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Forschen: Energie aus dem Nil Spezial: FRM II – Trumpfkarte der Wissenschaft GOCE: Forschen im Weltall campus Das Magazin der TU München 2 | 2009

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Die Universitätszeitschrift erscheint viermal im Jahr und informiert Studierende, Mitarbeiter und Freunde der TUM über das Campusleben, Hochschulpolitik, Lehre und Wissenschaft und die Menschen, die hinter der TUM stehen.

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Forschen:

Energieaus dem Nil

Spezial:

FRM II – Trumpfkarteder Wissenschaft

GOCE:

Forschen imWeltall

campusDas Magazin der TU München 2 | 2009

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Der Weltraum – unendliche Weiten. Wir schreiben dasJahr 2009. Der Satellit GOCE (Gravity Field and Steady-State Ocean Circulation Explorer) sendet seit dem 18.März, 16.51 Uhr, Signale aus der Umlaufbahn. Dies istder Beginn der bisher anspruchvollsten wissenschaft-lichen Mission zur Erforschung des Schwerefeldes derErde und zur Kartierung des Geoids, der Bezugsflächealler Höhensysteme unseres Planeten. Wissenschaftlererwarten Daten von Schwerefeld und Geoid in bisherunerreichter Auflösung und Genauigkeit. Prof. ReinerRummel, Ordinarius für Astronomische und Physikali-sche Geodäsie der TUM, hat in den vergangenen Jahrenmaßgeblich zur Entstehung dieser Mission beigetragen.Wie wir durch GOCE das System Erde besser verstehenwerden, lesen Sie ab Seite 6.

Foto: ESA

Impressum

TUMcampusDas Magazin der TU München für Studierende,Mitarbeiter, Freunde, erscheint im Selbstverlag viermalpro Jahr. Auflage 9 000

Herausgeber:Der Präsident der TU München

Redaktion:Dr. Ulrich Marsch (verantwortlich)Dipl.-Biol., Dipl.-Journ. Sibylle KettembeilGabriele Sterflinger, M. A.TU München, Corporate Communications Center80290 MünchenTelefon (089) 289-22766Telefax (089) [email protected]://portal.mytum.de/pressestelle/tum_mit/index_html

Gestaltung:Karla Hey

Herstellung/Druck:Joh. Walch GmbH & Co, 86179 AugsburgGedruckt auf chlorfreiem Papier

© Copyright by TU München. Alle Rechte vorbehalten.Nachdruck, auch auszugsweise, nur in Abstimmung mitder Redaktion. Gezeichnete Beiträge geben die Mei-nung der Autoren wieder. Für unverlangt eingesandteManuskripte und Bildmaterial wird keine Gewähr über-nommen.

Impressum

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Forschen:

Energieaus dem Nil

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Forschen imWeltall

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Noch nie gab es so viel respektvolleResonanz auf eine Struktur- undRichtungsentscheidung unsererUniversität. Binnen weniger Monatehaben uns Stiftungen und privateStifter rund 15 Millionen Euro bereit-gestellt, damit unsere neue Missionauf den Weg kommt und die Lehrer-bildung nicht mehr das »fünfte Radam Wagen der Fachwissenschaf-ten« bleiben muss. Das Geld inves-tieren wir in Infrastruktur und Spit-zenberufungen, die aus der neuenFakultät möglichst rasch eine res-pektable Qualitätsgröße machen.Ganz bewusst als »Forschungsuni-versität« von Rang wollen wir zei-gen, dass es über exzellente Absol-venten und Spitzenforscher hinausdie gut ausgebildeten Lehrkräfte anunseren Schulen sind, die den größ-ten Multiplikatoreffekt für eine auf-geschlossene, weltoffene Gesell-schaft von morgen erzielen. Des-halb: Lehrerbildung in die Mitte derUniversität, contra spem in spe!

Ihr

Wolfgang A. Herrmann, Präsident

Editorial

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Liebe Leserinnen und Leser, esfällt schwer, in Zeiten einer glo-

balen Finanzmarktkrise und ihrerwirtschaftlichen, schlimmstenfallsauch sozialen Weitungen auf dasPrinzip Hoffnung zu setzen. Jetzttritt besonders klar hervor, was wirschon lange wissen: Über alle Kri-sen hinweg ist es letztlich eine guteAusbildung, die als persönlichesEigentum bleibt und zum eigenenFortkommen sowie im Dienst an derGemeinschaft nützlich ist.

Dennoch bedurfte es eines langwie-rigen Erkenntnisprozesses, bis sichdie Europäische Union auf ihr »Lis-sabon-Ziel« einigte: 3 Prozent vomBruttoinlandsprodukt für Bildungund Forschung! Von unten her nä-hern wir uns in Deutschland diesemZiel, nachdem in den Fünfzigerjah-ren ein 3,6-Prozent-Anteil (!) zum»Deutschen Wirtschaftswunder«beigetragen hatte. In den Sechzi-gerjahren hat die Politik die War-nung eines Georg Picht vor der»Deutschen Bildungskatastrophe«ernst genommen*. Es wurden dieUniversitäten quantitativ erweitert,Fachhochschulen gegründet unddie Schulen modernisiert, wenn-gleich bis heute die Mittel für denqualitativen Ausbau ausgebliebensind.

Gerade in Krisenzeiten müssen Bil-dung, Wissenschaft und Forschungpolitische Priorität genießen. Milliar-deninvestitionen in die besten Köp-fe sind erforderlich. Wir laufen sonstGefahr, dass eine »Demographische

Bildungskatastrophe« bittere Rea-lität wird: Die deutsche Bevölkerungschrumpft bis 2050 um ein Fünftelund wird gleichzeitig immer älter.Unter 20 Jahre alt waren 1900 noch40 Prozent der Bevölkerung, heutesind es rund 20 Prozent, für 2050sind 14 Prozent prognostiziert.

Angesichts dieser Risikoszenarienmuss im Bildungssektor insbeson-dere dort gehandelt werden, wo derNachholbedarf am größten ist, unddas ist die Lehrerbildung. Wer heutenicht exzellente Lehrer ausbildet,wird morgen vergeblich nach fähi-gen Naturwissenschaftlern und In-genieuren suchen – und nach dersprichwörtlichen Marke »made inGermany« auch.

Deshalb hat die TUM jetzt ihre 13.Fakultät gegründet, die TUM Schoolof Education. Sie steht für Lehrerbil-dung und Bildungsforschung. Sienimmt allfällige Desiderate auf: Nä-he zur Schulpraxis auf der Basiseines ausgedehnten, tragfähigenTUM-Schulnetzwerks; Führung ei-ner bildungswissenschaftlich flan-kierten Lehrerbildung, die mit denfachlich einschlägigen Fakultätenverschränkt ist und eine eigene For-schungsprogrammatik entwickelt;modellhafte Erprobung einer Lehr-amtsausbildung in den MINT-Fä-chern, zwischen Naturbeobachtungund Technikbezug; Überwindungder schulartspezifischen Lehrerbil-dung und Lehrerfortbildung. Wirwollen, dass das Lehramtsstudiumkeine Verlegenheitslösung ist. ImGegenteil: Die bestgeeigneten jun-gen Talente sollen unsere künftigenpädagogischen Persönlichkeitenwerden.

Wolfgang A. Herrmann

* Georg Picht (1913 –1982),Die Deutsche Bildungskatastrophe,Walter-Verlag Olten, 1964

Contra spem in spe:Gute Lehrer braucht das Land

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GOCE

Spezial

Forschen

Politik

Wissenschaft undWirtschaft

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6 Forschen im Weltall10 Am Puls unseres Planeten

11 FRM II – Trumpfkarteder Wissenschaft

13 FRM II-Wissenschaftler schauen in die lila Röhre14 Neutronen »on the rocks«15 Millionen für Messzeiten16 Neutronen marsch!18 Vom HEU zum MEU

19 Differenzierte Tumorstrahlentherapie20 Energie aus dem Nil22 Wege des Wachstums23 Biosprit aus Bakterien24 Neue Wege zur Diabetes-Vorbeugung

Kinase auf Abwegen25 Unverhoffte (Neben)-Effekte26 Pathologen entwickeln Biomarker

Mobile Dienste für »Silver Surfer«27 Metallene Spannungsmomente28 Vorsprung durch Form29 Zeit ist Geld

30 Fängt gut an: Minister Heubischbesucht die TUMMarion Schick ist neue Kuratorin

31 Krupp-Stiftung fördert ForschungszentrumGelungener Coup: ZweiteHumboldt-Professur

32 Getränkeforschung aufgefrischt33 Eigener Haushalt für den Standort Straubing34 Das Hochschulquartett an der TUM

36 Erster Rudolf Diesel Industry Fellow am IASSoftware made in Germany

37 Chancen ergreifen in der Krise38 Hochfrequenz-Labor eröffnet

play.tools – mehr als eine Spielerei39 Unbeschwert einkaufen im Nachbarland

Inhalt

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Inhalt

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TUM innen

Campusleben

Auszeichnungen

Menschen

Standards

Inhalt

5TUMcampus 2/09

Inhalt

40 Zu Besuch auf dem CampusFranz Fehrenbach, Hans Weiler

41 Frauenherzen – Männerherzen42 Gender in die Lehre

Macmillan English Campus43 Nie mehr matte Mathelehrer !44 Schule, Uni, Firma – ein gutes Team45 Power Tower46 Training gegen Schimmelpilze

Neue Marken der TUM47 Für Sie notiert48 Neu berufen

53 Die Wunsch-Bibliothek54 Laufband XXL

Energiereiche Exkursion55 Merhaba TUM!

Mechatronik in München und Melbourne56 Schüler erkunden die TUM

Ein Heim für Familie Storch

57 Preise und Ehrungen

59 Hugo Junkers, Pionier der Forschung60 Doppelchance für Dual-Career-Couple61 Bildung ist Hoffnung62 Zeit für Josefine

Wer, was, wo?63 Ruhestand67 in memoriam68 TUM intern

2 Impressum3 Editorial

71 Termine74 Spiel mit Fragen!75 Vorschau TUMcampus 3/09

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Senatssaal, 16. März: Die Spannung steigt. Gebannt verfolgt das Publikum dieÜbertragung der Startvorbereitungen auf einer Leinwand; im Vordergrund (v.l.):Prof. Hans-Peter Bunge, Ordinarius für Geophysik der LMU, Dr. Johannes Ihde,Leiter der Abteilung Geodäsie am Bundesamt für Kartografie und Geodäsie,Frankfurt, und Dipl.-Ing. Albert Zaglauer, Projekt-Manager bei EADS-Astrium;dahinter ganz rechts: TUM-Vizepräsidentin Prof. Liqiu Meng.

GOCE

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Endlich ist es soweit: Der Satellit GOCE (Gravity Field andSteady-State Ocean Circulation Explorer) kreist im Weltall.Nachdem im September 2008 ein Problem im Navigations-system der Trägerrakete den Start verhindert hatte undauch der zweite Versuch am 16. März 2009 sieben Sekundenvor dem Abheben abgebrochen werden musste, flog dieRockot-Trägerrakete mit GOCE exakt 24 Stunden später,am 17. März 2009 um 15:21 Uhr, vom russischen Plesetskaus ins All.

Eineinhalb Stunden lang blieb es dann noch spannend: Würdeder Satellit seine Erdumlaufbahn in 283 Kilometern Höhe unver-sehrt erreichen und seine Arbeit aufnehmen? Gegen 17 Uhr all-

gemeines Aufatmen: Die ersten Signale! Nicht nur den Wissen-schaftlern des ESA-Zentrums im italienischen Frascati fiel einStein vom Herzen, auch ihre Kollegen an der TUM ließen dieSektgläser klingen. Sie hatten den Start auf einer Leinwand imLehrstuhl für Astronomische und Physikalische Geodäsie ver-folgt. Dessen Ordinarius, Prof. Reiner Rummel, ist einer der Initia-toren von GOCE, Sprecher der GOCE Mission Advisory Groupund Vorsitzender des European GOCE Gravitiy Consortiums (s. In-terview auf S. 10). Dieser »Think Tank« aus zehn europäischen In-stituten aus sieben Ländern hat die europäische Weltraumbehör-de ESA bei der Realisation der GOCE-Mission beraten und wirdauch die wissenschaftlichen Daten in den kommenden Monatenauswerten. Die ESA-Mission kostet circa 350 Millionen Euro.

Das Projekt GOCE sprengt den normalen universitären Rahmen. An der hochkarätigenRaumfahrtmission sind Wissenschaftler der TUM federführend beteiligt. Der Satellitsendet Daten von unschätzbarem wissenschaftlichem Wert. TUM-Ordinarius Prof.Reiner Rummel ist der geistige Vater einer Weltraummission, von der die bisher exak-testen Daten zur Erdgravitation zu erwarten sind.

GPS-Satelliten verfolgendie Position von GOCE,um die Messdaten aufzufangen.

Forschen im Weltall

Foto:ESA

Foto:ESA

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GOCE ist der erste von sechs Satelliten des ESA-Programms»Living Planet«. Er soll das Schwerefeld der Erde in einer bisherunerreichten Detailgenauigkeit vermessen, das Geoid – die Be-zugsfläche aller Höhensysteme unseres Planeten – kartieren undwichtige Referenzdaten für Ozeanographie, Geophysik und dieErforschung der Meere liefern. Wissenschaftler erwarten von die-ser höchst anspruchsvollen Mission Daten in bisher unerreichterAuflösung und Genauigkeit. Das hochpräzise Messgerät an Borderreicht eine räumliche Auflösung von 100 Kilometern, bisherigeMissionen lieferten ein wesentlich gröberes Raster von etwa 500bis 1 000 Kilometer. Das technische Herzstück ist ein sogenann-tes Gravitations-Gradiometer.

Die Gravitation, eine der Grundkräfte der Natur, beeinflusst vieledynamische Prozesse sowohl im Erdinneren als auch an und überder Erdoberfläche. Eine genaue Kenntnis des Gravitationsfeldesder Erde trägt entscheidend dazu bei, Prozesse im Erdinnerenund somit die Physik und die Dynamik von Erdbeben und Vulka-nismus besser zu verstehen. Obwohl in den vergangenen Jahr-zehnten zahlreiche Schweremessungen auf der Erde durchge-führt wurden, bietet der Zugang zum Weltraum nun die einzig-artige Möglichkeit, detaillierte Daten des gesamten globalen Gra-vitationsfeldes zu erfassen.

Angesichts unübersehbarer Klimaänderungen sind die von GOCEgesendeten Daten wichtig für ein besseres Verständnis des Sys-tems Erde. Die Karte des Geoids wird erheblich exaktere Refe-renzen für Klimastudien liefern, Veränderungen des Meeresspie-gels, der Ozeanströmungen und Untersuchungen der Dynamikder Eiskappen eingeschlossen. Durch diese Messungen wird eserstmals möglich, die Oberflächenzirkulation der Weltmeere glo-bal mit deutlich verbesserter Detailgenauigkeit zu erfassen. Bis-her hatte man sie hauptsächlich aus mathematischen Modell-rechnungen erschlossen. Genauere Referenzsysteme sind des-halb so wichtig, weil die Meeresströme 50 Prozent zum Wärme-haushalt der Erde beitragen. Sollte sich zum Beispiel der Verlaufdes Golfstroms ändern, werden sich in Europa die Temperaturendeutlich ändern. Mit dem dank GOCE erreichbaren Referenzsys-tem wird die Wissenschaft solche Veränderungen der Meeres-ströme genauer erkennen.

Aber auch das Vermessungswesen wird von den Daten aus demAll enorm profitieren. Die nun verfügbare hochgenaue Referenz-fläche lässt sich mit Messungen von Satellitennavigationssyste-men kombinieren, so dass jeder Nutzer in Zukunft Meereshöhen

auf den Zentimeter genau übermittelt bekommt. Zudem machendie äußerst exakten Daten auch die Planungen in Tunnel-, Stra-ßen- und Brückenbau einfacher.

Da die Gravitation mit steigendem Abstand von der Erdoberflä-che abnimmt, wird GOCE auf einer sehr niedrigen Umlaufbahn –in 265 Kilometer Höhe – um die Erde kreisen. In dieser Höhe sinddie Reibungskräfte der Atmosphäre bereits deutlich spürbar, wasdie Steuerung und Energieversorgung des Satelliten zu einer be-sonderen Herausforderung macht. Deshalb ist die Mission aufvoraussichtlich 20 Monate beschränkt, denn nur so lange reichtder mitgeführte Treibstoff. Diese Zeit reicht aber aus, um alle we-sentlichen Messdaten über die Erdgravitation und das Geoid zuerfassen. GOCE wird alle 90 Minuten einmal um die Erde kreisen.

GOCE

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Steckbrief GOCE

Name: Gravity Field and Steady-State Ocean CirculationExplorer

Länge: rund fünf Meter

Gewicht: etwa eine Tonne

Antrieb: zwei Niedrigleistungs-Xenon-Ionentriebwerke – einHaupt- und ein Reservetriebwerk – mit jeweils 1 bis 20 mNSchubkraft (entspricht etwa dem menschlichen Ausatmen)

Design: schlank und pfeilförmig – perfekt aerodynamisch;Außenseite ohne ausfahrbare oder bewegliche Komponenten

Material: ultrastabile Werkstoffe auf Kohlefaserbasis

Messsystem: hochmodernes Elektrostatisches Gravitations-Gradiometer (EGG) mit sechs hochsensiblen Beschleunigungs-messern, paarweise angeordnet an drei senkrechten Achsen(eine Art »Weltraumfederwaage«)

Messprinzip: Gemessen wird nicht die Schwerkraft selbst,sondern die winzigen Schwerkraftunterschiede zwischen denBeschleunigungsmesser-Paaren, deren Abstand voneinanderjeweils 50 cm beträgt.

GOCE wird vom Kosmodrom Plesetsk im Norden Russlands auf einer Rockot-Trägerrakete gestartet.

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GOCERund neunzig Minuten nach dem Start löst die obere Stufe den GOCE-Satelliten ab. Dies geschieht circa 295 km über Mittel-europa im Bereich der Bodenstationen in Skandinavien.

ESA-AOES Medialab

Der Start des Satelliten fand in den Medien starken Widerhall.Presse, Hörfunk, Fernsehen und Internet berichteten ausführ-lich. So schrieb die Süddeutsche Zeitung am 18. März 2009:

»Das Experiment kann nur dann gelingen, wenn GOCE auf einerBahn bleibt, die per GPS ständig bis auf den Zentimeter genauverfolgt wird. In der Flughöhe von nur 250 Kilometern Höhe gibtes jedoch noch so viele Luftteilchen aus der Atmosphäre, dasssie den fünf Meter langen Satelliten trotz seiner Stromlinienformabbremsen. Ein Ionentriebwerk gleicht die Luftreibung mit sanf-tem Schub aus. ›Das Zusammenspiel der Bahnkontrolle miteinem Ionentriebwerk ist in dieser Form neu‹, sagt Karl-Otto Hie-nerwadel, GOCE-Projektmanager des RaumfahrtunternehmensAstrium.«

Schließlich wird der Satellit beim Eintritt in die Atmosphäre nahe-zu vollständig verglühen.

Den Stolz der TUM formulierte Präsident Prof. Wolfgang A. Herr-mann: »Die Geodäsie ist ein wissenschaftliches Kraftzentrumunserer Universität. Hier zeigt sich wieder, dass kreative, metho-disch-wissenschaftliche Ansätze den effizientesten Beitrag zumtechnischen Fortschritt leisten, wenn man die richtigen Köpfehat.« Mit Prof. Rummel und seinem Team habe auch das TUM In-stitute for Advanced Study (TUM-IAS) im Rahmen der Exzellenz-initiative einen großartigen Start genommen – »wie die Rakete inder russischen Taiga«.

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GOCE

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Am Puls unseres Planeten

Er ist der »geistige Vater« des Satellitenund sah dem Start entsprechend nervösentgegen: Prof. Reiner Rummel warschlicht »wahnsinnig erleichtert«, alsGOCE nach zwei abgebrochenenVersuchen glücklich abgehoben hatte.Hier ein kurzes Interview mit ihm:

Zweimal musste der Start verschoben werden. Gestern fehl-ten nur noch sieben Sekunden bis zum Abheben. Wie haltenIhre Nerven das aus?

Natürlich ist man als Wissenschaftler aufgeregt. Bei einer solchaufwendigen Mission bleibt bis zum Schluss das Restrisiko, dassder Satellit nicht gesund in die Bahn kommt. Doch in den ver-gangen Monaten wurde alles mehrfach getestet. Darum warenwir davon überzeugt, dass alles gutgehen wird. Aber Nervositätbleibt, besonders nach den beiden missglückten Startversuchen.Ich gebe zu: Die letzten beiden Nächte habe ich nicht geschlafen.

Ist GOCE der erste Satellit, an dem Sie mitgearbeitet haben?

Es gab einige Vorläuferstudien. Es ist jedoch der erste Satellit undvermutlich auch der einzige, den ich in dieser Form betreue. ImPrinzip fließt in dieses Projekt die wissenschaftliche Arbeit dervergangenen 20 Jahre ein. Ideen dafür gab es schon zehn Jahrenach Sputnik, aber die Technik war noch nicht so weit. Erst seitden 80er-Jahren sind wir überhaupt in der Lage, ernsthaft überdie Realisation eines solchen Satelliten nachzudenken.

Was ist das Besondere an dieser Mission?

Es gibt bisher keine vergleichbar exakte Vermessung des Schwe-refeldes. Dies ist ein Hindernis für die gesamte Disziplin der phy-sikalischen Geodäsie. Wir gehen davon aus, dass die Daten, dieuns GOCE liefern wird, unser Fach enorm weiterbringen werden.Das wichtigste ist, dass wir mit GOCE das globale Strömungsfeld

der Meere bestimmen können. Die Ozeane sind bis zu 50 Prozentfür unseren Wärmehaushalt auf der Erde verantwortlich. NehmenSie zum Beispiel den Golfstrom: Wenn der sich abschwächt,dann verändert sich das Klima in ganz Nordeuropa. Gerade inZeiten des noch lange nicht vollständig verstandenen Klimawan-dels benötigt die Forschung Referenzdaten, auf die sich zum Bei-spiel Ozeanographie und Geophysik beziehen können.

Wie kann sich ein Laie die Arbeit von GOCE vorstellen?

Der Satellit ist mit mehreren Sensoren ausgestattet, die zu-sammenwirken und pro Sekunde eine Messung vornehmen. Dassind x Millionen Messungen im Verlauf der Mission. Das globaleModell des Schwerefeldes der Erde, das wir anschließend ausdiesen Daten erarbeiten, besteht aus mehr als 50 000 Parame-tern. Das Endprodukt ist dann das genaueste Bild des Gravita-tionsfeldes, das es je gab.

Haben Sie schon eine Vorstellung, was die GOCE-Datenverraten werden?

Nein, wir lassen uns davon überraschen. Aber ich glaube, dassfür die Erdwissenschaften die Ergebnisse sehr spannend seinwerden.

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Foto:ESA

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FRM II –Trumpfkarteder Wissenschaft

Spezial

Foto:M

arcusMerk

Instrumenten erfolgreich in Wissenschaft, Medizinund industrieller Forschung eingesetzt. Seitherwachsen neue Forschungsgebiete, die sich die Al-leinstellungsmerkmale des FRM II zunutze machen.

Die Forschungs-Neutronenquelle Heinz Maier-Leib-nitz (FRM II) der TUM hat am 2. März 2004 zum ers-ten Mal Neutronen erzeugt. Heute – fünf Jahre spä-ter – werden die Neutronen an 20 experimentellen

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»In fünf Jahren zuverlässiger und erfolgreicher Arbeithat sich die Forschungs-Neutronenquelle als Mag-

net für die internationale Wissenschaft erwiesen. Heutekönnten wir mehr als doppelt so viele Projekte durch-führen – so groß ist die Nachfrage nach den Höchstleis-tungen des FRM II«, betonte TUM-Chef Prof. WolfgangA. Herrmann, der gemeinsam mit der bayerischen Poli-tik die Hochfluss-Neutronenquelle gegen allerlei Wider-stände durchgesetzt hatte. »Der FRM II hat nicht nur ei-ne hohe Neutronendichte, sondern zeichnet sich durchbesondere Homogenität des Neutronenflusses, einegroße Anwendungsbreite und die höchsten Sicherheits-standards aus. An diesem Leistungsspektrum hat sichauch die Erforschung von Brennelementen mit niedrigerangereichertem Uran zu orientieren«, erläuterte Herr-mann weiter.

Fünf Jahre nach der ersten Neutronenerzeugung hat derFRM II eine großartige Bilanz vorzuweisen: Mehr als 300wissenschaftliche Publikationen sind aus der Neutro-nenforschung in Garching bisher entstanden, viele wei-tere sind in Vorbereitung. Die Anzahl der vor Ort tätigenMitarbeiter hat sich auf 260 erhöht. Seit der Aufnahmeder wissenschaftlichen Experimente betreut der FRM IIjährlich 1 000 Gastwissenschaftler aus Deutschland und20 Ländern der Welt bei ihren Experimenten.

Die Messzeit, die Wissenschaftler in Garching beantra-gen, ist doppelt so hoch wie die tatsächlich verfügbareZeit. Darauf reagiert die TUM mit einem kontinuierlichenAusbau der Forschungsmöglichkeiten: Zu den ur-sprünglich 14 verschiedenen Instrumenten in der Expe-rimentier- und Neutronenleiterhalle sind sechs hinzuge-kommen, zehn weitere befinden sich in Planung odersind bereits im Bau. Auch ein Exzellenzforschungsclus-ter ist am FRM II vertreten: Zurzeit ist die weltweit inten-sivste Quelle ultrakalter Neutronen in der Konstruktions-phase. In der neu gebauten »Osthalle« wird gerade einExperiment des Münchener Clusters »Structure and Ori-gin of the Universe« eingerichtet, das diese ultrakaltenNeutronen für Fragestellungen über die Entstehung desUniversums nutzt.

Die Anziehungskraft der Forschungs-Neutronenquelle zei-gen die neun Hochschul-Forschergruppen, die sich ne-ben Forschungsinstitutionen wie der Helmholtz Gemein-schaft und der Max-Planck-Gesellschaft am FRM II ein-gerichtet haben und Instrumente betreuen. Prominen-testes Beispiel ist das Forschungszentrum Jülich, daseine Außenstelle am FRM II mit 35 Mitarbeitern aufge-baut hat, um dort in Kürze neun Instrumente zu betreiben.Die besonders empfindlichen Messgeräte des FRM II

haben neue Phänomene zum Verständnis der Supralei-tung aufgedeckt, das innere Spannungsprofil in hoch-belasteten Kompressorrädern aufgezeigt oder neuartigemagnetische Wirbelfäden gefunden. Der wissenschaft-liche Direktor des FRM II, Prof. Winfried Petry, ist mitdem wissenschaftlichen Renommee der Neutronen-quelle sehr zufrieden: »Der FRM II zieht hochkarätigeForscher aus aller Welt an. Er ist ein Wettbewerbsvorteilfür den Wissenschaftsstandort Deutschland und einSchwergewicht in der europäischen Forschungsland-schaft.«

In der Medizin zeigt sich der hohe Nutzen des FRM IIebenfalls: bei der Tumortherapie mit Neutronen, die seitdem Jahr 2007 am FRM II läuft, oder bei der Herstellungvon Radionukliden, die im industriellen Anwenderzen-trum der Neutronenquelle zu Radiopharmaka veredeltwerden. Eine Machbarkeitsstudie wird bis zum Früh-sommer klären, wie und ob der FRM II aufgerüstet wer-den kann, um zusätzlich dringend benötigtes Molybdän-99 zu produzieren. Zuletzt war das Radionuklid, das beider Diagnose und Behandlung von Krebserkrankungeneingesetzt wird, weltweit knapp geworden, da die weni-gen produzierenden Forschungsreaktoren nicht verfüg-bar waren.

Für die Halbleiterindustrie produziert der FRM II Phos-phor-dotiertes Silizium, das ein für Hochleistungstran-sistoren notwendiges, extrem gleichmäßiges Profil auf-weist. Im Jahr 2008 wurden in Garching knapp zehnTonnen Silizium in höchster Qualität bestrahlt, die welt-weit Verwendung finden.

Neue TUM-Professuren werden sich die Alleinstellungs-merkmale des FRM II zunutze machen: Die Professur für»Zerstörungsfreie Werkstoffprüfung« wird sich insbe-sondere mit der inneren Struktur von Baumaterialien be-fassen. Damit sollen Komponenten auf dem Bau siche-rer gemacht und hinsichtlich ihres Langzeit-Ermüdungs-verhaltens besser einschätzbar werden.

Neben Wissenschaftlern zieht die Forschungs-Neutro-nenquelle auch zahlreiche Besucher an. Im Jahr 2008besichtigten insgesamt rund 3 000 Menschen die Expe-rimentiereinrichtungen. Die größte Gruppe stelltenSchüler und Studenten mit rund 1 200 Besuchern. Alleinam Tag der offenen Tür des TUM-Campus Garchingkonnten fast 500 Menschen einen Blick tief ins Innereder kerntechnischen Forschungsanlage und deren For-schungseinrichtungen werfen.

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Bei der Abnahmeder beeindrucken-den Vakuumröhrefür den FRM II (v.vorn): Alfred Schmidtund Sebastian Heck(Cadcon), RalphGilles (TUM), WalterHaas (Cadcon),Harald Türck (TUM)und WolfgangSchubach (Cadcon).

FRM II-Wissenschaftlerschauen in die lila Röhre

Eine 21,5 Meter lange Röhre aus Gersthofen kam beider Forschungsneutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz(FRM II) in Garching an. Drei Sattelschlepper liefertendie Einzelteile für das neue Instrument SANS-1 (SmallAngle Neutron Scattering), das kleinste Winkel für dieMessung mit Neutronen nutzt und in Kooperation mitdem Forschungszentrum Geesthacht aufgebaut wird.

Das Gersthofer Engineering- und Maschinenbauunter-nehmen Cadcon hat die insgesamt 16 Tonnen schwere,magentafarbene Detektorröhre mit einem Durchmesservon 2,4 Metern und einer Wanddicke von nur acht Milli-metern hergestellt (das Foto auf S. 11 zeigt das Innere

der Röhre). Durch die Röhre fährt ein Wagen mit Detek-tor, der die Neutronen nach dem Aufprall auf die Probemisst. So können die zu untersuchende Probe und dermessende Detektor zwischen einem und 21 Meter von-einander entfernt sein. Je größer der Abstand, destokleinere Winkel können gemessen werden. Momentanwerden an SANS-1 noch die verschiedenen Optikele-mente eingesetzt und getestet sowie der Detektorwagenmillimetergenau justiert.

Cadcon-Projektleiter Sebastian Heck überwachte dieLieferung der Vakuumröhre höchstpersönlich. Derzeitwird das neue Instrument in der Neutronenleiterhalle desFRM II aufgebaut. »Wir hoffen, damit die weltweit besteKleinwinkelstreuanlage zu bauen«, sagt der Instrumen-tenverantwortliche, Dr. Ralph Gilles.

