RWTHinsight 1/2008

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1 Zeitung für Mitglieder und Freunde der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen Sie reden anders „Fliegende Hände" – Ege Karar von der interdisziplinären Forschergruppe DESIRE mit Gebärdendolmetscherin Ulrike Bobka. Fotos: Peter Winandy Nach Schätzungen von Fachverbänden leben in Deutschland Millionen hörgeschädigter Menschen. Die Dunkelziffer ist hoch, rund 300.000 besitzen einen Schwerbehindertenaus- weis. Etwa 80.000 von ihnen beherrschen die Gebärdensprache – sie kommunizieren mit Hilfe von Händen, Mimik, Gestik und Körperhaltung. Eine Forschungsgruppe der RWTH befasst sich im Rahmen von DESIRE mit wissenschaftlichen Fragestellungen zur Gebärden- sprache wie auch zur Gehörlosenkultur und arbeitet in anwendungsorientierten Projekten. DESIRE ist das Kürzel für die englische Bezeichnung „Deaf and Sign Language Research Team“. Das Team wurde 1995 gegründet, hier arbeiten mehr als 20 gehörlose und hörende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus verschiedenen Fachdisziplinen zusammen. In den ver- gangenen Jahren wurden von ihnen unter anderem ein bereits erfolgreich eingeführtes Prüfverfahren zur Berufseignung von Gehörlosen mit 26 psychologischen Tests in Gebär- densprache und das Kurs-Konzept „Fliegende Hände“ entwickelt. Die Lernsoftware „Flie- gende Hände“ ist auf CD-ROMs erhältlich und auf gehörlose Dozenten oder Kursleiter ab- gestimmt. Sie enthält neben einem detaillierten Unterrichtsablauf Tipps zum Verhalten in der Klasse sowie Folien- und Spielmaterial. Multimediales Lernen in Gebärdensprache Derzeit wird vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales die Realisierung eines interakti- ven Informations- und Lernportals für Gehörlose zu den Themen Beruf und Bildung geför- dert. Das interdisziplinäre Projekt mit dem Titel VIBELLE – „Visuelles zu Beruf, Leben und Lernen“ – führen der Lehrstuhl für Deutsche Philologie sowie die Lehr- und Forschungs- gebiete Neurolinguistik und Neuropsychologie der RWTH in Kooperation mit dem Fraunhofer- Institut für Angewandte Informationstechnik in St. Augustin durch. In Zusammenarbeit dieser Partner entstand bereits die Aachener Internetlernsoftware zur Berufsqualifizierung Gehör- loser AILB – weltweit die erste multimediale, netzbasierte E-Learning-Plattform in Gebär- densprache. Gehörlose können mit ihr schriftsprachliche und mathematische Fertigkeiten sowie berufsrelevantes Wissen erwerben, was ihre Integration in den Arbeitsmarkt unter- stützt. Die Deutsche Gebärdensprache wird dabei in Form von Videosequenzen eingesetzt. „Gebärdensprachen sind grundsätzlich vollwertige Sprachen mit einer eigenen Grammatik, die in ihren Möglichkeiten gesprochener Sprache gleichwertig sind“, betont Projektleiter Dr. Florian Kramer. Seit im Jahr 2002 das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) in Kraft trat, ist die Deutsche Gebärdensprache auch als eigenständige Sprache anerkannt. Aber auch Gebärdensprachen sind nicht international. Die Gebärde für “Brot bestreichen“ ist beispielsweise in Deutschland eine völlig andere als in der Türkei. Mit der Bewegung wird einmal eine Scheibe Brot dargestellt, sie unterscheidet sich stark von einem Frühstück mit einem Fladenbrot, das mit der Hand in mundgerechte Stücke gerissen wird. So entstand in je- dem Land eine eigene Gebärdensprache – abhängig von der jeweiligen Kultur. „Wir wollen daher in unseren Projekten auch die Kultur der Gebärdensprache berücksichtigen“, so Kramer. Projektkoordination im Lehrstuhl für Deutsche Philologie Der gehörlose Diplom-Sozialpädagoge Ege Karar kennt die Probleme der Gehörlosen, ins- besondere wenn es um einen Einstieg in die Berufswelt und den Arbeitsalltag geht. Gebo- ren als Kind gehörloser Eltern absolvierte er ein Studium an der Fachhochschule Potsdam. „Das Studium war für mich nicht einfach, eine Gebärdensprachdolmetscherin konnte nur teil- weise zur Verfügung gestellt werden. Dennoch habe ich es geschafft“, berichtet Karar. DESIRE lockte ihn dann nach Aachen. „Hier kann ich Gehörlosen berufliche Perspektiven aufzeigen. Wenn Jugendliche über unser Portal Kontakt zu Menschen bekommen, die trotz mancher Schwierigkeiten ihren Berufswunsch umgesetzt haben, zeigen wir positive Vorbil- der und machen Mut.“ Mit seinen Kolleginnen und Kollegen erstellt er barrierefreie Ange- bote im Internet, die für Hörende und Gehörlose gleichermaßen zugänglich sind. Er erstellt die Texte, ist Moderator und auch für die Bearbeitung der Videosequenzen zuständig. „Früher war Gebärdensprache verpönt. Das hat sich stark gewandelt. Die Technik macht heute vieles leichter, vor allem das Internet ist ein wichtiges Kommunikationsforum der Ge- hörlosen“, gebärdet er. Im Lehrstuhl für Deutsche Philologie unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Ludwig Jäger ermöglicht ihm ein Bildtelefon und ein Telefonvermittlungsdienst die Kom- munikation. So kann ein Gebärdendolmetscher ein Gespräch zwischen einem Gehörlosen und einem Hörenden übersetzen. Dieser Service steht Gehörlosen im Rahmen ihrer beruf- lichen Tätigkeit viele Stunden täglich zur Verfügung. Nach dem Sozialgesetzbuch können auch Gebärdensprachdolmetscher für Termine angefordert werden. Innerhalb des DESIRE- Teams ist die Kommunikation problemlos, da hier auch die Hörenden die Gebärdensprache beherrschen. Finanziert wird die Arbeitsplatzausstattung für Ege Karar sowie für zehn weitere gehörlose Angehörige von RWTH und Universitätsklinikum durch den Landschaftsverband Rheinland und die Stadt Aachen. Der 32-Jährige engagiert sich neben seiner täglichen Arbeit in inter- nationalen Workshops für Gehörlose und besuchte beispielsweise im vergangenen Jahr den Weltkongress der Gehörlosen in Madrid, wo er die Aachener Gebärdensprach-Projekte prä- sentierte. Der Lehrstuhl für Deutsche Philologie bietet für Hörende Kurse zum Erlernen der Gebärden- sprache an. Informationen sind im RWTH-Webangebot im Campus Informationssystem zu finden. Angelika Hamacher www.vibelle.de 1 2008

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Zeitung der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen

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Zeitung für Mitglieder und Freunde der

Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule

Aachen

Sie reden anders

„Fliegende Hände" – Ege Karar von der interdisziplinären Forschergruppe DESIRE mitGebärdendolmetscherin Ulrike Bobka.

Fotos: Peter Winandy

Nach Schätzungen von Fachverbänden leben in Deutschland Millionen hörgeschädigterMenschen. Die Dunkelziffer ist hoch, rund 300.000 besitzen einen Schwerbehindertenaus-weis. Etwa 80.000 von ihnen beherrschen die Gebärdensprache – sie kommunizieren mitHilfe von Händen, Mimik, Gestik und Körperhaltung. Eine Forschungsgruppe der RWTH befasst sich im Rahmen von DESIRE mit wissenschaftlichen Fragestellungen zur Gebärden-sprache wie auch zur Gehörlosenkultur und arbeitet in anwendungsorientierten Projekten.

DESIRE ist das Kürzel für die englische Bezeichnung „Deaf and Sign Language ResearchTeam“. Das Team wurde 1995 gegründet, hier arbeiten mehr als 20 gehörlose und hörendeMitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus verschiedenen Fachdisziplinen zusammen. In den ver-gangenen Jahren wurden von ihnen unter anderem ein bereits erfolgreich eingeführtesPrüfverfahren zur Berufseignung von Gehörlosen mit 26 psychologischen Tests in Gebär-densprache und das Kurs-Konzept „Fliegende Hände“ entwickelt. Die Lernsoftware „Flie-gende Hände“ ist auf CD-ROMs erhältlich und auf gehörlose Dozenten oder Kursleiter ab-gestimmt. Sie enthält neben einem detaillierten Unterrichtsablauf Tipps zum Verhalten inder Klasse sowie Folien- und Spielmaterial.

Multimediales Lernen in GebärdenspracheDerzeit wird vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales die Realisierung eines interakti-ven Informations- und Lernportals für Gehörlose zu den Themen Beruf und Bildung geför-dert. Das interdisziplinäre Projekt mit dem Titel VIBELLE – „Visuelles zu Beruf, Leben undLernen“ – führen der Lehrstuhl für Deutsche Philologie sowie die Lehr- und Forschungs-gebiete Neurolinguistik und Neuropsychologie der RWTH in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik in St. Augustin durch. In Zusammenarbeit dieserPartner entstand bereits die Aachener Internetlernsoftware zur Berufsqualifizierung Gehör-loser AILB – weltweit die erste multimediale, netzbasierte E-Learning-Plattform in Gebär-densprache. Gehörlose können mit ihr schriftsprachliche und mathematische Fertigkeitensowie berufsrelevantes Wissen erwerben, was ihre Integration in den Arbeitsmarkt unter-stützt. Die Deutsche Gebärdensprache wird dabei in Form von Videosequenzen eingesetzt.„Gebärdensprachen sind grundsätzlich vollwertige Sprachen mit einer eigenen Grammatik,die in ihren Möglichkeiten gesprochener Sprache gleichwertig sind“, betont Projektleiter Dr.Florian Kramer. Seit im Jahr 2002 das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) in Kraft trat,ist die Deutsche Gebärdensprache auch als eigenständige Sprache anerkannt.

Aber auch Gebärdensprachen sind nicht international. Die Gebärde für “Brot bestreichen“ist beispielsweise in Deutschland eine völlig andere als in der Türkei. Mit der Bewegung wirdeinmal eine Scheibe Brot dargestellt, sie unterscheidet sich stark von einem Frühstück miteinem Fladenbrot, das mit der Hand in mundgerechte Stücke gerissen wird. So entstand in je-dem Land eine eigene Gebärdensprache – abhängig von der jeweiligen Kultur. „Wir wollendaher in unseren Projekten auch die Kultur der Gebärdensprache berücksichtigen“, so Kramer.

