WR-Journal 03-2014 Landesverbände Hamburg und Schleswig-Holstein

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AUSGABE 3 | 2014 DAS MAGAZIN FÜR DIE WIRTSCHAFT Landesverband Hamburg und Landesverband Schleswig-Holstein Standortfaktor: wissensintensive Wirtschaft Seiten 10-11 Interview mit Dr. Ottmar Gast, Hamburg Süd Seiten 20-21 Denkmalschutznovelle in Schleswig-Holstein entschärfen Seiten 52-55 copy-druck GmbH, Neumann-Reichardt-Str. 27-33, 22041 HH PVST 55030 Entgelt bezahlt DPAG Ein Wissenschaftler benötigt vier Dinge: erstens einen Kopf zum Denken zweitens Augen zum Sehen drittens Geräte zum Messen und viertens – Geld .......... Albert Szent-Györgyi | Biochemiker | Nobelpreis 1937

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AUSGABE 3 | 2014 D A S M A G A Z I N F Ü R D I E W I R T S C H A F T

Landesverband Hamburg und Landesverband Schleswig-Holstein

Standortfaktor:wissensintensive WirtschaftSeiten 10-11

Interview mit Dr. Ottmar Gast,Hamburg SüdSeiten 20-21

Denkmalschutznovelle in Schleswig-Holstein entschärfenSeiten 52-55

copy-druck GmbH, Neumann-Reichardt-Str. 27-33, 22041 HHPVST 55030 Entgelt bezahlt DPAG

Ein Wissenschaftler benötigt vier Dinge:

erstens einen Kopf zum Denken

zweitens Augen zum Sehen

drittens Geräte zum Messen

und viertens –Geld . . . . . . . . . .Albert Szent-Györgyi | Biochemiker | Nobelpreis 1937

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it dem Ende der Sommerpausehat sich der Ton in der politischen

Auseinandersetzung verschärft. DieParteien rüsten sich für den anstehen-den Wahlkampf. Gleichzeitig liefert dieStausituation auf Hamburgs Straßenein geeignetes Wahlkampfthema. Bei-nahe täglich werden kilometerlangeStaus auf der A 7 vermeldet. Seit dem 1. September werden nun die Baumaß-nahmen zur Verbreiterung der Auto-bahn vorbereitet.

Baumaßnahmen sind ohne Beein träch -tigungen nicht möglich. Verkehrs ko -ordinator Gerhard Fuchs diskutiertedaher mit der LandesfachkommissionLogistik und Infrastruktur die Maß-

nahmen des Senats zur Reduzierungder Verkehrsbehinderungen. Auch derHVV will seinen Teil dazu beitragen, wieGünter Elste beim POLITISCHEN FRÜH-STÜCK Ende August erläuterte. DieDurchschlagskraft der Maßnahmenwird sich in den nächsten Monaten undJahren unter Beweis stellen müssen.

Dabei geht es immerhin auch umdie Leis tungsfähigkeit des HamburgerHafens, die entscheidend von einer guten Hinterlandanbindung ab hängigist. Maßnahmen, die geeignet sind, denLogistikstandort Hamburg bzw. Nord-deutschland nachhaltig zu sichern, hatdie Landesfachkommission in ihremPositionspapier „Lebensader Infrastruk -tur“ formuliert und beim Wirtschafts-tag in Berlin Anfang Juli vorgestellt.

Eine deutlichere Sprache als bisherherrscht auch in der Hochschulpolitik.Das sogenannte Strategiepapier desSenats wird selbst von dem Präsiden-ten der Universität scharf kritisiert. Essoll den Hamburgischen HochschulenPerspektiven bis 2020 bieten und be -steht doch nur aus Worthülsen. Es istperspektivlos und inhaltsleer. Da be -steht nicht nur unter den Mitgliedernder Landesfachkommission Wachstumund Innovation Einigkeit, sondern dieswar auch Konsens auf der Klausur -tagung des Landesvorstands. Hier botDr. Hariolf Wenzler, Geschäftsführer derBucerius Law School, dem Landesvor-

M

Ausgabe September 2014 | Landesverband Hamburg 3

Editorial

Deutliche Worte finden

Prof. Dr. Jörg F. Debatin

stand einen Vergleich mit anderenStädten, die in jeder Hinsicht von leis -tungsfähigen Hochschulen profitieren.

Wissen ist die Quelle von Innovationenund Beschäftigung – und noch vielmehr. Prof. Michael Göring, Vorsitzen-der der ZEIT-Stiftung, versteht es hier,einen weiten Bogen zu spannen. Esfreut uns daher besonders, dass wir ihnfür eine Abendveranstaltung gewinnenkonnten und Sie so die Gelegenheit hat-ten, mit ihm ins Gespräch zu kommen.

Auch in den nächsten Monaten werdendie politischen Schwerpunktthemen inHamburg in der Wissenschaftspolitikund in der Verkehrspolitik liegen. DieHamburger Wirtschaftspolitik mit deut -lichen Worten zu begleiten, ist Aufgabedes Hamburger Wirtschaftsrats. Für denLandesvorsitzenden setzt dies eine Prä-senz in der Stadt voraus, die mir beimeiner neuen beruflichen Aufgabe lei-der nicht mehr möglich sein wird. Bis zueiner Neuwahl im Rahmen einer Mit-gliederversammlung, die noch in die-sem Jahr stattfindet, werden meine bei-den Stellvertreter, Pieter Wasmuth undHolger Preibisch sowie die anderen Mit-glieder des Landesvorstands die Leitungder Veranstaltungen übernehmen.

Ihr Prof. Dr. Jörg F. Debatin Landesvorsitzender Hamburg

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4 Landesverbände Hamburg und Schleswig-Holstein | Ausgabe September 2014

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32

Pro & ContraG8 oder G9: Rolle rückwärts in eine heile Welt?von Karin Prien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16Das Turbo-Abi G8 hat sich eindrucksvoll nicht bewährtvon Dr. Mareile Kirsch . . . . . . . . . . . . . . 17

Interview:Die Fahrrinnenanpassung macht uns keine Sorgenmit Dr. Ottmar Gast,Hamburg Süd . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20-21

Beiträge / Veranstaltungen

Hamburgs Messe – der unterschätzte Wirtschaftsmotormit Bernd Aufderheide . . . . . . . . . 24-25

Qualität und Quotemit Lutz Marmor . . . . . . . . . . . . . . . 26-27

EU-Kommissar Oettinger zumGespräch in Hamburg . . . . . . . . . . . . 28

ÖPNV-Strategien im Wandel derMobilitätskulturmit Günter Elste . . . . . . . . . . . . . . . . 30-31

Von Gerechtigkeit und Solidaritätmit Weihbischof Dr.Hans-Joachim Jaschke . . . . . . . . . . 32

Innovationstreiber IT – Licht und Schatten der vernetzten Gesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34-35

Sektion Rendsburg:Investitionskostenpauschalen für den kommunalen Finanzausgleich . . . . . . . . . . . . . . . 46-47

Sektion Lübeck:Schwarz-grüne Schnittmengen . . . 49

Editorials

Hamburg:Prof. Dr. Jörg F. Debatin . . . . . . . . . . . . . . 3

Schleswig-Holstein:Reimer Tewes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

INHALT

Titelthema

WISSENSCHAFTSSTANDORT HAMBURG

Attraktiv für kluge Menschen sein . . 7

Die Wissensmetropole Hamburg im Wettbewerbvon Dr. Dirk Christian Dohse . . . . . . 8-9

Standortfaktor: wissensintensive Wirtschaftvon Dr. Harald Eifert . . . . . . . . . . . . 10-11

Wissenschaftsfinanzierung:Hochschulen gehen in Hamburg leer aus!von Dr. Eva Gümbel . . . . . . . . . . . . . . . . 13

WISSENSCHAFTSSTANDORT HAMBURG

G8 oder G9?

Die Wissensmetropole Hamburg im Wettbewerbvon Dr. Dirk Christian Dohse

ÖPNV-Strategien im Wandelder Mobilitätskultur

zu Gast: Günter Elste

Hochschulen gehen in Hamburg leer aus!von Dr. Eva Gümbel

Wissenschaftsfinanzierung:

PR

O &

CO

NTR

A

von Karin Prien und Dr. Mareile Kirsch

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Investitionskostenpauschalen für den kommunalen Finanzausgleich

5

33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64

Sektion Pinneberg:Risiken durch ein neues Denkmalschutzgesetz – Wer istbetroffen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .52-53

Sektion Neumünster:Empfehlungen zur Denkmalschutznovelle . . . . . . . . . 54-55

Sektion Kiel:Perspektiven der HSH Nordbank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60

Landesfachkommissionen

Wachstum und Innovation . . . . . . . . 14

Logistik und Infrastruktur . . . . . . 22-23

Immobilienwirtschaft . . . . . . . . . . . . . 33

Internet und Kommunikationstechnik . . . . . . . . . 40

Rubriken

VeranstaltungsvorschauHamburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43Schleswig-Holstein . . . . . . . . . . . . . . . 62

Junger WirtschaftsratHamburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38-39

Nachlese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

Neue Mitglieder in den Landesverbänden . . . . . . . . . . 42

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62

Neues aus dem Landesverband

Klausurtagung des Landesvorstands: Von Wissenschaft, Maritimer Wirtschaft und InnerstädtischerMobilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18-19

Glück & Pech beim Derby in Horn . . . . . . . . . . . . . . . . . 36-37

Kieler Woche 2014:Stürmische Regattafelder . . . . . . 58-59

...im Übrigen Infos aus der Landesgeschäftsstelle Schleswig-Holstein . . . . . . . . . . . . . . . . 61

Seiten 52-53

Empfehlungen zur Denkmalschutznovelle

Glück & Pechbeim Derby inHorn

zu Gast: Dr. Martin Lätzel

Die Stadt wird sich verändern müssen

zu Gast: Prof. Dr. Alkis Henri Otto

Wirtschaftsrat vor Ort

Sektion Plön / OstholsteinBetriebsbesichtigung:Verkehrsinfrastruktur nicht unwichtiger als Bildungs-investitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . 48-49

Sektion NordfrieslandBetriebsbesichtigung: Energieforschung: Welche Schwerpunkte soll Schleswig-Holstein setzen? . . . . . . . 50

Sektion PinnebergDie Mär der gebietsheimischen Pflanzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56-57

Risiken durch ein neuesDenkmalschutzgesetz –

Wer ist betroffen?

zu Gast: Andreas Breitner

zu Gast: Alexander Blazêk

Stürmische Regattafelder Kieler Woche 2014

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Wissenschaftsstandort Hamburg

6 Landesverband Hamburg | Ausgabe September 2014

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Wissenschaftsstandort Hamburg

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Mit acht Hochschulen in Hamburgi-scher Trägerschaft, zwei Hochschulenund einer Berufsakademie in ander-weitiger öffentlicher Trägerschaft, neunprivaten Hochschulen, fünf Nieder -lassungen von weiteren Hochschulenin privater Trägerschaft, außeruniver-sitären Forschungseinrichtungen undFinanzierungseinrichtungen ist dasFeld der Wissenschaftspolitik nur um -rissen.

Hinzu kommen Unternehmen, diezunehmend in Forschung und Ent-wicklung (FuE) investieren. Sie nutzendabei zum Teil staatliche Einrichtungenund tragen so zu deren Finanzierungbei. Die FuE-Ausgaben der Wirtschaftlagen im Jahr 2012 in Hamburg bei 1,24Milliarden Euro. Die Hochschulen gabendagegen nur 501 Millionen für FuE aus.Damit sind aber noch nicht sämtlicheAusgaben für Forschung und Entwick-lung in Hamburg erfasst. Die Ressort-förderung, etwa der Wirtschaftsbe -hörde, oder Ausgaben von Stiftungenmüssen ebenfalls einbezogen werden.Insgesamt kam Hamburg im Jahr 2012auf knapp 2,2 Milliarden Euro. Zum Ver-gleich: Das Bundesland Hessen gab 7,1Milliarden Euro aus und Niedersachsen6,7 Milliarden.

Da Forschung und Entwicklung diewichtigsten Triebfedern der Innovation

sind, ist die FuE-Intensität der geeigne-te Indikator zur Bemessung der für For-schung und Entwicklung eingesetztenRessourcen. Gemeint ist der prozen-tuale Anteil der Ausgaben für For-schung und Entwicklung am Bruttoin-landsprodukt (BIP). Der Europäische Rathat mit seiner Strategie Europa 2020den Regionen eine FuE-Intensität von drei Prozent des BIP als Maßstab vor-gegeben.

Im Vergleich der Bundesländer er -kennt man gleich, dass das wirtschaft-lich erfolgreichste Bundesland Baden-Württemberg mit 5,14 Prozent auch die höchste FuE-Intensität aufweist.Hamburg liegt mit 2,31 Prozent eher im unteren Bereich. Vergleicht man die Regionen Europas, so liegen dieRegionen im Süden Deutschlands(Rheinhessen-Pfalz, Stuttgart, Karls -ruhe, Tübingen, Oberbayern, Mittel -franken und Darmstadt) auch europa-weit vorne.

Was aber den Erfolg dieser Regio-nen ausmacht, ist nicht allein mit Geldzu erklären. Dort, wo ein offenes undkreatives Klima herrscht, entsteht auchetwas Neues. Eine gute Zusammenar-beit von Hochschulen, außeruniver-sitären Forschungseinrichtungen undUnternehmen legt die Basis für Erfin-dungen, die zu Patenten führen. Diese

enge Kooperation ist für eine effizien-te Organisation von Innovations- undDiffusionsprozessen Voraussetzungund entscheidend für einen dauerhaf-ten Wachstumserfolg.

Ein permanenter Budgetdruck stehtaber der nötigen Kreativität im Weg.Die Hochschulvereinbarungen, wonachdie Budgets jährlich nur um nominal0,88 Prozent steigen dürfen, fordernreale Kürzungen ein, die eine stetigeSuche nach Einsparpotentialen verur-sachen. Wenn es das Ziel der Stadt ist,sich auch als Wissenschaftsstandorteinen Namen zu machen, ist dieseHochschulvereinbarung keine guteGrundlage. Eine Reputation als Wis-senschaftsstadt ist aber langfristigwichtig, um kluge Menschen anzuzie-hen, die wiederum weitere kluge Men-schen anziehen, denn good peopleattract good people. BN

Ausgaben für Forschung und Entwicklungnach ausgewählten Bundesländern

(Quelle: Statistisches Bundesamt, 2012)

insgesamt in Prozentin Millionen Euro des BIP

Baden-Württemberg 20.336 5,14Bayern 15.305 3,23Berlin 3.781 3,60Hessen 7.098 3,11Sachsen 2.829 2,91Niedersachsen 6.747 2,89Hamburg 2.198 2,31

Attraktiv für kluge Menschen seinHamburg braucht eine Strategie für intelligentes, nachhaltiges und

integratives Wachstum. Eine so verstandene Wissenschaftspolitik

hat es mit verschiedenen staatlichen und gesellschaft-

lichen Akteuren zu tun. Eine Politik für Innovationen

und Wachstum agiert somit in einem Raum

begrenzter Staatlichkeit.

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8 Landesverband Hamburg | Ausgabe September 2014

Wissenschaftsstandort Hamburg

Ob die Zunahme der weltwirtschaftli-chen Arbeitsteilung zu einer zuneh-menden oder zu einer abnehmendenBedeutung der Städte führt, erscheintindes nicht a priori klar. Ende der 90erJahre wurde in populärwissenschaft -lichen Medien die These vom Tod derDistanz („Death of Distance“) ausgeru-fen (Cairncross 1997). Die Argumenta -tion dahinter ist in etwa die Folgende:Durch moderne Informations- undKommunikationsmedien (vor allem dasInternet) können Informationen prin-

zipiell ohne Zeitverlust an jedem Ortbereitgestellt und bearbeitet werden.Daher spielt räumliche Nähe eineimmer geringere Rolle und es kommtzu einer gleichmäßigen Verteilung öko-nomischer Aktivitäten im Raum. EinigeAutoren gehen so weit, das Ende der

Globalisierung und technologischerWandel beeinflussen die Stadtent-wicklung in vielfältiger Weise: Siefuhren zu einem umfassendenStrukturwandel mit verändertenProduktions- und Unternehmens-strukturen, neuartigen Finanzie-rungsstrukturen und sektoralenVerschiebungen weg von der tradi-tionellen Guterwirtschaft hin zurWissensökonomie (Heinz 2008).

Die Wissensmetropole Hamburg im Wettbewerb

Städte und das Aussterben der Groß-städte „als Überbleibsel des Industrie-zeitalters“ vorherzusagen. Allerdings istdiese These im Lichte der empirischenForschung nicht haltbar. Die empirischeForschung der letzten 20 Jahre hat ein-drucksvoll belegt, dass eher das Gegen-teil der Fall ist:� die Entstehung, Anwendung undAusbreitung neuen Wissens sind diewichtigsten Wachstumsmotoren inmodernen, hoch integrierten Volks-wirtschaften,� räumliche Nähe wird für die Ent-stehung und Anwendung neuen Wis-sens nicht unwichtiger, sondern imGegenteil immer wichtiger,� gerade wissensintensiv produzie-rende Industrien und Dienstleistungs-bereiche, in denen viele (gut bezahlte)Arbeitsplätze geschaffen werden, nei-gen zur räumlichen Ballung (Cluster-bildung).

Darüber hinaus hat eine Studie desInstituts für Weltwirtschaft zum räum-lichen Strukturwandel im Zeitalter desInternet (Dohse et al. 2004) gezeigt, dass die Globalisierung tendenziell dieMetropolen stärkt und zu Lasten derkleineren Städte geht. Dieses Resultatmag einem zwar auf den ersten Blicküberraschend erscheinen, es gibt dafüraber eine Reihe guter Gründe: Firmenverlagern zwar ihre einfachen Produk-tions- und Verwaltungsprozesse ausden heimischen Zentren an kosten-günstigere Standorte in Osteuropaoder Asien. Gleichzeitig sammeln sichaber die Hauptquartiere oder For-schungs- und Entwicklungsabteilun-gen an einigen wenigen Standortenmit besonders attraktivem Umfeld. Dielange dominierende Spezialisierungder Standorte nach Branchen weichteiner Spezialisierung nach Funktionen.Hierdurch verschiebt sich die Städte-hierarchie zugunsten der Metropolen.

Aber auch die Metropolen selbstsehen sich einem zunehmenden Stand -ortwettbewerb ausgesetzt, was sich am Beispiel Hamburgs gut illustrieren lässt. Hamburg verfügt über ein großes

Dr. Dirk Christian DohseLeiter des Forschungsbereichs Wissensakkumulation und Wachstum,Institut fur Weltwirtschaft (IfW), Kiel

2006-2009 Programmkoordinator Inter-nationale Wirtschaft und InternationaleWirtschaftspolitik am IfW

2004-2005 Leiter des Zentrums ResearchEvents am IfW

Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen pro Einwohner in Tausend Euro (2011)

Berlin Hamburg Köln Oberbayern Stuttgart

60

50

40

30

20

10

0

Quelle: Eurostat, European Urban Audit

29,3

52,5

33,5

43,739,3

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9

Reservoir an gut ausgebildeten, kreati-ven Arbeitskräften, international aus-gerichtete Unternehmen, vielfältigeinternationale Handelskontakte undeinen hochmodernen, international be -deutsamen Hafen. Traditionell zählt dieHansestadt zu den reichsten RegionenEuropas, was sich unter anderem amBruttoinlandsprodukt pro Einwohnerablesen lässt (Abbildung 1).

Hinsichtlich wichtiger Forschungs-und Innovationsindikatoren nimmtHamburg im Vergleich der deutschenGroßstädte allerdings nur einen Platzim Mittelfeld ein. Die Wissenschaftler-dichte (gemessen als Anteil von Wis-senschaftlern an den Gesamtbeschäf-tigten einer Region) liegt in Hamburgmit 0,78 Prozent deutlich unter denWerten anderer Metropolen wie Köln(1,06 Prozent), Berlin (1,18 Prozent), Mün-chen (1,66 Prozent) oder Stuttgart (1,86Prozent), und bei FuE-Aufwendungenund Patentanmeldungen liegt Ham-burg deutlich hinter süddeutschenGroßstädten zurück (Abbildung 2). Letzteres hat jedoch z.T. wirtschafts-strukturelle Gründe, da Hamburg als

Dienstleistungsmetropole weniger for-schungsintensive Industrien aufweistals beispielsweise München oder Stutt-gart.

Ein weiterer für die langfristigeWettbewerbsfähigkeit von Metropol -regionen wichtiger Indikator ist dieGründungsdynamik in wissensinten -siven Bereichen. Hier hat Hamburg(gemeinsam mit Berlin) im Zeitraum2002-2005 eine Spitzenstellung inDeutschland eingenommen, was vorallem auf eine hohe Gründungsdyna-mik im Bereich wissensintensiver undunternehmensnaher Dienstleistungenzurückzuführen war (Müller et al. 2014).In jüngerer Zeit (Zeitraum 2010-2012) istdie Gründungsdynamik in Hamburg –gerade in wissensintensiven Bereichen– jedoch stark zurückgegangen, undHamburg nimmt hier im Gegensatz zuden anderen Stadtstaaten nur nocheinen Platz im Mittelfeld der deutschenBundesländer ein (ibid.). Eine Verbesse-rung der Rahmenbedingungen für wis-sensintensive Gründungen sollte daherein prioritäres Ziel hamburgischer Wirt-schafts- und Innovationspolitik sein.

Dr. Dirk Christian Dohse

LiteraturCairncross, F. (1997). The Death of Distance: How the Communications Revolution Will Change Our Lives.Boston, Mass.: Harvard Business School Publications. 2nd ed. published 2001.

Dohse, D., C.-F. Laaser, J.-V. Schrader, R. Soltwedel, (2004). Räumlicher Strukturwandel im Zeitalter desInternet – Eine Untersuchung der raumwirtschaftlichen Folgen des Vordringens des Internets als Trans-aktionsmedium. In Wustenrot Stiftung (Hrsg.), Räumlicher Strukturwandel im Zeitalter des Internet –Neue Herausforderungen fur Raumordnung und Stadtentwicklung. Opladen: Leske und Budrich.

Muller, B, Gottschalk, S., Niefert, M, Rammer, C. (2014). Unternehmensdynamik in der Wissenswirtschaftin Deutschland 2012. Studien zum deutschen Innovationssystem Nr. 3-2014. ZEW, Mannheim.

Heinz, W. (2008). Der große Umbruch. Deutsche Städte und Globalisierung. Berlin: Edition Difu – StadtForschung Praxis, Bd. 6.

Patentanmeldungen beim EPA je eine MillionEinwohner (Jahresdurch-schnitt 2006-2009)

Berlin Hamburg Köln Oberbayern Stuttgart

700

600

500

400

300

200

100

0

Quelle: Eurostat, European Urban Audit

213 215

630

578

271

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Page 10: WR-Journal 03-2014 Landesverbände Hamburg und Schleswig-Holstein

Wissenschaftsstandort Hamburg

10 Landesverband Hamburg | Ausgabe September 2014

Standortfaktor: wissensintensive Wirtschaft

Innovationen entstehen zu einem we -sentlichen Teil als Folge von Forschungund Entwicklung. Am Anfang stehtimmer eine kreative Idee – aber dannkommt die meist zeit- und personalin-tensive Phase der Realisierung durch

wesentlicher Engpass besteht vielfachbei Personal und Geräten: Oft fehlt fürdie praktische Umsetzung einer wirk-lich neuen Idee das Erfahrungswissen,um einen besonderen technologischenSchritt oder die Investition in nur für

Dr. Harald EifertDer Autor war von 2001 bis 2013 als Vorstand der Innovationsstiftung Hamburg für Hamburger Programmeder Innovationsförderung verantwort-lich. Seit Anfang 2014 baut Dr. Eifert die Hamburger Niederlassung der EurAConsult AG auf. EurA Consult berät mitmehr als 50 Mitarbeitern bundesweithochinnovative Unternehmen beiKooperationen mit Forschungseinrich-tungen, der Gestaltung des internenInnovationsmanagements und bei derFinanzierung von Innovationsprojekten.

Finanzielle Förderung und Zusammenarbeitmit Forschungsinstituten zur Unterstützunginnovativer Unternehmen

Innovative Unternehmen sind für eine Wirtschaftsregion eine ganzbesondere Zielgruppe. Die wissensintensive und kreative Wirtschaft istanerkannt als wichtigster Standortfaktor für das künftige Wachstumeiner Region. Innovative Unternehmen sind in der Lage, deutlich über-durchschnittliches Wachstum zu erreichen. Einen Wettbewerbsvorsprungbei Produkten, Dienstleistungen oder Fertigungsprozessen zu realisie-ren ist allerdings für jedes Unternehmen eine hohe Herausforderung.

Entwicklungsarbeiten, Konzeptstudien,Machbarkeitsuntersuchungen, Bau undTest von Prototypen, Musterzulassungund vieles mehr. Innovativen Unter-nehmen mangelt es nicht an Ideen. Vieleher gibt es Engpässe bei der Finanzie-rung der Forschungs- bzw. Entwick-lungsarbeiten (FuE). Ein weiterer, ganz

die FuE-Arbeit notwendige Maschinenoder Analysegeräte wird gescheut.

Eine Vielzahl öffentlicher Förder-programme zielt auf die finanzielleUnterstützung von FuE-Projekten inkleinen und mittleren Unternehmen.Dem Engpass bei Personal und Gerätenfür die Durchführung des Projektes

Bewilligte Fördermittel nach Bundesländern in Millionen Euro

Quelle: ZIM-Statistik des Bundeswirtschaftsministeriums

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wird begegnet durch die temporäreZusammenarbeit mit einem anwen-dungsorientiert arbeitenden For-schungsinstitut. Hier finden innova -tive Unternehmen die Ressourcen, diefür eine Entwicklungsarbeit benötigtwerden. Finanzielle Förderung undKoope ration mit der Wissenschaftgehen in innovativen UnternehmenHand in Hand.

In Hamburg werden öffentliche Förderprogramme in geringerem Maßeals in anderen Bundesländern genutzt.Beispielhaft sei dies an dem wichtigs -ten Förderprogramm für kleine undmittlere Unternehmen der Bundes -regierung belegt, siehe Abbildung. ImZentralen Innovationsprogramm Mit-telstand wurden seit Gründung desProgramms 2008 mehr als 26.000 Pro-jekte gefördert. Insgesamt wurden indiesem Programm seit Gründung 3,5Milliarden Euro Fördermittel für unter-nehmerische FuE bewilligt. Hamburgliegt bei den Bundesländern leider nuran drittletzter Stelle. Bezogen auf dieEinwohnerzahl erhalten Bundesländerwie Baden-Württemberg, Berlin oder

Thüringen mehr als dreimal so vieleFör dermittel aus dem ZIM-Programm.

Ein möglicher Grund für die hö hereNachfrage in anderen Bundesländernsind die dort ansässigen Forschungs -institute, die eng mit der regionalenIndustrie kooperieren und im Rahmendieser Kooperationen gemeinsam För-dermittel beantragen. Für die Entwick-lung von prototypischen Prozessen undProdukten sind die Fraunhofer-Institu-te die wichtigsten Kooperationspartnerder Wirtschaft. Die Fraunhofer-Gesell-schaft ist in Hamburg bisher leider nurmit kleineren Einrichtungen vertreten.Ähnlich anwendungsnahe wie Fraun-hofer arbeiten in Hamburg einzelne,ebenfalls noch kleinere Institute undForschungszentren. Insgesamt habendie Hamburger Fraunhofer-Einrichtun-gen sowie die bestehenden, anwen-dungsnah arbeitenden Zentren fürNanotechnologie, Luftfahrtforschungund Lasertechnologie zusammen 150-200 Personalstellen. Zum Vergleich: InFreiburg beschäftigt die Fraunhofer-Gesellschaft in fünf großen Instituteninsgesamt 2.500 Mitarbeiter. Diese Mit -

arbeiter haben ein hohes Eigeninteres-se an einer engen, vertrauensvollen undzielorientierten Zusammenarbeit mitder regionalen Wirtschaft.

