VadW April 2013

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Nr. 4 April 64. Jahrgang Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. ISSN 0042-8337 E6891 E VOLK AUF DEM WEG Bundesverdienstorden Bundesverdienstorden für für Adolf Fetsch Adolf Fetsch Bundesdelegiertenversammlung Bundesdelegiertenversammlung am 27. und 28. April 2013 in Stuttgart am 27. und 28. April 2013 in Stuttgart

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Nr. 4 April 64. Jahrgang Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V.

ISSN

004

2-83

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E689

1 E VOLK AUF DEM WEG

BundesverdienstordenBundesverdienstordenfürfürAdolf FetschAdolf Fetsch

BundesdelegiertenversammlungBundesdelegiertenversammlungam 27. und 28. April 2013 in Stuttgartam 27. und 28. April 2013 in Stuttgart

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DIE LANDSMANNSCHAFT

„1763 – 2013250 Jahre russlanddeutscher Geschichte“

31. Bundestreffender Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V.

am 28. und 29. Juni 2013 in Augsburg (Bayern)Schirmherrschaft:

Horst Seehofer, Ministerpräsident des Landes Bayern

Programmpunkte(vorläufi ger Stand; aktuelle Auskünfte in den nächsten Ausgaben von "Volk auf dem Weg"

und unter den Adressen der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e. V.:Raitelsbergstraße 49 * 70188 Stuttgart

Telefon (0711) 16 65 90 * Telefax (0711) 2 86 44 13E-mail: [email protected] * www.deutscheausrussland.de)

28. Juni 2013, Goldener Saal des Augsburger Rathauses:• Empfang zum 250. Jahrestag der Veröffentlichung des Auswanderungsmanifestes Katharinas II.• erstmalige Verleihung des Katharinen-Preises der Landsmannschaft (geladene Gäste)

29. Juni 2013, Messegelände Augsburg

• Feierstunde mit Bundesinnenminister Dr. Hans-Peter Friedrich als Festredner• Kulturmesse der Landesgruppe Bayern mir Darbietungen russlanddeutscher Künstler• Heimatnachmittag mit Musik-, Gesang- und Tanzgruppen der Deutschen aus Russland und kulturellen

Darbietungen aus dem Ausland• Gemeinsamer Gottesdienst• Pressekonferenz • Treffpunkte für einzelne Initiativgruppen (Dorftreffen, ehemalige Nachbarn, Mitschüler u.Ä.)• Unterhaltungsmusik mit Jakob Fischer• Kinderprogramm / Jugendprogramm / JSDR• Diskussions- und Fragestunde mit Dr. Christoph Bergner• Gesprächsrunden, Arbeitsgruppen für Autoren, Künstler und Wissenschaftler, Partnerschaftspro-

jekt der Landsmannschaft, Jugend• Einzelberatungen zu sozialen Fragen – Aufnahme von Spätaussiedlern – erste Erfahrungen mit der

neuen Härtefallregelung – Rentenfragen der Spätaussiedler (Rentenversicherung – Vortrag und Frage-Antwort-Runde)

• Präsentationen russlanddeutscher Organisationen aus dem In- und Ausland (Landsmannschaft, ande-re Verbände, USA, GUS, Argentinien usw.)

• Stände weiterer Organisationen• Katharinen-Raum• „Volk auf dem Weg“, Büchertische der Landsmannschaft• Wanderausstellung „Volk auf dem Weg. Deutsche aus Russland gestern und heute“• Ausstellung „Deutsche aus Odessa und dem Schwarzmeergebiet“• Ausstellung „250 Jahre Geschichte der Russlanddeutschen“• Ausstellung zur Geschichte und Gegenwart der Landsmannschaft• Landes-, Orts- und Kreisgruppen der Landsmannschaft stellen sich vor• Ausstellung russlanddeutscher Künstler• Firmen präsentieren ihre Produkte• Geselliger Abend mit Unterhaltungsmusik und Tanz

Unser Titelbild mit dem Bundesvorsitzenden Adolf Fetsch und Ministerin Christine Haderthauer fotografierte Gert Krautbauer.

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DIE LANDSMANNSCHAFT

3 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

Aus dem InhaltBundestreffen 2Bundesdelegiertenversammlung 3Bundesverdienstordenfür Adolf Fetsch 4Mitarbeitertagung der LandesgruppeBaden-Württemberg 5Russlanddeutsche Künstlerstellen aus 6Multiplikatorenschulung in Kassel 8Grundlagen der Vereinsarbeit 9Spendenliste 10Eine etwas andere Einladung... 11Wanderausstellungder Landsmannschaft 12Werler Modell lebt auf… 12Jung – erfolgreich – Mitglied! 13Das Manifest der Zarin 14Die Wolgadeutschen –Stichpunkte zur Chronologie 16Interview mit Artur Rosenstern 18Qualifikationfür den Schuldienst 20Bücherangebot 21Landsmannschaft regional 22, 27JSDR-Beilage 23-26Vertraute Lebenstationen 35Hunger vor 80 Jahren 36Glückwünsche 38Waldemar Spaar zum 90. 38Zurück in die Heimat 39Der Weg zur Freiheit 40Einmal Russland, bitte! 42Wanderausstellung des HFDR 43Brücken bauenzwischen Ost und West 43Zum Gedenken 44Gott erhört Gebete!Gott hilft! 45Die Alleskönnerin -Helene Fischer 47Eine alte Bibel im Hausder Deutschen aus Russland 48

Redaktionsschlussder Mai-Ausgabe 2013:

20. April 2013

Die Landsmannschaftim Internet:Homepage:

www.deutscheausrussland.deE-Mail:

[email protected]

Stuttgart, 27. und 28. April 2013:Bundesdelegiertenversammlung

der Landsmannschaft

Gemäß Satzung ist die alle drei Jahre statt-fi ndende Bundesdelegiertenversammlung das höchste Gremium der Landsmann-schaft, eine geschlossene Veranstaltung, zu welcher die folgenden Personen als Delegierte zugelassen sind:• die Mitglieder des Bundesvorstandes;• der Vorsitzende jeder Landesgruppe bzw.

dessen Vertreter oder ein aus den Reihen der Vorstandsmitglieder durch Vorstands-beschluss bestimmter Vertreter;

• Vertreter der Orts- und Kreisgruppen (50 bis 250 zahlende Mitglieder ein Dele-gierter; 251 bis 500 zahlende Mitglieder zwei Delegierte; 501 bis 750 zahlende Mitglieder drei Delegierte; darüber vier Delegierte;

• vom Bundesvorstand für besondere Fra-gen berufene Fachreferenten (maximal fünf);

• je ein Vertreter der kirchlichen Organisa-tionen der Deutschen aus Russland (der Kirchlichen Gemeinschaft der evange-lisch-lutherischen Deutschen aus Russ-land, des Bundes der evangelisch-frei-kirchlichen Gemeinden in Deutschland KdÖR (Baptisten), der Seelsorgestelle für die katholischen Russlanddeutschen und der Mennonitischen Umsiedlerbe-treuung);

• die jeweils drei Mitglieder der Bundes-schiedskommission, des Ehrenausschus-ses und der Bundesrechnungskommissi-on.

Ebenfalls gemäß Satzung hat die Bundes-delegiertenversammlung unter anderem die folgenden Aufgaben:• Beschlussfassung über die Satzung;• Beschlussfassung über die Verbandsord-

nungen;• Genehmigung von Verträgen mit ande-

ren Organisationen;• Beschlussfassung über den Tätigkeits-

und Kassenbericht des Bundesvorstan-des sowie seine Entlastung;

• Wahl des Bundesvorsitzenden der Lands-mannschaft;

• Wahl der weiteren Mitglieder des Bun-desvorstandes;

• Wahl der Mitglieder der Bundesschieds-

kommission, des Ehrenausschusses und der Bundesprüfungskommission;

• Festsetzung der Höhe der Mitgliedsbei-träge;

• Festsetzung der Höhe der Anteile der Gliederungen an den Mitgliedsbeiträgen gemäß der Verbandsordnung;

• Erteilung der Genehmigung an Gliede-rungen, Sondermitgliedsbeiträge zu er-heben;

• Beschlussfassung über alle wichtigen Angelegenheiten, die ihr vom Bundes-vorstand vorgelegt werden.

Sitzung des Beirates

Traditionsgemäß tritt am Vorabend der Bundesdelegiertenversammlung der Bei-rat zusammen, der gemeinsam mit dem Bundesvorstand tagt und dem die Mit-glieder der kirchlichen Organisationen der Deutschen aus Russland, die Landesvor-sitzenden und die berufenen Fachreferen-ten angehören.Der Beirat berät den Bundesvorstand und muss in allen grundsätzlichen Fra-gen, welche die gesamte Volksgruppe der Deutschen aus Russland angehen, gehört werden.

Ein Fundstück

Dass sich am grundsätzlichen Aufbau der Landsmannschaft in den gut sechs Jahr-zehnten ihres Bestehens nichts geändert hat, geht aus einem Bericht zur baden-württembergischen Landesdelegierten-versammlung des Jahres 1956 hervor. Wir zitieren die Ausführungen zur Struktur des Vereins des damaligen Bundesvor-standsmitgliedes Peter Fröse:• In erster Linie sind unsere Mitglieder

die Träger der Landsmannschaft. Ohne diese kann es keine Organisation geben. Darum ist es die Aufgabe der Orts- und Kreisgruppen, noch mehr Mitglieder zu gewinnen.

• Die zweite Grundlage der Landsmann-schaft sind natürlich die Ortsgruppen in den Städten und Kreisen selbst.

• Die nächstfolgende Instanz ist die Lan-desgruppe, deren Vorstand in den Lan-deshauptstädten die Interessen unserer Landsleute vertritt.

• Die Spitze unserer Landsmannschaft bil-det der Bundesvorstand mit den anderen Organen.

VadW

Über die Zukunft der Lands-mannschaft, personell wie in-haltlich, wird bei ihrer Bundes-

delegiertenversammlung entschieden, die am 27. und 28. April 2013 in Stutt-gart durchgeführt wird.

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DIE LANDSMANNSCHAFT

4 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

Bundesverdienstorden für Adolf Fetsch

Im Rahmen eines feierlichen Aktes am 6. März 2013 im Bayerischen Sozialministerium in München

überreichte die Staatsministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen, Christine Haderthauer, dem Bundesvorsitzenden der Landsmann-schaft der Deutschen aus Russland, Adolf Fetsch, das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundes-republik Deutschland, das ihm Bundes-präsident Joachim Gauck im Dezember 2012 verliehen hatte.

In ihrer Laudatio würdigte die Ministerin den jahrzehntelangen Einsatz Fetschs für die Anliegen der Deutschen aus Russland. Seine Herzensangelegenheit sei, die Öf-fentlichkeit über die schwierige geschicht-liche Situation der Russlanddeutschen vor dem Weggang aus ihren ursprünglichen Heimatgebieten aufzuklären.Als zuverlässiger Anwalt der Deutschen aus Russland setze er sich für eine objek-tive Beurteilung der Integrationsleistun-gen seiner Landsleute ein und weise auf Probleme hin. Voller Entschiedenheit tre-te er mit Sachargumenten einseitigen und negativ verfassten Berichten entgegen. Dabei habe er sich stets durch Überpartei-lichkeit und das Bestreben nach Ausgleich ausgezeichnet.Gemeinsam mit Adolf Fetsch ehrte die Mi-nisterin ein knappes Dutzend weiterer Or-densträger, deren Verdienste sie wie folgt zusammenfasste: „Sie haben Ihren per-sönlichen Einsatz als Geschenk erbracht

Adolf Fetsch nach der Auszeichnung im Kreise seiner Familie mit Ministerin Haderthauer und der 3. Bürgermeisterin von Neufahrn, Stephanie Pflügler (2. von links).

an die Menschen in Ihrem Umfeld, aber auch an uns alle. An eine Gesellschaft, die solchen Einsatz staatlich nicht or-ganisieren kann, ja ich sage: die darauf angewiesen ist, dass Bürger mitmachen, damit ein freiheit-liches Sozial- und Gemeinwesen gelebt werden kann.“

VitaAdolf Fetsch:Adolf Fetsch gehört zu den Deutschen aus Russland, die bereits seit Kriegs-ende in der Bundes-republik Deutsch-land leben und hier auf eine erfolgreiche Berufslaufbahn zurückblicken können. Er wurde am 5. November 1940 in der Ukraine (Wosnessensk) geboren und kam als Dreijähriger mit den Flüchtlingstrecks nach Deutschland.Nach dem Besuch der Volksschule ab-solvierte er eine Kaufmannslehre und die städtische Kaufmannsschule München und war in der Folge Buchhalter, Kauf-männischer Leiter, Prokurist und selb-ständiger Kaufmann. Er ist verheiratet, römisch-katholisch und hat zwei Kinder.

Die bayerische Staatsministerin Christine Haderthauer gratulierte Adolf Fetsch zu der Auszeichnung.

Seit über vier Jahrzehnten ist er in der CSU aktiv:

• 1969-1989: Vorsitzender des Ortsver-bandes der CSU München-Nord-Am Hart;

• 1969-1994: Mitglied des Kreisverban-des München der CSU;

• 1969-1995: Kreisvorstandsmitglied;• 1969-1993: Mitglied der Bezirksver-

sammlung;• 1988-1995: stellvertretender Kreisvor-

sitzender München-Schwabing-Nord;• 1995: Mitglied der Landesdelegierten-

versammlung.

Von 1972-1984 war er Mitglied des Be-zirksausschusses der Stadt München (Schwabing Nord-Milbertshofen) und von 1974-1986 Schöffe/ehrenamtlicher Rich-ter am Amtsgericht München. Im Kreis-wehrersatzamt München war er Mitglied im Ausschuss für Wehrdienstverweigerer.Bereits früh verlegte er jedoch den Schwerpunkt seiner politischen Tätigkeit auf den Vertriebenen- und Aussiedlerbe-reich. Seine aktive Laufbahn innerhalb der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland begann er als Vorsitzender der Orts- und Kreisgruppe München (1964-72). Von 1972-2004 war er Vorsitzender der Landesgruppe Bayern der Lands-mannschaft. Dem Bundesvorstand der Landsmannschaft gehört er seit 1978 an; mit Ausnahme der Jahre 1991-1993 war er bis zu seiner Wahl zum Bundesvor-sitzenden im Jahr 2003 stellvertretender

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DIE LANDSMANNSCHAFT

5 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

Bundesvorsitzender. Bei den Bundesde-legiertenversammlungen der Landsmann-schaft 2006 und 2009 wurde er als Bun-desvorsitzender wieder gewählt.Weitere Positionen:

• Mitglied des Stiftungsrates der Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“;

• Mitglied des Beirates für Spätaussied-lerfragen beim Bundesministerium des Innern;

• Teilnehmer des 1. und 2. Integrations-gipfels der Bundesregierung;

• seit 1998 Mitglied des Arbeitskreises Aussiedler/Spätaussiedler der Deut-schen Bischofskonferenz;

• Mitwirkender der Sitzungen der Deutsch-Russischen und der Deutsch-Kasachi-schen Regierungskommission;

• Mitwirkung im Vertriebenenbeirat des Landes Bayern.

Darüber hinaus war er von 1994 bis 2011 Vizepräsident des Bundes der Vertriebe-nen, dessen Präsidium er gegenwärtig an-gehört.Bereits vor dem Verdienstkreuz erhielt Adolf Fetsch die folgenden Auszeichnun-gen:

• goldene Ehrennadel der Landsmann-schaft der Deutschen aus Russland;

• silberne Ehrennadel des Landesverban-des Bayern des Bundes der Vertriebe-nen;

• Medaille für besondere soziale Verdiens-te des Bayerischen Sozialministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen.

Ungeachtet seiner Mitgliedschaft in der CSU, wird Adolf Fetsch von allen maß-geblichen Parteien als kompetenter und fairer Fachmann anerkannt, der sich kon-tinuierlich und hartnäckig für die Interes-sen seiner Landsleute einsetzt. VadW

Bilder: Gert Krautbauer

Die Teilnehmer der Mitarbeitertagung in Stuttgart mit dem Bundesvorsitzenden Adolf Fetsch (vorne 5. von links) und der stellvertretenden Bundesvorsitzenden und Vorsitzenden der Landesgruppe Baden-Württemberg, Leontine Wacker (vorne 5. von rechts.

Stuttgart:Mitarbeitertagung

der Landesgruppe Baden-Württemberg

Unter der Leitung der Vorsitzen-den der Landesgruppe Baden-Württemberg der Landsmann-

schaft, Leontine Wacker, trafen sich am 23. und 24. Februar die Vorsitzenden und stellvertretenden Vorsitzenden der Ortsgruppen des "Ländles" zu einer Mitarbeitertagung im Stuttgarter Ho-tel "Ibis".

Im Mittelpunkt der Tagung standen ak-tuelle Inhalte der landsmannschaftlichen Arbeit, die der Bundesvorsitzende Adolf Fetsch nach der Begrüßung der Teilneh-merinnen und Teilnehmer durch Leontine Wacker in seinem einleitenden Impulsre-ferat zusammengefasst hatte. Auf Sozi-alfragen und Fragen der Aufnahme und Integ ration der Deutschen aus Russland ging er dabei ebenso ein wie auf Möglich-keiten der politischen Teilnahme und Teil-

habe und Orientierungen der landsmann-schaftlichen Kulturarbeit.Für das Jahr 2013 kündigte er in erster Li-nie die Feierlichkeiten und Publikationen zum 250. Jahrestag der Veröffentlichung des Einladungsmanifestes der Zarin Ka-tharina II. vom 22. Juli 1763 an, die mit dem 31. Bundestreffen am 29. Juni 2013 in Augsburg und der erstmaligen Verlei-hung des Katharinen-Preises der Lands-mannschaft am Tag zuvor im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses ihren Hö-hepunkt fi nden werden.Jenseits des gestiegenen Engagements im Bereich der Kultur- und Geschichtsarbeit bleibe es jedoch, so der Bundesvorsitzen-de, "unsere Pfl icht, der Öffentlichkeit ob-jektive Informationen zur Geschichte der russlanddeutschen Volksgruppe zu ver-mitteln und ihr ein realitätsgerechtes Bild der Integrationsbereitschaft der Deutschen

aus Russland und ihrer Integrationsleis-tungen zu entwerfen".Als Gast befasste sich der Vorsitzende der Landesgruppe Bayern der Lands-mannschaft, Waldemar Eisenbraun, mit Aspekten der konkreten Arbeit innerhalb der Landsmannschaft - Stichworte Team-bildung und Kommunikation -, während Leontine Wacker und ihre Landesvor-standskollegen Ludmilla Holzwarth, Ernst Strohmaier und Edith Klein sich mit organisatorischen Fragen und der bevor-stehenden Bundesdelegiertenversamm-lung des Vereins am 27. und 28. April in Stuttgart befassten.Beinahe wichtiger als die Referate waren aber die Gespräche, die von den Teilneh-mern in den Pausen und am Abend nach getaner Arbeit miteinander geführt wur-den. VadW

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KULTUR

6 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

„Farbenfrohe Welten –russlanddeutsche Künstler stellen aus“

Landsmannschaft zeigt Werke von Willi Bunkowski und Andrej Knoblok

In einer facettenreichen Ausstellung unter dem Motto „Farbenfrohe Welten – Russlanddeutsche Künst-

ler stellen aus“ zeigt die Landsmann-schaft der Deutschen aus Russland in Kooperation mit dem Internationalen Verband der Deutschen Kultur (Mos-kau) derzeit Werke der russlanddeut-schen Maler Willi Bunkowski (Mün-chen) und Andrej Knoblok (Moskau).

Die Ausstellung ist vom 20. März bis 25. Mai im Haus der Deutschen aus Russland (Raitelsbergstraße 49, 70188 Stuttgart) zu sehen. Am 18. März fand die Vernissage in Anwesenheit zahlreich erschienener Landsleute und der Lokalpresse statt. Die Gäste konnten die Künstler persönlich kennen lernen und sich mit ihnen unter-halten.Nach der Begrüßung der Besucher durch die Bundesgeschäftsführerin der Lands-mannschaft, Dr. Ludmila Kopp, ging der Bundesvorsitzende Adolf Fetsch auf die denkwürdigen Daten der Russlanddeut-schen im Jahr 2013 ein und stellte die Künstler vor. Die aktuelle Ausstellung bezeichnete er ebenso wie die Ausstel-lung, die unter dem Titel "Jahre des Ter-rors" Ende des vergangenen Jahres im Haus der Deutschen aus Russland gezeigt wurde, als Ausdruck der verstärkten Be-mühungen der Landsmannschaft, die Kul-tur der Deutschen aus Russland und die Leistungen ihrer Künstler in das Blickfeld der Öffentlichkeit zu rücken. Und er er-wähnte das Memorandum zur Kultur- und Forschungsarbeit der Landsmannschaft,

in dem neben Aspekten der kulturellen Brei-tenarbeit oder der Schaffung einer russland-deutschen For-schungseinrich-tung sowie eines Landeszentral-museums mit einem Archiv und einer Fach-bibliothek auch die Forderung von Mitteln für die Unterstüt-zung der bilden-den Künstler, S c h r i f t s t e l l e r und Musiker in Form von Kurz-zeitstipendien, Lesungen, Ausstellungen oder Vortragsreihen enthalten ist.Für die musikalische Umrahmung sorg-ten Lola (Klavier) und Dina (Geige) Fat-khullakhodjaeva mit klassischer Musik. Der Chor der Familie Wittmann (Leitung Walter Wittmann) aus Freiburg unterhielt die Gäste mit deutscher und russischer Folklore.

Eine Wanderungder Gefühleund GedankenSchon fl üchtiges Betrachten zeigt, dass die

Ausstellung – eine Wanderung der Ge-fühle und Gedanken durch Farben und Welten – ihrem Mot-to „Farbenfrohe Wel-ten“ vollauf gerecht wird. Willi Bunkows-ki und Andrej Knob-lok vertreten zwei Generationen von Russlanddeutschen, sie kommen aus ver-schiedenen Gebie-ten der ehemaligen Sow jetunion und ha-ben unterschiedliche Lebensläufe, jeder von ihnen hat seine eigene künstlerische

Entwicklung hinter sich. Unterschiedlich sind sie auch hinsichtlich der Stilistik ih-rer Kunst und der technischen Ausführung ihrer Motive und Vorstellungen. Und doch haben beide die gleichen künstlerischen Wurzeln – ihre ursprünglichen Erfahrun-gen beruhen meist auf der klassischen akademischen Tradition der „russischen Schule“.Die beiden Künstler vereint ihre gemein-same kulturelle Identität, die jedoch auf-grund ihrer unterschiedlichen Lebensläufe durch differenzierte künstlerische Ein-fl üsse bereichert wurde. Allerdings fühlen sich sowohl Willi Bunkowski als auch Andrej Knoblok angezogen von Land-schaften, denen sie auf der Leinwand ihre lyrische Note verleihen und die sie mit ei-ner Vielfalt von Stimmungen über Farben und Motive einfangen können.

Willi BunkowskiWilli Bunkowski gehört zu den zahlrei-chen russlanddeutschen Künstlern aus der ehemaligen Sowjetunion, die sich in Deutschland in ihrem Beruf wieder ge-funden oder hier ein zweites Studium abgeschlossen haben, um anschließend Kunstwerkstätten, Kunstschulen oder De-signerstudios zu betreiben.Der 1949 in Syktywkar, Russland, dem Verbannungsort seiner Eltern, geborene Bunkowski besuchte 1970-72 die Kunst-fachschule in Jekaterinburg (Swerd-lowsk), Russland, und setzte nach der

Willi Bunkowski (links) und Andrej Knoblok bei der Ausstellungseröff-nung.

Bundesvorsitzender Adolf Fetsch hielt die Begrüßungsansprache.

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KULTUR

7 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

Der Chor der Familie Wittmann aus Freiburg.

Auswanderung nach Deutschland sein Studium als Grafi k-Designer von 1974 bis 1980 an der Staatlichen Akademie der bil-denden Künste Stuttgart fort. 1983 grün-dete er seine private Schwanthaler Kunst-schule in München, die nun seit rund 30 Jahren erfolgreich ist und für Nachwuchs im künstlerischen und kreativen Bereich sorgt.Seit 1979 beteiligt sich Bunkowski regel-mäßig an nationalen und internationalen Ausstellungen (beispielsweise im Muse-um of Modern Art, New York, und mehr-fach im Haus der Kunst, München). Seit 1983 ist er Mitglied des Berufsverbandes Bildender Künstler, 1984 gehörte er zu den Mitorganisatoren und Teilnehmern des „Eurofestivals der Freien Kunst Moskau-München“. 1994 gründete er mit mehreren Künstlern den „Arbeitskreis russlanddeut-scher Künstler“ der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland und organisierte als dessen Sprecher jahrelang Ausstellun-gen mit russlanddeutschen Künstlern in München und anderen Städten. Mehrfach beteiligte sich Bunkowski an grenzüber-schreitenden Gruppenausstellungen.Anregungen für seine Kunst, die sich in farbenprächtigen Aquarell- oder Ölbildern zeigt, holt er sich nicht nur an den schöns-ten Orten seiner Heimat Deutschland, sondern vor allem auch bei Exkursionen nach Italien, Jugoslawien, Frankreich, Griechenland, Spanien und Russland.

Andrej KnoblokÄhnliches gilt auch für Andrej Knoblok, der zu Zeiten der Sowjetunion mit seinen Zeichen- und Malutensilien viele Gebiete Zentralrusslands, des russischen Nordens, Mittelasiens und des Nordkaukasus bereis-te. Nachdem der Eiserne Vorhang gefallen war und die Reisemöglichkeiten sich zu-nehmend verbessert hatten, besuchte er in den letzten Jahren Spanien, Frankreich,

Italien und mehrfach Deutschland. Jede dieser Reisen hat Spuren in Form von Bil-derserien in seiner Kunst hinterlassen; ei-niges davon kann man in der Ausstellung in Stuttgart sehen. „Ich begeistere mich für andere Orte, auch für andere Länder, um das Auge und die Farbpalette zu erfri-schen“, sagt er.Andrej Knoblok, dessen deutsche Vor-fahren noch vor Katharinas Manifest um 1742 aus dem Raum Frankfurt/Oder nach Reval kamen, wurde 1938 in einer Künst-lerfamilie in Moskau geboren. Sein Vater Boris Knoblok war lange Jahre Kunstma-ler an renommierten Theatern in Moskau und Umgebung.Nach dem Studium der Theaterdekorati-on und Malerei an der Moskauer Staatli-chen Surikow-Kunsthochschule arbeitete Knoblok vorwiegend als Kunstmaler so-wie als Bühnen- und Kostümbildner an Theatern, Opern- und Balletthäusern in

Moskau und Kasan, dabei allein am Zent-ralen Kindertheater 15 Jahre lang.Mehrfach engagierte er sich bei der künst-lerischen Gestaltung von Konzerten, Fes-tivals, Shows und Zirkusvorstellungen. Einige Projekte realisierte er gemeinsam mit seinem Vater. Zwischendurch reiste er und hielt das Gesehene und Gefühlte auf der Leinwand fest – in faszinierenden Aquarellen und beeindruckenden Ölbil-dern.Und Knoblok experimentiert gern, wobei ihm seine Erfahrung als Theaterkunstma-ler sehr zugute kommt. So entstehen nicht selten Bilder, in denen man fast die Kulis-se für ein Theaterstück erahnen könnte.Seit den 1960er Jahren beteiligt sich And-rej Knoblok regelmäßig an regionalen und internationalen Ausstellungen (mehr-fach im Schauspielhaus Moskau und im Deutsch-Russischen Haus Moskau). Er ist Mitglied des Moskauer Künstlerver-bandes, des Verbandes der Theaterschaf-fenden der Russischen Föderation und der Künstlerischen Vereinigung russlanddeut-scher Maler „In den Farben des Lichts“. 1989 wurde er mit dem Ehrentitel „Ver-dienter Kunstschaffender Russlands“ aus-gezeichnet.

Im Zeichender KontinuitätDie Ausstellung setzt die gemeinsame Kulturarbeit der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland und des Interna-tionalen Verbandes der Deutschen Kultur (Moskau) im Rahmen ihres Partnerpro-jektes fort, die zuletzt durch Workshops in Bad Herrenalb (Juni 2011) und München (Juli 2012) neue Impulse bekommen hat-te.Und sie knüpft an die Tradition der Lands-mannschaft an, die ab Ende der 1980er Jahre in einer Ausstellungsreihe im Haus der Deutschen aus Russland das Schaffen russlanddeutscher Künstler he rausstellte und ihr Werk so einer breiteren Öffent-lichkeit nahe brachte. Dieser Ausstellung sollen weitere sollen folgen, die den Bei-trag russlanddeutscher Künstler zur Kul-tur Deutschlands und Russlands über die inneren und äußeren Grenzen hinweg deutlich machen und einen möglichst gro-ßen Kreis von Kulturinteressierten über das Kulturgut der Russlanddeutschen in-formieren.

VadW

Mehr zum Werk der beiden Künstler fi n-den Sie ab Mitte April in einem virtuellen Katalog zur Ausstellung auf der Home-page der Landsmannschaft unter www.deutscheausrussland.de

Veranstaltungenim Rahmender Ausstellung:

• 13. April (Samstag): Ab 15 Uhr führt Willi Bunkowski durch die Ausstellung.

• 4. Mai (Samstag): Um 15 Uhr Vortrag „Russland und Württember. Geschichte einer Beziehung“; Referentin Dr. Susanne Dieterich vom Initi-ativkreis Stuttgarter Stiftungen (Geschäftsführerin).

Alle Interessenten sind herzlich eingeladen!

Besuchszeiten:Mo.: 9-12 Uhr, 13-16 Uhr;Mi.: 9-12 Uhr, 13-18 Uhr.

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PROJEKTARBEIT

8 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

Multiplikatorenschulung in Kassel

Traumatische Erfahrungen im Mittelpunkt

Teilnehmer und Referenten der Multiplikatorenschulung im Diakonissen-Mutterhaus Kas-sel.

Das landesweite Projekt „Auf- und Ausbau eines Netzes der Multiplika-toren zum Zweck der Verstärkung der Integrationsarbeit mit russland-deutschen Spätaussiedlern in Hes-sen“ mit den Projektleiterinnen Rosa Emich und Svetlana Paschenko läuft seit 1996.Das Projekt wird von der Hessischen Landesregierung gefördert und bemüht sich um den Aufbau von Beratungs- und Betreuungsstellen mit dem Ziel eines Multiplikatorennetzes in Hessen. Herzstück des Projektes sind themen-bezogene Multiplikatorenschulungen und Seminare mit kompetenten Refe-renten.2007 wurde das Projekt (Jugendarbeit) mit dem Integrationspreis der Hessi-schen Landesregierung ausgezeichnet.Kontakt:

Svetlana Paschenko (in Kassel)Tel.: 0561-7660119;

E-Mail: [email protected] Emich (in Fulda)

Tel.: 0661-73129E-Mail: [email protected]

Im Rahmen des Projektes „Auf- und Ausbau eines Netzwerkes von Multiplikatoren zum Zweck der

Verstärkung der Integrationsarbeit mit jugendlichen Spätaussiedlern“ fand am 23. März im Diakonissen-Mutterhaus Kassel eine Multiplikatorenschulung zum Thema „Traumatische Erfahrun-gen und ihre Wirkung in den Familien von Russlanddeutschen – seelsorgliche Perspektiven“ statt.

Etwa 60 Teilnehmer aus zahlreichen Or-ten Hessens folgten der Einladung der Projektleiterin Svetlana Paschenko. „Mit dieser Schulung wollen wir den Dialog darüber führen, wie Deutsche aus Russ-land in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden“, sagte sie.Mehrere Referate lieferten Ansatzpunkte und Anlässe für angeregte Diskussionen über Probleme der Spätaussiedler, die ak-tuelle Situation bei ihrer Integration sowie Möglichkeiten und Wege zur Verbesse-rung der Eingliederung.Der Vorsitzende der Landesgruppe Hessen der Landsmannschaft, Johann Thießen, sprach ein Grußwort und gab Anregungen zum Thema „Traumatische Erfahrungen der Russlanddeutschen“.Pfarrer Christoph Kuhnke, theologischer Vorstand des Kurhessischen Diakonissen-

hauses Kassel, ging in seinem Vortrag auf das Thema „Religion ist ein Stück Heimat in der Fremde – seelsorgliche Perspekti-ven“ ein, während Pfarrer Edgar Ludwig Born, Aussiedlerbeauftragter der evange-lischen Kirche in Westfalen, die Power-Point-Präsentation „Traumatische Erfah-rungen und ihre Wirkung in den Familien von Russlanddeutschen. Glaube und Iden-tität“ vorstellte.Die Historikerin Dr. Katharina Neufeld, Direktorin des Museums für russland-deutsche Kulturgeschichte in Detmold, referierte über das Thema „Geschichte bewahren, Zukunft gewinnen“. Eine zu-

sätzliche Bereicherung waren die Gedich-te, die von der russlanddeutschen Autorin Frieda Bayer vorgetragen wurden. Der Mig rationsbeauftragte des Polizeipräsidi-ums Nordhessen, Özcan Yilmaz, berichte-te über das allgegenwärtige Phänomen der "Schockanrufe".Im weiteren Erfahrungsaustausch wurden positive Beispiele, kreative Ideen und An-strengungen junger Spätaussiedler auf ih-rem Weg zur Selbsthilfe aufgezeigt.Die durchweg gelungene und sehr infor-mative Schulung wurde mit einem Ausfl ug in die Stadt Kassel und seine Geschichte abgerundet. VadW

250 Jahre Katharinas Manifest -250 Jahre russlanddeutscher Kulturgeschichte

Info- und Anleitungsmappe der LandsmannschaftDie Landsmannschaft der Deutschen aus Russland stellt ihren Ortsgliederungen so-wie allen anderen Interessenten eine Materialsammlung mit Informationen, Vorla-gen, Tipps und Anschauungsmaterial zum Thema „250 Jahre Katharinas Manifest - 250 Jahre russlanddeutscher Kulturgeschichte“ zur Verfügung.Zur Mappe gehören unter anderem Pressemitteilungen, Vorlagen für Einladungs-karten und Briefe, Texte und Bilder zu verschiedenen Zeitabschnitten der russland-deutschen Geschichte, Vorlagen für Plakate und Ausstellungen, PowerPoint-Präsen-tationen, Vorschläge für einen Veranstaltungsverlauf zum Auswanderungsjubiläum sowie Lieder und Gedichte zum Thema Heimat, Muttersprache und Identität.Vorsitzende bzw. Kulturbeauftragte der Ortsgliederungen, aber auch Projektleiter und interessierte Landsleute können die Mappe auf CD (per Post) oder auch per Mail im Haus der Deutschen aus Russland in Stuttgart anfordern. Kontakt:

Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e. V.Raitelsbergstraße 49 * 70188 Stuttgart

Telefon (0711) 16 65 90 * Telefax (0711) 2 86 44 13E-mail: [email protected] * www.deutscheausrussland.de

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PROJEKTARBEIT

9 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

Grundlagen der VereinsarbeitMultiplikatorenseminar in Ratingen

Adolf Fetsch bei seinen einleitenden Worten in Ratingen; vor ihm der stellvertretende Bun-desvorsitzende Dr. Alfred Eisfeld.

