Umweltjournal Juni 2009 KMU im Energiebereich

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15 Der schwierigere Zugang zu Krediten beein- trächtigt auch die Forschungs- und Innovations- tätigkeiten der KMU: Neben den konjunkturellen Verlusten könnten dadurch auch langfristige Wachstumseinbussen entstehen. Welche Aus- wirkungen hat die globale Finanz- und Wirt- schaftskrise auf die äusserst innovativen schwei- zerischen KMU, die in den Bereichen der erneu- erbaren Energien und der Energieeffizienz tätig sind? Um diese Frage zu beantworten, liess das Bundesamt für Energie BFE im Januar 2009 von BAK Basel Economics und dem Marktforschungs- institut Konso AG eine Befragung durchführen. Die meisten der befragten 115 kleinen und mittelgrossen Industrieunternehmen zeichnen sich durch eine hohe Innovationskraft aus und waren in den vergangenen drei Jahren in Forschung und Entwicklung aktiv. Die Ergebnisse der Befragung liegen nun in Form der Studie «Einfluss der Finanzkrise auf KMU im Energiebereich: Ergebnisse einer Unternehmens- befragung» vor, die das BFE im Rahmen seines Forschungsprogramms «Energiewirtschaftliche Grundlagen» am 19. Juni 2009 veröffentlichte. Wirtschaftskrise erschüttert KMU im Energiebereich Kaum Besserung in Sicht Die globale Finanz- und Wirtschaftskrise deutlich zu spüren bekommen nun auch die kleinen und mittelgrossen Unternehmen (KMU) im Bereich der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz. Mehr als die Hälfte dieser innovativen Unternehmen verzeichnet einen Nachfragerückgang und erwartet aufgrund der Auftragsentwicklung keine rasche Verbesserung der Lage. Bereich der Energieeffizienz. Gute Aussichten versprechen sich Unternehmen aus den Bran- chen der Energieproduktion, Batterien und Akku- mulatoren. Hier erwartet mehr als der Hälfte der Unternehmen sogar Umsatzsteigerungen. Die Branchen Maschinenbau und Elektro rechnen hingegen mit einer weiteren Verschlechterung der Situation. Etwas weniger betroffen ist der Bereich Gebäudetechnik. Kreditklemme beeinträchtigt Forschung und Entwicklung Die Finanzierungsmöglichkeiten haben sich in- folge der Finanzkrise bei fast der Hälfte der Unternehmen verschlechtert. Selbst gut auf- gestellte, innovative Unternehmen sind von den restriktiveren Finanzierungsbedingungen betrof- fen. Rund drei Viertel der Unternehmen erwarten, dass die gegenwärtigen Finanzierungsbedingun- gen ihre Forschungs- und Entwicklungstätigkeit beeinträchtigen werden und ein Drittel der KMU stellt sich bereits für das laufende Jahr auf sinkende Forschungs- und Entwicklungsausga- ben ein. Durch eine Reduzierung der Innovations- aktivitäten können langfristige Wachstumsein- bussen entstehen. Rahmenbedingungen für Energie-KMU Für die längerfristige Entwicklung ihrer Branche spielen für die befragten Unternehmen drei Fak- toren eine besondere Rolle: 1. Die internationale Entwicklung der Energie- preise: Höhere Preise für konventionell produ- zierte Energie führt zu höheren Anreizen, in al- ternative Technologien wie erneuerbare Ener- gien und Energieeffizienz zu investieren. 2. Die Verfügbarkeit von qualifiziertem Fachper- sonal: Humankapital ist ein zentraler Faktor für innovative Unternehmen mit hoher Forschungs- und Entwicklungstätigkeit. 3. Staatliche Rahmenbedingungen: Für viele der befragten Unternehmen spielen die Markt- regulierungen via Umweltrecht und Baurecht eine wichtige Rolle. Die Wichtigkeit der öffent- lichen Innovationsförderung unterstreichen vor allem diejenigen Unternehmen, die bereits Erfahrungen mit solchen Förderprogrammen haben. Vielen Unternehmen ist die öffentliche Innovationsförderung gar nicht bekannt. n (Quelle: BFE) bu Schlechte aktuelle Lage und kaum Besserung in Sicht Während das Geschäftsjahr 2008 von der Mehrheit der befragten KMU noch positiv be- urteilt wurde, fällt das Urteil zur aktuellen Lage überwiegend negativ aus. Mehr als die Hälfte der Unternehmen spricht von einem Nachfrage- rückgang. Eine Verbesserung der Lage ist vor- läufig nicht in Sicht: Rund 50 Prozent der be- fragten Unternehmen rechnen im Jahresverlauf 2009 mit einem Rückgang von Auftragsbestand, Exporten und Umsätzen. Es zeigt sich zudem, dass innovative Unternehmen von den Auswirkun- gen der internationalen Konjunkturkrise genauso betroffen sind wie andere Unternehmen: Die Wett- bewerbsvorteile innovativer Unternehmen treten – zumindest gegenwärtig – in den Hintergrund. Gute Aussichten für Energieproduktion und Batterien Der Ausblick für das Jahr 2009 fällt bei den Unternehmen im Bereich der erneuerbaren Ener- gien etwas besser aus, als bei den KMU im Beurteilung der konjunkturellen Lage 2008 und 2009 Geschäftsjahr 2008 (Umsatz), aktuelle Lage (Nachfrage) und Ausblick 2009 (Umsatz). (kodierte Werte in Klammern) (Ø-Wert: -0.4) (Ø-Wert: -0.5) (Ø-Wert: 0.8) 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Beurteilung 2008 Aktuelle Lage Ausblick 2009 Deutlich schlechter (-2) Etwas schlechter (-1) Gleich (0) Etwas besser (+1) Deutlich besser (+2) KMU IM ENERGIEBEREICH

