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Vorsicht bei Mykotoxinen 02Z030068, P.b.b. Verlagspostamt 1200 Wien, DVR-Nr.0956015 Ausgabe Österreich 4/2014 www.schweine.at Verband Österreichischer Schweinebauern (VÖS), Dresdnerstr. 89, 1200 Wien

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Vorsicht beiMykotoxinen

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Ausgabe Österreich 4/2014

www.schweine.at

Verband Österreichischer Schweinebauern (VÖS), Dresdnerstr. 89, 1200 Wien

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Herausgeber u. Verleger: Verband Österreichischer Schweinebauern (VÖS), Dresdnerstr. 89/ 5. Stock, 1200 Wien, Tel. 01/33417 21 DW31, E-Mail: [email protected] - IBAN-Nr. AT 71 3200 0000 0384 2333, BIC-Nr.: RLNWATWWFür den Inhalt verantwortlich: DI Alexandra Kreuzer, VÖS-Geschäftsführerin. Mit Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Herausgeber wieder.Grafik und Satz, Layout: Mag. Heinz u. Susanne Ebner GmbH, Sandwirtgasse 9/6, 1060 Wien, E-Mail: [email protected]ändige Autoren: Dr. Peter Knapp, Dr. Johann Schlederer, DI Johann Stinglmayr, Hans Peter Bäck, Ing. Franz StrasserAnzeigen: Regina Söncksen, Dresdnerstr. 89/ 5. Stock, 1200 Wien, Tel. 01/334 17 21 DW31Druck: Leykam Druck GmbH&CoKG, Bickfordstr.21, 7201 Neudörfl Titelfoto: Strasser Mit freundlicher Unterstützung von

IMPRESSUM

Ausgabe Österreich 4/201412

TGD-Weiterentwicklung... der professionellen Zusam-menarbeit zwischen Landwirtund Tierarzt ...

16Mykotoxine... hoher Gehalt bei ersten Futter-mittelproben ...

20Messe in Wels... Fachforum Schwein - Programmüberblick ...

26PEDV-Bedrohung... besonders bei jungen Ferkeln mithoher Sterblichkeitsrate ...

28NeuseelandIn der Schweinezucht in Neusee-land liegt der Focus auf Effizienz ...

34Rezept... Schweinsbrüstl mit Semmelfülle ...

NEU!

03 Inhalt

04 Leitartikel

05 Kommentar

06 Interview

08 Marktanalyse

10 Ferkelmarkt

12 Recht und Politik

14 Schweine verladen

16 Mykotoxine

18 AMA

20 Messe Wels

22 Genbank

23 Feldprüfung

24 Forschung

25 Fachtagung

26 PEDV

28 Schweinezucht Neuseeland

31 Hofübergabe

34 Rezept-Tipp & Rätsel-Stall

35 Berichte

MINISTERIUMFÜR EINLEBENSWERTESÖSTERREICH

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4 | Leitartikel | 4 2014

Wichtigste Partner in der Krise

In der Fleischbranche war man aber zuver-sichtlich, dass es sich hier um eine kurzfristi-ge Marktstörung handelt, die sich in abseh-barer Zeit bereinigen lässt. Dem war abernicht so, denn mit der Ukraine-Krise undden verhängten Sanktionen ist in Folge derrussische Markt für alle Lebensmittelberei-che weggebrochen. Unsere Produktions-sparte trifft es besonders, denn rd. 25 % dergesamten Schweinefleischexporte aus demEU-Raum ging nach Russland.

Der Rekordernte folgt einRekordpreisverfall

Neben der politischen Problemzone zwi-schen EU und Russland sind es auch dieRekordernten, die das Preisniveau für allelandwirtschaftlichen Produkte nach untendrücken. Der Preisverfall bei Getreide Maisund Ölsaaten hat eine Größenordnung

von über 40 % erreicht. Sinkende Futter-kosten führen erfahrungsgemäß auch zuAusweitungen im Veredelungsbereich. Inganz Europa wurde für die letzten zweiJahre eine Produktionsrücknahme von 3 -4% vorhergesagt. Diese ist deutlich geringerausgefallen, selbst in Österreich liegen diebereinigten Schlachtzahlen 2013 mit 4,9Mio. Stück gleichauf mit dem Jahr 2012.

Maßnahmen zur Markträumungin der EU nicht mehrheitsfähig

Die Agrarpolitik und Interessenvertretunghat rasch reagiert. Bundesminister AndräRupprechter hat eine Task Force eingerich-tet, in Rahmen derer Experten aus derFleischwirtschaft, den zuständigen Minis-terien, der LKÖ und des VÖS Lösungsansät-ze erarbeitet haben. EU-weit stehen ohne-hin nur wenige Instrumente zur Marktsteu-

Das Jahr 2014 ist völlig anders verlaufen, als es von den europäischenMarktexperten prognostiziert wurde. Stabile Märkte und gute Preise solltees uns bringen. Doch schon im März führte die Verschleppung der Afrikani-schen Schweinepest von Russland nach Litauen und Polen dazu, dass dieRussen sämtliche Importe von Schweinen und Schweinefleisch gestoppthaben. Von da an füllten sich die Gefrierlager vor allem mit fetterer Ware.

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Walter LederhilgerVÖS-Obmann

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4 2014 | Kommentar | 5

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erung zur Verfügung. Das sind im Wesent-lichen die private Lagerhaltung und dieExporterstattung. Trotz intensiver Forde-rungen nach Maßnahmen konnten beimAgrarministerrat, in den Verwaltungsaus-schüssen auf Beamtenebene und in derCopa nur wenige Mitstreiter überzeugtwerden.

Von den 28 Mitgliedsstaaten unterstützennur 6 Länder die österreichische Position.Die große wirtschaftsliberale Mehrheit ver-tritt die Ansicht, dass sich der Markt selbstregeln muss. Erfolgreicher sind die Anstren-gungen, auf bilateralem Weg neue Export-märkte, Direktlieferungen und Exportzerti-fikate für andere Regionen und Länder zuerreichen. Natürlich wirken diese Initiativenlangsamer und brauchen Zeit, sind aberenorm wichtig, um sich im Exportgeschäftbreiter aufzustellen.

Erzeugerorganisationen beiMarktkrisen enorm gefordert

Die bäuerlichen Erzeugerverbände im VÖStragen wesentlich dazu bei, dass die Ver-marktung und Abholung von Ferkeln undMastschweinen möglichst ohne Verzöge-rung und Rückstellungen funktioniert. DerMehraufwand beim Risiko, in der Logistikbis hin zu Exportgeschäften ist enorm.Durch die hohen Marktanteile in der Ver-marktung ist es natürlich oberstes Ziel,wöchentlich die bestmöglichen Erzeuger-preise zu verhandeln. Bei offenen Märktenkann man sich natürlich von europäischenPreisentwicklungen nicht völlig abkoppeln,der mögliche Spielraum wird jedoch ge-nutzt.

Nur 1 cent mehr beim MS-Preis bedeutenrd. € 100.000,- Mehrerlös pro Woche fürunsere Schweinemäster und ein um 10 centhöherer Ferkelpreis bringt den Ferkelerzeu-gern ca. € 100.000,- mehr Ertrag. Und das 52mal im Jahr.

Wir brauchen diese höheren Preise, dennÖsterreich hat im Schweinebereich nachSchweden das zweitstrengste Tierschutz-gesetz in Europa. Das verursacht höhereBaukosten und es war wichtig, die Investi-tionsförderung aufzustocken. Und die For-derung, auch die bäuerlichen Erzeugeror-ganisationen bei künftigen Fördermaßnah-men und Projekten besser zu unterstützen,muss hier bekräftigt werden. Ihre Arbeitbringt bares Geld für die Bäuerinnen undBauern.

AMA GütesiegelMarkenprogramme

SUS Herkunftskennzeichnung

In Kürze ist es 20 Jahre her, seit im Zugedes EU Beitrittes das AMA Gütesiegel ent-wickelt wurde. Es ist ein Erfolgskonzept,das seinesgleichen sucht. Das AMA Güte-siegel steht für mehr Sicherheit, Qualitätund Kontrolle und hat vor allem das Ver-trauen zu heimischen Produkten gefest-igt. 95% der Bevölkerung kennen dasAMA Gütezeichen. Es ist ebenso gelun-gen, regionale Marken und die Herkunfts-sicherung mit dem SUS-Programm ent-sprechend auszuweiten. All diese Initiati-ven bringen mehr Stabilität in den Markt,wir sind als Lieferanten nicht so leicht aus-tauschbar und es hat uns im heurigen Jahrin der Ferkel-und Mastschweinevermark-tung sehr geholfen. Als VÖS werden wirauch künftig an dieser Qualitätsstrategiefesthalten. Die EU hat mit April 2014 eineneue Vergaberichtlinie für den Lebens-mitteleinkauf beschlossen, die vorsieht,dass bei öffentlichen Aufträgen nicht derbilligste Preis, sondern auch umweltbezo-gene und soziale Standards zu berück-sichtigen sind. Wir fordern eine raschenationale Umsetzung und eine klare Ver-ankerung des regionalen Bezuges in denVergabebestimmungen.

Schweinegesundheits-Verordnung geplant

Seit dem Auftreten der AfrikanischenSchweinepest wird das Thema Biosicher-heit in der gesamten EU sehr intensivdiskutiert. Eine Ausbreitung der Afrikani-schen Schweinpest hätte katastrophaleFolgen. Die Übertragungswege über kon-taminierte Lebensmittelreste und überdie schwer zu kontrollierende Wild-schweinpopulation stellt ein großesGefahrenpotential dar - Vorsicht ist dahergeboten! Österreich ist eines der wenigenLänder, die über keine Hygiene-Verord-nung verfügen. Gerade für das Exportge-schäft ist es jedoch von Vorteil, in diesemBereich entsprechende Regelungenumgesetzt zu haben. Momentan wird aneinem Entwurf für eine Verordnung zurSchweinegesundheit gearbeitet. Der VÖSwird sich hier für eine praxistauglicheLösung einsetzen. Lesen sie auch den Bei-trag auf den folgenden Seiten, wo wir mitMag. Hömann Max aus der Landwirt-schaftskammer Österreich aktuell zu die-sem Thema gesprochen haben.

Exportinitiative.neu

Als Reaktion auf die Exportausfälle durchdas Russland-Embargo, wurde über denSommer ein neues Konzept zur Verbesse-rung der Exportmöglichkeiten erarbeitet.Diese „Exportinitiative.neu“ des Landwirt-schaftsministeriums wurde unter Mitwir-ken des Gesundheitsministeriums, derWirtschaftskammer und der AgrarmarktAustria erstellt. Ziel ist es die Exporte neuauszurichten, um der gegenwärtig schwa-chen Entwicklung der Agrar- und Lebens-mittelexporte, die durch die Russlandkriseverstärkt wird, entgegenzuwirken. DieExporte sollen längerfristig auf mehrereZielmärkte ausgeweitet werden unddadurch krisenunabhängiger gemachtwerden. Durch das Konzept werden priori-täre Zielmärkte herausgefiltert, die vorallem von Seiten des BMLFUW in dennächsten Jahren verstärkt forciert werdensollen.

Start der „Exportinitative neu“ in China

Nach jahrelangen Verhandlungen hat nunLandwirtschaftsminister Andrä Rupprech-ter, das Veterinärprotokoll für Schweine-fleisch zu einem Abschluss gebracht.Damit wird die Voraussetzung geschaffen,dass österreichische Betriebe Schweine-fleisch direkt nach China liefern dürfen. DieUnterzeichnung soll in den nächstenWochen in Wien stattfinden. Das hat derLeiter der chinesischen Veterinärbehördebei einem Treffen mit Rupprechter inPeking zugesichert.Es wird wichtig sein, dass durch die Export-offensive.neu die Exporte und ihre Ziel-märkte gestärkt werden, damit eventuellzukünftige Importrestriktionen nicht den-selben Effekt haben, wie jetzt die Russ-landkrise.

DI Alexandra KreuzerVÖS-Geschäftsführerin

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Schweinegesundheits-verordnung - was habenwir zu erwarten?

Warum benötigen wir eine SchweineGesundheitsverordnung?

Die Anforderungen und Herausforderungenan die Schweinehaltung werden nicht nur inPunkto Tierschutz, sondern auch im Hinblickauf Tiergesundheit immer strenger.Viele neue, aber auch „alt bekannte“ Krank-heiten stehen vor den Toren Europas bzw.haben in unsere Stallungen bereits Einzuggehalten. Die Afrikanische Schweinepest isthier nur ein, wenn auch bestimmt dasbedrohlichste, Beispiel.

Um unsere heimischen Bestände bestmög-lich u.a. vor dieser sich rasch ausbreitendenKrankheit, welche einen immensen wirt-schaftlichen Verlust für die österreichischeSchweinebranche bedeuten würde, schüt-zen zu können, ist es unbedingt notwendigrasch zu handeln.Wir müssen unsere Schweinebestände vorsolchen Herausforderungen schützen unddazu ist es notwendig, gemeinsam an einemStrang zu ziehen.

Wann soll diese voraussichtlich in Krafttreten?

Wenn man von einer Ausbreitungsge-schwindigkeit der Afrikanischen Schweine-

pest von ca 200 bis 300 km/Jahr ausgehtund man bedenkt, dass zwischen der nörd-lichen Grenze Österreichs und der Grenze zuPolen, wo es bereits positive Fälle von Afri-kanischer Schweinepest gibt, weniger als200 km Luftlinie sind, liegt die Notwendig-keit einer raschen Schutzmaßnahme auf derHand. Derzeitiger Plan des dafür zuständi-gen Ministeriums (Gesundheitsministerium)ist, mit Anfang 2015 eine entsprechendeVerordnung zu veröffentlichen 

Was wird darin geregelt werden?

In dieser Verordnung werden Mindeststan-dards für Schweinehaltende Betriebe inBezug auf Biosecurity und Hygiene geregelt.

Wird es für die Betriebe Übergangszeitengeben, um diese Anforderungen umzu-setzen?

Natürlich wird diese Verordnung auch ent-sprechende Übergangsfristen vorsehen.Dinge, die man rasch und einfach aufbetrieblicher Ebene lösen kann, werdengleich umzusetzen sein; etwaige baulicheAdaptierungen brauchen entsprechendeÜbergangsfristen.Genaue Übergangsfristen sind noch Gegen-stand der gerade laufenden Diskussionen.

Nach Ausbrüchen in der Ukraine und in Weißrussland wurde die AfrikanischeSchweinepest im Jänner 2014 erstmalig in den Grenzregionen Polens undLitauens zu Weißrussland festgestellt. Auch wenn sich der Ausbruchmomentan auf die Wildschweinepopulation in den grenznahen Gebietendieser Länder beschränkt, wird eine weitere Ausbreitung in der EU jedochbefürchtet. Ein Auftreten der Afrikanischen Schweinepest in Österreich hättegravierende Auswirkungen und muss mit allen Mitteln verhindert werden.Wie in der ganzen EU wird auch in Österreich das Thema rund um Hygiene-maßnahmen intensiv diskutiert. Momentan wird im BMG ein Entwurf für eineSchweinegesundheitsverordnung erarbeitet. Mag. Max Hörmann von derLandwirtschaftskammer Österreich erläutert im folgendem Interview einigeDetails zu diesem Verordnungsentwurf.

