Verbesserungsmanagement bei den Wiener Linien · 11/13/2019 · Unter dem Begriff...
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Rudolf Frühbeck
Ringvorlesung „Öffentlicher Verkehr“
TU Wien, 13. November 2019
RV 230.031
Verbesserungsmanagement
bei den Wiener Linien
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Rudolf FrühbeckCurriculum Vitae
Geboren 1957. Verheiratet. 1 Kind
Ab 2003 Leiter Kundendienst
Seit 2004 Koordination des Fahrgastbeirates
Seit 2017 Leiter Kundendialog und Vertreter des
Hauptabteilungsleiters Markt|Kunde
Internationale Projekte in Skandinavien und Deutschland zu
den Themen Kundenorientierung und Verbesserungs-
management
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Inhalt
1. Keyfacts Wiener Linien (2018)
2. Organisation der Wiener Linien und des
Kundendialogs
3. Definitionen und Grundlagen
4. Die Rolle des Kundendialogs
5. Spannungsfelder
6. Erwartungen
7. Beschwerden sind Chancen
8. So verstehen wir Kundendienst
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Keyfacts
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Keyfacts
Linien 5 28 129
Linienlänge 83,0 km 220,5 km 848,0 km
Fahrgastzahlen 463,1 Mio. 305,5 Mio. 197,3 Mio.
Haltestellen 109 1.051 4.230
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Keyfacts
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Organisation der Wiener Linien/des Kundendialogs
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Organisation der Wiener Linien
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Kundendialog
Service-team
Kunden Support
Mehrgebührenmanagement
Schadenmanagement
Verbesserungsmanagement
Servicetelefon
Organisation des Kundendialogs
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Kunden Support - Servicetelefon
Jährlich etwa 300.000 Anrufe – 50/50 Informationen/Tickets
1st-Level für das Verbesserungsmanagement (mehrsprachig).
Schnittstelle zum Einsatz- und Störungsmanagement
Umfassende Beratung in Tarif- und Mobilitätsfragen
Start bei Anfragen mit Recherchebedarf
Organisation des Kundendialogs
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Verbesserungsmanagement – 2nd-Level
Jährlich etwa 19.000 Kundenkontakte zu über 25.000 Themen
Bearbeitung der Kundenanliegen
Filtern der relevanten Inhalte
Evidenz und Terminüberwachung
Prüfung durch ExpertInnen im Haus
Beantwortung
Organisation des Kundendialogs
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Mehrgebührenmanagement
Verstöße gegen die Beförderungsbedingungen & Tarifbestimmungen
Persönliche, telefonische und schriftliche Anfragen
Schadenmanagement
Alle schadenrelevante Daten des Unternehmens Forderung der Schäden Erster Anlaufstelle für Betroffene
Organisation des Kundendialogs
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Definitionen und Grundlagen
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Am Anfang stand die Beschwerde
Unter dem Begriff „Beschwerdemanagement“ ist ein
Maßnahmensystem zu verstehen, „um die Artikulation von
Unzufriedenheit der Kunden anzuregen, zu bearbeiten und Aktivitäten
zur Behebung der Unzufriedenheitsursachen einzuleiten“.
Bruhn, M./Meffert, H. (2009), S. 211
Definitionen und Grundlagen
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Beschwerdemanagement im Wandel
Heute sind die MitarbeiterInnen neben der Wiederherstellung der Kundenbeziehung auch für die Qualitätssicherung und -verbesserung sowie die Einhaltung von rechtlichen Vorgaben zuständig.
Um diese veränderte Aufgabenstellung auch nach außen sichtbar zu machen, sprechen viele Unternehmen von Feedbackmanagement, Impulsmanagement, Verbesserungsmanagement oder eben auch Kundendialog.
Definitionen und Grundlagen
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Passiv Aktiv
Defensiv Offensiv
Problem beheben, Antwort
an die Kunden, negative
öffentliche Kommunikation
vermeiden.
Ziel ist KundenInnen-
zufriedenheit & langfristige
Bindung.
Viele Beschwerden =
Frühwarnsystem
Beschwerde-Vermeidung,
Wenig Beschwerden =
gutes Unternehmensbild
Kundenfeedback wird aktiv
eingefordert.
