YFU Magazin Herbst 2011

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Toleranz üben im Austauschjahr Austausch als Familientradition Colored Glasses: Toleranz in der Schule Informationen aus dem Verein Herbst 2011 Internationaler Jugendaustausch

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Schwerpunktthema: Toleranz

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Toleranz üben im Austauschjahr

Austausch als Familientradition

Colored Glasses: Toleranz in der Schule

Informationen aus dem Verein Herbst 2011

InternationalerJugendaustausch

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2 YFU magazin - Herbst 2011

Inhalt

Impressum

» Gesellschaft • Interkulturelles • YFU Nachrichten Seite 4 / 5

» Kooperationen Kreuzberger Kinderstiftung Botschafter Bayerns Seite 12 / 13

» Freunde und Förderer Sammeln • Spenden • Stipendiaten Seite 14 / 15 / 16

» Ein Jahr in Deutschland News aus dem Aufnahmeprogramm Seite 8

» Fokus

Toleranz üben im Austauschjahr Interview mit vier Austauschschülern des Jahrgangs 2010/11 Seite 6 / 7

» Ein Jahr im Ausland News aus dem Entsendeprogramm Seite 9

» Alumni Treffen • Kontakt • Jahre später Seite 10 / 11

Herausgeber: Deutsches Youth For Understanding Komitee e.V. Gemeinnütziger Verein – Träger der freien Jugendhilfe

Adresse: Oberaltenallee 6 22081 HamburgTelefon: (040) 22 70 02 - 0Fax: (040) 22 70 02 -27E-Mail: [email protected]: www.yfu.de

Spendenkonto: Konto-Nummer: 09 08 03 02 01 Commerzbank BLZ: 200 800 00Redaktion: Mara SkaletzGestaltung: dgermer.de lele - Lena Lewark

Druck: Sievert Druck und Service GmbHAuflage: 5.500 Exemplare 3. Ausgabe 2011 Das YFU Magazin erscheint vierteljährlich. ©YFU September 2011

Gedruckt auf umweltfreundlichemFSC-zertifiziertem Papier.

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3 YFU magazin - Herbst 2011

Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

was ist Toleranz und was hat der Themenschwerpunkt dieses Magazins mit der täglichen Arbeit von YFU zu tun? Laut Duden bedeutet Toleranz „Duldsamkeit (bes. in Glaubensfragen u. in der Politik)“. Tolerant sein bedeutet also, Meinungen und Ansichten, die von der eigenen abweichen, zu dulden und gelten zu lassen.

Das Dulden von Andersdenkenden sollte aber nicht darauf hinauslaufen, dass wir ihre Ansichten nur hinneh-men: Toleranz muss aktiv sein und zu einer Auseinandersetzung führen. Nur durch den Austausch von Gedan-ken und Argumenten können wir voneinander lernen und nur so kann unsere Gesellschaft – in ihrer Meinungs-vielfalt – zusammen halten.

Kulturen unterscheiden sich oft sehr in grundlegenden Ansichten über das menschliche Zusammenleben. In diesem Sinne ist Schüleraustausch eine Übung in Toleranz: Durch die intensive persönliche Begegnung mit Menschen in verschiedensten Ländern der Welt setzen sich Jugendliche aktiv mit der zunächst fremden Kultur auseinander. Gerade durch die Unterschiede, die sie hierbei erkennen, lernen sie viel über ihr Gastland und auch über sich selbst und ihre Überzeugungen. Diese wertvolle und prägende Erfahrung ist unabhängig davon, in welchem Land man das Austauschjahr verbringt: Deshalb wollen wir die Vielfalt unter den Austauschzielen gerne weiter erhöhen und interessierte Jugendliche ermutigen, auch Zielländer jenseits der englischsprachigen Welt zu entdecken.

Vier Jugendliche, die vor wenigen Wochen aus ihrem Austauschjahr in Thailand, Ungarn, Südafrika bezie-hungsweise in den USA zurückgekehrt sind, haben uns berichtet, was Toleranz für sie bedeutet. Lesen Sie in dem Interview, welche vielfältigen Erfahrungen sie in den ganz verschiedenen Ländern gemacht haben. So zum Beispiel die 16-jährige Laura, die im Austauschjahr erfahren hat, dass Nationalstolz in Thailand eine ganz andere Rolle spielt als in Deutschland.

YFU setzt sich auch dafür ein, dass das Thema Toleranz an Schulen einen Platz findet und dass Jugendli-che dort Toleranz-Erfahrung sammeln können. Deshalb liegt mir das YFU-Projekt Colored Glasses sehr am Herzen: Bei interaktiven Workshops in Schulklassen, geleitet von geschulten YFU-Ehrenamtlichen, setzen sich Schüler unter anderem mit Diskriminierung, Vorurteilen und Stereotypen auseinander. Über Ihre Unterstüt-zung des Projekts würde ich mich sehr freuen!

Mit herzlichen GrüßenMarcus von GarßenYFU-Vorstandsvorsitzender

Mitmach-Aktion: Internationaler Tag der ToleranzDer 16. November ist der Internationale Tag der Toleranz der UNESCO, an dem überall auf der Welt die Gefahren der Into-leranz aufgezeigt werden sollen und die Notwendigkeit des Engagements für mehr Verständnis bekräftigt wird. YFU feiert diesen Tag 2011 mit einer besonderen Mitmach-Aktion. Ob kreativ oder philosophisch: Zeig, was Toleranz für Dich bedeu-tet. Dein Beitrag kann ein Foto, eine Grafik oder Collage oder

auch ein kurzer Text sein (maximal 250 Zeichen). Sende ihn bis zum 10. November an [email protected] oder an YFU, Postfach 76 21 67, 22069 Hamburg. Die besten Beiträge werden am 16. November auf der YFU-Internetseite und auf der YFU-Seite auf Facebook veröffentlicht.

Mit der Einsendung Deines Beitrags erklärst Du Dich mit der Veröffentlichung durch YFU einverstanden.

Einsendeschluss:10. November

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„Erkenne Deine Stärken“ mit YFU

1988 gewann Christian Schenk – damals für die DDR startend – die olympische Goldmedaille im Zehnkampf. Nach dem Ende seiner Profisport-Karriere ist er nun unter anderem engagierter Initiator des Projekts „Erkenne Deine Stärken“. In Brandenburg und Sachsen-Anhalt sowie bald auch in Mecklenburg-Vorpom-mern lernen Schülerinnen und Schüler unter diesem Motto bei bildungs- und erlebnisorientierten Klassenfahrten, was alles in ihnen steckt: Spielerisch erschließen sie sich neue Themen, meistern Herausforderungen und bekommen so vielfältige Im-pulse für ihre persönliche Entwicklung. YFU-Geschäftsführer Knut Möller: „Wir freuen uns, in Zukunft Partner des Projekts zu sein und unser Know-how aus dem Bereich interkulturelle Bildung in die Camps einbringen zu können.“ YFU bietet den Camp-Teilnehmern außerdem besondere Stipendien für ein Aus-tauschjahr.