Projektkoordination im Lehrstuhl für Deutsche PhilologieDer gehörlose Diplom-Sozialpädagoge Ege Karar kennt die Probleme der Gehörlosen, ins-besondere wenn es um einen Einstieg in die Berufswelt und den Arbeitsalltag geht. Gebo-ren als Kind gehörloser Eltern absolvierte er ein Studium an der Fachhochschule Potsdam.„Das Studium war für mich nicht einfach, eine Gebärdensprachdolmetscherin konnte nur teil-weise zur Verfügung gestellt werden. Dennoch habe ich es geschafft“, berichtet Karar.

DESIRE lockte ihn dann nach Aachen. „Hier kann ich Gehörlosen berufliche Perspektivenaufzeigen. Wenn Jugendliche über unser Portal Kontakt zu Menschen bekommen, die trotzmancher Schwierigkeiten ihren Berufswunsch umgesetzt haben, zeigen wir positive Vorbil-der und machen Mut.“ Mit seinen Kolleginnen und Kollegen erstellt er barrierefreie Ange-bote im Internet, die für Hörende und Gehörlose gleichermaßen zugänglich sind. Er erstelltdie Texte, ist Moderator und auch für die Bearbeitung der Videosequenzen zuständig.

„Früher war Gebärdensprache verpönt. Das hat sich stark gewandelt. Die Technik machtheute vieles leichter, vor allem das Internet ist ein wichtiges Kommunikationsforum der Ge-hörlosen“, gebärdet er. Im Lehrstuhl für Deutsche Philologie unter Leitung von Univ.-Prof.Dr. Ludwig Jäger ermöglicht ihm ein Bildtelefon und ein Telefonvermittlungsdienst die Kom-munikation. So kann ein Gebärdendolmetscher ein Gespräch zwischen einem Gehörlosenund einem Hörenden übersetzen. Dieser Service steht Gehörlosen im Rahmen ihrer beruf-lichen Tätigkeit viele Stunden täglich zur Verfügung. Nach dem Sozialgesetzbuch könnenauch Gebärdensprachdolmetscher für Termine angefordert werden. Innerhalb des DESIRE-Teams ist die Kommunikation problemlos, da hier auch die Hörenden die Gebärdensprachebeherrschen.

Finanziert wird die Arbeitsplatzausstattung für Ege Karar sowie für zehn weitere gehörloseAngehörige von RWTH und Universitätsklinikum durch den Landschaftsverband Rheinlandund die Stadt Aachen. Der 32-Jährige engagiert sich neben seiner täglichen Arbeit in inter-nationalen Workshops für Gehörlose und besuchte beispielsweise im vergangenen Jahr denWeltkongress der Gehörlosen in Madrid, wo er die Aachener Gebärdensprach-Projekte prä-sentierte.

Der Lehrstuhl für Deutsche Philologie bietet für Hörende Kurse zum Erlernen der Gebärden-sprache an. Informationen sind im RWTH-Webangebot im Campus Informationssystemzu finden.

Angelika Hamacher

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Im Oktober 2007 wurde das Zukunftskonzept der RWTHAachen innerhalb der Exzellenzinitiative des Bundes und derLänder durch eine gemeinsame Kommission der DeutschenForschungsgemeinschaft und des Wissenschaftsrats ausgezeich-net. Im Rahmen dieses Wettbewerbs wurden an der RWTHAachen zudem die Graduiertenschule „Aachen Institute for Ad-vanced Study in Computational Engineering Science (AICES)“ so-wie die Exzellenzcluster „Ultra High-Speed Mobile Informationand Communication”, „Integrative Produktionstechnik für Hoch-lohnländer” und „Maßgeschneiderte Kraftstoffe aus Biomasse”bewilligt. Das Gesamtvolumen der Förderung, die sich über dieJahre 2006 bis 2012 erstreckt, beträgt 180 Millionen Euro.

Anfang dieses Jahres wurde in der Hochschulverwaltungdas AixIni-Team eingesetzt, dessen Aufgabe die administrativeBegleitung des Zukunftskonzepts ist. Das Team gehört inner-halb der Hochschulverwaltung zum Dezernat 6.0 „Planung,Entwicklung und Controlling“ unter der Leitung von Kanzler-stellvertreter Heinz-Herbert Kaußen.

Projektsteuerung, Controlling und BerichteDie Aufgaben des dreiköpfigen Teams umfassen vor allem dieProjektsteuerung und das Controlling sowie die interne und ex-terne Kommunikation im Rahmen der Exzellenzinitiative. Im Zu-ge der Umsetzung des Zukunftskonzepts bereitet es Entschei-dungen des Rektorats vor, organisiert die übergreifende Koordi-nation der Maßnahmen und Aktivitäten und unterstützt die Öf-fentlichkeitsarbeit der Hochschule. Dem Team obliegt außer-dem das Berichtswesen gegenüber den Gremien der Hochschu-le, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Wissen-schaftsrat. Es arbeitet eng mit den Koordinatoren der einzelnenMaßnahmen des Zukunftskonzepts und mit der Pressestelle derRWTH Aachen zusammen.

Geleitet wird das AixIni-Team von Dipl.-Kfm. Olaf Gockel,der schon zuvor im Dezernat 6.0 tätig war. Seine Kollegin Chri-stina Marx, M.A., koordinierte bislang in der Abteilung Organi-sation die englischsprachige Onlinepräsentation der Hochschul-verwaltung, Annette Dederichs, M.A., kam als neue RWTH-Mitarbeiterin zum Team.

Chance zum WandelDie Förderung im Rahmen der Exzellenzinitiative bietet derRWTH Aachen die Chance, innerhalb weniger Jahre ihr wissen-schaftliches Profil zu schärfen und mit Spitzenforschung ihreinternationale Sichtbarkeit deutlich zu steigern. Um das zu errei-chen, hat die Hochschule eine Strategie entwickelt, die sichgrundlegend in ihrem Zukunftskonzept „RWTH 2020: MeetingGlobal Challenges“ niedergeschlagen hat.

Um den tiefgreifenden und komplexen Prozess der Neuori-entierung und -fokussierung zu bewältigen, wurden im Rahmeneines institutionellen Strategieplanes vier spezifische Maßnahmenausgearbeitet, die noch existierende Defizite beheben und vor-handene Stärken ausbauen werden. Dazu gehören das Schärfendes wissenschaftlichen Profils der Hochschule, der Ausbau derJülich-Aachen Research Alliance (JARA), die Einführung einesuniversitätsumfassenden Personal- und Organisationsentwick-lungskonzeptes sowie die Stärkung der universitären Manage-mentstrukturen.

Das AixIni-Team leistet im Rahmen dieses Umstrukturie-rungsprozesses wesentliche Hilfestellung bei der Umsetzung desProjekts und ist die zentrale Anlaufstelle für Fragen und Belangerund um das Zukunftskonzept der RWTH Aachen. Informatio-nen über die Exzellenzinitiative stellt es unter anderem im Inter-

net in einem gesondertem RWTH-Webportal zur Verfügung.Insgesamt entstehen an der RWTH Aachen aufgrund der Förde-rung durch die Exzellenzinitiative bis zu 400 neue Stellen für wis-senschaftliche und nichtwissenschaftliche Mitarbeiterinnen undMitarbeiter. Allein im Bereich der Fakultät für Mathematik, Infor-matik und Naturwissenschaften entstehen beispielsweise derzeitacht neue Forschungsfelder, die mit hochqualifizierten Juniorpro-fessorinnen und -professoren aus dem In- und Ausland besetztwerden sollen. Bei der Akquise des Personals werden besondereAnstrengungen zur Gewinnung von Frauen auf allen Ebenen vonForschung, Lehre und Verwaltung unternommen.

Infos zur Exzellenzinitiative gibt das AixIni-Team über www.exzellenz.rwth-aachen.de oder telefonisch unter 0241/ 80-901 15, -901 16 oder -901 14.

Lotsen im Exzellenz-prozess

Bauplanung für den RWTH Aachen Campus„Wir möchten, dass auf dem Campus geforscht, entwickelt,gelernt und gelebt wird“, fasste Projektleiter und Rektorats-beauftragter Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.Ing. GüntherSchuh die Ziele des ehrgeizigen Vorhabens zusammen. Mitdem RWTH Aachen Campus soll in Aachen ein ideales For-schungsgelände für Wissenschaft und Industrie geschaffenwerden. Im Dezember fiel die Entscheidung im städtebauli-chen Wettbewerb für das Areal, den der Bau- und Liegen-schaftsbetrieb (BLB NRW) für den ersten Bauabschnitt aus-geschrieben hatte.

Gemäß dem Auslobungstext plant die Aachener Hoch-schule die Errichtung eines technologieorientierten Campus,auf dem Hochschulinstitute im räumlichen Verbund mit Un-ternehmen als Großcluster Forschung und Entwicklung ef-fektiv betreiben können. Der erste Bauabschnitt befindetsich in direkter Nachbarschaft zu den bestehenden RWTH-Einrichtungen in Melaten. Das Gebiet umfasst laut Aufga-benbeschreibung etwa 270.000 Quadratmeter und setztsich aus der so genannten Parkspange, einem Hochplateauund einem Verbindungsbereich am Wilkensberg zusammen.

Das Rennen um den besten Entwurf machte das Aache-ner Architektenbüro „rha reicher haase associierte GmbH“.Deren Konzept überzeugte das Preisgericht, dem Vertreterder Hochschule, der Stadt und mehrerer NRW-Ministerienangehörten. Das Gremium um Professor Carl Fingerhuthaus der Schweiz entschied sich sogar einstimmig für dasVorhaben der Architekten aus der Kaiserstadt. Das Team umdie Professorin Dipl.-Ing. Christa Reicher habe eine klareKonzept-Philosophie entwickelt, das Gebaute werde mit derLandschaft in Einklang gebracht. Da der neue Komplex andie Stadt angebunden sei, bilde der Wissenschaftscampuskeinen isolierten Hightech-Bereich. Prägendes Element desEntwurfes ist die Gestaltung eines zentralen Erschließungs-bogens, ergänzt durch die vorhandene Landschaft, heißt esim Beurteilungstext der Juroren. Er setze Teile des neuenCampus mit den bestehenden Einrichtungen in Beziehungund sei gleichzeitig das Rückgrat, das die Cluster auf demHochplateau miteinander verbinde. Der Boulevard rund umdas Gelände, weitere Grünanlagen wie ein Campus-Parkoder auch eine Wissenschaftsallee mit Bars und Restaurants

Das Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschungund Technologie hat zwei Forschungsschulen für die RWTHbewilligt. Ab dem Wintersemester 2008/09 werden dortherausragende Studierende systematisch innerhalb von dreiJahren zur Promotion geführt. Die Forschungsschulen eröff-nen herausragenden Studierenden die Chance, auf hohemNiveau bei den jeweiligen Spitzenforscherteams der Hoch-schulen zu promovieren. Mit dem neuen Angebot, das inder Regel von mehreren Hochschulen gemeinsam getragenwird, sollen besonders Bewerberinnen und Bewerber ausdem Ausland geworben werden, um die Internationalisie-rung der Hochschulen und Forscherkooperationen auszu-bauen. Wer aufgenommen wird, erhält zugleich auch einmonatliches Stipendium in Höhe von bis zu 1.300 Euro. DieForschungsschulen werden in der Regel zu gleichen Teilen

von der jeweiligen Hochschule und dem Land finanziert.Insgesamt 36 Millionen Euro wird alleine das Land NRW in den nächsten fünf Jahren investieren.