6 | Interview | 4 2014

Mag. Max HörmannReferent für Tierische Erzeugnisse und Veterinär-

angelegenheiten - Fachabteilung MarktpolitikLandwirtschaftskammer Österreich

Ausbildung:Priv.HTL für Lebensmitteltechnologie

HollabrunnVeterinärmedizinische Universität

Wien

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In dem Entwurf sind auch separate Anforderungen für dieFreilandhaltung angeführt? Warum sind diese so wichtig?

Eine der wichtigsten Infektionsquellen von Schweinekrankhei-ten, vor allem der Afrikanischen Schweinepest, ist das Wild-schwein. Wenn man bedenkt, dass der gesamte Schweinemarkt-export der Europäischen Union nach Russland gesperrt wurdewegen 2 an Afrikanischer Schweinepest verendeter Wildschwei-ne, und man weiß, wie weit Wildschweine wandern und wie nahediese an unsere Hausschweinbestände herankommen, dann istes selbsterklärend, dass exponierte Haltungsformen (z.B. Frei-landhaltungen) ein ganz besonderes Augenmerk in dieser Ver-ordnung sein werden.

Welche besonderen Gefahrenquellen gibt es auf den Betrie-ben in Bezug auf Seuchen?

Betriebe müssen sich des Risikos, eine infektiöse Schweineseu-che in den Bestand zu holen, bewusst sein. Neben dem direktenTier-Tier- Kontakt stellen auch sogenannte Faktoren wie Lebens-

mittel, Kleidung, Menschen, etc. potentielle Gefahren zur Ver-breitung und Einschleppung von Krankheiten in den Betrieb dar.Durch oft sehr einfache innerbetriebliche Hygienebarrieren undMaßnahmen kann ein solches Risiko erheblich minimiert werden.

Was würde der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest fürÖsterreich bedeuten?

Der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in Hausschweinbe-ständen in Österreich wäre defacto eine Katastrophe für die heimi-sche Schweinebranche. Diese hochinfektiöse und sehr rasch umsich greifende, anzeigepflichtige Seuche würde neben einer Reihevon behördlichen Maßnahmen (Keulung, Sperre der Betrieb, usw.)auch das Aus des Schweinemarktexportes und auch einen massi-ven Einbruch beim Inlandsabsatz und somit das wirtschaftlicheEnde vieler österreichischer Schweinebauern bedeuten. Es würdeja nicht nur die landwirtschaftlichen Betriebe treffen, sondern auchSchlachthöfe, Verarbeitungsbetriebe usw. und könnte das Endeeiner ganzen Wertschöpfungskette bedeuten.

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EINLADUNG zurNÖ-SCHWEINEFACHTAGUNG

Die Erzeugergemeinschaft Gut Streitdorfund die Fachzeitschrift „Der fortschrittliche Landwirt“

laden Sie ein zu unserer alljährlichen Fachveranstaltung

mit folgenden Vortragenden:Karin Prödl - Ferkelproduzentin

Dr. Ulrich Herzog - GesundheitsministeriumDr. Wolfgang Schafzahl – Tierklinik St. Veit

Dr. Peter Spandau - LWK Nordrhein-Westfalen

Montag, 12. Jänner 2015

10:00 Uhr: Stadtsaal Hollabrunn

18:00 Uhr: HLFS Francisco Josephinum Wieselburg

Sich zu informieren ist heute ein wichtiger Grundsatz in der tierischen Veredelungswirtschaft, der gleichzeitig

Wettbewerbsvorteile schafft.Diese Veranstaltung wird für die Weiterbildung im Rahmen des

TGD mit 1 Stunde anerkannt.

Weitere Schweinefachtage

Lambacher SchweinefachtagMittwoch, 14 Jänner 2015 (9 Uhr)

St. Andräer SchweinefachabendMittwoch, 4. Februar 2015 (19 Uhr)

Hatzendorfer SchweinefachtagMittwoch, 11. Februar 2015 (9 Uhr)

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8 | Markt | 4 2014

Krise am Schweinemarkt: Ist Brüssel fair zu Schweinebauern?

Österreichs Schweinebauern haben da-durch heuer Erlöseinbußen im Ausmaß vonca. 50 Millionen Euro zu verbuchen. Ferkel-erzeuger und Mäster müssen diesen Verlustgemeinsam schultern.Die von österreichischer Seite im Zusam-menspiel von Schweinebörse, Landwirt-schaftskammer und Ministerium betriebe-nen intensiven Bemühungen, auf BrüsselerEbene Marktentlastungsmaßnahmen zuerreichen, waren bislang nicht von Erfolggekrönt. Anfänglich avisierte Hilfestellungsowie die Tatsache, dass im Bereich Obst,Gemüse und Käse relativ rasch gehandeltwurde, hatten die Erwartungshaltung imSchweinebereich nach oben getrieben.Umso größer ist die Enttäuschung allerSchweinehalter, die jetzt mit nicht kosten-deckenden Schweine- und Ferkelpreisenzurechtkommen müssen.

Warum will Brüssel Schweine-bauern nicht helfen?

Beim Preisvergleich zieht die Kommissiondie Preise der letzten 5 Jahre und nicht dieder beiden letzten Jahre zur Beurteilungheran. Dabei werden die beiden letztenJahre als überdurchschnittlich gut bewertetund nicht als alleiniger Maßstab für die

„Lagebeurteilung“ heran gezogen. Vielmehr bezieht man sich auf die Jahre 2010und 2011, wo man mit deutlich unterdurch-schnittlichen Schweinepreisen das Auslan-gen finden musste. Brüssel beurteilt die Rentabilität in derSchweinehaltung primär in Verbindung mitden Futtermittelkosten. Aufgrund der welt-weit überdurchschnittlichen Erträge ist indiesem Bereich ebenfalls ein Preiseinbruchzu verzeichnen, was der Rentabilitätsrech-nung der Veredelung zu Gute kommt.Solange der kumulierte Deckungsbeitragvon Mastschwein und Ferkel nicht wesent-lich vom Langzeitdurchschnitt € 50,-abweicht, spricht Brüssel nicht wirklich vonKrise. Bevor in Brüssel kommissionelle Entschei-dungen getroffen werden, bedarf es einerMeinungsbildung unter den Mitgliedsstaa-ten. Hierbei hat sich in den letzten Wochenund Monaten gezeigt, dass es keinengemeinsamen Standpunkt bis zuletzt gab,was es der Kommission bisher leicht mach-te, etwaige Interventionen aufzuschieben.Österreich als Antreiber wurde nur vonLändern wie Belgien, Holland, Polen,Frankreich und Irland unterstützt. WennSchwergewichte wie Deutschland, Spa-nien oder Dänemark nicht mitziehen, istdas Bemühen umsonst. Warum diese Län-der die Lage anders beurteilen ist nurdamit zu erklären, dass in diesen LändernFleischhandel und Fleischindustrie übermehr politisches Gewicht verfügen, d.h.hier zählt der billige Rohstoff für die Verar-beitung mehr als mögliche Probleme, wel-che ruinöse Schweinepreise für Bauernauslösen können.Ein weiterer Punkt den die Kommissionbewertet, ist die Bestandsentwicklung inder EU. Es gibt aktuell Anzeichen, dass meh-rere Länder die Sauenbestände wieder aus-geweitet bzw. deutlich ausgeweitet haben.Hier zieht Brüssel offensichtlich einen einfa-chen Schluss, der da lautet: Wenn mehranstatt weniger produziert wird, kann esnicht so schlimm sein.

Produktionsziel Drittlandexport– macht das Sinn?

Wie sich zeigt, möchte Brüssel den Schwei-nemarkt sich selbst überlassen. Getreu demMotto: „Der Markt wird´s schon regeln!“, sollsich die produzierte Schweinefleischmengeder Nachfrage anpassen und wenn derExport am Weltmarkt schlecht läuft, solleben weniger erzeugt werden. Aber washeißt das für Österreichs Schweinebauern?Fakt ist, dass beim freien Spiel der Kräfte dieSchwächeren auf der Strecke bleiben. Faktist auch, dass Österreichs Schweinebauernnicht zu den Starken in der EU zählen underst recht nicht am Weltmarkt. Laut INTER-PIG liegen wir bei den Produktionskostenim mehrjährigen Vergleich 10-20 Cent/kgSchlachtgewicht über dem EU Schnitt. Zuunseren globalen Mitbewerbern in Nord-und Südamerika trennen uns weitere 20-30Cent.

Fokus Eigenversorgungsgradund Kreislaufwirtschaft

Wir sind jedenfalls der Meinung, dass einLand wie Österreich, das mit bäuerlichenFamilienbetrieben in natürlicher Kreislauf-wirtschaft und 100 % Eigenversorgungvor der zunehmenden Härte des interna-tionalen Wettbewerbs in geeigneterWeise geschützt werden muss. EineGleichstellung mit Ländern bzw. Regionenin Europa, die mit ihrer Expansion undÜberproduktion für den Mengendruck inder EU hauptverantwortlich sind, ist nichtfair.

Noch dazu betreibt man in diesen Län-dern meist die sogenannte industrielleSchweinehaltung (von NGO´s auch Mas-sentierhaltung genannt) - ohne natür-licher Balance von regionaler Futtermittel-erzeugung und Wirtschaftsdüngerverwer-tung.

Dr. Johann SchledererKoordinator Ö-Börse

Die Preisprognose für heuer lag beim Durchschnitt der Jahre 2012 und 2013. Unter Marktexperten ist unstrittig,dass durch den fehlenden Russlandexport (Ausbruch der afrikanischen Schweinepest im Baltikum und Polenseit Frühjahr und seit Anfang August Totalimportverbot für EU-Lebensmittel) dieses Preisniveau um 10 Centpro kg Schlachtgewicht verfehlt wurde.

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2010 wurde von zig namhaften Institutio-nen auf EU-Ebene die Brüsseler Erklärungunterzeichnet, wonach ab 2018 dieschmerzhafte Kastration bei Ferkeln EUweit beendet werden sollte. Wohlgemerkt: Es ist dies eine Zielformulie-rung, also keine EU gesetzliche Vorgabewie dies gerne von Tierschutz-NGOs dar-gestellt wird, um auf politscher Ebenezusätzlich Druck zu machen. Zudem wur-den mehrere Bedingungen mit der Ziel-setzung verknüpft.

Mit 2014 ist also Halbzeit und es stelltsich die Frage: Sind auch die Alternativenbzw. Lösungsansätze bereits auf halbemWeg entwickelt? Können die Bedingun-gen erfüllt werden? Die Antwort gibt eineinzwischen von der GD SANCO installier-te Expertengruppe in ihrem Jahresbe-richt. Diese Antwort lautet kurz zusam-men gefasst: Bei weitem nicht! Querdurch alle Lösungsansätze wie beispiels-weise elektronische Nase zur objektivenFeststellung von Ebergeruch amSchlachtband, Sperma Sexing mit demZiel, nur mehr weibliche Schweine zureproduzieren und zu mästen, züchteri-sche Maßnahmen, d.h. Eliminieren vonauffälligen Linien, Akzeptanz von Eber-fleisch bzw. Ebergeruch bei Verbrau-chern bzw. Akzeptanz von Improvac,Akzeptanz von Eberfleisch am Weltmarktetc. ist man bisher nicht wirklich weitergekommen.

Markt für Eberfleisch ist voll

Auch der in Holland und Deutschlandvon einigen Großunternehmen bestritte-ne Weg, Eberfleisch am Markt unterzu-bringen, scheint mehr und mehr an seineGrenzen zu stoßen. „Feinschneiden, feinuntermischen und gut würzen“ geht nurbei einigen Wurstwaren.

Jüngste Mitteilungen zeigen, dass dieVerwertung von Eberfleisch Problemebereitet und zunehmend kostspieliger

wird. Schlachtunternehmen reagiereninzwischen mit Abschlägen von bis zu € 4,- pro Eber.

Weiters zeigt sich, dass es nicht gelingenwird, europaweit einheitliche Maßstäbeanzulegen, da Länder wie Irland, Englandoder zum Großteil Spanien auch ohneKastration relativ problemlos ihre Märktebestreiten können, während andere Län-der wie z.B. Österreich und Italien mithohen und sehr hohen Schlachtgewich-ten mit Ebermast große Probleme aufsich zukommen sehen.

Und mehrere Länder vom Balkan bis zumBaltikum kommentieren das Thema garnicht bzw. teilen mit, man habe zuerstviele wichtigere Themen zu bewältigen.

Nichts desto trotz sind wir gefordertbeim Thema Schmerzlinderung bzw.Schmerzausschaltung ein Stück weiter zukommen. Speziell in jenen Ländern indenen Ebermast nicht möglich sein wird,sollte es Landwirten eines Tages möglichsein, mit einem Schmerzmedikamentnicht nur, sowie heute in Österreich,mittels z.B. Metakam den Schmerz zu lin-dern sondern mit einem Kombipräparataus Analgetikum und Anästhetikumweitgehend auszuschalten - Stichwort„Analgosedierung“.

Dr. Johann SchledererKoordinator Ö-Börse

Ferkelkastration: Forschung und Entwicklung treten auf der Stelle

Mit dem Rüssel in Brüssel

Oberstes Ziel: Qualitätsfleisch ohne Ebergeruch. Foto: ©shock 3- Fotolia.com

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10 | Ferkelmarkt | 4 2014

Das Jahr der nicht erfülltenErwartungen

Die massive Abwärtsspirale der letztenfünf Monate mit einem Preisverlust von25€ je Ferkel haben die am Ferkelmarktlange positive Grundstimmung gänzlichverfliegen lassen.

Es ist zwar naheliegend, der Preismiseream Mastschweinemarkt die Hauptschuldanzulasten, nur ist die Schweinebrancheleider komplizierter, als es oft denAnschein hat und die Einflussgrößen oftvielfältiger, als man glauben mag.

Trendumkehr

Im heurigen Jahr gab es bisher 4 Wochen,die eine Trendumkehr im Marktgeschehenzur Folge hatten.

Ende Jänner, in der KW 5, kam es bedingtdurch das Auftreten der AfrikanischenSchweinepest zu einer Korrektur der Mast-schweinepreise, die dazu führt, dass dieFerkelpreise sich nicht in jene Höhen ent-wickeln konnten, die eigentlich aufgrundder Nachfrage durchaus möglich gewesenwären.

Ein erstes Halbjahr, das von so wenigenVermarktungsproblemen wie nie zuvorgeprägt war, gab es noch selten.

Erst mit der KW 24 kam es zu den erstennennenswerten Angebotsüberhängen.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt war esaus dem Bestell- und Meldeverhaltenrecht leicht abzuleiten, dass die neuensteuerlichen Regelungen einen zusätz-lichen Störfaktor im ohnehin schon labilenMarkt darstellen. Betriebe, die sich um dieGrenzen der Pauschalierung bewegen,reagieren recht eindeutig. Mastbetriebereduzieren den Bestellumfang, stellenweniger zügig nach und legen die Bestel-lungen auf einen vermeintlich optimalenVerkaufszeitraum aus. Kombinierte Betrie-be an den Grenzen bieten zusätzlich Fer-kel in die freie Vermittlung an die auchdurch das Aussetzen von Direktbeziehun-gen belastet wird.