Gezielte Förderung für ostdeutsche Jugendliche

Im Schuljahr 2012/2013 gibt es ein neues Stipendienprogramm für Jugendliche aus den neuen Bundesländern. Aus dem YFU-Stipendienfonds gehen dabei Teilstipendi-en exklusiv an jeweils zehn Jugendliche aus Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Schüler und Schülerinnen aus Familien mit be-grenzten finanziellen Möglichkeiten werden dabei durch Teilstipendien unterstützt, die bis zu 80 Prozent der Programmkosten decken. Ziel ist es, mehr Schüler aus den neuen Bundesländern zu ermutigen, sich für das YFU-Austauschprogramm zu bewerben.

Gesellschaft • Interkulturelles • YFU

YFU-Blogs starten

Gerade sind die Schülerinnen und Schüler des Austausch-jahrgangs 2011/12 in alle Himmelsrichtungen aufgebrochen. Einige von ihnen berichten auf der neuen Blog-Seite von YFU regelmäßig darüber, wie ihr Aufenthalt verläuft. Die Jugendli-chen berichten aus Finnland, Ghana, Estland, Chile, Norwegen und aus den USA. „Die Berichte der Schüler zeigen uns, wie interessant jedes der so unterschiedlichen Länder ist. Ich wer-de gespannt verfolgen, wie es unseren Bloggern in ihrem Aus-tauschjahr ergeht,“ so Meike Neumann, die Leiterin des YFU-Entsendeprogramms. www.blog.yfu.de

PPP-Alumni in Zukunft vernetzt

Die US-amerikanische Botschaft in Deutschland initiiert ein neues Alumni-Projekt: Ehemalige Teilnehmer des Parlamen-tarischen Patenschafts-Programms (PPP) für Schüler können sich bald in einem eigenen Alumni-Verein vernetzen. Neben YFU führen noch weitere Austauschorganisationen das PPP durch. Das besondere an dem neuen Verein wird sein, dass er sich an Alumni aller teilnehmenden Organisationen wenden wird. Als Vorbild des Vereins dient der Zusammenschluss von Alumni des PPP für junge Berufstätige: Der PPP Alumni e.V. be-steht bereits seit 2005, macht das PPP bekannter, unterstützt die Ehemaligen beim Netzwerken und ermöglicht Ihnen einen intensiven Erfahrungsaustausch.

Verzögerung des YFU-Umzugs

Der geplante Umzug der YFU-Geschäftsstelle wurde verscho-ben: Statt – wie geplant und im letzten Magazin angekündigt – Mitte Juli findet der Umzug nun erst Ende September statt. Die umfangreichen Renovierungsarbeiten des denkmalgeschütz-ten Gebäudes hatten sich verzögert. So war es notwendig, den Zeitpunkt des Umzugs nach hinten zu verschieben und damit auch den geplanten Tag der offenen Tür vorerst abzusagen. Die Freude auf das neue Zuhause des Vereins ist dadurch aber nicht gemindert: Die rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsstelle sind schon gespannt auf die neuen Räume in der Oberaltenallee 6 in 22081 Hamburg, wo sie ab dem 26. September zu erreichen sein werden.

Nachrichten

Mein Jahr im Ausland

YFU-Blog

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2 deutsche Schülerinnen sind am 21. August als erste deutsche YFU-Austauschschülerinnen überhaupt nach Serbien aufgebrochen. In der Gegenrichtung werden sechs serbische Jugendliche ein Jahr bei einer deutschen Gastfamilie verbrin-gen. Das südosteuropäische Land liegt im Zentrum der Balkan-halbinsel und grenzt an zahlreiche Länder, nämlich an Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Mazedonien, Albanien, den Kosovo, an Montenegro, Bosnien und Herzegowina und an Kroatien. Eine der deutschen Schülerinnen blogt auf dem YFU-Profil auf schülerVZ: http://tinyurl.com/schuelervz-blog.

78 Sprachen und Dialekte werden in Ghana neben der Amtssprache Englisch gesprochen. Vier Jugendliche aus Deutschland verbringen ab September ein Jahr in dem west- afrikanischen Land. Sie sind schon der dritte Jahrgang von Aus-tauschschülern aus Deutschland in Ghana.

44 ist die Anzahl aller Länder auf der Welt, aus denen YFU-Schülerinnen und Schüler in diesem Sommer für ihr Aus-tauschjahr nach Deutschland gekommen sind oder in die deut-sche Jugendliche aus Deutschland aufgebrochen sind, um dort ihr Austauschjahr zu verbringen.

Drei ZahlenEine Geschichte – ein Geschichtsverständnis?

Toleranz und Verständnis durch eine gesamt- europäische Sichtweise im GeschichtsunterrichtDer Historiker Dr. Jens Hüttmann ist ehemaliger YFU-Aus-tauschschüler und heute Leiter des Arbeitsbereichs „Schuli-sche Bildungsarbeit“ der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Die Stiftung hat das Ziel, die Folgen der deut-schen Teilung und Diktatur in der DDR aufzuarbeiten und den Prozess der Wiedervereinigung zu begleiten. Auf dem diesjäh-rigen Young Europeans’ Seminar hielt Jens Hüttmann einen Vortrag über die Zukunft des Geschichtsunterrichts in Europa.

Ein besonderes Anliegen ist Jens Hüttmann die Veränderung der an europäischen Schulen benutzten Geschichtsbücher. Seiner Meinung nach konzentriert sich der Geschichtsunter-richt zu stark darauf, historische Ereignisse aus der Sicht des eigenen Landes zu deuten. Die europäischen Länder verbinde eine gemeinsame Geschichte, trotzdem nutzten alle Staaten verschiedene Lehrbücher, die unterschiedliche Versionen der historischen Ereignisse und ihrer Deutung lieferten. So entste-he Distanz und Intoleranz. Erst die Betrachtung der Ereignisse im europäischen Zusammenhang ermögliche einen Perspek-tivwechsel und das notwendige Verständnis für die europäi-schen Nachbarn.