Hamburg hat das Potential, sowohldie finanzielle Förderung innovativerUnternehmen wie auch die Zusam-menarbeit mit der anwendungsorien-tierten Wissenschaft deutlich auszu-bauen. Dafür ist es notwendig, finanzi-elle Anreize für Gründung und Ausbauanwendungsorientierter Einrichtungenzu schaffen. Auf industrielle Anwen-dungen ausgerichtete Forschungs -institute suchen sich Ihre Kunden in derWirtschaft alleine – dafür werden kei-ne öffentlich finanzierten Technologie-transferstellen benötigt. Statt Grund-lagenforschung und Technologietrans-ferberatung zu finanzieren, sollte Ham-burg direkt in die bestehenden und aufWirtschaftskooperationen ausgerich-teten Zentren investieren. Ein Ausbaudieser Zentren zu Instituten mit jeweils100-200 Stellen wäre den Themen undder Innovationskraft der Region ange-messen.

Dr. Harald Eifert

Page 12: WR-Journal 03-2014 Landesverbände Hamburg und Schleswig-Holstein

PR-Bericht

System wird die Ansprechposition desSpielers verbessert, er hat seine Augenbei jedem Putt senkrecht über dem Ballund erreicht dadurch ein optimales Set-Up. Grundvoraussetzung dafür ist, dassder Putter gerade auf dem Grün auf-gesetzt wird.

Dass Dieter Ramsauer den Schritt in den Markt gewagt hat, war mehr Zu -fall denn strategische Planung: HaukeWagner, der NRW-Landesverbandstrai-ner, bekam die Schläger zu Gesicht undfragte nach optimierten Schlägern fürseine Spieler. Gesagt, getan – und plötz-lich war der umtriebige Unternehmermittendrin in der Schlägerindustrie.Das Angebot umfasst viele verschiede-ne Modelle, denn die Entwicklung gehtständig voran. Zahlreiche Griffvarian-ten und mit bis zu drei Gewichtspaareá 15 Gramm, lässt sich die gewünschteSchwere für das ausgesuchte Modellerreichen.

Derzeit wird an dem Bekanntheits-grad der hochwertigen Dreamlinergearbeitet und die Vertriebsstrukturaufgebaut. Dieter Ramsauer erfindetfür sein Leben gern Neues und basteltbereits an Eisen. Mal sehen, was ihmdazu einfällt.

Weitere Infos:www.dreamlinergolf.de

meine Ausholbewegung sauber kon-trollieren kann“, kommentierte Ram-sauer die Grundlagen und Anfänge sei-ner Erfindung.

Mit der eigenen Erfindung klapptees, bei der herrlichsten Nebensache derWelt, auch besser auf dem Grün. DochRamsauer ließ die Sache mit dem Put-ter nicht los. Er tüftelte weiter undgemeinsam mit Sohn Michael wurdeder nächste Schritt eingeleitet: Die Putter wurden auf den Namen „Dream -liner“ getauft. Im Gegensatz zumSuper-Jet von Boeing funktionieren dieSchläger allerdings einwandfrei. Ent-scheidend dafür ist das patentierte Eye-Alignment-System, das ein wenig mitdem Kimme-und-Korn-Prinzip beimSchie ßen vergleichbar ist. Mit dem

Es hat nicht lange gedauert, bis es beiihm „klick“ machte. Dieter Ramsauer istein erfolgreicher Unternehmer ausEnnepetal, seine Firma Dirak hat sichauf die Herstellung und Entwicklungvon Verschluss- und Scharniertechnikspezialisiert. Nach einem kurzen Ab -stecher in die Fabrikationshalle mitihren hochmodernen Geräten war demgelernten Werkzeugmacher klar: „Ichhabe alles, versuche es, entwickle eineneigenen Putter und stelle ihn her“. ImVordergrund stand vorerst die Verbes-serung der eigenen Puttstatistik. DerGedanke, damit auch auf den Markt zugehen, war noch in weiter Ferne. „Ichhatte immer die Vorstellung von einemPutter mit einer langen Ziellinie undeinem geraden Schaft, mit dem ich

12 Landesverband Hamburg | Ausgabe September 2014

Links vorbei, rechts vorbei, zu kurz, zu lang.

Alles war dabei. Wenn diese Streuung zur ein-

zigen Konstante beim Putten wird, neigt der Gol-

fer – egal welcher Spielklasse – dazu, seine emotionale Ausgeglichenheit

schnell zu verlieren. Dieter Ramsauer bewältigte die verschobenen Putts

auf seine ganz eigene Art und ging auf Shoppingtour. Doch den Putter,

den er sich gewünscht hatte, konnte er nicht kaufen. Mehrere Produkte

haben ihn sogar richtig auf die Palme gebracht.

Die Putter von Dieter Ramsauer

Ein Dreamliner, der funktioniert

Page 13: WR-Journal 03-2014 Landesverbände Hamburg und Schleswig-Holstein

Wissenschaftsstandort Hamburg

müssen Auslandssemester gefördertwerden – aus Hamburg und in Ham-burg. Alle Studierenden sollten dieMöglichkeit haben, mindestens ein Aus-landssemester zu absolvieren. Dafürbraucht es nicht nur Geld, sondern auchFlexibilität bei den Curricula.

4. Inhaltliche Förderprogramme desBundes – CO2-neutrale StadtWenn das Kooperationsverbot fällt,könnte der Bund auch Forschungspro-jekte „von überregionaler Bedeutung“fördern. Wie wir die Stadt von morgennachhaltig gestalten wollen, ist dabeieines der wichtigsten Zukunftsthemen.Denn in den Städten entscheidet sichdie Frage, wie wir wirksam dem Klima-wandel begegnen. 80 Prozent aller CO2-Emmissionen werden in den Städtenverursacht. Hamburg als Standort einerHochschule, die sich eu ro paweit ein-zigartig mit der Metropolentwicklungbefasst, der HafenCity-Universität, wäredafür prädestiniert, Leitbilder für die„Stadt von morgen“ zu generieren.

Bleibt festzuhalten: Das mit denHam burger Hochschulverträgen festge -legte Spar- und Schrumpfprogrammhemmt die Hochschulen in ihrer Ent-wicklung. Die SPD verspielt nun auchnoch die Chancen, die sich aus der Auf hebung des Kooperationsverbotesergeben. Es drohen düstere Zeiten fürdie Hamburger Hochschulen. Deshalbbraucht es eine Abkehr von der bis -herigen Politik. Hamburg braucht einklares Bekenntnis zu seinen Hochschu-len – und das muss sich auch in einerPrioritätensetzung im Haushalt nie-derschlagen. Dr. Eva Gümbel

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0,88 Prozent. Diese kümmerliche Zahl steht für die Sackgasse, in die der

SPD-Senat die Hamburger Hochschulen hineinmanövriert hat. Bis 2020

steigen die jährlichen Zuwendungen der Stadt an die Hochschulen nur

um diese 0,88 Prozent. Zuletzt lagen die Tarifsteigerungen bei deutlich

über zwei Prozent, und auch die Preise für Sachmittel klettern unauf-

hörlich. Das zeigt: Die 0,88 Prozent sind ein Sparprogramm, das die Hoch-

schulen zu einem Schrumpfkurs zwingt.

1. Anhebung der Grundfinanzierungder HochschulenVorbild für diese zentrale Forderung istBaden-Württemberg: Die dortige Res-sortchefin Theresia Bauer hat als ersteLandesministerin mit den Hochschulenbis 2020 eine jährliche Steigerung derZuwendung um drei Prozent verein-bart. Eine ähnliche Regelung brauchenwir in Hamburg. Denn: Nur eine verläss -liche und auskömmliche Grundfinan-zierung stellt sicher, dass genügend Stu-dienplätze vorhanden sind. Nur so kanndie Qualität der Lehre verbessert, dieStudierendenquote erhöht und dem Be -fristungsunwesen beim akademischenMittelbau Einhalt geboten werden.

2. LandesforschungsförderungDie SPD hat zu Beginn der Wahlperiodedie Wissenschaftsstiftung abgeschafft.Gleichzeitig hat der SPD-Senat auch dieMittel für die Forschungsförderung aufLandesebene abgesenkt. Diese Förde-rung ist nötig, um Profilbildung undPotentialbereiche zu unterstützen undum Drittmittel z.B. des Bundes oder derDFG einwerben zu können. Aus meinerSicht müssen die Mittel für die Landes-forschungsförderung deshalb dringenderhöht werden.

3. Strukturelle Förderprogramme des BundesDie Aufhebung des Kooperationsverbo-tes wird es ermöglichen, dass der Bundauch direkt strukturelle Programme fürdie Hochschulen fördert, zum Beispielbeim internationalen Austausch oderder Frauenförderung. Neben dem Aus-bau des Professorinnenprogramms

Dr. Eva GümbelJournalistin

seit 1998 Mitglied der GRÜNEN

Wissenschaftspolitische Sprecherin derGRÜNEN-Bürgerschaftsfraktion

Stellvertretende Fraktionsvorsitzende

seit 2008 Mitglied der HamburgischenBürgerschaft

2010-2013 Vizepräsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft

Was braucht es stattdessen? Ein klaresBekenntnis der Stadt zu ihren Hoch-schulen – auch materiell. Nur mit einerauskömmlichen Finanzierung kannHoch schulentwicklung und wissen-schaftliche Exzellenz gelingen.

Ganz neue Perspektiven ergebensich durch die Neuordnung der Finanz-beziehungen zwischen Bund und Län-dern im Wissenschaftsbereich, seit klarist, dass das Kooperationsverbot fallenwird. Aber auch hier verspielt die SPDdie Chancen. Allein die Übernahme der BAföG-Finanzierung durch denBund entlastet den Hamburger Wissen -schaftsetat um rund 30 Millionen Euro.Mit der Vorlage des Haushaltes ist klar:Kein einziger Euro dieser BAföG-Mittelwird bei den Hochschulen landen! DieSPD hält also fest an ihrem Programmdes Studienplatzabbaus und der Stel-lenstreichungen. In Zahlen heißt das:Allein die Uni muss – ausgehend vonden IST-Zahlen 2013 bis 2018 – mehr als700 grundfinanzierte Studienplätzeabbauen und jede zwölfte wissen-schaftliche Stelle streichen.

Auch das sogenannte Strategiepa-pier des Senats zur Hochschulentwick-lung ignoriert die Chancen der Bun-desfinanzierung für die Hochschulenkomplett. Hamburg muss aber vor -berei tet sein auf einen Wettlauf derLänder um die begrenzten Bundesmit-tel – sonst könnte der Anschluss an die erfolgreichen süddeutschen Länderend gültig verloren gehen.

Aus meiner Sicht braucht es folgen-de Prioritäten in der Wissenschafts -politik:

Hochschulen gehen in Hamburg leer aus!

Wissenschaftsfinanzierung:

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Landesfachkommission

sich, dass sich die Uni zukünftig mehrdem öffentlichen Wettbewerb und derForschung stellt. Momentan stündendie Fakultäten nicht unter Zugzwang,da die Universität der Bundeswehr inder öffentlichen Förderung nicht an -tragsberechtigt ist und darauf auf-grund der Finanzierung durch denBund in erster Linie auch nicht ange-wiesen ist. Hier strebt der Präsident derHSU an, dass auch seine Uni Zugang zu wettbewerblicher Forschungsför-derung erhält und somit stärker derFokus auf Forschung und Wettbewerbgelegt werden kann.

Weiterhin wünscht er sich in Zu -kunft für Hamburg mehr innovativeund produktive Unternehmen, sowiemehr Forschungsinstitute, mit denendie Helmut-Schmidt-Universität zu -sam menarbeiten kann, denn in Zu -kunft muss verstärkt kooperiert wer-den, um näher an den Markt und andie Anwendungen zu kommen. Mün-chen, die akademische Heimat vonProf. Seidel sei in dieser Hinsicht vielenger vernetzt, als Hamburg.

Kooperation bedeutet Offenheitfür Einflüsse von außen. Die Entwick-lung der HSU hin zu einer UniversitätInternationaler Streitkräfte oder einerUniversität des Bundes sollte in dieserHinsicht die erfolgversprechende Per-spektive sein.

Auf diese Weise wurde auf der Sit-zung der LFK Wachstum und Innovati-on der Bogen von der universitärenForschung zur unternehmerischenGründung und Ausgründung geschla-gen und die finanziellen Instrumentebeleuchtet, die Hamburger Firmen zudiesem Zwecke zur Verfügung stehen.

Lena Giebel, Praktikantin / BN

Landesfachkommission – Wachstum und Innovation„Im Hamburger Mittelstand ist Musik drin“

Prof. Wilfried SeidelPräsident der Helmut-Schmidt-Universität

güns tiger. Selbst in Zeiten historischniedriger Zinsen sei immer noch eineZinsverbilligung möglich. Auch MartinJung wusste natürlich Chris Adams in Szene zu setzen: Das Gerät zumStimmen von Gitarrensaiten wurde inenger Kooperation mit der UniversitätHamburg entwickelt.

Für die Landesfachkommission istder gesamte Prozess von der Wissens-entstehung bis hin zur Wertschöpfungvon Interesse. Daher war es Kommis -sionsvorsitzendem Dr. Hubert Balteseine große Freude, Prof. Wilfried Seidel,Präsident der Helmut-Schmidt-Uni-versität (HSU), begrüßen zu dürfen, derEinblick in die Arbeit der Bundeswehr -universität gewährte.

In einer Vielzahl von Fächern kön-nen die Studenten der HSU innerhalbvon nur vier Jahren ihren Master Ab -schluss erreichen. Möglich gemachtwird dies durch ein Intensivstudium inKleingruppen, bei durchgehender Be -zahlung und Unterbringung am Uni-eigenen Campus.

Dabei betonte Prof. Seidel stets,dass die HSU nicht mit einer Militär -akademie zu vergleichen sei. Alle Stu-diengänge sind als Intensivstudiumakkreditiert, um dem Bologna-ProzessRechnung zu tragen. Darüber hinaushabe die Universität der Bundeswehrnichts mit einer militärischen Aus-bildung zu tun, sondern stehe aus -schließ lich für die auf die einzelnenStudiengänge bezogene akademischeAusbildung.

Doch bei all der Begeisterung fürdie exzellenten Studienbedingungenund die hervorragend ausgestatteteUniversität sieht Prof. Seidel auch Ver-besserungspotential. So wünscht er

Martin JungInvestitions- und Förderbank

Gitarrist Chris Adams gehört zu deninnovativen Unternehmern, deren FuE-Projekte mit dem Hamburg-Kreditgefördert wurden. Seine Firma Tune -peg hat ein Gerät entwickelt, mit demGitarren sich selber stimmen können.Ein großer Markt, insbesondere in denUSA, könnte damit von Hamburg ausbedient werden.

Grundsätzlich ist die IFB natürlichnur an Unternehmen in Hamburginteressiert. Sie ist ein Instrument derStandortpolitik. Alle Bundesländerhaben Förderbanken und Hamburggehört zu den letzten, die eine solcheBank am 1. August 2013 gegründethaben. Die Gründung war politischumstritten, zumal die bis dahin sehrerfolgreich arbeitende Innovations-stiftung aufgelöst wurde und dasKapital der Bank zu Gute kam. WelcheVorteile für die Innovationsförderungdaraus erwachsen sind, konnte MartinJung, Abteilungsleiter Innovation undGeschäftsentwicklung auf der Sitzungder Landesfachkommission Wachstumund Innovation am 20. August nichtzufriedenstellend erläutern.

Dabei deckt die IFB, die sich alserste Anlaufstelle für Investitionsför-derung in Hamburg versteht, durchausein beeindruckendes Geschäftsfeld ab:Die enge Kooperation mit allen Akteu-ren, die ein Start-Up-Unternehmen füreine erfolgreiche Geschäftsentwick-lung braucht, ist eine Leistung, die eineHausbank so nicht erbringen kann.Auch seien die Förderkonditionen

Um das Engagement der Investi-

tions- und Förderbank (IFB) einem

breiten Publikum anschaulich zu

machen, greift der Senat schon

mal zum Vorführeffekt. „Im Ham-

burger Mittelstand ist Musik

drin“, behauptete er auf der Pres-

sekonferenz am 12. August.

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PRO & CONTRAG8 oder G9: Rolle rückwärts

in eine heile Welt?

auch ein Auslandsjahr oder ein freiwil-liges soziales Jahr ein gutes Instrumentfür die Persönlichkeitsentwicklung.

Tatsache ist, dass die Anzahl derGymnasiasten in Hamburg seit Jahrenstetig steigt. Wurden zum Schuljahr2000/2001 noch 6.147 Schülerinnen undSchüler am Gymnasium angemeldet,waren es zum Schuljahr 2014/2015 be -reits 7.088. Die zunehmende Hetero -genität hat Auswirkungen auf die Qualität von Unterricht und Abschlüs-sen und auf die empfundene Belas -tung. Ein nostalgischer Blick zurück löstdiese Probleme nicht.

Vielleicht sollte man viel mehr aufdie Schüler selbst hören. In einer Exper-tenanhörung im Schulausschuss hateine Vertreterin der SchülerInnenkam-mer ihre Sicht sehr treffend auf denPunkt gebracht: „Mit dem G9 an derStadtteilschule und dem G8 am Gym-nasium haben wir in Hamburg ein ein-maliges Bildungssystem, (…). Wir wol-len keine neuen Reformen, wir wollenuns mit allen an einen Tisch setzen undverbessern, und nur, weil es nicht gleichperfekt klappt, alles über einen Haufenwerfen.“

Dieser Äußerung schließe ich michgerne an. Widmen wir uns gemeinsamder qualitativen Weiterentwicklung vonSchule und Unterricht. Nur so könnenwir den Problemen an den HamburgerGymnasien begegnen. Strukturdiskus-sionen dieser Art müssen bis auf Wei-teres ein Ende haben.

Die Rückkehr zum neunjährigen Gym-nasium in Hamburg wäre aus meinerSicht ein Fehler. Schon heute haben alleSchülerinnen und Schüler in Hamburgdie Möglichkeit, ihr Abitur in 12 oder 13 Jahren abzulegen. Nach der Grund-schule können sie entweder auf eineStadtteilschule, die grundsätzlich alleBildungsabschlüsse anbietet, oder aufein Gymnasium zum Erwerb des Abi-turs wechseln. Dieses Zwei-Wege-Mo -dell wurde 2007 in einer von der CDUvorgeschlagenen Enquete-Kommissionfraktionsübergreifend vorbereitet underfährt seitdem von Seiten der Wis -senschaft und der Bevölkerung breiteUnterstützung.

Eine Rückkehr zu G9 auch am Gym-nasium würde diese Schulstruktur zer-stören. Das Gymnasium als Schule derleistungsstarken, auf eine akademischeAusbildung orientierten Schüler, wäreebenso gefährdet wie die Abitur-Op tionan vielen Stadtteilschulen. Über Jahrewürden sämtliche Gymnasien zur Dau-erbaustelle werden; die Trennung derGymnasialklassen in G8- und G9-Klas-sen würde organisatorisch zu erheb -lichen Problemen führen und zugleichauch den Interessen und Wünschen vie-ler Kinder und Jugendlicher widerspre-chen. Die Kosten dafür würden sich lautBerechnungen der Schulbehörde auf biszu 81 Millionen Euro belaufen. Zudemwürden die beigelegten schulpoliti-schen Grabenkämpfe über die richtigeSchulstruktur wieder aufleben und diedringend notwendige qualitative Wei-terentwicklung auf anderen wichtigenFeldern der Schulpolitik lahmlegen. DieVolksinitiative „G9-Jetzt-HH“ hat keinin haltliches Konzept, das über ihre Fun-damentalposition hinausgeht. Die so -for tige Einführung von G9 an allenHam burger Gymnasien soll ohne in -

halt liche, räumliche und personelle Vor-bereitung erfolgen und wäre damiteine nicht durchdachte, übereilte Schul-strukturreform, die großen Schadenanrichten wird.

Wollen wir das und was würde es bringen? Kritiker des achtjährigen Gymnasiums(G8) bemängeln in erster Linie einehöhere Belastung bei einem Teil derSchüler insbesondere durch eine Er -höhung der Wochenstundenzahlen inder Mittelstufe. Fakt ist: Im Durchschnittüber alle Klassenstufen müssen G8-Gym nasiasten im Vergleich zu G9-Stadt -teilschülern 20 Minuten pro Schultagmehr Zeit für die Schule aufwenden(vgl. Drs. 20/11340). WissenschaftlicheStudien konnten für G8 und G9 keineUnterschiede im Belastungserlebennachweisen, die sich auf die Dauer desGymnasialbesuchs zurückführen lassen.

Kritiker des achtjährigen Gymnasi-ums fordern mehr Zeit für das Wieder-holen und Vertiefen von Bildungsin-halten. Fakt ist: Es gibt keine empirischbelastbaren Belege für einen Leis tungs -rückstand der G8-Schüler. Im Gegenteil:Die Abiturquote ist seit Einführung vonG8 deutlich gestiegen. Zudem hat dieStudie KESS 12 für Hamburg gezeigt,dass unter den erhöhten Anforderun-gen des G8 mehr Abiturientinnen undAbiturienten höhere Lernstände er -reicht haben.

Schließlich führen die Befürworterdes G9 mehr Zeit zur Persönlichkeits-entwicklung an. Fakt ist, dass die großeMehrheit der Abiturienten zum Zeit-punkt des Abiturs bereits volljährig unddeutlich älter ist, als viele Schulabgän-ger mit dem ersten oder mittleren Ab -schluss bei Eintritt in ein Ausbildungs-verhältnis. Für viele Jugendlichen ist

Bildungspolitik

Karin Prien MdHBRechtsanwältinMitglied der Hamburgischen CDU-Bürgerschaftsfraktion

Über die Frage, ob das Abitur nach acht oder neun Jahren Gymnasialzeit abgelegt werden soll, ent-steht schnell mal ein fundamentaler Richtungsstreit. Da ist von volkswirtschaftlichen Vorteilen dieRede, von Schulfrieden und Persönlichkeitsentwicklung der Schüler. Oder ist eine richtige Sachenur falsch umgesetzt?

Die Volksinitiative „G9-Jetzt-HH“ ist angetreten, in der Zeit vom 18. September bis zum 8. Okto-ber 63.000 Unterschriften für ein Volksbegehren zu sammeln. Was will die Initiative und was sprichtdagegen? Im Reich der direkten Demokratie ist das Volksbegehren nur ein Schritt auf dem Weg zueiner parlamentarischen Entscheidung oder eines Volksentscheids.

16 Landesverband Hamburg | Ausgabe September 2014

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PRO & CONTRA

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das G8 zum Erfolg verurteilt war, konn-te gar nichts anderes herauskommenals eine – numerisch – schöne Bilanz“,so J. Kraus.

Kritik am G8 kommt zunehmendauch aus der Wirtschaft: „Wenn Kindermit Lehrstoff zugeschüttet werden – wosoll dann die Kreativität herkommen“,so Volkmar Denner, Vorsitzender derGeschäftsführung der Robert BoschGmbH: Mit dem G8 sei ein falscherSchritt eingeleitet worden.

„Das Turbo-Abi G8 hat sich ein-drucksvoll nicht bewährt“, so auchVolker Schmidt, Vorstand der StiftungNiedersachsen Metall. „72 Prozent un -serer Betriebe wünschen sich eineWahlfreiheit zwischen G8 und einemAbitur nach 9 Jahren, ein Viertel sagt,das Qualifikationsniveau der Abitu -rienten habe sich seit Einführung vonG8 verschlechtert, 39 Prozent geben an,G8 habe zu Defiziten bei Sozialverhal-ten, Urteilskraft und persönlicher Reifegeführt.“

Bundesländer wie Hessen undBaden Württemberg haben das G9 an Gymnasien zügig, unbürokratisch,ohne Chaos wieder eingeführt. Auch sieha ben das G9 an Gesamt- und Gemein-schaftsschulen und elterliches Wahl-recht zwischen G9 oder G8. Nieder-sachsen wird 2015 zum G9 zurück -kehren.

Das wünschen sich auch viele Ham-burger Eltern, Lehrer und Schüler. Siefordern mehr Zeit für Qualität der Bil-dung, nachhaltiges Lernen, Vertiefungvon Wissen, für Persönlichkeitsentwick -lung, Freiräume, Musik, Sport, sozialesEngagement, für Familie, Freunde undErholung. Beim Volksbegehren vom 18. 9. bis zum 8.10. können sie mit ihrerUnterschrift selbst mitentscheiden, obdas G9 an Hamburgs Gymnasien wie-der eingeführt wird.

„Ich halte von diesem Turboabitur über-haupt nichts“, erklärte der Vorsitzen-de des Bankenverbandes Hamburg und Vorstandssprecher der PrivatbankDonner & Reuschel, Marcus Vitt, am 15.Juli im Hamburger Abendblatt. „Wirsollten Jugendlichen die notwendigeZeit ge ben, um erwachsen zu werdenund gründ lich den Lernstoff zu beherr-schen. Bei dem sogenannten G8-Abitur bleiben der Mensch und die Entwick-lung von Sozialkompetenzen auf derStrecke“, so Vitt. Das Abitur nach zwölfJahren lehne er deshalb strikt ab.

Das G8 führe zu einem „schleichen-den Ausverkauf der Bildung“, so Lehrervon Hamburger Gymnasien. Physik,Geschichte, Chemie, Geografie, seien fürdas G8 um je eine Stunde reduziertworden.

Den G8-Abiturienten fehle das nöti-ge Wissen zur Aufnahme eines Studi-ums, kritisiert auch Hamburgs Univer-sitätspräsident Professor Dieter Lenzen:Die Vermittlung von Grundlagenwissensei „eine Aufgabe, die zu Zeiten von G9noch an den deutschen Gymnasien inder Oberstufe vorgesehen gewesen sei.“Die Hochschulreife soll künftig ein zu -sätzliches Collegejahr an der Universitätvor Beginn des Studiums vermitteln:Das Hamburger „Universitätskolleg“,das den Steuerzahler schon jetzt 13 Mil-lionen kostet. Das Abitur an Gymnasi-en und Stadtteilschule verlöre nach die-sem Plan endgültig seinen Wert alsinternational beachteter Weg zur Hoch-schulreife.

Einen Niveauverlust des Hambur-ger G8-Abiturs belegt auch eine Ver-

gleichsuntersuchung zwischen G8- undG9 Abitur durch fünf Mathematikernund Fachdidaktikern um den Bio-Didak-tiker Professor Hans Peter Klein, die eineklare Absenkung der Anforderungen inMathematik und in Biologie nachge-wiesen haben.

„Die Einführung des achtjährigenGymnasiums war ‘falsch’, so der Präsi-dent des Deutschen Lehrerverbandes,Josef Kraus. Das Abitur müsse auchkünftig die „Studierfähigkeit vermit-teln“ und dürfe „nicht auf die Studier-berechtigung reduziert werden. DasGym nasium müsse außerdem auch die „menschliche Entwicklung ermög -lichen“. Der Deutsche Lehrer- wie derDeutsche Philologenverband forderndie bundesweite Wiedereinführung des G9 an den Gymnasien – auch inHamburg.

Auf heftige Kritik von Philologenstieß denn auch die neue Studie „Bildungsmonitor 2014“, wonach dasTurbo-Abi für Schüler weder mehrStress verursacht noch schlechtere Leis -tungen hervorbringt als das G9. Eineechte wissenschaftliche Überprüfungdes G8 fehle bisher, so die Autoren.Umso klarer machen sie, was aus ihrerSicht für ein Festhalten am G8 spricht:„Humankapital“ bringe bei kürzererSchulzeit höhere „Erträge“. Mit demStreichen eines Schuljahres bei Abituri-enten „gewinnen Staat und die Sozial-versicherungen … 17.800 Euro Steuernund Sozialversicherungsbeiträge imJahr“. Pädagogische Vorteile eines ver-bindlichen G8 für alle Gymnasialschülernennen die Autoren nicht.