Andrea Voit

Foto:M

arcusMerk

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Die UCN-Quelle wird Ende 2011 inBetrieb gehen. Dann werden dielangsamen Neutronen über speziel-le Rohrleitungen direkt zu zwei ver-schiedenen Experimenten transpor-tiert. Schon jetzt arbeitet der Lehr-stuhl für Physik E18 der TUM daran,die Lebensdauer von Neutronen zumessen. Nach bisheriger Erkenntnisbeträgt ihre Halbwertzeit 885,7 Se-kunden, wobei die Messungenauig-keit mit fast einer Sekunde noch im-mer sehr hoch ist. Da die Bildungder ersten chemischen Elemente imUniversum, Helium und Wasser-stoff, entscheidend von diesemWert abhängt, versuchen Wissen-schaftler auf der ganzen Welt, ihnimmer genauer zu einzugrenzen.Das zweite große Experiment wirdderzeit am Exzellenzcluster vorbe-reitet und beschäftigt sich mit derMessung des elektrischen Dipolmo-ments des Neutrons. Diese elektri-sche Ladungsverteilung könnte Auf-schluss darüber geben, warum dasnach dem Urknall herrschendeGleichgewicht von Materie undAntimaterie plötzlich aufgehobenwurde. Dieser Symmetriebrechungist es zu verdanken, dass die Mate-rie bestehen blieb – und sich dasUniversum weiterentwickeln konnte.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Projektzum Bau der ultrakalten Neutronenquelle mit insgesamt 2,7 Millio-nen Euro. Vor Kurzem bewilligte sie 1,5 Millionen Euro für eine An-lage zur Verflüssigung von Helium, das in der UCN-Quelle zur Er-zeugung von gefrorenem Deuterium nahe dem Reaktorkern dient.Damit lassen sich die dort gewonnenen Neutronen auf sehr niedri-ge Energien von circa 100 Nanoelektronvolt herunterkühlen. Be-reits im Oktober 2008 hatte die DFG 1,2 Millionen Euro für den Auf-bau einer supraleitenden Magnetfeldanordnung genehmigt – einerArt Flasche, in der sich die Neutronen bei geringen Temperaturen»lagern« lassen.

Barbara Wankerl

In der Forschungsneutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz (FRM II)auf dem Forschungscampus Garching entsteht derzeit eine

Quelle für ultrakalte Neutronen (UCN). Diese Teilchen helfen Wis-senschaftlern dabei, neben rein teilchenphysikalischen Fragenauch die Entstehung von Materie und chemischen Elementen imUniversum zu erforschen. In der Anlage werden die Neutronengefrorenem Deuterium (schwerem Wasserstoff) ausgesetzt.Durch den Kälteschock werden sie abrupt auf eine niedrige Ge-schwindigkeit heruntergebremst: von ursprünglich 2 200 Meternpro Sekunde auf etwa fünf Meter pro Sekunde. Sie bewegen sichdann ungefähr so schnell wie ein Fahrradfahrer – ein Tempo, beidemWissenschaftler sie einfangen und untersuchen können. DenZusatz »ultrakalt« tragen die Neutronen deshalb, weil ihre Tem-peratur mit circa 0,003 Kelvin nahe dem absoluten Nullpunkt liegt.

Neutronen»on the rocks«Teilchenphysik mit Neutronen ist ein wichtigesForschungsfeld im TUM-Exzellenzcluster»Origin and Structure of the Universe« undkomplementär zur Forschung an großenBeschleunigeranlagen.

Foto:W

enzelSchürmann

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In der Experimentierhalle Ost des FRM IIwird das Experiment zur Messung deselektrischen Dipolmoments des Neutronsvorbereitet.

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MillionenfürMesszeiten

Die Forschungs-Neutronenquelle Heinz Maier-Leib-nitz (FRM II) hat 1,1 Millionen Euro an Drittmittelnaus dem 7. EU-Rahmenprogramm eingeworben.Zusammen mit dem Jülicher Zentrum für Neutro-nenforschung, das am FRM II wissenschaftlicheGeräte betreibt, sind es sogar 2,2 Millionen Euro.

Das Geld erhält der FRM II als Mitglied des For-schungskonsortiums »Integrated Infrastructure Initiativefor Neutron Scattering and Muon Spectroscopy«(NMI3), das 23 Partner aus 14 Ländern zusammenführt.Außer dem FRM II sind zehn weitere europäische For-schungseinrichtungen beteiligt, die Instrumente zu Ex-perimenten mit Neutronen und Myonen zur Verfügungstellen.

Ein wesentlicher Teil der eingeworbenen Mittel garan-tiert europäischen Neutronenforschern den Zugang zumFRM II. Derzeit stellt die TUM ihren europäischen Mess-gästen 35 Prozent der gesamten Strahlzeit zur Verfü-gung. Mit der neuen Förderung, die über vier Jahre läuft,werden 160 Messtage garantiert. Die Nachfrage nachMesszeit durch Europäer ist jedoch wesentlich höher,sodass die Mittel nur für zwei Jahre reichen. Ein Aus-wahlverfahren mit externen Gutachtern stellt sicher,dass nur die besten Anträge zum Zuge kommen. »Nur,wer die besten Ideen hat, erhält die Messzeit«, sagt Dr.Jürgen Neuhaus, stellvertretender wissenschaftlicherDirektor des FRM II und Koordinator des NMI3-Projektsan der TUM.

Etwa 530000 Euro fließen in Entwicklungsprojekte, diedie Neutronenquelle auch in Zusammenarbeit mit Fakul-täten der TUM verfolgen wird. So ist die Fakultät fürChemie mit einem Projekt zum Anfärben von Wasser-stoffatomen in Proteinen beteiligt, die Fakultät für Phy-sik mit der Entwicklung neuartiger Spiegel für die Neu-tronenleiter. Arbeitsthemen von Wissenschaftlern desFRM II sind neue Detektoren zur empfindlichen Mes-sung der Neutronenstrahlen sowie das behälterfreieSchmelzen von Proben.

Andrea Voit

EU-Geld fließt auch in die Ausbildung. Mittel aus dem 6. Rahmenprogramm ermög-lichten diesen Studierenden die Teilnahme an einer Summer School; unter anderemerklärte ihnen Dr. Tobias Unruh sein Instrument TOFTOF (Time of Flight, Flugzeit-spektrometer).

Spezial

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Foto:W

enzelSchürmann

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Alles unter Kon-trolle: Reaktorfah-rer und Schicht-leiter KonradHöglauer in derSchaltwarte

Konrad Höglauer fährt den Reaktor der Forschungs-Neutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz (FRM II)

hoch: Er gibt eine Zahl in seinen Computer in derSchaltwarte ein. Die Software übersetzt den Befehl inHundertstel Millimeter, um die der Regelstab aus demBrennelement gezogen wird. Und mit diesen behutsa-men Bewegungen des Regelstabs erhöht sich die Leis-tung: 200 Kilowatt – 300 Kilowatt – 400 Kilowatt.

Nach einer halben Stunde sind es 5 000 Kilowatt oder5 Megawatt. Ein Kollege Höglauers spricht in ein Mikro-fon: »Die Reaktorleistung beträgt fünf Megawatt.« DieDurchsage ist über Lautsprecher auf dem gesamtenGelände des FRM II zu hören. Alle Mitarbeiter wissenjetzt: Der Reaktor wird nach einer Wartungspause wie-der angefahren.

Höglauer blickt unterdessen zufrieden auf die großenBildschirme und auf eine kleine digitale Anzeige, dieschon 5,8 anzeigt: 5,8 Megawatt Leistung. Alles verläuftnach Plan. Denn in zwei Stunden sollen nach vier Wo-chen routinemäßiger Wartungspause wieder Neutronenfür die Forschung fließen. Dazu muss der Reaktor bis8 Uhr morgens auf 20 Megawatt hochgefahren werden.

Das Reaktorfahren hat Höglauer bereits am alten Atom-Ei gelernt, dem Vorgänger des FRM II. 1993 kam derFeinmechanikermeister nach Garching, absolvierte diedreimonatige theoretische Schulung zum Reaktorfahrermit Abschlussprüfung und ein Jahr Schulung in der Pra-xis. 1998 wurde er Schichtleiter in der Schaltzentraledes Atom-Eies. »Damals waren wir nur zwei Leute in derSchaltwarte und saßen direkt am Beckenrand, in demdie 23 Brennelemente waren«, erinnert er sich. Am FRM IIsind während des Reaktorzyklus immer drei Mitarbeiter

Spezial

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Neutronenmarsch!

15 Reaktorfahrersorgen am FRM II rund um die Uhr fürsicheren Betrieb.

Foto:A

ndreaVoit

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in der Schaltwarte. Sie sehen aber nicht direkt auf dasnunmehr einzige Brennelement im Reaktorbecken, son-dern agieren von einem Raum im Keller aus.

Insgesamt arbeiten am FRM II 15 Reaktorfahrer undacht Schichtleiter. Eine Schicht besteht aus einemSchichtleiter und zwei Reaktorfahrern. Rund um die Uhr,sieben Tage die Woche im Drei-Schicht-System, steu-ern und überwachen die Fahrer das automatische Sys-tem, das sofort eine Warnmeldung abgibt oder eineSchutzfunktion auslöst, wenn ein Wert nicht stimmt. Da-neben kontrollieren die Männer die Temperatur in den

Kreisläufen des Kühlwassers und achten darauf, dassdie Strahlrohre, die die Neutronen zu den wissenschaft-lichen Experimenten leiten, reibungslos funktionieren.

Sämtliche Arbeiten im und am Reaktor muss letztlich einSchichtleiter in der Schaltwarte freigeben. »Das gehtvon Pflanzungen auf der Grünfläche über Umbauten anden Instrumenten der Wissenschaftler bis hin zu Um-bauten am Reaktor selbst«, erklärt Höglauer. So ist si-chergestellt, dass nichts den Betrieb des Reaktors stö-ren kann und es nicht etwa zu Überschneidungen beimehreren gleichzeitig laufenden Arbeiten kommt. Hö-glauer selbst ist für die Abschaltsysteme zuständig: denRegelstab und die fünf Abschaltstäbe, die im Bedarfsfallden Reaktor sicher stoppen.

Zu Beginn jedes 60-tägigen Reaktorzyklus wird ein fri-sches Brennelement eingesetzt. Zum Kritischfahren des

Spezial

17TUMcampus 2/09

Reaktors werden die Abschaltstäbe vollständig in dieobere Endlage gezogen. Die zum Start nötigen erstenNeutronen liefert die Anfahrquelle, eine Art Zündholz:ein etwa 80 Zentimeter langer Stab mit den ElementenAntimon und Beryllium. Die hohe Gammastrahlung desaktivierten Antimons setzt im Beryllium Neutronen frei.Fährt nun der in der Mitte des Brennelements stecken-de Regelstab aus, lösen die Neutronen der Anfahrquel-le Kernspaltungen im Brennstoff (Uran 235) des Brenn-elements aus. So erhöht sich zunehmend die Anzahl derNeutronen, bis eine sich selbst erhaltende Kettenreak-tion eintritt – im Fachjargon: Der Reaktor ist kritisch.

Das Brennelement erzeugt nunselbst genügend Neutronen für eineKettenreaktion. Die Zahl der Neutro-nen kann langsam durch Herauszie-hen des Regelstabs erhöht werden,sodass auch die Leistung steigt. Bis200 Kilowatt Leistung fahren die Re-aktorfahrer den Regelstab vonHand, dann übernimmt das automa-tische System die Steuerung.

In der Schaltzentrale springt inzwi-schen die rote Digitalanzeige allepaar Minuten um 0,1 Megawattnach oben. Als nach zweieinhalbStunden 20 Megawatt erreicht sind,genehmigt sich die Schicht einenKaffee. »Die Reaktorleistung beträgt20 Megawatt«, verkündet der Reak-torfahrer durch die Sprechanlage.

Andrea Voit

Medienecho

»Der FRM II steht, läuft bislang sicher und ist ein we-sentlicher Motor des Garchinger Fortschritts. Offen-sichtlich müssen aber erneut die Mechanismen desInformationsaustausches zwischen den wissenschaft-lichen Einrichtungen auf unserem Forschungscam-pus, dem Garchinger Rathaus sowie den Bürgerinnenund Bürgern hinterfragt werden!«

Dr. Dietmar Gruchmann in »Stadtspiegel – die Zeit-schrift für Garching« 3/2009

Auch dabei helfen Neutronen: am Heißen Einkristalldiffraktometer (HEiDi) wird einKristall untersucht.

Foto: Gert von Hassel

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Einen prüfenden Blick wirft Dipl.-Phys. Wolfgang Schmid in diePrototypfertigungsanlage für Brennstoffplatten am MLL.In dem violett leuchtenden Plasma wird das Uranmolybdän inseine Atome zerlegt und auf einer Trägerschicht abgelagert,sodass Brennstoffplatten daraus entstehen. Trotz seinerschlechten Werkstoffeigenschaften lässt sich das Uranmolyb-dän auf diese Weise verarbeiten.

wendet werden könnte. Weltweit werden zurzeit 46 For-schungsreaktoren mit HEU betrieben. 19 dieser Reakto-ren, fünf davon in den USA und alle mit dem höchstenNeutronenfluss, können mit den heute zur Verfügungstehenden Brennstoffen nicht eine Urananreicherungvon unter 20 Prozent (low enriched uranium – LEU) er-langen. Zur Umrüstung benötigen sie vielmehr einenneuen Brennstoff mit einer gesteigerten Dichte von biszu 16 Gramm Uran/cm3. Heute qualifizierte Brennstoffehaben dagegen lediglich eine Dichte von 1 bis 5 GrammUran/cm3. Eine Steigerung der Brennstoffdichte erlaubtim Gegenzug, die Anreicherung von 93 Prozent auf un-ter 50 Prozent zu senken. Bedingung ist stets, dass beiniedrigerer Anreicherung des Urans der Neutronenflussaus der Kernspaltung konstant bleibt.

Ein neuer Brennstoff aus Uranmolybdän-Pulver, einge-bettet in Aluminium, der in Europa und den USA getes-tet wurde, fiel aber im Jahr 2004 durch sämtliche Si-cherheitstests: Die Platten platzten bei Testbestrahlun-gen auf. Nach diesem Rückschlag setzten die USA ganzauf eine neue Form des Uranmolybdäns, in dem dieserBrennstoff als ganze Platte in einer Art Bilderrahmen ausAluminium eingebracht ist. Die Forscher in Frankreichund an der TUM verfolgen jedoch beide Möglichkeitenweiter. Zurzeit wird in einer Arbeitsgruppe aus sechsTUM-Wissenschaftlern unter anderem eine Fertigungs-technik entwickelt, mit der Brennstoffplatten aus demspröden Material Uranmolybdän hergestellt werdenkönnen. Einmalig ist, wie die TUM-Forscher die Strah-lenschäden im Uranmolybdän-Brennelement durch Be-strahlung am Maier-Leibnitz-Laboratorium (MLL) derLMU und der TUM simulieren und in aufwendigen Com-putersimulationen Szenarien für den Einsatz des Kern-brennstoffs entwickeln. Ist die potentielle Brennstoff-platte erst einmal entwickelt, dauert ein Testzyklus in ei-nem Bestrahlungsreaktor aber mindestens vier Jahre.»Deshalb ist das Jahr 2016 für eine Umrüstung aus heu-tiger Sicht ein optimistischer, aber realistischer Zeit-punkt«, sagt Prof. Winfried Petry, wissenschaftlicher Di-rektor des FRM II.

Andrea Voit

Spezial

TUMcampus 2/0918

Foto:W

enzelSchürmann

Vom HEU zum MEUIn einer Vereinbarung zwischen dem Freistaat Bayernund der Bundesrepublik aus dem Jahr 2003 ist festge-legt, dass die Forschungs-Neutronenquelle Heinz Mai-er-Leibnitz (FRM II) bis 2010 von hoch angereichertemUran (highly enriched uranium – HEU) auf mittel ange-reichertes Uran (medium enriched uranium – MEU) um-gerüstet wird, sofern das technisch möglich ist. Hinter-grund ist die aus Sicht der TUM völlig unbegründete Be-fürchtung, dass HEU für den Bau von Atombomben ver-

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In der Bestrahlungs-planung für einenPatienten mit Kopf-Hals-Tumor werdendie verschiedenenDosisbereiche inunterschiedlichenFarben dargestellt.

Mit rund 1,1 Millionen Eurofördert die Deutsche For-schungsgemeinschaft einemultizentrische Studie, in-itiert und koordiniert vonProf. Michael Molls und Dr.Steffi Pigorsch von der Kli-nik für Strahlentherapie derTUM. 17 deutsche und ei-ne schweizerische Univer-sitätsklinik befassen sichdarin mit dem ThemaStrahlentherapie von Pa-tienten mit fortgeschritte-nen, inoperablen Kopf-Hals-Tumoren. Die primärzu klärende Frage ist:Bringt es für die lokale Tu-morheilung einen Vorteil,wenn man das Innere ei-nes Kopf-Hals-Tumorsund die von Metastasenbefallenen Lymphknotenam Hals mit einer erhöhtenDosis bestrahlt? Im Rah-men eines translationalenTeils des Forschungspro-jekts soll mittels Positro-nenemissionstomographieuntersucht werden, ob sich zwischen der Sauerstoffver-sorgung und dem lokalen Ansprechen des Tumors aufdie Therapie ein Zusammenhang nachweisen lässt.

80 Prozent aller Kopf-Hals-Karzinome sind hypoxisch,also mit Sauerstoff unterversorgt. Hypoxische Tumor-zellen sprechen schlecht auf eine Behandlung mit ioni-sierenden Strahlen an. Da diese Zellen zumeist im Inne-ren der Tumorareale angesiedelt sind – in den Rand-bereichen funktioniert die Versorgung mit Sauerstoffnoch –, möchten die Mediziner die inneren Tumorge-biete mit einer höheren Strahlendosis belasten als dieäußeren, um resistente Tumorzellen abzutöten. DieseArt der Verteilung der Strahlendosis wird möglich durcheine neue Technologie: die intensitätsmodulierte Strah-lentherapie. Mit ihr lassen sich in einer Bestrahlungs-sitzung unterschiedliche Strahlendosen im selben zu

bestrahlenden Gebiet applizieren, bei gleichzeitigerSchonung des umgebenden gesunden Gewebes. DieStudie soll zeigen, wie effizient sich die dosiserhöhteintensitätsmodulierte Strahlentherapie in Kombinationmit Chemotherapie bei Patienten mit inoperablen Kopf-Hals-Karzinomen einsetzen lässt. Erweist sie sich alsvorteilhaft, könnten die Erkenntnisse auf weitere Krebs-erkrankungen und -therapien übertragen werden, beidenen Hypoxie eine Rolle spielt.

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Forschen

19TUMcampus 2/09

Differenzierte Tumorstrahlentherapie

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Die sudanesische Regierung plant die Errichtung vonzwei großen Wasserkraftanlagen am 3. und 5. Nil-

katarakt, Kajbar und Shereik. Damit soll ein wesentlicherBeitrag zur gegenwärtig noch unterentwickelten Ener-gieversorgung des Landes geleistet werden, und zwarmit regenerativer Energie aus Wasserkraft.

Das zunächst in Angriff genommene Shereik-Projektsieht einen etwa drei Kilometer und 45 Meter hohenDamm vor, der das Niltal abriegelt. Am heutigen rechtenUfer sollen die Wasserkraft- und die Hochwasserentlas-tungsanlage (HWE) entstehen.

Die sudanesische Regierung vergab 2008 mehrere Auf-träge an die TUM-Wissenschaftler der VersuchsanstaltObernach. Dabei ging es sowohl um hydraulische Mo-dellversuche als auch um numerische Simulationen fürdas Shereik-Projekt. Die HWE und das Krafthaus wur-den in zwei unabhängigen hydraulischen Modellenuntersucht. Das eine Modell umfasste die Hälfte derHWE im geometrischen Maßstab 1:35 und das anderedas gesamte Krafthaus im Maßstab 1:30. Die Untersu-

chungsschwerpunkte im HWE-Modell waren Anströ-mung, Abflussleistung, Druckverhältnisse im Bauwerkund Energieumwandlung. Während für die Anströmungund Abflussleistung die Planung bestätigt werden konn-te, waren Optimierungen infolge zu geringer Drücke inden Tiefauslässen und für eine verbesserte Energieum-wandlung im Tosbecken erforderlich. Im Tosbeckenwird die große kinetische Energie des überschüssigenWassers, das nicht durch die Turbinen fließt, in Lärmund vor allem Wärme umgewandelt.

Die Hauptthemen für das Kraftwerksmodell waren Wir-belbildung und Lufteintrag an den Turbineneinläufen so-wie die Spülschleusen zur Abfuhr von Sedimenten. Fürbeide Fragen war es möglich, die Planung zu bestätigenbzw. sogar zu vereinfachen. Insbesondere der gelungeneNachweis für die Funktionsfähigkeit der Spülschleusen,die die Turbineneinläufe dauerhaft von Ablagerungenfrei halten sollen, ist von großer Bedeutung für das ge-samte Projekt. Für beide Modelle erwies sich die Maß-stabswahl, die gewaltige Modellabmessungen zur Folgehatte, als goldrichtig, da nur so zuverlässige Ergebnisse

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TUMcampus 2/0920

Energie ausdem NilAn der Versuchsanstalt für Wasserbau und Wasser-wirtschaft der TUM in Obernach wurden in der über80-jährigen Geschichte schon viele Flüsse undwasserbauliche Anlagen aus aller Welt untersucht.Der längste Fluss der Welt, der Nil, war bisher nochnicht dabei. Das wird jetzt nachgeholt.

Modell der Hoch-wasserentlastungentgegen derFließrichtung

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21TUMcampus 2/09

Simulationen: Mithilfe numerischer Berechnungen simulieren dieWissenschaftler des Lehrstuhls verschiedene Szenarien, hier füreinen Ausschnitt der Hochwasserentlastungsanlage Shereik.

zu erzielen waren, die bei der Übertragung auf den Pro-totyp nicht durch Maßstabseffekte verzerrt werden.

Die ebenfalls sehr aufwendigen numerischen Simulatio-nen, in denen die TUM-Wissenschaftler über 100 Kilo-meter lange Flussabschnitte flussauf- und flussabwärtsbetrachteten, beschäftigten sich mit dem großräumigenEinfluss der geplanten Wasserkraftanlage auf den Sedi-menttransport im Nil. So wurde etwa der Verlandungs-zustand im Oberwasserbereich der Wasserkraftanlagein hundert Jahren abgeschätzt.

Im Frühjahr 2009 wurde der Bau der WasserkraftanlageShereik ausgeschrieben. Die Ergebnisse der Modellver-suche waren ohne Abstriche in den Ausschreibungs-unterlagen enthalten. Für das Kajbar-Projekt führen dieWasserbauer der TUM gegenwärtig analoge Untersu-chungen durch.

Arnd Hartlieb

Überströmtes Wehrfeld von der Seite

Die wichtigsten technischen Daten im Vergleich mit dem größten deutschen Lauf-wasserkraftwerk Jochenstein an der Donau.

Shereik/Nil Jochenstein/Donau

Maschinensätze 6 Kaplanturbinen 5 Kaplanturbinen

Ausbauabfluss 2088 m3/s 2050 m3/s

Ausbaufallhöhe 20 m 7 m

Ausbauleistung 369 MW 132 MW

Abflusskapazität HWE 19900 m3/s 11000 m3/s

Wer die Schreiner Hubert Holzer (l.) und Karlheinz Schwaigerund den Maurer Albert Holzer (hinten) bei der Fertigstellungdes Kraftwerksmodells beobachtet, ist von den Dimensionendes Modells beeindruckt.

Überströmte Wehrfelder von oben

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Auch bei Pflanzen werden Entwicklungsprozesse und Stoff-wechselvorgänge von Hormonen gesteuert. WichtigstesPhytohormon ist das Auxin: Ohne Auxin wüchsen keineWurzeln, säßen Blüten und Blätter an den falschen Stellen.Welche Transportproteine das Auxin von Zelle zu Zelletransportieren, ist seit Längerem bekannt. Jetzt haben TUM-Forscher um Prof. Claus Schwechheimer vom Lehrstuhl fürSystembiologie der Pflanzen ein zusätzliches Protein ent-deckt, das an der Verteilung des Hormons beteiligt ist.

Auxin ist dafür verantwortlich, dass wachsende Pflanzen neueWurzeln, Blätter und Blüten an den jeweils richtigen Stellen bil-den. Das Hormon reichert sich in »Gründerzellen« an, aus denendann die pflanzlichen Organe entstehen. Der Transport dorthingeschieht über Proteine: Export-Proteine schleusen das Auxinaus Hormon-produzierenden Pflanzenzellen in den Zellzwischen-raum, Import-Proteine tragen es von dort weiter in die Nachbar-zelle. So geht es in ständigem Wechsel immer weiter, bis der Be-stimmungsort erreicht ist.

Auf das »neue« Protein, das bisher nichtmit dem Auxin-Transport in Verbindunggebracht wurde, stießen die TUM-Wis-senschaftler bei Untersuchungen zu Pro-teinkinasen an der Modellpflanze Acker-schmalwand. Schwechheimer erklärt:»Proteinkinasen sind Enzyme, die quasiwie ein Kippschalter die Aktivität andererProteine regulieren, indem sie diese durchAnhängen eines Phosphatrests verän-dern. Uns fiel im konkreten Fall auf, dassdie untersuchte Proteinkinase verblüffendähnlich in der Pflanzenzelle verteilt warwie das bekannte Export-Protein für Au-xin.«

Entzogen die Wissenschaftler den Pflan-zen diese Proteinkinase, gab es Problemebei der Ausbildung von Wurzeln und Blü-ten. Umgekehrt ließ ein Zuviel an KinaseWurzeln an ungewöhnlichen Stellen sprie-ßen. Die Wissenschaftler schlossen dar-aus: Die neu entdeckte Proteinkinasekann das Export-Protein für Auxin verän-dern – und somit den Transportweg desHormons kontrollieren. Damit hat die Ar-beitsgruppe eine neue molekulare Ebenebei der Regulierung des Auxin-Transportsaufgedeckt.

In einem zweiten Schritt untersuchen die Forscher, an welchenStellen genau die Proteinkinase das Export-Protein verändert.Das ist durchaus relevant für die Praxis: In Gartenbau und Land-wirtschaft werden Auxine als Wachstumsregulatoren eingesetzt,etwa zur Bewurzelung von Stecklingen oder zur Förderung desFruchtansatzes. n

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TUMcampus 2/0922

WegedesWachstums

An der basalen Zellmembran, wo das Auxin die Zelle verlässt, sammeln sichdas Protein für den Auxinexport (l., rot gefärbt) und die Proteinkinase (M.,grün gefärbt) an. Überlagert man beide Aufnahmen (r.), zeigt sich, dass bei-de Proteine dort gleich verteilt sind – eines der Indizien dafür, dass sie imAuxintransport zusammenwirken. Blau gefärbt sind die Kerne der einzelnenZellen.

Fotos:Claus

Schwechheimer

Normaler,wildtypischerBlütenstand derAckerschmalwand(l.) und Blütenstandeiner Pflanze mitmutierter Protein-kinase (r.) – eindeutlicher Unter-schied

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Kulturflaschen mitBiomasse verwer-tenden Bakterien.In der rechtenFlasche hat dieMenge an Faser-material deutlichabgenommen.

Verzuckerung pflanzlicher Polymere wie Cellulose undHemicellulose zu den Zuckern, die als Rohstoff für die-se Fermentation dienen sollen.

Johanna Panitz promoviert am Lehrstuhl mit einer Arbeitüber die mikrobielle Fermentation von Zuckern zu Bio-kraftstoffen; die Süd-Chemie AG zeichnete ihre Arbeitmit einem Förderpreis für wissenschaftliche Nach-wuchskräfte aus (s. Seite 57). Die Biologin beschäftigtsich mit bakteriellen Enzymen, die in Zukunft die effi-ziente Gewinnung von Butanol ermöglichen sollen. DieGene für diese Enzyme entstammen meist Bakterien,die auch bei der natürlichen Verrottung von Biomasseeine Rolle spielen und zuckerhaltige Substrate vor allemzu den Gärungsprodukten Aceton, Butanol und Ethanolumsetzen. Johanna Panitz hat mittels molekularbiologi-scher Methoden entsprechende Enzyme identifiziertund charakterisiert, die jetzt dazu dienen können, bio-technologische Verfahren zur Produktion von Biokraft-stoffen zu entwickeln.

Wolfgang Schwarz

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23TUMcampus 2/09

BiospritausBakterien

Die fossilen Ressourcen werden immer knapper,der Energiebedarf steigt, und der Klimawandelschreitet fort – deshalb konzentrieren sich Forscherauch an der TUM zunehmend darauf, regenerativeBiomasse als Energieträger nutzbar zu machen.Dabei wird zur energetischen Nutzung nur sovielKohlendioxid freigesetzt, wie vorher durch Photo-synthese gebunden wurde.

Biokraftstoffe der ersten Generation nutzen nur einenTeil der pflanzlichen Biomasse, in erster Linie zucker-,öl- oder stärkehaltige Pflanzenteile. Das führt zu einerKonkurrenz mit der Produktion von Nahrungsmitteln.Zur Gewinnung von Biokraftstoffen der zweiten Genera-tion dagegen kann die ganze Pflanze dienen, insbeson-dere die Hauptbestandteile der Zellwände: Celluloseund Hemicellulose. Daher können beispielsweise auchStroh oder Holzschnitt verwendet werden – eine nach-haltigere Nutzung ohne Konkurrenz zur Nahrungsmittel-produktion. Cellulose und Hemicellulose sind zu einemPolymer verknüpfte Zucker. Entsprechend vorbehan-delt, liefern sie auf biotechnologischem Weg Alkoholewie Ethanol oder Butanol.

Als Kraftstoff ist Butanol dem Ethanol deutlich überle-gen: höhere Energiedichte, keine korrodierende Wir-kung, nicht hygroskopisch und weniger flüchtig. Butanolkann in existierenden Pipelines transportiert und mitvorhandener Infrastruktur verteilt und gemischt werden,greift die Alu- und Polymerteile im Tank nicht an undkann nicht nur als Zusatz, sondern als Voll-Treibstoffeingesetzt werden. Zudem lässt es sich mit Benzin,Diesel und Kerosin in jedem Verhältnis problemlos mi-schen.

Das ist der Grund, warum sich eine Arbeitsgruppe amLehrstuhl für Mikrobiologie der TUM seit vielen Jahrenmit der Fermentation von Biomasse zu Butanol be-schäftigt. Die Wissenschaftler untersuchen Bakterien,die Butanol als hauptsächliches Fermentationsproduktausscheiden. Ein zweites Thema ist die enzymatische

Physikalisch und/oder chemisch vorbehandelte Holzabfälleoder Biomasse werden hydrolysiert und mit Bakterien zu Alko-holen umgewandelt.