Jens Hüttmann ist sich der vorhandenen Schwierigkeiten dieses Vorhabens bewusst: Sie beginnen bei abweichenden Wahrnehmungen vergangener Ereignisse und enden bei der Frage, wie viel Zeit der Geschichtsunterricht an deutschen Schulen für diese Ausweitung überhaupt bieten kann. Trotzdem sieht er multiperspektivische bzw. Nationen übergreifende Ge-schichtsbücher als unbedingt sinnvoll und erstrebenswert für das gemeinsame historische Lernen an. Sein Wunsch: Durch ein gemeinsames Geschichtsbewusstsein gegenseitige Tole-ranz und gegenseitiges Verständnis zwischen den Menschen erreichen.

Weitere Informationen zum Thema unter: www.stiftung-aufarbeitung.de

Jens Hüttmann

Die Welt ist bunt: Zielländer und Herkunftsländer der aktuellen Austauschschülerinnen und -schüler

(dunkelblau)

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Welche Rolle hat Toleranz denn für Euch im Austauschjahr gespielt?

Yannick: Ich habe eher Toleranz gegenüber Intoleranz entwi-ckelt. Denn ich war in einer sehr christlichen Familie und für die waren Homosexuelle etwas Abartiges. Das kann ich persönlich gar nicht nachvollziehen.

Laura: In einem anderen Land ist man ja sehr auf die Tole-ranz der Anderen angewiesen. Damit habe ich eigentlich gute Erfahrungen gemacht. Was mich allerdings in meiner Toleranz bestärkt hat, war, dass manche Thais selbst nicht sehr tolerant sind in einigen Dingen. Zwar nicht was Homosexuelle angeht, aber beispielweiße gegenüber westlichen Ausländern. Weiße Männer, die nach Thailand gehen, weil sie dort eine Frau hei-raten, haben zum Beispiel wenige Rechte, bekommen keine Staatsbürgerschaft, dürfen dann kein Haus bauen und Ähnli-ches.

Sarah: Ich finde, im Austauschjahr braucht man Toleranz, um sich anpassen zu können. Und Anpassung, um die Kultur ken-nen zu lernen, ist ja der Sinn eines Austauschjahres.

Juliana: Ich war in der Nähe von Washington D.C. und in mei-ner Schule waren Schüler vieler verschiedener Nationen. Und da war es eben von Anfang an klar, dass ich nicht durch die Schule laufen kann und sagen: „Die will ich nicht und dich nicht und dich nicht.“ Ganz anders war bei mir aber die Toleranz ge-genüber der Ignoranz: Viele wissen zwar nicht viel über dein Land, wollen aber auch eigentlich nichts wissen. Damit muss man sich dann irgendwann abfinden.

Wie füllt sich der recht abstrakte Begriff „Toleranz“ für YFU- Austauschschülerinnen und -schüler mit Leben? Hanna Klein, YFU-Ehemalige und -Ehrenamtliche, traf sich in Frankfurt mit vier Jugendlichen aus Hessen, die gerade aus ihrem Aus-tauschjahr zurückgekehrt sind. Laura (16, Thailand), Juliana (16, USA), Yannick (18, Südafrika) und Sarah (17, Ungarn) spra-chen darüber, was es für sie bedeutet, tolerant zu sein.

In welchen Situationen lebt Ihr Toleranz?

Sarah: Toleranz braucht man in vielen Situationen des Lebens. Ich brauche sie zum Beispiel ganz oft, wenn es um meinen klei-nen Bruder geht.

Laura: Das Beispiel finde ich gut. Bei meinen Geschwistern hat Toleranz manchmal ein Ende. Aber wenn man Toleranz auf Menschen aus anderen Kulturen bezieht, die in Deutschland leben, bin ich schon tolerant.

Juliana: Meine Eltern kommen aus Vietnam. Toleranz lernt man schon in der Grundschule, wenn man die Einzige ist, die asiatische Hintergründe hat. Und da ich diese Erfahrung ge-macht habe, ist es für mich auch einfacher, gegenüber ande-ren Kulturen tolerant zu sein.

Yannick: Mir ist Toleranz sehr wichtig und zwar nicht nur an-deren Kulturen gegenüber, sondern auch Leuten gegenüber, die einen anderen Glauben oder andere Werte haben. Hier in Frankfurt ist es zum Beispiel so, dass es viele Ausländer und Menschen mit verschiedenen Religionen gibt. Wenn man nicht tolerant ist, braucht man hier gar nicht auf die Straße zu gehen.

Fokus

Yannick mit seiner südafrikanischen Gastmutter

Sarah in Ungarn beim Radeln

Erfahrungen auf vier Kontinenten

Toleranz

LauraYannick Juliana Sarah

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Laura: Wie Juliana gesagt hat, wäre Reisen und das Kennen-lernen von anderen Kulturen gar nicht möglich. Und das ist mir wichtig.

Wie wäre wohl das Leben ohne Toleranz?

Yannick: Langweilig! Wenn es keine Toleranz gäbe, wäre zum Beispiel Frankfurt wohl nicht so groß, es gäbe die Hälfte der Geschäfte nicht, oder man dürfte zumindest nicht reingehen.

Laura: Es wäre wahrscheinlich nicht so vielfältig und auch viel gefährlicher durch Bandenkriege.

Sarah: Es finge ja schon mit den einzelnen Subkulturen in Deutschland an. Die würden sich dann voneinander abschot-ten oder sich sogar bekriegen.

Juliana: Das Leben wäre viel eintöniger und viel trauriger. Und will man das wirklich?

Was können wir konkret tun für mehr Toleranz?

Sarah: Als gutes Beispiel voran gehen.

Yannick: Ja, selbst tolerant sein.

Juliana: Eben nicht nur darüber reden, sondern den ersten Schritt wagen und auch etwas dafür tun, um die interkulturel-le Verständigung zu verbessern. Als Austauschschüler merkt man, dass man einiges verändern kann am Menschenbild der anderen.

Laura: Mit Menschen sprechen, von denen wir vielleicht wis-sen, dass sie nicht so tolerant sind, und ihnen klar machen, was es bedeutet, tolerant zu sein, und was es einem selbst bringt.

Sarah: Aber nicht nur versuchen, den anderen etwas zu sagen, sondern auch von den anderen etwas lernen. Ich finde Tole-ranz sehr wichtig und sie wird gebraucht. Man muss trotzdem aufpassen, bis wohin die Toleranz geht, und da eine Grenze ziehen. Und diese Grenze zu finden ist, glaub ich, manchmal ein bisschen schwer…

Habt Ihr Situationen erlebt, in denen Ihr gemerkt habt, dass Eure Toleranz an Grenzen stößt?

