WIRPLUS Januar 2015

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1 WIRPLUS Januar 2015 WIRPLUS Das Kundenmagazin der WIR Bank Genossenschaft Januar 2015 14 Die mobile Blue Cocktail Bar 4 Entwicklungsland Schweiz und von null auf hundert in vier Sekunden 9 Im Schritt und Trab über den Gotthard 24 80 Jahre WIR Bank – wer hätte darauf gewettet?

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Das Kundenmagazin der WIR Bank

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WIRPLUS Januar 2015

WIRPLUS Das Kundenmagazin der WIR Bank Genossenschaft Januar 2015

14 Die mobile Blue Cocktail Bar

4 Entwicklungsland Schweiz und von null auf hundert in vier Sekunden

9 Im Schritt und Trab über den Gotthard

24 80 Jahre WIR Bank – wer hätte darauf gewettet?

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Aktenmappe - Aussenseite

Donnerstag, 19. Juli 2012 13:02:44

LUWIRA 2015v o m 2 7 . M ä r z b i s 3 0 . M ä r z 2 0 1 5A u s s t e l l u n g s h a l l e n A l l m e n d L u z e r n

›GROSSE MODE- UND WERBESCHAU

›SONDERSCHAU «FASNACHTS-BRAUCHTUM»

›SONNTAG, 11.00 UHR APÉRO MIT MUSIKALISCHER

UNTERHALTUNG

›MONTAG, GROSSER SCHNÄPPCHENTAG

www.luwira.ch

ÖFFNUNGSZEITENFreitag, 27. März 11.00 – 20.00 Uhr Samstag, 28. März 10.00 – 20.00 UhrSonntag, 29. März 10.00 – 19.00 UhrMontag, 30. März 10.00 – 17.00 Uhr

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VON A NACH BEDITORIAL

Aktenmappe - Aussenseite

Donnerstag, 19. Juli 2012 13:02:44

LUWIRA 2015v o m 2 7 . M ä r z b i s 3 0 . M ä r z 2 0 1 5A u s s t e l l u n g s h a l l e n A l l m e n d L u z e r n

›GROSSE MODE- UND WERBESCHAU

›SONDERSCHAU «FASNACHTS-BRAUCHTUM»

›SONNTAG, 11.00 UHR APÉRO MIT MUSIKALISCHER

UNTERHALTUNG

›MONTAG, GROSSER SCHNÄPPCHENTAG

www.luwira.ch

ÖFFNUNGSZEITENFreitag, 27. März 11.00 – 20.00 Uhr Samstag, 28. März 10.00 – 20.00 UhrSonntag, 29. März 10.00 – 19.00 UhrMontag, 30. März 10.00 – 17.00 Uhr

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Um von A nach B zu kommen, wählt man für gewöhnlich den schnellsten, sichersten und kürzesten Weg und das effizienteste Mittel. Wer Geld auf die Reise schickt, wählt deshalb mit Vorteil das Internet-Banking der WIR Bank Genossenschaft. Das Anmel-deverfahren CRONTOSign Swiss erspart Ihnen sogar einen Weg, da für den Empfang des Sicherheitscodes keine Telefonverbin-dung nötig ist (S. 28).

Schnell und effizient sind Elektroautos. Zapfen sie Solarstrom an, sind sie auch umweltfreundlich und nachhaltig. Wenn Buchen-holz als Tesla der Holz- und Waldwirtschaft gilt (S. 4), so ist die WIR Bank der Tesla der Finanzwirtschaft: Das WIR-Netzwerk setzt auf die Solidarität zwischen Schweizer KMUs, hält die Wege kurz und schont die CHF-Reserven der Unternehmer (S. 22).

Das Netzwerk ist seit dem 16. Oktober 2014 80-jährig (S. 24). Das Buch «Faszination WIR – Resistent gegen Krisen, Spekulatio-nen und Profitgier» von Hervé Dubois gibt viele Einblicke in die spannende Unternehmensgeschichte der WIR Bank, aber auch in die Aktualität und die Zukunftschancen des WIR-Netzwerks (S. 8). Nicht umsonst haben die Herausgeber des Zukunftsalmanachs FUTURZWEI* eine ihrer 82 Geschichten der WIR Bank gewidmet. Das Unternehmensmodell unserer Genossenschaft ist damit eines

der «Vorbilder für eine gerechtere Zukunft und eine enkel- taugliche Gesellschaft».

Die Interessen der Wasserkraftwerk- und Windparkbetreiber sind in den Augen des Nationalrats gleich zu gewichten wie eines der wertvollsten Güter der Schweiz, nämlich die weitgehend intakte Landschaft und Natur. So wollen wir ein Auge zudrücken, wenn das Blaue Kreuz Thurgau-Schaffhausen mit einem VW-Bus aus den 70er-Jahren durch die Strassen knattert. Immerhin ist er alko-holfrei von A nach B unterwegs und weist mit der Blue Cocktail Bar einen Trumpf auf, den kein Tesla vorzeigen kann (S. 14).

Am langsamsten und auf den verschlungensten Wegen, aber dafür am umweltfreundlichsten, bewegt sich die Gotthardpost. Der Weg ist das Ziel – was vor 150 Jahren notgedrungen galt, können wir heute freiwillig wählen, während die Züge und Autos durch die Gotthardtunnel rasen (S. 9).

DANIEL FLURY

* Harald Welzer, Dana Giesecke und Luise Tremel (Hrsg.): FUTURZWEI Zu-kunftsalmanach 2015/16. Geschichten vom guten Umgang mit der Welt. Fischer Taschenbuch. Frankfurt am Main 2014. ISBN 978-3-596-03049-1.

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INHALT

SEITE 9So monoton die Fahrt durch den Gotthard ist, so spannend und abwechslungsreich ist die Reise über den Pass – vor allem, wenn sie wie vor 150 Jahren mit einer Postkutsche unternommen wird.

SEITEN 4 UND 8An den Herbstgesprächen der WIR Bank drehte sich alles um das Thema Nachhaltigkeit und um das Buch «Faszination WIR – Resistent gegen Krisen, Spekulationen und Profitgier» von Hervé Dubois.

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INHALT

SEITE 24Die WIR Bank feierte am 16. Oktober 2014 ihren 80. Geburtstag und ist voller Elan. Lesen Sie die Glückwünsche von Bundesrat Johann Schneider-Ammann und Geschichtliches rund um den 16. Oktober.

4 ENTWICKLUNGSLAND SCHWEIZ UND VON NULL AUF HUNDERT IN VIER SEKUNDEN

Herbstgespräche 2014

8 144 SEITEN «FASZINATION WIR»

9 IM SCHRITT UND TRAB ÜBER DEN GOTTHARD

14 DIE MOBILE BLUE COCKTAIL BAR

18 MAUERBLÜMCHEN WIRD ZUR ROSE Umbau der Filiale St. Gallen

20 WIR-WEIHNACHTSMARKT UND BUSINESS-MEILE 71. WIR-Messe Zürich

22 WO DER NACHTEIL EIN VORTEIL IST Podium WIR-Messe Zürich

23 GESUCHT: NEUES KONZEPT FÜR DIE WIR-MESSE BERN

24 80 JAHRE WIR BANK 28 INTERNET-BANKING DER WIR BANK? – ABER SICHER!

32 MUSIQUE EN FÊTE

34 GRENZEN SETZEN UND ERKENNEN

36 LIEGENSCHAFTEN ALS TESTMARKT Dr. Richard Schwertfeger

39 «AH, SIE UNTERSTÜTZEN IHRE FRAU!» Kolumne Willi Näf

40 CARTOON

41 AGENDA

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ENTWICKLUNGSLAND SCHWEIZ UND VON NULL AUF HUNDERT IN VIER SEKUNDEN HERBSTGESPRÄCHE DER WIR BANK ZUM THEMA NACHHALTIGKEIT

Nachhaltigkeit ist keine Worthülse und wer ihr nachlebt, braucht auf nichts zu verzichten und kann sogar richtig durchstarten. Noch in den Startlöchern ist das Projekt «Bauen mit Buche», welches auf eine Initiative des Waldwirtschaftsverbands beider Basel zurückgeht. Die Ziellinie immer weiter steckt dafür Professor David Dyntar von der Inspire AG.

Die Menschheit befindet sich seit einigen Jahrzehnten in einem «Ölrausch». Doch die meisten unserer Vorfahren lebten in der Solarzeit, weil sie die Technologien zur Nutzung der nicht er-neuerbaren Energiequellen Öl, Gas und Kohle nicht kannten. Spätestens wenn die Erdölreserven aufgebraucht sind, werden unsere Nachkommen wieder in die Solar-Ära zurückkehren müssen. Dies ist die Überzeugung von David Dyntar, Professor an der Hochschule Luzern und Leiter der SunCar-Fokusprojekte an der ETH Zürich. Er ist ein lebendes Beispiel dafür, dass man das kurze Intermezzo Erdölzeit schon heute hinter sich lassen kann, wenn man es nur will. Denn Erdöl oder Gas zu verbren-nen, ist nicht nachhaltig, die Vorräte halten nicht ewig, und ihre Verbrennung erzeugt heute mehr Probleme als sie löst: 15 000 Liter Luft konsumiert das Verfeuern eines einzigen Liters Öl. Dabei werden jeweils 2,5 kg CO2 in die Atmosphäre ausge-stossen. Wie fragil diese Hülle ist, zeigt folgender Vergleich: Wäre die Erde auf eine Kugel von 1 m Durchmesser reduziert, betrüge die Dicke der Atmosphäre nur 1 Millimeter. Mit vielen

weiteren eindrücklichen Zahlen belegte Dyntar, wie widersin-nig es ist, wenn die Menschen 80% ihres Energiebedarfs mit nicht erneuerbarer Energie decken, wo doch die Sonne 10 000-mal mehr Energie liefert, als wir benötigen. Allein in der Schweiz stünden 100 km2 Dächer zur Verfügung, um Photovol-taikanlagen aufzunehmen. Dyntar hat für sich die Konsequen-zen gezogen: Er verbraucht privat keinen Tropfen Öl oder Gas mehr und setzt vollständig auf Erdwärme und Sonnenenergie. Ehrensache, dass auch sein Auto rein elektrisch in 4 Sekunden von null auf hundert beschleunigt und nie an einer Benzin- oder Dieseltankstelle halten muss. Mit seinen Studenten hat Dyntar auch den weltweit ersten Solarbagger für den Bauun-ternehmer Markus Affentranger gebaut (vgl. www.wir.ch/wir-plus-de [Ausgabe September 2014]). «Inzwischen liegen bereits sechs Bestellungen vor», gab Dyntar bekannt.

Zahnstocher aus ChinaDyntar hält wenig von Holz als Heizmaterial, deshalb ging er

An den Herbstgesprächen der WIR Bank im KKL Luzern nahmen 530 Kapitalgebende teil. Die Referenten und Podiumsteilnehmer (v.l.n.r.): David Dyntar,

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mit Andres Klein, Präsident des Waldwirtschaftsverbands bei-der Basel, in diesem Punkt einig: Die schönen Buchenstämme aus den Wäldern der Nordwestschweiz haben Besseres ver-dient, als im Ofen des Holzkraftwerks Basel zu landen. Auch ihr zweitbestes Schicksal befriedigt nicht: Da in der Bauwirt-schaft Nadelholz das Ein und Alles ist, wird Laubholz wie Buche nach China und Südkorea verschifft, wo es zu Zahnstochern und Möbelstücken verarbeitet und exportiert wird – zum Beispiel in die Schweiz (vgl. www.wir.ch/wirplus-de [Ausgabe April 2014]).«Uns fehlt diese Wertschöpfungskette, wir verhalten uns wie ein Drittweltland, das seine Bodenschätze abbaut und zur Weiterverarbeitung und Veredelung ins Ausland verkauft», gab Klein zu bedenken. Sein Problem ist damit verwandt mit einem Phänomen, auf das Dyntar aufmerksam machte: Um unseren Energiebedarf zu decken, lassen wir jährlich 17 Mrd. CHF ins Ausland fliessen. Und mit diesen Devisen kaufen ausländische Milliardäre Schweizer Filetstücke – z.B. den Bürgenstock – auf.

Prof. Dr. David Dyntar sun-car.ch inspire.ethz.ch [email protected]

Dr. Andres Klein partnerimwald.ch laubeklein.ch [email protected]

Simone Riedel Riley technologiefonds.ch [email protected]

Rolf Stalder rolfstalder.ch [email protected]

Stefan Vögtli rauricawald.ch [email protected]

Germann Wiggli wirbank.ch [email protected]

Oliver Willimann wirbank.ch [email protected]

Die Referenten und Podiumsteil-nehmer der Herbstgespräche 2014

Andres Klein, Simone Riedel Riley, Rolf Stalder, Stefan Vögtli ...

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Der Tesla im HolzbauMit einem Anteil von über 50% Buchenwald ist die Nordwest-schweiz besonders stark von der geringen Inlandnachfrage nach Laubholz betroffen. Ein neuer, nachhaltiger Ansatz für dieses Stiefkind der Holzindustrie ist gefragt, und gefunden: Bauen mit Buche. Das vom Waldwirtschaftsverband beider Basel initiierte und vom Bundesamt für Umwelt unterstützte Projekt will den Architekten neben Backsteinen und Mörtel standardisierte Bauelemente aus Buchenholz zur Verfügung stellen. Richtig verarbeitet ist es nämlich doppelt so stark wie Fichte. «Man kann mit Buche also höher oder filigraner bauen als mit Fichte – Buche ist der Tesla im Holzbau», versicherte Ste-fan Vögtli, Leiter des Projekts «Bauen mit Buche» und Verwal-tungsrat der im letzten Mai gegründeten Firma Fagus Jura SA. Sie wird ab 2018 im Zweischichtbetrieb jährlich rund 20 000 m3 Buchenkonstruktionsholz produzieren. Zu den Firmengründern gehört – neben der Raurica Wald AG, der ZürichHolz AG und der Association Jurassienne d’Economie Forestière – die Cor-bat Holding SA im jurassischen Vendlincourt, welche auf die nachhaltige Holzverarbeitung spezialisiert ist und auf deren Gelände die nötigen Investitionen von 24 Mio. CHF, im Wesentlichen in Form eines Leimholzwerks, getätigt werden sollen.

