RWTHinsight 2/2008

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1 Zeitung für Mitglieder und Freunde der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen Lust auf eine Spritztour nach Maastricht? Oder zum Floh- markt nach Lüttich? Lieber nicht – solche Ausflüge sind derzeit Luxus. Ob Diesel, Benzin oder Super: Tankstellen- besuche hinterlassen ein großes Loch im Geldbeutel. Doch während die Automobilindustrie seit Jahren über alterna- tive Antriebsstoffe und verbrauchsarme Modelle brütet, haben RWTH-Wissenschaftler im Auftrag des Umwelt- bundesamtes Tatsachen geschaffen. Die Mitarbeiter des Instituts für Kraftfahrwesen zeigten, dass scheinbar Un- mögliches machbar ist: den Benzinverbrauch durch Fahr- zeugveränderungen in aktuellen Modellen um über 20 Prozent zu senken. „Der Auftrag war eine spannende Herausforderung, nicht zuletzt, weil wir kein Ökomodell weiterentwickelt haben, sondern einen spritzigen Golf GT 1,4 TSI“, berich- tet Projektleiter Dipl.-Ing. Markus Espig. 170 PS bringen das Fahrzeug auf 220 Kilometer Höchstgeschwindigkeit. Laut Hersteller verbraucht das Auto im Normzyklus dabei 7,2 Liter Super Plus auf 100 Kilometer. Um den Sprithunger des Golfs zu senken, setzte man ein Bündel von Maßnahmen um. Dabei war von Seiten des Auftraggebers lediglich eine Vorgabe zu berücksichti- gen – es sollten möglichst viele der Sparmaßnahmen mit Serienbauteilen bewerkstelligt werden, um die wirtschaft- liche Machbarkeit zu sichern. Weniger Widerstand und Gewicht Zunächst wurden die Serienräder gegen Leichtlaufräder ausgetauscht. Diese schmalere Alternative hat einen ge- ringeren Rollwiderstand, was 0,3 Liter Benzin auf 100 Ki- lometer einspart. Der Einsatz von Leichtlauföl reduziert den Verbrauch um weitere 0,1 Liter. Außerdem wurde in der RWTH-Werkstatt eine Art „Kühlwasser-Thermoskan- ne“ eingebaut. „Mit diesem Einbau halten wir die Tem- peratur der Kühlflüssigkeit bis zu acht Stunden auf über 70 Grad Celsius“, erklärt Espig. Der Motor ist nun nach dem Starten sofort warm. Damit reduzieren sich die Rei- bungsverluste und der Benzinverbrauch: Die Heizung schafft jetzt umgehend wohlige Temperaturen im Innen- raum und die Düsen der Scheibenwischanlage frieren nicht zu, was insbesondere im Winter ein angenehmer Nebeneffekt ist. Zusammen mit einem längeren Getriebe und einem kleinen Generator, der beim Bremsen Energie zurückgewinnt, wurden auf diese Weise nochmals 0,4 Li- ter Benzin eingespart. Wer mit dem silbernen Versuchswagen unterwegs ist, erfährt zudem über das Multifunktions-Display, welcher Gang gerade der spritsparendste ist. „Die Firma Volkswa- gen unterstützte das Projekt unter anderem dadurch, dass sie die Software freigab“, so Espig. Ein Rechner im Hand- schuhfach nimmt nun die Fahrdaten aus dem Motorraum entgegen und empfiehlt dem Fahrer, welchen Gang er ak- tuell einlegen soll. Das Ergebnis ist eine rekordverdächtige Spritersparnis von 0,5 Liter pro 100 Kilometer. Bei der Ka- rosserie wurde die Stahlhaube des Motors durch eine we- sentlich leichtere aus Kohlefaser ersetzt, um das Gewicht des Wagens zu verringern. Gleiches geschah mit der Heck- klappe. Kohlefaser ist allerdings im Automobilbau noch nicht sehr verbreitet und daher teuer. Auch die schweren Seriensitze mussten zugunsten sportlicher, aber teurerer Leichtbausitze weichen. Verbrauch ist wesentlich bei der Kaufentscheidung Das Auto wurde durch die Umbauten 78 Kilogramm leichter, was den Verbrauch um weitere 0,1 Liter senkte. Außerdem erhielt der Golf GT eine Start-Stopp-Automa- tik. Die Technik klingt simpel und ist mit 0,3 Liter Spriter- sparnis zudem effektiv: Sobald der Fahrer im Stand den Gang auskuppelt, schaltet sich der Motor automatisch ab und bei Kupplungskontakt mit dem Fuß wieder an. Insge- samt 1,7 Liter Sprit auf 100 Kilometer wurden mit allen Maßnahmen eingespart. „Einige der von uns durchge- führten Veränderungen werden bereits in der Serienferti- gung einiger Fahrzeuge eingesetzt“, weiß Espig. Das Pro- jektergebnis ist in der Gesamtsumme beeindruckend und sollte ein Ansporn für alle Fahrzeugbauer sein. „Mittler- weile ist der Verbrauch eines Wagens ein großes Ver- kaufsargument geworden“, betont der Wissenschaftler. Anfragen zahlreicher Komponentenhersteller zeigten zu- dem, wie bedeutsam auch diese den Spritverbrauch in- zwischen einschätzen. Eine augenfällige Veränderung am Fahrzeug wurde in die Verbrauchsbilanz gar nicht aufgenommen. Der Golf GT besitzt anstelle der luftwiderstandsstarken Außenspiegel windschnittig angeschmiegte kleine Kameras, welche die rückwärtige Sicht auf zwei Monitore in den Innenraum spielen. Eine äußerst effektive Maßnahme, allerdings nicht im Stadtverkehr. Aber auf der Autobahn nach Lüttich wären damit theoretisch weitere 0,2 Liter Spritersparnis auf 100 Ki- lometer rauszuholen. Ilse Trautwein Am 1. August übernimmt Univ.-Prof. Dr.-Ing. Ernst Schmach- tenberg sein neues Amt als RWTH-Rektor. Als 48. Rektor der Aachener Hochschule wird er der erste sein, der – nach dem Inkrafttreten des Hochschulfreiheitsgesetzes in NRW – von einem Hochschulrat gewählt und vom Senat bestätigt wurde. Der 56-jährige Schmachtenberg ist gebürtiger Aachener, er studierte nach dem Abitur Maschinenbau mit der Vertiefungs- richtung Kunststofftechnik an der RWTH. Anschließend pro- movierte er bei Professor Georg Menges am Institut für Kunst- stoffverarbeitung und war dort verantwortlich für eine Abtei- lung. Nach leitenden Tätigkeiten im Süddeutschen Kunst- Ernst Schmachtenberg wird Rektor stoff-Zentrum in Würzburg und bei der Bayer AG in Leverku- sen übernahm er 1993 den Lehrstuhl für Kunststofftechnik der damaligen Universität-Gesamthochschule Essen. Dort war er auch einige Jahre Prorektor für Personal und Finanzen. 2001 kehre er auf die Professur für Kunststoff-Werkstofftech- nik an das Aachener IKV zurück, bis er im Jahr 2006 einem Ruf an die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg folgte. Schmachtenberg übernimmt das Rektoramt für die nächsten sechs Jahre, eine Wiederwahl ist möglich. Neue Aufgaben nimmt auch der aus Altersgründen aus- scheidende Amtsinhaber Univ.-Prof. Burkhard Rauhut in An- griff: Nach neun Jahren im Rektoramt und 35 Jahren an der RWTH geht der Mathematiker als Leiter der German Univer- sity of Technology nach Maskat, die Hauptstadt des Sultanats Oman. Die Hochschule dort wird mit wesentlicher Unterstüt- zung der RWTH Aachen aufgebaut. Ha 2 2008 Die Professoren Schmachtenberg und Rauhut sowie RWTH-Kanzler Manfred Nettekoven bei der ersten öffentlichen Vorstellung des künftigen Rektors der RWTH Aachen (von links). Foto: Martin Lux Ingenieure und Mechaniker des Instituts für Kraftfahrwesen der RWTH senkten den Kraftstoffverbrauch eines Serienfahrzeuges. Foto: Peter Winandy Die Spritsparer

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Zeitung der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen

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Page 1: RWTHinsight 2/2008

1S C H L A G L I C H T E R

Zeitung für Mitglieder und Freunde der

Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule

Aachen

Lust auf eine Spritztour nach Maastricht? Oder zum Floh-markt nach Lüttich? Lieber nicht – solche Ausflüge sindderzeit Luxus. Ob Diesel, Benzin oder Super: Tankstellen-besuche hinterlassen ein großes Loch im Geldbeutel. Dochwährend die Automobilindustrie seit Jahren über alterna-tive Antriebsstoffe und verbrauchsarme Modelle brütet,haben RWTH-Wissenschaftler im Auftrag des Umwelt-bundesamtes Tatsachen geschaffen. Die Mitarbeiter desInstituts für Kraftfahrwesen zeigten, dass scheinbar Un-mögliches machbar ist: den Benzinverbrauch durch Fahr-zeugveränderungen in aktuellen Modellen um über 20Prozent zu senken.

„Der Auftrag war eine spannende Herausforderung,nicht zuletzt, weil wir kein Ökomodell weiterentwickelthaben, sondern einen spritzigen Golf GT 1,4 TSI“, berich-tet Projektleiter Dipl.-Ing. Markus Espig. 170 PS bringendas Fahrzeug auf 220 Kilometer Höchstgeschwindigkeit.Laut Hersteller verbraucht das Auto im Normzyklus dabei7,2 Liter Super Plus auf 100 Kilometer.

Um den Sprithunger des Golfs zu senken, setzte manein Bündel von Maßnahmen um. Dabei war von Seitendes Auftraggebers lediglich eine Vorgabe zu berücksichti-gen – es sollten möglichst viele der Sparmaßnahmen mitSerienbauteilen bewerkstelligt werden, um die wirtschaft-liche Machbarkeit zu sichern.