Das Zusammentreffen der genannten Fak-toren führte im Juni zu großen Absatzpro-blemen, die dann aber doch teils schnellerals erwartet bewältigt werden konnten.

Es gab ja damals noch die Hoffnung aufden üblicherweise guten Mastschweine-sommer, die allerdings mit Anfang Juli(KW 27) gestört und Mitte September( KW37) zerstört wurde. Dass die Maisernteheuer sehr spät begann, war dann nurmehr die Draufgabe in ein sehr schwieri-ges zweites Halbjahr 2014.

Wenn man die Prognosen für das heurige Jahr Revue passieren lässt, ist einem noch die Vorhersage auf ein sehrgutes Schweinejahr in Erinnerung. Nun, Ende Oktober, stellt sich die Lage gänzlich anders dar.

Hans-Peter BäckKoordinator Ferkelausschuss

Die Analyse der Preisentwicklung seit 2002 zeigt einen stetigen Preisverfall seit 2012. Stand: KW 44 Daten: Bäck

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Gründe für Hoffnung

Man sollte trotz alledem aber doch nichtvergessen, dass es bei der derzeit gänzlichnegativen Gesamtlage noch immer einigePunkte gibt, die Anlass zur Hoffnunggeben. Auch wenn das derzeitige Niveau (1,70 €KW 44) bis Jahresende vorherrschen wür-de, wäre man noch immer bei einem inden letzten 2 Jahren durchschnittlichenNiveau von ca. 2,30 € Basisnotierung - einNiveau, das vor 2012 in diesem Jahrtau-send nur zweimal übertroffen wurde. Natürlich muss dabei berücksichtigt wer-den, dass die getätigten Investitionen indie Gruppenhaltung und die auch für dieFerkelerzeugung hohen Futterkosten diesauch benötigen. Ein weitere Tatsache ist, dass das Angebotaus der herkömmlichen Ferkelerzeugungsinkt und die Problematik der „Pauschalie-rungsflüchtlinge“ auch bewältigt werdenwird. Das AMA Gütesiegel auf dem Mastschwei-nesektor bietet eine zusätzliche Absiche-rung für die heimische Ferkelproduktion,für eine nachhaltige Stabilisierung ist aberein besseres Mastschweineniveau unbe-dingt notwendig.

Ausblick

Nachdem in unserer Branche das Geldvom Schlachthaken rückwärts verteiltwird, kann sich auch die Ferkelnotierungnicht den Entwicklungen auf diesem Sek-tor entziehen. Es ist zu registrieren, dass in der speziali-sierten Schweinemast die letzten Jahreschon recht deutliche Spuren hinterlassenhaben. Zu wenig ausgeprägt und kurzle-big waren hier die Phasen, in denen manrichtig gut verdienen konnte und Reser-ven für notwendige Investitionen und dasDurchtauchen von Preistiefphasen schaf-fen konnte. Zusätzlich hat gerade im Süden von Öster-reich die Dürre des letzten Jahres enormefinanzielle Löcher gerissen. Als Zuschussgebiet von Ferkeln habendiese Schwierigkeiten natürlich Auswir-kungen auf den innerösterreichischenMengenfluss. Es würde dem ganzenMarktgefüge nur gut tun, dass sich in derSchweinemast bald wieder Geld verdie-nen lässt. Derzeit häufen sich auch Meldungen, dassdie Qualität der neuen Ernte nicht immerzufriedenstellend sei.

Wir raten allen Betrieben, dringend ihreFuttermittel nicht nur auf Toxine sondernauch auf die Gesamtkeimzahl hin zuuntersuchen. Für nicht alle Auffälligkeitenwie eine mehr oder weniger stark ausge-prägte Futterverweigerung, Kanniba-lismus, Umrauscher und Wachstumsde-pression sind immer nur Toxine verant-wortlich. Einen zumindest gleich großenSchaden richten Hefen, Enterobakterien,Schimmelpilze und Clostridien an.

Es ist daher bei den oben angeführtenSymptomen auch eine Untersuchung desFutters in diese Richtung anzuraten,wobei bei eine derartigen Belastungetwas leichter zu bewältigen ist, als Myko-toxine im Futter.

Das Jahr 2014 wird uns als das Jahr derenttäuschten Hoffnungen und als das Jahr

der nicht eingetroffenen Prognosen inErinnerung bleiben.

Die ganze Krise alleine dem Handelskriegmit Russland in die Schuhe zu schieben, istals Erklärungsversuch zu einfach. An undfür sich ist es die Bauernschaft ja gewohntmit schwierigen Phasen umzugehen, nurist es diesmal eine besondere Fülle an Her-ausforderungen, die uns große Mühemacht, nicht zu resignieren.

Die neuen steuerlichen Regelungen, Tier-rechtsaktivisten, Schwierigkeiten im Bau-recht und das Gefühl, wenig Wertschät-zung zu bekommen, sind zusätzliche Her-ausforderungen, die bewältigt werdenmüssen.

4 2014 | Ferkelmarkt | 11

Abb. 1: Preisvergleich 2013/2014. Daten: Bäck

Abb. 2: Basispreis Ferkel in Euro. Daten: Bäck

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12 | Recht & Politik | 4 2014

Die organisierte Schweinebranche ist dieeinzige, in der heimischen Nutztierhaltung,die sich eine flächendeckende Verpflich-tung zur konsequenten und klar geregeltenZusammenarbeit mit der Tierärzteschaftauferlegt hat. Selbst bei der Bio-Schweine-produktion als sogenannte Spitze der Pro-duktionspyramide, fehlt dieses klareBekenntnis zum Modell des TGD.

Die konventionelle Schweineproduktion iststolz, Teil einer echten Erfolgsgeschichtesein zu können und sieht gerade deshalbdie Notwendigkeit, sich gemeinsam stän-dig verbessern zu müssen.

Fakt ist, dass in den tausenden Betreuungs-verhältnissen ein gewisses Qualitätsgefällegegeben ist. Beide Seiten tragen Verant-wortung, ständig daran zu arbeiten, diesesGefälle zu verkleinern.

Der derzeitige Prozess der TGD-Weiterent-wicklung stellt eine solche Maßnahme dar.Mit dem Aufzeigen von Beispielen guterund sehr guter Zusammenarbeit zwischenSchweinebauern und Tierärzten soll einestetige Verbesserung von einzelnen Pro-blemfeldern passieren.

Die noch gezieltere Zuhilfenahme von ein-zelbetrieblichen Produktions-, Leistungs-und Gesundheitsdaten stellt eine der Her-ausforderungen für die Zukunft dar. Eben-so sehen wir in der bundesweit abgestimm-ten, gemeinsamen fachlichen Schwer-punktsetzung mit Unterstützung einheit-licher Informations-, Beratungs- undUmsetzungsunterlagen eine große Chancefür die Zukunft. Die abgestimmte Umsetzung der Inhalteder neuen Schweine-Gesundheitsverord-nung sollte in den nächsten Jahren dafürein Beispiel sein.

Im Zuge dieser bundesweiten Arbeit, die die weitere Professionalisierungder geregelten Zusammenarbeit zwischen Tierarzt und Landwirt zum Zielhat und seit Anfang an zur bestmöglichen Gesunderhaltung der Tierbe-stände und als wesentliche Qualitätssicherungsmaßnahme in der Lebens-mittelproduktion eingesetzt ist, wird immer mehr die herausragende Stel-lung der konventionellen heimischen Schweineproduktion ersichtlich.

TGD-Weiterentwicklung

© www.agrarfoto.com

DI Johann StinglmayrKoordinator Ausschuss Recht & Politik

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HERSTELLUNG VON FÜTTERUNGS-

ARZNEIMITTELN FAM

Aktuell liegt ein Verordnungsentwurfdes Europäischen Parlaments und desRates zur Begutachtung vor, der dieHerstellung, das Inverkehrbringen unddie Verwendung von Arzneifuttermit-teln zukünftig neu regeln soll. In dieser Rechtsmaterie ist auch unsereösterreichische Regelung zur Herstel-lung von Fütterungsarzneimitteln amlandwirtschaftlichen Betrieb betroffen,die im Tier-arzneimittelkontrollgesetzgeregelt ist. Die LK Österreich hat 2007 in Zusam-menarbeit mit dem BMG aufgrund derdamals gültigen gesetzlichen Vorga-ben Leitlinien entwickelt, in denen dieVorgangsweise bei der Herstellung vonFAM genauestens geregelt ist. Öster-reich war damals eines der wenigenLänder der EU, die eine sog. „Hofmisch-ervariante“ bei der Herstellung vonFAM ermöglicht hat. Und dies ausgutem Grund, da bei uns überwiegenddie Futtermittel aus eigenem Getreideund Mais auf den schweinehaltendenBetrieben selbst erzeugt werden.

Durch strenge und klar nachvollziehba-re Auflagen, mit einem Meldeverfahrenbei der zuständigen Bezirksverwal-tungsbehörde, mit in Normtypenblät-tern beschriebenen Vorgaben bei denverwendeten Mischanlagen und detail-lierter Aufzeichnungen im sogenann-ten Mischbuch, wurde dies für die hei-mischen Veredler ermöglicht. Der vorliegende Verordnungsentwurfmit der Zielsetzung die Herstellung, dasInverkehrbringen und die Anwendungvon FAM EU-weit auf einer höherenSicherheitsstufe als zuletzt zu harmoni-sieren, enthält Verschärfungen einzel-ner Bestimmungen und zusätzlicheAuflagen, die unter diesen Umständenunsere Möglichkeiten von Hofmischun-gen massiv in Frage stellen würde. Die LK Österreich wird mit den Fütte-rungsspezialisten in den Ländern undin Abstimmung mit dem VÖS alle Mög-lichkeiten ausschöpfen, um das Her-stellen von FAM auf landwirtschaft-lichen Betrieben auch weiterhin zuermöglichen.

DI Johann Stinglmayr

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Das bundesweite Projekt zur Weiterent-wicklung bestehender Abferkelbuchtengeht nun mit der Einbindung von Praxis-betrieben in eine entscheidende Phase.

Was bisher geschah

Nach einer einjährigen Planungs- und Ent-wicklungsphase neuer Buchtenformenfolgte Mitte 2013 eine mehrmonatigeTest- und Adaptierungsphase, in der diedrei, während dieses Praxistestes ambesten funktionierenden Abferkelbuchtenausgewählt wurden. Neben diesen 3Buchten, die im LK-Teilprojekt gemeinsammit den heimischen Stallbaufirmen ent-wickelt wurden, werden seit April 2014zwei weitere „Internationale“ Abferkel-buchten und zwar die dänische Bucht„SWAP“ und die holländische Bucht „Pro-Dromi“ auf 3 Forschungsbetrieben unterklar definierten Parametern und in wissen-schaftlicher Begleitung mindestens 2 Jah-re lang auf ihre Tauglichkeit überprüft undbewertet. Die 3 Forschungseinrichtungen sind:• Forschungsgut der Vetmed. Wien in Medau

• Schweinestall der landwirtschaftlichenFachschule Hatzendorf

• Schweinezentrum Gießhübl

Praxisbetriebe gefunden

Die zentrale Forschungsfrage in diesen 3Betrieben lautet: Wie lange ist die kritischeLebensphase der neugeborenen Ferkel,also wie lange bedarf es einer Fixierungder Muttersau, um die Ferkel bestmöglichvor dem Erdrücken zu schützen? Dieseund weitere klar definierte Aufgabenstel-lungen werden in erster Linie durch diebeiden Teilprojekte der veterinärmedizini-schen Universität Wien und des LFZ Raum-berg-Gumpenstein erarbeitet. Seit Anfangdes Jahres 2014 hat ein Auswahlverfahrenvon Praxisbetrieben in den BundesländernNÖ, OÖ und Stmk. stattgefunden, die sichbei aktuellen Bauvorhaben bereits für denvorzeitigen Einbau einer oder mehrererder 3 neuen Abferkelsysteme aus dem LK-Projekt entschieden haben und bereitsind, mindestens 18 Monate lang regelmä-ßige Stallbesuche durch externes Projekt-personal zuzulassen und ausführlichesZahlen- und Datenmaterial aus den Praxis-versuchen in eine zentrale Projekt-Daten-bank weiterzugeben.

Jeweils 2 sauenhaltende Betriebe in jedemder 3 Bundesländer wurden bis Mitte desJahres fix ausgewählt. Alle 6 Praxisbetrie-be haben ihre baulichen Maßnahmenbereits abgeschlossen oder stehen un-mittelbar vor der Fertigstellung. Die Anzahl der neuen Abferkelbuchten aufden Praxisbetrieben erstreckt sich von 8bis knapp 40 Stück. Alle 3 neuen Abferkel-systeme aus dem LK-Projekt sind ausge-wogen vertreten. Bis etwa Februar 2015findet eine sog. Gewöhnungsphase derBetriebsleiter an das neue System statt.Anschließend kommt es zur mindestens18 Monate lang dauernden Testung derneuen Systeme unter Praxisbedingungen.Das Erheben der Erfahrungen und derkonkreten Daten und Fakten aus den Pra-xisbetrieben erfolgt in enger Zusammen-arbeit mit dem Teilprojekt des LFZ Raum-berg-Gumpenstein.

Nötige Organisationsaufgaben

Parallel zu der Projektumsetzung auf denForschungs- und Praxisbetrieben findetein umfangreiches Arbeitsprogramm zwi-schen und innerhalb der Teilprojekte statt.Der sogenannte Wissenschaftliche Beirat,der zur fachlichen Koordination der 3 Teil-projekte eingesetzt ist, tagt unter der Lei-tung des Gesundheitsministeriums inetwa alle 2-3 Monate. Ebenso hat sich dieteilprojektübergreifende Arbeitsgruppe„Ökonomie“ unter der Leitung von Ing.Manfred Oberer inzwischen in Abstim-mung mit dem LFZ Wieselburg eine Vor-gehensweise zur Bewertung der Wirt-schaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeitbei der Verwendung neuer Abferkelbuch-ten zurecht gelegt. Im LK-Teilprojekt liegteiner der Schwerpunkte in der Erarbeitungund Erstellung von Informations- undBeratungsunterlagen, die in einer eigensdafür eingerichteten bundesländerüber-greifenden Arbeitsgruppe unter der Lei-tung von DI Martina Gerner geschieht.Aktuell wird im Gesamtprojekt die Präsen-tation des Forschungsprojektes bei derAgraria von 26. bis 29. November 2014 inWels vorbereitet. Während dieser Fach-messe stehen den interessierten Bäuerin-nen und Bauern in der Halle 3 alle projekt-betreibenden Institutionen für ausführli-che Informationen zur Verfügung.