Insgesamt 32 Bewerbungen von zwölf Universitäten lagen einer Jury zur Auswahl vor. Bewilligt wurde an derRWTH ab dem Wintersemester 2008/09 zum einen dieForschungsschule „Brennstoffgewinnung aus nachwachsen-den Rohstoffen“ unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr.-Ing.Wolfgang Schröder vom Aerodynamischen Institut. Als in-terdisziplinäre Forschungs- und Ausbildungsinstitution sollsie an vorhandene Forschungszentren der Hochschule an-gegliedert werden und so über den Brückenschlag zwischendiesen Exzellenzbereichen eine vertiefte, fächerübergreifen-de Ausbildung bereitstellen. Hierbei wird insbesondere aufeine Ausbildung auf den drei fachspezifischen Kompetenz-

Zwei Forschungsschulen für die RWTH

verhinderten das Entstehen eines kalten Betonkomplexes.Vorgesehen sind weiterhin ein Hotel, Geschäfte, eine Kin-dertagesstätte und weitere Serviceeinrichtungen.

Bürgerbeteiligung und VerträglichkeitsprüfungenInsgesamt sollen in drei Phasen mit dem neuen Campus Ge-bäude und Infrastruktur für geschätzte rund 750 MillionenEuro entstehen, die Platz für mehrere tausend Arbeitsplätzebieten. Einen Großteil der Investitionen werden die Unterneh-men beitragen, die sich auf dem Campus ansiedeln. „DasModell hat Zukunft“, zeigte sich das WZL-Direktoriumsmit-glied Schuh vom Erfolg überzeugt. „Für die Industrie ist dasein günstiger Weg, Kernkompetenzen in neuen Technologienaufzubauen.“ Hochschule und Industrie können auf dieseWeise ihre Forschungsobjekte besser aufeinander abstim-men – eine Kooperation, von der beide Seiten profitierten.Vom 31. März bis 11. April erhielt jetzt die Aachener Öf-fentlichkeit Gelegenheit zur Einsichtnahme in die Planungmit der Darstellung der voraussichtlichen Auswirkungen. ImBezirksamt des Stadtteils Laurensberg wurden die Pläne fürden ersten Abschnitt im Erweiterungsgebiet Melaten zurEinsichtnahme ausgelegt. Die Bürgerinnen und Bürger konn-ten ihre Stellungnahmen abgeben, die von der kommunalenVerwaltung geprüft werden müssen. Parallel zu der im Bau-gesetzbuch vorgeschriebenen Beteiligung der Öffentlichkeithat der Bauherr BLB NRW Gutachter zu den Themen Um-welt, Lärm, Luft, Schadstoff und Boden beauftragt. Diesewerden in einem Umweltbericht zusammengeführt. Dernächste Schritt der Offenlage wird seitens der Stadt Aachendann im Herbst eingeleitet.

www.blb.nrw.de/projekte/rwthaachencampus.htm

Sie koordinieren Bausteine der Exzellenzinitiative – Christina Marx, Olaf Gockel und Annette Dederichs (von links) vom Dezernat Planung, Entwicklung und Controlling sind Ansprechpartner in Sachen Zukunftskonzept der RWTH.Foto: Peter Winandy

gebieten Biologie, Chemie und Ingenieurwesen Wert gelegt,die durch soziale Kompetenzbildung vervollständigt wird.

Der Lehrstuhl für Informatik 5 unter der Leitung vonUniv.-Prof. Dr. Matthias Jarke formulierte – gemeinsam mitder Universität Bonn und dem Fraunhofer-InstitutszentrumSchloss Birlinghoven IZB – den Antrag für die Forschungs-schule „Bonn-Aachen International Research School on AppliedInformatics (B-IT Research School)“. Sie ergänzt die erfolg-reichen internationalen Masterprogramme des Bonn-AachenInternational Center for Information Technology (B-IT) umeine strukturierte Doktorandenförderung. Laut Jarke wird damit eine Lücke zwischen den Angeboten im Masterbereichund den großen Forschungsprojekten wie beispielsweise demRWTH-Exzellenzcluster UMIC „Ultra high-speed Mobile Infor-mation and Communication“ geschlossen.

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Sie präsentierten den prämierten Entwurf für den RWTH Aachen Campus – Harald K. Lange vom BLB, Jury-Vorsitzender Professor Carl Fingerhuth, Projektleiter Professor Güntner Schuh und die städtische Baudezernentin Gisela Nacken (von links).Foto: Bernd Klass, BLB

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Der weltweite Luftverkehr wächst seit Jahrenkontinuierlich mit etwa fünf Prozent pro Jahr.Bis zum Jahr 2025 wird sich der Passagier-flugverkehr laut aktueller Prognosen verdop-peln. Immer mehr internationale Flughäfenstoßen dadurch an ihre Grenzen. Die Anzahlder Flugbewegungen ist aufgrund vorgege-bener Sicherheitsabstände limitiert. Sie müs-sen zwischen startenden oder landendenFlugzeugen eingehalten werden, weil sich beiStart und Landung starke Wirbel hinter denFlugzeugen bilden. Diese so genannte Wir-belschleppe kann das Abheben und Landennachfolgender Flugzeuge erheblich gefähr-den. Das Institut für Luft- und Raumfahrt derRWTH unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Rolf Henke untersucht das Verhalten derWirbelschleppe am Modell eines Lang-streckenflugzeugs im Wasserschleppkanal desEntwicklungszentrums für Schiffstechnik undTransportsysteme in Duisburg.

Wirbelschleppen sind drehende Luftmas-sen, die sich hinter den Tragflächen und anden Flügelspitzen von Flugzeugen bilden.Noch Minuten nach dem Start einer Maschi-ne rotieren die unsichtbaren Wirbel in derLuft weiter. Je schwerer Flugzeuge sind, des-to stärker ist auch die Wirbelschleppe undumso gefährlicher ist sie für nachfolgendeFlugzeuge. Im November 2001 kam es imNew Yorker Stadtteil Queens zu einem ver-heerenden Unfall: Eine große Linienmaschinestürzte unmittelbar nach dem Start unterdem Einfluss der Wirbelschleppe eines kurzvorher gestarteten Flugzeugs ab. Die Kennt-nis über die Struktur von Wirbeln ist für dieLuftfahrt also von größter Bedeutung.

Höhere Kapazität von Flughäfen durch kürzere SicherheitsabständeDer Bau weiterer Start- und Landebahnenoder gar neuer Flughäfen stößt weltweit aufAblehnung. Um dennoch ein Verkehrswachs-tum zu ermöglichen, also die Kapazität vonFlughäfen zu erhöhen, müssten die Sicher-heitsabstände zwischen zwei Flugzeugen ver-ringert werden. Hierzu untersucht das RWTH-Institut die Struktur und das Verhalten derWirbelschleppe. Die Wissenschaftler versu-chen zunächst, genaue Kenntnis über dasAbklingverhalten von Wirbeln zu erlangen.Wenn möglich, soll dann das Wirbelsystemdurch eine aktive Beeinflussung zum schnel-len Zerfall gebracht werden. Die Gefahr fürnachkommende Flugzeuge könnte somit ver-ringert werden. Im Tiefwassertank des Ent-wicklungszentrums für Schiffstechnik undTransportsysteme in Duisburg führen die Aa-chener Wissenschaftler Versuche an einemModell durch, das in seiner Konfiguration dereines Langstreckenverkehrsflugzeugs gleicht.Dabei wird das Flugzeugmodell mittels einesSchleppwagens über eine Länge von zirka 50Meter durch das Wasser gezogen. Die dahin-ter entstehenden Wirbel sind mit denen einesstartenden oder landenden Flugzeugs direktvergleichbar.

Der Wirbelnachlauf hinter dem Modellwird mittels der Particle Image Velocimetry-Technik untersucht. Dazu wird ein Laserstrahlüber eine Optik in die Messebene des Kanals,in dem der Versuch stattfindet, projiziert. DerLaserlichtschnitt beleuchtet im Wasser schwe-bende Partikel, die der Wirbelströmung fol-gen. Das durch das Flügel-Rumpf-Modell

Flugversuche unter Wasser

entstehende Wirbelsystem wird dadurchsichtbar. Vier Kameras nehmen die Partikelbil-der auf und liefern Informationen über dieGeschwindigkeitsverteilung der einzelnen Wir-bel. Daraus können dann wichtige Erkenntnis-se über die Struktur und die Lebensdauer derdrehenden Luftmassen gewonnen werden.

Beteiligt an einem SFBDas eigens für den Versuch gefertigte Flügel-Rumpf-Modell entspricht den Proportioneneines Langstreckenflugzeugs und hat eineSpannweite von 1,2 Meter. Die Flügel sindmit Querrudern und mit so genanntenWinglets an den Flügelspitzen versehen. DieWissenschaftler wollen den Zerfall des Wir-belsystems messen und ihn durch das ge-zielte Zusammenspiel von oszillierenden Ru-dern beschleunigen. Im Erfolgsfall lässt sichso die Gefährdung für nachfolgende Flug-zeuge verringern. Dadurch könnte die im-mer dringender werdende Erhöhung derKapazität an Flughäfen ermöglicht werden.

Wissenschaftlern der RWTH und anderer Forschungsinstitutionenist es gemeinsam gelungen, nach zwölfjähriger Entwicklungsar-beit die erste vollständig in das Auge implantierbare Sehprotheseerfolgreich bei Patienten einzusetzen. Im März stellten Univ.-Prof.Dr. Peter Walter, Leiter der Augenklinik des Universitätsklinikums,und Univ.-Prof. Dr. Wilfried Mokwa, Leiter des RWTH-Institutsfür Werkstoffe der Elektrotechnik, das Ergebnis der ersten Testsvor. Das Besondere an dem eingesetzten EpiRet III-System ist,dass es als einziges nicht mit Kabelverbindungen von außen ver-sorgt werden muss. Das reduziert die Operationszeit, die Hand-habbarkeit ist einfacher und die Belastungen für den Patienten sindgeringer.

Die komplikationslos verlaufenen Operationen wurden in ei-ner klinischen Studie an sechs blinden Patienten der Universitäts-Augenklinik Aachen und der Universitäts-Augenklinik Essendurchgeführt. Während einer vierwöchigen Testphase wurde dasSystem durch einen Sender von außen aktiviert und die Netzhautvon Spezialisten mit verschiedenen Testreizen untersucht. Dabeizeigte sich, dass bei allen Patienten Seheindrücke auslösbar wa-ren und Muster unterschieden werden konnten. Erblindete erlan-gen somit wieder ein rudimentäres Sehvermögen und nehmenbeispielsweise Lichtkontraste oder Hindernisse wahr. Die erfor-derlichen Stromstärken lagen in einem sehr niedrigen Bereich, sodass eine lebenslange Dauernutzung des Implantates möglichsein wird.

