Test MAN Lion’s City 12 - BUS-Fahrt · 2019. 11. 13. · schleißanzeige, Dauerbremse...

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8 Bus-Fahrt 11|2019 U nbestritten ist ja wohl, dass viele Kunden auf ihn gewartet haben. Beinahe zu lange, wie die sonst begeisterten MAN-Omnibusver- käufer heute gestehen. Zuletzt noch ein paar Monate nach der Präsentation, um die nicht gerade kurze Meckerliste abzu- arbeiten, die sich aus den Feldtests ergab. Aber gleich mit dem Serienstart haben zahlreiche Kunden die Auftragsbücher gefüllt. Hat sich die Warterei gelohnt? Test_MAN Lion’s City 12 Ein noch neues Gesicht an der Haltestelle: Der MAN Lion’s City zeigt ein geschärftes Profil und neue Talente.Bis ins Heck: propere Proportionen und schlicht elegante Linienführung Nur echt mit Hutze: Efficient Hybrid steht für ein 48-V-Mildhyridsystem mit Kurbelwellen-Startergenerator und Ultracap-Speicher.

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Unbestritten ist ja wohl, dass viele Kunden auf ihn gewartet haben. Beinahe zu lange, wie die sonst begeisterten MAN-Omnibusver-

käufer heute gestehen. Zuletzt noch ein paar Monate nach der Präsentation, um die nicht gerade kurze Meckerliste abzu-arbeiten, die sich aus den Feldtests ergab. Aber gleich mit dem Serienstart haben zahlreiche Kunden die Auftragsbücher gefüllt. Hat sich die Warterei gelohnt?

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Ein noch neues Gesicht an der Haltestelle: Der MAN Lion’s City zeigt ein geschärftes Profil und neue Talente.Bis ins Heck: propere Proportionen und schlicht elegante Linienführung

Nur echt mit Hutze: Efficient Hybrid steht für ein 48-V-Mildhyridsystem mit Kurbelwellen-Startergenerator und Ultracap-Speicher.

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Neue Qualitäten auf der Linie

Der schicke neue MAN-Stadtbus soll ja alles besser können. Schon mit Dieselmotor im Heck und einer Hybrideinheit, die gemeinsam sparsame Diesel-Trinksitten versprechen. Höchste Zeit

für einen Test, schließlich sieht man den Neu-Münchner bereits da und dort im Einsatz.

Wir meinen ja. Auf den ersten Blick präsentiert sich der neue MAN, wie es der eher konservative Kunde gerne hat. Zwar mit klassischer Statur und ausge-wogenen Proportionen, aber markenei-gener Handschrift. Mit sehr viel Profil – wie die tiefgezogene Fensterlinie und die großen Scheiben, die den Fahrgäs-ten gute Aussichten versprechen. Spor-tiv muten die betont eng anliegenden und leicht ausgestellten Radläufe an, die

souveräne Fahreigenschaften suggerie-ren. Und die Front zeigt ein frisches und auch passantenfreundliches Fahrzeug-gesicht, wie man es in der Stadt gerne sieht. Mit neuen LED-Scheinwerfern, die man bereits von den MAN-Reisebussen kennt, bei den MAN-LKW halten sie erst im nächsten Frühjahr Einzug, wenn die neue Generation Premiere feiert. Die Busdesigner haben ausgezeichnete Ar-beit geleistet, und zwar bis ins Heck, das

elegant und doch schlicht zum Gesamt-kunstwerk beiträgt. Das finden nicht nur wir, auch eine hochkarätige Designer-Ju-ry hat den MAN-Stadtbus 2019 mit dem renommierten Red-Dot-Design-Award belohnt. Dabei hat sich die Münchner Gestaltungstruppe nicht ästhetisch ver-künstelt, sondern auch praxisnahe For-derungen wie segmentierte Seitenwände berücksichtigt. Unten bestehen sie aus Kunststoff-Paneelen, darüber wird Glas

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verbaut, getönt und unlackiert. Erst da-rüber setzen die Seitenscheiben an. So lassen sich bei kleinen Anfahrschäden die Reparaturkosten senken, die mehr-teiligen Heck- und Frontpartien zielen in die gleiche Richtung.