DI Johann Stinglmayr

Pro-SAU

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©Strasser

Schweine nüchtern verladen

Futterleere Schweine laufen besser

Jeder Schweinemäster (aber auch Ferkelerzeu-ger) weiß, dass sich nicht angefütterte Tiereleichter verladen lassen. Die Schweine sindagiler, neugieriger, und mit leeren Mägeninstinktiv auf Futtersuche. Wenn die Treibwe-ge geradlinig, rutschfest und so ausgeführtsind, dass mehrere Tiere nebeneinander lau-fen können, dann ist das kein Problem.

Im Gegensatz dazu sind sattgefresseneSchweine richtig faul. Sie wollen sich nichtanstrengen und bewegen sich ungern. Sie füh-len sich auch nicht so fit, denn welcher Joggerdreht mit vollem Magen seine Runden?Zusätzlich haben Transporteure Sorge, dassdie Transportausfälle steigen. AngefütterteSchweine haben den Drang abzukoten undbleiben daher unaufhörlich stehen. Dabei ver-koten sie die Treibwege und in weiterer Folgeden LKW. Am Schlachthof kommen solcheSchweine von Kot geschwärzt an und lenken

die Augen der Lebendbeschauorgane auf sich.Diese sehen in den verschmutzten Tieren einzusätzliches Hygieneproblem.

Hat die Nüchterungszeit Einflussauf die Fleischqualität?

In einem Versuch mit über 1500 Schlacht-schweinen haben Forscher in Kansas den Ein-fluss der Nüchterungszeit untersucht. Es zeigtsich, dass sich eine ausgedehnte Nüchterungs-zeit auf die Fleischqualität positiv auswirkenkann. Die Schweine bauen ihre Glykogenreser-ven in den Muskeln und der Leber ab, unddadurch senkt sich der pH Wert des Fleischesweniger stark. Dies führt vor allem bei sehr flei-schigen Schweinen zu einem besseren Was-serbindungsvermögen. Wird die Nüchterungs-zeit über 24 Stunden verlängert, besteht dieGefahr, dass die Glykogenreserven zu niedrigwerden und dass der Anteil an DFD Fleischsteigt. In einer weiteren Untersuchung wurde

„Wie lange sollen die Schweine vor der Verladung nicht gefütterter werden?“Diese Frage wurde letzthin an einem Schlachthof zwischen Schweinemästern,Transporteuren und Schlachthofbetreibern diskutiert. Franz Strasser ABL von derBeratungsstelle für Schweineproduktion in Wels hat die Problematik analysiertund zusammengefasst.

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Franz StrasserABL, Berater LK-OÖ

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eindeutig dargelegt, dass Körpersubstanz-verlust erst bei einer Nüchterungszeit von18–24 Stunden eintritt.

Futterleere Schlachtschweinesparen Geld

Nicht nur aus ökonomischen Gründen istzu empfehlen, die Schweine unmittelbarvor dem Transport zum Schlachthof nichtmehr zu füttern, sondern auch weil diesesFutter zum Fleischansatz nicht mehrgenutzt werden kann. Es ist so zu sagen„vergeudetes Geld“. Am Schlachthof stel-len angefütterte Schweine eine hygieni-sche Belastung dar. Nicht selten führenunabsichtlich aufgeschlitzte Verdauungs-organe zu zusätzlichen Verschmutzungenam Schlachtkörper. Der Magen und dieGedärme sind voll und die zusätzlichen 2 -3 kg Futter müssen vom Schlachthofkostenpflichtig entsorgt werden.

Wann Futterventile zurückstellen?

Ziel ist es, eine Nüchterungszeit bis zur Ver-ladung von 10 - 12 Stunden einzuhalten. D.h. dass bei einer geplanten Verladung um 4Uhr früh am Abend zuvor nicht mehr gefüt-tert wird. Werden die Schweine ad libitumam Automaten oder am Sensor gefüttert,dann muss das Leerfressen der Futterstellein die Zeit eingerechnet werden. Somit istin diesem Fall die letzte Befüllung der Auto-maten zu Mittag. Beim ersten Heraussortieren aus den Boxenschadet den verbleibenden Schweinen dieknappe Fütterung mit Sicherheit nicht.Ganz im Gegenteil, mit etwas mehr Hungerals üblich wird bei der ersten Mahlzeit dieRangordnung wieder neu hergestellt. Wenn die Futtermengen gedrosselt wer-den, können auch Vorbereitungen für die

Verladung getroffen werden. Die Schwei-ne werden angezeichnet, die Stückzahlpro Box notiert, der Lieferschein vorge-schrieben und die Treib- bzw. Verladevor-richtungen gerichtet.

So machen es erfolgreiche Mäster

Leopold Wildfellner mästet seine Schwei-ne flüssig am Kurztrog mit Sensor in 25 –45 Gruppen.Seine Schweine werden meistens Don-nerstag zwischen 5 und 7 Uhr verladen.Der Frächter meldet sich tags zuvor umdie Mittagszeit. Vor der Abendfütterungstellt Wildfellner die Fütterung so ein, dassdie zum Verkauf vorgesehenen Schweinedas letzte Futter um 15:35 bekommen(d. h. der letzte Futterblock wird wegge-lassen). Zugleich zeichnet er die Schweinean, und schreibt den Lieferschein vor.Dank guter Verladevorbereitung lassensich 100 Schweine mit 2 hauseigenenKräften und einem Chauffeur in 45 Minu-ten verladen. Der Chauffeur übernimmtdabei die Tiere auf der Rampe und darf aufkeinen Fall ein Schwein vom Wagen wie-der in den Stall lassen. Klaus Peiskammer´s Schweine werdenmeistens um 3 Uhr früh verladen. „DerChauffeur ruft mich immer eine halbeStunde vor Verladebeginn an. So geh ichschon in den Stall, drehe das Licht auf undbereite die Schwein vor. Dabei koten vielenoch einmal ab“. Mit Hilfe einer nahegelegenen Brücken-waage wird das Lebendgewicht festge-stellt. Bei einer Nüchterungszeit von 12Stunden bringen seine Schweine beidurchschnittlich 95 kg und gut 60% MFAzwischen 80 und 81% Ausbeute und dasbei überregionaler Vermarktung. Für ihnist klar: „Unzureichende Nüchterung istsinnlos, da wird nur Futter vergeudet“.

©Strasser

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Für eilige Leser

• Futterleere Schweine sind+ kreislaufmäßig stabiler+ laufen besser+ verkoten die Treibwege bzw.

den LKW nicht + vergeuden kein Futter+ zeigen eine bessere

Fleischqualität

• Körpersubstanzverlust tritt erst ab 18 – 24 Stunden ein

• Ziel ist eine absolute Nüchte- rungszeit von 10-12 Stunden

• Am Abend zuvor nicht mehr füttern

• Automaten oder Sensortröge früher reduzieren

Leopold Wildfellner achtet besondersauf die Nüchterung seiner verkaufs-fähigen Schweine. Foto: Strasser

Klaus Peiskammer: „Unzureichende Nüchterung ist sinnlos,da wird nur Futter vergeudet.“ Foto: Strasser

Franz Bamberger: „Angefütterte Schweine laufen nicht undverkoten Gänge und LKW.“ Foto: Strasser

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16 | Mykotoxine | 4 2014

Mykotoxine sind giftige Stoffwechselpro-dukte von Schimmelpilzen. Die Pilze konn-ten sich heuer aufgrund der feuchten Witte-rung gut entwickeln. Teilweise ist das Pilz-myzel als weißlicher Belag auf und zwischenden Maiskörnern am Kolben sichtbar. Viel-fach ist am Kolben jedoch nichts zu sehen,sodass der Eindruck entsteht, dass die Mais-körner unbelastet sein müssten. Es kann jedoch nicht davon ausgegangenwerden, dass augenscheinlich „schöner Kör-nermais“ frei von Mykotoxinen ist. Klarheitbringt hier nur eine Futtermittelanalyse. (sie-he Tabelle 1)

Mais untersuchen lassen

Futtermittelanalysen machen immer Sinnund sollten in einem modernen landwirt-schaftlichen Betrieb zum Standard werden.Auch Futtermittel, deren Inhaltsstoffe nor-malerweise in einem recht engen Rahmenliegen, sollten jedes Jahr beprobt werden.

Besonders Mais, der doch die Hauptkompo-nente in der Schweinefütterung darstellt,sollte untersucht werden. Heuer ist zusätz-lich die Bestimmung der beiden wichtigstenMykotoxine Deoxynivalenol (DON) und Zea-ralenon (ZON) sinnvoll.

Die Kosten je Mykotoxin betragen im Futter-mittellabor Rosenau der LK Niederösterreich€ 37,00 (ELISA-Methode).

Ein Problem stellt die Ziehung der Probe dar,die ein möglichst repräsentatives Musteraller Maispartien darstellen sollte. Bei derAnalyse von Mykotoxinen besteht nämlichdie Schwierigkeit, dass die Giftstoffe nichtgleichmäßig in den Futtersilos verteilt sind.

Man spricht von „Nesterbildung“, dasbedeutet, dass Bereiche mit hoher Belas-tung manchmal knapp neben Zonen mitniedriger Belastung liegen. Optimal wäre,schon bei der Ernte von jeder Fuhre eineTeilprobe zu ziehen.

Erste Futtermittelproben von Betrieben der Arbeitskreise Schweinemast inOberösterreich zeigen durchwegs hohe Gehalte an Mykotoxinen bei Körner-mais. Manche Mäster klagen über verminderte Fresslust bis hin zu Futterver-weigerung. Wie kann man richtig reagieren?

Mykotoxine in Mais

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Wirkung von Mykotoxinen

Von über 100 Schimmelpilzarten sind der-zeit mehr als 500 Mykotoxine bekannt. BeiMais ist der Hauptverursacher der Feldpilz„Fusarium graminearum“, der unter ande-rem die beiden Mykotoxine bildet.

Deoxynivalenol: wird auch als „Vomito-xin“ bezeichnet, was seine Wirkung vonstark belastetem Futter (über 10.000µg/kg Futter) charakterisiert: die Tiere ver-weigern die Futteraufnahme und erbre-chen das bereits gefressene Futter (vomit,engl. = erbrechen). DON führt allgemeindurch reduzierte Futteraufnahme zuschlechteren Tageszunahmen in der Mast.Bei nicht allzu großer Belastung des Fut-ters mit DON (1.000 – 2.000 µg/kg Futter)kann auch eine gewisse Toleranz eintre-ten, so dass die Futteraufnahme und auchdie Tageszunahmen wieder auf gewohn-tem Niveau liegen.

Zearalenon: ist das wichtigste Mykotoxinbei Körnermais. Es bewirkt besonders aufdie Gebärmutter und bewirkt Scheinrau-sche, kleinere Würfe, vermehrt Spreizfer-kel bis hin zu Aborten. Das Gift wird auchmit der Milch ausgeschieden, wodurchlebensschwache Ferkel meist in denersten Tagen sterben.

Weibliche Tiere haben geschwollene,gerötete Scheiden, es treten vermehrtÖdeme auf, das ganze Fruchtbarkeitsge-schehen ist gestört. Auf die Mastleistunghat ZON keine Wirkung.

Orientierungswerte

Schweine reagieren von allen Nutztierar-ten am empfindlichsten auf Mykotoxine.Seit 2006 gibt es EU-weite Orientierungs-werte für DON und ZON, bezogen auf dasKilogramm Futter mit 88 % Trockenmasse.

Diese Werte bedeuten, dass Futter mithöherer Belastung nicht an die jeweiligeTierart gefüttert werden sollte. Dabei wirdunterstellt, dass die gesamte Rationgleichmäßig einen bestimmten Wert anDON oder ZON enthält.

Tabelle 2 zeigt auch, dass beispielsweiseMais als Einzelfuttermittel durchaus DON-Gehalte bis 12.000 µg/kg Futter enthaltendarf und bis zu diesem Wert auf verkehrs-fähig ist, also gehandelt werden darf. Inder Ration für Schweine sollte der DON-Gehalt aber keinesfalls höher als 900µg/kg Futter liegen.

Gegenmaßnahmen

Um diese Orientierungswerte nicht zuüberschreiten bieten sich folgende Maß-nahmen an:

• Mais bei der Ernte durch Silierhilfsmittel (Säure) zusätzlich stabilisieren

• Mais untersuchen lassen, um die Belastung zu kennen

• Je nach Höhe des Toxingehaltes Ersatz von Mais durch Weizen

Einsatz von Mykotoxinbindern

Weizen ist heuer trotz der schlechten Wit-terung kaum mit Mykotoxinen belastet.Dies zeigen 45 oberösterreichische Pro-ben der Abteilung Pflanzenproduktionder LK OÖ. Mit dem Einsatz von 10% Wei-zen kann der Sojaschrotanteil um 0,8%gesenkt werden. Weizen ist aufgrund sei-nes hohen Aminosäureanteiles etwa 10,00€ pro Tonne mehr wert als Trockenmais.Der Einsatz von Mykotoxinbindern ist einezusätzliche Möglichkeit, die Wirkung derGiftstoffe im Tier zu senken. Es handeltsich hierbei um Futterzusatzstoffe, dieeine separate Zulassung benötigen undihre Wirkung durch wissenschaftliche Ver-suche beweisen müssen.

Derzeit gibt es zwei EU-weit zugelasseneProdukte:Bentonite: sind seit 2013 für Wiederkäu-er, Geflügel und Schweine zugelassen undwirken gegen Aflatoxin B1. Sie bestehen aus Tonmineralen, die durchihre große Oberfläche viele Stoffe aufneh-men und aus dem Körper transportieren.Die Wirkung ist unspezifisch, es könnenauch Mineralstoffe und Vitamine gebun-den werden. Versuche der BOKU an derMPA Ritzlhof 1998 zeigten kaum Wirkunggegen DON.Der Mikroorganismenstamm DSM11798 ist seit 2013 für Schweine zugelas-sen und wirkt gegen DON. Dieser Stammist bisher der einzige, der nachweislicheine Wirkung gegen DON besitzt. Entwi-ckelt wurde dieses Produkt in Österreich.Bei Umstellungen der Rationen solltendiese vorher unbedingt berechnet wer-den. Nutzen Sie die Angebote der Fütte-rungsberater von Landwirtwirtschafts-kammer und Erzeugerverbände IhresBundeslandes!

Dipl.-Ing. Franz TiefenthallerReferent Fütterung, LK OÖ.

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Tabelle 2: Orientierungswerte für Mykotoxine bei Schweinen - diese Werte soll-ten für Schweine nicht überschritten werden. Daten: Tiefenthaller

Tabelle 1: DON-Gehalte Körnermais OÖ2014, Tabellentext: Die Streuung derDON-Belastung ist sehr groß.Daten: Tiefenthaller

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18 | AMA | 4 2014

AMA-Infokampagne über Landwirtschaft schlägt voll ein! Die Reaktionen auf die bisherigen Beiträgein den Oberösterreichischen Nachrichten,der Kleinen Zeitung, den Niederösterrei-chischen Nachrichten und im Kurier lagenweit über den Erwartungen.