Weniger Widerstand und GewichtZunächst wurden die Serienräder gegen Leichtlaufräderausgetauscht. Diese schmalere Alternative hat einen ge-ringeren Rollwiderstand, was 0,3 Liter Benzin auf 100 Ki-lometer einspart. Der Einsatz von Leichtlauföl reduziert

den Verbrauch um weitere 0,1 Liter. Außerdem wurde inder RWTH-Werkstatt eine Art „Kühlwasser-Thermoskan-ne“ eingebaut. „Mit diesem Einbau halten wir die Tem-peratur der Kühlflüssigkeit bis zu acht Stunden auf über70 Grad Celsius“, erklärt Espig. Der Motor ist nun nachdem Starten sofort warm. Damit reduzieren sich die Rei-bungsverluste und der Benzinverbrauch: Die Heizungschafft jetzt umgehend wohlige Temperaturen im Innen-raum und die Düsen der Scheibenwischanlage frierennicht zu, was insbesondere im Winter ein angenehmerNebeneffekt ist. Zusammen mit einem längeren Getriebeund einem kleinen Generator, der beim Bremsen Energiezurückgewinnt, wurden auf diese Weise nochmals 0,4 Li-ter Benzin eingespart.

Wer mit dem silbernen Versuchswagen unterwegs ist,erfährt zudem über das Multifunktions-Display, welcherGang gerade der spritsparendste ist. „Die Firma Volkswa-gen unterstützte das Projekt unter anderem dadurch, dasssie die Software freigab“, so Espig. Ein Rechner im Hand-schuhfach nimmt nun die Fahrdaten aus dem Motorraumentgegen und empfiehlt dem Fahrer, welchen Gang er ak-tuell einlegen soll. Das Ergebnis ist eine rekordverdächtigeSpritersparnis von 0,5 Liter pro 100 Kilometer. Bei der Ka-rosserie wurde die Stahlhaube des Motors durch eine we-sentlich leichtere aus Kohlefaser ersetzt, um das Gewichtdes Wagens zu verringern. Gleiches geschah mit der Heck-klappe. Kohlefaser ist allerdings im Automobilbau nochnicht sehr verbreitet und daher teuer. Auch die schwerenSeriensitze mussten zugunsten sportlicher, aber teurererLeichtbausitze weichen.

Verbrauch ist wesentlich bei der KaufentscheidungDas Auto wurde durch die Umbauten 78 Kilogrammleichter, was den Verbrauch um weitere 0,1 Liter senkte.Außerdem erhielt der Golf GT eine Start-Stopp-Automa-tik. Die Technik klingt simpel und ist mit 0,3 Liter Spriter-sparnis zudem effektiv: Sobald der Fahrer im Stand denGang auskuppelt, schaltet sich der Motor automatisch abund bei Kupplungskontakt mit dem Fuß wieder an. Insge-samt 1,7 Liter Sprit auf 100 Kilometer wurden mit allenMaßnahmen eingespart. „Einige der von uns durchge-führten Veränderungen werden bereits in der Serienferti-gung einiger Fahrzeuge eingesetzt“, weiß Espig. Das Pro-jektergebnis ist in der Gesamtsumme beeindruckend undsollte ein Ansporn für alle Fahrzeugbauer sein. „Mittler-weile ist der Verbrauch eines Wagens ein großes Ver-kaufsargument geworden“, betont der Wissenschaftler.Anfragen zahlreicher Komponentenhersteller zeigten zu-dem, wie bedeutsam auch diese den Spritverbrauch in-zwischen einschätzen.

Eine augenfällige Veränderung am Fahrzeug wurde indie Verbrauchsbilanz gar nicht aufgenommen. Der Golf GTbesitzt anstelle der luftwiderstandsstarken Außenspiegelwindschnittig angeschmiegte kleine Kameras, welche dierückwärtige Sicht auf zwei Monitore in den Innenraumspielen. Eine äußerst effektive Maßnahme, allerdings nichtim Stadtverkehr. Aber auf der Autobahn nach Lüttich wärendamit theoretisch weitere 0,2 Liter Spritersparnis auf 100 Ki-lometer rauszuholen.

Ilse Trautwein

Am 1. August übernimmt Univ.-Prof. Dr.-Ing. Ernst Schmach-tenberg sein neues Amt als RWTH-Rektor. Als 48. Rektor derAachener Hochschule wird er der erste sein, der – nach demInkrafttreten des Hochschulfreiheitsgesetzes in NRW – von einem Hochschulrat gewählt und vom Senat bestätigt wurde.Der 56-jährige Schmachtenberg ist gebürtiger Aachener, erstudierte nach dem Abitur Maschinenbau mit der Vertiefungs-richtung Kunststofftechnik an der RWTH. Anschließend pro-movierte er bei Professor Georg Menges am Institut für Kunst-stoffverarbeitung und war dort verantwortlich für eine Abtei-lung. Nach leitenden Tätigkeiten im Süddeutschen Kunst-

Ernst Schmachtenberg wird Rektorstoff-Zentrum in Würzburg und bei der Bayer AG in Leverku-sen übernahm er 1993 den Lehrstuhl für Kunststofftechnikder damaligen Universität-Gesamthochschule Essen. Dort warer auch einige Jahre Prorektor für Personal und Finanzen.2001 kehre er auf die Professur für Kunststoff-Werkstofftech-nik an das Aachener IKV zurück, bis er im Jahr 2006 einemRuf an die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnbergfolgte. Schmachtenberg übernimmt das Rektoramt für dienächsten sechs Jahre, eine Wiederwahl ist möglich.

Neue Aufgaben nimmt auch der aus Altersgründen aus-scheidende Amtsinhaber Univ.-Prof. Burkhard Rauhut in An-griff: Nach neun Jahren im Rektoramt und 35 Jahren an derRWTH geht der Mathematiker als Leiter der German Univer-sity of Technology nach Maskat, die Hauptstadt des SultanatsOman. Die Hochschule dort wird mit wesentlicher Unterstüt-zung der RWTH Aachen aufgebaut.

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Die Professoren Schmachtenberg und Rauhut sowie RWTH-Kanzler Manfred Nettekoven bei der ersten öffentlichen Vorstellung des künftigen Rektors der RWTH Aachen (von links).Foto: Martin Lux

Ingenieure und Mechaniker des Instituts für Kraftfahrwesen der RWTH senkten den Kraftstoffverbrauch eines Serienfahrzeuges.Foto: Peter Winandy

Die Spritsparer

Aus der Arktis zurück

Vom Lokführer zum Ingenieur

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Am Vortag der Karlspreisverleihung sieht das Programm tra-ditionell den Besuch des designierten Preisträgers oder derPreisträgerin in der RWTH vor, die dort den StudierendenRede und Antwort stehen sollen. Bundeskanzlerin AngelaMerkel wurde von einem großen Publikum im Kármán-Au-ditorium empfangen. Die Hörsäle Fo1 als eigentlicher Veran-staltungsort und der Hörsaal Fo2, in den live übertragenwurde, waren bis auf den letzten Platz gefüllt.

Nach einer Einleitung durch Rektor Univ.-Prof. Dr. Burk-hard Rauhut beantwortete Merkel Fragen zu unterschiedli-chen Bereichen, auch weit über die Europapolitik hinausge-hend. So reichten die Themen von der Rentensicherung bishin zum Verhältnis zwischen der EU und China. Zum Ab-schluss fanden ein gemeinsamer Fototermin der Bundes-kanzlerin mit den Preisträgerinnen und Preisträgern des Ju-gendkarlspreises sowie ihr Eintrag in das Gästebuch derHochschule statt.

„Mobilising People“ – der Name scheint für das Integrati-on Team selbst Programm, denn die neuen Räume sindnur für den Übergang gedacht. Im Herbst wird das bisdahin weiter angewachsene Team noch einmal umziehen.Doch auch wenn sich die Adresse wieder ändert, der stra-tegische Standort ist klar definiert. „Als Stabsstelle sindwir zwischen Verwaltung und Wissenschaft angesiedeltund direkt dem Rektorat unterstellt. Unsere Aufgabe istes vor allem, Impulse zu geben und Empfehlungen auszu-sprechen“, sagt Dr. Carmen Leicht-Scholten. Sie leitet dasIntegration Team, das zentraler Teil der im Zukunftskon-zept formulierten Maßnahme „Mobilising People – Men-schen in Bewegung setzen“ ist. Mit dieser ist ein Perso-nal- und Organisationsentwicklungskonzept gemeint, dasunter Berücksichtigung des so genannten Diversity-An-satzes eingeführt wird. Ziel ist es, die im Leitbild derRWTH verankerte Chancengleichheit herzustellen. An derRWTH wie an anderen Universitäten bedeutet dabei Di-versity, zu deutsch Vielfalt, zuerst auch die Erhöhung desFrauenanteils bei den unterschiedlichen akademischenGruppen.

Das Integration Team wird von einer Lenkungsgruppeberaten, die sich aus Vertretern der Hochschulleitung, derVerwaltung, der Studierenden sowie ausgewählter Berei-che der Hochschule und der Gleichstellungsbeauftragtenzusammensetzt. Univ.-Prof. Dr. Aloys Krieg, Lehrstuhl Afür Mathematik, ist als Koordinator verantwortlich für dieUmsetzung der dritten Maßnahme des RWTH-Zukunfts-konzepts, gefördert durch die Exzellenzinitiative. In die-sem Rahmen sollen vorhandene Aktivitäten sichtbar ge-macht, aufeinander abgestimmt und Lücken identifiziertwerden, um auf allen Karrierestufen Anreize zu schaffen -man will die „besten Köpfe“ für die Hochschule gewin-nen und halten.

