Uniintern 02/2015

28
Open Access Universität Basel unterschreibt Stellungnahme Universitätsdozentin Sprachwissenschaftlerin Mirjam Weder Universität und Familie Vereinbarkeit als Ziel uni intern Magazin für die Mitarbeitenden der Universität Basel – N°02/2015 Andrea Schenker-Wicki Die neue Rektorin im Interview

description

Magazin für die Mitarbeitenden der Universität Basel

Transcript of Uniintern 02/2015

Page 1: Uniintern 02/2015

Open Access Universität Basel unterschreibt

Stellungnahme

Universitätsdozentin Sprachwissenschaftlerin

Mirjam Weder

Universität und Familie Vereinbarkeit als Ziel

uniintern Magazin für die Mitarbeitenden der Universität Basel – N°02/2015

Andrea Schenker-WickiDie neue Rektorin

im Interview

Page 2: Uniintern 02/2015

Christoph DieffenbacherUniversität BaselKommunikation

Editorial

Kinder, Familie, Arbeit

Die erste Zeit war hart und für die Kleinen manchmal mit Trä-

nen verbunden: Die Erinnerung daran ist noch wach, als wir

die Kinder durch kalte Wintermorgen in die Uni-Krippe brachten,

wie sie hier zunächst nur sehr ungern zurückgelassen wurden und

sich dort in den ersten Wochen noch fremd fühlten. Dann aber leb-

ten sie sich ein, bewegten sich immer selbstverständlicher durch

die Räume, fanden neue Freunde und liebevolle Betreuerinnen. Ge-

nauso wie wir Eltern andere Mütter und Väter kennenlernten, die

wie ich an der Universität arbeiteten, als Professorin, Angestellte

oder Student. Heute, fast 15 Jahre später, überlegt sich die Älteste,

an der Universität Basel ein Studium zu beginnen …

Die Uni-Kinderkrippe gab es damals noch nicht lange, und Basel war

damit vergleichsweise spät dran. Inzwischen hat das Thema der fa-

milienfreundlichen Hochschule zu Recht eine grössere Verbreitung

erfahren: Vielerorts sind Initiativen entstanden, damit sich die Arbeit

an der Universität mit jener in der Familie besser vereinbaren lässt.

Und zur Familienarbeit zählt heute neben der Kinderbetreuung zu-

nehmend auch die Pflege von älteren und kranken Angehörigen.

Die Nachfrage nach Möglichkeiten zur besseren Vereinbarkeit ist

inzwischen gestiegen, sodass sich die Angebote von Hochschulen im

weltweiten Kampf um die besten Köpfe immer mehr als Standort-

vorteil erweisen. Dieses Ausgabe von «uniintern» möchte diese The-

matik vertiefen und dabei auch Information bieten: Vorgestellt wer-

den die Einrichtungen, die die Vereinbarkeit von Studium, Beruf und

Familie unterstützen, vorab das Ressort Chancengleichheit (Seite 10

bis 12 ), aber auch der Welcome Service, der sich auch mit der Förde-

rung von Doppelkarrierepaaren befasst (Seite 12 bis 14), weiter die

Uni-Krippe (Seite 15 bis 19) und schliesslich einige Angebote, die den

Kleinsten Wissenschaft näherbringen sollen (Seite 20). Übrigens: Um

die Bedürfnisse der Mitarbeitenden in Sachen Vereinbarkeit von Ar-

beit und Familie besser kennenzulernen, führt die Universität Basel

gerade eine Umfrage durch – ich ermuntere Sie gerne, dabei mitzu-

machen!

Christoph Dieffenbacher, [email protected]

Universität

4 E-Mail direkt

Neue Speicherbibliothek in Büron

5 «diss:kurs»

Doktorierende präsentieren

Forschung

5 Die Zahl

6 Open Access

Universität Basel

gegen Einschränkungen

7 Pensionskasse Basel-Stadt

Neue Vorsorgelösung

24 Andrea Schenker-Wicki

im Interview

«Eine Investition in die Region»

6

Titelblatt: Prof. Philippe Cattin, Vorsteher des

Department of Biomedical Engineering, zeigt seinen

Kindern sein Labor. Die Fotos auf dem Titelblatt

und im Fokusteil stammen von Christian Flierl, der

die Uni-Kinderkrippe und drei Mitarbeitende

der Universität Basel mit ihren Kindern besucht hat.

Page 3: Uniintern 02/2015

Inhalt

Fokus

8 Universität und Familie

10 Studium, Beruf und Familie

miteinander vereinbaren

12 Dual Career: Förderung

mit Tücken

17 Kinderkrippe: Ein Ort zum

Spielen und Stillen

19 «Lange Wartezeiten sind vorbei»

20 Wissenschaft für Mädchen und

Buben

Service

25 Dienstjubiläen

Wahlen

Beförderungen

Titularprofessuren

Venia Docendi

28 Domino

uniintern Magazin für die Mitarbeitenden der Universität Basel, Petersplatz 1, Postfach, 4001 Basel.Tel. 061 267 30 15, Fax 061 267 30 13, E-Mail: [email protected], www.unibas.ch/uniinternHerausgeber Kommunikation & Marketing (Leitung: Matthias Geering) Redaktion Christoph Dieffenbacher, [email protected] Produktion Continue AG, Basel Text Matthias Geering, Ludwig Kappos, Yannik Sprecher, Patrick Wermelinger, Patricia Zweifel Fotografie Christian Flierl, Isabelle Gargiulo/Lab25.ch Korrektorat Birgit Althaler, Basel Druck Schwabe AG, Muttenz, Auflage 6‘300 Ex. Inserate Matteo Domeniconi, Schwabe AG, Anzeigenverkauf, Farnsburgerstrasse 8, 4132 Muttenz, Tel. 061 467 86 08, Fax 061 467 85 56, E-Mail: [email protected] Termine uniintern erscheint zweimal jährlich. Redaktionsschluss undErscheinen der nächsten Ausgabe 1/2016: 27. März/5. Mai

8 22

Leute

22 Universitätsdozentin

Sprachwissenschaftlerin

Mirjam Weder

Page 4: Uniintern 02/2015

4 uniintern 02 / 15

Neue Bernoulli-Euler-Gesellschaft ●  In Basel ist vor einigen Mona-

ten die Bernoulli-Euler-Gesell-

schaft gegründet worden. Sie

soll vor allem die Erschliessung

des umfangreichen Quellenma-

terials zu Leben und Werk der

grossen Basler Mathematiker

und Naturwissenschaftler aus

der Familie Bernoulli, von Leon-

hard Euler und von deren Um-

feld fördern. Weiter will die

Gesellschaft die Dokumenta-

tions- und Editionstätigkeit des

Bernoulli-Euler-Zentrums an der

Universität Basel unterstützen

und die Lebensleistung der gro-

ssen Basler Gelehrten als ein unschätzbares Kulturerbe der Schweiz einer

weiteren Öffentlichkeit nahebringen. Ziel ist dabei auch die Förderung und

Vertiefung des Verständnisses der Mathematik und der Naturwissenschaf-

ten, etwa durch eine Zusammenarbeit mit Museen und Schulen. Die neue

Gesellschaft, deren Präsident der Basler Mathematiker Prof. Hanspeter

Kraft ist, ist Nachfolgerin des Vereins zur Förderung der Bernoulli-Edition

und der bisherigen Leonhard-Euler-Gesellschaft, die aufgelöst wurden. Die

Vereinsgründung erfolgte auch vor dem Hintergrund des für 2016 geplan-

ten Abschlusses der Herausgabe der Opera Omnia von Leonhard Euler.

Besonders wichtig ist der neuen Gesellschaft, dass die Editionstätigkeit auf

einer digitalen Plattform gesichert und fortgeführt wird. Sie steht für ei-

nen Mitgliedsbeitrag von mindestens 75 Franken im Jahr allen Interessier-

ten offen.

https://bez.unibas.ch

Konzept für Lehrpreise ab 2016

●  Mit fünf Lehrpreisen will die Universität Basel das Gespräch über be-

währte und zukünftige Formen der Lehre gezielt anstossen. Ein Konzept

dafür hat das Rektorat grundsätzlich gutgeheissen, wobei die Finanzie-

rung von 30‘000 Franken aus bestehenden Fonds oder aus zusätzlichen

Drittmitteln erfolgen soll. Die Lehrpreise sollen ab 2016 vergeben werden.

Konzipiert wird die Einführung eines strukturierten Sets unterschiedli-

cher Lehrpreise, das die inhaltliche Diskussion zu strategischen Themen

der Lehrentwicklung fördern soll. Die Preise sollen einen attraktiven Rah-

men und Anreiz für eine breite, universitätsweite Diskussion des Themas

Lehre bieten, in der sich die Universität die Trends der Lehrenden und

Studierenden vergegenwärtigen und im Diskurs die gute und zeitgemässe

Lehre weiterentwickeln kann. Die Konzeption der Lehrpreise wurde im

Rahmen von Bestrebungen der Weiterentwicklung einer modernen Studi-

enkultur an der Universität Basel unter Leitung des Vizerektors für Lehre

und Entwicklung erarbeitet.

Universität

Von: [email protected]: Freitag, 21. August 2015 16:14An: [email protected]: Speicherbibliothek Büron

Lieber Herr Wermelinger

Die Speicherbibliothek im luzernischen Büron, an

der die Universitätsbibliothek (UB) Basel beteiligt

ist, soll Anfang 2016 ihren Betrieb aufnehmen.

Mit welchen bibliothekarischen Neuerungen kön-

nen die Benutzer rechnen?

Mit bestem Dank und freundlichen Grüssen

Redaktion «uniintern»

Von: [email protected]: Montag, 7. September 2015 17:23 An: [email protected]: AW: Speicherbibliothek Büron

Liebe «uniintern»-Redaktion

Die Kapazitäten der Magazine der UB Basel sind in

einigen Jahren erschöpft. Obwohl wir unser An-

gebot an elektronischen Ressourcen laufend erwei-

tern, wachsen die Printbestände weiter. Um auch

in Zukunft ausreichend Platz für Neuanschaffungen

zu haben, lagern wir rund 12‘000 Laufmeter an

Zeitschriftenbänden in die Speicherbibliothek aus.

In Kooperation mit unseren Partnern Zentral-

und Hochschulbibliothek Luzern, Zentralbibliothek

Zürich, Universität Zürich und Zentralbibliothek

Solothurn, die mit den gleichen Platzproblemen

kämpfen, realisieren wir ein modernes Hochregal-

lager, das eine konservatorisch und ökonomisch

vorteilhafte Lagerung von Beständen ermöglicht.

Durch das Zusammenführen der Bestände entsteht

ein Zeitschriftenarchiv, das die bisherige lokale

Sammlung der UB an Vollständigkeit bei Weitem

übertrifft. Damit alle Titel jederzeit verfügbar sind

und den hohen Sicherheitsanforderungen der Auf-

bewahrung entsprochen werden kann, werden die

Zeitschriftenbände nicht mehr physisch ausgelie-

hen. Die Benutzer können Scans (E-Mail-Versand)

oder Papierkopien (Postversand) von Aufsätzen

bequem via Swissbib bestellen. Die Auslieferung

der Dokumente erfolgt wie bisher innerhalb von

24 Stunden. Für eine Bestellung berechnen wir den

Benutzern eine moderate Gebühr, die die Kosten

knapp deckt. Wir sind bestrebt, die Gebühren mög-

lichst tief zu halten.

Der Umzug der Basler Bestände findet ab Mitte

2016 statt und wird Ende des Jahres abgeschlos-

sen sein.

Mit freundlichen Grüssen

Patrick Wermelinger, Projektverantwortlicher UB

E-Mail direkt

Page 5: Uniintern 02/2015

uniintern 02 / 15 5

●  Der «diss:kurs» in zweiter Auflage: Der Forschungs-, Informa-

tions- und Begegnungstag zur Doktoratsstufe geht am 3. Februar

2016 ab 15.00 Uhr in der Alten Aula des Naturhistorischen Museums

Basel erneut über die Bühne. Geboten werden Vorträge von Dokto-

rierenden und Informationen über Services rund um das Doktorat.

Organisiert wird der Anlass vom Vizerektorat Forschung, um ta-

lentierten Forschenden ein Podium zu geben. Die Universität Basel

ist eine Forschungsuniversität, die ihren Doktorierenden Raum für

ihre Forschungsleidenschaft und zur Vernetzung ermöglichen

will.

Mit Einblicken in die Vielfalt der Promotionsarbeiten macht

«diss:kurs» die Forschung des wissenschaftlichen Nachwuchses

fassbar – als ein Forum, das Doktorierende über Fachgrenzen hin-

weg miteinander ins Gespräch bringt und den Austausch mit der

Öffentlichkeit fördert. Im Mittelpunkt stehen zehnminütige Prä-

sentationen von sechs ausgewählten Doktorierenden verschie-

denster Fachbereiche. Die Vortragenden haben damit Gelegenheit,

ihre Forschung nicht nur Fachleuten, sondern auch Vertretern und

Vertreterinnen anderer Disziplinen und einem breiteren Publi-

kum kurz und verständlich zu präsentieren. Zuvor erhalten sie ein

professionelles Präsentationstraining sowie Feedback und Impulse

«diss:kurs»: Doktorierende präsentieren Forschung

für ihre Promotionsprojekte in der Diskussionsrunde. Der Nach-

mittag ist begleitet von Informationen und Services der Universität

Basel zum Doktorat, etwa zu den Themen Finanzierung, Mento-

ring und fächerübergreifende Angebote. Die Anwesenden stehen

gerne für Fragen und Anliegen zur Verfügung. Eingeladen sind

neben Doktorierenden auch ihre Forschungskollegen und -kolle-

ginnen, Bekannte und Verwandte wie auch weitere Interessierte.