Dass Noten von G8-Schülern nichtauffallend schlechter ausfielen, sei derAufweichung von Standards zuzu-schreiben, erwidern Vertreter der Phi-lologenverbände. „Wenn die Notenbe-stimmungen so geändert werden, dass

Dr. Mareile KirschRechtsanwältinInitiatorin des Volksbegehrens „G9-Jetzt-HH“

Das Turbo-Abi G8 hat sich eindrucksvoll nicht bewährt

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18 Landesverband Hamburg | Ausgabe September 2014

Von Wissenschaft, Maritimer Wirtschaft und Innerstädtischer MobilitätEs gibt zwei Arten, Politik zu machen. Zum einen kann man die Stim-

mung der Wahlbevölkerung aufspüren und möglichst zutreffend deu-

ten, so dass sich mit den richtigen Themen Wahlsiege erringen lassen.

Zum anderen kann man die Megatrends ansehen, die Wirtschaft und

Gesellschaft in den nächsten Jahrzehnten umformen werden, um diese

Entwicklung nicht nur zu erahnen, sondern zu gestalten.

Aus dem Landesverband

Megatrends sind unbequem, komplexund manchmal paradox. Deshalb sindmit der zweiten Art so schwer Wahlenzu gewinnen. Am besten wäre also eineMischung aus beidem. Die Mitgliederdes Landesvorstands, die HamburgerMitglieder im Bundesvorstand und dieVorsitzenden der Landesfachkommis-sionen haben am 22. und 23. August inScharbeutz in diesem Sinne drei Poli-tikfelder mit Hilfe kompetenter Gast -referenten untersucht.

Welche Megatrends bestimmen inZukunft die Wissenschafts- und Hoch-schullandschaft? Dr. Hariolf Wenzler,Geschäftsführer der Bucerius LawSchool, hat sie identifiziert und aufge-listet: Urbanisierung, Globalisierung,demografischer Wandel, Ökologisie-rung, etc. Und natürlich: Die Kommu-

Dass Hariolf Wenzler die Vorzügeder privaten Hochschulen herausstellt,darf man von ihm erwarten. Die Buceri -us Law School führt regelmäßig das CHEHochschulranking an – und das ohneeinen Euro staatlicher Unterstützung.Im Gegenteil: Die Stadt erhält aus demHochschulpakt Geld für alle Stu dien -anfänger an staatlichen und priva tenHochschulen. Allerdings fließen die Mit-tel nur an die staatlichen Institutionenzurück. Völlig zu Recht kann man eineBenachteiligung privater Einrichtungenbeklagen. Dennoch sind hier die Bedin-gungen durchweg besser, so dass dieNachfrage nach Studienplätzen – nichtnur an der Bucerius Law School – dasAngebot deutlich übersteigt. Daran än -dern auch die Studiengebühren nichts.

Wenn also eine Bereitschaft da ist,für hohe Qualität in der Ausbildung zubezahlen, sollten auch die staatlichenEinrichtungen sich darauf einstellen.Studiengebühren haben einen positi-ven Einfluss auf den Leistungswillen derStudenten – und auf den Haushalt.Gute Lehre und exzellente Forschungbrauchen nun mal Geld. Es muss inves -tiert werden nicht nur in baulich-räum-liche Qualität – etwa derart, dass Ortegeschaffen werden, die zu Kommuni-kation einladen – sondern in völlig neueFormen der Wissensvermittlung. In Zu -kunft werden Studienanfänger genaueInformationen über ihren Wissensstandund ihre Kompetenzen mitbringen, diees der Hochschule erlauben, sie indivi-duell zu fördern.

Der grundlegende Wandel der Infor-mations- und Kommunikationsformen

legt nahe, dass Wissenschafts- undHochschulpolitik nicht mehr isoliertbetrachtet werden können. Wissen istzentral für alle Bereiche von Wirtschaftund Gesellschaft. Ein guter Grund derUniversität auch mehr Zentralität in derStadt einzuräumen. Die Verlegung anden Grasbrook wäre eine Gelegenheitgewesen, da bestand große Einigkeit,was eine späte Genugtuung für Dr. Herlind Gundelachwar, die als Wissen-schaftssenatorin seinerzeit die Pläne fürdie Verlagerung verfolgte. Ein Neubaukönnte zudem zu einer völlig neuenWahrnehmung der Universität beitra-gen: Sie ist ja längst nicht mehr der Hortlinker Krawall-Studenten sondern dieQuelle von Wissen und Innovationen.

Das Tempo der Wissensgesellschaftwird real am Beispiel der innerstädti-schen Mobilität. Die Mobilität der Zu -kunft wird bereits heute angeboten.

Klausurtagung des Landesvorstands:

nikationsformen werden sich in Zu -kunft massiv verändern. Klar, dass dieklassische Vorlesung an den Hochschu-len der Vergangenheit angehört – aller-dings nicht an allen Hochschulen. Ins-besondere die staatlichen Hochschulenscheinen hier dem Trend hinterher zuhinken.

Mit einer App ist es möglich, den opti-malen Weg von A nach B zu erfahren,Tickets zu buchen und zugleich zu kau-fen. Dabei ist das Car-sharing ein be -deutendes Segment in der Vielfalt derMobilitätsformen. Thomas Beermann,Geschäftsführer der car2go EuropeGmbH konnte dem Landesvorstandeine beeindruckende Erfolgsstory prä-sentieren. Seit dem Start im April 2011hat das Unternehmen bereits 80.000Nutzer in Hamburg gewonnen. DasWachstum ging selbst nach Eintritt desKonkurrenten DriveNow in den Ham-burger Markt stetig weiter. Car-sharing

Dr. Hariolf WenzlerGeschäftsführer der Bucerius Law School

Thomas BeermannGeschäftsführer der car2go Europe GmbH

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ist innovativ und daher natürlichbetriebswirtschaftlich interessant. Esdauert etwa drei Jahre, bis der break-even-Punkt erreicht ist.

Da an solchen Entwicklungen dieTrends gut erkennbar sind, muss diePolitik sich hierauf einstellen. Bei Park -regelungen etwa oder der Nutzung derBusspur könnten die Mietautos bevor-zugt werden. Rechtfertigen ließe sichdies mit der Einhaltung ökologischerStandards. Noch ist der Einsatz von Elek-trofahrzeugen betriebswirtschaftlichnicht darstellbar – zumindest nichtohne besondere Förderung. Aber dieElektroautos werden auf absehbare Zeitgünstiger. Dann wird sich die Fragenach der nötigen Infrastruktur, also ausreichender Ladestationen, verstärktstellen.

Wenn Unternehmen sich auf dieseForm der Mobilität einstellen, müssten

erläuterte Schenk. Der Fahrradverkehrhat in den letzten Jahren zugenommenund auch der HVV konnte eine deut -liche Zunahme der Fahrgastzahlen ver-zeichnen.

Ein politisch relevantes Thema istder Streckenausbau des ÖPNV. Es gibtin Hamburg einige dicht besiedelteStadtgebiete und Großwohnsiedlungenohne U- bzw. S-Bahn-Anschluss, wieSteilshoop oder Lurup. Allerdings ginges dem Landesvorstand weniger umStreckenvarianten, als mehr um einegrundsätzliche Haltung angesichts sichabzeichnender Trends. Verkehre sollten,soweit möglich, unter die Erde ver -legt werden. Ist die Bevorzugung von Bussen wirklich zeitgemäß? Vielmehrerscheint die Stadtbahn eher geeignet.

Über der gesamten Verkehrspolitik ste-hen immer die Auswirkungen auf dieLuftschadstoffbelastung. Manch einermag an allen Bemühungen zur Redu-zierung der straßenverkehrinduziertenSchadstoffe verzweifeln, wenn mitjedem Kreuzfahrtschiff die Luftbelas -tung einer Kleinstadt in die City ein-läuft. Dabei kann freilich kein Zweifelan dem Nutzen der Kreuzfahrtindustriefür Hamburg bestehen.

Kreuzfahrtschiffe erfreuen sich inHamburg einer sehr breiten Wahrneh-mung und positiven Re sonanz. Tatsäch-lich machen aber die Kreuzfahrtschiffean der gesamten deutschen Handels-flotte nur einen äußerst geringen Anteilaus. Dirk Max Johns, Geschäftsführervom Verband Deutscher Reeder gabden Umfang der gesamten deutschenHandelsflotte mit knapp 3.500 Schiffenan. Trotz weltweiter Überkapazitä -ten haben die Deutschen Reeder im vergangenen Jahr immerhin 70 neue

kaufleute ein lohnenswertes Politikfeld.Eine Maritime School, die auch inter-nationales Ansehen genießt, könnte einNukleus für Neugründungen sein. See-leute werden häufig auch Unterneh-mer, die sich dann auch an den Standortgebunden fühlen.

Am Ende steht also fest, was die Politikjeweils zu tun hat. Deshalb ist es gut,sich gleichzeitig erklären zu lassen, wiePolitik wirklich funktioniert: Zuerstmuss man nämlich Wahlen gewin-nen. Bürgermeisterkandidat Dietrich Wersich konnte beim abendlichen Get-together ein Lied davon singen. Mankann Politik nicht an den Bürgern vor-bei machen und bei allem, was Politikentscheidet, ist eben doch immer auchder Blick auf die Wähler nötig.

Die Präsentationen der Vorträge fin-den Sie im internen Mitgliederbereichauf unserer Homepage.

BN

sie ihren Mitarbeitern statt der HVVProfiCard eher eine Art Mobilitätsticketzur Verfügung stellen. Ob dies im Sinnevon Gerhard Schenk, BereichsleiterSystemplanung des HVV liegt, ließ erzunächst unbeantwortet. Überhauptsieht er keine Konkurrenz von Car-sharing zum ÖPNV. Die Mobilitätsfor-men haben sich zu Lasten des motori-sierten Individualverkehrs verlagert,

Schiffe in Auftrag gegeben. Die Flotten-stärke kann nur mit zeitlicher Verzöge-rung auf die Entwicklung von Ladungs-aufkommen und Frachtraten reagieren.Die Containerschifffahrt unterliegteiner ausgesprochen zyklischen Ent-wicklung, so dass die Kurve der Frach-tratenentwicklung ein bisschen aus-sieht, wie ein exaltiertes EKG.

Warum von den deutschen Schiffennur ein Bruchteil unter deutscher Flagge fährt und warum ausgerechnetLiberia der führende Flaggenstaat ist,ist eine lange Geschichte, die nichts mitSteuern und viel mit Bürokratie zu tunhat. Dennoch ist es für den StandortDeutschland sinnvoll und wichtig, denAnteil der Schiffe unter deutscher Flag-ge zu erhöhen. Für Hamburg ist insbe-sondere die Ausbildung der Schiffs -

Gerhard SchenkBereichsleiter Systemplanung des HVV

Dr. Dirk Max JohnsGeschäftsführer Verband Deutscher Reeder e.V.

Dr. Herlind Gundelach MdB, Senatorin a.D.und Dietrich Wersich MdHB, Senator a.D.,Vorsitzender der CDU-Bürgerschaftsfraktion

Landesvorsitzender Prof. Dr. Jörg F. Debatinführt durch die Klausurtagung, rechts: Holger Preibisch, stellvertretender Landes-vorsitzender

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Interview

Die Fahrrinnenanpassung macht uns keine Sorgen

Sie kommen gerade aus Brasilien. Beein-druckt es Sie noch, wenn Sie überall aufder Welt auf Hamburg Süd-Containertreffen? Nicht unbedingt, aber es ist immer wie-der bemerkenswert, wie präsent unserUnternehmen im Straßenbild Südame-rikas ist. Die Hamburg Süd ist zwar aufallen Kontinenten vertreten, aber Bra-silien ist immer noch unser wichtigsterMarkt.

Verlagern sich die Verkehrsströme nichtRichtung Asien?Nein, es hat in den letzten Jahren einestarke Veränderung der Containertrans -porte von Asien nach Europa, Nord -amerika und den Rest der Welt gege-ben. Das hält auch noch an. Das Wachs-tum in Asien ist mit sieben Prozentimmer noch hoch im Vergleich zu ande-ren Teilen der Welt. Aber es schwächtsich langsam ab. Die Verkehrsströmeändern sich ständig.

Wir fahren ja in einem regelmäßi-gen Linienverkehr immer in zwei Rich-tungen hin und her, und da sind dieStröme meist unausgeglichen, so dassauch viele Container leer transportiertwerden müssen. Änderungen ergebensich je nach den wirtschaftlichen Ent-wicklungen in den Ländern oder wenndie Währungsverhältnisse sich ändern.So sind wir jetzt betroffen von der Kri-

se in Argentinien oder in Venezuela, wowir stark engagiert sind. Auch dieSchwäche in Brasilien trifft uns imMoment. Aber so ist das in diesemGeschäft. Nichts ist stabil. Da spieltauch das Wetter eine Rolle, das Einflussauf die Ernten hat.

Würde Ihre Reederei von dem Trans -atlan tischen Freihandelsabkommenprofitieren?Ich glaube nicht, dass das Volumen, dastransportiert werden muss, sich so starkändern wird. Ich glaube eher, dass es fürdie Exporteure und Importeure leichterwird – und vielleicht kostengünstiger.Bei uns ist immer sehr wichtig, wie dasVerhältnis von weltweiter Schiffskapa-zität relativ zur Nachfrage ist. Wirhaben leider seit vielen Jahren eineÜberkapazität, die auf die Frachtratendrückt. Man muss abwarten, ob sich dasFreihandelsabkommen entlastend aus-wirken würde.

Der Hamburger Hafen verzeichnet wie-der Rekordumschläge, dennoch sinkendie Frachtraten. Man könnte ja meinen,wenn der Welthandel zunimmt …… tut er leider nicht mehr wie in der Vergangenheit. Sie sprechen von einerMomentaufnahme, die sich auf denHamburger Hafen bezieht. Der ist welt-weit mittlerweile allerdings auf die

zwanzigste Stelle zurückgefallen. Siemüssen das Wachstum des HamburgerHafens im Verhältnis sehen zumWachstum im gesamten nordeuro- pä ischen Bereich und hier ist es sehr viel geringer. Die Containerschifffahrtwächst weltweit um etwa vier bis fünfProzent. Dieses Wachstum findet inerster Linie in Asien statt und nicht inEuropa. Vor der Lehman-Krise hatteHamburg schon fast 10 Millionen Con-tainer umgeschlagen. Erst jetzt kom-men wir wieder an die 10 Millionen her-an. Es wird aber nicht so zügig weitergehen, wie das im Moment erfreuli-cherweise der Fall ist.

Das klingt ja vor allem sehr nüchtern.Die Branche muss sich daran ge wöh -nen, dass sie langsam einschwingt inein normales Wachstum. Wir hatten inden vergangenen zehn / zwanzig Jah-ren ein überproportionales Wachstumin der Containerschifffahrt. Das Jahr2008 hat dann einen Wendepunkt dargestellt. Bis dahin hat die Contai-nerschifffahrt von der Zunahme derweltweiten Arbeitsteilung profitiert.Dadurch wurden viele Güter durch die Welt transportiert. Das weltweiteWachstum lag deutlich oberhalb desWeltwirtschaftswachstums. Darüberhinaus gab es die sogenannte Contai-nerisierung. Ladungsgüter, die vorher

Dr. Ottmar Gast, Sprecher der Geschäftsführung der Reederei Hamburg-Süd, ist Mitglied im Vorstand des Hamburger Wirtschaftsrats. Am Rande der Klausurtagung stand er für Fragen zur Verfügung.

Dr. Ottmar Gast

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in konventionellen Schiffen transpor-tiert wurden, wanderten mehr undmehr in den Container. Dieser Struktu-reffekt ist jetzt weitgehend zum Ab -schluss gekommen. Jetzt wächst dieBranche nur noch in etwa so stark wiedie Weltwirtschaft.

Muss man sich den Kampf um Markt -anteile, der in der Branche derzeit statt-findet, wie einen Verdrängungswettbe-werb mit Dumpingpreisen vorstellen?Nein. Wir wollen alle Geld verdienen, die großen und die kleinen Marktteil-nehmer. Aber die Branche als Ganzesverdient seit sechs Jahren kein Geld.Warum ist das im Moment so? EinenContainer von A nach B zu transportie-ren ist nicht rocket science. Die Contai-nerschifffahrt hat sehr hohe Kapital -kosten und jeder versucht, die Schiffemöglichst voll auszulasten. Wenn hier-für nicht genug Ladung da ist, dannnimmt man Aufträge an, die auch zuGrenzkosten noch Sinn machen, alsosolange sie noch positive Deckungs-beiträge erbringen. Die Folge ist, dassdie Profitabilität entsprechend leidet.

Also ist das vordergründige Ziel nicht dieErhöhung der Marktanteile?Ja und nein. Je größer ein Schiff ist,desto mehr sinken die Stückkosten. Dasführt dazu, dass es sich keiner leistenkann, Marktanteile zu verlieren. Werkleiner wird, verschlechtert seine Kos -ten position. Und in der Beziehung sinddann einige besonders aggressiv, undwollen ihren Marktanteil nicht nur hal-ten, sondern erhöhen, um ihre Kosten-position relativ zu den anderen zu ver-bessern. Da spielen dann unter Umstän-den auch persönliche Ambitionen eineRolle, die nicht immer rational sind. Aufjeden Fall: Jeder hat den Druck, dieKapazitäten auszulasten und auch einegewisse Größe zu haben. Wenn wir bei-spielsweise in den nächsten Monateneinen chilenischen Carrier übernehmenwerden, dann machen wir das nicht,weil wir Spaß an der Größe haben, son-dern weil wir hiermit unsere Kosten –bzw. Wettbewerbsposition weiter ver-bessern können.

Aber ist es dann richtig, dass in diesemKampf um die wettbewerbsfähigste

Kostenposition die Stadt einer Ham-burger Reederei hilft, indem sie Unter-nehmensanteile erwirbt? Da ist danneinem Wettbewerber mit Steuergelderngeholfen worden.In Frankreich ist das ja sehr üblich undman sieht auch, wo das hingeführt hat,wenn der Staat sich zu viel in Unter-nehmensentwicklungen einmischt. Indiesem Fall sehen wir es nicht so kritisch, da wir nur bedingt direkteWettbewerber waren. Historisch be -dingt hat Hapag-Lloyd mehr die soge-nannten Ost-West-Verkehre abgedeckt,also Asien-Europa, Asien-Nordamerika,Europa-Nordamerika und wir mehr dieNord-Süd Verkehre. Erst in den letztenJahren, wo sich die Märkte völlig geöff-net haben, überschneiden wir uns inbestimmten Bereichen. Insofern wardas Argument, dass ein Wettbewerberquasi gestützt wird, für uns nicht so gra-vierend.

Sie wissen ja nicht, ob die Stadt nichtauch bei Hamburg Süd einspringenwürde, wenn Sie es nötig hätten.Da bin ich mir nicht so sicher. Die Stadtgeht davon aus, dass der HamburgerHafen extrem abhängig von der Exis -tenz von Hapag-Lloyd als HamburgerUnternehmen ist.

Im vergangenen Jahr ist die Fusion mitHapag-Lloyd nicht zustande gekommen.Wird es nun eine Kooperation geben?Wir haben schon immer in den letztenJahren in bestimmten Fahrgebietenkooperiert, aber wir werden nicht eineweitergehende Kooperation als Ersatzfür die Fusion machen können. Manmuss immer unterscheiden zwischenKooperation auf der Seeseite und Ko -operation auf der Landseite. Entgegender allgemeingültigen Auffassung istdies eben nicht primär ein Schiffsge-schäft, sondern 60 Prozent der Kosteneines Containertransportes fallen anLand an: die ganze Organisation – Ver-kauf, Logistik etc. Wenn man Synergienrichtig heben wollte in Form eines Mer-gers oder einer Kooperation, müssteman landseitig kooperieren. Das sinddann Dinge, die sehr weitreichendwären. Das können Sie dann nicht mehrso einfach rückgängig machen. Daswäre dann quasi schon eine Fusion und

man würde ein stückweit seine Unab-hängigkeit für andere Optionen aufge-ben. Wir kooperieren in bestimmtenGebieten, wenn es praktikabel für bei-de Seiten ist. Das haben wir aber vorherschon gemacht und werden das mög-lichst auch weiter tun.

Eine letzte Frage zur Fahrrinnenan -passung: Macht Ihnen die Entscheidungdes Oberverwaltungsgerichts, die fürAn fang Oktober ansteht, Sorgen?Als Hamburger Bürger ja, als Vertreterder Hamburg Süd eher weniger. Dasbetrifft ja nur die ganz großen Schiffeund wir sind in einem Gebiet unter-wegs, wo man die Schiffe, die Problemeauf der Elbe haben, gar nicht einsetzenkann, also in Asien-Südamerika, Euro-pa-Südamerika, Nordamerika-Südame -rika. Auch da haben allerdings dieSchiffsgrößen immer mehr zugenom-men und dort waren wir auch immerder Vorreiter, wieder die nächste Kate-gorie der Schiffsgröße einzusetzen. Dieganz großen 18- bis 20.000 TEU-Schiffe,werden im Moment nur zwischen Asi-en und Europa operiert. Aber natürlichkann das auch uns irgendwann einmalbetreffen.

Sie kennen ja zahlreiche Seehäfen aufder Welt. Ist der Hamburger Hafen imVergleich tatsächlich so gut?Bis auf die bekannten jüngsten Proble-me, ja. Grundsätzlich ist Hamburg einHafen, der gute Dienstleistungen er -bringt, der zuverlässig ist. Da könnenwir uns nicht beklagen. Worüber wiruns beklagen ist, dass er zu teuer ist. DiePreise sind einfach zu hoch und das istauch immer ein Diskussionspunkt beiunseren Partnern, wenn sie den Hafenanlaufen.

Zwanzig Jahre sind Sie jetzt bei Ham-burg Süd. Ein bisschen Jubiläum, baldein viertel Jahrhundert.Zwanzig Jahre ist schon erstaunlich lan-ge. 25 werde ich aber nicht mehr errei-chen.

Warum nicht?Bei uns ist es ist absolut üblich, dassman sich mit 65 in den Ruhestand ver-abschiedet.

Die Fragen stellte Brigitte Nolte

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Damit liege man voll im Zeitplan,nachdem erst im Juni der Zuschlag imVergabeverfahren für das ÖPP-Projekterteilt wurde.

Vorgezogen wurde schon außer-halb des ÖPP-Abschnittes Anfang MaiAbriss und Neubau der LangenfelderBrücke, die bis 2018 fertig gestellt seinsoll. Der Bau bei laufendem Verkehrstellt hohe Anforderungen, die bishervorbildlich gemeistert wurden. Da rü -ber bestand große Einigkeit unter denSitzungsteilnehmern. Aber wie wirk-sam werden die Maßnahmen zur Stau-vermeidung auf der A 7 und in derStadt sein? Denn natürlich werden sichdie Verkehre verlagern und dadurchdie Straßen in der Stadt weiter be -las ten. Um dem etwas entgegen zu setzen, wurde eine großräumigeUmgehung für den überregionalenDurchgangsverkehr identifiziert – eineöstliche Umfahrung über die A 1, A 21und B 205.

Abgesehen davon soll der notwen-dige Verkehr grundsätzlich auf der A 7 belassen werden. Darauf werdendie Baustelleneinrichtungen ausgelegtsein. Besondere Herausforderungenstellen die Spitzenbelastungszeitenzwischen 7.00 und 9.00 Uhr sowie zwi-schen 16.00 und 19.00 Uhr dar. DurchGeschwindigkeitsbegrenzungen mitdem Ziel eines gleichmäßigen Ver-kehrsflusses lassen sich Staus vermei-den – auch wenn dies für Menschen,die selbst nicht Stauforscher sind, nur

Landesfachkommission – Logistik und Infrastruktur

zeitplan für das ÖPP-Projekt vom Dreieck Nordwest bis Bordesholm,sodass nach Genehmigung der detail-lierten Ausführungsplanung nachdem Winter mit den großflächigenArbeiten begonnen werden könne.

Gerhard FuchsStaatsrat a.D. Ende August stellte Gerhard Fuchs auf

Einladung des Vorsitzenden Prof. PeerWitten ein Verkehrsleit- und Infor -mationskonzept den Mitgliedern derLandesfachkommission Logistik undInfrastruktur vor. Mit einem Bündelvon Maßnahmen sollen die unver-meidbaren Beeinträchtigungen wäh -rend der Bauphase möglichst weit auf-gefangen werden. Schon 2012 habendie ersten vorbereitenden Maßnah-men entlang der Autobahn begonnen,ab dem 1. September läuft der Gesamt-

22 Landesverband Hamburg | Ausgabe September 2014

Landesfachkommission

A 7-Ausbau: Werben für das, was unvermeidbar istGerhard Fuchs ist seit dem 1. April 2014 Verkehrskoordinator der

Länder Hamburg und Schleswig-Holstein. Sein Job ist die Abstimmung

der Baustellenplanungen für den Ausbau der A 7 vom Elbtunnel

bis zum Bordesholmer Dreieck und dessen Kommunikation. Erstmalig

in Deutschland wurde damit eine länderübergreifende Koordination

eingerichtet.

DAS MODELL DER A7

Das Projekt wird als öffentlich-private Partnerschaft (ÖPP) im Bundesfern-straßenbereich durchgeführt. Für die Durchführung wird eine eigene Pro-jektgesellschaft gegründet. Sie tritt als Generalunternehmer auf und pro-fitiert vom Instrument der Bonitätsverbesserung. Öffentlicher Partner istdie DEGES (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH), diedie Bundesrepublik Deutschland über die Bundesländer Hamburg undSchleswig-Holstein als Projektträger vertritt. Die DEGES ist zugleich fürdie Auftragsvergabe zuständig. Auftragnehmer ist das Konsortium VIASOLUTIONS NORD, bestehend aus den Unternehmen HOCHTIEF PPP Solu -tions, KEMNA BAU und DIF Infra.

Die Projektgesellschadt wird auf der Basis der Verfügbarkeit vergütet,dem sogenannten Verfügbarkeitsmodell. Dabei richtet sich die Höhe desEntgeltes vorrangig danach, in welchem Umfang und welcher Qualität derStreckenabschnitt für Verkehrsteilnehmer bereit steht. Bei Erfüllung dervertraglich festgelegten Vorgaben erhält der Auftragnehmer das voll ver-einbarte Verfügbarkeitsentgelt, bei Nichterfüllung einen Abzug.

Die Finanzierung erfolgt – neben einer Anschubleistung aus Bundes-mitteln – erstmalig in Deutschland über eine Projektanleihe. Eingebundenwerden damit private Inverstoren – getragen durch die KfW IPEX-Bank unddie Europäische Investitionsbank. Die EIB stellt ein Nachrangdarlehen imUmfang von 90 Millionen Euro zur Verfügung, das etwa 20 Prozent der vor-rangigen Kapitalmarktinstrumente entspricht. Zusätzlich ist die EIB aucheiner der Kapitalinvestoren der vorrangigen Projektanleihe im Rahmen derEuropa-2020-Projektanleiheninitiative. Das Gesamtprojekt umfasst einVolumen von 1,6 Milliarden Euro.

Dr. h.c. Michael Kubenz

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schwer einsichtig ist. Es müssen sichnur alle an die Geschwindigkeitsbe-grenzungen halten.

Viele Autofahrer nutzen die A 7 fürinnerstädtische Wege. Hier liegt einPotenzial zur Verkehrsvermeidung. InHamburg gibt es vielfache Möglich-keiten der innerstädtischen Mobilität.Die Anbieter des ÖPNV sind bereitsaufgefordert, in Spitzenzeiten mehrKapazitäten und Anreize für einenUmstieg zu entwickeln. Für weitereEntfernungen wird sich zum Fahr-planwechsel im Dezember das Ange-bot der Deutschen Bahn deutlich ver-dichten.

Kommunikation und Informationspielen bei der Stauvermeidung einegroße Rolle. Einerseits müssen Ver-kehrsbehinderungen und Ausweich-möglichkeiten vermittelt, andererseitsmuss eine positive Haltung gegenüberden Baumaßnahmen erzeugt werden,um somit Verständnis zu gewinnen fürdas, was sich nicht verhindern lässt.Und es wird einen Zugewinn anLebensqualität geben, der über die rein verkehrlichen Verbesserungenweit hinausgeht: Durch drei Deckelun-gen über mehrere Kilometer wächstder bisher geteilte Hamburger Westenzusammen und Zehntausende werdenvon Lärm und Abgasen verschont.

Die Präsentation von Gerhard Fuchsfinden Sie im internen Mitglieder -bereich auf unserer Homepage.