Unterstützung der FakultätenLeicht-Scholten war zuvor am Institut für Soziologie tätigund dort unter anderem für die wissenschaftliche Leitungder TANDEM-Programme zuständig. Diese Mentoring-Angebote für Studentinnen und Wissenschaftlerinnensind nun bei der Stabsstelle angesiedelt. So können dieErfahrungen mit diesem Instrument der wissenschaft-lichen Personalentwicklung direkt in andere Projekte undEmpfehlungen einfließen.

Das Integration Team soll auf verschiedenen Ebenentätig sein, es wirkt an der Schnittstelle von Gleichstellungund Genderforschung. Eine enge Zusammenarbeit erfolgtmit der RWTH-Gleichstellungsbeauftragten Marlies Die-pelt und Univ.-Prof. Dr. Heather Hofmeister, die mitihrem Lehr- und Forschungsgebiet Soziologie mit demSchwerpunkt Gender Studies die Thematik wissenschaft-lich bearbeitet.

Die ersten Schritte bei der Umsetzung des Zukunfts-konzepts geben bereits Einblicke in die Breite der Aufga-

Angela Merkel besuchte die RWTH

Foto: Martin Lux

Schrittmacher für Gleichberechtigung und Vielfaltbenstellung: Die Fakultäten bekommen durch das TeamUnterstützung und Beratung bei der Erstellung der Frau-enförderpläne, wie gerade in der Fakultät für Mathema-tik, Informatik und Naturwissenschaften geschehen. DieFakultät für Bauingenieurwesen plant für das neue Jahrgemeinsam mit dem Team eine Ringveranstaltung. Fürdie gesamte Hochschule wirksam sind die veränderte Be-rufungsordnung sowie Stellenausschreibungen, die sichan Diversity-Kriterien orientieren und für eine stärkere In-ternationalität des Lehrkörpers sorgen sollen. Neuberufe-nen Professorinnen und Professoren bietet man mit den„Starter Kits“ nach dem Checkheftprinzip spezielle, ihremProfil entsprechende Weiterbildungsmöglichkeiten an. Sokönnen sich beispielsweise frühere Industriemanager inLehre und Didaktik fortbilden oder Kandidaten aus demWissenschaftsbetrieb in Seminaren zur Mitarbeiterführ-ung. Für alle stehen Teamkompetenz und Sensibilisierungim Bereich „Diversity“ auf dem Plan.

Kinderhotel und Summer School für SchulenDamit ohne Sorge um die eigenen Kinder gearbeitet wer-den kann, sind verschiedene Aktivitäten unter dem TitelWork Life Balance geplant. So will unter anderem das El-

tern-Service Büro ein Kinder-Hotel einrichten, wo auf un-terschiedliche Betreuungsformen in Notfällen zurückge-griffen werden kann – in dringenden Fällen beispielsweisein der Nacht, wenn Eltern reisen müssen. Für potenzielleStudierende werden auf Grundlage des MINT-Programms –MINT steht für die Fächer Mathematik, Informatik, Natur-wissenschaft und Technik – Summer Schools eingerichtet.Dort beschäftigen sich eine Woche lang Mädchen undJungen ab der elften Klasse unter Anleitung von Studieren-den mit naturwissenschaftlichen und technischen Themen.

„Insgesamt haben wir als Integration Team eine be-sondere Aufgabe, diese Konstellation ist einzigartig an ei-ner Technischen Hochschule in Deutschland. Hier könnenwir eine Vorreiterrolle übernehmen“, betont Leicht-Scholten.„Dazu brauchen wir eine breite Akzeptanz und Unter-stützung aller Gruppen der Hochschule.“

Sabine Busse

Bürgerinnen und Bürger, die zwei Tage lang in die Rolle einesParlamentariers schlüpfen möchten, haben dazu jetzt Gele-genheit: Am 9. und 10. Oktober 2008 tagt erstmals das Eu-ropäische Wissenschaftsparlament, kurz EWP genannt, inAachen. 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Eu-ropa werden unter dem Motto „Europa unter Strom – geht2050 das Licht aus?“ dringliche Aspekte rund um das The-ma Energie beleuchten. Neben Wissenschaftlern, Politikern,Wirtschafts- und Medienvertretern sowie Mitgliedern ver-schiedener Nichtregierungsorganisationen werden auch 48Schüler und 24 Studierende als Vertreter der jungen Genera-tion aus allen EU-Staaten ihre Meinung einbringen.

Wer Interesse an gesellschaftspolitischen Themen hat,sollte daher die Chance nutzen und sich im Internetportaldes EWP anmelden. Mehrere hundert Diskutanten sind indiesem Web-Forum eingeschrieben, die meisten davon ausSüd- und Osteuropa; doch selbst Südafrika ist vertreten. Teil-nehmende, die im Forum aktiv mitdiskutieren, können sichauf diesem Weg für die Aachener Tagung im Herbst ins Ge-spräch bringen. Denn auch das Auswahlverfahren für die Ta-gung ist innovativ: Die EWP-Community wird über ein inter-nes Verfahren die Vorauswahl der Parlamentskandidatinnen

Sie sollen qualifizierte Studierende und Wissenschaftler für die RWTH gewinnen –

das Integration Team unter der Leitung von Dr. Carmen Leicht-Scholten (sechste von links)

mit weiteren Ansprechpartnerinnen aus der Hochschule.Foto: Peter Winandy

und -kandidaten selbst bestimmen. Die Sprache im Internet-Forum und während der Tagung ist Englisch.

Welche Vor- und Nachteile haben Biokraftstoffe? Wel-chen erneuerbaren Energien gehört die Zukunft? WelcheVerantwortung hat Europa und jeder Einzelne? Was hat derFleischkonsum in Europa mit der Energiefrage zu tun? Wiekönnen Medien die ökologische Verantwortung positiv be-einflussen? Fragen wie diese werden online in den fünf The-menforen Technologie, Wirtschaft, Politik und Geographie,Gesellschaft und Individuelle Verantwortung angesprochen.Während der Herbsttagung arbeiten die Parlamentarier in-haltlich an diesen Themen weiter. Ziel ist es, eine „AachenerErklärung“ zu verfassen. Die gemeinsame Stellungnahmemit empfehlendem Charakter wird später EU-Verantwort-lichen übergeben.

Das Europäische Wissenschaftsparlament ist ein gemein-sames Projekt der Stadt und der RWTH Aachen. Es entstandim Rahmen der grenzüberschreitenden EntwicklungsinitiativeEuRegionale 2008 und wird vom Stifterverband für die DeutscheWissenschaft unterstützt. Als Schirmherr fungiert der EU-Kom-missar für Wissenschaft und Forschung, Dr. Janez Potočnik.

www.wissenschaftsparlament.eu

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OXYCOAL-AC ist ein Verbundprojekt der RWTH Aachen, dasdie Erforschung eines CO2-emissionsarmen Kraftwerksprozes-ses zur Stromerzeugung zum Gegenstand hat. Am Projektsind sechs Institute der Fakultät für Maschinenwesen beteiligt.Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technolo-gie sowie dem Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie des Landes NRW geförderte Vorhaben wird aktuell in einer zweiten Projektphase bis ein-schließlich Januar 2011 von den Unternehmen RWE Power AG,E.ON Energie AG, Hitachi Power Europe GmbH, Linde AG,MAN Turbo AG sowie der WS-Wärmeprozesstechnik GmbHunterstützt.

Die Forscher wollen erreichen, dass künftig bei der Ver-brennung zwangsläufig entstehendes CO2 in weitgehend rei-ner Form bereitgestellt wird, um so eine wirtschaftliche Ab-scheidung und anschließende langfristige geologische Spei-

Professor Joachim Mayer ist famosAm Internationalen Tag der Familie verlieh das Eltern-ServiceBüro (ESB) im Mai zum ersten Mal den Preis „Famos für Familie“. Dieser Preis würdigt eine Führungspersönlichkeitder Hochschule, die sich vorbildlich für die Vereinbarkeitvon Familie und Beruf einsetzt. Die Nominierungen wur-den von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einge-reicht. Anja Eckardt und Christine Sabrowski vom ESB freu-ten sich über die vielen Vorschläge: „Die Auswahl fiel sehrschwer, fünf Personen kamen schließlich in die engereWahl.“

Univ.-Prof. Dr.rer.nat. Joachim Mayer, Leiter des Ge-meinschaftslabors für Elektronenmikroskopie (GFE) undselbst Vater von zwei Söhnen im Alter von 11 und 14 Jah-ren, überzeugte schließlich die Jury. Seine Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter zeigen sich rundum zufrieden mit ihren Ar-beitsbedingungen. Die Arbeitszeiten sind äußerst flexibel,natürlich unter der Bedingung, dass die vertraglich festge-legten Stunden geleistet werden. So darf das Personalnicht nur viele wichtige Termine selbstständig fixieren,auch finden Veranstaltungen nur in absoluten Notfällenabends oder außerhalb der Arbeitszeiten statt. Eltern mitschulpflichtigen Kindern können ihren Jahresurlaub stets inden Schulferien nehmen und mit Hilfe eines Stundenkon-tos in der Ferienzeit zusätzlich Überstunden ausgleichen.Bei familiären Notfällen kann sofort Urlaub eingereichtwerden oder es ist möglich, Arbeitstage zu verschieben.Und wenn alle Stricke reißen, werden die Kinder aus-nahmsweise zur Arbeit mitgebracht. Weiterhin unterstütztMayer die Elternzeitanträge von Vätern und er setzt sichfür die Bezuschussung der Kleinkindbetreuung ein. Ermöchte erreichen, dass Eltern, die viel Geld für die Betreu-ung aufwänden müssen, finanziell entlastet werden.

„Da Professor Mayer für unsere persönlichen Belangeimmer ein offenes Ohr hat und bemüht ist, individuell fürjede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter eine passende Lö-sung zu finden, wurde er von uns einstimmig für die Aus-zeichnung vorgeschlagen“, so Manuela Reichelt für dieKolleginnen und Kollegen vom GFE.