"Wir in NRW"

Das landesweite Projekt „Wir in NRW“ mit dem Projektleiter Alexander Bött-cher fördert das ehrenamtliche Enga-gements von Zuwanderern aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion und ihre Partizipation an der lokalen Integ-rationsarbeit in Nordrhein-Westfalen.Das dreijährige Projekt läuft seit Sep-tember 2012 und wird aus Mitteln des Bundesministeriums des Innern geför-dert.Kontakt:

Alexander BöttcherTel.: 0178-8684509;

02433-442137;E-Mail:

[email protected]

Fast 30 Vertreter von elf nord-rhein-westfälischen Kreis- und Ortsgruppen der Landsmann-

schaft und des Jugend- und Studen-tenrings der Deutschen aus Russland" (JSDR) versammelten sich am 2. und 3. März in der Jugendherberge Ra-tingen zum Seminar „Grundlagen des Vereinsmanagements und generations-übergreifender Austausch in der Ver-bandsarbeit“ .

Das Seminar wurde im Rahmen des lan-desweiten Projektes „Wir in NRW“ (Lei-ter Alexander Böttcher) durchgeführt und durch das Bundesministerium des Innern gefördert. Ziel und Zweck des Seminars entsprachen den Hauptzielen des Projek-tes „Wir in NRW“, das die Stärkung des Potentials der Ortsgruppen der Lands-mannschaft durch die Verbesserung der Fachkompetenzen ihrer Mitarbeiter und die Einbindung der Aktivitäten der Orts-gruppen in die lokale Integrationsarbeit in den Mittelpunkt stellt.

Notwendigkeitenund Chancen

Die Teilnehmer des Seminars wurden vom 1. stellvertretenden Bürgermeister der Stadt Ratingen, David Lüngen, und dem Bundesvorsitzenden der Landsmann-schaft, Adolf Fetsch, begrüßt. Fetsch be-fasste sich in seiner Ansprache mit den Vorhaben der Landsmannschaft im lau-fenden Jahr, ging auf Sozialfragen und Fragen der Aufnahme und Integration der Deutschen aus Russland ebenso ein wie auf Möglichkeiten der politischen Teil-

nahme und Teilhabe und fasste die Vor-schläge zur Aktivierung der landsmann-schaftlichen Kulturarbeit zusammen.Zu unmittelbaren Fragen des Vereinsma-nagements führte der Bundesvorsitzen-de aus: "Vor dem Hintergrund meines jahrzehntelangen Engagements in der Landsmannschaft kann ich nur immer und immer wieder betonen, wie wichtig die Einhaltung von Regeln und Bestim-mungen der Verbandsarbeit ist, die dem einen oder anderen vielleicht als langwei-lig oder gar überfl üssig erscheinen mag. Ohne korrekte Kassenführung, ohne sat-zungsgemäße Durchführung von Wahlen, ohne Einhaltung von Terminen wird die Arbeit in einer Organisation nicht funk-tionieren, sei es auf Orts-, Landes- oder Bundesebene."Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Landsmannschaft, Dr. Alfred Eisfeld, referierte zum Thema „2013: Jahresdaten der Deutschen aus Russland“ mit Schwer-punkt auf dem 250. Jahrestag der Veröf-fentlichung des Einladungsmanifestes der Zarin Katharina II.Beate Akel-Ibrahim von der Diakonie im Kirchenkreis Düsseldorf Mettmann be-richtete über ihre Erfahrungen bei der Zu-sammenarbeit mit Migrantenorganisatio-nen im Rahmen der Projekte der Diakonie in Ratingen.Projektleiter Josef Schleicher bereicherte das Seminar mit einem aufschlussreichen Referat über Möglichkeiten einer Unter-

stützung der Arbeit der Ortsgruppen durch die landsmannschaftliche Wanderausstel-lung, wobei er zahlreiche praktische Bei-spiele aus der Praxis seiner Projektarbeit anführte.Einen wichtigen Teil des Seminars bil-dete ein Austausch der Generationen, bei dem die Vertreter der Landsmannschaft und ihrer Jugendorganisation JSDR über Chancen und Notwendigkeiten einer Zu-sammenarbeit diskutierten und zu der Schlussfolgerung kamen: "Die Lands-mannschaft hat keine Zukunft ohne Ju-gend, und die Jugend hat keine Zukunft ohne die Erfahrungen der älteren Genera-tionen der Landsmannschaft."Am zweiten Tag diskutierten die Teilneh-mer des Seminars mit dem ehemaligen Beauftragten der Bundesregierung für Spätaussiedlerfragen, Jochen Welt, über das Thema „Deutsche aus Russland und gesellschaftliche Mitwirkung“.Im Anschluss sprachen die Bundesge-schäftsführerin der Landsmannschaft, Dr. Ludmila Kopp, und der stellv. Bundesvor-sitzende Waldemar Weiz über allgemeine Fragen der Vereinsarbeit in den Ortsgrup-pen. Im Mittelpunkt standen Themen wie Jahresberichte und Durchführung von Wahlen in den örtlichen Gliederungen. Obwohl diese Inhalte bereits mehrfach bei Seminaren durchgearbeitet wurden, traten auch diesmal neue Aspekte und Fragen bei der Gruppenarbeit zutage.

Alexander Böttcher

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10 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

Spendenliste (Februar 2013)Stuttgarter Volksbank AG, Konto-Nr.: 214758001, BLZ 600 901 00

Abich Artur 20Allerdings Arthur 30Allmendinger Berta 30Amann Josef 20Anton Eduard 20Arendt Adolf 20Arndt Richard 20Asberger Wendelin 10Auch Reinhold 30August Rosa 20Bangemann Erika 30Baron Amalie 15Bassler Karl 20Batzel Olinda 10Bauer Anna 20Bauer Ewald 20Beck Ernst 25Becker Irma 10Beierbach Ernst 30Beking Zelestina 25Bender Emilie 20Berchtold Friedrich 25Berger Paulina 20Berger Woldemar 15Bernhardt Mina 10Betz Rubin 20BiedermannKatharina 30Bien Sergejund Monika 10Binfet Valentin 10Bleich Hildegard 50Bleile Johannes 10Boger Therese 20Böhm Adolf 20Böhm Lukas 50Böss Lilli 50Brendel Thadäus 20Brester Linda 10Bronsch Hermann 25Buchholz Lilly 10Bühler Elli 5BukenbergerLudmila 10Buller Heinrich 10Bürkle Herbert 30Buss Rosa 5Damer Maria 15Daungauer Viktor 25Dehl Roland 20Demo Adele 25Denner Gustav 20Dercho Frieda 15Dering Malwine 30Diel Hilda 20Dietrich Adolf 30Dik Ida 25Dinges Viktor 10Dobrowolski Josef 20

Dornhof Johann 10Dosch Georg 10Drews Gertrud 30Drude Berthold 30Dutenhefer Leo 30Eckstein Hilda 50Egel Minna 20Eichhorn Frieda 50Eichwald Anna 10Eigenseer Josef 20Eisenbraun Samuel 20Eisenzimmer Franz 40Elert Alexander 15Engel Helene 5Engel Jakob 15Esau David 50Eva Arthur 30Faut Leontina 20Fazylova Nina 20Feininger Philipp 15Fendel Heinrich 10Fetsch Viktor 50Fettich Anton 20Fichtner Rudolf 10Fichtner Wilhelm 10Fischer Ewald 20Fischer Franz 20Fischer Herbert 10Fischer Johann 30Fischer Olinde 30Fischer Rochus 25Fischer Theodor 15Fischer Walter 10Fixel Cäcilie 10Fleig Ruth 10FleischauerLeonhard 7Frank Georg 10Frank Isolda 10Frank Martha 30Frank Valeria 10Frank-Buttau Sophie 10Fredekind Eduard 30Frey Jakob 15Frick Anatoli 20Fried Wilhelm 10Frikel Selma 20Fritz Oskar 20Fritz Waldemar 20Funk Jakob 20Funk Johannes 20Gassert Viktor 20Geibel David 10Geistdörfer Bruno 10Gemar Heinrich 10Gepting Elisabeth 20Gerber Frieda 20Gerlitz Ella 25Germann Balthasar 30

Gieck Woldemar 15Gienger Lydia 20GildermannAlexander 20Gillung Helmut 50Ginkel Jakob 10Ginter Annelies 50Glekler Wilhelm 20GottfriedWilhelmina 10Gräfenstein Karl 30Gräff Hans-Peter 10Granson Emil 20Grasmik Maria 30Grauer Alexander 30Greb Viktor 50Grenz Nikolaus 20Groo Viktor 10Grummet Alexander 30Günter Ottilie 20Hägele Charlotte 30HagelganzAlexander 20Haman Georg 10Hamburg Antonina 20Harsch Elsa 50Hartmann Viktor 25Hausauer Friedrich 10Häuser Anton 20Haydt Ernst 10Hechler Michael 100Heer Karl 20Hefke Lina 25Heidebrecht Gertrud 30Heier Anton 15Heinle Albert 15Heinz Jakob 10Heissler Franz 50Helfrich Georg 30Henne Nelly 50Herber Alexander 10Herber Karl 30Herbolt Herta 10Herdt Rosa 20Hering Oskar 20Hermann Alexander 20Hermann Ferdinand 10Hermann Joseph 15Hermann Maria 10Herz Elvira 20Herzog Josef 30Herzog Valentin 20Hettich Nadja 20Hildebrand Jakob 15Hilt Hilda 20Hirschfeld Friedrich 15Hochhalter Rosa 10Hofmeister Lilli 20Högele Franz 25

Hörner Annette 15Horst Rosa 15Idt Karl 25Ihly Josef 150Illenseer Valentina 20Janz Erhard 30Joos Georg 10Jünke Erwin 20Käfer Ebba 30Kalweit Willy 30Kammerer Friedrich 15Karsten Stefan 15Kehl Frieda 10Keilmann Viktor 20Keller Lora 10Kelln Viktor 20Kessler Elsa 15Kessler Johann 10Ketterling Lydia 10Kiefel Irene 25Kiefel Johann 10Kinnert Mattäus 15Kissmann Viktor 25Klassen Waldemar 30Klaus Adelheid 20Klaus Wilhelm 30Klein Egon 10Klein Elvira 15Klein Konstantin 30Klein Sophie 20Klippenstein Abram 20Kludt Erich 15Kogut Denis 30Kohl Michael 10Koller Frieda 10Konstanz-BeierbachErika 10Kopp Irene 10Kosinzew Eleonora 10Kowalsky Reinhard 20Kraft Mathilde 15Kratt Hans 10Kraus Alexander 30Kriwonosow Nelli 20Kriwousow Irina 30Krohmer Erich 20Kröker Georg 10Kromer Hermann 15Kühl Waldemar 50Kühlbauch Emil 25

Kukshaus Maria 15Kunz Alexander 15Kunz Josef 12Kurz Eva 30Lang Lydia 10Laue Margarita 30Laumann Martha 20Leier Robert 30Leipold Magdalena 50Lemke Eduard 15Leopoldus Maria 20Lieder Johann 20Liehr David 20Lingor Josef 20Lingor Wendelin 15Linke Elli 15Litau Christian 15Loch Amalia 10Löffl er Elvira 20Löffl er Lilli 30Lorenz Franz 10Lukanowski Rosa 10Lumpe Alwina 15Lutscher Mathilda 10Lutz Emil 20Lutz Theodor 10Mai Emma 15Maier Elsa 20Maier Oskar 15Maier Wilhelm 40Malchasow Helene 20Malsam Alexander 25MalsamMaria-Agatha 30Mann Friedrich 25Marquardt Emma 20Marquardt Valentin 35Martel Eugen 20Martel Katharina 20Martin Alwine 40Martin Irma 30Martin Natalia 20Mass Ilse 15Mastel Alois 10Materi Josef 30Maurer Klara 20Mehlhaff Alexander 20Merger Helene 30Merkel Ida 20Metzger Waldemar 20

SPENDEN

Berichtigung:Aufgrund eines bedauerlichen Versehens der Re-daktion, für das wir um Nachsicht bitten, wurden in der vergangenen Ausgabe die Beträge zweier Spenderinnen falsch angegeben. Korrekt hätte es heißen müssen:Steigewald Ella 15Stöcker Emma 25

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SPENDEN

11 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

Michel Waldemar 10Moor Alexander 20Morkel Albert 20Müller Eugen 15Müller Hilde 10Müller Olga 20Naam Katharina 15Nagel Therese 20Nass Waldemar 10Neubauer Alwin 20NeuendankWilhelm 15Neufeld Alexander 10Neumann Alma 20NowakowskiAlexander 10Nulet Alida 15Nürenberg Helmut 20Obenauer Ewald 20Obrigewitsch Ida 25Ocks Alexander 20Olfert David 30Österle Siegfried 20Östreich Heinrich 50Oswald Agnessa 20Ott Emma 50Pabst Karl 10Pack Alexander 25Pagel Alexander 30Peters Heinrich 15Pfeifer Ella 10Pfeifer Viktor 10Pfl üger Wendelin 50Philipp Katharina 10Philipps John 16PolowinezKatharina 20Preis Lydia 20Pudovkina Rosa 10Quiring Otto 20Redel Emma 10Reh Wilma 50Reinhardt Klara 10Reisbich Alexander 50Reisch Elsa 20Rempfer Adolf 100Renz Reinhold 10Repp Berta 20Richter Georg 30Rissling Rosa 100Ritter Viktor 15Rodeker Josef 25Roh Johann 10Rosenberg Frieda 10Rössler Emilie 10Rotermel Georg 20Sagel Andreas 10Sager Lukadia 20Sandt Christian 20Schaaf Emma 20Schäfer Elisabeth 10Schäfer Johannes 20Schäfer Marina 10Schaffert Klara 20Schatz Emma 30Schatz Linda 20

Scheck Rosa 20Scheimann Lydia 20Scheirar Elsa 30Schell Johann 20Schendel Antonie 30Schick Woldemar 30Schindler Reinhold 20SchmidgallFriedrich 15Schmidt Antonina 25Schmidt Bodo 20Schmidt Ella 10Schmidt Ernst 10Schmidt Heinrich 15Schmidt Lydia 20Schmidt Rosa 10Schmidt Rudolf 50Schmierer Melitta 10Schneider Alma 20Schneider Johannes 50Schneider Reinhold 20Schönfeld Rudolf 25Schott Gertrud 20Schott Olinda 20Schramko Lina 20Schreiner Rosa 20Schrempf Leo 20Schröber Lilli 30SchuhmacherLeontine 30Schultheiß Erika 25Schulz Lydia 20Schulz Otto 10Schumacher Gabriel 20SchumacherKatharina 30Schumacher Klara 25Schumacher Otto 10Schumann Frieda 15Schütz Rosa 20Schützle Olga 20SchwabauerAlexander 15Schwengler Pius 15Schwindt Rosalina 20Seifert Ida 10Seiler Viktor 20Selensky Franz 20Selensky Rochus 20Senn Erna 30Siebert Nikolaus 25Siegel Rosa 20Sinner Amalia 10Spädt Hildegard 20Sprenger Ewald 50Stark Selma 20Steinert Erna 10Steinert Mina 20Stöcker Waldemar 20Streifel Eugen 20Stricker David 20Stroh Eugenia 20Stroh Jakob 50Stroh Samuel 10Tausch Johannes 30Templing Olinda 50

Thiessen Siegfried 10Thomas Adelheid 20Tomm Olga 30Trost-Merkel Dina 25UngefuchtWaldemar 20Ungemach Peter 25Unruh Lydia 20Vogel Ferdinand 10Vogel Karl 10Vogt Irina 20Vogt Johann 15Vogt Viktoria 30Vohrer Irmgard 20Vöhringer Elsa 25Vöhringer Emilie 15Völk Nelli 20Vollmer Karl 100Volz Frieda

und Eduard 50Wagner Elvira 20Wagner Eugenund Lydia 20Walter Katharina 20Walter Valentina 10Wanner Edwin 30Warth Pius 30Weber Edgar 25Weberling Jakob 30Wenig Anna 20Wenzel Ertmann 20Wernz Helena 40Werwein Karl 20Wiest Edgar 30Wilhelm Adolf 10Wilhelm Nelly 20Willms Abram 20Winkler Rita 20

Wir Viktor 20Wittmer Valentina 15Wolf Franz 20Wolff Alexander 10Wolff Waldemar 20Wölk Olga 2Zaiser Katharina 35Zeeb Hilmar 20Zeeb Rosa 40Zent Lina 20ZiegenhagelErich 20Zimmermann beiKienzel Heinrich 10ZimmermannMarianne 20Zirke Erwin 30Zoller Wilhelm 40Zweigardt Johann 20

Eine etwas andere Einladung...Von Schicksals Gnaden

Wir, die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V.,laden in Erinnerung an das Manifest vom 22. Juli 1763

der Catharina der Zweiten,

Kayserin und Selbstherrscherin aller Reußen, zu Moskau, Kiew, Wladimir, Nowgorod, Zaarin zu Casan, Zaarin zu Astrachan, Zaarin zu Sibirien und mehr anderen, Erb-Frau und Beherr-scherin,

ein zum 31. Bundestreff en der Deutschen aus Russland nach Augsburg

am 29. Juni 2013.

Da Uns der weite Umfang der Menschen Unserer Landsmann-schaft bekannt, so nahmen Wir unter anderem wahr, daß kei-ne geringe Zahl solcher sich gerne an dem unerschöpfl ichen Reichtum an allerley Gesprächen und kostbaren Talenten der eigenen Landsleute erfreuen würde.

Damit aber die Gäste, welche sich zu Unserem Treff en hinzuge-sellen wünschen, gewahr werden, wie weit sich Unser Wohl-wollen zu ihrem Vorteile und Nutzen erstrecke, so ist dieser

Unser Wille:1. Verstatt en Wir allen am 29. Juni 2013 ab 9.00 Uhr in Unser

Reich auf dem Messegelände in Augsburg Ankommenden, wo es einem jeden gefällig, sich feierlich niederzulassen.

2. Gestatt en Wir allen unverhindert um 10:00 Uhr in einem Ökumenischen Gott esdienst die freie Religions-Übung nach ihren Kirchen-Satzungen und Gebräuchen.

3. Solche sich niederlassende Gäste sollen durch den Vor-stand der Landsmannschaft und die anwesenden Politi ker, Ausstellungen und Bücher informiert und während der ganzen Zeit ihres Hierseins durch russlanddeutsche Künst-ler mit Musik, Gesang, Tanz unterhalten werden, aber nur wer freywillig geneigt ist.

4. Allen nach Augsburg gekommenen Gästen wird bei der So-zialberatung alle hülfl iche Hand und Vorsorge dargeboten.

Page 12: VadW April 2013

ÖFFENTLICHKEITSARBEIT

12 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

Wanderausstellung der LandsmannschaftTermine April und Mai 2013

Zuständig für die Ausstellung "Volk auf dem Weg. Geschichte und Gegenwart der Deut-schen aus Russland" sind die Projektleiter der Landsmannschaft, Jakob Fischer (Tel.: 0711-166590 bzw. 0171-4034329, E-Mail: fi [email protected]) und Jo-sef Schleicher (Tel.: 0176-29477353, E-Mail: [email protected]). Bei allen Eröffnungs- und Abschlussveranstaltungen und bei Begeg-nungstagen führen sie in die Ausstellung ein, präsentieren Filme auf Großleinwand und halten Vorträge zum Thema "Geschichte und Kultur der Deutschen in Russland/UdSSR/GUS und Integration der Russland-deutschen in Deutschland". Sie organisieren nach Vereinbarung auch Führungen für Gruppen und Schulklassen. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen im Rahmen der Ausstellung ist frei!

Werl, NRW:Bis 4. April: Stadtverwaltung/Rathaus, Hedwig-Dransfeld-Str. 23, Tel.: 02922-8001003 (Gabriele Distelhoff).Rendsburg, Schleswig-Holstein:Bis 25. April: Kreisverwaltung, Kaiserstr. 8, Tel.: 04331-202349 (Frau Kingal).Stadtoldendorf, Niedersachsen:6. bis 13. April: Jesus-Christus-Kir-chengemeinde, Warteweg 7, Tel.: 0173-8128431 (Irina Funk). Präsentation am 6. April von 10 bis 18 Uhr im Rahmen ei-nes Tages der Begegnung mit Kulturpro-gramm. Veranstalter: Kreisgruppe Höx-ter der Landsmannschaft und der Verein „Hoffnung für Kasachstan“.Suhl, Thüringen:8. April bis 5. Mai: Stadtverwaltung /Rat-haus, Marktplatz 1, Tel.: 03681-742216 (Holger Uske). Eröffnung am 8. April um 18 Uhr im Rahmen eines Abends der Be-gegnung mit Kulturprogramm.Büdingen, Hessen:9. bis 10. April: Wolfgang-Ernst-Gym-nasium, Wilhelm-Lückert-Str. 14, Tel.: 06042-3601; Schulleiterin: Dr. Susanne Gebauer. Schulunterrichtsprojekt Integra-tion im Rahmen der Ausstellung (Organi-sation: Stefanie Hustedt, Lehrerin).Saarbrücken, Saarland:11. bis 12. April: Ludwigsgymnasium, Stengelstr. 31, Tel.: 0681-926050 bzw. -9260529; Schulleiter: Dr. Heinz Paulus. Schulunterrichtsprojekt Integration im Rahmen der Ausstellung (Organisation: Ruth Ayadhi).Lenggries, Bayern:16. bis 17. April: Sankt-Ursula-Gymna-sium Hohenburg des Schulwerks der Erz-diözese München-Freising, Tel.: 08042-97480; Schulleiter: Christoph Beck. Schulunterrichtsprojekt Integration im Rahmen der Ausstellung (Organisation: Christine Geigenberger-Reitzer).Hückelhoven, NRW:19. bis 26. April: Evangelisches Alten-zentrum, Melanchthonstr. 7, Tel.: 02433-9091620 (Monika Kelzenberg). Eröffnung am 19. April um 15 Uhr im Rahmen eines Nachmittags der Begegnung mit Kultur-programm.Bremerhaven, Land Bremen:22. April bis 5. Mai: Evangelische Lu-kaskirche im Stadtteil Leherheide, Louise-Schroeder-Str. 1/Ecke Hans-Böckler-Stra-ße, Tel.: 0471-67248 bzw. 0157-82455668 (Nadja Kebernik). Eröffnung am 22. April um 18 Uhr im Rahmen eines Abends der Begegnung mit Kulturprogramm. Gruß-wort: Bettina Dürkop, Pastorin der Evan-

gelischen Kirchengemeinde Bremerha-ven-Leherheide.Lüdenscheid, NRW:29. April bis 27. Mai: Kreishaus, Heed-felder Str. 45, Tel.: 02351-9666934 (Bernd Grunwald). Eröffnung am 29. April um 18 Uhr im Rahmen eines Abends der Be-gegnung mit Kulturprogramm. Grußwort: Thomas Gemke, Landrat des Märkischen Kreises.Merseburg, Sachsen-Anhalt:30. April bis 31. Mai: Kreisverwaltung/Schloss, Domplatz 9, Tel.: 03461-400 bzw. -402005 (Frau Heise, Frau Hoff-mann). Eröffnung am 30. April um 17 Uhr im Rahmen eines Abends der Begegnung mit Kulturprogramm. Grußwort: Frank Bannert, Landrat des Saalekreises.Landshut, Bayern:3. bis 26. Mai: Rathaus/Stadtverwaltung, Altstadt 315, Tel.: 0871-881616 (Uta Spies). Eröffnung am 3. Mai um 18 Uhr im Rahmen eines Abends der Begegnung mit Kulturprogramm. Grußworte: Hans Rampf, Oberbürgermeister der Stadt Landshut; Elvira Gillert, Vorsitzende

der Orts- und Kreisgruppe Landshut der Landsmannschaft.Brandenburg an der Havel,Brandenburg:6. bis 27. Mai: Stadtverwaltung/Rathaus, Altstädtischer Markt 10, Tel.: 03381-581610 (Katrin Tietz). Eröffnung am 6. Mai um 18 Uhr im Rahmen eines Abends der Begegnung mit Kulturprogramm. Grußwort: Dr. Dietlind Tiemann, Ober-bürgermeisterin der Stadt Brandenburg an der Havel.Quedlinburg, Sachsen-Anhalt:6. bis 7. Mai: Berufsbildende Schulen Heinrich Mette, Bossestr. 3, Tel.: 03946-2080 bzw. -8284. Schulunterrichtsprojekt Integration im Rahmen der Ausstellung (Organisation: Eleonore Multhaupt).Rathenow, Brandenburg:7. bis 8. Mai: Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasium, Jahnstr. 33, Tel.: 03385-512079; Schulleiterin: Frau Kreft. Schul-unterrichtsprojekt Integration im Rahmen der Ausstellung (Organisation: Maria Klausing, Tel.: 0152-22712647). Jakob Fischer, Josef Schleicher

„Werler Modell“ lebt auf...

Wer Wurzeln hat“, sagte Mi-chael Grossmann, „der schlägt auch fern der Heimat

neue." Der Bürgermeister von Werl, NRW, freute sich, die Ausstellung der Landsmannschaft zur Geschichte der Deutschen aus Russland als Gastgeber eröffnen zu dürfen. Im Rathaus sind seit dem 5. März Informationen und Exponate zu sehen, die der gemeinsa-men Vergangenheit ein Gesicht verlei-hen und den Bogen ins Heute schlagen.

Die Präsentation gewährt Einblicke in eine eindrucksvolle und bewegte Ge-schichte zweier Länder, die manche Ge-meinsamkeit aufweisen und vieles mitei-nander verbindet. Gerade in der heutigen Zeit, in der sich das Verhältnis beider Na-tionen friedlich präsentiert, lohnt es sich zurückzublicken. Ganz nebenbei steht ein bemerkenswertes Jubiläum an, lässt sich die Geschichte der Deutschen in Russland doch von 1763 bis in die Gegenwart bi-lanzieren. Und zwar am Beispiel des Ma-

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ÖFFENTLICHKEITSARBEIT

13 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

Ausstellungseröffnung mit Waldemar Weiz (links), Jakob Fischer (hinten Mitte) und Michael Grossmann (5. von rechts).

Der Chor des Kultur- und Geschichtsvereins aus Soest.

nifestes der Zarin Katharina II. von Russ-land, verfasst am 22. Juli 1763 - also vor fast genau 250 Jahren.Die Ausstellung im Rathaus aber versteht es, neben historischen sowie politischen Inhalten und Hintergründen auch gesell-schaftliche Themen aufzugreifen und Einblicke in persönliche Lebensbereiche zu gewähren. Zu den Exponaten zählt eine Vitrine mit Erinnerungsstücken, Fo-tos und Handarbeiten von Susanna Maier (aus Kussak, Deutscher Rayon, Altairegi-on), die damit ihre eigene Geschichte als Beispiel für unzählige Biografi en beisteu-erte.Bürgermeister Michael Grossmann erin-nerte am Beispiel des „Werler Modells“ an ein bemerkenswertes lokales Bildungs-projekt, das maßgeblich zu den guten In-tegrationserfolgen in der Hellwegstadt zählt. Das Schulmodell erfuhr bis hi nauf zur Bundesebene Anerkennung und Aus-zeichnung. An der jetzigen Ausstellungs-eröffnung nahm auch Werner Grote, Di-rektor des Ursulinengymnasiums, teil, der stolz erwähnte, dass über 1.000 russland-

deutsche Mädchen an seiner Schule Abi-tur gemacht haben.Im Sitzungssaal gab es später weitere In-formationen von den Organisatoren der Ausstellung, den Projektleitern Jakob Fi-scher und Josef Schleicher sowie Elena Schmidt vom Jugendmigrationsdienst der AWO Soest.In seinem Grußwort machte Waldemar Weiz, stellvertretender Bundesvorsitzen-der der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, die Anwesenden mit den Aktivitäten seines Vereins bekannt und warb für dessen Unterstützung: „Ein Ver-ein ist so stark, wie viele Mitglieder er hat."Die musikalische Begleitung durch den Kultur- und Geschichtsverein der Deut-schen aus Russland „Kultur A-Z“ e. V. Soest wurde mit lebhaftem Applaus der zahlreichen Besucher bedacht. Gemein-sam mit Jakob Fischer wurde so manches Volkslied gesungen, das Deutschland und Russland miteinander verbindet. Nach lokalen Presseberichten,

Bilder: Josef Schleicher

Jung - erfolgreich -Mitglied!

Bereits mit 23 Jahren konnte sich Alexander Hache als Busunter-nehmer in der Branche der Per-

sonenbeförderer etablieren.

Die Vorbereitungen zum Einstieg in die Selbständigkeit begannen noch vor Ab-schluss seiner Fachhochschulreife, als er sich neben der Schule zum Busunterneh-mer weiterbildete. Und bereits als Student der Betriebswirtschaftslehre verwirklichte Alexander Hache im Januar 2011 seinen Traum und gründete das Unternehmen H&M Busreisen GmbH, in dem er die verantwortungsvollen Aufgaben als Ge-schäftsführer wahrnimmt.Von anfänglich kleinen Fahrten arbeite-te sich das Unternehmen zu Fahrten mit großen Omnibussen durch ganz Europa hoch. Im Jahr 2011 nahm das Unterneh-men seinen ersten Luxus-Reisebus mit 57 Plätzen in Betrieb. Inzwischen wurde nicht nur der Fuhrpark erweitert, es kam auch ein kleines Reisebüro in Regensburg hinzu. Das Unternehmen unterstützt gerne Firmen, Vereine und Organisationen bei vielerlei organisatorischen Tätigkeiten.„Als junger Unternehmer hat man es nicht einfach, als seriöser Geschäftspartner an-gesehen zu werden“, so Alexander. „Die Selbständigkeit hat mich sehr viel Zeit und Geduld gekostet. Ich bin aber froh, dass ich diesen Weg eingeschlagen habe. Ich appelliere an andere junge Landsleute, den Mut und die Ausdauer aufzubringen, um ihre Träume zu verwirklichen.“Der selbstbewusste junge Mann hat keine Bedenken dabei, sich als Deutscher aus Russland zu erkennen zu geben. Und so ist es für ihn selbstverständlich, Mitglied der Landsmannschaft (in der Kreis- und Ortsgruppe Regensburg) zu sein.Weitere Informationen über ihn sind im Internet unter www.hm-busreisen.de zu fi nden. Waldemar Eisenbraun

Alexander Hache (links) mit dem Vorsitzen-den der Landesgruppe Bayern der Lands-mannschaft, Waldemar Eisenbraun.

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250 JAHRE EINLADUNGSMANIFEST

14 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

Das Manifest der Zarin Katharina II.vom 22. Juli 1763

Versuch einer Übersetzung in Gegenwartsdeutsch (mit leichten Kürzungen)Von Gottes Gnaden

Wir1, Katharina II., Zarin und Selbstherr-scherin aller Russen zu Moskau, Kiew, Wladimir und Nowgorod, Zarin zu Ka-san, Zarin zu Astrachan, Zarin zu Sibirien, Frau zu Pleskau und Großfürstin zu Smo-lensk, Fürstin zu Estland und Livland, Ka-relien, Twer, Jugorien, Permien, Wjatka, Bolgarien u.a.m., Frau und Großfürstin zu Nowgorod des Niedrigen Landes, von Tschernigow, Rjasan, Rostow, Jaroslawl, Belooserien, Udorien, Obdorien, Kondi-nien und der ganzen Nordseite, Gebieterin und Frau des Jurischen Landes, der Ka-ralinischen und Grusinischen Zaren und des Kabardinischen Landes, der Tscher-kessischen und Gorischen Fürsten sowie Erbfrau und Beherrscherin von anderen Gebieten.Der große Umfang der Länder Unseres Reiches ist Uns zur Genüge bekannt, und Wir nahmen unter anderem wahr, dass eine nicht geringe Anzahl dieser Gebiete unbebaut ist. Die meisten dieser Länderei-en verbergen in ihrem Schoße einen un-erschöpfl ichen Reichtum an kostbaren Er-zen und Metallen und könnten vorteilhaft bevölkert und bewohnt werden. Darüber hinaus bieten sie in ausreichendem Maße Wälder, Flüsse, Seen und verwendbare Meeresufer und sind daher geeignet zum Aufbau von Manufakturen, Fabriken und anderen Anlagen. Das veranlasste uns, am 4. Dezember des vergangenen Jahres 1762 ein Manifest zum Nutzen aller Un-serer getreuen Untertanen zu publizieren. Darin hatten Wir jedoch unsere Einladung an Ausländer, die das Verlangen haben, sich in Unserem Reich niederzulassen, nur summarisch angekündigt; Wir haben daher zur Verdeutlichung des Manifestes die Bekanntmachung der folgenden Ver-ordnung veranlasst:

1. Wir erlauben allen Ausländern, in Unser Reich zu kommen, um sich nach Belieben in allen Gouvernements häuslich nieder-zulassen.

2.Diese Fremden können sich nach ihrer Ankunft nicht nur in Unserer Residenz bei der eigens zu diesem Zweck für Aus-

1 Der Pluralis Majestatis samt Großschrei-bung wurde in der „Übersetzung“ beibe-halten.

länder errichteten Tutelkanzlei2 melden, sondern auch nach Wunsch bei den Gou-verneuren anderer Grenzstädte Unseres Reiches bzw., soweit diese nicht vorhan-den, bei den vornehmsten Befehlshabern der Stadt.