Juliana: Wenn Leute es ablehnen, über Meinungsunterschiede zu reden. Wenn jemand eine andere Meinung hat, okay, dann kann man darüber reden. Aber es gibt Leute, die einfach ig-norant sind und davon nichts hören wollen. Es sind zwar nur Einzelfälle, ich finde es allerdings anstrengend, mit denjenigen umzugehen.

Sarah: Bei mir gab es eine Situation, die ich als schockierend in Erinnerung behalten habe. Ich habe mit jemandem über die Si-tuation zwischen Ungarn und Sinti und Roma gesprochen und er meinte, dass es eine positive Sache an Hitler gab und zwar, dass er die Sinti und Roma umgebracht hat. Das war etwas, das mich erschüttert hat. Ich habe versucht, seinen Standpunkt ar-gumentativ zu ändern, er aber hat das Gespräch abgebrochen. Diese Haltung ist aber natürlich nicht typisch für alle Ungarn.

Yannick: Womit ich manchmal meine Probleme hatte, war, dass man in Südafrika nicht sagen durfte, dass man an die Evolutionstheorie glaubt. Darüber regen sich Leute total auf und fragen: „Bin ich ein Affe, oder was?“ Und da musste ich dann auch einfach mal leise sein und nichts sagen.

Laura: Bei mir war ein Beispiel der Patriotismus der Thais. Gut, das gibt es in vielen Ländern, dass ein Mal am Tag die Natio-nalhymne gesungen wird. In Thailand wird die Nationalhymne aber zwei Mal am Tag gesungen. In Deutschland wäre das nicht möglich. Klar, das liegt an unserer Geschichte. Was uns hier nationalistisch erscheinen würde, das sieht man in Thailand gar nicht so. Das finde ich irgendwie komisch.

Warum ist Toleranz wichtig?

Sarah: Wenn es keine Toleranz gäbe, gäbe es viel mehr Kämpfe und Krieg. Weil jeder denkt, seine Meinung ist die richtige und jeder seinen Willen durchsetzen möchte, wie wir es in der Ge-schichte ja schon erlebt haben. Und heute können wir darüber reden und andere Meinungen akzeptieren.

Juliana: Für das friedliche Miteinander in der Welt. Wenn jeder nur mit Scheuklappen durch die Gegend läuft, dann wäre kul-tureller Austausch gar nicht möglich: das Multikulturelle, dass wir alle Bürger der Welt sind. Wie Sarah gesagt hat, man kann über die kulturellen Unterschiede reden.

Yannick: Ohne Toleranz würde sich die eigene Gruppe von an-deren abschotten und man könnte gar nicht miteinander leben.

Juliana an ihrer amerikanischen Highschool

Laura mit ihren thailändischen Gastgeschwistern

„In einem anderen Land ist man ja sehr auf die Toleranz der Anderen angewiesen“

Laura, Austauschjahr in Thailand

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• News aus dem Aufnahmeprogramm •483 Schülerinnen und Schüler aus 40 Ländern sind im Som-mer nach Deutschland gereist. „Wir freuen uns, dass jeder der Jugendlichen eine nette Gastfamilie gefunden hat“, sagt Joa-chim Wullenweber, Leiter des YFU-Aufnahmeprogramms. „Ich danke allen Familien für ihre Gastfreundschaft! Vielen Dank auch allen, die bei der Gastfamiliensuche geholfen haben.“ Bevor die Jugendlichen zu ihren Jahres-Gastfamilien reisten, besuchten sie eine Orientierungswoche oder verbrachten vier Wochen bei einem Orientierungs- und Sprachkurs. So haben sie ihr Jahr in Deutschland gründlich vorbereitet begonnen.

In den nächsten Monaten geht es für die ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Auf-nahmeprogramms vor allem um die Betreuung der aktuellen Austauschschüler. Für die Jugendlichen mag ihr Mittelseminar Anfang nächsten Jahres zwar noch weit weg sein, hinter den Kulissen beginnen aber bereits die Vorbereitungen.

Außerdem freut sich YFU schon auf die Ankunft der nächs-ten Austauschschüler: Rund 40 Jugendliche, vor allem aus Ländern, die auf der Südhalbkugel der Erde liegen, werden im Januar nach Deutschland kommen. Interessierte Gastfamilien können sich gern ab sofort melden.

Ein Sommer in Hessen – statt in JapanIn unserem sechswöchigen Sommerprogramm konnte YFU dieses Jahr 32 Jugendliche in Deutschland begrüßen. Zehn dieser Austauschschüler kamen mit einem Stipendium des japanischen Automobilherstellers Mazda aus den USA nach Deutschland. Eigentlich hätten die Jugendlichen den Sommer in Japan verbringen sollen, doch nach der dortigen Tsunami-Katastrophe wurde der Aufenthalt nach Deutschland verlegt.

Die Stipendiaten wurden von Mazda zu einem spannenden Tag ins European Research & Development Centre nach Ober-ursel eingeladen. YFU hat Mazda als sehr engagierten Koope-rationspartner kennen gelernt und bedankt sich für den gelun-genen Aufenthalt!

Ein Jahr in Deutschland

Drei Fragen an Johannes Waltenberger Johannes, Du hast schon bei mehreren Mittelsemi-naren mitgearbeitet. Was ist für Dich das besondere daran? Mittelseminare rufen bei mir die Erinnerung an wenig Schlaf und ausgefüllte Tage hervor. Es ist meist eine sehr intensive Zeit, in der man die Schüler, das Team und sich selbst gut kennen lernt. Da oft wenig Zeit für Gedanken an das eigene Leben bleibt, kann man eine Woche lang wunderbar aussteigen und „men-tal Urlaub machen“.

Was ist die Herausforderung daran? Es kommt darauf an, sich ganz auf die Schüler einzulassen. Die Erlebnis-se und Geschichten wiederholen sich teilweise von Jahr zu Jahr und es ist wichtig, den Teilnehmern trotzdem Interesse und Aufmerksamkeit entgegenzubringen und zuzuhören. Außerdem braucht man manchmal Geduld, wenn die Sprachkenntnisse der Schüler noch nicht für alle Gesprächsthemen ausreichen.

Erinnerst Du Dich an ein schönes Mittelseminar- Erlebnis? Einmal kam ein Schüler zu mir und fragte, ob er mit mir ein (wirklich) wichtiges Problem besprechen könne, da sein Vater mehr als 10.000 Kilometer ent-fernt sei und er sonst niemanden habe, der für so etwas in Frage kommt. Die Situation hat mir gezeigt, wie wich-tig ein Umgang mit den Schülern auf Augenhöhe ist.