Auch die ORF Landesstudios Oberöster-reich und Steiermark haben auf ihre Land-wirtschaftsbeiträge zahlreiche, überwie-gend positive Reaktionen seitens derZuseher gemeldet.

Unter diesen Vorzeichen wird die Informa-tionskampagne in diesen Medien fortge-führt und auf weitere ausgebaut. So wer-den vom ORF künftig in Niederösterreich,Wien und Salzburg brisante und interes-sante Landwirtschaftsthemen in Form vonFernseh- und Radiobeiträgen ausge-strahlt.

Auch bei Zeitungen und Magazinen wie„Die Presse“ und Fachmagazine für denLEH und die Gastronomie werden neueKooperationspartner hinzu kommen..

Die Reaktionen der Leser und Zuseherhaben bestätigt, dass es in weiten Bevöl-kerungsteilen ein Informationsdefizit überdie modernen Erzeugungsmethoden, dieSicherheit und die Qualität von frischenLebensmitteln gibt. Viele haben kaumeine Vorstellung über zeitgemäße Land-wirtschaft. Idyllische Bilder geistern durchden Kopf, die mit der Realität kaum etwaszu tun haben. Transparenz ist eine Voraus-setzung, um die Wertschätzung unsererLebensmittel zu steigern. Und wenn manden Konsumenten vor Augen führt, mitwelch großem Aufwand, mit welcher Lei-denschaft, mit welchem Fachwissen undmit welcher großen VerantwortungLebensmittel hergestellt werden, kannauch die Wertschätzung gesteigert wer-den.

Und wenn man etwas Wert schätzt, ist manauch bereit, dafür einen entsprechendenPreis zu zahlen – somit kann auch die Wert-schöpfung erhöht werden.

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4 2014 | AMA | 19

Klassische Werbung fürAMA-Gütesiegel im Herbst

Wie schon in den Jahren zuvor, wurde auch heu-er wieder eine klassische AMA-Gütesiegel-Wer-bekampagne für Schweinefleisch in Koopera-tion mit den Erzeugergemeinschaften in zweiWellen realisiert.

Der Sommerschwerpunkt mit 160 Radiospots,tausend City-Plakaten und zahlreichen klassi-schen Anzeigen in Zeitungen und Magazinen istplanmäßig über die Bühne gegangen. Trotz desnicht besonders freundlichen Wetters war Gril-len der Umsatzbringer.

Im November sind wieder mehr als 90 spezielleRadio-Spots vorgesehen, die in Ö 3 und ausge-wählten Privatsendern ausgestrahlt werden.

Auf 220 hinterleuchteten Plakattafeln in Wienund den Landeshauptstädten wird „Schweins-braten“ der urbanen Bevölkerung AnfangNovember schmackhaft gemacht.

Zusätzlich werden den gesamten Novemberüber sogenannte Megaboards entlang dermeistbefahrenen Autobahn Österreichs, derSüdost-Tangente, auf den Höhen Inzersdorf undErdberg zu sehen sein.

Abgerundet wird der Werbeschwerpunkt wie-der mit klassischen Anzeigen in ausgewähltenZeitungen.

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20 | Ohrmarke | 4 2014

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4 2014 | Besamung | 21

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22 | Genbank | 4 2014

Jahrelang galt das Tiefgefrieren von Eber-samen wegen der hohen Empfindlichkeitder Samenzellen gegenüber Temperatur-schwankungen überhaupt als technischunmöglich. Seit 1990 wurde an der ehemaligenBundesanstalt für Fortpflanzung undBesamung von Haustieren, heute Institutfür Biologische Landwirtschaft und Biodi-versität der Nutztiere in Thalheim, einedeutsche Methode (Westendorf et al.1975) erfolgreich bis zur Praxisreife weiter-entwickelt.

Kooperation für Top-Genetik

Seit dem Frühjahr 2014 wird im Rahmeneiner Forschungszusammenarbeit zwi-schen dem Institut für Biologische Land-wirtschaft und Biodiversität der Nutztiere(„Bio-Institut“) und dem Schweinezucht-verband OÖ eine solche Reserve von denaktuellen Top-Genetik Ebern der Besa-mungsstation Steinhaus aufgebaut. In derRinderbesamung ist eine sog. Back-upSammlung aller Besamungsstiere einerStation seit Jahren üblich. Das genetischeArchiv Rind beherbergt mittlerweileSamenproben von mehr als 2590 Stierenvon 22 Rassen. Bisher wurde die Tiefge-frierkonservierung von Ebersamen inÖsterreich ausschließlich zur Anlagegenetischer Reserven der seltenen RassenMangalitza („Wollschwein“) und Turopoljein der am Bio-Institut eingerichtetenÖsterreichischen Genbank für Nutztiereangewendet und auch erfolgreich in derGenerhaltungszucht eingesetzt.

Nicht jeder Eber ist für die Tiefgefrierkon-servierung geeignet. Der Grund dafür liegtin den Membranen der Samenzellen, diegenetisch bedingt, leichte Unterschiede inder Zusammensetzung aufweisen. Daherwerden mehrere Samenproben einesEbers auf Tiefgefriertauglichkeit getestet,bevor mit der Anlage eines Samendepotsbegonnen wird. Für jedes tiefgefroreneEjakulat wird eine umfassende Dokumen-

tation der Samenqualität frisch und nachdem Testauftauen erstellt. Von 17 getes-teten Ebern waren 12 tauglich.

Tiefgefriersperma ist nahezu unbe-schränkt lagerfähig, z.B. wurde aus derTestbesamung mit einer Doppelportionvom Landschweineber 3062 MIGUS, ein-gefroren am 17.07.1993, am Bio-Institutein Wurf mit 10 lebend geborenen Ferkelnregistriert. Produktion und Verwendung von Tiefge-friersperma sind für die breite Anwen-dung in der Schweinzucht zu kosteninten-siv und arbeitsaufwendig. Für Spezial-zwecke wie die Erstellung einer sog. Back-up Sammlung in einer Genbank oderTransporte über sehr lange Strecken ist sieallerdings sehr gut geeignet. Die Besa-mungserfolge sind bei sorgfältiger Vor-gangsweise beim Auftauen des Samenshinsichtlich der Trächtigkeitsraten mitdenen von Frischsamen durchaus ver-gleichbar, die Wurfgröße ist allerdings ver-ringert.

Für eine gesicherte Zukunft

In Zukunft werden die Top-Genetik Eberder Besamungsstation Steinhaus auf dieEignung des Samens für die Tiefgefrier-konservierung getestet. Von den geeigneten Vererbern wird einentsprechendes Samendepot angelegtund damit die erste umfassende Back-upSammlung für die Schweinebesamungaufgebaut. Damit leistet der Schweine-zuchtverband Oberösterreich zusammenmit dem Bio-Institut wertvolle Pionierar-beit, um das Risiko für den unwiederbring-lichen Verlust wertvoller Genetik für dieoberösterreichische Schweinezucht zuminimieren.

Dipl.Tzt. Beate Berger,Ing. Markus GallnböckHBLFA Raumberg-Gumpenstein

Institut für Biologische Landwirtschaft undBiodiversität der Nutztiere

Dr. Peter KnappSZV Oberösterreich

Die Genbank als genetische Sicherung der oberösterreichischen Besamungseber. In Österreich ist die künstli-che Besamung mit in flüssigem Stickstoff tiefgefrorenem Samen beim Rind seit 1966 die Methode der Wahl. Inder Schweinezucht wird dagegen fast ausschließlich mit flüssig konserviertem Sperma („Frischsamen“) gear-beitet.

Backup nicht nur am Computer!

Es werden mehrere Samenproben eines Ebers auf Tiefgefriertauglichkeit gete-stet, bevor mit der Anlage eines Samendepots begonnen wird. Foto: Berger

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4 2014 | Feldprüfung | 23

Mit einem breit angesetzten Feldtest hat die Erzeugergemeinschaft Gut Streitdorf vor mehr als einem Jahr rund100.000 Ferkel mit einer elektronischen Ohrmarke versehen. Oft wurde die Frage gestellt, ob es sich lohnt, jedes Fer-kel im Stall mit einer elektronischen Ohrmarke zu versehen, um Daten zu sammeln und auszuwerten?

Feldprüfung der Besamungs-station Hohenwarth

Betrachtet man die Ergebnisse der ersten25.000 ausgewerteten Daten, so lautet dieAntwort eindeutig: Ja!Die elektronische Ohrmarke ermöglichtdie einfache, lückenlose und automati-sche Zuordnung von Schlachtdaten aufdas Einzeltier und liefert wertvolleErkenntnisse über die Leistungsfähigkeitder eingesetzten Besamungseber derBesamungsstation Hohenwarth.

Sauenplaner (SPonWeb) alswertvoller Informationsträger

Die Zusammenführung der Daten aus derZucht- und Ferkelproduktionsstufe voreinigen Jahren, war für die konsequenteSteigerung der Fruchtbarkeitsparametervon entscheidender Bedeutung. Datender elektronischen Ohrmarke erweiternden Stellenwert des Sauenplaners als zen-tralen Informationsträger für die Schwei-nehaltung in Österreich. Neben Wurfda-ten, für die Weiterentwicklung von Frucht-barkeitsparametern, erlaubt die elektroni-sche Ohrmarke Rückschlüsse auf die Mast-und Schlachtleistungsergebnisse.

Feldprüfung der Besamungseber

Das europaweit einzigartige „Pilotprojekt“elektronische Ohrmarke, hatte auchimmer das Ziel, Mast- und Schlachtleis-tungsergebnisse aus dem Feld für dieSchweinezucht besser nutzbar zumachen. Schlachtdaten von mehr als25.000 Mastschweinen von 120 Ebern derBesamungsstation Hohenwarth erlaubeneine Qualitätsdifferenzierung der geteste-ten Besamungseber. Die gewonnenenInformationen (Mast- und Schlachtleis-tungsdaten) unter Praxisbedingungensind aber auch eine wertvolle Ergänzungzur umfangreichen und neutralen Sta-tionsprüfung unter standardisiertenBedingungen.

Einstufung der getesteten Eber

Für die Einstufung der Eber werdenSchlacht- und Mastleistungsergebnissevon 25.000 Mastschweinen herangezo-gen. Bis zum Jahresende werden Datenvon rund 40.000 Mastschweinen erwartet. Eber mit besonders hohen positivenAbweichungen beim Muskelfleischanteilund bei den Tagezunahmen finden sich inder Leistungsklasse „Silber“ – die besten15 Eber in der Leistungsklasse „Gold“. In diese Kategorie kommen nur ältereEber, die sich in der Praxis auf mehrerenBetrieben und mit einer hohen Anzahl anTieren bewiesen haben. Bei einigen Ebern sind bereits Schlachtda-ten von mehr als 500 Mastschweinen vor-handen. Diese Daten sind besonders inter-essant, da die Mastschweine zwar densel-ben Besamungseber als Vater haben, abervon zahlreichen verschiedenen Mütternstammen. Anders ausgedrückt: Die ausge-werteten Mastschweine stammen vonmehreren Schweinemästern mit unter-schiedlichem Ferkelbezug.

Die Qualitätsdifferenzierung bei Pietrain-Ebern soll für jeden Landwirt zur Steige-rung der Wirtschaftlichkeit beitragen. Voneiner besseren Futterverwertung undhöheren Zunahmen profitiert nicht nur derMäster, sondern auch der Ferkelerzeuger.

Die Vorteile ergeben sich aus geringerenFutterkosten, höheren Aufzuchtleistun-gen, homogeneren Verkaufspartien unddamit in einer besseren Ausnutzung derMengenstaffelung.Die Eber der Leistungsklassen „Gold“ und„Silber“ sind übersichtlich und farblichmarkiert in der Eberdatenbank der Besa-mungsstation ersichtlich. Die Besamungsstation Hohenwarth istbemüht, die Ergebnisse der Feld- bzw.Schlachthofdaten für Sie nutzbar zumachen. Neben der Einteilung in Leis-tungsklassen werden die Ergebnisse auchfür eine aktive Remontierung in der Besa-mungsstation herangezogen.

Ebervideos

Als Ergänzung zu den Eberfotos sind Videosequenzen geplant. Besonders beiden Rassen Edelschwein und Landrassesollen zur besseren Darstellung und Beur-teilung der Tiere Videos zum Einsatz kom-men. Von einigen Ebern wurden bereitsVideos erstellt. Nun gilt es, diese in eingeeignetes Format zu bringen, damit eineausreichende Qualität und auch die Über-tragung über das Internet gewährleistetsind.

Ing. Johann NolzVNS

Die elektronische Ohrmarke ermöglicht die einfache, lückenlose und automati-sche Zuordnung von Schlachtdaten. Foto: © Simone van den Berg - Fotolia.com

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24 | Forschung | 4 2014

Ist ein regelmäßiges Wenden der Spermatuben im Rahmen der tägli-chen Spermapflege notwendig?

Forschungsprojekt bringt Klarheit

In einem vom Förderverein Biotechnolo-gieforschung geförderten Projekt wurdeam Institut für Fortpflanzung landwirt-schaftlicher Nutztiere in Schönow (IFNSchönow e.V.) die aktuelle Fragestellunggeprüft, ob eine physiologische Sper-miensedimentation während der Lage-rung zur Beeinträchtigung der Sperma-qualität führt und ob während der Lage-rung ein mehrfaches Wenden der Sperma-portionen erforderlich ist? Im Landwirtschaftsbetrieb werden Sper-maportionen in der Regel bei 15 bis 17°Cgelagert. Vor allem vor dem Hintergrund neuerKonservierungsmethoden, Verdünnerme-dien, höherer Anforderungen an die Sper-maqualität bei gleichzeitig sinkenderSpermienzahl je Besamungstube und Ver-längerung der Lagerungsdauer ist dasThema „Spermapflege“ von sehr großerBedeutung. Häufig findet man in der Lite-ratur und diversen Werbeprospekten derIndustrie die Information, dass ein Wen-den der Spermatuben während der Lage-rung notwendig sei. Die Industrie vermarktet dazu auch spe-zielle „Wendeautomaten“.

Versuchsaufbau und Ergebnisse

In dem Versuchsvorhaben wurden dreipraxisrelevante Lagerungsvarianten mit-einander verglichen: unberührte Sperma-portion vs. zweimal tägliches Wenden vs.Wendeautomat (Cobimove Mini, Fa. Cobi-porc, Abb. 1). Es wurden 20 Ejakulate im „split-sample“Verfahren von Pietrainebern einer EU-Besamungsstation mit einem erweitertemMethodenspektrum nach neuestem wis-senschaftlichem Erkenntnisstand unter-sucht.

Die maximale Lagerungsdauer betrug 7 Tage.

Alle Ejakulate wurden mit einem praxisüb-lichen Standardverdünner aufbereitet.

Die Ergebnisse zeigen, dass eine Bewe-gung der Spermatuben zu einem CO2-Verlust des Verdünnerpuffers währendder Lagerung führt. Der CO2-Verlust bewirkt in der Folgeeinen pH-Wert Anstieg des Verdünners.Letztendlich ist der pH-Wert Anstiegnegativ mit der Stressresistenz und mitder Membranintegrität der Spermien kor-reliert (Abb. 1).