Anja Eckardt betonte, dass man Mut brauche, um dieseMaßnahmen umzusetzen und bezeichnete Mayer als einen„Mann der Überzeugung“. Dieser ist der Ansicht, dass dieFörderung und Unterstützung der Familien doch selbstver-ständlich sein müsse. Und auch die Einrichtung profitierevon der angenehmen Atmosphäre. „Die Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter zeigen eine große Einsatzbereitschaft; dashängt sicherlich auch mit der Flexibilität zusammen, die ih-nen hier ermöglicht wird“, so Mayer.

Schrittmacher für Gleichberechtigung und Vielfalt

cherung zu ermöglichen. Das Projekt, das mit mehr als 7 Mil-lionen Euro durch den Bund, das Land NRW und die beteilig-ten Industriepartner finanziert wird, soll im Pilotmaßstab dieDurchführbarkeit und das dynamische Verhalten des Gesamt-prozesses belegen.

Der OXYCOAL-AC-Prozess basiert auf dem Oxyfuel-Ver-fahren, bei dem der Brennstoff mit reinem Sauerstoff und re-zirkulierendem Rauchgas verbrannt wird. Nach der Verbren-nung wird das Rauchgas bei einer Temperatur von etwa 850Grad Celsius mit keramischen Filtern von Partikeln und ande-ren unerwünschten Komponenten gereinigt. Dann wird esteilweise von einem Heißgasgebläse einer Membrananlagezur Sauerstoffanreicherung zugeführt.

Die eingesetzten keramischen Membranen sind bei denherrschenden Rauchgastemperaturen für Sauerstoff, nicht je-doch für Stickstoff durchlässig. Durch die Verwendung von

verdichteter Luft mit einem Druck von rund 20 bar kommt eszu einer Anreicherung des Rauchgasstroms mit Sauerstoff.Dieses Prinzip ist auf thermodynamischer Ebene effizienter alsdie bereits technisch etablierte Sauerstoffbereitstellung durchkryogene Luftzerlegung – es birgt damit das Potenzial fürhöhere Prozesswirkungsgrade. Das angereicherte Rauchgaswird in der Brennkammer als Oxidator verwendet. Der benö-tigte Verdichter wird durch eine Turbine angetrieben, die denSauerstoff abgereicherten Luftstrom entspannt.

Das nicht rezirkulierte und gereinigte Rauchgas besteht imWesentlichen aus CO2 und Wasser. Letzteres kann durchKühlung und Kondensation weitgehend abgeschieden wer-den, so dass das CO2 in hoher Reinheit zur Verfügung steht.

OXYCOAL-AC – das Foto zeigt die visuelle Inspektion der Belagbildung in der Versuchsbrennkammer.Foto: Peter Winandy

Anja Eckardt (dritte von rechts), Christine Sabrowski (zweite von rechts) überreichten Professor Joachim Mayer den Preis "Famos für Familie".Foto: Martin Lux

Mit „Famos für Familie“ möchte das ESB vor allem fa-milienfreundliche Strukturen an der RWTH transparent ma-chen, damit die Hochschule und andere Einrichtungen vondiesen Erfahrungen profitieren können. „So ist statistischnachgewiesen, dass das Personal effizienter zusammen ar-beitet und weniger krank wird, wenn Rücksicht auf die Fa-milie genommen wird“, so Eckardt. Der Preis wird künftigjährlich verliehen.

Infos: www.rwth-aachen.de/esb

Celina Begolli

Babysitter gesucht?Seit kurzem verfügt das ESB über eine umfangreiche Kartei von jungen Menschen aus Stadt und Kreis Aachen –bis jetzt ausschließlich junge Frauen – die gern als Babysitterinnen arbeiten möchten. Die meisten von ihnenhaben bereits zahlreiche Erfahrungen, sind teils sogar ausgebildete Kinderpflegerinnen, Erzieherinnen oder Sozialpädagoginnen. Mit der Vermittlung von Babysittern erweiterte das Eltern-Servcie-Büro sein Angebot. Eltern können dann auch Nachmittags- oder Abendtermine wahrnehmen, während eine zuverlässige Person ihre Kinder betreut.

Telefon 0241/80-935 79 oder [email protected]

Kraftwerkstechnik der Zukunft

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„Die stillen Stars“ nannte ein Fernsehsender einst eine Reiheüber Nobelpreisträger. Peter Grünberg ist so ein Star – ohneGlamour, aber mit starker persönlicher Ausstrahlung. DerTräger der höchsten wissenschaftlichen Auszeichnung vomForschungszentrum Jülich hielt im Sommersemester eineneher ungewöhnlichen Vortrag in der Aachener Hochschule:„Wie wird man ein Spitzenforscher und vielleicht sogar No-belpreisträger?“ war in der Einladung zu lesen, die sich vorallem an die Studierenden richtete. Organisiert wurde dieVeranstaltung vom Career Center der RWTH.

Nach der Begrüßung durch Kanzler Manfred Nettekovenmachte Grünberg deutlich, wie er sich den Abend vorstelle:„Ich habe die Folien von dem Vortrag mitgebracht, den ichin Stockholm gehalten habe. Anschließend können Sie micheinfach ausfragen.“ Der Jülicher Forscher und RWTH-Ehren-doktor Grünberg erhielt im Dezember 2007 in der schwedi-schen Hauptstadt gemeinsam mit Albert Fert von der Uni-versität Paris den Nobelpreis für Physik. Vor seinem Aache-ner Publikum beschrieb der Physiker mit Hilfe von Graphikenund Diagrammen seine Entdeckung, den Riesenmagnetowi-derstand, auch GMR-Effekt genannt. Die von ihm und sei-nem französischen Kollegen zeitgleich in den achtziger Jah-ren gewonnenen Erkenntnisse im Bereich Spintronik verhal-fen den Giga-Byte-Festplatten zum Durchbruch. Der GMR-Effekt ermöglicht das präzise Auslesen von Daten. Die miteinem entsprechenden Sensor ausgestatteten Leseköpfekommen beispielsweise in Computern und Laptops oderMP3-Playern zum Einsatz.

Beharrlichkeit war seine wichtigste EigenschaftDer Kanzler moderierte auch den anschließenden nichtfach-lichen Austausch zwischen dem Nobelpreisträger und denStudierenden. Ob er von Anfang an seine Zukunft in derForschung gesehen habe, wollte einer der ersten Fragestel-ler wissen. Peter Grünberg berichtete, dass er sich für diePhysik entschieden habe, weil er in der Beschäftigung mitdieser wissenschaftlichen Disziplin einen sicheren Weg sah,etwas über die Welt zu erfahren. Er hätte sich auch eineKarriere in der Industrie vorstellen können, aber nach sei-nem Postdoc-Aufenthalt in Kanada waren entsprechendeAngebote rar und die Bedingungen im ForschungszentrumJülich, wo er 1972 anfing, optimal. Hier konnte er die Pro-jekt-Aufgaben mit seiner „Herzensangelegenheit“, denSpinwellen, kombinieren. Nicht immer hielten die Kollegenseine Ansätze für erfolgversprechend, aber darauf müsseman ja stets gefasst sein und man habe ihm viele Freiheitengelassen. „Meine wichtigste Eigenschaft ist Beharrlichkeit“,so Grünberg. Diese hat sich ausgezahlt: Bis heute hat seineErfindung dem Forschungszentrum Jülich als Hauptnutzerder Patente einen zweistelligen Millionenbetrag einge-bracht.

Die Frage, ob er als Professor einer Hochschule auch no-belpreiswürdige Arbeit hätte leisten können, konnte Grün-berg nicht zweifelsfrei beantworten. Die zusätzlichen Aufga-ben in Lehre und Verwaltung wären da sicherlich hinderlich.Aber grundsätzlich gehörten Forschung und Lehre zusam-men. Er selbst habe Vorlesungen gehalten und das als wert-volle Ergänzung seiner fachlichen Arbeit erfahren. Etwasspäter gab der Nobelpreisträger allerdings zu, dass er esnicht gut leiden konnte, wenn ihm Doktoranden den Platzim Labor streitig machten.

Auch Kindererziehung und Rasen mähenIm Verlauf des Abends erfuhren die Zuhörer weiterhin, dasssein Forscheralltag nicht immer bis 23 Uhr dauerte. Wennmöglich, habe er seine Frau bei der Erziehung der drei Kin-der unterstützt. Seine Partnerin ist zwar keine Physikerin, siesei aber immer bestens über den Verlauf seiner Arbeit infor-miert: „Ich rede immer auf meine Frau ein, wenn mich einThema interessiert, bis sie irgendwann sagt: ‚So, es ist gleichdunkel, und der Rasen ist immer noch nicht gemäht.’.“ AlsStudent hat sich Peter Grünberg nicht mit besonders guten

Wie wird man Nobelpreisträger?Noten hervorgetan. „Aber ich habe an mir gearbeitet“,machte er einem jungen Fragesteller Mut. Er empfahl denhauptsächlich studentischen Zuhörern im Rahmen der Aus-bildung einen Auslandsaufenthalt einzuplanen, verbundenmit dem Appell: „Aber kommen Sie wieder!“.

Zum Schluss ging Peter Grünberg auf seine neue Rolleals Wissenschafts-Star ein: Die lange Wartezeit auf den No-belpreis wertet er nicht negativ. Es wäre für seinen Kollegenund ihn gut, die Auszeichnung jetzt bekommen zu haben,wo sie nicht mehr so viele berufliche Verpflichtungen hätten:„Natürlich hat der Preis mein Leben verändert und ich habekaum noch Freizeit. Aber damit kann ich gut leben, das wirdschließlich endlich sein und hat auch seinen Reiz!“ Wenn dervielgefragte Professor doch noch einmal Zeit für die Physikfindet, beschäftigt er sich neuerdings mit der Quantenme-chanik, denn „ohne Arbeit könnte ich mir das Leben nichtvorstellen.“

Sabine Busse

Peter Grünberg (Mitte) berichtete in Aachen über seinen Lebensweg –

begrüßt wurde er von Professor Wolfgang Bleck, Anja Robert vom Career Center

und Kanzler Manfred Nettekoven (von rechts).Foto: Peter Winandy

„Das Career Center ist Schnittstelle zwischen den Studieren-den und dem Arbeitsmarkt“, erläutert RWTH-MitarbeiterinAnja Robert. Der Kern ihrer Arbeit ist seit einem Jahr die Or-ganisation eines Veranstaltungsprogramms, das sich an Stu-dierende und auch an Doktoranden richtet. So nutzten be-reits im letzten Wintersemester rund tausend Interessierte dieAngebote. Zu diesen gehören beispielsweise ein „Bewer-bungstraining für Hochschulabsolventen“, ein „AssessmentCenter Training“, ein Seminar zum Thema „Dresscode imBerufsleben“ oder ein Workshop zum „Zeit- und Selbstma-nagement“.