Vieles spricht für BucheEs ist nicht nur die in der Schweiz verbleibende Wertschöpfung, welche für Buche als Baumaterial spricht. Nachhaltig ist dieser Rohstoff auch aus folgenden Gründen:– Buche wächst nach– Das Entnehmen von Buchenholz dient der Waldpflege und er-

hält einen einzigartigen, für die Allgemeinheit kostenlos zu-gänglichen Erholungsraum

– Die Transportwege sind kurz– CO2 wird über Generationen in Holzbauten eingelagert– Dank vorfabrizierter Elemente wird die Umweltbelastung durch

den Bau reduziert

Wer hat’s erfunden?Wie kommt es, dass gerade die Waldwirtschaft konsequent für Nachhaltigkeit eintritt? Und welche Rolle spielt Nachhaltigkeit für KMUs im Allgemeinen und für die WIR Bank im Speziellen? Antworten darauf gaben Oliver Willimann, Verwaltungsratsprä-sident der WIR Bank Genossenschaft, und Germann Wiggli, Vor-sitzender der Geschäftsleitung der WIR Bank und als Verwal-tungsrat der Raurica Wald AG auch ein «Hölziger». Es war Hans Carl von Carlowitz, Oberberghauptmann und zu Beginn des 18. Jahrhunderts verantwortlich für die Holzversorgung der Hüt-ten im Erzgebirge, der realisierte, dass man nicht beliebig Holz für das Verhütten von Erzen schlagen durfte. «Nachhaltend» soll-te mit den Wäldern umgegangen werden, schrieb er 1713 in sei-nem Werk «Sylvicultura oeconomica». «Eine Nutzung also, die pflegt, erhält und somit den Wohlstand sichert», so Wiggli. Auch KMUs, oft in Familienhand, seien auf Werteerhalt ausgelegt, der über eine Generation hinausgeht, und hätten deshalb eine struk-turelle Nähe zu Nachhaltigkeit. Damit auch das Bankgeschäft nachhaltiger wird, müsse den nichtfinanziellen Erfolgsgrössen und den gesellschaftlichen Erwartungen mehr Bedeutung zuge-messen werden. Oliver Willimann unterstrich, dass Genossen-schaften wie die WIR Bank in der lokalen Wirtschaft verankert seien und einen eindeutigen Bezug zu unserem Land hätten. Im Fall der WIR Bank Genossenschaft komme hinzu, dass dank des WIR-Systems «ein wesentlicher Teil der Kaufkraft in der Schweiz verbleibt und die Finanzspekulation an Boden verliert». Als gröss-tes Businessnetzwerk der Schweiz verbinde das WIR-System 45 000 KMUs miteinander. «Damit führt es in den angeschlosse-nen Betrieben nachhaltig zu einer besseren Auslastung, mehr Umsatz und mehr Gewinn.»

Konsequente UmsetzungDiese ökonomische Nachhaltigkeitskomponente steckt sozusa-gen in der DNA der WIR Bank. Die Genossenschaft unternimmt zusätzliche Anstrengungen, um die Nachhaltigkeit auf den Ge-bieten Ökonomie, Ökologie und Soziales durchsetzen zu können.

... Germann Wiggli und Oliver Willimann.

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Sie zahlt Spitzenzinsen für Guthaben auf Spar-, Freizügigkeits- und Vorsorgekonti und verlangt minimalste Zinsen auf Kredit-produkten wie dem LIBOR-Investitionskredit WIR oder dem LIBOR-Kredit WIR. Dies ist möglich, weil die WIR Bank als Genos-senschaft keine Gewinnmaximierung, sondern eine Gewinnopti-mierung anstrebt. Von den Gewinnen profitieren einerseits die Kapitalgebenden, andererseits werden kundengerechte Projekte initialisiert, die zu neuen Produkten und Dienstleistungen führen. Eines dieser Produkte ist der ÖKO-Kredit für das Erstellen einer Heizanlage auf Basis erneuerbarer Energie. Die jüngste Mass-nahme auf dem Gebiet der Ökologie betrifft die Einführung eines umweltfreundlichen Abfallkonzepts. Im sozialen Bereich er-wähnte Wiggli neben der stetigen Weiterentwicklung der Firmen-kultur die Sponsoringtätigkeit der WIR Bank: «Mit der Unter-stützung von Special Olympics Switzerland nehmen wir unsere gesellschaftliche Verantwortung wahr.»

Bund fördert innovative ProdukteZu den Herbstgesprächen gehörte eine kurze Podiumsdiskussion, an der auch Simone Riedel Riley vom Technologiefonds Schweiz und der Basler Architekt Rolf Stalder teilnahmen. Für Stalder stehen die Ressourcen Sonne, Geothermie, Pellets und Landfläche im Vordergrund. Obwohl er die Gefahr sieht, dass Architektur durch Normierungen in Langeweile verfällt, wünscht er sich Gemeindevorschriften, die dazu führen, dass «näher, dichter und höher» gebaut werden muss. Simone Riedel Riley stellte den Technologiefonds Schweiz vor. Dieser bürgt für Darlehen an Schweizer Firmen, deren innovative Produkte eine nachhaltige Verminderung von Treibhausgas-emissionen ermöglichen, erneuerbare Energien fördern oder natürliche Ressourcen schonen. «Mit einer Bürgschaft vom Bund im Rücken können Firmen leichter einen Finanzierungs-partner finden oder bessere Konditionen herausholen», versi-cherte Simone Riedel Riley. Obwohl der Technologiefonds zum Zeitpunkt der Herbstgespräche der WIR Bank erst eine Woche alt war, seien bereits sechs Bewerbungen für Bürgschaften ein-

gegangen. Ob ein Produkt Ihrer Firma oder der Firma, für die Sie arbeiten, ebenfalls förderungswürdig ist, können Sie hier im Vorab-Check prüfen: technologiefonds.ch/vorab-check

DANIEL FLURY

Buchvernissage: Hervé Dubois gab Kostpro-ben aus seinem Buch «Faszination WIR» und signierte auf Wunsch persönliche Exemplare.

Nach dem offiziellen Teil konnte mit den Fachleuten diskutiert werden.

Nachhaltigkeit: ein Weg, kein ZielWie kann Nachhaltigkeit in einer Firma zum Tragen kommen? Nur mit Konsequenz und Denkarbeit, ist Andres Klein überzeugt. Ökologische, ökonomische und soziale Massnahmen müssen bei jeder Entscheidung berück-sichtigt und so gewichtet werden, dass eine ausgeglichene Mischung entsteht. «Weil alles, was heute ist, morgen anders sein kann, gibt es keinen Endzustand; Nachhaltig-keit ist ein Weg, kein Ziel», so Klein. Am wirkungsvollsten sind Nachhaltigkeitsmassnahmen dort, wo eine Firma am meisten Geld ausgibt, also z.B. für Energie oder Verbrauchs-material. Aber auch Kleinigkeiten dürfen nicht ausser Acht gelassen werden. Wer Nachhaltigkeit pflegt und damit auch wirbt, zerstört seine Glaubwürdigkeit, wenn an einem Kundenapéro allerlei Plastikgeschirr und -besteck verwen-det wird. Als praktische Tipps stellte Klein seine Liste von Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung von Nachhaltigkeit in einer Firma vor – und die Killerkriterien:

Voraussetzungen – Verbindliches Bekenntnis der Führungsebene

(Verwaltungsrat)– Klare Vorgaben (Budget, Labels, Normen, Marken) – Personelle und finanzielle Ressourcen – Denkprozess auf operativer Ebene auslösen

(operative Ebene ist ausgebildet und motiviert; sie muss die Vorgaben umsetzen können und wollen)

Killerkriterien – Entscheid wird aus Kostengründen rückgängig gemacht– Unvollständige Umsetzung (zerstört Glaubwürdigkeit)

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✂………………………………………………………….............................……........………….…………......................…………………….............................…….......

TALONBitte senden Sie mir ….... Exemplar(e) des Buchs «Faszination WIR» zum Preis von 20.–/Exemplar an diese Adresse:

Firma: ……………………………………….............................……................................................

Vorname/Name: ……………………………………….............................……................................................

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Ich bezahle mit WIR. Bitte belasten Sie mein WIR-Konto Nr. ………………………….........................

Ich bezahle mit CHF. Bitte belasten Sie mein

Kontokorrentkonto Nr. ………..................................… Sparkonto Nr. ……….............................…........

Ich bezahle mit CHF nach Erhalt einer Rechnung (Lieferung nach Zahlungseingang)

Talon einsenden an WIR Bank, Marketing, Auberg 1, 4002 Basel. Oder bestellen Sie das Buch über das Webformular auf www.wirbank.ch/buch oder per E-Mail bei Nadja Maurer: [email protected] (bitte gewünschte Anzahl Bücher, Adresse und Zahlart mit Kontonummer angeben).

144 SEITEN FASZINATION WIR 80 Jahre sind seit der Gründung der WIR Bank Genossenschaft vergangen. Das Buch «Faszination WIR – Resistent gegen Krisen, Spekulationen und Profitgier» beleuchtet Aspekte einer spannenden Firmengeschichte, setzt dazu bereits beim Börsencrash von 1929 ein und zeigt die Zukunftschancen der Komplementärwährung WIR auf. Das Buch ist im Buchhandel erhältlich, kann zu einem Vorzugspreis, aber auch über die WIR Bank bezogen werden.

Das WIR-System der WIR Bank unterstützt die Schweizer Bin-nenwirtschaft und ist in seiner Grösse und Nachhaltigkeit welt-weit einzigartig: Was 1934 als Netzwerk von 300 Firmen und Privaten begann, umfasst heute 50 000 KMUs, die 2013 unter sich einen Mehrumsatz von 1,43 Mrd. CHW generierten. In seinem Buch «Faszination WIR» zeigt Hervé Dubois auf, wie diese span-nende Erfolgsgeschichte möglich war, welche Hürden dabei ge-nommen werden mussten und was auch in Zukunft der oköno-mische Nutzen einer Komplementärwährung in einer von Wachstums- und Profitdenken geprägten Wirtschaftsordnung ist.

Hervé Dubois wurde in La Chaux-de-Fonds geboren und wuchs in Zürich auf. Nach der Matur studierte er Wirtschaftswissen-schaften und Publizistik an der Hochschule St. Gallen. Während 20 Jahren war Dubois in der Region Basel als Redaktor bei Ta-geszeitungen, bei der Schweizerischen Depeschenagentur und als Radiojournalist tätig. 1995 wechselte er zur WIR Bank Ge-nossenschaft, wo er bis zu seiner Pensionierung 2014 als Kom-munikationsleiter tätig war. Heute lebt Hervé Dubois im Wallis.

Faszination WIR – Resistent gegen Krisen, Spekulationen und Profitgier. 144 Seiten, Hardcover, Leinenstruktur mit Prägung

Erhältlich ist das Buch in allen Buchhandlungen (ISBN 978-3-03781-075-0) zum Preis von 34 CHF (Richtpreis).

Das Buch kann – solange der Vorrat reicht – auch über die WIR Bank zum Vorzugspreis von 20 CHF oder 20 CHW bezogen wer-den, und zwar– über das Webformular auf www.wirbank.ch/buch*– per Post mit dem unten stehenden Talon* – per E-Mail (s. Talon)*– in den Filialen und Agenturen der WIR Bank– an den folgenden Veranstaltungen der WIR Bank (s. S. 41): • WIR-Messen Luzern und Zürich • Herbstgespräche im KKL Luzern (für Stammanteilhalter/-innen) • Generalversammlung in Basel (für Genossenschafter/-innen) • WIR-Business-Treffs

* Portokosten werden nicht verrechnet

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IM SCHRITT UND TRAB ÜBER DEN GOTTHARD

Die Historische Reisepost AG befährt seit 1987 mit Fünfspännern die alte Gotthardroute zwischen Andermatt und Airolo. Die detailgetreu nachgebauten Postkutschen und die Postillione und Kondukteure in Originalmontur erinnern an die Zeit, als die Reise von Basel nach Mailand noch 50 Stunden in Anspruch nahm.

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Acht Plätze sind zu vergeben, und jeder hat je nach Witterung und Landschaft seine Vor- und Nachteile. Kein Wunder, stritten sich im 19. Jahrhundert die Passagiere der Gotthardpostkutschen immer wieder darum, wer die Vorwärts- und wer die Rückwärts-sitze im Interieur erhielt, wer bei Nässe und Kälte im heimeligen Coupé, bei Sonnenschein neben dem Kondukteur auf dem Hoch-sitz (Cabriolet) Platz nehmen durfte. Mit «Unparteilichkeit und Schonung, und wenn durchaus nothwendig, durch täthiges Ein-schreiten» durfte der Kondukteur die Auseinandersetzungen zwi-schen den Passagieren beenden, so hielt es die Instruktion für den Dienst der Kondukteure aus dem Jahr 1850 fest.

Eine Million Reisende in 30 JahrenHeute lassen es Postillion und Kondukteur gar nicht erst zu er-hitzten Gemütern kommen: «Bei jedem Halt werden die Plätze getauscht», versichert Postillion Andreas Glaser den Passagieren, unter ihnen einige Mitglieder der WIR-Gruppe Zürich. Glaser ar-beitet hauptberuflich als Schlosser und Schmied in Binningen, gehört aber in den Sommermonaten als Kutscher auch zur Be-legschaft der Historischen Reisepost AG. Das 1987 von Rolf Albertin gegründete Unternehmen verfügt über zwei originalge-treu nachgebaute Coupés-Landauer und befährt die alte Gott-hardroute zwischen Andermatt und Airolo. Eine Route, auf der

die eidgenössische Post zwischen 1850 und 1882 über eine Mil-lion Geschäfts- und Ferienreisende in Kutschen hin- und her-beförderte, bis am 1. Juni 1882 die Gotthardbahn eröffnet wurde und die Post ihren Gotthard- bzw. Mailänderkurs notgedrun-gen aufgab. Dieser hatte in 23 Stunden von Flüelen über den Gotthard und via Airolo, Bellinzona, Lugano und Chiasso nach Camerlata geführt, wo seit 1850 eine Bahnverbindung nach Mai-land bestand.