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Umweltjournal Juni 2009 KMU im Energiebereich

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Der schwierigere Zugang zu Krediten beein­trächtigt auch die Forschungs­ und Innovations­tätigkeiten der KMU: Neben den konjunkturellen Verlusten könnten dadurch auch langfristige Wachstumseinbussen entstehen. Welche Aus­wirkungen hat die globale Finanz­ und Wirt­schaftskrise auf die äusserst innovativen schwei­zerischen KMU, die in den Bereichen der erneu­erbaren Energien und der Energieeffizienz tätig sind? Um diese Frage zu beantworten, liess das Bundesamt für Energie BFE im Januar 2009 von BAK Basel Economics und dem Marktforschungs­institut Konso AG eine Befragung durchführen. Die meisten der befragten 115 kleinen und mittelgrossen Industrieunternehmen zeichnen sich durch eine hohe Innovationskraft aus und waren in den vergangenen drei Jahren in Forschung und Entwicklung aktiv.Die Ergebnisse der Befragung liegen nun in Form der Studie «Einfluss der Finanzkrise auf KMU im Energiebereich: Ergebnisse einer Unternehmens­befragung» vor, die das BFE im Rahmen seines Forschungsprogramms «Energiewirtschaftliche Grundlagen» am 19. Juni 2009 veröffentlichte.

Wirtschaftskrise erschüttert KMU im EnergiebereichKaum Besserung in Sicht

Die globale Finanz- und Wirtschaftskrise deutlich zu spüren bekommen nun auch die kleinen und mittelgrossen Unternehmen (KMU) im Bereich der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz. Mehr als die Hälfte dieser innovativen Unternehmen verzeichnet einen Nachfragerückgang und erwartet aufgrund der Auftragsentwicklung keine rasche Verbesserung der Lage.

Bereich der Energieeffizienz. Gute Aussichten versprechen sich Unternehmen aus den Bran­chen der Energieproduktion, Batterien und Akku­mulatoren. hier erwartet mehr als der hälfte der Unternehmen sogar Umsatzsteigerungen. Die Branchen Maschinenbau und Elektro rechnen hingegen mit einer weiteren Verschlechterung der Situation. Etwas weniger betroffen ist der Bereich Gebäudetechnik.

Kreditklemme beeinträchtigt Forschung und EntwicklungDie Finanzierungsmöglichkeiten haben sich in­folge der Finanzkrise bei fast der hälfte der Unternehmen verschlechtert. Selbst gut auf­gestellte, innovative Unternehmen sind von den restriktiveren Finanzierungsbedingungen betrof­fen. Rund drei Viertel der Unternehmen erwarten, dass die gegenwärtigen Finanzierungsbedingun­gen ihre Forschungs­ und Entwicklungstätigkeit beeinträchtigen werden und ein Drittel der KMU stellt sich bereits für das laufende Jahr auf sinkende Forschungs­ und Entwicklungsausga­ben ein. Durch eine Reduzierung der Innovations­aktivitäten können langfristige Wachstumsein­bussen entstehen.

rahmenbedingungen für Energie-KMUFür die längerfristige Entwicklung ihrer Branche spielen für die befragten Unternehmen drei Fak­toren eine besondere Rolle:

1. Die internationale Entwicklung der Energie­preise: höhere Preise für konventionell produ­zierte Energie führt zu höheren Anreizen, in al­ternative Technologien wie erneuerbare Ener­gien und Energieeffizienz zu investieren.