Damit sich die Inhalte eng an den Bedürfnissen der Ziel-gruppe orientieren, hatte Anja Robert zuerst den Kontaktmit den Fachschaften gesucht. Die Ergebnisse dieses Austau-sches flossen in die Erstellung des Programms ein. So haben

Auf 50 Dienstjahre blickt zurück:Klaus-Dieter Boffin.

Für 40 Dienstjahre wurden geehrt:Gerhard Braun, Hermann Desernot, Hermann Dressen, Rolf Gerick, Friedhelm Hanrath, Manfred Jansen, Gert Kirchhoff, Leonhard Kuck, Klaus-Walter Kütz, Ursula Lüder, Bernhard Meyer, Bärbel Middelmann,Wolfgang Nitz, Roman Schleip, Christian Schorek, Manfred Schröter, Hans-Joachim Stark, Helmut Thal, Hans-Dieter Werker, Heinz Wynands.

Zu 25 Dienstjahren wurden beglückwünscht:Michael Adams, Ursula Berghöfer, Dieter Bienentreu, Klaus Brühl, Marlies Bungert, Yvonne Esser, Waltraut Feldges, Petra Fischer, Ferdinand Franzen, Monika Göbbels, Michaela Graetz, Clemens Jansen, Claudia Klöser, Klaus-Michael Knauf, Christel Kuck, Gabriele Meeßen, Dieter van Mey, Alwine Naujoks, Hildegard Patti, Bernhard Prisack, Monika Rademacher,Henning Reuter, Birgit Schings, Elisabeth Steins-La Noutelle,Peter Subai, Heidetraud Walaszkowski, Rolf Winkels,Dietmar Wenner sowie Prof. Jochen Riehl.

Das Career Center gibt Starthilfe in den Beruf

sich die Befragten unter anderem Informationen über Be-werbungen bei ausländischen Firmen gewünscht. Das Semi-nar „Bewerben auf englisch“ gehört jetzt zu den 30 Veran-staltungen, die fast alle schon vor Beginn des Semesters aus-gebucht waren.

Auch zu Unternehmenspräsentationen und Kontaktmes-sen wird eingeladen. Robert sieht das Career Center grund-sätzlich in einem dynamischen Prozess, sie will das Spektrumauf- und ausbauen: „Es geht darum, Karrieren zu fördern.Dazu bündele und vernetze ich die Angebote, zu denenselbstverständlich auch Kontakte zu Unternehmen gehören,die wir so ebenfalls an die Hochschule binden möchten.“ DieFirmen können zudem gegen Gebühr Jobangebote für Ab-solventen in der Stellenbörse inserieren, wo auch Plätze fürPraktika und Traineeprogramme zu finden sind. Instituten

der Hochschule, die Absolventen suchen, steht der Servicekostenfrei zur Verfügung. Für die Zukunft ist darüber hinauseine Datenbank geplant, in die Studierende ihr Profil einstel-len können. Die Angaben sollen dann Unternehmen undRWTH-Instituten bei der Suche nach passenden Mitarbei-tern zur Verfügung stehen. In diesem Rahmen ist eine Ko-operation mit dem Alumni-Team, das die Ehemaligen derRWTH betreut, geplant.

Ein weiteres Projekt sind Listen, die man den Dekanenzur Verfügung stellen will. Sie sollen die Namen von Studie-renden ab dem ersten Semester enthalten, die besondereLeistungen gezeigt haben. Damit könnten die Lehrendenfrühzeitig auf Talente aufmerksam gemacht werden, um sieauch mit Hilfe bestehender Förderprogramme gezielt zu un-terstützen. Die Infrastruktur des Career Centers wird außer-dem für die Projekte „Dual Career“ und das Programm fürStudentinnen der Ingenieur- und Naturwissenschaften„femtec“ genutzt.

http://www.rwth-aachen.de/career

Sabine Busse

Dienstjubilare

Foto: Martin Lux

Für ihre langjährigen Dienste ehrte die Hochschule im Mai 2008 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rahmen einer Feierstunde im Gästehaus der Hochschule.Rektor Univ.-Prof. Dr. Burkhard Rauhut und Kanzler Manfred Nettekoven bedankten sich persönlich bei den Jubilaren und nahmen die Ehrungen vor.

Page 5: RWTHinsight 2/2008

Impressum

Herausgeber im Auftrag des Rektors:

Pressestelle der RWTH AachenTemplergraben 55

52056 AachenTelefon 02 41/80-9 43 26Telefax 02 41/80-9 23 24

[email protected]

Redaktion:Renate Kinny (ky)

Verantwortlich:Toni Wimmer

Ständige Mitarbeit:Sabine Busse

Angelika HamacherThomas von Salzen

Peter Winandy

Art direction:Klaus Endrikat

DTP, Reinzeichnung:ZAHRENdesign

Druck:Brimberg,

Aachen

Erscheinungsweise:Viermal jährlich.

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck,

auch auszugsweise, nur mit Genehmigung

der Redaktion.

ISSN 1864-5941

Auf diesen Ort ist Univ.-Prof. Dr.phil. Anne Begenat-Neuschäferbesonders stolz: die kleine Bibliothek im Untergeschoss ihresInstituts in der Kármánstraße. Die Sammlung umfasst mitt-lerweile mehr als 6.000 Bände. „So etwas gibt es nur hier inAachen“, betont die Inhaberin des Lehrstuhls für Romani-sche Philologie I. In den Regalen lagern ausschließlich Wer-ke französischsprachiger Autoren aus Belgien. Die Bibliothekbildet das Herzstück des Zentrums für französische Spracheund Literatur Belgiens, das vor gut sieben Jahren eröffnetwurde. „Es ist das einzige Zentrum seiner Art an einer deut-schen Universität“, versichert Begenat-Neuschäfer. Währendihres Studiums in Marburg sei ihr Interesse und ihre Faszi-nation für das Nachbarland Belgien gewachsen, erzählt dieWissenschaftlerin. „Als ich später in Paris promovierte, habeich mich noch intensiver mit französischsprachiger Literaturauseinandergesetzt und dabei festgestellt, dass die belgi-sche besonders spannend ist.“

Das Aachener Zentrum wird nicht nur durch die Hoch-schule unterstützt, sondern auch durch die drei belgischenSprachgemeinschaften: „Mit der Französischen Gemein-schaft Belgiens haben wir darüber hinaus eine feste Partner-schaft aufgebaut. Sie fördert den Aufbau und die Erweite-rung unserer Sonderbibliothek ebenso wie von uns initiierteProjekte“, berichtet die Professorin.

Zentrum bietet belgische Literatur und ProjekteBegenat-Neuschäfer und ihr Team übersetzen regelmäßigWerke zeitgenössischer belgischer Autoren ins Deutsche.Sie machen dadurch eine kleine Entdeckungsreise in dieKulturwelt des Nachbarn möglich: „Diese Literatur wäre an-sonsten im deutschen Sprachraum gar nicht zugänglich“,erklärt die Romanistin. „Belgien ist so nah und doch wissendie meisten Menschen in Deutschland nur sehr wenig überdieses Land“, stellt sie immer wieder fest. Deshalb bietetdas Zentrum auch allgemeine Informationen über das Nach-barland an, etwa in Form von Sommeruniversitäten. Hoch-karätige Gastdozenten aus den Bereichen Politik, Wirtschaftund Kultur referieren über das belgische Modell. „Zusam-menleben am Schnittpunkt der romanischen und germani-schen Kulturen: Nicht immer einfach, aber faszinierend“,fasst Begenat-Neuschäfer zusammen. Die Professorin gabeinen Sammelband mit dem Titel „Belgien im Fokus. Ge-schichte – Sprachen – Kulturen“ heraus. In Kürze erscheint ihreÜbersetzung des Bestsellers „Das belgische Labyrinth“ desnie-derländischsprachigen Journalisten und Schriftstellers Geert vanIstendael, der übrigens ein häufiger Gast in Aachen ist.

Mit Comics in den SchulunterrichtMehrmals im Jahr organisiert das RWTH-Team in Zusam-menarbeit mit der flämischen Universität Hasselt Fortbildun-gen für Lehrer . Mit Seminaren über belgische Comics, denSänger Jacques Brel oder den weltberühmten Autor von Kri-minalromanen Georges Simenon soll der Französischunter-richt in Schulklassen „aufgepeppt“ werden. Das Angebotkommt an: „Die Seminare sind sehr gut besucht“, sagt Be-genat-Neuschäfer, „die Seminarteilnehmer kommen aus dergesamten Euregio Maas-Rhein.