Auch innen eine AugenweideAuch das Lichtkonzept mit LED-Leuchten innen und außen hat Charme, die grünen Lichtbänder an den Türkanten laden die Fahrgäste zum Einzusteigen ein. Drückt der Fahrer dann den Schließknopf, leuch-ten sie rot – die Idee ist nicht ganz neu, aber immer noch gut. Und wenn man

erstmal im Lion’s City steht, freut man sich über einen sehr aufgeräumten Innen-raum. Mit breiten Durchgängen zwischen den Achsen und bestechender Raumöko-nomie, die der Kunde mit seinen Bestuh-lungswünschen natürlich mitgestalten kann. Ein kurzer Blick an den Plafond, der zeigt, wie viel Liebe zum Detail hier steckt. Die seitlich fein integrierten Klimakanäle ziehen sich rundum bis zum Motorturm, der jetzt obligatorisch ist für die Verbren-ner. „Wenn man etwas Neues macht, darf es auch gut aussehen, das muss nicht mal teurer sein“, sagt Stefan Schönherr, der MAN-Chefdesigner für Omnibusse – da

möchte man ihm nicht widersprechen.So weit, so schön, aber nur mit opti-

schen Reizen ist für die MAN-Verkäufer die Schlacht nicht zu gewinnen. Ge-rade der Kraftstoffverbrauch ist ein Reizthema, zu dem sie jetzt eine Reihe guter Argumente einwerfen können. Ein neuentwickelter Diesel mit SCR-only-Abgasnachbehandlung, dazu eine Mildhybrid-Einheit, die es bislang nur bei MAN gibt – da sollte sich doch auch auf der Teststrecke auszahlen. Der Tacho zeigt knapp 20.000 Kilometer an, damit wären die Lion’s-City-Aggregate gut ein-gelaufen. Der Ballast inklusive Besat-zung beträgt 4.725 Kilo, das entspricht einer Besatzung von 68 Personen oder 71 Prozent, einer Linie mit gutem Zu-spruch. Vor dem Testlauf werden Motor, Getriebe und Achsen sorgsam warmge-

fahren. Dann fällt der Startschuss, jetzt wird es ernst. An jeder Hal-testelle das gleiche Pro-zedere: anhalten, zwei Türen auf mit Kneeling, dem MAN wird nichts geschenkt. So geht es über die Testlinie, die in Teilen Sort 1 oder Sort 2 entspricht. Nur ein Fakt bremst die Ambitionen der Werksbegleiter und spricht gegen den anvi-sierten Verbrauchsre-

kord: Schon der sommerliche Vormittag verspricht Außentemperaturen von mehr als 30 Grad Celsius.

Der neue Motor spart 200 KiloDass der Lion’s City von MAN auf den erfolgreichen Citaro von Mercedes zielt, ist auch kein Geheimnis mehr. Der Neu-Münchner aus polnischer Fertigung hat an Breite (jetzt 2,55 m) und Länge (jetzt 12,19 m) zugelegt, wie beim letzten Modellwech-sel auch der Citaro. Verblüffend nah sind sich beide beim Leergewicht: 11.420 Kilo der MAN mit einem Sitz mehr und 11.415 Kilo der Test-Mercedes von 2016, allein der 9-l-Sechszylinder des MAN soll gegen-über dem hubraumstärkeren Vorgänger D20 gut 200 Kilo Eigengewicht einsparen, bei gleicher Leistungsfähigkeit, wohlge-merkt. Das schlanke Eigengewicht ist beachtlich und schrammt knapp an der Marke des (dieselgetriebenen) VDL Citea SLF, der für eine konsequente Leichtbau-

Und so sieht es beim Test innen aus: Wasserpuppen auf den Sitzen, Sandsäcke am Boden, insgesamt muss sich der MAN mit 4.700 Kilo Ballast bewähren.

Sachlich wohnlich: Aufgeräumter Innenraum mit eleganter Note, auch die Verarbeitung erfüllt hohe Ansprüche.

Onboard-Information: Der integrierte Monitor ist vibrationsfest montiert.

Breiter Einstieg vorn, auch der rechte Außenspiegel hängt jetzt hoch genug.

STADTBUS IN PERFEKTION.

Ein komplett neu entwickelter Stadtbus, der die guten Gene von MAN mitbringt – das ist Stadtbus in Perfektion. Die neue Generation des MAN Lion’s City meistert die täg-lichen Herausforderungen dank zahlreicher technischer Neuerungen innen wie außen ganz souverän und setzt mit allen Komponenten neue Maßstäbe. Zum Beispiel bei den Life Cycle Costs (LCC), beim fortschrittlichen Fahrerarbeitsplatz oder der Beleuchtung. Mit klarem Fokus auf Effizienz, Komfort und Ergonomie sorgt der neue MAN Lion’s City für das innovativste Busfahrfeeling. Heute und in Zukunft. www.bus.man

Der neue MAN Lion’s City.Rundum attraktiv und maximal wirtschaftlich.