Beschwerdemanagement =
Anwalt der Kunden
Definitionen und Grundlagen
Formen des Beschwerdemanagements
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Aufgabenbausteine
Im Beschwerdemanagement lassen sich insgesamt acht Aufgaben im direkten
und indirekten Beschwerdemanagementprozess unterscheiden. Der direkte
Beschwerdemanagementprozess betrifft die Außenbeziehung zum Kunden,
der indirekte Beschwerdemanagementprozess betrifft das innerbetriebliche
Qualitätsmanagement.
Definitionen und Grundlagen
Beschwerdemanagement nach Stauss/Seidel 2014
18Beschwerdemanagement nach Stauss/Seidel 2014
Definitionen und Grundlagen
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Stimulierung:
Ziel ist es, unzufriedene KundenInnen dazu zu bewegen, ihre Probleme gegenüber dem
Unternehmen zu artikulieren und wahrnehmbare Kontaktpunkte zur Verfügung zu stellen.
Dies ist von besonderer Bedeutung, da KundenInnen oft nicht wissen, wo sie sich
beschweren sollen. Es wird heute zunehmend auf elektronische Beschwerdekanäle
gesetzt, wie z. B. Mail, Internet (Social Media) oder Touchscreens.
Definitionen und Grundlagen
Beschwerdemanagement nach Stauss/Seidel 2014
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Annahme:
Um bereits im Erstkontakt angemessen zu reagieren, muss das Unternehmen den
Beschwerdeeingang effizient organisieren und klare Verantwortlichkeiten verankern.
Durch Zuhören und Erfragen wird das Feedback der KundenInnen erfasst und
dokumentiert.
Definitionen und Grundlagen
Beschwerdemanagement nach Stauss/Seidel 2014
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Bearbeitung:
Im Mittelpunkt der Beschwerdebearbeitung steht das Prüfen und Lösen des
Kundenanliegens.
Definitionen und Grundlagen
Beschwerdemanagement nach Stauss/Seidel 2014
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Reaktion:
In der Beschwerdereaktion findet die Rückkopplung vom Unternehmen zu den
KundenInnen statt: Als Output der Bearbeitung bietet das Unternehmen der/dem
BeschwerdeführerIn eine Lösung/Erklärung für sein Anliegen an.
Definitionen und Grundlagen
Beschwerdemanagement nach Stauss/Seidel 2014
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Auswertung:
Die Beschwerdeauswertung ist charakterisiert durch eine situative, nicht formalisierte
Nutzung von Beschwerdedaten. Im Mittelpunkt einer quantitativen
Beschwerdeauswertung stehen die Überwachung des Umfangs und der Verteilung des
Beschwerdeaufkommens sowie die Art der von den KundenInnen am häufigsten
wahrgenommenen Probleme. Die qualitative Beschwerdeauswertung dient der
systematischen Ursachenanalyse und der Entwicklung von Verbesserungsvorschlägen.
Definitionen und Grundlagen
Beschwerdemanagement nach Stauss/Seidel 2014
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Controlling
Das Beschwerdecontrolling differenziert zwischen dem Evidenz-Controlling, dem
AufgabenControlling und dem Kosten-Nutzen-Controlling. Das Evidenz-Controlling will
feststellen, welcher Anteil der Unzufriedenheit der Kunden in Beschwerden tatsächlich
zum Ausdruck kommt. Das Aufgaben-Controlling versucht anhand von objektiven
Kennzahlen, Standards für die Aufgaben des direkten Beschwerdemanagementpro-
zesses zu entwickeln und zu überwachen. Schließlich ist es Aufgabe des Kosten-Nutzen-
Controllings die Effizienz aller Beschwerdemanagementaktivitäten zu überwachen.
Definitionen und Grundlagen
Beschwerdemanagement nach Stauss/Seidel 2014
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Reporting
Die im Rahmen von Beschwerdeauswertung und Controlling gewonnenen Informationen
sind im Rahmen des Beschwerdereportings den EntscheidungsträgerInnen zugänglich
zu machen.
Definitionen und Grundlagen
Beschwerdemanagement nach Stauss/Seidel 2014
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Nutzen der Informationen
Aus den Beschwerdeinformationen leitet das Unternehmen Maßnahmen zur
Verbesserung von Qualität ab. Ebenso ist hier aber auch die Nutzung von
Beschwerdeinformationen im Rahmen des Innovations- und Lieferantenmanagements zu
sehen.