Gummibelag und ScheibenbremsenWie damals ist die fünfstündige Teilstrecke Andermatt-Airolo si-cher auch heute die spektakulärste, nicht zuletzt dank der Ser-pentinen der Tremola auf der Südrampe des Passes. Die engen Kehren sind zum Teil noch im originalen Zustand von 1830 erhal-ten, der Naturbelag der Fahrbahn wurde allerdings zwischen 1937 und 1941 durch Pflastersteine ersetzt. Aber noch stehen wir in Andermatt vor dem Hotel Restaurant 3 Könige & Post. Im «Trois Rois» wurden im 19. Jahrhundert die Pferde ausgewech-selt, und die Reisenden, welche per Dampfschiff von Luzern kommend gegen 8 Uhr in Flüelen angelegt hatten und in die Kutschen umgestiegen waren, nahmen ihr Mittagessen ein. Wir begnügen uns mit einem Apéro und einigen erklärenden Worten von Sigi Albertin, Bruder des Firmengründers und stellvertreten-

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der Geschäftsführer der Historischen Reisepost AG. Im Mittelpunkt stehen die beiden Kutschen. Sie sind der letzten erhaltenen Gott-hardpostkutsche – sie steht seit 1898 vor dem Landesmuseum in Zürich – so detailgetreu nachgebaut, dass die Post ihnen sogar Seriennummern vergeben hat. Wenige Zugeständnisse wurden an die heutigen Ansprüche bezüglich Komfort und Sicherheit ge-macht: Die Reifeisen wichen einer Gummibereifung, und die bei Vollbesetzung nahezu 3 Tonnen Gewicht – davon entfallen 2 Tonnen auf die Kutsche – werden mit Scheibenbremsen kontrol-liert. Gegenspieler der Bremsen sind vor unserer Kutsche vier zug-starke Freiberger und ein Andalusier. Sie werden in den kommen-den Stunden eine Höhendifferenz von 660 Metern, von Andermatt (1447 m ü. M.) aufs Hospiz (2106 m ü. M.), zu über-winden haben.

Gelassene AutofahrerWie es sich gehört, signalisieren wir die Abfahrt mit der entspre-chenden Posthornmelodie. Ein Problem für den Postillion? «Über-haupt nicht», meint Andreas Glaser, «ich spiele seit Jahren Trompete und komme mit dem Horn sehr gut zurecht.» Zwischen Andermatt und Hospental bildet sich hinter den beiden Fünfspännern eine lange Schlange von Autos und Motorrädern. Werden wir nur als Verkehrshindernis wahrgenommen oder realisieren die Motorisier-

ten, dass sie soeben um 150 Jahre zurückversetzt wurden? Die Antwort erhalten wir schon vor dem Zwischenhalt im «Gott-hard-Mätteli», wo die Pferde gewaschen und verpflegt werden:

Historische Reisepost AGInformation und Buchung: Historische Reisepost AG Postfach 113 6490 Andermatt [email protected] 041 888 00 05 www.gotthardpost.ch

2015 werden Kutschenfahrten über den Gotthard vom 21. Juni bis 6. September angeboten

Abfahrt in Andermatt: 9.30 und 10.15 Uhr Ankunft in Airolo: 16.30 und 17.00 Uhr Fahrzeit: 5 Stunden Kosten: 750 CHF pro Person 10% Rabatt bei Buchung einer ganzen Kutsche (8 Plätze)

WIR-Annahmesatz: 30%

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Die Post geht ab1630 wurde der Fussbotendienst über den Gotthard durch Reiterboten ersetzt. Bedrängt durch den Ausbau ande-rer Pässe, einigten sich auch die Urner und Tessiner auf den Bau einer bis zu 7,5 Meter breiten Strasse über den Gotthard (s. Kasten «Wettstreit der Pässe»). Nach 10 Jahren Bauzeit befuhr 1831 der erste Wagen den Pass, und ab 1842 organisierten die kantonalen Posten einen täglichen Eilwagendienst. 1848 wurde das Postwesen durch die neue Bundesverfassung der Eidgenossenschaft unterstellt. Die eidgenössischen Postwagen in den Farben Gelb und Schwarz waren 1850 erstmals im Einsatz. Im Rekordjahr 1875 spedierten sie 72 030 Fahrgäste über den Gotthard. Zwei Jahre zuvor entstand auch Rudolf Kollers berühmtes Gemälde «Die Gotthardpost». Das Geschenk der Nordostbahn an Alfred Escher, der die Untertunnelung des Gotthards in Angriff genommen hatte, zeigt die Postkutsche, die mit zwei Braunen als Deichselpferden und drei Schimmeln als Vor-pferden die Tremola herunterprescht und ein Kälbchen vor sich hertreibt. Den zu ahnenden Sieg der rasant vorwärts-stürmenden Technik über die idyllische Natur der Alpenwelt bekam die Gotthardpost wenige Jahre später selbst zu spüren: Im Herbst 1881 überquerte die letzte Postkutsche den Gotthard, denn mit der Inbetriebnahme des Eisenbahn-tunnels durch den Gotthard am 1. Juni 1882 wurde dieser Postdienst obsolet. Dies gab Anlass zum Gedicht und Lied «Ich bin vom Gotthard der letzte Postillion» (Lang/Schnee-berger) und 1941 zum Film «Der letzte Postillion vom St. Gotthard» von Edmund Heuberger. Mit der Eröffnung der Gotthardbahn hatten nicht nur die Postillione ausgedient, viele andere Erwerbsquellen versiegten ebenfalls, was zu einer Auswanderungswelle in Hospental und anderen Orten entlang der Gotthardroute führte.

Unser Konvoi aus zwei Kutschen und Begleitautos wird natürlich überholt, aber wo sich die Gelegenheit bietet, steigen die Leute aus ihren Bussen und Autos oder von ihren Motorrädern, winken uns zu und zücken die Kameras, um dieses Zeitfenster in die Ver-gangenheit festzuhalten. Wer die Route über den Gotthard wählt, hat es eben nicht eilig und lässt sich durch 5-PS-starke Gespanne nicht aus der Ruhe bringen. Wo immer möglich, sind wir jedoch auf der ursprünglichen und von Autos kaum befahre-nen Gotthardstrasse unterwegs.

29 HaarnadelkurvenAuf der Passhöhe erhalten die Tiere erneut eine Verschnaufpause, während die Reisenden ihr Mittagessen geniessen und das Gott-hardmuseum besichtigen. Vor uns liegen nun die 29 Haarnadel-kurven der Tremola, eine über einstündige Abfahrt nach Airolo, die dem Postillion und den fünf Pferden höchste Konzentration ab-verlangt. Eingangs Airolo signalisiert der Postillion unsere Ankunft mit einer Posthornmelodie. Noch immer muss die Durchfahrt der Kutschen ein gern gesehenes Ereignis sein, denn die Bewohner treten an ihre Fenster und winken uns zu. Vor 150 Jahren waren es aber wohl weniger die Pferde und die Kutschen, welche Aufsehen erregten; vielmehr interessierten damals die Hüte und Kleider der meist begüterten und vornehmen Passagiere. Für uns Heutige bedeutet Airolo Endstation. Bei einem Imbiss, einer Tes-siner Merenda, sehen wir zu, wie die Pferde und Kutschen auf Lastwagen verladen werden. Ganz neuzeitlich geht es via Gott-hardstrassentunnel zurück in die Stallungen im alten Zeughaus Andermatts.

Am 21. Juni wieder unterwegs13 Mal wurde der Gotthardpass im ersten Betriebsjahr 1988 von der Historischen Reisepost überquert, 123 Mal waren es im Rekordsommer 2010. Das Naturerlebnis und die unaufgeregte Art der Fortbewegung wiegen den stolzen Preis von 750 CHF

Höchster Punkt der Route: das Hospiz

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Die Bündner Regierung und das Königreich Sardinien-Piemont lösten 1817 eine wahre Kettenreaktion aus. Aufgeschreckt durch ihre Pläne, eine für Wagen passierbare Strasse von Chur über den San-Bernardino-Pass bis zur Tessiner Kantonsgrenze zu bauen, wurden sowohl das habsburgische Königreich Lombardo-Venetien wie auch die Urner aktiv:

Zuerst bezahlte Franz I., Kaiser von Österreich und König von Lombardo-Venetien, den Bau einer Strasse über den Splügenpass bis nach Splügen. Sein Ziel: Der Warenverkehr zwischen Mailand und dem Norden sollte weiterhin über den Splügen und nicht durch das verfeindete Piemont und über den San Bernardino fliessen. Die Strasse sollte es ermöglichen, die Pferde und Maultiere als Lastenträger durch effizien-tere Wagen und Kutschen abzulösen. Der Wettstreit endete unentschieden: Der Bau beider Passstrassen begann 1818 und dauerte jeweils fünf Jahre.

Am Ende waren aber beide Königreiche die Verlierer. Denn die Urner sahen schnell ein, dass eine dritte und vierte für Wagen befahrbare Passstrasse – der Brenner war bereits 1772 ausgebaut, der Simplon dank Napoleon seit 1805 – für den Gotthardpass mit seinen schmalen Saumpfaden eine zu grosse Konkurrenz darstellten. Eine Strasse über den Gotthard musste her! Die Verhandlungen mit dem Tessin gestalteten sich zu-nächst schwierig: Erst seit 1803 ein Schweizer Kanton, war das

Tessin noch damit beschäftigt, die vernachlässigten Strassen ab Chiasso für den Wagenverkehr auszubauen.

Trotzdem konnte noch vor Baubeginn der Splügen- und der Bernardinoroute die Finanzierung einer Passstrasse über den Gotthard aufgegleist werden. Nach der Zusicherung von 4 Mio. Franken durch die Kantone Tessin, Uri, Luzern, Solothurn und Basel nahm man das Bauwerk zwischen Amsteg und Giornico in verschiedenen Etappen in Angriff. 1830, nach zehn Jahren Bauzeit, war die Gotthardstrecke durchgehend auf 5,5 bis 7,5 Meter breiten Strassen befahrbar. Die wichtigsten und ein-drücklichsten Bauwerke auf der Strecke sind die zweite Teufels-brücke in der Schöllenenschlucht (die erste wurde 1799 während der Kampfhandlungen zwischen napoleonischen und russischen Truppen unter General Alexander Suworow beschädigt und un-passierbar) und die Serpentinen am linken Hang des Val Tremola.

Ein paar Jahre lang konnten sich die Wirte, Handwerker und Transportunternehmer entlang der Bernardino- und Splügen-route am höherem Umsatz erfreuen, aber mit der Fertigstel-lung der Gotthardroute verlagerten sich die Verkehrsflüsse und die Profite. So nutzten 1857 über 29 000 Postreisende den Gotthard, während es die drei Bündner Pässe San Bernardino, Splügen und Julier zusammen auf 19 117 Personen brachten. Gänzlich neue Verhältnisse für alle schuf die Eröffnung des Gotthardeisenbahntunnels 1882.

Wettstreit der Pässe

(WIR-Annahmesatz: 30%) pro Fahrt und Person auf. Schon 1850 kostete die Reise von Flüelen nach Camerlata 24 Franken im Coupé und 20 Franken im Interieur – ein Viertel bzw. ein Fünftel des Gehalts eines Postkondukteurs. Die 50-stündige Fahrt von Basel nach Mailand kam gar auf rund 70 Franken zu stehen – dennoch war die Gotthardroute für die Post nie profitabel. Den bis zu 20 Pferden der Historischen Reisepost sind diese Zahlen egal. Sie geniessen nach jedem Einsatz das wärmende Solarium

in Andermatt und verbringen ihre verdienten Ferien im Jura – bis am 21. Juni 2015 wieder der Gotthard ruft.

DANIEL FLURY

Literatur: Andres Furger: Der Gotthard-Postwagen, Schweizerisches Landesmuseum, ISBN 3-908025-20-6Posthornmelodien: www.post.ch/flash/Post/PostDoc/posthornmelodien_de.html

Anspruchsvoll für Pferde und Postillion: die Tremola. In Airolo werden die Pferde und Kutschen eingeladen.

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DIE MOBILE BLUE COCKTAIL BARErfrischende Cocktails ohne Alkohol, angeboten durch eine mobile Bar – so lautet das Blue-Cocktail-Bar-Konzept. Für die schweizweite Promotion ist der Zentralverband des Blauen Kreuzes in Bern zuständig. Die Regionalverbände setzen das Konzept um – zum Teil auf ganz spezielle Weise, wie der RV Thurgau-Schaffhausen, der auch WIR-Teilnehmer ist.

Diese Bar kommt zu Ihnen: Der umgebaute VW-Bus beherbergt die alkoholfreie Blue Cocktail Bar.

Die Regionalverbände (RV) des Blauen Kreuzes sind selbstständige Vereine und geniessen innerhalb eines bestimmten Rahmens Handlungsfreiheit. Nicht zuletzt sind sie auch für ihre Finanz-situation zuständig. «Wir haben feste Ausgaben, die für unser vielseitiges Angebot nötig sind», betont Roger Stieger, Ge-schäftsführer des RV Thurgau-Schaffhausen. Zu den grossen Positionen gehören die Löhne der Angestellten, aber auch die Miete der Verbandslokalität. Ende letzten Jahres musste das Weinfelder Blaukreuz-Team nach einer Kündigung umziehen. «Wir zahlen ca. 1000 Franken mehr pro Monat. Das ist viel Geld für uns», betont Roger Stieger, «es ist ein ständiger Kampf, die Finanzen im Lot zu halten.»