3.Ausländer, die sich in Russland niederlas-sen wollen, aber nicht genügend Vermö-gen besitzen, um die erforderlichen Rei-sekosten zu bestreiten, können sich bei Unseren Ministern und bei auswärtigen Höfen melden, die sie nicht nur ohne Um-stände auf Unsere Kosten nach Russland schicken, sondern auch mit Reisegeld ver-sehen sollen.

4.Sobald diese Ausländer in Unserer Resi-denz angelangt sind und sich bei der Tu-

2 Auf Anweisung der Zarin am 22. Juli 1763 geschaffene „Kanzlei der Vormund-schaft der Ausländer“ mit Sitz in St. Peters-burg. Mit ihrer Hilfe sollten die Angelegen-heiten der Einwanderer geregelt werden.

telkanzlei oder in einer Grenzstadt gemel-det haben, sollen sie mitteilen, worin ihr Verlangen besteht und ob sie sich unter die Kaufmannschaft oder unter die Zünf-te einschreiben lassen und Bürger werden wollen, und zwar in welcher Stadt, oder ob sie sich auf freiem und nutzbarem Grund und Boden in ganzen Kolonien und Landfl ecken zum Ackerbau oder als Gewerbe Treibende niederlassen wollen. Sodann erhalten diese Leute ohne Ver-zögerung ihre Bestimmung gemäß ihrem eigenen Wunsch und Verlangen, wobei aus beiliegendem Register hervorgeht, in welchen Gegenden Unseres Reiches freie und zur Ansiedlung geeignete Ländereien vorhanden sind. Darüber hinaus fi nden sich außer den im Register angegebenen noch erheblich mehr ausgedehnte Gegen-den und Ländereien, in denen Wir eben-falls eine Ansiedlung gestatten.

5.Gleich bei der Ankunft in Unserem Reich hat jeder Ausländer, der sich ansiedeln

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250 JAHRE EINLADUNGSMANIFEST

15 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

möchte und sich zu diesem Zweck in der Tutelkanzlei oder in einer anderen Grenz-stadt Unseres Reiches angemeldet hat, wie im Paragraphen 4 angegeben, vor al-lem sein Vorhaben mitzuteilen und nach seinem Religionsritus den Eid der Unter-tänigkeit und Treue zu leisten.

6.Damit aber die Ausländer, die sich in Un-serem Reich niederlassen wollen, sehen, wie weit Unser Wohlwollen zu ihrem Vor-teil und Nutzen geht, ist dies Unser Wil-le:

1. Wir gestatten allen in unserem Reich ankommenden Ausländern die freie Reli-gionsausübung nach ihren Kirchensatzun-gen und Gebräuchen. Denjenigen, die sich nicht in Städten, sondern auf unbewohn-ten Ländereien und besonders in Kolo-nien oder Landfl ecken niederlassen wol-len, geben wir die Freiheit, Kirchen und Glockentürme zu bauen und die benötigte Anzahl von Priestern und Kirchendienern zu beschäftigen; ausgenommen ist nur der Klosterbau. Allerdings wird jedermann dringend davor gewarnt, einen in Russ-land wohnhaften christlichen Glaubens-genossen zur Annahme oder zum Beitritt zu seinem Glauben und seiner Gemeinde zu überreden und zu verleiten, sofern er sich nicht der Strafe nach aller Strenge Unseres Gesetzes aussetzen will. Davon ausgenommen sind an Unser Reich an-grenzende Nationen mohammedanischen Glaubens; wir erlauben einem jeden, sich nicht nur auf anständige Weise der christ-lichen Religion zuzuwenden, sondern die-se auch anzunehmen.3

2. Keiner der zur häuslichen Niederlas-sung nach Russland gekommenen Aus-länder soll gezwungen werden, auch nur die geringsten Abgaben an Unsere Reichskasse zu entrichten, gewöhnliche oder außerordentliche Dienste zu leisten oder für Einquartierung zu sorgen. Viel-mehr soll, mit einem Wort, jeder folgen-dermaßen von allen Steuern und Aufl agen frei sein: Wer mit vielen Familien und in ganzen Kolonien eine bis dahin unbe-kannte Gegend besiedelt, genießt 30 Frei-jahre. Wer sich in Städten niederlassen und sich entweder in Zünften oder unter

3 Wie letzterer Satz exakt zu verstehen ist, konnte vom Übersetzer nicht geklärt wer-den. Im Originaltext lautet er: "Hiervon sind allerley an Unsere Reiche angren-zende dem Mahometanischen Glauben zugethane Nationen ausgeschlossen; als welche Wir nicht nur auf eine anständige Art zur christlichen Religion zuneigen, sondern auch sich selbige unterthänig zu machen, einem jeden erlauben und gestatten."

die Kaufmannschaft eintragen lassen will - auf seine Rechnung in Unserer Residenz Sankt Petersburg oder in benachbarten Städten in Livland, Estland, Ingerman-land, Karelien und Finnland, genauso in der Residenzstadt Moskau -, genießt fünf Freijahre. Außerdem soll jeder, der nicht nur für kurze Zeit, sondern zur wirklichen Ansiedlung nach Russland kommt, ein halbes Jahr lang freies Quartier haben.

3. Allen Ausländern, die nach Russland gekommen sind, um sich hier niederzulas-sen, und Ackerbau und andere Handwerke betreiben bzw. Manufakturen, Fabriken und Anlagen errichten wollen, wird jede Hilfe und Vorsorge geboten. Diese orien-tiert sich an der Notwendigkeit und dem künftigen Nutzen der zu errichtenden Fa-briken und Anlagen, besonders aber von solchen, die bis jetzt in Russland noch nicht errichtet worden sind.

4. Zum Häuserbau sowie zur Anschaffung von Vieh und von Instrumenten, Zubehör und Materialien, die beim Ackerbau und beim Handwerk benötigt werden, soll jedem aus Unserer Reichskasse das nöti-ge Geld ohne alle Zinsen vorgeschossen werden. Lediglich das Kapital soll im gleichen Umfang nach zehn Jahren zu-rückgezahlt werden.

5. Wir überlassen den Kolonien und Landfl ecken, die sich gebildet haben, die innere Rechtssprechung nach ihrem eige-nen Gutdünken, wobei die von Uns einge-setzten obrigkeitlichen Personen an ihren inneren Einrichtungen keinen Anteil neh-men werden. Im Übrigen aber sind diese Kolonisten verpfl ichtet, sich Unserem Zi-vilrecht zu unterwerfen. Sollten sie aber selbst wünschen, von Uns eine besondere Person zu ihrem Vormund bzw. zur Wah-rung ihrer Sicherheit und Verteidigung zu erhalten, bis sie sich mit ihren Nachbarn bekannt gemacht haben, so soll diesem Wunsch entsprochen und die Person mit einer Schutzwache von Soldaten, die zu unbedingtem Gehorsam verpfl ichtet sind, ausgestattet werden.

6. Jedem Ausländer, der sich in Russland niederlassen will, gestatten wir die völlig zollfreie Einfuhr jedweden Vermögens, jedoch unter dem Vorbehalt, dass es nur zum eigenen Gebrauch, nicht aber zum Verkauf bestimmt ist. Jeder Familie, die außer den eigenen Habseligkeiten Waren zum Verkauf mitbringt, gewähren wir frei-en Zoll für einen Warenwert von 300 Ru-beln nur für den Fall, dass sie mindestens zehn Jahre in Russland bleibt. Andernfalls wird bei der Rückreise Zoll sowohl für die mitgebrachte als auch für die ausgeführte Ware verlangt.

7. Ausländer, die sich in Russland nie-derlassen, sollen während der gesamten Dauer ihres Aufenthaltes außer dem ge-wöhnlichen Landdienst gegen ihren Wil-len weder zum Militär- noch zum Zivil-dienst verpfl ichtet werden, und auch zum Ableisten des Landdienstes sollen sie erst nach Ablauf der angesetzten Freijahre eingesetzt werden. Wer aber freiwillig den Militärdienst antritt, erhält neben dem ge-wöhnlichen Sold bei seiner Registrierung eine zusätzliche Zahlung in Höhe von 30 Rubeln.

8. Sobald sich Ausländer in der für sie errichteten Tutelkanzlei oder in unseren Grenzstädten gemeldet und ihren Ent-schluss bekannt gegeben haben, in das Innerste des Reiches zu reisen und sich dort anzusiedeln, werden sie am Ort ihrer Bestimmung Kostgeld nebst freier Muni-tion4 erhalten.

9. Ausländern, die sich in Russland ein-gerichtet sowie Fabriken, Manufakturen und Anlagen errichtet und Waren herge-stellt haben, die es bis dahin in Russland noch nicht gegeben hat, erlauben Wir, die-se zehn Jahre lang ohne inländische See- oder Grenzzölle frei zu verkaufen und aus unserem Reich zu exportieren.

10. Ausländischen Kapitalisten, die auf ei-gene Kosten in Russland Fabriken, Manu-fakturen und Anlagen errichten, erlauben Wir, die für diese Manufakturen, Fabriken und Anlagen erforderlichen leibeigenen Leute und Bauern zu kaufen. Wir gestat-ten auch

11. allen Ausländern, die sich in Unse-rem Reich in Kolonien oder Landfl ecken angesiedelt haben, nach ihrem eigenen Gutdünken Markttage und Jahrmärkte zu veranstalten, ohne an unsere Reichskasse die geringsten Abgaben oder Zölle zu ent-richten.

7.In den Genuss der genannten Vorteile und Einrichtungen kommen nicht nur diejeni-gen, die sich in unserem Reich angesiedelt haben, sondern auch ihre Kinder und ihre Nachkommenschaft, auch wenn sie in Russland geboren wurden. Ihre Freijahre sind von dem Tag der Ankunft ihrer Vor-fahren in Russland zu berechnen.

8.Nach Ablauf der angesetzten Freijahre sind alle Ausländer, die sich in Russland niedergelassen haben, verpfl ichtet, die gewöhnlichen und mit keiner besonderen

4 Ob damit das Wort "Schieße" im Originaltext korrekt übersetzt wurde, ist fraglich.

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250 JAHRE EINLADUNGSMANIFEST

16 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

Belastung verbundenen Abgaben zu ent-richten und ebenso wie Unsere anderen Untertanen Landesdienste zu leisten.

9.Schließlich und endlich: Ausländern, die sich in Russland niedergelassen und Un-serer Herrschaft unterworfen haben und beabsichtigen, Unser Reich zu verlassen, geben Wir dazu zwar jederzeit die Frei-heit, jedoch unter der Maßgabe, dass sie verpfl ichtet sind, einen Teil ihres in Unse-rem Reich erworbenen Vermögens an Un-sere Reichskasse zu entrichten. Wer ein bis fünf Jahr in Unserem Land gewohnt

hat, entrichtet ein Fünftel seines Vermö-gens, wer von fünf bis zehn Jahre hier gewohnt hat, ein Zehntel. Danach darf je-der ungehindert dorthin reisen, wo es ihm gefällt.

10.Im Übrigen sollen sich Ausländer, die sich in Russland niederlassen und aus dem einen oder anderen besonderen Beweg-grund außer den oben genannten noch an-dere Konditionen und Privilegien erhalten wollen, schriftlich oder persönlich an Un-sere für Ausländer errichtete Tutelkanzlei wenden, die Uns alles vortragen wird.

Daraufhin werden Wir nach Prüfung der Umstände nicht zögern, eine wohlwollen-de Allerhöchste Entscheidung zu treffen, die jeder zuversichtlich von Unserer Ge-rechtigkeitsliebe erwarten kann.

Erlassen zu Peterhof am 22. Juli 1763,im zweiten Jahr Unserer Regierung

Das Original hat Ihre Kaiserliche Majestät

Allerhöchst eigenhändigfolgendermaßen unterschrieben:

Gedruckt beim Senat am 25. Juli 1763.

Die Wolgadeutschen -seit 250 Jahren auf der Suche nach einer Heimat

Stichpunkte zur Chronologie

1763Die deutschstämmige Zarin Katharina die Große lädt in einem Manifest vom 22. Juli Ausländer aus den deutschen Lan-den Hessen, der Pfalz, Westfalen, Bayern und Schwaben sowie aus der Schweiz, dem Elsass und Lothringen ein, sich an der mittleren Wolga anzusiedeln. Das war die „Sogwirkung“ der ersten großen deutschen Auswanderung nach Russland. Als „Schubwirkung“ wird gerne die Lage im damaligen zersplitterten Deutschland nach dem Siebenjährigen Krieg von 1756-1763 bezeichnet.

1764Am 29. Juni wird die erste wolgadeutsche Kolonie gegründet. Sie erhält den Namen Nishnaja Dobrinka. Bis zum Ende des Jahres 1767 folgen 103 weitere Gründun-gen deutscher Kolonien mit insgesamt 27.000 Siedlern zu beiden Seiten der mitt-leren Wolga.

1765Anhänger der Herrenhuter Brüdergemein-de aus Sachsen lassen sich in Sarepta in der Nähe des heutigen Wolgograd mit dem Ziel nieder, die Kalmücken zu chris-tianisieren.

1766In Katharinenstadt wird die erste lutheri-sche Dorfschule eröffnet.

1769Von 6.433 an der Wolga angesiedelten deutschen Familien eignen sich nur 579 (9%) nicht für die Landwirtschaft.

1771Nach offi ziellen Angaben gibt es im Wol-gagebiet insgesamt zwölf Dorfschulen. In den beiden folgenden Jahren eröffnet die Herrenhuter Brüdergemeinde in Sarepta eine Dorfschule für Knaben und eine für Mädchen.

1773Der Donkosake Jemeljan Pugatschow gibt sich für den ermordeten Zaren Peter III. aus und verbreitet mit seinen Heerscharen in deutschen und nichtdeutschen Siedlun-gen an der Wolga Angst und Schrecken. 1774 wird er von zaristischen Truppen gefangen genommen und 1775 in Moskau hingerichtet.

1776Am 15. August überfallen nomadisieren-de „Kirgiser“ das wolgadeutsche Dorf Mariental und entführen viele Bewohner nach Mittelasien. Pastor Wernborner und über 100 wehrhafte Männer, die sich den Räubern in den Weg stellen, werden er-mordet.

1782Am 30. April 1782 wird das 1766 gegrün-dete „Kontor der Vormundschaftskanzlei für Ausländer“ in Saratow aufgelöst. Da-mit werden auch die Wolgadeutschen der allgemeinen russischen Gesetzgebung (in St. Petersburg) unterstellt.

1789Der durchschnittliche Landbesitz pro „Revisionsseele“, d.h. erwachsenes männliches Familienmitglied, beträgt an der Wolga 15,5 Desjatinen und geht in den nächsten 80 Jahren infolge des russischen „Mir-Systems“ auf 1,5 Desjatinen zurück (1 Desjatine = ca. 1,1 Hektar). Beim „Mir-System“ erben alle Söhne und nicht nur einer den ganzen Landbesitz.

1796Am 17. November stirbt die Zarin Katha-rina II., die Große, geb. am 2. Mai 1729 in Stettin, in Zarskoje Selo bei Moskau. Während ihrer 24-jährigen Herrschaft fanden die ersten Masseneinwanderungen von Deutschen und anderen Europäern nach Russland statt.

1797Am 31. Juni wird die Saratower Vormund-schaftskanzlei wieder eröffnet.

1838Zar Nikolaus I. bestätigt die Privilegien von Kolonisten.

1848In Saratow wird das katholische Bistum Tiraspol errichtet.

1854197 mennonitische Familien aus Preußen gründen im Gouvernement Samara an der Wolga bis 1872 zehn deutsche Dörfer, die später unter dem Namen „Am Trakt“ be-kannt werden. Ein Großteil der Bewohner wandert 1880/1881 weiter nach Mittelasi-en.

1861In Russland wird die Leibeigenschaft ab-geschafft.

1871Die Saratower Vormundschaftskanzlei wird für immer geschlossen.

1874Deutsche Kolonisten müssen wie alle Bürger Russlands Militärdienst leisten.

1915Am 13. Dezember 1915 plant die zaris-tische Regierung die Verbannung der Wolgadeutschen, ähnlich wie dies bereits durch das erste „Liquidationsgesetz" vom 2. Februar 1915 mit den Wolhyniendeut-schen geschehen ist. Die Deportation der Wolgadeutschen verzögert sich jedoch und wird dank der Feb ruarrevolution vom März 1917 nicht mehr durchgeführt.

1917Vom 25. bis 27. April fi ndet in Saratow die „Allgemeine deutsche Kolonistenver-sammlung" statt. Sie fordert von der Pro-visorischen Regierung Selbstbestimmung und staatsbürgerliche Gleichstellung

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250 JAHRE EINLADUNGSMANIFEST

17 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

mit den anderen Völkern Russlands. Manches wird versprochen und Jahre spä-ter auch im Geiste Lenins/Stalins - anders als von den Delegierten aus allen wolga-deutschen Kantonen vorge-sehen - erfüllt.

1917Bald nach der Oktoberre-volution vom 7. Oktober werden die wolgadeutschen Siedlungen in die blutigen Auseinandersetzungen von Rot, Weiß und Banden hi-neingezogen.

1918In einem Zusatzprotokoll zum deutsch-russischen Frie-densvertrag in Brest-Litowsk vom 3. März wird Russland-deutschen gestattet, in ihr Ursprungsland Deutschland zurückzukehren.

1918Im April wird eine „Kommission für deut-sche Angelegenheiten“ unter der Leitung des späteren Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Ernst Reuter, gebildet.

1918Am 19. Oktober wird das Autonome Ge-biet der Wolgadeutschen unter dem Namen Deutsche Arbeits-Kommune gegründet. Zentrum ist zunächst die Stadt Baronsk, die 1919 in Marxstadt umbenannt wird. 1922 wird der Sitz der Gebietsverwaltung nach Pokrowsk, dem späteren Engels, verlegt.

1920Das katholische Priesterseminar an der Wolga wird geschlossen.

1921Am 1. Juli erklärt das Präsidium des Ge-bietsexekutivkomitees des Autonomen Gebiets, dass an der Wolga mehr als zwei Drittel der deutschen Bevölkerung hun-gern (299.000).

1924Am 6. Januar wird das Autonome Gebiet der Wolgadeutschen zu einer Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik erhoben. Die ASSR umfasst ein Gebiet von 28.212 Quadratkilometern, davon 93 Prozent nutzbares Land. Für die Gesamtbevölke-rung der ASSR nennt Dr. Matthias Hagin folgende Zahlen: 1920: 452.629; nach dem Hungerjahr 1921: 350.000; 1939: 650.000.

1928Die kurzen Erfolge der Neuen Ökonomi-schen Politik (1921-1928), die den wolga-deutschen Bauern eine gewisse Erholung nach den Jahren der Wirren und des Hun-gers beschert hat, werden durch die rigo-ros durchgeführte Zwangskollektivierung der Landwirtschaft zunichte gemacht.

1934Spätestens ein Jahr nach der Machtergrei-fung Hitlers in Berlin setzt in der ASSR der Wolgadeutschen und allen anderen deutschen Siedlungsgebieten der Sowje-tunion ein beispielloser moralischer und körperlicher Terror gegen die eigenen „Fa-schisten“ als Synonym für alle Deutschen ein, von dem selbst linientreue Kommu-nisten nicht verschont bleiben.

1937Am 12. Dezember werden mitten in der Zeit des „großen Terrors“ neun Wolga-deutsche in den Obersten Sowjet ge-wählt.

1938In der Sowjetunion wird in allen deutsch-sprachigen Schulen außerhalb der ASSR der Wolgadeutschen Russisch Unter-richtssprache. In der ASSR gibt es zu die-sem Zeitpunkt 191 Grundschulen und 255 Mittelschulen mit sieben oder zehn Klas-sen. Die Zahl der Lehrer an deutschen Schulen beziffert die „Enzyklopädie der Deutschen aus Russland“ mit 117.160.

1940Auf der Tagung des Obersten Sowjets der Russischen Föderation vom 28. Mai bis 2. Juni in Moskau wird endlich die Ver-fassung verabschiedet, die sich der Wol-gadeutsche Rätekongress bereits am 29. April 1937 gegeben hat.

1941Am 22. Juni beginnt der deutsch-sow-jetische Krieg, in dessen Folge alle Pri-vilegien, die mit dem Status der Wolga-deutschen als Autonome Sowjetrepublik verbunden sind, zerstört werden.

1941Der Ukas des Präsidiums des Obersten Sowjets der Sowjetunion vom 28. August

„Über die Übersiedlung der Deutschen, die in den Wolgarayons leben“ verbannt alle Wolgadeutschen in asiatische Regio-nen der UdSSR.

1941Das Gebiet der ASSR der Wolgadeut-schen wird auf die Gebiete Saratow und Stalingrad verteilt.

Seither gibt es keine echte deutsche Au-tonomie in der Sow jetunion oder ihren Nachfolgestaaten mehr. Die Mehrheit der Russlanddeutschen sieht in den späteren Versprechungen wertlose Lippenbekennt-nisse und nimmt zur Kenntnis, dass in den Gebieten, die ihnen vor 250 Jahren zuge-wiesen wurden und die sie mit viel Liebe, Mühe, Schweiß und Blut einst kultiviert haben, heute andere Völker leben, die ih-rerseits ebenfalls viel gelitten haben.Auf den Ukas vom 28. August 1941 folg-ten viele ähnliche Ukase, Erlasse und Be-fehle, die nicht dazu beigetragen haben, das Vertrauen in einen Staat zu stärken, dem Russlanddeutsche über Jahrhunderte loyal dienten. Zu dieser Feststellung passt auch der verhängnisvolle Ukas vom 28. November 1948, durch den die Lage der deportierten Deutschen durch die Andro-hung von 20 Jahren Zwangsarbeit für die Entfernung aus den Orten ihrer Zwangs-ansiedlung weiter verschärft wurde. Alle späteren Autonomiezusagen, Verspre-chungen, und „Rehabilitierungen“ konn-ten die Masse der Russlanddeutschen nicht von der Rückkehr in ihre historische Heimat Deutschland abhalten. Und so wanderten sie in Scharen aus, sofern die Ausreise von Moskau gestattet und von Berlin gewünscht wurde.

Johann Kampen

Viktor Hurr: Auswanderung an die Wolga.

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KULTUR

18 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

Agnes Gossen-Giesbrecht

Gelebte und im Buch festgehaltene IntegrationInterview mit Artur Rosenstern

Agnes Gossen-Giesbrecht: Lieber Ar-tur, man sagt, dass alles im Vergleich klarer erscheint. Dein halbes Leben, also die Kindheit und einen Teil der Studentenjahre, hast du in Südkasachs-tan und in Kirgisien verbracht, und als du nach dem Musikstudium und mit Berufserfahrung nach Deutschland kamst, musstest du dich wieder neu ori-entieren, studieren, Erfahrungen sam-meln… Wie lebst es sich in Deutschland als „Brückenmensch“, als Vermittler zwischen Kulturen? Fühlst du dich jetzt als waschechter "Wessi", total in-tegriert?

Artur Rosenstern: Das ist eine schwie-rige Frage. Obwohl es mir gelungen ist, die deutsche Sprache zu „bezwingen“ und sie so zu beherrschen, dass einige Einhei-mische nicht einmal merken, dass ich von woanders herkomme, überkommt mich gelegentlich das Gefühl, ich sei hier völlig fremd und nicht willkommen bzw. nicht integriert.Die Anpassungsphase am Anfang ver-lief bei mir komplex, wenn nicht sogar schmerzhaft. Ich wollte in der Tat ein waschechter „Wessi“ werden, was ein Fremdling sicher niemals werden kann. Das ist mir zum Glück irgendwann klar geworden, und ich gebe daher in dieser Hinsicht John Irving völlig recht, wenn er in seinem weltbekannten Roman „Zirkus-kind“ schreibt: „Jeder Einwanderer bleibt Zeit seines Lebens ein Einwanderer.“Es hat keinen Zweck, sich zu verstecken und Menschen sein Leben lang zu be-weisen, dass man nun doch dazu gehöre. Vielmehr macht es Sinn, sich zu seiner Person, seiner Identität und seinen Wur-zeln zu bekennen, zu begreifen, dass man gerade durch das Anderssein das Leben in einem Land aus einer ganz anderen und ungewöhnlichen Perspektive sehen und erleben kann als das z.B. die hier gebore-

Artur Rosenstern

Artur Rosenstern (geb. in Kasachstan): Nach dem Studium der Musik an der Hochschule der Künste und der Arbeit als Orchestermusiker im Staatszir-kus in Bischkek übersiedelte er 1990 nach Deutschland und betätigte sich

zunächst als Privatmusiklehrer und Übersetzer. Neben dem Beruf studierte er Me-dien- und Musikwissenschaft und Mittelalterliche Geschichte in Paderborn sowie Belletristisches Schreiben in Hamburg. Artur Rosenstern war als wissenschaftlicher Mitarbeiter für ein Musikeditionsprojekt an der Universität Paderborn und freibe-rufl ich für einen bekannten Musikverlag und ein Label im Editionsbereich tätig. Er schreibt Prosa und Lyrik in deutscher Sprache und lebt mit seiner Frau und Toch-ter in Herford. Neben einigen Veröffentlichungen in Anthologien und Literaturzeit-schriften ist Anfang 2012 sein Buch „Planet Germania“ (ISBN 978-3-89841-628-3; Schardt Verlag) erschienen.

nen Deutschen tun. Und das kann in vielen Fällen ein Vorteil sein, nicht nur aufgrund von Kenntnissen der anderen Sprache.Ich denke, wir Menschen machen oft den großen Fehler, dass wir in anderen Kulturen, Menschen und Religionen als Erstes das sehen, was uns von ihnen un-terscheidet. Das Fremde wirkt stets „be-fremdlich“ und weckt die archaischen Urängste. Wenn wir jedoch stärker die Gemeinsamkeiten wahrnehmen könnten - vor allem die Sehnsucht aller Menschen nach Frieden, nach Glück für ihre Kinder, den Wunsch nach genügend Nahrung und Befriedigung sonstiger Grundbedürfnisse -, wenn wir primär die Persönlichkeit des Menschen, also das Menschsein an sich schätzen würden, dann hätten wir eher die Chance, auf dem Planeten Erde ein fried-liches Beisammensein herzustellen. Aber darüber brüteten eigentlich schon andere Philosophen wie z.B. Lessing. Ich habe nur ihre Lehren verinnerlicht.

Mit deinem ersten Buch „Planet Ger-mania“ hast du eine gewisse Aufmerk-samkeit der deutschen Medien auf dich gezogen – im Bayerischen Rundfunk, in der "Lippischen Landeszeitung", in "Volk auf dem Weg" und in der "Kul-turpolitischen Korrespondenz" er-schienen positive Rezensionen. In der "Neuen Westfälischen" schrieb Wiebke Eichler am 2. März 2012: „Auch wenn Artur Rosenstern es zunächst versucht zu verstecken: Sein Protagonist An-drej, der sich in Rosensterns Buch ,Pla-net Germania’ auf den beschwerlichen Weg zum Deutschsein macht, erzählt eigentlich die Migrationsgeschichte des Autors selbst.“ Inwiefern ist dein Buch autobiographisch?

In Wirklichkeit ist es so, dass nur der An-fang – ich würde sagen, die ersten drei Kapitel – arg autobiografi sch gefärbt ist.

Der Rest ist Phantasie. Ich habe vieles aus Erzählungen von Bekannten, Verwandten und Freunden integriert bzw. das von mir und ihnen Erlebte zu einer dramaturgisch durchdachten Story verarbeitet. Es ging mir nicht darum, einfach nur den Alltag und Ereignisse der Reihe nach abzubil-den – das wäre zu langweilig –, sondern das Erlebte zu einem Ganzen, zu einem Puzzle sinnvoll zusammenzufügen. Ziel war es, Menschen zu unterhalten, zum Lachen zu bringen und nicht, ihnen die alltäglichen Probleme oder trockene Fak-ten aufzutischen. Darüber gibt es viel zu viele Bücher.

Noch ein Zitat aus einer Buchbespre-chung: „Mit ,Planet Germania’ ist Ro-senstern ein vergnügliches kleines Buch gelungen, das sich auch gut als Film eig-nen würde …” Hast du da rüber schon einmal als Theatermensch und Medien-wissenschaftler ernsthaft nachgedacht und etwas in diese Richtung unternom-men? Man könnte ja auch einige Episo-den inszenieren und diese Szenenbilder verfi lmen.

Oh ja, ich habe natürlich darüber nach-gedacht, doch bisher noch nichts unter-nommen. Die Reporterin von der "Neuen Westfälischen" hat schnell, anhand einiger Details im Buch, durchschaut, dass ich mit theatralischen bzw. fi lmischen Mitteln vertraut bin. Das Stück zu verfi lmen, wäre in der Tat mein Traum.

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KULTUR

19 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

Dass dieses Thema hierzulande zurzeit gut ankommt, weiß man ja von der Ver-fi lmung des Buches „Russendisko“ von Wladimir Kaminer, die erst kürzlich in den Kinos lief. Nur, wie immer bei sol-chen Projekten, fehlt es an Geld und Spon-soren, leider ebenso am nötigen Netzwerk und an Beziehungen zur Filmbranche. Aber vielleicht wird sich irgendwann ein deutsch-russischer Regisseur dafür inter-essieren.Erst neulich habe ich etwas von Stanislav Güntners Film „Nemez“ gelesen, der ja auch die Thematik des Deutsch-Russisch-Seins und des damit verbundenen Iden-titätskonfl ikts aufgreift. Das ist im Prin-zip dasselbe Thema, und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass ihn das Buch interessieren würde. Aber leider kennen wir uns nicht persönlich. Ich wäre jedem dankbar, der ihn auf das Buch „Planet Germania“ aufmerksam machen könnte.

Wann hast du angefangen zu schrei-ben? Welche Rolle spielten Bücher in deiner Kindheit?

Zu schreiben habe ich eigentlich recht spät begonnen. Ich bin sozusagen ein Spätzünder! Zwar habe ich Anfang 20 meinen ersten Artikel in einer regionalen russischen Zeitung in Kasachstan veröf-fentlicht, daraufhin kam ich allerdings bald nach Deutschland und sah zunächst keine Perspektive für meine journalisti-schen Ambitionen. Denn in Russisch zu schreiben, dachte ich, macht in Deutsch-land keinen Sinn. Ich stürzte mich auf das Erlernen der deutschen Sprache. Dann folgte bald auch das Universitätsstudium, das sehr viel Zeit in Anspruch nahm. Aber ich habe es als Herausforderung gesehen, als einzige Möglichkeit, mein Deutsch auf etwa das gleiche Niveau zu bringen wie mein Russisch. Erst nach dem Studium hatte ich Zeit, mich in Prosa auszuprobie-ren. Zum Glück hatte ich schon am Be-ginn einen sehr guten deutschen Mentor, der mich bestärkte, weiterzuschreiben.Bücher spielten in meiner Kindheit eine sehr große Rolle. Zwar gab es nicht viele gute Titel zu kaufen (außer natürlich rus-sische Klassiker), dennoch gelang es mei-ner Mutter immer wieder, im Bekannten-kreis Bücher – oder manchmal sogar nur abgetippte Bücher-Kopien – auszuleihen. Sie las sehr viel und zügig, und irgendwie landeten diese Bücher dann bei mir auf dem Schoß.Damals brannte mein Herz zuerst für die internationale Literatur, Bücher von Jack London, E.T.A. Hoffmann, Charlotte Brontë, Alexandre Dumas, H.G. Wells, Honoré de Balzac und einigen weiteren. Russische Autoren gewann ich erst spä-ter lieb, wie z.B. die Brüder Strugazkij,

Bulga kow und selbstverständlich Lew Tolstoj und Dostojewskij.

Du hast 2009 einen Fernlehrgang Bel-letristik der Schule des Schreibens be-legt. Hat diese Weiterbildung dir etwas für dein Buchprojekt gebracht?

Ja, unbedingt! Ich sah anfangs den Lehr-gang sehr skeptisch, dachte, die Dozenten könnten mir eigentlich nichts mehr bei-bringen. Ich hatte ja bereits mein Uni-Stu-dium hinter mir. Aber schon beim ersten Übungsheft verstand ich, dass das wis-senschaftliche Schreiben, das ich bereits beherrschte, absolut gar nichts mit guter verdichteter Prosa gemeinsam hat. Das ist ein Handwerk für sich! Um es zu erlernen, bedarf es viel Mühe und Zeit.Dort lernte ich gewisse Techniken des bildhaften Beschreibens, wie man optimal den Spannungsbogen aufbaut, Konfl ikte einfädelt, wieder aufl öst, Charaktere er-fi ndet und, und, und... Erst da habe ich kapiert, was ich alles bei meinem allerers-ten Manuskript falsch gemacht hatte (das liegt übrigens immer noch in der Schub-lade und soll dort ruhig die nächsten 100 Jahre liegen bleiben...). Das Buch „Planet Germania“ entstand unmittelbar während des Lehrgangs und reifte mit jedem neuen Übungsheft von der Schreibakademie aus Hamburg.

Artur, du versuchst dich parallel auch als Lyriker. Eines deiner Lieblingsthe-men, wie in Prosa so auch in der Lyrik, ist das „Anderssein“, „Fremdsein“, was eine gewisse Herausforderung ist, aber du siehst es auch als eine Chance, dich weiterzuentwickeln, Erfahrungen zu sammeln, Toleranz zu üben. Welche Themen interessieren dich noch, zu de-

nen du gerne etwas schreiben möchtest oder schon geschrieben hast?

Nun, es ist tatsächlich so, dass mich das Thema „Interkulturelle Beziehungen“, also das Genre „crossculture“, am meis-ten interessiert, weil ich dort viel Potential für das Erfi nden von Konfl ikten (die ja der Kern aller Spannungen sind) sehe.Aber ich habe ebenso einige brauchbare Ideen zu Büchern aus anderen Genres wie z.B. zur Familiensaga einer russlanddeut-schen Familie, die durch alle Schikanen des 20. Jahrhunderts geht. Dennoch fühle ich mich einerseits diesem Thema noch nicht gewachsen, andererseits beobachte ich ein gewisses Desinteresse auf dem Büchermarkt in Bezug auf die Thema-tik. Wenn jemand so ein Projekt sponsern würde, könnte ich es durchaus in Angriff nehmen.Sonst möchte ich mich gern irgendwann in „science-fi ction“ oder „fantasy“ aus-probieren. Wer das Kapitel „Auf alten deutschen Spuren“ im Buch „Planet Ger-mania“ gelesen hat, wird wissen, was ich meine.