Fazit & Empfehlung

Während der Lagerung ist ein Wenden derTuben unter den gegebenen Bedingun-gen nicht erforderlich! Eine Bewegung derTuben während der Lagerung beeinflusstdas Mikromilieu und kann die Stressresis-tenz und den Membranstatus der Sper-mien beeinträchtigen.

Die Ergebnisse zeigen, dass Spermienwährend der Lagerung sehr sensitiv aufpH-Wert Veränderungen reagieren.

Wendeautomat Cobimove Mini (Fa. Cobi-porc), 24 Tuben in Rotation und 5 Rotatio-nen/h. Foto: Schulze 2014

Abb. 1: Links - Anteil progressiv motiler Spermien in einem Thermoresistenztest(TRT) nach 7 d Lagerung und 30 min (TRT 1) bzw. 300 min (TRT 2) Inkubation bei37°C (a, b signifikanter Unterschied P < 0.05)

Dr. Martin SchulzeStellv. Direktor

IFN Schönow e.V.

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Die Fachreferate gaben für die zahlreichanwesenden Züchter aus ganz Österreicheine Perspektive unter dem Motto „Wohingeht die Reise in der Schweinezucht?“.

Schwierige Marktlage

SZV Geschäftsführer Dr. Knapp analysiertedie aktuelle Marktsituation für Zucht-schweine, die derzeit wie der gesamteSchweinemarkt durch die Exportsperrenach Russland massiv beeinträchtigt ist.Dennoch konnten die Schweinezuchtver-bände die führende Heimmarktposition inden letzten Jahren erfolgreich ausbauen.

Neu: Genomische Informationen

Zahlreiche innovative Projekte habenFortschritte in der Datenerfassung undeine breitere Informationsbasis gebracht.Neu dazu kommt in Zukunft die genomi-sche Information, die für die Zuchtwert-schätzung Fruchtbarkeit genutzt wird. DieGrundlage dafür wurde im internationa-

len Forschungsverbund FBF erarbeitet,dessen Arbeit die Geschäftsführerin Dr.Schiefler vorstellte. Prof. Willam von der Universität fürBodenkultur hob die Bedeutung einerumfassenden Leistungsprüfung für einerfolgreiches Zuchtprogramm hervor. DieStationsdaten an der SchweineprüfanstaltStreitdorf ergänzt mit den Praxisdaten ausdem Sauenplaner des VLV werden auchnach der Einführung der genomischenSelektion die Grundlage für den Zucht-fortschritt sein. Ohne gute Datengrundla-ge die laufend aktualisiert wird, wären diegenomischen Informationen wertlos.

Elektronische Ohrmarke

Einen arbeitswirtschaftlichen Fortschritt inder Tiererkennung wird die elektronischeOhrmarke bei den F1 Sauen bringen. Dieersten Erfahrungen mit dem neuen Lese-gerät in Verbindung mit einem Tablet undentsprechenden Apps für den Sauenpla-ner sind positiv. Neue Merkmale wie Wurf-qualität sollen in Zukunft systematischerfasst werden.

Hoher Gesundheitsstatus

Neben bester Genetik ist ein hoherGesundheitsstatus ein wesentlicher Faktorfür den Wettbewerb in der Schweine-zucht. Die PRRS Freiheit zu halten und dieBiosicherheit auf den Betrieben zu verbes-sern, ist nach wie vor die größte Heraus-forderung für die Praxis. Dr. Voglmayr vonder Traunkreis Vet Clinic plädierte fürmehr überregionale Zusammenarbeit beiden Tiergesundheitsdiensten, um die neu-en Erfahrungen in der Diagnostik und derBekämpfung der PRRS für die betroffenenBetriebe besser zu nutzen. Eine flächen-deckende PRRS Impfung ist seiner Mei-nung nach nicht der geeignete Weg fürdie Zukunft.

Dr. Peter KnappSchweinezuchtverband & Besamung OÖ

Koordinator VÖS Zuchtausschuss

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Die aktuellen Innovationen und Projekte in der Schweinezucht standen im Mittelpunkt der ersten Fachtagungfür Schweinezüchter des Verbandes Österreichischer Schweinebauern (VÖS) im September in Wels.

VÖS Fachtagung in Wels zeigt Innovationen in der Schweinezucht

Zahlreiche Innovationen wurden auf der ersten Züchtertagung des Verbandes Österreichischer Schweinebauern vorgestellt.V.l.n.r.: DI Alexandra Kreuzer (VÖS Gf.), DI Christian Draxl (Österr. Schweineprüfanstalt), DI Raimund Tschiggerl (Gf. Schwei-nezucht STMK), Dr. Johannes Frickh (BMLFUW), Dr. Ulf Müller (Sächsische Landesanstalt f. Tierzucht), Dr. Inga Schiefler (Gf.FBF), ÖKR Blasius Gsöls (Obman VÖS Zuchtausschuss), Dr. Alfons Willam (Univ. f. Bodenkultur), Dr. Peter Knapp  (Gf. SZVOÖ), Ing. Robert Krapf (EZG Gut Streitdorf), Dr. Thomas Voglmayr  (Traunkreis Vet Clinic). Foto: SZV OÖ

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PEDV– Bedrohung für Österreich?

Das Virus wurde erstmals in Europa 1971 beiMastschweinen mit Durchfall in England nach-gewiesen und breitete sich danach in vielenLändern Europas sukzessive aus. Berichte dazugibt es aus Belgien, der Tschechischen Republik,Ungarn sowie auch aus Deutschland, Frank-reich, Holland und Schweiz. In den letzten 2Jahrzehnten gab es dazu aber nur mehr sporadi-sche Berichte vom Auftreten aus Europa.

Verbreitung

In einer in Österreich durchgeführten Studievon Möstl et al. (1990) konnte kein Hinweis aufdas Vorkommen von PED in der österreichi-schen Schweinepopulation gefunden werden.Während PED in Europa annähernd ver-schwand (derzeit gibt es einen aktuellenBericht aus einem Mastbestand in Deutsch-land (Henninger und Schwarz, 2014)), breitetesich das Geschehen mit zum Teil enormenwirtschaftlichen Verlusten in der Saugferkel-produktion in Asien immer weiter aus. Ameri-

ka blieb bis vor kurzem von dieser Erkrankungverschont. 2013 traten aber erste Fälle vonPED in den US-Bundesstaaten Iowa und Min-nesota auf. Innerhalb kurzer Zeit wurden wei-tere Ausbrüche in den gesamten USA, in Kana-da, Mexiko und in den ZentralamerikanischenStaaten registriert. Diese Ausbrüche gehen mitsehr großen wirtschaftlichen Einbußen einher,die einerseits auf Erkrankungen und Todesfälle(bei einem Neuausbruch in einer Herde 30-100% der Saugferkel), aber auch auf Handels-restriktionen zurückzuführen sind.

Bei der molekulargenetischen Untersuchungdes Virus konnte eine neue Variante des PEDVin Amerika und Asien nachgewiesen werden,die scheinbar krankmachender ist, als das ur-sprünglich in den 1980iger Jahren in Europaisolierte Virus. Zusätzlich wurde im Zuge dergenetischen Analysen ein neues Coronavirus,das Porzine Delta Coronavirus (PDCoV) detek-tiert, das möglicherweise am derzeitigenKrankheitsgeschehen ebenfalls mitbeteiligtist.

Die Porzine Epizootische Diarrhoe (PED) oder Epizootische Virus Diarrhoe (EVD) ist eine durch ein Coronavirus,dem Porzinen Epizootischen Diarrhoe Virus (PEDV) verursachte Durchfallerkrankung von Schweinen, diebesonders bei jungen Ferkeln mit einer hohen Sterblichkeitsrate einhergehen kann.

26 | PEDV | 4 2014

© Sergiy Gu

dak - Fotolia.com

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Krankheitssymptome (PED)

Die klinische Ausprägung der Krankheits-symptome und deren Verlauf sind starkvom Alter der betroffenen Tiere und derImmunitätslage der Herde abhängig undwerden folgendermaßen beschrieben.

Erfolgt die Infektion in einer Herde, dievorher noch keinen Viruskontakt hatte,dann zeigen sich folgende Symptome beiSaugferkeln (1-28 Lebenstage): Es erkran-ken nahezu 100 % der Tiere mit Erbrechen;die Ferkel haben akuten wässrigen Durch-fall. Infolge des starken Flüssigkeitsverlus-tes und der daraus folgenden Azidosekönnen 50-80 % der Ferkel verenden. Sinddie Tiere bereits älter, so verendenwesentlich weniger Tiere (1-3 %); sie zei-gen Symptome von Durchfall und Appe-titlosigkeit. Bei einem endemischen Krankheitsge-schehen normalisieren sich die Leistun-gen der Tiere wieder annähernd und eskommt nur mehr gelegentlich zu Durch-fällen bei älteren bzw. abgesetzten Fer-keln (3.-6. Lebenswoche).

Inkubationszeit

Die Ansteckung erfolgt vorwiegend durchvirushaltigen Kot. Nach experimentellerInfektion können die ersten Krankheitsan-zeichen bereits nach 36 Stunden auftre-ten. Wird der Erreger in eine Herde einge-schleppt, die erstmalig mit dem Virus inKontakt tritt, sind die typischen Krank-heitsanzeichen innerhalb von 4-5 Tagensichtbar.

Prävention

Da das Virus vorwiegend durch infizierteSchweine, Kot oder mit Kot verunreinigteGegenstände (Gülle, Schuhe, Transport-fahrzeuge) übertragen wird, ist auf die Ein-haltung strenger Biosicherheits- bzw.Hygienemaßnahmen wie Reinigung undDesinfektion kontaminierter Stallungen,Gegenstände und Transportmittel zu ach-ten. Im Zentrum stehen natürlich Vor-sichtsmaßnahmen, insbesondere bei derVerbringung von Tieren aus betroffenenStallungen oder Regionen in nicht betrof-fene Länder und Regionen. In Asien undAmerika gibt es bereits Impfstoffe, derenWirksamkeit allerdings kontroversielldiskutiert wird.

Diagnose

Aufgrund der klinischen Symptome ineiner Herde kann nur eine Verdachtsdiag-nose geäußert werden, die durch eine ent-sprechende Laboruntersuchung bestätigtwerden muss. Mittels molekularbiologi-scher Methoden (PCR) ist eine rasche undzuverlässige Diagnostik zur Abklärungvon Verdachtsfällen möglich.Folgende Probenmaterialien eignen sichzur Diagnostik: Kot von akut erkranktenlebenden Tieren oder Darminhalt undDarmgewebe (Dünndarm, Dickdarm) vonverendeten Tieren.

Differentialdiagnose

Differentialdiagnostisch sind bakterielleErreger wie z.B. Escherichia coli, Clostri-dium perfringens, Salmonellen und viraleDurchfallerreger wie z.B. TGEV, Rotaviren,PCV-2, das Virus der Klassischen (KSP) undder Afrikanischen Schweinepest (ASP)auszuschließen. Bei Saugferkeln solltebesonders auch auf das Vorkommen vonKokzidien untersucht werden

Untersuchungslabor

Proben bzw. verendete Ferkel sind direktan das AGES Institut in Mödling einzusen-den bzw. können auch am AGES Institutfür Veterinärmedizinische Untersuchun-gen Linz abgegeben werden. Derzeit wird ein kostengünstiges Untersu-chungspaket für diverse Infektionserregerbeim Saugferkel angeboten. Siehe dazu:http://www.ages.at/uploads/media/14-07-7_Folder_Saugferkeldurchfall_Final3.pdf 

Fazit

PEDV konnte bis jetzt weder aus archivier-ten (letzten beiden Jahren) noch ausaktuellen Durchfallkot- oder Darmprobenvon österreichischen Ferkeln nachgewie-sen werden. Vereinzelt wird von spora-disch auftretenden Fällen von PEDV inDeutschland berichtet. Beim genanntenFall handelt es sich um eine westfälischeMastanlage mit 2000 Mastplätzen mitniederländischer Ferkelherkunft unddeutscher Ferkelaufzucht.

Da der Erreger vorwiegend durch infizier-te Tiere bzw. durch mit Kot verschmutzteTransportfahrzeuge, Schuhwerk usw.erfolgt, sollte diese Tatsache besondersunseren Schweinehaltern, den Vermark-tern und Transporteuren bewusstgemacht werden.

Dr. Friedrich SchmollÖsterr. Agentur f. Gesundheit und

Ernährungssicherheit GmbH (AGES)

KontaktadresseAGES MödlingRobert Kochgasse 172340 MödlingTel.: +43 (0) 50555 38112Email: [email protected]

AGES LinzWieningerstraße 84020 LinzTel.: +43 (0) 50555 45111Email: [email protected]

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Neuseeland - „Land der langen weißen Wolke“

Neuseeland besteht aus einer Nord- und einerSüdinsel sowie zahlreichen kleineren Inseln.Auf einer Fläche von rund 268.000 km² lebenrund 4,53 Mio. Einwohner. Die Nordinsel ist diedichter besiedelte Insel Neuseelands. Auf die-ser leben ca. drei Viertel der Einwohner. DieHauptstadt Wellington und auch die größteStadt des Landes, Auckland, liegen auf derNordinsel.

Das Klima auf den beiden Inseln unterscheidetsich relativ stark. Die Nordinsel breitet sich vonder subtropischen bis in die warm-gemäßigteKlimazone aus, die Südinsel erstreckt sich vonder warm-gemäßigten bis in die kühl gemä-ßigte Klimazone. Die Jahreszeiten sind denender nördlichen Hemisphäre entgegengesetzt.

Die Hauptwirtschaftszweige sind die Land-

und Forstwirtschaft, die Nahrungsmittelindus-trie (hauptsächlich Molkereiprodukte) sowieder Tourismus. Somit prägt in weiten Teilendes Landes die Landwirtschaft die Kulturland-schaft. Diese trägt mit rund 10 % zum Bruttoin-landsprodukt bei. Ebenfalls zählen die land-und forstwirtschaftliche Produkte (insb. Milch-produkte, Fleisch und Holz, Äpfel, Kiwis) zuden wichtigsten Exportgütern Neuseelands.

Dabei sollte festgehalten werden, dass sich inNeuseeland die wirtschaftliche Lage bzw. dieFörderungssituation anders als in Europa dar-stellt.

Vor rund dreißig Jahren wurden alle Subven-tionen im agrarischen Bereich aufgehoben.Daher werden nun nur solche Produkteerzeugt, die auf dem Weltmarkt abgesetztwerden können. Dies war anfangs eine schwie-rige Situation, da die Landwirte in der Produk-tion umdenken und effizientere Produktions-weisen anstreben mussten.

28 | Bericht | 4 2014

Schweinehaltung in Neuseeland Die Niederösterreicherin Daniela Lindner möchte im folgenden Bericht ihreErfahrungen, die sie im Rahmen ihres Praktikumsaufenthaltes in Neuseelandgemacht hat, teilen. Da sie Neuseeland schon seit längerem interessiert hat,nutzte sie die Möglichkeit über die österreichische Landjugend ein Praktikum zuorganisieren.