BN

Prof. Dr. Peer Witten, Vorsitzenderder Landesfachkommission

Hamburgs Spezialitäten

„Das Caféhaus“ Rahlstedt

Die Produktpalette des Konditormeis -ters Klaus Lange reicht von Konfitürenhin zu Gelees, Honig und Bio-Kaffee. DieHandfertigung und allerbeste Rohstof-fe garantieren höchste Qualität und imRahmen seiner Ökoprofit-Zertifizierungsetzt Inhaber Lange seine Ideen für denUmweltschutz ambitioniert um.

Das Produkt „Geschenk- Delikatessen“ kann im Online-Shop

bestellt werden. Mit einem selbstge-staltetem Etikett „Erikas Kirsch-Kon-fitüre“ oder einem „Guten Morgen FrauOtte“ wird der Kaffee, die Konfitüre oderder Honig ein ganz persönliches Prä-sent. Schenken Sie Freunden, Kunden,Nachbarn, Familie oder Menschen, dieIhnen lieb geworden sind, eine ganzpersönliche Aufmerksamkeit. Alle Infosund Vorlagen, um Ihr individuelles Etikett zu gestalten, finden Sie unter:www.geschenk-delikatessen.de

Perlen-Champagner-Lesung

Am 1. November (19.00 bis 22.00) findetim Hotel Eilenau mit dem SchauspielerBernd Vennebusch und der PianistinValeria Stab eine Lesung statt. Um dasThema Champagner gibt es viele Ge -schichten: Die Historie dieses köstlichenTropfens wird bei der Lesung genausobeleuchtet wie das Ursprungsland, die

Ernte und der Reifeprozess bis das Edel-produkt beim Konsumenten im Glas ist.Geschichten, vorgetragen von BerndVennebusch mit der musikalischenUntermalung am Piano von ValeriaStab. Gereicht wird erlesenes Finger -food und natürlich auch der köstlicheChampagner. Infos und Anmeldungenunter: www.eilenau.de

Confiserie Paulsen

Die Confiserie Paulsen wurde 1928 vonWolfgang Paulsen in Hamburg gegrün-det. Im Jahr 1998 übernahm Kurt Biebldas Geschäft, das er heute mit seinemSohn Daniel führt. Im Hanse-Viertelund demnächst in der Rindermarkt-halle sind die leckeren Produkte ausZucker, Schokolade, Nüssen und Marzi-pan zu kaufen. Die Schokoladenmanu-faktur liegt in Hamburg-Hohenfeldeund seit Jahrzehnten heißt das Erfolgs-rezept bei Paulsen: „Nur allerbeste Zu -taten für die Herstellung verwenden,das garantiert Hochwertigkeit und ein Alleinstellungs merkmal auf demMarkt“.

Zum Ganzjahresprogramm zählenneben Marzipan auch die Ingwer-Spe-zialitäten. „Die würzige Wurzel verleihtunseren süßen Spezialitäten das beson-dere Etwas. Ummantelt von dunklerEdelbitter-Schokolade oder zarter Edel-vollmilch-Schokolade, als Stäbchen,Blätter, Brocken oder Kartoffel, in Kris -

tallzucker gewälzt oder abgetropft –immer ein harmonischer Hochgenuss“,weiß der Seniorchef.

Handgeschöpfte Schokolade, dun-kel, intensiv im Geschmack. Nur edelsteKakaosorten finden ihren Weg in unse-re Produkte, die nach traditionellen Ver-fahren veredelt und nach bewährtemRezept verarbeitet werden. Nur so ent-steht aus dem feinen Rohprodukt die-ser Schokoladengenuss in Vollendung,mit seiner harmonischen Kombinationaus Biss und Cremigkeit.

Gemeinsam mit dem FotografenJohannes Pickert wurde eine Genuss-Kollektion der hanseatischen Art ent-wickelt. Die bebilderte Verpackung mitden Wahrzeichen der Hafenstadt kannman mit dem kleinen Extra an Süße ideal verschenken. Mit einem firmen-personalisierten Produkt aus unseremHause werden Sie garantiert bei IhrenKunden Erfolg haben.

Nähere Einzelheiten dazu auf unsererwebsite: confiserie-paulsen.de

PR-Bericht

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POLITISCHES FRÜHSTÜCK

24 Landesverband Hamburg | Ausgabe September 2014

Dass in Hamburg die wirklich großenMessen nicht stattfinden, hängt mitden vorhandenen Ausstellungsflächenzusammen. Die Hamburger Veranstal-tungen werden die Besucherzahleneiner Cebit (über 800.000) oder einerIAA (annähernd eine Million) nichterreichen. In Hamburg zählen vor allemdie „Du und deine Welt“ mit über200.000 oder die „hanseboot“ mit über100.000 Besuchern zu den die attrak -tivsten Messeveranstaltungen.

Um die 280 Veranstaltungen findenim Hamburger Messekomplex jährlichstatt. Insofern ist Hamburg zweifellosein wichtiger Messestandort, sowohl inDeutschland, als auch international.

Dies erläuterte Bernd Aufderheideden Mitgliedern und Gästen des Wirt-schaftsrats beim POLITISCHEN FRÜH-STÜCK am 6. Juni im Hotel Steigen -berger. Viel Wind wurde um die Wind-messe gemacht, die in diesem Jahr zum

ersten Mal in Hamburg stattfindet.Ham burg hat sich als europäischeWindhauptstadt etabliert. Insoferndürf te die WindEnergy im Septemberein großes Publikum anziehen.

Die positiven Effekte, die die Stadtdurch die Messe erfährt, lassen sich

Hamburgs Messe – der unterschätzte Wirtschaftsmotor

Messen zeichnen sich durch ihre

überregionale Bedeutung aus.

Städte wie Leipzig (Buchmesse) und

Hannover (CeBit) sind als Messe-

städte bekannt. Von den 35 deut-

schen Messestädten steht Hamburg

auf Platz 10 und hat international

mit seinen Fachmessen für Mariti-

mes und Luftfahrt große Bedeu-

tung. Das mag an der günstigen

Infrastruktur einer Stadtmesse lie-

gen oder aber auch an der Zielset-

zung, keine zu großen Leerflächen

über Nicht-Messezeiten finanzieren

zu wollen.

Bernd AufderheideGeschäftsführer der Hamburg Messeund Congress GmbH

Aufderheide ist ein ausgewiesener Messe-Experte, er verantwortetezwischen den Jahren 2000 und 2003 alsGeschäftsführer den Bereich Marketingder Köln-Messe. Seit 1987 startete ergleich nach dem Studium als Trainee imnationalen und später auch im inter -nationen Messegeschäft.

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noch genauer messen. Bei einer Anzahlvon mehr als einer Million Messebesu-chern, gab Bernd Aufderheide die Wie-derkehrerquote mit 35 Prozent an. Diesdürfte Ausdruck besonderer Attrakti-vität der Messe ebenso wie der Stadtsein. Der positive Beitrag zum Touris-mus ist damit aber nur annähernderfasst. Der Imagegewinn ist letztend-lich nicht wirklich messbar.

Da allenthalben über eine Olympia-Bewerbung Hamburgs gesprochenwird, konnte auch der Messe-Geschäfts-führer nicht anders, als den Beitrag derMesse bei einer Ausrichtung der Spieledarzustellen: Der Messeplatz könnteideal für sportliche Wetbewerbe umdis-poniert werden.

Der Kongress „Lions Club Interna-tional Convention Hamburg“ hat etwa40 Millionen Euro Umsatz gebracht, soAufderheide. Daran lässt sich die wirt-schaftliche Bedeutung der Messe fürdie Stadt ablesen. Hotels und Gastro-nomie profitieren von der Messe. Besu-cher aus 160 verschiedenen Ländernsorgen für eine große Strahlkraft, dieder Stadt insgesamt Bekanntheit undWeltoffenheit verleiht. Hamburg sei, so heiße es, „Germany’s best hiddensecret“.

Ein weiteres Geschäftsfeld der Ham-burg Messe ist das Congress CenterHamburg (CCH). Schwerpunkt desTätig keitsfelds des CCH liegt bei Medi-zinkongressen und Firmenveranstal-

tungen. Bei allem, was die Messe derStadt an positiven Standortfaktoren liefert, bleibt nicht aus, den Beitrag derStadt für die Messe und das CCHgenauer zu beleuchten. Für die Revita-lisierung der Infrastruktur sind um -fangreiche Investitionen erforderlich,um weiterhin Tausende von Veranstal-tungen zu organisieren und Millionenvon Besuchern zu empfangen. Die Ent-scheidung über eine Revitalisierungsteht noch bevor. Bernd Aufderheide istindes zuversichtlich, dass die Stadt eineangemessene Unterstützung leistenwird. Einige Parteien haben sich bereitspositiv geäußert.

Jahr für Jahr kommen mehr als eineMillion Besucher in die Messen undKongresse. „Mit einer derzeitigen Aus-lastung von gut 50 Prozent haben wirin der Spitze noch Luft und vertragenweitere Veranstaltungen. Die Messe alsKauf-Entscheider liegt bei der Alters-gruppe +55 auf Platz 5. Jüngere mögendas Internet bevorzugen, dennoch heißtdas Credo: Der persönliche Messe-Kon-takt verkauft besser als das Internet“ soAufderheide. In 2016 prog nostiziert derGeschäftsführer gar die „schwarze 0“.

Amelie Nahrstedt, Praktikantin / EJH

Landesvorsitzender Prof. Dr. Jörg F. DebatinBernd Aufderheide, Albert Daboven (v.l.)

03.10. – 12.10.2014 Messegelände Hallen B1 – B7, Eingänge Mitte, DU UND DEINE WELT – viel mehr als shoppingOst und Süd, Täglich 10 bis 18 Uhr Hamburg Messe und Congress GmbH

22.10. – 25.10.2014 CCH Deutscher Schmerzkongress 2014Deutsche Schmerzgesellschaft e.V. und Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V.

25.10. – 02.11.2014 Messegelände Hallen B1 – B7, Eingänge Mitte, hanseboot – Internationale Bootsmesse HamburgOst und Süd, Tägl. 10 bis 18 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr Hamburg Messe und Congress GmbH

13.11. – 16.11.2014 Messegelände Eingänge Halle A3, Tor A3 Affordable Art Fair – Zeitgenössische KunstDo. 11 bis 18 Uhr, Do. Late View 18 bis 22 Uhr, von 100 bis 5.000 Euro UMPR GmbHFr. 11 bis 20 Uhr, Sa. bis So. 11 bis 18 Uhr

20.11. – 22.11.2014 Messegelände Hallen B1 – B7, Eingänge Mitte, GET Nord – Fachmesse Elektro, Sanitär, Heizung, KlimaOst, Süd, Do. – Fr. 9 bis 18 Uhr, Sa. 9 bis 17 Uhr Hamburg Hamburg Messe und Congress GmbH

28.11. – 30.11.2014 Messegelände Halle A2, Eingang Halle A2 blickfang 2014 – Design Shopping EventFr. 16 bis 22 Uhr, Sa. 10 bis 20 Uhr, So. 11 bis 19 Uhr blickfang GmbH

05.12. – 07.12.2014 Messegel. Hallen B1-B4 (EG), Eing. Ost (Bei den Mineralien HamburgKirchhöfen, B4) Eing. Süd (Karolinenstr., B6) Hamburg Messe und Congress GmbH

MESSE-TERMINE 2014Hamburg Messe und Congress

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Qualität und QuoteWas für ein Moment: Deutschland siegt im Finale gegen Argen-

tinien mit 1:0 – und alles live in der ARD! Fußball in höchster

Qualität und die ganze Nation hat’s gesehen. Qualität und

Quote Arm in Arm, sozusagen.

POLITISCHES FRÜHSTÜCK

Nur Spielverderber fragen danach, wasdie Übertragungsrechte die ARD gekos -tet haben. Eine Antwort würde manohnehin nicht kriegen, denn an diesemPunkt ist Schluss mit Transparenz. Soähnlich hat es Lutz Marmor, Vorsitzen-der der ARD und Intendant des NDRden Mitgliedern und Gästen des Wirt-schaftsrats bei seinem Besuch am 10. Juni erklärt. Natürlich kennt derRundfunkrat die Preise, aber die Öffent-lichkeit bleibt bei Übertragungsrech -ten von Sportveranstaltungen und bei

Schauspielergagen draußen. Andern-falls entstehe leicht ein Wettbewerbnach oben.

Qualität und Quote ist das Span-nungsfeld, in dem sich die Sender be -we gen. Qualität bezieht sich leidernicht auf die Qualität des Fußballs, son-dern auf Information und Bildung. Deröffentlich-rechtliche Rundfunk kommtsomit ein bisschen volkserzieherischdaher, was aber keineswegs unange-nehm sein muss. Information, Bildungund Unterhaltung stehen gleichberech -

Lutz Marmor, Vorsitzender der ARD und Intendantdes NDR und Pieter Wasmuth, stellvertretender Landesvorsitzender

26 Landesverband Hamburg | Ausgabe September 2014

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tigt nebeneinander. Um Nachrichtenerfolgreich unters Volk zu bringen,muss die Nachrichtensendung danneben mal in die Halbzeitpause eineswichtigen Fußballspiels gelegt werden.Andererseits weiß man, dass auch dieWasserwerke in den Halbzeitpauseneinen erhöhten Verbrauch melden, dain der Zeit schließlich noch andere Din-ge zu verrichten sind, als nur Nachrich-ten sehen.

Drei Stunden und vierzig Minutensehen die Deutschen täglich fern. Hin-zu kommen drei Stunden Radio. Bei sol-chen Zahlen liegt ein kritischer Blick aufdie Gesellschaft nahe – oder auf dieje-nigen, die solche Erhebungen machen.Wenngleich es bei der Erhebung desMedienkonsums Interpretationsspiel-räume gibt, wie Lutz Marmor konsta-tiert, ist doch sicher: Das Fernsehen hatseine Stellung als Leitmedium trotzzunehmender Internetnutzung nichtverloren. Dabei ist der Zuschaueranteildes öffentlich-rechtlichen Rundfunksnach wie vor konstant: Der sogenann-te Akzeptanzwert liegt bei 44 Prozent,für die ARD-Familie immerhin bei über28 Prozent. 30 Jahre nach Einführungdes privaten Fernsehens im Jahr 1984hat die ARD keineswegs an Attraktivitäteingebüßt.

Neun Millionen Zuschauer sehentäglich die 20 Uhr-Nachrichten. Tages-schau und Tatort sind die Quotenbrin-ger der ARD, und das schon seit Jahr-zehnten. Die Deutschen lieben eben dieBeständigkeit. Die Umgestaltung desNachrichtenstudios wird da schnell zueiner heiklen Angelegenheit. Schließ-lich kommt man bis in die Wohnzim-mer der Zuschauer und wenn das Ver-traute schwindet, hat man nachher zutun, den öffentlich-rechtlichen Auftragzu erfüllen.

Das TV-Duell mit Jean-Claude Junckerund Martin Schulz im Vorfeld der Euro-pawahl hatte auch deshalb eine sohohe Einschaltquote, weil die Sendungdirekt nach der über aus be liebten SerieUm Himmels Willen ausgestrahlt wur-de. „Information ist die Währung derDemokratie“, zitiert Marmor ThomasJefferson. Und Demokratie und Infor-mationen haben eben ihren Preis.

Mit der Einführung der Haushalts-abgabe am 01.01.2013 hat die Rund-funkgebühr steuerähnlichen Charaktererhalten. Die Zahlungspflicht fällt un -abhängig von dem Vorhandenseineines Geräts an. Dadurch erhöht sichder Druck zu mehr Transparenz. Die Ein-nahmen für die Sender haben sich seitEinführung der Haushaltsabgabe gutentwickelt. Das hat dazu geführt, dasserstmals in der Geschichte des öffent-lich-rechtlichen Rundfunks der Beitraggesenkt wurde – freilich nur um 48Cent auf 17,50 Euro. Den Sendern gehtes also gut. Leicht entsteht da der Ein-druck einer öffentlichen Verwaltung,die ohne Druck der Konkurrenz so vielGeld bekommt, wie sie braucht.

„Der Rundfunkbeitrag ist ein Privi-leg“, so Marmor. Die Sender müssenzwar nicht Einnahmen erwirtschaften,aber Wirtschaftsbetriebe sind sie den-noch. Mit den vorhandenen Mittelnmuss sparsam umgegangen werden.Immer wieder muss die Legitimationerklärt werden. Wofür werden die Bei -träge verwandt und wird dies demöffentlich-rechtlichen Auftrag gerecht?„Wer nicht eine Million Leser erwartet,der soll nicht eine Zeile schreiben“, habeGoethe mal gesagt, so Marmor, derdamit seinen Anspruch an Qualitätuntermauert.

Und der Rundfunkbeitrag sei biszum Jahr 2020, also für acht Jahre, sta-bil. „Man stelle sich vor, die Bahn wür-de acht Jahre lang ihre Preise nichterhöhen. Dann hätten wir heute eineandere Bahn.“ Die Werbeeinnahmenmachen bei der ARD nur acht Prozentaus. Die Herausforderung ist somit, mitden vorhandenen Mitteln das bestmög -liche Programm zu gestalten. Kritikwird es freilich immer geben. Deutsch-land hat nicht nur 80 Millionen Bun-destrainer, sondern auch 80 MillionenProgrammdirektoren. BN

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28 Landesverband Hamburg | Ausgabe September 2014

Abendveranstaltung

Das eine hat mit dem anderen zu -nächst nichts zu tun, aber für Aurubisist das zweifellos eine gute Nachricht.Oettinger weiß um die Sorgen der energieintensiven Unternehmen inDeutsch land. Das EEG, so wie es imSommer verabschiedet wurde, ist einKompromiss, der den deutschen Allein-gang in der Energiewende fortsetzt undgleichzeitig versucht, wirtschaftlicheHärten aufzufangen. Lange dürfte diesvermutlich nicht halten. Beim Wirt-schaftstag am 3. Juli erklärte Oettingerdenn auch das EEG für nicht mehr refor-mierbar. Nach seiner Auffassung müs-se es eine europäische Energiewendegeben.

Aurubis ist als größter Kupferpro-duzent und im Kupferrecycling inter-national führendes Unternehmen

aus schließlich auf Weltmärkten unter-wegs. Eine national verursachte Kosten-belastung lässt sich so nicht überPreisaufschläge an Kunden weiter -geben. Der Kupferpreis gilt für alle Län der gleichermaßen. Der deutscheStrompreis ist im internationalen Wett bewerb schon hoch genug, so Ulf Gehrckens, Senior Vice President Corporate Energy Affairs bei Aurubis.Nun wird es darum gehen, was in denEnvironmen tal and Energy State AidGuidelines (EEAG) auf europäischer

Ebene festgelegt wird und welche Kon-sequenzen das für die nationale Gesetz-gebung haben wird. Betroffen sind frei-lich nicht nur die Kupferproduzenten,sondern ebenso die Hersteller andererIndus triemetalle, wie Zink und Alumi-nium.

Am 1. November soll die neue Kom-mission um Jean-Claude Juncker ihreArbeit aufnehmen. Günther Oettingerwird nun – anders als erwartet – nichtWettbewerbskommissar, sondern Kom-missar für die digitale Wirtschaft. BN

Während in Berlin das Präsidium der CDU über die

Zukunft von Günther Oettinger beriet, hielt der EU-

Kommissar sich gerade in Hamburg auf. Der Landes-

verband des Wirtschaftsrats hatte zum Hintergrund-

gespräch bei Aurubis eingeladen. Am Abend des 23. Juni

war klar: Oettinger soll EU-Kommissar bleiben. Dr. Andreas Möller, Peter Willbrandt, Dr. Thomas Fiebig,Günther Oettinger, Gunter Bonz, Carsten Ovens, UlfGehrckens, Friederike Beyer, Albert Darboven, Inez Jürgens,Renate Hold (v.l.) vor dem Kupferdrachen auf dem Aurubis-Werksgelände auf der Veddel. Der Drache ist sieben Meterlang, fünfeinhalb Meter hoch und 4,3 Tonnen schwer. DieAuftragsarbeit des Bildhauers Adam Ostrowski wurde im Jahr 2006 fertig gestellt. Bereits mehrfach wurde dasWerk zur China-Time nach einem aufwändigen Transportauf dem Rathausmarkt präsentiert.

EU-Kommissar Oettingerzum Gespräch in Hamburg

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Recht

RahmenbedingungeneinhaltenNegative Schlagzeilen über Unternehmen und Top-Manager sind an der Tagesordnung: Korruption,illegale Beobachtung von Mitarbeitern, Ausnutzenvon Entscheidungsspielräumen zum privaten Vor-teil, Verletzung von grundlegenden Regeln desArbeitsschutzes in Entwicklungsländern, Verstößegegen Umweltschutzregeln oder gegen den Daten-schutz. Die Liste lässt sich beliebig verlängern.

Die Öffentlichkeit reagiert auf solcheSkandale mit Empörung, was für diebetroffenen Unternehmen erheblicheFolgen haben kann: Sie verlieren anReputation. Dieser Reputationsverlustwirkt sich auf Kunden und aktuellesowie potentielle Arbeitnehmer nega-tiv aus. Hinzu kommen Strafen, die fürdas Unternehmen ausgesprochen wer-den aber auch die Geschäftsführer undVorstände treffen können. Das Straf-maß geht dabei von Geldstrafen, Ge-winn abschöpfungen, über den Aus-schluss von öffentlichen Aufträgen bishin zu Haftstrafen für Geschäftsführerund Vorstände. Unternehmen müssenetwas tun, um sich so aufzustellen, dasssie möglichst rechtssicher arbeiten.

Compliance ist das Stichwort unterdem die Aktivitäten von Unternehmendiskutiert werden, um zu erreichen,dass sie rechtssicher und ethisch arbei-ten. Ursprünglich kommt dieser Begriffaus der Medizin: Patienten sollen dastun, was der Arzt verordnet hat. Über-tragen auf Unternehmen bedeutet das:Mitarbeiter sollen das tun, was demGesetz entspricht. Nicht alles, was derUnternehmer zu seinen Werten zähltoder die Kunden von dem Unterneh-men erwarten, ist im Gesetz geregelt.Aus diesem Grund zählt man auch dasSetzen und die Einhaltung von eigenenRegeln, die über das Gesetzliche hin-ausgehen zu Compliance. Damit leistetdas Compliance-Management in Unter-nehmen auch einen gesellschaftlichenBeitrag. Unternehmen müssen sich andie von der Gesellschaft gewünschten

Rahmenbedingungen halten. Die Ge -sell schaft drückt ihre Wertvorstellun-gen in den Gesetzen aus. Ist etwas nochnicht in den Gesetzen geregelt, so kön-nen die Ansprüche der Kunden und an -derer Stakeholder durch selbstgesetzteRegeln erfüllt werden.

Im Unternehmensalltag wird Com-pliance häufig mit Bürokratie identifi-ziert: Einladungen für Geschäftspartnermüssen genehmigt werden, Formulareausgefüllt werden, Kontrollen undSchu lungen müssen dokumentiert undabgezeichnet werden. Dies führt zuSand im Getriebe und Mehraufwandbei vielen Mitarbeitern und damit zuUnmut. Der positive Beitrag den Com-pliance-Management, richtig verstan-den und mit Augenmaß eingeführt, fürUnternehmen leistet überwiegt aberdie Kosten: Ein integres Un ternehmenhat mehr Erfolg am Markt, Mitarbeiter,Eigentümer und Kunden können sichbesser mit diesem Unternehmen iden-tifizieren als mit einem Unternehmen,das ständig in den negativen Schlag-zeilen ist. Gerade für junge talentierteMitarbeiter ist es wichtig, welchen Rufihr künftiger Arbeitgeber hat.

Getrieben ist der Trend zu Compli-ance vielfach durch die amerikanischeGesetzgebung. Drakonische Strafen fürUnternehmen und ihre Vertreter, stren-ge Regeln zu Korruption und Transpa-renz an den Finanzmärkten waren dieAuslöser auch für viele Unternehmen inDeutschland, sich mit Compliance zubefassen. In Europa haben insbesonde-re das Vereinigte Königreich und Italien

mit strengen Compliance-Regeln fürUn ternehmen nachgezogen. In Deutsch -land sind die Regeln für Unternehmennoch vergleichsweise lax. Allerdingsführt die globale Tätigkeit von Unter-nehmen dazu, dass sich auch deutscheUnternehmen an die strengen europäi-schen Regeln halten müssen. Damit istman auch darauf vorbereitet, wenn derdeutsche Gesetzgeber ebenfalls diestrengeren internationalen Regelnübernimmt.

AUTOREN INFORMATION

Prof. Dr. Stefan Behringer ist Prä -sident der NORDAKADEMIE, Hoch-schule der Wirtschaft, in Elmshornund Professor für Controlling undCorporate Governance. Behringerhat als Chief Compliance Officer bei einem großen internationalenKonzern und als Berater im BereichCompliance gearbeitet. Er ist Her-ausgeber zahlreicher Bücher, u.a.„Compliance kompakt: Best Practiceim Compliance Management“ (ErichSchmidt Verlag 2013, 49,95 Euro). ImOktober erscheint das gemeinsammit Malte Passarge herausgegebene„Handbuch Compliance Internatio-nal: Recht und Praxis der Korrup-tionsprävention“ (Erich Schmidt Ver-lag 2014, ca. 118 Euro).

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30 Landesverband Hamburg | Ausgabe September 2014

POLITISCHES FRÜHSTÜCK

Die seit 2006 exorbitant hohen Steige-rungen der Fahrgastzahlen im HVV undinsbesondere bei der HOCHBAHN bele-gen einen tiefgreifenden Wandel in derMobilitätskultur. Die jährlichen Zu -wachs raten liegen seit neun Jahren imDurchschnitt bei über zwei Prozent,während sie in den Jahrzehnten zuvormeist deutlich unter einem Prozentlagen.

Hamburg ist eine wachsende Stadtmit angemessenem Wirtschafts- undBeschäftigungswachstum, wachsendenEinwohnerzahlen und wachsendenWirtschafts- und Personenverkehren.

Was nicht wächst, ist der verfügbareStraßenverkehrsraum. Um einen stau -freien Verkehr zu gewährleisten, ist einverstärktes Umsteigen von der PKW-Nutzung auf Busse und Bahnen desÖPNV geboten.

„Zudem sprechen auch ökologischeHandlungserfordernisse für die Fort-führung verstärkter ÖPNV-Nutzung.Immerhin sind über 30 Städte inDeutschland, darunter auch Hamburg,durch die EU wegen unzureichenderLuftreinhalteplanung abgemahnt wor-den“, macht der Hochbahnchef den Zu -hörern klar. Und weiter: „Ein leis tungs -starker ÖPNV ist eine wesentlicheGrundvoraussetzung moderner Stadt-entwicklungspolitik. Anders als in frü -heren Zeiten, wo der Städtebau auto-

ÖPNV-Strategien im Wandelder Mobilitätskultur

Wirtschaftswachstum, hohes Beschäftigungsniveau und steigende

Einwohnerzahlen wirken sich auf den Wirtschafts- und Individual-

verkehr aus. Der verfügbare Straßenverkehrsraum wird durch

Wachstum zum Engpass. „Um einen gewünschten Fluss beim

Wirtschaftsverkehr zu erreichen, muss der Individualverkehr noch

stärker auf die Busse, Bahnen und Fähren des ÖPNV verlagert wer-

den“, erklärt Günter Elste, Vorstandsvorsitzender der Hamburger

Hochbahn AG.

Günter ElsteVorstandsvorsitzender der HamburgerHochbahn AG

Foto

: HOCH

BAHN

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31

gerecht vollzogen wurde, wird bei derPlanung und Realisierung neuer Quar-tiere und Stadtteile die ÖPNV-Infra-struktur von vornherein integriert.“

Den Managern öffentlicher Ver-kehrsunternehmen, aber auch denen inVerwaltung und Politik wird zuneh-mend stärker bewusst, dass die ÖPNV-Unternehmen eine Instrumentalfunk-tion für die Stadtpolitik nicht nur imHinblick auf Mobilität und Verkehr, sondern auch in den ökologischen undstadtentwicklungspolitischen Hand-lungsfeldern haben. Die HamburgerHochbahn AG hat genau diese Zusam-menhänge in ihrer Strategie 2030 abge-bildet und konkretisiert diese Strategietäglich.