Dein Gedicht „Der Fremde” wurde im Mai 2012 in der Zeitschrift „Die Brü-cke” veröffentlicht. Fast gleichzeitig erschien deine Kurzgeschichte „Unge-ziefer” in der IGdA aktuell, der renom-mierten Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kritik (Jg. 36, Nr. 3, 2012). Welche Reaktionen gab es auf deine Gedichte? Siehst du deine Zukunft eher als Lyri-ker oder als Prosaiker? Woran arbeite-test du momentan?

Reaktionen auf meine Gedichte gab es bisher so gut wie keine. Ich bin aber der Meinung, dass ich als Lyriker noch reifen muss, ebenso wie meine Gedichte reifen müssen wie ein guter Wein. Ich gebe sie nur ungern zeitnah heraus, lasse sie lan-ge liegen. Und erst nach einer gewissen Zeit stellt sich bei mir bezüglich eines be-stimmten Gedichts das Gefühl ein, ja, es könnte soweit sein, es jemandem zu zei-gen, dann ändere ich vorher hier und da noch eine Kleinigkeit. Dennoch, ein paar erfahrene Kollegen äußerten sich recht positiv über den einen oder anderen lyri-schen Versuch.Aber wahrscheinlich bleibe ich vor allem Prosaiker. Prosa zu schreiben, geht mir leichter von der Hand. Bei Lyrik warte ich stets auf den magischen Moment, auf die Muse... Zurzeit brüte ich meinen ersten Roman aus. Das Buch „Planet Germania“ ist ja eher eine Erzählung, auch wenn for-mal nicht als klassisch, sondern als expe-rimentell anzusehen. Fortsetzung in der nächsten Ausgabe.

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INTEGRATION

20 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

Hessen: Zugewanderte Lehrerinnen und Lehrerqualifizieren sich für den Schuldienst

In der Hochschule für Gestaltung in Offen-bach am Main fand am

6. März die Abschlussver-anstaltung für die Quali-fi zierung zugewanderter Lehrerinnen und Lehrer für den hessischen Schuldienst statt. Sozialminister Stefan Grüttner und Landesbeauf-tragte Margarete Ziegler-Raschdorf gratulierten den Absolventinnen und Absol-venten und überreichten die Zertifi kate.

Die auf Initiative der Hessi-schen Landesregierung ins Leben gerufene zwölfmonati-ge Qualifi zierungsmaßnahme wurde von der Otto Benecke Stiftung (OBS) in Kooperation mit der Fortbildungsakademie der Wirtschaft gGmbH (FAW) durchgeführt. 16 Teilnehmen-de beendeten nun ihre einjäh-rige Weiterbildung.„Ich habe mich vor einem Jahr für die Förderung dieser wich-tigen Integrationsmaßnah-me ausgesprochen und freue mich, dass ich Ihnen nunmehr die Zerti-fi kate überreichen kann. Ab heute stehen Sie, meine Damen und Herren, für eine gelungene Integrationspolitik und erfolg-reiche Bildungskarrieren. Mehr noch, als Lehrerinnen und Lehrer sind sie Brücken-bauer und damit unverzichtbare Akteure der Integrationsarbeit vor Ort“, so der So-zialminister.Die Teilnehmenden der Qualifi zierung, die in ihren Herkunftsländern als Lehre-rinnen und Lehrer in den so genannten Mangelfächern (zum Beispiel Mathe-matik, Physik, Informatik) ausgebildet wurden, aber nur ein Fach studiert haben, bereiteten sich intensiv auf eine Tätigkeit im Lehramt vor. In Theoriephasen wurden aktuelle Kenntnisse unter anderem in der Didaktik des entsprechenden Unterrichts-faches, der Soziologie, Pädagogik und Psychologie vermittelt und im Rahmen ei-nes intensiven Sprachkurses die Deutsch-kenntnisse verbessert. Den konkreten Alltag an hessischen Schulen erlebten die Lehrerinnen und Lehrer in zwei mehrwö-chigen Hospitationsphasen, die auch der Erprobung der eigenen Unterrichtskom-petenzen dienten.

Sozialminister Stefan Grüttner, Landesbeauftragte Margarete Ziegler-Raschdorf, der Präsident der Otto Benecke Stiftung, Dr. Lothar Theodor Lemper, (alle erste Reihe Mitte) und alle Projektpartner gratulierten den AbsolventInnen der Lehrerqualifizierung.

Die Landesbeauftragte der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Raschdorf, betonte in ihrem Grußwort, dass sie sich intensiv und gern für die Ver-wirklichung des Projekts eingesetzt habe. Es sei ein wesentlicher Schritt gewesen, die Potenziale von Spätaussiedlern und anderen Zugewanderten besser zu nutzen und weiter auszubauen. Dies sei ein ganz wichtiges Zeichen der Wertschätzung und Anerkennung für die Betroffenen und gleichzeitig ein Beitrag gegen den Lehrer-mangel in unserem Land.„Bei meinem Besuch in der Studiengrup-pe im Dezember letzten Jahres war ich beeindruckt von den Leistungen und dem Fleiß der Teilnehmenden. Bereits damals habe ich Ihnen für Ihre Lernleistung und das Durchhaltevermögen meine Wert-schätzung und Anerkennung ausgespro-chen, was ich heute gerne wiederhole. Sie können zu Recht stolz auf Ihre Leistungen sein“, so die Landesbeauftragte.In seiner Eröffnungsrede wies der Präsi-dent der OBS, Lothar Theodor Lemper, auf die Bedeutung zugewanderter Lehre-rinnen und Lehrer für das deutsche Schul-

system hin: „Die Vielfalt des Zusam-menlebens unterschiedlicher Kulturen in unserer Gesellschaft muss sich auch in der Schule widerspiegeln.“ Zudem übten Lehrerinnen und Lehrer mit Migrations-geschichte eine wichtige Vorbildfunktion für die Schülerinnen und Schüler aus. Das Land Hessen habe mit diesem Projekt eine vorbildliche Integrationsarbeit geleistet.Innerhalb der Abschlussveranstaltung präsentierten die Absolventinnen und Ab-solventen ihre Ergebnisse der Auswertung der Weiterbildungsmaßnahme. Sie kamen übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass die Anstrengungen lohnenswert waren. Dem Ziel, als Lehrerin oder Lehrer an ei-ner hessischen Schule tätig zu sein, sind sie einen großen Schritt näher gekommen. „Ich möchte endlich wieder als Lehrerin tätig sein!“, so der dringende Wunsch ei-ner Teilnehmerin.Finanziert wurde das Projekt aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds der Euro-päischen Union und aus dem Integrati-onsprogramm für Spätaussiedler des Hes-sischen Sozialministeriums. Presseinformation des Hessischen Sozialministeriums

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BÜCHERANGEBOT DER LANDSMANNSCHAFT

21 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

HEIMATBÜCHER1954, Gesamtübersicht über das Russlanddeutschtum1955, Geschichte, Kultur, Wolgagebiet1956, Odessa, Geschichte, Kultur u.a.1957, Saporoshje, Großliebenthal u.a.1958, Dnjepropetrowsk, Kronau, Orloff u.a.1959, Sibirien, Mittelasien, Wolhynien u.a.1960, Krim, großes Auswanderungsverzeichnis u.a.1961, Kaukasus, Wirtschaft, Kultur u.a.1962, Wolhynien, städtisches Deutschtum u.a.1963, Russlanddeutsche in Übersee1964, Sibirien, Wolga, Kirchen, Schulen u.a.1965, Heutige Lage, Schrifttum, Volkstum1966, Aussiedlung und die Vertreibung1967/68, Hof und Haus, Kultur(Preis, je HB 1954 bis 1968 - 8,- Euro + Versandkosten)1969-72, Joseph Schnurr, “Die Kirchen und das religiöse Leben der Rußlanddeutschen”,Katholischer Teil, 23,- Euro,Evangelischer Teil, 19,- Euro1973-81, Hungersnot, Deportation u.a., 11,- Euro1982-84, mit Karte der ASSR der Wolgadeutschen, 12,- Euro1985-89, Geschichte, Literatur, Aktuelles, 10,- Euro1990/91, Krieg und Frieden, Rückkehr, 10,- Euro1992-94, Deportation, Ausreise, 284 S., 10,- Euro1995/96, Heimat Deutschland, Trudarmee, 336 S., 10,- Euro1997/98, Deportation, Jugenderinnerungen, 340 S., 10,- Euro2000, I. Teil, Geschichte der Volksgruppe, Heimat 10,- Euro2000, II. Teil, Geschichte der Volksgruppe, Heimat 10,- EuroHeimatbuch 2001/02, 60 Jahre Vertreibung 10,- EuroHEIMATBUCH 2003, 2004, 2005, 2006, 2007/08 Je 10,00 EURO

WEITERE LITERATUR

V. Aul, “Das Manifest der Zarin”, 7,- EuroAnton Bayr, “Vergessene Schicksale”, 17,- EuroDr. E. Biedlingmaier, "Ahnenbuch von Katharinenfeldin Georgien, Kaukasus. Chronik der Familien", Sonder-preis: 60,- Euro.Bosch/Lingor, “Entstehung, Entwicklung und Auflösung der deutschen Kolonien am Schwarzen Meer”, 7,- EuroN. Däs, “Alle Spuren sind verweht. Rußlanddeutsche Frauen in der Verbannung”, 10,- EuroN. Däs, “Der Schlittschuhclown”, 8,- EuroN. Däs, “Kochbuch der Deutschen aus Rußland”, 10,- EuroN. Däs, “Laßt die Jugend sprechen”, 5,- EuroN. Däs, “Rußlanddeutsche Pioniere im Urwald”, 9,- EuroN. Däs, “Wölfe und Sonnenblumen”, 10,- Euro“Die Deutschen im Prikamje. XX. Jahrhundert”,drei Bände, 58,- EuroF. Dortmann, “Olga von der Wolga”, Lieder im Volkston, 12,- EuroPeter Dück “Kasachstan - Faszination des Unbekannten”, Bild-band, 19,90 EuroA. Eisfeld, "Etappen eines langen Weges -Beitrag zur Geschichte und Gegenwartder Deutschen aus Russland", 5,- EuroA. Fitz, “Puteschestwie na semlju”, 5,- EuroO. Geilfuß, “Für alle Kinder”, Kinderlieder, 5,- EuroV. Harsch, “Aus der Lebensbeichte meiner Mutter”, 4,- EuroV. Heinz, “In der Sackgasse”, 13,- EuroW. Hermann, “Das fremde Land in dir”, 7,- EuroE. Imherr, “Verschollene Heimat an der Wolga”, 10,- Euro

Dr. Karl Stumpp, "Die Auswanderungaus Deutschland nach Rußland

in den Jahren 1763-1862",1020 S. 48,- Euro

Alfred Eisfeld (Herausgeber),"Von der Autonomiegründung

zur Verbannung und Entrechtung",Sonderband der Reihe

"Heimatbücher der Landsmannschaftder Deutschen aus Russland e.V.,

292 Seiten, 10,- Euro

Richten Sie Ihre Bestellungen bitte an:Landsmannschaftder Deutschen aus Russland e.V.Raitelsbergstr. 49, 70188 Stuttgart

Telefon: 0711-1 66 59 22Telefax: 0711-2 86 44 13E-Mail: [email protected]

J. und H. Kampen, “Heimat und Diaspora”, Geschichte der Landsmannschaft, 8,- EuroR. Keil, “Rußland-Deutsche Autoren, 1964-1990”. 7,- EuroW. Mangold: “Rußlanddeutsche Literatur”, 7,- EuroI. Melcher, “Kurze Prosa”, 3,- EuroR. Nachtigal: “Die Dondeutschen 1830 bis 1930”, deutsche und russische Ausgabe, je 17,- EuroG. Orthmann, “Otto Flath, Leben und Werk”, 5,- Euro"Andreas Prediger. Ich träume in Bildern", Katalog mitWerken des Künstlers, 28,- EuroRosalia Prozel, “Weißer Tee”, 5,- EuroM. Schumm, “Sketche und Kurzgeschichten”, 3 EuroG. Steinmüller, “Perlen der russischen Volksmedizin”, 6,- EuroI. Walker, “Fatma” - eine historische Lebensgeschichte aus dem Kaukasus, 10,- EuroJ. Warkentin, “Geschichte der rußlanddeutschen Literatur”,8,- EuroD. Weigum, “Damals auf der Krim”, 6,- EuroLiederbuch “Deutsche Volkslieder aus Russland”, 10,-EuroKassette Nr. 1, “Bei uns, ihr Leit, ist Hochzeit heit”, 7,- EuroKassette Nr. 2, “Ai, ai, was ist die Welt so schön”, 7,- EuroCD Nr. 1, “Bei uns, ihr Leit, ist Hochzeit heit”, 10,- EuroCD Nr. 2, “Ai, ai, was ist die Welt so schön”, 10,- Euro

GEDICHTEE. Fotteler, "Im winterlichen Park", 9,- EuroJ. Warkentin, “Rußlanddeutsche Berlin-Sonette”, 5,- EuroW. Mangold, “Rund um das Leben”, 7,- EuroK. Lubomirski, “Propyläen der Nacht”, 10,- EuroNelly Wacker, “Es eilen die Tage”, 7,- EuroA. Brettmann, Stimmen des Herzens, 10,- Euro

WIEDER AUF DER LISTEI. Fleischhauer, "Die Deutschen im Zarenreich", 30,- EuroH. Gehann, "Schwänke und Scherzlieder", 6,- EuroO. Geilfuß, "Klaviersonate", 6,- EuroB. Pinkus, I. Fleischhauer, "Die Deutschen in der Sowjetuni-on", 30,- EuroJ. Schnurr, "Aus Küche und Keller", 2,- Euro

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LANDSMANNSCHAFT REGIONAL

22 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

Baden-WürttembergLahr

• In Kooperation mit dem Russischen Haus (Straßburg) fi ndet am 6. April um 18 Uhr in der Martin-Luther-Kirche in Lahr ein Konzert der Folkloregruppe „Sudbinuschka“ statt. Die Gruppe ist in der Liste der UNESCO mit dem Prädikat „Gesicherte Schätze der Welt“ eingetra-gen. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten.

• Am 19. April veranstalten wir einen Ausfl ug in den Europa-Park. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, bitten wir Interessenten, sich so schnell wie mög-lich bei Frau Held, Tel.: 07821-402530, anzumelden.

• Am 22. April wird ein Seminar zum The-ma „Die Steuererklärung 2012“ durchge-führt. Anmeldungen bitte bei Frau Held.

Die Singgruppe „Heimatstimme“ der Ortsgruppe Lahr trifft sich jeden Don-nerstag um 19 Uhr im Sozialraum des Martinskindergartens in Lahr, Kanadaring 25/2. Alle, die Interesse und Spaß am Sin-gen haben, sind herzlich eingeladen.Das Ensemble „Sonnenschein“ (mit Kin-dern und Jugendlichen) probt jeden Sams-tag (außer in den Schulferien) von 10 bis 12 Uhr in der Musikschule Eichler in Lahr, Schwarzwaldstr. 88. Wir laden herz-lich dazu ein.Die Jugendpatengruppe bei „Weltklas-sik am Klavier“ trifft sich jeden ersten Samstag des Monats um 16.30 Uhr im Konzertsaal des Hauses am Pfl ug in Lahr. Jugendliche bis 18 Jahre, die sich für klas-sische Musik interessieren, sind herzlich willkommen.Die Mal- und Zeichengruppe für Kinder und Jugendliche lädt jeden Freitag von 15 bis 17 Uhr alle, die gerne malen und zeichnen, in das Bürgerzentrum K2 ein. Anmeldungen bei Frau Held .Die allgemeine Sozialberatung fi ndet frei-tags von 17 bis 19 Uhr in den Räumlich-keiten des Bürgerzentrums K2 in Lahr, Kanadaring 2, statt.Der Sprachförderunterricht Englisch und Französisch in Lahr fi ndet für Anfän-ger und Fortgeschrittene jeden Montag ab 18 Uhr statt. In Langenwinkel fi ndet dieser Unterricht für Anfänger (Schüler der Klassen 5 bis 8) dienstags von 14.15 bis 15.15 Uhr statt, für Fortgeschrittene (ab 8. Klasse) von 15.15 bis 16.15 Uhr. Anmeldungen bei Frau Held oder unter Tel. 07821-5495429 bei Frau Taranenko. Erwachsene, die Englisch lernen wollen, können sich ebenfalls dort melden.

Wer nähen und schneidern lernen will, kann jeden Donnerstag von 9 bis 12 Uhr im Bürgerzentrum K2 unter der Leitung von Helene Sauer damit anfangen.Wer Spaß am gemeinsamen Kochen hat, ist herzlich zu unserem Familienkochtref-fen eingeladen, das jeden 4. Montag eines Monats von 18 bis 20 Uhr in der Melanch-thongemeinde in Lahr, Georg-Vogel-Str. 1, stattfi ndet. Thema des Treffens am 29. April ist "Koreanische Küche trifft Bulet-ten". Anmeldungen bei Frau Held.Wer sich für das Existenzgründerzentrum der Ortsgruppe Lahr interessiert, kann un-ter der E-Mail-Adresse [email protected] Kontakt mit uns aufnehmen.• Am 11. April beginnt um 18 Uhr in Ko-

operation mit der IHK und der Stadt Lahr bei der IHK in Lahr, Lotzbeckstr. 31, die Seminarreihe "Die passende Fi-nanzierung für Ihre Geschäftsidee". An-meldung unter [email protected]

Der Vorstand

Mannheim, Ludwigshafen,Frankenthal und Umgebung

Wir laden Jung und Alt herzlich ein zu un-serem Tanz in den Mai am 5. Mai um 14 Uhr in der katholischen Gemeinde der St.-Johannes-Kirche in Mannheim, Rheinau-Süd, Frobeniusstr. 32-34. Sie können bei uns Ihr Beisammensein genießen, Musik hören, tanzen, alte Freunde und Bekann-te treffen, neue Freunde kennen lernen, sich unterhalten und austauschen. Was kann schöner sein? Für Essen und Trinken zu günstigen Preisen wird gesorgt. Wir erwarten alle Landsleute mit ihren Ver-wandten, Freunden und Bekannten.Kontakt: Albert Göhring, Tel.: 06233-43994; Eugenia Reinhardt, Tel.: 0621-104306; Lorenz Kraft, Tel.: 0621-531560. Der Vorstand

Oberschwaben-Allgäu

Liebe Landsleute,die Amtsperiode des Vorstandes unserer Ortsgruppe Oberschwaben-Allgäu läuft in der ersten Hälfte dieses Jahres aus. Aus diesem Grund werden zurzeit Neuwahlen vorbereitet.Bei unserer letzten Sitzung wurde in die-sem Zusammenhang beschlossen, dass alle Mitglieder der Ortsgruppe mit dem Vorschlag angeschrieben werden, sich um die Position eines Vorstandmitgliedes zu bewerben. Alle, die sich dieser Aufgabe stellen möchten und sich dazu berufen fühlen, schlagen wir vor mitzumachen - die Öffentlichkeitsarbeit kann sehr in-teressant sein. Bitte bewerben Sie sich unter der Tel.-Nr. 0751-552840.

Die Neuwahlen fi nden am 5. Mai um 15 Uhr in der Sankt-Konrad-Halle in Wein-garten, Irmentrudstr. 12, statt. Zu dieser Veranstaltung laden wir alle herzlich ein, auch und gerade diejenigen, die gerne singen und tanzen. Es erwartet Sie Live-

21. September:HoffnungstalerKirchspieltreffen 2013

Das 24. Hoffnungstaler Treffen“ findet am Samstag, den 21. Sep-

tember 2013 in der Seeguthalle in 71550 Weissach im Tal, Ortsteil Cot-tenweiler, statt. Saalöffnung ist um 10.30 Uhr, das offizielle Programm beginnt um 13.30 Uhr.

Herzliche Einladung an alle aus Hoff-nungstal, Hoffnungsfeld, Neu-Berlin, Eigenfeld und den anderen Dörfern des Hoffnungstaler Kirchspiels!Wir berichten mit Fotos über die Ein-weihung der Gedenkstätte in Hoff-nungstal/Zebrikowe im letzten Septem-ber; zahlreiche Teilnehmer der Feier werden im Gespräch und mit Fotos von der Feier erzählen. Es gibt Neu-igkeiten aus Hoffnungsfeld/Torosowo, Neu-Berlin/Tschapajewo und auch aus Hoffnungstal/Zebrikowe!Wir hoffen, dass Bürgermeister Volo-dymyr Barnasevych sowie Alexander Manko wieder an unserem Treffen teilnehmen können! Der Bürgermeister der Gemeinde Weissach i.T., Ian Schöl-zel, hat bereits sein Kommen zugesagt, so auch Pfarrer Heinrich Kuttler. Hein-rich Ibach wird ebenfalls wieder dabei sein.Vor und nach dem offiziellen Pro-gramm besteht ausführlich Gelegen-heit zu Gesprächen mit Freunden, Be-kannten, Verwandten und erstmaligen Besuchern des Treffens.Freuen Sie sich auf interessante Stun-den! Wir werden mit einem Mittages-sen, am Nachmittag mit Kaffee, Tee und Kuchen und nach Wunsch später mit einem Abendbrot versorgt.Bitte informieren Sie auch Ihre Freun-de und Bekannten, die „Volk auf dem Weg“ vielleicht nicht kennen. Es wäre schade, wenn sie dieses Treffen deswe-gen versäumen würden. Der eine oder andere kennt unser Treffen vielleicht noch gar nicht!Nicht vergessen: Wir sehen uns am 21. September beim Hoffnungstaler Kirch-spieltreffen!!!

Für den Vorstand:Angelika Holzwarth-Kocher,

Tel.: 07033-392041;Willi Wall, Tel.: 07042-24260

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BEILAGE JSDR - APRIL 2013

JSDR - April 2013 - 1

Jugend- und Studentenring der Deutschen aus Russland -

www.jsdr.de

Der Jugend- und Studentenring der Deutschen aus Russland (JSDR) lädt seine Mitglieder und Freunde zum traditionellen bundesweiten Sport- und Kulturfest ein.

Das Fest fi ndet am 1. Juni 2013in Kaiserslautern statt.

Mit der tatkräftigen Unterstützung seitens der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e. V. (Ortsgruppe Kaiserslautern) bieten wir an diesem Tag ein umfangreiches Programm an. Die Sportmannschaften können um die Preise in folgenden Turnieren kämpfen: Hallenfußball, Volleyball, Basketball, Schach und Tischtennis.Umrahmt wird das Sportfest von kulturellen Beiträgen der JSDR-Gruppen. Außerdem fi ndet ein Schnupperkurs in Selbstverteidigung und Armwrestling statt.

Programm des Sport- und Kulturfestes:10:00 Beginn mit dem Kulturprogramm in der Volleyballhalle des Schulzentrums Süd10:15 Feierliche Eröffnung mit Ehrengästen aus Sport und Politik10:45 Auftakt Volleyballturnier Auftakt Hallenfußballturnier11:00 Auftakt Schachturnier Auftakt Tischtennisturnier14:30 Auftakt Basketballturnier16:30 Preisverleihung

Veranstaltungsort:Schulzentrum Süd

Bertha von Suttner integrierte Gesamtschule KaiserslauternIm Stadtwald 2, 67663 Kaiserslautern

Anmeldung für Sportmannschaften und allgemeine Fragen zum Sport- und Kulturfest:Elena Bechtold, Tel.: 0711-16659-23Alexander Böttcher, 02433-442137

Gemeinsam bewegen! Wir freuen uns auf euch!

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JSDR - APRIL 2013

JSDR - April 2013 - 2

"Deutsche in der Geschichte Russlands"Symposium in Moskau

Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Moskauer Symposiums "Deutsche in der Geschichte Russlands".

Vom 21. bis 24. Februar hat in Moskau ein Symposium zum Thema "Deutsche in der Ge-

schichte Russlands" stattgefun-den.

Die Arbeit des Symposiums wurde in drei Arbeitsgruppen zu den Themen Geschichte, Öffentlichkeitsarbeit und Jugendarbeit durchgeführt. Im Rah-men des Partnerschaftsprojektes "Grenzüberschreitende Partnerschaf-ten mit Verbänden der deutschen Min-derheit in der Russischen Föderation" (gefördert durch das BMI) beteiligten sich an der AG Jugendarbeit vier Ver-treter der JSDR-Gruppen NRW und Rheinland-Pfalz/Saarland. Nachste-hend berichten zwei Teilnehmerinnen über ihre Eindrücke:

Ludmila Krune, Ahlen:Spontan, kurz, aber sehr lehr- und erlebnisreich war für mich die Reise nach Moskau, bei der ich zum ersten Mal mitgemacht habe. Wir hatten das große Vergnügen, aktive junge Russ-landbürger kennen zu lernen, die sehr nett und offen zu uns waren.Ich war sehr beeindruckt, wie motiviert sie alle waren und dass sie meist völ-lig ehrenamtlich große Arbeit in ihren Wohnorten leisten. Es war sehr an-regend zu beobachten, mit welchem Elan und welcher Kreativität sie ihre Projekte vorbereitet hatten und prä-sentierten! Und es ist sehr schade, dass von den 20 erarbeiteten und zum Einsatz bereiten Ideen nur acht fi nanziell unterstützt werden können.Sehr gute Erinnerungen sind vom musikalisch-poetischen Abend ge-blieben, zu dem uns netterweise Ale-xander Schönfeld aus Moskau einge-laden hatte. Er trug uns seine selbst verfassten Lieder vor, die unter ande-rem auch die Geschichte der Russ-landdeutschen zum Thema haben.Am Ende kannten wir fast jeden Teil-nehmer mit Namen und verabredeten, weiterhin im Kontakt zu bleiben.

Jana Lel, Köln:Ich bin sehr froh, dass ich an dem Symposium teilnehmen durfte. Es war eine gute Gelegenheit, engagierte russlanddeutsche Jugendliche ken-nen zu lernen, die sich sehr für die deutsche Kultur und Sprache sowie für das politische System in Deutsch-land interessieren.

Während des kurzen Treffens mit den Jugendlichen in Moskau konnten wir unsere Erfahrungen und viele neue Ideen zur Projektarbeit mit Deutschen aus Russland austauschen. Ich war im hohen Maße begeistert von den Konzepten und Ideen, die dort erar-beitet und präsentiert wurden.Dank solcher Projekte kann die deut-sche Sprache und Kultur unter der deutschen Minderheit intensiv geför-dert werden. Dabei waren manche Projekte so strukturiert, dass sie an die aktuellen Medien angepasst wa-

ren. So hat eine Gruppe von Jugend-lichen ein App entwickelt, das als En-zyklopädie zum Thema "Deutsche aus Russland" dienen wird.Außerdem konnten während unseres Aufenthaltes in Moskau viele interes-sante Themen angesprochen werden, die nicht nur die Projektarbeit betref-fen, sondern auch das allgemeine Le-ben in Deutschland.Ich fi nde es sehr sinnvoll, mit derart motivierten Jugendlichen weiterhin zu kooperieren und weitere gemeinsame Treffen durchzuführen.

Aufmerksame Zuhörer.

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JSDR - APRIL 2013

JSDR - April 2013 - 3

Neuer Vorstandder JSDR-Landesgruppe Bayern gewählt!

Die Mitglieder des neu gewählten Vorstandes der JSDR-Landesgruppe Bayern mit der Vorsitzenden Charlotte Warkentin (2. von links).

Am 24. März versammelten sich ca. 50 Jugendliche aus sechs Städten Bayerns, aus

München, Regensburg, Straubing, Bogen, Schweinfurt und Bad Rei-chenhall, zu einer Multiplikatoren-schulung zum Thema „Jugend- und Verbandsarbeit“ in der Landes-hauptstadt München.

Die Bundesvorsitzende des Jugend- und Studentenrings der Deutschen aus Russland, Elena Bechtold, be-richtete über die Ziele und Tätigkeits-felder des JSDR, über die im Jahr 2012 durchgeführten Veranstaltungen und Projekte und kündigte die Plä-ne für das Jahr 2013 an. Die jungen JSDR-Mitglieder aus Bayern konnten außerdem die Arbeit anderer JSDR-Landesverbände kennen lernen. So präsentierten Alexander und Elsa Böttcher die erfolgreiche Tätigkeit des JSDR NRW in Bildern und anhand zahlreicher Beispiele.Der JSDR ist die Nachwuchsorgani-sation der Landsmannschaft. Die Zu-sammenarbeit zwischen dem Eltern- und dem Jugendverband war auch bei dieser Multiplikatorenschulung zu sehen: Der Vorsitzende der Landes-gruppe Bayern der Landsmannschaft, Waldemar Eisenbraun, begrüßte die Teilnehmer, wünschte dem JSDR Bayern eine erfolgreiche Zukunft und sicherte die Unterstützung des Ju-gendverbandes seitens der Landes-gruppe zu. Auch weitere Mitglieder des Vorstandes der Landesgruppe Bayern der Landsmannschaft, Juri Heiser (Augsburg) und Eduard Neu-berger (Straubing), sowie der Vor-sitzende der Ortsgruppe München, Viacheslav Lel, nahmen an der Mul-tiplikatorenschulung teil und betonten die Wichtigkeit der Jugendarbeit für die weitere positive Entwicklung des Verbandes.Im Rahmen der Multiplikatorenschu-lung fand die Mitgliederversamm-lung mit Neuwahlen des Vorstandes des JSDR-Landesverbandes Bayern statt. In offener Wahl wurde Charlotte Warkentin, Studentin der Theaterwis-senschaft an der Uni München, ein-stimmig zur JSDR-Landesvorsitzen-den gewählt. In ihrer neuen Position bekommt sie Unterstützung von vier Vorstandsmitgliedern: Diana Stein-ke, Elena Ivschina, Katharina Krell und Tatjana Baranov. In die Kassen-

prüfungskommission wurden Tobias Neuberger und Erik Keller gewählt.Nach der Schulung ging es für die Teil-nehmer und Gäste aus München und Umgebung weiter mit einer Präsen-tation der JSDR-Gruppe München.

Wir werden darüber ausführlich in der nächsten JSDR-Beilage berichten.Der JSDR-Bundesvorstand gratuliert dem neuen Landesvorstand und freut sich auf gute Zusammenarbeit! JSDR

Einladung zum Sport- und Kulturfest des JSDR NRW 2013

Der Landesverband JSDR NRW lädt seine Mitglieder und Freunde zu sei-nem traditionellen landesweiten Sport- und Kulturfest ein.

Das Fest fi ndet am Samstag,den 25. Mai 2013 in Kürten statt.

Die Sportmannschaften und einzelne Sportler können um die Preise in fol-genden Turnieren kämpfen: Fußball, Volleyball, Schach, Tischtennis, Tschapajew und, neu in diesem Jahr, Leichtathletik.Für Gäste mit Kindern werden ein buntes Kinderprogramm und eine Hüpf-burg angeboten. Für das leibliche Wohl wird ebenfalls gesorgt.

Wir beginnen mit dem Kulturprogrammam Sportpark in Kürten (Olpener Str. 4, 51515 Kürten).

10:15 Feierliche Eröffnung mit Ehrengästen aus Sport und Politik10:45 Auftakt Volleyballturnier Auftakt Fußballturnier11:00 Auftakt Schachturnier Auftakt Tischtennisturnier14:30 Auftakt Tschapajew17:30 PreisverleihungAnmeldungen von Mannschaften und Einzelspielern sind erforderlich:

Waldemar WeizE-Mail: [email protected], Tel.: 0176-10398654

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JSDR - APRIL 2013

JSDR - April 2013 - 4

Integration, Interkulturalität und Erlebnispädagogik –Wochenende der JSDR-Gruppe Halle/Saale in Schierke

Februar... Die Sonne scheint... Temperatur +8° C... Wo ist der Winter geblieben, fragten wir

uns und beschlossen, den Schnee zu suchen...

So begann unser spannendes Wo-chenende vom 22. bis 24. Februar in Schierke, Harz. 16 junge Deutsche aus Russland von der JSDR-Gruppe Halle/Saale trafen sich, um über Integ-ration und Interkulturalität zu spre-chen, erlebnispädagogische Maßnah-men durchzuführen und Pläne für die JSDR-Arbeit in Sachsen-Anhalt zu entwerfen, aber auch um gemeinsam den Winter zu genießen.Unter der Leitung von Viktor Jukkert, Landeskoordinator von "Integration durch Sport", erlebten wir am Anrei-setag nach dem Abendessen ein inte-ressantes Seminar mit anschließender Diskussion zum Thema Integration.In dem Seminar sprachen wir über Fragen der Integration und des Le-bens in Deutschland, was für uns alle natürlich relevante Themen sind. Je-der äußerte sich dazu, und es wurde klar, dass wir nicht immer einig in un-seren Meinungen waren, was die Dis-kussion ein wenig kontrovers machte, dadurch aber auch sehr spannend.Außerdem fertigten wir Plakate an, auf denen wir unsere Vorstellungen von unseren Heimatländern darstellten: Russland, Weißrussland, Kasachstan oder sogar Frankreich.Selbstverständlich waren die Assozi-ationen unterschiedlich, aber es war ziemlich schwer zu sagen, was der einen oder der anderen Kultur fehlt oder was man in einem dieser Länder nicht so gerne hat. Letztendlich zogen

Zwischendurch ging es in die Turnhalle.

wir die Schlussfolgerung, dass wir andere Kulturen so akzeptieren, wie sie sind. Und das gleiche Verständnis wollen auch wir hier als Migranten oder Aussiedler spüren.Highlight des nächsten Vormittags war unsere Schlittschuhfahrt. Nach ein paar Stunden Spaß unter dem Motto "Hinfal-len und Aufstehen und weiter geht's" kehrten wir zurück in die Jugend-herberge. Das leckere Mittagessen diente der Stärkung vor dem lang ersehnten Skilanglauf in der wunderschönen Schneelandschaft. Die Strecke betrug zehn Ki-lometer und fi el erstaun-licherweise sogar vielen Skianfängern leicht.Am Sonntag, unserem Abreisetag, hatten wir ein Abschlussseminar, bei dem wir die Theorie mit praktischen gruppendynamischen und teambil-denden Spielen verbanden. Nach dem Mittagessen war das herrli-che Wochenende leider schon wieder vorbei. Wir sagten "Tschüss, Schier-ke!" und hofften, dass wir uns bald wieder sehen werden.Zum Glück hat die JSDR-Gruppe Hal-le/Saale beschlossen, ab jetzt öfter solche Wochenendseminare zu orga-nisieren, damit wir von den wundervol-len Jahreszeiten, Landschaften und Menschen viel mehr mitbekommen. Margarita Tayurskaya, JSDR Halle Saale

Und schließlich wurde auch reichlich Schnee gefun-den...

