.

Prometheus: Die Welt ist doch so schön, dass Menschen auf ihr leben könnten. Er hatte eine Idee. Mit seiner Götterfreundin Athene formte er Menschen nach dem Ebenbild der Götter. Prometheus: Wir sind fertig Athene, hauch den Geschöpfen jetzt Geist und Atem ein. Athene: Wird gemacht, Prometheus. Und sie hauchte den Menschen Geist und Atem ein. So entstanden die ersten Menschen und bevölkerten die Erde. Doch sie wussten nicht, was sie mit dem Leben anfangen sollten. Prometheus: Das hat so keinen Sinn, ich muss sie zuerst alles lehren, was nötig ist! Und er ging zur Erde und unterrichtete die Menschen. Nach einigen Wochen ver-standen sie das Leben. Nur etwas fehlte noch: Das Feuer! Prometheus ging zu Zeus. Prometheus: Sehr geehrter Herr Zeus! Darf ich den Menschen das Feuer bringen? Zeus: Nein!! Ich will nicht, dass die Menschen mehr können und wissen als die

Götter. Ich verbiete es! Prometheus: Aber Zeus…! Zeus: Kein Widerspruch. Meine Entscheidung ist gefallen. Aber Prometheus akzeptierte diese Entscheidung nicht, er lief zum Wagen des Sonnengottes, entzündete einen Halm, ging zurück zur Erde und verbreitete das Feuer. Als Zeus das sah, tobte er. Um sich zu rächen, erschuf er Pandora und schickte sie mit einer Büchse, in der alles Unheil und alle Krankheiten der Welt eingeschlossen waren, zur Erde. Epimetheus, Prometheus ´Bruder, bewunderte Pandoras Schönheit. Pandora: Hallo Epimetheus! Ich wurde von Zeus geschickt, um dir ein Geschenk zu überreichen. Epimetheus: Ach wirklich, ist ja toll, danke! Er öffnete die Büchse und in diesem Augenblick verbreitet sich das Unheil über die ganze Erde. Die Menschen warfen sich auf den Boden und brüllten („Aua“), aber nicht nur die Menschen, auch Prometheus wurde schwer bestraft. Angekettet musste er viele Jahrhunderte an einem Felsen hängen. Jeden Tag kam ein Adler geflogen und fraß von seiner Leber, die aber immer wieder nachwuchs. Endlich kam der Tag der Erlösung. Es kam Herakles! Herakles: Bist du Prometheus? Prometheus: Ja, der bin ich. Kannst du mir nicht helfen? Herakles: Ja, Chiron wird dich ablösen und du bist frei. Chiron löste Prometheus ab und dieser musste ein Steinchen am Ring tragen zum Andenken daran, dass er etwas falsch gemacht hatte.

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Viertes Beispiel:

Was kann ich wissen? Klasse 6

Was ist die Zeit? Gibt es überhaupt Zeit? Wie kann man die Zeit erklären? Mi-chael Endes Zeiträtsel wird immer wieder von einigen Kindern im Unterricht ge-löst, obwohl es so schwierig ist, die Zeit zu erklären.

Zeiträtsel

„Drei Brüder wohnen in einem Haus, Nun sag mir: Sind die drei vielleicht einer? die sehen wahrhaftig verschieden aus, Oder sind es nur zwei? Oder ist es gar-keiner? doch willst du sie unterscheiden, Und kannst du mein Kind ihre Namen mir nennen, gleicht jeder den anderen beiden. so wirst du drei mächtige Herrscher erkennen. Der erste ist nicht da, er kommt erst nach Haus. Sie regieren gemeinsam ein großes Reich- Der zweite ist nicht da, er ging schon hinaus. und sind es auch selbst! Nur der dritte ist da, der Kleinste der drei, Darin sind sie gleich. denn ohne ihn gäb´s nicht die anderen zwei. Und doch gibt´s den dritten, um den es sich handelt, nur weil sich der erst´in den zweiten verwandelt. Denn willst du ihn anschauen, so siehst du nur wieder immer einen der anderen Brüder!

Aber auch über eigene Zeichnungen kann man sich dem Thema Zeit nähern. Ob man die gestellte Frage nach der Zeit damit lösen kann ….???

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Natürlich kommen auch bei all diesen interessanten Fragen nach dem Glück, nach der Zeit, nach dem Wesen des Menschen, nach Wahrheit und Lüge, der Gerech-tigkeit, nach Freundschaft usw. usw. auch die Philosophen/innen nicht zu kurz. Schließlich ist es gut, zu wissen, dass auch die bedeutensten Denker/innen die gestellten Fragen, die ihnen ständig im und um den Kopf herum schwirrten, nur für sich und ihre Zeit, niemals aber für alle Menschen beantworten konnten. Friedrich Nietzsche beim „Denken“!

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