„Die Fahrgastzahlen der ÖPNV-Ver-kehre steigen nicht nur wegen desPush-Effektes der Staumeldungen inder morgendlichen Verkehrsspitze“,weiß Elste. „Die Bewohner innererStadt teile verzichten auf den Gebrauchdes eigenen PKW aus der Sorge, sonstevtl. keinen Abstellplatz zu finden. Die Zuwächse sind ebenfalls auf denPull-Effekt hoher Leistungsqualität undAn gebotserweiterung des Anbieterszurückzuführen“, meint der Hochbahn -chef.

Mit enger Taktdichte zum ErfolgDie Einführung des Metrobus-Systemsmit der Variante zu kürzerer Taktdich-te ermöglicht eine fahrplanunabhän-gige Nutzung. Der Ausbau des SPNV-Angebots u. a. auch mit der Verlänge-rung der S-Bahn bis Buxtehude undStade hat autofahrende Pendler in denSPNV und ÖPNV geführt. Ebenso hatder barrierefreie Ausbau von Haltestel-len die Attraktivität des ÖPNV für be -stimmte Zielgruppen deutlich gestärkt.

Doch manchmal ist die Nutzungvon Bahnen und Bussen nur die zweit-beste Lösung. Der Großeinkauf imSupermarkt, der Wochenendausflugmit der Schwiegermutter nebst Rolla-tor, den Kindern nebst Hund, der Ehe-frau mit Baby und Kinderwagen, wirdimmer noch mit dem passenden Autobewältigt.

Deshalb kümmern sich ÖPNV-Un -ternehmen um komplementäre Mobi-litätsangebote, wie zum Beispiel Kurz-zeit- oder Tagesmietautos, Mietfahr -

räder oder angemessene Abstellanla-gen für das eigene private Fahrrad. DasProdukt „Switchh“ soll den Abo-Nutzerneinen bequemen und kostengünstigenUmstieg auf ein Carsharing-Auto er -mög lichen und dadurch auf den eige-nen PKW zu verzichten.

Bei höherer Nutzung ist der recht-zeitige Ausbau der Kapazitäten zwin-gend. Eine Steigerung ist nicht nur mitgrößeren Fahrzeugen und höhererDichte möglich, sondern durch eineBeschleunigung der Fahrzeugumläufe.Im U-Bahn-Betrieb soll zu Beginn desnächsten Jahrzehnts auf hochbelaste-ten Streckenabschnitten die Taktdichtein den Spitzenzeiten von 150 Sekundenauf 90 Sekunden verbessert werden.

Die bauliche Verdichtung neuerurbaner Wohn- und Arbeitsquartiereerfordern einen Ausbau des ÖPNV-Net-zes. Solche Milliarden-Investitionen

ist im Hinblick auf Kapazität undGeschwindigkeit nicht nur leistungs-fähiger, auch deutlich nachhaltiger.Doch Elste gibt sich hier positiv: „Beiguter Vernetzung von Teilstrecken kanndie Stadtbahn eine mögliche Alternati-ve sein“.

Zum Schluss geht Elste auf die an -stehenden Untersuchungen zum Aus -bau des U-Bahn-Systems ein. „Fundier -te Ergebnisse gelten als Grundlage für politische Entscheidungen zur Er -wei terung des U-Bahn-Netzes. Frühes -tens Ende 2015 ist mit Ergebnissen zurechnen“.

Zur Luftreinhalteplanung wird derSenat nur noch schadstoffemissions-freie Busse beschaffen. Bis Anfang der30er Jahre wäre die Busflotte dann indiesem Sinne erneuert. Schon zumEnde des Jahres wird die Buslinie 109als „Innovationslinie“ fungieren. Zu

müssen sorgfältig geplant sein, weil siein besonderer Weise der Nachfrageent-wicklung für sehr viele Jahrzehnte ent-sprechen müssen.

Auf das viel diskutierte Stadtbahn-System, die günstigere Alternative zueinem Ausbau des U-Bahn-Systems,geht Günter Elste ebenfalls kurz ein.Eine Straßendichte, wie z.B. im RaumWinterhude-Uhlen horst gibt überhauptkeine Fläche für ein derartiges Ver-kehrsmittel her. Auf den Strecken derStadtbahn würde der verfügbareStraßenverkehrsraum um mindestenszwei Fahrspuren reduziert. Die U-Bahn

gleichen Rahmenbedingungen werdendann Busse mit innovativen Antriebs-technologien eingesetzt. Zum Zugekommen dieselelektrische Busse mitparalleler oder serieller Hybridtech -nologie, Hybridbusse mit Plug-In-Tech-nologie, Batteriebusse mit einer Brenn-stoffzelle als Range-Extender, die kei-ne Infrastruktur zum Nachladen aufder Strecke benötigen und last but notleast, die aktuellen Brennstoffzellen-Busse. Der ÖPNV in der wachsendenStadt Hamburg wäre damit zukunfts-fähig aufgestellt.

EJH

Dr. Wieland Schinnenburg MdHB

Astrid Lurati, Mitglied des Landesvorstands und

Günter Elste

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POLITISCHES FRÜHSTÜCK

nicht zur Disposition, aber sie ist keinestatische Ordnung, sondern muss derEntwicklung angepasst werden. � Verteilt werden kann nur, was vor-her erwirtschaftet wurde.

Jaschke sieht in den „Hammerschlägen“von Papst Franziskus prophetischeMah nungen für das versöhnliche Zu -sammenleben in einer Welt, die sichzunehmend verändert. Der „Bischof vonRom“ kämpft gegen die Vergötterungdes Geldes. Der Mensch soll wieder Vor-rang haben. Das Geld muss ihm dienenund ihn nicht regieren. Zugleich soll dieWirtschaft eine Gemeinschaft für allesein und nicht wenige in gegenwärti-gem Umfang begünstigen. Franziskusruft bei vielen Gelegenheiten zum praktischen Handeln auf und fordertReformen zu Lasten derer, die zum Aus-gleich globaler Disparitäten beitragenkönnten.

Die Kirche muss – so Jaschke – An -walt der Gerechtigkeit sein. Solidaritätund Gerechtigkeit seien im Übrigennicht mehr allein ethische Begriffe, siewürden weltweit auch zu Wirtschafts-faktoren. He

Jaschke leitete seine Erläuterungen zuden Aufsehen erregenden Impulsenvon Papst Franziskus mit einer Remi-neszenz an dessen Vorgänger BenediktXVI ein. Der deutsche Papst sei keinMann des zupackenden Regierensgewesen. Vielmehr war er ein klugerGelehrter (in dieser Eigenschaft auchDoktorvater von Jaschke), dessen Predigten großen Tiefgang hatten. Sostellte Benedikt in seiner Rede vor demdeutschen Bundestag (2011) heraus,dass eine Gesellschaft moralischeGrundlagen brauche. Er nannte in die-sem Sinne Liebe, Gerechtigkeit undBarmherzigkeit.

Franziskus geht nun die gleiche Pro-blematik unmittelbar und realitätsnahan. Zunächst berichtete Jaschke jedochvon äußeren Zeichen einer beschei -denen, volkstümlichen Lebensart desneuen Papstes. So bewohne dieser nichtdie stattlichen päpstlichen Gemächer,sondern drei Zimmer im Gästehaus des Vatikans. Sein Bett mache er selbstund zum Essen stelle er sich in der Kan-tine in die Reihe der Bediensteten des Hauses.

Die spektakulären Äußerungen, mitdenen Franziskus Ungerechtigkeitenund mangelnde Solidarität in unsererWelt rüge, sollen die Augen öffnen fürdie große Disparität zwischen arm undreich. Ein Teil der Weltbevölkerung habedas Geld zum Götzen erhoben. Dies seidie tiefere Ursache für die verheerende

Finanzkrise des Jahres 2008. Mit demneuen Leitstern dieser Menschen ver-binde sich ein Abfall von moralischenGrundsätzen. Jaschke zog den ein-drucksvollen Vergleich zur Anbetungdes goldenen Kalbs im Zweiten BuchMose.

Die weitverbreitete Armut – dieFranziskus aus seiner Heimat in Süd -amerika eindringlich vor Augen habe –sehe der Papst als Schande für eine reiche Welt. Der Weg zu Gerechtigkeitund Solidarität führt nach Auffassungvon Jaschke keineswegs über die Pfadelinker Ideologie. Der Weihbischof be -gann demnach nicht mit einer Verteu-felung des Kapitalismus, sondern warbstattdessen um eine neue Mentalität,weil sich die Bereitschaft zur Solidaritätvielfach abgenutzt habe. Er folgt Grund -sätzen, die auch im WirtschaftsratAnklang finden dürften:� Geld ist nötig. Es vermittelt Anspornund fördert Kreativität.� Der Markt ist dabei unverzichtbar.Er soll zeigen, dass sich Leistung lohntund soll Entwicklungsmöglichkeitenbieten. Aber er muss eine verlässlicheOrdnung haben. Markt allein garantiertkeine Gerechtigkeit.� Armut kann andererseits nur durchMarktwirtschaft überwunden werden.Andere Systeme enden erfahrungs-gemäss in Unfreiheit, Entbehrungenoder Radikalismus.� Die Soziale Marktwirtschaft steht

Von Gerechtigkeit und SolidaritätAnsätze der christlichen Soziallehre, prophetische Impulse von Papst Franziskus

32 Landesverband Hamburg | Ausgabe September 2014

Weihbischof Dr. Hans-Jochen Jaschke

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Landesfachkommission

Beruf sein. So lassen sich Pendelver-kehre verhindern. Die Mobilität in derStadt muss sich grundlegend verän-dern. Der Flächenverbrauch durch par-kende Autos ist immens; dabei brau-chen wir Autos nicht zum Parken, son-dern zum Fahren. Der Leitgedanke von

Prof. Otto, private Verkehre stärkeröffentlich bzw. gemeinschaftlich zuorganisieren und dem gewerblichenVerkehr auf der Straße Vorrang ein-zuräumen, deckt sich mit der Positiondes Wirtschaftsrats.

Die Präsentation von Prof. Otto fin-den sie im internen Mitgliederbereichauf unserer Homepage. BN

Landesfachkommission – Immobilienwirtschaft

Aus dieser Entwicklung lässt sichsomit etwas über Altersstruktur, Woh-nungsnachfrage und Mietpreisent-wicklung in den einzelnen Stadtteilenableiten. Zunächst aber muss eine poli-tische Entscheidung getroffen werden:Inwieweit soll eine vorhandene Bebau-ung verdichtet werden und inwieweitist eine Neubebauung – etwa nach Artvon Neu-Allermöhe – wünschenswert?

Solche Fragen stehen zunehmendim Zeichen der Durchsetzbarkeit. EineVerdichtung der bestehenden Bebau-ung ist aus ökologischen Gründen undwegen des demografischen Wandelssinnvoll – aber natürlich not in mybackyard. Dass man tatsächlich dasNeubauziel von 6.000 Wohnungenerreicht hat, wird als politischer Erfolggefeiert. Die Herausforderung wirdsein, dieses Neubauziel auch über dienächsten Jahre zu realisieren. Die Ham-burger wollen jedoch, dass alles in ihrerStadt so bleibt, wie es ist: die Bauhöhe,die Landwirtschaft und vieles mehr.

Neben kreativen Lösungen ist fürdie nachhaltige Erreichung des Neu-bauziels ein politischer Wille erforder-

lich, der von einer breiten Bevölke-rungsmehrheit getragen wird. DieStadt wird sich verändern müssen,wenn die Agglomerationspotentialeausgeschöpft werden sollen. Die vor-dringliche Aufgabe ist also die Schaf-fung erschwinglichen Wohnraums.Dabei werden die Mietpreise nichtnennenswert nachlassen. Ein mäßiger

Anstieg von durchschnittlich und infla-tionsbereinigt einem Prozent ist aller-dings auch nötig als Anreiz für priva-ten Wohnungsbau.

Die Trennung von Wohnen (außer-halb der Stadt) und Arbeiten (innerhalbder Stadt) ist nicht zukunftsfähig. DieStadt muss der Ort für Familie und

Prof. Dr. Alkis Henri OttoHamburgisches WeltWirtschaftsInstitut(HWWI), Leiter des Themenfeldes Immo-bilien- und Vermögensmärkte

In einer alternden Gesellschaft kannman davon ausgehen, dass die Zahl derHaushalte steigen wird. Denn der Zu -sammenhang von Alter und Haus-haltsgröße zeigt, dass Ältere in kleine-ren Haushalten leben – allerdings nichtunbedingt in kleineren Wohnungen.Bei einer weiterhin wachsenden Ein-wohnerzahl, gleichbleibendem Wohn-verhalten und unter Berücksichtigungvon Ersatzinvestitionen müssen inHamburg bis 2030 jährlich 5.500 Woh-nungen gebaut werden.

Wenn man bedenkt, dass Hamburgfast die gleiche Fläche wie New Yorkhat, dürfte diese zusätzliche Verdich-tung leicht machbar sein. In den ver-gangenen 25 Jahren haben sich dieHamburger Stadtteile indes sehr un -ter schiedlich entwickelt. Insbesonderein den äußeren Randgebieten lag dasWachstum höher, als im Durchschnitt.Ebenso stiegen in den äußeren Stadt-teilen die Zahl der Wohneinheiten undauch der Anteil der über 65-jährigenüberproportional.

Die Stadt wird sich verändern müssen

Dass bis zum Jahr 2030 die Bevölke-rung in Hamburg um ca. 50.000 stei-gen wird, sagt die aktuelle Bevölke-rungsvorausberechnung. Dass dieszusätzlich 50.000 Wohneinheitenerfordert, behauptete Prof. Dr. AlkisHenri Otto in der Sitzung der Landes-fachkommission am 2. September.Das muss erklärt werden.

Stefan Spilker Vorsitzender der LandesfachkommissionImmobilienwirtschaft

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34 Landesverband Hamburg | Ausgabe September 2014

Innovationstreiber IT – Licht und Schatten der vernetzten Gesellschaft

Abendveranstaltung

Referent Dr. Carsten Brosda, Bevoll-mächtigter des Senats der Freien undHansestadt Hamburg für Medien,machte in seinem Vortrag deutlich, wel-chen tiefgreifenden Wandel die Digita-lisierung für einen traditionellen Ver-lagsstandort wie Hamburg mit sichbringt. Fast 125.000 Beschäftigte undrund 10.000 Unternehmen in den Be -reichen IT und Medien sähen sich mitgroßen Herausforderungen, einige so -gar mit der Auflösung ihrer Geschäfts-modelle konfrontiert.

Ziel der Hamburger Medien- undDigital-Strategie sei es daher, die Unter-nehmen bei der Transformation zu be -gleiten, denn die Digitalisierung brin-ge trotz aller Bedenken in erster LinieFortschritt und Chancen, nicht Risiken,so Brosda. Hamburgs Stärke liege nichtin der Technik, sondern in den Berei-chen Content und Kreation, erklärte derfrü here Journalist. Umso wichtiger seies, sich mit der Frage auseinanderzu-setzen, ob es Journalismus als Ge -schäfts modell in 15 Jahren noch gebenwerde – und wenn ja, unter welchenBedingungen.

Kapitän zur See Thomas Ackermann,Referatsleiter Führungsunterstützungdes Marinekommandos in Rostock,erläuterte in seinem Vortrag die kom-plexen Herausforderungen an die Infor-mations- und Kommunikationssystemefür Seestreitkräfte. Überall auf der Weltarbeiteten Seestreitkräfte unter Rah-menbedingungen, die besondere An -forderungen an die technische Aus-stattung stellten, so Ackermann. Dazugehören neben der Teilnahme am See-verkehr und der damit verbundenendurchgängigen Mobilität im FalleDeutsch lands auch die Teilnahme aninternationalen Einsätzen.

Die Titanic war nicht auf den Eisberg vorbereitet, Nokia nicht aufdas iphone„Be prepared“ lautet das Credo vonTrendforscher Oliver Leisse, der, gestütztauf die Expertise als Geschäftsführen-

Dr. Carsten Brosda, Ludolf von Löwenstern

Um die verschiedenen Facetten

der vernetzten Gesellschaft ging

es auf dieser Veranstaltung, zu

der Prof. Dr. Hans-Peter Erb von

der Helmut-Schmidt-Universität /

Universität der Bundeswehr und

Ludolf Baron von Löwenstern für

die Kommission ITK des Wirt-

schaftsrats Deutschland LV Ham-

burg eingeladen hatten.

Univ.-Prof. Dr. Hans-Peter Erb, Kapitän zur See Thomas Ackermann

Page 35: WR-Journal 03-2014 Landesverbände Hamburg und Schleswig-Holstein

35

Das Brahms Kontor ist Hamburgs mo -dernster Klassiker und mit seinem schillernden Foyer auch eines der far-benprächtigsten Denkmäler der Stadt.Außen Backsteinfassade befindet sichim Innern ein Schmuckkästchen im Artdéco-Stil mit einer für Hamburg selte-nen Opulenz. Goldene Deckenfliesen,Wandkacheln von überwältigenderFarb pracht, kleinteilige verschieden -farbige Fußboden-Mosaike sowie fili-grane Glaskunst in der riesigen, halb-transparenten Fensterwand zum Hof.

Das Spiel aus Farben, Materialien(u.a. kostbares Metall-Kunsthandwerk)und Formen lassen manchen Besucherden Atem stocken. Vorherrschend ist dieFarbe Rot der feuerroten Keramiktafelnan den Seitenwänden, aber auch ande-re satte Farben wie Gelb, Grün und Blauspielen eine Rolle.

Der Farbexperte Professor HaraldBraem weiß: „Rot stimuliert die Adre -nalinausschüttung. Rot bedeutet Erre-gung, Aufmerksamkeit, Wachheit undist der „Eye-Catcher“ schlechthin. Siewissen: Eine rot gekleidete Frau ist aufeiner Party immer ein Blickfang, signa-lisiert aber auch erhöhte Wachsamkeit

beim Betrachter.“ Mit Rot, der Farbe desTuns, bringt das Brahms Kontor jedenBesucher sofort auf ein hohes Energie-level. Rot ist „physikalisch die schnellsteFarbe und wird vom Auge am rasches -ten aufgenommen“, so der Farbexper-te Prof. Harald Braem aus Bettendorf.

Der energetische Farbcode des Emp-fangsbereichs steht für Aktion und Vita-lität. Als Bürohaus und Heimat fürDienstleistungs- und Kreativfirmen istdas eine angemessene Begrüßung zum

morgendlichen Arbeitsstart. „Die Archi-tekten dieses Art déco-Foyer haben sichbewusst für diesen roten Raum ent-schieden und das Foyer damit als einenstarken Erlebnisraum inszeniert. Eskann sein, dass der ein oder andereBesucher sogar ins Schwitzen gerät, weildas Rot so erregend auf ihn einwirkt“,so der Farbexperte.

Vita Harald Braem (Auszug)Professor für Kommunikation undDesign (Schwerpunkt Farbenlehre)

der Gesellschafter der SEE MORE GmbH,einen Ausblick in unser Leben in derdigitalen Zukunft wagte. Die sieht fürDeutschland nach Leisses Einschätzungderzeit nicht rosig aus: So ist die Bun-desrepublik im Ranking der wichtigstenUnternehmen erst auf Platz 32 vertre-ten, die wichtigsten Zukunftsmärkteentgleiten uns, so Leisse. Die Entwick-lung verlaufe derzeit nicht evolutionär,sondern revolutionär. Verunsicherung,Stress und Anpassungsdruck führten zuBurn-out in weiten Kreisen der Bevöl-kerung, sukzessive aber auch zu verän-derten Einstellungen und neuen Hand-lungsmustern. „Branchen verändernsich, weil die Menschen es wollen, dieTechnik es kann und weil das Geld dafürvorhanden ist.“

Beispiele von neuen Produkten undDienstleistungsangeboten aus aller

Welt unterstrichen seine Thesen. Sorevolutioniert Amazon mit Dash seitgut einem Jahr den Handel. Das kom-fortable Angebot, bei dem fehlendeBestände einfach eingescannt und amFolgetag geliefert werden, ist in denUSA der Renner. Die Folgen – hier wiedort: Innenstädte veröden, alteingeses-sene Händler streichen die Segel, derEinkauf findet nicht in der City, sondernam Rechner oder in der S-Bahn statt.

Man spricht nicht mehr miteinander,sondern mit dem Gerät Auch im Personentransport und in derKommunikation sind große Verände-rungen spürbar – oder längst Alltag. Sonimmt die Zahl der Führerscheinneu-linge weltweit ab, Angebote wie Car2Gooder private Taxen-Dienste (Uber) boo-men, auch in Hamburg.

„Being alone is like a problem thatneeds to be solved“ zitierte Leisse eineBranchenkollegin aus den USA, und werin letzter Zeit je Menschen an der Bus-haltestelle, in der Bahn, am Flughafenoder sogar beim Date beobachtet hat,weiß, wovon die Rede ist: Selbst Ver-liebte kommunizieren scheinbar nichtmehr miteinander, sondern mit demSmartphone.

Doch auch die technologisierteKommunikation hat für Leisse ihre posi-tiven Seiten. Durch den indirekten Aus-tausch fallen Sprachbarrieren, weltwei-te Verständigung wird immer einfacher.Leisses Tipp für Fernreisen: world-lens.com. Die App übersetzt allesGedruckte über die eingebaute Handy-kamera – kinderleicht und in Echtzeit.

Ludolf Baron von LöwensternUniv.-Prof. Dr. Hans-Peter Erb

Warmer Empfang in rotgoldenem Art Déco-ErlebnisraumDenkmaltag zum Thema Farbe

Brahms Kontor – architektonisches Juwel im Farbregen

PR-Bericht

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36 Landesverband Hamburg | Ausgabe September 2014

Wenn die besten Galopper ihre Rennen austragen, schmückt sich Horn

und macht sich besonders fein. Am Schlusstag wird der Derbysieger gekürt,

so ist es mit wenigen Ausnahmen seit 145 Jahren.

Derby-Meeting

Diesmal begann das Meeting nicht wiesonst üblich am Sonnabend, sondernam Sonntag und wurde um einen Tagverlängert. Der zusätzlich gewonneneDienstags-Renntag war auch für denWirtschaftsrat die letzte Chance, seinetraditionelle Veranstaltung durchzu-führen. Denn, während der Derby-Woche lief der Wirtschaftstag in Berlin,ein must für die Mitglieder.

Neben dem veränderten HornerBesuchstermin beeinflusste den Derby-Ablaufplan zudem die angesetztenQualifikationsspiele der Fußball-WM.So galt es, Überschneidungen schon beider Planung zu vermeiden und diemöglichen konkurrierenden Eventswirkten sich glücklicherweise nichtnegativ auf die Teilnehmerzahlen aus.

Für den ausrichtenden HornerRenn-Club ergab sich an diesem letzten

Dienstags-Renntag wegen einer Live -übertragung nach Frankreich ein luk -ratives Geschäft: Drei Prozent der inFrankreich erzielten Wetteinnahmenflossen an den Hamburger Renn-Club.Bedauerlicherweise beendeten heftigeRegenschauer sowie letztlich ein Gewit-ter vorzeitig diesen Renntag, so dass dasRennen Nummer 9 gecancelt wurde.

Pech, denn den Wetterunbilden fieldamit das spektakuläre Rennen um den„Alpine Motorenöl – Seejagdrennen“für 5-jährige und ältere Pferde, um dasPreisgeld von 10.000 Euro, zum Opfer.Aus Sicherheitsgründen und nach reif-licher Überlegung entschied die Renn-leitung das einzig richtige: Absage desfür Pferd, Jockey und Zuschauer span-nenden Rennens und verkündete dasvorzeitige Ende der diesjährigen Derby-Woche.

Das Deutsche Derby hatte mit ins-gesamt 650.000 Euro eine Rekord -dotierung. Dennoch war Renn-Club-Chef Eugen-Andreas Wahler leicht verschnupft: „Die Meldungen zum Rahmenprogramm am Derbysonntagwaren dürftig. Ein Großteil der Pferdelief im Ausland obwohl wir die Renn-preise kräftig erhöht hatten“, kritisier-te der Renn-Club-Chef. Insgesamt star-teten 643 Pferde in den 65 Rennen ansieben Renntagen. Das ist eine Rekord-zahl. Finanziell kam der HamburgerRenn-Club geradeso über die Runden.Man kalkulierte einen Umsatz von dreiMillionen Euro, den man mit 2.995.145Euro nur ganz knapp verfehlte.

Der erfolgreichste Jockey (10 Siege)des diesjährigen Derbymeetings warder Niederländer Adrie de Vries. Derdiesjährige Derbysieger heißt: Sea TheMoon. Der Hengst gewinnt mit elf Län-gen Vorsprung und stammt aus derZucht und ist im Besitz des Gestüts Görls dorf. Die Siegprämie von 390.000

Glück & Pech beim Derby in Horn Wirtschaftsratsmitglieder diesmal amSchlusstag auf der Rennbahn

Adrie de Vries auf Stute Calyxa –Der Niederländer war der erfolgreichsteJockey (10 Siege) des diesjährigen Derby-meetings.

Foto

: HRC

Archi

v

Page 37: WR-Journal 03-2014 Landesverbände Hamburg und Schleswig-Holstein

37

Euro im IDEE 145. Deutsche Derby er -freut die Besitzer Heike und NikoBischoff-Lafrentz und beschert TrainerMarkus Klug (38) seinen ersten Derby-Sieg.

Glück:Das Haus Darboven war undist schon seit geraumer Zeit Derby -sponsor. In diesem Jahr hat Albert Darboven, langjähriger Vize-Vorsitzen-der des HRC und Besitzer von Renn-pferden den Sponsorpart der Sparda-Bank übernommen und kommentiertsein Engagement: „Das Derby liegt mirdoch persönlich am Herzen, es ist eineHamburger Institution“.

Wenn die Stuten, Wallache undHengste längst wieder in ihren Ställen

stehen, auf heimischen Wiesen sich vomTurnierstress erholen, hat eines nachwie vor Bestand: Der Kopfschmuck derDamen. Auffallen und gesehen werden,gehört weltweit zu allen Pferderennen.Der schönste, originellste Kopfschmuckwird stets prämiert, das ist in Hamburgnicht anders. Für ihre extravaganteKopfbedeckung im traditionellen Hut-wettbewerb wurde Franziska Freiin vonHutten mit dem ersten Preis ausge-zeichnet. Vier weitere Hut-Exponatewurden von der achtköpfigen Jury prä-miert. Ob die Hutmodelle unsererDamen unter die ersten Fünf gekom-men wären, bleibt unseren Mitgliedernüberlassen. EJH

Glück & Pech beim Derby in Horn Eines hat nach wie vor Bestand:der Kopfschmuck der Damen (undHerren). Auffallen und gesehenwerden, gehört weltweit zu allenPferderennen.

Holger Preibisch, stellvertretender Landesvorsitzender, mit Astrid Lurati, Mitglied im Landesvorstand

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38 Landesverband Hamburg | Ausgabe September 2014

Passend zu dem warmen Sommer hatder Junge Wirtschaftsrat Hamburg am11. Juli zum Sommerfest im Bootshausdes USC Paloma am Barmbeker Stich-kanal geladen und durfte zahlreichebekannte Gesichter und einige Gästebegrüßen. Der Abend konnte in diesemRahmen dank der freundlichen Unter-stützung von Holsten und Reemtsmastattfinden.

Nach der offiziellen Begrüßungdurch den Landesvorsitzenden FlorianEilken, wurde der laue Sommerabendin rustikaler Atmosphäre durch einenImpulsvortrag des ersten Bürgermeis -terkandidaten und Fraktionsvorsitzen-den der Hamburger CDU Dietrich Wer-sich MdHB eingeleitet. Herr Wersichberichtete über die aktuellen Schwer-punkte der Hamburger CDU, den anste-henden Wahlkampf und künftige Her-

J U N G E R W I R T S C H A F T S R A T

Sommerfest des Jungen Wirtschaftsrates

ausforderungen für die Stadt Ham-burg.