Spenden in WIR und Schweizer FrankenEigene Ideen umsetzen gehört zu den Lieblingstätigkeiten von Roger Stieger. So ist der RV Thurgau-Schaffhausen als einziger Blaukreuz-Verband seit fast 10 Jahren WIR-Teilnehmer. «Wir nehmen gerne Spenden in WIR. Natürlich sind auch Spenden in CHF willkommen – wie bei allen anderen regionalen Blaukreuz-Verbänden auch», erklärt Stieger, «WIR- und CHF-Spenden kön-nen zu 100% vom steuerbaren Einkommen abgezogen werden» (siehe Kasten S. 17). Roger Stieger und sein Team sind erfinde-risch bei der Beschaffung nötiger Geldmittel – z.B. mit Biberli- bzw. Schoggikäferli-Aktionen. Ein wichtiges Angebot heisst «alles rund um den Tee». «Besonders attraktiv sind individuelle Ge-

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schenkpakete – ideal für Freunde oder Geschäftskunden», betont Stieger, «dieses Teeangebot war mit ein Grund, warum wir WIR-Teilnehmer wurden. Wir waren schon mehrmals an der WIR-Messe Zürich.» Die WIR-Einnahmen werden für Büromaterial, Möbel oder Reinigungsmittel usw. verwendet. «Wir haben einen WC-Papier-Vorrat – gekauft mit 100% WIR – der noch lange halten wird», erklärt Stieger mit einem Schmunzeln. «Auch beim neusten Projekt, bei unserer eigenen speziellen Blue Cocktail Bar, konnten wir teilweise WIR platzieren», fügt er hinzu.

Die wirklich mobile BarDie geschützte Marke Blue Cocktail Bar® (BCB) gehört dem Blauen

Kreuz Schweiz. Mit diesem Konzept will man genussvolle Alter-nativen zu alkoholischen Getränken bieten. Blue Cocktail Bars werden in der ganzen Schweiz von regionalen Blaukreuz-Ver-bänden betrieben. Diese können für private und öffentliche An-lässe gebucht werden und bieten eine komplette Dienstleistung von A bis Z. Nur der Platz für die Bar muss vom Kunden zur Verfügung gestellt werden. «Wir bezahlen dem Blauen Kreuz Schweiz für die Nutzung der Marke eine bescheidene Lizenz- gebühr», erklärt Roger Stieger.

Wirklich (auto)mobil ist die Blue Cocktail Bar beim RV Thurgau-Schaffhausen – mit einer besonders originellen, erfrischend anderen

Der Oldtimer wurde restauriert, mit allem Notwendigen ausgerüstet – und von Google gefilmt.

Deborah Greuter und Doris Rüedi beim Zubereiten von Drinks, Geschäftsführer Roger Stieger lenkt den Bus.

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Im Einsatz für die Blue Cocktail Bar: Deborah Greuter, Doris Rüedi (Bereichsleiterin Blue Cocktail Bar in den Kantonen Thurgau und Schaffhausen), Geschäftsführer Roger Stieger und KV-Lernende Sara Gescheidle.

Umsetzung des BCB-Konzepts: ein alter, restaurierter und umge-bauter VW-T2-Bus. Der Oldtimer stammt aus den 70er-Jahren und ist für sich alleine schon eine Attraktion. Um den Bus stras-senverkehrstauglich zu machen, musste viel investiert werden – zusätzlich zum Umbau zur mobilen Bar.

Detaillierte Einblicke mit GoogleDas Resultat kann sich sehen lassen – und man kann es sogar aus nächster Nähe betrachten: Unter www.blaueskreuz-tgsh.ch (> «bcb-mobil», VWT2) findet man die Google-Aufnahmen, mit denen die Bus-Bar «optisch begehbar» ist.

«Wir wollen möglichst vielen Leuten aufzeigen, dass es qualitativ hochwertige, genussvolle und erfrischende Alternativen zu alko-holischen Getränken gibt, und wir wollen auch dringend benötigte Einnahmen erzielen», erklärt Stieger. Da viele Mitarbeiter der Blue Cocktail Bar ehrenamtlich arbeiten, kann diese attraktive Dienstleistung relativ günstig angeboten werden. Abhängig sind die Kosten nicht nur von der Anzahl Gäste eines Anlasses, son-dern auch von der Wegstrecke und vom Angebot. «Wenn eine grosse Auswahl verschiedener Drinks zur Verfügung stehen soll, sind Kosten und Wartezeiten für die Gäste etwas höher, als wenn nur eine relativ kleine Auswahl verschiedener Drinks gewünscht wird. Alle Mitarbeiter der Blue Cocktail Bar haben einen Bar-Kurs absolviert. Wir bieten auch Workshops und Mixkurse für Jugend-liche und andere Interessierte an», erklärt Roger Stieger.

Die Freiheit, Nein sagen zu dürfen«Wir vom Blauen Kreuz sind keine Dogmatiker, die allen Men-schen den Alkoholkonsum verbieten wollen», betont Roger Stieger, «alkoholische Getränke gehören in unserer Gesellschaft zu den etablierten Genussmitteln und sehr viele Menschen gehen ver-nünftig damit um. Wir bekämpfen den Missbrauch von Alkohol und setzen uns für die Opfer von Alkoholexzessen ein.» (Siehe Kasten rechts «Wie viel ist zu viel?»)

Wichtig ist für Stieger auch, gegen gesellschaftliche Zwänge zu kämpfen: «Es gibt immer noch Menschen, die meinen, man kön-ne nur mit alkoholhaltigen Getränken anstossen. Dagegen weh-ren wir uns. Es gibt keinen einzigen vernünftigen Grund gegen das Anstossen mit alkoholfreien Getränken. Alle sollen frei ent-scheiden, was sie trinken möchten.» Roger Stieger ergänzt: «Es gibt viele Gründe, warum jemand ständig oder vorübergehend auf alkoholische Getränke verzichtet – z.B. während Schwanger-schaft und Stillzeit, bei gleichzeitiger Medikamenteneinnahme oder wenn jemand Auto fährt usw.»

Das Angebot mit dem Blue-Cocktail-Bar-VW-Bus des Blauen Kreuzes Thurgau-Schaffhausen ist grundsätzlich regional be-schränkt und kann unter der Telefonnummer 071 622 40 46 ge-bucht werden.

ROLAND SCHAUB

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WIR-Teilnahme seit 2005

WIR-Annahmesatz1,2 30% oder mehr nach Vereinbarung 1 Nur RV TG-SH, (Spenden an den RV TG-SH z.B. für Blue Cocktail Bar können immer zu 100% in WIR oder Geschenkpakete bezahlt werden)

Geschäftsführer RV TG-SH: Roger Stieger Blaues Kreuz – Prävention und Gesundheitsförderung Regionalverband TG-SH Amriswilerstrasse 50 Postfach 56 Neustadt 17 8570 Weinfelden 8200 Schaffhausen

Tel. 071 622 40 46 Tel. 052 624 18 74 Fax 071 622 80 46 Fax 071 622 80 46

[email protected] www.blaueskreuz-tgsh.ch Nationale BCB-Adresse: www.bluecocktailbar.ch

Der Regionalverband Thurgau-Schaffhausen ist auf der kantonalen Steuerabzugsliste.

WIR-Spendenkonto des Blauen Kreuzes Thurgau-Schaffhausen bei der WIR Bank (BC 8391), Basel: WIR-Konto: 244601-37.0000 > IBAN: CH71 0839 1244 6013 7000 0

2 Auch Spenden in CHF werden gerne entgegengenommen – von allen regionalen Blaukreuz-Verbänden. Die Kontakt-daten finden Sie unter www.blaueskreuz.ch > Organisation > Blaues Kreuz Regional.

BLAUES KREUZ - Regionalverband Thurgau-Schaffhausen

Die Grenzen zwischen Genuss und Sucht sind fliessend. Folgende Faustregel kann helfen, die Risiken einzuschätzen:

Für Männer: max. 4 Standardgläser* pro Tag an max. 5 Tagen pro Woche

Für Frauen: max. 2 Standardgläser* pro Tag an max. 5 Tagen pro Woche

Mehr Informationen unter www.blaueskreuz.ch

* Unter Standardglas versteht man 2,5 dl Bier, 1 dl Wein oder 2 cl Schnaps. Dies entspricht der Menge, welche im Normalfall im Gastgewerbe ausgeschenkt wird.

Quelle: Blaues Kreuz Schweiz

Wie viel ist zu viel?

Ihren Anfang nahm die Blaukreuz-Bewegung im 19. Jahrhun-dert. Heute gibt es weltweit in über 40 Ländern Blaukreuz- Organisationen. Genfer Kreuze Das Rote Kreuz und das Blaue Kreuz haben einiges gemein-sam: Beide Organisationen haben ihren Ursprung in der Schweiz. Beide wurden im 19. Jahrhundert in Genf gegründet. Das Rote Kreuz 1863 auf Initiative von Henry Dunant, das Blaue Kreuz 1877 durch Louis-Lucien Rochat und Freunde. Arnold Bovet hat wenig später in Bern den ersten Blaukreuz-verein in der deutschen Schweiz gegründet. Heute haben sowohl das International Blue Cross wie auch das Blaue Kreuz Schweiz ihren Sitz in Bern.

Alkoholmissbrauch war im 19. Jahrhundert ein grosses Sucht-problem in allen Industriestaaten Europas. Die zwei Pfarrer Louis-Lucien Rochat und Arnold Bovet waren persönlich mit dem Elend vieler Familien konfrontiert. Sie entschlossen sich zum Kampf gegen den Alkoholmissbrauch. Das Blaue Kreuz

als Namen und Symbol wählten sie in Anlehnung ans Rote Kreuz.

Das Blaue Kreuz unterhält in der Schweiz ein dichtes Netz an Fachstellen, die Beratungsdienstleistungen im Bereich Suchtmittelmissbrauch bieten – von der Prävention bis zur Nachsorge.

Das Blaue Kreuz ist ein gemeinnütziger Verein, der sich am aktuellen Wissenstand und am christlichen Glauben orientiert, aber politisch und konfessionell neutral ist. Das Blaue Kreuz Schweiz unterstützt als nationale Dachorganisation die regio-nalen Verbände.

Das Blaue Kreuz Schweiz ist auf Spenden bzw. testamen-tarische Zuwendungen angewiesen und verfügt über das ZEWO-Gütesiegel.

Quelle: Blaues Kreuz Schweiz – www.blaueskreuz.ch

DAS BLAUE KREUZ SCHWEIZ

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MAUERBLÜMCHEN WIRD ZUR ROSEUMBAU DER FILIALE ST. GALLEN

1984 gelang dem damaligen Filialleiter Werner Mäder das Kunststück, eine Autogarage mit Tankstelle in den östlichsten Aussenposten der WIR Bank umzubauen. So zweckmässig die Räumlichkeiten am Blumenbergplatz 7 damals waren, so nötig wurde nach 30 Jahren eine Anpassung an neue Bedürfnisse der Kunden und der Mitarbeitenden. Nach fünf- monatiger Bauzeit entstand rund um eine mit LED-Blumenmotiven belegte zentrale Säule eine Filiale, die hinsichtlich Funktionalität und Nachhaltigkeit Massstäbe setzt.

Das St. Galler Team v.l.: Roman Hengartner, Rolf Klarer, Monika Kicic, Erika Delessert, Mitat Sejfedinov und Edith Hotz.

Als tragendes und deshalb unverrückbares Element könnte man die zentrale Säule in der Schalterhalle der Filiale St. Gallen als Ärgernis betrachten, welches der optimalen Raumaufteilung Schranken setzt. Christian Gehri, Aarberg, der die neue Filiale entworfen hat, machte aus der Not eine Tugend und erhob die Säule auch zur Trägerin einer Botschaft: Bestückt mit Leucht-

dioden strahlt die Säule in den öffentlichen Raum hinaus und unterstreicht so die Offenheit und Transparenz, welche die WIR Bank Genossenschaft auszeichnet.Die Anordnung der blauen und weissen LED-Lämpchen ist nicht zufällig. Gehri hat die blaue Kreisscheibe aus dem WIR Bank-Logo entlehnt und zu einem Blumenmotiv arrangiert. «Das Motiv ist

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eine moderne Interpretation der St. Galler Stickerei und damit auch eine Hommage an einen Standort, mit dem die WIR Bank seit 1976 durch eine Filiale verbunden ist.»

Von Winterthur nach St. GallenDer Standort St. Gallen war Ersatz für die frühere Filiale in Winterthur, welche 1976 wegen ihrer Nähe zur Filiale Zürich ge-schlossen wurde. Im April 2008 wurde der bis dahin östlichste Aussenposten der WIR Bank durch die Eröffnung der Agentur in Chur gestärkt. Oliver Gawrisch und Michèle Geissbühler (seit Oktober 2012) betreuen von dort aus Kunden im Bündnerland, im St. Galler Oberland und im Kanton Glarus.

«Praktisch ein Neubau»An einem Tag der offenen Tür präsentierte Filialleiter Roman Hengartner interessierten Kunden die modernste der sieben Niederlassungen der WIR Bank. «Wer die Filiale in ihrem früheren Zustand kannte, staunt über die helle, grosszügige Raumauftei-lung, welche die Architekten und Handwerker möglich machten», so Hengartner. Die zentrale Schalterhalle wird eingefasst von einem Besprechungszimmer, dem Büro des Filialleiters, einem Büro für die Firmenkundenberater und den Toiletten. Eric Zuber, Leiter Liegenschaftsverwaltung der WIR Bank und Bauleiter vor Ort, unterstrich, dass der Umbau praktisch einem Neubau gleich-gekommen sei. «Die Filiale wurde vollständig ausgeräumt, mit modernster Haustechnik und Infrastruktur ausgerüstet und neu gedämmt.» Der Bauzeit von fünf Monaten ging eine Planungs-phase von anderthalb Jahren voraus. Die Komplexität des Um-baus widerspiegelt sich auch in den Kosten von rund einer Million CHF/CHW.

2 : 0 für St. GallenBruno Stiegeler, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftslei-tung und Leiter Kundenbetreuung, knüpfte am Tag der offenen Tür an den vortägigen Sieg des FC St. Gallen (2) über den FC Basel (0) an und äusserte die Gewissheit, dass die idealen Bedingungen in der Filiale St. Gallen nun wöchentlich zu Erfolgsmeldungen an den Hauptsitz der WIR Bank in Basel führen werden. Obwohl viele Standardgeschäfte heute über das Internet abgewickelt würden, suchten viele Kunden bei beratungsintensiven Anliegen gerne den Kontakt zu einer Beraterin oder einem Berater. «In der

neu gestalteten Filiale St. Gallen haben wir die idealen Voraus-setzungen geschaffen, um unsere Kundinnen und Kunden noch direkter bei ihren Bankgeschäften zu unterstützen.»