12285_20 210x280 motiv167.indd 1 24.10.19 15:40

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STADTBUS IN PERFEKTION.

Ein komplett neu entwickelter Stadtbus, der die guten Gene von MAN mitbringt – das ist Stadtbus in Perfektion. Die neue Generation des MAN Lion’s City meistert die täg-lichen Herausforderungen dank zahlreicher technischer Neuerungen innen wie außen ganz souverän und setzt mit allen Komponenten neue Maßstäbe. Zum Beispiel bei den Life Cycle Costs (LCC), beim fortschrittlichen Fahrerarbeitsplatz oder der Beleuchtung. Mit klarem Fokus auf Effizienz, Komfort und Ergonomie sorgt der neue MAN Lion’s City für das innovativste Busfahrfeeling. Heute und in Zukunft. www.bus.man

Der neue MAN Lion’s City.Rundum attraktiv und maximal wirtschaftlich.

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weise bekannt ist. Der Kunde bekommt bei MAN genügend Nutzlastreserven ser-viert, selbst wenn der Lion’s City vorerst nur für 18 t Gesamtgewicht zugelassen ist. Was für den Kunden heißt, dass er sich dennoch in Sachen Ausstattung ohne Be-denken aus dem reichlich gefüllten MAN-Baukasten bedienen kann.

Neu ist auch das Cockpit für den MAN-Fahrer. Jetzt sitzt er endlich auf Au-genhöhe mit einsteigenden Fahrgästen und übersieht das Verkehrsgeschehen besser. Seine Kabine öffnet sich elektro-magnetisch und nur, wenn die Feststell-bremse eingelegt ist. Sie arbeitet leider noch pneumatisch, die elektrische Funk-

tionalität muss noch warten. Es gibt ge-nügend Ablagen für den täglichen Klein-kram, die Getränkeflasche wird sogar gekühlt verwahrt. Wesentlich ist die Ab-lösung der ellipsoiden „MAN-Pille“ durch einen dreiteiligen Armaturenträger, wie-derum eine Eigenentwicklung des Hau-ses. Sie ist jetzt VDV-konform, mit der

Antriebkräftiger Sechszylinder-Diesel

sauber abgestimmter Antriebs-strang

günstiger Kraftstoffverbrauch

rauer Motorlauf, Vibrationen

Fahreigenschaftensehr sicheres Fahrverhalten

stoischer Geradeauslauf ohne Korrekturen

standfeste Bremsanlage

steifbeiniges Anfedern, „sportliche“ Dämpfung

Fahrgastkomfortguter Fahrgastkomfort (Sitze,

Heizung/Lüftung/Klima)

Türen schließen jetzt besser

relativ laute Fahrgeräusche im hinteren Fahrzeugbereich

Fahrerarbeitsplatzüppiges Platzangebot für

den Fahrer

modernes Cockpit mit gutem Bedienungskomfort

ausreichend Ablagen, gekühlter Flaschenköcher

leichtgängige und präzise Lenkung

Technische Daten: MAN Lion‘s City 12Antrieb:Links stehender Reihensechszylinder D1556 LOH, vier Ventile pro Zylinder, Abgasturboaufladung und Ladeluftkühlung, elektronische Common-Rail-Die-seleinspritzung mit max. 2.500 bar, abgasarm nach Euro 6d mit SCR-Kat plus Partikelfilter.

Hubraum 9.037 cm³Nennleistung 206 kW/280 PS bei 1.800 U/minMaximales Drehm. 1.200 Nm bei 800–1.600 U/min48-Volt-Mildhybrid-Antrieb: Ladeleistung 8 kWBoostfunktion max. 520 NmUltracaps 40 Wh

Sechsgang-Getriebeautomat ZF Ecolife 6 HP 1.200 B mit Step 3-Software, integrierter Retarder und elektronischer Rückrollsperre, Übersetzungen i = 3,364–0,615; Portal-Hinterachse i = 5,12.

FahrwerkEcas-Luftfederung, VA: VOKS-08-B-01 ERA, Einzel-radführung an Doppelquerlenkern; zwei Luftbälge, zwei PCV-Stoßdämpfer, Stabilisator; zul. Achslast 7,1 t. HA: starre Niederflur-Portalachse MAN HU 1330-B-00, Achsführung durch Längslenker und Dreieck-lenker, vier Luftbälge, vier PCV-Stoßdämpfer. Zul. Achslast 11.5 t. Radlager gekapselt und wartungs-frei, Bereifung 275/70 R 22,5.