Kinderbetreuung wird auf Anmeldung angeboten. Der Eintritt ins

Naturhistorische Museum Basel ist ab 13.00 Uhr für alle Teilneh-

menden frei, und die BBC-Sonderausstellung «Wildlife Photogra-

pher of the Year» kann zu einem reduzierten Eintrittspreis besucht

werden.

Nähere Informationen: www.unibas.ch/disskurs

Die Zahl

Podium für den wissenschaftlichen Nachwuchs: «diss:kurs».

Die Universität Basel bietet neu kostenlose Online-Kurse an,

die einer breiten Öffentlichkeit offen stehen. Diese Kurse in

Englisch – auch als Massive Open Online Courses (MOOCs) bezeich-

net – sind für ein mobiles und zeitunabhängiges Lernen konzipiert,

sodass eine Teilnahme auch über Tablets und Smartphones mög-

lich ist, ohne feste Unterrichtszeiten einhalten zu müssen. Ge-

boten wird auf universitärem Niveau eine Mischung aus Videos,

Artikeln, Diskussionen und Tests, zudem kann man sich mit an-

dern austauschen und ein Teilnahmezertifikat erwerben. Die bei-

den ersten Pilotkurse der Universität Basel auf der Plattform Futu-

reLearn – «Exploring Possible Futures» über Nachhaltigkeits- und

Energieforschung sowie «From Ink to Sound» über die Entwick-

lung der Musiknotation vom Mittelalter bis zur Renaissance – ha-

ben eben begonnen. Dafür angemeldet haben sich zusammen ge-

nau 5312 Interessierte (Stand: 16. Oktober 2015). Einsteigen kann

man auch später noch, wenn die mehrwöchigen Kurse schon be-

gonnen haben; und auch wer nur einmal hineinschnuppern

möchte, ist willkommen. Als wöchentlicher Aufwand pro Kurs

werden jeweils zwei bis drei Wochenstunden angegeben.

«Dafür, dass wir erst am Anfang dieses Angebots stehen und dafür

noch keinen grossen Marketingaufwand betrieben haben, sind wir

mit den Teilnehmerzahlen zufrieden», sagt Dr. Thomas Lehmann,

Leiter des New Media Center der Universität Basel. Zudem werde

den beiden ersten Pilotkursen, die er zusammen mit seinem Team

und den Dozierenden produziert hat, ein relativ hohes Niveau at-

testiert. Auch die ersten Rückmeldungen seien bisher sehr positiv

ausgefallen, etwa was die neuartigen Formen von Lernen und Kom-

munikation unter den Studierenden betrifft. Lehmann sieht in

dem Online-Angebot einen starken Schub für die Modernisierung

der Lehre und gar einen Kulturwandel des universitären Lernens

überhaupt.

Vorgesehen ist, dass die Universität Basel vorerst sechs Online-

Kurse als Pilotprojekte produziert, die anschliessend intern evalu-

iert werden sollen. Eine weitere Zahl mag zeigen, wie aufwendig

die Produktion der ersten Lehrgänge ist: Für die sechs Online-

Kurse produziert das Team des New Media Center im Studio und

in für den Lerninhalt relevanten Umgebungen allein rund 150 Vi-

deos mit den Dozierenden.

5312

Universität

diss:kurs

Page 6: Uniintern 02/2015

6 uniintern 02 / 15

Universität

Die Universität Basel setzt sich für den offenen elektroni-

schen Zugang zu den Publikationen ihrer Forschenden ein –

Stichwort: Open Access. Sie hat daher kürzlich eine interna-

tionale Stellungnahme unterschrieben, die sich gegen die re-

striktive Politik des Wissenschaftsverlags Elsevier wendet.

Das Prinzip des offenen elektronischen Zugangs zu den Publi-

kationen ihrer Mitarbeitenden wird von der Universität Ba-

sel seit Längerem unterstützt und gefördert – in der Überzeugung,

damit dem Wissenstransfer zu dienen und den Wirkungsgrad der

in ihren Einrichtungen geleisteten Forschung zu maximieren. Die

Universität ist Mitunterzeichnerin der «Berliner Erklärung über

den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen» von 2003 und

hat für die Open-Access-Publikationen ihrer Forschenden ein ei-

genes Repositorium eingerichtet: nämlich den Dokumentenser-

ver «edoc» an der Universitätsbibliothek (edoc.unibas.ch), der die

an der Universität Basel entstandenen wissenschaftlichen Publi-

kationen verzeichnet und einen dauerhaften Zugriff auf die Voll-

texte bietet.

Neue Regelung bei Elsevier

Einige Verlage stellen sich quer zu dieser Entwicklung und schrän-

ken die Urheberrechte der Autorinnen und Autoren derart ein, dass

Publikationen erst lange nach Erscheinen ohne Entgelt zugänglich

gemacht werden können. So führte Elsevier, der weltweit grösste

börsennotierte Wissenschaftsverlag, Ende April 2015 eine neue Re-

gelung zu den Autorenrechten in wissenschaftlichen Zeitschriften

ein. Danach dürfen Vollversionen von Artikeln des Verlags erst

nach Sperrfristen von bis zu 48 Monaten in Dokumentenservern

wie «edoc» frei zugänglich gemacht werden; bisher war hier das

freiwillige Hinterlegen ohne Sperrfrist erlaubt.

Die Neuerung bei Elsevier hat nun zur Folge, dass Publikationen

nur noch mit einer erheblichen Verspätung in Open-Access-Repo-

sitory von Universitäten veröffentlicht werden können. Aber nicht

nur das: Mit der geänderten «Sharing Policy» des Verlags erhöht

sich ebenso auch der Aufwand der rechtlichen Abklärungen, ab

wann die Publikationen freigeschaltet werden können – denn die

über 650 Zeitschriften des Verlags haben jeweils unterschiedliche

Sperrfristen.

Gegen die Neuregelung von Elsevier hat die Confederation of Open

Access Repositories (COAR) – eine internationale Vereinigung von

Hochschulen und wissenschaftlichen Bibliotheken, die sich für die

Etablierung von Open-Access-Repositorien einsetzt – ein Statement

Open Access: Universität Basel gegen Einschränkungen

Text: Christoph Dieffenbacher, [email protected]

verfasst. Darin wird der Verlag aufgerufen, seine Politik rückgän-

gig zu machen. Diese Stellungnahme wurde bisher weltweit be-

reits von über 280 wissenschaftlichen Institutionen und Organisa-

tionen sowie über 2600 Einzelpersonen unterzeichnet – Ende Sep-

tember 2015 auch von der Universität Basel.

Offener Zugang gefährdet

Das Rektorat sieht in der neuen Regelung von Elsevier eine Gefähr-

dung des Prinzips des offenen digitalen Zugangs und eine starke

Einschränkung der Autorenrechte, wie es zur Begründung fest-

hält. Sie erschwere das effektive Funktionieren der eigenen Open

Access Repository und laufe zudem auch den entsprechenden

Richtlinien des Schweizerischen Nationalfonds und der Europäi-

schen Union zuwider.

Wie Prof. Maarten Hoenen, Vizerektor Lehre & Entwicklung und

Präsident der Bibliothekskommission, sowie Felix Winter, Direk-

tor ad interim der Universitätsbibliothek, in einem internen E-Mail

schreiben, sind Forschende der Universität Basel, die in einem Edi-

torial Board einer Elsevier-Zeitschrift tätig sind, gebeten, die neue

«Sharing policy» des Verlags zu thematisieren. Es folgen Hinweise,

wie sich alternativ in etablierten Open-Access-Zeitschriften publi-

zieren lässt. ○

Freier Zugang zu Online-Publikationen gefordert: Lesesaal der Universitäts-bibliothek Basel.

© U

nive

rsitä

t B

asel

/And

ri Po

l

Page 7: Uniintern 02/2015

uniintern 02 / 15 7

Aus den Medien

Universität

● Deutsch lernen An der Universität Basel stu-

dieren viele junge Menschen aus dem Ausland.

Damit die fremdsprachigen Studenten auch

im Alltag gut zurechtkommen, bietet ihnen das

Sprachenzentrum der Uni einen aussergewöhn-

lichen Sprachkurs an. Die Studenten treffen

sich mit Basler Senioren, um Deutsch zu lernen.

(16.5.2015)

● Nebentätigkeiten Im August ist es so weit:

Die Universität Basel gewährt Einblick in die Ne-

bentätigkeiten der Professoren. Auf der Liste

werden die Verwaltungsrats- und Stiftungsrats-

mandate publiziert. Geheim bleiben weiterhin

berufliche Nebentätigkeiten wie Beratermandate

sowie die Höhe der Einkünfte (…). Im Grunde

genommen macht die Universität nichts anderes,

als ohnehin öffentlich zugängliche Informationen

zusammenzutragen. Verwaltungsratsmandate

können nämlich im Handelsregister eingesehen

werden. (11.7.2015)

● Ecuador-Projekt Die Titanwurz war in den

letzten Jahren mehrmals die grosse Attraktion

des Botanischen Gartens und spülte ordentlich

Geld in die Kassen. Mit diesem finanziert nun

der Basler Botaniker Heinz Schneider ein Projekt,

das ein Stück Urwald in Ecuador vor der Ab-

holzung bewahrt. (…) In Basel waren beim Fund-

raising rund 200 000 Franken zusammengekom-

men. Damit konnte auf der Pazifikseite des An-

denstaats beim Dorf Chical ein Gebiet von 200

Hektaren Urwald gekauft werden. (24.8.2015)

● Universität Baselland? Mit den um 25 Millio-

nen Franken reduzierten Mitteln könnte Baselland

mit seinem Anteil aus der Liquidation im günsti-

geren Baselbiet eine eigene Universität betrei-

ben, die etwa schweizerischen Durchschnitt reprä-

sentierte. Die um 25 Millionen reduzierten Mittel

entsprächen etwa dem heutigen Standard der

Universität Neuenburg – eine Universität, die

notabene regelmässig Bundesräte hervorbringt.

(17.9.2015)

Pensionskasse Basel-Stadt Neue Vorsorgelösung

●  Für Angestellte der Universität Basel, die bei der Pensionskasse Basel-

Stadt versichert sind, ändert sich auf den 1. Januar 2016 die Vorsorgelö-

sung. Der wichtigste Punkt ist dabei die Umstellung vom sogenannten

Leistungsprimat auf das Beitragsprimat. Dieses beruht auf dem Konzept

eines Sparkontos, auf welches neben den Zinserträgen die Beiträge der

Arbeitnehmenden und Arbeitgeber fliessen. Bei Pensionierung wird das

Sparguthaben mit dem Umwandlungssatz in eine Rente umgewandelt.

Der Umwandlungssatz berücksichtigt die durchschnittliche Lebenser-

wartung und den langfristig zu erwartenden Zins.

Die paritätische Vorsorgekommission der Universität Basel hat dazu ei-

nen neuen Vorsorgeplan erarbeitet und diesen bereits im Frühsommer

2014 dem Universitätsrat unterbreitet. Darin ist vorgesehen, dass die bei-

den Trägerkantone einen bedeutenden Beitrag an diese Vorsorgelösung

leisten. Da aber die Parlamente der Trägerkantone noch nicht über diesen

Antrag abgestimmt haben und nicht mehr länger zugewartet werden

konnte, hat der Universitätsrat Ende September 2015 entschieden, die

durch die Umstellungskosten entstehende Lücke (vorerst) aus den Eigen-

mitteln der Universität Basel zu finanzieren. Auf Basis dieses Entscheids

konnte die Vorsorgekommission der Universität Basel zusammen mit der

Pensionskasse Basel-Stadt die Umstellungsmodalitäten – vor allem die

Besitzstandslösung – inzwischen definitiv verabschieden.

Mit den geplanten Änderungen werden für die bei der Pensionskasse

Basel-Stadt älteren Versicherten die Arbeitnehmerbeiträge an die Pensi-

onskasse höher ausfallen als bisher. Sie profitieren jedoch auch von einer

Besitzstandseinlage bei der Überführung in das neue Modell. «Die neue

Regelung verlangt von den betroffenen Arbeitnehmenden gewisse Opfer.

Wir sind jedoch überzeugt, dass die Vorsorgelösung unserer bei der Pen-

sionskasse Basel-Stadt versicherten Mitarbeitenden eine faire Lösung dar-

stellt», schreiben Rektorin Prof. Andrea Schenker-Wicki und Verwal-

tungsdirektor Christoph Tschumi. Die Universität Basel als Arbeitgeberin

leiste dazu ihren Beitrag, indem auch sie einen bedeutenden Teil der

anfallenden Kosten zur Linderung der Auswirkungen dieser neuen Rege-

lung übernehme.