Wer kennt es nicht – einen „steifen Nacken“ nach stunden-langer Schreibtischtätigkeit, ein Ziehen oder Zwicken imRücken und in den Schultern? Rückenbeschwerden sind dieVolkskrankheit Nummer eins. Etwa 80 Prozent der deutschenBevölkerung leidet mindestens einmal im Leben an Schmerzenzwischen Nacken und Steißbein. Für Oliver Rychter vomHochschulsportzentrum ist klar: „Das liegt vor allem an derComputerarbeit, die immer mehr Zeit in Anspruch nimmt.Dadurch verändert sich die Köperhaltung. Manche Muskelnwerden schwächer, manche verkürzen sich.“

Rychter ist Diplom-Sportlehrer und Ansprechpartner imneuen Fitnesszentrum, kurz RWTH GYM genannt. Er betreutbereits seit Jahren Studierende und Beschäftigte mit Rücken-problemen. Sein Kollege Peter Lynen, ebenfalls Sportlehrerund zuständig für die gesundheitsorientierten Sportangebote,ergänzt: „Bewegungsmangel, aber auch falsche Bewegungenim Alltag führen zu Verspannungen, die wiederum Beschwer-den des Rumpfes nach sich ziehen.“

Das Rückgrat ist der wohl wichtigste Bestandteil desmenschlichen Skeletts. Es hält uns aufrecht, stabilisiert denOberkörper und verbindet unsere Beine mit Kopf, Schulterund Armen. Gleichzeitig federt die Wirbelsäule Erschütt-erungen ab und schützt die empfindliche Nervenbahn, dasRückenmark. „Ohne diese Stoßdämpferfunktion hätten wirzum Beispiel viel häufiger Kopfschmerzen“, so Rychter.Gleichzeitig muss die Wirbelsäule samt Bändern und Mus-keln aber so beweglich sein, dass wir uns strecken, beugenoder seitlich drehen können. Dafür sorgt ein kräftigendesKorsett aus Bändern, Bandscheiben, Sehnen, Gelenken undüber 300 Muskeln. Sind sie zu schwach oder verspannt, führtdies zu Rückenbeschwerden, weil Knochen, Gelenke undBandscheiben zu stark belastet werden.

Für ihre Studierenden hat sie ein besonderes Angebot:„Dank unserer guten Kontakte zu den Universitäten vonBrüssel, Lüttich und Neu-Löwen können wir jedes Jahrmehreren Studierenden Stipendien für Sprachkurse in Belgienanbieten Bisher sind alle begeistert zurückgekehrt. Ab Septem-ber bezieht das Zentrum ein neues Domizil in Aachen: Es wirdim Technologiezentrum Aachen am Europaplatz gemeinsammit einer wallonischen Exportagentur Räume beziehen. Die„Agence wallonne à l’Exportation et aux Investissementsétrangers“ – kurz AWEX – bietet als so genanntes Incubati-onsbüro Firmen aus der Wallonischen Region Belgiens Infra-struktur für Exporte an. Sie stellt Büros, Informatik- und Tech-nikmaterial zur Verfügung, um den deutschen Markt vonAachen aus zu erschließen. Das Büro ist gleichzeitig auchSchaufenster für wallonische Produkte. Ab 2009 finden Aus-tauschtage mit der RWTH statt, während der sich deutschewie belgische Unternehmen, Experten und Studierende überaktuelle Themen gegenseitig informieren und ein Beziehungs-netz aufbauen können.

Alain Kniebs

Wie wird man Nobelpreisträger?werden. Das RWTH GYM verfügt über Vielzahl von moder-nen Rumpftrainingsgeräten. Die Kraftübungen werden anmehreren Stationen absolviert. Das Grundlagentraining erfolgtan eindimensionalen Geräten, die gezielt einen Teil des Kör-pers stärken. Fortgeschrittene nutzen meist zwei- oder mehrdi-mensionale Kraftstationen, bei denen mehrere Muskelgruppenbeziehungsweise Muskelschlingen des Körpers gleichzeitigbeansprucht werden. Eine Dehnungs- und Entspannungs-phase rundet jedes Übungsprogramm ab.

Probleme entstehen oft am ArbeitsplatzWer sofort etwas gegen seine Rückenschmerzen unterneh-men oder Prävention leisten möchte, fängt am besten dortan, wo ein großer Teil der Probleme entsteht – am Arbeits-platz. Häufigste Ursache für eine Schädigung des Bewe-gungsapparates sind Fehl- oder Überlastung der Wirbelsäuledurch einseitige Körperhaltung, zum Beispiel beim Bücken,

Fitness für einenstarken Rücken

Ein Sprachrohr für BelgienDas Career Center gibt Starthilfe in den Beruf

Erstmals fand während des RWTH Sporttages 2008 im Sommersemester eine „RWTH GYM Fitness Challenge“ statt. Teams absolvierten Übungen am Crosstrainer, Ruderergometer und Fahrrad.Foto: Peter Winandy

Tragen, Sitzen oder Stehen. Generell gilt: Rücken gerade hal-ten, Kraftakte vermeiden und Lasten gleichmäßig verteilen.Aber auch ab und zu eine „Räkelpause“ einlegen, beimBücken die Kniegelenke beugen, damit der Rücken entlastetist, da die Oberschenkel so das Gewicht abfangen können,oder anstelle des Bürostuhls zwischendurch einen Sitzball be-nutzen. Die körperliche wie innere Entspannung fördern Kursewie Yoga oder Pilates, die sich auch an der RWTH immergrößerer Beliebtheit erfreuen. Bei akuten Schmerzen sollteman zudem – neben der ärztlichen Konsultation – rücken-freundliche Sportarten wie beispielsweise Walking, Skilang-lauf, Rückenschwimmen oder auch Tanzen bevorzugen.

www.hochschulsport.rwth-aachen.de

Celina Begolli

Individuelles Training unter fachlicher AnleitungSeit 20 Jahren bietet der Hochschulsport daher unter ande-rem Kurse zur Stärkung und Stabilisierung des Rückens an.Ziel ist, den Teilnehmern keine punktuellen, sondern ganz-heitliche Übungen anzubieten. Um ein optimales Verhältnisvon Kräftigung und Beweglichkeit zu erreichen, werden dieKurse nach einer individuellen Trainingsplanerstellung und imRahmen einer effektiven, gemeinsamen Praxis zusammenge-stellt. Außerdem besteht die Möglichkeit, bestimmte Gelenke,zum Beispiel Fuß-, Knie, Hüft- oder Schultergelenk, die nacheiner Sportverletzung oder Operation mit abgeschlossenerRehabilitation stabilisiert werden müssen, besonders zu be-rücksichtigen. In Kleingruppen werden die Übungen unterAufsicht einer Fachkraft ausgeführt. Die drei Grundpfeiler einerWirbelsäulengymnastik sind Bewegung, Haltung und Entspan-nung. Jeder Kurs beginnt mit einer Aufwärmphase von circa15 Minuten, damit die einzelnen Muskelpartien beweglich

5Professorin Anne Begenat-Neuschäfer (vierte von rechts) mit ihrem Team vom Lehrstuhl für Romanische Philologie I –hier an einem Exponat der Ausstellung „Zeitenwechsel“ des deutsch-belgischen Kunst- und Kulturverein „KuKuK“ am Grenzübergang Köpfchen.Foto: Peter Winandy

Page 6: RWTHinsight 2/2008

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Rainer MüllerDr.-Ing. Rainer Müller ist seit April 2008 Universitätsprofessor für das Fach Montage-technik in der Fakultät für Maschinenwesen der RWTH. Der neue Lehrstuhl für Mon-tagetechnik wurde im Rahmen des Exzellenzclusters „Integrative Produktionstechnik für Hochlohnländer” eingerichtet, um skalierbare Lösungen zur flexiblen und modularen Montage zu entwickeln und zu erproben. Eingebettet ist der Lehrstuhl in die Strukturen des Werkzeugmaschinenlabors WZL.

geboren am 5. November 1963 in Celle

Ausbildung1986 bis 1988 Studium Maschinenbau, Uni-GH Paderborn1988 bis 1992 Studium im Hauptdiplom Maschinenbau mit der Vertiefungsrichtung

Kraftfahrwesen an der RWTH1992 bis 1996 Wissenschaftlicher Angestellter im Institut für Getriebetechnik

und Maschinendynamik der RWTH1995 Promotion an der RWTH

BeruflicherWerdegang

1996 bis 1999 Entwicklungsingenieur, Produktmanager Montagetechnik, Schenck Pegasus GmbH, Prüf- und Automatisierungstechnik für die Fahrzeugendmontage

1999 bis 2000 Leiter Geschäftssegment Produkte Bandende, Schenck Pegasus GmbH. Produktapplikation im Einzel- und Systemgeschäft

2000 bis 2001 Geschäftsfeldleiter Schenck Pegasus GmbH, Standort Püttlingen2002 bis 2006 Vorsitzender der Geschäftsführung Schenck Final Assembly Products GmbH, Püttlingen2006 bis 2007 Leiter Technik, Factory Assembly Systems, Dürr Systems GmbH, Stuttgart;

Produkte und Systeme für die Fahrzeugmontage sowie die Flugzeugmontage2007 bis 2008 Geschäftsfeldleiter Aircraft Assembly Systems, Dürr Systems GmbH, Stuttgart;

Produkte und Systeme für die Flugzeugmontage

PersönlichesFamilie verheiratet mit Susanne Müller, Vater von Timo (14), Leon (13) und Janis (6)Freizeit Zeit für die Familie, Gleitschirmfliegen, Fahrradfahren und Laufen

Eva PavariniDr. Eva Pavarini ist seit Dezember 2007 Universitätsprofessorin für das Fach Theoretische Physik in der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften der RWTH und ist zum For-schungszentrum Jülich, Institut für Festkörperforschung, beurlaubt.Ihr Forschungsschwerpunkt ist die realistische Beschreibung starker Korrelationen in der Festkörperphysik.

geboren am 31. Januar 1970 in Parma, Italien

Ausbildung1989 bis 1993 Studium der Physik an der Universität Parma; Abschluss Diplom

1997 Promotion an der Universität Pavia

BeruflicherWerdegang

1996 Assistentin am Institute de Physique Théorique der Universität Lausanne

1997 bis 2000 Postdoc am Max-Planck-Institut für Festkörperphysik, Stuttgart2000 bis 2005 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Instituto Nazionale Fisica

della Materia und der Universität Pavia2005 bis 2007 Tenure-track Stelle, Forschungzentrum Jülich