BremsanlageElektronisch geregelte Zweikreis-Druckluftbrems-anlage (EBS), vorne und hinten innenbelüftete Scheibenbremsen mit elektronischer Belagver-schleißanzeige, Dauerbremse ZF-Primärretarder + E-Generator; ABS und ASR.

LenkungHydraulische Kugelmutterlenkung Typ Servocom 8098, pneumatische Verstellung in Höhe und Nei-gung, variable Übersetzung (17,0–20,0).

Heizung/Lüftung/KlimaGebläseunterstützte Konvektorenheizung, Min-destheizleistung 20 kW, elektronische Heizungsre-gelung, Aufdachklimaanlage Valeo REVO mit Heiz-funktion, 32 kW max. Kälteleistung, 38 kW max.

Heizleistung, Zusatzheizung Valeo Thermo 300 S, 3 Notausstiegsluken mit Lüftfunktion.

Elektrische Anlage24-Volt-Bordnetz, 2 Batterien à 225 Ah, Batterie-management deckt alle Verbraucher bis 185 A ab, Stromversorgung über Kurbelwellen-Startergene-rator und Ultracaps.

Maße und GewichteLänge/Breite/Höhe 12.185/2.550/3.060 mm

Radstand 6.005 mm

Überhang vorn/hinten 2.775/3.405 mm

Wendekreis 21.494 mm

Stehhöhe 2.427 mm

Tankvolumen 215 l

Adblue-Behälter 40 l

Leergewicht (lt. Hersteller) 11.420 kg

Testgewicht 16.145 kg

Zul. Gesamtgewicht 18.000 kg

Fahrgastkapazität

Sitzplätze 32 + 2 Klappsitze

Stehplätze max. 80

Die MesswerteTestbedingungen 15°C, trocken

Gefahrene Kilomete: 136,3 km

Durchschnittl. Kraftstoffverbrauch 34,04 l/100 km

Konstantverbrauch bei 50 km/h/ 5. Gang 18,34 l/100 km

Konstantverbrauch bei 60 km/h/ 6. Gang 20,39 l/100 km

Stadtlinienkurs43,24 l/100 km bei Durchschnittsgeschwindigkeit 19,32 km/h

Überlandlinie 33,29 l/100 km bei Durchschnittsgeschwindigkeit 35,47 km/h

FahrdynamikBeschleunigung m. Kickdown 0–20/40/50/60 km/h 4,0/9,7/13,3/17,9 s

Innengeräusche in dB(A) 50 km/h/ 5. Gang Front/Mitte/Heck 2,0/74,6/73,8

60 km/h/ 6. Gang 65,3/67,4/66,2

Was unser Tester sagtWolfgang Tschakert

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Verstellung des Lenkrads wird auch der Mittelteil mit den Zentralinstrumenten passend positioniert. Ein wenig irritiert der rechte Satellit mit den Türschaltern – drückt der Fahrer etwas fester, gibt er wenig vertrauenserweckend nach. Sonst kommt man als Fahrer sehr gut zurecht. Mit besserer Übersicht, jetzt auch mit einem korrekt hohen rechten Außenspie-gel und wirklich guter Ergonomie ver-

dient sich der neue MAN im Stadtverkehr gute Noten.

Start-Stopp funktioniert fehlerfreiNach dem ersten Kennenlernen geht es auf die Testrunde. Wie wird sich der neue Antriebsstrang schlagen? Die Beschleu-nigungswerte sind ja beachtlich und auf Augenhöhe mit dem nominell ein wenig stärkeren Citaro. Auch der vorbildliche

Konstantverbrauch bei 50 und 60 km/h stimmt optimistisch, obwohl hier der Mild-hybrid keine Mitwirkung hat. Also los, schon auf den ersten Metern gefällt der kräftige Antritt des Diesel-Sechszylinders, obwohl der MAN mit 280 PS und 1.200 Nm nicht üppig motorisiert ist. Aber das volle Drehmoment von 1.200 Nm steht be-reits knapp oberhalb der Leerlaufdrehzahl zur Verfügung, und der Elektromotor des

Dreiteiliger Armaturen-träger: Mittig der verstell-

bare Instrumenten- und Schalterträger, rechts

starr die Getriebe - und Klimabedienung, links

starr der Digitacho plus Lichtschalter.

Mehr Platz im Cockpit: Lange Sitzschienen für Langbeiner, das Lenkrad lässt sich ausreichend weit verstellen.