Die bei der Pensionskasse Basel-Stadt versicherten Mitarbeitenden, die

jünger als 65 Jahre sind und nicht der Zahnmedizin angehören, haben

bereits eine Broschüre mit ausführlichen Informationen zur neuen Vor-

sorgelösung erhalten. Beigelegt wurde dem Schreiben auch ein persönli-

cher Vergleichsausweis. Weiter werden zwei Informationsveranstaltun-

gen durchgeführt, an denen die Vorsorgelösung vorgestellt und die Mög-

lichkeit gegeben wird, den Fachleuten Fragen zur Pensionskasse zu

stellen: am Dienstag, 10. November 2015 um 17.00 Uhr und am Mittwoch,

18. November 2015 um 18.15 Uhr (beide im Kollegienhaus, Hörsaal 102). ○

Page 8: Uniintern 02/2015

8 uniintern 02 / 15

Universität und Familie

Die Universität Basel möchte die Vereinbarkeit von Studium,

Beruf und Familie weiter fördern. Das geht über den Ausbau von Krippenplätzen weit hinaus: Wer hier studiert oder arbeitet, wird in Fragen rund um die

Arbeit in Universität und Familie durch einen eigenen Service unterstützt und beraten. Denn familienfreundliche Institutionen sind in vielen Punkten im Vorteil.

Fokus

Page 9: Uniintern 02/2015

uniintern 02 / 15 9

Laptop und Mittagstisch: Alena Blättler-Schwab, Doktorandin am Departement Geschichte, mit ihren vier Kindern.

Page 10: Uniintern 02/2015

10 uniintern 02 / 15

Studium, Beruf und Familie miteinander vereinbaren

Text: Patricia Zweifel, [email protected]

andern Firmen und Institutionen vor speziellen Herausforderun-

gen, da sich ihre Angehörigen aus sehr unterschiedlichen Gruppen

mit verschiedenen Bedürfnissen zusammensetzen. So haben Stu-

dierende ganz andere Erwartungen und Anliegen zur Vereinbar-

keit von Familie und Beruf als Verwaltungsmitarbeitende oder Pro-

fessorinnen und Professoren.

Eine Universität steht im Vergleich zu andern Firmen

und Institutionen vor speziellen Herausforderungen.

An der Universität Basel sind viele Stellen und Fachpersonen

in das Thema Familie involviert. Sie leisten einen essenziel-

len Beitrag zur Unterstützung der Vereinbarkeit von Stu-

dium, Beruf und Familie. Der Familienservice des Ressorts

Chancengleichheit ist dabei ein zentraler Anlaufpunkt bei

der Suche nach Informationen und Ansprechpartnern.

Der Student, der gerade Vater geworden ist, die Doktorandin,

die im Labor arbeitet und schwanger ist, oder der Verwal-

tungsangestellte, der sich seit Kurzem vermehrt um seine Mutter

kümmern muss: Auf der Website des Familienservices sind viele

nützliche Informationen und Wissenswertes zu Familie und Uni-

versität abrufbar. Zu finden sind ein erster Überblick und weiter-

führende Links zu den Fragen, die unter den Nägeln brennen. Bei

individuellem Beratungsbedarf steht das Ressort Chancengleich-

heit auch für ein Gespräch zur Verfügung.

Nicole Kälin, Leiterin des Ressorts, wünscht sich einen offeneren

und positiveren Umgang mit dem Thema: «Familie, das ist nicht

nur die Mitarbeiterin, die schwanger wird und dabei in den Augen

mancher einen administrativen Aufwand verursacht.» Damit die

Universität als familienfreundliche Arbeitgeberin wahrgenom-

men wird, brauche es mehr als Betreuungsplätze in der Uni-Krippe.

Andere Unternehmen und auch Hochschulen seien da bereits ei-

nige Schritte voraus. Eine Universität stehe aber im Vergleich zu

Fokus

Broschüre geplant

Schwangerschaft – wann und wem melden?

● Die Erfahrung zeigt, dass an der Universität Basel nicht alle

werdenden Mütter und Vorgesetzten wissen, wann eine Schwanger-

schaft gemeldet und wie dabei genau vorgegangen werden

soll. Diese Schritte sollen nun neu einheitlich geregelt und bekannt

gemacht werden.

Das Ressort Human Resources konzipiert derzeit mit dem Ressort

Chancengleichheit eine Broschüre für werdende Mütter und die

betreffenden Einheiten. Diese Publikation wird über sämtliche Ab-

läufe und Ansprechpersonen in solchen Fällen informieren. Zudem

soll die Vorlage einer Vereinbarung zum Wiedereinstieg von Müttern

überarbeitet und zusammen mit der Broschüre auf den Websites

der beiden Ressorts veröffentlicht werden.

Bedarfsanalyse im Kommen

Die Universitätsleitung hat sich kürzlich dieser Herausforderung

angenommen und eine Bedarfsanalyse in Auftrag gegeben, die im

Verlauf des Herbstsemesters 2015 durchgeführt wird. Die Umset-

zung erster konkreter Massnahmen ist auf 2016 geplant. Nicole

Kälin ist überzeugt, dass sich eine gezielte Untersuchung der aktu-

ellen Bedürfnisse lohnt: «Angesichts der begrenzten finanziellen

Mittel kann zwar nicht erwartet werden, dass sich die Universität

Basel innert kürzester Zeit in eine familienfreundliche Universität

mit Vorzeigecharakter wandelt. Aber wenn die Massnahmen mög-

lichst stimmig auf die Zielgruppen zugeschnitten werden, lässt

sich mit einem relativ geringen Aufwand viel erreichen.»

Denn man müsse zumindest versuchen, die Standards des interna-

tional hart umkämpften Markts um die besten Talente nicht ganz

aus den Augen zu verlieren, so Nicole Kälin: «Angebote im Bereich

der Familienfreundlichkeit werden mittlerweile oft besonders von

jenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vorausgesetzt,

die aus dem Ausland kommen oder Auslandserfahrung mitbrin-

gen.» Die Enttäuschung sei dann angesichts der Erfahrungen aus

anderen universitären Kontexten und der Erwartungen an das hie-

sige Angebot oft gross.

Wertewandel in Sachen Familie

Diese Beobachtung bestätigt sich in einer allgemein erkennbaren

Entwicklung: Seit einiger Zeit vollzieht sich ein Wertewandel in der

Vereinbarkeit von Studium, Beruf und Familie. Familie wird nicht

länger lediglich als Privatsache angesehen, sondern auch als gesell-

schaftliche Verantwortung verstanden – und damit auch als univer-

Page 11: Uniintern 02/2015

uniintern 02 / 15 11

sitäre Angelegenheit. So fordert etwa das in der Kantonsverfassung

Basel-Stadt verbriefte Recht, dass Eltern innert angemessener Frist

zu finanziell tragbaren Bedingungen eine familienergänzende Ta-

gesbetreuungsmöglichkeit für ihre Kinder angeboten wird.

Mit andern Unternehmen und Verwaltungen der Region ist die

Universität Basel Mitglied im Public Private Partnership «Familien-

freundliche Wirtschaftsregion Basel». Die Idee dahinter: Familien-

freundliche Regionen sind bei der Standortentwicklung im Vorteil.

Denn nur dorthin, wo sich Beruf und Familie gut vereinbaren las-

sen, werden qualifizierte Eltern angezogen. Im Wettbewerb um

Expertinnen und Experten sowie Fachkräfte ist dies ein wesentli-

cher Standortvorteil, was wiederum weitere positive Effekte hat.

Auch die Universität profitiert in mancher Hinsicht von einer pros-

perierenden Wirtschaftsregion: Finanzielles Wachstum, Koopera-

tionspartner oder Arbeitsmöglichkeiten für qualifizierte Partne-

rinnen und Partner von Universitätsangehörigen können aus die-

ser Basis hervorgehen.

Laut Nicole Kälin ist es daher wichtig, dass die Universität Basel als

moderne und attraktive Arbeitgeberin wahrgenommen wird. Es

lohne sich, Fachkräfte nicht nur nach Basel zu bringen, sondern

sie auch hier zu halten: «Personalsuche und Einarbeitung verursa-

chen einem Unternehmen Kosten. Eine familienfreundliche Per-

sonalpolitik trägt dazu bei, Wechsel zu verringern. Wenn wir als

Universität für eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf sor-

gen, können wir auf leistungsfähige, motivierte und loyale Mitar-

beiterinnen und Mitarbeiter zählen.»

Eine Studie, die vor einigen Jahren in Basel durchgeführt wurde,

zeigt, dass Unternehmen, die familienfreundliche Massnahmen

konsequent umsetzen, eine zusätzliche Rendite von 8 Prozent er-

wirtschaften. Ausschlaggebend ist dabei vor allem, dass Frauen

nach dem Mutterschaftsurlaub häufiger ins Unternehmen zurück-

kehren und ihr Know-how weiterhin einbringen. Dies spart auch

Kosten für die Suche und die Einarbeitung von Ersatzkräften. Zu-

dem können Eltern von kleinen Kindern oder Arbeitnehmende mit

andern Betreuungspflichten ihre Berufs- und Qualifikationslauf-

bahn fortsetzen, weiterentwickeln und sich auch für höhere Posi-

tionen qualifizieren.

Auch wenn sich ein stetiger, aber langsamer Wandel abzeichnet,

dass sich immer mehr Männer an den Familienaufgaben beteili-

gen: Die Hauptverantwortung und Belastung liegt häufig noch

überproportional bei den Frauen. Interessant dabei ist, dass die

Familiengründung einen positiven Einfluss auf die Laufbahn von

Männern hat, da sie vom Arbeitsumfeld in ihrer Vaterschaft als

fortschrittlich und engagiert wahrgenommen werden. Sie über-

nehmen Verantwortung und scheinen Führungskompetenzen auf-

zuweisen. Bei Frauen hingegen tritt bei der Familiengründung

eher eine Verlangsamung der Karriere ein: Sie werden durch ihre

Mutterschaft als weniger ehrgeizig und fokussiert auf ihr berufli-

ches Vorankommen eingeschätzt.

Besonders die Postdoc-Phase ist entscheidend: Universitäten

verlieren hier immer wieder hochqualifizierte Wissenschaftlerinnen.

Förderlinie stay on track

Besonders die Postdoc-Phase ist entscheidend, wenn es gilt, sich für

den Sprung auf eine Professur zu qualifizieren. In diesem Moment

verlieren jedoch Universitäten über Fakultäten und Fachbereiche

hinweg immer wieder hochqualifizierte Wissenschaftlerinnen.

Ein Grund dafür liegt in der grossen Herausforderung, wenn Fami-

liengründung und die eigenständige Etablierung im Wissen-

schaftsbetrieb zusammenfallen. Hier setzt die Förderlinie stay on

track der Universität Basel an: Sie richtet sich an fortgeschrittene

Akademikerinnen in der frühen Phase einer Mutterschaft. Tempo-

rär begrenzte, gezielte Entlastungsoptionen dienen als Unterstüt-

zung, damit sie sich trotz der neuen Herausforderung auf die For-

schung konzentrieren können.

In solchen Fällen berät das Ressort Chancengleichheit Interessent-

innen über den idealen Zeitpunkt der Gesuchseingabe und Reali-

sierung einer der wählbaren Entlastungsoptionen. Die hohe posi-

tive Resonanz der Geförderten zeigt, dass in dieser entscheidenden

Qualifikationsphase grosser Bedarf besteht. Die Unterstützung des

wissenschaftlichen Nachwuchses dann, wenn Familienaufgaben

und zeitlich befristete Qualifikationszeit zusammenfallen, ist

selbstverständlich auch auf der Stufe des Doktorats wichtig. Hier

entwickelt das Ressort Chancengleichheit ebenfalls Konzepte, um

zukünftig Mütter und Väter mit Familienaufgaben im Hinblick auf

den Abschluss ihrer Dissertation gezielt zu unterstützen.

Projekte in den Fakultäten

Vereinbarkeit von Familie und Universität beschäftigt nicht nur die

zentralen Einheiten. Auch die laufenden fakultären Projekte, die

vom Ressort Chancengleichheit im Rahmen seines Aktionsplans

unterstützt werden, zeigen die fakultätsübergreifende Brisanz des

Themas: Von den sieben geförderten Projekten widmen sich mehr

als die Hälfte der Vereinbarkeit in ganz unterschiedlichen Facetten.

Die Medizinische, die Wirtschaftswissenschaftliche, die Philoso-

phisch-Naturwissenschaftliche und die Philosophisch-Historische

Fakultät loten hier verschiedene Perspektiven aus, von einem Pilot

zur Vereinbarkeit von Forschung und Klinik, von Konzepten für

Professuren mit Betreuungspflichten, einem Feriencamp für Kin-

der von Uni-Angehörigen bis hin zu Forschungen im Spannungs-

feld von Exzellenz und Vereinbarkeitsentwürfen. Nicole Kälin er-

wartet für Ende 2016 einen spannenden Rückkopplungseffekt die-

ser fakultären Vorstösse auf die gesamte Universitätskultur.