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TUMcampus 2/0924

Kinase auf Abwegen

Mit 150 000 Euro fördert die Novartis-Stiftung für therapeutischeForschung ein Projekt der 2. Medizinischen Klinik der TUM. Diebeiden Forschergruppen von PD Dr. Dieter Saur und PD Dr. Gün-ter Schneider untersuchen in der auf drei Jahre angelegten Stu-die die molekulare Funktion eines Enzyms bei der Entstehung desPankreaskarzinoms.

Dank moderner Therapieformen stieg bei manchen Krebsarten,etwa Brustkrebs, die Überlebensrate in den letzten Jahren deut-lich an. Andere Tumorerkrankungen – insbesondere das Pankre-askarzinom – haben dagegen weiterhin eine schlechte Prognose.Um hier langfristig therapeutische Erfolge zu erzielen, ist eineneue Generation von Behandlungsansätzen erforderlich. Seit ei-nigen Jahren setzt die Medizin auf die Entwicklung molekularerTherapien, die zentrale Faktoren der Krebsentstehung beeinflus-

sen. Ziel ist es beispielsweise, onkogene Proteinkinasen zu in-aktivieren bzw. Tumorsupressoren zu reaktivieren.

Gegenstand des Forschungsprojekts ist eine Kinase, die mTOR-Kinase. Als Integrationspunkt zahlreicher onkogener Signaltrans-duktionswege ist sie entscheidend an der Regulation von Wachs-tum und Überleben von Karzinomzellen beteiligt; unter anderemsteuert sie die beschleunigte Zellteilung von Pankreaskarzinomzel-len. Bei ungefähr 60 Prozent der Patienten mit einem solchen Kar-zinom arbeitet sie nicht korrekt. Obwohl in klinischen Studien be-reits Hemmer dieses Enzyms eingesetzt werden, hat man seinemolekularen Funktionen und die anomale Aktivierung im Pankreas-karzinom noch nicht vollständig verstanden. Die TUM-Medizinermöchten nun die Rolle der mTOR-Kinase klären und so möglichstdie Grundlage für neue rational basierte Therapiestrategien legen.

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Neue Wege zur Diabetes-VorbeugungErnährungsforscher, Gesundheitspolitiker und Mediziner habenein gemeinsames gesundheitspolitisches Ziel: Sie wollen zweiGeißeln der Zivilisationsgesellschaft eindämmen – Übergewichtund Diabetes. Am Lehrstuhl für Ernährungsphysiologie der TUMwurde dazu ein Forschungsprojekt gestartet. Das Bundesminis-terium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Vorhabenin den nächsten drei Jahren mit insgesamt 1,1 Millionen Euro.Ordinaria Prof. Hannelore Daniel und ihre Mitarbeiter wollen inKooperation mit Kollegen anderer Forschungseinrichtungen undBiotech-Firmen neue Wege zur Diabetes-Vorbeugung finden.Ihre Grundfrage: Welche physiologischen Möglichkeiten gibt es,die Regulation des Blutzuckers zu stabilisieren? Es geht also da-rum, neben der Veränderung des Essverhaltens neue Präven-tionsstrategien zu finden, um die Zuckerkrankheit zu vermeiden.Deshalb untersuchen die Forscher die Wirkung von Nahrungsin-haltsstoffen auf die Zucker-Transporter in den Darmzellen. Fändeman einen Wirkstoff, der die Aufnahme von Glucose durch diemolekular gut charakterisierten Glucosetransporter zu hemmenvermag, hätte man ein Mittel gegen die gefährlichen überschie-ßenden Blutzuckeranstiege gefunden, die aus dem Konsum vonLebensmitteln mit rasch verfügbaren Zuckern herrühren. DieseSchwankungen tragen langfristig zum Entstehen von Diabetesbei. Sie stören das empfindliche Blutzuckergleichgewicht, ma-chen Körperzellen unempfindlich gegenüber Insulin und fördernso den Niedergang der Insulin-produzierenden Zellen in derBauchspeicheldrüse. »Unser langfristiges Ziel ist es«, erklärt Han-nelore Daniel, »Nahrungsmittel zu entwickeln, die die Verwertungvon Zucker aus der Nahrung verringern und damit der Entwick-lung von Übergewicht und Diabetes entgegnen können.«

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Ein Diabetiker misst seinen Blutzuckerspiegel. Zukünftig sollen Nahrungs-mittel der Entwicklung von Diabetes entgegenwirken.

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Mittels Hochleistungsmassenspektrometrie suchen die TUM-Wissenschaftler nach Bio-markern, die mit Lungen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs in Verbindung gebracht wer-den. Im Bild: Mit einem Mikromanipulator wird eine Glaskapillare vor der Ionenquelle desMassenspektrometers positioniert.

Pharmazeutisch tätige Forscher kennen das Phänomen:Was in der einen Therapie als medikamentöse Neben-wirkung angezeigt ist, kann in der anderen eine ent-scheidende heilende Wirkung sein. Bisher wurden sol-che positiven Nebeneffekte eher zufällig entdeckt – Wis-senschaftler des Lehrstuhls für Bioanalytik der TUM klä-ren solche Zusammenhänge jetzt systematisch auf pro-teomischer Ebene auf. Die Gruppe aus Biologen, Che-mikern und Informatikern um Ordinarius Prof. BernhardKüster untersucht bereits zugelassene Medikamenteauf bisher unbekannte Protein-Wirkstoff-Interaktionen.

Dazu dient ihnen hoch moderne Technik: Mithilfe einesMassenspektrometers der neuesten Generation se-quenzieren und quantifizieren die TUM-BioanalytikerPeptide im Hochdurchsatz. Damit können sie aber nichtnur pharmazeutisch-anwendungsorientiert forschen,sondern auch Grundlagenforschung betreiben. Hieruntersuchen sie Protein-Protein-Interaktionen, um die

biologischen Zusammenhänge beiLungen- und Bauchspeicheldrüsen-krebs zu durchleuchten. Außerdemerwarten sie durch die Kombinationaus biochemischen Verfahren und

Hochleistungsmassenspektrometrie entscheidendeVerbesserungen beim Aufspüren von Krebsbiomarkern.Solche Marker liefern messbare Parameter zu Diagnose,Verlauf und Prognose einer Krebserkrankung. Da abernicht jeder Patient gleichermaßen auf die eingesetztenTherapien anspricht, fahndet man nach besonders sen-siblen Biomarkern, die später eine individualisierte Be-handlung ermöglichen könnten.

Bernhard Küster setzt dabei auf Interdisziplinarität: Ergehört nicht nur der Fakultät WissenschaftszentrumWeihenstephan an, sondern auch der Fakultät für Medi-zin, um die offenen Forschungsfragen aus unterschied-lichen Perspektiven analysieren zu können. Damit ist derLehrstuhl technisch wie wissenschaftlich bereit für einneues Kapitel in der Proteomforschung.

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Forschen

25TUMcampus 2/09

Unverhoffte (Neben)-Effekte

Fotos:BernhardKüster

Elektrospray-Ionenquelle des Massenspektrometers,Nahaufnahme

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TUMcampus 2/0926

Mobile Dienste für »Silver Surfer«

Das Projekt»Mobil50+« willmoderne Techno-logien für älterePersonen bessernutzbar machen.

»Mobil50+« heißt ein neues Projekt des Ministeriums für Bil-dung und Forschung unter Projektträgerschaft des Deut-

schen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Es geht um innovativeIT-basierte Dienstleistungskonzepte speziell für »Silver Surfer« –Menschen jenseits der 50, die moderne IT nutzen. Koordiniertwird das für drei Jahre mit knapp 1,2 Millionen Euro geförderteVerbundprojekt vom Fachgebiet Wirtschaftsinformatik der Uni-versität Kassel. Die Verbundpartner kommen aus der TUM (Lehr-stuhl für Wirtschaftsinformatik), der Ludwig-Maximilians-Univer-sität München und der ITM Beratungsgesellschaft mbH; assozi-ierter Projektpartner ist die servtag GmbH.

Bis 2050 wird sich die Zusammensetzung der Gesellschaft deut-lich verändern – mehr als 30 Prozent der Bevölkerung werdendann 65 Jahre oder älter sein. Das bringt Probleme wie abneh-mende Mobilität und gesundheitliche Einschränkungen mit sich.»Mobil50+« soll Anbieter von Dienstleistungen in die Lage verset-zen, Bedürfnisse der Zielgruppe 50+ zu erkennen, Angebote neuzu gestalten, zu optimieren und anzupassen. Den Kunden soll derZugang zu bedarfsgerechten Angeboten erleichtert werden.

Diesen Herausforderungen stellen sich die Forscher durch dieEntwicklung neuer Dienstleistungen, basierend auf modernenTechnologien wie Near-Field Communication (NFC), Radio Fre-quency Identification und mobilem Breitbandinternet. Beispielesind etwa unkomplizierte Buchungsverfahren für Tickets undFahrkarten bis zur Abrechnung oder die benutzerfreundliche An-forderung haushaltsnaher Dienstleistungen. Einen hohen Stellen-wert hat hier die Akzeptanz der eingesetzten Technologien beider nicht technik-affinen Zielgruppe. Den Kunden soll der Zugangzu bedarfsgerechten Dienstleistungen nicht durch hohe Techno-logiebarrieren erschwert werden. Aufgabe der TUM-Wirtschafts-informatiker ist es, eine hohe Benutzerfreundlichkeit bei den zuentwickelnden Dienstleistungsapplikationen zu gewährleisten.Das erreichen sie, indem sie sich im gesamten Entwicklungspro-zess konsequent an den Nutzern orientieren: Von der Erhebungder Anforderungen über das Design der NFC-Interaktionen mitden mobilen Endgeräten bis zur Frontend-Implementierung wer-den die potentiellen Nutzer in alle Entwicklungsschritte im Sinnedes »Participatory Design« eingebunden.

nwww.projekt-mobil50.de

Pathologen entwickeln BiomarkerDie Europäische Union hat im Oktober 2008 ein Forschungspro-jekt gestartet, das die Diagnostik von Krankheiten verbessernsoll. Zu den 16 Projektpartnern aus elf europäischen Ländern ge-hört auch das Institut für Allgemeine Pathologie und Pathologi-sche Anatomie der TUM. Unter dem Titel »Standardisation andimprovement of generic pre-analytical tools and procedures forin-vitro diagnostics« (SPIDIA) sollen neue Standards für dieGewinnung, Handhabung und Verarbeitung von Blut-, Gewebe-,Tumor- und anderen Probenmaterialien etabliert und so die Mög-lichkeiten und Nutzen der In-vitro-Diagnostik erweitert werden.Die Dauer des Projekts beträgt vier Jahre, seine Gesamtkostenbelaufen sich auf mehr als 13 Millionen Euro.

An die TUM-Pathologie fließen 300000 Euro. Aufgabe der Wis-senschaftler ist es, Biomarker zu entwickeln, die die Qualität undVerwendbarkeit klinischer Gewebeproben für analytische Testsanzeigen, wie der verantwortliche Wissenschaftler, Prof. Karl-Friedrich Becker, erklärt. »Bisher sind in den Kliniken präanalyti-sche Verfahren wie Gewebeentnahme, Fixierung, Stabilisierung,Transport oder Lagerung nicht wirklich standardisiert. Es werdenviele unterschiedliche Verfahren eingesetzt, die dann auch zuunterschiedlichen Ergebnissen führen.« So seien Vergleichbarkeitund Reproduzierbarkeit von Resultaten erschwert und die Analy-sen der Ergebnisse verlören an Aussagekraft.

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www.spidia.eu

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Spannungen in Metallen führen zu Verformungen undschlimmstenfalls zu Rissen im Material. Solche Eigen-spannungen betreffen vor allem Werkstücke, die ausverschiedenen Metallen bestehen. Bei Zylinderlauf-buchsen in Automotoren beispielsweise werden zweiMetalle wie Ringe umeinander herumgelegt. Beim Ab-kühlen nach dem Gießen dehnen sie sich unterschied-lich stark aus – zwischen den beiden Materialien entste-hen Spannungen. Uwe Wasmuth, Doktorand am Lehr-stuhl für Umformtechnik und Gießereiwesen der TUM,hat als Erster eine solche Verbundgussform aus denMetallen Aluminium und Stahl während des Abkühlensin situ untersucht – mithilfe von Neutronen. Dazu nutzteer das Instrument Stress-Spec der Forschungs-Neutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz (FRM II) inGarching, das den Spannungszustand im Inne-ren von Werkstücken ermitteln kann: Es erfasstNeutronen, die an Kristallgitterebenen gebeugtwurden. Dazu durchdringt ein Neutronenstrahleiner bestimmten Wellenlänge das Werkstück.Der Winkel des gebeugten Strahls wird von ei-nem Flächendetektor erfasst und liefert die Infor-mation über die in dem Bauteil vorliegende Deh-nung.

Wasmuths Ergebnisse begeistern auch die In-dustrie: Er konnte zeigen, dass ein Computer-programm zur Simulation von Spannungen inWerkstücken aus zwei Metallen einen wichtigenFaktor nicht berücksichtigt: »Das Programm hatdie Spannungen drei Mal so hoch berechnet, wiesie dann tatsächlich waren.« Denn die Simulationlässt außer Acht, dass der Aluminiumring im Ver-suchszylinder sich durch Kriechprozesse nochein wenig an den härteren und sich geringer zu-sammenziehenden Stahlkern anpasst.

Die Spannungen ermittelte der Doktorand an einemWerkstück aus zwei in der Industrie verwendeten Alumi-nium- und Stahllegierungen. Um den bereits fertigenStahlkern goss er das 710 °C heiße Aluminium. Dann»schoss« er Neutronen auf die Atome der Alu- undStahllegierungen und bestimmte damit die Dehnungbeim Abkühlen im Atomgitter. Diese Messungen ließenvöllig zerstörungsfrei Rückschlüsse auf die Spannung

im gesamten Werkstück zu. Es zeigte sich, dass Span-nungen, die einer Last von bis zu 20 Kilogramm proQuadratmillimeter entsprechen, erst ab einer Tempera-tur von 350 °C auftreten. »Das Aluminium zieht sich beimAbkühlen doppelt so stark zusammen wie der Stahl«,erklärt der 30-Jährige die Ursache der Spannungen.Sichtbar werden diese enormen Kräfte lediglich durchwenige Hundertstel Millimeter, um die sich die Stahlhül-se beim Abkühlen verformt.

Der Gießerei-Industrie hat Uwe Wasmuth die Ergeb-nisse seiner Neutronenmessungen schon mehrfach vor-gestellt. Nun ist das Interesse groß, ein verallgemeiner-

tes Computer-Modell für den Kriechprozess zu finden,der die Spannungen zwischen den Metallen ab-schwächt. Denn nur mit genauen Computer-Simulatio-nen, die auch temperaturabhängige Kriechprozesse be-rücksichtigen, lassen sich die Spannungen in Werkstü-cken exakt vorhersagen und somit Risse vermeiden.

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Forschen

27TUMcampus 2/09

Metallene SpannungsmomenteNeutronen klären die Beziehung zwischen Alu und Stahl.

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Uwe Wasmutham InstrumentSTRESS-SPECim FRM II mit sei-nem Werkstück

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der TUM-Lehrstühle im Bereich der numerischen Ver-fahren (Numerische Mathematik sowie ComputationalStructural Mechanics, Formfindung und Strukturopti-mierung) sind ideale Voraussetzungen für die Entwick-lung neuartiger, innovativer Verfahren für Analyse undDesign im Spannungsfeld zwischen Mathematik und In-genieurwissenschaften, Theorie und Anwendung.

Formoptimierungdes Druckschottszwischen Fahr-werkschacht undPassagierkabine fürden Airbus. Dieoptimale Lösungsieht einer Muschelsehr ähnlich undvereint geringesGewicht mit hoherSteifigkeit.

Spurstabiler LKW:EchtzeitfähigeSimulation mit nu-merischen Algorith-men zur Zeitinte-gration. Die Simula-tion liefert selbst imfahrtechnischenGrenzbereich realis-tische Ergebnisse.

Wie lässt sich der Entwicklungsprozess von Fahrzeugen– Autos, Lokomotiven, Schiffen – deutlich beschleuni-gen? Und wie kann man mit modernen Simulations- undOptimierungsverfahren das Design automatisch so an-passen, dass neue Fahrzeugsysteme in Hinsicht aufganz verschiedene Kriterien wie Komfort, Energieeffi-zienz oder Lebensdauer möglichst optimal ausgelegtsind? Um diese hochaktuellen Fragen geht es in zweivor Kurzem angelaufenen internationalen Projekten, dievon der EU im siebten Rahmenprogramm gefördertwerden und an denen die TUM beteiligt ist.

Im Projekt »Exact Geometry Simulation for OptimizedDesign of Vehicles and Vessels« (EXCITING) untersu-chen neun Partner aus Frankreich, Griechenland, Nor-wegen, Österreich und Deutschland den neuen Ansatzder Isogeometrischen Finiten Elemente. Beteiligt ist hierder Lehrstuhl für Numerische Mathematik der TUM. DerLehrstuhl für Statik ist eingebunden in das Projekt »Flu-id Optimisation Workflows for Highly Effective Automo-tive Development Processes« (FLOWHEAD): Thema derelf Partner aus Bulgarien, Dänemark, England, Frank-reich, Polen und Deutschland ist die Optimierung derForm und Topologie von Fahrzeugkomponenten mittelsder »Adjungierten-Methode«.

Zwischen beiden Projekten gibt es direkte Anknüp-fungspunkte und Synergien, insbesondere beim Designoptimaler Formen technischer Konstruktionen. Der An-satz der Isogeometrischen Finiten Elemente macht esüberflüssig, die aus dem CAD-Modell (CAD: ComputerAided Design) stammende Geometriebeschreibung auf-wendig in ein FEM-Gitter (FEM: Finite-Elemente-Metho-de) zu konvertieren. Stattdessen kann sie direkt als An-satzfunktion in das numerische Verfahren integriert wer-den. Das bedeutet beträchtliche Einsparpotentiale, unddie jahrzehntealte, den Entwickungsprozess stark ver-langsamende Trennung der CAD- und FEM-Softwaresoll so überwunden werden. Die speziellen Expertisen

Forschen

TUMcampus 2/0928

Vorsprung durch FormSiebtes Rahmenprogramm: Zwei Lehrstühleder TUM arbeiten in internationalen Projektenan der Optimierung von Prozessen derFahrzeugentwicklung.

Foto:LehrstuhlfürStatik

Foto:LehrstuhlfürNum

erischeMathematik

Mobiles Tribünen-dach: Methoden füroptimale Formfin-dung, Zuschnittund Fluid-Struktur-Wechselwirkungunter Windbean-spruchung.

Foto: Lehrstuhl für Statik

Bei vielen technischen Anwendungen sind richtige Formge-bung und Steuerung für die optimale Nutzung entscheidend.Dafür entwickeln die Arbeitgruppen Simulationstechniken.Typische Beispiele geben einen Eindruck über die Breite derAnwendungen in Automobilbau, Bauwesen und dem Flug-zeugbau.

Page 29: TUMcampus 2009 - 2

Neben dem TUM-Lehrstuhl sind das Heinz Nixdorf Insti-tut der Universität Paderborn und das Institut für Pro-duktionstechnik der Universität Karlsruhe in das auf dreiJahre angelegte Projekt eingebunden. Außerdem betei-ligt an dem Projektkonsortium sind vier Industrieanwen-der aus den Bereichen Automotive, Maschinenbau undIT-Technologie, die einen hohen Praxisbezug sicherstel-len und die entwickelten Methoden und Werkzeuge er-proben sollen. Eine Unternehmensberatung wird analy-sieren, zu welchem Zeitpunkt den Entwicklern welcheInformationen zur Verfügung stehen oder stehen sollen.Zwei Sotwareentwickler binden die notwendigen Toolsin die vorhandenen Softwarearchitekturen der Unter-nehmen ein.

Die beteiligten TUM-Wissenschaftler entwickeln für »Vi-reS« Methoden, Verfahren und Werkzeuge, um die As-pekte Kosten und Robustheit von Produktalternativenabzuschätzen und zu bewerten. Die Ergebnisse führensie in einer Methodik zusammen, die es ermöglicht, dieProdukt- und Produktionsalternativen integriert undganzheitlich zu bewerten. Sie soll sämtliche Einzelbe-wertungen der beteiligten Institute zusammenführen, ingeeigneter Weise aufbereiten und in eine für den Nutzerangepasste Darstellung überführen. Die TUM-Maschi-nenbauer arbeiten ebenfalls an Methoden zur möglichstexakten Prognose von Entwicklungs- und Folgekostennach Auslieferung des Produkts.

David HellenbrandKatharina Helten

Forschen

29TUMcampus 2/09

In beiden Projekten sind namhafte Industriepartnerengagiert (Renault, Volkswagen, Siemens und VA TechHydro); zudem konnten mehrere mittelständischeUnternehmen zur Zusammenarbeit gewonnen werden.Um die Projekte zu unterstützen und einige bereitslaufende Vorhaben einzubinden, die unter anderem imRahmen der Exzellenzinitiative durch die InternationalGraduate School for Science and Engineering (IGSSE)der TUM gefördert werden, sollen die IsogeometrischenFiniten Elemente im Zusammenspiel mit der Design-Op-timierung darüber hinaus als neuer Forschungsschwer-punkt im Center for Simulation Technology (CeSIM) derTUM verankert werden.

Bernd SimeonKai-Uwe Bletzinger

Zeit ist GeldUnternehmen müssen aufgrund der aktuellen Wett-bewerbssituation Produkte immer schneller undkostengünstiger entwickeln und produzieren. Der-zeit werden die Abhängigkeiten zwischen Produktund Produktionssystem jedoch nur unzureichendberücksichtigt. Abhilfe soll das vom Bundesministe-rium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderteProjekt »VireS – Virtuelle Synchronisation von Pro-dukt- und Produktionssystementwicklung« schaffen.Es soll eben dafür ein Instrumentarium zur Verfü-gung stellen, unter besonderer Berücksichtigungder Aspekte Kosten und Robustheit. Mit im Boot:Der Lehrstuhl für Produktentwicklung der TUM.

Im Rahmen von »VireS« werden seit Juli 2008 Werkzeu-ge entwickelt, die es erlauben, die Entwicklung von Pro-dukten und Produktionssystemen frühzeitig zu synchro-nisieren und die effektive Time-to-Market bei effiziente-rem Ressourceneinsatz und gleichzeitiger Steigerungder Produktionsqualität zu verkürzen. Das Instrumenta-rium wird Vorgehensmodelle, Spezifikationstechnikenund Bewertungswerkzeuge umfassen. Insbesonderesollen bereits in der frühen Phase der Produktentste-hung die Kosten der Produktion und der Produkte überden Lebenszyklus abgeschätzt und die Robustheit vonProdukt und Produktionssystem bewertet werden.

ChristophErtelt

Engagierte Pro-jektarbeit: DavidHellenbrand undKatharina Heltenwerden vomBMBF gefördert.

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Über die Geschickeder TUM sprachenbeim Antrittsbesuchder neue Wissen-schaftsministerWolfgang Heubischund Wolfgang A.Herrmann.

Fängt gut an:Minister Heubischbesucht die TUM

»Die Technische Universität München ist spitze, inDeutschland wie auch in Europa«, lobte Dr. WolfgangHeubisch, seit Herbst 2008 bayerischer Wissenschafts-minister, bei seinem Antrittsbesuch an der TUM. »Ich er-mutige die Universitäten, sich zu öffnen; was hier an derTU passiert, bestätigt, dass dies der richtige Weg ist.Hier gibt es keine Denkblockaden.«

Der Minister besuchte die 32 staatlichen HochschulenBayerns, um einen persönlichen Eindruck zu gewinnen.Nach einem Gespräch mit dem Hochschulpräsidium derTUM und einem informativen Rundgang durch die Ge-bäude am Stammgelände in der Münchner Innenstadtsagte Heubisch: »Das eine oder andere Gebäude magrenovierungsbedürftig sein, was aber hier in den Köpfender Verantwortlichen und Studierenden passiert, ist ab-solut beeindruckend.« TUM-Chef Prof. Wolfgang A.Herrmann zeigte sich erfreut über die liberale Wissen-schaftspolitik des FDP-Ministers: »Damit liegen wir aufeiner Linie. Und wir sagen dem Minister unsere volleLoyalität zu.«

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Marion Schick ist neueKuratorin

Prof. Marion Schick,Vorstand Personal undRecht der Fraunhofer-Gesellschaft, ist auf ein-stimmigen Beschlussdes Hochschulrats zumneuen Mitglied des Ku-ratoriums der TUM ge-wählt worden. MarionSchick tritt damit dieNachfolge des TUM-Eh-rensenators und Staats-sekretärs a. D. Dr. PaulWilhelm (†) an. Das Ku-ratorium berät die TUMund unterstützt ihreInteressen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.

Derzeit gehören dem Kuratorium 18 Persönlichkeiten desstaatlichen, kommunalen, wirtschaftlichen, wissenschaft-lichen, kulturellen und politischen Lebens an. Die ehren-amtlichen Mitglieder können aus kritischer Distanz Ent-wicklungen anstoßen und Förderprojekte voranbringen.Auf diese Weise unterstützt das Kuratorium die Arbeit derHochschulleitung, vertritt die Interessen der Universität inder Öffentlichkeit und trägt dazu bei, die Bildungschan-cen junger Menschen aus dem In- und Ausland weiterzu-entwickeln und zu verbessern.

Marion Schick, Jahrgang 1958, ist Professorin für HumanResource Management und seit 2008 Vorstand für Per-sonal und Recht der Fraunhofer-Gesellschaft in Mün-chen. Von 2000 bis 2008 war sie Präsidentin der Hoch-schule München und leitete zu Beginn ihrer Amtszeit ei-nen Reformkurs ein, der vom Centrum für Hochschulent-wicklung mit dem Titel »Best Practice Hochschule 2002«ausgezeichnet wurde. Die Professorin ist Vorsitzende derSachkommission für den Gleichstellungsbericht derBundesregierung und Mitglied in zahlreichen Experten-gruppen, Kommissionen und Beiräten der BayerischenStaatsregierung, etwa im Wissenschaftlich-TechnischenBeirat der Bayerischen Staatsregierung. Von 2005 bis2008 stand sie dem Verein Hochschule Bayern e.V. vor.Der TUM ist sie bereits verbunden als Mitglied des»Scientific Council« der International Graduate Schoolof Science and Engineering (IGSSE). n

Politik

TUMcampus 2/0930

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Page 31: TUMcampus 2009 - 2

Bereits zum zweiten Mal war die TUM erfolgreich im Wett-bewerb um den internationalen Preis für Forschung in

Deutschland, die Alexander von Humboldt-Professur. Der vonihr nominierte Physiker Prof. Mikhail Lukin wurde von der Ale-xander von Humboldt-Stiftung als einer von vier Preisträgernaus 20 Nominierten ausgewählt. Die Berufung des internationalherausragenden Wissenschaftlers soll eine tragende Säulebeim Ausbau des Forschungsschwerpunkts Quanteninforma-tion im Wissenschaftsraum München werden. Die Alexandervon Humboldt-Professur ist mit bis zu fünf Millionen Euro do-tiert und damit eine der höchst dotierten wissenschaftlichenAuszeichnungen der Welt.

Lukins Forschungsarbeiten passen perfekt in den von der TUMgeplanten Aufbau eines interdisziplinären Zentrums für die Erfor-schung von Quanteneffekten mit Anwendungen in der Quanten-information sowie für empfindliche Sensoren. Im Frühjahr 2009beginnt die TUM mit dem Neubau des Zentrums für Nanotech-nologie und Nanomaterialien. Darüber hinaus gibt es am Gar-chinger Forschungscampus bereits verschiedene Schwerpunktezu diesem wichtigen und vielversprechenden Zukunftsthema.Die angestrebte Vernetzung wird den Campus Garching zu ei-nem herausragenden Zentrum rund um Nanotechnologie undQuantenbasierte Informationstechnologie werden lassen.

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Politik

31TUMcampus 2/09

Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung richtet ander TUM das »Alfried Krupp-Zentrum Medizintechnische

Systeme für eine älter werdende Gesellschaft« ein. Den Stif-tungsvertrag unterzeichneten Prof. Berthold Beitz, Kuratoriums-vorsitzender der Stiftung, und TUM-Präsident Prof. Wolfgang A.Herrmann am 4. März 2009 in Essen.

An dem neuen Zentrum, mit drei Millionen Euro für fünf Jahrefinanziert aus Mitteln der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, sollen medizintechnische Assistenzsysteme entwickeltwerden. Solche Systeme sind in einer älter werdenden Gesell-schaft von großer Bedeutung; sie können altersbedingte Beein-trächtigungen erträglicher machen und bei der praktischen Be-wältigung des Alltags helfen.

Das neue Forschungszentrum gehört zum TUM-Zentralinstitut fürMedizintechnik (IMETUM) in Garching. Es startet mit drei neuenProfessuren in den Ingenieurwissenschaften und der Medizin. Diethematischen Schwerpunkte »Home-Care«, »Demenz-Care« und»Kommunikation und Orientierung« sollen später um »IntelligenteImplantate« und psychologische Forschung zu den Auswirkun-gen der Technologien erweitert werden. Fortschritte in der Mikro-sensorik und die wachsende Intelligenz von Hilfssystemen wer-den schon in naher Zukunft altersbedingte Defizite teilweise kom-

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Unterschrieben den Vertrag über »Alfried Krupp-Zentrum Medizintechni-sche Systeme für eine älter werdende Gesellschaft« (v.l.n.r.): Prof. Tim C.Lüth, Ordinarius für Mikrotechnik und Medizingerätetechnik der TUM,Prof. Berthold Beitz, Prof. Wolfgang A. Herrmann; auf dem Bild imHintergrund: Dr.-Ing. E.h. Alfried Krupp von Bohlen und Halbach.

Krupp-Stiftung fördertForschungszentrum

pensieren können. Auf spielerische Art könnte, ähnlich wie beiComputerspielen, die geistige Vitalität erfasst und trainiert wer-den. Viele moderne Kommunikationstechnologien sind aber inder Bedienung noch zu kompliziert.

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Gelungener Coup: Zweite Humboldt-Professur

Page 32: TUMcampus 2009 - 2

Um dem Bewilligungskriterium eines »Forschungszent-rums von überregionaler Bedeutung« gerecht zu wer-den, hat die TUM dem Wissenschaftsminister vorge-schlagen, auf den neuen, thematisch erweiterten Lehr-stuhl »Brau- und Getränketechnologie« den internatio-nal renommierten Wissenschaftler Prof. Thomas Beckervon der Universität Hohenheim zu berufen. Dem Be-schluss des Hochschulpräsidiums vorausgegangen warein Berufungsverfahren, das zahlreiche Kandidaten ausWissenschaft und Wirtschaft unter Berücksichtigungnationaler wie internationaler Fachgutachten bewertete.