DANIEL FLURY

Blickfang in der neuen Schalterhalle ist die Säule mit LED-Blumenmotiv – eine moderne Interpretation der St. Galler Stickerei.

Buffet am Tag der offenen Tür.

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WIR-WEIHNACHTSMARKT UND BUSINESS-MEILE«ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT» AN DER 71. WIR-MESSE IN ZÜRICH

Rund 220 Messestände, die Mode- und Trend-Show, eine Business-Meile mit Start-up-Bereich sowie ein spezieller Weihnachtsmarkt boten den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern ein Einkaufserlebnis der besonderen Art. Sehr interessant war auch das Podiumsgespräch «Erfolgreich mit WIR».

«Zurück in die Zukunft» lautete das inoffizielle Messemotto. «Zurück» wegen des WIR-Weihnachtsmarktes, der an den frühe-ren Messenamen erinnerte: WIWA WIR-Weihnachtsausstellung. «In die Zukunft gerichtet», weil es auf der Business-Meile einen speziellen Dienstleistungs- und Start-up-Bereich gab.

Das offizielle Motto «Simsalabim» kommt aus dem Morgenland. Passend dazu gab es in der Halle 5 ein Beduinenzelt mit traditio-nellen Teezeremonien, und den Ehrengästen wurde ein orientali-scher Bauchtanz präsentiert.

WohlstandsoaseZum Thema Morgenland passte auch, dass der Gastredner

Mörgeli hiess und erklärte, warum die Schweiz zur Wohl-standsoase wurde. Nationalrat Christoph Mörgeli meinte, un-ser Land habe 1848 eine gute Bundesverfassung bekommen, ergänzt mit direkt-demokratischen Rechten. Das Volk sei im Mittelpunkt, nicht die Regierung. Mit dem Subsidiaritätsprin-zip könnten die Aufgaben optimal auf Bund, Kantone und Gemeinden verteilt werden. Mit der Neutralitätspolitik habe sich die Schweiz aus Kriegen heraushalten können. Das EWR-Nein sei gut für den Mittelstand gewesen. Leider werde fleissig an den Erfolgsfaktoren gesägt. Mörgeli nannte als Stichworte u.a. Rahmenvertrag mit der EU oder Neutralitäts-aufweichung. Er rief dazu auf, gegen die Bürokratisierung zu kämpfen.

Die WIR-Messe Zürich war auch ein Weihnachtsmarkt.

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Messebesucher vs. «Sesselkleber»Messeleiter Roland Hartmann betonte, dass man im Sessel sit-zend fast alles online bestellen könne, aber dabei fehle das Messe- erlebnis. Wer durch eine Messe schlendere, erhalte einmalige Eindrücke, könne interessante Gespräche mit einem Fachverkäu-fer führen, bekomme da und dort ein «Gratis-Müschterli» oder könne den Duft von Fondue einatmen usw. An einer Messe be-komme man eine gute Übersicht und könne einem Verkäufer noch in die Augen schauen. Wer mit einem Anbieter zufrieden gewesen sei, könne zum Stammkunden werden – dies sei ge-winnbringendes «Customer Relationship Management» – auf Deutsch Kundenpflege. Roland Hartmann erklärte, es gebe viele

professionelle Aussteller, die genau wüssten, wie man das Marke-tinginstrument «Messe» richtig einsetze. Deshalb werde es auch in Zukunft Messen geben.

Grösstes Business-NetzwerkMyrta Zumstein, Präsidentin der WIR-Gruppe Zürich (WGZ), er-klärte, die WIR-Messe Zürich liege ihr persönlich am Herzen. Mit der Firma Zumstein Insektengitter GmbH gehörten ihr Mann und sie seit Jahren zu den Ausstellern, deshalb kenne sie deren Anlie-gen. Um die WIR-Messe zu unterstützen, habe man zusätzliche Angebote lanciert: die neue Business-Meile mit WIR-Start-up-Bereich und das Podium «Erfolgreich mit WIR» (s. S. 22). Ein star-ker Zusammenhalt im WIR-Netzwerk mache alle erfolgreicher.

Wer rastet, rostetWIR-Präsident Oliver Williman erklärte, dass die WIR-Messen ein wichtiger Bestandteil des WIR-Netzwerkes seien. Aussteller/-innen hätten die Möglichkeit, ihre Angebote einem überregionalen Publi-kum zu präsentieren. So könnten sie ihren Bekanntsheitgrad erhö-hen, ihre Wettbewerbsfähigkeit testen, Kontakte knüpfen und be-stehende vertiefen. WIR verfüge über das grösste Business-Netzwerk der Schweiz. Doch man dürfe sich nicht auf den Lorbeeren ausru-hen. «Unser Ziel muss immer sein, unser Netzwerk zu pflegen, auszubauen und zu verjüngen», betonte Oliver Willimann, «wer rastet, rostet.» Einen wichtigen Beitrag dazu werde die Business-Meile leisten. Dienstleistungsunternehmen aus verschiedensten

Bereichen würden die WIR-Teilnehmer/-innen beraten. Dazu ge-hörten z.B. Treuhänder, Rechtsanwälte, Werbeagenturen, Drucke-reien, Internetdienstanbieter (Provider) usw. Der Start-up-Bereich sei auf Jungunternehmer/-innen bzw. Unternehmensnachfolger/-innen zugeschnitten, die wiederum solche Dienstleister benötig-ten. Die WIR Bank dürfe nicht stehenbleiben. Bewährtes solle bei-behalten, aber Gutes noch besser werden.

ROLAND SCHAUB

http://tiny.cc/messezh2014

«Simsalabim» hiess das Messemotto: Beduinenzelt und orientalische Bauchtänze.

Die Business-Meile mit Dienstleistungs- und Start-up-Bereich.

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WO DER NACHTEIL EIN VORTEIL ISTWIR-MESSE ZÜRICH: RÖBI KOLLER MODERIERT «ERFOLGREICH MIT WIR»

Rund 160 Gäste konnte Moderator Röbi Koller zum Podium «Erfolgreich mit WIR» an der WIR-Messe Zürich begrüssen. Obwohl erst seit Kurzem mit dem WIR-Netzwerk vertraut, gelang es Koller souverän, die wesentlichen Elemente dieses Business-Netzwerks herauszuschälen.

Schnell wurde deutlich, dass die vermeintlichen Schwächen des WIR-Netzwerks nichts anderes als seine Stärken sind. WIR schränkt die Wahlfreiheit ein? Ja und nein: Es kann zwar nur zwi-schen den angeschlossenen KMUs zirkulieren – langjährige Ge-schäftsverbindungen und treue Kunden sind die beabsichtigte Folge –, aber es besteht kein Zwang, jedes Geschäft mit einem WIR-Partner abzuschliessen. WIR ist kompliziert? «Ich bin damit aufgewachsen und habe es aufgesogen», so Viola Vidor-Appetito (Miecar AG). Walter Zahnd jun. (Nerinvest AG), mit einem Jahresumsatz von 2,5 Mio. CHW das Schwergewicht in der Runde, empfahl insbesondere Jungun-ternehmern, «mal einzusteigen, sich mittels Learning by Doing das Rüstzeug zu holen und bei Fragen den Rat der Kundenbera-ter der WIR Bank einzuholen».WIR führt zu überhöhten Preisen? «Wir sind Unternehmer – Preis und Leistung müssen stimmen», fanden Willy Leutenegger (Swiss Photovoltaik GmbH) und Myrta Zumstein (Zumstein Insekten-gitter GmbH) übereinstimmend. Der WIR-Annahmesatz lässt keinen Spielraum offen? Der ver-bindliche Mindestsatz von 30% WIR auf die ersten 3000 Franken eines Geschäfts ist moderat, «und mehr annehmen darf man im-mer, so kann ich in der Zwischensaison mit WIR-Aktionen eine Flaute vermeiden», verriet Olivier Andenmatten (Hotel-Restaurant & Spa Hannigalp). Soll das WIR-Netzwerk, das KMUs und ihren Angestellten vorbe-halten ist, für die Allgemeinheit geöffnet werden – so wie es in den Anfangszeiten der Fall war? Oliver Willimann, Verwaltungs-ratspräsident der WIR Bank, liess die Antwort offen, bestätigte aber, dass gegenwärtig solche und viele andere Fragen geprüft werden. «Denn ein gutes Netzwerk zeichnet sich auch durch die Fähigkeit aus, sich zu verändern.»

DANIEL FLURY

Was kann WIR?Das WIR-Netzwerk wurde vor über 80 Jahren in der Schweiz begründet. Es basiert auf dem Solidaritätsgedan-ken: Unternehmer berücksichtigen sich bei einer Auftrags-vergabe und bei Einkäufen gegenseitig und bezahlen einen Teilbetrag einer Rechnung nicht in Schweizer Franken (CHF), sondern in WIR (CHW). Dieses Buchgeld – es gibt weder Münzen noch Noten – zirkuliert nur innerhalb des Netzwerks und trägt keinen Zins. Es besteht deshalb kein Anreiz, es zu sparen: Es wird schnell wieder ausgegeben und sorgt bei den angeschlossenen KMUs für bessere Aus-lastung und Mehrumsatz. Hier das Video dazu: www.wir.ch/video-de

Röbi Koller mit den Podiumsteilnehmern Walter Zahnd jun. und Myrta Zumstein.

www.video123.ch/wir/v.1265

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GESUCHT: NEUES KONZEPT FÜR DIE WIR-MESSE BERN Die 44. WIR-Messe Bern 2014 war die letzte ihrer Art. Eine Messepause soll zur Ausarbeitung eines neuen Konzepts genutzt werden.

Mit rund 80 Ausstellern ist die WIR-Messe Bern die kleine Schwester der WIR-Messen Zürich und Luzern. Dennoch ist auch sie für Überraschungen und Entdeckungen gut. So hat das Motto 2014, «Röstigraben», wie beabsichtigt einige Aussteller aus der Romandie angelockt. Darunter Christophe Brésilley, der in Gimel nach eigener Rezeptur Seifen herstellt. Ohne Konservierungs-stoffe und gefärbt nur mit Kräutern, Gewürzen oder Mineralien aus der Region, sind die Seifen zu 100% natürlich und biologisch abbaubar (labellemousse.ch). Nicht aus der Romandie, aber ebenfalls auffällig sind die Fahrräder von Hofer Moto Bike, Schönbühl. Die klassischen Formen und Farben erinnern an gute alte Zeiten, sind aber vor allem bei Jungen gefragt.

Brückenschlag«Röstigraben» hiess zwar das Motto, aber natürlich ging es den Messeverantwortlichen um Messeleiter Yves Borel und Markus Meier, Präsident der WIR-Gruppe Bern, darum, eine Brücke zur Romandie zu schlagen. Der Zeitpunkt dazu hätte nicht besser gewählt werden können, denn gleichentags wurde in Freiburg die spektakuläre Poyabrücke über die Saane eröffnet. Ein die Sprachregionen verbindendes Element hob auch Oliver Willi-mann, Verwaltungsratspräsident der WIR Bank, hervor: «Unse-rem riesigen WIR-Markt sind Kantons- und Sprachgrenzen abso-lut egal!» Geografisch gesehen, seien die Berner ideal platziert, um mit der Romandie eng zusammenzuarbeiten.

Neues Konzept gesuchtVielleicht ist es das Element Romandie, welches der WIR-Messe Bern einen neuen Anstoss geben wird. Das Konzept «Herbstmesse Bern» jedenfalls hat ausgedient, neue Ideen sind gefragt. In wel-che Richtung es gehen soll, lässt Messeleiter Yves Borel noch offen: «Sicher ist, dass 2015 in Bern keine WIR-Messe stattfindet. Wir erhalten so genügend Spielraum, um ein neues Messe- konzept auszuarbeiten.»

DANIEL FLURY

Trotz positiver Rückmeldungen von Ausstellern und Kunden …

… hat die Berner Herbstmesse in der bekannten Form ausgedient …

Seifen von La Belle Mousse.

… deshalb legen die Messeverantwortlichen 2015 eine Pause ein und nutzen die Zeit, um ein neues Konzept auszuarbeiten.

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80 JAHRE WIR BANK – WER HÄTTE DARAUF GEWETTET?AM 16. OKTOBER 2014 HAT DIE WIR BANK GENOSSENSCHAFT IHREN 80. GEBURTSTAG GEFEIERT

Die WIRPLUS-Redaktion hat einige Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft gebeten, sich in Form eines Glückwunsches Gedanken zur WIR Bank zu machen. Stellvertretend für die Antworten lesen Sie hier diejenige von Bundesrat Johann Schneider-Ammann:

Alle Gratulationen lesen Sie hier: www.wir.ch/gratulanten

Faszinierende GeschichteVon vielen Seiten angezweifelt und verunglimpft, gestaltetete sich der Start der WIR Bank vor 80 Jahren holperig. Erschwerend kam hinzu, dass in keinem Land eine einwandfrei und über einen längeren Zeitraum funktionierende Komplementärwährung exis-tierte. Die Gründergeneration musste die Mechanismen und Werkzeuge ihrer jungen Genossenschaft selbst entwickeln und fand nicht immer auf Anhieb die richtige Lösung. Rechtzeitig zum Geburtstag der WIR Bank hat Hervé Dubois, früherer Kom-munikationsleiter der WIR Bank, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunftsperspektiven der WIR Bank aus seiner ganz persönlichen Sicht im Buch «Faszination WIR» dargelegt. Die Buchvernissage fand am 8. November an den Herbstgesprächen der WIR Bank statt (vgl. S. 4 und 8).

Wer hätte vor 80 Jahren wohl darauf gewettet, dass die WIR-Verrechnung auch im 21. Jahrhundert noch Erfolgs- geschichte schreiben würde? Tatsache ist, dass es die Verantwortlichen des WIR-Systems über acht Jahrzehnte geschafft haben, ein massvolles, krisen- und missbrauchresistentes Wachstum der Genossenschaft zu fördern.