Die Arbeiten wurden vom Bundesministerium für Bildung undForschung finanziell gefördert. Nach dem Erfolg des Konzeptsgründeten die assoziierten Medizintechnikfirmen die Firma EpiRetGmbH, die ein marktfähiges Retina-Implantat weiterentwickelnund produzieren soll.

Sehprothese erfolgreich erprobt

In einem Tiefwassertank werden die Wirbelhinter einem Flugzeug, die beim Startenoder Landen entstehen, sichtbar gemachtund vermessen.Foto: Peter Winandy

Am Institut für Luft- und Raumfahrt lau-fen seit etwa zehn Jahren Versuche zu Wir-belschleppen. Die Deutsche Forschungsge-meinschaft (DFG) fördert diese Untersuchun-gen im Rahmen des Sonderforschungsbe-reichs „Strömungsbeeinflussung und Strö-mungs-Struktur-Wechselwirkung an Tragflü-geln”. Die Kosten zur Vorbereitung undDurchführung der Messkampagne in Duis-burg belaufen sich auf rund 100.000 Euro.

Alain Kniebs

Ausschreibung „Stellvertreterinnen der Gleichstellungsbeauftragten der RWTH“Das Hochschulfreiheitsgesetz des Landessieht vor, dass eine Gleichstellungsbeauf-tragte die Belange der Frauen wahrnimmt,die Mitglieder oder Angehörige der Hoch-schule sind. Sie soll auf die Einbeziehungfrauenrelevanter Aspekte bei der Erfüllungder Aufgaben der Hochschule hinwirken –vor allem bei der wissenschaftlichen Arbeit,bei der Entwicklungsplanung und bei derleistungsorientierten Mittelplanung. In derGrundordnung der RWTH ist geregelt, dassdie Funktion der Gleichstellungsbeauftrag-

ten und ihrer Stellvertreterinnen hochschul-öffentlich ausgeschrieben wird. Auf diesemWege werden derzeit zwei Stellvertreterin-nen gesucht.

Auf Vorschlag einer Findungskommissi-on werden sie vom Senat der Hochschule fürdie Dauer von zwei Jahren gewählt. Wählbarsind weibliche Mitglieder der Hochschule ausder Gruppe der Hochschullehrerinnen undHochschullehrer sowie der Gruppe der wis-senschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitar-beiter. Ihre Mitwirkung im Team der Gleich-

stellungsbeauftragten beinhaltet als einewesentliche Aufgabe die Unterstützung derHochschule bei allen Gleichstellungsmaß-nahmen und bei der Integration der Gen-derperspektive.

Die stellvertretende Gleichstellungsbe-auftragte wird teilweise von ihren Dienstauf-gaben entlastet. Sie ist Angehörige der Ver-waltung und von fachlichen Weisungen frei.Bewerberinnen sollten unter anderem kom-munikations- und kooperationsfähig sein,eigeninitiativ und verantwortungsbewusst

handeln, über gute Kenntnisse der rechtlichenwie organisatorischen Grundlagen der Hoch-schule verfügen und mit Gleichstellungsfragenvertraut sein. Bewerbungen können bis 30.April eingereicht werden.

Interessentinnen finden den vollständigenAusschreibungstext unter http://www.rwth-aachen.de/go/id/qwk/ sowie Infos zur Gleichstellungsbeauftragten unter www.rwth-aachen.de/go/id/epd/.

Oberarzt Dr. Gernot Rössler vom Universitätsklinikum mit dem Implantat, das aus der runden Kunstlinse mit integrierter Elektronik und Reizelektroden besteht.Foto: Peter Winandy

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Ein Käfer schlägt

Feueralarm

vorbeiziehen lassen und dabei deren Reaktionen messen –Biologie zum Anfassen, so wie sich Schülerinnen und Schülereinen anschaulichen Unterricht wünschen.

„Mit dem Elektroantennometer bringen wir das Thema Bi-onik auf spannende Weise in die Schulen“, freut sich dennauch Martin Wüller. Der Oberstudienrat unterrichtet am Als-dorfer Gymnasium und arbeitet darüber hinaus an der RWTHin der fachdidaktischen Ausbildung der Lehramtsstudierendensowie im Fortbildungsprogramm für Biologie-Lehrer mit. Mitder Bionik bildet man biologische Abläufe in der Natur tech-nisch nach, um sie für die Menschen nutzbar zu machen. Einbekanntes Produkt ist der Klettverschluss, der nach dem bauli-chen Prinzip der Klettfrucht in den fünfziger Jahren des letztenJahrhunderts entwickelt wurde. Auch der Düsenantrieb fürRaketen hat natürliche Vorbilder: Wissenschaftler kopiertendazu das Rückstoßprinzip von Tintenfischen und Quallen. DieKenntnisse über die Geruchsdetektion bei Insektenantennenkönnten dazu dienen, hochkomplexe technische Sensoren zuentwickeln, die beispielsweise Brandherde früher als bisher er-kennen.

Faszination Technik im LehramtsstudiumDer schulische Versuchsaufbau mit dem Aachener Elektroan-tennometer ist hingegen Technik für jedermann: „Zunächstwerden einem jungen Insekt – etwa einer in der Schule leichtzu züchtenden Stabheuschrecke – die oberen Enden der An-tennen abgezwackt“, berichtet Martin Wüller. Der Biologeweist ausdrücklich daraufhin, dass die Tiere an dieser Stellekein Schmerzempfinden haben und die Antennen wiedernachwachsen. Die Antenne wird dann in einen Antennenhal-ter gelegt, der aus zwei abgeschnittenen Filmdosen besteht,die mit einem Elektrolyt gefüllt sind. Ein umfunktionierterComputerlüfter ist ein weiterer Bestandteil des etwa 15 mal15 Quadratzentimeter großen Geräts. Er saugt die Luft bezie-hungsweise Duftstoffe aus der Umgebung an. Die Riechhaareder Insektenantennen nehmen sie auf und senden entspre-chende Signale aus, die mit Hilfe zweier Silberdrähte an einenselbstgebauten Verstärker geleitet werden. Dort werden dieschwachen Antennensignale verstärkt, so dass sie an einemAmperemeter als Ausschlag gut wahrgenommen werdenkönnen. An dieser Stelle wurde der Sinn fürs wirklich Brenzligedenn auch ganz offensichtlich: „Die Testreihe der Examensar-beit zeigt, dass die Insektenantenne auf Rauch ganz extremreagiert“, berichtete Bohrmann, „aber auch bei Früchteteeund für den Menschen geruchlosen Insekten-Fallen waren dieAusschläge enorm.“

Die Bionik genießt an der RWTH als technischer Hoch-schule einen besonderen Stellenwert. So ist die Fachrichtunginhaltlicher Bestandteil des Ausbildungsmoduls „FaszinationTechnik“, das für Lehramtskandidatinnen und -kandidatensämtlicher Fachrichtungen in Aachen verpflichtend ist. Ziel desStudienmoduls ist es, angehenden Lehrerinnen und Lehrernverschiedene Techniken transparent zu machen – und da-durch eine technikoffene Grundhaltung für den späterenschulischen Alltag zu fördern.

Ilse Trautwein

Von todtraurig bis himmelhochjauchzend reicht die Palettemenschlicher Gemütszustände. Gefühle wie Freude, Bestür-zung, Trauer oder Stress begleiten uns ein Leben lang. Wis-senschaftler und Wissenschaftlerinnen wie Privatdozentin Dr.Ute Habel, leitende Psychologin an der Klinik für Psychiatrieund Psychotherapie am Universitätsklinikum Aachen, gehender Ursache auf den Grund: „Uns interessieren die neuronalenGrundlagen von Emotionen und wie sich Gehirnaktivitäten beipsychischen Störungen verändern. Dies ist klinisch relevant,weil bei allen psychischen Störungen immer auch das Gefühls-leben stark betroffen ist.“

Eine der organischen Schaltzentralen von Emotionen istder so genannte Mandelkern, die Amygdala, im Gehirn. Die-ses lediglich 1,5 Kubikzentimeter große Kerngebiet verknüpftankommende Reize mit internen Reaktionen. Lachende Kin-der etwa lösen bei vielen Menschen Glücksgefühle aus,schwere Unfälle oder Todesfälle hingegen eher Angst oderTrauer. „Mit Hilfe der modernen Bildgebungsverfahren ist esmöglich, die Aktivität in der Amygdala und damit vernetzterHirnareale bei verschiedenen Aufgabenstellungen darzustel-len“, erläutert Habel. Die funktionelle Kernspintomographie,mit der sie ihre Untersuchungen durchführt, nutzt ein kör-pereigenes Kontrastmittel, das Desoxyhämoglobin. DessenKonzentration im Blut verändert sich abhängig vom Aktivie-rungszustand des Gehirns. Das Resultat ist auch für Laiensichtbar: Auf dem Monitor sind aktivierte Hirnbereiche farblichgekennzeichnet, je nachdem, welche Aufgaben das Gehirngerade erfüllt.

Künftig Gehirnjogging mit dem KernspintomographBei ihren Forschungsvorhaben, unter anderem im BereichSchizophrenie, kooperiert Ute Habel seit vielen Jahren mit

dem Forschungszentrum Jülich. Die hervorragende technischeAusstattung dieser außeruniversitären Einrichtung ermöglichtunter anderem funktionelle Messungen an Patienten im Kern-spintomographen. „Schizophrenie ist volkswirtschaftlich gese-hen die teuerste psychische Erkrankung“, berichtet Ute Ha-bel. „Die Patienten erkranken früh, sie werden im Falle deroft chronisch verlaufenden Erkrankung vorzeitig erwerbsun-fähig und verursachen hohe Krankheitskosten.“ Bisher be-handelt man die Erkrankten sowohl medikamentös als auchpsychotherapeutisch. „Wir möchten künftig über diese undweitere psychische Erkrankungen möglichst viele Informatio-nen gewinnen. Erkrankungen wollen wir früh vorhersagenkönnen und durch individuell angepasste Therapien denKrankheitsverlauf optimal beeinflussen.“ Voraussetzung dafürist, die genauen individuellen Muster eines Menschen zu er-kennen, beispielsweise indem Geschlechtsunterschiede beiGesunden und psychisch Erkrankten beachtet werden – einweiterer Forschungsschwerpunkt der Psychologin.