Fokus

Fortsetzung auf Seite 12

Page 12: Uniintern 02/2015

12 uniintern 02 / 15

Fokus

Für ein erweitertes Verständnis

Um für die Vereinbarkeitsthematik zu sensibilisieren und sich als

familienfreundliche Universität etablieren zu können, muss Fami-

lie im universitären Alltag sichtbar sein. Der Aktionsplan Chan-

cengleichheit der Universität Basel sieht beispielsweise vor, in der

Mensa eine Familienecke einzurichten oder ein spezielles Menü

für Kinder zu einem symbolischen Preis anzubieten. Weiter könn-

ten etwa vereinzelt Still- und Ruhezimmer eingerichtet oder zu-

mindest die Anzahl der Wickeltische an der Universität erhöht

werden – deren Anzahl hält sich hartnäckig bei einem einzigen.

Denkbar wären auch spezielle Arbeitsplätze, an die Mitarbeitende

oder Studierende kurzfristig Kinder mitbringen können.

Paare, die ihre akademische Laufbahn gemeinsam verfol-

gen, ohne auf eine Familie verzichten zu wollen, erhalten an

der Universität Basel Unterstützung. Das «Welcome Center»

berät sie hier in verschiedenen Fragen. Doch in der Praxis

stehen zahlreiche Hürden im Weg, bis es etwa zu einer Dop-

pelberufung kommt.

Tanja Popović ist promovierte Historikerin, hat neben Studium

und Dissertation Zuzüglern und Touristen die Region um Ba-

sel nähergebracht und arbeitet nach Jahren in der Entwicklungs-

zusammenarbeit wieder an der Universität Basel – sie kennt die

Region nicht nur bestens, sondern auch den Blick darauf von aus-

sen. Seit gut einem Jahr leitet sie das «Welcome Center». In ihr

Büro im Kollegienhaus kommen neue Angehörige und Gäste der

Universität, und sie unterstützt sie bereits vor ihrer Ankunft und

in den ersten Wochen ihres Aufenthalts. Tanja Popović zeigt Wege

zu den Einrichtungen und Dienstleistungen der Universität, in-

formiert über Formalitäten rund um die Anmeldung oder wenn

es darum geht, eine Wohnung zu finden.

Gefragte Hochqualifizierte

Zu ihrer Beratungstätigkeit gehört der «Dual Career Service»: Tanja

Popović betreut hochqualifizierte Paare, bei denen oft beide Part-

ner eine wissenschaftliche Karriere ansteuern. «Typisch für sie ist,

dass sie sich stark mit ihrem Beruf identifizieren und sehr enga-

giert sind», sagt sie. Diese Paare würden zudem gerne möglichst an

der gleichen Universität oder an einer nahe gelegenen Hochschule

arbeiten. Denn ausgewiesene Forschende gelten je nach Fachgebiet

international als sehr gefragt und können häufig aus mehreren

Angeboten wählen. Tanja Popović: «Während man früher vor allem

aus Gleichstellungsgründen mehr Frauen den Weg in die Hoch-

schullaufbahn ebnen wollte, sind Dual-Career-Massnahmen gene-

rell wichtig für die Rekrutierung geworden.»

Denn Dual-Career-Paare planen neben dem Beruflichen auch soge-

nannte weiche Faktoren wie Stellenmöglichkeiten für den mitzie-

henden Partner und Kinderbetreuung ein – und sie sind je länger,

desto weniger bereit, auf ein halbwegs normales Privatleben zu

Dual Career Förderung mit Tücken

Text: Christoph Dieffenbacher, [email protected]

Familienfreundlichkeit bedeutet angesichts des demografischen

Wandels, möglichst gute Rahmenbedingungen nicht nur für Eltern

zu schaffen, sondern auch für jene, die Pflegeverpflichtungen ge-

genüber Angehörigen wahrnehmen. Hier wäre es wünschenswert,

durch flexible Instrumente wie Home-Office und lebensphasenbe-

zogene Arbeitsmodelle die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu

gewährleisten. Ebenso wie sich das Thema Familie nicht auf die

klassische Situation junger Eltern mit Kleinkindern verkürzen

lässt, darf nicht vergessen werden, dass eine umfassende Work-

Life-Balance auch Hobbies und Sport oder soziales und politisches

Engagement mit berücksichtigen sollte. Der Universität Basel ste-

hen auch hier viele Wege offen, um sich zukünftig als fortschritt-

liche und wettbewerbsfähige Institution zu behaupten. ○

www.unibas.ch/familie Patricia Zweifel ist im Ressort Chancengleichheit der Universität Basel für den Familienservice, die Öffentlichkeitsarbeit und das Karriereprogramm antelope zuständig.

Fortsetzung von Seite 11

Fortsetzung auf Seite 14

Page 13: Uniintern 02/2015

uniintern 02 / 15 13

Per Trottinett zur Arbeit und in die Schule: Dr. Birgit Müller, Leiterin des Career Service Center, mit ihren drei Buben auf morgendlicher Fahrt.

Page 14: Uniintern 02/2015

14 uniintern 02 / 15

Fokus

Fortsetzung von Seite 12

verzichten. Was sie vermeiden wollen, ist etwa, als Kompromiss

zulasten der Familie an zwei verschiedenen Orten weit entfernt

voneinander zu leben. Oder auch, dass ein Partner nachzieht und

hier eine Stelle annehmen muss, für die er oder sie überqualifiziert

ist – ob nun mit oder ohne Kinder.

Akademikerinnen häufiger Singles

Die Zahlen zeigen, dass in der Schweiz tatsächlich Bedarf besteht:

Nach einer Umfrage von 2011 – erschienen im letzten Evaluations-

bericht des Bundesprogramms Chancengleichheit – leben hierzu-

lande 38% der Akademiker und Akademikerinnen in einer Partner-

schaft, in der beide sehr gut ausgebildet sind, Frauen (45%) etwas

häufiger als Männer (32%). Etwas mehr als ein Drittel aller Akade-

mikerpaare hat mindestens ein Kind. Bei mehr als der Hälfte der

Doppelkarrierepaare arbeitet einer nicht in der Wissenschaft, son-

dern etwa in der Privatwirtschaft oder Verwaltung. Und: Frauen

in der Wissenschaft sind häufiger Singles, und sie bleiben öfter

kinderlos als ihre männlichen Kollegen.

Private Unternehmen haben die Bedürfnisse von Akademikerpaa-

ren seit Längerem erkannt und bieten mitkommenden Partnern

eine Reihe von Dienstleistungen an. Sie helfen ihnen etwa dabei,

eine adäquate Stelle zu finden und sich am neuen Ort besser ein-

zuleben. Dies tun seit einigen Jahren zunehmend auch die Hoch-

schulen. Ausgehend von den USA, wo diese Art Dienstleistung in-

zwischen weit ausgebaut ist, verstärkt sie sich nun auch in Europa.

An der Universität Basel hat das Interesse jedenfalls stark zuge-

nommen: «Heute erhalten wir bei jeder zweiten ausgeschriebenen

Professur Anfragen zum Thema ‹Dual Career›», sagt Tanja Popović.

Sie unternimmt jeweils Recherchen und Abklärungen und macht

Beratungen für den mitziehenden Partner, zunächst noch in der

Bewerbungsphase für eine frei werdende Professur, noch bevor es

überhaupt zu einer Anstellung kommt. Die häufigsten Fragen sind

neben einer möglichen Anstellung, wie es mit den Angeboten in

Sachen Kinderbetreuung, Schulen, Spracherwerb und Weiterbil-

dung aussieht. In den meisten Fällen geht die Suche nach potenziel-

len Arbeitgebern für den Partner über die Universität hinaus – mög-

lich sind hier andere Universitäten, Fachhochschulen, die Privat-

wirtschaft oder gar die berufliche Selbständigkeit.

Seltene Doppelberufungen

Ganz selten kommt es dazu, dass zwei Professuren in einer Dop-

pelberufung mit einem Paar besetzt werden. Prof. Sonja Hofer und

Prof. Thomas Mrsic-Flogl, die seit 2013 am Departement Biozent-

rum je eine Forschungsgruppe leiten, sind ein solches Ehepaar. Sie

erforschen, wie das Gehirn Reize aus der Umwelt aufnimmt und

wie sich Schaltkreise im Gehirn bilden, und tun dies sozusagen

Labor an Labor, teilweise auch mit gemeinsamen Publikationen.

Ihre Professuren wurden zufälligerweise gleichzeitig vakant.

Sonja Hofer und Thomas Mrsic-Flogl wollen in erster Linie als ei-

genständige, qualifizierte Forschende wahrgenommen werden –

und nicht einfach als Paar in der Wissenschaft. Die Förderung von

Doppelkarrieren könne für Aussenstehende einen etwas schalen

Nebengeschmack haben, meint Sonja Hofer. Es sehe jeweils so aus,

als ob der zweite Partner nur aus Goodwill angestellt worden sei.

Doch: «Wir haben unsere Stellen am Biozentrum bekommen, weil

wir gute Forschung machen.»

Auch auf tieferen Stufen als einer Professur gibt es an der Univer-

sität Basel nur wenige vermittelte «Dual-Career»-Paare. Manchmal

scheiterten die Bemühungen, und das aus verschiedenen Gründen,

sagt Tanja Popović, und erzählt von einigen solchen Fällen: So stel-

len sich die Erwartungen mancher Paare als zu anspruchsvoll he-

raus, ein Stellenangebot passt nicht genau zur Ausbildung des Part-

ners oder die angebotenen Stellenprozente sind nicht attraktiv ge-

nug. Oder auch: Eine angestrebte Berufung kommt gar nicht

zustande, wenn absehbar wird, dass es für den Partner zu schwie-

rig wird, Anschluss zu finden. Als am erfolgreichsten bei Doppel-

karrieren gelten die Medizinische Fakultät und das Universitäts-

spital, da hier der Bedarf nach Spezialisten, auch aus dem Ausland,

sehr hoch ist.

Emotionales spielt mit

«In der Stellenvermittlung tun wir zugunsten von ‹Dual-Career›-

Paaren, was wir können», sagt Tanja Popović, «doch die Universität

kann ihnen natürlich keine Anstellung garantieren.» Am besten

liesse sich ihre Beratungstätigkeit als «Auslotung der beruflichen

Anschlussoptionen» umschreiben. Oft biete sie den Paaren einfach

einen «Reality check» über ihre Möglichkeiten, da viele die schwei-

zerischen und regionalen Besonderheiten wenig kennen: «Doch die

Grenzlage bietet hier manchmal unerwartete Chancen.» Eine

Schwierigkeit bei der Beratung sei auch, dass bei Paaren mit Dop-

pelkarriere-Wünschen immer auch Emotionen mitspielen. So kann

es etwa belastend für eine Beziehung sein, wenn die Frau besser

qualifiziert sei und grössere Karrierechancen habe als der Mann.

Gibt es Pläne für die Zukunft des «Dual Career Service»? Nach Tanja

Popovićs Ansicht könnte das Angebot noch ausgeweitet werden,

zum Beispiel auf die Stufe von Postdocs, da hier eine zentrale Wei-

chenstellung in Sachen wissenschaftlicher Karriere erfolge. Post-

doktoranden und -doktorandinnen seien nämlich in einem Alter,

in dem das Thema Familienplanung sehr aktuell ist. Zudem könn-

ten die «Dual-Career»-Bemühungen zwischen den Abteilungen,

jene zu andern Hochschulen und zur Wirtschaft intensiviert wer-

den, ebenso die Zusammenarbeit mit den Eucor-Universitäten am

Oberrhein (Freiburg, Strassburg, Mulhouse/Colmar und Karls-

ruhe). ○

Page 15: Uniintern 02/2015

uniintern 02 / 15 15

Täglich elf Stunden offen: Uni-Kinderkrippe an der Herbergsgasse nahe der Universität.

Page 16: Uniintern 02/2015

16 uniintern 02 / 15

Fokus

Den Raum erkunden: Kinder in der Uni-Kinderkrippe in Basel.

Page 17: Uniintern 02/2015

uniintern 02 / 15 17

Kinderbetreuung für Universitätsangehörige – das Team der

Uni-Krippe an der Herbergsgasse bietet den Kleinsten mit

viel Freude und Fürsorglichkeit jeden Tag ein volles Pro-

gramm. Die Krippe kommt dabei den Eltern entgegen: mit

ungewöhnlichen Öffnungszeiten und der Möglichkeit, die

Kinder auch stundenweise betreuen zu lassen. Mütter kön-

nen auch zum Stillen vorbeikommen.