Als WIR Bank Genossenschaft unterstützen Sie unsere kleinen und mittleren Unternehmen. Die Behörden und der Staat setzen ihrerseits alles daran, unternehmerfreundliche Rahmenbedingungen anzubieten, insbesondere auch für die KMUs. Ihr und unser Ziel besteht darin, einen Beitrag zu einer innovativen, leistungs- und wettbewerbsfähigen KMU-Landschaft in der Schweiz zu leisten. Und das morgen nicht weniger als heute. In diesem Sinn wünsche ich alles Gute für die Zukunft.

Johann N. Schneider-AmmannBundesrat

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Süsses für die KundschaftNach den grossen Feierlichkeiten zum 75. Geburtstag 2009 verzichtete die WIR Bank 2014 auf ein rauschendes Geburtstagsfest. Alle Kundinnen und Kunden, welche am 16. Oktober 2014 eine Filiale oder Agentur der WIR Bank besuchten, wurden aber mit einem feinen Brownie beschenkt. Hier einige Impressionen aus Basel, Bern, Luzern, St. Gallen und Zürich.

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Übrigens …… ist der 16. Oktober 1934 nicht nur für die WIR Bank Genossen-schaft von Bedeutung. An diesem Tag begann der Lange Marsch der Roten Armee Chinas. Er dauerte ein Jahr und markierte den Beginn des Aufstiegs von Mao Zedong zum Vorsitzenden der Kommunistischen Partei.

Aber auch in anderen Jahren hatte es der 16. Oktober in sich: An diesem Tag …

… wird 1793 die am Vortag zum Tod verurteilte Königin Marie Antoinette von Frankreich auf dem Place de la Concorde geköpft;

… beginnt 1813 bei Leipzig die Völkerschlacht, in der Napoleon einer Allianz von Österreich, Russland, Preussen und Schweden gegenübersteht;

… führt 1846 der Zahnarzt William Thomas Green Morton bei einem chirurgischen Eingriff in Boston erstmals öffentlich eine Narkose mittels Inhalation von Äther durch. Das Ereignis gilt als Geburtsstunde der Anästhesie;

… nimmt 1855 die ETH Zürich mit der ersten Vorlesung ihren Betrieb auf;

… verhaftet 1906 der Schuhmacher Wilhelm Voigt, als Offizier verkleidet, den Köpenicker Bürgermeister und beschlagnahmt die Stadtkasse. Der Vorfall liefert Carl Zuckmayer den Stoff zu sei-nem Buch «Der Hauptmann von Köpenick» (1931);

… wird 1919 in Paris die Basilika Sacré-Cœur de Montmartre nach 44-jähriger Bauzeit geweiht;

… beantragt 1923 der Brite John Harwood in Bern ein Patent für die von ihm erfundene automatische Armbanduhr. Die Uhrenfir-men Fortis und Blancpain stellen ab 1926 entsprechende Uhren in Serie her;

… normalisieren 1925 die Siegermächte des Ersten Weltkriegs mit der Unterzeichnung der Verträge von Locarno ihre Beziehun-gen zu Deutschland;

AM 16. OKTOBER ...... geköpft

... verlassen

... eingeweiht

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… werden 1946 die im Nürnberger Prozess zum Tod verurteilten zehn Hauptkriegsverbrecher – darunter Joachim von Ribbentrop, Wilhelm Keitel und Alfred Jodl – gehängt;

… beschliesst 1973 die Opec, den Rohölpreis um 70% anzuheben und löst damit die erste grosse Ölkrise aus;

… wählt 1978 das Konklave in Rom den polnischen Kardinal Karol Wojtyla zum Papst. Johannes Paul II. ist der erste nicht italieni-sche Papst seit 1523;

… wird seit 1979 jedes Jahr der Welternährungstag begangen. Er soll daran erinnern, dass weltweit etwa eine Milliarde Menschen Hunger leiden. Der 16. Oktober wurde deshalb ausgewählt, weil am 16. Oktober 1945 die Food and Agriculture Organization (FAO) als Sonderorganisation der UNO gegründet wurde;

… stirbt 1983 Bundesrat Willi Ritschard während einer Wande-rung auf dem Grenchenberg.

Und last but not least …… wird am 16. Oktober 1957 Halina Studhalter (links) –

Kundenberaterin im Beratungszentrum der WIR Bank in Basel – im Herzen Polens geboren.

… erblickt Roland Schaub – WIRPLUS-Redaktor seit 1989 – am 16. Oktober 1958 das Licht der Welt.

… tritt Elvira Urech – Teamleiterin Archiv, Scanning, Ablage – am 16. Oktober 1995 ihren ersten Arbeitstag am Hauptsitz der WIR Bank in Basel an.

DANIEL FLURY

Und was ist Ihr spezieller Bezug zu einem 16. Oktober? Schreiben Sie uns an: [email protected] oder WIR Bank «WIRPLUS» Auberg 1 4002 Basel

... verlassen

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Mit dem Internet-Banking der WIR Bank sparen Sie Zeit und Geld (s. Kasten «Per Internet-Banking ist es gratis»). Sie können damit jederzeit an jedem PC oder Laptop mit Internetanschluss alle Bankgeschäfte abwickeln, die von der WIR Bank angeboten wer-den – in WIR, CHF und neun Fremdwährungen. Doch attraktiv ist Internet-Banking nur, wenn es auch sicher ist.

Matrix reloaded? Die WIR Bank verfolgt die technischen Entwicklungen perma-nent und nimmt immer wieder sicherheitsrelevante Anpassun-gen vor. «Matrix unloaded» heisst es deshalb bei der WIR Bank. Weil die Anmeldung mit Matrixkarte (Streichliste) nicht mehr den heutigen Anforderungen an die Sicherheit entspricht, wurde dieses Verfahren auf Ende 2014 abgeschaltet.

Gegenwärtig bietet die WIR Bank folgende Anmeldeverfahren im Internet-Banking an: - mTAN >>> SMS-Code direkt auf Ihr Mobiltelefon (funktio-

niert mit jedem «traditionellen» Handy mit SMS-Funktion, kein Smartphone nötig)

- oTAN >>> Farbmosaik CRONTOSign Swiss via App Ihres Smartphones (funktioniert nur mit Smartphone)

mTAN/SMS-Code weist nach wie vor einen hohen Sicherheits-standard auf mit der Anmeldung via Vertragsnummer, Passwort und mTAN (SMS-Code, der beim Einloggen auf das eigene Handy gesandt wird und am PC einzutippen ist).

oTAN/CRONTOSign Swiss ist das innovativste Anmeldeverfahren, das eine sehr hohe Sicherheit und zusätzlich weitere Vorteile bietet. – Handynummer muss nicht bei der WIR Bank hinterlegt werden– Keine Telefon- bzw. Handyverbindung nötig für den Empfang

des Sicherheitscodes– Schnelle Erkennung des einzulesenden Farbmosaiks und ra-

sche, gut lesbare Anzeige des Sicherheitscodes– Auf einmalig installierter App können bis zu acht verschiedene

Verträge verwaltet werden (auch von anderen Banken, die auf Finnova-Plattform laufen)

– Weitere Berechtigte eines Vertrags können zur Anmeldung mittels CRONTOSign Swiss autorisiert werden.

Beide aktuellen Anmeldeverfahren der WIR Bank bieten als zu-sätzliches Sicherheitselement eine Transaktionsbestätigung.

Auch als Nutzer des Internet-Bankings der WIR Bank können Sie einen Beitrag zur Sicherheit leisten: Gehen Sie sorgfältig um mit Ihrem Passwort und Ihrem Handy bzw. Smartphone. Geben Sie keine entsprechenden Informationen an Dritte, insbesondere auch nicht, wenn Sie per E-Mail dazu aufgefordert werden. Die WIR Bank verlangt von ihren Kunden niemals die Bekanntgabe von vertraulichen Daten wie etwa das eigene Passwort.

Detaillierte Informationen zur Sicherheit im Internet-Banking (bzw. E-Banking) finden Sie unter www.ebas.ch und www.melani.admin.ch (s. S. 31).

Ihre Sicherheit im Internet-Banking ist uns sehr wichtig. Mit dem Wechsel zu CRONTOSign Swiss sind Sie am besten geschützt.

INTERNET-BANKING DER WIR BANK? – ABER SICHER!Das Internet-Banking der WIR Bank ist schnell, praktisch und kostenlos. Aber wie steht es mit der Sicherheit?

Wie kann man CRONTOSign Swiss nutzen?Damit Sie die App von CRONTOSign Swiss nutzen können, benötigen Sie – nebst einem gültigen Internet-Banking-Ver-trag – ein Smartphone mit folgendem Betriebssystem:

– Android 2.2 oder höher (z.B. Samsung, LG, HTC) – iOS 4 oder höher (ab Apple iPhone 3) – Windows Phone

Zudem müssen wir Ihren Vertrag für einen Wechsel auf CRONTOSign Swiss freigeschaltet haben.

Möchten Sie auf CRONTOSign Swiss wechseln oder sich zusätzlich informieren?

Besuchen Sie unsere Website www.wirbank.ch oder rufen Sie uns an: Tel. 0848 947 947 – unsere Berater helfen Ihnen gerne weiter.

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Nach dem Start der CRONTOSign Swiss App auf dem Smartphone wird das Farbmosaik auf dem Bildschirm eingescannt. Der anschliessend angezeigte Zugangscode ist am PC einzutippen.

Per Internet-Banking ist es gratisSo viel können Sie sparen: • Kontoauszüge per Post je CHF/CHW 1.–

(Monats-, Quartals- oder Jahresauszüge per Post sind auf Wunsch auch für Internet-Banking-Nutzer erhältlich und sind dann ebenfalls kostenpflichtig)

• Kontoauszug von … bis … via Kundenberater je CHF 4.–

• Vergütungsaufträge – Unstrukturiert (brieflich) CHF 10.– – Mit VGA Rapido; pro Posten CHF/CHW –.20

• Buchungsauftrag (BA) für WIR-Kunden Set ab 10 Stück; pro Beleg CHF –.50

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EBAS!«eBanking – aber sicher!» – Hier erhalten Sie praxisnahe Informa-tionen – in Deutsch, Französisch, Italienisch oder Englisch – für eine sichere Anwendung von E-Banking-Applikationen. Aufge-baut wurde diese unabhängige Plattform von der Hochschule Luzern – Wirtschaft im Auftrag von Schweizer Finanzinstituten. Auch die WIR Bank unterstützt diese wichtige Institution mit ihrer Partnerschaft.

Hochschule Luzern – WirtschaftZentralstrasse 96002 Luzernwww.ebas.ch oder www.ebankingabersicher.ch

Dort finden Sie z.B. die5 Schritte für Ihre Sicherheit

1 – sichernWie wertvoll sind Ihre Daten? Sichern Sie diese regelmässig auf externe Medien oder online. Kontrollieren Sie, ob Ihre Daten tat-sächlich gespeichert worden sind.

2 – schützenWelche Viren gelangen auf Ihren Computer, Ihr Tablet oder Ihr Smartphone? Praktisch keine, wenn Sie ein Virenschutzpro-gramm installiert haben. Konfigurieren Sie das Programm so, dass es automatisch und regelmässig seine Virenliste aktualisiert und damit auch aktuelle Bedrohungen erkennt.

3 – überwachenIhr Computer oder Ihre mobilen Geräte öffnen im Internet viele unsichtbare Türen. Wenn Sie eine Firewall installieren, werden diese zuverlässig geschlossen. Zusätzlich überwacht die Firewall automatisch die Aktivitäten im Internet und alarmiert Sie bei Problemen.

4 – vorbeugenWer könnte Sie besser mit Sicherheit versorgen als die Hersteller all Ihrer Programme? Warten Sie Ihre Programme und Apps.

Richten Sie diese so ein, dass regelmässig und automatisch neuste Updates heruntergeladen und installiert werden. Damit sind Sie auf der sicheren Seite.

5 – aufpassenWie verhalten Sie sich verantwortungsbewusst? Indem Sie Ihren Computer mit einem cleveren Passwort aus einer Zahlen-Buch-staben-Kombination schützen. Wenn Sie gezielt entscheiden, wo und wann Sie Ihre Informationen im Internet preisgeben. Und wenn Sie dem Internet – mit gesundem Misstrauen – nicht alles glauben.

Zu jedem Punkt gibt es ausführliche Informationen und Empfehlungen.

KurseAuf dieser Website kann man sich auch für Kurse zum Thema sicheres E-Banking anmelden:– Erster Teil: Schützen Sie sich mit den «5 Schritten für Ihre

Sicherheit». Sie lernen, die 5 Schritte konkret anzuwenden.– Zweiter Teil: Einfache Regeln für sicheres E-Banking. Sie lernen

mit ein paar einfachen Regeln, Ihr E-Banking sicher zu gestalten.

FAQsIm Weiteren findet man auf dieser Website auch die immer be-liebten FAQs (häufig gestellte Fragen) – z. B.:

Wie sicher ist E-Banking in den Ferien?Grundsätzlich sollten Sie nur auf vertrauenswürdigen Computern Zahlungen via E-Banking tätigen. Als vertrauenswürdig gilt ein Computer, wenn er über einen aktuellen Virenschutz und eine Firewall verfügt und mittels automatischen Updates auf dem ak-tuellsten Stand ist. Des Weiteren müssen Sie sicher sein, dass der Computer nicht manipuliert wurde.

Öffentliche Computer in Internetcafés genügen diesen An-sprüchen nicht und sollten daher nicht für E-Banking genutzt werden. Bei einem vom Hotel zur Verfügung gestellten Computer (z. B. in der Hotel-Lobby) können Sie nicht sicher sein, ob dieser

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Auch die «Melde- und Analysestelle Informationssicherung» (MELANI) des Bundes bietet zahlreiche wertvolle Informationen und Ratschläge sowie die Möglichkeit, selbst beobachtete Vorfälle zu melden.

www.melani.admin.ch

– Informationen über Gefahren im Internet Informationen über Gefahren und Massnahmen im Umgang

mit modernen Informations- und Kommunikationstechnolo-gien (z.B. Internet, E-Banking).