PersönlichesFreizeit Lesen, Kino, Kunst, Politik, gute Küche, Sprachen

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Michael HertyDr. rer. nat. habil. Michael Herty ist seit April 2008 Universitätsprofessor im Lehr- und Forschungsgebiet Mathematik (Kontinuierliche Optimierung) in der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften der RWTH. Seine Forschungs-schwerpunkte liegen in dem Bereich der Optimierung und Numerik partieller Differentialgleichungen, deren Ergebnisse Anwendungen unter anderem in Steuer-ungsproblemen der Strömungsdynamik und Radiotherapieplanung haben.

geboren am 24. August 1976 in Frankfurt/Main

Ausbildung1997 bis 2002 Studium der Mathematik mit Nebenfach Informatik an der TU Darmstadt;

Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes2004 Promotion zum Dr. rer. nat. in Mathematik an der TU Darmstadt. Forschungs-

aufenthalte an der University of Victoria, Kanada (2003) gefördert durch den DAAD und an der Universita degli Studii di Ferrara, Italien (2004)

2006 Habilitation in Mathematik, TU Kaiserslautern; Forschungsaufenthalte u.a. an Rice University, USA (2004, gefördert durch DAAD), Universite Paul Sabatier, Frankreich (2005), Universite Nice Sophia-Antipolis, Frankreich (2005), Tulane University, 2006 (gefördert durch DMV-DFG), und Arizona State University, USA (2006)

2007 Preis der TU Kaiserslautern für herausragende Leistungen in der Forschung

BeruflicherWerdegang

2002 bis 2005 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Darmstadt2005 Wissenschaftlicher Assistent an der TU Kaiserslautern2006 Visiting Lecturer an der University of KwaZulu-Natal, Südafrika,

gefördert durch den DAAD2006 Juniorprofessor für Numerik und Optimierung partieller

Differentialgleichungen an der TU Kaiserslautern2008 Stipendium für Forschungsaufenthalt am Hausdorff-Institut Bonn

im Rahmen des Junior Hausdorff Semester Program ‚Computational Mathematics’

PersönlichesFamilie liiert mit Miriam MichelFreizeit Interesse an Kunst und Kultur, Theater (insbesondere Schauspiel)

und zeitgenössischer Literatur

„Gute Lösungen passen auf die Rückseite einer Briefmarke.“

„Besser ein Anzug nach Maß als eine Gesinnung von der Stange.” (K. Tucholsky)

„More is different.“ (P. W. Anderson)

Page 7: RWTHinsight 2/2008

Dirk Vallée

Maarten Wegewijs

Birgit Ziegler

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Dr. rer. nat. Maarten R. Wegewijs ist seit Dezember 2007 Juniorprofessor für das Fach Theoretische Physik in der Fakultät für Mathematik, Informatik und Natur-wissenschaften der RWTH. Er ist zum Forschungszentrum Jülich beurlaubt. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Molekulare Elektronik, Quanten-Transport und Vielteilchen-Theorie.

geboren am 17. Februar 1972 in Willemstad, Curaçao

Ausbildung1991 bis 1997 Studium der Physik an der Technische Universität Delft,

Niederlande, mit Abschluss Diplom2001 Promotion zum Dr. rer. nat. an der Fakultät Physik

der Technische Universität Delft, Niederlande

BeruflicherWerdegang

2001 bis 2002 Postdoc am Institut fur Theoretische Physik der RWTH2002 bis 2004 EU-RTN Young Researcher am Institut für Theoretische

Physik RWTH 2005 bis 2007 Assistent am Institut fur Theoretische Physik RWTHseit April 2007 Leiter einer Helmholtz-Hochschul-Nachwuchsgruppe

am Institut für Festkörper-Forschung des Forschungszentrums Jülich

PersönlichesFamilie verheiratet und Vater von 2 Kinder

Dr. phil. Birgit Ziegler ist seit April 2008 Universitätsprofessorin für das Fach Didaktik der schulischen und beruflichen Bildung im technischen Bereich in der Philosophischen Fakultät der RWTH. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Berufliche Sozialisation und Professionalisierung von Lehrerinnen und Lehrern, Innovationstransfer durch Modellversuche im Bildungssystem, Förderung selbstgesteuerten Lernens.

Ausbildung1974 bis 1977 Berufsausbildung zur Technischen Zeichnerin 1989 bis 1997 Studium Maschinenbau und Berufspädagogik an der Universität

Stuttgart mit den Abschlüssen Diplom-Gewerbelehrerin und Magistra Artium

2004 Promotion zur Dr. phil. an der Universität Stuttgart, Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften

BeruflicherWerdegang

1977 bis 1995 Tätigkeiten in der Konstruktion in den Bereichen Industrieofenbau, Maschinen- und Werkzeugbau, Energie- und Verfahrenstechnik,

ab 1994 selbstständig als Konstrukteurin1997 bis 2006 Wissenschaftliche Mitarbeiterin

am Lehrstuhl für Berufspädagogik an der Universität Stuttgart2003 Gründung des Unternehmens tibbs Wissenstransfer

und Bildungsberatung2006 bis 2008 Professurvertretung am Institut für Erziehungswissenschaft

der RWTH

PersönlichesFamilie verheiratet mit Jürgen Albrecht, Lehrer am Berufskolleg,

großer Familien- und FreundeskreisFreizeit Wandern, Fahrradfahren, Segeln

„Der gebildete Mensch macht sich die Natur zu seinem Freund.“ (Friedrich Schiller)

„Die Genauigkeit der Information ist oft weniger wichtig als ihre Zusammenhänge."

(Jacob Maurer, ETH Zürich)

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Dr.-Ing. Dirk Vallée ist seit März 2008 Universitätsprofessor für das Fach Stadtbauwesen und Stadtverkehr in der Fakultät für Bauingenieurwesen der RWTH. Seine Forschungsschwer-punkte liegen in den Bereichen Ursachen, Wechselwirkungen und Folgen von Siedlung und Verkehr, Folgekosten von Siedlungs-strukturen, Wirkungen des demografischen Wandels sowie Konsequenzen des Klimawandels für Stadt und Verkehr.

geboren am 6. August 1965 in Millingen (Kreis Rees)

Ausbildung1985 bis 1991 Studium des Bauingenieurwesens an der RWTH Aachen

mit Abschluss Diplom-Ingenieur.1994 Promotion zum Dr.-Ing. an der Fakultät für Bauingenieurwesen

der RWTH Aachen; Auszeichnung mit dem Friedrich-Wilhelm-Preis in 1995

BeruflicherWerdegang

1991 bis 1995 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Verkehrswissenschaftlichen Institut der RWTH Aachen

1995 bis 2002 Referent für Verkehrsplanung und Verkehrswirtschaft beim Verband Region Stuttgart, Projektleiter S-Bahn-Erweiterungen

2002 bis 2008 Leitender Technischer Direktor für den Bereich Planung beim Verband Region Stuttgart (Aufgaben: Regionalplanung, regionale Verkehrsplanung, Landschaftsplanung, Projektumsetzung)

PersönlichesFamilie verheiratet mit Doris Vallée, Vater von Tim (13 Jahre),

Jan (11 Jahre), Kai (8 Jahre)Freizeit Zeit für die Familie, Fahrradfahren, Reisen und Modellbahn;

Interesse an Politik, Geschichte, Wissenschaft und Technik

„Besser ein Anzug nach Maß als eine Gesinnung von der Stange.” (K. Tucholsky)

Fotos: Peter Winandy

„Einmal ist es der nächste Schritt auf dem Weg, und das andere Mal

geht es um die ganze Landschaft.“(Marianne Oesterreicher)

Page 8: RWTHinsight 2/2008

S C H L A G L I C H T E RDFG wählt Senat Die Mitgliederversammlung der DeutschenForschungsgemeinschaft (DFG) wählte An-fang Juli acht neue Mitglieder für den Senatder DFG. Die RWTH ist dort jetzt mit zweiProfessoren vertreten: Erstmals wurde Univ.-Prof. Dr.rer.nat. Dieter Enders vom Institutfür Organische Chemie für zunächst dreiJahre in das wissenschaftspolitische Gremi-um von Deutschlands größter Forschungs-förderorganisation gewählt. Im Bereich derMathematik wurde Univ.-Prof. Dr.rer.nat.Wolfgang Dahmen für eine zweite Amtszeitvon drei Jahren bestätigt.

Unfall am HeizkraftwerkIm Juni kam es bei den Abbrucharbeiten aufder Baustelle des ehemaligen Heizkraftwer-kes Wüllnerstraße zu einem Arbeitsunfall. Ei-ne Decke gab nach und zwei Arbeiter stürz-ten mehrere Meter in die Tiefe. Glücklicher-weise trugen sie keine schweren Verletzun-gen davon und konnten schon nach kurzerZeit wieder aus dem Krankenhaus entlassenwerden.

JARA-ExpressDie gemeinsamem Aktivitäten von RWTHund Forschungszentrum Jülich im Rahmen

der Jülich-Aachen Research Alliance (JARA)werden jetzt durch verbesserte Angebotedes Öffentlichen Personennahverkehrs un-terstützt. Neben einer Verstärkung der be-reits bestehenden Linienverbindung wird einzweimal täglich verkehrender JARA-Expresseingerichtet. Er verbindet die Kooperations-partner durch Haltestellen vor RWTH-Ge-bäuden, dem Universitätsklinikum und demHauptportal des Forschungszentrums Jülich.Infos unter www.avv.de.

Grünes Licht für CampusNach einem Spitzengespräch zwischen derLandesregierung, dem Aachener Oberbür-germeister und der Hochschulleitung im Maiwurde der BLB NRW beauftragt, das Geländeam Westbahnhof zur Realisierung des RWTHAachen Campus zu kaufen. Damit erlangt dasProjekt eine neue Qualität. Die Gesamtsum-me für Gebäude und Infrastruktur des künfti-gen RWTH Aachen Campus wird rund 750Millionen Euro betragen. Auf dem Geländesoll in den nächsten Jahren eine der größtenForschungslandschaften Europas entstehen.