Durch die geschlossene Tür hindurch ist lautes Babygeschrei zu

hören. «Könntest du bitte nach Noah sehen?», fragt Betreuerin

Fabienne Gonzenbach die Praktikantin Jeannine Meury. Während

diese im Babyzimmer verschwindet und das Weinen langsam ver-

ebbt, behält die Fachfrau die neun Monate alte Martha im Auge, die

gerade versucht, sich an einem Stuhl hochzuziehen. Hört Fabienne

Gonzenbach wirklich dem Schreien an, wer da gerade unglücklich

ist? Ja, meint sie: «Jedes Kind klingt anders, und mit etwas Erfah-

rung hört man die Nuancen deutlich.» Ihre dreijährige Lehre zur

«Fachfrau Betreuung Kinder» hat sie in der Uni-Kinderkrippe in Ba-

sel absolviert und sich dabei die Erfahrung angeeignet.

Trend zu reduzierten Pensen

In der Uni-Krippe arbeiten neben Fabienne Gonzenbach fünf ge-

lernte Fachfrauen, vier Lernende, eine Praktikantin und ein Prak-

tikant. Von morgens um 7.30 Uhr bis abends um 18.30 Uhr betreuen

sie die Kinder von Studierenden und Mitarbeitenden der Universi-

tät Basel. Diese eher späten Öffnungszeiten gehören zu den weni-

gen Unterschieden zu andern Krippen, erzählt Leiterin Katrin Yük-

sel im Gespräch: «Die Uni-Eltern müssen meist nicht so früh unter-

wegs sein wie Mütter und Väter, die ihre Kinder in eine andere

Krippe bringen.» Als weiteren Unterschied gibt es für Eltern hier

auch die Möglichkeit, sein Kind für die Dauer einer Vorlesung, ei-

ner Prüfung oder ein paar ungestörter Lernstunden betreuen zu

lassen – eine Option, die immer stärker genutzt wird.

Generell gehe aber der Trend hin zu reduzierten Betreuungspensen,

sagt die Leiterin der Uni-Krippe. Nur vereinzelt seien Kinder von

Universitätsangehörigen die ganze Woche über da – das Durch-

schnittspensum beträgt wöchentlich zwei bis drei Tage. «Eltern ge-

ben bei der Anmeldung meist mehr Bedarf an, aber bis sie dann den

Platz in Anspruch nehmen können, haben sie sich oft schon sonst-

wie organisiert und verbringen lieber mehr Zeit mit ihren Kindern.»

So können zwar mehr Familien vom Angebot der Kinderkrippe pro-

fitieren, doch die häufig wechselnde Zusammensetzung der Grup-

pen sei für die Betreuungspersonen deutlich anspruchsvoller.

Anspruchsvoller werde die Betreuung und Förderung auch da-

durch, dass in der Uni-Krippe vermehrt Kinder unter 18 Monaten

betreut werden. «Babys in diesem Alter machen etwa eineinhalb

Ein Ort zum Spielen und Stillen Text: Yannik Sprecher, [email protected]

Krippenplätze aus – sie haben ihren eigenen Rhythmus und brau-

chen deshalb eine andere Aufmerksamkeit», sagt Katrin Yüksel.

Einige Mütter nutzen die Nähe zum Kollegienhaus am Petersplatz,

um kurz zum Stillen vorbeizukommen – ebenfalls eine Besonder-

heit der Uni-Krippe.

Bastelraum und Spielterrasse

Aufgeteilt in drei Gruppen – die «Tiger», die «Zottelbären» und die

«Füchse» – verbringen die Kinder im Alter zwischen zwei Monaten

und sechs Jahren den Tag mit einem abwechslungsreichen Pro-

gramm. Wann immer es den Kleinen zumutbar ist, geht es mit ih-

nen täglich an die frische Luft. «In allen Krippen wird versucht, mit

den Kindern möglichst viel nach draussen zu gehen. Doch mir

scheint, dass das Thema den Uni-Eltern noch etwas wichtiger ist als

anderswo», meint Katrin Yüksel. Lässt das Wetter keine Ausflüge zu,

stehen der neu eingerichtete Bastelraum und die Dachwohnung mit

der grossen Spielterrasse zur Verfügung. Beide Räume werden vor

allem von den etwas älteren «Tigern» genutzt, um dort in Ruhe an-

spruchsvolleren Spielen und Bastelarbeiten nachgehen zu können.

Bei den «Zottelbären» geht es darum, die Kinder altersentspre-

chend zu fördern, da dort die Altersspanne etwas grösser ist. Neben

dem Wickeln und Füttern schaffen die Betreuerinnen spannende

und altersgerechte Aktivitäten: Sie singen, basteln, spielen mit ih-

nen, geben ihnen Anreize, Neues zu probieren, und unterstützen

sie beim Selbständigwerden. Gerade muss die äusserst aktive Mar-

tha wieder an einem freudigen Fluchtversuch gehindert werden,

bevor sie kurz darauf von ihrer Mutter abgeholt wird. Karoline

Oehme ist Postdoktorandin am Fachbereich für Kulturwissen-

schaft und europäische Ethnologie und hält die Uni-Krippe für ein

ideales Angebot. Schon ihre ältere Tochter wurde hier vor dem

Kindergarten halbtags betreut, während Karoline Oehme am Na-

tionalfondsprojekt «Broadcasting Swissness» arbeitete. «Die Nähe

der Krippe zur Universität ist enorm praktisch. Und zur Eingewöh-

nung der Kinder gibt es sogar die Möglichkeit, dass Eltern im Lei-

terinnenzimmer arbeiten können, um in der Nähe des Kindes blei-

ben zu können», sagt die Kulturwissenschaftlerin.

Der Grossteil der «Zottelbären» nutzt die Mittagspause in der

Krippe, ihrem Alter entsprechend, zum Schlafen. Martha und die

beiden andern mehr oder weniger wachen Kinder hätten schon

während des Ausflugs am Vormittag ein Nickerchen gemacht, er-

zählt Fabienne Gonzenbach. Die Arbeit in der Krippe macht allen

Betreuerinnen sichtlich Spass. Das sagt auch Jeannine Meury, die

hier erst vor zwei Monaten ihr Praktikum begonnen hat. «Es ist

sehr spannend, mit den Kindern zu arbeiten. Jeder Tag ist anders»,

sagt die 16-Jährige, und: «Es gefällt mir wahnsinnig gut hier.»

Fokus

Fortsetzung auf Seite 18

Page 18: Uniintern 02/2015

18 uniintern 02 / 15

Vögel und Baustellen

Auch Katrin Yüksel ist es in ihrem Job wohl. Während eines Prak-

tikums für ihr Studium zur Sozialpädagogin entdeckte sie die

Freude an der Kinderbetreuung und konnte dort direkt nach dem

Abschluss anfangen. Neben administrativen Tätigkeiten ist sie An-

sprechperson für Fragen und Anliegen der Eltern, plant und orga-

nisiert Anlässe und zeigt Interessierten im Rahmen von Krippen-

führungen die Einrichtung. Mit dem Team evaluiert sie regelmäs-

sig die geleistete Arbeit und erarbeitet pädagogische Themen. Sie

achtet darauf, regelmässig in den Gruppen präsent zu sein, um den

Kontakt zur Gruppe und zum Alltag mit den Kindern nicht zu ver-

lieren. Dabei kann sie Theorie und Praxis verknüpfen und sieht,

wo sich Strukturen bewähren oder wo Veränderungen nötig sind.

Seit Kurzem gibt Katrin Yüksel Weiterbildungskurse für Fach-

frauen Betreuung. Zurzeit jagt zwar ein Termin den anderen, den

Spass verdirbt ihr das aber nicht: «Die Arbeit ist äusserst vielfältig

und durch die Möglichkeit, in den Kursen mein Wissen weiterge-

ben zu können, noch interessanter geworden.»

Bei ihren Ausflügen und Exkursionen können die Kinder der Uni-

Krippe Vögel beobachten oder Baustellen anschauen gehen, sie

werden in den Zoo geführt oder spielen auf dem Petersplatz. Akti-

vitäten, die direkt etwas mit der Universität zu tun haben, gab es

bisher noch nie. Auch sonst seien die Kleinen wenig beeinflusst

und beeindruckt von den akademischen Karrieren ihrer Eltern:

«Dazu sind sie natürlich noch zu jung», sagt Katrin Yüksel.

Ein Haus für Kinder und Gäste

Die Krippe selbst unterhält ebenfalls wenig direkte Kontakte zur

Universität. Lediglich mit dem Leiter der Sozialberatung, Gaudenz

Henzi (siehe Seite 19), bespricht sich Katrin Yüksel regelmässig.

Denn die Sozialberatung der Universität trifft die Vorabklärungen

bei Eltern, die sich für einen Betreuungsplatz interessieren, und

definiert die Kosten. «Zweimal im Jahr trifft sich die Krippe-Kom-

mission der Universität. Diese vertritt Elterninteressen gegenüber

dem Rektorat und ist zuständig für die Regelung von Ausnahmen

bei der Vergabe von Krippenplätzen», erzählt die Leiterin.

Eine weitere Verbindung der Krippe zur Universität findet sich

noch: Zwischen der Spielterrasse im Dachgeschoss und den Räu-

men im Erdgeschoss und ersten Stock der Liegenschaft befinden

sich zehn Wohnungen für Austauschstudierende und Gäste der

Universität. Das Nebeneinander der Generationen funktioniert

bestens, denn die beiden Parteien laufen sich während eines Krip-

pentages gegenseitig kaum über den Weg. ○

«familea» mit pädagogischem Konzept

Sozialkompetenz und Autonomie

● Die Uni-Krippe an der Herbergsgasse 1 in Basel bietet

32 Plätze, die auf drei Gruppen verteilt sind, wobei jeder Gruppe

zwei Räume zur Verfügung stehen. Das Alter der betreuten

Kinder reicht von zwei Monaten bis zum Schuleintritt. Geführt

wird sie von «familea», die in der Region Basel neben Kinder-

heimen und Sozialberatung auch Kindertagesstätten für Firmen

wie Novartis und Roche und den Kanton Basel-Stadt anbietet

und überall dasselbe pädagogische Konzept anwendet.

In den heute 31 Kindertagesstätten in Basel-Stadt, Baselland

und im Aargau mit über 1400 Plätzen steht dabei die Eigen-

ständigkeit jedes einzelnen Kindes im Vordergrund. Die indi-

vi duelle Betreuung und Förderung durch freies Spiel und

Gruppenaktivitäten sind die Grundlage für vielfältige Lern- und

Entwicklungschancen, wie es im Konzept heisst. Ziel dabei

ist die Entwicklung der sozialen Kompetenz, Eigenverantwortung

und Autonomie jedes Kindes. «familea», ehemals «Basler

Frauenverein am Heuberg», bietet seit 1901 Hilfe unter anderem

in der Kinderbetreuung an und gehört inzwischen mit 640 Mit-

arbeitenden zu den grössten sozialen Institutionen in der Region.

www.familea.ch

Fortsetzung von Seite 17

Fokus

Gemeinsames Znüni in der Uni-Kinderkrippe.

Page 19: Uniintern 02/2015

uniintern 02 / 15 19

Studieren mit Kind ist nicht einfach –

bei Bedarf unterstützt die Sozialbera-

tung die Studierenden der Universität.

Dieser Dienst organisiert unter ande-

rem die Plätze der Uni-Kinderkrippe.

Hier hat sich die Nachfrage in den letz-

ten Jahren verändert, wie Leiter Gau-

denz Henzi erläutert.

Wie stark beschäftigt sich die Sozialberatung mit

studierenden Eltern?

Wir informieren vor allem über Fragen

der Ausbildungsfinanzierung und haben

es dabei auch immer wieder mit Studie-

renden zu tun, die Kinder haben. Oft ar-

beitet aber ein Elternteil hauptberuflich

und kann das ganze Familienbudget be-

streiten. Die grösste Unterstützung brau-

chen nach wie vor alleinerziehende Stu-

dentinnen – ihnen können wir regelmäs-

sig helfen. Der Anteil von Studierenden

mit Kind ist in unserer Beratung aber ins-

gesamt eher klein.

Dafür vermitteln Sie in erster Linie die Plätze der

Kinderkrippe, die auch den übrigen Angehörigen

der Universität offensteht. Das zentral gelegene

Haus mit 32 Vollplätzen wurde vor 17 Jahren er-

öffnet und war vom ersten Tag an ausgebucht. Ha-

ben sich seither die Bedürfnisse der Eltern verän-

dert?

In den ersten Jahren wurden die Kinder in

der Regel an zwei bis drei Wochentagen

Kinderkrippe «Lange Wartezeiten sind vorbei»

Interview: Christoph Dieffenbacher, [email protected]

Fokus

Gaudenz Henzi, Leiter der Sozialberatung.

oder mehr betreut, später nahm die Nach-

frage nach kleineren Pensen zu. Nachdem

die Anfragen und Wartezeiten lange kon-

stant und überschaubar gewesen waren,

wuchs 2009 bis 2011 das Interesse ziem-

lich stark: Die Warteliste umfasste zeit-

weise über 100 Namen von Kindern, de-

ren Eltern sich entsprechend lange gedul-

den mussten. In dieser Lage suchte die

Verwaltungsdirektion nach Möglichkei-

ten für eine Erweiterung und trieb ein

Ausbauprojekt der Kinderkrippe relativ

weit voran.

Und dann gingen die Anmeldungen und die War-

tezeiten plötzlich zurück – warum?