* * *Die einwöchigen Mittelseminare finden zwischen An-fang Februar und Ende März statt. Die Schülerinnen und Schüler blicken auf ihre bisherige Erfahrung zurück und stecken sich Ziele für die verbleibenden Monate. Zusätzlich entdecken sie eine deutsche Großstadt und beschäftigen sich mit einem Extrathema. Wer bei einem Mittelseminar mitarbeiten möchte, kann sich bei Birgit Neufert melden: [email protected].

THEMA MITTELSEMInARE

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STECkbRIEF

• News aus dem Entsendeprogramm •Um viele spannende Erfahrungen reicher sind die Teilneh-merinnen und Teilnehmer des Austauschjahres 2010/11 nach Deutschland zurückgereist. Sie leben sich nun – unterstützt durch die YFU-Nachbereitung – wieder zu Hause ein. YFU freut sich, wenn viele von ihnen dem Verein verbunden bleiben!

Zwischen Ende Juli und Anfang September ist der Jahrgang 2011/12 ins Austauschjahr gestartet: Rund 1.150 Jugendliche brachen in 36 Länder auf. YFU wünscht allen einen guten Start!

Eine besondere Herausforderung bot sich in diesem Jahr in den USA: Neben der wirtschaftlichen Krise haben vor allem neue Regularien des amerikanischen Außenministeriums die

Suche nach Gastfamilien erheblich erschwert. Die Regularien enthalten strengere Auflagen zur Ansprache und Auswahl von Gastfamilien und verursachen interessierten Familien einen weitaus höheren Aufwand, wovor viele zurückschrecken. So verzögerte sich die Gastfamilienzuordnung deutlich und war zum Zeitpunkt der Drucklegung noch nicht abgeschlossen.

Mit dem Ende des Sommers bewerben sich nun besonders viele Jugendliche um einen Platz im YFU-Austauschprogramm 2012/13. Es haben bereits zahlreiche Auswahlgespräche stattgefunden. Viele Teilnehmer stehen schon fest und warten nun schon gespannt auf den nächsten Sommer.

Zielländer im Austauschjahr 2011/12: Anzahl der Teilnehmer

Ein Jahr im Ausland

Einen Infoabend gestaltenNach und nach trudeln neugierige Eltern und aufgereg-te Teenager ein – alle sind gespannt darauf zu erfah-ren, was es nun mit dem Thema „Austauschjahr“ auf sich hat. Dann geht es los: YFU-Ehrenamtliche stellen zuerst den Verein und die Austauschprogramme vor, dann werden sie von den Interessierten mit Fragen ge-löchert. Die Fragen reichen von „Was hast Du gemacht, wenn Du Heimweh hattest?“ über „Wie verläuft denn die Auswahl?“ bis hin zu „Was haben Sie denn als Mut-ter davon gehalten, dass Ihre 15-jährige Tochter nach Lateinamerika wollte?“. Vor allem die persönliche Er-fahrung ist es, die die Besucher interessiert.

Wer Lust hat, YFU bei einer Info-Veranstaltung oder einem Messestand vorzustellen, kann sich bei Maike Baum in der Geschäftsstelle melden: E-Mail: [email protected] oder Telefon: 040-227002-34. In vielen Landesgruppen gibt es Einsteigerschulungen für die Öffentlichkeitsarbeit, Maike Baum vermittelt gern den Kontakt. Übrigens: Sowohl „alte Hasen“ der YFU-Arbeit als auch ganz neue Helfer aller Altersgrup-pen sind herzlich willkommen!

„Ich bin ja schon lange für YFU ehrenamtlich aktiv. In der letzten Zeit habe ich immer öfter gerne auch an Infoveranstaltungen teilgenommen. Bevor El-tern und Jugendliche sich für ein Austauschjahr und eine Organisation ent-scheiden, haben sie sehr viele verschiedene Fra-

gen und sind dankbar, wenn sie uns bei YFU kennen lernen können und ganz persönliche Antworten bekom-men. Und ich habe so die Möglichkeit, ihnen die Vor-züge von YFU zu schildern. Besonderen Spaß bringt es mir, mit jungen YFU-Ehemaligen zusammen Infoabende zu leiten – so haben Eltern und Schüler alle einen An-sprechpartner auf Augenhöhe.

Praktisch ist an dieser Aufgabe, dass sie zeitlich ganz klar begrenzt ist: Den Termin für einen Infoabend kann ich deshalb meist gut in meinem vollen Terminkalender unterbringen. Und diese Zeit nehme ich mir gerne, da jeder Infoabend anders ist. So bleibt es überraschend und spannend!“ Kristin Salchow

56Asien /Pazifik

779Nordamerika

132Lateinamerika

168Europa

22Afrika

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10 YFU magazin - Herbst 2011

Die Kurse sind so nicht nur eine wichtige Vorbereitung für die Austauschschüler, sondern bieten für junge YFU-Ehemalige eine gute Möglichkeit, ein Projekt zu organisieren. Sie werden von YFU in Projektorganisation geschult und sind verantwort-lich für die Suche nach Gastfamilien für vier Wochen, nach ei-nem Unterrichtsraum und einer Gelegenheit zum Mittagessen sowie für die organisatorische Begleitung des Kurses.

Neben den Organisatoren kommen Sprach- und Orientie-rungslehrer zum Einsatz. Sie sind in der Regel Studierende hö-herer Fachsemester, die ebenfalls auf entsprechenden Schu-lungswochenden von YFU auf ihre Tätigkeit vorbereitet werden. Für sie ist der Kurs eine wertvolle Gelegenheit, ihr im Studium erworbenes Wissen in die Praxis umzusetzen. Romy Träber, die eine Gruppe junger US-Amerikaner unterrichtete, bestätigt das: „Soviel ist schon einmal sicher: Ich hatte jede Menge Spaß, habe eine Bestätigung für mich selbst gefunden und weiß, dass ich das gern wiederholen würde, wenn sich die Gelegen-heit bieten sollte.“ Wer in Zukunft einen OSK organisieren oder unterrichten möchte, bekommt alle nötigen Informationen von Joachim Wullenweber: [email protected].

Neue Erfahrungen auf allen SeitenOrientierungs- und Sprachkurse (OSK)Als ausländischer Schüler in Deutschland ankommen – aufre-gend! Noch aufregender, wenn noch keine oder kaum Deutsch-kenntnisse vorhanden sind. Um die Jugendlichen gut auf den deutschen Familien- und Schulalltag vorzubereiten, bietet YFU allen Austauschschülern, die noch nicht oder nicht gut Deutsch sprechen, zu Beginn ihres Aufenthaltes einen vierwöchigen Kurs: Vier Stunden pro Tag verbringen sie im Deutschunter-richt, zwei weitere Stunden werden sie auf das Leben in der deutschen Kultur vorbereitet.