Möglicherweise lassen sich die Tomographen in der Zu-kunft nicht nur als Diagnose-, sondern auch als Therapiegerä-te einsetzen. Der Kernspintomograph wäre sogar als Fitness-gerät für das Gehirn einsetzbar, wie die Wissenschaftlerin be-stätigt: „Wir nennen das Therapieverfahren Neuro-Biofeed-back. Dabei werden die Gehirnaktivierungen des Patienten beibestimmten Untersuchungen unmittelbar am Computer aus-gewertet und an den Patienten zurückgemeldet.“ Dieserwird dann aufgefordert, die Hirnaktivierung bewusst zubeeinflussen. Dazu versucht der Patient beispielsweise,Pfeile auf einem Bildschirm willentlich und zielgerichtet zubewegen, wobei die Bewegung des Pfeils der Hirnaktivitätin einer bestimmten Region entspricht.

Jülich-Aachener Allianz bietet Forschern mehr OptionenBei den unterschiedlichen Forschungsprojekten profitiert dieWissenschaftlerin auch von JARA, der „Jülich – Aachen Rese-arch Alliance“. Sie wurde im Rahmen der Exzellenzinitiativezwischen den beiden Einrichtungen geschlossen. Mit der JARABRAIN genannten Sektion wird angestrebt, neue Strategienzur Prävention, Diagnose und Therapie psychischer und neu-rologischer Hirnerkrankungen zu entwickeln. „Ein weitererBaustein der Forschungsallianz ist das von mir koordinierte internationale Graduiertenkolleg zu Schizophrenie und Autis-mus, das gezielt den wissenschaftlichen Nachwuchs in beidenEinrichtungen fördert.”

Ute Habel schätzt die herausragenden Forschungsbe-dingungen und das gute Arbeitsumfeld in Jülich und Aachen,das ihr die Flexibilität gibt, die sie als Wissenschaftlerin undzweifache Mutter braucht. „Wissenschaft und Familie mitein-ander zu verbinden, ist nicht immer ganz einfach. Manbraucht ein gutes Netzwerk und Organisations- sowie Im-provisationstalent.“ Um mehr Frauen für die Forschung zu gewinnen, müssten aus ihrer Sicht die Arbeitszeiten flexibler gehandhabt und mehr bezahlbare Betreuung fürdie Jüngsten angeboten werden.

Ilse Trautwein

Die leitende Psychologin Ute Habel an einem 3-Tesla-Kernspintomographen: Ein Kran war nötig, um im Februar das neue und 2,6 Millionen Euro teure Gerät in das Universitätsklinikum Aachen zu befördern.Foto: Peter Winandy

Sie haben den richtigen Riecher: Manche Käfer erkennen bereits kilometerweit entfernt Brandgeruch. Lange bevor diemenschliche Nase den Rauch wahrnimmt, schlagen die Insek-ten Alarm. Ihre Antennen sind mit Riechhaaren ausgestattet,die in ihrer Funktion als Sinnesorgan mit dem Fachbegriff Sen-sillen bezeichnet werden. Sie leiten die Duftsignale an daszentrale Nervensystem weiter. „Insektenantennen sind her-vorragende Biosensoren“, berichtet Univ.-Prof. Dr. JohannesBohrmann vom Institut für Biologie II, Abteilung Zoologie undHumanbiologie, der RWTH. „Schon heute sind Antennenverschiedener Brandkäfer als tierische Feuermelder im Einsatz,indem sie in Geräten über Waldgebiete geflogen werden undgegebenenfalls Signale an eine Bodenstation weitergeben.“

Das faszinierende Phänomen der Duftdetektion macht derWissenschaftler in Zusammenarbeit mit seinem KollegenUniv.-Prof. Dr. Werner Baumgartner, Lehr- und Forschungs-gebiet Zelluläre Neurobionik, nun für Schulen zugänglich.Anne Ziemons, eine Biologie-Lehramtskandidatin, hatte imRahmen ihrer Examensarbeit ein so genanntes Elektroanten-nometer für den Schulversuch entwickelt. Anfang 2008wird die Bauanleitung in der fachdidaktischen Zeitschrift „Un-terricht Biologie“ veröffentlicht. Mit dem Versuchsapparatkönnen Kinder und Jugendliche Düfte an Insektenantennen

Sie brachten mit ihrem Versuchsapparat die Bionik in die Schulen – Anne Ziemons und Martin Wüller.Foto: Peter Winandy

Gefühle werden

sichtbar:die JARA-

Hirn-forschung

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Impressum

Herausgeber im Auftrag des Rektors:

Pressestelle der RWTH AachenTemplergraben 55

52056 AachenTelefon 0241/80-9 43 26Telefax 0241/80-9 23 24

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Redaktion:Renate Kinny (ky)

Verantwortlich:Toni Wimmer

Ständige Mitarbeit:Sabine Busse

Angelika HamacherThomas von Salzen

Peter Winandy

Art direction:Klaus Endrikat

DTP, Reinzeichnung:ZAHRENdesign

Druck:Brimberg,

Aachen

Erscheinungsweise:Viermal jährlich.

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck,

auch auszugsweise, nur mit Genehmigung

der Redaktion.

ISSN 1864-5941

Jürgen Klinsmann und Jogi Löw haben es vorgemacht. Daserfolgreiche Führungsduo schuf einen Teamgeist in derdeutschen Fußball-Nationalmannschaft, der den Ballkünst-lern im Sommer 2006 Flügel verlieh. Privatdozentin Dr.Ilonka Kreitschmann-Andermahr und die leitende Arzthelfe-rin Manuela Langheimer haben in der NeurochirurgischenPoliklinik im Universitätsklinikum Aachen Ähnliches bewirkt.Die beiden Leitungskräfte leben zusammen mit ihren derzeitneun Mitarbeiterinnen eine ganz besondere Teamkultur. DieInvestition in die eigene Organisation hat sich gelohnt: eingutes Arbeitsklima, professionelle Abläufe, kaum Fluktuationund ein äußerst geringer Krankenstand. Absolut preiswürdig,befand auch die RWTH Aachen: Sie verlieh dem Poliklinik-Team den Brigitte Gilles-Preis 2007, mit dem innovative Pro-jekte in der Frauenförderung gewürdigt werden.Die 2.500 Euro Preisgeld werden von der Neurochirurgi-schen Poliklinik für weitere Gruppen-Supervisionen ausge-geben. „Diese Maßnahme ist ein wichtiger Baustein unseresErfolgs“, erzählt Kreitschmann-Andermahr. Neben der indi-viduellen fachlichen Weiterbildung ihrer Mitarbeiterinnenfördert die Oberärztin im „2-Säulen-Modell“ gezielt eineprofessionelle Teamentwicklung. Dazu gehören, wie auchandernorts, die wöchentlichen Teamsitzungen und selbstver-ständlich ebenfalls gemeinsame Feiern.

„Nach mir die Sintflut…“ – das gibt es nichtDarüber hinaus aber bespricht sich das gesamte Team etwaalle sechs Wochen mit einer externen Supervisorin, um Ar-beitsprozesse zu optimieren. Auf diese Weise wurden vieleder üblichen Schnittstellenprobleme behoben. Die täglichenÜbergaben zwischen den Teilzeitkräften sind standardisiert,

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„SOS“ morst der Lego-Roboter mit einem Stift auf das Papier. Drei kurze, drei lange und nochmals drei kurzeschwarze Striche. Doch anstelle hektischer Betriebsamkeitangesichts des Hilferufs schauen Martin Riedl und seine dreiKommilitonen äußerst zufrieden auf ihren selbst gebautenund programmierten Roboter: Die vier RWTH-Studenten ha-ben soeben erfolgreich ihre Wahlaufgabe beim Erstsemester-Projekt „Matlab meets Lego Mindstorms“ abgeschlossen.Die neue Pflichtveranstaltung für alle Erstsemester des Ba-chelor-Studiengangs der Elektrotechnik, Informationstechnikund Technischen Informatik erfüllt sämtliche Kriterien einerpraxisorientierten Wissensvermittlung: „In diesem Projektsollen unsere Studierende an Lego-Robotern das theoretischerworbene Wissen kreativ und anwendungsorientiert in diePraxis umsetzen“, erläutert Univ.-Prof. Dr.-Ing. Til Aach. DerInhaber des Lehrstuhls für Bildverarbeitung ist einer von 25Institutsleitern, die das Erstsemesterprojekt betreuen, an demdie gesamte Fakultät für Elektrotechnik und Informations-technik beteiligt ist.

Studierende lernen Steuerung unter MatlabDie 309 Studierenden sind bei der Premiere der Blockveran-staltung mit Feuereifer dabei. Zwei Wochen lang verwandel-ten sich ganze Institutsbereiche in Lego-Tüftler-Werkstätten,in denen die Studienanfänger in kleinen Projektteams anihren Aufgaben feilten. 100 Lego-Roboterbausätze standenhierfür bereit, aus Studienbeiträgen finanziert. Mit den klas-sischen Lego-Paketen haben die Roboterbau-Sets allerdingsnur noch wenig gemein: Statt Fenster, Türen oder Dachzie-gel in Weiß, Grün oder Rot füllen Motoren, Kabel und Sen-soren in abgestuften Grautönen die Konstruktionskästen.Die Begeisterung für Lego ist bei den Studierenden indesungebrochen. „Früher habe ich vor allem Raumschiffe ge-baut, bei ‚Matlab meets Lego Mindstorms’ ist es doch etwaskomplexer“, erzählt Martin Riedl. Schließlich geht es nichtnur um das Zusammensetzen, sondern auch um den Aus-tausch zwischen den Lego-Robotern und dem PC. Als kabel-loser Kommunikationskanal zwischen Bauobjekt und Rech-ner fungiert die standardisierte Funktechnik Bluetooth. DieProgramme der Projektteams, von ihnen selbst in Matlabgeschrieben, errechnen die notwendigen Daten, mit denendie Sensoren und Motoren des Roboters über die eigensentwickelte RWTH-Mindstorms NXT Toolbox bewegt wer-den. Matlab ist eine von der Plattform unabhängige Softwaredes Unternehmens The MathWorks zur Lösung vorwiegendmathematisch-technischer Probleme. Die MathWorks-Produk-te wurden im Oktober 2007 im Rahmen einer Campuslizenzan der RWTH eingeführt.

Als Teststrecke für die vielen im Projekt entwickelten Be-wegungsroboter wurde im zweiten Stock des Walter-Schott-ky-Hauses aus LEGO-Kartons ein Parcours aufgebaut. Surrendschieben sich die Roboter in Rechts- und Linkskurven aufder Strecke vorwärts, immer kritisch beobachtet von ihrenKonstrukteuren. „Die Augen der Roboter sind Ultraschall-sensoren, die die Abstände zu den umliegenden Kartonsmessen“, berichtet Dipl.-Ing. Alexander Behrens. „Diese In-formationen werden via Bluetooth an den Rechner weiter-

Studienstart als Lego-Tüftlergegeben, der dann die errechneten Entfernungswerte undBewegungsmodalitäten wiederum an den Roboter zurück-gibt.“ Der engagierte Projektleiter hat an alles gedacht.Selbst eine Telefon-Hotline für technische Katastrophenfällewurde eingerichtet, wo den Beteiligten bei Bedarf fachlicherwie seelischer Beistand sicher war.