Einige Eindrücke der Teilnehmer:

Karolina Suppes:"Das Wochenende hat mir sehr viel Freude bereitet. Ich habe viele neue Kontakte geknüpft, und auch allge-mein war das Angebot sehr gut und abwechslungsreich gestaltet.Karina Noak:"Meine Teilnahme war eine spontane Entscheidung, die zu einem meiner er-lebnisreichsten Ereignisse der letzten Zeit führte. Das äußerst interessante, leider aber sehr kurze Wochenende zeigte mir, wie man zusammen und mit Spaß und Sport ein Thema wie In-tegration angehen und klären kann."Sergej Becker:"Mir hat unsere Fahrt in den Harz sehr gut gefallen. Ich hatte sehr viel Spaß, besonders bei den sportlichen Aktivi-täten. Auch aus dem Seminar habe ich viel Neues für mich mitgenommen."Eléonore Burazović:"In einer wunderschönen Landschaft hatten wir die Möglichkeit, ein span-nendes Wochenende zu erleben. Zwischen Seminaren und wintersport-lichen Aktivitäten konnten wir gemein-sam in Freude die Zeit genießen."Ekaterina Khramova:"Ich fi nde, beides, sowohl der theore-tische als auch der praktische Teil des Wochenendes, war gleichermaßen wichtig und nützlich und ergänzte sich harmonisch."

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LANDSMANNSCHAFT REGIONAL

27 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

Musik, und für Ihr leibliches Wohl wird bestens gesorgt.Außerdem teilen wir Ihnen mit, dass am 11. Mai ab 19 Uhr in der Schenk-Konrad-Halle ein Heimatabend stattfi ndet, bei dem gleichfalls eine Musikgruppe aufspielt. Der Vorstand

Ostalb

Liebe Mitglieder, wir laden Sie herzlich ein zu unserer Mitgliederversammlung mit Vorstandswahlen am 18. Mai um 15 Uhr im Jugendtreff in Schwäbisch Gmünd, Oderstr. 8. Wir weisen Sie ausdrücklich auf § 18 Abs. 7 der landsmannschaftli-chen Satzung hin (siehe S. 28).Wir würden uns sehr freuen, neue Mitglie-der im Vorstand begrüßen zu dürfen.Ebenso herzlich laden wir Sie auch zu diesen Veranstaltungen ein:• 4. April, 9 bis 12 Uhr: "Frauenschwim-

men" für alle Frauen, die Spaß am Schwimmen haben, im Hallenbad von Schwäbisch Gmünd. Nähere Infos bei Rosa Propst, Tel.: 07171-36536, und Li-dia Tuchscherer, Tel.: 07171-36968.

• 13. April, 9 bis ca. 12 Uhr: Malworkshop mit Willi Bunkowski, dessen Werke vom 20. März bis 25. Mai in der Aus-stellung "Farbenfrohe Welten" im Haus der Deutschen aus Russland in Stuttgart gezeigt werden, im Stadtteilzentrum Ost in Schwäbisch Gmünd, Buchstr. 145/1. Anschließend fahren wir zu der Ausstel-lung in Stuttgart. Die Teilnahme ist für Mitglieder der Landsmannschaft kos-

tenlos. Für das nötige Zeichenmaterial sorgen die Organisatoren.

• 17. Mai, 18 Uhr: Alle Frauen sind zur Frauendisko im Jugendtreff Bettringen, Oderstr. 8, eingeladen. Der Eintritt ist kostenlos; um Kuchenspenden wird gebeten. Anmeldungen bei Frau Propst und Frau Tuchscherer.

Gemeinsames Kochen ist inzwischen zu einer beliebten Veranstaltung für die Frauen der Kreisgruppe Ostalb geworden. Bei sich bietenden Gelegenheiten werden Gerichte, Rezepte und Geheimtipps ange-boten, die in dieser Vielfalt und Qualität anderswo nur selten zu fi nden sind.Beim Treffen am 20. März im Jugendtreff in Bettringen kochten die Frauen russi-sche, deutsche, arabische und türkische Spezialitäten und hatten viel Spaß beim gemeinsamen Zubereiten und Verzehren.Wir danken allen, die mitgemacht haben, und Elena Regel, Rosa Propst und Sabine Rink vom Jugendtreff Bettringen, die sich um die Organisation gekümmert haben. Der Vorstand

Pforzheim

Liebe Freunde!Wir veranstalten am 25. Mai eine Bus-Tagesfahrt nach Heidelberg einschließlich Stadtrundgang mit Führung, Schlossbe-sichtigung und Schiffsrundfahrt auf dem Neckar. Nähere Informationen bei: Frau Konschuh, Tel.: 07231-463883; Herrn Moor, Tel.: 07234-8969; Frau Gessler, Tel.: 07237-7512; Herrn Siegle, Tel.:

07231-65532; Frau Müller, Tel.: 07231-281613.Weitere interessante Termine:• 11. April: 19 Uhr: Treffen mit der Integ-

rationsministerin von Baden-Württem-berg, Bilkay Öney, im Mehrgeneratio-nenhaus Buckenberg-Haidach in Pforz-heim, Marienburger Str. 18. Anmeldung notwendig.

• 14. April: Kulturnachmittag mit Kaffee und Kuchen im Mehrgenerationenhaus.

• 12. Mai: Museumstag/Tag der offenen Tür. Zahlreiche Museen in Pforzheim präsentieren sich an diesem Tag mit be-sonderen Aktionen wie Sonderführun-gen, einem Blick hinter die Kulissen, Workshops, Museumsfesten oder langen Museumsnächten bei freiem Eintritt.

Der Vorstand der Ortsgruppe Pforzheim spricht unseren langjährigen Mitgliedern Rosa Pul und Ida Raiser sein tief empfun-denes Beileid zum Ableben ihrer Schwes-ter bzw. ihres Bruders aus. Edmund Siegle

Ulm und Umgebung

Liebe Landsleute,Bekannte und Freunde!Wir laden Sie alle ganz herzlich ein zu unserem Frühlingsfest-Muttertag am 11. Mai um 14.30 Uhr im Sozialzentrum am Tannenplatz in Ulm-Wiblingen, Buchauer Str. 12 (Buslinie 3, Haltestelle "Tannen-platz-Zentrum"). Als Gastredner erwarten wir den Vorsitzenden der Landesgruppe Bayern der Landsmannschaft, Waldemar Eisenbraun. Für Kaffee und Kuchen wird gesorgt. Eintritt frei! Der Vorstand

BayernFürth

Am 9. Februar fand in der Stadthalle Fürth der Faschingsball der Landsmann-schaft der Deutschen aus Russland statt. Die etwa 800 Gäste kamen nicht nur aus ganz Deutschland, sondern sogar aus der Schweiz.Der Vorsitzende der Ortsgruppe Fürth, Wladimir Seitz, eröffnete den Ball mit der Vorstellung des Vorstandes. Dem folgte die Begrüßungsrede des Bürgermeisters Markus Braun, der die Arbeit der Orts-gruppe würdigte und feststellte, dass sie die größte Faschingsveranstaltung im ge-samten Ballungsraum auf die Beine ge-stellt habe.Für Faschingsstimmung sorgten die Tanz-schulen Voss und Hof. Tanzgruppen wie „Surprise“, „White Shadows“ und „Sec-ret“ begeisterten mit ihren anspruchsvol-len Auftritten das Publikum. Zum Tanz

Ortsgruppe Ostalb: Viel Spaß hatten die Teilnehmerinnen beim gemeinsamen Kochen am 20. März.

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LANDSMANNSCHAFT REGIONAL

28 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

im Rahmen der Veranstaltungsreihe des Kitzinger Integrationsbeirats und der Stadtbibliothek durchgeführt.Außerdem fi ndet am 27. April um 19.30 Uhr im Kitzinger Rathauskeller ein Hei-matabend des Bundes der Vertriebenen statt. Unsere Kreis- und Ortsgruppe betei-ligt sich daran mit kulturellen Beiträgen wie Chorgesang.Wir laden alle Interessierte aus Fern und Nah zu beiden Veranstaltungen herzlich ein. Albina Baumann, Vorsitzende

LandshutUnser Frauentreff im Landshuter Netz-werk, Bahnhofplatz 1a, der jeweils am ersten Montag eines Monats stattfi ndet, wurde wegen des Ostermontags auf den 8. April verschoben und beginnt um 16 Uhr. Näheres bei Veronika Raile, Tel.: 08704-928590, oder Tamara Leis, Tel.: 0871-275711.Die Eröffnung der Wanderausstellung "Volk auf dem Weg" der Landsmannschaft unter der Schirmherrschaft des Landshu ter Bürgermeisters Hans Rampf fi ndet am 3. Mai um 18 Uhr im Foyer des Landshuter Rathauses statt. Die Orts- und Kreisgrup-pe Landshut und der Projektleiter Jakob Fischer freuen sich auf Ihr Kommen. Die Ausstellung ist vom 3. bis 26. Mai täglich außer Sonntag und Montag von 14 bis 18 Uhr in der kleinen Galerie des Landshuter Rathauses zu sehen.Alle Informationen zu unseren bevorste-henden Maßnahmen fi nden Sie auf der Homepage der Orts- und Kreisgruppe Landshut unter www.lmdr-landshut.de. Der Vorstand

München

Gala-Konzert desTanzstudios LETAS!Für den 21. April laden wir Sie ganz herzlich ein zum ersten Gala-Konzert des Tanzstudios LETAS. In der Aula des Anton-Fingerle-Bildungszentrums (Mün-

spielte die Band „Schwarzes Meer“ auf. Getanzt wurde al-les, vom Wiener Walzer bis hin zu aktuellen Hits, und die Tanzfl äche wurde zu einer echten Partymeile. Höhepunkt des Abends war der Gastauf-tritt der Faschingsgesellschaft mit dem Prinzenpaar der Eiba-nesen.Die Ortsgruppe Fürth bedankt sich für die gelungene Veran-staltung an erster Stelle bei ih-rem Mitglied Eduard Fischer (Tanzschule Fischer), der den Ball mit so vielen Gästen hervorragend leitete. Für die Vorbereitung der Feier bedanken wir uns herzlich bei unserem ältestem Mitglied, Artur Schächterle. Und wir bedanken uns bei all unseren Gästen, die sich jedes Jahr mit viel Fantasie verkleiden. Weiter so!!! Wir freuen uns schon jetzt auf euch beim Faschingsball am 1. März 2014 in der Stadthalle.

Helena Walewski, für den Vorstand

IngolstadtLiebe Landsleute,wir machen Sie auf unsere Veranstaltun-gen und Angebote im Frühjahr und Som-mer 2013 aufmerksam:• Am 13. April wird um 15 Uhr im Kino

Cinema in Ingolstadt-Stadtmitte, Mang-gasse 2, der Dokumentarfilm "Das Lied des Lebens" gezeigt, den unsere Kultur-referentin Ida Haag nach Ingolstadt ge-bracht hat.

• Am 4. Mai fährt unser Chor der "Sin-genden Herzen" zum traditionellen Chorfestival nach Pforzheim. Abfahrt ist um 7.30 Uhr vom Zentralen Omnibus-bahnhof (ZOB) Ingolstadt. Es sind noch Plätze frei! Interessenten melden sich bitte bei der Chorleiterin Ida Haag, Tel.: 0841-940137.

• Für den 8. Juni laden wir alle herzlich zu unserer Veranstaltung "Heimatgesprä-che" mit Tanz und Musik ein. Beginn ist um 14 Uhr im Wirtshaus am Auwaldsee in Ingolstadt, Am Auwaldsee 20.

• Am 29. Juni findet vor dem Gemein-schaftshaus in der Permoserstr. 67 unser

alljährliches Sommerfest statt. Das Fest, das wir mit der Aussiedlerarbeit Ingol-stadt und dem Aussiedlerforum veran-stalten, beginnt um 13 Uhr. Wie jedes Jahr erwarten uns ein buntes Programm, leckeres Essen, Musik und gute Unter-haltung.

• Am 13. Juli nimmt unsere Ortsgruppe wieder an der Wallfahrt nach Altötting teil. Die Teilnehmer und die Fahnenab-ordnung treffen sich um 7.30 Uhr am ZOB Ingolstadt. Interessierte melden sich bitte bei Ida Haag.

• Vom 2. bis 8. September unternimmt unsere Ortsgruppe eine musikalische Erholungsreise nach Kroatien (Insel Rab). Abfahrt ist am 2. September um 6 Uhr vom ZOB Ingolstadt. Die Reise kostet 455 Euro pro Person und beinhal-tet sechs Übernachtungen, Halbpension und Getränke in einem 3-Sterne-Hotel. Es sind noch einige Plätze frei!

Weitere Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen erhalten Sie bei Ida Haag unter der Tel.-Nr. 0841-940137. Der Vorstand

KitzingenIn der Kitzinger Stadtbibliothek fi ndet am 23. April um 19.30 Uhr zum Welttag des Buches eine Autorenlesung statt. Roman Triebelhorn stellt im Lesecafé der Stadt-bücherei sein Buch „Borsch für Anfän-ger“ vor, das er zusammen mit seiner Frau Tatjana geschrieben hat.Das Buch wurde von der Stiftung Buch-kunst national und international aus-gezeichnet. Es entführt humorvoll und gleichzeitig ernsthaft in die deutsch-rus-sischen Befi ndlichkeiten und zeigt die deutsche Seele in Russland sowie die rus-sische Seele in Deutschland. Gleichzeitig wird eine dreiwöchige Fotoausstellung des Autors eröffnet.Unkostenbeitrag: 2 Euro. Karten unter Tel. 09321-920683 und an der Abendkasse.Lesung und Ausstellung werden in Zu-sammenarbeit mit der Kreis- und Orts-gruppe Kitzingen der Landsmannschaft

Bitte beachten Sie bei allen Vorstands-wahlen in den Orts- und Kreisgruppen § 18 Abs. 7 unserer Satzung: “Die ord-nungsgemäß einberufene Mitglieder-versammlung ist beschlussfähig, wenn mindestens die Hälfte der stimmbe-rechtigten Mitglieder anwesend ist. Ist das nicht der Fall, kann eine Stunde später eine weitere Mitgliederversamm-lung einberufen werden, die ohne Rücksicht auf die Anzahl der anwesen-den Mitglieder beschlussfähig ist.”

Blick auf die Bühne beim Faschingsball der Ortsgruppe Fürth.

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LANDSMANNSCHAFT REGIONAL

29 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

chen-Giesing, Schlierseestr. 47) erwartet Sie ab 17 Uhr eine faszinierende Welt-tanzreise rund um den Globus.Die leidenschaftlichen Tänzerinnen des Ensembles werden ihr Bestes für Sie ge-ben! In ihrem umfangreichen Bühnenpro-gramm präsentieren sie die Kulturtradi-tionen, die sie generationenübergreifend in ihre neue Heimat Deutschland mitge-bracht haben.Ihr Kulturprogramm mit einer beein-druckenden Vielfalt von Volkstänzen in prächtigen Kostümen aus aller Welt um-fasst die Geselligkeit der deutschen Tra-dition, die Faszination der kasachischen Steppen, die Sensibilität der ukrainischen Seele, die Ausgelassenheit der Roma, die Lebensfreude des russischen Volkes, das Feuer der spanischen Leidenschaft, den Charme des französischen Kabaretts – und noch viel mehr.Wir garantieren Ihnen einen unvergessli-chen Abend, der nicht nur Ihre Sinne ver-zaubern, sondern auch Ihre Vorstellung vom internationalen Kulturleben in Mün-chen bereichern und erweitern wird.Wir freuen uns SEHR auf Ihr Kommen!

Olga Gusch, Leiterin desbundesweiten Projektes

„Von Identität und Integrationzur Selbstorganisation“

Internationaler Frauentag:Über 40 Besucher aus drei Generationen waren begeistert von unserer Feier zum Internationalen Frauentag. Die Tische waren wunderschön gedeckt, der lands-mannschaftliche Chor trug seine belieb-ten Lieder vor, und alle freuten sich über Gratulationen in Gedichtform. Rundum glücklich waren die Besucherinnen, als jeder Einzelnen von ihnen am Schluss der Feier eine Blume überreicht wurde.

Begegnung zur Fastenzeit:Am 17. März organisierte die Kreis- und Ortsgruppe München eine Begegnung zur Fastenzeit. Pfarrer Martirij D. Bagin, Lei-ter der russischsprachigen katholischen

Gemeinde in der Erzdiözese München und Freising und Diözesanbeauftragter für die Russlanddeutschen, sprach zum Thema „Die große Fastenzeit. Die Tra-ditionen und Besonderheiten der großen Fastenzeit in den Ostkirchen und u.a. in der Russisch-Orthodoxen Kirche. Worin besteht der Sinn des echten Fastens?“. In gemütlicher Kaffee- und Kuchenrunde und begleitet von kirchlicher Musik, hat-ten die Gläubigen die Möglichkeit, Pfarrer Martirij direkte Fragen zu stellen.

Tatjana Ekkert

Nürnberg

Mitgliederversammlung:Am 10. März führte die Kreis- und Orts-gruppe Nürnberg der Landsmannschaft ihre Vorstandswahlen durch. Zur Mit-gliederversammlung im Haus der Heimat Nürnberg waren einige Dutzend Mitglie-der erschienen, die vom amtierenden Vor-sitzenden der Ortsgruppe, Rudi Walter, herzlich begrüßt wurden.Ein Grußwort sprach auch der Bayerische Staatsminister für Finanzen, Dr. Markus Söder, der seit mehreren Jahren Ehren-

Beitrittserklärung(Nur für neue Mitglieder. Die Mitgliedschaft von Landsleuten, die bereits Mitglied sind, verlängert sich automatisch.)Ich erkläre hiermit meinen Beitritt zur Landsmannschaft der Deutschen aus Russ land e.V. Die Zeitung “VOLK AUF DEM WEG” wird mir als Mitglied zugestellt. Die Mitglieds- und Bezugsgebühr beträgt jährlich 30,- Euro in den alten Bundesländern und 27,- Euro in den neuen Bundesländern. Spätaussiedler zahlen in den ersten drei Jahren ihres Aufenthaltes in Deutschland 15,- Euro.

Name Vorname (Vorname des Ehegatten)

Straße PLZ Ort

Geburtsdatum Einreisedatum

Der Beitrag ist jährlich im Voraus zu bezahlen.

Herr/Frau hat mich geworben.

EinzugsermächtigungHiermit ermächtige ich die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland widerruf-lich, die Mitglieds- und Bezugsgebühr durch Einzugsauftrag (Lastschrift) von mei-nem Konto einzuziehen.

Meine Konto-Nr. Bankleitzahl

Bank/Sparkasse

Datum Unterschrift

Der landsmannschaftliche Chor bei der Feier zum Internationalen Frauentag in München.

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LANDSMANNSCHAFT REGIONAL

30 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

mitglied der Nürnberger Ortsgruppe ist. Er lobte deren stetes Engagement und zollte der wechselvollen und bewegen-den Geschichte der Russlanddeutschen offenkundige Sympathie und Achtung. „Die russlanddeutschen Aussiedler sind Deutsche und gehören nicht in einen Topf mit den anderen Migrantengruppen“, so ein Zitat, das mit dankbarem Beifall der Anwesenden bedacht wurde.Ewald Oster, Mitglied des Bundesvor-standes und des Landesvorstandes Bayern der Landsmannschaft, leitete die Wahl-versammlung. Rudi Walter berichtete über die in den letzten dreieinhalb Jahren geleistete Arbeit, die dem Verein die hohe Anerkennung seitens der Stadt Nürnberg sowie der politisch Zuständigen einge-bracht hat.Für dieses Engagement steht die aktive Mitarbeit in verschiedenen Gremien der Stadt wie dem Integrationsbeirat, der Kommission für Integration, dem Bera-tenden Kuratorium der Stadt Nürnberg oder der Jury der Menschenrechtskom-mission in Nürnberg. Für die nächste Amtsperiode wurde ein achtköpfi ger Vorstand mit Rudi Walter als 1. Vorsitzenden gewählt. Die weite-ren Vorstandsmitglieder: Viktor Fichtner, Franz Hof, Regina Müller, Dorothea Wal-ter, Viktoria Dinges, Lina Rau und Irina Trautwein.Im Rahmen der Veranstaltung hielt Dr. An-ton Bosch vom Historischen Forschungs-verein der Deutschen aus Russland einen Vortrag über die Auswanderung aus Fran-ken nach Russland und die Ansiedlung an der unteren Wolga. Er hat die Auswande-rung aus den heutigen bayerischen Gebie-ten anhand von Funden und Unterlagen des evangelischen Landeskirchenarchivs in Nürnberg erforscht. Mittels anschauli-cher Beispiele schilderte er die Verhältnis-se in der Zeit der Auswanderung und der Ansiedlung in Russland und vermittelte viele unbekannte Einblicke in die 250-jäh-rige Geschichte der Russlanddeutschen.

Zum Schluss gab es eine Überraschung besonderer Art: Tatjana Schneider prä-sentierte Sandmalerei in Aktion. Vor den Augen der Zuschauer entstanden aus Sand romantische Motive, passend zum Thema Frühling und Frauentag. Die Anwesenden bedankten sich bei der Künstlerin, die Sandmalerei als kreatives Hobby betreibt, für die gelungene Präsentation mit begeis-tertem Beifall.

Goldene BayerischeEhrenamtskarte für Rudi Walter:Am 28. Februar überreichte Landrat Her-bert Eckstein in Roth Bayerische Ehren-amtskarten in Silber und Gold an enga-gierte Ehrenamtliche im Landkreis Roth. Rudi Walter wurde für sein „herausra-gendes ehrenamtliches Engagement zum Wohle der Gemeinschaft die "Goldene Bayerische Ehrenamtskarte" mit Dankur-kunde verliehen“.

Kreativkurs:Die Ortsgruppe Nürnberg organisiert ei-nen Workshop „Sandmalerei“ für Jugend-liche und Erwachsene, die Spaß am Malen und Zeichnen haben. Den Kreativkurs im Haus der Heimat leitet Tatjana Schneider.

Der erste Workshop fi ndet am 27. April ab 11 Uhr statt. Interessenten sind herzlich willkommen!

Der Vorstand

Regensburg

Ein bis auf den letzten Platz gefüllter Raum ließ keinen Zweifel daran aufkom-men, dass unser musikalischer Kultur-nachmittag bereits im Vorfeld großes In-teresse geweckt hatte. Mit Unterstützung der Aktiven der Ortsgruppe Regensburg fand die Veranstaltung am 16. März im Festsaal des „Hotels am See“ in Neu-traubling statt.Gäste unterschiedlichen Alters und ver-schiedener Herkunft waren da, um schöne Lieder zu hören, mitzusingen und sogar mitzutanzen. Das Duo „Melodie der See-le“ mit Ida Beck und Waldemar Mosbach trug ein umfangreiches Programm vor und zog damit die zahlreichen Besucher in seinen Bann. In gekonnter Weise führ-ten Irina Kugler und Oleg Malovanij als Moderatoren durch den Nachmittag.Den offi ziellen Teil übernahm Heinrich Kratz als stellvertretender Vorsitzender der Ortsgruppe. Er zeichnete die Gewin-ner der Tanzwettbewerbe mit Blumen und Pralinen aus und dankte allen Beteiligten für ihren vorbildlichen Einsatz. Dabei galt ein besonderer Dank Waldemar Mosbach, Ida Beck, Irina Kugler, Oleg Malovanij, Waldemar und Lilia Krell, Georg Mos-bach und Paul Gisbrecht. Waldemar Eisenbraun, Vorsitzender

Straubing-Bogen

Wir organisieren Busfahrten zum Bundes-treffen der Landsmannschaft am 29. Juni in Augsburg und zur Sternwallfahrt nach Altötting am 13. Juli. Willkommen sind nicht nur Mitglieder der Orts- und Kreis-gruppe Straubing-Bogen, sondern auch Landsleute aus benachbarten Orten wie

Teilnehmer der Wahlversammlung in Nürnberg (von links): Dr. Anton Bosch, Regina Müller, Staatsminister Dr. Markus Söder, Dorothea Walter, Rudi Walter und Ewald Oster.

Von links: Paul Gisbrecht, Waldemar Krell, Irina Kugler, Ida Beck, Waldemar Mosbach, Oleg Molovanij und Heinrich Kratz beim Kulturnachmittag der Ortsgruppe Regensburg.

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LANDSMANNSCHAFT REGIONAL

31 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

Dingolfi ng und Landau sowie Freunde und Gönner der Landsmannschaft.Wir bitten um rechtzeitige Anmeldungen bei Familie Neuberger, Tel.: 09421-52754, Helene Pattel, Tel.: 09421-569730, oder Erna Keller, Tel.: 09421-51800. Der Vorstand

Unter der Überschrift "Die Amtssprache ist Deutsch" berichtete das "Straubinger Tagblatt" am 12. März über einen Gedan-kenaustausch der örtlichen SPD mit der Orts- und Kreisgruppe Straubing-Bogen:

Eduard Neuberger ist ein Energiebün-del. Hoch engagierter Integrator in sei-ner Landsmannschaft. Neuberger ist ge-schichtlich versiert und angekommen – in Deutschland. Inzwischen lebt er seit 22 Jahren hier, ist Vorsitzender der Orts- und Kreisgruppe Straubing-Bogen der Lands-mannschaft der Deutschen aus Russland und liebt und lebt das Ehrenamt. Zusam-men mit seiner Frau Emma und vielen freiwilligen Helfern hat er eine beacht-liche Organisation in Straubing geschaf-fen.Neuberger will vor allem helfen. Das ist auch der Grund, warum SPD-Fraktions-vorsitzender Fritz Geisperger ihn eingela-den hat. Und er kommt nicht allein. Mit im Gepäck seine Frau Emma, die einige Kurse in der Landsmannschaft leitet, sein Sohn Tobias und Lydia Rudi, die in Deutschland bei der Landsmannschaft eine erste Heimat gefunden hat.Neuberger erzählt aus seinem Leben. Dass er als studierter Schauspieler Stü-cke auf Deutsch in ganz Russland gespielt hat, schließlich nach Deutschland kam und hier erst einmal entwurzelt schien.

Die Landsmannschaft habe ihm Kraft ge-geben, konstatiert er. Hier habe er Men-schen mit gleichem Schicksal getroffen. Integration sei nicht leicht, aber notwen-dig: „Ich habe den Ankömmlingen in den Unterkünften immer wieder gesagt, dass die Amtssprache hier Deutsch ist. Die-se sollten sie bitte auch benutzen.“ Der Schlüssel zur erfolgreichen Integration sei nun einmal die Sprache. Da gebe es kein Wenn und Aber, so Neuberger.Seine Arbeit hat sich ausgezahlt. Kinder und Jugendliche erfahren in den Kursen der Landsmannschaft schulische, musika-lische und kreative Förderung. Sie gehen in die Öffentlichkeit, treten bei Veranstal-tungen auf und sind inzwischen fester, akzeptierter Bestandteil der Bevölkerung. Dafür gab es 2012 auch den Integrations-preis, überreicht von Regierungspräsident Heinz Grunwald. Neuberger hat die Zei-chen der Zeit erkannt: „Wer nur im eige-nen Saft brät, kommt nicht weiter.“ Er hat die Kurse geöffnet für alle Bevölkerungs-gruppen. Jeder kann kommen, jeder ist willkommen. Ob die jungen Leute mehr unter sich bleiben oder auch Freunde außerhalb der Landsmannschaft haben, will Stadtrat Ernst Moser wissen. Natürlich habe man Freunde aus der Schule, der Umgebung, wie alle anderen Jugendlichen auch, be-stätigt Lydia Rudi. Offenheit ist für sie selbstverständlich. Aber die Landsmann-schaft sei schon Heimat für sie, die sie auch gerne aufsuche. Und für Tobias Neu-berger, den Sohn des Vorsitzenden, ist das Zugehen auf Leute ganz normal.Die Landsmannschaft ist nichts Mysti-sches, kein Geheimbund, sondern ein Ver-ein, in dem sich Gleichgesinnte treffen.

Berührungsängste sind wahrlich nicht an-gebracht. Fritz Geisperger bedankte sich im Namen der SPD-Fraktion bei den Be-suchern für das offene Gespräch. „Spre-chen Sie uns an, wenn Sie Hilfe benöti-gen.“ Aber wer Eduard Neuberger kennt, weiß, dass er lieber selber anpackt.

BerlinSehr geehrte Damen und Herren,liebe Landsleute,am 13. April fi ndet um 16 Uhr (Einlass ab 15.30 Uhr) in der Aussiedlerberatungs-stelle Reinickendorf in Berlin, Auguste-Viktoria-Allee 50 A, die Mitgliederjahres-versammlung unserer Ortsgruppe statt, zu der wir Sie herzlich einladen. Fahrverbin-dungen: - mit der U6 bis "Scharnweber-straße", von dort ca. 700 m (ca. 10 Mi-nuten) zu Fuß oder mit dem Bus 221 bis "Eichborndamm/Antonienstraße"; - oder mit der U8 bis "Rathaus Reinickendorf" und weiter mit dem Bus 221 bis "Eich-borndamm/Antonienstraße".Programm:1. Eröffnung und Begrüßung2. Tätigkeitsbericht 2012 und geplante

Aktivitäten 20133. Eröffnung einer Malerausstellung4. Konzert mit Viktor und Valentin Hoff-

mann5. VerschiedenesDie Mitglieder der Ortsgruppe werden gebeten, rechtzeitig zu der Veranstaltung zu erscheinen.Auskunft unter den Telefonnummern 030-26552334, 030-4966077 oder 030-4967078. Der Vorstand

Die Bundesgeschäftsstelle

ZentraleRaitelsbergstr. 49, 70188 Stuttgart

Tel.: 0711/1 66 59-0Fax: 0711/ 286 44 13

E-Mail: [email protected]:

www.deutscheausrussland.deMitgliederverwaltung, Anzeigen für Volk auf dem Weg: 0711/166 59-17 und -18Versand (Bücher etc.): 0711/166 59-22Projekte: Tel.: 0711-16659-23Öffentlichkeitsarbeit: 0711/166 59-0MBE - Migrationsberatung:Stuttgart: Tel.: 0711-16659-19 und -21München: Tel.: 089-44141905Neustadt/Weinstraße: Tel.: 06321-9375273Hannover: Tel.: 0511-3748466Dresden: Tel./Fax: 0351-3114127Teilnehmer der Vollversammlung der Orts- und Kreisgruppe Straubing-Bogen am 16. März

mit dem Vorsitzenden Eduard Neuberger (rechts).

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LANDSMANNSCHAFT REGIONAL

32 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

HamburgWir weisen Sie auf die folgenden Veran-staltungen hin: • Der Deutsche Evangelische Kirchentag

fi ndet in diesem Jahr vom 1. bis 5. Mai in Hamburg statt. Zahlreiche Veranstal-tungen stehen auf dem Programm, die wieder viele Besucher in die Hansestadt bringen werden. Vielleicht möchten Sie daran teilnehmen oder Verwandte und Bekannte nach Hamburg einladen, um gemeinsam an den Veranstaltungen des Kirchentages teilzunehmen. Im Zusam-menhang mit dem Kirchentag wird auch der Aussiedlerbeauftragte der Bundes-regierung, Dr. Christoph Bergner, nach Hamburg kommen. Bei einem Treffen mit der Landsmannschaft werden aktu-elle Themen angesprochen, die unsere Landsleute betreffen.

• Am 8. Mai fi ndet von 10 bis 15 Uhr im Hamburger Haus der Heimat (Teilfeld 8, 20459 Hamburg) der Europatag statt. Dort wird es am 26. April auch ein poli-tisches Seminar geben. Alle Landsleute sind ganz herzlich dazu eingeladen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte di-rekt an das Haus der Heimat, Tel.: 040-346359.

• Im Kulturhaus Eppendorf in 20251 Ham-burg, Julius-Reincke-Stieg 13a, führen wir am 11. Mai von 16 bis 19 Uhr einen literarisch-musikalischen Nachmittag durch. Der Schriftsteller und Komponist Leonid Michelew wird die Gäste unter-halten. Volkslieder und Chansons, vor-getragen von Katharina von Wille, Inna Rudi und Wladimir Sabroda, runden den Nachmittag ab. Wir freuen uns, Sie hier-zu herzlich einladen zu können.

Im Börsensaal der Hamburger Handels-kammer fand am 3. Februar die Frei-willigenbörse Aktivoli statt. Sie bot die Möglichkeit, sich über die Vielfalt des bürgerschaftlichen Engagements in Ham-burg zu informieren. In diesem Jahr wa-ren mehr als 160 Projekte vertreten, 6.200 Besucherinnen und Besucher wurden ge-zählt.Auf Anregung von Gottlieb Krune vom Hamburger Verein der Deutschen aus Russland war in diesem Jahr erstmals auch die Landsmannschaft mit einem ge-meinsamen Stand vertreten. Dabei ging es darum, unsere Aktivitäten hamburgweit bekannt zu machen, Interessierte zu infor-mieren, neue Mitglieder zu werben und Menschen, die sich für ein Ehrenamt be-geistern können, auf die Landsmannschaft aufmerksam zu machen.Wir konnten an unserem Stand einen re-gen Andrang verzeichnen und viele Besu-cher über unsere Arbeit informieren. Zu unseren Gästen zählte auch die Leiterin des Amtes für Arbeit und Integration in der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI), Petra Lotzkat. Eines von vielen Themen war die Feier zum 250-jährigen Auswanderungsjubi-läum der Russlanddeutschen in diesem Jahr, die mit Unterstützung der Behörde organisiert werden soll. Der Vorstand

HessenGießen

Zum 250. Jahrestag der Veröffentlichung des Einladungsmanifestes der Zarin Ka-tharina der Großen vom 22. Juli 1763 führt die Kreis- und Ortsgruppe Gießen in

Kooperation mit mehreren Partnern eine Veranstaltungsreihe zur Geschichte und Gegenwart der Deutschen aus Russland durch. Alle Veranstaltungen fi nden im Rathaus Gießen (Berliner Platz 1) statt.Mitglieder und Freunde der Landsmann-schaft sowie alle Interessenten werden zu den Veranstaltungen der Reihe im Mai und Juni 2013 ganz herzlich eingeladen. Infos bei Rosa Tugova unter der Tel.-Nr. 0641-8778466.• 29. Mai, 19 Uhr: Eröffnung der lands-

mannschaftlichen Wanderausstellung „Volk auf dem Weg. Geschichte und Ge-genwart der Deutschen aus Russland“ im Konzertsaal des Rathauses mit Pro-jektleiter Jakob Fischer.