© Lindn

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Daniela LindnerPraktikantin in Neuseeland

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4 2014 | Bericht | 29

Schweineproduktion in Neuseeland

Im Jahr 2012 wurden 298.000 Schweine,davon rund 33.000 Zuchtsauen, auf denbeiden Inseln gehalten. Ungefähr 60% desSchweinebestandes befinden sich auf derSüdinsel.

In Summe gibt es 125 Schweinefarmerund davon beziehen mehr als die Hälfteihr Einkommen aus dieser Tätigkeit. Wäh-rend auf der Südinsel Weizen und Gerstedie Futterbasis der Betriebe darstellen, soist auf der Nordinsel der Maisanbau vor-herrschend. Diese Futtermittel müssenvon den Betrieben aber meist zugekauftwerden. Vom produzierten Schweine-fleisch werden ungefähr 46 % nach Kana-da, Skandinavien und Australien expor-tiert.

Ganz grundsätzlich kann in der Schweine-produktion Neuseelands zwischen Indoor-und Outdoor-Betrieben (=Weidehaltung)unterschieden werden. Ungefähr 25 % -30 % der Zuchtsauen Neuseelands wer-den „outdoor“ gehalten, wobei die größteOutdoor-Farm rund 5.000 Zuchtsauenbesitzt.

In Neuseeland gibt es nur zwei Besa-mungsstationen. Es sind dies die interna-tional tätige Besamungsstation PIC undeine von einem schweinehaltendenBetrieb betriebene Station. Diese Besa-mungsstation arbeitet im Durchschnittmit rund 50 Ebern. Die Farmer wollen denBetrieb dieser zweiten Besamungsstationaufrechterhalten, da ansonsten PIC eineMonopolstellung erhalten würde. PICkönnte dann in weiterer Folge jeglichenPreis für den Tiersamen verlangen.

Biosecurity

Grundsätzlich hat jeder Schweinebetriebein geschlossenes System, welches dieserstrikt einhält. Jeder Farmer strebt einenhohen Biosecurity-Standard an und daherwerden nur Jungsauen aus eigener Pro-duktion remontiert. Bedingt durch die iso-lierte Insellage sind auch manche Krank-heiten in Neuseeland nicht vorhanden.Dieser Status ist den Farmern äußerstwichtig und soll möglichst beibehaltenwerden. Auf meinem Praktikumsbetrieb durfte bei-spielsweise jemand, der den Schweinebe-trieb besichtigen wollte, in den letzten 72 hkeinen Kontakt zu Schweinen gehabthaben. Dies geschieht, um Krankheitsver-schleppungen vorzubeugen. Auf demBetrieb gibt es eine eigene Verladerampe,welche etwas abgesondert vom Mastbe-reich liegt. Das einzige Produkt, welchesneben den Futtermitteln in ein solchesSystem eingeführt wird, ist der Ebersamenvon einer der beiden Besamungstationen.

Der Fokus liegt auf Effizienz

In Neuseeland wird nicht auf modernsteTechnik gesetzt, den Betrieben ist aberEffizienz sehr wichtig. Ältere Technik solltesolange wie möglich funktionieren, insbe-sondere bei der Freilaufhaltung wird aberauch noch sehr viel in Handarbeit erledigt. Das Ziel der Schweinefarmer ist es, einebestmögliche Futterverwertung zu errei-chen und in weiterer Folge auch einenhohen Preis für ihr Fleisch zu erhalten,wobei der neuseeländische Preis fürSchweinefleisch hauptsächlich durch deninternationalen Preis beeinflusst wird.

Herausforderungen und Chancen für die Zukunft

Soweit ich im Rahmen meines Praktikumsdurch einige Betriebsbesichtigungeneinen Einblick in die SchweinebetriebeNeuseelands gewinnen konnte, kann imBereich der Futtermittelqualität, derArbeitsgenauigkeit und -hygiene nocheiniges verbessert werden.

Das Thema Kastration ist in Neuseelandsehr umstritten. Teilweise wird die Immu-nokastration durchgeführt und zum ande-ren wird Ebermast betrieben. ZahlreicheBetriebe werden erst von der Ebermastabsehen, wenn auch der zusätzliche Auf-wand bei der Kastration finanziell berük-ksichtigt wird. Außerdem steht bei einigenBetrieben das Wohlbefinden des Tieres imVordergrund und daher wird die Ebermastvorgezogen.

Aktuell wird in Neuseeland auch eineDiskussion über den Gebrauch von Pflan-zenschutzmitteln geführt, da es in Neu-seeland noch keine Regelungen über dieEntsorgung und die fachgerechte Ver-wendung dieser gibt. In der Diskussionsteht der Einfluss dieser Mittel auf Menschund Natur im Zentrum. Es wird zukünftignoch zu weiteren und strengeren Aufla-gen im landwirtschaftlichen Bereich kom-men und Neuseeland wird sich so wahr-scheinlich dem europäischen Standardannähern.

Bei der Besichtigung eines der größtenSchweinebetriebe Neuseelands mit rund300 ha landwirtschaftlicher Fläche undrund 5000 Zuchtsauen, der auch immerwieder an Versuchen teilnimmt, konnteich einen Einblick in ein aktuelles Projektgewinnen.

Die Landwirtschaft in Neuseeland ist stark vonRindern und Schafen dominiert. Diese habenaufgrund der geschichtlichen Entwicklung einenhohen Status im landwirtschaftlichen Bereich.Im Moment ist in Neuseeland bei der Milchpro-duktion der meiste Profit zu erwirtschaften.

Bei den Schweinerassen werden hauptsächlich Edelschwein, Landrasse undDuroc gezüchtet und gemästet. Die Rasse Duroc wird eingesetzt, da der neu-seeländische Konsument eine stärkere Fettabdeckung des Fleisches fordert.Ganz grundsätzlich kann in der Schweineproduktion Neuseelands zwischenIndoor- und Outdoor-Betrieben (=Weidehaltung) unterschieden werden.

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30 | Bericht | 4 2014

Im Rahmen des Projekts „pigs in the trees“– also „Schweine im Wald“ – wird ver-sucht, Jungsauen im Wald an die Bedin-gungen der Weidehaltung zu gewöhnen.

Das Waldterrain wird von den Schweinensehr gut angenommen und somit kanndie Farm vielleicht zukünftig weitereWaldflächen für die Schweine nutzen. Einweiteres Highlight auf diesem Betrieb sinddie meist wöchentlichen Busrundfahrtenauf dem Betriebsgelände, womit eine wei-tere Einkommensquellen erschlossenwurde.

Kulturelle Unterschiede

Den größten Unterschied zu Europa sehendie Neuseeländer, die sich selbst gerne als„Kiwis“ bezeichnen, darin, dass sie in der„New World“, also in der „neuen Welt“,leben.

Einen weiteren Unterschied zu Österreichkonnte ich bei der „Hofübergabe“ ausma-chen, die in Neuseeland nur in seltenenFällen vollzogen wird. Hier ist es beispiels-weise üblich, die Farm zu verkaufen,„Erben“ werden wie Dritte behandelt. Auch bei fehlender Expansionsmöglich-keit vor Ort kommt es durchaus vor, dassdie Farm einfach verkauft wird und sichder Farmer um ein anderes geeignetesGrundstück oder Anwesen umsieht. Eben-so ist es für einen Farmer selbstverständ-lich, für den Kauf eines Betriebes einenKredit bei einer Bank aufzunehmen.

Fazit

Im Rahmen meines Praktikums ist es mirgelungen, einen kleinen Einblick in dasLeben in Neuseeland zu bekommen undes ist klar zu erkennen, dass die Neusee-länder eine von uns verschiedene Grund-einstellung zum Leben haben.

Die Neuseeländer sind zwar offene undunkomplizierte Menschen und ihreLebensweise ist „easy going“, aber beimThema Farmverkauf zögern sie mit Sicher-heit nicht lange. Hier ist eine Farm einUnternehmen und kein Familienbetrieb.

In Neuseeland werden auch Schweinefarmen in erster Linie als Unternehmenangesehen und weniger als Familienbetrieb. Foto: Lindner

Der Wald wird von den Schweinen im Rahmen des Projekts „Pigs in the trees“als Lebensraum sehr gut angenommen. Foto: Lindner

Preismaske. Quelle: Porkcorp New Zealand Limited

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4 2014 | Hofübergabe | 31

Die Hofübergabe bzw. -übernahme stellt einen entscheidenden Punkt in der Entwicklung eines landwirtschaft-lichen Betriebes dar. Schon vor dem Zeitpunkt der Übergabe sollten sich alle möglichen Beteiligten bei diesemProzess über die rechtlichen Rahmenbedingungen informieren. Im folgenden Artikel von Ing. Mag. Alfred Kalkus (LK NÖ) werden vertragliche und erbrechtliche Aspekte bei der Hofübergabe- bzw. übernahme erläu-tert. Daneben gilt es auch noch steuerliche bzw. sozialrechtliche Regelungen zu beachten.

Was ist bei der Vertragserrichtung zu beachten?

Auch wenn der Betrieb innerhalb der Familieweitergegeben wird, sollte man nicht den Feh-ler machen, in Hinblick auf das gute Einver-nehmen innerhalb der Familie, auf einegenaue Umschreibung der Rechte und Pflich-ten der Vertragspartner zu verzichten. DerÜbergabsvertrag sollte dazu dienen, dass keinStreit entsteht und beide Vertragsteile auchbei geänderten familiären Verhältnissen mög-lichst gut abgesichert sind.

Wichtig ist, dass der wesentliche Inhalt desÜbergabsvertrages schon im Vorfeld seinerErrichtung in der Familie gründlich bespro-chen und vereinbart wurde. Der Inhalt des Ver-trages sollte von den Übergebern und Über-nehmern festgelegt werden. Die Aufgabe des Vertragserrichters (Notaroder Rechtsanwalt) besteht darin, den in der

Familie festgelegten Vertragsinhalt entspre-chend zu formulieren und zu Papier zu brin-gen. Bevor ein Vertragserrichter beauftragtwird, sollte eine Vereinbarung über das Hono-rar getroffen werden. Ratsam ist auch die Ein-holung von Kostenvoranschlägen.

Der Übergabsvertrag beinhaltet eine genaueBeschreibung des Übergabsobjektes und derfür die Übergabe ausbedungenen Gegenleis-tungen. Die Gegenleistungen bestehen meistens ausder Übernahme von Schulden, Abfindung vor-handener weichender Kinder und dem soge-nannten Ausgedinge.

Das Ausgedinge ist eine im bäuerlichenBereich historisch gewachsene Form derAltersversorgung, die den Übergebern einenruhigen Lebensabend ermöglichen soll. DasAusgedinge erlischt als höchstpersönlichesRecht mit Tod der Übergeber und ist auchnicht auf Dritte übertragbar.

Die Hofübergabe muss gut vorbereitet werden

© VÖS

Teil 1

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Die wichtigsten Ausgedingsleistungensind:

Wohnungsgebrauchsrecht

Wenn keine getrennten Wohnmöglichkei-ten vorhanden sind, d.h. wenn Übergeberund Übernehmer weiterhin unter einemDach wohnen, sollte nach Möglichkeitgenau umschrieben werden, welcheRäumlichkeiten ausschließlich von denÜbergebern benützt werden, da erfah-rungsgemäß durch ein enges Zusammen-leben zwischen Jung und Alt oft Konflikteentstehen. Diejenigen Räumlichkeiten, dieweiterhin gemeinsam benützt werden,sind ebenfalls genau zu bezeichnen. Voneinem Aufenthaltsrecht der Übergeber imgesamten Haus bzw. im Wohnbereich derJungen sollte Abstand genommen wer-den. Die Betriebskosten (zB Strom, Behei-zung, Kanal, Müllabfuhr,…) werden übli-cherweise von den Übernehmern getra-gen.

Zur Sicherstellung wird das Wohnrecht insGrundbuch eingetragen. Mit dem Wohn-recht sollte ein Besuchs- und vorüberge-hendes Beherbergungsrecht vereinbartwerden. Zu den Pflichten der Übernehmergehört auch die Instandhaltung der Woh-nung, soweit dies zur Versorgung derÜbergeber notwendig ist. Im Falle zukünf-tiger Baumaßnahmen im Zusammenhangmit der Ausnahmswohnung ist es sinnvoll,bereits jetzt die Zustimmung der Überge-ber einzuholen. Allenfalls sind auchWohnrechte samt Betriebskostentragungfür unversorgte Geschwister ein Thema.Hier wird gewöhnlich von einer bücher-lichen Sicherstellung abgesehen und eineAltersgrenze festgelegt.

Letztlich sollte auch geregelt werden, obder überlebende Übergeberteil nach demTod des anderen Übergeberteiles einenLebensgefährten bzw. seinen zweitenGatten in die Ausnahmswohnung aufneh-men darf.

Pflege

Im Falle von Krankheit und Pflegebedürf-tigkeit der Übergeber wird üblicherweisevereinbart, dass die Übernehmer nur fürdie Organisation einer entsprechendenPflege zuständig sind und die Kosten derPflege- und Betreuung nicht von den

Übernehmern zu tragen sind. Wird jedochvon den Übernehmern eine Pflege durch-geführt, sollte Ihnen auch vertraglich imAusmaß der Pflegeleistung ein Anspruchauf das Pflegegeld zustehen.

Verpflegung

Was die Naturalien betrifft, wird meist nurdie Entnahme von am Betrieb selbsterzeugten Naturalien für den eigenenBedarf vereinbart. Da ohnedies eine Pen-sion bezogen wird, wird dies in der Regelauch genügen.

Geldleistungen

Die Vereinbarung von laufenden Geldleis-tungen ist seit Einführung der Bauernpen-sion weitgehend nicht mehr erforderlich.Die Übernehmer sollten dazu nur ver-pflichtet werden, wenn ein besondererGrund hierfür besteht, da die finanzielleBelastung der Betriebe ohnehin eine sehrhohe ist. Geldleistungen sind immer wert-zusichern.

Begräbniskosten

Üblicherweise wird vereinbart, dass dieortsüblichen Begräbniskosten samtGebühren durch die Übernehmer zubezahlen sind, soweit diese nicht im Nach-lass oder durch eine Versicherung gedecktsind.

Belastungen und Schulden

Grundbücherlich sichergestellte Forde-rungen (Hypotheken) müssen vom Über-nehmer sowieso mitübernommen wer-den. Darüber hinaus haftet der Überneh-mer solidarisch auch für die Betriebsschul-den des Übergebers, die er bei der Über-gabe kannte oder kennen musste.

Diese Haftung ist mit dem Wert des Betrie-bes beschränkt und ist zwingendes Recht.Im Übergabsvertrag kann geregelt wer-den, wer im Innenverhältnis die Rückzah-lung in Zukunft übernimmt. Eine ver-gleichbare Solidarhaftung besteht auchfür Abgabenrückstände und für Sozialver-sicherungsbeiträge.