Gestützt wird der Berufungsvorschlag durch den Aka-demischen Senat, den Dekan des Wissenschaftszen-trums Weihenstephan, den Sprecher des zugehörigenForschungsdepartments für Ingenieurwissenschaften,

Die TUM begegnet den gestiegenen Anforderungender modernen Lebensmittelwissenschaften im

internationalen Wettbewerb mit einem ganzheitlichenKonzept. Dabei wird die Brau- und Getränketechnologiezeitgemäß fokussiert: Den Nukleus bildet künftig derzum 1. April 2009 neu besetzte Lehrstuhl für Brau- undGetränketechnologie. Auf dem Weg zur Realisierung istdie Planung für den Neubau des »Internationalen Ge-tränkewissenschaftlichen Zentrums Weihenstephan«(iGZW). Die Investitionssumme von 25 Millionen Euroübernimmt zur Hälfte der Bund, dem hat der Wissen-schaftsrat im Juli 2007 zugestimmt. Der Baubeginnsteht zum Herbst 2009 an, mit der Fertigstellung wird imFrühjahr 2012 gerechnet. Das neue Zentrum wird inEuropa einzigartig sein.

Politik

TUMcampus 2/0932

Getränkeforschung aufgefrischt

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Getränketechnolo-gische Labors ar-beiten mit moder-ner Prozesstechnik.Hier eine Bioreak-toranlage zur Fer-mentation am Lehr-stuhl für Lebens-mittelverfahrens-technik und Molke-reitechnologie.z

Die Weihenstephaner Brau- und Getränketechnolo-gie wird durch eine Lehrstuhlneuberufung und das»Internationale Getränkewissenschaftliche Zentrum

Weihenstephan« gestärkt. Die steigende Studien-nachfrage rechtfertigt eine zusätzliche Professurfür »Technologie der Brauerei«.

Page 33: TUMcampus 2009 - 2

Politik

33TUMcampus 2/09

Hightech für Nach-wachsende Roh-stoffe: Der Neubaudes Wissenschafts-zentrums Straubingsoll in Gegenwartdes bayerischenMinisterpräsidentenim Mai 2009 einge-weiht werden.

Lebensmittel und Nachwachsende Rohstoffe sowiedurch die fachlichen nahestehenden Bereiche derMikrobiologie, Lebensmittelchemie, Lebensmittelanalytikund Ernährungswissenschaften.

Thomas Becker erfüllt alle Kriterien einer Spitzenberu-fung für diesen Lehrstuhl, der ingenieur- und naturwis-senschaftliche Forschungsansätze auf einem hohenAnforderungsniveau so zusammenführen wird, dass da-raus prozesstechnische Innovationen entstehen. Be-ckers Arbeiten beziehen die Sparte der Getränke mitfunktionellen Eigenschaften und gesundheitsförder-

lichen Inhaltsstoffen mit ein. Die prozesstechnologischeAusrichtung geht über die klassische produktspezifi-sche Forschung hinaus. Sie dient damit dem Bier undanderen Getränkearten gleichermaßen: Unabhängig vonder Getränkeart werden technologische Entwicklungenvorangetrieben, die der Getränkewirtschaft auch jen-seits des Brauprozesses neue Anwendungen und neueProdukte zu erschließen hilft. Einen Ruf an die TU Wienhatte Thomas Becker abgelehnt.

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Eigener Haushaltfür den Standort Straubing

Universität Regensburg, Hochschule Regensburgund Hochschule Deggendorf. In Straubing bündelnsie ihre Expertise im Themenbereich »Nachwach-sende Rohstoffe und Erneuerbare Energien«.

Das Wissenschaftszentrum Straubing im Kompe-tenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe ist ei-ne gemeinsame Einrichtung von fünf Hochschulen:TU München, Fachhochschule Weihenstephan,

Bisher hing das Wissenschaftszentrum Straubing finan-ziell »am Tropf« seiner Mutter-Hochschulen, im Wesent-lichen der TUM. Doch als eigenständig agierende Insti-

tution für Forschung und Lehre braucht das Zentrum ei-nen eigenen Haushalt – so argumentierte der Aufsichts-rat seit Langem, dessen Vorsitzender, Prof. Wolfgang A.

Page 34: TUMcampus 2009 - 2

Herrmann, immer wieder bei den verantwortlichen Poli-tikern nachbohrte. Im Dezember 2008 führte die Beharr-lichkeit zum Erfolg: Das Kabinett billigte dem Zentrumim Entwurf des Doppelhaushalts 2009/2010 einen eige-nen Titel zu. Für 2009 werden die Straubinger über 1.17Millionen Euro verfügen können. »Darin stecken 780000Euro ›frisches‹ Geld«, erläutert Dr. Gerhard Thannhäu-ser, Leiter der TUM-Verwaltung Weihenstephan (aufSeiten der TUM ist das Wissenschaftszentrum Strau-bing der Fakultät Wissenschaftszentrum Weihenste-phan angegliedert). »Also wirklich neu bereitgestelltes

Geld. Der Rest wurde umgeschichtet aus Kapiteln dereinzelnen Hochschulen, die sich finanziell beteiligenmüssen.«

Verwendet wird das Geld vor allem für Bauunterhalt,Personal und laufenden Betrieb des neuen Gebäudes,das im Frühjahr 2009 eingeweiht werden soll. »Ein High-Tech Forschungsgebäude, wie es derzeit hier in Betriebgenommen wird, ist die Grundlage für bestmöglicheForschung auf dem Gebiet der Nachwachsenden Roh-stoffe«, betont Prof. Martin Faulstich, Direktor des Wis-senschaftszentrums. Er misst dem eigenen Haushalts-titel große Bedeutung zu, um den Standort Straubingzukunftsträchtig weiter zu entwickeln: »Dieser eigeneHaushaltstitel ist das Fundament, um einen innovativenBetrieb des etwa 20 Millionen Euro teuren Neubaus zugewährleisten.« Die Büros, Labors und Technikräumewerden vor allem von der TUM und der FH Weihenste-phan genutzt. Von der größeren Eigenständigkeit desZentrums profitieren auch die 13 Studierenden des ers-ten Jahrgangs im Masterstudiengang NachwachsendeRohstoffe, die zum Wintersemester 08/09 ihr Studium inStraubing aufgenommen haben.

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Das Hochschulquartettan der TUM

Live aus der TUM kommt die Hörfunk-Sendereihe»Hochschulquartett – Wissenschaft zur Diskussion«,eine Kooperation von Deutschlandfunk (DLF) undmanager magazin. Drei feste Quartett-Mitgliederdebattieren mit einem wechselnden Gast über diegesellschaftliche und ökonomische Ressource Wis-sen, über Forschung und Entwicklung am StandortDeutschland. Moderatoren sind Christian Floto(DLF) und Michael Kröher (manager magazin).

Dem »Hochschulquartett« gehören an: Prof. WolfgangA. Herrmann, Präsident der TUM, Prof. Jürgen Hessel-bach, Präsident der TU Braunschweig, und Prof. DieterLenzen, Präsident der Freien Universität Berlin. Sie dis-kutierten am 27. Februar 2009 die Frage »Lust oder Last– wie wird man heute Professor?«. Mit auf dem Podiumsaß eine direkt Betroffene: Dr. Karin Sigloch studierteElektrotechnik an der Universität Karlsruhe, wurde ander amerikanischen Eliteuniversität Princeton in Geo-wissenschaft promoviert und arbeitet seit einem Jahram Department für Geo- und Umweltwissenschaftender Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) anihrer Habilitation im Fach Geophysik.

Die Akademische Rätin kam aus persönlichen Gründenzurück nach Deutschland und hat hier eine auf höchs-tens sechs Jahre befristete Stelle. Anders als bei dervergleichbaren Position des Assistant Professor in denUSA ist in Deutschland eine anschließende Daueran-stellung nicht vorgesehen. Dennoch fühlt Karin Siglochsich fair behandelt, weiß aber auch: »Man muss sichseine Stelle sehr genau aussuchen. Auch in Deutsch-land gibt es Nischen, die exzellent und modern geführtsind.« Die Habilitation im Heimatland ist zwar momentanerklärtes Ziel, doch »auf Biegen und Brechen würde ichdas nicht in Deutschland machen. Wenn es anderswobessere Perspektiven gibt, oder wenn ich nach diesensechs Jahren noch nichts gefunden habe, kann ich mirauch Alternativen vorstellen.«

Starke Konkurrentin der Hochschulen ist die Industrie.Nicht nur für TU Braunschweig gilt, was Jürgen Hessel-bach aussprach: »Wir haben das Problem, die jungenLeute überhaupt nach der Promotion bei uns zu halten,weil wir in Wettbewerb stehen mit der Industrie, dieattraktive Gehälter bietet.« Neben dem höheren Salärlockt zudem das in Firmen deutlich unkompliziertere

Politik

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Medienecho

»Bei Einrichtung eines neuen Haushaltstitels werde inder Regel sehr knapp kalkuliert, was grundsätzlichrichtig sei, erläuterte Zellmeier (Josef Zellmeier istLandtagsabgeordneter, d. Red.). Schließlich gehe esum das Geld der Bürger. Im Fall des Wissenschafts-zentrums müssten jedoch noch heuer mehrere Lehr-stühle und Professuren neu eingerichtet werden.Dedshalb sei ein reduzierter Haushaltsansatz nichtvertretbar gewesen.«

Straubinger Tagblatt, 20. Februar 2009

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Professoren werden, sind jetzt schon geboren. Was tunwir dafür, dass sie Professoren werden? Und: Sind eseigentlich genug? Die Antwort kann man schon heutegeben: Nein.« Deshalb seien die deutschen Universitä-ten angewiesen auf junge Wissenschaftler aus demAusland. Bloß: »Für sie attraktiv zu sein, davon sind wirim Moment weit entfernt.«

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Michael Kröher

Einstellungsprocedere. Bis an der Universität ein Kandi-dat das Berufungsverfahren durchlaufen hat, vergehenMonate und Jahre. Hier müsse, so die einhellige Mei-nung der Diskutanten, kräftig »entrümpelt« werden.»Berufungspolitik ist das Herzstück jeder modernenHochschulpolitik«, betonte Wolfgang A. Herrmann. »Essind ja die Köpfe, auf die es ankommt – die dann diebesten Studierenden anziehen und daraus die bestenWissenschaftler machen.«

Die drei Uni-Chefs schlagen deshalb vor: Die Autonomieder Hochschulen stärken, das Berufungsrecht in dieUniversitäten verlagern und den Präsidenten das Rechtgeben, die Berufungen auszusprechen. Dies insbeson-dere vor dem Hintergrund, dass bis 2014 ein Drittel derheutigen Professoren in Pension geht. Eigentlich müss-te man noch weiter in die Zukunft schauen, gab DieterLenzen zu bedenken: »Die Kinder, die 2020 bis 2030

Politik

35TUMcampus 2/09

Fotos:UliBenz

Die weiteren Termine sind: 26. Juni (»Vom Gelehrtenzum Manager – der schwierige Weg an die Spitze ei-ner Hochschule«), 25. September und 27. November2009. Das Hochschulquartett wird aus dem Senats-saal der TUM im Stammgelände, Arcisstraße 21, ge-sendet; Zeit: 19.15 bis 20 Uhr. Zuhörer sind willkom-men (Einlass bis 19 Uhr). Nach der Sendung kanndas Publikum Fragen stellen.

Jürgen Hesselbach

Wolfgang A. Herrmann

Christian Floto

Karin Sigloch

Dieter Lenzen

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Von der eigenen Firma zum Forschen an die TUM?Prof. Khaled Karrai, Gründer und Geschäftsführerder Firma Attocube Systems AG, freut sich darauf.Der Physiker ist der erste Rudolf Diesel IndustryFellow des Institute for Advanced Study der TUM(TUM-IAS).

Die Idee hinter der Rudolf Diesel Fellowship ist, dassSpitzenforscher aus der Industrie bis zu einem Jahr andas IAS wechseln und eingebunden in eine For-schungsgruppe aus TUM- und Gastwissenschaftlern

Grundlagenforschung be-treiben. Der Vorteil liegtauf der Hand: der In-dustrieforscher kennt dieBedürfnisse der Wirt-schaft an die Wissen-schaft, gleichzeitig kanner Ideen der Forscher mitBlick auf eine potentielleAnwendung prüfen. DemUnternehmen eröffnensich ebenfalls Vorteiledurch die Kooperation,schließlich arbeiten dieFellows mit Top-Wissen-schaftlern aus der ganzenWelt im IAS zusammen.

Khaled Karrai lernte dieTUM 1993 als Humboldt-Stipendiat am Walter-Schott-ky-Institut kennen. Von 1995 bis 2006 leitete er als Pro-fessor die »Nanophysics Group« am Lehrstuhl für Expe-rimentelle Halbleiterphysik der Ludwig-Maximilians-Uni-versität (LMU) München. Er war Mitbegründer des Cen-ter for NanoScience (CeNS) an der LMU. Gemeinsammit Dr. Dirk Haft gründete er 2001 die Attocube SystemsAG und wechselte 2007 vollständig in die Geschäftslei-tung seines Unternehmens. Mit extrem präzisen Stell-motoren hat sich die Firma in kürzester Zeit internationaletabliert und erhielt 2008 sogar den renommierten Deut-schen Gründerpreis.

Nun hat Prof. Paolo Lugli, Ordinarius für Nanoelektronikder TUM, den Physiker für das einjährige Stipendium inseine Forschungsgruppe an das IAS gelockt. Ziel desForschungsaufenthalts ist es, neue Wege im Bereich

Wissenschaft und Wirtschaft

TUMcampus 2/0936

der Nano-Prägung zu entwickeln. Unter Nano-Prägungversteht man eine Art Stempel, der bestimmtes Materialprägen kann. Allerdings sind die Strukturen eines sol-chen Stempels winzigst: »Wir sprechen vom Millionsteleines Millimeters«, erklärt Karrai. Solche Stempel könn-ten zukünftig zum Beispiel zum Prägen von Schaltkrei-sen in Mikrochips oder ähnlichem verwendet werden.Der Münchner Firmengründer hofft darauf, dass sichaus seinem Forschungsaufenthalt weitere Möglichkei-ten der Kooperation mit der TUM ergeben.

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Erster Rudolf Diesel Industry Fellow am IAS

Software made in Germany

Zukünftig soll die Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlich-keit von Software bewertbar und nachweisbar werden.Dazu ziehen die TUM, Capgemini sd&m, Fraunhofer IESE,itestra, SAP und Siemens an einem Strang: Sie erarbeitenin den nächsten drei Jahren einen Qualitätsstandard fürSoftwareprodukte in Deutschland. In dem Projekt Qua-MoCo (Software-Qualität: Flexible Modellierung und inte-griertes Controlling) streben die Projektmitglieder einenAnsatz für die qualifizierte Zertifizierung der Softwarequa-lität an. So soll sich ein Gütesiegel »Made in Germany«auch für Software etablieren. Das Bundesministerium fürBildung und Forschung (BMBF) fördert QuaMoCo mit3,7 Millionen Euro. Der Eigenanteil der Industriepartnerbeläuft sich auf rund 2,2 Millionen Euro. Außerdem pla-nen die industriellen Verbundpartner über das Projektvor-haben hinaus, weitere finanzielle Mittel in die Erforschungvon Softwarequalität zu investieren.

In anderen Branchen haben sich Kriterien für die Quali-tätsprüfung und detaillierte Normen bewährt, deren Ein-haltung zum Teil sogar gesetzlich vorgeschrieben ist. DieProjektpartner von QuaMoCo werden in einem Qualitäts-modell detailliert die Eigenschaften eines erfolgreichenEntwicklungsprozesses und die qualitativ hochwertigerSoftware abbilden. So werden von der Anforderungser-hebung bis hin zur Qualitätssicherung und Wartung um-fassend Kriterien definiert, die hohe Qualität von Softwa-re gewährleisten. Diesem Qualitätsmodell übergeordnetsteht ein Meta-Qualitätsmodell, das allen Qualitätseigen-schaften eine klare Struktur gibt.

nhttps://quamoco.in.tum.de

Khaled Karrai

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Gut gelaunt der Krisetrotzen – die Diskus-sionsrunde beimUnternehmerTUMForum 2009 (v.l.):Michael Krause,Hans Huber, StefanWeigel (stellvertre-tender Chefredakteurder Financial TimesDeutschland), Wolf-gang A. Herrmannund JoachimMilberg.

novationen, Forschung und Entwicklung weiter voran-treiben, können wir unsere Arbeitsplätze und unserenzukünftigen Wohlstand sichern.« Einen wichtigen Bei-trag dazu leiste die UnternehmerTUM GmbH an derTUM. Sie vermittelt Studierenden und Wissenschaft-lern unternehmerische Kompetenzen und befähigt sie,ihre Innovations- und Gründungsprojekte weiter zu ent-wickeln.

Damit junge Leute Risiken eingehen und bereit sind,unternehmerische Verantwortung zu übernehmen,braucht es positive Vorbilder. Dr. Hans Huber, Inhabereines mittelständischen Unternehmens, ist dafür dasbeste Beispiel: »Unternehmer sein ist eine Aufgabe, diemich aus- und erfüllt.« Bei allen Risiken des Unterneh-merdaseins könne er sich keinen schöneren Beruf vor-stellen. Fazit der Diskussion: Auch Krisen bieten Chan-cen und wirtschaftliches Potential – man muss sie nurwahrnehmen und das nötige Selbstvertrauen mit-bringen.

Gunda Opitz

Wissenschaft und Wirtschaft

37TUMcampus 2/09

Über 500 Gäste aus Wissenschaft und Wirtschaftbegrüßte die UnternehmerTUM GmbH am 4. März2009 zu ihrem Forum UnternehmerTUM. In der Po-diumsdiskussion in der BMW Welt in München ginges um die Frage: Sollen junge Menschen in diesenwirtschaftlich schwierigen Zeiten unternehmerischeChancen ergreifen?

Michael Krause, 23-jähriger TUM-Student und Gründerder Firma napcabs, hat da überhaupt keinen Zweifel:»Mit einer guten Idee kann man immer Geld verdienen.«Er hätte sich auch unter den jetzigen Bedingungen nichtvon einer Gründung abhalten lassen. TUM-PräsidentProf. Wolfgang A. Herrmann, überzeugt von der Risi-kobereitschaft der jungen Generation, plädiert dafür,nach vorn zu blicken und »etwas zu unternehmen –eben genau das Gegenteil von unterlassen.«

Dafür sei gerade in der heutigen Zeit eine gute Ausbil-dung die beste Voraussetzung, meint Prof. Joachim Mil-berg, Präsident der Deutschen Akademie der Technik-wissenschaften. Er gab zu bedenken: »Nur wenn wir In-

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nternehm

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Chancen ergreifen in der Krise

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Die Fakultät für Elektrotechnik der TUM hat im De-zember 2008 das Hermann Schwarz Labor für

Hochfrequenztechnik eingeweiht. Das vom Lehrstuhl fürHochfrequenztechnik betriebene Labor wurde anläss-lich des 100. Geburtstags von Dr. Hermann Schwarz,dem Mitbegründer der Firma Rohde & Schwarz, einge-richtet und ist mit neuesten Messgeräten und Signalge-neratoren aus dem Produktspektrum der Firma ausge-stattet. Die von Rohde & Schwarz gespendeten Hoch-frequenzgeräte geben einerseits Studierenden die Mög-lichkeit, ihre Kenntnisse mit modernsten Geräten inpraktischen Übungen zu vertiefen, und dienen anderer-seits dazu, neue Forschungsergebnisse experimentellzu validieren und zu optimieren. n

Wissenschaft und Wirtschaft

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Hochfrequenz-Labor eröffnet

Zur Einweihung desHermann SchwarzLabors sprach Dr.Friedrich Schwarz,Sohn des Namens-gebers.

Geräte der FirmaRohde & Schwarz:Vector Signal Gene-rator SMBV und Net-work Analyzer ZVL6

Mit play.tools gearbeitet haben zum Beispiel dieInnovations- und Gründerteams:

napcabs GmbH: Kabinen zum Arbeiten und Ent-spannen im Transitbereich von FlughäfenCityMob GmbH: mobiler Stadt- und Partyguide fürHandysmobile cinema & entertainment: Verkauf von DVDsfür Reisende der Deutschen Bahn in Business-Loun-ges und ZügenRoadster: ein exklusives Sportauto im oberen Preis-segmentNoblePower: Entwicklung einer Stromversorgungs-einheit auf Basis einer neuartigen Methanolbrenn-stoffzellen-TechnologieMc Kitchen: ein platzsparendes Küchen-Multifunk-tionsgerätFensterwärmetauscher: Belüftungssystem für Fens-ter mit EnergierückgewinnungTreckpacker: Online-Planungstool für Aktivitäten imFreienTraxi: Intermodale Mobilitätsplattform

play.tools –

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potentielle Kunden überzeugen, sondern auch das Teamselbst! Viele Teams haben mittlerweile die play.tools-In-frastruktur erfolgreich eingesetzt; dabei dient play.toolsnicht nur dazu, das Geschäftskonzept zu evaluieren,sondern wird von den Teams auch bei der Realisierunggenutzt.

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Wissenschaft und Wirtschaft

39TUMcampus 2/09

Jährlich erproben bei der UnternehmerTUM GmbH,dem Zentrum für Innovation und Gründung an der

TUM, zahlreiche Gründungs- und Innovationsteamssystematisch neue Geschäftskonzepte für Produkte undDienstleistungen. Dazu hat die UnternehmerTUMplay.tools aufgebaut, eine Infrastruktur aus Methodenund Werkzeugen, entstanden mit Unterstützung desBayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Infra-struktur, Verkehr und Technologie.

Mithilfe von play.tools entwickeln die Teams in kurzerZeit Prototypen und Modelle, um etwa den Kundennut-zen und die Kundenakzeptanz ihrer Produkt- undDienstleistungsideen in einem sehr frühen Entwick-lungsstadium zu bewerten. Durch die gemeinsame Ar-beit an einem Modell können Studierende und Wissen-schaftler nicht nur Erfahrungen im Umgang mit Techno-logien sammeln und ihr Kunden- und Marktverständnisschärfen, sondern auch die Qualität der Zusammenar-beit gerade in interdisziplinären Teams steigern. Proto-typen wirken also durchaus »sozial« – sie beeinflussendie Qualität der Teamarbeit positiv und unterstützen soden Aufbau leistungsfähiger Teamstrukturen und -pro-zesse. Prototypen und Modelle können eben nicht nur

Unbeschwert einkaufenim NachbarlandPreisunterschiede, aber auch die räumliche Nähe vonEinkaufszentren und die Abwechslung vom heimischenAngebot locken Konsumenten in der Grenzregion Bay-ern-Tschechien ins Nachbarland. 2012 wird in Tsche-chien der Euro eingeführt, was den grenzüberschreiten-den Einkauf noch attraktiver machen wird. Doch vieleKonsumenten sind unsicher beim Einkauf im EU-Nach-barland: Was passiert, wenn Ware oder Dienstleistun-gen nicht den Versprechungen des Verkäufers entspre-chen? Wie setzt sich der Verbraucher durch, wenn erdie Ware zurückgeben möchte? Bereits jetzt untersuchtdie TUM zusammen mit der westböhmischen Univer-sität Pilsen im Forschungsprojekt ConNet (ConsumerNetwork), welchen speziellen Informationsbedarf dieBewohner der Grenzregion haben. Das Projekt wirdvom Freistaat Bayern und der Europäischen Union mit300 000 Euro gefördert.

Unter der Projektleitung von Prof. Jutta Roosen, Ordi-naria für Betriebswirtschaftslehre – Marketing und Kon-sumforschung der TUM, wird eine repräsentative wis-senschaftliche Befragung der Bevölkerung des tsche-chisch-deutschen Grenzgebiets durchgeführt, um re-gionsspezifische Themenfelder für Information und Be-ratung im Verbraucherschutz zu ermitteln. Mithilfe derErgebnisse werden Konzepte für die Öffentlichkeitsar-beit entwickelt, die von bayerischen und tschechischenProjektpartnern im Grenzraum umgesetzt werden. Ge-plant sind etwa Informationsstände bei Veranstaltun-gen, Vortragsreihen oder Beratungsgespräche zur kon-tinuierlichen Verbesserung der Einkaufsbedingungen imGrenzgebiet. Ziel ist ein eigenständiges Verbraucher-schutz-Netzwerk in der Region.

www.connet-online.eu n

mehr als eineSpielerei

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Zu Besuch auf dem CampusFranz FehrenbachIn der Vorlesungsreihe »Innovative Unternehmer« der Unterneh-merTUM GmbH referierte am 23. Januar 2009 Franz Fehrenbach,Vorsitzender Bosch Geschäftsführung. »Bosch im globalen Wett-bewerb« war sein Thema.

Fehrenbach sieht in der derzeit schwierigen Phase für Unterneh-men auch eine Chance: Dies ist genau die richtige Zeit für inno-vative Unternehmer! Das momentane »Weltwirtschaftsgewitter«überblendet geradezu einen Zusammenhang, der für Unterneh-men wie Bosch und für die Gesellschaft nach wie vor wesentlichist: zwischen Globalisierung und Innovation. Das Beispiel Boschzeigt, dass man sich dem Lauf der Welt nicht tatenlos fügenmuss. Das Unternehmen antwortet auf die Globalisierung zumeinen mit dem Ausbau seiner eigenen internationalen Präsenz. Essetzt auf eine differenzierte Standortpolitik, einen wettbewerbsfä-higen Mix aus Hoch- und Niedrigkostenstandorten in allen Teilender Triade. Zum anderen fördert Bosch nach Kräften seine Inno-

vationskultur. Dabei geht es um mehr als einen guten For-schungsetat. Ebenso wichtig sind kreative Freiräume und lang-fristiges Denken.

Bosch versteht die Globalisierung nicht nur ökonomisch, sondernauch ökologisch. In aller Welt ziehen die Normen für Umwelt- undKlimaschutz an. Mehr als 40 Prozent der Forschungs- und Ent-wicklungsausgaben von Bosch zielen auf Erzeugnisse, die Um-welt und Ressourcen schonen. Im Slogan »Technik fürs Leben«steckt ein strategisches Leitmotiv des Unternehmens: technischeAntworten auf ökologische Fragen zu geben. Gerade dafürbraucht Bosch erstklassige Nachwuchsingenieure.

Ludger Meyer

Hans WeilerIm Rahmen der Vortragsreihe »Bildung - Herausforderung fürSchule und Technische Universität«, veranstaltet von der Carl-von-Linde-Akademie und dem Zentralinstitut für Lehrerbildungund Lehrerfortbildung der TUM, sprach am 19. Januar 2009 Prof.Hans Weiler über »Reform der Lehrerbildung und Reform derHochschulen – Eine doppelte Herausforderung für Deutschland«.

Weiler, Erziehungs- und Politikwissenschaftler, lehrte viele Jahrean der renommierten School of Education der Stanford Universi-ty, USA; von 1993 bis 1999 leitete er als Gründungsrektor die Eu-ropa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder. An der Gründung derTUM School of Education war er als Berater maßgeblich beteiligt.

In seinem Vortrag ging er der Frage nach, welche Veränderungenan den Hochschulen notwendig sind, um Reformen in der Leh-rerbildung möglich und erfolgreich zu machen - und ob es Anzei-chen dafür gibt, dass neue Wege in der universitären Lehrerbil-

dung eventuell auch zum Auslöser oder gar Beschleuniger derHochschulreform werden könnten. Eins steht für den Bildungs-profi fest: »Die Reform der deutschen Hochschulen und die Re-form der Lehrerbildung hängen aufs Engste miteinander zusam-men.« Die strukturelle Einbettung der Lehrerbildung in die Hoch-schulen gehöre »mit Recht zu den dringendsten und zentralenPunkten auf der Reformagenda der Lehrerbildung.« Als eine ge-eignete Maßnahme schlägt er vor, an den Universitäten Profes-sional Schools einzurichten – Einheiten, in denen gesellschaftlichbedeutende und komplexe Themenbereiche wie Bildung, Ge-sundheitswesen oder Umwelt fächerübergreifend behandeltwerden.

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Vera Regitz-Zagrosek

1960 veranstaltete die American Heart Association eineKonferenz über Frauen und kardiovaskuläre Erkrankun-gen, Titel »Wie kann ich meinem Gatten helfen, mit seinerHerzkrankheit umzugehen?«. Diese Frage spiegelt diedamalige Sichtweise wider – für die meisten Ärzte wieauch für die Frauen selbst waren Herzkrankheiten »Män-nersache«. Folglich spielten Frauen in kardiologischenStudien lange Zeit keine Rolle. Inzwischen weiß man,dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen auch für das weiblicheGeschlecht Todesursache Nr. 1 sind; das Risiko wirdallerdings noch immer unterschätzt. Das führt etwa dazu,dass Frauen einen akuten Herzinfarkt deutlich seltenerüberleben als Männer. Bekannt ist heute auch, dass sichdie Geschlechter hinsichtlich kardiovaskulärer Erkrankun-gen stark unterscheiden – bei Präsentation, Diagnostikund Prognose ebenso wie bei medikamentöser, interven-tioneller und chirurgischer Behandlung.

Das nahm das Institute for Advanced Study der TUMzum Anlass, sein alljährliches Liesel-Beckmann-Sympo-sium (LBS) 2008 unter das Thema »Gender in der Medi-zin« zu stellen. Auf dem LBS werden Bildungs- und wis-senschaftliche Fragen im internationalen Kontext er-örtert, um neue Denk- und Handlungshorizonte dergesellschaftlichen Verpflichtung aus der Wissenschaftheraus zu formulieren. Das LBS im November 2008 ließkeinen Zweifel daran, dass es in der Medizin noch et-liche »blinde Flecken« in Bezug auf Genderaspekte gibt.Vorträge zu Körpergeschichte, zur Ausbildung von Me-dizinern und Medizinerinnen und zu geschlechtsspezifi-schen Aspekten von Herzerkrankungen deckten dasbreite Themenfeld ab.

Anschaulich stellte Prof. Vera Regitz-Zagrosek, Direkto-rin des Instituts für Geschlechterforschung in der Medi-zin an der Berliner Charité, die Unterschiede bei Herz-krankheiten und die daraus resultierende schlechtereVersorgungslage von Frauen dar. Und sie wies daraufhin, wie eklatant Frauen in medizinischen Standesorga-nisationen, den höheren Karriereebenen von Klinikenund Universitäten unterrepräsentiert sind – damit fehlenweibliche Vorbilder. Besonders interessant: Die wenigenChefärztinnen verdienen auch noch erheblich – rund einDrittel – weniger als ihre männlichen Kollegen, fand eineStudie 2002 heraus. Sowohl in der Forschung als auchin Ausbildung und Gleichstellung kann heute also von»gendergerechter Medizin« keine Rede sein.

Erstmals wurde beim LBS 2008 das Forschungsprojekt»Gender in die Medizin zur Implementierung der Ge-schlechterforschung in der Medizin als Gegenstand derForschung, Lehre und Praxis« vergeben. Nun kann Bir-git Böhm, Diplom-Sportlehrerin am Lehrstuhl für Sportund Gesundheitsförderung der TUM, mit 13 000 Euroihr Projekt »Geschlechtsspezifische pädiatrische Prä-ventionsstudie zur Vorbeugung kardiovaskulärer Er-krankungen« durchführen. Sie will anhand von Unter-suchungen an 70 Grundschülern und -schülerinnen ge-schlechtsspezifische Präventionsstrategien zur Vorbeu-gung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen formulieren undlangfristig (Sport-) Interventionsprogramme entwickeln.