• 2. Juni, 11 Uhr: Erzählcafé zum Thema „Russlanddeutsche AkademikerInnen – drei Generationen“ im Pausenraum des Rathauses; Moderation Eva Deppe, Hes-sischer Rundfunk.

• 4. Juni, 19 Uhr: Literaturcafé zum The-ma „Chronistin der Russlanddeutschen Nelly Däs“ im Pausenraum des Rathau-ses; Vortrag und Moderation Eckhard Scheld, Studiendirektor der Wilhelm-von-Oranien-Schule in Dillenburg.

• 8. Juni, 11 Uhr: Erzählcafé zum Thema „Russlanddeutsche Dialekte“ mit Vor-führung des Films „Gelungene Integrati-on“ im Pausenraum des Rathauses.

• 14. Juni, 18 Uhr: Vortrag zum Thema „Auf der Suche nach Beheimatung und Anerkennung - Einblicke in die Ge-schichte und Gegenwart der russland-deutschen Literatur“ im Pausenraum des Rathauses; Referentin Nina Paulsen, Re-dakteurin und Publizistin aus Nürnberg.

• 15. Juni, 13.30 Uhr: Vortrag zum Thema „Einwanderung aus Hessen nach Russ-land: historische Forschung und offene Fragen“ im Konzertsaal des Rathauses; Referent Dr. Alfred Eisfeld, Historiker aus Göttingen. Anschließend Führung durch die Ausstellung „Volk auf dem Weg. Geschichte und Gegenwart der Deutschen aus Russland“ mit Projektlei-ter Josef Schleicher.

Der Vorstand

Kassel

Wir gratulieren unseren Vorstandsmitglie-dern Hilda Schetinin, Larissa Melcher und Lydia Süss ganz herzlich zu ihren Geburtstagen und wünschen ihnen viel Glück, Gesundheit und viel Engagement bei ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit zum Wohl unserer Volksgruppe, viel Freude und Liebe in ihren Familien mit Gottes Segen.Herzlichen Dank allen Landsleuten, die an unseren Veranstaltungen im März ak-tiv und kreativ teilgenommen haben! Ein besonderer Dank geht an die Teilnehmer Bei der Freiwilligenbörse Aktivoli am 3. Februar in Hamburg (von links): Gottlieb Krune,

Petra Lotzkat, Irma Stumpf und Dr. Otto Horst.

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LANDSMANNSCHAFT REGIONAL

und Referenten der Multiplikatorenschu-lung im Rahmen des Hessischen Landes-projektes am 23. März in Kassel.Wir laden alle Mitglieder und Freunde der Landsmannschaft zu unseren nächsten Veranstaltungen ein:• 1. April: Fahrt nach Friedland zur tradi-

tionellen Kranzniederlegung am Oster-montag.

• 9. April: Fahrt nach Wiesbaden zur integ-rativen Veranstaltung im Landtag.

• 14. April: Benefi z-Konzert im Atrium, Wilhelmshöher Allee 262.

• 24. April: Workshop für junge Multipli-katoren in Homberg (Efze).

• 1. Mai: Fahrt nach Hamburg zum 34. Evangelischen Kirchentag.

Die Sprechstunden von Svetlana Pa-schenko und der anderen Betreuer fi nden montags von 16 bis 20 Uhr und nach Ver-einbarung im Zimmer W 212 des Kas-seler Rathauses statt. Weitere Auskünfte erteilen gerne: Svetlana Paschenko, Tel.: 0561-7660119, Natalie Paschenko, Tel.: 0561-8906793, und Lydia Gitschew, Tel.: 0561-8618573.

Der Vorstand

NiedersachsenBraunschweig

Am 4. März feierte die Ortsgruppe Braun-schweig den Internationalen Frauentag im Stile der mitgebrachten Tradition.Die Frauen brachten russlanddeutsche und internationale Spezialitäten von Zuhause mit, um in gemütlicher Runde eine an-genehme Zeit zu verbringen. Die Kinder gratulierten allen Frauen mit Gedichten, Liedern und Blumensträußen. Nicht feh-len durften auch turnerische Darbietungen und Tanz.

Das anschließende gemeinsame Essen war einer der Höhepunkte. Der Tisch war prachtvoll mit vielen Leckerbissen ge-deckt, und es dauerte eine Weile, bis man alle Spezialitäten gekostet hatte – eine Vielfalt an Salaten, Gebäck und Süßigkei-ten!Der zweite Teil der Feier verlangte von den Mädchen nicht nur Konzentration, sondern auch Mut und Geschick. Bei dem Wettbewerb, der auf dem Programm stand, ging es um die Klügste, Witzigste und Kreativste, obendrauf musste man organisatorisches Talent nachweisen. Die Teilnehmerinnen mussten sich kurz und kreativ vorstellen, Rätsel lösen, eine Kar-te basteln, Kartoffeln schälen, ein Modell-kleid aus einem Müllsack kreieren und einen Tanz vorführen. Nach kurzer Vorbe-reitungszeit mussten sie ihre Präsentation gut gelaunt vorführen, um dafür möglichst viele Stimmen (die Differenz war sehr ge-ring!) zu ergattern und die Krone als Ge-winnerin zu bekommen.Regina Helwig bekam die meisten Stim-men und konnte somit als Königin ge-krönt werden. Den zweiten und dritten

Platz teilten Laura Peter und Regina Hin-dermit. Diese Mädchen sind trotz ihrer anspruchsvollen und zeitraubenden Hob-bys (Turnen) in ihren Gymnasien auch als sehr gute Schülerinnen bekannt.

Elisabeth Steer, Vorsitzende

Hannover

Wir laden Sie herzlich ein zur Wahlver-sammlung der Ortsgruppe Hannover am 19. April um 17 Uhr im Stadtteiltreff Sahlkamp in Hannover, Elmstraße 15. Wir weisen Sie ausdrücklich auf § 18 Abs. 7 der landsmannschaftlichen Satzung hin (siehe S. 28). Der Vorstand

Lüneburg

Die Ortsgruppe Lüneburg der Landsmann-schaft lädt alle ihre Mitglieder herzlich ein zu ihrer Wahlversammlung am 10. April um 17 Uhr im Ökumenischen Gemeinde-zentrum der St.-Stephanus-Kirche in Lü-neburg, Stadtteil Kaltenmoor.Bitte kommen Sie und bringen Sie Ihre Freunde und Interessenten mit. Und brin-gen Sie auch ihre kreativen Ideen mit, da-mit wir die zukünftige Arbeit der Lands-mannschaft noch besser und interessanter planen können.

Elvira Gugutschkin,stellv. Vorsitzende

Wolfsburg

Alle Landsleute sind herzlich eingeladen zu unserem Maitanz mit Live-Musik am 4. Mai um 19 Uhr im Freizeitheim West in Laagberg, Samlandweg 15a.Am 18. Februar hatte der "Chor der Deut-schen aus Russland" in Wolfsburg seine Jahreshauptversammlung. In seinem Jah-resbericht stellte der Vorsitzende Alexan-der Schlegel fest, dass der Chor zurzeit aus 21 aktiven und 22 fördernden Mitgliedern besteht, und unterstrich, dass der Chor auf sein 30-jähriges Bestehen zurückblicken kann.Sie sorgten für Turn- und sonstige Darbietungen bei der Feier zum Internationalen Frauen-

tag in Braunschweig.

Für 30-jährige Mitgliedschaft im Wolfsburger "Chor der Deutschen aus Russland" wurden (von links) Helmut und Lydia Kieß, Richard und Anna Matheis, Johann Fischer sowie Rafael und Erika Pfeifer ausgezeichnet.

33 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

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LANDSMANNSCHAFT REGIONAL

34 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

Gründungsmitglieder wurden anlässlich dieses Jubiläums mit Urkunden ausge-zeichnet. Für die Damen gab es noch ein Sträußchen und für die Herren eine Fla-sche Wein.Bei den Vorstandswahlen wurde Alexan-der Schlegel als Vorsitzender wieder ge-wählt. Ebenfalls wieder gewählt wurde das Vorstandsmitglied Irma Olheiser, während Alexander Rudi und Walentina Hartmann neu gewählt wurden.Nach der Versammlung konnte man sich an den reich gedeckten Tischen unterhal-ten, und auch das gemeinsame Singen kam nicht zu kurz.

Helmut Kieß

Nordrhein-WestfalenHeinsberg

Internationaler Frauentag:Am 9. März organisierte die Kreisgruppe Heinsberg zum zweiten Mal eine Feier zum Internationalen Frauentag. Etwa 60 Gäste, sowohl Mitglieder der Landsmann-schaft (nicht nur aus Heinsberg, sondern auch aus Aachen und Düren) als auch an-dere Interessierte, folgten der Einladung und kamen zur Feier nach Wegberg. Den Gästen wurde erneut ein interessantes und bunt gemischtes Programm mit zahlrei-chen Auftritten von Aktiven der Kreis-gruppe dargeboten.Die Kreisgruppe bedankt sich beim neu-en Mitglied der Landsmannschaft und des UVDR, Konstantin Stroh aus Wegberg, für die Unterstützung bei der Durchfüh-rung der Feier. Ein Dank geht auch an Andreas Wolzenin, den Vorsitzenden der Kreisgruppe Münster, für die musikali-sche Umrahmung der Feier.

Begegnungsnachmittag:Für den 19. April laden wir die Mitglie-der und Freunde der Landsmannschaft aus den Kreisen Heinsberg und Düren zu einem Begegnungsnachmittag mit Kul-turprogramm (moderiert vom Projektlei-ter der Wanderausstellung „Volk auf dem Weg“, Jakob Fischer) in das Evangelische Altenzentrum in Hückelhoven, Melanch-thonstr. 7, ein. Beginn 15 Uhr.

Der Vorstand

ThüringenErfurt

Internationaler Frauentag:Die gemeinsame Feier zum Internationa-len Frauentag der Ortsgruppe Erfurt der Deutsch-Russischen Freundschaftsgesell-schaft (DRFG) und der Ortsgruppe Erfurt der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, die am 9. März im Zentrum für Integration und Migration in der Rosa-Lu-xemburg-Straße stattfand, war ein voller Erfolg.Für den Einstieg in die Veranstaltung sorg-te Peter Gross mit dem Gedicht „Wofür ich Frauen schätze...“. Reinhard Duddeck von der DRFG und Tamara Barabasch, Vorsitzende der Ortsgruppe Erfurt, be-grüßten die Gäste, wobei die anwesenden Frauen mit Blumensträußen beschenkt wurden. Als Ehrengäste waren Marion Walsmann von der Frauenunion (CDU) und Karin Badelt, Vorsitzende der DRFG, der Einladung gefolgt.Im weiteren Verlauf der Feier zeigte Günter Gutsche einen aufschlussreichen Film mit Musikuntermalung. Tamara Barabasch berichtete, welche Bedeutung deutsche Frauen wie z.B. Anna-Margaret von Mons, Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst (Zarin Katharina II.), Lui-se Maria Augusta von Baden, Elisaweta Aleksejewna, Ehefrau von Alexander I. und andere in der Geschichte Russlands hatten.In einer fröhlichen Runde bei Kaffee und Kuchen und bei musikalischen Beiträ-gen des russlanddeutschen Familienduos Gross genossen die Gäste das Beisam-mensein. Es gab angeregte Gespräche, wobei jeder seine persönlichen Erfahrun-gen zum Ausdruck bringen konnte.

Bronzene Ehrennadelfür Lilli Schäfer:1993 kam Lilli Schäfer mit ihrer Familie nach Deutschland und ließ sich in Erfurt nieder. Schon im Übergangswohnheim hatte sie angefangen, Landsleuten bei ih-

ren ersten Schritten in der neuen Heimat zu helfen. Zuerst las sie Behördenpost und erklärte den Adressaten die Inhalte. Als bekannt wurde, dass sie Deutschlehrerin ist, kamen Nachfragen, ob sie Kindern russlanddeutscher Familien bei den Vor-bereitungen auf die Schule helfen könnte. So fi ng ihr Ehrenamt an.Seit 16 Jahren ist Lilli Schäfer Mitglied der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland in Erfurt. All die Jahre stand sie zahlreichen Hilfe suchenden Landsleuten mit Rat und Tat zur Seite. Sie ist allgegen-wärtig und überall dort zu fi nden, wo sie gebraucht wird. Für jede Frage, für jedes Problem hat sie eine Antwort und einen Ratschlag. Und sie ist ständig unterwegs. Sie begleitet Landsleute zu Ärzten oder auf Ämter, erledigt Telefonate für diejeni-gen, die Sprachprobleme haben oder sich nicht zu telefonieren trauen.Auch erledigt sie Dutzende Anrufe ins Ausland (nach Russland, Kasachstan oder in die Ukraine), wenn es um wichtige Dokumente oder Rentenangelegenheiten geht. So war auch ihr Seminar zum The-ma „Fremdrente“ sehr aufschlussreich.Auf Lilli Schäfer ist immer Verlass. Jedes Problem, dessen sie sich annimmt, wird von ihr gelöst. Sie lässt Hilfesuchende nie im Regen stehen. Wir wünschen unserer Lilli Schäfer beste Gesundheit, Kraft und Mut. All das braucht sie auch für ihre zu-künftige ehrenamtliche Arbeit.

Der Vorstand

Gäste der Feier zum Internationalen Frauentag in Erfurt.

Tamara Barabasch (rechts) überreichte Lilli Schäfer die bronzene Ehrennadel der Lands-mannschaft.

Die Landsmannschaftim Internet:Homepage:

www.deutscheausrussland.deE-Mail: [email protected]

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DIE VOLKSGRUPPE

35 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

Vertraute Lebensstationen -Erinnerungen steigen auf

Die Geschichte von Ernst Aman, die in der Januarausgabe von "Volk auf dem Weg" auf der Sei-

te 40 veröffentlicht wurde, hat in mir vie-le Erinnerungen hervorgerufen.

Ich kannte Ernst Aman nicht, er war ja auch viel älter als ich, doch sind mir alle Orte, die er angegeben hat, bekannt. Ich wohnte mit meiner Familie von 1928 bis 1935 in der deutschen Kolonie Frieden-feld im Kreis Nowo-Nikolajewka, Sapo-roschje, Ukraine.Der Vater von Ernst Aman war von 1888 bis 1916 Pastor der Friedenfelder Kir-chengemeinde. 1910 bis 1912 wurde die große, schöne Friedenfelder Kirche ge-baut, die 1.200 Sitzplätze und eine Zent-ralheizung hatte, die jedoch nicht benützt wurde.Es war die größte evangelisch-lutherische Kirche in Russland. Die örtliche russi-sche Verwaltung hatte den Bau einer Kir-che verhindern wollen und daher in dem Glauben, die Kirchengemeinde vom Bau abbringen zu können, derart große Maße gesetzt. Mit einer speziellen Steuer von drei Rubeln pro Desjatine Landbesitz und Spenden konnte die Kirche jedoch mit den Ausmaßen, die von den russischen Behörden vorgegeben worden waren, ge-baut werden.Wohlhabende Gemeindemitglieder wie der Gutsbesitzer Müller und die Brüder Schmidt spendeten wichtige Einrichtun-gen wie die Orgel, drei Kronleuchter, den Altar mit den aus Holz geschnitzten, bei-nahe lebensgroßen Figuren der vier Evan-gelisten, das wunderschöne Altarbild, die Kanzel und andere. Allein die in Stutt-gart gebaute Orgel kostete 5.000 Rubel.

Sie wurde von den Herren Sperling und Schmidt gespendet.1912 wurde die Kirche eingeweiht. Hauptfeiertag war all-jährlich das Pfi ngst-fest. Aus allen 18 Dörfern des Kreises kamen die Menschen nach Beendigung der Feldarbeiten zum Gottesdienst. Auf der großen Wiese ne-ben der Kirche war manchmal kein Platz mehr für ihre Fuhr-werke, und auch in der Kirche war jeder Platz besetzt.So ging es bis 1929. Nach Pastor Aman kam Pastor Birth, der dann als Probst nach Charkow versetzt wurde. Von 1928 bis 1934 war mein Vater Simon Kludt Pastor des Friedensfelder Kirchspiels. Probst Birth und mein Va-ter wurden völlig unschuldig durch Erschießen hinge-richtet.Traurig ist leider auch das weitere Schick-sal der wunderschönen Kirche. Wie von meinem Landsmann aus Friedenfeld, Ni-kolaus Grün, 1994 in "Volk auf dem Weg" berichtet wurde, riss man das Kreuz mit dem Glockenturm samt den zwei Glocken ab und machte aus der Kirche einen Klub und einen Kinosaal. Später, schon nach Kriegsbeginn, montierte man auch die Orgel ab und stellte sie Gerüchten zufolge in der Saporoschjer Philharmonie auf. Be-sonders traurig an der ganzen Geschichte ist, dass all das von unseren russlanddeut-schen Landsleuten durchgeführt wurde.Als ich in Alma-Ata wohnte, kannte ich einen Arzt in Kalpaschwo. Er erzählte mir, dass das Gelände, auf dem sich bei uns die NKWD-Verwaltung befunden hatte, vom örtlichen Fluss unterspült worden sei und man dort ermordete Häftlinge gefunden habe. Die Bewohner suchten dort ihre An-gehörigen.Ich wohnte mit meiner Familie von 1961 bis 1996 in Alma-Ata und war dort von 1972 bis 1978 als Ingenieur in der Verwal-

Die Kirche zu Friedenfeld 1931.

Pastor Simon Kludt

tung der Unionsphosphorindustrie tätig, die dem Ministerium für Chemie unter-stellt war. Oft war ich auf Dienstreise in Dschambul.Zuletzt meine Wurzeln in Bessarabien: Meine Vorfahren wanderten nach dem 30-jährigen Krieg aus der Gegend am Rhein bei Köln nach Polen aus, in die Nähe von Posen, das zu jener Zeit zu Preußen gehörte. Von dort übersiedelten sie 1856 nach Bessarabien. Mein Urgroß-vater Friedrich-August Kludt war 40 Jahre lang als Küsterschullehrer in der Kolonie Malojaroslawetz II (Altpostal) tätig.1995 kam ich mit meiner Familie nach Deutschland, und so bin ich ohne mein Wissen durch dieselben Ortschaften ge-gangen wie vor mir Ernst Aman. Erich Kludt. Hamburg

Werden auch SieMitglied

der Landsmannschaftder Deutschen

aus Russland e.V.!

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GESCHICHTE

36 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

Hunger vor 80 Jahren:Deutsche aus der Ex-UdSSR

erinnern sich an 1933

Das Jahr 1933 ist für die Völker der beiden Staaten, von denen Russland-deutsche ihren Namen ableiten, mit zwei bitteren Erinnerungen verbun-den: Es war das Jahr, in dem im Deutschen Reich Hitler dank williger

Helfer die Macht ergriff, während in Stalins Russland billige Vollstrecker bereits dabei waren, ihre Macht mit brutalsten Mitteln zu festigen. Es gibt immer noch Millionen von Menschen in Ost- und Westeuropa, die diese schicksalhafte Zeit des Terrors in bleibender Erinnerung haben. In der Sowjetunion kam 1933 ein weiteres Unglück hinzu: der Hunger. Den Hunger in der Kindheit vergisst selbst ein Hundertjähriger nicht, und die Erinnerung an die Folgen des Nationalsozialis-mus werden sicher noch viele Generationen mit ins Grab nehmen, Deutsche und andere Völker, ganz gleich, auf welcher Seite der Mauern und Stacheldrähte sie in ihren Schicksalsjahren waren.

Wenn alte Deutsche aus Russland heute über Hungersnöte sprechen, sind das vor allem die Jahre 1921, 1933 und 1946/47, von denen sie selbst direkt betroffen wa-ren - in der Heimat oder in der Verbannung - oder die sie aus Schilderungen ihrer El-tern kennen. Experten und Besserwisser sprechen dagegen vom Hunger, ohne je selbst davon betroffen gewesen zu sein. Es fallen große Zahlen von bis zu neun Millionen an Hunger Gestorbenen in der Welt pro Jahr. Man spricht von Gentech-nik, von der Versteppung der Welt und der bevorstehenden Dynamik des Elends, weil Öl und Wasser knapper werden, aber gleichzeitig die Preise für Lebensmittel und die Zahl der Menschen in der Welt unaufhaltbar steigen.Man kann ohne Übertreibung sagen, dass Hunger heute kein Thema in Deutschland und in den uns umgebenden Ländern ist. Das betrifft besonders die Genera-tionen, die die Kriegs- und Nachkriegs-jahre persönlich nicht kennen gelernt haben. Das ist ein Kapitel für die "ewig gestrigen" Alten, meint wohl so man-cher und nimmt nicht zur Kenntnis, dass Hunger in anderen Gebieten unse-rer Erde auch heute noch eine Geißel ist, von der nicht weniger Menschen getroffen werden als durch Naturkata-strophen, Terror und Kriege.Bei den russlanddeutschen Kolonisten kam es schon in den ersten Jahren ihrer Ansiedlung an der Wolga nach 1764 in der ungewohnten Umgebung zu Hun-gersnöten. Ein Massensterben konnte jedoch dank des für damalige Zeiten guten Versorgungssystems der Zarin Katharina II. vermieden werden. Noch wichtiger aber war, dass die Kolonis-ten im Laufe der Zeit den Umgang mit der Natur unter den rauen klimatischen Verhältnissen in den Griff bekamen.Trotzdem gab die „teure Zeit“ der Jahre 1815-1818 den ersten entscheidenden

Anlass zur Rückwanderung. „Es war da-mals eine wirkliche Hungersnot, auch unter den Unseren... Die Alten erzählten oft, wie knapp es da manchmal beim Es-sen herging, besonders unter der ärme-ren Klasse, die keinen Vorrat von frühe-ren Jahren hatte. Statt des gewöhnlichen Brotes hatten sie nur Kleiekuchen. Es wurden Kräuter und Wurzeln gesammelt und gegessen, und der Mangel erzeugte viele Krankheiten“, schrieb M. M. Frie-sen in „Geschichte der Alt-Evangelischen Mennoniten-Brüderschaft in Russland“ (1911).Neue Dimensionen des Hungers in Russ-land folgten der Oktoberrevolution 1917. Durch die Verwirklichung der Politik des „Kriegskommunismus“ wurden über Jahr-zehnte gereifte Verbindungen zwischen Stadt und Land zerstört.

1918-1920 wurden die Maßnahmen der „Prodraswjorstka“ (Ablieferungspfl icht) an der Wolga besonders rücksichtslos durchgesetzt. Diese Maßnahmen des Kriegskommunismus werden allgemein als Gründe für die Hungersnot von bis dahin nicht gekanntem Ausmaß der Jah-re 1921 und 1922 genannt. Im Winter 1920/21 hatte man alle Vorräte der Bauern inklusive des Saatgutes beschlagnahmt. Dadurch hatten die Bauern an der Wolga, in der Ukraine, im Nordkaukasus, am Ural und auf der Krim kein Saatgetreide.In anderen Regionen Russlands erreichte der Hunger 1921/22 nicht das Ausmaß wie an der Wolga und in der Ukraine, aber im Altai und im sibirischen Tomsk hun-gerten ebenfalls viele Deutsche.Knapp zehn Jahre später schnellte die Sterblichkeit in den deutschen Dörfern erneut in die Höhe und erreichte ihren Höhepunkt im Winter und Frühling 1933. In der ASSR der Wolgadeutschen star-ben zwischen 1925 und 1928 jährlich im Schnitt 12.365 Bewohner den „normalen Tod“, 1932 waren es schon 20.152 Perso-nen, und für 1933 nennt A. Hermann in der „Enzyklopädie der Deutschen Russ-lands“ 50.139 Tote. In der deutschen Stadt Balzer an der Wolga starben im gleichen Jahr 13 Prozent der Bevölkerung, in En-gels 9 Prozent und in Marxstadt 6 Prozent. Zwischen 1929 und 1933 verhungerten an

der Wolga 54.000 Menschen.Von den vielen übertriebenen oder verharmlosenden Angaben zu den in den schlimmsten Hungerjahren in der Sowjet union umgekommenen Men-schen würde ich am ehesten die Schät-zungen im Lexikon der „Zeit“ (Ham-burg, 2005) unterschreiben: 1,5 bis 5 Millionen 1921/22 und 5 bis 6 Millio-nen 1933/34.In meinen persönlichen Erinnerungen stehen die Hungerjahre um 1933 mit ihren schrecklichen Eindrücken nur knapp hinter dem Terror von 1937/38, den Bombennächten in Berlin 1944 und meinen Erlebnissen an der deutschen Westfront 1944/45. Dagegen kann ich mich natürlich nicht an den Hunger in meinem Geburtsjahr 1921 erinnern. Damals sollen bei uns am Dnjepr Ame-rikaner und Holländer geholfen haben, die schlimmste Not deutscher Familien zu lindern. Und nach der Kapitulation vom 8. März 1945 waren es wieder die Amerikaner, die mir in den Gefangenen-lagern Heilbronn und Kornwestheim so Viktor Hurr: Missernten und Hunger.

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GESCHICHTE

37 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

viel an Kalorien zukommen ließen, dass ich diese kurze Phase meines langen Le-bens mit einem Gewicht von zuletzt 42 kg nicht schlechter als das Hungerjahr 1933 überstand. Thank you, Mister President!Für 1933 und noch mehr für das Jahr der Liquidierung meines Vaters, 1938, danke ich dagegen herzlich meinen deutschen und ukrainischen Nachbarn für ihre So-lidarität und Hilfe. Dass die schlimmste Hungersnot unter Hammer und Sichel von der sowjetischen Staatspolitik absichtlich herbeigeführt worden sein soll, kann ich allerdings nicht nachvollziehen. Das Ur-teil überlasse ich lieber Wissenschaft-lern wie Benjamin Pinkus und Ingeborg Fleischhauer. Sie fassen die Gründe für die Katastrophe 1932/33 in „Die Deut-schen in der Sowjetunion“ (Köln, 1987) so zusammen: „Die Hungersnot 1932/33, ausgelöst durch die nach Zwangskollekti-vierung und Entkulakisierung entkräftete Landwirtschaft, hat viele Lücken in die deutsche Landwirtschaft gerissen.“Ich habe im Laufe meiner langjährigen eh-renamtlichen Tätigkeit für die Deutschen aus Russland viele Stimmen zu den Ge-schehnissen rund um unsere Volkgruppe gesammelt. Die folgenden Erinnerungen russlanddeutscher Zeitzeugen sind Auszü-ge aus längeren Briefen und Gesprächen:

Susanne Isaak, Jahrgang 1927,schreibt:Hungersnöte habe ich noch gut in Erinne-rung. Durch die ganzen Winter 1932/1933 und 1933/34 gab es entweder „Konjor“ oder ein Mehlstreuselwassergemenge. „Konjor“ war eine Suppe aus Kartoffeln und Hirse, aber ohne Fleisch, das andere „Stammgericht“ bestand aus in Wasser durchgekochten grauen Mehlstreuseln.Ab 1941 war Kuschagi im Gebiet Nowosi-birsk unsere neue Heimat. Wir Deutschen waren die Ausgestoßenen und ernährten uns zuerst von dem, was wir gegen Klei-dungsstücke und Bettzeug eintauschen konnten. Die Menschen in Sibirien hatten zwischen drei Übeln zu wählen: zu hun-gern, zu stehlen oder zu betteln. Stehlen und betteln hatten uns aber unsere Eltern nicht beigebracht. Das war schlimm...

Johann Kampen, Jahrgang 1921,der Verfasser dieses Beitrages,berichtet: Ich wurde 1932 elf Jahre. Die Familie hatte gute deutsche und ukrainische Nach-barn. Deren Möglichkeiten waren jedoch sehr begrenzt, weil alle selbst nichts hat-ten. Wie hilfsbereit diese Menschen sein konnten, zeigte sich erst fünf Jahre später, als unser Vater von den Organen für die Ewigkeit abgeholt wurde und Mutter Else mit vier Kindern von 16, 13, zehn und drei Jahren allein blieb. Aber 1937/38 war am

Dnjepr kein Hungerjahr im Gegensatz zu 1932/33, als der Hunger keinen Unter-schied zwischen Deutschen und Ukrai-nern machte.Unsere Familie lebte zwischen diesen bei-den Völkern nur sieben Kilometer vom aufblühenden Industriezentrum Sapo-roschje mit dem Vorzeigewerk „Dnjep-rostroj“ entfernt. So erhielt der Kolchos-gärtner David Kampen, mein Vater, in den Hungerwintern die Möglichkeit, auf dem Renommierwerk als Tischler zu arbeiten. Das gab wöchentlich Bares. Die Familie überlebte, weil sie sich an jedem Zahltag in Saporoschje etwas getrocknete Herin-ge oder kleine Sprotten kaufen konnten, die wir „russisch verdreht“ „Tuljki“ (statt „Kiljki“) nannten. Damit verbesserten wir unser Wintermenü aus Runkelrüben, Kür-bissen und gelegentlich einem klebrigen Gebäck aus einer Mischung von roher und einer als Kaffeeersatz gerösteten Gerste. Im Frühjahr kamen dann Akazienblätter, Sauerampfer und Brennnessel hinzu. Ei-nige Nachbarn aßen Zieselmäuse.

Hilde Wurster,die gleichaltrigeCousine des Verfassers,schildert den seltsamen Fall ihres Onkels Jakob, der ein besonders strenger Vege-tarier war und 1933 zu einem Gespenst aus Haut und Knochen abgemagert war. Doktor Choroschmonenko empfahl Ja-kob, Hundefl eisch zu essen: „Junge, du brauchst Eiweiß.“ Es hieß, dass sich Onkel Jakob nach diesem ärztlichen Rat übergeben musste. Aber er überlebte und wurde 75 Jahre – schon in der Verbannung in Mittelasien. Dazu muss erklärt werden, dass Onkel Jakob und seine christliche Religionsgemeinschaft die biblischen Reinheitsgebote so streng befolgten wie die sieben Brüder und deren Mutter in 2. Makkabäer, Kapitel 7, die lieber den Märtyrertod starben, als sich durch den Verzehr von Schweinefl eisch zu versün-digen.

Christian Kronhardt,Jahrgang 1928:Ich war damals erst vier Jahre alt, erinnere mich aber noch gut daran, dass in meinem Heimatdorf Gorodok viele Menschen ver-hungerten. Die Rettung unserer Familie waren ein kleiner Garten und die Kuh, die im Frühling 1933 ein Kälbchen bekam, aber trotzdem beschlagnahmt wurde. Wir hatten Glück, denn irgendein kommunisti-scher Tierfreund hatte Erbarmen mit dem Kälbchen, und Mama durfte die Kuh wie-der holen. 1945 hatten wir aber weniger Glück, denn wir verloren für immer Kuh, Garten und unsere Heimat und wurden über den Umweg Polen und Deutschland nach Sibirien deportiert.

Emma Bayer, Jahrgang 1925:Ich saß im August 1933 vor unserem Kü-chenfenster und träumte wie auch schon ein Jahr zuvor mit offenen Augen von meinem ersten Schultag. Als ich sah, dass tote Pferde an unserem Haus vorbeige-fahren wurden, sagte ich prophetisch: „In diesem Jahr sind es tote Pferde, im nächs-ten Jahr werden es Menschen sein.“Ich erinnere mich, dass Pferde in unserer Familie eine besondere Rolle spielten, denn Vater war Pferdewärter in der Fabrik „Klara Zetkin“ in Balzer an der Wolga und hatte uns eines Tages mit der Frage über-rascht: „Wollt ihr Pferdefl eisch essen? Ein Pferd hat sich ein Bein gebrochen und soll geschlachtet werden. Ich könnte ein hal-bes Pferd bekommen.“ „Ja, wir essen's“, sagten meine Mutter und meine älteren Schwestern fast gleichzeitig.Emma Bayer, die damals noch Weisheim hieß, lebt seit 1979 in Augsburg. Sie hat die meisten ihrer Wolgadeutschen um viele Jahre überlebt. Ihr Vater wurde nur 60 Jahre, ihre Mutter 90, ihre Schwestern 64, 83, 88 und 99 (!) Jahre. Das ist kein schlechtes Durchschnittsalter – trotz Hun-ger, Deportation und Trudarmija.

Suchanzeige

Emma Stukart, geb. Janz, ist auf der Su-che nach den Verwandten ihres Vaters Leopold d. Reinhold Janz, geb. 1901 in Schitomir. Er und ihre Mutter Marta Janz (geb. Freschk, geb. 1907) hatten sieben Kinder: Agatha (geb. 1926 im Gebiet No-wosibirsk, Ra yon Togutschinskij), Amalia (geb. 1928), Ida (geb. 1931 in Cherson), Adelina (geb. 1933 in Andrejewka), Olga (geb. 1937 in Wassiljewka), Alexander (geb. 1940) und Emma (geb. 1942).Bis 1931 lebten ihre Eltern und ihre zwei Kinder in Werch-Atschinsk (Gebiet No-wosibirsk, Rayon Togutschinskij). Danach übersiedelten sie in die Ukraine, wo der ältere Bruder ihres Vaters, Theodor Janz, und seine Kinder Elsa und Willi lebten. Während des deutsch-sowjetischen Krie-ges wurde die Familie nach Deutschland umgesiedelt und nach Kriegsende zurück in die Sowjetunion „repatriiert“; die Mit-glieder kamen in das Gebiet Kostroma zum Holzfällen. Durch diese Ereignisse wurde die gesamte Familie auseinander gerissen, die Verbindungen und Kontakte gingen verloren. Man weiß nur, dass der Onkel Theodor ins Gefängnis kam und dort verstorben ist. Der Vater hatte eine weit verzweigte Ver-wandtschaft, viele jüngere Geschwister, die alle im Gebiet Nowosibirsk lebten. Emma Stukart würde gerne etwas über ihr Schicksal erfahren. Ihre Kontaktadres-se: Emma Stukart, Eichenweg 1, 72537 Mehrstetten-Greut; Tel.: 07381-1087.

