Warum in die Ferne schweifen - JÜRGEN · PDF fileJe genauer ich mir die Voigt Posaune...

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  • ine dieser Alternativen bietet die Firma JrgenVoigt aus Markneukirchen. Die im oberen Voigtland

    gelegene Musikstadt Markneukirchen gilt bereits seit dem17. Jahrhundert als das Zentrum des deutschen Orches-terinstrumentenbaus.

    Der 1988 von Jrgen Voigt gegrndete, sympathischeFamilienbetrieb hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieseTradition mit Leidenschaft und hchster handwerklicherQualitt fortzusetzen. Immer orientiert an den neuestenEntwicklungen im Instrumentenbau und den Wnschender Musiker wird versucht, modernste Techniken unddie Verfeinerung handwerklicher Fertigkeiten bis zurPerfektion umzusetzen. Ein uerst erfreuliches Ergeb-nis dieser Arbeit ist die B/F Posaune J 188 mit Quart-ventil.

    Erster Eindruck:Ich muss gestehen, dass ich kein groer Fan von klassi-schen Instrumentenkoffern bin, da diese im tglichen Ge-brauch einfach sehr unhandlich und schwer zutransportieren sind und auerdem auch meist keinegroe Augenweide darstellen. Der mit schwarzem Kroko-lederimitat bezogene Koffer, in dem die Voigt Posaune ge-liefert wurde, macht da leider keine Ausnahme und bringtdaher in meiner Optikwertung schon mal einen dickenMinuspunkt. Der wird aber gleich wieder ausgebgelt,denn die J 188 ist auf Nachfrage als (kostenlose) Op-tion auch mit einem Cordura Gig Bag derFirma Stlzel lieferbar. Dieses beinhaltetzudem eine Rucksackgarnitur, mit welcherdas Instrument dann bequem auf demRcken getragen werden kann.

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    Blechblasinstrumente aus deutscher Fertigung fristen in professionel-len Musikerkreisen leider immer noch ein Nischendasein. Zwar sind ineinigen klassischen Orchestern immer noch Posaunen deutscherBauart und Mensur, wie sie beispielsweise u. a. von Kruspe und Ltzschgebaut werden, Pflicht, aber bei Instrumenten moderner Bauart setzenviele immer noch auf amerikanische oder japanische Fabrikate. Unddas, obwohl es sowohl preislich als auch qualitativ gengend Alternati-ven aus europischer oder gar deutscher Fertigung gibt.Von Jrgen Neudert

    Warum in die Ferne schweifen ...

  • Auf den ersten Blick sieht die J 188 im Koffer nicht son-derlich auergewhnlich aus. Aber schon beim Zusammen-bau und dem ersten Kontakt mit dem Instrument zeigensich einige sehr angenehme und durchdachte Details.

    Da ist als Allererstes die konisch gedrehte berwurfmutterzwischen Schallstck und Zug, die einem ins Auge sticht.Zwar fllt diese grer aus als bei vergleichbaren Model-len doch das wird durch ihre auergewhnliche Form(siehe Foto) geschickt kaschiert und gibt der Posauneeinen individuellen optischen Touch. Auerdem hat siedurch die flchigere Dimension den Vorteil, dass man siebesser auf- und zudrehen kann, da man sie mit mehr alsnur zwei Fingern anfassen kann.

    Nachdem ich die Posaune zusammengeschraubt habe, be-merke ich das nchste, sehr sinnvolle Detail: die per In-busschraube verstellbare Handsttze, durch welche die J188 in Verbindung mit dem ergonomischen Querstegund dem individuell einstellbaren Daumendrcker amQuartventil absolut perfekt in der Hand liegt.

    Je genauer ich mir die Voigt Posaune anschaue, umsomehr bin ich begeistert von den durchdachten und sinn-vollen Features, die sie bietet, aber auch von der wirklicherstklassigen Verarbeitung des Instrumentes. Die Ltstel-len sind durch die Bank alle absolut sauber, genauso istdie Lackierung ber jeden Zweifel erhaben. Auch die di-rekte und sehr sauber arbeitende Mechanik des Quartven-tils, welches brigens wie das Schallstck aus kompletteigener Fertigung stammt, ist bemerkenswert. Die Verar-beitung auf Topniveau setzt sich an dem nicht geradeleichtgewichtigen Goldmessingauenzug fort, an denman sich jedoch sehr schnell gewhnt.