– Lageberichte Die Berichte erläutern die wichtigsten Tendenzen und

Entwicklungen rund um Vorfälle und Geschehnisse in den Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT).

– Meldeformular Meldeformular bietet Ihnen die Möglichkeit, Vorfälle, von

denen Sie persönlich betroffen sind, zu melden.

Dazu ein Beispiel aus dem MELANI-Lagebericht 2014/1: Seltsame Fenster während E-Banking-Sessions Im ersten Halbjahr wurden MELANI mehrere Vorfälle gemeldet, bei denen sich während einer E-Banking-Sitzung ein Fenster mit einer Umfrage öffnete. Diese Umfrage bestand aus simplen Fragen wie beispielsweise die Frage nach Geschlecht, Alter und Vorlieben. Anschliessend wurde dem Benutzer vorgegaukelt, dass er ein iPad oder iPhone gewonnen habe. Das gewünschte Geschenk konnte sofort ausgewählt und angeklickt werden. Anschliessend wurde man auf eine Webseite mit dem Namen «Bogabids» geleitet, die anscheinend von Flamingo Intervest betrieben wird und zu der auch die Firma Ziinga gehört. Ziinga wurde bereits im Zusammenhang mit einem ähnlichen, früher stattgefundenen Vorfall erwähnt (2012/2). Tatsächlich geht es wohl um vermeintliche Gratisangebote, welche eine Abon-nementsgebühr nach sich ziehen. So steht im Kleingedruck-ten, dass das Geschenk nur erlangt werden kann, wenn ein Mitgliederbeitrag von mindestens einem Monat bezahlt wird. Je nach Typ des gewählten Abonnements schlägt diese Gebühr mit bis zu 100 Dollar zu Buche. Ein Zusammenhang mit dem E-Banking konnte in keinem Falle nachgewiesen werden. Eben-falls konnte keine Verbreitung von Malware über diese Seiten festgestellt werden.

MELANI und die seltsamen Fenster

vertrauenswürdig ist, deshalb kann er eine Gefahr darstellen. Er-kundigen Sie sich beim Hotelpersonal, wie der entsprechende Computer geschützt ist. Es ist auf jeden Fall ratsam, einen gehär-teten Browser zu verwenden (z.B. ab USB-Stick). Nach einer E-Banking-Sitzung müssen Sie darauf achten, dass Sie sich korrekt ausloggen und den Internetverlauf und Browsercache löschen.

Wenn Sie Ihr eigenes Notebook bei sich haben, gelten folgende Verhaltensweisen:– Achten Sie darauf, dass in der Adresszeile https:// steht und das

Schlosssymbol vorhanden ist– Überprüfen Sie das Zertifikat der Bank– Achten Sie darauf, dass das WLAN verschlüsselt ist (mindestens

WPA/WPA2)

Begriffe / GlossarHier finden Sie zahlreiche Begriffe und die entsprechenden Er-klärungen zum Thema Informationssicherheit.

ROLAND SCHAUB

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MUSIQUE EN FÊTEAm 5. November 2014 ging in La Chaux-de-Fonds das erste Konzert der von der WIR Bank gesponserten Trilogie «Musique en fête» über die Bühne. Die interessante Kombination der beiden unterschiedlichen Chöre «Fri-Gospel Singers» und «La Villanelle» fand grossen Anklang beim Publikum.

Jocelyne Crausaz-Murith. Das Gesangsensemble «La Villanelle» .

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Nach den beiden Anlässen am 5. November 2014 in La Chaux-de-Fonds und am 4. Dezember 2014 in Morges findet die dritte und letzte Aufführung am 22. Januar 2015 in Châtel-Saint-Denis FR (nördlich von Montreux/Vevey) statt. (Ticketverkauf: 021 804 10 70 – www.musiqueenfete.ch).

Eingeläutet wurde der Abend ab 19.00 Uhr mit der Begrüssung der Gäste durch Antoine Berger und Olivier Gruaz von der Filiale Lausanne der WIR Bank und einem kleinen Willkommensapéro.

Um 20.00 Uhr begann das Konzert mit dem bereits 1956 gegrün-deten Gesangsensemble «La Villanelle» von Montagny-Cousset unter der Leitung von Jocelyne Crausaz. Die rund 30 Chormitglie-der – fast ausnahmslos Amateure – verzauberten das Publikum mit ihrem feierlichen Chorgesang.

Rund 40 Minuten später war die Reihe an den ca. 25 «Fri-Gospel Singers» aus Freiburg, unter der Leitung von Bonny B., der den Chor 2007 gegründet hat. Bonny B. könnte mit seiner tollen Soul- und Bluesstimme und seinem Showtalent das Publikum auch alleine unterhalten. Mit emotional vorgetragenen Blues-, Soul- und Gospelsongs begeisterte der Chor das Publikum.

Zum Abschluss vereinigten sich die beiden Chöre erfolgreich und präsentierten verschiedene Kanongesänge, die «unter die Haut gingen».

Das Publikum wurde zum Mitmachen und Mitsingen animiert und bedankte sich bei den Sängern mit viel Applaus und mit der Bitte um Zugaben.

Um 21.45 Uhr schliesslich konnten sich die Gäste an einem reich-haltigen VIP-Buffet mit regionalen Produkten erfreuen («Buffet VIP du terroir»).

ROLAND SCHAUBDie «Fri-Gospel Singers».

Bonny B.

Die Gäste hatten bei einem Apéro Gelegenheit zum Networking.

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Wer von uns hat nicht schon einmal die eigenen Grenzen überschritten und festgestellt, dass man nicht mehr weiterkommt? Wie soll man reagieren, wenn man erkennt, dass die eigenen Grenzen erreicht sind?

GRENZEN SETZEN UND ERKENNEN

Grenzen gibt es in verschiedenen Bereichen: im Sport, im beruf-lichen oder im privaten Alltag, jeweils körperlich wie geistig.

Ein Tag hat 24 Stunden und ist in verschiedene Phasen aufgeteilt – Phasen, in denen man tätig ist, in denen man sich verpflegt bzw. sich erholt. Körper, Geist und Seele verlangen nach diesen Phasen.

Schutz für Arbeitnehmer Ein Fussballspiel dauert im Normalfall 90 Minuten, maximal 120, wenn eine Entscheidung nötig und in der regulären Spielzeit nicht gefallen ist. Es wäre schlicht nicht möglich, die Spielzeit zu

verdoppeln, ohne dass sich bei den Spielern gesundheitliche Schäden zeigen würden. Ähnliches gilt z. B. für einen Marathon-lauf oder eine Etappe einer Radrundfahrt. Nebst der Distanz sind auch Höhenunterschiede und Steigungsprozente zu berücksich-tigen.

Die Arbeitszeit kennt ebenfalls Grenzen. So enthält das Arbeits-gesetz eine Reihe von Schutzvorschriften für Arbeitnehmer, vor allem auch für Jugendliche und Schwangere.

Generell werden alle Arbeitnehmer geschützt. So beträgt z. B. die wöchentliche Höchstarbeitszeit 45 Stunden (Büro- und Ver-

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kaufspersonal, technische und andere Angestellte sowie indust-rielle Betriebe) bzw. 50 Stunden (übrige Betriebe). Das Arbeitsge-setz hat, im Gegensatz zu den meisten Bestimmungen im Arbeitsrecht des Obligationenrechts, zwingenden Charakter, weil es eine Schutzfunktion verfolgt.

Sich selber Grenzen setzenIn den ersten Beispielen werden die Grenzen von äusseren oder gesetzlichen Bedingungen bestimmt. Als Kriterium dient die Ge-sundheit des Menschen. Sei es im Leistungssport oder im Beruf.

Neben diesen von aussen gegebenen Richtlinien hat jeder Mensch das Recht und die Pflicht, sich eigene Grenzen zu setzen. Diese unterscheiden sich von Mensch zu Mensch und hängen von der individuellen körperlichen und mentalen Verfassung ab.

Viele Arbeitnehmer nutzen die Möglichkeiten von Arbeitszeitmodel-len mit deutlich unter 40 Stunden bzw. mit einer Viertagewoche. An einem Freitagnachmittag ab 14 Uhr kann es z. T. schwierig sein, den gewünschten Geschäftskontakt zu erreichen.

Auch im Bereich der Kommunikation gibt es individuelle Grenzen bzw. Toleranzgrenzen. Eine Äusserung kann bei einer bestimmten Person unproblematisch sein und eine andere tief verletzen. Dies kann u. a. von Alter, Geschlecht, Kulturkreis oder dem religiösen Glauben beeinflusst sein.

Eigene Grenzen kennenDie eigene Leistungs- und Schmerzgrenze zu kennen, ist für alle von grosser Bedeutung. Es ist wichtig, sich Zeit zu nehmen und sich Gedanken zu machen, um ein Bewusstsein für die eigenen Grenzen zu schaffen.

Das gilt grundsätzlich in allen Lebensbereichen – in der privaten Beziehung, im beruflichen Alltag, aber auch im Sport. Man kann kurzfristig über sich hinauswachsen und die eigene Leistungs-grenze überschreiten, aber nicht auf Dauer.

Folgende Situationen mögen das veranschaulichen:

• Karl Lang*, ein Manager in den besten Jahren, ist seit knapp zehn Jahren in leitender Position und hat sich zum Managing Director hochgearbeitet. Seit fast zehn Jahren arbeitet er durch-schnittlich ca. 70 Stunden pro Woche, verteilt auf fünf Arbeits-tage sowie Abende und Wochenenden. Karl Lang stellt fest, dass er für andere Dinge, die ihm früher Freude bereiteten, keine Zeit

mehr hat. Noch schlimmer ist, dass er seine Mitmenschen kaum noch wahrnimmt. Auch wenn er ein paar Stunden mit der Familie oder Freunden verbringt, ist Karl Lang mental abwesend, da er fast immer an geschäftliche Probleme denkt. Er ist oberflächlich, kalkulierend, gefühlsneutral, kalt geworden. Man sagt ihm, dass er ein anderer Mensch geworden sei. Das Lächeln im Gesicht ver-geht mehr und mehr, bis er eines Tages selber zur Erkenntnis ge-langt, dass er die eigenen Grenzen überschritten hat und ihm das Leben keine Freude mehr bereitet. Bevor Karl Lang mental schwer krank wird und alles verliert – auch die Beziehungen zu Mitmen-schen –, schafft er noch rechtzeitig die Wende.

• Ein ähnliches Schicksal trifft den Unternehmer Norbert Oser*. Er ist jahrelang auf sich allein gestellt. Durch unermüdliche Arbeit und Geschick kann er sich am Markt behaupten. Norbert Oser hofft auf ruhigere Jahre, sobald alles eingespielt ist. Wie sich später erweist, liegt er damit falsch. Das Arbeitspensum nimmt nicht ab, sondern immer mehr zu. Er stellt sich mehr und mehr die Frage, wie er das bewältigen kann. Jahrelang muss Norbert Oser seine Kräfte auf das Wesentliche an der Front konzentrieren und vernachlässigt den administrativen Teil. Dies hat fatale Folgen: Mit der Rechnungsstellung ist man stark im Verzug. Dazu kommt, dass zugestellte Rechnungen mehr und mehr unbezahlt bleiben, weil die Mahnungen bzw. Betreibungen vernachlässigt werden. Entsprechende Liquiditätsengpässe führen wiederum dazu, dass Norbert Oser immer mehr Probleme bekommt, seine Lieferanten bezahlen zu können. Irgendwann hält Norbert Oser dies nicht mehr aus und muss sich in ärztliche Behandlung bege-ben. Er benötigt eine lange Erholungspause, um sich wieder ins soziale Leben integrieren und einer geregelten Arbeit nachgehen zu können. Hilfe von der Familie oder von Freunden kann in sol-chen Fällen sehr wertvoll sein.

FazitDie heutige Zeit verlangt viel von uns allen, privat wie auch ge-schäftlich. Wir müssen uns Grenzen setzen und diese auch ein-halten. Um die eigenen Grenzen zu erkennen, muss man ehrlich mit sich selber sein. Mit der richtigen Einstellung geht es einem selber besser und auch das Umfeld – privat wie geschäftlich – profitiert davon. Seine eigenen Grenzen kann man nicht perma-nent überschreiten.

MIRCO LOMBARDI

WWW.LOMBARDIPARTNERS.COM

*Alle Namen erfunden.

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LIEGENSCHAFTEN ALS TESTMARKT

Wir wissen viel mehr über die Bauwirtschaft, über die Einflüsse, die auf sie von der Konjunktur ausgehen und ihre Rückwirkungen auf die Gesamtkonjunktur, als über den Liegenschaftenmarkt, der weit grösser ist als der Baumarkt. Dies hängt nicht nur mit Besonderheiten dieses Marktes zusammen, sondern auch mit der mangelhaften statistischen Erfassung.

Eine Hauptstütze des Liegenschaftmarkts sind die wachsenden Komfortbedürfnisse.

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Das Bundesamt für Statistik in Neuenburg sucht zurzeit neue Mitarbeiter, die bis 2017 einen neuen Preisindex für Liegenschaf-ten aufbauen sollen. Bisher kannten wir nur die Zahl der Hand-änderungen in den Kantonen sowie die dabei beurkundeten Preise. Dies soll sich nun ändern, in Zukunft soll der Liegenschaften-markt mit seinen Preisen so transparent werden wie die anderen bereits von der Statistik erfassten Teilmärkte.

Besonderheiten des LiegenschaftenmarktesDer Liegenschaftenmarkt ist zweifellos einer der grössten Teil-märkte unserer Volkswirtschaft. Man kann davon ausgehen, dass von den rund sechs Millionen überbauten und ins Grundbuch eingetragenen Grundstücke in unserem Land jedes Jahr etwa 5% zum Verkauf angeboten werden. Das wären nicht weniger als 300 000 mögliche Transaktionen. Von diesen kommen aber bei Weitem nicht alle zustande, die meisten auch nicht innerhalb re-lativ kurzer Fristen, wie wir sie von anderen Gütermärkten ge-wohnt sind. Bis eine angebotene Liegenschaft einen Käufer fin-det, können Jahre vergehen. Der Liegenschaftenmarkt hat diese Eigenschaften nur mit wenigen anderen Teilmärkten gemeinsam, beispielsweise mit dem Markt für Unternehmungen oder mit dem Kunsthandel.