Studierende gewannen überragendIn Leipzig fand Anfang Juni die Siegereh-rung des seit acht Jahren jährlich veranstal-

teten Data-Mining-Cups statt. Studierendendes Lehrstuhls für Sprachverarbeitung undMustererkennung der RWTH gelang es indiesem Jahr, die ersten acht Plätze zu bele-gen. Die Plätze neun und zehn gingen anStudierende der Universität Karlsruhe. Insge-samt gab es 618 Teilnehmer von 164 Hoch-schulen aus 42 Ländern, die 212 Lösungs-modelle erstellten. Aufgabe war, ein Modellzu generieren, welches die Teilnahmedauereines Mitspielers der Süddeutschen Klassen-lotterie SKL vorhersagt. Die Daten stammtenvon einem Service Provider der staatlich ak-kreditierten Lotterie und bestanden ausmehr als 200.000 Kundendatensätzen.

Stadtmeister TischtennisDie erste Mannschaft der Betriebssportge-meinschaft Tischtennis der RWTH hat in derSaison 2007/08 in der A-Klasse die Meister-schaft der Betriebssportmannschaften er-rungen und ist damit wieder einmal zum„Stadtmeister“ avanciert. Zum siegreichenTeam gehörten Bernd Koch, Universitätsklini-kum, Frank Geschewski, Institut für Hochfre-quenztechnik, Torsten Kretschmer, Institut fürMaschinenelemente und Maschinengestal-tung sowie Kurt Kinny und Joachim Foestvon der Zentralen Hochschulverwaltung.

RWTH konzipiert EXPO-PavillonDas Konzept für den deutschen EXPO-Pavil-lon in Saragossa ist mit wissenschaftlicherBeratung des Instituts für Siedlungswasser-wirtschaft der RWTH entstanden. Die Welt-ausstellung EXPO 2008 widmet sich demThema „Wasser und nachhaltige Entwick-lung”. Das Bundesministerium für Wirtschaftund Technologie stellte ein Budget für die wis-senschaftliche Beratung bei der Konzeptionder Ausstellung bereit. Die Entscheidung fielzugunsten des Aachener Instituts, da die the-matische Gestaltung des Deutschen Pavillonsstark siedlungswasserwirtschaftlich geprägt ist.

Spatenstich für die EnergieforschungMinister Andreas Pinkwart, RWTH-RektorBurkhard Rauhut und Dr. Wulf H. Bernotat,Vorstandsvorsitzender E.ON, setzten imApril gemeinsam den ersten Spatenstich für das neue Energieforschungszentrum an der RWTH. Das Institut wird gemeinsamvon Bund, Land, E.ON und der RWTH fi-nanziert, die Bauprojektleitung liegt beimBLB NRW. Wissenschaftler sollen hier zurinternationalen Spitzenforschung in denThemenbereichen Energieeffizienz, Energie-einsparung und erneuerbare Energien bei-tragen.

Renate Kinny

Wissenschaftler der RWTH und der TU Berlin kehrten imJuni von einer Expedition zu den Gletschern des Vestfonnaauf Nordaustlandet (Svalbard) zurück. Mit Zelt und Motor-schlitten haben Univ.-Prof. Dr. Christoph Schneider undMarco Möller, M.A., vom Aachener Lehr- und Forschungs-gebiet Physische Geographie und Klimatologie sowie dieBerliner Prof. Dr. Dieter Scherer und Dipl.-Ing. RomanFinkelnburg die Auswirkungen des Klimawandels auf dieLandeismassen der Arktis untersucht.

Mit aufwändiger Logistik gelang es ihnen, bei 80 GradNord sechs automatische Wetterstationen auf der 2.500Quadratkilometer großen Eiskappe Vestfonna zu installie-ren. Die Stationen wurden speziell für die Klimaforschung in der Arktis konzipiert und können bis zu fünf Mal proSekunde Daten aufzeichnen. „Die schnelle Taktung ermög-licht uns, die Austauschprozesse zwischen der Schneeober-fläche und der Atmosphäre bei hoher zeitlicher Auflösungzu verfolgen. Das führt natürlich zu gigantischen Daten-mengen“, erklärt Schneider.

Die Wissenschaftler wollen klären, wie die Eismassen dereuropäischen Arktis auf den Klimawandel reagieren. Diebeiden großen Eiskappen des Vestfonna und des Austfonna,beide auf der zur Inselgruppe Svalbard gehörenden InselNordaustlandet gelegen, reagieren bislang kaum auf dieschon deutliche Erwärmung. Aus den Temperaturmessungenin zehn Meter Eistiefe zeichnet sich aber ab, dass der Wärme-inhalt des Gletschers in den vergangenen Jahrzehnten er-

heblich gestiegen ist, so dass mittelfristig eine erhebliche Än-derung der Gletschermassenbilanz zu erwarten ist. Die mei-sten Gletscher in Svalbard schmelzen hingegen wie viele an-dere weltweit bereits jetzt ab. „Mit den gewonnenen Datenkönnen wir Aussagen darüber treffen, wie sich die globaleErwärmung tatsächlich auf diese Gletscher auswirkt“, soScherer.

Mit einer Zusatzstation, die auf einer kleineren, benach-barten Eiskappe aufgebaut wurde, könnte dann berechnetwerden, wie lange es dauert, bis eine solche Eiskappe voll-ständig geschmolzen ist – immer vorausgesetzt, die Technikwird nicht von Stürmen beschädigt oder von neugierigenEisbären auseinander genommen.

Der pelzige König der Arktis hat das Treiben der vierMänner jedenfalls aufmerksam wahrgenommen. „Bis auffünf Meter kam ein Eisbär heran“, berichtet Schneider. DieWetterbedingungen seien besser als erwartet gewesen. Aller-dings sei das Thermometer bei stürmischem und eiskaltemWind auch deutlich unter zehn Grad Minus gefallen.

Infos: [email protected].

Aus der Arktis zurück

Der Aachener Wissenschaftler Marco Möller bei der Schneedichtebestimmung.

Foto: Christoph Schneider

Die fünf Siemens-Stipendiaten mit Firmenvertreterin Andrea Piramovsky (zweite von links)und Dipl.-Ing. Anselm Daniel am Institut für Schienenfahrzeug (rechts).Foto: Peter Winandy

Begeisterung für Bahntechnik kann sich auszahlen: FünfMaschinenbaustudenten werden als Siemens-Stipendiatenvon dem Unternehmen seit kurzem mit monatlich 300 Eurounterstützt und intensiv betreut. Beim Auswahlverfahren inKrefeld-Ürdingen, wo Siemens jährlich über 500 Schienen-fahrzeuge fertigt, zählten nicht allein Kompetenz und guteNoten, sondern auch die Begeisterung für Schienenfahr-zeugtechnik. „Das ist für uns ein ausschlaggebendes Kriteri-um“, sagt Andrea Piramovsky, die für Siemens Mobility dieZusammenarbeit mit den Universitäten koordiniert. „Sie-mens will die Kreativität auf diesem Gebiet stärken.“Christoph Schultz ist einer der Bahnbegeisterten, den Zügeschon als Vorschulkind faszinierten. „Meine Berufsvorstel-lung entwickelte sich dann aber vom Lokomotivführer zumSchienenfahrzeugtechniker“, erzählt der RWTH-Student.Für ihre berufliche Planung können er sowie seine Kommili-tonen Tim Detert, Daryos Ergün, Stefan Kamppeter und Jean-Francois Schöler bei Siemens jetzt ihren persönlichenMentor und das Stipendiatennetzwerk „Cubed“ zu Rateziehen. Allerdings wird auch Eigeninitiative erwartet: „Die

Förderprogramme leben vom Engagement der Studieren-den“, betont Piramovsky. „Sie organisieren Stammtische inden Regionen selbst, knüpfen im Netzwerk Kontakte undsuchen mit Unterstützung von Siemens aktiv ihre Praktika“.

Siemens bietet Stipendium und PraxisAuf einen der begehrten Praktikumsplätze im Ausland hof-fen Daryos Ergün und Jean-Francois Schöler. Schöler möchteam liebsten im Siemens-Werk im kalifornischen Sacramentozur „Fertigung und Entwicklung von Light-Trains“ forschen,Ergün will im Bereich Hochgeschwindigkeitsschienenfahr-zeuge arbeiten. Stefan Kamppeter hat sein Auslandssemes-ter in Michigan schon organisiert und plant bereits die Zeitnach dem Studium: „Als Stipendiat hat man später bessere

Chancen, nach dem Studium in ein Traineeprogramm aufge-nommen zu werden“, sagt er. Eine Verpflichtung, die beruf-liche Zukunft bei Siemens zu suchen, ist mit dem Stipendiumjedoch nicht verbunden.

Auch Univ.-Prof. Dr.-Ing. Torsten Dellmann, Leiter desInstituts für Schienenfahrzeuge und Fördertechnik der RWTH,spricht von einem „Stipendium ohne Haken und Ösen“, daser Interessierten nur empfehlen kann. Die Absolventen ausdem Bereich Verkehrstechnik sind auf jeden Fall sehr ge-fragt. Angesichts steigender Umweltauflagen ist das Ingeni-eurfachwissen gefordert, so Stipendiat Tim Detert: „In derSchienenfahrzeugtechnik unterscheiden sich die Fertigungs-anforderungen aufgrund unterschiedlicher Witterungsbedin-gungen international oft sehr stark. Außerdem werden bei-spielweise auch mal nur 80 Loks desselben Typs gebaut.“Technische Herausforderungen und Abwechslungsreichtumsind auf diesem Gebiet also garantiert, darin sind sich diefünf Stipendiaten einig.

Corinna Bertz

Vom Lokführer zum Ingenieur