2. Die Verfügbarkeit von qualifiziertem Fachper­sonal: humankapital ist ein zentraler Faktor für innovative Unternehmen mit hoher Forschungs­ und Entwicklungstätigkeit.

3. Staatliche Rahmenbedingungen: Für viele der befragten Unternehmen spielen die Markt­regulierungen via Umweltrecht und Baurecht eine wichtige Rolle. Die Wichtigkeit der öffent­lichen Innovationsförderung unterstreichen vor allem diejenigen Unternehmen, die bereits Erfahrungen mit solchen Förderprogrammen haben. Vielen Unternehmen ist die öffentliche Innovationsförderung gar nicht bekannt. n

(Quelle: BFE) bu

Schlechte aktuelle Lage und kaum Besserung in SichtWährend das Geschäftsjahr 2008 von der Mehrheit der befragten KMU noch positiv be­urteilt wurde, fällt das Urteil zur aktuellen Lage überwiegend negativ aus. Mehr als die hälfte der Unternehmen spricht von einem Nachfrage­rückgang. Eine Verbesserung der Lage ist vor­läufig nicht in Sicht: Rund 50 Prozent der be-fragten Unternehmen rechnen im Jahresverlauf 2009 mit einem Rückgang von Auftragsbestand, Exporten und Umsätzen. Es zeigt sich zudem, dass innovative Unternehmen von den Auswirkun­gen der internationalen Konjunkturkrise genauso betroffen sind wie andere Unternehmen: Die Wett­bewerbsvorteile innovativer Unternehmen treten – zumindest gegenwärtig – in den hintergrund.

Gute Aussichten für Energieproduktion und BatterienDer Ausblick für das Jahr 2009 fällt bei den Unternehmen im Bereich der erneuerbaren Ener­gien etwas besser aus, als bei den KMU im

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5.4 Fazit

Aktuelle konjunkturelle Lage

Die Konjunkturkrise macht sich mittlerweile auch bei Unternehmen der Segmente Erneuerbare Ener-gie und Energieeffizienz deutlich bemerkbar. Während das Geschäftsjahr 2008 im Allgemeinen noch positiv beurteilt wird und nur in seltenen Fällen schon Exportschwierigkeiten geschildert werden, fällt das Urteil zur aktuellen Lage überwiegend negativ aus. Mehr als die Hälfte der Unternehmen spricht von einem Nachfragerückgang. Die Aussagen zum Auftragseingang lassen zudem keine Verbesse-rung der Lage erwarten.

Die Auswirkungen der internationalen Konjunkturkrise überdecken gegenwärtig die meisten strukturel-len Unterschiede, die im Geschäftsjahr 2008 noch deutlich zu Tage getreten waren. So sind bei-spielsweise im Augenblick innovative Unternehmen genauso betroffen wie andere. Da die Problematik einer allgemeinen Nachfrage- und Investitionsschwäche das Geschehen dominiert, treten die Wett-bewerbsvorteile innovativer Unternehmen in den Hintergrund.

Der Einfluss der Spezialisierung fällt zwar nicht mehr so deutlich aus wie bei der Beurteilung des Jah-res 2008. Dennoch kann man immer noch sagen, dass Unternehmen gegenwärtig umso weniger Probleme haben, je höher der Anteil des Umsatzes ist, den sie in energierelevanten Märkten erzielen. Aufgrund der überdurchschnittlichen Exportausrichtung sind Maschinenbau und Elektrounternehmen gegenwärtig besonders betroffen.

Beurteilung der konjunkturellen Lage 2008 und 2009 Geschäftsjahr 2008 (Umsatz), aktuelle Lage (Nachfrage) und Ausblick 2009 (Umsatz). (kodierte Werte in Klammern)

(Ø-Wert: -0.4)

(Ø-Wert: -0.5)

(Ø-Wert: 0.8)

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Beurteilung 2008

Aktuelle Lage

Ausblick 2009

Deutlich schlechter (-2) Etwas schlechter (-1) Gleich (0) Etwas besser (+1) Deutlich besser (+2)

KMU IM ENERGIEBEREIch