Bei einem kühlen Bier und leckeremGrillgut konnten diese Themen in Ein-zelgesprächen weiter vertieft werden.Bis in die späten Abendstunden hineinwurden lebhafte Diskussionen geführtund Gedanken zu wirtschaftspoliti-schen Themen ausgetauscht.

Tim Albrecht

Herr Scheuerl, warum sind Sie Mitgliedim Jungen Wirtschaftsrat geworden?Die Vernetzung über die eigenenFreun deskreise hinaus ist gerade imStudium sehr wichtig. Als ich vor fastzehn Jahren zum ersten Mal an einerVeranstaltung des Jungen Wirtschafts -rats teilnahm, empfand ich die unter-schiedlichen Persönlichkeiten, die mirbegegneten als sehr spannend. AlsJurist wollte ich nicht nur mit meinemBerufsstand zu tun haben, sondernauch möglichst viel aus anderen Berei-chen erleben und lernen.

FRAGEN AN EIN NEUES MITGLIED

Christian ScheuerlCOO, MPC Real Estate Development

Dies erweitert die eigene Perspek-tive und eröffnet immer wieder neueSichtweisen und interessante Einblickein abwechslungsreiche Berufsfelderund Lebenswege.

Welche inhaltlichen Themen möchtenSie als Mitglied des Jungen Wirtschafts -rates vorantreiben?Durch meine Arbeit in der Immobilien -wirtschaft und Tätigkeiten im Bereichdes Bauplanungsrecht in der Hambur -ger Kommunalpolitik weiß ich um dieBedürfnisse der wohnungssuchendenHamburgerinnen und Hamburger. Einangenehmes Wohnumfeld und ver -tretbare Mieten sind die beiden Pole,zwischen denen sich die Politik und dieAkteure in den Immobilienunterneh-men bewegen müssen. Auch der Jun-ge Wirtschaftsrat kann Stellung be -ziehen und sich aktiv in die Wohnungs -politik einbringen. Ebenso führt derDemographische Wandel zu neuen

Herausforderungen: Studenten undjunge Menschen, aber auch pflegebe-düftige Senioren suchen zunehmendnach kleineren Wohnungen.

Hierauf muss auch die Politik rea-gieren und entsprechende Bauvorha-ben unterstützen. Die Wirtschaft isthier – wie so oft – schon einen Schrittweiter.

Wie bewerten Sie die Gemeinschaft derMitglieder untereinander?Die Mitglieder pflegen einen vertrau-ensvollen Umgang. Für Fragen aus denunterschiedlichsten Bereichen findetman immer einen Ansprechpartner,der gerne und unkompliziert hilft. EinGriff zum Telefon und schon werdengemeinsam Probleme angegangenund Lösungen gesucht. Auch für dasGeschäft ist dies hilfreich: Die Zusam-menarbeit fällt oft leichter, wenn mandie Person gegenüber kennt und ihrvertraut.

aus dem Jungen Wirtschaftsrat

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Pünktlich um 19:30 Uhr begann dasKamingespräch dann mit der Vorstel-lung Michael Westhagemanns, der ei -nen beeindruckenden Lebenslauf skiz -zierte. Schon seine beachtliche Ämter -vielfalt als Vizepräses HandelskammerHamburg, Vorstandsvorsitzender desIndustrieverband Hamburg, Landes-vorstand Wirtschaftsrat Deutschlandund Mitglied Landesverband Hamburgbringt umfangreiche Kenntnisse undergab viele differenzierte Gesprächs -themen mit entsprechenden Fragen.

Unter anderem: Wie beurteilen Siedie Zukunftsfähigkeit der verarbeiten-den Industrie in Hamburg? In diesemZusammenhang haben wir über den

Kamingespräch mit Michael Westhagemann

„Masterplan Industrie“ gesprochen undLösungsansätze diskutiert. Dadurchkamen wir auf das Schlagwort „Indu-strie 4.0“, einem Zukunftsprojekt in derHightech-Strategie der Bundesregie-rung, mit dem die Informatisierung derklassischen Industrien, wie z.B. der Pro-duktionstechnik, vorangetrieben wer-den soll. Das Ziel ist die intelligenteFabrik (Smart Factory), die sich durchWandlungsfähigkeit, Ressourceneffizi-enz und Ergonomie sowie die Integra-tion von Kunden und Geschäftspart-nern in Geschäfts- und Wertschöp-fungsprozessen auszeichnet.

Wir haben mit dem CEO Westhage-mann auch über die Zukunftsvision von

Siemens gesprochen, insbesondereüber den geplanten Konzernumbauund ihm die Frage gestellt, was wirdsich dadurch künftig für den StandortHamburg verändern. Schließlich sollteWesthagemann noch zu internationa-len Themen, insbesondere von seinenErfahrungen aus China und die Her-ausforderungen bei der Zusammenar-beit mit den Chinesen berichten.

Zum Schluss des Kamingesprächskamen wir zur bevorstehenden Bür-gerschaftswahl. Es scheint nicht so ein-fach zu sein, junge Personen aus derWirtschaft für die Politik zu begeistern.Obwohl Siemens seine Mitarbeiterunterstützen würde, findet sich kaumjemand, der sich in der Politik engagie-ren möchte. Nach langer Diskussionkamen wir zu dem Fazit: Wir, der JungeWirtschaftrat und Michael Westhage-mann wollen dieses Thema zusammenangehen. Unser Ziel ist es, mehr jungeMenschen für die Politik zu begeistern.

Florian Eilken

Es war wieder Zeit für unser erfolgreiches Format „Kamingespräch“. Als beson-

deren Gast durften wir diesmal Michael Westhagemann (CEO Nord) der Siemens

AG, begrüßen. Üblicherweise beginnt das Kamingespräch durch eine persönli-

che Vorstellung des Gastes. Doch diesmal entwickelte sich mit dem frühzeitig

erschienen Gast schon vor dem offiziellem Teil eine Diskussion, bevor alle Teil-

nehmer anwesend waren.

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40 Landesverband Hamburg | Ausgabe September 2014

Landesfachkommission

Landesfachkommission ITK

te, Chats und Videotelefonie. Amstärks ten tritt diese Entwicklung imFestnetz zutage. 2013 ging die Zahl allerabgehenden Telefonate im Festnetzund Mobilfunk um 1,4 Prozent von 283auf 279 Milliarden Minuten zurück.Dabei gingen die Telefonate im Fest-netz um 3 Prozent von 174 auf 169 Mil-liarden Minuten zurück. Telefonateüber mobile Netze konnten dagegenvon 109 auf 110 Milliarden Minutenknapp ein Prozent zulegen. 2010 warmit in Summe 295 Milliarden Minutenabgehender Telefonate das Spitzenjahrder Sprachtelefonie. Seitdem sind dieTelefonate im Festnetz und Mobilfunkum insgesamt 5 Prozent gesunken. DerRückgang verlief laut Bitkom bislangausschließlich zu Lasten der Festnetz-telefonie. Die Zahl der aus dem Fest-netz abgehenden Telefonminuten sankzwischen 2010 und 2013 um gut 12 Pro-zent, von 193 Milliarden auf 169 Milli-arden Minuten.

Aus der Arbeit der Kommission ITKIn den Sitzungen des ersten Halbjah-res 2014 (ein Mal pro Monat) habensich die Mitglieder dieser KommissionITK mit folgenden Themen beschäftigt:Vortrag von Oliver Leisse (Trendfor-scher; GG von SEE MORE) zum Thema„Zeit der Veränderung: Was Kundenmorgen von uns erwarten – Insightsaus der Trendforschung“, Vortrag

von Timothy Scheller (Columbia ShipMana gement) zum Thema „Infor ma -tionsmanagement im maritimen Kon-text. Eine Perspektive für den mariti-men Finanz-, Logistik- und Reede -reistandort Hamburg“, Vortrag vonDieter Spark (Vorstand Dakosy) zumThema: „Der digitale Wandel im HafenHamburg“.

Nachfolgende Themen stehen imHerbst – beginnend im Monat Septem -ber – auf dem Programm: „IT in dermedizinischen Versorgung: Wie sichersind die Daten der Patienten?“, „Ent-wicklung von Flight Management Sys -temen und ihre Risiken“, „Zivilcoura-ge. Wichtiger als Compliance-Systemeim Kampf gegen Korruption und Wirt-schaftsspionage?“, „Big Data: Metho-den, Anwendungen, Auswirkungen“.

Bei Cloud-Computing werden dieDaten nicht mehr in einem eigenenFirmenrechenzentrum bearbeitet undgespeichert, sondern über die „Cloud“in einem externen Rechenzentrum.Durch den Poolingeffekt der verstreu-ten „Cloud“- Anbieter entstehen erheb-liche Vorteile. Vor allem verfügt CloudComputing über eine massive Ska -lierbarkeit (d.h., das System kann sichdurch Aktivierung von Ressourcenselbst starken Belastungsschwankun-gen anpassen). Das gilt auch fur ande-re Komponenten wie Programme oderProzessorkerne. Schließlich ist die Spei-cherkapazität fast unbegrenzt.

Dieses weltweite System wirft na -turgemäß sowohl rechtliche Problemeals auch Sicherheitsfragen auf, die sehrkomplex sind. Ein Hauptproblem istdie Datensicherheit. Wir, die Mitglie-der der Kommission ITK, haben voneiner Nutzung dieser Dienste abgera-ten, da bei den diversen Cloud-Anbie-tern der Schutz der Privatsphäre ihrerNutzer nicht unbedingt im Mittel-punkt steht. Besonders hervorzuhe-ben ist der Speicherdienst DROPBOX.Dieser Cloud-Dienst war ein vorgese-hener und bereitwilliger PRISM-Part-ner und STELLAR-Wind (ein NSA-Über-wachungsprogramm). Es gibt Cloud-Dienste wie zum SPIDEROAK oder derdeutsche Anbieter ANONYMCLOUD, diedie dringend notwendigen Sicherheits -vorkehrungen (Verschlüsselungen)ein setzen und auf das sogenannteZero-Knowledge-Prinzip setzen.

Es wird weniger telefoniert (Quelle: Bitkom)Chats, Video-Telefonie und andereKommunikationskanäle lösen mehrund mehr die traditionelle Telefonieab. Über Festnetz und Mobilfunk kom-munizieren die Deutschen immerweniger, so die Daten der Bundes-netzagentur. BITKOM leitet daraus einverändertes Kommunikationsverhal-ten ab.

Statt zu telefonieren greifen dieDeutschen lieber zu Messaging-Diens -

Cloud-Computing – Heiter oder Wolkig ?

Zahl der abgehendenTelefonminuten in Deutschland

in Milliarden

Quelle: Bundesnetzagentur

Ludolf Baron von LöwensternVorsitzender der Landesfach-

kommission ITK

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42 Landesverband Hamburg | Ausgabe September 2014

Neues aus den Landesverbänden

WIR BEGRÜSSEN ALS NEUE MITGLIEDER IN DEN LANDESVERBÄNDEN HAMBURG UND SCHLESWIG-HOLSTEIN

Dr. Jan Asmus Bischoff SyndikusM.M.Warburg & CO KGaA / Hamburg

Alexander DjordjevicCEO & FounderFoodist GmbH

Frank Eggert GeschäftsführerITE Solutions GmbH

Andreas GabrielHamburg

Dr. Ottmar Gast Sprecher der GeschäftsführungHamburg Südamerikanische Dampfschifffahrts-Gesellschaft KG

Felix GerberVorstandNorddeutsche AG

Dr. med. Dirk HeinrichInhaberDr. med. Dirk Heinrich Hals-Nasen-Ohrenheilkunde

Sven Ole Koch Investment ManagerArt Invest Real Estate ManagementGmbH & Co. KG

Edo Kriegsmann GeschäftsführerInteractive Furniture UG (haftungsbeschränkt)

Jens Luther VorstandHEK Hanseatische Krankenkasse / Hamburg

Jan-Philipp MatzenErnst & Young GmbH Wirtschafts -prüfungsgesellschaft / Hamburg

Dr. Andreas Rottler Hamburg

Lars StelteSenior Kundenberater Private BankingUniCredit Bank AG / Hamburg

Marc Antonio UnverzagtGeschäftsführerRobert C. Spies Gewerbe und Invest-ment GmbH & Co. KG / Hamburg

Prof. Dr. Andrea Versteyl InhaberinAndrea Versteyl Rechtsanwälte / Hamburg

Harald ZimmermannGeschäftsführerED/CON- Energiedienstleistung & Con-sulting GmbHSeevetal

Dr. Olaf BastianStaatssekretär a.D.Wiegert, Werner & Partner Kiel

Florian BauerAlleinunternehmerFMB Immobilienservice Kiel

Dr. Frank BockGeschäftsführerCORONIC GmbHKiel

Frank BowmannGeschäftsstellenleiterGoldbeck Nord GmbHKiel

Fette Compacting GmbHSchwarzenbek

Sven FischerGeschäftsführender GesellschafterKieswerk Fischer GmbH & Co. KGTensfeld

Matthias HoffmannProduktionsleiterFette Compacting GmbHSchwarzenbek

Imland MVZ GmbHAkademisches Lehrkrankenhaus Campus Kiel Rendsburg

Baris KarabacakTerminkoordination kaufmännische Dienste GRG Services Hamburg GmbH & Co. KGHamburg

Manfred MacheGeschäftsführerGLOOR MEDICAL GmbHLübeck

Olaf MüllerGeschäftsführerFette Compacting GmbHSchwarzenbek

Nordakademie gAGElmshorn

Sophie Katharina Paul (JWR)Kiel

Dr. Benjamin PfannkuchWiegert, Werner & Partner Kiel

Dr. Peter RösnerLeiter Stiftung Louisenlund Güby

Gerd-Otto SchoonGeschäftsführender GesellschafterGebäudemanagement Schoon GmbHEllerdorf

Christian Prinz zu WaldeckGeschäftsführender GesellschafterFarve Wind GmbHWangels

Wiegert, Werner & PartnerRechtsanwaltsgesellschaft mbHRechtsanwälte und Notare Kiel

Martin WildeGeschäftsführerImland MVZ GmbHAkademisches Lehrkrankenhaus Campus Kiel Rendsburg

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WIRTSCHAFTSRAT VOR ORT10. Oktober 2014Airbus

Vorschau Landesverband Hamburg

Nachlese„Die Technik von heute

ist das Brot von morgen – dieWissenschaft von heute ist die

Technik von morgen“

Richard von Weizsäcker

V E R AN STA LTU NG SVOR S C HAU

Änderungen vorbehalten

JUNGER WIRTSCHAFTSRAT30. September 2014Neumitglieder- und Gästeabend

22. Oktober 2014 Besichtigung Kraftwerk Moorburg

19. November 2014Hamburger Dialog

JOUR FIXE (nur für Mitglieder)

25. September 2014Dr. Jan WehingerManager der MHP - A Porsche Company

20. November 2014Stefan BergmüllerGeschäftsführer, Firma Breeze

VERANSTALTUNGEN7. Oktober 2014 Abendveranstaltung mit Oliver LeisseSEE MORE, Institut für Trendforschung in innovative Strategien

9. Oktober 2014 Abendveranstaltung mit Marion KlimmerFachforum peoplebusiness

13. November 2014 Abendveranstaltung mit Christian Lindner MdL

25. November 2014Podiumsdiskussion zum Thema Fracking mit Dr. Peter BlauwhoffVorsitzender der Geschäftsführung, Deutsche Shell Holding GmbH und Prof. Dr. Hans-Joachim Kümpel, Präsident der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR)

1. Dezember 2014Abendveranstaltung mit Carsten Linnemann MdB

9. Dezember 2014 Abendveranstaltung mit Dr. Thomas Schünemann

Foto: AIRBUS S.A.S. 2014 computerrendering by FIXON– GWLNSOD

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44 Landesverband Schleswig-Holstein | Ausgabe September 2014

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Landesverband Schleswig-Holstein

Ausgabe September 2014 | Landesverband Schleswig-Holstein 45

egen Ende der ersten Halbzeitunserer Legislaturperiode in

Schleswig-Holstein sind die politischenLichtblicke leider sehr rar gesät. Die irrlichterbehaftete verkehrspolitischeBesinnung der Grünen ist angesichtsder bedrohlichen Standortszenarienjedenfalls noch keiner. Eine etwaigeNeubesetzung des Bildungsministeri-ums ist definitiv auch keiner, denn derradikale schulpolitische Kurs folgt derKoalitionsvereinbarung. Immerhin hatdie Kultusministerin bei der geplantenDenkmalschutznovelle ein gewissesEntgegenkommen gezeigt. Das gab esbei dem bereits verabschiedeten Tarif-treue- und Korruptionsregistergesetznoch nicht. Aber darf das schon als einLichtblick gelten? Angesichts der Um -stellung auf ein deklaratorisches Ver-fahren bei der Eintragung von Objektenin das Denkmalbuch eher nicht, denndadurch steigen Rechtsunsicherheitenund Willkür. Ein lebendiger Denkmal-schutz lebt zuvorderst von der Akzep-tanz für die gute Sache, die durch einezukünftig einseitige amtliche Dekla -ration gefährdet wird, insbesonderewenn die Anzahl der eingetragenenDenkmäler auf einen Schlag verviel-facht wird. Das spürbare Entgegen-kommen ist dennoch ein erfreulichesSignal, daß man sich besinnt undzusammen mit den einmütig protes -tierenden Verbänden nach besserenLösungen sucht.

Perspektivisch steht für die zweite Hälf-te der Legislaturperiode nicht mehr vielauf der Agenda. Der Koalitionsvertragscheint weitgehend abgearbeitet. Aller-dings hat sich der Innenminister eineReform des kommunalen Ausgleichs-fonds vorgenommen. Das ist politischein mutiges Unterfangen, da der Ge -gen stand komplex ist und eine Umver-

teilung immer auch Verlierer kennt.Dennoch liegt in der Neuausrichtungdes kommunalen Ausgleichsystemseine große Chance, Investitionen in dieInfrastruktur zu fördern und zugleichdie Wirtschaftlichkeit bei der kommu-nalen Aufgabenwahrnehmung zu er -höhen. Dafür bedarf es einer differen-zierten Aufgabenbetrachtung. Ein klugmodernisierter kommunaler Finanz-ausgleich wäre jedenfalls am Ende derLegislaturperiode ein echter Lichtblick.

Bundespolitisch sind zum Beginn derneuen Legislaturperiode erst einmaleine Reihe von Wohltaten unters Volkgebracht worden, wie der gesetzlicheMindestlohn, neue Rentenansprücheoder Entlastungen für die Kommunen.Nur die Investitionen im Bereich Infra-struktur sind nicht be dacht worden.Das vom Bund angekündigte Pro-gramm zum Breitbandausbau steht in keiner vernünftigen Relation zumAusbauerfordernis, und die vereinbar-te Aufstockung des klassischen Ver-kehrsetats um jährlich 1,25 MilliardenEuro ist weniger als ein Tropfen auf den heißen Stein. Man kann nur hoffen,daß die dringend notwendigen Kor -rekturen bald kommen. Das gilt umsomehr angesichts wachsender kriege -rischer Auseinandersetzungen in denNachbarregionen der EuropäischenUnion, die auch Schleswig-Holstein alsExportstandort besonders treffen undden politischen Fokus deutlich verla-gern können. Eine Konzentration derpolitischen Anstrengungen auf dieüber lebenswichtigen Infrastrukturpro-jekte ist daher mehr denn je geboten.

Reimer Tewes

G

Denkmalschutznovelle entschärfen, kommunalen Finanzausgleich auf Investitionen trimmen und oberste Priorität für die Verkehrsinfrastruktur

Reimer TewesLandesvorsitzender Schleswig-Holstein(kommissarisch)

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Veranstaltung der Sektion Rendsburg

46 Landesverband Schleswig-Holstein | Ausgabe September 2014

Steuerberater Achim Petersen (Mitte) begrüßte die Sektion erstmals als frisch gewählterSprecher; Unternehmer Jörn Matthies, Matthies Druckguss GmbH & Co., (re.) und GuidoSchwartze, Geschäftsführer offAcon GmbH

Jedenfalls kenne er keinen Grund, war-um das Herzogtum Lauenburg nochvon einer Zonenrandlage profitierendürfe. Bei anderen Punkten hätteweder die Befragung von Fachleutennoch von Zeitzeugen eine schlüssigeErklärung der herrschenden Vertei-lungskriterien zutage gefördert. SeineReform verfolge deshalb drei Ziele:Gerechtigkeit, Erklärbarkeit und Trans-parenz. Um diese zu erreichen, seien die wichtigsten Vertreter samt Landes-rechnungshof über einen Beirat pro-jektbegleitend eingebunden worden.Zudem sei diese Veranstaltung desWirtschaftsrates am 30. Juni 2014 zuGast bei der Sektion Rendsburg in -zwischen bereits seine sechszigste, umalle wichtigen Aspekte aufnehmen zukönnen.

Kai Petersen hatte als erfahrenderKommunalberater die Moderation zudiesem komplexen Thema übernom-

men und bat für die anschließendenDiskussion mit Reinhard Sager, der alsLandrat Ostholstein die Position derLandkreise erläuterte, darum, zunächstdie vertikale und dann die horizontaleEbene zu diskutieren, also zunächst:„Wieviel Mittel sollen vom Land zur Verfügung gestellt werden?“, und an -schließend: „Wie sollen sie verteilt wer-den?“

Sager kommt schnell zur Sache: DieLandkreise könnten mit der angekün-digten Kürzung von 74 Euro zugunstender Städte und bestimmter Gemeindennicht einverstanden sein angesichts

Investitionskostenpauschalen für denkommunalen Finanzausgleich

Seit über einem Jahr arbeitet Innenminister Andreas Breitner intensivan einem neuen kommunalen Finanzausgleich für das Land Schleswig-Holstein. Ein Projekt, das nicht im Koalitionsvertrag stehen würde undunzählige Interesse berühre, aber dennoch dringend angepackt werdenmußte. Denn einerseits sei das Volumen seit dem Jahr 2007 von 972 Millionen Euro auf jetzt 1,4 Milliarden Euro angewachsen, anderseits sei aber der herrschende Umverteilungsmechanismus häufig wederrational noch historisch nachvollziehbar.

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An dieser Stelle durfte Mathias No -wotny als Fachreferent für den Ministereinspringen. Die Hälfte des Fondsvolu-mens, also 700 Millionen Euro, seien fürdie Aufgabe der Bedarfsgemeinschaf-ten (Hartz IV) vorgesehen, deren Ver-teilung anhand des Zuschußbedarfs zu94 Prozent erklärt werden könnte, wes-halb dieser Indikator sich hervorragendfür eine aufgabenbezogene Mittelver-teilung eigne.

Für die übrigen 700 Millionen Euround ihre zugrundeliegenden Aufgabenwie die Jugend- oder die Sozialhilfe sei-en solche guten und schwer manipu-lierbaren Kennzahlen allerdings nichtbekannt, weshalb man bei der Mittel-verteilung auf allgemeine Kennzahlender Kommune zurückgreifen müsse.

An dieser Stelle kam nun harterWiderspruch aus dem Auditorium.Jochen-Konrad Fromme, Rechtsanwaltaus Niedersachsen, der den schleswig-holsteinischen Landkreistag derzeit

gerichtlich vertritt, stellte klar, daß derVerwaltung zwar ein weites Ermesseneingeräumt worden sei, sie aber amEnde gesichert begründen müsse, wiedie von den Kommunen übernomme-nen Aufgaben im Hinblick auf ihreKosten bewertet worden sind. DazuSager: „Die Aufgaben sind gar nicht ver-nünftig analysiert worden.“ Vergleicheman die Kosten zwischen den Kommu-nen für vergleichbare Aufgaben, erwie-sen sich die kreisfreien Städte jedenfallsals deutlich teurer, weshalb sie sich demBenchmark entzogen hätten. GuidoSchwartze, Geschäftsführer der Rends-burger OFFAcon GmbH, forderte trans-parente Fallkostenpauschalen zu jederfinanziell bedeutsamen Aufgabe: nurso könne sich Wirtschaftlichkeit bei der kommunalen Aufgabenerledigungstrukturell durchsetzen. Diese Positionfand im Publikum breite Unterstüt-zung, wobei ebenso klar gefordert wur-de, die Ausgleichsmittel vorzüglich fürInvestitionen in Infrastruktur zu ge -währen, um die dramatisch niedrigeInvestitionsquote des Landes zu er hö -hen. Minister Breitner, der die ein -ladende Sektion aus seiner Zeit als Bürgermeister der Stadt Rendsburgoffenbar in bester Erinnerung hatte,dankte herzlich unter Verweis auf dieim November 2014 anstehende zweiteLesung des Gesetzes im Landtag.

BZ

von insgesamt 200 Millionen EuroSchuldenlast und des eklatanten In ves -titionsstaus bei Schulgebäuden undKreisstraßen. Außerdem habe derMinis terpräsident vor seiner Wahl ver-sprochen, die im Jahr 2007 unter derRegierung Simonis dem Ausgleichs-fonds entzogenen 120 Millionen Eurowieder zurückzugeben, was auch nachder Auffassung des Landesrechnungs-hofs nicht durch die vom Bund ge -schenkten Mittel für die Grundsiche-rung verrechnet werden dürfe. Breitnerbeharrte dennoch tapfer auf dieser offi-ziellen Position der Landesregierung.Obschon der rhetorische Schlagab-tausch dazu einigen Unterhaltsstoff lie-ferte, konnte dies niemanden überra-schen, sondern allenfalls ablenken vonder viel wichtigeren Frage, nach wel-chem Schlüssel diese Mittel dennzukünftig gerecht, erklärbar und trans-parent innerhalb der kommunalenFamilie verteilt werden sollen.

Unternehmer Kai Petersen (Petersen + Co.) moderierte den Diskurs zwischen Land-rat Reinhard Sager (li.) (Kreis Ostholstein) mit Innenminister Andreas Breitner (re.)

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48 Landesverband Hamburg | Ausgabe September 2014

Betriebsbesichtigung im Hause Doormann & Kopplin

Sektionssprecher Karsten Kahlcke (re.)überreichte Gastgeber Ulf Kopplinedlen Wein sowie unser Jubiläumsbuch (1963 – 2013) des Wirtschaftsrates

Wie kann man den Verkehrskollaps inSchleswig-Holstein verhindern? Einfa-che Antworten gibt es nicht, das zeig-ten auch die Auslassungen des Gastes,der zugab, zunächst irritiert gewesenzu sein von der Einladung der „Gegen-seite“. Doch – Stichwort – große Koali-tion in Berlin: „Wir müssen da an einemStrang ziehen, um etwas erreichen zukönnen.“, so Malecha-Nissen, die bis2013 Mitglied des Hauptausschussesund des SPD-Fraktionsvorstandes imPlöner Kreistag war, bis 2011 Mitglieddes Landesvorstandes der SPD Schles-wig-Holstein und jetzt als Mitglied imVerkehrsausschuß des Deutschen Bun-destages mitwirken darf.

Die Thematik ist klar: Wenn nichtbald etwas im Lande passiert, drohtSchleswig-Holstein der Verkehrsinfarkt.Keine ausreichenden Mittel für Ver-kehrsprojekte: Fehmarnbelt-Querung,dritte Elbquerung, A7-Ausbau, A21 undA20-Projekte, gar nicht zu sprechen von

maroden Brücken wie der Rader Hoch-brücke und dem Nord-Ostsee-Kanal.Betriebe planen längst um, siedeln inden Süden von Hamburg, bilden imNorden nicht mehr aus, stellen Investi-tionen nördlich des Kanals zurück. DieSkandinavier machen Druck, planenStrecken um.

Gibt es Lösungsansätze? „Berlin istnicht begeistert von Alleingängen Ein-zelner“, so ihre Grußadresse an denMinisterpräsidenten. Jedes Jahr wären7,5 Milliarden Euro nötig für Neubauund Instandhaltung, nun seien ledig-lich 5 Milliarden für die nächsten vierJahre in den Haushalt eingestellt,berichtet die Bundestagsabgeordnete.

Die Lkw-Maut sei insgesamt rück-gängig, die angedachte Pkw-Maut seikostenneutral angelegt. Im Bundesver-kehrswegeplan seien für das kommen-de Jahr etwa 2000 Projekte notiert, nurein kleiner Teil könne berücksichtigtwerden – für die nächsten 15 Jahre. Vor-rang hätten die Projekte mit überre-gionaler Bedeutung, Erhalt vor Neubauund die Beseitigung von Engpässen.