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GLÜCKWÜNSCHE PERSÖNLICHKEITEN

38 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

Am 1.3.2013 feiert un-sere TanteErna Eckmannihren 85. Geburtstag.85 Jahre von Gott ge-schenkt/ und durch sei-nen Rat gelenkt.Im neuen Jahr viel Son-nenschein,/ das sollen unsere Wünsche sein./

Gesundheit, Glück und ein langes Leben,/ das möge der liebe Gott dir geben.In Liebe: Helena und Juri mit Familien.

Zum 85. Geburtstag am 24.4. gratulieren wir ganz herzlich unserer lieben Mutter, Schwie-germutter, Oma und UromaMathilda Lippertgeb. Schäferund wünschen beste Gesundheit und noch

viele schöne und glückliche Jahre mit uns.In Liebe: Johann und Lidia; Helena und Waldemar; Lilia, Mike und Alexander; Otto, Elena und Jana; Maria, Johann, John, Erik und Mark.

Am 18. April 2013 fei-ert unser VaterWaldemar Schickgeb. in Georgstal, Ukra-ine, sein Wiegenfest.Lieber Papa,Opa und Uropa,wir gratulieren dir herz-lich zu deinem 92. Ge-burtstag.

Bleib munter, stark, gesund!/ Und wer durchs Leben geht mit Schwung,/ der ist in jedem Alter jung!In Liebe und Dankbarkeit: deine Familie.

Zum 90. Geburtstag gratulieren wir von HerzenEmilia Gottfriedgeb. Vollmergeb. am 24.4.1923 in Großliebental, Odessa.90 Jahre von Gott ge-schenkt/ und durch sei-nen Rat gelenkt.

Im neuen Jahr viel Sonnenschein,/ das sollen unsere Wünsche sein./ Gesundheit, Glück und ein langes Leben,/ das möge der liebe Gott dir geben.Dein Mann, Kinder, Schwiegerkinder, En-kel und Urenkel.

Waldemar Spaar:Ein Mann der ersten Stunde

Würdigung zum 90. Geburtstag

BekanntschaftenZuschriften bitte an die Geschäftsstelle der Landsmannschaft in Stuttgart.Sie, RD, Ärztin (Rentnerin), 69/163, schlank, wohnt in der Nähe von Mün-chen, sucht einen freundlichen, intelli-genten Mann. Zu zweit ist alles schö-ner! F 4.

Er, 50 J., 178/70, geschieden, berufstä-tig, freundlich, gutmütig, wohnhaft im Raum Frankfurt/Main, sucht liebevolle Partnerin für die Zukunft. M 4.

Waldemar Spaar

Über drei Jahrzehnte war der Dichter und Zeitungsmann Waldemar Spaar eine Institu-

tion in Sachen Sprache und Stil in der deutschsprachigen Zeitung „Rote Fah-ne“ in Slawgorod, Altai (Westsibirien).

Als den Deutschen in der UdSSR nach der Aufhebung der polizeilichen Aufsicht endlich ein Hauch der Erleichterung ent-gegenkam, war Spaar einer von denen, die „allein auf weiter Flur“ begannen, gegen das Trauma seiner Landsleute und den Sprachverlust anzukämpfen und zu sam-meln, was noch übrig geblieben war.Gemeinsam mit gleichaltrigen Kollegen, die noch vor dem Krieg an der Wolga ihre ersten Schreibversuche gewagt hatten und nach Aufhebung der Kommandantur (1956) seit Beginn der 1960er Jahre aus ihren Deportationsorten in die Altairegion zogen, legte Spaar den Grundstein für das deutschsprachige Pressewesen der Nach-kriegszeit in der Altairegion.Am 14. April wird Waldemar Spaar, der vor über zehn Jahren im südnieder-sächsischen Northeim eine neue Heimat gefunden hat, 90. Dazu gratulieren wir ihm ganz herzlich und wünschen ihm weiterhin einen gesunden und zufriede-nen Lebensabend.In Gnadenfl ur an der Wolga kam er 1923 als Sohn eines Dorfschmieds zur Welt. Schon als Schüler schrieb Spaar Verse und kleine Beiträge für die Wandzeitung. Seine ersten Gedichte erschienen sogar in der republikanischen Kinderzeitung „Junger Stürmer“ und der Jugendzeitung „Rote Jugend“ der ASSR der Wolgadeut-schen. In der Kantonzeitung in Gnadenfl ur sammelte er als 17-Jähriger seine ersten Erfahrungen als Dorfkorrespondent; er träumte davon, den journalistischen Beruf an einer Hochschule zu erlernen.

Doch es kam anders. Nach der Deportation im Herbst 1941 in die Altairegion landete Waldemar Spaar sehr bald in der „Trudar-mija“. Im Gebiet Molotow/Perm schuftete er als Holzfäller. „Wenn ich heute an jene Jahre denke, läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken. Wir fällten und fl ößten dort Holz und schnitzten Gewehrkolben. Alles für die Front! So lautete die Losung. Besonders grausam war der Winter 1943. Jeden Tag trug damals der Beerdigungs-trupp 30 bis 35 Tote aus den Baracken“, erinnert er sich.Seine nächste Station war die Schule im Altaidorf Schmakowo, wo er zehn Jah-re lang deutsche Sprache unterrichtete. Als dann Ende 1955 in Barnaul das erste deutschsprachige Blatt der Nachkriegs-zeit, die „Arbeit“, erschien, machte Spaar sofort als Dorfkorrespondent mit.„Bis dahin wurde ja im ganzen Lande nichts Deutsches mehr gedruckt. Der Krieg war schon längst zu Ende, doch die Stalinkult-Verehrer waren noch am Leben. Und man zagte und zitterte noch immer, ein Wort zum Schutze der Muttersprache zu sagen - aus Furcht, zum Nationalisten gestempelt zu werden“, beschreibt Spaar die damalige Situation der Deutschen in der Sowjetunion. Nach knapp anderthalb Jahren wurde die „Arbeit“ wegen „auto-nomistischer Bestrebungen“ geschlossen.Dafür wurden 1957 (fast gleichzeitig mit der deutschsprachigen Zentralzeitung

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PERSÖNLICHKEITEN

39 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

Zurück in die Heimat

Es gibt Menschen, die sich für ihre

Zeitgenossen einset-zen und dadurch für sie unentbehrlich werden. Einer davon ist Alexander Emich, der heute in Bayern, in Landshut, zu Hau-se ist.

Seine schwere Kindheit glich dem trauri-gen Schicksal der Vertriebenen der Erleb-nisgeneration des Zweiten Weltkrieges. Er wurde am 14. April 1943 im Gebiet Akmola geboren, wohin seine Eltern mit vier kleinen Kindern aus Marxstadt, Ge-biet Saratow, deportiert worden waren.In Urjupinka wurde Alexander Emich in einer neunköpfi gen Familie groß. Er hatte Glück und konnte in der sibirischen Stadt Kurgan Maschinenbau studieren. Dort heiratete er auch seine Frau Helena und wurde bald Vater einer Tochter.Wie viele Wolgadeutschen träumte er sei-nen Traum: zurück an die Wolga, die er nur aus Erzählungen seiner Eltern kannte. 1997 nahm er am Kongress der Deutschen in Russland teil. Aber eine Wiederkehr der alten Autonomie, wie es sie früher ge-geben hatte, blieb ein Traum.Dann ging auch Alexander Emich mit seiner Familie in die historische Heimat. Im Jahr 2000 kam er in Niederbayern an, wo er bis heute lebt. Seine Kinder und die Enkelin haben sich beispielhaft integriert, und das war ihm sehr wichtig.Seit seiner Einreise in die Bundesrepublik Deutschland ist Alexander Emich Mit-glied der Ortsgruppe Landshut der Lands-mannschaft und interessiert sich für die Belange seiner Landsleute. Dabei hilft er, wo er nur kann, sei es bei der Kinderweih-nachtsfeier oder im Nachbarschaftstreff "Dom". Und wenn es sein muss, betreut er auch die landsmannschaftliche Wan-derausstellung, wenn sie im Landshuter Rathaus zu sehen ist.Das Schicksal seiner Heimat an der Wolga hat ihn all die Jahre nicht losgelassen. Er besuchte das Denkmal der Zarin Katharina II. in Zerbst und sammelte umfangreiche Informationen über die Auswanderung an die Wolga. Er legt großen Wert darauf, diese Informationen auch an die nächsten Generationen weiterzugeben.Im großen Jubiläumsjahr der Veröffentli-chung des Einladungsmanifestes der Za-rin feiert Alexander Emich nun seinen 70. Geburtstag. Wir gratulieren ihm dazu ganz herzlich und wünschen ihm bei bester Ge-sundheit noch viel Glück und Freude.Der Vorstand der Orts- und Kreisgruppe Landshut.

Alexander Emich

„Neues Leben“ in Moskau) in der Ku-lundasteppe, wo die meisten Deutschen der Altairegion lebten, zwei deutsch-sprachige Kreiszeitungen gegründet: die „Rote Fahne“ (Rayon Slawgorod) und der „Arbeitsbanner“ (Rayon Snamenka), wo Spaar als Redaktionssekretär begann. Als dann nach zwei Jahren beide Zeitungen zusammengelegt wurden, war er ab 1959 bis zur Pensionierung und noch einige Jahre danach Chef vom Dienst und Stilre-dakteur der „Roten Fahne”.Vor allem für seine Literaturseiten, die mit der Zeit immer umfangreicher wurden, war das „Fähnchen“ bei seinen Lesern be-sonders beliebt, stand aber deswegen bei den Parteizensoren unter ständiger Kritik. Auch die Beiträge und Initiativen, die für den Erhalt der deutschen Sprache und den muttersprachlichen Deutschunterricht ein-traten, waren noch bis in die 80er Jahre al-les andere als eine Selbstverständlichkeit.Alles, was in den Spalten der „Roten Fah-ne“ stand, von der kleinsten Zeitungsnotiz bis zur umfangreichsten Reportage und Skizze, ging durch Spaars Hände und be-kam von ihm den letzten Schliff.Der Poesie blieb er zeitlebens treu, wel-chen Beruf er auch ausübte. Spaar ver-fasste zahlreiche Gedichte und Skizzen über die werktätigen Menschen der Ku-lunda-Steppe (Gedichtzyklen „Licht über der Steppe“ und „Neulandpioniere“), er ist Autor einiger Gedichtsammlungen und Mitautor mehrerer Sammelbändchen. Seit 1976 ist er Mitglied des Schriftstellerver-bandes der UdSSR (nachher des Schrift-stellerverbandes der Russischen Födera-tion). 1982 wurde ihm für seinen Beitrag zum Erhalt der Kultur der Russlanddeut-schen der Ehrentitel „Verdienter Kultur-schaffender der RSFSR“ verliehen.Spaar war auch einer der Ersten, die sich an das totgeschwiegene Thema Arbeitsar-mee heranwagten. „Sein Verszyklus Ab-schnitt Taiga war in unserer Lyrik ziem-lich der erste Vorstoß in eine ungeschönte, unsere Seelenhaut schürfende Darstellung jener gnadenlosen Plackerei“, so Johann Warkentin.„Was meine Taiga-Gedichte anbetrifft, so hatte ich mich fürwahr an ein Thema herangewagt, das in der sowjetdeutschen Poesie bis dahin unberührt blieb, obzwar es schon spruchreif war. Aber man durf-te noch immer nicht mit offenen Karten spielen, und so kam es, dass meine Trud-armee-Verse noch ziemlich lange in der Redaktion der ‚Neues Leben‘ auf ihre Veröffentlichung warten mussten.Maßgeblich trug Spaar dazu bei, die Lite-raturbewegung der Russlanddeutschen in den Nachkriegsjahrzehnten zu beleben. Er war Teilnehmer vieler Seminare der russ-landdeutschen Autoren, angefangen mit der Zusammenkunft 1962 in Krasnojarsk

und weiteren Unionsseminaren russland-deutscher Schriftsteller in Moskau.Auch in der Altairegion wurden die deut-schen Autoren aktiv. Da der Großteil der Mitarbeiter der „Roten Fahne“ zu ver-schiedenen Zeiten literarisch aktive Dich-ter und Schriftsteller waren (neben Wal-demar Spaar Karl Welz, Edmund Günther, Woldemar Herdt, Friedrich Bolger, And-reas Kramer, Peter Klassen, Alexander Beck, Viktor Weber, Ewald Katzenstein, Alexander Henning, Victor Klein und an-dere), entwickeltesich die Zeitung zu ei-nem Mittelpunkt der Dichterlesungen und Seminare in der Kulundasteppe, in die immer wieder auch deutsche Autoren aus anderen Regionen einbezogen wurden. Es begann mit Leserkonferenzen der „Ro-ten Fahne“ in den 1960er Jahren, die sich nach und nach in Dichterlesungen und Se-minare mit Literaturpreis-Ausschreibun-gen verwandelten, gestiftet von deutschen Kolchosen um Slawgorod. Nina Paulsen Waldemar SpaarOpfermut(Aus dem Gedichtzyklus„Frontabschnitt Taiga“)Ein kalter Schneetag. Tief im Schnee die Bäume.Wir schaufeln wegden Schnee bis auf den Grund. Ein Hauch von Wehmut liegt auf unsern Träumen...Markierte Birken, rank und schlank, gesund.Mit Schneekristallen ins Gesicht uns stechend, dringt vor der Frostwind dringt bis ins Gedärm. Doch... ist in uns die Heimat... Doch - ach! - Warum? –Sie wärmt uns nicht wie eine Mutter ihre Kinder wärmt...Hier wird gefällt, zersägt... Das Beil geschwungen. Wir hauen Birkenholz ob Eis und Schnee, wir hauen Kolben für die Schießgewehre,das Holz ist weich und zäh,das Holz ist knorrenfrei, ihm tut die Seele weh.So muss es sein.Es fallen Menschen, Birken...Doch alles wird zur Wehr aus hartem Guss,und weh dem Feind in ferneren Bezirken -die Birke fällt wie ein gezielter Schuss.

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DIE VOLKSGRUPPE

40 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

Frieda Bayer

Der Weg zur Freiheit(Aus dem Buch von Frieda Bayer „Der Schrei der Seele“)

Der 250. Jahrestag der Ansiedlung der Deutschen an der Wolga ist

ein besonderes Ereignis. Verbunden ist es mit erfolgreichen und auch mit ganz schweren Zeiten.

Schwierigkeiten, die Menschen aller Nationalitäten überwinden mussten, konnte man verstehen. Aber es gab Zei-ten, in denen nur Menschen bestimmter Nationalitäten verfolgt und unschuldig verurteilt wurden. Besonders grausam und unmenschlich ging man in der ehe-maligen UdSSR mehrere Jahre mit der deutschen Bevölkerung um.Wir erinnern uns an den "Großen Terror" in den Jahren 1937 und 1938 und an die Einberufungen von deutschen Männern, Frauen und Jugendlichen in die Zwangs-arbeitslager, die man „Trud armee“ nann-te. Was die Menschen dort erleben mus-sten, wie sie ums Überleben kämpften, ist traurig und ungeheuerlich. So etwas kann und darf man nicht vergessen.Ein kleiner Teil dieser Grausamkeiten wurde von den Überlebenden nach der Rückkehr aus den Zwangsarbeitslagern zu Hause erzählt. Sehr, sehr selten haben sie einiges davon auch in ihren so trau-rigen dreieckigen Briefen nach Hause geschrieben.Ich habe auch meine eigenen Erinnerun-gen an die schweren Zeiten geschrieben.

Einige davon habe ich bei Präsentatio-nen, Lesungen und Auftritten in Stadt-allendorf, Oerlinghausen, Ulm, Wetzlar, Fulda, Kassel, Detmold, Regensburg und anderen Städten vorgetragen.Diese Beschreibungen widme ich eben-so wie den Beitrag hier in "Volk auf dem Weg" allen Opfern dieser grausamen Zeiten und ihren Familienangehörigen. Frieda Bayer

Erinnerungen an schwere Zeiten

Frieda Bayer bei einer ihrer Lesungen.

Die Durchsuchung

Es war Februar 1938. Die Familie Schmidt war schon mit dem Abendessen fertig. Die Mutter räumte den Tisch ab, sah auf die Uhr, denn sie wollte ins Kino gehen. Der Kinoklub war nur ein paar Minuten entfernt, und sie fragte ihren Mann, ob er mitgehen wolle. Er war aber müde, musste morgen wegen seiner Arbeit früh aufste-hen, deshalb sagte er: „Geh alleine, Maria. Ich ruhe mich lieber aus. Heute hatte ich einen anstrengenden Tag."Als seine Frau gegangen war, unterhielt sich Albert Schmidt noch mit seinen Kin-dern, und sie gingen zeitig schlafen.Sie schliefen noch nicht, als es plötzlich an der Tür klopfte. Ins Zimmer traten uni-formierte Männer mit geschulterten Ge-wehren.„Genosse Schmidt“, sagte der Ältere, „wir müssen ihre Wohnung durchsuchen“.Sie durchwühlten die Wohnung, den Dachboden, den Stall, den Keller und sa-hen sich im Hof um.Albert wusste, dass man nichts Verbotenes fi nden würde, und beruhigte die Kinder.Als die Männer fertig waren, forderten sie ihn auf: “Ziehen Sie sich an und kommen sie mit uns. Nehmen Sie Kleidung zum Wechseln mit...“Während er ein paar Sachen packte, schickte er eines der Kinder in den Klub, um Maria so schnell wie möglich nach Hause zu holen.Auf dem Heimweg hörte sich die Mutter die wirre Erzählung ihres Sohnes an, was zu Hause los war. Aufgeregt betrat sie das Haus, fi el ihrem Mann um den Hals und begann zu weinen.Er versuchte sie zu beruhigen: „Weine nicht, Maria, ich bin unschuldig, mir wird schon nichts passieren.“Maria wollte die Uniformierten etwas fra-gen, wurde aber grob unterbrochen: „Wir stellen hier die Fragen! - Kommen Sie, Genosse Schmidt!"Eilig wickelte sie etwas zum Essen in ein Tuch, legte es in ein Säckchen und reichte es ihrem Mann. Er legte das Päckchen zu den anderen Sachen, umarmte seine Frau, dann seine Kinder und sagte: „Ich komme bald wieder zurück, denn ich bin unschul-dig. Ich habe nichts Schlimmes getan. Weint nicht und wartet auf mich.“Die Fremden taten so, als hätten sie es ei-lig. Ihre strengen Gesichter zeigten, dass sie keine Fragen beantworten würden. Albert Schmidt wurde hinausgeführt, in

ein schwarzes Auto gesetzt, mit dem man immer Verhaftete transportierte.Wie oft musste sich Maria an diesen Kino-besuch erinnern! Sie machte sich ständig Vorwürfe, dass sie diesen Besuch unter-nommen hatte.„Ach, wäre ich nur zu Hause geblieben“, machte sich Maria Vorwürfe, als der Wa-gen davon fuhr. Dabei wusste sie, dass sie nicht in der Lage gewesen wäre, ihrem Mann zu helfen.Trotzdem hatte sie ein unangenehmes Gefühl, ein schlechtes Gewissen, weil sie gerade an diesem Abend nicht da gewesen war.

Spurlos verschwunden

Am nächsten Morgen kochte Maria, ver-sorgte ihre Kinder, nahm einen Teil des Essens und ging auf die Suche nach ihrem Mann. Überall, wo sie auch fragte, bekam

sie von den Behörden die gleiche Antwort: „Hier ist er nicht. Wir wissen nicht, wo er ist.“ Sie war verzweifelt und wusste nicht, an wen sie sich noch wenden sollte. Von anderen Frauen hörte sie, dass eini-ge ihre Männer an der ein paar Kilometer entfernten Bahnstation noch einmal gese-hen hatten. Niemand wusste, wohin ihre Angehörigen gebracht wurden.Einem Inhaftierten war es gelungen, seiner Frau heimlich eine Streichholz-schachtel aus dem Wagenfenster zuzu-werfen. Erst als der Zug weg war, hob sie sie unbemerkt auf. Sie ging zur Seite, schaute sich um, um sicher zu sein, dass niemand sie beobachtete. Erst dann öffne-te sie die Schachtel und fand dort einen kleinen Zettel, auf dem eilig gekritzelt war, dass die Männer jetzt alle Gefange-ne seien. Sie wüssten selbst nicht, wohin man sie bringen würde und wie lange sie dort bleiben müssten. Wenn es aber eine

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DIE VOLKSGRUPPE

41 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

Möglichkeit gäbe, würde man versuchen, die Frauen zu benachrichtigen. Die ande-ren Frauen näherten sich ihr und beglei-teten sie schweigend. Als sie weit genug vom Bahnhof weg und sicher waren, dass sie niemand belauschen konnte, erzählte die Frau, was auf dem Zettel stand. Alle weinten verstohlen und gingen schnell nach Hause.Maria ging noch oft zur Bahnstation, aber ihren Mann hat sie nicht mehr gesehen. Wenig später wurden auch ihr ältester Sohn und der Schwiegersohn verhaftet und weggebracht.

Auf der SucheMaria gab nicht auf und suchte weiter nach ihrem Ehemann. Überall wurde sie abgewiesen, und immer wieder sagte man ihr, man wisse nicht, wo er sei.Sie schrieb einige Briefe, bekam aber kei-ne Antwort. Dann schickte sie ein Schrei-ben an die Staatsanwaltschaft der UdSSR in Moskau. Von dort bekam sie im De-zember 1940 eine Postkarte. Man teilte ihr mit, dass man ihren Brief an die örtliche Staatsanwaltschaft weitergeleitet habe. Dort hatte man ihr schon früher mehrmals gesagt, dass man nichts über den Verbleib ihres Mannes wisse. Maria war verzwei-felt und wusste nicht, an wen sie sich noch wenden könnte. Jahrelang hoffte sie, ihren Mann wieder zu fi nden.

„Volksfeinde“

Albert Schmidt blieb verschollen. Maria musste sich Arbeit suchen, doch in ihrem Wohnort bekam sie keine. Deshalb fragte sie in der Verwaltung der Kolchose, die sich in ihrer Nachbarschaft befand, nach. Sie wusste, dass es dort viel Arbeit gab und man Leute brauchte, bekam aber eine Absage. Auch ihre Tochter, deren Mann verhaftet worden war, wurde nicht ein-gestellt. Es hatte sich herumgesprochen, dass „Volksfeinde" verhaftet wurden und dass deren Familienmitglieder in der Kol-chose nichts zu suchen hatten.Maria wollte nicht glauben, dass auch ihre Familie jetzt zu den „Volksfeinden“ gehörte...

Verbannungsort: Sibirien

1941 wurde die Familie Schmidt - wie viele andere Russlanddeutsche - nach Si-birien verbannt. Ihr Sohn und die Töchter mussten in die Trudarmee. Maria blieb mit ihrem jüngsten Sohn alleine, und sie bekam Arbeit in der Kolchose. Abends sprachen sie oft über ihre Angehörigen, die nicht mehr bei ihnen waren. Maria gab die Hoffnung nicht auf, ihren verscholle-nen Mann und ihre Kinder eines Tages wieder zu sehen.

Ein Teil der Freiheit

Im Jahre 1956 wurden die Russlanddeut-schen von der Kommandantur befreit. Sie durften aber nicht an die Wolga oder einen anderen Ort, wo sie früher gelebt hatten, zurückkehren. Auch ihre Häuser durften sie nicht zurückverlangen. Es wurde ihnen zwar erlaubt, Sibirien zu verlassen, aber sie mussten in einen fremden Ort ziehen.Die Familie Schmidt zog nach Kasachs-tan.

Der lange Weg zur Wahrheit

Die Suche nach dem Vater gaben sie nie auf. Im Herbst 1968 starb Maria, ohne et-was über das Schicksal ihres Mannes er-fahren zu haben.Ende der 80er Jahren reisten viele Russ-landdeutsche nach Deutschland aus. Auch Marias Sohn hatte das vor. Im Antrags-formular standen Fragen über die Eltern, über ihr Schicksal. Die Suche nach dem verschollenen Vater begann von neuem. Marias Sohn war mittlerweile verheiratet.Er und seine Frau hatten eine neue Ad-resse ausfi ndig gemacht, wo sie hofften, etwa über das Schicksal des Vaters zu er-fahren.Auf ihr Schreiben bekamen sie im Febru-ar 1990 die Nachricht, dass der Vater, der beschuldigt worden sei, gegen die Sowjet-macht gewirkt zu haben, rehabilitiert sei und dass er oder im Fall seines Todes sei-ne Familie einen doppelten Monatslohn an seinem einstigen Arbeitsplatz bekom-men könne.Weiter wurde ihnen mitgeteilt, dass über das weitere Schicksal des Va-ters keine Angaben vorliegen wür-den. Mit dieser Frage sollten sie sich an die Behörde wenden, die ihn damals verhaftet hatte, und dort mitteilen, dass das Verfahren einge-stellt worden sei, weil er kein Ver-brechen begangen habe.Es lag auch eine Bescheinigung über die Rehabilitierung des Vaters bei; in ihr stand: „Albert Schmidt, verhaftet im Feb ruar 1938. Im Ok-tober 1969 stellte man fest, dass er unschuldig war, und Schmidt wurde rehabilitiert. Der Staatsan-waltschaft liegen keine Angaben über das weitere Schicksal vor. Mit dieser Frage können Sie sich an - es wurde eine Behörde angegeben, aber ohne Anschrift - wenden."

Die bittere Wahrheit

Die Familie Schmidt machte die Anschrift dieser Behörde ausfi n-dig und schrieb wieder einen Brief, und diesmal mit Erfolg. Im April

1990 bekamen sie ein Schreiben über das Schicksal ihres Vaters, in dem unter an-derem stand: „... ihm wurde ohne Grund vorgeworfen, er wäre Mitglied einer deutschen profaschistischen Organisa-tion gewesen, er hätte Spionage betrie-ben, Diversionsaktionen vorbereitet und durchgeführt und gegen die Sowjetmacht gekämpft. Das NKWD und die Staatsan-waltschaft der UdSSR verurteilten ihn im März 1938 zum Tode durch Erschießen.Das Urteil wurde im April 1938 in der Stadt - der Ort wurde namentlich genannt - vollstreckt.Leider wurde damals nicht angegeben, wo er beigesetzt wurde, und im Archiv gibt es darüber keine Angaben.Eine Sterbeurkunde bekommen Sie im Standesamt...“Abschließend drückten sie ihr herzliches Beileid zum tragischen Tod des Vaters aus.Die Familie stellte bestürzt fest, dass der Vater nach der Verhaftung noch nicht ein-mal zwei Monate überlebt hatte.Sie erinnerten sich, wie oft sie mit der Mutter abends über den Vater gesprochen und auf ihn gewartet hatten. Ob der Sturm tobte, die Bäume in der Taiga rauschten, ob es regnete und das Wasser die kleinen Fensterscheiben herunter lief, ob später im Winter der Schnee ihre niedrige Lehm-hütte völlig bedeckte, sie saßen still im Dunkeln, um das Klopfen des Vaters an der Tür oder am Fenster nicht zu überhö-ren. Die Erkenntnis, dass man ihn zu die-ser Zeit schon lange erschossen hatte, war bitter.

Meinhart Schön, Tel.: 0483-8517, schickte uns dieses Bild, das im Vordergrund seine Eltern Ewald und Lydia (geb. Steinke) Schön und hin-ten links Frieda Sonntag, geb. Lau, zeigt. Er bittet um genauere Auskünfte über die Frau hinten rechts, von der er nur weiß, dass es sich um eine Nichte seiner Mutter handelt.

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GESCHICHTE

42 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

Einmal Russland, bitte!Funde aus dem Landeskirchlichen Archiv der Evang.-Luth. Kirche in Bayern

Etwa 20.000 Deutsche leben heute in Nürnberg, die ihre Wurzeln in den Nachfolgestaaten der

Sow jetunion haben. Sie sind überwie-gend Nachkommen der deutschen Aus-wanderer, die vor 250 Jahren dem Ruf der Zarin Katharina II. folgten. 30.623 Auswanderer, die meisten aus deut-schen Landen, folgten zwischen 1763 und 1772 den großzügigen Angeboten der Zarin. Auch aus Nürnberg und Umgebung machten sich Menschen auf den Weg nach Russland.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Einmal Russland und zurück!“ luden das Haus der Heimat Nürnberg, die Kirchengemeinde Bartholomäus Wöhrd, die SinN-Stiftung des Evang.-Luth. Dekanats und das Lan-deskirchliche Archiv der Evang.-Luth. Kirche am 24. Februar zur Eröffnung der Ausstellung „Einmal Russland, bitte! Funde aus dem Landeskirchlichen Archiv der Evang.-Luth. Kirche in Bayern“.Die Ausstellung in der Kirche St. Bar-tholomäus Wöhrd führt zu den oberpfäl-zischen und fränkischen Wurzeln der Deutschen aus Russland. Die Auswande-rung aus dem heutigen Bayern war eher punktuell und dauerte nicht lange an. Schon 1765 wanderten Deutsche aus der Oberpfalz nach Russland aus. Die Gele-genheit zur Auswanderung bot sich auch deswegen, weil die Stadt Regensburg der erste Sitz eines russischen Gesandten war, der die Anwerbung von Ausreisewilligen nach Russland betrieb.Hauptauswanderungsgebiet war daher die Region zwischen Nürnberg und Re-gensburg. Die meisten Ausreisewilligen kamen zu den Sammelstellen in Ulm, Regensburg, Frankfurt und Büdingen und 1766 auch nach Wöhrd bei Nürnberg, wo die Beamten sich von russischen Anwer-bern bestechen ließen und ihre Untertanen freigaben. Aber bereits 1766 wurde die Anwerbung durch energische Gegenmaß-regeln gestoppt und die Auswanderung verboten – der Sitz des Gesandten wurde nach Hessen verlegt.Wer aus der Region Nürnberg auswander-te, ließ sich in der Kirche St. Bartholomä-us Wöhrd trauen; dort schnellte die Zahl der Eheschließungen in die Höhe. Haupt-bedingung der russischen Regierung lau-tete, dass nur verheirateten Ehepaare als „Colonisten“ angenommen würden; die eigenen Herrscher verlangten nur die Til-gung aller Steuerschulden, bevor sie den Ausreisewilligen Reisepässe ausstellten.

Den Eröffnungsvortrag dazu hielt Dr. Anton Bosch vom Historischen Forschungsverein der Deutschen aus Russland (HFDR). Er erforschte die Aus-wanderung aus Bayern anhand von Funden und Unterlagen des evangelischen Landeskirchenar-chivs in Nürnberg. Dabei konnte er feststellen, dass sich 66 Ehe-paare zwischen 1766 und 1767 in das Traubuch Wöhrd eintra-gen ließen, die als Kolonisten aus der Region um Nürnberg auswanderten. Allerdings konnte die Gesamtliste der „russischen Colonisten“ aus Wöhrd bisher nicht gefunden werden. Schät-zungsweise zogen von hier ca. 1.000 Personen nach Russland.Neben der fünfteiligen Darstel-lung der Geschichte der Russ-landdeutschen seit 1763 unter dem Motto „250 Jahre Einla-dungsmanifest von Katharina II. – 250 Jahre russlanddeutscher Kulturgeschichte“, vorbereitet vom HFDR, wurde eine Foto-ausstellung über das Ehebuch und seine historischen Hintergründe gezeigt Die Nürnberger Veranstaltungsreihe 2013 „Einmal Russland und zurück!“, zu der die Ausstellung gehört, zeigt Aspekte deutscher Aus- und Einwanderung, blickt anhand von Nürnberger Archivdokumen-ten in die Geschichte und thematisiert

Die Kirche zu Wöhrd.

Auszug aus dem Wöhrder Eheregister.

Mig rationsfragen zwischen Ost und West. Zu den Veranstaltern gehören neben der SinN-Stiftung des Evangelisch-Lutheri-schen Dekanats und der Evangelischen Stadtakademie das Haus der Heimat Nürn-berg, der HFDR und die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland (Ortsgruppen Nürnberg und Fürth und Landesgruppe Bayern).Den Auftakt zu der Reihe bildete eine Le-sung mit der russlanddeutschen Autorin Eleonora Hummel Ende 2012. Das Jahr 2013 begann mit der Diskussionsrunde „Eingewanderte Ausgewanderte. Erfah-rungen Russlanddeutscher mit Integ-ration“ am 24. Januar in der Nürnberger Reformations-Gedächtniskirche.Weitere Veranstaltungen im Laufe des Jahres: eine Ausstellung bildender Künst-ler in der Martin-Niemöller-Kirche, ein Auftritt des Russlanddeutschen Theaters Niederstetten mit dem Stück „Der weite Weg zurück“ (Epiphaniaskirche) und ein Vortrag (mit Diskussion) des Aussiedler-beauftragten der Bundesregierung, Dr. Christoph Bergner, in der Evangelische Stadtakademie. Im Juni und Juli 2013 wird die Reihe mit zwei Veranstaltungen abgeschlossen, den Aussiedlerkulturtagen und dem Fest unter der Eiche im Haus der Heimat. Nina Paulsen

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GESCHICHTE

43 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

Wanderausstellung des HFDR:

250 Jahre Einladungsmanifest von Katharina II. – 250 Jahre russlanddeutscher Kulturgeschichte

Im Rahmen der Nürnberger Veran-staltungsreihe 2013 „Einmal Russ-land und zurück!“ konzipierte und

erstellte der Historische Forschungs-verein der Deutschen aus Russland eine Wanderausstellung unter dem Motto „250 Jahre Einladungsmanifest von Katharina II. – 250 Jahre russland-deutscher Kulturgeschichte“.