Christine Kenning

Die Dokumentation des Symposiums im Internet:

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41TUMcampus 2/09

Frauenherzen – Männerherzen

www.tum-ias.de/current-focus-groups/gender-diversity

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Gender in die Lehre

Am Frauenbüro der TUM läuft zur Zeit ein Projektzur Integration von Genderaspekten als Qualitäts-kriterium für die Hochschullehre.

Die Beschäftigung mit der Genderthematik ist in denmeisten Fachdisziplinen noch neues Terrain. Um mehrErkenntnisse über die Bedeutung der Kategorie »Gen-der« für Forschung, ihre Ergebnisse und deren Interpre-tation zu gewinnen, gilt es, auch die TUM-Studierendenals Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von mor-gen für das Thema zu sensibilisieren und bereits vor-handenes Wissen in die Lehre zu integrieren.

Seit einiger Zeit schon bietet das Frauenbüro der TUMBeratung für Dozentinnen und Dozenten an, die ihreLehrinhalte gendergerecht aufarbeiten wollen. In wel-cher Form dies geschieht, richtet sich nach Bedürfnis-sen und Wünschen der Lehrkräfte, der verschiedenenStudiengänge und der jeweiligen Fakultät. Es könnenVorträge, Kolloquien, Lehraufträge zur Genderthematikorganisiert werden. So fand in der Physik im letzten Jahrein Fachkolloquium »Genderaspekte in physikalischerForschung und Lehre« statt. Zum intensiveren Einstiegin die Materie bietet das Frauenbüro individuell auf ein-zelne Lehrveranstaltungen zugeschnittene Unterstüt-zung.

Aktuelles Beispiel ist ein Workshop im Bereich »PublicHealth« in der Sportwissenschaft: Prof. Petra Kolip, Pro-fessorin für Sozialepidemiologie der Universität Bremen,beriet dort vier Dozentinnen und Dozenten der TUM. Beider eintägigen Fortbildung ging es zum einen um diefachspezifische Frage, wie die geplanten Seminarinhal-te durch Einbeziehung der Genderperspektive ergänztwerden können: Welche Genderaspekte finden sich imBereich »Public Health«? Zum anderen lieferte die Wis-senschaftlerin, die über langjährige Erfahrung mit derIntegration von Genderaspekten in ihre Vorlesungenund Seminare verfügt, zahlreiche Anregungen auf dermethodisch-didaktischen Ebene. So wurde im Work-shop erörtert,welche Fragestellungen und Lernbeispielegeeignet sind, um Studierenden die Relevanz von Gen-dersensibilität für ihr Fach zu vermitteln.

Ulla Weber

www.public-health.uni-bremen.de

Macmillan English Campus

Eine Neuheit an der TUM ist der online verfügbare,aus Studienbeiträgen finanzierte »Macmillan EnglishCampus« (MEC).

Im Rahmen dieses Pilotprojekts bekamen 400 Teilneh-mer von Englischkursen des TUM-SprachenzentrumsZugang zu einem Online-Campus mit reichem Angebotan Sprachübungen, aktuellen Zeitungsartikeln, Nach-schlagewerken, Spielen, Prüfungen und Kommunika-tionshilfen. Studierende haben den Campus im Durch-schnitt eine Stunde pro Woche besucht und waren mitihrem Lernerfolg sehr zufrieden. »Practising English wasnever so much fun, except maybe talking to Aussies atd’ Wiesn«, urteilt ein TUM-BWL-Student.

Projektleiterin Dr. Heidi Minning erklärt: »Mit dem Cam-pus sind die Studierenden motiviert, Sprachstrukturenaußerhalb des Unterrichts gezielt zu üben. Somit kön-nen wir die Zeit im Klassenzimmer für kommunikativeund fach- und berufsbezogene Aufgaben freihalten.«Das Projekt soll nach Auswertung der Pilotphase ausge-weitet und als Unterrichtsergänzung sowie im »Blended-learning-Konzept« (Mischung aus betreutem Online-Lernen und Präsenzlernen in Seminaren) ausgebautwerden.

Christine Geishauser

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Sprachdozenten bereiten sich auf den MEC vor.

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Das Lehramtsstudium, wie es bisher üblich ist, wirdhäufig kritisiert: Im Grundstudium besuchen angehendeLehrkräfte zusammen mit den »Diplomern« vor allemfachwissenschaftliche Veranstaltungen. Im Hauptstu-dium kommt die Fachdidaktik hinzu, deren Schwer-punkt darin besteht, über Unterrichtsmethoden zu re-flektieren. Das Fachliche tritt dabei in den Hintergrund.Das Problem dieser Studienstruktur bringt Prof. GerdFischer am Beispiel Mathematik auf den Punkt: »Die rei-ne Fachausbildung in Mathematik am Anfang des Stu-diums ist für Lehramtsstudierende nicht ausreichend.Bis zu 300 Leute sitzen in einer Vorlesung und werdenmit Stoff gefüllt«, erklärt Fischer, seit fünf Jahren Hono-rarprofessor an der Fakultät für Mathematik der TUM.Die Lehramtsstudierenden fühlten sich oft wie Gänse,gestopft mit Wissen, das sie nie für den Unterricht brau-chen. Auf der Strecke bleibe die Frage, wie die elemen-taren Teile dieser fachlichen Inhalte später den Schülernzu vermitteln sind.

Fischer hat sich dieses Problems angenommen. In sei-ner speziell auf Lehramtsstudierende zugeschnittenenVorlesung »Lineare Algebra und Analytische Geometrie 1für Gymnasiallehrer« geht er bereits im besonders wich-tigen ersten Semester auf die Bedürfnisse dieser Ziel-gruppe ein. »Wir halten die Studierenden dazu an, vonAnfang an den Stoff ihren Kommilitonen wie in einerSchulsituation zu präsentieren«, erklärt der Mathematik-professor. Dafür bietet er mit Kollegen eine eigene Ver-

anstaltung im Stil eines Proseminars zur Vorlesung an.Keinesfalls möchte er aber die Lehramtstudierendenvon den anderen Studierenden der Mathematik völligabtrennen, um das fachliche Niveau und die Durchläs-sigkeit zwischen den Studiengängen nicht zu gefährden.

Mindestens ein Mal im Semester hält jeder Studierendein dieser Veranstaltung quasi eine Mathematikstunde.Erstsemestlerin Franziska Steff etwa »unterrichtet« überden Vektorraum der stetigen Funktionen. Gemeinsammit dem Seminar entwickelt sie Stück für Stück die Pro-blematik an der Tafel. Immer wieder stellt sie Fragen, dieStudierenden melden sich. Erst so, äußerst sich ein Teil-nehmer, habe er den Stoff richtig verstanden. Im An-schluss kommt das Feedback der Seminarteilnehmer zuArt und Weise der Vermittlung. Es werden also zwei Flie-gen mit einer Klappe geschlagen: Der Stoff wird ver-ständlicher, und gleichzeitig bringen die Studierendensich gegenseitig bei, die Inhalte angemessen zu lehren,was für ihren späteren Beruf ausschlaggebend ist.

Fischer hofft, solche Veranstaltungen in Zukunft nichtnur für Studienanfänger anbieten zu können, sondernauch für höhere Semester: »Wir wollen das Lehramts-studium für Mathematik so attraktiv wie möglich gestal-ten. Wir erhoffen uns dabei von der neuen TUM Schoolof Education kräftigen Rückenwind.«

Bastienne Mues

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Nie mehr matte Mathelehrer !

Erstsemestlerin Fran-ziska Steff bei ihrem»Unterricht«.

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Ein Honorarprofessor geht neue Wege in der Ausbildung von Lehramts-studenten. Schon im ersten Semester halten die Studierenden eineMathematikstunde vor ihren Kommilitonen.

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Die TUM hat zusammen mit den sieben staatlichen Gymnasien derRegion Altötting-Traunstein ihren zweiten Schulcluster gegründet.Mit den Schulclustern will die TUM dafür sorgen, dass Schulen ei-ner Region mit der Universität und der lokalen Wirtschaft enger zu-sammenarbeiten. Das kommt auch den Gymnasien entgegen, dieheute in der Oberstufe wissenschaftspropädeutische Seminare

(W-Seminare) und Projekt-Seminare zur Studien- und Berufsorien-tierung (P-Seminare) anbieten müssen.

Das Interesse der Industrie an der Zusammenarbeit mit den Clus-tern ist groß; so präsentierten sich bei der Auftaktveranstaltungzum zweiten Cluster namhafte Firmen wie die Wacker Chemie undBosch Siemens Hausgeräte (BSH). Der frühzeitige Kontakt mit Uni-versität und Wirtschaft erleichtert den Schülern die Berufsorientie-rung. Bereits 2007 hat die TUM ihren ersten Schulcluster gegrün-det, den Cluster Berchtesgadener Land.

Dr. Andreas Kratzer vom Zentralinstitut für Lehrerbildung und Leh-rerfortbildung der TUM, der die Cluster organisiert, ist davon über-zeugt, dass alle drei Partner profitieren: »Die TUM kann ihre Leh-rerbildung durch die enge Zusammenarbeit mit den Schulen nochpraxisorientierter gestalten. Die Schulen haben leichteren Zugangzu den Ressourcen der Universität, zum Beispiel für die Durchfüh-rung von W- und P-Seminaren.« Und die Firmen kommen in Kon-takt mit regional verwurzelten Nachwuchskräften.

Koordiniert wird die Zusammenarbeit zwi-schen der TUM und den Schulen zunächstvom Johannes-Heidenhain-Gymnasium in

Traunreut, das neue Referenzschule der TUM geworden ist. DieReferenzschule ist zentraler Ansprechpartner der TUM, betreutLehramtsstudierende während der Praktika und vermittelt Informa-tionen aus der TUM an die anderen Gymnasien des Clusters.Neben einem flächendeckenden Universitätskontakt für Schulensichern die Cluster speziell auch die Kooperationen der Schulenuntereinander – im Idealfall schulartübergreifend. Geplant ist zumBeispiel, dass Referenten der TUM an einem Cluster-Gymnasiumüber ihr Fach informieren und Schüler aller beteiligten Schulen da-ran teilnehmen können.

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Medienecho

»In der Lehre sieht der Präsident (Prof. Werner Müller-Esterl, Prä-sident der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Anm. d. Red.)an der gesamten Hochschule großes Verbesserungspotenzial.Das größte Problem seien fehlende Dozenten, momentan steheim Schnitt ein Unterrichtender vor 60 Studenten: ›Das ist katas-trophal.‹ In der Lehrerausbildung gebe es zudem einen Reform-stau. Dort spielt Müller-Esterl auch mit dem Gedanken eine›School of Education‹ nach dem Vorbild der Technischen Univer-sität München einzurichten.«

Main-Taunus-Kurier, 31. Januar 2009

»›Schul-Cluster‹ mit sieben Gymnasien der Region und der TUMünchen in Burghausen gebildet... Gemeinsam mit der Techni-schen Universität München und verschiedenen Firmen aus derRegion sollen die Schüler praktisch an manche Abläufe im Stu-dentenleben und an die Praxis der Naturwissenschaften heran-geführt werden.«

Traunreuter Anzeiger, 13. Februar 2009

»Es geht um Berufsfeldorientierung und Hochschuldidaktik. UmKompetenzorientierung und europäische Standards. Um einestärkere Verzahnung aller drei Phasen der Lehrerbildung und ei-ne Stärkung der Seminarleiter. Um die Gleichwertigkeit aller Lehr-ämter und die Orientierung an Schulstufen statt an Schularten.Dass die CDU-Regierung in Nordrhein-Westfalen vor wenigenWochen ein Eckpunktepapier mit ähnlichen Inhalten beschlossenhat, macht hellhörig. Dass die Technische Universität München(TUM) mit der geplanten ›School of Education‹ Vergleichbares an-strebt, macht Mut.«

Klaus Wenzel, Präsident des Bayerischen Lehrer- undLehrerinnenverbands e.V., in »Bayerische Schule« 1, 2009

Schule, Uni, Firma – ein gutes Team

Bei der Auftaktveranstaltung zum zweiten Cluster konnten sich Schülerüber Arbeitsweisen und Projekte regionaler Firmen informieren.

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Ein visionäres Gebäude, das selbst Energie produziert –das ist Power Tower, ein gemeinsames Entwurfsprojektder TUM-Lehrstühle für Integriertes Bauen, für Bauklima-tik und Haustechnik, für Aerodynamik und für Thermo-dynamik sowie der Universitá La Sapienza in Rom. DerLehrstuhl für Integriertes Bauen hat mit Studierenden derArchitektur Ideen für ein Gebäude der Zukunft entwickelt,die weit über die aktuell geforderte Nachhaltigkeit hinausneue Perspektiven bieten. Die globalen Veränderungenangesichts von Energieknappheit und Klimawandel for-dern von der Architektur neue Lösungen. Die in Gebäu-den verbrauchte Energie macht rund dreißig Prozent desinsgesamt produzierten Kohlendioxids aus. Heute ver-sucht man, durch passive Maßnahmen in der Strukturdes Gebäudes, seiner Hülle und in den technischen An-lagen den Energiebedarf zu senken. Für die Zukunft wirddas jedoch nicht ausreichen.

Aktive Maßnahmen zur Energieerzeugung sollen im Pro-jekt Power Tower eine neue Großstruktur schaffen, diesich mit selbst produzierter, erneuerbarer Energie ver-sorgt. Die Größe des Gebäudes erlaubt es, Qualitäten wiedie besondere Höhe, Fassadenfläche oder Tiefgründungsynergetisch zu nutzen. Das eröffnet neue Wege zurnachhaltigen Energiegewinnung, die Verfahren industriel-ler Erzeugung auf Gebäude übertragen. Architektur stehthier vor der Aufgabe, die technischen Ansätze zu integ-rieren und daraus Neues abzuleiten.

Üblicherweise wird Energie in zentralen Kraftwerken er-zeugt und über weite Strecken zum Verbraucher geleitet.Allein beim Transport geht ein Drittel der Energie verloren.Im Power Tower wird sie lokal erzeugt und in unmittelba-rer Nähe verbraucht – Garantie für hohe Effizienz auch beigeringerer Ausbeute und höherem Aufwand. Neben elek-trischem Strom kann Wärme entstehen, die wiederum imGebäude gespeichert und verbraucht werden kann.

Favorit in den studentischen Ideen war die Windkraft.Eine Möglichkeit ist, Großrotoren im Gebäudekörper zuplatzieren, was dessen Volumen entsprechend vergrö-ßert; eine andere setzt auf viele kleinere Rotoren in der

Gebäudehülle. DieseSysteme sind unabhän-gig von der Gebäude-form und würden selbstan bereits bestehendenBauten funktionieren.

Interessant ist der An-satz, durch Sonnenein-strahlung erzeugte Luft-strömungen im Zwi-schenraum einer Dop-pelfassade zu nutzen:Hier können Turbinen anEngstellen des Zwischen-raums elektrische Ener-gie erzeugen, gleich-zeitig kann die Luftströ-mung direkt das Gebäu-de entlüften. Denkbarsind auch Wärmekollek-toren in der Gebäude-hülle, die Transparenzund Sonnenschutz bie-ten.

Auf Brennstoffzellensetzt ein System aushocheffizienten Solar-zellen und der damitmöglichen Herstellungvon Wasserstoff: Bei der Rückumwandlung entstehtneben elektrischer Energie Wassser, das, über die Fas-sade abgeleitet, dem Gebäude zu einer ganz besonde-ren Erscheinung verhilft.

Derzeit werden die vielen spannenden Ideen in Simula-tionen auf Leistungsfähigkeit und mögliche Energieaus-beute geprüft.

Sebastian Massmann

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Power Tower

Architekten der TUM wollen Häuser bauen, dieihre eigene Energie erzeugen. Utopie? Studieren-de haben eine Menge guter Ideen dazu.

Dieser Entwurfsetzt auf Windkraftzur Erzeugung vonEnergie: DieGebäudehülle istmit vielen kleinenRotoren (s. Detail)bestückt, die fron-tal oder laminarangeströmt werden.

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Neue Marken der TUMDas Deutsche Patent- und Markenamt hat folgendeWort- und/oder Bildmarken der TUM in sein Marken-register eingetragen:

Munich Dual Career Office (Wortmarke)

TUM Alumni of Excellence (Wortmarke)

TUM Business School (Wortmarke)

TUM Management School (Wortmarke)

PPS pyro-power-safe (Wort- und Bild-marke), eine elektrisch ansteuerbare Not-auslösevorrichtung für Ski, Skistöcke,Snowboards und sonstige Gleitsport-geräte.

TUM Institute for Advanced Study (TUM-IAS)(Wortmarke)

IAS TUM Institute for Advanced Study(Wort- und Bildmarke)

IGSSE TUM International GraduateSchool of Science and Engineering(Wort- und Bildmarke)

TUM International Graduate School of Science andEngineering (IGSSE) (Wortmarke)

Schimmelpilzgifte – Mycotoxine – sind das Thema desTrainingsprogramms »MycoTUM«, das die Abteilung»BIOANALYTIK Weihenstephan« des Zentralinstituts für

Ernährungs- und Lebensmittelforschung (ZIEL) der TUMin diesem Jahr bereits zum zweiten Mal organisiert. Dieinternationale Schulung entstand auf Anregung derEuropäischen Kommission; in der Ausschreibung hattensich die ZIEL-Mitarbeiter PD Dr. Michael Rychlik undDipl.-Ing. Jürgen Danier mit ihrer Projektskizze »Myco-TUM« gegen eine Reihe internationaler Anbieter durch-gesetzt. Die Kompetenz des Teams, die adäquate Ge-räteausstattung zur Mykotoxinanalytik und die hervor-ragende Infrastruktur des Wissenschaftszentrums Wei-henstephan (WZW) hatten die Kommission überzeugt.Die Generaldirektion Handel der Europäischen Unionfinanziert die Trainingsseminare mit rund 300000 Euroüber drei Jahre.

So werden im August 2009 Teilnehmer aus 20 Schwel-len- und Entwicklungsländern wie Argentinien, China,Indien, Nigeria oder Ägypten zwei Wochen lang in Wei-henstephan in Sachen Aflatoxine und Ochratoxin Aweitergebildet. Sie lernen, wie in Europa Analytik, Risi-kobewertung und rechtliche Beurteilung dieser Schim-melpilzgifte vorgenommen werden. Referenten sindFachleute aus der Lebensmittelüberwachung und Le-

bensmittelanalytik, darunter auch Experten des WZW.Ziel ist es, die Lebensmittelüberwachung der teilneh-menden Länder nach den Vorgaben der EuropäischenKommission zu harmonisieren; sowohl die Sicherheitbei Lebensmittelexporten in die Mitgliedstaaten alsauch die Lebensmittelsicherheit in den Ländern sollenerhöht werden.

Das erste Trainingsprogramm im Jahr 2008 war ein vol-ler Erfolg und fand in Fachkreisen wie in den Medien Be-achtung. Das dabei geknüpfte internationale Netzwerkerleichtert zudem den effektiven Austausch von Infor-mationen und die Organisation von Folgetreffen.

www.mycotum.den

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Training gegen Schimmelpilze

Teilnehmer desersten MycoTUM-Programms

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Für Sie notiert

Architekturmodelle im Museum: »Die Kartäuser – Vonder Kartäuserzelle zur Minimalwohnung« war das The-ma eines Seminars am Lehrstuhl für Baugeschichte,Historische Bauforschung und Denkmalpflege der TUM.Da Kartäusermönche ihre Klause nur zu wenigen Gele-genheiten verlassen, nähert sich die Architektur desKartäuserhäuschens dem »lebensnotwendigen Mini-mum« von zwei Seiten aus an: Einerseits soll sie denForderungen der kargen, asketischen Lebensweise desOrdens gerecht werden, andererseits muss sie einenLebensraum schaffen, der allen Funktionen des LebensRaum bietet. Die Studierenden untersuchten die Archi-tektur von Kartäuserzellen in europäischen Ländern undaus unterschiedlichen Epochen und setzten sie in Re-lation zu modernen Minimalwohnkonzepten. Die dazuangefertigten Modelle im Maßstab 1: 50 wurden bereitsim Herbst 2008 in der TUM-Bibliothek präsentiert undsind nun vom 20. April bis 20. Mai 2009 im Kartäuser-museum Buxheim und vom 30. Mai bis 26. Juli 2009 im

Kartäusermuseum Tückelhausen zu sehen. Sie zeigeneindrücklich Gemeinsamkeiten und Unterschiede inRaumaufteilung und Raumgrößen der Kartäuserzellenuntereinander sowie im Vergleich mit den Minimalwoh-neinheiten. Bis heute, das macht die Ausstellung deut-lich, lässt sich die über 900-jährige Bautradition derKartäuser verfolgen.

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Bier hilft musizieren: »Kinderblume« nannten die Mitar-beiter des TUM-Lehrstuhls für Technologie der Brauerei Iden Schausud, den sie im Frühjahr 2008 anlässlich des

Technologischen Seminars brauten. Unter dem Motto»Diese Spende spendet mehr als nur Erfrischung« wardie speziell etikettierte Sonderabfüllung gegen eineSpende zu genießen. Ein Jahr später konnten die Brau-er als Erlös ihrer erfolgreichen Aktion 420 Euro an denVerein Kinder(t)räume Weihenstephan übergeben. DieKindergartenkinder bedankten sich bei Prof. WernerBack (hinten, M.) und seinen Mitarbeitern mit Kaffee undselbstgebackenen Muffins. Und sie versprachen, dassdas Geld auch einer Kunst zufließen soll: Es werdenneue Musikinstrumente angeschafft.

Winter-Universiade: Mit über 40 teilnehmenden Natio-nen ist die Winter-Universiade nach den OlympischenWinterspielen die größte Wintersportveranstaltung derWelt. Im Februar 2009 fand sie zum 24. Mal statt. 3 500studentische Athletinnen und Athleten maßen in Harbin,China, ihre Kräfte, darunter 22 Studierende ausDeutschland. Auch zwe i TUM-Studenten traten an:Klaus-Hermann Witzmann ging in der Sportart SkiCross an den Start, Christof Volz als Snowboarder. Ver-anstaltet wird die Universiade vom Weltverband desHochschulsports (International University Sports Fede-ration, FISU).

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Samarjit Chakraborty

Zum 1. Oktober 2008 wurde Prof. SamarjitChakraborty, Assistant Professor für Infor-matik an der National University of Singa-pore, auf den Lehrstuhl für Realzeit-Com-putersysteme der TUM berufen (NachfolgeProf. Georg Färber).

Samarjit Chakraborty wurde in Kalkutta,Indien, geboren. Er studierte Informatik zu-nächst an der Jadavpur Universität in Kal-kutta, wo er 1996 den Bachelorabschlussmit Auszeichnung machte; 1998 folgteder Masterabschluss am Indian Instituteof Technology in Kanpur. Anschließendarbeitete er an der ETH Zürich, wo er 2003seine mehrfach ausgezeichnete Ph.D.-Ar-

beit in Elektrotechnik und Informatikanfertigte. Von 2003 bis 2008 war er ander National University of Singaporetätig.

Seine Forschungsschwerpunkte sindEntwurf und Analyse von Echtzeit- undeingebetteten Systemen, Technikenund Werkzeuge für Entwurf und Opti-mierung eingebetteter Software sowieeingebettete Systeme für Echtzeitmulti-media, für Automobilelektronik und fürMedizintechnik und Gesundheit.

Zum 1. Mai 2009 wurde Prof. KlausDrechsler, Direktor des Instituts für Flug-zeugbau an der Universität Stuttgart, zumOrdinarius für Carbon Composites derTUM berufen. Der Lehrstuhl geht zurückauf eine Stiftung der Firma SGL Carbon.

Klaus Drechsler studierte Luft- und Raum-fahrttechnik an der Universität Stuttgartund wurde auf dem Gebiet der Faserver-bundwerkstoffe promoviert. Nach zwölfJahren Tätigkeit in der Industrieforschungbei MBB/DaimlerChrysler /EADS in Otto-brunn wechselte er 2001 an die UniversitätStuttgart, wo er sich schwerpunktmäßigmit den Themen Leichtbau und Composi-tes für den Flugzeug- und Automobilbau

beschäftigte. Er wird in Personalunion inAugsburg eine Projektgruppe des Fraunho-fer-Instituts für Chemische Technologie ICTaufbauen und in ein FhG-Institut für Funk-tionsintegrierten Leichtbau überführen.

Ziel des Lehrstuhls ist es, Werkstoff- undFertigungstechnologien für die kosten-günstige Herstellung von Hochleistungs-faserverbundstrukturen für den Flugzeug-,Automobil- und Maschinenbau zu erarbei-ten. Mit der Berufung von Klaus Drechslerwird die TUM das Zentrum der kohlenstoff-faserverstärkten Verbundwerkstoffe.

Klaus Drechsler

Neu berufen

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Klaus Eder

Ute Lindauer

Zum 1. März 2009 wurde Prof. Klaus Eder,Ordinarius für Ernährungsphysiologie ander Martin-Luther-Universität Halle-Wit-tenberg, auf den Lehrstuhl für Tierernäh-rung der TUM berufen (Nachfolge Prof.Manfred Kirchgeßner).

Klaus Eder studierte Ökotrophologie ander TUM, wo er auch promoviert (1991)und habilitiert (1995) wurde. 1997 wurde erzum Extraordinarius für »Qualität tierischerProdukte« an die Georg-August-Univer-sität Göttingen berufen. 1998 wechselte eran die Universität Halle-Wittenberg; einenRuf an die Friedrich-Schiller-Universität inJena im Jahr 2003 lehnte er ab. Seine

gegenwärtigen Forschungsschwerpunkteliegen in der Untersuchung des Einflussesvon Nährstoffen auf den tierischen Orga-nismus.

An der TUM will er das Feld der molekula-ren Tierernährung entwickeln. In dieser Dis-ziplin geht es vorrangig darum, molekulareWirkungen von Nährstoffen auf physiologi-sche und pathophysiologische Prozesseaufzuklären und nutzbar zu machen, umLeistung und Gesundheit von Nutztieren zuverbessern und gesunde tierische Produk-te zu erzeugen.

Zum 1. Februar 2009 wurde PD Dr. UteLindauer, wissenschaftliche Mitarbeiterinan der Neurologischen Klinik an der Chari-té – Universitätsmedizin Berlin, zur Profes-sorin für das Fachgebiet NeurovaskulärePathophysiologie der TUM berufen.

Ute Lindauer studierte Tiermedizin an derLudwig-Maximilians-Universität München(LMU) und wurde dort auch promoviert.Danach begann sie ihre Forschungsarbeitzur neurovaskulären Kopplung im Gehirnan der medizinischen Fakultät der LMUam Klinikum Großhadern. Nach dem Um-zug der Arbeitsgruppe an die Charité führ-te sie ihre Forschungsarbeit als wissen-schaftliche Mitarbeiterin und Habilitations-

stipendiatin der Humboldt-Universität zuBerlin fort. 2001 wurde sie für das Fach Ex-perimentelle Neurologie habilitiert.

Ihre Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit denMechanismen zerebrovaskulärer Regula-tion unter physiologischen und pathophy-siologischen Bedingungen und als Grund-lage funktioneller Bildgebung des Gehirns.Ein wichtiger methodischer Schwerpunktliegt auf dem Einsatz optischer Methodenzur Blutfluss- und Blutoxigenierungsmes-sung.

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TUMcampus 2/0950

TUM innen

Neu berufen

Claudia Nerdel

Zum 1. Januar 2009 wurde Prof. ClaudiaNerdel, Juniorprofessorin für Chemiedi-daktik am Leibniz-Institut für die Pädago-gik der Naturwissenschaften (IPN) in Kiel,auf die neu eingerichtete Professur fürFachdidaktik Life Sciences der TUM beru-fen.

Claudia Nerdel studierte Biologie, Chemieund Mathematik an der Universität Kiel,schloss 1999/2000 mit Biologie-Diplomund Erstem Staatsexamen in Biologie/Chemie ab und wurde 2003 am IPN pro-moviert. Von 2000 bis 2004 arbeitete sieals wissenschaftliche Mitarbeiterin in der

Biologiedidaktik, anschließend als Ju-niorprofessorin für Chemiedidaktik amIPN. 2008 vertrat sie die Professur Bio-logiedidaktik an der Universität Leipzig.

Ihre Forschungsschwerpunkte sindUntersuchungen zur Wirkung von Leh-rerfortbildungen auf fachliche und fach-didaktische Kompetenzen bei fach-fremd unterrichtenden Lehrkräften so-wie die Modellierung von Schülerkom-petenzen in der Fachkommunikation imnaturwissenschaftlichen Unterricht.

Zum 1. Juni 2009 wurde Prof. BurkhardRost, Professor im Department für Bio-chemistry and Molecular Biophysics ander Columbia-Universität in New York,USA, zum Ordinarius für Bioinformatikder TUM berufen.

Burkhard Rost studierte von 1982 bis1988 theoretische Physik in Gießen undHeidelberg, wechselte 1990 in die Bio-logie und nahm 1998 den Ruf an dieColumbia-Universität an. Er vertritt diemoderne Bioinformatik als interdiszipli-näres Lehr- und Forschungsfeld. DieHerausforderungen an das For-schungsgebiet, das solch diametralePole wie Informatik und Biologie zu-

sammenführen muss, sind gewaltig.Sein Fach schlägt auch die Brücke zwi-schen den Biowissenschaften und derMedizin. Hierfür wird er in München ei-ne Exzellenzforschergruppe aufbauen.Burkhard Rost hat die Entstehung derBioinformatik als Wissenschaftszweigmaßgeblich mitgestaltet.

Im Zentrum seiner Forschung steht diestrukturelle und funktionelle Analysedes Genoms und des Proteoms; eineAufgabe, die mit der Verarbeitung un-geheurer und zusehends wachsenderDatenmengen verbunden ist. Hier giltRost weltweit als einer der führendenForscher.

Burkhard Rost

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51TUMcampus 2/09

TUM innen

Volker Sieber

Daniel Straub

Zum 1. Dezember 2008 wurde Dr. VolkerSieber, Corporate Research der Süd-Che-mie AG in München, auf den neu geschaf-fenen Lehrstuhl für Chemie Biogener Roh-stoffe der TUM berufen.

Volker Sieber hat an der Universität Bay-reuth und an der University of Delaware,USA, Chemie studiert. Nach seiner Pro-motion arbeitete er zunächst als For-schungsstipendiat am California Instituteof Technology. In den letzten sieben Jah-ren hat er in den Entwicklungsabteilungender Degussa AG und der Süd-Chemie AG

an neuen chemischen und enzymatischenProzessen zur Nutzung pflanzlicher Bio-masse für chemische Grundstoffe und fürLebensmittelzusatzstoffe gearbeitet. Die-ses Thema wird auch Schwerpunkt derArbeiten am Lehrstuhl sein. Der Lehrstuhlfür Chemie Biogener Rohstoffe hat seinenHauptsitz am WissenschaftszentrumStraubing und einen Nebensitz an der Fa-kultät für Chemie in Garching.