Wer auf dem Liegenschaftenmarkt anbietet, muss deshalb einen langen Atem haben, wenn er sich vor Verlusten schützen will. Am grössten sind die Verlustrisiken bei sogenannten Notverkäufen, vielfach im Zusammenhang mit Konkursen oder Erbgängen, wenn Erben rasch Geld wollen. Da der Boden an sich nicht ver-mehrbar ist, sind Liegenschaften grundsätzlich ein sicheres Gut, was sich auch darin äussert, dass die Belehnung von Liegen-schaften mit Hypothekarkredit eines der sichersten Bankge-schäfte ist. Gerät ein Schuldner in Schwierigkeiten, wird der Kre-ditgebende in der Regel selbst einen Käufer suchen und auf jeden Fall einen Notverkauf, der ihn selbst zu Schaden brächte, vermei-den. Die Banken verfügen in ihrem regionalen Einzugsbereich über eine höhere Markttransparenz und vor allem auch über ei-nen längeren Atem als selbstständige Immobilienhändler und -vermittler, was natürlich eine Zusammenarbeit zwischen den beiden Gruppen, die am Markt berufsmässig tätig sind, nicht ausschliesst.

Ein extrem regionaler MarktDie vorhandenen Daten über Liegenschaftenverkäufe und -prei-se aus der Handänderungsstatistik lassen staunen, vor allem in einem längerfristigen Vergleich. So sind etwa die Preise der Ein-familienhäuser in der Genfer Vorortsgemeinde Grand-Saconnex von 1998 bis 2012 um nicht weniger als 223% angestiegen, im Kanton Glarus mit seiner weitaus besseren Lebensqualität hinge-

gen nur um 15%. Man kann daraus nur folgern, dass der Liegen-schaftenmarkt überproportional auf Unterschiede der Wirt-schaftskraft reagiert, vor allem, wenn zu einer schwächeren Wirtschaftsleistung auch noch ungünstige Verkehrsverbindun-gen und örtliche Arbeitslosigkeit, verbunden mit tieferen Ein-kommen, zusammentreffen.

Auf der anderen Seite reagiert der Liegenschaftenmarkt wahr-scheinlich noch stärker als der Baumarkt auf staatliche Eingriffe, insbesondere durch Planungsmassnahmen. Die Raumplanung wirkt dort, wo grosse Nachfrage, aber wenig verfügbares Bauland besteht, preistreibend, indem die bereits bestehenden Liegen-schaften gegenüber Neubauten begünstigt werden. In gewissem Masse wirken dem Liberalisierungen im Baurecht entgegen, bei-spielsweise Aufzonungen. Solche Massnahmen begünstigen wieder die Neubauten gegenüber den bestehenden Liegenschaf-ten. Weil aber schweizweit eine starke Tendenz zur Beschränkung der Bauzonen und damit zu einer Verminderung des verfügbaren Baulands besteht, ist zu vermuten, dass die bestehenden Liegen-schaften mehrheitlich begünstigt sind, wenn es sich nicht gerade um Sanierungsobjekte handelt.

Der politische Druck wächstGenaue Kenner des Liegenschaftenmarkts wie Prof. Dr. Donato Scognamiglio (Universität Bern) sehen ein besonderes Unsicher-heitspotenzial darin, dass zwar die Auswirkungen verschärfter Regulierungen (z.B. höhere Anforderungen an Hypothekar-schuldner) in der Regel bald einmal fassbar werden, aber die po-litisch-gesellschaftlichen Entscheide diffus bleiben. Dazu gehört der wachsende Rückhalt in der Bevölkerung für alle Arten von Initiativen, die angeblich dem Schutz der natürlichen Lebens-grundlagen dienen und gegen einen überbordenden Landver-schleiss zu kämpfen vorgeben. Angesichts des hohen Anteils der Immobilien am schweizerischen Volksvermögen besteht die Ge-fahr starker Ausschläge am Liegenschaftenmarkt, von denen heute aber noch kaum jemand spricht. Das Schlimmste wäre, so Professor Scognamiglio, wenn negative politische Weichenstel-lungen am Liegenschaftenmarkt mit dem Aufflammen einer neuen Wirtschaftskrise zusammenfielen. Wie verheerend und wie schnell sich eine Abwärtsspirale dieser Art Bahn bricht, haben wir ja erst kürzlich am Beispiel von Spanien und Griechen-land erlebt.

Der Schweizer Liegenschaftenmarkt ist keine Insel der SeligenDass die Zeiten, wo man mit Liegenschaftenverkäufen schnell reich werden konnte, vorbei sind, zeigt schon die heutige Markt-entwicklung. Das Preiswachstum beschränkt sich praktisch auf

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«Das Schweizer Stimmvolk will keine Experimente auf Kosten des Liegenschaftenmarktes.»

den West-Ost-Korridor mit Schwerpunkten in der grösseren Agglo-meration um Zürich und entlang dem Genferseebecken. Ein paar Kilometer daneben sieht es schon anders aus, beispielsweise im Unterwallis.

Krisenzeichen haben wir bereits bei den Zweitwohnungen, und zwar auch bei den bewirtschafteten in den Kurorten, die gemäss der vom Volk angenommenen Zweitwohnungsinitiative weiter gebaut werden dürfen, weil sie zu teuer sind. Zudem fehlt das Geld für notwendige Renovationen der in den 1960er- und 1970er- Jahren schnell errichteten Objekte.

Hauptstützen des Marktes sind immer noch die wachsenden Komfortbedürfnisse und die Zuwanderung. Vor neunzig Jahren wohnte eine vierköpfige Familie auf 63 m2 Wohnfläche, heute beansprucht ein kinderloses Ehepaar im Mittel 102 m2. Man ver-gisst im Übrigen gerne, dass der Anteil der Siedlungsfläche an der Gesamtoberfläche der Schweiz heute erst 10% beträgt. Schlag-worte wie «Verhäuselung» und Landverschleiss halten vor den Realitäten nicht stand. Es wäre wohl gescheiter, man würde den Blick mehr auf die laufenden Steuervorlagen in den Kantonen richten, welche den Liegenschaftenmarkt stärker dämpfen könn-ten als die Ausländerkontingentierung und der auf längere Sicht mögliche Zinsanstieg. Die Gefahren, die von einem in die Krise gerutschten Liegenschaftenmarkt auf die Gesamtwirtschaft ausgehen könnten, sind deshalb viel grösser als nur die dadurch bewirkten negativen Auswirkungen auf die Bauwirtschaft.

KommentarEin klarer Volksentscheid vom 30. November 2014

Die Bürgerinnen und Bürger unseres Landes hatten am letzten Novembersonntag über drei Initiativen abzustimmen, die alle den Liegenschaftenmarkt beeinflusst hätten, und zwar negativ.

Mit der Verwerfung der sogenannten Goldinitiative wird die Un-abhängigkeit der Nationalbank in der Zins- und Währungspolitik festgeschrieben. Diese Unabhängigkeit ist eine notwendige

Voraussetzung für einen störungsfrei funktionierenden Liegen-schaftenmarkt.

Die ebenfalls verworfene Pauschalbesteuerungsinitiative hätte ein Marktsegment im Berggebiet, am Genfersee und im Tessin ge-troffen, das für den Liegenschaftenmarkt nicht ohne Bedeutung ist. Die Besteuerung von Ausländern ohne Erwerbstätigkeit in der Schweiz nach Aufwand bleibt somit in jenen Kantonen weiterhin möglich, die das wollen. Das Aufatmen der Bauwirtschaft in die-sen Landesteilen ist unüberhörbar.

Die erwartete Abfuhr für die spinnige Ecopop-Initiative stellt si-cher, dass die Handlungsfreiheit des Bundes in der Ausländerpoli-tik in den Grenzen gewahrt bleibt, die durch das Abstimmungs-ergebnis vom 9. Februar 2014 gesetzt worden sind. Eine massvolle Zuwanderung in die Schweiz ist eine der notwendigen Vorausset-zungen für die Nachfrage am Liegenschaftenmarkt. Diese Nach-frage wäre durch diese Initiative brutal abgewürgt worden, mit unabsehbaren Folgen.

Dem Abstimmungsergebnis vom 30. November 2014 kommt zweifellos Signalwirkung zu. Unsere Stimmbürgerinnen und Stimmbürger scheinen gewillt zu sein, auch bei künftigen Abstim-mungsvorlagen auf die Erfordernisse eines freiheitlich organi-sierten und effizienten Liegenschaftenmarkts Rücksicht zu neh-men. Dies wird sich bald bei neuen Steuervorlagen in mehreren Kantonen erweisen. Auch für den Bund gilt das Signal, dass Re-formen der Liegenschaftenbesteuerung nur mit Umsicht und ge-nauer Abwägung der Folgen angegangen werden können und in jedem Fall eine Referendumshürde überspringen müssen, was nicht einfach werden dürfte.

Unter diesen unveränderten Rahmenbedingungen bliebe nur zu hoffen, dass die wirtschaftliche Entwicklung den Liegenschaften-markt nicht stärker in Mitleidenschaft zieht. Auf eine längere Periode konstanter oder leicht sinkender Preise müssen wir uns selbst bei unverändertem Zinsniveau gefasst machen.

DR. RICHARD SCHWERTFEGER

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«AH, SIE UNTERSTÜTZEN IHRE FRAU»

Meine Frau arbeitet Vollzeit, ich auch und wir haben zwei Kinder. Das ist entsetzlich. Für alle Unbeteiligten. Zum Beispiel für die neue Coiffeuse, unter deren Schere ich vor zwei Wochen geriet. Sie war gesprächig. Ich dann auch: «Wir haben zwei Töchter und arbeiten beide Vollzeit, sie auswärts, ich als Selbstständiger da-heim, darum bin ich der Hausmann, und Vater sowieso.» Die Coiffeuse daraufhin: «Grossmaul. Bilden Sie sich bloss nichts ein, nur weil Sie den Geschirrspüler von der Mikrowelle unterschei-den können. Und markieren Sie nicht so streberhaft den Vater, nur weil Sie gelegentlich kurz hüten, bis die Frau wieder heim-kommt.»

Zugegeben, sie hat es nicht genau so gesagt. Sondern, mich leicht korrigierend und mit doppelbödigem Tonfall: «Ah, Sie un-terstützen ihre Frau.»

Ich habe natürlich sofort die Faust ausgefahren: «Liebe neue Coiffeuse: Sie sind eine Gumsel. Putzen und bügeln tun wir nicht selber, aber daneben bin ich es, der bei uns 80% wäscht und ein-kauft und 100% kocht, und wenn Sie das ‹unterstützen› nennen, dann machen Sie mich zur Hilfskraft und meine Frau zur Haus-haltverantwortlichen. Sie sind ein junges Tüpfi mit der Weltan-schauung meiner Appenzeller Urgrossmutter, die damals ein Räf war und heute tot ist.»

Zugegeben, das habe ich auch nicht wortwörtlich gesagt. Aber ich habe einen alten Trick angewendet, nämlich eine freche Be-hauptung: «Ich bin halt ursprünglich gelernter Koch und habe eine Affinität zum Haushalt.» Da schlägt das Mitleid für meine arme, doppelbelastete Frau meist um in puren Neid – die hat sich einen eigenen Koch erlegt! Ein schlechtes Gewissen habe ich keins. Erstens weil unsere Jüngste einst zu meiner Frau sag-te: «Weisch Mami, de Papi chochet zwar besser, aber ich han dich trotzdem lieb.» Zweitens weil ich zufällig wirklich gelernter Koch bin.

Andererseits kann ich das Mitleid mit meiner armen Ehefrau auch ganz einfach verdoppeln. Indem ich meinen Brotberuf er-wähne, «freischaffender Schreiber». «Die Ärmste!», ruft dann der stumme Blick einer jeden Frau, «sie hat daheim einen arbeitslo-sen Möchtegernliteraten, der morgens drei Sätze schreibt, mit-tags den Kindern Rührei kocht, nachmittags die drei Sätze wieder löscht und abends fürs Rührei gelobt werden möchte, während

sie den Haushalt renoviert.» Oder, wie eine alte Schulfreundin es formulierte: «De Willi isch dehei und sie muess go schaffe.»

Seit 22 Jahren haben wir das Privileg, unsere Rollen teilen zu können. Ebenso lange treffen wir Männlein und Weiblein jeden Alters mit dem Weltbild unserer Grosseltern. Und dort gelten Karrierefrauen ausnahmslos als Rabenmütter, berufstätige Frau-en als doppelbelastet und Hausmänner als die Blondinen ihres Geschlechts, mit oder ohne Glatze.

Neuerdings besagt eine sogenannte «Vereinbarkeitslüge», dass Rollenteilung gar nicht funktioniert und dass «Karrierefrauen» eh das Blaue vom Himmel herunter beschönigen, um ihre Karriere zu entschuldigen. Das Buch zum Thema heisst «Die Alles-ist-möglich-Lüge». Geschrieben von zwei Frauen. Akademikerinnen mit je zwei Kindern. Vermutlich haben die mit links geschrieben und rechts dazu gestillt. Klar, der Titel stimmt: Alles ist nicht möglich. Aber oft mehr, als man denkt. Schliesslich steht neben mancher starken Frau ein starker Mann. Und umgekehrt.

WILLI NÄF

WILLI NÄF KOCHT UND WÄSCHT IM BASELBIET UND IM APPENZELLERLAND,

UND WAS ER ALS FREIER MÖCHTEGERN SO MACHT, ERFÄHRT MAN AUF

WWW.WILLINÄF.CH

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RedaktionsteamDaniel Flury (Chefredaktor), Annette Lempen, Roland Schaub, [email protected], Tel. 061 277 93 27 oder 061 277 92 76

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