In diesem Jahr haben 307 Schüler an den OSK teilgenom-men, die an 34 Orten in Deutschland von jungen Ehrenamtli-chen im Alter zwischen 16 und 19 Jahren organisiert wurden. Taygete Yali Wetzel (17), die einen Kurs für Thais organisierte, berichtet: „Bei der Organisation des Kurses habe ich viele neue Fähigkeiten erworben. Ich habe gelernt, wie ich Public Rela-tions organisieren und eigene Anliegen publik machen kann. Ich habe gelernt, Serienbriefe und formelle Post zu schreiben. Die Organisation des Elternabends und der Abschiedsparty war eine Premiere für mich, desgleichen Kursräume zu mieten und eine Menge fremdes Geld zu verwalten. Auch die sorgfältige Abrechnung zum Schluss war eine gute Übung. Ich kann jetzt viel schneller auf der Computertastatur schreiben – und habe mir praktischerweise angewöhnt, direkt auf E-Mails zu antwor-ten.“

Einladung: Auswahl-Schulung Die ehrenamtlichen Auswahlkomitees brauchen kompetente Verstärkung: Am 15. Oktober 2011 findet in Hannover eine Aus-wahlschulung statt. Sie richtet sich speziell an Berufstätige und Eltern in unserem Verein, die Lust haben sich ehrenamtlich zu engagieren. Willkommen sind Einsteiger, die diesen Bereich gern kennen lernen möchten, und frühere Mitarbeitende, die bereits Auswahlen mitgemacht haben und nach längerer Zeit wieder einsteigen möchten. Wer gerne teilnehmen möchte, kann sich bei Simone Held in der Geschäftsstelle anmelden (Telefon: 040 227002-52, E-Mail: [email protected])

YFU unterstützenWer Interesse hat, sich für YFU zu engagieren, aber noch nicht genau weiß, welcher Bereich geeignet ist, kann sich gerne an Simone Stepp, die Alumni-Koordinatorin in der Geschäftsstelle wenden (Telefon: 040-227002-49, E-Mail: [email protected]). Infor-mationen zu den Möglichkeiten sich ehrenamtlich zu engagie-ren, finden sich ebenfalls unter www.yfu.de/alumni-aktiv.

Aktiv werden für YFU

Alumni

Organisatorin Taygete Yali Wetzel (r.) mit einer Kursteilnehmerin

Romy Träber eingerahmt von zwei OSK-Schülern aus den USA

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11 YFU magazin - Herbst 2011

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12 YFU magazin - Herbst 2011

Die Austauschprogramme von YFU richten sich an Schüler aller Schulformen in Deutschland. Trotzdem wagen noch immer vor allem Gymnasiasten den Schritt ins Ausland. Doch das könnte sich bald ändern – denn zahlreiche Institutionen befassen sich damit, insbesondere auch Nicht-Gymnasiasten an internationa-len Programmen zu beteiligen. Viele dieser Initiativen stärken die Vernetzung und den Dialog mit Multiplikatoren. Die Kreuz-berger Kinderstiftung hat sich dazu entschieden, direkt bei den Jugendlichen anzusetzen: Bereits im zweiten Jahr ermöglicht die Stiftung nun Haupt- und Realschülern aus Thüringen und Sachsen-Anhalt, mit YFU ein Jahr im Ausland zu verbringen. Mit hohen Teilstipendien in Höhe von 50 bis 80 Prozent des Programmpreises fördert die Stiftung neben YFU-Teilnehmern auch Austauschschüler von AFS Interkulturelle Begegnungen e.V. und Experiment e.V. aus anderen ostdeutschen Bundes-ländern.

Bei YFU konnten im Rahmen der Förderung die Bewerber- und Teilnehmerzahlen von Nicht-Gymnasiasten erheblich ge-steigert werden. Ein Erfolg, der YFU und die Kreuzberger Kin-derstiftung gleichermaßen stolz macht. Und das, zumal die von dem Stipendienprogramm begünstigten Bundesländer die ge-ringste Teilnehmerquote an internationalen Austauschprogram-men haben. Sowohl in Thüringen als auch in Sachsen-Anhalt nehmen nach einer aktuellen Umfrage des Bildungsberatungs-dienstes weltweiser nur je ca. 1 Prozent aller 15-17-jährigen

Haupt- und Realschüler starten durch

Kooperationen

Kreuzberger Kinderstiftung setzt sich für Chancengleichheit ein

Schüler an internationalen Austauschprogrammen teil. In Ham-burg und Berlin sind es dagegen zum Beispiel zwischen 6 und 7 Prozent. Ein Ungleichgewicht, das Peter Ackermann, Stifter der Kreuzberger Kinderstiftung, mit seinem Stipendienpro-gramm bekämpfen möchte.

Am 25. Juni 2011 empfing er die 60 diesjährigen Stipen-diaten von YFU, AFS und Experiment in Berlin-Kreuzberg, um ihnen einen guten Start ins Austauschjahr zu wünschen und ihnen zu ihren Stipendien zu gratulieren. Diese werden zum Teil von Einzelpersonen und Firmen gestiftet, die Peter Ackermann von seinem Ansatz überzeugen konnte.

„Wir hoffen, dass es der Stiftung weiterhin gelingt, so viele Förderer für diese Idee zu begeistern, welche bereits zu einer signifikanten Änderung in der Statistik führt. Viel wichtiger ist aber eine Mentalitätsverschiebung towards exchange an Real-schulen, bei Lehrern und Direktoren“, so der YFU-Ehrenamtli-che Thomas Kuckert aus Sachsen-Anhalt, der an der Stipendi-enverleihung teilnahm.

Das Stipendienprogramm der Kreuzberger Kinderstiftung wird auch im Programmjahr 2012/13 fortgeführt und die ers-ten potentiellen Stipendiaten haben sich bereits bei YFU be-worben.

Schauspieler Peer Kusmagk finanziert Stipendien von zwei YFU-Austauschschülerinnen

Peter Ackermann, Stifter und Vorstand der Kreuzberger Kinderstiftung, gratuliert den Stipendiaten

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Als Botschafter Bayerns in die Welt

Wir danken Ihnen für Ihre Spende!

Empfang der Stipendiaten in München„Ein Botschafter ist ein Diplomat, also der beamtete oberste Be-auftragte eines Staates in einem anderen Land. Er wird vom Au-ßenministerium entsandt und ist der persönliche Repräsentant des Staatsoberhauptes seines Landes“ (www.wikipedia.de).