An eine Elbquerung in öffentlich-privater Partnerschaft sei nur zu den-ken, wenn sie nicht teurer werden wür-de als eine rein staatlich finanzierteStruktur. Maik Tschentschel von derInvestitionsbank Schleswig-Holsteinregt an, die Ausführung in private Hän-de zu geben, die Finanzierung jedochüber die öffentliche Hand zu betreiben– nur so wäre eine zinsgünstige Finan-zierung sicherzustellen.

Doch es ist wohl Mut gefordert,gewachsene Strukturen aufzubrechen,den Verwaltungsaufwand zu mindern.

Verkehrsinfrastruktur nicht unwichtigerals Bildungsinvestitionen

Wenige Monate im Amt, kam die Bundestagsabgeordnete Dr. BirgitMalecha-Nissen MdB (SPD) der Einladung des Sektionssprechers des Wirt-schaftsrates Plön/Ostholstein, Karsten Kahlcke, nach und besuchte am17. Juni 2014 die Schönberger Firma Doormann & Kopplin, ein im Jahr1919 gegründetes Landmaschinenunternehmen mit 65 Mitarbeitern, dreiStandorten und sieben Partnerbetrieben.

Birgit Malecha-Nissen MdB (3. v.r.) zu Besuch im Hause W. Doormann & Kopplin GmbH & Co. KG in Schönberg

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Von Notz sieht in der Energiewendeinzwischen eine Verwirklichung diesesLeitgedankens, auch wenn er langeskeptisch gewesen sei. Als Grüner be -fürworte er die Marktwirtschaft, abereine grüne Marktwirtschaft, die nichtnur quantitativen Aspekte folge. Hiergäbe es sicherlich viele Gemeinsamkei-ten, aber eine schwarz-grüne Koalitionsei nach der Wahl definitiv nicht ge -wollt und nach dem gegnerischenWahl kampf auch kaum vorstellbargewesen. Das schlechte Wahlergebnisder Grünen sei zu einem guten Teildurch den Versuch begründet, nichtdem bisherigen Motto von SPD undCDU zu folgen, das da lautet: „ÜberSteu er erhöhungen redet man nicht –man macht sie.“

Er selbst sei in den letzten drei Jah-ren als Mitglied der Enquete-Kommis-sion des Deutschen Bundestages „Inter-net und digitale Gesellschaft“ mit denHerausforderungen durch die neustenTechniken intensiv befaßt gewesen. DieDigitalisierung stelle die deutsche und

europäische Bevölkerung derzeit vorenorme Herausforderungen, angesichtsder offenbar totalen Überwachungs-möglichkeiten durch staatliche Diensteund der durch vermachtete Konzernewie google, facebook oder mircosoftmonopolisierten Märkte. Eine Vielzahlbestehender Geschäftsmodelle sei überdas Netz jedenfalls tödlichen Bedro-hungen ausgesetzt, und die elektroni-sche Steuer und das elektronischeGewerberegister stünden grundlegendin Frage. Die jüngste Aufdeckung einesUS-Spitzels im Apparat des NSA-Un -tersuchungsausschusses habe ihn als Mitglied insofern überrascht, als derAusschuß doch die Dienste kontrollie-ren solle und nicht umgekehrt. Man habe daraufhin jedenfalls die interne Kommunikation strikten Regeln unter-worfen.

Sektionssprecher Dr. Wessel danktedem Gast herzlich für die interessantenBotschaften, die aus der Sicht der Wirt-schaft für eine Fortsetzung des Dialogssprechen. BZ

Werner Süß, Vorstandsvorsitzender desUnternehmensverbandes Ostholstein-Plön: „Ich erwarte da klare Aussagenvon der SPD.“ In Dänemark reiche einBeschluß des Folketings, um entschei-dende Weichen zu stellen, in Deutsch-land behindere die Verwaltungsstruk-tur die Entscheidungsbefugnis.

Vielleicht eine Idee: Maut unter-schiedlich staffeln – nachts günstigerals tagsüber, Sonntagsfahrverbot fürLKW überdenken. „Durchaus überle-genswert“, so Malecha-Nissen. Nocheine Idee: Stichwort mehrjähriger Aus-baustopp durch fehlerhafte Fleder-mausstudien für die A 20 in Bad Sege-berg: „Wie stehen Sie zum Verbands-klagerecht? Sollte man es nicht ein-schränken oder abschaffen?“, fragte Dr.Bertram Zitscher für den Wirtschafts-rat, der dazu kürzlich eine deutliche Ein-schränkung der Verbandsklagemög-lichkeiten gefordert habe. Die Klage -möglichkeiten würden ohne Rücksichtauf gesellschaftliche Folgen ausge-schöpft. „Ich bin selber Mitglied imBUND.“, so die Antwort von Malecha-Nissen, die deshalb weiß: „Wenn dieVer antwortlichen im BUND klagen kön-nen, werden sie das aus Prinzip tun.“

Man könne als Große Koalition Mei-lensteine setzen, so Malecha-Nissen.Den Ball des Wirtschaftsrates, sich vehe-ment für Lösungen bezüglich der Ver-kehrsproblematik in Schleswig-Holsteineinzusetzen, nehme sie auf und mitnach Berlin. So stand am Ende docheine große Einigkeit über die Heraus-forderungen, auch wenn die Prioritä-ten doch unterschiedlich beurteilt wur-den. Während die SPD-Politikerin Mehr-ausgaben für die Bildung als wichtig-ste Aufgabe einordnete, plädierte derWirtschaftsrat anstelle dessen für dieVerkehrsinfrastruktur: Ein schlecht er -reichbarer Standort erfahre Abwande-rung, während ein attraktiver Wirt-schaftsstandort Fachkräfte aus fernenAusbildungsstätten anziehen könne.Das letzte Wort hatte dann allerdingsGastgeber Ulf Kopplin, der die etwa 25 Verkehrsexperten tiefe Einblicke inden Wettbewerb des regionalen Land-maschinenhandels gewährte und an -schließend zu einer Betriebsbesichti-gung einlud.

kp

Schwarz-grüne SchnittmengenDer grüne Bundestagsabgeordnete Dr. Konstantin von Notz MdB gab bei seinem Besuch am 18. Juni 2014 in der Sektion Lübeck schnell zu verstehen, daß er nicht für den technikfeindlichen Muff der Grünen ausden 70er steht. Damals hätte selbst Fritz Kuhn noch gegen die arbeits-platzraubende Verwendung von Faxgeräten gewettert, der heute alsOberbürgermeister der Stadt Stuttgart dem Motto folgt: „Mit grünenIdeen schwarze Zahlen schreiben!“.

Mittagsgespräch der Sektion Lübeck

Dr. Konstantin von Notz MdB (stehend) zu Gast bei der Sektion Lübeck

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50 Landesverband Schleswig-Holstein | Ausgabe September 2014

Wirtschaftsrat vor Ort: Betriebsbesichtigung im Hause FTCAP

Die bestehende Forschungsinfrastruk-tur des Landes hat jüngst die Gesell-schaft für Energie und KlimaschutzSchleswig-Holstein GmbH in dem Pro-spekt „Energieforschung in Schleswig-Holstein“ zusammengefaßt, der auf derVeranstaltung der Sektion Nordfries-land des Wirtschaftsrates der CDU e.V.bei dem Kondensatorhersteller FTCapin Husum ausgelegt war. Das sei abernur die Angebotsseite. „Entscheidendfür einen Erfolg“, so Dr. Martin Grund-mann, Geschäftsführer der ARGE NetzGmbH und frisch gewählter Sektions-sprecher bei seiner Begrüßung, „ist dieNachfrage nach diesen Kompetenzenaus der privaten Wirtschaft. Nur Unter-nehmen können entscheiden, welcheunsicheren Entwicklungsprojekte ihrRisikokapital vor dem Hintergrund globaler Vermarktungschancen wertscheinen.“ Um beide Seiten am Stand -ort Schleswig-Holstein bestmöglich zu -sammenzubringen, brauche es intelli-gente Förderinstrumente.

Wie Schleswig-Holstein seine För-dermittel ausgestaltet, das erläuterteWolfgang Schulz, der im Wirtschafts-

ministerium im Referat Energiepolitikund Energiewende mit der Mittelver-teilung befaßt ist. Für die Energiefor-schung, so Schulz, stünden vor allemMittel aus dem EU-Strukturfonds fürRegionalförderung (EFRE) zur Verfü-gung, dessen Förderperiode jetzt be -gonnen habe und bis zum Jahr 2020reiche. Vier Fünftel dieser Mittel sollendavon Forschung- und Entwicklung(F&E) zugute kommen, wozu man Pro-grammschwerpunkte in den Bereichen„Innovation und F&E“ (38 Prozent),„Wett bewerbsfolgen“ (20 Prozent), „In -fra struktur“ (26 Prozent) und „Um -welt/CO2“ (16 Prozent) setzen möchte.Diese Schwerpunkte seien bis zum Jah-resende durch Förderprogramme zuoperationalisieren.

In der anschließenden Diskussionwurde deutlich, daß andere Bundes-länder Vorteile hätten: Allein in Baden-Württemberg flössen Mittel in Höhevon 55 Millionen Euro in die Fachhoch-schulen des Landes, in Schleswig-Hol-stein seien es dagegen nur drei Millio-nen, gemessen an der Bevölkerung alsofast das Fünffache. Schleswig-Holstein

müsse daher seine Kräfte bündeln und sich entsprechend positionieren.Das interessante Feld der Batteriefor-schung, das international enormes Auf-holpotential biete, sei mittlerweile zu -gunsten von Ulm (Helmholtz), Münster(MEET), TU München, TU Dresden undKarlsruhe (KIT) verteilt, ergänzt durchdie Fraunhofer-Allianz Batterien an 19Standorten, wovon in Schleswig-Hol-stein nur das Institut für Siliziumtech-nik profitiere.

Als Schlüsseltechnologie für Schles-wig-Holstein könnte sich die Leistungs -elektronik gut eignen. Auf dieses Feldsolle man sich konzentrieren, warensich die etwa 20 Teilnehmer der Veran-staltung einig. Um bei der Einwerbungvon Bundesmitteln die Rote Laterneabzugeben, seien zudem ein schlanke-res Verfahren bei der Umsetzung vonProjektideen wünschenswert, so Dr.Frank Osterwald, F&E-Leiter für die Firma Danfoss Silicon Power GmbH.„Bayern macht es uns vor“, so Dr. Tho-mas Ebel, Geschäftsführer des gastge-benden Kondensatorherstellers, der mitseinen Produkten derzeit in vielenNischen stark wachse.

Das Problem machte Schulz deut-lich: „Vieles paßt einfach nicht in diebisherigen Schemata.“ Seine Empfeh-lung: „Sprechen Sie direkt das Wirt-schaftsministerium an, lassen Sie es diefördertechnische Umsetzung überneh-men.“ Innovationsberater JohannesDormann von der WTSH merkte dazuan, daß kleine Unternehmen oft ausKostengründen nicht selbst entwickelnkönnten, um in ihrem Bereich weiter-zukommen. Schon kleine Förderungenkönnten daher für einen enormenAnschub sorgen. Fazit: „Wir, die mittel-ständische Betriebe, müssen lauterrufen!“, so Dr. Osterwald. Dr. Grund-mann kündigte an, daß die Förderan-reize im Rahmen der Landesfachkom-mission Energiewirtschaft des Wirt-schaftsrates weiter bearbeitet werdenund dankte der Fischer & Tausche Capa-citros Group für die großartige Gast-freundschaft und eine beindruckendeUnternehmensführung. kp + BZ

Energieforschung: Welche Schwerpunkte soll Schleswig-Holstein setzen?

Schleswig-Holstein sollte die bundesweiten Anstrengungen für eine erfolgreiche Energiewende unterstützen, indem es seine forschenden undausbildenden Strukturen für dieses Feld gezielt ausbaut. Viele technischeFragen sind noch ungelöst, und der radikale Umschwung bei der Energie -versorgung ruft nach einer Vielfalt von neuen technischen Lösungen.

Geschäftsführer Dr. Thomas Ebel (linksaußen) bei der Führung der Gäste durch die Produktion des gastgebendenUnternehmens

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PR-Bericht – Reisen

Die im vergangenen Jahr eingeführteStrategieänderung und Neuausrich-tung der A-ROSA Flussschiff GmbH gehtauf. Endkunden und Reisebüros neh-men die konsequente Premiumaus-richtung und das Alles-inklusive-Kon-zept der Ros tocker Reederei sehr gut an.So kann das Ziel von mehr als 20 Pro-zent Um satzsteigerung in 2014 erreichtwerden. Damit ist die Rostocker Ree-derei klarer Favorit unter den Anbieternin 2014 und beweist weiterhin ihre Vor-reiterrolle im Markt.

Select Premium alles inklusive undzusätzliche Super-Frühbuchertermine

Das im vergangenen Jahr erfolgreicheingeführte zweistufige Preis- undTarifsystem, wird mit Select Premiumalles inklusive und Select Classic weitergeführt. „Mit dem Tarif SelectPremium alles inklusive bieten wirbranchenweit ein extrem hochwertigesProdukt an, das eine Vielzahl von Leis tungen umfasst.“, begründet Jörg Eichler, CEO und Geschäftsführer bei

A-ROSA den Mehrwert für die Gäste.Alle Speisen und ganztags hochwer tigeGetränke, Vergünstigungen auf Mas-sage-, Beautybehandlungen, exklusivbuchbare wie zubuchbare Leistungenund Routen, Wunschkabine mit festerKabinennummer, Nutzung aller Bord-einrichtungen wie Sauna, Fitness undPool, Abholung vom Bahnhof des Ein-schiffungshafens und zurück, kosten-loses WLAN sowie an vielen TerminenKabinen ohne Zuschlag für Alleinrei-sende. Hinzu kommen attraktive Früh-bucherrabatte und die Super-Früh -bucher-Ermäßigung bei Buchungen biszum 30. November 2014 für ausgewähl -te Routen und Termine.

Neu: Familien an Bord – Kinder reisen ab 2015 kostenfrei!

„Den Urlaub zum Traumurlaub werdenlassen, das ist erklärter Wunsch unse-rer Gäste und unser Ansporn“, sagtMarkus Zoepke. „Wir haben ein attrak-tives Premium-Produkt, das auch Paa-ren mit Kindern im schulpflichtigenAlter die perfekte Reiseform bietet.Daher reisen Kinder bis 15 Jahren ab2015 kostenfrei. Für Zoepke, selbst Fami-lienvater, ein konsequenter Schritt imRahmen der strategischen Neuausrich-tung und Ansprache von weiteren Ziel-gruppen.

Neu: Die Städtereisen der Zukunft mitlangen Aufenthalten und Overnights

Das Katalog-Angebot 2015 deckt nahe-zu alle Urlaubsbedürfnisse und Reise-motive ab: von Wellness und Natur bishin zu Shopping und Erlebnis. „DieStädtereise der Zukunft ist für mich die „Kurz-Kreuzfahrt Amsterdam und

Rotterdam“. Mit Overnights und langenAufenthalten in den Städten bleibt vielZeit, die jeweilige Destination kennen-zulernen und auch mal ein Konzert amAbend zu besuchen“, so Jörg Eichler.

Neu: A-ROSA Talk „Gespräche imFluss“ und „Musikalische Hoffnungsträger 2015“ etablierenneues Mediaformat.

Neu ist der A-ROSA Talk „Gespräche imFluss“ mit Uwe Hübner. Der Moderator,dessen besondere Stärke es ist, mitMenschen ins Gespräch zu kommenund ihnen Dinge zu entlocken, über diesie noch nie gesprochen haben, feiertim kommenden Jahr sein 25jährigesBühnen- und TV-Jubiläum. In Koopera-tion mit A-ROSA lädt er an vier ver-schiedenen Reiseterminen besondereGäste und Persönlichkeiten an Bord,wie Markus Krampe, Medienmanagervon Lukas Podolski, Markus Schöffl, TVbekannter Tanzlehrer, Verena Herzog,Sommelière und diplomierte Weinaka-demikerin oder Nicole Mühle, die mitihrer Stimme auch bereits die Gäste beiGuido Maria Kretschmer verzauberte.

Mit Blick für Trends und junge, vielversprechende Talente entdeckteUwe Hübner das Duo Rosenstolz. Seinegroße Bekanntheit und sein fundiertesMusikwissen prägen die fünfte Veran-staltung im Rahmen der A-ROSA TalkReihe: „Musikalische Hoffnungsträger2015“. Alexander Ferro, Kerstin Merlin,Steffen Jürgens und Rony werden hierseine Gäste sein, die die Reise RheinRomantik am 07. April 2015 begleitenwerden.

Der Katalog 2015, dessen Titel YvonneCatterfeld schmückt, stellt alle Neue-rungen ausführlich vor und machtdeutlich, dass das Angebot von A-ROSAdurchgängig höchsten Ansprüchengerecht wird.

A-ROSA auf Erfolgskurs – starkes

Wachstum in 2014 – konsequente

Premiumstrategie wird auch in

2015 fortgeführt – erweiterte Ziel-

gruppenansprache, Kinder reisen

frei, neue Städtereisen und span-

nende Medienformate sichern

Wachstum für 2015 – Neuer Kata-

log 2015 mit Yvonne Catterfeld und

klarem Bekenntnis zur Neuaus-

richtung.

Urlaub 2015 noch attraktiverA-ROSA auf Erfolgskurs:

Die A-ROSA Flussschiff GmbHmit Sitz in Rostock ist mit ihren modernen Kreuz-fahrtschiffen auf die Donau, Rhein/Main/Mosel sowie Rhône/Saône spezialisiertund bietet vielfältige Reisen zu Kultur und Genuss. Mit einem abwechslungs-reichen Freizeitprogramm auch für Familien und luxuriöser Ausstattung an Bord,bieten die elf modernen Premium-Schiffe Kreuzfahrten auf den schönsten Flüs-sen Europas. Der Rundum-Sorglos-Tarif „Premium alles inklu sive“ gewährt eineschöne Zeit an Bord und Land. Hier trifft maximaler Genuss auf maximalen Kom-fort. Mit Gourmet-Buffets, Spezialitätenabenden, hochwertigen Getränken undvielen weiteren Inklusivleistungen ist ein traumhafter Urlaub garantiert.

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52 Landesverband Schleswig-Holstein | Ausgabe September 2014

Abendveranstaltung der Sektion Pinneberg

Doch worum geht es? Einfach gesagt,statt zweier Denkmalbegriffe soll es inZukunft nur noch einen geben. Bishergab es einfache und besondere Kultur-denkmäler. Insgesamt 25.000, wovon8.000 als „besonders schützenswert“eingestuft worden sind. Dabei galt bisher: Jede Eintragung mußte samtBegründung dem Eigentümer ange-zeigt werden, der bei Einwänden förm-lich widersprechen konnte. Zukünftigsollen die Vollzugsdefizite durch eindeklaratorisches Verfahren beschleu-nigt aufgeholt werden, wozu bereits

Kräfte eingestellt worden sind, die zu -nächst den Berg von 17.000 einfachenDenkmalen abfahren sollen, um diedenkmalgerecht erhaltenen Kandida-ten unter den besonderen Schutz zustellen.

Dabei könnten die Denkmalfahndergrundsätzlich auch neue Ob jekte unterSchutz stellen. Gegen die Deklarationkönne dann nur noch vor Gerichtgeklagt werden. Ansonsten müsse jedebauliche Veränderung zu künftig mitdem Amt für Denkmalpflege abge-sprochen werden.

Die Folgen der geplanten Umstel-lung könnten fatal sein. Wartet derEigentümer ab, ob sein bisher als ein-faches Denkmal eingeschätztes Gebäu-de als schützenswert eingestuft wirdoder schafft er noch schnell Tatsachen,zum Beispiel durch einen Abriß desGebäudes?

Manche Eigentümer sind in derZwickmühle, so wie beispielsweise einschleswig-holsteinischer Unternehmer.Der hat im südlichen Teil des Landes eingrößeres Unternehmen, die Bauten ausden Aufbaujahren des letzten Jahr-hunderts sind noch erhalten, für dieProduktion allerdings längst zu kleingeworden. Eine Nutzung als Wohn-

Risiken durch ein neues Denkmal-schutzgesetz – Wer ist betroffen?

Die Diskussion um die Neuordnung des Denkmalschutzgesetzes erregtdie Gemüter. Da ist es gut, einen sachlich argumentierenden Fachmannzu diesem Thema zu hören. Alexander Blazêk, Vorsitzender des Ver bandesder Schleswig-Holsteinischen Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer(Haus und Grund), sprach zum Wirtschaftsrat in Pinneberg. Als Gastdabei: Anita Klahn MdL (FDP), die eine Umsetzung des Gesetzesentwurfszum Schutz der Denkmale kritisch sieht.

v.l. FDP-Landespolitikern Anita Klahn MdL,Referent Rechtsanwalt Alexander Blazêk(Haus und Grund e.V.) sowie Sektions -sprecher Jens Sander (Jens Sander Baum-schulen GmbH)

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raum hingegen sei nicht zulässig, derLärmschutz spreche dagegen. Geradesei in ein neues Dach investiert worden.„Wir fragen uns eigentlich wofür?“, soder Unternehmer, denn bisher habeman das Gebäude eher aus Nostalgieerhalten. Würde es jetzt unter Schutzgestellt, so fiele die Option auf eineErweiterung der Produktionshallenweg. Könnte man dem Eigentümer verdenken, wenn er sich diese Optionoffen halten möchte?

Alexander Blazêk stellte fest, daß diebisherigen Einordnungen als Denkmalvon den Eigentümern akzeptiert seien,die Verfahren reibungslos verliefen. ImJahr 2013 habe es nur eine Entschei-dung beim Verwaltungsgericht gege-ben, und das bei 8.000 Denkmälern.„Warum also dieses neue Denkmal-schutzgesetz?“, fragt Blazêk. Die Ant-wort ist einfach: Nur so kann die großeZahl an vernachlässigten Denkmalenbei einem überschaubarem Personal-

ausgesuchten Fachleuten des Denk-malamtes vorbehalten sei.

Die Unsicherheit steigt also, vieleEigentümer sehen sich der Willkür desStaates ausgesetzt. „Der Rechtsstaatkommt ins Wanken“, so Dr. Bertram Zitscher, Landesgeschäftsführer desWirtschaftsrates Schleswig-Holstein.Dabei sei eine Planungssicherheit fürUnternehmen besonders wichtig, be -tont Sektionssprecher Jens Sander ausPinneberg, der konkrete Handlungsan-weisungen seitens der Landesregie-rung erwartet. Die Bereitschaft zurErhaltung kulturhistorischer Gebäudesei auch von Unternehmerseite groß,aber es müsse auch wirtschaftlich dar-stellbar sein, so Klahn.

Ansonsten könnten die Bedenkenvon Sander Wirklichkeit werden: „Dannbauen alle in Zukunft lieber nur durch-schnittlich, um etwaigen Rechtsun -sicherheiten aus dem Wege zu gehen.“

kp

aufwand unter Schutz gestellt werden.Bisher brauchte es dazu ein kunst -historisches Gutachten für den Eigen -tümer, der ein Recht auf Widerspruchhatte. „Die neue Regelung erscheintnicht besonders bürgerfreundlich“, soder Experte von Haus und Grund.

Viele Gebäude seien zwar stadt-bildprägend, aber nicht mehr vermiet-bar. Die Kosten hingegen stiegen: Beieinem Denkmal seien die Renovie-rungskosten bis zu 40 Prozent höher alsbei einem herkömmlichen Objekt. Undsieben Mitarbeiter des Denkmalamtessollen die Wertigkeit von 17.000 Objek-ten in den nächsten Jahren einschät-zen? Anita Klahn: „Diese Bewertung solldurch Aushilfskräfte in einem standar-disierten Verfahren abgewickelt wer-den.“ Hinzukomme, daß für die Denk-malpfleger nicht die wirtschaftlichenArgumente der Eigentümer zählten,sondern nur der kulturgeschichtlicheHintergrund, dessen Beurteilung den

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54 Landesverband Schleswig-Holstein | Ausgabe September 2014

Mittagsveranstaltung der Sektion Neumünster

Zu Gast auf Gut Bliestorf: Unternehmer und Grundbesitzerinformierten sich über die geplanten Änderungen im Denkmalschutzgesetz, mit dabei: Dr. Michael Paarmann,Landeskonservator Landesamt für Denkmalschutz in SH

Empfehlungen zur DenkmalschutznovelleDie Denkmalschutznovelle treibt auch die Sektion Herzogtum Lauenburgum, die deshalb am 21. Mai 2014 den Geschäftsführer Dr. Tilman Giesen derArbeitsgemeinschaft Grundbesitz e.V. als Fachmann auf das Gut Bliestorfeingeladen hat. Dieser Einladung folgten nicht nur eine Reihe von Guts-besitzern, sondern auch der Leiter der Oberen Denkmalschutzbehörde Dr. Michael Paarmann sowie der Referent der Kultusministerin Dr. MartinLätzel, was Möglichkeiten für einen direkten Dialog eröffnete.

v.l. Dr. Tilman Giesen, Geschäftsführer der AGGrundbesitz e.V.; Dr. Martin Lätzel, Verbands -direktor VHS SH e.V., Sabine und Rudolph Freiherr von Schröder (Gastgeber)

v.l. Reinhold von Eben-Worlée(Worlée Chemie, Hamburg) imGespräch mit Konrad Butschek(Gutsverwaltung Gayen)

Letzterer gab zu erkennen, daß derWiderstand gegen die Novelle über-rascht habe, denn die Vorschläge fän-den sich auch in einem älteren CDU-Entwurf. Dieser, so Dr. Giesen, habe sichaber eben nicht durchsetzen können. Ermachte zudem klar, daß die Novellenicht die Gutsbesitzer betreffe, derenGüter längst als besondere Kulturgütereingestuft seien. Hier erhoffe man sichallerdings mehr Möglichkeiten, denDenkmalschutz im Wege von Zielver-einbarungen mit dem Amt zu regeln,damit gerade bei größeren Objekten

oder Ansammlungen die Belange desDenkmalschutzes besser einschätzbarwürden. Dr. Lätzel signalisierte Ver-ständnis für eine Stärkung der vertrags -rechtlichen Komponente. Darüber hin-aus zeigte Dr. Giesen Verständnis fürden Wunsch, auch neuere Denkmälerzu erfassen. Die Bedenken gegen dieNovelle richteten sich vielmehr gegeneine Umstellung auf ein einseitigesdeklaratorisches Verfahren bei der Ein-tragung von Denkmäler. Zudem ließendie Formulierungen zum Umgebungs-schutz viele Interpretationen zu, was

erhebliche Rechtsunsicherheiten mitsich bringen würde, die nicht nur denEigentümer, sondern auch in der Land-schaft benachbarte und fernerliegen-de Bauten betreffen würde. Gerade inVerbindung mit der Schnellinventari-sierung von mehreren tausend bishereinfachen Denkmälern sei kaum damitzu rechnen, daß das Amt viel Zeit füreinen Einzelfall haben kann. Deshalbaber Konfliktfälle auf die Gerichte zuverlagern, könne für die Akzeptanzkaum förderlich sein. Er plädierte füreine Einschränkung des Denkmalbe-griffs im Gesetz, um wenigstens an die-ser Stelle die Wirksamkeit der Novelleeinzudämmen.

In der anschließenden Diskussionwarben die Teilnehmer, allesamt Freun-de eines Erhalts kulturgeschichtlicherDenkmäler, die Wirtschaftlichkeit vonDenkmälern nicht außer Acht zu lassen,weil dies in den meisten Fällen eine Vor-aussetzung für ihren Erhalt sei. BZ

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DER WIRTSCHAFTSRAT EMPFIEHLT ZUR DENKMALSCHUTZNOVELLE:

Rechtzeitige Verständigung mit den Denkmaleigentümern sicherstellenKeine Eintragung ins Denkmalbuch aufgrund einseitigerDeklaration durch die Behörde, sondern vielmehr Stär-kung der Verständigung zwischen Behörde und Eigen -tümer über die einzutragenden Objekte. Gesetzliche Prä-zisierung des räumlichen Umfangs eines Umgebungs-schutzes und Erfordernis einer besonderen Begründungin der jeweiligen Eintragungsverfügung, die den Eigen -tümern bekannt zu machen ist. Gleiches muß gelten fürden Schutz einer besonderen Innenausstattung. Bei um -fangreichen Denkmälern wie Gutshöfen oder Betriebsstät -ten sollten Eigentümer Anspruch auf eine amtliche Ziel-vereinbarung zum Umfang des Denkmalschutzes erhal-ten. Die jüngste Stärkung der vertragsrechtlichen Möglich -keiten im Gesetzesentwurf deutet in die richtige Richtung.