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Kurbelwellen-Startergenerators steuert beim Anfahren bis zu 520 Newtonmeter dazu bei. Der Diesel muss dafür weniger ranklotzen und spart damit Diesel und Abgasemissionen, rechnen uns die MAN-Techniker vor. Rein in die Haltestelle, der

Lion’s City verzögert ruckfrei mit seiner Dauerbremse aus Primärretarder und E-Motor, der jetzt als Generator Strom an die Ultracaps schickt, die das 24-Volt-Strom-netz versorgen.

Sofort nach dem Halt stoppt die Ma-schine im Heck. Die pneumatischen Türen öffnen verzögert auf den Tasten-druck, wie immer gewöhnungsbedürftig bei MAN, auch beim Schließen ist ein nachhaltiges Drücken gefordert. Beim ersten Druck aufs Fahrpedal ist der Die-sel schon wieder aktiv und leistungsbe-reit, einen Zeitverzug muss der Fahrer hier nicht fürchten. Und gleich geht es flott wieder aus der Haltestellenbucht, die hydraulische Servolenkung fordert nicht viel Kraftaufwand, der MAN macht einen guten Job. Gleich auf den ersten Metern legt die Sechsgang-Automatik un-merklich den nächsten Gang nach.

Fürs Beschleunigen reichen 1.500 Touren, erst über 50 km/h schiebt der Lion’s City im sechsten Gang mit weni-ger als 1.000 Touren voran. Was natürlich bedeutet, dass der MAN im Stadtverkehr nur selten in Gangstufe 6 unterwegs ist. Unsere Überlegung dabei: Eine kürze-

re Achse, nicht eine längere, könnte zu niedrigeren Drehzahlen und günstigeren Kraftstoffverbräuchen führen. Der neue MAN enttäuscht dennoch nicht: Am Ende der Stadtrunde, die nach allen Regeln der Fahrkunst gefahren wurde, steht ein Kraftstoffverbrauch von 43,24 l/100 km. Es war kein Tag für Verbrauchsrekorde, heute musste die Revo-Klimaanlage von Valeo Schwerstarbeit leisten. Mit einem Seitenblick auf unsere Statistik hier nur der Hinweis: Mit diesem Stadtverbrauch ist der MAN keinen Deut schlechter als die renommiertesten Wettbewerber. Ein

Quervergleich der konkreten Testwerte wäre wegen der unterschiedlichen Test-bedingungen auch nicht zulässig.

Für schnellere Fahrten ins Umland ist der knapp motorisierte Lion’s City nur zweite Wahl, wie auch die erzielten Mess-ergebnisse zeigen. Hier sollte der Kunde zu den stärkeren Motorvarianten mit 330 und 360 PS greifen, die mit mehr Dreh-moment am Rad die Fahrleistungen ver-bessern und weniger Diesel verbrauchen. Am Fahrwerk sollte es nicht liegen, hier gibt sich der neue MAN mit ZF-Einzel-radaufhängung jetzt keine Blöße mehr. Er spurt sauber geradeaus und lässt sich von der gefühlvollen Lenkung auch bei Geschwindigkeiten größer 60 km/h sehr präzise dirigieren. Der Lion’s City liegt jetzt ruhig auf der Straße und lässt sich weder durch lange, tiefe Bodenwellen noch von kurzen Querfugen vom Kurs abbringen. Auf Kanaldeckel und mie-se Fahrbahnqualität reagiert das Fahr-werk unwirsch steifbeinig, hier würden wir uns mehr Feinfühligkeit wünschen. Schließlich ist der MAN mit semivariab-len PCV-Stoßdämpfern bestückt, und die haben wir schon sanfter erlebt.

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Blick unter die Heckklappe: Links im Eck der Diesel mit motorfestem Klimakompressor, rechts daneben das Abgasnachbehand-lungssystem des SCR-only-Dieselmotors.

Unter dem StrichJa, das Warten hat sich gelohnt. Denn der neue Lion’s City kann tatsächlich (fast) alles besser. Er ist blendend in Form, bietet mehr Platz und wiegt doch deutlich weniger. Trotz der Hybridkomponenten, die mit einer fehlerfreien Start-Stopp-Funktion Lärm- und Ab-gasemissionen senken. Der Vorteil für den Kunden: Mit 48-Volt-Mildhybrideinheit ist der MAN als Hybridfahrzeug zulassungsfähig. Hochvoltspezialisten sind fürs Werkstatthand-ling nicht erforderlich, das dürfte vor allem kleineren und privaten Fuhrparks gefallen. Zuletzt noch ein Tipp: Wer den Mildhybrid-Dieselverbesserer bestellt, sollte auch elektro-motorische Türen ordern. Denn dann gibt es den Türantrieb praktisch kostenfrei.

Wolfgang Tschakert

A N Z E I G E