Veräußerungs- und

Belastungsverbot

Das Veräußerungsverbot verbietet jedeÜbertragung von Grundstücken (auchden Tausch), das Belastungsverbot dieEinräumung von Pfandrechten. Ein sol-ches schränkt daher die freie wirtschaftli-che Entscheidungsfähigkeit des Überneh-mers sehr ein und sollte daher gründlichüberlegt werden, ob es sinnvoll und not-wendig ist. Positiv zu bewerten ist, dass imFalle einer Exekution und Insolvenz ein imGrundbuch eingetragenes Veräußerungs-verbot Schutzwirkung gegenüber Gläubi-ger entfaltet, d.h. es verhindert in derRegel eine Zwangsversteigerung. Ein Ver-äußerungs- und Belastungsverbot erlischtmit Tod des Berechtigten bzw. mit Zustim-mung zur Veräußerung und mit dem Toddes Belasteten. Es ist auch möglich ein sol-ches Verbot zeitlich zu befristen bzw. nurauf einen Teil des Betriebes zu beschrän-ken (zB Hofstelle).

Scheidungsklausel

Häufig stellt sich für die Übergeber dieFrage, ob sie den Betrieb in das Alleinei-gentum ihres Kindes oder auch ins Mitei-gentum des Schwiegerkindes übergebensollen. Da es eine diesbezügliche gesetzli-che Regelung nicht gibt, liegt es im Belie-ben von Übergebern und Übernehmern,eine entsprechende Vereinbarung zu tref-fen. Zu beachten sind u.a. die beruflicheTätigkeit des Schwiegerkindes und dieScheidungsfolgen.

Kommt es im Scheidungsfall zu keinergütlichen Einigung, kann es bis zur Ver-steigerung des Betriebes und der Auftei-lung des Versteigerungserlöses entspre-chend der Miteigentumsquote kommen.Früher war es durchaus üblich, dass beideÜbernehmer angeschrieben wurden. Auf-grund der hohen Scheidungsrate wird oftnur mehr an das eigene Kind übergeben.

Erfolgt eine Übergabe an das Schieger-kind wird eine sogenannte Scheidungs-klausel empfohlen. Diese sieht vor, dasssich das Schwiegerkind für den Fall derAuflösung der Ehe, gegen Zahlung einerangemessenen Ablöse bzw. Rückerstat-tung getätigter finanzieller Investitionen,zur Rückübertragung ihres Anteiles amÜbergabsobjekt verpflichtet.

Übernahme bestehender

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Ausgedingeleistungen

Falls die Großeltern am Betrieb nochleben, haften die Übernehmer auch für dieAusgedingsleistungen der Großeltern (zBliebevolle Pflege), da diese als Reallast imGrundbuch sichergestellt sind. Hier wärezu prüfen, ob diese Regelungen noch zeit-gemäß und erforderlich sind. Mit Zustim-mung der Übergeber kann auch ein Über-gabsvertrag geändert werden.

Rechtzeitige Übergabe

Üblicherweise wird zum Pensionsstichtagübergeben. Wenn der Altersabstand zwi-schen Übergeber und Übernehmer geringist und die „Jungen“ schon sehr auf dieÜbergabe drängen, weil die junge Genera-tion schon am Betrieb investieren bzw. bau-en will, kann die Übergabe auch vorgezo-gen werden.

Die Übergabe könnte hier mit Vorbehaltdes Fruchtgenussrechtes (Weiterbewirt-schaftungsrecht der Übergeber) erfolgen,wobei vereinbart wird, dass dieses mit frü-hestmöglicher Pensionsgewährung wiedererlischt. Dies hätte den Vorteil, dass einer-seits die Eltern noch bis zur Pensionierungden Betrieb weiterführen können undandererseits die Hofübernehmer bereitsEigentümer des Betriebes sind und am Hofbleiben. In diesem Zusammenhang ist auchzu beachten, dass nach den Bestimmungendes NÖ Sozialhilfegesetzes der Sozialhilfe-träger auf alle Schenkungen greifen kann,die innerhalb der letzten fünf Jahre getätigtwurden.

Abfindung der weichenden Kinder

Inhaltlich gesehen ist die Übergabe einevorweggenommene Erbfolge und hatdaher nicht nur Rechtswirkungen zwischenÜbergebern und Übernehmer, sondernauch auf die sogenannten weichendenErben – das sind die Geschwister des Über-nehmers. Zu Lebzeiten der Eltern bestehtfür die weichenden Erben noch kein Rechts-anspruch auf Auszahlung des Pflichtteiles.Nach dem Tod des Übergebers können diePflichtteilsberechtigten aber binnen dreiJahren ihren Pflichtteil vom übergebenenBetrieb fordern. Aus diesem Grund sollten die Geschwister

des Hofübernehmers bei der Übergabe ein-gebunden werden. Ein Pflichtteilsprozessist kompliziert, langwierig und kann auf-grund der Höhe des Streitwertes und derSachverständigengutachten sehr kostspie-lig werden. Um den Übernehmer abzusi-chern, dass nach dem Tod der Eltern keineweiteren Forderungen gestellt werden kön-nen, ist die Abfindung der weichendenGeschwis-ter und ein Pflichtteilsverzicht einwesentlicher Punkt bei der Übergabe. DerPflichtteilsverzicht bedarf der Form desNotariatsaktes oder des gerichtlichen Pro-tokolls und kann ganz allgemein oder auchbeschränkt auf den landwirtschaftlichenBetrieb erfolgen. Beim Pflichtteilsverzichtwird nur auf den Pflichtteil verzichtet, sodass der Verzichtende gleichwohl gesetz-licher Erbe sein kann. Hingegen wird beieinem Erbverzicht auch auf das künftigeErbrecht insgesamt verzichtet, d. h., der Ver-zichtende verliert hier seine Stellung alsgesetzlicher Erbe. Das kann einerseitsbewirken, dass bei einem Erbverzicht allerKinder und wenn es keine letztwillige Verfü-gung gibt, der Nachlass der Eltern an ent-ferntere Verwandte fällt. Andererseits wirdfür die Berechnung von Pflichtteilsansprü-chen der auf seinen Erbteil Verzichtendenicht mehr berücksichtigt und somit erhöhtsich der Pflichtteilsanspruch der übrigenPflichtteilsberechtigten. Aus diesem Grundist der Pflichtteilsverzicht in der Regel demErbverzicht vorzuziehen und reicht ebensozur Absicherung des Hofübernehmers.Stimmen die weichenden Kinder einernotariellen Verzichtserklärung nicht zu, soll-te jedenfalls bei Hinauszahlungen schrift-lich vereinbart werden, dass diese Zuwen-dungen einen Vorschuss auf den Pflichtteildarstellen und in den Pflichtteil einzurech-nen sind. Ansonsten besteht die Gefahr,dass bereits erhaltene Abfindungen nocheinmal gefordert werden. Liegt kein notarieller Pflichtteilsverzicht vor

und ist das weichende Kind der Ansicht,dass die Abfindung zu wenig ist, kann eineSchenkungspflichtteilsklage drohen.In derPraxis erfolgt meist eine einvernehmlicheFestlegung der Abfindungen. Die Einho-lung von Gutachten ist nur selten erforder-lich oder hilfreich, da die weichenden Kin-der trotz Gutachten einem Verzicht nichtzustimmen müssen. Wichtiger ist es zwi-schen den Forderungen der weichendenErben und der finanziellen Möglichkeitender Übergeber einen fairen Ausgleich zuerzielen. Denkbar wäre auch eine Regelung,wonach der Übernehmer verpflichtet wird,bei Grundverkäufen an die weichendenKinder eine Nachzahlung zu leisten, wennder Verkaufserlös nicht für land- und forst-wirtschaftliche Zwecke verwendet wird.

Der Pflichtteil von Kindern beträgt die Hälf-te des gesetzlichen Erbanspruches undkann nur auf Geld gerichtet sein. Im Falle des gleichzeitigen Versterbens bei-der Elternteile betrüge bei Vorhandenseinvon zwei Kindern der gesetzliche Erbteiljedes Kindes die Hälfte des Nachlasses. Dar-aus ergibt sich ein Pflichtteilsanspruchjedes Kindes von einem Viertel. Soferne es sich bei dem land- und forstwirt-schaftlichen Betrieb um einen Erbhof han-delt, ist nach der ständigen Rechtspre-chung anstelle des Verkehrswertes ein nie-drigerer, dem Hofübernehmer begünsti-gender Übernahmspreis festzusetzen. Die-ser ist so zu bestimmen, dass der Hofüber-nehmer „wohl bestehen kann“. In ersterLinie ist daher vom Ertragswert des Betrie-bes auszugehen.Lesen sie in der nächsten Ausgabe Nähereszum Thema Erbhof.

Ing. Mag. Alfred Kalkus, uGMReferatsleiter Recht

LK NÖ

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Die Hofübergabe bzw. -übernahme stellt einen entscheidenden Punkt in derEntwicklung eines landwirtschaftlichen Betriebes dar. Foto: agrarfoto.com

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Zubereitung

Semmelfülle: Für die Fülle röstet man dieZwiebelwürfel in heißem Öl goldgelb an, gießtMilch dazu und lässt sie kurz aufkochen. MitSalz, Pfeffer und den Kräutern würzen undetwas überkühlen lassen. Dann die Semmel-würfel und die Eier dazugeben, gut durchkne-ten, andrücken und rasten lassen.Bratenstück „untergreifen“: Einschneideneiner „Tasche“ in das Fleisch, um es füllen zukönnen. Mit einem spitzen, scharfen Messer ander Schnittfläche parallel zur Schwarte einenSchlitz in das Bratenstück schneiden. Dabeidürfen die Ränder nicht angeschnitten wer-den, da sonst beim Braten aufquellende Sem-melfülle austritt. Nach dem Vorkochen undSchröpfen der Schwarte kräftig mit Salz undPfeffer würzen. Die Tasche des Bratenstückeslocker mit der Semmelfülle füllen. Die Öffnungfest mit Nadel und Küchengarn zunähen. Dasgefüllte Schweinsbrüstl mit der Schwarte nachoben in eine befettete Bratpfanne legen, aufder mittleren Schiene in das 200 °C vorgeheiz-te Rohr schieben und mit etwas Suppe unter-gießen. Nach ungefähr einer Stunde das über-schüssige Fett abschöpfen. Nach Geschmackmit Kümmel, Knoblauch oder Kräutern, wieThymian, Rosmarin, Salbei etc. verfeinern.Tipp: Um eine knusprige Schwarte zubekommen, erhöht man die Brattempera-tur gegen Ende der Garzeit auf 240 °C.Garprobe: Lässt sich eine Nadel oderFleischgabel mühelos einstechen, ist derBraten fertig.

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Schweinsbrüstl mit Semmelfülle

Rezept-Tipp

Zutaten für 10 Portionen

ca. 2 kg Schweinebauch oder -brust ohne Knochen (vom Fleischhauer untergreifen lassen)Öl, Pfeffer, SalzKnoblauch, Kümmel¼ l Knochensuppe

Semmelfülle:25 dag Semmelwürfel1/16 l Öl3 Eier¼ l Milch½ Zwiebel, fein gehackt (8 dag)1 EL gehacktes PetersiliengrünMajoranSalz, PfefferZubereitungszeit: 160 Minuten

Pro Portion: Energie (kcal) 597 EW (g) 43,5 Fett (g) 41,3CHOL (mg) 192

Beilagenempfehlung: Erdäpfel und Kraut bzw. Sauerkraut

Foto

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... im VÖS Rätsel-StallDamit die Mahlzeit den Schweinen schmeckt, kommen nur besondere Futtermittelin den Trog! Kreuze im Bild die richtigen Futtermittel für die Schweine an.

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Der Burgenländische Ferkelring und derBurgenländische Schweinezuchtverbandstellten im Messestall die Schweinehal-tung den Besuchern vor. Ausgestellt wur-den Ferkel und „fertige“ Mastschweine.

In Kooperation mit der Firma Hörmannkonnte ein neuer Messestall den Besucherpräsentiert werden. Neben den Ausstel-lungstieren, wurde auch der AMA Schul-film „Schwein gehabt…, Schweinehaltungin Österreich“ gezeigt sowie Kinderfüh-rungen im Messestall angeboten.Auch der Burgenländischer Rinderzucht-verband, die Arbeitsgemeinschaft derlandwirtschaftlichen Geflügelwirtschaft,der Bgld. Pferdezuchtverband und Schaf-und Ziegenzuchtverband Burgenlandhaben sich auf der Inform in Oberwart prä-sentiert.

Ing. Wolfgang Pleier

Inform Oberwart 2014Mit dem Thema „produzierende Landwirtschaft“ versuchten die burgenländischen Tierzucht Verbände, denBesuchern der Inform Oberwart die landwirtschaftliche Tierhaltung wieder ein bisschen näher zu bringen.

Der Schweine-Messe-Stall erfreute sich bei den Besuchern der INFORM in Ober-wart großer Beliebtheit . Foto: Burgenländischer Ferkelring

Die neue „Lax Disco Box“, von einem deut-schen Praktiker entworfen, ermöglicht esmit einer neu entwickelten Ammentech-nik überzählige Ferkel ohne Muttersauaufzuziehen. Diese neue Technik ist nunauch seit 1. Oktober 2014 exklusiv überden SZV Shop österreichweit erhältlich.Aktuell wird die „Lax Disco Box“ intensiv,von Herrn Dipl.-HLFL-Ing. Johann Maderund dem ABZ Lambach, in der Praxis getes-tet. Erste vielversprechende Ergebnisse lie-gen vor! Für weitere Informationen stehtIhnen das Team des SZV OÖ telefonischzur Verfügung oder besuchen Sie uns aufder Agraria in Wels. Weitere innovative Produkte finden Sie imneuen 98 seitigen SZV Produktkatalog2014, welcher nun auf sämtlichen Abhol-stellen des SZV OÖ bzw. direkt auf derBesamungsstation Steinhaus aufliegt. Die-ser kann auch bequem online auf derHomepage des SZV (www.szv.at) zumDurchblättern heruntergeladen werden.

Mag. Thomas SchützenhoferSZV OÖ

Jedes Ferkel zählt!

Die Lax Disco Box aus dem SZV-Shopals Hilfe in der Ferkelaufzucht. Bild: SZV OÖ

Laut Einschätzung des Prognoseaus-schusses der EU-Kommission dürftedie europäische Schweineproduktion2015 gegenüber 2014 um 0,9 % auf255 Mio. Stück zunehmen. Nach derAufstockung der Sauenbeständewird in den meisten Ländern einehöhere Erzeugung erwartet. "Die Wirtschaftlichkeit der Schweine-mast und der Ferkelerzeugung in derEU könnte auch im kommenden Jahrbedroht sein: Die Erzeugung steigt,aufgrund des russischen Import-stopps fehlt jedoch ein wichtigerAbsatzkanal. Dies kann durch Liefe-rungen in andere Länder kaum aus-geglichen werden. Das Preisniveaudürfte daher 2015 ähnlich niedrigsein wie aktuell, falls das Embargoandauert", stellt die Agrarmarkt Infor-mations-Gesellschaft (AMI) in Bonnfest. aiz.info

EU-Schweinepro-duktion wird 2015

leicht zulegen

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