Kompetenzen des ehrenamtlichen Denkmalrates bei Widerspruchsfällen stärkenBildung von Widerspruchsausschüssen aus jeweils zweiMitgliedern des Denkmalrates und einem Beamten deroberen Denkmalschutzbehörde. Darüber hinaus sollte derDenkmalrat von der obersten Denkmalschutzbehörde beider Entscheidung von grundsätzlichen Fragen des Denk-malschutzes angehört werden.

Kompetenzüberscheidungen der Behördenebenen auflösenDer oberen Denkmalschutzbehörde sollte die ausschließ -liche Eintragungs- und Genehmigungszuständigkeit fürarchäologische Denkmale und Kulturdenkmale von be -sonderem Rang (z.B. Schlösser in Glücksburg, Gottorf,Eutin sowie solcher von besonderer wissenschaftlicherBedeutung) obliegen. Für alle anderen Denkmäler solltedie Eintragung in das Denkmalbuch und die Genehmi-gungszuständigkeit ausschließlich der unteren Denk-malschutzbehörde zustehen. Die gegenwärtigen Zustim-mungserfordernisse sind abzuschaffen.

Wirtschaftliche Nutzungen zum Erhalt von Denkmälern gesetzlich verankern Im Genehmigungsverfahren sollten die Wirkung denk-malschutzrechtlicher Auflagen auf die Wirtschaftlichkeitdes geschützten Objekts und seinen Fortbestand obliga-torisch geprüft werden. Die Erwartung unverhältnis-mäßig großer Beeinträchtigungen der Wirtschaftlichkeitsollte den betroffenen Eigentümer zu einer Anhörung undeinem Widerspruchsverfahren berechtigen.

Ergebnisse der Inventarisierung vor einer Inkraftsetzung der Novelle veröffentlichenEine Vervielfachung der eingetragenen Denkmäler aufeinen Schlag in Verbindung mit einem deklaratorischenVerfahren kann leicht dazu führen, daß das Amt in derBewältigung ihrer anschließenden Aufgaben maßlosüberfordert wird, was die Akzeptanz für den Denkmal-schutz insgesamt gefährdet. Dieses Risko wird vermin-dert, wenn die bereits vorliegenden Ergebnisse der Inven-tarisierung ab sofort laufend veröffentlicht werden.

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56 Landesverband Schleswig-Holstein | Ausgabe September 2014

Die Mär der gebietsheimischen Pflanzen

Wirtschaftsrat vor Ort: Veranstaltung der Sektion Pinneberg

Im Jahr 2009 wurde im Zuge der Novel-lierung des Bundesnaturschutzgeset-zes der § 40 Absatz 4 hinzugefügt, wel-cher besagt, daß „in der freien NaturGehölze und Saatgut vorzugsweise nurinnerhalb ihrer Vorkommensgebieteausgebracht werden (sollen)“. Deutsch-land wurde für seine Umsetzung insechs Zonen eingeteilt. Die Baum -schulen müssen nun für jede Regiongebietsheimisches Gehölz anbieten.

Jens Sander, Sektionssprecher derRegion Pinneberg des Wirtschaftsratesder CDU e.V. und Gastgeber des Treffens,sieht viele Probleme, die mit diesemPassus einhergehen.

So klinge es zunächst einmal gut, imSinne des Naturschutzes gebietseigenePflanzen zu bevorzugen und so der„Verfälschung der Flora“ entgegenzu-wirken. Allerdings sei dies viel zu kurzgedacht. Laut einer von dem Bund deut-scher Baumschulen e.V. in Auftrag ge -gebenen Studie der Humboldt-Univer-sität zu Berlin, bestehe keine Klarheitdarüber, in welcher Art und Weise einGefährdungspotenzial für die entspre-chenden Ökosysteme durch das Ein-bringen von Pflanzen gebietsfremderHerkünfte entstehe. Es sei des Weiteren

keine klare Abgrenzung gebietsheimi-scher von gebietsfremden Pflanzen der-selben Art möglich, da es keinen fest-stellbaren, genetischen Unterschiedgebe. Um dies zu testen wurde dasgenetische Material derselben Gehölz-art (unter anderem der Schlehe) ausverschiedenen Regionen Deutschlandsverglichen (vgl. Studie „Prüfung gebiets-heimischer Gehölze“). Das Ergebnis zei-ge die Absurdität des Absatzes 4 des Ge -setzes auf, so der Gastgeber. Denn eineAbgrenzung zu gebietsfremden Gehöl-zen auf Grund dessen, daß eine geneti-sche Differenzierung anzunehmen ist(aus dem „Leitfaden zur Verwendunggebietsheimischer Gehölze“, heraus -gegeben von dem Ministerium), ohneeinen tatsächlichen Unterschied fest-stellen zu können, ergebe keinen Sinn.

Außerdem bestehe die Gefahr derWettbewerbsverzerrung, da es kein einheitliches Zertifizierungsverfahrengebe. Erfahrungsgemäß erhielten inAusschreibungen eher Waren den Zu -schlag, die nach dem der ausschreiben-den Stelle subjektiv am verlässlichstenerscheinenden Verfahren zertifiziertworden seien. Oder eine der ausschrei-benden Stelle bekannte Baumschule

werde bevorzugt, welche meist lokalansässig sei. Dies führe zu einer Benach-teiligung der europaweit führenden,norddeutschen Baumschulbranche undgefährde die Arbeitsplätze der über 350hiesigen Baumschulen.

Der Staatssekretär kam in demPunkt der Zertifizierung auf die Ver -treter der Branche zu. Es gebe bereitseinheitliche Mindeststandards fur dieZertifizierung, die er noch einmal kom-munizieren werde. In der sachlichenDebatte des exklusiven Kreises wurdeaußerdem erwähnt, daß das Gesetz dieDynamik der Natur völlig vernachläs -sige. So sei es hinsichtlich des Klima-wandels und den mit ihm einherge-henden Wetterveränderungen wichtig,ein weitsichtiges Begrünungskonzeptzu verfolgen, welches sich auch aufrobustere, gebietsfremde Arten stützenmüsse, um eine optimale Anpassung zugarantieren.

Momentan ist der Anwendungs -bereich lediglich auf die „freie Natur“beschränkt, allerdings sehe der Bunddeutscher Baumschulen e.V. bereits Be -strebungen, daß das Gesetz auf Stadt-gebiete ausgeweitet soll. In der Stadt seiein solches Gesetz noch verheerender,da der urbane Raum noch extremereAnforderungen an das Stadtgrün stel-le: Zum Beispiel seien Wurzeltiefe und– ausbreitung durch Betonierung be -schränkt, und die Temperaturextremefielen drastischer aus. Dem entgegneteder Staatssekretär, daß sich diesesGesetz nur auf die „freie Natur“ be-schränke und er diesen Punkt ebenfallsnoch einmal klarstellen werde. Daß

Zur Diskussion über einen Passus im Bundesnaturschutzgesetz, welcher

vorschreibt, daß in öffentlichen Ausschreibungen „gebietsheimische“ Ge -

hölze zu bevorzugen sind, lud der Wirtschaftsrat der CDU e.V. Anfang August

Vertreter der Baumschulbranche und den Staatssekretär des Bundes -

ministeriums für Naturschutz, Bau und Reaktor sicherheit, Jochen

Flasbarth, ins Haus der Baumschule Sander in Tornesch ein.

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allerdings der Begriff „freie Natur“ bis-her viel zu schwammig definiert sei,ignorierte der Staatssekretär und ver-wies, wie sehr oft in dem Gespräch, aufden „Leitfaden zur Verwendung ge -bietsheimischer Gehölze“, welcher vomMinisterium herausgeben wurde. Mitdem Gesetz würden außerdem enormePreissteigerungen für die Kommuneneinhergehen, da die einzelnen Baum-schulen sich auf höheren Kosten undhöheren Risiken einstellen müßten, soder Sektionssprecher. Denn man müssenun für jede Art zonenspezifisch eige-nes Saatgut einkaufen und lagern undkönne bei Ausfall der Saat aus einer dersechs Zonen nicht auf Saat einer ande-ren Zone zurückgreifen. Dies werde zuLieferschwierigkeiten und damit ein-hergehend höheren Preisen führenmüssen. Auch hinsichtlich der geogra-fischen Aufteilung Deutschlands insechs Zonen übten die Experten Kritik:Die Kriterien seien nicht nachvollzieh-bar und wissenschaftlich nicht fundiert.

Zudem befürchtet der Wirtschafts-rat der CDU e.V., daß die Kombinationaus erhöhten Kosten und dem fehlen-den genetischen Unterschied der Pflan-zen, einen erhöhten Anreiz für rechts-widriges Handeln gebe. „Ein Gesetz, daß Schwarze Schafe zum Nachteil ehr-licher Anbieter fördert, gefährdet denRechtsstaat“, so LandesgeschäftsführerDr. Zitscher.

Auf die grundlegende Frage nachdem Sinn des Gesetzes, wenn doch dieDifferenzierung des genetischen Mate-rials gar nicht gegeben sei, ging derStaatssekretär nicht weiter ein. JürgenPfaue, ehem. Geschäftsführer des Bun-des deutscher Baumschulen e.V., er -wähn te im Nachzug, daß es trotz etli-cher Bemühungen seitens des Bundesdeutscher Baumschulen e.V. noch nichtgelungen sei, das Parlament zu einerÄnderung des Gesetzes zu bewegen. Er konkludierte, daß auch bei diesemGespräch der Staatssekretär keinegrundlegenden Änderungsbestrebun-gen erkennen ließ.

Der Wirtschaftsrat der CDU e.V. wirdsich für eine Gesetzesänderung einset-zen und die Baumschulbranche hin-sichtlich der Aufklärung der Fehlinfor-mation in Politik und Gesellschaftunterstützen. Sophie Katharina Paul

Die Fahrten zu Schule, Arbeit und Kitawerden zu 40 Prozent mit dem Bikeunternommen. Bei einer Befragungzum Hauptgrund geben die Nutzernicht einmal das Umweltbewusstseinals Hauptgrund an. „Mit dem Radkommt man schneller ans Ziel, außer-dem: Radfahren ist gesund und billig“,heißt es. Jeder mit dem Rad gefahreneKilometer spare Kosten im Gesund-

Um sich ein Bild vom Radfahren in derStadt zu machen, radelte Bürgermeis -ter Olaf Scholz mit einigen anderen Teil-nehmern durch den Alten Elbtunnel.Die aktuellen Pläne des SPD-Senats fürdie kommenden Jahre: Neue Fahrrad-straßen an der Alster, zusätzliche Radfahrstreifen überall im Stadtgebiet,40 neue StadtRad-Verleihstationen inverschiedenen Stadtteilen und eine

heitswesen, stellen die Dänen fest. InDänemark nutzen die Politiker täglichihr Fahrrad – nicht nur als PR-Gag – son-dern als Verkehrsmittel. Für Bondam istdas Fahrrad eine einfache Antwort aufviele Herausforderungen: Staus, Ge -sund heitskosten und Klimawandel.

In den kommenden Jahren soll derRadverkehr in der Hansestadt Hamburgweiter verstärkt und durch diverse An -nehmlichkeiten ausgebaut werden. Dieses Ergebnis wurde in der „2. Ham-burger Fahrradwerkstatt“ erarbeitet.

generelle Überprüfung des mehr oderweniger maroden Radwegnetzes inHamburg.

Die Grünen haben sich die dänischeHauptstadt zum Vorbild genommenund das Konzept 25-25 entwickelt. Bis-her liegt der Rad-Verkehr bei schlappenzwölf Prozent, die Grünen wollen ihnbis 2025 auf 25 Prozent steigern. Miteinem erstellten 20-Maßnahmen-Kata-log will die Partei das Ziel umsetzen.Ende September wird der Vorschlag inder Bürgerschaft diskutiert. �

Kopenhagen als Vorbild

Mobilität

Der dänische Ex-Politiker und Schauspieler, Klaus Bondam, hat als Umwelt-

Bürgermeister Kopenhagen in den vergangenen Jahren zur europäischen

Fahrradhochburg gemacht. In der dänischen Hauptstadt beträgt der

Radverkehr mittlerweile 33 Prozent vom Verkehrsaufkommen.

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58 Landesverband Schleswig-Holstein | Ausgabe September 2014

Kieler Woche 2014

Stürmische RegattafelderAnspruchsvolles Regattawetter

prägte diesmal die alljährliche

Ausfahrt des Landesverbandes auf

dem Museumsschiff MS Stadt Kiel

zum diesjährigen Kieler Woche-

Auftakt am 21. Juni 2014 auf der

Kieler Förde.

Ehrengast war diesmal der Bundestags -abgeordnete Marcus Weinberg, derzugleich Vorsitzender der CDU Ham-burg ist. Entsprechend stand die seiteiniger Zeit heftig stockende Zusam-menarbeit der beiden Bundesländer imMittelpunkt einiger Gespräche. In vie-len anderen dominierte allerdings leich-tere Kost, bedingt durch den zeitweisehohen Wellengang und die Verfolgungstürmische Regattafelder. BZ

Windstärke 7 – ein echtes Highlight zum Kieler Woche-Auftakt!

Sie genossen die Fahrt bei bester Laune: Verena Faltz aus Hannover und Ehrhard Heine(Copy-Druck, Hamburg)

Der kommissarische Landesvorsitzende Reimer Tewes hieß den Ehrengast Marcus Weinberg MdB herzlich willkommen auf dem Salonschiff MS Stadt Kiel

Wollten zur Eröffnung dabei sein: Dr. Burkhard Eymer und Partnerin Kerstin Becker aus Lübeck

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Die traditionelle Hansekogge in ihrer ganzen Pracht – immer wieder schön anzusehen

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Sie genossen die Regattafahrt, die auch Einblickein den Kieler Hafen und die Werft bot: MarcelNewerla (West-Kinikum Dahlem, Berlin) mit Part-nerin Katja Hansen

Sie genossen die Fahrt bei bester Laune: Verena Faltz aus Hannover und Ehrhard Heine(Copy-Druck, Hamburg)

Hoffentlich nicht nur die Sorgen um die Schulpolitik beschäftigten Bernd Jorkisch (Bernd Jorkisch GmbH, Daldorf) und Oberstudiendirektor a.D. Ulrich Wiethaup

v.l. Prof. Dr. Karsten Witt (Lauprecht RAe und Notare,Kiel); Unternehmer Peter Koschel und Thomas Prey(Rud. Prey Aufzüge, Kiel)

Er übernahm wie in den Vorjahrendie Moderation der Regatten:Rechtsanwalt Jens Otto Leisse(mit Ehefrau Stephanie und ihrenZwillingen Charlotta und Johanna)

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Die Sektion Kiel informierte sich über den aktuellen Stand und die Entwicklungen der HSH Nordbank AG

60 Landesverband Schleswig-Holstein | Ausgabe September 2014

Veranstaltung der Sektion Kiel

Perspektiven der HSH NordbankSektionssprecher Reimer Tewes erinnerte zur Begrüßung der etwa dreißigteilnehmenden Mitglieder an frühere Veranstaltungen der Sektion Kiel,die in den letzten Jahren mit den Herren Dr. Stuhlmann, Dr. Nonnen-macher und Lerbinger bereits einige Vorstände zu Gast hatte. Entspre-chend kam Matthias Wittenburg, Vorstand Corporates & Markets, derkurzfristig für den Finanzvorstand Stefan Ermisch eingesprungen war,schnell zur Sache:

Die Bank habe die Bilanzsumme von 210auf inzwischen knapp 109 MilliardenEuro zurückgefahren und die Beschäf-tigten im Zuge dessen um 35 Prozentauf jetzt 2.750 verringert. Durch dieseMaßnahmen habe man eine Kernkapi-talquote von 13 Prozent und damit imeuropäischen Bankenvergleich einenSpitzenplatz erreicht. Dennoch stündender Bank für die nächsten 6 bis 9 Mona-ten mit dem schwer einschätzbarenStreßtest der EZB, der Vermögenswert-grenzen von 8 Prozent an hartem Kern-kapital einfordere und 5,6 Prozent alsabsolute Untergrenze ansehe, nocheini ge Untiefen bevor. Dieses Zeugnissei für Ende Oktober zu erwarten, wo -nach zur Erfüllung weiterer Auflagennoch 9 Monate Zeit blieben, um gege-benenfalls fehlendes Kapital aufzu-bauen.

Vor diesem Hintergrund könne manmit der aktuell positiven Ergebnisent-wicklung mit über 200 Millionen EuroKonzerngewinn für das erste Quartalsehr zufrieden sein, insbesondere wennman berücksichtige, daß für die Zweit-verlustgarantie an die Gesellschafterinzwischen 2,8 Milliarden Euro abge-führt werden mußten.

Bei der Schiffsfinanzierung habeman aufgrund der Marktlage inzwi-schen 1/3 des Portfolios wertberichtigt,allerdings bleibe man mit 21 MilliardenEuro in den Büchern der weltweit größ-

te Schiffsfinanzierer und rechne für daslaufende Jahr mit einem Neugeschäftin Höhe von 800 Millionen Euro. Nachden Auflagen der Europäischen Unionblieben für Wachstum im Ausland zu -künftig nur noch diese Finanzierungensowie das Energiegeschäft, für das dieBank über wertvolle Kompetenzen ver-füge. Ausländisches Firmenkundenge-schäft sei dagegen durch EU-Auflagenausgeschlossen worden, und beim wich -tigen Wealth-Management habe dieBank 12.000 Kunden und damit zweiDrittel des Kundenbestandes im Zugeder Umstrukturierung an die Sparkas-sen abgegeben. Daß diese Maßnahmenerfolgreich gewesen seien, zeige sich vorallen an der hohen Liquidität als Grad-messer für das Vertrauen in die Bank.Jedenfalls könne die schleswig-holstei-nische Wirtschaft durch ihr Engage-

ment dazu beitragen, daß die Sanierungerfolgreich abgeschlossen werden kann.

Sektionssprecher Reimer Tewesdankt herzlich für den offenen Lage -bericht. Etwaige Bedenken im Hinblickauf die Einlagensicherung, die in deranschließenden Diskussion von Unter-nehmerseite abgefragt wurden, konn-te Torsten Koch MdL, als finanzpoliti-scher Sprecher der CDU-Landtagsfrak-

Matthias WittenburgVorstand Corporates & Markets der HSH Nordbank AG: „Die schleswig-holsteinische Wirtschaft kann durch ihrEngagement dazu beitragen, daß dieSanierung erfolgreich abgeschlossen werden kann.“

tion und profunder Kenner der Zusam-menhänge jedenfalls schnell ausräu-men. Die Einlagen der HSH Nordbankseien durch entsprechende Garantiensogar in doppelter Weise gesichert,nämlich durch den Bund sowie auchaufgrund alter Verträge zudem nochdurch den Sicherungsfonds der Spar-kassen. Für die verbleibenden Risikenseien die beiden Hauptgesellschafter inder Pflicht, die notwendige Vorsorge zutreffen. Wittenburg schloß sich diesemStatement dankbar an: Der Vorstandkönne ausschließlich für den wirtschaft -lichen Erfolg arbeiten, weshalb die Vor-sorge für einen Plan B anderen Gre mienvorbehalten bleiben müsse. BZ

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Page 61: WR-Journal 03-2014 Landesverbände Hamburg und Schleswig-Holstein

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. . . I M Ü B R I G EN

� Die Sektion Rendsburg-Eckernfördewählte am 30. Juni 2014 ihren neuenSprecher, den Rendsburger Steuerbera-ter Achim Petersen (Kanzlei Langhann,Rossdam Thomsen und Petersen). Peter-sen war zuvor bereits im Vorstand tätig.Er übernimmt den Stab von Dr. Chri-stopher Leptien, GeschäftsführenderGesellschafter der HNO-MED-Nord Klinik GmbH & Co. KG, Rendsburg, derim Vorstand bleibt. Auch die weiterenVorstandsmitglieder Jörn Matthies(Geschäftsführer Matthies DruckgussGmbH & Co. KG, Rendsburg), Ralf Schrö-ter (Bordesholm) sowie Jens van derWalle (Geschäftsführer Werner VollertGmbH & Co. KG, Büdelsdorf) wurdenwiedergewählt.

� Die Sektion Nordfriesland des Wirt-schaftsrates der CDU e.V. hat auf ihrerMitgliederversammlung am 28. Mai2014 in geheimer Wahl Dr. MartinGrundmann, Geschäftsführer, ARGENetz GmbH & Co. KG, Breklum, zu ihremneuen Sprecher gewählt. Er ersetzt Rickmer Topf, Geschäftsführender Ge -sellschafter, Johannes Topf BaubeschlagGmbH, ab, der die Sektion in den letz-ten zehn Jahren aufgebaut hat undweiterhin für den Vorstand tätig bleibt.Ebenso wurde Andreas Eichler (Seeth)wieder in den Vorstand gewählt. Neuhinzugekommen sind: Dr. Thomas Ebel(Geschäftsführer FTCAP GmbH, Husum),Nis Richard Richardsen (Geschäftsfüh-rer Holzhäuser und Zimmerei Richard-sen GmbH, Langenhorn) sowie KlausSchmidt (Geschäftsführer Schmidt-Bus-reisen GbR, Dagebüll).

� Auf der vierten nordeuropäi-schen Emobil-Rallye war der Wirt-schaftsrat wieder mit einem Teamim Wettbewerb vertreten, fuhr aberbereits am ersten Renntag infolgefehlender Stromreserven aus derWertung. Auch wenn sportlich da -mit nur noch Sonderpreise in Reich-weite waren, bleiben für die beidenFahrerteams doch die besonderenErfahrungen dieses außergewöhn -lichen dänisch-deutschen Rallye -ereignisses.

� Sophie Katharina Paul (21 Jahre),VWL-Studentin der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel verstärkt die Lan-desgeschäftsstelle als studentischeHilfskraft für ein Jahr.

Achim Petersen

Dr. Martin Grundmann

v.l. Teamwechsel bei der Emobil-Rallye: Dr. Klaus Weil, Chefarzt Malteser Norddeutsch-land gGmbH mit Sohn Moritz aus Glücksburg übernehmen von Jan-Christoph Borkenstein (Geschäftsführer The Braid UG) und Dr. Bertram Zitscher (Landesgeschäfts-führer Wirtschaftsrat der CDU e.V.). Wir danken der GEO Gesellschaft für Energie undOekologie GmbH, Langenhorn, für den zur Verfügung gestellten Nissan leaf.

Sophie Katharina Paul

Bundespräsident Joachim Gauck zeich-nete Hans Werner Blöcker mit dem Verdienstkreuz am Bande des Ver-dienstordens der BundesrepublikDeutschland aus. Am 8. September2014 überreichte Ministerpräsident Torsten Albig die Auszeichnungen inKiel. Hans-Werner Blöcker begleitetunseren Landesverband seit Jahrzehn-ten als Mitglied unseres Landesvor-standes, von 1995 bis 1999 als Vorsit-zender. Zudem war er 26 Jahre Bürger-

meister der Gemeinde Helmstorf. Seitüber 40 Jahren ist er Vorsitzender desReitervereins Lütjenburg-Mühlenfeld.Er ist im Präsidium des Landesjagd-verbandes, seit 2006 als Vizepräsident.Er war Vorsitzender des Bauindustrie-verbandes Schleswig-Holstein, wurdezweiter Vorsitzender des Bauindu-strieverbandes Hamburg Schleswig-Holstein und ist Präsidiumsmitglieddes Hauptverbandes der DeutschenBauindustrie. Als Präsidiumsmitgliedim Unternehmensverband Nord hat er bei der Fusion der Unternehmens-verbände Hamburg und Schleswig-Holstein zum UnternehmensverbandNord mitgewirkt. Wir sind sehr dank-bar, daß er unsere Aktivitäten als Mit-glied des Landesvorstandes noch einStück weiter begleiten wird.

EHRUNG FÜR HANS-WERNER BLÖCKER

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62 Landesverband Hamburg und Schleswig-Holstein | Ausgabe September 2014

Vorschau Landesverband Schleswig-Holstein / Impressum

V E R AN STA LTU NG SVOR S C HAU

Änderungen vorbehalten

25. September 2014 · KronshagenLandesfachkommission Immobilienwirtschaft

08.Oktober 2014 · NorderstedtMitgliederversammlungSektion Segeberg

08.Oktober 2014 · NorderstedtStephan Richter, Sprecher der Chefredakteure medien holding: nordGmbH„Radikaler Wandel im Zeitungs-markt –Wie reagiert der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag im südlichen Schleswig-Holstein?“

08.Oktober 2014 · NeumünsterLandesfachkommission Gesundheitswirtschaft

27. Oktober 2014 · KielTorsten Reh, Geschäftsführer Regionalbahn SH GmbH„Regionalbahn Schleswig-Holstein –ein bedeutender Mobilitätsanbieterfür Schleswig-Holstein“

05.November 2014 · Schloß HaseldorfLandesmitgliederversammlungmit Wahlen des Landesvorstands,Klassisches Konzert,Ehrengast: Friedrich Merz, Rechtsanwalt Mayer Brown LLP, ehemaliger Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion sowie Vorsitzender des Netzwerkes Atlantik-Brücke, Düsseldorf

10. November 2014 · TremsbüttelMitgliederversammlungSektion Stormarn

I M P R E S S U M

Herausgeber, V.I.S.d.P.:Wirtschaftsrat der CDU e.V.

Landesverband HamburgBrigitte Nolte (BN)Referentin für Wirtschaftspolitik Colonnaden 25/II. Stock20354 HamburgTel.: 040-30 38 10 49Fax: 040-30 38 10 59E-Mail: [email protected]

Landesverband Schleswig-HolsteinDr. Bertram Zitscher (BZ)LandesgeschäftsführerKleiner Kuhberg 2-6, 24103 KielTel.: 0431-67 20 75Fax: 0431-67 20 76E-Mail: [email protected]

Redaktion:Ehrhard J. Heine (EJH)Dr. Manfred Hermann (He)Simone Niekammer (Ni)Kai Pörksen (kp)Nicole Weich (We)

Bildnachweis:nicht gesondert gekennzeichnete Bilder WR-Archiv, Aufmacherfotos:©ccvision.de (S. 4/5, 6, 22, 28, 29, 32, 33,34, 42, 43, 44, 46, 52, 54, 62), Fotolia.com:© JiSign (S.7), © tassel78 (S.20), © José 16 (S.26), © Denis Junker (S.27), © WonderfulPixel (S.34)

Erscheinungsweise: 4 x pro JahrAuflage: 5.000 ExemplareSatz/Layout: (Wolfgang Schlett, KGV)Herstellung und Anzeigen:copy-druck Gesellschaft für Digital- und Offsetdruck mbHNeumann-Reichardt-Straße 27-33 (Haus 21)22041 HamburgTelefon: +49 (0) 40- 689 45 45Telefax: +49 (0) 40- 689 45 444E-Mail: [email protected]

Der Bezugspreis ist im Mitglieder beitrag enthalten. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht die Meinung des Herausgebers wieder. Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Haftung übernommen.

Das nächste Heft erscheint im Dezember 2014 mit dem Schwerpunktthema „Vor der Bürgerschaftswahl“

10. November 2014 · KielTobias Koch MdL, FinanzpolitischerSprecher der CDU-Landtagsfraktion„Perspektiven der HSH Nordbank AG nach den Streßtests“

06.Dezember 2014 · HamburgJunger WirtschaftsratTreffen mit dem Jungen WirtschaftsratSchleswig-Holstein / Hamburg undgemeinsamer Besuch des Weihnachts-marktes am Rathausmarkt (HH-City)

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