Auf fünf RollUPs vermittelt sie in Bild und Wort eine komprimierte Übersicht über die 250-jährige Kulturgeschichte der Deutschen im Russischen Reich und in der späteren Sow jetunion.Die Inhalte beginnen mit der Zarin Katha-rina der Großen und ihrem Einladungs-manifest, schildern weiterhin die deutsche Ansiedlung im Wolgagebiet und anderen Regionen und reichen über Höhen und Tiefen der russlanddeutschen Geschichte bis zur gegenwärtigen Lage der deutschen Minderheit in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion und der Rückwanderung der Russlanddeutschen in das Land der Vorfahren. Mit Informationen über die Auswanderung aus Bayern und Nürnberg wird ein regionaler Akzent gesetzt.Die Themen der einzelnen Tafeln:• „Katharina die Große: Eine Deutsche

auf dem russischen Zarenthron";• „Deutsche wandern nach Russland aus:

Ansiedlung an der Wolga und in anderen Gebieten“;

• „Auswanderung aus Bayern nach Russ-land – die deutsche Kolonie Jamburg“;

• „Deutsche unter dem Doppeladler: Blü-tezeit bis zum späten 19. Jh. - Erster Weltkrieg“;

• „Deutsche unter dem Sowjetstern: Kur-zes Aufblühen – Diskriminierungen – Massenauswanderung“.

Die RollUps werden im Haus der Hei-mat Nürnberg aufbewahrt und können an Ortsgliederungen der Landsmannschaft landesweit ausgeliehen werden. Reservie-rungen werden nur schriftlich vorgenom-men, wobei Einzelheiten mit dem Sekre-tariat des HdH geregelt werden müssen.Ansprechpartnerin:Annette Folkendt (Tel.: 0911-8002638, 8 bis 13 Uhr; Fax 0911-8002640; E-Mail: [email protected]). Jedes RollUp ist in einer Tasche, leicht tragbar und ca. einen Meter lang. Das HdH verlangt für das Ausleihen keine Gebühr, jedoch Ersatz bei Beschädigung (200,- Euro pro Stück) und rechtzeitiges Zurückbringen. Vorstand HFDR

Brücken bauen zwischen Ost und West

Am anderen Ufer: Russlands Deutsche – aus der Vergangen-heit in die Zukunft“ heißt das

Projekt (Ausstellung und Album) der Künstler Natalia Paegle (Texte) und Vadim Ossipow (Fotos) aus Jekaterin-burg, Russland. In 60 Lebensgeschich-ten dokumentieren sie in Bild und Wort Schicksale der Russlanddeutschen im 20. und 21. Jahrhundert – in Russland und in Deutschland.

Die Teilnehmer des Projektes (30 von rus-sischer und 30 von deutscher Seite) kom-men aus allen Altersgruppen, Berufen und gesellschaftlichen Schichten. Viele von ihnen sind Brückenbauer zwischen den Kulturen und Ländern in ihrer Heimat.Mehrere Förderer und Helfer von rus-sischer und deutscher Seite haben das anspruchsvolle Vorhaben unterstützt, da-runter die Verwaltung des Gouverneurs des Gebietes Swerdlowsk, das Deut-sche Generalkonsulat Jekaterinburg, die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, die Vereinigung „Heimat e.V." (Deutschland), die Internationale Unternehmensgruppe "Monolith Grup-pe" (Deutschland), die Holding UNACO Group (Russland) sowie Kulturstiftun-

gen, Zeitungen, Museen, Universitäten und deutsche Kulturzentren der Gebiete Swerd lowsk und Tscheljabinsk im Ural-gebiet.Im Rahmen des Deutschlandjahres in Russland und des Russlandjahres in Deutschland 2012/13 unter dem Motto „Deutschland und Russland: gemeinsam die Zukunft gestalten“ wird das Projekt in beiden Ländern vorgestellt. Nach Statio-nen in Russland kommt die Ausstellung nun auch nach Deutschland, wo sie in Nürnberg, Stuttgart, Hamburg und Berlin Einzug halten soll.In Nürnberg ist sie vom 9. bis 24. Ap-ril 2013 im Amt für Kultur und Frei-zeit (KUF im Südpunkt, Pillenreuther Str. 147) zu sehen. Veranstalter sind das Haus der Heimat Nürnberg, der Histori-sche Forschungsverein der Deutschen aus Russland und die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland (Ortsgruppen Nürnberg und Fürth).Die Vernissage fi ndet am 9. April um 19 Uhr im Amt für Kultur und Freizeit statt. In den nachfolgenden Wochen steht die Ausstellung von Montag bis Sonntag (8 bis 21 Uhr) für Besichtigungen (einzeln und in Gruppen) zur Verfügung. Nina Paulsen

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ZUM GEDENKEN

44 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

Zum GedenkenGEORG SCHLEE

geb. 12.1.1925 gest. 9.4.2003MONIKA SCHLEE, geb. Kressgeb. 18.11.1927 gest. 25.4.1988

Ihr habt gesorgt, ihr habt geschafft,wohl manchmal über eure Kraft.Nun schlaft in Frieden, ruhet sanftund habt für alles lieben Dank.Familie Taag und Familie Schlee, En-kel und Urenkel.

Was man in seinem Herzen besitzt,kann man nicht durch den Tod verlieren.

RAPHAEL IHLYgeb. 29.11.1934 inKarlsruhegest. 6.3.2013 inSchutterwaldUnd immer sind dadie Spurendeines Lebens.Gedankenund Augenblicke -

sie erinnern uns an dich,machen uns glücklich, machen uns traurigund lassen uns dich nicht vergessen.In Liebe und Dankbarkeit: deine Frau Ida, Kinder und Enkelkinder,

OTTILIAFORTMEIERgeb. Wilhelmgeb, 26.6.1930 inJosefstal/Odessa/Ukrainegest. 1.2.2013 inHöpfi ngenNur eine Muttergibt's im Leben,

viel Gutes hast du uns gegeben.Du, liebe Mutter, bist nicht mehr,dein Platz in unserem Haus ist leer.Du reichst uns nie mehr deine Hand,zerrissen ist das feste Band.Nun schlaf in Frieden, ruhe sanftund hab für alles lieben Dank.Tief bewegt und unendlich traurig haben wir Abschied genommen von unserer geliebten Mutter, Oma und Uroma.Wir danken allen Verwandten und Freunden für die herzliche Anteilnah-me, die uns entgegengebracht wurde.In Liebe und tiefer Trauer: Lidia, Jo-sef, Dora und Maria mit Familien, Franz mit Tochter.

In tiefer Trauer um meine liebe Frau, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Oma, Uroma und Schwester

MIRTAGROMUTgeb. Wahnsiedler

geb. 1.3.1935 inAlexanderfeld/Saporoschjegest. 10.2.2013 inWolfsburg/Niedersachsen

Der harte Kampf ist nun zu Ende,du bist erlöst vom Erdenschmerz.Dich leiden sehen und nicht helfen können,das war für uns der größte Schmerz.Müh' und Arbeit war dein Leben,treu und fl eißig deine Hand.Ruhe hat dir Gott gegeben,denn du hast sie nie gekannt.Nun schlaf in Frieden, ruhe sanftund hab für alles lieben Dank.Wir danken herzlich allen Verwandten, Freunden und Bekannten, dem Chor der Deutschen aus Russland in Wolfs-burg, die uns durch Schrift, Wort, Kränze, Blumen und Geldspenden ihre Anteilnahme zeigten.In Liebe und tiefer Trauer: dein Ehe-mann Alexander, deine Kinder, Enkel und Urenkel sowie alle Angehörigen.

ALFREDHÖRZgeb. 3.12.1927 inKatharinenfeld/Kaukasusgest. 15.2.2013 inNeussEine Stimme,die uns vertraut war,schweigt.

Ein Mensch, der immer für uns da war, lebt nicht mehr.Was uns bleibt, sind Liebe, Dank und Erinnerung an viele schöne Jahre.In tiefer Trauer: Ehefrau Elli, Kinder, Enkel und Urenkelin.

Zum 10-Jahres-GedenkenVIKTOR BARBI

geb. 10.6.1947 inSabawnoje/Altaigest. 22.4.2003 inAalenDu hast gesorgt,du hast geschafft,wohl manchmal überdeine Kraft.

Vor zehn Jahren bist du gegangenauf eine Reise ohne Wiederkehr.Ein tiefer Schmerz hält uns gefangen,wir vermissen dich so sehr.In Liebe und Dankbarkeit: deine Frau Rosa, deine Kinder und Enkel.

Du bist nicht mehr da, wo du warst,aber du bist überall, wo wir sind…

FRIEDA BURKHARDTgeb. Renschlergeb. 19.3.1932

in Neufreudenthal/ Odessagest. 5.2.2013 in Detmold/ NRW

...und immer wenn wir von dir sprechen, fallen Sonnenstrahlen in unsere Herzen und halten dich ganz fest umfangen, so, als wärst du nie gegangen.In ewiger Liebe und Dankbarkeit: dein Ehemann Alfred, deine Kinder Lena, Erich und Rita, deine Enkel und Uren-kel.

KATHARINEWALZgeb. Schöllgeb. 28.10.1924 inMarienheim/Odessagest. 14.2.2013 inErfurt/ThüringenDas Leben hatfür uns kein Ende,

nur eine neue und traurige Wende.Wir zünden Kerzen an und beten für dich.In unseren Herzen bleibst du für uns das leuchtende Licht.Nun schlaf in Frieden, ruhe sanft und hab für alles lieben Dank.In tiefer Verneigung und Liebe: deine Kinder Viktor, Rita und Paulina mit Ehepartnern, Enkel und Urenkel.

Als Gott sah, dass der Weg zu weit,der Hügel zu steil, das Atmen zu schwerund die Stimme zu leise wurde,legte er seinen Arm um dich und sprach:„Komm heim!“

ADAMKINDSVATERgeb. 21.3.1921 inHuck/Wolga gest. 16.2.2013 inWerther/NRWIn stiller Trauer: deine Töchter An-nelore und Erika mit Familien, deine

fünf Enkel, deine neun Urenkel und die Schwägerin Frieda Funk.

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ZUM GEDENKEN DIE VOLKSGRUPPE

45 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

Wir nehmen Abschied von MAGDALENAGERHARDTgeb. Wagnergeb. 22.5.1932 inOdessagest. 12.2.2013 inBaindtWenn die Kräftezu Ende gehen,ist es kein Sterben,

sondern Erlösung.In stiller Trauer nehmen wir Abschied von meiner lieben Frau, unserer Mut-ter, Schwiegermutter und Oma.

HELMUTJEITTERgeb. 11.2.1928 inKatharinenfeld/Kaukasusgest. 19.2.2013 inAlmaty/KasachstanNun ruhe sanft,du gutes Herz.

Gott, steh uns bei in unserem Schmerz.

In tiefer Trauer: deine Frau, drei Kinder, sechs Enkel, drei Urenkel, Schwester mit Kindern.

Gott erhört Gebete! Gott hilft!

In VadW 6/2012 lese ich auf Seite 36 ("Erinnerungen für diese und die nächste Generation") Worte, die meine volle Zustimmung fi nden. Man darf diesen Teil der Geschichte der Deutschen nach dem 28. August 1941 nicht vergessen. Es

bleiben immer weniger Zeitzeugen. Ich bin eine davon und schicke Ihnen einen Er-lebnisbericht aus jener Zeit. Es wurden ja nicht nur die Wolgadeutschen deportiert und verbannt, nein, ALLE Deutschen in der Sowjetunion, wo immer sie lebten, gal-ten als Feinde und Verräter und kamen in die Verbannung. So ging es auch unserer Familie aus Alma-Ata, Kasachstan. Wenn jemand Interesse an meinen Erinnerun-gen hat, hier meine Adresse und Telefonnummer: Anna Höschele (sen.), Bachstr. 2, 73235 Weilheim a.d. Teck, Tel.: 07023-748126.

Am 14. November 1941 um vier Uhr morgens entwickelte sich am Haus in der schmalen Gasse Sibirskaja 2 in Alma-Ata, der Hauptstadt von Kasachstan, ein ungewöhnliches Treiben. Ungeachtet des kalten herbstlichen Dauerregens, wurden Säcke, Ballen und Kisten von Frauen und Kindern zur Eingangspforte geschleppt. Männer waren keine dabei. Sie waren vor drei Jahren verhaftet worden und seit-dem verschwunden. Es hieß, sie seien als Volksfeinde zu zehn Jahren Strafl ager ver-urteilt worden, ohne Recht zu korrespon-dieren. Die Mütter hatte man vor drei Ta-gen in das Büro des NKWD beordert und ihnen eröffnet, dass sie als Deutsche mit ihren Familien aus der Hauptstadt ausge-wiesen würden. Meine Großmutter und Tante Käthe, Mutters jüngste Schwester, schlossen sich uns an.Pünktlich um 6 Uhr war das Auto da, das uns zur Bahnstation bringen sollte. Die Sachen wurden hinaufgehievt, Frauen und Kinder mussten sich obendrauf set-

Auf die Allee von alten Bäumen fällt welkes Laub.Die Abendsonne sprüht ihre Funken aus.Der Himmel glüht, die Nacht bereitet sich zu träumen.Hier aber will das Leben nichts versäumen.Hier wird das Tageslicht nicht müd,und wenn im Himmel auch der Tag verblüht,erwacht er neu in diesem Heimatdörfchen.

Ein leichtes Wölkchen drängt entlang.Kein Wort zu hör'n und kein Gesang,im ganzen Ort nur stummes Schweigen,Von fern die Unheilwolken ziehen dann.Mag anderswo der Himmel sich umtun,mit Blitz und Donner ein Wetter künden,die alten Bäume haben nichts zu sagen,ihr Schicksal bleibt geheim in allen Tagen.

Egon Klein: Ewiges Gedenken

zen, ohne Halt, ohne Schutz vor Wind und Regen. Nur die Großmutter durfte im Fah-rerhäuschen Platz nehmen. Am Bahnhof angekommen, mussten die Mütter ihre Sachen selbst in die Frachtwagen verla-den. Ich (14 Jahre) und meine zwei Brüder (zwölf und acht) blieben mit Großmutter in einer geschützten Ecke stehen.Es dauerte Stunden, bis wir endlich in ei-nen Zug einsteigen konnten. Wir kamen in ein Abteil mit rechts und links drei harten Liegefl ächen übereinander, einem Tisch-chen dazwischen und einem scheibenlo-sen Fenster, das mit Brettern vernagelt war. Augenscheinlich war der Zug schon in der Nähe der Front gewesen. Hier be-kamen wir unsere Plätze zugewiesen. Müde wie wir waren, freuten wir uns, dass wir uns ausstrecken konnten. Gegen den Wind, der durch die Ritzen des Fens-ters zog, konnten wir uns mit den dicken Steppdecken absichern. Aber jetzt melde-ten sich auch Hunger und Durst, denn wir hatten seit gestern nichts gegessen.

Da erspähte Mama durch die Ritzen das Wasserkochhäuschen auf dem Bahn-steig gerade gegenüber, nur durch einige Schienenlinien entfernt. Solche Häuschen standen auf allen russischen Bahnstatio-nen, seit es Eisenbahnen gab. Da wurde in großen Mengen Wasser gekocht, damit die Passagiere sich Tee aufbrühen konn-ten. Nun stand davor zwar eine große Menschenschlange, aber Mutter woll-te uns gern einen Tee besorgen, da wir durchgefroren und nass waren. Sie nahm Großmutters dickbauchigen dunkelblauen Teekessel und lief hinüber. Wir freuten uns darauf, etwas Warmes zu bekommen, und warteten geduldig.Aber es vergingen eine, zwei, vier Stun-den, und Mama kam nicht. Es wurde Abend und immer dunkler - Mama kam immer noch nicht! Tante Käthe war schon zweimal über die Schienen gelaufen und hatte die Menschenschlange durchgese-hen, sie war nirgends! Wir hatten nicht die geringste Ahnung, wann unser Zug ab-fahren würde, es gab keine Lautsprecher, keine Informationen, volle Ungewissheit! Stumm zusammengekauert unter unseren Decken, wagten wir uns kaum zu rühren. Da! Plötzlich ein leichter Ruck, ganz lang-sam und leise kommt der Zug ins Rollen! Wir fahren, und Mama ist nicht da!Da betet unsere Oma. Mit ihren 60 Jah-ren ist sie eine lebenserfahrene und leid-geprüfte Christin. Mit 40 musste sie mit ihrer Familie das schöne neue, eben er-baute Haus verlassen und in einem Tata-rendorf im Hühnerstall den Hungerwin-ter 1921-1922 verbringen, wo sie fast an Typhus gestorben wäre. Als sie dann von Verwandten im deutschen Dorf aufge-nommen wurden und sich knapp wieder hochgearbeitet hatten, wurden sie erneut "enteignet" und in den hohen Norden, in die Taiga am Weißen Meer, verschickt. Dort verhungerte ihr Mann, ihre Söhne starben und ihr Schwiegersohn, unser Vater, wurde verhaftet. Und jetzt ist auch noch die Tochter weg, drei unmündige Kinder bleiben zurück! Nie ist ein Laut der Klage über ihre Lippen gekommen. Sie hat alles aus Gottes Hand genommen und in allen Lebenslagen genügsam und fl eißig für ihre Familie gesorgt. Sie hat gebetet, selten laut, mit hörbaren Worten. An den Gräbern ihrer Söhne, wo es keinen

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DIE VOLKSGRUPPE

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Pfarrer gab, hat sie den Segen ausgespro-chen, ohne Tränen und ohne viele Worte. In allen Situationen hat sie ein starkes Gottvertrauen bewiesen. Jetzt betet sie... Ich habe die Decke etwas zurückgeschla-gen und schaue ihr zu. Die Worte, die aus ihrem Herzen kommen, erscheinen mir wie Luftblasen aus der Tiefe dunkler Was-ser, die zur Decke aufsteigen.Und ihr Gebet wird erhört. Im selben Mo-ment rennt unsere Mutter mit aller Kraft hinter dem Zug her. Sie sieht vor sich das kleine rote Schlusslicht, das sich soeben langsam in Bewegung gesetzt hat. Sie läuft noch schneller, sie fühlt, wie ihr Flü-gel wachsen, wie eine unsichtbare Kraft

sie hebt und trägt, bis sie mit einem letzten Gewaltschub die Griffstangen an den nach außen hängenden Eisentreppen ergreift, sich daran hochzieht, auf die Füße kommt und sich bis an die Tür hocharbeitet.Jetzt ist der Zug in voller Fahrt. Es war wirklich der allerletzte Moment. Sie rüttelt an der Tür, die gibt nach. Gott sei Dank, sie ist offen! Mutter stürzt in den allerletzten Raum des allerletzten Wagens, die Füße halten sie nicht mehr. Es dauert eine Weile, bis sie sich vergewissern kann, dass es der richtige Zug ist. Aber zwischen den Wag-gons sind die Durchgänge gesperrt, wie soll sie jetzt die ihren fi nden? So fährt sie etwa zwei Stunden, bis der Zug wieder hält.Nun wieder die Treppe runter, den Zug entlang laufen! Wie lang sind doch die Waggons! Alles ist dunkel, nur schmale Lichtstreifen zwischen den vernagelten Fensterbrettern. Sie probiert an der ei-nen, an der anderen Tür - alle sind ver-schlossen. Sie läuft weiter, rutscht auf dem Schotter der Fahrbahnböschung aus, stolpert an den Bahnschwellen... Plötzlich hört sie eine bekannte Stimme, die Stim-me ihrer Schwester, unserer Tante Käthe! Schnell wieder an die Tür, aber die ist zu. Doch das Glas aus der oberen Türhälfte fehlt. Mutter hängt sich drüber, lässt sich hinübergleiten und herunterfallen, und im nächsten Moment steht sie in einer Grup-pe von NKWD- und Bahnfunktionären, in deren Mitte Tante Käthe aufgeregt vom Verschwinden ihrer Schwester berichtet...Jetzt sind alle hochzufrieden, dass sich das Problem von selbst gelöst hat. Die Be-amten ziehen ab, und wir sind allein mit unserer Wiedersehensfreude.Dann berichtet Mama von ihren Erlebnis-sen. Als sie etwa eine halbe Stunde in der Schlange nach Tee gestanden hat, sieht sie plötzlich, dass der Zug losfährt. Sie läuft ihm nach, hilfreiche Hände strecken sich ihr entgegen, und sie kommt in den Wagen. Aber was ist das? Lauter junge Männer, Soldaten in Uniform, es ist nicht unser Zug! Mit rasender Geschwindigkeit geht es nach Westen in Richtung Front. Raus kann sie nicht. Erst nach etwa zwei Stunden macht der Zug Halt. Sie stürzt zum Stationsvorsteher. Als sie endlich vorgelassen wird und ihr Anliegen vortra-gen kann, ist wieder viel Zeit vergangen. Sie bekommt eine Bescheinigung, dass sie mit jedem Zug Richtung Osten bis Alma-Ata mitfahren darf.Der erste Zug, der dahin geht, ist ein Gü-terzug, in dem sie ganz hinten auf dem offenen Platz neben der Wache stehend mitfahren darf. Als der Tag zur Neige geht, ist Alma-Ata endlich in Sicht. „Aber unser Zug muss ja schon lange abgefahren sein", denkt sie. Also wieder zum Stati-onsvorsteher. Wieder warten. Man hört sie an - ja, aber der Zug steht noch hier, wird

in wenigen Minuten abgefertigt. Sie rennt die drei Treppen hinunter zum Bahnsteig, quer über die Schienen und sieht dann den Zug, das rote Schlusslicht, das ganz lang-sam anfängt, sich zu bewegen.Heute Abend gibt es weder etwas zu essen noch zu trinken. Aber: Mama ist wieder da! Auf unseren harten Brettern, unter den feuchten Decken, beim Rattern des Zuges schlafen wir einen festen, gesun-den Kinderschlaf, während der Zug uns in eine vollständig dunkle und ungewisse Zukunft bringt, denn Mama ist ja da! Und wir haben es erlebt: Gott erhört Gebete! Gott hilft!

Mammad Jafarli:"Politischer Terror und dasSchicksal deraserbaidschanischenDeutschen", Stuttgart, 2012, 323 Seiten, 104 Fotos.

Der Autor schildert die Entstehung, Entwicklung und den hohen kulturel-len Stand der schwäbischen Siedlungen im Kaukasus in den knapp 120 Jahren ihrer Existenz. Ihr gewaltsamer Un-tergang und die Praxis des staatlichen Terrors in den Jahren 1933 bis 1941 werden auf Grundlage von Geheimar-chiven des NKWD beschrieben.Aufgeführt sind Untersuchungsproto-kolle mit typischen Gefängnisfotos, Urteile der berüchtigten "Troika" und Akten zu Erschießungen. Enthalten ist eine Liste der Verhafteten in der hoch entwickelten Siedlung Helenen-dorf (Einwohnerzahl 2.675), die 182 Namen (169 Männer und 13 Frauen) beinhaltet, von denen nur 16 Personen überlebten. Ein wahres Martyrologium der aserbaidschanischen Deutschen!

Zu beziehen (20 €, Versand 3 €) bei:- Rolf Wacker, Tel.: 0711-613405;

- Adeline Lorenz,Tel.: 07633-9233530.

"Dunkle Jahre"

Mit großem Interesse habe ich die landsmannschaftliche Dokumen-

tation "Dunkle Jahre" gelesen. Wahr-lich, unsere Russlanddeutschen haben ihre Geschichte mit Blut und Tränen geschrieben. Das Leid und das Mar-tyrium unserer Väter haben mich tief bewegt. Wie viel Not und Elend hat Stalin über unsere deutschen Familien in der UdSSR gebracht!Wir wollen die unschuldig Verurteilten nie vergessen. Die Literatur hält unser Gedenken wach. Der verschollenen Väter und der Mütter, die alleine für ihre Familien sorgen mussten, wollen wir für immer gedenken. Die Schriften der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland sollen lebendige Gedenk-steine für uns sein.Wir wollen es unseren Kindern erzäh-len. Diejenigen, die überlebt haben, sollen die Wunder Gottes den späteren Generationen berichten.

Peter Pauls, Colonia Witmarsum, Brasilien, in einem Brief an den

Bundesvorsitzenden derLandsmannschaft, Adolf Fetsch

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KULTUR ANZEIGEN

47 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

August von Goethe Literaturverlag, Wendelin Schlosser, "Das Leben hat einen tiefen Sinn", 2. Aufl age, 138 Seiten, 12,80 Euro. Bestellungen im In-ternet und in jeder Buchhandlung.Wendelin Schlosser macht sich immer wieder Gedanken über Leben und Tod, über Gott und die Welt - und das ist wörtlich zu nehmen. Seine Gedichte handeln von christlichen Werten, Vertreibung und Natur; dabei setzt er sich kritisch mit dem Werteverlust in unserer modernen Zeit auseinander.

Die Alleskönnerin -Helene FischerGastgeberin der

ECHO-Preisverleihung 2013

Sicher haben viele unserer Leser in der ARD die ECHO-Preisverleihung 2013 am 21. März in Berlin mit Helene Fischer als Gastgeberin und Moderatorin verfolgt. Als

„Supergirl“ im Silberoutfi t schwebte die Sängerin am Seil zu Beginn der ARD-Gala auf die Bühne der Berliner Messe und sang dabei den Robbie-Williams-Hit „Let Me Entertain You“.

Die Künstlerin, die selbst viermalige ECHO-Preisträgerin ist, begeisterte das Publikum mit ihrem Können, ihrer enormen Vielfalt, ihrer wunderbaren Ausstrahlung und ihrem Charme. Über drei Millionen Zuschauer verfolgten die Preisverleihung – die beste Einschaltquote dieser Sendung seit 2008.Der ECHO ist eine der wichtigsten Musikauszeichnungen welt-weit, der deutsche Musikpreis wird jährlich von der Deutschen Phono-Akademie an nationale und internationale Künstler ver-geben. Diesmal wurde der begehrte Preis in insgesamt 28 Ka-tegorien verliehen. Zu den Preisträgern gehörten die britische Rock-Legende Led Zeppelin, der Musiker David Garrett, die Band Die Toten Hosen, die Sängerinnen Lana Del Rey und Lena Meyer-Landrut, der Panda-Rapper Cro, der Liedermacher Han-nes Wader und andere. Helene Fischer räumte den Preis auch diesmal gleich zweimal ab.Sie ist schon seit Jahren der Star am deutschen Schlagerhimmel. Sie ist Sängerin, Tänzerin, Schauspielerin und auch als Modera-torin erfolgreich. Publikumsliebling wurde sie mit der „Helene Fischer Show" in der ARD, die in diesem Jahr im ZDF ausge-strahlt wird. Die in Krasnojarsk geborene Helene Fischer kam als Kind 1988 mit ihren Eltern nach Deutschland. In Frankfurt/Main machte sie ihren Abschluss als Dipl.-Musicaldarstellerin. 2005 startete sie ihre Musikkarriere, erhielt 2007 als „Aufsteige-rin des Jahres" die "Goldene Henne" und ist seither in TV-Shows ein gern gesehener Gast.Inzwischen hat sie zahlreiche Preise erhalten, darunter die „Gol-dene Kamera“, die „Goldene Henne“, die „Krone der Volks-musik“ und vier „Echos“, zu denen in diesem Jahr zwei in den Kategorien „Deutschsprachiger Schlager" und „Musik-DVD-Produktion" hinzukamen. Ihre Tournee „Für einen Tag – live 2012“ führte den Superstar des deutschen Schlagers mit über 50 Shows durch sieben europäische Länder. Über 2,5 Millionen

Wendelin Schlosser - "Zauberei"Ein Häuschen steht im Walde,/ Fenster und das Dach sind hin,/ es steht auf einer Halde,/ es wohnt die Hexe drin.

Voller Wunder ist das Häuschen,/ überall nur Zauberei,/ Mär-chen erzählt den kleinen Mäuschen/ sprachbegabter Papagei.

Fortsetzung des Gedichts im Gedichtband "Das Le-ben hat einen tiefen Sinn".

Presse: Literaturkritiker Ronald Roggen schreibt:"Das Leben hat einen tiefen Sinn" ist eine Sammlung von Gedichten, die einen bewusst refl ektierenden Menschen als Leser voraussetzen. Und das bedeutet u.a. Zugang zu Fragen der Gläubigkeit. Denn so endet auch das Titelgedicht: "Nur mit Gott hat das Leben einen Sinn!" Manches Stück ist wohl auch als Gebet gedacht. Keines der Gedichte wirkt verstie-gen, alles bleibt offen einsehbar.

Helene Fischer

Tonträger hat Helene Fischer innerhalb der letzten vier Jahre verkauft. Im März 2012 war sie auch zum ersten Mal an Bord des ZDF-Traumschiffs. Die Rolle einer Reiseleiterin hat Produ-zent Wolfgang Rademann ihr auf den Leib geschrieben.Im Sommer 2013 gibt Helene Fischer einige besondere Open-Air-Konzerte. Unter anderem steht Deutschlands erfolgreichs-te Live-Künstlerin am 14. Juni im Rahmen des Hessentags im Kasseler Auestadion auf der Bühne. Sie spielt ihre Open-Airs auf einer gigantischen Bühne mit allerfeinster Technik, die man sonst nur bei den Stars des Rock- und Pop-Business zu Gesicht bekommt.Neben ihren Schlagern singt Helene Fischer bei ihren Live-Shows auch Songs von Whitney Houston und streut Ohrwürmer aus bekannten Musicals wie „Grease“, „Pocahontas“ oder „Die Schöne und das Biest“ in ihr Bühnenprogramm ein.

VadWMehr zu Helene Fischer unter

www.helene-fi scher.de

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48 VOLK AUF DEM WEG Nr. 4 / 2013

VOLK AUF DEM WEG erscheint monatlich, viermal im Jahr mit der Beilage "Heimat im Glauben". Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Der Mitgliedsbeitrag von 30,- Euro ist laut Satzung am Jahresanfang für das laufende Kalenderjahr im Voraus zu entrichten.Verleger und Herausgeber:Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V.Raitelsbergstr. 49, 70188 StuttgartTelefon: (0711) 1 66 59-0, Telefax: (0711) 2 86 44 13E-Mail: [email protected], Homepage: www.deutscheausrussland.deStuttgarter Volksbank AG, Konto-Nr.: 214758001, BLZ 600 901 00Herstellung: PD Druck AugsburgRedaktion: Hans Kampen, Nina PaulsenAlle Beiträge geben die Meinung der Autoren wieder, die sich nicht unbedingt mit den Auffassungen der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland und der Re-daktion decken muss. Für unverlangt eingesandte Manuskripte oder Fotos kann keine Haft- oder Rücksendepflicht übernommen werden.

Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V., Raitelsbergstr. 49, 70188 StuttgartPostvertriebstück - E 6891 E - Entgelt bezahlt

Eine alte Bibelim Haus der Deutschen aus Russland

Überdimensiomnal drapieren die einleitenden Worte des Einla-dungsmanifestes der Zarin Ka-

tharina der Großen vom 22. Juli 1763, in dem sie den Auswanderern erhebliche Privilegien und Fördermittel versprach, die Rückwand einer der Vitrinen im Haus der Deutschen aus Russland in Stutt-gart: "Wir Catharina die Zweite, Zaa-rin und Selbstherrscherin aller Reußen zu Moskau, Kiew, Wladimir, Nowgorod, Zaarin zu Casan, Zaarin zu Astrachan, Zaarin zu Sibirien..." Auf dem oberen Regal liegt ein Schatz – eine Bibel aus dem 18. Jahrhundert. Und das nicht von ungefähr.

Vor allem der Ruf der Zarin löste eine für jene Zeiten massenhafte Auswanderung von Menschen aus dem deutschsprachi-gem Raun nach Russland aus.Auch nach dem Tode Katharinas II. wur-de die Strategie der Besiedlung russischer Grenzregionen durch Ausländer weiter-verfolgt. Das so genannte Gnadenprivileg Pauls I. im Jahre 1800 räumte den Men-noniten zusätzliche Vorrechte ein, etwa Befreiung vom Kriegs- und Zivildienst für alle Zeiten, keine Eidesleistung vor Gericht oder Gewerbefreiheit.Und das Manifest Alexanders I. im Jahre 1804 legte besonderen Wert auf Einwan-derer, die gute Landwirte, Handwerker, Winzer oder Viehzüchter waren, und legte die Grundlage zur Auswanderung in das Schwarzmeergebiet und in den Kaukasus. Gerade zu dieser Zeit wanderte diese Bibel mit ihrem Besitzer nach Russland aus.Ihre Geschichte erzählt die Bibel, vom Lauf der Zeiten merklich gezeichnet, selbst. Nicht nur die noch leserliche Ein-tragung (nachfolgend die Abschrift) und das beachtliche Alter, sondern vor allem die Tatsache, dass das wertvolle Buch innerhalb von über zwei Jahrhunderten durch die Hände mehrerer Generationen

gegangen ist, alle Widrigkeiten und Stra-pazen dieser Menschen auf ihren freiwil-ligen oder erzwungenen Wanderungen mitgemacht und doch überdauert hat, um nach Deutschland zurückzukehren, ist be-eindruckend und auf eine besondere Art bewegend.Die handschriftliche Eintragung lautet:

Die Bibel gehört Gottlieb Tröster in Grun-bach 1781 und hab sie gekauft anno 1781 von Pfarrer Schmid allda. Gott mache mir und den Meinigen dieses sein Wort zum Segen und Leben und Be-kehren und erneuere mich dadurch zu sei-ner Ehre und zu seinem Lob auf Zeit und Ewigkeit. Amen. In diese Welt bin ich, Gottlieb geboren anno 1755, den 5. Julius. In den heiligen Ehestand bin ich getreten 1780 und ge-traut mit Irma Maria Seybolten den 17. Februar.

Ach Gott, lass doch dein Wort, welches Leben und Geist ist, in mir Armen kräf-tig, lebendig, wahr und richtig ist, an mir nicht vergebens sein, sondern lass es mich zu einer neuen Kreatur machen, dass ich dereinst ewig selig und zu der Schar der Deinen gelangen werde, wofür ich dir dereinst ewig Lob und Dank sagen wer-de und Dich mit allen Vollendeten ohne Aufhören ehren, loben, preisen, anbeten und verherrlichen werde in alle Ewigkeit. Amen.

Die Familie Tröster wanderte 1804 bis 1809 aus Grunbach, Württemberg, nach Südrussland aus und nahm die Bibel in die neue Heimat mit. Ende des 19. Jahr-hunderts brachten Auswanderer aus Russ-land die Bibel in die USA. 1978 wurde sie der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland geschenkt.

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