Zum 12. Dezember 2008 wurde Dr. DanielStraub, CEO der Matrisk GmbH, Zürich,zum Professor für das Fachgebiet Risiko-analyse und Zuverlässigkeit der TUM be-rufen.

Daniel Straub promovierte 2004 an derETH Zürich, wo er anschließend bis Ende2005 als Projektleiter tätig war. Von 2006bis 2008 arbeitete er als Stipendiat desSchweizerischen Nationalfonds und da-nach als Dozent an der University of Cali-fornia in Berkeley, USA. Parallel zur aka-demischen Tätigkeit war er in der Industrieaktiv. Er ist Mitbegründer der MatriskGmbH und war als Visiting Researcher beiFirmen in Frankreich und Mexiko tätig. Er

hat eine breite Erfahrung in Entwicklungund Anwendung von Risikoanalysemetho-den für alternde Bauwerke, komplexe In-frastruktursysteme und Naturgefahren.

An der TUM wird die Modellierung von In-formation in der Risiko- und Zuverlässig-keitsanalyse – etwa aus Bauwerks-Über-wachungen oder Monitoring von Umwelt-einwirkungen – eine zentrale Rolle in seinerForschung einnehmen. In der Lehre ist esihm ein besonderes Anliegen, bei den zu-künftigen Ingenieuren das Verständnis fürden rationalen Umgang mit Unsicherheitenzu schaffen.

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TUM innen

TUMcampus 2/0952

Neu berufen

Jan-Willem van de Kuilen

Zum 15. Dezember 2008 wurde Prof. Jan-Willem van de Kuilen, Associate Professorfür Holzbaukonstruktionen an der TU Delft,Niederlande, zum Professor für das Fach-gebiet Physikalische Holztechnologie derTUM berufen.

Jan-Willem van de Kuilen studierte Bau-ingenieurwesen an der TU Delft und arbei-tete anschließend bei der niederländischenOrganisation für angewandte ForschungTNO im Bereich Holzbau und Holztechno-logie. 1999 wurde er mit einem Themaüber die Lebensdauer von Holzkonstruk-tionen mittels chemischer Reaktionskine-tik promoviert. Danach war er als Assistant

Professor für Holzbaukonstruktionenund in einem dreijährigen Post-doc-Projekt für maschinelle Holzsortierungam italienischen HolzforschungsinstitutIVALSA tätig. 2005 ging er an die TUDelft, wo er sich mit den Forschungs-schwerpunkten maschinelle Holzsortie-rung, Dauerstandverhalten von Holz-bauten, Holzverbindungen und selbst-heilende Materialien mit Holzfasern be-schäftigte. 2005 gewann er den Nieder-ländischen Baupreis für ein hölzernesLeitplankensystem für Autobahnen.

Zum 1. April 2009 wurde Prof. Isabell M.Welpe, bis Oktober 2008 Senior ResearchFellow des Max-Planck-Instituts für Öko-nomik in Jena und seitdem Vertreterin ei-ner BWL-Professur an der TUM, auf denneu eingerichteten Lehrstuhl für Betriebs-wirtschaftslehre – Strategie und Organisa-tion der TUM berufen.

Isabell Welpe studierte Betriebswirtschaftan der Ludwig-Maximilians-UniversitätMünchen (LMU) sowie am MassachusettsInstitute of Technology in Boston, USA,und schloss einen M. Sc. in European Stu-dies an der London School of Economicsan. Nach einem Forschungsaufenthalt ander University of California in Berkeley,

USA, wurde sie an der Universität Regens-burg promoviert. Sie arbeitete als Gastdo-zentin vor allem in den USA und in Südafri-ka und wurde 2007 an der LMU habilitiert.2007/08 war sie am Max-Planck-Institut fürÖkonomik in Jena tätig. Einer ihrer For-schungsschwerpunkte ist die (neuro-)psychologische Verhaltensökonomie, diepsychologische Prozesse wie menschlicheEmotionen und Wahrnehmungen bei derUntersuchung wirtschaftlicher Entschei-dungen einbezieht. Außerdem beschäftigtsie sich mit den Beziehungen von Organi-sationen untereinander, etwa wie Clusterund Netzwerke die Kommerzialisierungtechnologischer Innovationen beeinflus-sen.

Isabell M. Welpe

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Campusleben

53TUMcampus 2/09

Die Wunsch-Bibliothek»Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Universitätsbiblio-thek?« »Wie sollen die Serviceangebote der Bibliothekweiterentwickelt werden?« Um diesen Fragen auf denGrund zu gehen und die studentischen Erwartungenund Bedürfnisse besser kennenzulernen, befragte dieUniversitätsbibliothek im Wintersemester 08/09 Studie-rende in einer Online-Aktion. 6 464 Kommilitonen betei-ligten sich – fast ein Drittel aller im Wintersemster 08/09

Immatrikulierten. Die starke Beteiligung mit vielen enga-gierten, konstruktiv kritischen und auch lobenden Kom-mentaren zeigt das große Interesse der Studierenden aneiner guten Bibliothek.

Kritik fand das zu geringe Angebot an Leseplätzen undGruppenarbeitsräumen. Studierende wollen die Bi-bliotheken als Lern- und Arbeitsort nutzen. So beklagen70 Prozent der Befragten, im Lesesaal der TeilbibliothekStammgelände oft keinen freien Arbeitsplatz zu finden.Auch die Klimatisierung in den Lesesälen sei alles ande-re als optimal. Ein Student brachte das Problem knappauf den Punkt: »Lacking fresh air!« Aber auch an Bü-chern mangelt es, meint die Hälfte der Studierenden.Sie finden für das Studium notwendige Bücher oft nichtim Bestand und wünschen sich, dass mehr Geld in den

Ausbau des gedruckten Buchbestands investiert wird,insbesondere in die Erweiterung der Lehrbuchsammlun-gen.

Die Öffnungszeiten halten die meisten für ausreichend –mit Ausnahme der Teilbibliotheken Sportwissenschaftund Physik. Das Bibliothekspersonal bekam hinsichtlichKompetenz, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft dieDurchschnittsnote 2. Auch das Bild, das die Studieren-den von der Universitätsbibliothek insgesamt haben, istpositiv: 80 Prozent der Umfrage-Teilnehmer bewerten

den Grad ihrer Zufriedenheit mit 1 oder 2, nur drei Pro-zent vergeben eine schlechtere Note als 3. Ein Studententpuppte sich sogar als enthusiastischer Fan: »That’sthe best library I have ever seen before.«

Die Umfrage macht deutlich, dass die Bibliothek ihreDienstleistungen besser bekannt machen muss. 60 Pro-zent der Befragten wussten beispielsweise gar nicht,dass sie ihr »Wunschbuch« zum Kauf vorschlagen kön-nen :

Johann Leiß

Vollständige Ergebnisse der Umfrage:http://mediatum2.ub.tum.de/node?id=683528

Als Dankeschön für ihr Enga-gement wurden unter den Teil-nehmern Buchpreise im Wertvon 1 500 Euro verlost. DieGutscheine überreichte derDirektor der Universitätsbiblio-thek, Dr. Reiner Kallenborn(3.v.r.).

www.ub.tum.de/bibliothek/webforms/suggestionform.html

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Anlässlich des Biathlon-Weltcups im Januar 2009 wurde inRuhpolding ein besonderes Großgerät seiner wissenschaft-

lichen Bestimmung übergeben: ein drei Meter breites und vier-einhalb Meter langes Großlaufband. Es dient Sportwissenschaft-lern zur Analyse großräumiger sportlicher Bewegungen, etwa desSkating-Schritts im Biathlon, Skilanglauf und Eisschnellauf.

Entwickelt wurde das Laufband gemeinsam von Wissenschaft-lern der Fakultät für Sportwissenschaft der TUM und des Olym-piastützpunkts (OSP) Bayern sowie der Firma h/p/cosmos. Es isteines der Projekte im Rahmen der Regionaloffensive für den Spit-zensport der bayerischen Staatsregierung, die nicht ausschließ-lich dem Standort München dienen, sondern regional umgesetztwerden sollen. Diese Anforderung zu unterstützen, ist Ziel derwissenschaftlichen Vernetzung des Bayrischen Forschungs- undTechnologiezentrums für Sportwissenschaft (BFTS) mit den Ein-richtungen des OSP Bayern und hier gerade mit seinen Regio-nalzentren in Oberstdorf, Garmisch/Partenkirchen und Ruhpol-ding/Berchtesgaden.

Das im Ricco-Gross-Haus des Bundesstützpunkts für Biathlonund Ski Nordisch in Ruhpolding installierte Laufband bietet einer-seits den Stützpunktsportlern neue Trainingsmöglichkeiten undsteht andererseits für wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung.Die TUM-Wissenschaftler um die Professoren Ansgar Schwirtzvom Fachgebiet für Biomechanik im Sport und Martin Halle vomLehrstuhl für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin etwaführen hier leistungsdiagnostische Untersuchungen an Spitzen-sportlern und -sportlerinnen des OSP Bayern unter standardisier-ten biomechanischen und leistungsphysiologischen Bedingun-gen durch. So kann sich die TUM sowohl im laufenden Trai-ningsprozess als auch bei zentralen Diagnostikterminen optimalmit dem OSP Bayern vernetzen etwa hinsichtlich der Erhebungund Auswertung von Daten; beides erfolgt primär über die betei-ligten Institutionen am BFTS. n

Campusleben

TUMcampus 2/0954

Energiereiche Exkursion

Der Berliner Standort von Siemens Energy war im Januar 2009Ziel einer Exkursion von 40 Studierenden und wissenschaft-

lichen Mitarbeitern der TUM-Fakultäten für Elektrotechnik undInformationstechnik, Physik, Maschinenwesen sowie Bauingeni-eur- und Vermessungswesen. In der Siemens-Gasturbinenfabrikfaszinierten Turbinen verschiedener Leistungsgrößen und ihreeinem Präzisionswerk vergleichbaren Laufeigenschaften. Wiekaum kein anderer Standort von Siemens Energy begleitet undbeeinflusst die Turbinenfabrik seit 100 Jahren die Technikge-schichte rund um die Stromerzeugung. Erste Experimente mitdem Bau von Gasturbinen wurden in den frühen 20er-Jahren desletzten Jahrhunderts durchgeführt. Heute liefert die Fabrik Gas-turbinen der Spitzenklasse auf fünf Kontinente.

Auf ihrem Besichtigungsgang erhielten die Münchner live einenEindruck von den einzelnen Fertigungsschritten der Turbinen. Inangeregten Diskussionen wurden theoretisches Wissen, Erfah-rungen und Fachwissen ausgetauscht, und auch mögliche Be-rufsfelder waren ein Thema. Der Siemens-Energy-Sector ist derweltweit führende Anbieter des kompletten Spektrums an Pro-dukten, Dienstleistungen und Lösungen für Erzeugung, Über-tragung und Verteilung von Energie sowie für Gewinnung, Um-wandlung und Transport der Primärenergieträger Öl und Gas.

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Laufband XXL

Die Siemens-Gasturbine SGT5-4000F bei der Endmontage im Werk Berlin

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55TUMcampus 2/09

MerhabaTUM!

»Ich will die Schüler meiner ehemaligen Schule in Istanbul er-mutigen, ein Studium in Deutschland zu absolvieren«, sagt

Cagdas Kazan. Deshalb bewarb sich der TUM-Student derElektro- und Informationstechnik um das erstmals an der TUMvergebene Stipendium für Absolventen deutscher Schulen imAusland. Nun erhält er zunächst für ein Semester monatlich einenZuschuss von 300 Euro.

Cagdas Kazan zeichnet sich durch sehr gute Studienleistungenund außerordentliches Engagement aus. So veranstaltet er regel-mäßig Treffen für türkische Studienanfänger, um sie über das Le-ben an der TUM zu informieren und ihnen Hilfestellung zu geben.An seiner ehemaligen Schule in Istanbul hat er Vorträge gehalten.Zudem skizzierte er in seiner Bewerbung besonders gute Ideendazu, wie er Schüler und Schülerinnen aus dem Ausland zu ei-

nem Studium an der TUM motivieren möchte. »Für den Erfolg imStudium muss man die Fähigkeiten haben, sich selbst zu moti-vieren, selbstständig zu lernen und auch unangenehme Aufgabenfrühzeitig in Angriff zu nehmen«, meint der Master-Student, derdie deutsche Hochschulreife an einem deutsch-türkischen Gym-nasium in Istanbul erlangte.

Der frischgebackene Stipendiat fühlt sich in Deutschland schonsehr heimisch. Besonders gefällt ihm, dass er an der Universitätviele Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen kennenlernt.

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Die Absolventen deutscher Schulen im Ausland bringen nebenexzellenten Sprachkenntnissen auch ein hohes Leistungsnive-au mit. Die Studienberatung der TUM engagiert sich daher seitJahren an deutschen Auslandsschulen, um dort frühzeitigSchüler für ein Studium in Deutschland zu begeistern. Mit Er-folg: Im Jahr 2008 hat sich die Zahl der Studienanfänger, dieihr Abitur an einer deutschen Auslandsschule absolviert ha-ben, verdreifacht. Das Stipendium wird voraussichtlich wiederim Herbst ausgeschrieben. Informationen dazu unter:

http://portal.mytum.de/schueler/schulen/auslandsschulen

Cagdas Kazan

Mechatronik in Münchenund Melbourne

Der Lehrstuhl für Informationstechnik im Maschinenwesen(itm) der TUM unterhält einen regen Austausch mit dem De-

partment of Mechanical Engineering der University of Melbourne,Australien. Die große fachliche Überschneidung der Tätigkeitsfel-der bildet eine gute Basis für die Zusammenarbeit in Forschungund Lehre und ermöglicht seit nunmehr drei Semestern Studie-renden beider Einrichtungen, in einem gegenseitigen Studenten-austausch Erfahrung in einem internationalen Umfeld zu sam-meln. Dabei führen die Studenten an der Partneruniversität einEntwicklungsprojekt in der Mechatronik durch, das sie in Formeiner Studienarbeit dokumentieren.

Im Wintersemester 08/09 entwickelten sechs australische Stu-denten am itm eine automatisierte Flaschenabfüllanlage. Wie beieinem Projekt in der Industrie erstellten sie ein Projektkonzeptund arbeiteten dann detaillierte Pläne aus, die sie in der Werkstattumsetzten und gleichzeitig die Steuerungstechnik programmier-ten. Den Abnahmetest zum Schluss des Projekts bestand dieAnlage mit Bravour. Zur gleichen Zeit befassten sich in Melbour-ne vier Studenten der Fakultät für Maschinenwesen der TUM mitProjekten an einem Segelsimulator für Spitzensportler, einemAntriebsdemonstrator und in der Simulation von Produktions-anlagen.

Wenn die Projekte abgeschlossen sind, machen sich die meistenStudenten auf, Land und Leute zu erkunden – und tun damiteinen großen Schritt für die persönliche Entwicklung. SusanneRinneberg (8. Semester Maschinenwesen), die ihre Studienarbeitin Melbourne anfertigte, erklärt: »Durch diesen Auslandsauf-enthalt habe ich nicht nur in fachlicher Hinsicht profitiert, sondernauch wertvolle Erfahrungen gesammelt, die meine Persönlichkeitgeprägt und meinen Horizont erweitert haben. Ich kann jedem nurdazu raten, eine solche Chance während seines Studiums wahr-zunehmen.«

Thomas Pramsohler, Sebastian Kain

Die australischen Studenten bauten an der TUM eine funktionstüchtigeautomatisierte Flaschenabfüllanlage auf.

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TUMcampus 2/0956

Der Schülertag 2009 brach alle Rekorde: Knapp 10000 wiss-begierige Schülerinnen und Schüler nutzten die Chance,

Uni-Luft zu schnuppern und die TUM zu entdecken. NeugierigeBlicke riskierten die Besucher in Labors und Hörsäle. SpannendeExperimente, Vorlesungen und Führungen ermöglichten denGymnasiasten, sich über das Studieren an der TUM zu informie-ren. Sicherlich ist die ein oder andere Entscheidung für ein Stu-dienfach gefallen, denn an den Standorten Innenstadt, CampusGarching, Wissenschaftszentrum Weihenstephan, Klinikumrechts der Isar und Campus im Olympiazentrum stellten die 13TUM-Fakultäten ihre insgesamt über 100 Studiengänge vor. Aus-künfte über die vielen Studienmöglichkeiten gaben Studierende,Professoren und Mitarbeiter aller Fakultäten. Dem Nachwuchsmit Rat und Tat zur Seite standen die Agentur für Arbeit, das Stu-dentenwerk München, das Bayerisch-Französische Hochschul-zentrum, das Südbayerische Fernstudienzentrum und die Biblio-theken, das Frauenbüro, das International Office und ebenso dasStudenten-Service-Zentrum der TUM.

Der Schülertag der TUM strahlt weit über die Landesgrenzenhinaus. So kamen Schülerinnen und Schüler aus dem gesamtenBundesgebiet, aus Italien, Österreich, Slowenien und Tschechienan die Hochschule. Mit 40 Bussen sorgte die TUM für den Trans-fer zwischen den Standorten, um den Gästen eine Teilnahme anden verschiedenen Veranstaltungen zu ermöglichen.

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Störche bringen Kinder, weiß der Volksmund. An der TUMwurde diese alte Weisheit umgekehrt: Am Campus Weihen-

stephan haben Kinder in ihrem Gefolge Störche gebracht – vor-erst zumindest ein Storchennest. Diesen »Paradigmenwechsel«haben der Bund Naturschutz und die TUM am Standort Weihen-stephan initiiert: In Sichtweite der im Oktober 2008 eingeweihtencampuseigenen Kinderkrippe hievten die TUM-WerkfeuerwehrenWeihenstephan und Garching und die Freisinger Feuerwehr ineiner konzertierten Aktion ein Storchennest auf das Dach der Ver-suchs- und Lehrbrennerei. Die 50 Kilo schwere Stahlkonstruktionist quasi der »Rohbau«, zunächst zurückhaltend mit ein paarZweigen dekoriert. Den passenden »Innenausbau« muss diekünftige Storchenfamilie selbst vornehmen.

Damit potentielle Zuzügler das Gefühl haben, es seien schon Art-genossen da, griff die TUM zu einem Trick: Dach und Nest wur-den weiß gesprenkelt - quasi mit künstlichem Vogeldreck. Dasschafft eine vermeintliche Konkurrenzsituation für vorbeifliegendeStorchenpaare und erhöht somit die Attraktivität des Wohnortsfür die Vögel. Die Gemeinschaftsaktion wurde von den Stadtwer-ken Freising finanziell unterstützt; der Bund Naturschutz liefertedie Baupläne für den Nestkorb und die Tragestange.

Die Chancen, dass der Nestkorb ein Storchenpaar zum Bleibenmotiviert, stehen nicht schlecht: Seit einigen Jahren rasten immerwieder Weißstörche im Freisinger Moos und auch auf dem Dachder Versuchs- und Lehrbrennerei. Jetzt im Frühjahr kehren dieSchreitvögel aus ihren Winterquartieren südlich der Sahara zu-rück, und bald wird sich zeigen, ob Leben in die »Villa Storch«einzieht.

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Schüler erkunden die TUM Ein Heim für Familie Storch

Jetzt kann der Nachwuchs kommen: Drei Feuerwehren befestigten einStorchennest auf dem Dach der Versuchs- und Lehrbrennerei in Freising.

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Moderne Technik hilft backen: Schüler mit dem Modell einer automati-sierten Brotbackanlage am Lehrstuhl für Realzeit-Computersysteme.

Der nächste Schülertag ist am4. Februar 2010.

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Preise und Ehrungen

Kein Zufall: Die Association for Logic, Language and Informationhat Dr. Tomas Brazdil von der Masaryk Universität in Brno, Tsche-chien, mit dem 2008 E.W. Beth Dissertationspreis ausgezeichnet.Brazdil ist seit einem Jahr als Humboldt-Stipendiat am Lehrstuhlfür Grundlagen der Softwarezuverlässigkeit und theoretische Infor-matik der TUM zu Gast. Seine Arbeit »Verification of ProbabilisticRecursive Sequential Programs« beschäftigt sich mit der Analysevon Systemen, deren Evolution durch den Zufall gesteuert wird.

Wundverschluss der Zukunft: Dr. Sonja Gillen von der Chirur-gischen Klinik des TUM-Klinikums rechts der Isar ist eine vonzwei Gewinnern des internationalen Ideenwettbewerbs »The Fu-ture of Sutures«, ausgeschrieben von der Braun Melsungen AG.Thema sind neue Lösungen für Wundverschlüsse. Die Idee, dieGillen gemeinsam mit Kollegen aus der Forschungsgruppe fürminimal-invasive interdisziplinäre therapeutische Intervention amRechts der Isar und dem Lehrstuhl für Feinwerktechnik der TUMentwickelt hatte, wurde mit 50 000 Euro honoriert. Die TUM-Wis-senschaftler wollen Wunden, die bei minimal-invasiven Eingriffenentstehen, noch während der Endoskopie verschließen – ein»visionärer pragmatischer Vorschlag mit einem breiten Anwen-dungsspektrum«, heißt es in der Würdigung. Besonderer Plus-punkt: Die Idee lässt sich in verhältnismäßig kurzer Zeit verwirk-lichen. Gillen hofft, dass die neue Technik in rund zwei Jahrenerstmals an Patienten eingesetzt werden kann.

Automatisiert entwerfen: Den ITG-Preis 2008 erhielten Dr. Hel-mut Gräb vom Lehrstuhl für Entwurfsautomatisierung der TUMund Dr. Guido Stehr, jetzt bei Infineon Technologies AG Neubi-berg beschäftigt, für die Arbeit »Analog Performance Space Ex-ploration by Normal-Boundary Intersection and by Fourier-Motz-kin Elimination«, die sie gemeinsam mit Prof. Kurt Antreich,emeritierter Ordninarius für Entwurfsautomatisierung der TUM,verfasst haben. Gewürdigt wurden unter anderem Exzellenz, Voll-ständigkeit und Praxisrelevanz des Beitrags zur Automatisierungdes Entwurfs analoger integrierter Schaltungen. Die Arbeit war imOktober 2007 in der renommierten Zeitschrift »IEEE Transactionson Computer-Aided Design of Integrated Circuits and Systems(TCAD)« veröffentlicht worden.

Stroh zu Sprit: Von der Süd-Chemie AG hat Johanna Panitz,Doktorandin am Lehrstuhl für Mikrobiologie der TUM, den mit3 500 Euro dotierten Süd-Chemie-Förderpreis 2009 in der Sparte»Biotechnologie« bekommen. Ihre hervorragende experimentelleForschungsarbeit im Bereich alternativer Biokraftstoffe ist in Zu-sammenarbeit mit der Zentralen Forschung der Süd-Chemie AG

entstanden. Panitz beschäftigte sich darin mit bakteriellen Enzy-men, die in Zukunft die effiziente Gewinnung des BiokraftstoffsButanol ermöglichen sollen (s. S. 23). Mit dem Süd-Chemie-För-derpreis, der seit 2005 an wissenschaftliche Nachwuchskräfteder TUM vergeben wird, würdigt das Unternehmen herausragen-de Leistungen von Jungwissenschaftlern und möchte zugleichjunge Talente frühzeitig für das Unternehmen begeistern. Der bis-lang nur in Betriebswirtschaftslehre ausgelobte Preis wird in die-sem Jahr erstmals auch in den Fächern Biotechnologie und Che-mie vergeben.

Wertvolles Nass: In dem vom Bundesministerium für Bildungund Forschung ausgeschriebenen Wettbewerb »Alltagstaug-lich?« wurde Dr. Markus Spinnler, Oberingenieur am Lehrstuhlfür Thermodynamik der TUM, für sein Projekt »Mehr Wasser ausMeerwasser – TUM Mehrwasser Wettbewerb 2009« mit einemPreisgeld von 10 000 Euro ausgezeichnet. Dieser Wettbewerbsoll eine breite Öffentlichkeit für das Thema einer drohendenWasserkatastrophe sensibilisieren. Schüler und Studierendewerden dazu motiviert, sich mit ihrem Erfindungsreichtum dieserglobalen Herausforderung zu stellen, eine eigene, regenerativversorgte Meerwasser-Entsalzungsanlage zu entwickeln und am1. August 2009 auf dem TUM-Campus in Garching aufzubauen.Der Wettbewerb will nicht nur neue Ideen generieren, sondernauch den wissenschaftlichen Austausch fördern und Spaß anWissenschaft und Technik vermitteln.www.mehr-wasser-aus-meerwasser.de

Gute Dienste: Beim internationalen Fisher IMS und AMASERVSIG Dissertation Proposal Award, mit dem alljährlich dasbeste Dissertationsvorhaben im Forschungsfeld Dienstleistungenausgezeichnet wird, siegten in diesem Jahr zwei Absolventen derTUM: Dipl.-Kff. Nancy Wünderlich M.A. vom Lehrstuhl für Dienst-leistungs- und Technologiemarketing errang mit ihrer Dissertation»Re-discover the Counterpart – A Study on B2B-Acceptance ofInteractive Remote Services« den mit 2 000 US-Dollar dotiertenersten Platz. Die Arbeit entstand im Rahmen der vom BMBF ge-förderten Forschungsprojekte »EXFED – Export ferngelenkterDienstleistungen« und »3K – Konfiguration, Koordination undKundenintegration«. Sie befasst sich mit der Akzeptanz neuertechnologisch-mediierter Dienstleistungen im Maschinenbau.Dazu führt Nancy Wünderlich qualitative und quantitative Studienin der Druckindustrie in Deutschland, China und in den USAdurch. Dipl.-Psych. Jan H. Schumann vom selben Lehrstuhl er-hielt das »Honorable Mention I« für seine Dissertation »Trust inRelational Service Exchange: Evidence of Cross-Cultural Diffe-rences from an 11-Country Study«, angefertigt ebenfalls im Rah-men des Projekts EXFED. Er beschäftigte sich mit der Analyseinterkultureller Unterschiede im Vertrauensaufbau bei internatio-nal erbrachten Dienstleistungen sowie den daraus resultierendenAnforderungen an deren Gestaltung.

Auszeichnungen

57TUMcampus 2/09

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Auszeichnungen

TUMcampus 2/0958

Neue Impulse vom Nachwuchs

Studierende entwickelten für »STAND.landschaftsarchitektur«,den Nachwuchswettbewerb 2008 des Bundes Deutscher Land-schaftsarchitekten (bdla) Landesverband Bayern, zeitgemäßePräsentationsformen für Landschaftsarchitektur. Die Gewinnerkommen alle aus der TUM: Den ersten Preis, dotiert mit 1 750 Eu-ro, erhielten Friederike Meyer-Roscher (M.) und Roberto Kai-ser (r.) mit »Turning the Inside Out«. Die Jury lobte vor allem denintellektuellen und durchgängig stimmigen Ansatz, der den Be-rufsstand aus unterschiedlichen Facetten auf einem hohen Ni-veau beleuchtet. Auch der zugehörige Videobeitrag überzeugte.Er verschneidet exemplarisch Statements von Vertretern der Pro-

fessur mit Impressionen diverser Projekte der Landschaftsarchi-tektur und vermittelt so einen gelungenen Einblick in den Berufs-stand und seine Leistungen. Der zweite Preis ging an Maria-Walburga Probst (l.) für ihre Arbeit »Yes, we plan« und wurdemit 1 250 Euro honoriert. Der vorgesehene Pavillon wirkt, so dieBetrachter, als »echter Hingucker« mit Loungecharakter. In Ver-bindung mit einem ebenfalls eingereichten Videovorschlag zurPräsentation des Berufsstands anhand von Projektbeispielen inbewegten Bildern kann laut Jury eine breitere Öffentlichkeit, etwaauf Messen und Gartenschauen, wirkungsvoll erreicht werden.

www.bayern.bdla.de/seite36.htm n

Preise und Ehrungen

Sozial: Zu den elf prämierten Gruppen des bundesweit ausge-schriebenen Hochschul-Ideenwettbewerbs »GENERATION-D.Ideen für Deutschland. Gemeinsam Anpacken.« gehört auch einTeam der TUM: Die Studierenden Emily Flechtner, ChristianBriegel, Stefan Litter und Felix Schulze Frenking punkteten mitihrem Projekt »Die Philantropen«. Hinter ihrem Konzept steht dieIdee, dass die Kombination bekannter Aspekte von Social Net-working, Fundraising und Onlinegeschäften neuartige Möglich-keiten eröffnet, soziale Projekte zu unterstützen. Das Online-Netzwerk »Die Philantropen« soll eine solche Investition im Rah-men des Ideenwettbewerbs GENERATION-D ermöglichen, undzwar unabhängig davon, in welchen Wirkungsbereich – Umwelt,Kultur, Soziales etc. – die Unterstützungsleistungen fließen. DieInteraktion aller Beteiligten soll durchaus Unterhaltungswert bie-ten, während Best Practices oder der Wissenstransfer zwischenerfolgreichen Projekten einen hohen Lerneffekt haben. Damit wä-re das Netzwerk auch ideal für Schüler- und Studierendengrup-pen oder Vereine. Keinesfalls konkurriert es aber mit bestehen-den Non-Profit-Organisationen. GENERATION-D soll Kreativitätund Mut zu gesellschaftlichen und sozialen Veränderungen för-dern. Projektpartner sind die Bayerische EliteAkademie, die Süd-deutsche Zeitung, die Allianz SE und die Stiftung Marktwirtschaft.

Sportlich: Der Academic Challenge Award (ACA) ist eine Aus-zeichnung für neue Entwicklungen von Sportgeräten und -mate-rialien, die Innovation und systematische Arbeitsweise mit prakti-scher Anwendung verbinden. Ins Leben gerufen haben den ACAdie ispo – the sports community, die TUM und die DeutscheInterdisziplinäre Vereinigung für Sporttechnologie (divers), durch-geführt wird er von der SportKreativWerkstatt GmbH. Das sinddie Sieger des ACA 2009: Kategorie Gesundheit: »Bioharness«,entwickelt von Prof. Patria Hume aus Neuseeland. Das drahtlo-se, leichte und tragbare System zum Monitoring von Bioparame-tern kann bis zu 64 Athleten gleichzeitig erfassen. Es wurde auchzum Gesamtgewinner des Wettbewerbs gekürt und erhielt einPreisgeld von 2 500 Euro. In der Kategorie Breitensport siegte»Golfbone«, ein innovatives Tragesystem für Golfbags, entwickeltvon Nick Hamilton aus Großbritannien. Dr. Simon Goodwill ausGroßbritannien kam mit »Tennis GUT«, einer 3D-Software zumTesten von Neuheiten im Spitzentennis, in der Kategorie Spitzen-sport auf Platz 1, und das Team um Anton Lüthi aus der Schweizsiegte in der Kategorie Forschung mit einem neuen Verfahren, umdie Kraftverteilung zwischen Skikante und Untergrund und Druckzu prüfen. n

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Am 3. Februar 2009 jährte sich zum 150. Mal der Geburts-tag eines bedeutenden deutschen Flugzeugkonstrukteurs:Hugo Junkers. Der auch auf anderen Gebieten erfolgreicheIngenieur wurde 1919 zum Ehrendoktor der TechnischenHochschule (TH) München ernannt.