    Die Voigt J 188 entspricht in ihren Dimensionen ziem-lich genau denen einer Bach 42 G bzw. einer Conn 88 H.Da diese beiden Instrumente nach wie vor fr viele Posau-nisten das Ma aller Dinge sind, muss sich die Voigt na-trlich einen Vergleich mit den beiden Amerikanerngefallen lassen. Die Verarbeitungswertung hat sie aufjeden Fall schon gewonnen. Der Durchmesser des Gold-messing-Schallbechers (Rotmessing GMS95) ist mit 220mm nahezu identisch zu Conn und Bach. Auch der Ver-lauf der Quartventilgarnitur (welche konventionell, alsonicht open wrap designt ist) sieht amerikanisch aus.Dennoch hat die Voigt ein komplett eigenes Gesicht undwirkt in keiner Weise abgekupfert. Was die Ergonomie an-geht, so liegt die J-188 von Haus aus schon sehr gut aus-balanciert in der Hand. Durch die per Inbusschraubenverstellbare Handsttze kann sie jedoch noch individuellangepasst werden.

    Wie spielt sie sich also? Wie die amerikanische Konkurrenz ist auch die Voigt Po-saune vorrangig fr den klassischen Einsatz vorgesehen.Mit einem Goldmessingschallstck sowie einem Goldmes-singauenzug, einer Bohrung von 13,9 mm, wird diesePosaune sicherlich nur selten Anwendung in einer BigBand oder einer Jazz Combo finden.

    Da sie nicht gerade ein Leichtgewicht ist, erfordert esschon ein wenig Arbeit, die Voigt richtig zum Klingen zubringen. Ist sie jedoch erst einmal in Schwingung, wirdman mit einem samtig runden Timbre belohnt. Mit die-sem dunklen und sehr warmen Ton, der auch bei forcier-ter Spielweise nie ausbricht oder gar ordinr klingt,werden sie die klassischen Posaunisten sicherlich sehr zuschtzen wissen. Egal ob im Orchester oder als Soloin-strument, die J 188 bietet in jedem Fall eine berzeu-gende Vorstellung.Die Intonation ist im Vergleich zu vielen anderen Mitbe-werbern absolut sauber. Im Obertonbereich um das Gmuss nur sehr geringfgig nach oben ausgeglichen wer-den. Daran knnen sich so manche Mitbewerber ein Bei-spiel nehmen.Einzig anzumerken wre, dass das Quartventil intonati-onsmig vergleichsweise tief ausfllt, so dass derStimmzug am Ventil, wenn berhaupt, nur sehr wenigausgezogen werden muss.

    Die Tonlagen, die mit Ventil gespielt werden mssen, spre-chen angenehm leicht an und sind auch klanglich durch-aus berzeugend. Jedoch wre mit open wrap- Bauweisein puncto Ansprache sicherlich noch etwas Potenzial. Groes Lob verdient an dieser Stelle nochmals das Quart-ventil, das bei Voigt in eigener Fertigung hergestellt wird.Durch die Verwendung von Minibal-Gelenken absolutspiel- und klapperfrei, mit individuell einstellbarem Dau-menhebel, sehr direkten kurzen Wegen und saubererTrennung der Tne ist es eine wahre Freude, den Drckerzu benutzen.

    FazitTop Verarbeitung, viele durchdachte Details, toller Klang,saubere Intonation und auch noch viele Mglichkeiten in-dividueller Anpassungen und Optionen nach Kunden-wunsch. Die Voigt J 188 bietet ein Preis-/Leistungs-verhltnis, bei dem sich viele Mitbewerber sehr warm an-ziehen knnen. Warum also in die Ferne schweifen, wenndas Gute doch so nahe liegt. Ein deutsches Instrumentsolcher Qualitt zu einem absolut konkurrenzfhigenPreis habe ich noch selten zum Test gehabt.

    Bleibt also zu hoffen, dass viele Posaunisten den Weg zuJrgen Voigt nach Markneukirchen finden. Und wennnicht, kann man auch bequem von zu Hause online imWebshop die J-188 bestellen.

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    Produktinfo

    Voigt Brass B/F Tenorposaune J-188Bohrung 13,9 mmMessing lackiert mit Goldmessingschallstck, Neusilbergarnitur, Schallbecherdurchmesser 220 mm, Zug hart verchromt mit Goldmessingauenzgen, ergonomischer Quersteg, Kurzdruckventilmechanik mitverstellbarem Daumendrcker, verstellbare Handsttze

    Lieferumfang: Etui oder Gig Bag,Mundstck,Pflegemittelset

    Preis lt. Liste: 2.499 Euro

    Vertrieb: Jrgen VoigtMeisterwerkstatt fr MetallblasinstrumentenbauGewerbepark 2208258 Markneukirchenwww.voigt-brass.de

    [email protected]