Roboter für die QualitätssicherungSechs Pflichtaufgaben mussten von allen Projektteams absol-viert werden. Dazu gehörte unter anderem der Roboterbau,die Anwendung der Sensoren und der Aufbau eines Kom-munikationsprotokolls der Bluetooth-Schnittstelle mit einemin Matlab selbst erstellten Programm. Nach der Pflicht kamdann die Kür: Bei der Wahlaufgabe konnten die angehendenElektro- und Informationstechniker ihrer Kreativität freienLauf lassen. So misst ein Lego-Roboter Flüssigkeitsstände,während ein anderer blaue und rote Tennisbälle sortiert. EinHelligkeitssensor verarbeitet hierbei die Lichtreflexion der far-bigen Bälle und weist den Roboter nach der erfolgten Rech-nerrückmeldung den Bewegungsablauf nach links oder

rechts zu. „Diesen Roboter könnte man zur Qualitätssicherungeinsetzen, getreu dem Motto: Die Guten ins Töpfchen, dieSchlechten ins Kröpfchen“, so Professor Aach schmunzelnd.Fest steht, dass das Projekt im nächsten Semester wiederstattfindet – und auch über diesen Studiengang hinausgroßes Interesse findet. So haben die angehenden Wirt-schaftsingenieure bereits nachgefragt, wann sie die Roboter-Sets nutzen können. Außerdem sollen die Lego-Roboterwährend des Girl´s Day zum Einsatz kommen. Und last butnot least können sich weitere Schülerinnen und Schüler vonweiterführenden Schulen freuen: „Wir planen, die weiterent-wickelte Software für nicht kommerzielle Zwecke ins Internetzu stellen“, macht Alexander Behrens allen Lego-Freaks Hoff-nung.

Ilse Trautwein

Infos unter www.lfb.rwth-aachen.de/de/lehre/ws07/mindstorms.html

Ein Lego-Roboter kodiert und dekodiert Morsezeichen –konstruiert wurde er in einem Erstsemesterprojekt

der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik.Foto: Lehrstuhl für Bildverarbeitung der RWTH

Einfach vorbildlich!

der Urlaub jeder Mitarbeiterin ist gut vorbereitet, so dass dieBetreuung von Patienten und Studien reibungslos weiter-geht. „Ab in den Urlaub und nach mir die Sintflut, solch ei-ne Arbeitshaltung gibt es bei uns nicht“, berichtet ManuelaLangheimer. Auch der Entschluss, ein gemeinsames Kom-munikationstraining zu machen, kam aus der Supervisions-runde. Eine Aachener Radio-Moderatorin schulte das ge-samte Team. Bei Rollenspielen und Stegreifreden wurdenArgumentieren und Schlagfertigkeit trainiert, um auch inKonfliktsituationen professionell reagieren zu können. „DasKommunikationstraining brachte viel Klarheit und Selbstbe-wusstsein in das Team“ erinnert sich Ilonka Kreitschmann-Andermahr. „Unsere Mitarbeiterinnen haben ein verbalesRüstzeug erworben, das ihnen in vielen Alltagssituationen,etwa im Umgang mit Patienten oder Ärzten, hilft.“

Lösungen nach der BabypauseDer Auslöser für die professionelle Pflege der Teamkulturwar indes ein handfester Notstand. „Vor einigen Jahren wa-ren plötzlich vier von fünf Mitarbeiterinnen gleichzeitigschwanger“, berichtet die Oberärztin. „Plötzlich hatten wirkein Team mehr.“ Gemeinsam mit Manuela Langheimermachte die Neurologin aus der Not eine Tugend. Kurz ent-schlossen absolvierten die beiden ein Leitungscoaching. Dortwurden unter anderem das Leitbild für die Abteilung undkonkrete Maßnahmen für die Personalakquise und -förde-rung entwickelt.

So fanden sich in relativ kurzer Zeit neue Mitarbeiterin-nen, die auch nach den Elternzeiten der anderen dem Teamerhalten blieben. „Viele der Mütter wollten nach der Baby-pause nicht mehr Vollzeit arbeiten, so dass eine einvernehm-

Das preisgekrönte Team der Neurochirurgischen Poliklinik

des Universitätsklinikums Aachen.Foto: Universitätsklinikum Aachen

liche Lösung für alle gefunden wurde“, erklärt ManuelaLangheimer nicht ohne Stolz.

„Aber auch in der Neurochirurgischen Poliklinik ist nichtimmer alles im Lot“, berichtet die Teamleiterin schmunzelnd.Kritik gäbe es auch hier, aber konstruktive: In einem Be-schwerdebuch können die Mitarbeiterinnen Unmut spontanäußern. Die Themen werden in der nächsten Teamsitzungaufgegriffen und dort besprochen. Mit dem „Meckerbuch“haben die Poliklinikerinnen gute Erfahrung gemacht. „EtwasAbstand in der Sache tut meistens gut“, schlussfolgert dieMedizinerin.

Ilse Trautwein

Kontakt: PD Dr. Ilonka Kreitschmann-Andermahr, Telefon 0241/80-884 83, 80-884 82 oder [email protected].

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um neue Werkstoffe und Gießverfahren zu analysieren. EinDoktorand demonstrierte den Bau einer Sandform und er-klärte die Funktionsweise einiger Versuchsanlagen in derGießhalle.

Während ihres weiteren Aufenthaltes hatten die Jugend-lichen noch Gelegenheit, die Stadt kennen zu lernen undsich mit studentischen Hilfskräften oder wissenschaftlichenMitarbeitern der Hochschule zu Fragen rund um das Studi-um und das Studentenleben auszutauschen. Außerdem botmosaica einen Workshop zum Thema „Berufsorientierungund Ich-Stärkung“ an, zu dem gleichzeitig Schüler von Aa-chener Gymnasien eingeladen waren. Eine Besichtigung desSaint-Gobain Werks in Herzogenrath sowie Exkursionennach Maastricht und Brüssel zum Europäischen Parlamentrundeten den Aufenthalt im Dreiländereck ab.

Die Resonanz auf dieses Angebot ist durchweg positiv:„Die Studienfahrt hat allen Beteiligten sehr gefallen. Die Mi-schung aus Lehre, Forschung und Unterhaltung war genau

„Das Thema Metallurgie mit dem praktischen Bezug hier in-teressiert mich sehr. Ich würde mich später gerne mit derOptimierung von Legierungen beschäftigen“, so Philippnach Besichtigung des Gießerei-Instituts der RWTH. Der 17-Jährige besucht die Deutsche Schule in Athen und gehört zuden insgesamt 90 Jugendlichen aus Griechenland, Ägypten,Polen und der Türkei, die in zwei Gruppen jeweils eine Wo-che lang nach Aachen kamen. „Girls and boys go science“heißt das Programm, das vom Unternehmen mosaica mitSitz im Aachener Jugendgästehaus bereits zum vierten Malorganisiert wurde.

Im Mittelpunkt dieser Klassenfahrt mit internationaler Be-setzung stehen der Besuch der Aachener Hochschule undInformationen über die hier gegebenen Studienmöglichkei-ten. Am Vormittag des Campustages erläuterte daherzunächst Studienberater Wolfgang Loggen den Jugendli-chen, wie man zu der richtigen Studienwahl kommt, welcheMöglichkeiten die RWTH bietet und welche Anforderungenauf die jungen Leute zukommen. Danach schauten sich dieSchülerinnen und Schüler in kleinen Gruppen Vorlesungendes Grundstudiums verschiedener Fächer an. Als Absolven-ten einer deutschen Auslandsschule werden sie über Ab-schlüsse verfügen, die ihnen ein Studium im Heimatland undin Deutschland ermöglichen. Wie Philipp sind viele von ih-nen zweisprachig aufgewachsen, sie haben zumindest teil-weise ihren Unterricht in deutscher Sprache erhalten und be-suchen jetzt die 12. Klasse. Sie stehen kurz vor dem Abiturund haben sich bereits gut über Studienfächer und Hoch-schulstandorte informiert.

Interessierte Schulen in New York, Mexiko und SüdafrikaAm Nachmittag des Campustages standen Besichtigungendes Universitätsklinikums und von RWTH-Instituten auf demProgramm. So wurde beispielsweise im Gießerei-Institut er-läutert, wie vielfältig der Einsatz von Gussteilen ist und wel-che metallurgischen Prüfmethoden zum Einsatz kommen,

richtig“, schrieben beispielsweise zwei Lehrer der Deut-schen Schule Istanbul. Mirto Valsamidou, gebürtige Griechinund Gründerin von mosaica, will das Netzwerk noch weiterausbauen. Deutsche Schulen in New York, Mexiko undSüdafrika haben beispielsweise Interesse angemeldet. DerDeutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) unter-stützte das Projekt bereits mit Reisekostenzuschüssen undempfiehlt in einem Brief „die Projektwochen von mosaicaallen Schülern, die sich über Studium und Leben in Deutsch-land vor Ort ein eigenes Bild machen möchten“.

Sabine Busse

Klassenfahrten zur RWTH

Schülerinnen und Schüler deutscher Auslandsschulen informierten sich in den Projektwochen der Aachener Organisation mosaica unter anderem im Gießerei-Institutüber Studium und Forschung an der RWTH.Foto: Peter Winandy

Die Rückmeldungen der „Piloten“ waren insgesamt sehrpositiv: Im Wintersemester wurde an der RWTH die Erstel-lung so genannter digitaler Semesterapparate erfolgreich er-probt. Für viele Lehrveranstaltungen werden von den Do-zenten Semesterapparate bereitgestellt. Dies waren bislangin der Regel Ordner, welche die relevanten Fachtexte für dieStudierenden als Papiervorlagen zum Kopieren bereithalten.Dieses aufwändige und in Zeiten des Internets überholteVerfahren wird jetzt abgelöst. Die Philosophische Fakultäthat in Zusammenarbeit mit dem Centrum für integrativeLehr-/Lernkonzepte, der Hochschulbibliothek und der Aa-chener Firma semantics KommunikationsmanagementGmbH ein Modul für das bestehende eLearning-Portal L2Pentwickelt, das die Literaturversorgung in Lehrveranstaltun-gen wesentlich verbessert.