Hugo Junkers, in Rheydt geboren, nahm 1879 an der TH Char-lottenburg das Studium auf, das er 1883 an der TH Aachen miteinem Examen im Maschinenbau abschloss. 1890 gründete erzusammen mit Wilhelm von Oechelhäuser eine Versuchsanstaltfür Gasmotoren, die Grundlage für seine jahrzehntelange Be-schäftigung mit der Entwicklung von Verbrennungsmotoren nachdem Gegenkolben-Prinzip werden sollte.

1897 nahm Junkers einen Ruf auf den Lehrstuhl für Thermodyna-mik an der TH Aachen an, den er bis 1912 innehielt. Sein dortigerKollege Prof. Hans Reissner lenkte Junkers’ Interesse auf die da-

mals noch junge Fliegerei. Reissner sah bereits damals Metall-Konstruktionen im Flugzeugbau für realisierbar an – eine Idee, dieJunkers zeitlebens konsequent durchzuführen gedachte. So ent-wickelte er um 1909/10 sein grundlegendes Flugzeug-Konstruk-tions-Schema: die Verwendung von Metall statt wie bisher üblichHolz; dicke, freitragende Tragflächen anstelle dünner Tragflä-chen, die verstrebt werden mussten. Bereits 1915 verwirklichte erdies bei seinem ersten Flugzeug: Die einsitzige Junkers J1 wardas erste verspannungslose, selbsttragende und flugfähigeGanzmetallflugzeug der Welt.

Seine Forschungen und Entwicklungen im Flugzeug- und Moto-renbau finanzierte Junkers anfangs durch seine 1895 gegründeteFirma Junkers & Co in Dessau, die zunächst Kalorimeter, dannGasbadeöfen sowie diverse Heißwasser- und Lufterhitzer-Appa-rate herstellte. Nach dem 1. Weltkrieg wurde das Junkers-Flug-

zeug F 13, das erste Ganzmetall-Verkehrsflugzeug mit einer Ka-bine für vier Passagiere, der große Erfolg der Junkersschen Kon-struktionsidee! Rund 330 Exemplare der F 13 flogen auf sämtlicheKontinente und dienten als Vorbild für alle folgenden Muster diesesneuen Verkehrsmittels. Die F 13 wurde weiterentwickelt bis hin zurdreimotorigen Ju 52, der »Tante Ju« – die noch heute an man-chen Wochenenden zu Nostalgie-Rundflügen über Münchenstartet. Dieses Flugzeug stellt den End- und Höhepunkt der Jun-kers-Flugzeuge dar; in den 1930-er Jahren stand es überall aufder Welt Pate für die Konstruktion von Verkehrsflugzeugen.

Sehr schnell kam Junkers in Konflikt mit den Nationalsozialisten.Bereits 1933 wurde er aus seinem Werk in Dessau verbannt. Anseinem 76. Geburtstag, dem 3. Februar 1935, starb Hugo Jun-kers in Gauting bei München. 1936 wurden die Junkers-Werkeverstaatlicht und dienten unter Beibehaltung des Namens »Jun-kers« als Rüstungsbetrieb.

Hans Holzer

Menschen

59TUMcampus 2/09

Hugo Junkers, Pionier der Forschung

1919 verlieh die TH München »dem unermüdlichen, opferfreudigen For-scher, dem bahnbrechenden Ingenieur auf den Gebieten der Wärme-übertragung, der Entwicklung der Verbrennungskraftmaschinen und desBaues der Metallflugzeuge« den Titel Dr.-Ing. E.h.

Hugo Junkers

Quelle:D

eutsches

Museum

Als Vater der »Tante Ju« ist er bekannt geworden. Doch Hugo Junkers konstruierte nichtnur Metallflugzeuge und Flugmotoren. Gasheizgeräte, ein Kalorimeter und die ersteWasserwirbelbremse sind weitere Beispiele seiner Schaffenskraft.

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Herr Prof. van de Kuilen, Sie treten gemeinsam mitIhrer Partnerin an der TUM an. Wie sah die Aus-gangslage aus?

Ich arbeitete an der Delft University of Technology alsBauingenieur. Meine Partnerin war dort Ingenieurin fürLuft- und Raumfahrttechnik. Sie studierte in Rom undarbeitete – genau wie ich – seit zwölf Jahren an der Uni-versität in Delft.

Wie hat das Dual Career Office Valeria Antonelli ge-holfen, eine zufriedenstellende berufliche Option zufinden?

Das Dual Career Office stellte den Kontakt zu der Fakul-tät für Maschinenwesen her. Der Lebenslauf meinerFrau stieß auf großes Interesse. Es stellte sich heraus,dass das Dual Career Office zur richtigen Zeit mit derFakultät in Verbindung getreten war, denn dort suchteman gerade nach entsprechenden Qualifikationen.

War das Angebot des Dual Career Office ein ent-scheidender Faktor für Sie?

Wäre das Angebot für meine Frau nicht zufriedenstel-lend gewesen, dann hätten die Verhandlungen wahr-scheinlich länger gedauert und wären schwieriger ge-wesen. Mein niederländischer Arbeitgeber hätte danndie Möglichkeit gehabt, ein Gegenangebot zu machen.

Und der Kindergartenplatz für Ihre Tochter? Wiewichtig war der für Sie?

Dass wir Hilfe bei der Suche nach einem Kindergarten-platz bekommen haben, hat uns das Leben natürlichleichter gemacht, aber es war kein entscheidender Fak-tor für unseren Entschluss, an die TUM zu gehen. DasProblem bei Kindergärten ist eben, dass es immer eineWarteliste gibt, und man einfach auf das Beste hoffenmuss.

Hat Sie das Dual Career Office noch anderweitigunterstützt?

Das Dual Career Office half uns dabei, eine Unterkunftfür die ersten Monate zu finden. Der Übergang wirdalso einfacher, ohne dass wir von Anfang an nach einergeeigneten Wohnung suchen müssen. Neben dem Kin-dergarten beriet uns das Dual Career Office bei arbeits-relevanten Dingen, wie dem Gesundheitssystem undden Versicherungen.

Wäre es für Sie eine Alternative gewesen, wenn dieTUM nur Ihnen ein Arbeitsangebot gemacht hätte?

Ja, aber dann wäre es stärker von der Bezahlung ab-hängig gewesen, ob ich es annehme oder nicht.

Helen Sedlmeier

Menschen

TUMcampus 2/0960

Doppelchance fürDual-Career-Couple

Zum Sommersemester 2009 wechselte Prof. Jan-Willem van de Kuilenvon der Delft University of Technology in den Niederlanden auf denLehrstuhl für Holzkunde und Holztechnologie der TUM. Mit ihm kamseine Ehefrau, die Ingenieurin Valeria Antonelli, die an der TUM ihreDoktorarbeit abschließen und ihre eigenen Forschungen betreibenwird. Das Dual Career Office half der Wissenschaftlerin, ihre Karrierein München fortzusetzen und stellte ein umfassendes Dienstleistungs-programm zur Integration des Wissenschaftlerpaars und TochterEleonora zur Verfügung.

Von der TU Delft an die TUM: Jan-Willem van de Kuilen,Valeria Antonelli und Töchterchen Eleonora werden dabei vomMunich Dual Career Office der TUM unterstützt.

Foto:S

igrid

Wagner

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In vielen Teilen Afrikas ist Bildung nicht selbstverständ-lich. Dipl.-Inform. Wassiou Sitou, wissenschaftlicherMitarbeiter am Lehrstuhl IV für Informatik der TUM,engagiert sich sozial für die Ärmsten in seinem Heimat-land Togo. Sein Verein »African New Hope« macht esKindern möglich, zur Schule zu gehen. Anfang 2009wurde er in das »African Good Governance Network«(AGGN) des Deutschen Akademischen Austauschdiens-tes (DAAD) aufgenommen, das unter der Schirmherr-schaft von Bundespräsident Horst Köhler steht.

Wassiou Sitou ist ein junger Mann mit herzlichem La-chen und einer Vision: Sein Heimatland soll sozialerwerden, demokratischer. Durch eine bessere und leich-ter zugängliche Bildung will Sitou den Menschen analy-tisches Denken näher bringen. Sie sollen lernen, dieVerhältnisse im eigenen Land zu hinterfragen.

Bereits 2000, noch während seines Studiums, beganner damit, seine Vision in die Tat umzusetzen. Mit siebenKommilitonen gründete er den Verein »African New Ho-pe«, der besonders armen Kindern die Schulbildung biszum Abitur ermöglicht. Der Verein übernimmt für seineSchützlinge alle Kosten, die durch einen Schulbesuchentstehen und setzt sich für den Bau neuer Gebäudeein. Den so geförderten Kindern wäre ohne diese Unter-stützung der Schulbesuch gar nicht möglich. Die Elternkönnen sich weder Schulgeld noch Bücher leisten, beimanchen fehlt es schon an der Kleidung. Können sie die

Schule nicht bezahlen, werden ihre Kinder einfach vomUnterricht ausgeschlossen, denn eine Schulpflicht wiein Deutschland gibt es in Togo nicht. Durch Spendender 13 aktiven Vereinsmitglieder kann in diesem Jahr65 Kindern der Besuch einer Schule finanziert werden.

Jetzt, nach erfolgreichem Abschluss seiner Doktorar-beit, sammelt Sitou an der TUM Erfahrungen in For-schung und Lehre am Lehrstuhl für Software and Sys-tems Engineering von Professor Manfred Broy. Die Ein-blicke, die er so in das universitäre System gewinnt, willer später nutzen, um in seiner Heimat eine Hochschulenach europäischem Vorbild zu gründen. Zunächst will erals Studiengang Informatik anbieten, später nochElektrotechnik und Maschinenwesen. Als Abschluss istder Bachelor geplant. Dabei ist ihm eines wichtig: »Ichbin nicht politisch, sondern sozial engagiert« sagt Sitou,der sich wünscht, dass die Menschen ihre Welt kritischbetrachten.

Helen Sedlmaier

Menschen

61TUMcampus 2/09

African Good Governance Network (AGGN)

Das AGGN ist ein langfristig angelegtes Stipen-dien- und Fortbildungsprogramm des DeutschenAkademischen Austauschdienstes (DAAD). Es willden Führungswandel in Subsahara Afrika begleitenund unterstützen. Zukünftige Führungskräfte die-ser Länder, die an deutschen Hochschulen oder inKooperationsprojekten in Afrika ihre Ausbildungabsolvieren, werden darauf vorbereitet, eine ange-messene Rolle auf dem Weg ihrer Länder zu mehrRechtstaatlichkeit, Demokratie und wirtschaftlicherProsperität zu spielen.

Bildung ist Hoffnung

Wassiou Sitou setzt auf Bildung. In seinem Heimatland Togo können es sich vorallem arme Eltern häufig nicht leisten, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Sie findenUnterstützung bei dem Verein »African New Hope«, den Sitou vor neun Jahrengründete.

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Zeit für JosefineDr. Martin Jakobi, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl fürMesssystem- und Sensortechnik der TUM, hat es gewagt: Ernahm für Tochter Josefine Elternzeit und das tat beiden gut: demVater und dem Kind. Josefine war gerade mal drei Monate jung,als ihre Mutter zumindest tageweise wieder zurück in den Jobwollte. »Meine Frau ist zahnmedizinische Fachkraft und wolltenicht aus ihrem Beruf herausfallen. Wir haben dann einen Plangeschmiedet, nach dem sie einen Tag in der Woche bei den Ope-rationen in der Praxis dabei war, um auf dem Laufenden zu blei-ben. Diesen Tag habe ich Josefine versorgt, und zwar fast dreiJahre lang«, berichtet Martin Jakobi ganz selbstverständlich. Ererzählt, wie schön es für ihn war, für Josefine eine Pause einzu-legen und ihre Entwicklung hautnah mitzuerleben. Unterstützt ha-ben ihn sein Chef, Prof. Alexander W. Koch, Ordinarius und Frau-enbeauftragter der Fakultät für Elektrotechnik und Informations-technik, die Kollegen, die ihm den Rücken gestärkt haben, unddie Universitätsverwaltung, die der Elternzeit stets aufgeschlos-sen gegenüberstand.

»Ein finanzieller Anreiz war nicht vorhanden«, so der 40-jährigeElektroingenieur. Seine Motivation, die ersten Jahre mit Josefinenicht zu verpassen, hatte vielmehr einen familiären Hintergrund:Der eigene Vater war selbstständig und hatte sehr wenig Zeit fürseine Kinder gehabt; das wollte Jakobi anders machen. Und sohat er an einem Tag in der Woche, statt Vorlesungen oder Prak-tika zu organisieren, seinen Tag mit Josefine strukturiert: war ein-kaufen und auf dem Spielplatz, hat gekocht, gewickelt und dasKind gewiegt. Auf dem Spielplatz war er übrigens oft der einzigeMann und froh, dass seine Frau Madlen ein Netzwerk aufgebaut

hatte, so dass er nicht wirklich einsam war. Seine Arbeit an derUni hat er während der Elternzeit zurückgeschraubt. Dank der fle-xiblen Arbeitszeitgestaltung und der Rücksichtnahme der Kolle-gen lief es an der TUM auch mit weniger Stunden ganz gut, weiler sich auf die Lehrstuhlverwaltung und die Lehre konzentrierenkonnte. Zur Zeit betreut Jakobi zwei Industrieprojekte, das heißt,dass es aktuell sehr viel schwieriger wäre, Elternzeit zu nehmen.»Aber zwei Monate stehen noch offen«, grinst Jakobi, »die kannich bis zum achten Lebensjahr von Josefine nehmen.« Und daswird er auch tun.

Hilfe zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf bieten Familyserviceund Structural Funds der TUM:

Menschen

TUMcampus 2/0962

Wer, was, wo?

Prof. Heidrun Behrendt, Leiterin des Zentrums Allergie und Um-welt (ZAUM) an der TUM, wurde zum Mitglied der EuropäischenAkademie der Wissenschaften und Künste gewählt.

Prof. Fritz Busch, Ordinarius für Verkehrstechnik der TUM, wur-de in den wissenschaftlichen Beirat der Bundesanstalt für Stra-ßenwesen (BASt) berufen. Diese praxisorientierte, technisch-wis-senschaftliche Einrichtung des Bundes auf dem Gebiet des Stra-ßenwesens widmet sich den Problemen, die in den Beziehungenzwischen Straße, Mensch und Umwelt auftreten.

Die Power Electronics Society (PELS) im Institute of Electrical andElectronics Engineers (IEEE) hat Prof. Ralph Kennel, Ordinarius fürElektrische Antriebssysteme und Leistungselektronik der TUM, fürdie Jahre 2009 und 2010 zum Vice President Meetings und damitin ihr Administrative Committee gewählt. Wichtigste Aufgabe für denVice President Meetings ist derzeit die globale Konsolidierung dergroßen Fachkonferenzen auf dem Gebiet der Leistungselektronik.

Die Israelische Chemische Gesellschaft hat Prof. Horst Kessler,emeritierter Ordinarius für Organische Chemie der TUM, zumEhrenmitglied ernannt.

Prof. Gerhard Müller, Ordinarius für Baumechanik der TUM, istneuer Vorsitzender des Dachvereins »Fakultätentage der Inge-nieurwissenschaften und der Informatik an Universitäten« (4ING).4ING ist der Zusammenschluss der vier Fakultätentage Bauinge-nieurwesen und Geodäsie, Elektrotechnik und Informationstech-nik, Informatik sowie Maschinenbau und Verfahrenstechnik. Der2006 gegründete Verein vertritt die universitären Ingenieurwis-senschaften und die Informatik in Politik, Wirtschaft, Verwaltungund Wissenschaft. n

Martin Jakobi nahm für Tochter Josefine Elternzeit.

http://portal.mytum.de/tum/exzellenzinitiative/zukunftskonzept/gender-issues n

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63TUMcampus 2/09

Werner BackZum 31. März 2009 trat Prof. Werner Back, Ordinarius fürTechnologie der Brauerei I der TUM, in den Ruhestand.

Werner Back, Jahrgang 1942, absolvierte nach dem Abitur inFreiburg eine Lehre als Brauer und Mälzer. Anschließend stu-dierte er an der TUM den Ingenieurstudiengang der Fakultät fürBrauwesen und Lebensmitteltechnologie. Früh entdeckte er sei-ne Neigung zur Mikrobiologie und promovierte 1974 am Institutfür Technische Mikrobiologie und Technologie der Brauerei II derTUM. Im Rahmen seiner Doktorarbeit entwickelte er den Nährbo-

den NBB, der heute weltweit in der Brau- und Getränkeindustrieangewandt wird. Nach einer Assistentenzeit war er in der FirmaDöhler elf Jahre lang als Leiter der Abteilung Mikrobiologie undQualitätssicherung tätig; 1980 folgte die Habilitation. Ab 1983 warer Mitglied der Geschäftsleitung der Firma Döhler. 1988 über-nahm er als Professor die Abteilung Getränketechnologie amLehrstuhl für Technologie der Brauerei I der TUM; 1992 erhielt erden Ruf auf diesen Lehrstuhl.

Seine Forschungsschwerpunkte waren Brauereirohstoffe, Würze-bereitung, Hefetechnologie, die verschiedenen Bierstabilitätensowie Getränketechnologie, Getränkemikrobiologie (mit mehre-ren Neubeschreibungen) und physiologisch wertvolle Inhalts-stoffe. Charakteristisch für Werner Back ist, dass seine wissen-schaftlichen Arbeiten immer anwendungsorientiert ausgerichtetwaren. Der Technologietransfer liegt ihm sehr am Herzen.

Werner Back hat mehrere Standardwerke verfasst. Unter denmehr als 380 Fachartikeln, fünf Büchern und acht Buchbeiträgenfinden sich etwa die Farbatlanten der Getränkebiologie in deut-scher und englischer Sprache sowie die Bücher »AusgewählteKapitel der Brauereitechnologie« und »Mikrobiologie der Lebens-mittel – Getränke«. Werner Back hat 37 Doktoranden betreut.

Beinah nebenbei gilt sein Interesse dem Naturschutz und hierbeivor allem dem Erhalt von Schmetterlings-Biotopen. Dieses Hob-by betreibt er ebenfalls mit wissenschaftlicher Akribie, so dass erauch hier zahlreiche Veröffentlichungen publizierte, darunter Erst-beschreibungen und genetische Stammbäume.

Martin Krottenthaler

Gerhard CernyZum 31. März 2009 trat Prof. Gerhard Cerny, Extraordinariusfür Haushalts- und Betriebshygiene der TUM, in den Ruhe-stand.

Gerhard Cerny, geboren 1944, legte 1964 in Deggendorf seinAbitur ab und begann im selben Jahr an der TH München dasStudium der Mikrobiologie, das er im März 1970 mit dem Diplomabschloss. Bis 1972 führte er dort seine Doktorarbeit durch. 1972bis 1974 arbeitete er am Lehrstuhl für Bodenkunde und Stand-ortslehre der Ludwig-Maximilians-Universität München, ehe er andas Fraunhofer-Institut für Lebensmitteltechnologie und Verpa-ckung in München wechselte und dort die Abteilung TechnischeMikrobiologie aufbaute. 19 Jahre blieb er im Fraunhofer-Institut,bevor er 1994 dem Ruf an die TUM folgte.

Gerhard Cerny lehrte vornehmlich im Studiengang Ökotropholo-gie und nach dessen Auslaufen im Studiengang Ernährungswis-senschaft. Darüber hinaus unterrichtete er auch Lehramtsstuden-ten sowie Studierende der Lebensmitteltechnologie und des Stu-diengangs Milchwissenschaft. Schwerpunkte seiner Lehr- und

Ruhestand

Werner Back

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Forschungstätigkeit waren Reinigungstechnologie, Werkstoff-kunde, Lebensmittelmikrobiologie und Betriebshygiene in Groß-küchen. Bis zu seinem Ausscheiden betreute er 100 Diplom- undvier Doktorarbeiten sowie etliche Seminare, Großpraktika undExkursionen. Zweimal erhielt er die »Auszeichnung für die besteLehre des Jahrgangs«.

Seine fachliche Kompetenz, sein bereitwilliges Eingehen auf dieBelange der Studierenden und seine humorvolle Art sichertenihm die Anerkennung bei Studenten und Kollegen. Dank der zahl-reichen Hobbies (Literatur, Fotografie und Aquarellmalerei) siehter dem Ruhestand gelassen entgegen. Er verfasste einen Romanund brachte kürzlich zwei Foto-Bildbände heraus. Ferner liebt erdas Bergwandern und Mountain-Biken. Mit seinen ehemaligenMitarbeiterinnen trifft er sich regelmäßig und pflegt mit einigenehemaligen Studentinnen noch E-Mail-Kontakte. Für die Zukunftwünschen wir Gerhard Cerny im Ruhestand Gesundheit und Zu-friedenheit.

Dieter Witt

Eberhard GeigerZum 31. März 2009 trat Prof. Eberhard Geiger, Ordinarius fürTechnologie der Brauerei II der TUM, in den Ruhestand.

1944 in Volkersheim im Alb-Donau-Kreis geboren, studierte Eber-hard Geiger nach seiner Ausbildung zum Brauer und Mälzer an derTUM in Weihenstephan Brauwesen. Anschließend war er wissen-schaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Technische Mikrobiologieund Technologie der Brauerei II, wo er 1974 als wissenschaftlicherAssistent seine Promotion über Gärungsnebenprodukte in Bezie-hung zum Hefestoffwechsel vollendete. 1983 wechselte er als Be-triebsleiter an die damalige Staatliche Brautechnische Prüf- undVersuchsanstalt, 1995 wurde er an die TUM berufen.

Ein Schwerpunkt seines Wirkens war die Erforschung der Hefe-physiologie. Dabei war er stets bestrebt, Prozesse der Fermenta-tion und Hefeherführung zu optimieren und neue technologischeAnsätze etwa im Bereich der alternativen Fermentationsgetränkezu entwickeln. Daneben wurden unter seiner Leitung wegweisen-de Erkenntnisse zur kolloidalen Trübungsbildung in Bier und zurEntstehung des »Gushings« gewonnen (spontanes, starkes Über-schäumen beim Öffnen einer Bierflasche trotz sachgerechter La-gerung). Durch seine aufgeschlossene Haltung gegenüber mole-kularbiologischen Methoden hat er maßgeblich dazu beigetra-gen, dass die PCR-Analytik heute als mikrobiologische Routine-kontrolle weite Verbreitung in Brauereien gefunden hat. Im Rah-men zahlreicher Industriekooperationen agierte er als technologi-scher Berater bei der Entwicklung moderner Brauereianlagen-technik, etwa für die Bierfiltration.

Geiger bekleidete über mehrere Jahre das Amt des 2. Vorsitzen-den der Mitteleuropäischen Brautechnischen Analysenkommis-sion (MEBAK) und initiierte das Weihenstephaner Hefesympo-sium. Den Studierenden bot er eine geistige Heimat und stand

Menschen

TUMcampus 2/0964

Ruhestand

Gerhard CernyEberhard Geiger

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Hans-Jürgen NeusserZum 31. März 2009 trat Prof. Hans-Jürgen Neusser, Extraordi-narius für Physikalische Chemie der TUM, in den Ruhestand.

Hans-Jürgen Neusser, 1943 in Troppau geboren und in Münchenaufgewachsen, studierte an der TH München Physik und wurde1971 bei Prof. Wolfgang Kaiser, einem Pionier der Laser-Ent-wicklung, promoviert. Auch danach ist er der TUM treu gebliebenund hat in der Physikalischen Chemie bei Prof. Edward W. Schlagdie Laserspektroskopie aufgebaut. Wenige Jahre vorher war derFarbstofflaser erfunden worden, ein phantastisches neues Werk-zeug, das die Molekülspektroskopie und Molekülphysik revolu-tioniert und Neussers weiteren wissenschaftlichen Werdegangbegleitet hat.

1977 wurde Neusser mit einem Thema habilitiert, das nur mitLasern möglich war: Zwei-Photonen-Spektroskopie an Molekü-len in der Gasphase, eine damals völlig neue, zur konventionellenUV-Spektroskopie komplementäre Methode. 1979 wurde er zumUniversitätsprofessor, 1988 zum Extraordinarius ernannt; von2000 bis 2004 leitete er kommissarisch den Lehrstuhl 1 für Phy-sikalische Chemie der TUM. In all diesen Jahren gelangen ihmviele Experimente zur Laserpektroskopie an der Front der inter-nationalen Forschung, wie höchstauflösende UV-Laserspektro-skopie, kohärente Laserspektroskopie, Spektroskopie molekula-rer Rydbergzustände und molekularer Ionen oder Experimente zuintramolekularen kinetischen Prozessen. Seine Arbeiten sind un-ter Spektroskopiker-Kollegen hoch geachtet und haben wesent-lich zum hohen internationalen Ruf des Lehrstuhls als Ort mo-dernster Molekülspektroskopie beigetragen. So sind auch meh-rere Preise an ihn und seine Arbeitsgruppe gegangen.1983 erhielter den Chemie-Preis der Akademie der Wissenschaften in Göt-tingen.

Seine Erfahrungen der Molekülspektroskopie hat Neusser überviele Jahre in einer Vorlesung für Physik- und avancierte Che-miestudenten weitergegeben. In diesem Rahmen kam WolfgangKetterle, der 2001 den Nobelpreis für Physik erhielt, erstmals mitVakuum und Laseranregung in Berührung. Wir wünschen Hans-Jürgen Neusser weiterhin viel Gesundheit und Aktivität und hof-fen, ihn noch zu manchem Gespräch über Laserspektroskopie inder Physikalischen Chemie der TUM anzutreffen.

Ulrich Boesl-von Grafenstein

Menschen

65TUMcampus 2/09

Ralf ReichwaldZum 31. März 2009 trat Prof. Ralf Reichwald, Ordinarius fürBetriebswirtschaftslehre – Information, Organisation undManagement der TUM, in den Ruhestand.

Doch kann von Ruhestand bei Ralf Reichwald keine Rede sein. Be-reits 2007 war er Mitbegründer des Center for Leading Innovationand Cooperation, wo er weiterhin in der Forschung aktiv sein wird.Darüber hinaus leitet er den Beirat der Peter-Pribilla-Stiftung derTUM und ist damit auch in Zukunft für die TUM tätig. Zudem ister Gastprofessor an der Universität Tunis E.M., die ihn für seineArbeiten in Forschung und Lehre 2006 zum »Professor honoriscausa« machte.

Der passionierte Hochschullehrer aus Pschow, Oberschlesien,wuchs in Düsseldorf auf und studierte an den Universitäten Bonn,Hans-Jürgen Neusser

ihren Anliegen stets offen gegenüber. Auch mit seinen Doktoran-den verband ihn mehr als der rein wissenschaftliche Austausch.Durch eine schwere Erkrankung war es ihm seit zwei Jahren lei-der nicht vergönnt, sein vielseitiges Wissen und seine profundenErfahrungen im gewohnten Maß in Forschung und Lehre einzu-bringen. Wir wünschen Eberhard Geiger, dass er seinen Ruhe-stand in Gesundheit und Zufriedenheit genießen kann.

Reiner SpringerHenning Kötke

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Marburg und MünchenBetriebswirtschaftslehre.Ab 1970 war er Assistentam Institut für Industrie-forschung der Ludwig-Maximilians-UniversitätMünchen, promovierte1973 zum Dr. rer. pol. undwurde 1975 mit 31 Jahrenauf die betriebswirtschaft-liche Professur für Pro-duktionswirtschaft undArbeitswissenschaft derUniversität der Bundes-wehr München berufen.

1989 übernahm er denLehrstuhl für Allgemeineund Industrielle Betriebs-

wirtschaftslehre der damaligen WISO-Fakultät der TUM. Mehr als300 Veröffentlichungen dokumentieren seine wissenschaftlichenArbeiten in den Bereichen Organisation, Technologie und Manage-ment. Vor allem interessierten ihn disziplinübergreifende Fragendes technisch-organisatorischen Wandels und ihre Auswirkungenauf Markt- und Unternehmensentwicklungen. Die zugehörige, vonihm mit herausgegebene Schriftenreihe umfasst rund 150 Bände.

Daneben gilt sein Interesse der Zukunftsentwicklung und Neu-strukturierung der Universitäten. Von 1991 bis 1993 war er Grün-dungsdekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der TU(Bergakademie) in Freiberg/Sachsen, die ihn 1994 mit der Ehren-doktorwürde auszeichnete. Er war maßgeblich am Reformprojektder TUM beteiligt und wirkte in mehreren Reform-Kommissionenzur Neustrukturierung mit. Gemeinsam mit TUM-Präsident Wolf-gang A. Herrmann brachte er die Neugründung der wirtschaftswis-senschaftlichen Fakultät in standortübergreifender Aufstellung aufden Weg. Die Entflechtung der ehemaligen WISO-Fakultät findetjetzt mit der Gründung der Fakultät TUM School of Education ihrenAbschluss.

Reichwald leitete die Studienplankommission zur TUM-Betriebs-wirtschaftslehre in der Gründungsphase der Fakultät für Wirt-schaftswissenschaften, zu deren erstem Dekan er 2002 gewähltwurde. Ihm gelang es, ein vertrauensvolles Miteinander des neuenKollegiums in München und Weihenstephan zustande zu bringen.

Frank Danzinger

Klaus Schreckenbach

Zum 31. März 2009 trat Prof. Klaus Schreckenbach, Extraordina-rius für Kern- und Teilchenphysik der TUM, in den Ruhestand.

Geboren 1943 in Marienwerder, studierte und promovierte KlausSchreckenbach an der TUM, wo er 1985 zum Thema »Hochauf-lösende Elektronenspektroskopie in Atom-, Kern- und Teilchen-physik« habilitiert wurde. Nach Forschungsaufenthalten am InstitutLaue-Langevin in Grenoble, Frankreich, und am Brookhaven Na-tional Laboratory in Upton, USA,kehrte er 1991 als Professor für Expe-rimentalphysik an die TUM zurück,wo er kurz darauf die technische Lei-tung am Atom-Ei in Garching über-nahm. Hier zeichnete er insbesonderedurch die Entwicklung und die Inbe-triebnahme der kalten Quelle zur Er-zeugung langsamer Neutronen undfür die Entwicklung einer Positronen-quelle verantwortlich – ein Projekt,das ihn bis zu seinem Ruhestand be-gleiten sollte. 1999 übernahm er diePosition des Technischen Direktorsder Neutronenquelle FRM II. In Zu-sammenarbeit mit der Siemens AGerwirkte er die Betriebsgenehmigungund die erfolgreiche Inbetriebnahmedes FRM II im Jahr 2004.