Der Kanton Basel-Stadt baute in dieser

Zeit sein Krippenangebot stark aus und

setzte damit seinen gesetzlichen An-

spruch um, allen Kindern einen Krippen-

platz anzubieten. Eltern haben das Recht

auf eine familienergänzende Tagesbe-

treuung, die finanziell tragbar ist und den

Bedürfnissen ihrer Kinder entspricht. Zu-

sätzlich wurden in der ganzen Region

viele private Krippen eröffnet. Die langen

Wartezeiten in der Uni-Kinderkrippe sind

heute jedenfalls vorbei.

Gab es in der Geschichte der Krippe auch Neuerun-

gen in der Kinderbetreuung?

Ja, einige. So führten wir bereits 2006 eine

Betreuung auch für einzelne Stunden

oder Halbtage ein – wenn die Eltern etwa

an Tagungen reisen oder sonst vorüberge-

hend nicht zur Verfügung stehen. Ich ma-

che hier gerne Werbung, dieses unkom-

plizierte Angebot der Stundenbetreuung

noch mehr zu nutzen.

Hat sich in den letzten Jahren etwas in der Zusam-

mensetzung der Eltern geändert?

Es gibt einige Tendenzen. Seit 2008 stieg

etwa der Anteil von Eltern aus dem Mit-

telbau – Doktorierenden, die oft von aus-

wärts kommen – von 26% auf 43% an. Da-

gegen nahm die Nachfrage des administ-

rativen und technischen Personals der

Universität ab: von 31% auf 15%. Dies ver-

mutlich, weil diese Eltern eine Krippe im

Quartier oder in ihrem Wohnort gefunden

haben. Nach wie vor besuchen die Krippe

meistens Kinder von Müttern, die an der

Universität arbeiten oder studieren – doch

ihr Anteil hat von 82% auf 54% abgenom-

men, während jener der Väter von 4% auf

22% gewachsen ist. Und: Der Anteil Kin-

der, deren beide Eltern Uni-Angehörige

sind, hat sich auf 24% verdoppelt.

«In Basel-Stadt haben Eltern das Recht

auf eine familienergän-zende Tagesbetreuung, die finanziell tragbar

ist und den Bedürfnissen ihrer Kinder entspricht.»

Wie geht die Krippe mit dem möglichen Problem

des mangelnden Interesses um?

Sollte die Krippe einmal nicht voll ausge-

lastet sein, können wir uns vermehrt öff-

nen und auch Kinder von Eltern aus asso-

ziierten Institutionen aufnehmen, zum

Beispiel aus dem Swiss Tropical and Pub-

lic Health Institute oder dem Friedrich-

Miescher-Institut. Es ist immer noch un-

ser Ziel, einen neuen Standort mit Garten

und Spielmöglichkeiten im Freien zu fin-

den, der aber an zentraler Lage sein und

Ausbauoptionen bieten müsste. Weil die

Nachfrage nach Betreuungsplätzen ge-

sunken ist, ist dieses Projekt allerdings im

Moment weniger dringlich. ○

Page 20: Uniintern 02/2015

20 uniintern 02 / 15

Die Universität Basel hält ein grosses

Angebot für alle Kinder und Jugendli-

chen bereit, die Lust haben, sich mit

Forschung und Wissenschaft zu befas-

sen. Eine Auswahl.

Kinder-Uni Basel

● Mit den Vorlesungen der Kinder-Uni will

die Universität Basel seit 2004 die Jüngsten

mit der Welt der Wissenschaft vertraut ma-

chen. Interessierte Kinder können dabei ei-

nen Blick hinter die Kulissen einer Univer-

sität werfen. Willkommen sind alle neugie-

rigen und wissensdursti gen 8- bis 12-Jährigen

aus der Region, die sich zuvor angemeldet

haben. Das Angebot ist kostenlos. Die Kin-

der erhalten einen Ausweis und einen Vor-

lesungsschein, den sie vor dem Hörsaal ab-

stempeln können.

http://kinderuni.unibas.ch

KidsLab

● Das KidsLab soll Kindern zwischen 6 und

13 Jahren einen altersgerechten, spannen-

den und spielerischen Zugang zu wissen-

schaftlichen Themen ermöglichen. Es wird

experimentiert, gebastelt, gespielt und nach

Herzenslust diskutiert … Die Teilnahme ist

kostenlos, erfordert aber eine Anmeldung.

Die Kinder werden von einem Kernteam von

fünf bis sechs Mitarbeiterinnen geleitet und

unterstützt.

www.cafe.unibas.ch/kidslab

Saturday Morning Physics

● Wer mehr über moderne Physik erfahren

möchte, kann bei «Saturday Morning Phy-

sics» fündig werden. An zwei Samstagen im

Jahr stellt das Departement Physik Themen

aus der Physik anschaulich vor, und zwar

für Schülerinnen und Schüler von Gymna-

sien ab 14 Jahren. Die Veranstaltungen

beginnen mit einem Vortrag, worauf ein

praktischer Teil mit Demonstrationsexperi-

menten, Laborbesichtigungen und Compu-

tersimulationen folgt. Wer teilgenommen

hat, erhält ein Diplom und kann einen Wett-

bewerbspreis gewinnen.

https://physik.unibas.ch/smp

Botanische Expeditionen

● Pflanzen entdecken und erforschen, in

der Stadt und in den Alpen: Der Botanische

Garten der Universität Basel bietet öffentli-

che und kostenlose Feierabendführungen

an. Führungen speziell für Kinder, Schulen

und Familien organisiert die Grüne Schule

Basel. Auch das Zurich-Basel Plant Science

Center, an dem die Universität Basel betei-

ligt ist, möchte die Faszination und Bedeu-

tung der Pflanzenwissenschaften weiterver-

mitteln und bietet Aktivitäten für Kinder

und Jugendliche zwischen 10 und 16 Jahren,

Eltern und andere Familienangehörige an

– zum Beispiel Ferienlager, Exkursionen

und Familienspaziergänge zum Thema

Pflanzen.

https://botgarten.unibas.ch/veranstaltungenwww.grueneschulebasel.chwww.plantsciences.uzh.ch/outreach/informal_de.html

Psychologie: Kurse und Beratung

● Das Zentrum für Entwicklungs- und Per-

sönlichkeitspsychologie (ZEPP) an der Fakul-

tät für Psychologie der Universität Basel or-

ganisiert kostenpflichtige Kurse für neugie-

rige Kinder, etwa einen Schreib-Workshop

und einen Programmierkurs. Angeboten

werden zudem psychologische Abklärun-

gen, Diagnostik, Beratung und Supervision

für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Fa-

milien.

www.zepp.unibas.ch

Feriencamp

● 8- bis 12-Jährige können an einem Ferien-

camp (4. bis 8. Juli 2016) mit Themen aus

Naturwissenschaft und Technik teilneh-

men, an dem sie an Stationen experimentie-

ren und tüfteln können – auch Spiel und

Spass sind natürlich dabei. Das Angebot ist

kostenpflichtig und für Kinder von Mitar-

beitenden der Universität Basel bestimmt.

Sie werden jeweils von den Eltern am Mor-

gen gebracht und abends wieder abgeholt.

Das Programm soll helfen, Studium oder

Beruf und Familie während der Schulferien

besser unter einen Hut zu bringen.

Weitere Informationen: [email protected]

Zukunftstag

● Am Nationalen Zukunftstag jeweils Mitte

November dürfen alle Jugendlichen der 5.

bis 7. Schulklasse teilnehmen – auch an der

Universität Basel. Interessierte können da-

bei bei Ausflügen und Workshops mitma-

chen, etwa ein Radiostudio besuchen und

im Biozentrum mikroskopieren. Oder sie

begleiten Papa, Mama oder jemand Bekann-

tes für einen Tag am Arbeitsplatz oder beim

Studium. Am Nationalen Zukunftstag öff-

nen in der Schweiz einmal im Jahr jeweils

Hunderte Betriebe und Institutionen ihre

Türen und geben Schülerinnen und Schü-

lern die Möglichkeit, die Welt der Arbeit zu

entdecken.

www.unibas.ch/zukunftstag

Wissenschaft für Mädchen und Buben

Fokus

Page 21: Uniintern 02/2015

uniintern 02 / 15 21

Die Familie auf Laborbesuch: Prof. Philippe Cattin, Vorsteher des Department of Biomedical Engineering, mit Ehefrau Christa Cattin-Schlauch und den drei Kindern.

Page 22: Uniintern 02/2015

22 uniintern 02 / 15

Leute

Nach dem Studium arbeitete die Sprachwissenschaftlerin

Mirjam Weder zunächst in der Privatwirtschaft. Die intellek-

tuelle Herausforderung und Eigenverantwortung fand sie

dann jedoch an der Universität. Als Universitätsdozentin

möchte sie die Studierenden mit neuen Unterrichtsformaten

aktivieren.

Seit 2012 ist Mirjam Weder Universitätsdozentin am Fachbe-

reich Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft der Uni-

versität Basel. Ihre Stelle wurde zur Entlastung der Professuren

geschaffen und ist primär auf die Lehre ausgerichtet. «Die Struktu-

ren an den Universitäten beruhen auf veralteten Konzepten. Von

Professorinnen und Professoren wird erwartet, dass sie forschen,

lehren und sich in der Selbstverwaltung der Universität engagie-

ren.» Diese Dreifachverpflichtung sei heute – bei den zunehmen-

den Studierendenzahlen und den gestiegenen Anforderungen an

Forschung und Verwaltung – zu viel, erklärt die Linguistin. Neben

ihrem 70%-Pensum ist sie zwar ebenfalls mit Forschungsarbeit für

ihre Habilitation beschäftigt, aber primär ist sie für die Wissens-

vermittlung zuständig.

Solche Zwischenstellen seien wichtig, findet Mirjam Weder, zum

einen für jene, die eine akademische Karriere verfolgen, und zum

andern für die Institution, da es die Diversität der Lehrenden er-

höhe und die Belastung der Professuren mindere. Die Position der

Universitätsdozentin werde oft auch als akademische Sackgasse

bezeichnet. «Momentan bin ich mit meinem Job sehr zufrieden

und hoffe, noch einige Jahre so weitermachen zu können», sagt die

44-Jährige. Auf der Karriereleiter bis ganz nach oben zu klettern,

sei immer auch eine Abwägung der Lebensumstände.

Auf Krücken durch Zürich

Ihre Familiensituation hindert Mirjam Weder, die in Zürich wohnt,

derzeit an einem Umzug an ihren Arbeitsort. Für die Grosseltern

und andere Mithilfen bei der Betreuung ihrer zweieinhalb Jahre

alten Tochter liege Basel zu weit weg. Dabei gefalle ihr die Stadt

eigentlich sehr gut: «Die Vielsprachigkeit am Dreiländereck und

die Selbstverständlichkeit der Basler in Sachen Sprachkompetenz

finde ich sehr interessant. Ausserdem sind die Menschen hilfsbe-

reiter als in Zürich.» Das spürt die Dozentin zurzeit – in den Ferien

hat sie sich den Fuss gebrochen und ist deshalb oft auf Hilfe ange-

wiesen, was in Zürich schwieriger sei. Wegen des komplizierten

Bruchs musste sie alle ihre Kurse des Herbstsemesters absagen.

Für das Studium war sie aus ihrer Heimat Ennetbürgen im Kanton

Nidwalden nach Zürich gezogen. «Meine Studienwahl war rückbli-

ckend nicht besonders informiert», gesteht Mirjam Weder. «Was in

der Kantonsschule nicht unterrichtet wurde, kannte ich als Studi-

enfach einfach nicht.» Als Alternative zu Deutsch und Englisch

hätte sie auch Soziologie oder Volkswirtschaft interessiert, da sie

das Verstehen gesellschaftlicher Systeme enorm spannend findet.

«Aber Sprachen und ihr Erwerb haben mich schon immer faszi-

niert, daher habe ich mich richtig entschieden.» Beide Zweige des

Sprachenstudiums – Linguistik und Literatur – hatten für sie ihren

Reiz, doch in der Sprachwissenschaft sah sie mehr Verbindungen

zu sozialen, kulturellen und kognitiven Aspekten sowie die Mög-

lichkeit, sich mit ganz verschiedenen und beispielsweise auch sehr

alltäglichen Kommunikationsformen auseinanderzusetzen.

Plan B im Hintergrund

Mirjam Weder achtet darauf, immer einen Plan B zu haben. So

nutzt sie etwa ihre übrige Arbeitszeit für Projekte wie das Verfas-

sen von Lehrmitteln. Damit empfiehlt sie sich langfristig für eine

Tätigkeit in einer Pädagogischen oder Fachhochschule, sollte sie

sich später gegen die Karriere einer Professorin entscheiden. Zu

Beginn ihrer akademischen Laufbahn war das ähnlich: Sie bewarb

Mirjam Weder Entfaltung und Eigenverantwortung

Text: Yannik Sprecher, Foto: Isabelle Gargiulo/Lab25.ch

Universitätsdozierende

Schwerpunkt in der Lehre● Die Bezeichnungen Universitätsdozent und Universitätsdozentin

sind an der Universität Basel relativ neu. Universitätsdozierende

sollen die Qualität in der wissenschaftlichen Lehre aufrechterhalten

und steigern. Die Stelle einer oder eines Universitätsdozierenden

dient nicht als Qualifikation für eine Professur. Voraussetzungen für

eine (befristete oder unbefristete) Anstellung sind in der Regel eine

Promotion, ausgewiesene didaktische Fähigkeiten, Lehrerfahrung,

wissenschaftliche Kompetenz, Sozialkompetenz und die Bereitschaft

zur didaktischen und wissenschaftlichen Weiterbildung.