Sieben Teilnehmer waren beim Pilotprojekt dabei, sechsdavon aus der Philosophischen Fakultät, wo die Literatur-versorgung eine besondere Rolle spielt. Deren Anregungenund Verbesserungsvorschläge wurden – wenn möglich –umgesetzt. Ab dem Sommersemester sind alle L2P-Lernräu-me, die von Dozierenden angelegt werden, mit dem Litera-turmodul ausgestattet. Die Dozenten haben nun die Mög-lichkeit, direkt aus den virtuellen Lernräumen ihrer Veran-staltungen heraus Literatur in Katalogen zu suchen und die-

se zusammen mit allen relevanten Angaben einer Literaturlistehinzuzufügen. Den Studierenden ist es jetzt möglich, onlineden Ausleihstatus der Bücher in der Bibliothek abzurufenund die Bücher auszuleihen, zu bestellen oder vorzumerken.Darüber hinaus können sich Dozenten von der Hochschulbi-bliothek einzelne Fachtexte digitalisieren lassen. Die Biblio-thek speichert die gescannten Dokumente direkt im eLear-ning-Portal. Die Studierenden greifen dann zeit- und ortsun-abhängig auf ihre veranstaltungsrelevanten Fachtexte zu,wodurch ihnen der Gang in die Bibliothek und das Wartenam Kopierer erspart bleibt.

Aber auch für die Dozenten wird das Bereitstellen der re-levanten Literatur durch das neue System deutlich erleich-tert. Der neue digitale Semesterapparat ist für sie ein kom-fortabler und zeitsparender Weg, um die Studierenden mitLiteratur zu versorgen. Zusätzlich zu den digital zur Verfü-gung gestellten Texten verlinkt das System auch in die rele-vanten Online-Ressourcen und Bibliothekssysteme, um denStudierenden so den direkten Zugriff auf die Originaltextezu ermöglichen.

Infos unter www.elearning.rwth-aachen.de oder bei Dr. Philipp Rohde, Geschäftsführer des CiL, E-Mail [email protected].

Literatur-beschaffung

leicht gemacht

Unter dem Motto „Grenzenlos studieren“ lud das Interna-tional Office im Wintersemester zu einem Fotowettbewerbein. RWTH-Studierende, die einen Teil ihres Studiums imAusland verbracht haben, oder Gaststudierende an der Aa-chener Hochschule konnten ihre schönsten Bilder einrei-chen. Die Aufnahmen sollten das Hochschulleben des je-weiligen Gastlandes widerspiegeln und damit andere Stu-dierende für einen Auslandsaufenthalt interessieren. Diehochschulinterne Jury vergab in jeweils drei Kategorien dreiPreise. In der Kategorie „Studieren und Arbeiten“ über-reichte sie den ersten Preis gleich zweimal, an Sait Baskayamit der Bildreihe von einer Examensklausur in Singapur undan Fabian Güttge für das Motiv „Bibliothek in Helsinki“.Güttge, Diplomand im neunten Semester, verbrachte einhalbes Jahr seines Physikstudiums in Helsinki. Während ei-nes Lernabends in der Bibliothek wollte er die Atmosphäreder Universität einfangen. Nach Einschätzung der Jury warihm das überzeugend gelungen - sie sprach ihm den erstenPreis zum Thema „Studieren und Arbeiten“ zu. In dieser

Kategorie erhielt auch Ruth Campe eine Auszeichnung. IhrBild „Labor international“ schaffte es auf den dritten Platz.Die angehende Biologin ist im neunten Semester, zehn Mo-nate studierte sie in Lyon. Das per Selbstauslöser entstande-ne Foto zeigt sie mit französischen Kommilitoninnen im La-bor der Université Claude Bernard. „Die Franzosen sindäußerst nett und hilfsbereit, genau das wollte ich mit demFoto zeigen“, so Campe.

In der Kategorie “Skurriles und Besonderes” wurde StefanZiegler mit seinem Foto einer Balkonszene in Madrid erster Preisträger. Dipl.-Ing. Christian Riedel kam hier aufden zweiten Platz: Während seines Maschinenbaustudiumskonnte er im Rahmen des Doppelabschlussprogramms mitder Tsinghua-Universität ein halbes Jahr in Peking verbrin-gen. Riedel absolviert nun ein wirtschaftswissenschaftlichesZusatzstudium an der RWTH. Besonders gerne erinnert ersich an die Weihrauchspiralen im Man-Mo-Tempel aufHong Kong Island. „Im Innenraum des Tempels hingen un-zählige glimmende Weihrauchspiralen an der Decke. Sie sol-

Grenzenlosstudieren

und fotografieren

len die Gebete mit ihrem Rauch zu den Göttern tragen“,berichtet Riedel. In der Kategorie “Mensch und Natur”schließlich erhält Markus Steinhauer für das Foto “Abwar-ten” den ersten Preis – er dokumentierte eine Alltagsszeneaus dem Fischerdorf Tai O bei Hongkong.

Celina Begolli

Weitere Infos http://www.rwth-aachen.de/go/id/oja/.

Preisverleihung im Humboldt-Haus – von links Christian Riedel, Kanzler Manfred Nettekoven,Thomas Daun, Birte Janina Winkel, Stefan Thomas Ziegler,Ruth Campe, Fabian Güttge und Sait Baskaya.Foto: Martin Lux

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Tilmann Beck

James Gross

Holger Schüttrumpf

Fotos: Peter Winandy

Neu

ePro

fess

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Dr.-Ing. James Gross ist seit Januar 2008Juniorprofessor für das Fach „Mobile Network Performance“ in der Fakultät für Mathematik, Informatik und Natur-wissenschaften der RWTH. Sein For-schungsschwerpunkt liegt im Bereich des Protokolldesigns von drahtlosen Kommunikationsnetzen mit besonderemHinblick auf die schichtenübergreifenden Adaption („Cross-Layer Adaptation“).

geboren am 29. Juli 1975 in Denver / USA

Ausbildung1996 bis 2001 Studium der Technischen Informatik

an der TU Berlin mit Abschluss Diplom-Ingenieur. Studienaufenthalt an der University of California, San Diego (1999/2000)

2002 bis 2006 Promotion zum Dr.-Ing. an der Fakultät für Elektrotechnik und Informatik der TU Berlin

BeruflicherWerdegang

2006 bis 2007 Postdoc am Fachgebiet Telekommunikationsnetze der TU Berlin

PersönlichesFamilie verheiratet mit Dr. med. Theresa Gross,

Vater von Helena (1,5 Jahre)Freizeit Zeit für die Familie, Triathlon, Geschichte

Dr.-Ing. Holger Schüttrumpf ist seit Oktober 2007 Universitäts-professor für das Fach Wasserbau und Wasserwirtschaft in der Fakultät für Bauingenieurwesen der RWTH. Seine Forschungs-schwerpunkte liegen in den Bereichen Hochwasserschutz, Risk Assessment wasserbaulicher Anlagen, Verkehrswasserbau, Morphodynamik und Sedimenttransport sowie auf den Gebieten der experimentellen, numerischen und probabilistischen Methoden im Wasserbau und in der Wasserwirtschaft.

geboren am 13. Januar 1968 in Seesen

Ausbildung1987 bis 1993 Studium des Bauingenieurwesens an der TU Braunschweig;

Abschluss Dipl.-Ing.1993 Preisträger der Stiftung Duddeck des Fachbereichs

für Bauingenieurwesen der TU Braunschweig1991 bis 1992 Auslandsstudium an der Ecole nationale supérieure

d’hydraulique et de mécanique de Grenoble ENSHMG, Frankreich

2001 Promotion

BeruflicherWerdegang

1993 bis 2001 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leichtschweiß-Institut für Wasserbau, Abteilung für Hydromechanik und Küsteningenieur-wesen der TU Braunschweig

2001 bis 2007 Bundesanstalt für Wasserbau – Dienststelle Hamburg -, Referat K2, Ästuarsysteme 1

2003 De-Paepe-Willems-Award Preisträger der International Navigation Association (PIANC)

PersönlichesFamilie verheiratet mit Anita Schüttrumpf,

3 Kinder (Timo 7 Jahre, Malte 4 Jahre, Robert 1 Jahr)Freizeit Sport, Lesen

„Denn wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist,

von dem wird man um so mehr fordern.“(Die Bibel, Lk. 12,48)

„Wissenschaft lehrt nicht zu antworten; sie lehrt zu fragen.“

(Erwin Chargaff) 7

Dr.-Ing. Tilmann Beck ist seit Januar 2007 Universitätsprofessor für das Fach Hochtemperatur-Werkstoffmechanik / Allgemeine Mechanik in der Fakultät für Maschinenwesen der RWTH. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Hochtempera-turwerkstoffe für Kraftwerke, Verbrennungsmotoren und Flug-gasturbinen. Hierbei steht die Charakterisierung des Werkstoff-verhaltens sowie der Mikrostruktur bei thermischen und mecha-nischen Beanspruchungen als Voraussetzung für eine erfolgreiche Neu- wie Weiterentwicklung von Strukturwerkstoffen und Schutzschichtsystemen im Vordergrund.

geboren am 8. Juli 1967 in Karlsruhe

Ausbildung1989 bis 1995 Studium des Maschinenbaus an

der Universität Karlsruhe (TH); Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes

1995 Dipl.-Ing. mit den Hauptfächern „Dampf- und Gasturbinen“ sowie „Werkstoffkunde“

1999 Promotion zum Dr.-Ing. an der Fakultät für Maschinenbau der Universität Karlsruhe (TH)

BeruflicherWerdegang

1995 bis 1999 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Werkstoffkunde I der Universität Karlsruhe (TH)

1999 DGM-Nachwuchspreis1999 bis 2002 Wissenschaftlicher Assistent und Leiter des Labors für

Bauteilnahe Beanspruchungen am Institut für Werkstoffkunde I der Universität Karlsruhe (TH)

2002 bis 2006 Akademischer Rat und Leiter der Abteilung „Bauteilnahe Beanspruchungen“ am Institut für Werkstoffkunde I der Universität Karlsruhe (TH)

2006 Georg-Sachs-Preis der DGMseit 2007 Leiter der Abteilung „Metallische Strukturwerkstoffe“

am IEF-2 der Forschungszentrums Jülich GmbH

PersönlichesFamilie verheiratet mit Kathrin-Susanne Beck, PhysiotherapeutinFreizeit Langstreckenlaufen, Bergsteigen, Skifahren,

Engagement in der Kirche

Insight_1.2008_II 07.04.2008 19:26 Uhr Seite 8

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S C H L A G L I C H T E RFAMOS sucht familienfreundliche VorgesetzteAm „Internationalen Tag der Familie“, dem15. Mai 2008, verleiht das Eltern-ServiceBüro zum ersten Mal den Preis „FAMOS fürdie Familie“. Dieser Preis würdigt besondersfamilienfreundliche Führungspersonen ander RWTH. Der Preisträger oder die Preisträ-gerin wird aus Vorschlägen der RWTH-Mit-arbeiterinnen und -Mitarbeiter von einerJury ausgewählt. Zu Kriterien für die Beurtei-lung der Familienfreundlichkeit der Vorge-setzten zählen beispielsweise die Gestaltungder Arbeits- oder Urlaubszeiten. Vorschlägekönnen bis zum 21. April eingereicht wer-den. Weiteres hierzu unter www.rwth-aachen.de/go/id/qvf/.