Spielerisch verglich Josef Erhard, damals Amtschef des Bay-erischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, die Verantwortung von Stipendiaten im Austauschjahr mit der von „echten“ Botschaftern. Mit der Projektverantwortlichen Ange-la Steinmüller überreichte er am 8. Juli 2011 in München die Stipendien-Urkunden an die glücklichen Botschafter Bayerns 2011.

Bereits im vierten Jahr werden mit dem Stipendienprogramm YFU-Austauschschüler, die ein Jahr in einem Partnerland Bay-erns verbringen, großzügig gefördert. Polen, Slowakei, Bulga-rien, Ungarn, China und Indien sind die diesjährigen Ziele der Botschafter, in denen sie ihre Heimat repräsentieren und inter-kulturelle Erfahrungen sammeln. Die Stipendiaten sind Schüler an Montessori-, Fachober- und Realschulen sowie Gymnasien aus allen Regionen Bayerns.

YFU ist stolz und dankbar, dass die erfolgreiche Zusammen-arbeit auch in den kommenden beiden Jahren fortgeführt wird: Das Förderprogramm des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus wird verlängert. Damit stehen in den Pro-grammjahren 2012/2013 und 2013/2014 jeweils 15 Stipen-dien für ein Austauschjahr in einem von zwölf Partnerländern Bayerns zur Verfügung. Ab sofort können sich bayerische Schü-lerinnen und Schüler als Botschafter Bayerns bewerben. Infor-mationen zu dem Programm unter: www.yfu.de/botschafter-bayerns.

Der YFU-Vorsitzende Marcus von Garßen (unten) dankte dem Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus persönlich

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„Die Spenden sind das Tüpfelchen auf dem i“Jochen Brodbeck, langjähriger YFU-Ehren- amtlicher und Spender, über sein EngagementÜberall auf der Welt engagieren sich Menschen in vielfältiger Weise für YFU. Manche spenden dem Verein ihre Zeit in Form von ehrenamtlichem Engagement, manche unterstützen mit Geldspenden – und andere tun gleich beides. Zum Beispiel Jochen Brodbeck (67): Seit rund 20 Jahren ist er bei YFU in unterschiedlichsten Bereichen ehrenamtlich tätig und zudem seit langem treuer Spender.

„Angefangen hat alles mit dem Austauschjahr meiner Toch-ter 1989/90“, erzählt Jochen. „Soziales Engagement war mir schon immer wichtig, und ich habe schnell gemerkt, dass die Arbeit bei YFU das Richtige für mich wäre.“ So begann er, sich als ehrenamtlicher Betreuer für Austauschschüler in Deutsch-land einzusetzen.

Später folgten weitere Aufgabenbereiche wie Seminar- und Auswahlleitungen, Ämter in Vereinsgremien und die ersten Schritte im Bereich Elternarbeit. Letzteres ist für Jochen ein besonders wichtiger Punkt: „Die Elternarbeit bei YFU steckte damals noch in den Kinderschuhen. Wir haben gemeinsam viel dafür getan, dass Eltern von Austauschschülern heutzutage so intensiv in die YFU-Programme mit einbezogen werden.“

Neben diesem breit gefächerten ehrenamtlichen Engage-ment ist für Jochen das Geldspenden für YFU das „Tüpfelchen auf dem i“. Mit seinen Spenden könne er gezielt dabei helfen, dass bestimmte Projekte durchgeführt werden können, berich-

Neben dem ehrenamtlichen Engagement gibt es zahlreiche Möglichkeiten, YFU zu unterstützen. Egal ob Vermittlung von Kontakten, kostenlose Werbeflächen oder eine Geldspende: Jede Hilfe ist willkommen!

Bei Beträgen bis EUR 200,00 erkennen die Finanzämter den Zahlungsbeleg als Spendenquittung an.

Das Deutsche Youth For Understanding Komitee ist ein einge-tragener Verein mit Sitz in Hamburg. Wir sind wegen Förderung der Völkerverständigung durch Bescheinigung des Finanzamtes Hamburg-Nord, StNr. 17/411/01218, vom 22.04.2008 als steu-erbegünstigten gemeinnützigen Zwecken im Sinne §§ 51 ff. AO dienend anerkannt.

„Es sind die spannenden und abwechslungsreichen Aufgaben bei YFU, die mich in Sachen Engagement über die Jahre zum ‚Intensivtäter’ haben werden lassen!“

Jochen Brodbeck

tet Jochen. Auch wenn er sich grundsätzlich vorstellen kann, auch für andere Organisationen zu spenden, findet er die Spen-den bei YFU noch immer am besten angelegt: „Gerade durch mein intensives Engagement kenne ich den Verein sehr genau und weiß, dass mein Geld dort gut aufgehoben ist.“

Dass Jochen YFU schon so viele Jahre verbunden ist, führt er zum einen darauf zurück, dass ihm die Vereinsziele wie in-terkulturelle Bildung und Völkerverständigung sehr am Herzen liegen. Zum anderen sei die Arbeit mit den vielen jungen Ehe-maligen immer wieder neu und bereichernd. „YFU öffnet mir ständig Türen für andere Ansichten und anderes Denken. Das hält flexibel!“

In letzter Zeit hat Jochen einen neuen Schwerpunkt seines YFU-Engagements in der Öffentlichkeitsarbeit gefunden, wo er auch einen Teil seiner beruflichen Erfahrung mit einbringen kann. „Früher war ich für meinen Arbeitgeber viel auf Messen unterwegs – das kann ich jetzt auch prima für YFU machen.“

Empfänger: YFU Deutschland Oberaltenallee 6 22081 Hamburg

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–Bildungsangebote

Mustermann, Musterstadt

Max Mustermann, Musterstadt

Page 15: YFU Magazin Herbst 2011

15 YFU magazin - Herbst 2011

Unterstützung für Schüler aus OstbrandenburgStipendien der EKO-Stiftung

Seit 2009 fördert die EKO-Stif-tung Bildung Ostbrandenburg jedes Jahr YFU-Austauschschü-ler, die aus der Region stam-men und sich für Naturwissen-

schaften interessieren oder ehrenamtlich engagiert sind. Drei Stipendiaten hatten dieses Jahr wieder das Glück, von der EKO-Stiftung unterstützt zu werden: Lina-Azade Großmann, Rebecca Zels und Eric Altmann. Die drei naturwissenschaft-lich begabten Schüler haben Mitte August das Abenteuer Aus-tauschjahr begonnen und leben seitdem in ihren Gastfamilien.