Universitätsdozierende bilden eine von acht Kategorien des wis-

senschaftlichen Personals an der Universität Basel, wie sie in der

Ordnung vom 25. April 2013 festgehalten sind. Die übrigen Personal-

kategorien sind: Professuren mit Tenure oder Tenure Track (darunter

etwa auch Associate- und Assistenzprofessuren); Professuren ohne

Tenure (darunter SNF-Förderprofessuren); Titularprofessuren; Privat-

dozierende; Assistierende und Hilfsassistierende; wissenschaftliche

Mitarbeitende und Lehrbeauftragte.

Page 23: Uniintern 02/2015

uniintern 02 / 15 23

sich auf eine Ausschreibung für eine wissenschaftliche Assistenz

am Deutschen Seminar der Universität Basel, die mit der Aufgabe

einer Computerverantwortlichen einherging. «Falls die Hoch-

schule doch nichts für mich gewesen wäre, hätte ich durch die

Computerbetreuung etwas für die Privatwirtschaft Brauchbares

mitnehmen können.»

Diese Zeit sei zwar anstrengend gewesen, da damals für Compu-

tersupport nur sehr wenig Ressourcen zur Verfügung gestanden

hätten, aber Mirjam Weder merkte schnell, dass sie den akademi-

schen Weg weiterverfolgen wollte. «An der Universität kann ich

mich entfalten», sagt sie. «Ich kann mich mit viel Eigenverantwor-

tung Themen widmen, die mich interessieren, und so ständig et-

was Neues lernen.» Diese intellektuelle Herausforderung fehlte ihr

nach dem Lizenziat, als sie freischaffend halb im Bereich des Web-

publishing und halb im Journalismus arbeitete.

Partizipieren, statt passiv bleiben

In ihren Lehrveranstaltungen und bei der Betreuung von studen-

tischen Arbeiten und Projekten versucht Mirjam Weder stets, eine

Balance zwischen vorgegebenen Strukturen und Freiheiten zu fin-

den. Ihr ist wichtig, dass die Studierenden eine solide Grundbil-

dung erhalten, mit der sie auch den linguistischen Veranstaltun-

gen anderer Universitäten folgen können. Damit sie sich am Unter-

richt beteiligen, statt nur passiv in den Seminaren zu sitzen,

experimentiert die Dozentin gern mit neuen Lehrformaten und

Alternativen zu den üblichen Leistungsnachweisen wie etwa Refe-

raten.

In ihrer Forschung interessiert sie sich für Schriftlichkeit aus ver-

schiedenen Perspektiven. Für ihre Habilitation beschäftigt sie sich

mit der Musterhaftigkeit der Sprache in unterschiedlichen Textfor-

men. So untersucht Mirjam Weder akademische, politische und

journalistische Texte auf typische Bausteine. «Das ist zum einen

Grundlagenforschung und kann zum andern in der Praxis ange-

wendet werden, zum Beispiel als Formulierungsmuster für Studi-

enanfänger, die sich mit ihrer ersten Seminararbeit schwertun.»

Im Gegensatz zu ihrem kopflastigen Arbeitsalltag mag es die

Sprachwissenschaftlerin in ihrer Freizeit gern etwas actionrei-

cher – Wellenreiten im Sommer und Snowboarden im Winter.

Wegen der Geburt ihrer Tochter kam das in den letzten Jahren

etwas zu kurz, im Moment natürlich auch wegen des Gehens an

Krücken – was auch den Alltag samt Kinderbetreuung etwas kom-

pliziert macht: «Da muss mein Lebenspartner ziemlich in die Bre-

sche springen: Er betreut zurzeit das Kind und erledigt auch den

ganzen Haushalt.» ○

Suche nach einer Balance zwischen vorgegebenen Strukturen und Freiheiten: Sprachwissenschaftlerin Mirjam Weder in ihrer Wohnung.

Page 24: Uniintern 02/2015

24 uniintern 02 / 15

Universität

Seit dem 1. August ist die neue Rektorin

Andrea Schenker-Wicki im Amt. In den

Life Sciences sieht sie das grösste Poten-

zial der Universität Basel – in deren

Finanzierung die grösste Herausforde-

rung.

Frau Schenker-Wicki, die berühmten ersten 100

Tage sind nun vorbei – wie haben Sie diese erlebt?

In den ersten Wochen ging es mir vor al-

lem darum, zu verstehen, wie diese Uni-

versität und ihr Umfeld funktionieren.

Nach drei Monaten im Amt stelle ich fest,

dass vieles an der Uni sehr gut läuft. Es

gibt sicherlich auch Dinge, die ich anders

machen werde als meine Vorgänger. Aber

ich bin nicht eine Person, die denkt, sie

müsse alles auf den Kopf stellen.

Als Ökonomin haben Sie ein Flair für Zahlen. Wo

hilft Ihnen der wirtschaftswissenschaftliche Hin-

tergrund in Ihrer neuen Funktion?

Meine Ausbildung und meine Erfahrun-

gen helfen mir, die Organisation und die

Struktur einer Universität besser verste-

hen zu können. Gerade in einer Zeit, in

der die Finanzierung unserer Institution

nicht mehr gesichert ist, sind diese

Kenntnisse von besonderem Nutzen.

Sie liefern das Stichwort: Noch bevor Sie am

1. August angetreten sind, kamen schlechte Nach-

richten aus dem Trägerkanton Baselland. Wie

beurteilen Sie diese Situation?

Ich nehme die Angelegenheit sehr ernst.

Bisher war die Finanzierung der Univer-

sität unbestritten. Doch die Zeiten der

Geldzuwächse sind vorbei, schweizweit

fliessen die Steuereinnahmen nicht mehr

so stark wie früher. Nun müssen wir be-

weisen, dass wir die Universität trotz die-

ser härteren Rahmenbedingungen auf

hohem Niveau halten und weiterentwi-

ckeln können.

Wie gehen Sie diese Herausforderung an?

Auslöser dieser Debatte ist das struktu-

relle Defizit des Kantons Baselland. Als

Ökonomin verstehe ich, dass die Ent-

scheidungsträger hier Handlungsbedarf

sehen. Die Kosten für eine Universität

«Eine Investition in die Region»

Interview: Matthias Geering, [email protected]

dürfen aber nicht als Konsumausgabe ab-

gebucht werden. Sie sind eine Investition

in den Standort. Zahlreiche Studien zei-

gen, dass jeder Franken, den man in die

Universität investiert, sich mehrfach aus-

zahlt, weil damit auch die Wirtschaft an-

gekurbelt wird.

Die Universitätsleitung ist in dieser Debatte bis-

her nicht in Erscheinung getreten. Was ist der

Grund für diese Zurückhaltung?

Das Rektorat hat bisher ganz bewusst auf

eine Kommentierung der Ereignisse ver-

zichtet. Wir warten ab, bis sich unsere

Trägerkantone auf ein Vorgehen geeinigt

haben. Erst wenn wir konkrete Vorgaben

erhalten, werden wir uns äussern.

Wo sehen Sie das grösste Potenzial für die Uni-

versität Basel?

Betrachtet man den Standort Basel als

Ganzes, so haben für mich ganz klar die

Life Sciences das grösste Potenzial. Nir-

gends in Europa gibt es einen vergleich-

baren Cluster in dieser Grösse. Für Fakul-

täten wie die Medizin oder die Naturwis-

senschaften ist das ein ideales Umfeld,

das perfekte Rahmenbedingungen lie-

fert. Dies ist ein klarer Standortvorteil,

den wir unbedingt nutzen sollten.

Welche Rolle bleibt dabei den Sozial- und Geistes-

wissenschaften?

Damit unsere Gesellschaft auf Fort-

schritt und Innovation vorbereitet ist

und damit umgehen kann, braucht sie

die Sozial- und Geisteswissenschaften.

Innovation und Fortschritt machen nur

dann Sinn, wenn Technik, Medizin und

die Life Sciences mit den Sozial- und Geis-

teswissenschaften eng zusammenarbei-

ten. Genau diese unverzichtbare Koope-

ration rechtfertigt letztlich die Volluni-

versität, wie wir sie in Basel haben.

Sie haben zwei Kinder im Schulalter und leiten nun

die Universität Basel in einer bewegten Zeit – haben

Sie die Work-Life-Balance im Griff?

Die Kinder sagen schon ab und zu: Die

Mama sitzt ja dauernd am Computer. Und

da haben sie auch recht: Dass ich jetzt

auch an den Wochenenden vermehrt ar-

beite, ist eine Tatsache. Weil ich dabei

aber einiges bewegen kann, sind meine

Motivation und mein Engagement unge-

brochen. Ich erlebe meine neue Aufgabe

als sehr bereichernd und inspirierend. ○

Life Sciences als Standortvorteil nutzen: Neue Rektorin Andrea Schenker-Wicki.

© U

nive

rsitä

t B

asel

Page 25: Uniintern 02/2015

uniintern 02 / 15 25

Dienstjubiläen (von November 2015 bis April 2016)