2006 wechselte Klaus Schreckenbach zurück ans Physik-Depart-ment E21, wo er sich bis zu seinem Ruhestand wieder seiner frü-heren Tätigkeit, der Experimentalphysik, zuwendete. In dieser Zeitwurde am FRM II die mit Abstand intensivste Positronenquelle derWelt, NEPOMUC, in Betrieb genommen, die er initiiert hat und anderen wissenschaftlichen Experimenten er nun mitwirkte. Die ver-schiedenen Strahlpositionen erlauben es erstmals, routinemäßigDefekte in Materialien orts- und elementaufgelöst zu untersuchen;solche Informationen sind für vielseitige Anwendungen relevant,etwa im Flugzeugbau.

Wir als seine Kollegen schätzten insbesondere seine ruhige undbesonnene Ausstrahlung und seine physikalische Intuition. Vonseinem unermüdlichen Einsatz für den FRM II werden in den näch-sten Jahren zahlreiche Wissenschaftler profitieren und damit zurweltweiten Sichtbarkeit der TUM beitragen. Wir wünschen KlausSchreckenbach eine geruhsame Zeit mit seiner Frau und einenweiteren erfolgreichen Weg mit viel Gesundheit und Zufriedenheit.

Peter Böni, Christoph Hugenschmidt

Menschen

TUMcampus 2/0966

Ruhestand

Ralf Reichwald

Klaus Schreckenbach

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Menschen

67TUMcampus 2/09

Ralf Kötter

Am 2. Februar 2009 verstarb Prof. Ralf Kötter,Ordinarius für Nachrichtentechnik der TUM, imAlter von 45 Jahren nach langer, mit großer Tapfer-keit ertragener Krankheit. Er hinterlässt seine Ehe-frau und seinen vierjährigen Sohn.

Ralf Kötter studierte Elektrotechnik an der TU Darm-stadt und schloss 1990 sein Studium als Dipl.-Ing. ab.1996 promovierte er an der Linköping Universität inSchweden. Schon damals hatte er das Thema gefun-den, das ihn seither begeisterte: die Codierungstheoriein ihren vielen Facetten. Ab 1996 forschte und lehrte erfür einige Jahre an renommierten Institutionen in Europaund den USA, bevor er 1999 zunächst als Assistant Pro-fessor, ab 2003 als Associate Professor an die Universi-ty of Illinois at Urbana-Champaign berufen wurde. 2006schließlich folgte er dem Ruf an die TUM.

Sein wissenschaftliches Wirken hat Ralf Kötter der Co-dierungs- und Informationstheorie gewidmet, insbeson-dere der Netzwerkinformationstheorie. Er hat der Codie-rungstheorie wegweisende Impulse gegeben, etwadurch den Einsatz der Graphentheorie für die Entwick-lung fehlerkorrigierender Codes. Eine besondere Stärkevon ihm war es, Probleme auf ihren fundamentalen Kernzu reduzieren, verwirrendes Beiwerk beiseite zu räumenund dadurch neue und wegweisende Einsichten zu ge-winnen.

Seine Forschungstätigkeit war außerordentlich frucht-bar. Dafür legen unzählige Auszeichnungen schon injungen Jahren ebenso Zeugnis ab wie große Erfolge beider Initiierung innovativer Forschungsprojekte. Exem-plarisch für die Vielzahl seiner Auszeichnungen sei derrenommierte Innovationspreis der Vodafone-Stiftungerwähnt, den er 2008 erhielt, sowie die Ernennung zumIEEE-Fellow im selben Jahr. Bei seinen Studenten er-warb er schnell hohes Ansehen durch seinen begeis-ternden Vorlesungsstil und sein tiefes Verständnis fürkleine und größere Probleme.

Wir, seine Kollegen und Mitarbeiter, vermissen seinenimmensen Sachverstand, seine große Inspiration undKreativität, seinen ungebrochenen Mut und seine tiefeMenschlichkeit. Durch sein vielfältiges Wirken hat sichRalf Kötter um die Fakultät und die TUM verdient ge-macht. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewah-ren.

Ulf SchlichtmannNorbert Hanik

Wolfgang Utschick

in memoriam

Ralf Kötter

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Menschen

TUMcampus 2/0968

Neu berufen Prof. Thomas Becker, Leiter des Fachge-biets Prozessanalytik und Getreidetechno-logie der Universität Hohenheim, auf denneu geschaffenen Lehrstuhl für Brau- undGetränketechnologie;

Prof. Klaus Drechsler, Direktor des Insti-tuts für Flugzeugbau an der UniversitätStuttgart, auf den Lehrstuhl für CarbonComposites;

Prof. Klaus Eder, Ordinarius für Ernäh-rungsphysiologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, auf denLehrstuhl für Tierernährung (NachfolgeProf. Manfred Kirchgeßner);

Prof. Jan-Willem van de Kuilen, Associa-te Professor für Holzbaukonstruktionen ander TU Delft, Niederlande, auf das Extraor-dinariat für Physikalische Holztechnologie;

Prof. Ute Lindauer, wissenschaftliche Mit-arbeiterin an der Neurologischen Klinik ander Charité – Universitätsmedizin Berlin,auf das Extraordinariat für NeurovaskulärePathophysiologie;

Prof. Franz Pfeiffer, Assistant Professorfür Physik an der ETH Lausanne, Schweiz,auf den Lehrstuhl für Angewandte Biophy-sik (E17, Nachfolge Prof. Fritz G. Parak);

Prof. Alexander Schied, Associate Pro-fessor an der School of Operations Re-search and Information Engineering derCornell University, Ithaca, USA, auf dasExtraordinariat für Finanzmathematik;

Prof. Daniel Straub, CEO der MatriskGmbH, Zürich, auf das Extraordinariat fürRisikoanalyse und Zuverlässigkeit;

Prof. Isabell Welpe, Senior Research Fel-low des Max-Planck-Instituts für Ökono-mik in Jena, auf den neu geschaffenenLehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre –Strategie und Organisation;

Prof. Martin Zacharias, Professor fürComputational Biophysics, Jacobs Uni-versity Bremen, auf den Lehrstuhl für The-

oretische Physik (T38, Nachfolge Prof.Sighart Fischer).

PD Dr. Rainer Jordan vom Wacker-Lehr-stuhl für Makromolekulare Chemie derTUM hat einen Ruf auf den Lehrstuhl fürMakromolekulare Chemie der TU Dresdenangenommen.

Stephan Paul, Ordinarius für Experimen-talphysik (E18) der TUM und Sprecher desExzellenzclusters »Origin and Structure ofthe Universe«, hat das gemeinsame Ruf-angebot der ETH Zürich und des PaulScherrer Instituts (PSI), Schweiz, abge-lehnt. Ihm war der Lehrstuhl für Teilchen-physik der ETH Zürich angeboten worden,verbunden mit der Leitung der Abteilungfür Teilchenphysik des PSI.

Prof. Uzi Landmann vom Georgia Institu-te of Technology in Atlanta ist von der Ale-xander von Humboldt-Stiftung mit einemHumboldt-Forschungspreis ausgezeich-net worden. Dieser mit 60 000 Euro dotier-te Preis ist dafür vorgesehen, ein selbstgewähltes Forschungsvorhaben in Koope-ration mit Fachkollegen an einer deut-schen Universität durchzuführen. Land-mann wird gemeinsam mit Prof. UlrichHeiz, Ordinarius für Physikalische Chemieder TUM, auf dem Gebiet der Nanokataly-se arbeiten. Damit vertiefen die beidenWissenschaftler ihre seit Jahren bestehen-de Kooperation. Zusammen wollen sieweitere Aspekte der Nanokatalyse erfor-schen, insbesondere Reaktionsmechanis-men der Katalyse an Nanometer-großenGoldteilchen.

zum außerplanmäßigen Professor

für das Fachgebiet Neurologie Prof. EvaBartels, Fachärztin für Neurologie und

TUM intern

Ruf nachauswärts

Rufablehnung

Zu Gast an derTUM

Ernennung

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Menschen

69TUMcampus 2/09

Ruhestand

Dienstjubiläum

Psychiatrie/Psychotherapie am Zentrumfür Neurologische Gefäßdiagnostik;

für das Fachgebiet Plastische ChirurgieDr. Christoph Höhnke, wissenschaftlicherMitarbeiter an der Klinik und Poliklinik fürPlastische Chirurgie und Handchirurgie;

für das Fachgebiet Theoretische PhysikProf. Philipp Scherer, kommissarischerLehrstuhlvertreter des Lehrstuhls für Theo-retische Physik II;

zum Honorarprofessor

für das Fachgebiet LebensmittelkundeDr. Gerd Harzer, Senior Director GlobalNutrition Research, Kraft Foods Europe;

für das Fachgebiet Bauen für Alte und Be-hinderte Dipl.-Ing. Lothar Marx, Lehrbe-auftragter an der TUM und selbstständigerArchitekt.

Prof. Werner Back, Ordinarius für Tech-nologie der Brauerei I, nach 21-jährigerTätigkeit an der TUM zum 31.3.2009;Adelheid Becker, Bibliotheksinspektorin,nach 30-jähriger Tätigkeit an der TUM zum31.1.2009; Dr. Josef Fink, AkademischerDirektor am Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik,nach 27-jähriger Tätigkeit an der TUM zum31.3.2009; Helmut Fußstetter, techni-scher Angestellter am FRM II, nach 26-jäh-riger Tätigkeit an der TUM zum 31.3.2009;Heinz-Dieter Glück, Regierungsdirektor –Zentralabteilung 1, nach 40-jähriger Tätig-keit an der TUM zum 31.3.2009; Prof. An-gelika Görg, Leitende Akademische Di-rektorin – Arbeitsgruppe Proteomik, nach29-jähriger Tätigkeit an der TUM zum31.3.2009; Prof. Walter Hansch, Extraor-dinarius für Halbleiterproduktionstechnik,nach 9-jähriger Tätigkeit an der TUM zum31.1.2009; Anita Huber, Verwaltungsan-gestellte am Lehrstuhl für Siedlungswas-serwirtschaft, nach 31-jähriger Tätigkeit ander TUM zum 30.4.2009; Elisabeth Mül-ler, Verwaltungsangestellte am Lehrstuhlfür Städtebau und Regionalplanung, nach

28-jähriger Tätigkeit an der TUM zum30.9.2008; Prof. Hans Jürgen Neusser,Extraordinarius für Physikalische Chemie,nach 40-jähriger Tätigkeit an der TUM zum31.3.2009; Eleonore Rudolf, Verwal-tungsangestellte in der Fakultät für Che-mie, nach 24-jähriger Tätigkeit an der TUMzum 31.3.2009; Prof. Günther Ruske,Akademischer Direktor am Lehrstuhl fürMensch – Maschine – Kommunikation,nach 39-jähriger Tätigkeit an der TUM zum31.3.2009; Josef Vötterl, technischer An-gestellter am Lehrstuhl für Leichtbau, nach17-jähriger Tätigkeit an der TUM zum28.2.2009; Dr. Herbert Vogel, Akademi-scher Oberrat am ForschungszentrumWeihenstephan für Brau- und Lebens-mittelqualität, nach 27-jähriger Tätigkeit ander TUM zum 31.3.2009.

25-jähriges Dienstjubiläum

Johann Angermair, Hauptbrandmeisterbei der Feuerwehr Garching, am 1.1.2009;Josef Dunkes, Mechaniker im Gewächs-hauslaborzentrum Dürnast, am 29.1.2009;Robert Götz, Zytologieassistent am Lehr-stuhl für Allgemeine Pathologie und Pa-thologische Anatomie, am 16.2.2009;Andreas Gmeiner, technischer Angestell-ter in der Zentralabteilung 1, am 1.2.2009;Monika Mayerhofer, technische Ange-stellte am Forschungszentrum Weihenste-phan für Brau- und Lebensmittelqualität,am 1.1.2009; Angela Schwarz, Verwal-tungsangestellte in der Zentralabteilung 8– Referat 81, am 9.1.2009;

40-jähriges Dienstjubiläum

Christl Geipel, technische Angestellte amLehrstuhl für Metallbau, am 1.1.2009;Martin Hofmeister, Mechaniker am Lehr-stuhl für Werkstoffkunde und Werkstoff-mechanik, am 7.1.2009; Dr. Herbert Sei-ler, wissenschaftlicher Angestellter amLehrstuhl für Mikrobielle Ökologie, am1.2.2009.

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Menschen

TUMcampus 2/0970

Geburtstag 70. Geburtstag

Prof. Rudolf Bayer, Ordinarius em. für In-formatik, am 3.3.2009; Prof. EberhardBorn, Universitätsprofessor für Mineralo-gie und Kristallographie, am 5.2.2009;Prof. Walter Entenmann, Extraordinariusi. R. für Festkörper-Schaltungstechnik, am18.3.2009; Prof. Klaus Guthy, Extra-ordinarius i. R. für Milchwissenschaft, am3.4.2009; Prof. Manfred Mertz, Ordinariusi. R. für Augenheilkunde, am 17.2.2009;Prof. Karl-Heinz Schleifer, Ordinarius em.für Mikrobiologie, am 10.2.2009; Prof.Heinz Wähling, Extraordinarius i. R. fürMathematik, am 16.3.2009; Prof. PeterWilderer, Ordinarius i. R. für Wassergüte-und Abfallwirtschaft, am 8.3.2009; Prof.Friedrich Zeller, Universitätsprofessori. R. für Pflanzenzüchtung und Angewand-te Genetik, am 28.3.2009.

75. Geburtstag

Prof. Klaus Andres, Ordinarius i. R. fürTechnische Physik, am 1.3.2009; Prof.Adolf Birkhofer, Ordinarius em. für Reak-tordynamik und Reaktorsicherheit, am23.2.2009; Prof. Klaus Dietrich, Ordina-rius em. für Theoretische Physik, am30.3.2009; Prof. Henner Graeff, Ordina-rius i. R. für Frauenheilkunde, am 19.4.2009.

80. Geburtstag

Porf. Robert Geipel, Ordinarius em. fürGeographie, am 1.2.2009; Prof. HeinrichKöster, Extraordinarius i. R. für Mineralo-gie, am 15.3.2009; Prof. Gerhard Pfohl,Extraordinarius i. R. für Geschichte derMedizin und Medizinische Soziologie, am16.2.2009; Prof. Hugo Steinhauser, Ordi-narius em. für Wirtschaftslehre des Land-baues, am 21.3.2009; Prof. BernhardWinkler, Ordinarius em. für Entwerfen vonBauten und Industrielle Formgebung, am29.3.200.

85. Geburtstag

Prof. Alexander von Schönborn, Ordina-rius em. für Forstpflanzenzüchtung undImmissionsforschung, am 10.2.2009; Prof.Friedrich Nather, Ordinarius em. fürStahlbau, am 7.4.2009.

90. Geburtstag

Prof. Albrecht Struppler, Ordinarius em.für Neurologie und klinische Neurophysio-logie, am 7.3.2009.

95. Geburtstag

Prof. Richard Jelinek, Ordinarius em. fürGrundbau und Bodenmechanik, am12.3.2009.

Prof. Richard Baumann, Ordinarius em.für Mathematik, im Alter von 87 Jahren am9.3.2009;

Prof. Franz Xaver Eder, Honorarprofessoran der Fakultät für Physik, im Alter von95 Jahren am 1.2.2009;

Heike Fannasch, chemisch-technischeAssistentin am Lehrstuhl für TechnischeElektronik, im Alter von 47 Jahren am1.2.2009;

Prof. Ralf Kötter, Ordinarius für Nachrich-tentechnik, im Alter von 45 Jahren am2.2.2009;

Dipl.-Phys. Richard Morschl, wissen-schaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl fürPhysik (E19), im Alter von 28 Jahren am24.3.2009;

Gerhard Peter Winkler, Angestellter beider ZA 1 – Referat 14.2 Technischer Be-trieb, im Alter von 56 Jahren am 10.3.2009.

TUM intern

Verstorben

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bewegte Stadt – stille Orte

Alltägliche Bilder gegen den Strich zu bürsten, das ver-mag die Fotografin Stefanie Seidl. Sie eröffnet dem Be-trachter einen ungewöhnlichen Blick auf scheinbar Be-kanntes. Überzeugen kann man sich davon vom 6. Maibis 31. Juli 2009 im Senatssaal der TUM im Stammge-lände, Arcisstraße 21. Im Zentrum der Ausstellung ste-hen Fotografien von Berlin. Scharf setzt die KünstlerinBilder stiller Poesie, harter Realität und Hässlichkeit,Geschichte und Gegenwart, Abriss und Neubau, Weiteund Enge gegeneinander. Ihre Hauptdarsteller sind dieArchitektur und der Raum. Menschen werden eher zuStatisten. Im Kontrast dazu stehen Bilder einer nordafri-kanischen Kasbah, deren formale Struktur und Dichteein anderes komplexes Angebot menschlicher Existenzenthält.

Zu besuchen ist die Ausstellung täglich (außer So) von9 bis 16 Uhr nach telefonischer Vereinbarung mit GerdaCorches: 089/289-22203.

71TUMcampus 2/09

Termine

30. AprilAusschreibungRWE-Zukunfts-preis

30. AprilAusschreibung»Europe and Glo-bal Challenges«

Zum ersten Mal vergibt der Essener RWE-Konzern den mit insgesamt 35 000 Eurodotierten »RWE Zukunftspreis« an jungeIngenieur- und Naturwissenschaftler. Prä-miert werden herausragende wissen-schaftliche Arbeiten zum Thema »Energie-versorgung der Zukunft«. Die diesjährigeAusschreibung steht unter dem Motto»Technologien für die Energieversorgungder Zukunft«. Die eingereichten Abschluss-arbeiten oder Dissertationen sollten einender folgenden Themenkomplexe behan-deln: Klimaschonende Stromerzeugung,zukunftsweisende Netztechnologien oderintelligente Energieanwendung. Die dreibesten Diplom-, Master- oder Bachelor-Arbeiten werden mit Prämien von 8 000,4 000 und 3000 Euro ausgezeichnet. Fürdie beste Dissertation gibt es 20 000 Euro.Einsendeschluss ist der 30. April 2009.Ausführliche Informationen gibt es unterwww.rwe.com/zukunftspreis

»Europe and Global Challenges« – unterdiesem thematischen Dach starten die dreieuropäischen Stiftungen Compagnia diSan Paolo in Turin, Italien, der RiksbankensJubileumsfond in Stockholm, Schweden,und die VolkswagenStiftung in Hannovergemeinsam eine neue Ausschreibung. Inden kommenden Jahren wollen sie bis zuzehn international und interdisziplinär zu-sammengesetzte Forschergruppen mit Be-trägen zwischen einer halben und einer Mil-lion Euro unterstützen. Die Wissenschaftler-teams sollen sich »globaler Herausforde-rungen« wie der Folgen des Klimawandelsoder der Herausforderungen einer inter-nationalen Finanzarchitektur annehmen. In-haltliche Vorgaben gibt es nicht; das Themamuss hinsichtlich seiner Brisanz für Europaund für andere Weltregionen überzeugen.Ziel ist, dass in einer Arbeitsgruppe sowohlverschiedene wissenschaftliche Disziplinenvertreten sind als auch Personen in unter-schiedlichen Phasen ihrer Karriere. Explizitangestrebt ist auch, Fachleute aus der Pra-xis und Experten aus anderen Weltregioneneinzubinden. Als erster Schritt wird einWettbewerb um Pilotstudien eröffnet, diemit maximal 50 000 Euro gefördert werden

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Termine

TUMcampus 2/0972

18. JuniAktionstagbetrieblicheGesundheitsförde-rung

23. – 25. JuniKarrieremesseIKOM

26. JuniHochschulquartett

30. JuniAusschreibungINPRO-Preis

6. MaiKarrieremesseIKOM Life Science

7. MaiElite fördern –Elite fordern

19. MaiPersonalver-sammlung

können. Bewerbungsschluss dafür ist der30. April 2009. Daran schließt sich imnächsten Jahr ein neuer Wettbewerb anum die Unterstützung der eigentlichenForschergruppen. Hier sind auch Bewer-ber zugelassen, die keine Pilotstudie ge-fördert bekamen. Details zur Ausschrei-bung unterwww.volkswagenstiftung.de/fileadmin/downloads/merkblaetter/MB_78e_e.pdf

Am 6. Mai 2009 stellen sich im ZentralenHörsaalgebäude des Wissenschaftszent-rums Weihenstephan rund 30 Unterneh-men und Forschungseinrichtungen als at-traktive Arbeitgeber der Life Science Bran-che vor. Auf der IKOM Life Science kön-nen sich Studenten und Absolventen von9.30 Uhr bis 16 Uhr schlau machen.www.ikom.tum.de/students/lifescience

Beratung und exzellente Betreuung derStudierenden sind vorrangige Anliegen derTUM. Dazu hat die Hochschule im Jahr2005 mit Unterstützung der Robert BoschStiftung ein Pilotprojekt zur Förderung be-sonders begabter Studierender über dasMentorenprogramm »Erfahrene Wege indie Forschung« ins Leben gerufen. Als Ab-schluss der sehr erfolgreichen Pilotphasefindet die Festveranstaltung »Elite för-dern – Elite fordern« am 7. Mai 2009 statt:Ab 17 Uhr wird im Siemens-Forum, Oskar-von-Miller-Ring 20, über die gewonnenenErfahrungen, die Notwendigkeit und dieForm der Eliteförderung in unserer Gesell-schaft diskutiert. Darüber hinaus dient dieVeranstaltung als Auftakt für ein umfassen-des Mentorenprogramm an der TUM zurFörderung des wissenschaftlichen Nach-wuchses.www.tum.de/mentoring/ewf

Zur Personalversammlung im Bereichder TUM-Hauptdienststelle lädt der Perso-nalrat in den Hörsaal N 1189 (Hans PilotyHörsaal) im Nordgelände ein. Die Ver-sammlung findet am 19. Mai 2009 um9.30 Uhr statt.

Am 18. Juni 2009 findet an der TUM inMünchen, Garching und Weihenstephander 3. Bayernweite Aktionstag zur be-trieblichen Gesundheitsförderung statt.Alle Hochschulangehörigen haben an die-sem Tag die Gelegenheit, ihre Gesundheitvor Ort testen zu lassen. Außerdem bera-ten Krankenkassen und örtliche Anbieteraus dem Gesundheitsbereich. Der Hoch-schulsport, die Betriebsärzte und die Ar-beitsgruppe Betriebliche Gesundheitsför-derung stellen ihre Angebote vor und ste-hen für Fragen zur Verfügung. Das detail-lierte Programm mit den Aktionszeiten gibtes ab Anfang Juni 2009 auf der jeweiligenHomepage der örtlichen Personalvertre-tungen und in den ausliegenden Pro-gramminformationen.

Als eines der größten KarriereforenDeutschlands ist die IKOM die besteAdresse, wenn es um den Berufseinstiegjunger Akademiker geht. Von 23. bis 25.Juni 2009 präsentieren sich auf der Messeim Gebäude der Fakultät für Maschinen-wesen auf dem Campus Garching täglichvon 9.30 Uhr bis 16.30 Uhr 195 Firmen.Mit einem umfangreichen Rahmenpro-gramm, der Möglichkeit von Einzelgesprä-chen und vielen Bewerbertrainings im Vor-feld unterstreicht die IKOM ihren An-spruch: »Wir knüpfen Kontakte. Persönlich.«www.ikom.tum.de

Das Hochschulquartett – Live-Diskussionim Deutschlandfunk, redaktionell betreutvom manager magazin – kommt in diesemJahr aus der TUM. Die dritte Debatte zumThema »Vom Gelehrten zum Manager –der schwierige Weg an die Spitze einerHochschule« wird am 26. Juni 2009 ge-sendet. Ort: Senatssaal im Stammgelände,Arcisstraße 21; Zeit: 19.15 bis 20 Uhr. Zu-hörer sind willkommen, Einlass bis 19 Uhr.

Mit ihrem Preis für ingenieurwissenschaft-liche Arbeiten prämiert die INPRO Innova-tionsgesellschaft für fortgeschrittene Pro-duktionssysteme in der Fahrzeugindustrie

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Termine

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10. JuliTag der FakultätMaschinenwesen

23. – 29. Juli¡communicate!Summer School

Interne Kommunikation ist ein wichtigesFührungsinstrument, dessen gezielter undzielgruppenspezifischer Einsatz zumUnternehmenserfolg beiträgt. Im Executi-ve Training von ¡communicate! »InternalCommunication – Interne Kommunikationals Führungsinstrument nutzen« wird mitExperten aus der Wissenschaft und Spe-zialisten aus der Praxis unter anderemüber die Identifikation und Bedeutung vonSchlüsselpersonen im Unternehmen, denBeitrag der internen Kommunikation zurUnternehmenskultur, den Einsatz moder-ner Kommunikationsmedien und wir-kungsvolles Kommunizieren von Füh-rungspersonen diskutiert. Das ExecutiveTraining findet vom 21. bis 23. Oktober2009 in Rüdesheim statt. Kosten: 1 980Euro (Tagungsgetränke, Mittag- undAbendessen sowie Trainingsunterlagen);Alumni der TUM erhalten 25 ProzentNachlass.www.communicate-program.de

mbH innovative Diplom- und Masterar-beiten sowie Dissertationen mit Bezugzur Produktionstechnik. Themengebietdes mit insgesamt 10 000 Euro dotiertenINPRO-Preises 2009 ist die »energie- undressourceneffiziente Produktion«. DieBewerbungsfrist endet am 30. Juni 2009.Weitere Informationen zur Bewerbung unterwww.inpro-preis.de

Wie immer am zweiten Freitag im Juli lädtdie Fakultät für Maschinenwesen der TUMalle Absolventen, Promovierten, Studieren-den, Mitarbeiter, Ehemaligen und Freundeder Fakultät herzlich ein, gemeinsam dennahenden Abschluss eines erfolgreichenakademischen Jahrs zu feiern: mit dem tra-ditionellen Tag der Fakultät im Fakultäts-gebäude auf dem Campus Garching; die-ses Jahr also am 10. Juli 2009, ab 14 Uhr.Feierlicher Höhepunkt ist der Festakt um14.45 Uhr (kostenfrei, Anmeldung erforder-lich), bei dem die diesjährigen Absolventenund Promovierten geehrt und verabschie-det werden. Abschluss und Glanzlicht bil-det der große Ball der Fakultät von 19.30bis 2 Uhr (Kauf von Ballkarten erforderlich).www.tdf.mw.tum.de

Von Unternehmenszusammenschlüssenbis hin zur Finanzkrise – was heute ge-schieht, geschieht international. Damittreffen in Projektteams zunehmend ver-schiedene Kulturen und Ansichten, Denk-und Arbeitsweisen zusammen. Interkultu-relle Zusammenarbeit erfordert demnachspezielle Führungs- und Kommunikations-strategien und -instrumente. In der Sum-mer School von ¡communicate! »Inter-cultural Communication – InterkulturelleZusammenarbeit besser managen« vom23. bis 29. Juli 2009 werden Fragen rundum dieses Thema diskutiert. Kosten: 2 980Euro (inklusive Tagungsgetränke, Mittag-und Abendessen sowie Trainingsunterla-gen); Alumni der TUM erhalten 25 ProzentNachlass. Anmeldeformulare unter Tel.089/28 92 84 74 oder per E-Mail: [email protected]

21. – 23. Oktober¡communicate!Executive Training

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21 Fragen

Spiel mit Fragen!Heute noch so charmant wie beiMarcel Proust: Das Spiel mit denFragen. Die Antworten hatdiesmal der AtmosphärenforscherHans Peter Schmid.

In greifbarer Nähe der Zugspitze liegt der Arbeitsplatzvon Prof. Hans Peter Schmid. In Garmisch und imSchneefernerhaus auf 2650 m Höhe erforscht derOrdinarius für Atmosphärische Umweltforschung derTUM die Auswirkungen des globalen Wandels auf klima-sensitive Regionen. Sein Institut hat sich auf die Fahnengeschrieben, gesellschaftsrelevante Grundlagenfor-schung zu betreiben, gemeinsam mit Partnern in derganzen Welt.

Wo möchten Sie leben?In Frieden

Was ist für Sie das größte Glück?Meine Familie

Welche Fehler entschuldigen Sie amehesten?In bester Absicht begangene

Was ist für Sie das größte Unglück?Sture, phantasielose Bürokraten

Ihr Lieblingsmaler?Emil Schmid (1891–1979)

Ihr Lieblingskomponist?Viele: von Hildegard von Bingen bisPaul David Hewson (genannt Bono)

Ihr Lieblingsschriftsteller?Auch viele: von Gotthold Ephraim Lessingbis Paulo Coelho

Ihre Lieblingstugend?Offenheit

Ihre Lieblingsbeschäftigung?Je nach Gemütslage: Laufen, Lesen,Leckereien

Ihr Lieblingsexponat im DeutschenMuseum?Nicht die Warteschlange vor der Tür – aberweiter bin ich bis jetzt nicht gekommen!

Ihr Hauptcharakterzug?Na ja, kommt drauf an, wen man fragt –aber fragen Sie nur nicht meine Teenage-Töchter!

Was schätzen Sie bei Ihren Freundenam meisten?Einfach, dass es sie gibt

Was ist Ihr größter Fehler?Wenn ich das wüsste ... PathologischerOptimismus? Oder ist das vielleicht eineStärke?

Was ist Ihr Traum vom Glück?Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins

Ihre Helden in der Wissenschaft?Leute, die ihrer Zeit voraus waren, ein Ge-wissen behielten und bescheiden blieben:Luke Howard, Alfred Wegener,Lewis Fry Richardson, Paul Langévin

Ihre Helden in der Geschichte?Die Kriegsdienstverweigerer aller Zeiten;Nelson Mandela

Was verabscheuen Sie am meisten?Vorurteile

Welche Reform bewundern Sie ammeisten?Meistens die, die noch bevorsteht

Welche natürliche Gabe möchten Siebesitzen?Rot sehen

Was möchten Sie sein?Glücklich! Was sonst?

Ihr Motto?»It takes all kinds to make a world«

Foto

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Vorschau

75TUMcampus 2/09

Vorschau TUMcampus 3/09

Redaktionsschluss: 29. Mai 2009

Erfolg durch Soft Skills

Erfolgreiche Führungskräfte zeichnen sich nicht alleindurch Fachwissen aus. Ethik, soziale Verantwortung,Kommunikation und nicht zuletzt die richtige Einschät-zung der eigenen (Führungs-)Fähigkeiten machen denUnterschied. Darum sind Soft Skills so wichtig fürden Erfolg. Der Executive MBA in Communication andLeadership verbindet harte und weiche Faktoren.

Bärendienst in Kanada

Im letzten Teil der Serie über die Jungbären Suzie undJohnny gibt TUM-Student Joachim Treptow seinen Ab-schlussbericht. Haben die beiden Grizzlies Winterruhegehalten und den strengen kanadischen Winter wohlbe-halten überstanden?

Zellen unter Stress

Die Transmissionselektronenmikroskopie liefert detail-reiche Informationen über die 3D-Struktur von Bio-makromolekülen. TUM-Wissenschaftler am Zentrum fürElektronenmikroskopie haben so Einblicke in die struk-turelle Dynamik spezieller Eiweißmoleküle gewonnen,die unter Stressbedingungen dafür sorgen, dass zellu-läre Funktionen aufrecht erhalten werden.

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Technische Universität München