Ihre Präferenzen bei der Wahl der Gastländer fielen vollkom-men verschieden aus: So verbringt Rebecca ihr Austauschjahr in Ungarn, Lina-Azade in Finnland und Eric in den USA. Sicher-lich werden alle drei ein ereignisreiches Jahr erleben und viele – wahrscheinlich sehr unterschiedliche – Eindrücke sammeln. Der EKO-Stiftung sind sie besonders dankbar dafür, dass sie ihnen diese Erfahrung ermöglicht.

Von Mecklenburg nach MexikoYFU-Unterstützer Harald Dethlefsen finanziert Stipendien In Harald Dethlefsen finden YFU-Austauschschüler aus Meck-lenburg-Vorpommern seit vielen Jahren einen großzügigen Förderer. Jedes Jahr ermöglicht er mit seinen Spenden an YFU die Vergabe von Teilstipendien an Schüler aus seinem Heimat-Bundesland.

In diesem Jahr sind erneut zwei Jugendliche aus Mecklen-burg-Vorpommern dank seiner Unterstützung in ihr Austausch-jahr mit YFU gestartet. Der 17-jährige Patryk Stankiewicz ver-bringt mit Hilfe des Stipendiums ein Jahr in Brasilien und Lukas Heinzel zog es aus dem norddeutschen Bad Doberan nach Mexiko.

Beide Jungen haben ihr Austauschjahr mit Spannung erwar-tet und sind Anfang August nach Lateinamerika aufgebrochen. Sie sind Harald Dethlefsen sehr dankbar für die finanzielle Unterstützung: „Als ich die Zusage für ein Stipendium bekam, habe ich mich total gefreut. Sie glauben nicht, wir froh ich da-rüber bin. Sie haben mir einen großen Traum erfüllt. Vielen Dank!“, schreibt der 16-jährige Lukas an seinen Förderer.

Großer Dank aus ganz EuropaRückblick zum Spendenaufruf im Sommer 2011 Mehr als 200 YFU-Unterstützer haben mit ihren Spenden ein Zeichen für die europäische Verständigung und die Bildungs-arbeit von YFU gesetzt. Dank einer Spendensumme von knapp 13.000 Euro konnte YFU das diesjährige Young Europeans’ Seminar (YES) großzügig bezuschussen.

Am Ende ihres Austauschjahres kamen im Juli knapp 450 Schüler am Werbellinsee zusammen, um Erfahrungen aus-zutauschen und um ihr Austauschjahr zu einem unvergessli-chen Abschluss zu bringen. Wichtige Impulse gab hierbei un-ter anderem die YFU-Ehrenamtliche Heidi Fritze, die eine der zwei deutschen Jugenddelegierten zur Generalversammlung der Vereinten Nationen (UNO) ist. Sie rief die YES-Teilnehmer dazu auf, die Erfahrungen aus ihrem Austauschjahr lebendig zu halten: „Bleibt aktiv für YFU und setzt Euch für unsere Ziele ehrenamtlich ein, denn das Potenzial, die Kreativität und die Tatkraft junger Menschen ist die größte Ressource, die wir in dieser Welt haben.“

Wir danken allen Spendern und den zahlreichen ehrenamt- lichen Helfern für ihren Einsatz rund um das YES 2011!

Der passionierte Fahrradfahrer Harald Dethlefsen liebt die Ostesee und Mecklenburg-Vorpommern und finanziert Stipendien für Schüler wie Lukas (oben)

Heidi Fritze

–Bildungsangebote

Page 16: YFU Magazin Herbst 2011

Machen Sie sich stark für mehr Toleranz Spenden für Colored Glasses-ToleranzworkshopsDas neue Schuljahr hat gerade erst begonnen, es ist 8:30 Uhr und Beginn der Projektwoche an der Julius-Leber-Gesamtschu-le in Hamburg. Nach und nach finden sich die Schülerinnen und Schüler der Klasse 7a in ihrem Klassenzimmer ein und warten gespannt auf den Beginn des Workshops. Um Toleranz soll es gehen – aber was sie sich darunter vorstellen sollen, wissen die 29 Schüler noch nicht so genau. Dass der Projekttag heute stattfindet, ist jedoch ihrer Initiative zu verdanken. Sie waren unzufrieden damit, dass gegenseitige Hänseleien und Gemein-heiten immer mehr zunahmen, und wünschten sich, dass das Miteinander in der klasse wieder besser würde. Klassenlehre-

rin Katharina Weichardt suchte daraufhin nach einem Workshop- angebot und stieß auf Colored Glasses.

Colored Glasses ist ein inter-kulturelles Bildungsangebot von YFU. Geschulte Ehrenamtliche bieten Workshops in Schulklas-sen und Jugendgruppen im Alter von 10 bis 18 Jahren an. Die

• Mit einer Spende von 30 EURO das wichtige Material für ei-nen Workshop finanzieren.

• Mit 100 EURO bereits einen kompletten Toleranzworkshop für Jugendliche ermöglichen.

• Für die Aus- und Weiterbildung der ehrenamtlichen Workshop- leiter sind wir darüber hinaus stets auf finanzielle Unterstüt-zung angewiesen. JEDE HILFE ZÄHLT!

SPEnDEnkOnTOEmpfänger: Deutsches YFU Komitee e.V.konto-nummer: 09 08 03 02 01bLZ: 200 800 00 (Commerzbank Hamburg)Referenz: YFU-Bildungsangebote

Unterstützen Sie Colored Glasses-Toleranzworkshopsdamit Jugendlichen Werte wie Toleranz und Verständnis vermittelt werden!

YFU PSF 762167 22069 HamburgPostvertriebstück, DPAG, Entgeld bezahlt

*68306#000#000*

Max MustermannMusterstraße 2020000 Hamburg

www.coloredglasses.de

Workshops fördern bei den Jugendlichen die bewusste und aktive Auseinandersetzung mit Themen wie Diskriminierung, Vorurteilen oder Ausgrenzung. Das Angebot ist für die Schulen kostenlos, damit die Vermittlung von Werten wie Toleranz und Verständnis nicht an finanziellen Hürden scheitert.

„Wenn der Wunsch nach Veränderung aus der Klasse heraus kommt, ist das eine besonders gute Voraussetzung dafür, dass wir mit unserer Arbeit wirklich etwas bewegen können“, freut sich Colored Glasses-Teamerin Christin Deege. Am Ende des Workshops sind dann zwar alle erschöpft, haben aber auch eine Menge gelernt und Spaß gehabt. Auch für den 13-jähri-gen Schüler Alexander ist der Begriff Toleranz nun ein wenig greifbarer geworden: „Es ist wichtig, dass man aufeinander achtet und nicht nur zusieht, wenn jemand ungerecht behan-delt wird.“

www.yfu.de