20 JahreProf. Dr. Rita Schneider-Sliwa, Professorin für

Humangeographie, Departement

Umweltwissenschaften

Prof. Dr. Gunnar Mikosch, Geschäftsleitung

Departement Philosophie und

Medienwissenschaft

Judith Grüninger, Leitung Rechtsdienst

Thomas Braun, Hilfskraft Humangeographie,

Departement Umweltwissenschaften

Prof. Dr. Urs Jenal, Professor für Molekulare

Mikrobiologie, Departement Biozentrum

Willy Tschudin, Werkstatt Geologie,

Departement Umweltwissenschaften

Gérald Zimmermann, Mitarbeiter International

Office

Nicole Beuret, akademisch-technische

Assistentin, Departement Biozentrum

Nicole Kuster, Bibliotheksperson

Angelo Gallino, Trainingsleiter Universitätssport

Stephan Wagner, Trainingsleiter

Universitätssport

Tobias Zesiger, Trainingsleiter Universitätssport

Markus Stöcklin, Fakultät für Psychologie

Prof. Dr. Albrecht Grözinger, Professor für

praktische Theologie, Theologische Fakultät

Prof. Dr. Lukas Handschin, Professor für

Privatrecht, Juristische Fakultät

Martin Jacquot, SciCore Facility

Prof. Dr. Peter C. Hauser, Professor für

Anorganische Chemie, Departement Chemie

25 Jahre Fawzi El Saghir, Bibliotheksperson

Eva Nydegger, Mitarbeiterin

Kommunikation & Marketing

Benedikt Vögeli, Bibliotheksperson

Reto Scarpatetti, Trainingsleiter

Universitätssport

Markus Saxer, Laborant, Departement

Biomedizin, Anatomisches Institut

Maria Mauro, Laborgehilfin, Departement

Biozentrum

Dr. Thomas Lehmann, Leiter New Media Center

Sylvia Bürgin-Friedlin, Fakultät für Psychologie

Prof. Dr. Rudolf Wachter, Associate-Professor,

Departement Altertumswissenschaften

30 JahreElisabeth Hersberger, Mitarbeiterin Ombudsstelle

Prof. Dr. Stefanie Jacomet, Titularprofessorin

IPNA, Departement Umweltwissenschaften

Prof. Dr. Jürg Stöcklin, Titularprofessor Botanik,

Departement Umweltwissenschaften

Angelika Aebli Rold, Laborantin Departement

Biomedizin, Haus Petersplatz

Nicole Riggi, Bibliotheksperson

35 JahreRobert Häring, Leiter Elektronik Werkstatt,

Departement Biozentrum

Janka Molitoris, Bibliotheksperson

Dr. h. c. Peter Reimann, Leiter Technik

Departement Physik

Hans-Rudolf Rüegg, Werkstatt Geowissenschaften,

Departement Umweltwissenschaften

Wahlen

Prof. Dr. Jan Pieter Abrahams, Professor für

Nanodiffraction of Biological Specimens,

per 1. Mai 2015

Prof. Dr. Bilgin Ayata, Assistenzprofessorin für

Politische Soziologie, per 1. August 2015

Prof. Dr. Stefanie Bailer, Associate-Professorin für

Politikwissenschaften, per 1. November 2015

Prof. Dr. Olivier Baudoin, Professor für Chemie,

per 1. August 2015

Prof. Dr. Daniel Baumhoer, Assistenzprofessor für

Knochenpathologie der Gertrude-von-

Meissner-Stiftung, per 1. Oktober 2015

Prof. Dr. Florina M. Ciorba, Assistenzprofessorin

für High Performance Computing

(mit Tenure Track), per 1. August 2015

Prof. Dr. Kenny R. Cupers, Associate-Professor für

History and Theory of Architecture and

Urbanism, per 1. August 2015

Prof. Dr. Sébastien Gagneux, Associate-Professor

für Infektionsbiologie, per 1. März 2016

Prof. Dr. Henner Hanssen, Assistenzprofessor für

Präventive Sportmedizin (mit Tenure Track),

per 1. August 2015

Prof. Dr. Sebastian Hiller, Professor für

Strukturbiologie, per 1. August 2015

Prof. Dr. Sarah M. Lein, Assistenzprofessorin für

Makroökonomie (mit Tenure Track),

per 1. September 2015

Prof. Dr. Martin Luginbühl,

Professor für Germanistische Linguistik,

per 1. Februar 2016

Prof. Dr. Dominique Malaquais, Professorin für

Urban Anthropology mit Fokus auf Afrika,

per 1. Oktober 2015

Prof. Dr. Jan Niess, Assistenzprofessor für

Gastroenterologie (mit Tenure Track),

per 1. Oktober 2015

Prof. Dr. Kurt Pärli, Associate-Professor für

Soziales Privatrecht, per 1. Februar 2016

Prof. Dr. Andrea Schenker-Wicki,

Professorin für Performance Management,

per 1. August 2015

Prof. Dr. Julia Tischler, Assistenzprofessorin für

Geschichte Afrikas (mit Tenure Track),

per 1. August 2015

Beförderungen

Prof. Dr. Christoph Handschin, Professor für

Pharmakologie, per 1. August 2015

Prof. Dr. Viola Heinzelmann-Schwarz, Klinische

Professorin für Gynäkologie,

per 24. Juni 2015

Prof. Dr. Christoph Meier, Professor für Klinische

Pharmazie, per 1. August 2015

Prof. Dr. Frithjof Benjamin Schenk, Professor

für Osteuropäische Geschichte,

per 1. August 2015

Prof. Dr. Daniela Thurnherr, Professorin

für Öffentliches Verfahrensrecht,

Verfassungsrecht und Verwaltungsrecht,

per 1. August 2015

Prof. Dr. Herbert Zech, Professor für Life-

Sciences-Recht und Immaterialgüterrecht,

per 1. August 2015

Titularprofessuren

Medizinische FakultätPD Dr. med. Johannes Blum für Tropen- und

Reisemedizin

PD Dr. med. Marcel Kraft für

Otorhinolaryngologie

PD Dr. med. Olav Lapaire-Mayer für Gynäkologie

und Geburtshilfe

Prof. Dr. med. Thomas Leyhe für Psychiatrie und

Psychotherapie (gleichzeitige

Umhabilitation)

PD Dr. Stephan Rüegg für Neurologie

PD Dr. Stefan Schaub für Nephrologie

Philosophisch- Naturwissenschaftliche FakultätDr. Marc Bühler für Molekularbiologie

Prof. Dr. Thomas L. Mindt für

Radiopharma zeutische Chemie

Philosophisch-Historische FakultätPD Dr. Axel Christoph Gampp für

Kunst wissenschaft

PD Dr. Hubert Thüring für Neuere Deutsche

Literaturwissenschaft und Allgemeine und

Vergleichende Literaturwissenschaft

Venia Docendi

Juristische FakultätPD Dr. Andrea Opel für Steuerrecht

Medizinische FakultätDr. med. Patrizia Maria Lisa Amico für Innere

Medizin/Nephrologie

Dr. Suzana Atanasoski für Experimentelle

Medizin

PD Dr. Michel Philippe Bihl für Experimentelle

Medizin

Service

Page 26: Uniintern 02/2015

Service

Cartoon mit Nicolas Mahler

Dr. med. Emanuel Burri für Innere Medizin,

speziell Gastroenterologie

PD Dr. Dr. Adrian Egli für Experimentelle

Medizin

Dr. med. Isabel Filges für Medizinische Genetik

PD Dr. Maria Filippova für Experimentelle

Medizin

PD Dr. Raoul Ivano Furlano für Pädiatrie

PD Dr. Claudio Gobbi für Neurologie

PD Dr. Sylvia Höller für Pathologie

Dr. med. Katrin Esther Hostettler Haack, PhD,

für Pneumologie

PD Dr. Giandomenica Iezzi für Experimentelle

Medizin

PD Dr. Min Jeong Kim für Nephrologie

PD Dr. Gabriel Krastl für Zahnmedizin

PD Dr. André Georges Leumann für Orthopädische

Chirurgie und Traumatologie des

Bewegungsapparates

PD Dr. Giovanna Attilia Luisa Lurati Buse für

Anästhesiologie

PD Dr. Anna Marsano für Experimentelle

Medizin

PD Dr. Michael Mayr für Innere Medizin

PD Dr. Kirsten Diana Mertz für Pathologie

PD Dr. Marc Andreas Müller für Orthopädische

Chirurgie und Traumatologie des

Bewegungsapparates

26 uniintern 02 / 15

PD Dr. Tilo Niemann, MHBA für Radiologie

PD Dr. Mike Recher für Innere Medizin/

Immunologie

PD Dr. Tobias Roman Reichlin für Kardiologie

Dr. med. PhD Nicole Ritz für Pädiatrie und

Infektiologie

PD Dr. Claudio Rosso für Orthopädie

Dr. med. Gideon Andreas Sartorius für

Gynäkologie und Geburtshilfe

Dr. med. Dr. phil. Daniel Sollberger für Psychiatrie

PD Dr. Marc Martin Sollberger für Neurologie

Dr. ès sc. Christof Stieger für Experimentelle

Medizin

PD Dr. Raoul Christian Sutter für Neurologie,

Schwerpunkt Neurointensivmedizin

PD Dr. Sarah Tschudin Sutter für Infektiologie

PD Dr. Sven Matthias Wellmann für Pädiatrie

(Umhabilitation)

Dr. med. Thomas Wolff für Chirurgie, speziell

Gefässchirurgie

Dr. Aimée Zuniga für Experimentelle Medizin

Philosophisch-Historische FakultätDr. phil. Ina Dietzsch für Kulturanthropologie

Prof. Dr. Brigitte Liebig für Soziologie mit beson-

derer Berücksichtigung Gender Studies

Dr. phil. Christine Weder für Neuere Deutsche

Literaturwissenschaft

Philosophisch- Naturwissenschaftliche FakultätProf. Dr. Nico Bruns für Chemie

PD Simon Paul Loader, PhD, für Biogeografie

Dr. med. vet. et Dr. phil. Esther Schelling für

Epidemiologie

PD Dr. Thomas Schmidt für Theoretische Physik

PD Dr. Oliver Roland Schwardt für

Pharma zeutische Wissenschaften

PD Dr. Fabrizio Tediosi für Epidemiologie

(Umhabilitation)

Dr. rer. nat. Markus Weiss für

Experimental physik

Wirtschaftswissenschaftliche FakultätDr. rer. pol. Sébastien Kraenzlin für Monetäre

Ökonomie

Fakultät für PsychologiePD Dr. Thomas Ledermann für Psychologie

Dr. rer. nat. Freiin Bettina von

Helversen-Helversheim für Psychologie

Page 27: Uniintern 02/2015

uniintern 02 / 15 27

Mittlere Strasse 70 | CH-4056 Basel | Tel 061 321 85 24 | Mob 079 226 53 61

Fax 061 383 11 71 | [email protected] | www.sennenergie.ch

Profi in Sachen Hauswartung

E-Mail: [email protected]: www.hauswartungen-schelker.ch

E. Schelker + Sohn AG

Schützenmattstrasse 194051 Basel

Tel. 061 263 12 12Fax 061 263 12 13

Hauswart mit eidg. FA

Am Bankenplatz, Aeschenvorstadt 2, 4010 BaselT 061 206 99 93, F 061 206 99 90, www.biderundtanner.ch

Wir haben etwas gegen Einbrecher.Wir sind Spezialisten für Einbruch-schutz und sorgen dafür, dass Sie ruhig schlafen können. Lassen Sie sich von uns beraten.

Telefon 061 686 91 91 und www.einbruchschutzBasel.ch

Das Care-Team für Ihr Badezimmer• Sanitärarbeiten und Reparaturen• Unterhalt und Wartung Ihrer Installationen• Boilerreinigung

Für eine Beratung stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

FRIEDLIN AG RiehenRössligasse 40, 4125 Riehen, Tel. 061 641 15 71 [email protected], www.friedlin.ch

Hammerstrasse 14 (beim Wettsteinplatz) 4058 BaselTel. 061 691 00 66 www.winkler-osm.ch

Schuhe nach Mass • Orthopädische Einlagen • Fussberatung

Wir steigen Ihnen gerne aufs Dach.

• Ihr Partner für alle Spengler- und Flachdacharbeiten

• Spezialanfertigungen

Für eine Beratung stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

SCHAUB AG MuttenzBirsstr. 15, 4132 Muttenz, Tel. 061 377 97 79www.schaub-muttenz.ch

Fenster, Verglasung, Pergolavon aerni

showroom in arisdorfwww.aerni.ch

AER_2014_Inserat_qr_83x40.indd 1 23.01.14 08:56

Page 28: Uniintern 02/2015

Polymyalgie ist eine entzündliche Erkrankung der mittelgrossen

und grossen Gefässe (Vaskulitis), die sich bei älteren Menschen mit

Muskelschmerzen und Steifigkeit präsentiert. Im Blut finden sich

ausgeprägte Entzündungszeichen, zur Behandlung wird meist mit

gutem Erfolg Cortison eingesetzt. Die Einschlusskörpermyositis ist

eine Erkrankung der Muskulatur, die in der Biopsie eine Mischung

von entzündlichen und degenerativen Veränderungen zeigt. Auch

hier gibt es seltene erbliche Formen.

Die mit etwa 1:1000 wesentlich häufigere Multiple Sklerose (MS) hat

mit der ALS lediglich den Namensgeber Charcot und den Begriff

Sklerose gemeinsam, der sich auf die härtere Beschaffenheit der

Krankheitsherde bezog, die beim Betasten des sezierten Rücken-

marks und Gehirns auffiel. Während sich bei der ALS die Verände-

rungen an den seitlichen (lateral) und vorderen Anteilen des Rü-

ckenmarks zeigten, waren bei der MS (multiple) Herde über das

gesamte zentrale Nervensystem verteilt. Bei MS sind vor allem in

der Anfangsphase vorwiegend entzündlich-autoimmune Vorgänge

für die Schäden verantwortlich. Das verbesserte Verständnis der

entzündlich-autoimmunen Vorgänge hat in den letzten Jahren zu

grossen Fortschritten in der Therapie geführt. Die in späteren Pha-

sen oft dominierenden neurodegenerativen Vorgänge erweisen

sich leider auch bei der MS als noch weitgehend therapieresistent.

Ludwig Kappos fragt:

«Ist ein überdurchschnittlich gutes Gedächtnis antrainiert oder vererbt? Welche Gene sind beteiligt?»

Antwort in der nächsten Ausgabe 01/2016

Ludwig KapposProfessor für Neurologie, Chefarzt Neurologische Klinik und Poliklinik

Rudolf HännyEmeritierter Privatdozent für Erdwissenschaften

Rudolf Hänny fragt:

«Was für eine Krankheit ist die Amyotrophe Lateralsklerose? Sind Polymyalgia, Ein-schlusskörpermyositis und Multiple Sklerose damit verwandt und wie?»

Ludwig Kappos antwortet:

Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ist eine neurodegenerative Erkran-

kung, welche sowohl die von der Hirnrinde bis zu den Vorderhorn-

zellen des Rückenmarks leitende Pyramidenbahn (1. Motoneuron)

als auch die Vorderhornzellen (2. Motoneuron) befällt. Schmerz-

lose, meist rasch zunehmende motorische Lähmungen sind die

Folge, die nach durchschnittlich zwei bis fünf Jahren meist über

Ateminsuffizienz und Abhängigkeit von künstlicher Beatmung

zum Tod führen. Der inzwischen über 70-jährige britische Physi-

ker Stephen Hawking ist wohl der bekannteste ALS-Betroffene und

mit einer Krankheitsdauer von knapp 50 Jahren eine extreme Aus-

nahme. Die Krankheit erhielt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhun-

derts vom französischen Neurologen Charcot ihren Namen. Die

Diagnose wird anhand des typischen Krankheitsbilds mit einer

Kombination aus zentralen (spastischen) und peripheren (schlaf-

fen) Lähmungen, typischen, aber nicht spezifischen Zuckungen

von Muskelfaserbündeln (Faszikulationen) und elektrophysiologi-

schen Befunden gestellt. Zusätzliche Untersuchungen in Blut und

Liquor, eventuell bildgebende Untersuchungen von Gehirn und Rü-

ckenmark sowie genetische Analysen und gelegentlich Biopsie der

Muskulatur dienen der Feststellung von speziellen Varianten der

ALS oder dem Ausschluss von andern, vielleicht behandelbaren

Diagnosen. Trotz intensiver Forschung in Labor und Klinik konnte

bisher weder die Ursache der ALS aufgeklärt noch eine wirklich

wirksame Therapie gefunden werden.

Domino