Europäisches WissenschaftsparlamentDas Europäische Wissenschaftsparlament(EWP) ist ein gemeinsames Projekt vonStadt und RWTH Aachen, entstanden imRahmen der Euregionale 2008. Alle zweiJahre diskutieren hier künftig überwiegendjunge Menschen über Grenzen und Berufs-sparten hinweg aktuelle Themen. Die ersteSitzung im Oktober 2008 befasst sich mitEnergiefragen. Unterstützt wird das EWPvom Stifterverband für die deutsche Wissen-

schaft, als Schirmherr fungiert EU-Kommis-sar Janez Potocnik. Die interaktive Diskussi-onsplattform des EWP ist zu erreichen unterwww.wissenschaftsparlament.eu.

Das IME erhält den „Kaiserpfalz-Preis für Metallurgie“Anlässlich des Metallurgie-Tages der Wirt-schaftsvereinigung Metalle wurde erstmalsder „Kaiserpfalz-Preis für Metallurgie“ ver-liehen. Den mit 50.000 Euro dotierten Preisfür herausragende Leistungen auf dem Ge-biet der anwendungsorientierten Forschungerhielt ein Team von Wissenschaftlern derRWTH Aachen. Die Preisträger arbeiten unterder Leitung von Univ.-Prof. Dr. Ing. BerndFriedrich am Institut für metallurgische Pro-zesstechnik und Metallrecycling (IME) ander Metallrückgewinnung aus verbrauchtenGerätebatterien.

Spende für StammzellforschungEin Aachener Bürger hat der RWTH300.000 Euro für die Stammzellforschungzur Verfügung gestellt. Mit dieser Unter-stützung möchte der Spender, der anonymbleiben will, nicht nur einen Beitrag zur Gewinnung wissenschaftlicher Erkenntnisseleisten, sondern auch ein Zeichen in der

Diskussion um die ethischen und rechtli-chen Fragen bei der Forschung mit Stamm-zellen setzen. Am Lehrstuhl für Zellbiologieam Helmholtz-Institut für BiomedizinischeTechnik kann aus diesen Mitteln ein Nach-wuchswissenschaftler finanziert werden. Erwird sich mit der Erforschung pluripotenterStammzellen befassen, die zur Herstellungvon patientenspezifischen Stammzellen ein-gesetzt werden.

Bundesbester MaTA-AuszubildenderEin bundesbester Auszubildender, ausge-zeichnet vom Deutschen Industrie- undHandelskammertag (DIHK) im Dezember in Berlin, kam von der RWTH. Bereits EndeAugust schloss Sascha Skorupa die Ausbil-dung zum Mathematischtechnischen Assis-tenten als Jahrgangsbester in Nordrhein-Westfalen ab. Seine praktische Ausbildungmachte Sascha Skorupa am Lehrstuhl fürAllgemeine Elektrotechnik und Datenverarbei-tungssysteme. Gleichzeitig absolvierte er dasBachelor-Studium “Scientific Programming”und studiert nun Technomathematik an derFachhochschule Aachen.

Katalysezentrum eröffnetEin neues Katalysezentrum, entstanden durcheine Kooperation der RWTH mit den FirmenBayer MaterialScience und Bayer Technology-Services, wurde im Wintersemester eröffnet.Wissenschaftlicher Leiter ist Univ.-Prof. Dr.Walter Leitner vom Lehrstuhl für TechnischeChemie und Petrolchemie. Die Partner ausder Wirtschaft werden jährlich mehr als 1,5Millionen Euro investieren und damit unteranderem Arbeitsplätze für zehn bis zwölfhochqualifizierte Nachwuchswissenschaftlerfinanzieren. Die Basis zum Ausbau des Zen-trums mit einer Laborfläche von rund 400Quadratmetern sicherten Landesmittel inHöhe von 1,7 Millionen Euro.

Leuchttafel begrüßt Besucher in Aachen„RWTH Aachen University – Stadt der Wis-senschaft“ ist auf der neuen Leuchttafel, dieauf dem Dach des Gesundheitsamtes in 22Metern Höhe angebracht wurde, für Bahnrei-sende nach und aus Aachen schon von wei-tem zu lesen. Die Schrifttafel ist ein Indikatorfür die starke Identifikation der Aachener mitihrer Hochschule sowie die enge Kooperationder Stadt mit der RWTH.

Renate Kinny

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Segler und BootsbauerVor fast 50 Jahren kamen zehn RWTH-Studierende auf die

Idee, sich ein Boot zu bauen. Sie gründeten damit die segel-technische Arbeitsgruppe, aus der später der heutige Akade-mische Yachtclub Aachen e.V. (AYC) der RWTH hervorging.„Was wir machen ist mehr als Segeln“, betont Tobias Küter.„Daneben konstruieren und bauen wir Boote.“ Der Elektro-technik-Student stand schon als kleiner Junge am Steuer, voreinem Jahr trat er dem Aachener Verein bei.

Der AYC baute in den Anfängen vor allem „Motten“.Der Selbstbau einer solchen Einhandjolle ist relativ einfach,da nur wenige Grenzmaße eingehalten werden müssen. Dertechnischen Phantasie sind damit nur wenige Grenzen ge-setzt. „Eine größere Herausforderung war dagegen die Um-setzung der Thetis“, so Küter weiter. Dieses Boot ist mit sei-

nen ungefähr acht Metern mit allem ausgestattet, was Seg-ler für ausgiebige Wochenendtörns brauchen. Die Mitglie-der setzen aber auch gerne unkonventionelle Konzepte um.So stellte vor kurzem Michael Loenissen ein sportlichesWanderboot, ein so genanntes Seglerruderboot, fertig. Eswiderspricht sowohl mit seinem sehr schlanken Rumpf, derihm den Spitznamen „rasender Bleistift“ einbrachte, als auchmit den zwei Masten allen derzeit marktüblichen Design-trends.

Die neue X-37 für das HochseesegelnMittlerweile verfügt der Verein über einen reichlich und viel-seitig bestückten Bootspark. Die Flotte besteht aus 14 Se-gelbooten. Kleinere Ruder- und Segelboote, die so genann-

ten Jollen, liegen am Rursee, die Seeschiffe im Hafen vonBruinisse am Grevelinger Meer. Der abgedeichte Meeresarmam Grevelinger Meer schützt vor Sturmfluten und ist des-halb ein guter Ausgangspunkt für ausgedehnte Kettentörns,wie zum Beispiel ins Mittelmeer, nach Skandinavien oderrund um die britischen Inseln.

Im April bekommt der AYC ein neues Seeschiff, eine X-Yacht des Typs X-37, die wie ihre fünf Vorgänger auf denNamen Corella getauft werden soll. Das in Dänemark kon-struierte elf Meter lange Schiff ist ein schneller und qualitativhochwertiger Serienbau. Die Corella bietet für alle An-sprüche, die an das Seesegeln gestellt werden können, her-vorragende Eigenschaften. Sie erlaubt den eher sportlichfahrenden Mitgliedern genügend Geschwindigkeitspotenzialwie auch den gemütlicheren Fahrtenseglern einen komfor-tablen Aufenthalt an Bord. Gleich zu Saisonbeginn im Aprilgeht es auf Jungfernfahrt: Sie beginnt bei der Werft im dä-nischen Haderslev, geht von dort aus über Stockholm in diebaltischen Staaten und im Herbst zurück in den Heimatha-fen in Bruinisse. Der Verein bietet eine Vielzahl von Aktivitä-ten an. Diese reichen von Segeltagen am Rursee, Sommer-und Herbstsegellagern in Brouwershaven bis hin zu langenSegeltouren und ausgefallenen Highlights. Außerdem neh-men die Mitglieder regelmäßig und erfolgreich an nationa-len und internationalen Meisterschaften, Großveranstaltun-gen, einige Profis sogar an Weltmeisterschaften teil.

„Blaues Band vom Rursee“Die größte Langstreckenregatta auf dem Rursee wird jähr-lich vom AYC in Kooperation mit dem CNV Belgien ange-boten. Beim „Blauen Band vom Rursee“ nehmen Segelboo-te aller Klassen außer Optimist und Segelsurfer teil. DieBootsklassen starten in Abständen von fünf Minuten. DasRegattabüro wird dafür an der Sportstätte Wildenhof derRWTH Aachen in Woffelsbach am Eingang zu den Boots-hallen eingerichtet. Nach der Wettfahrt kommt man nochim geselligen Rahmen mit Buffet zusammen. Auch in die-sem Jahr erwarten die Organisatoren des AYC wieder über80 Teilnehmerboote.

Für das Segeln werden verschiedene Führerscheinebenötigt. Die erfahrenen Sportler bieten für Mitglieder undInteressierte die Ausbildung zu den gängigen Scheinen an.Der theoretische Teil wird in den Räumen der RWTH abge-halten, die praktische Ausbildung erfolgt auf den Booten amRursee oder auf der Corella.

Wer den AYC kennen lernen möchte, ist herzlich einge-laden, zu den wöchentlichen Treffen zu kommen. Diese fin-den jeden Donnerstag ab 21.30 Uhr in den Clubräumen imPhilosophischen Institut, Eilfschornstraße 16, blaue Türrechts neben dem Haupteingang, statt. Jeder kann demVerein beitreten, der Freude am Segeln hat.

Celina Begolli

Infos unter www.ayc.rwth-aachen.de.

Arbeiten im „Trockendock“ – auch im Winter bietet der AYC Gelegenheit zu Aktivitäten, neben Wartungsarbeiten werden dann auch theoretische Prüfungen für Schiffsführer durchgeführt.Foto: Peter Winandy

Prinzenbesuch in der RWTHAlaaf hieß es an Weiberfastnacht im Hauptgebäude der RWTH –pünktlich um 11.11 Uhr wurde im Foyer des ehrwürdigen Bausdie heiße Phase des Karnevals begrüßt. In diesem Jahr fandauch der Aachener Karnevalsprinz Frank II. mit seinem Hof-staat den Weg in die Alma Mater. Würdig empfangen wurdeer vom Vorsitzenden des Senates der RWTH, Professor MaxKerner.

Singen, Schunkeln sowie spritzige Wort-, Lied- und Tanz-darbietungen brachten das närrische Volk schnell in beste Stim-mung. Liebevoll organisiert wurde das Fastelovendevent voneinigen Kolleginnen und Kollegen der zentralen Hochschulver-waltung. Adäquate Unterstützung bot der akademische Nach-wuchs in Form des studentischen Filmstudios, der unter anderemhochgeistige, knallbunte Kurzgetränke servierte.

Foto: Martin Lux

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Insight_1.2008_II 07.04.2008 19:25 Uhr Seite 1