Definitionen und Grundlagen
Beschwerdemanagement nach Stauss/Seidel 2014
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Mail: 83 %
Brief: 1%
Telefon: 14%
Persönlich:2%
Mail: 63%Brief: 2%
Telefon: 28%
Persönlich: 7 %
2011
2018
Definitionen und Grundlagen
Eingangskanäle
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Die Rolle des Kundendialogs
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Wer sind unsere Kunden?
Fahrgäste aus allen sozialen Schichten AnrainerInnen MitarbeiterInnen Interessens- und Bürgervertretungen EigentümerInnen ExpertInnen (In- und Ausland) Medien Fahrgastbeirat
Jeder, der in Wien unterwegs ist.
Die Rolle des Kundendialogs
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(Er)klären der Situation.
Verantwortlich dafür, dass die Rückmeldungen die Produzenten erreichen.
„Briefträger“ und „Übersetzer“ – in beiden Richtungen.
Informationen helfen und schaffen Klarheit.
Ziele
Steigerung der Kundenbindung und -zufriedenheit
Die Rolle des Kundendialogs
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Spannungsfelder
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Auslöser
Ein ungelöster Konflikt
Oft der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt
Beschwerde oder Wunsch – die ewige Frage
Individualisierung im Massenverkehr
Einzelwunsch versus Gesamtinteresse
Spannungsfelder
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Folgen einer Beschwerde?
Von negativen Erlebnissen erfahren bis zu 100 Menschen.
Von positiven maximal 20 Menschen.
Menschen unterscheiden nicht, ob berechtigt oder unberechtigt.
Wahr ist, was wir wahrnehmen.
Spannungsfelder
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Zuverlässigkeit Betriebszweige
99,23 % U-Bahn
99,07% Straßenbahn
99,45% Bus
ZuverlässigkeitLinie 2011 2018
U1 99,29% 99,41%
U2 99,67% 99,49%
U3 99,30% 99,17%
U4 99,02% 99,20%
U6 98,62% 98,92%
Spannungsfelder
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Erwartungen
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…und zwar schnell!
KundInnen erwarten, dass…
…sie auf ihrem bevorzugten Kanal
kommunizieren können.
…sie mit ihrem Anliegen ernst genommen werden.
…eine plausible Erklärung
bekommen.
…Wünsche und Anregungen umgesetzt
werden.
…Hinweise zu spürbaren, anhaltenden Veränderungen führen.
..gegebenenfalls eine Entschädigung erhalten.
Erwartungen
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Sofort Stunden
Minuten/Stunden Tage
Zeit versus Qualität
Kann eine Antwort in Stunden oder gar Minuten mehr als ein Textblock
oder allgemeiner Hinweis sein?
Erwartungen
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Ernst nehmen – plausible Erklärungen
• Wir sprechen mit MitarbeiterInnen (LenkerInnen, KontrollorInnen,…).
• Wir werten Fahrzeugdaten aus und prüfen sie auf eventuelle Schäden (z.B. warum quietscht Zug 305 in der Kurve?).
• Wir holen Expertisen ein (Netzplanung, Fahrzeugtechnik, Experten …).
Erwartungen
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Erwartungen
Wünsche ernst nehmen und umsetzen – der tägliche Spagat.
Mehr Durchsagen! Hört auf mit der
Dauerbeschallung!
Verbannt (E-)Scooter
aus der U-Bahn. Ich nutze meinen (E-)Scooter für
die Last Mile.
Nachtarbeiten gehen gar nicht, ich
will schlafen!Streckensperre?
Arbeitet doch nachts!
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Beschwerden sind Chancen
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Wir wollen von allen Beschwerden erfahren
Andere Firmen kostet die Erforschung von „Problemzonen“ viel Geld, wir bekommen diese Information frei Haus.
Wenn wir Beschwerden nicht bei uns zulassen, verlagern wir sie nur auf andere Kanäle.
Wir verstehen Beschwerden als Anregungen.
Beschwerden sind Chancen
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Beschwerden als Changemanagement
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Wir greifen oft tief in Bedürfnisse und Gewohnheiten ein.
Wir „zwingen“ Menschen zu Änderungen.
• Bauzeit, Baustelle
• Änderungen bei Straßenbahn- und
• Buslinien (Routen, Fahrpläne,…)
Beschwerden als Changemanagement
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Vollautomatischer Betrieb der U5
Beschwerden als Changemanagement
…Danke für Ihre Aufmerksamkeit