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Vielfalt stattMonotonie!

er Begriff Biodiversität, die Biologische Vielfalt, istallumfassend. Damit ist nicht nur die Artenvielfalt,

sondern auch die ihr zugrunde liegende Vielfalt derÖkosysteme und die Vielfalt der Genetik innerhalb derArten wie beispielsweise der Sortenreichtum der Nutz-pflanzen auf unserem Planeten gemeint. Alle bislangbekannt gewordenen Forschungsarbeiten über Biodi-versität sowie Teilaspekte daraus weisen in die gleicheRichtung, was sich auf eine einfache Formel reduzie-ren lässt: Je vielfältiger desto stabiler.

Umso erschreckender ist die Tatsache, dass weltweitder Trend in Sachen Biodiversität in Richtung Abnah-me geht, und dass mit steigendem Tempo. Leider giltaber auch der Umkehrschluss der einfachen Formel:Je einheitlicher desto instabiler.

Mittlerweile haben die Alarmmeldungen der Öko-logen bei der Politik insofern Erfolg gebracht, als dassder drastische Rückgang der Biodiversität als Problemerkannt und für bearbeitungswürdig erachtet wird. DieBundesregierung hat bereits 2007 den Aufschlag mitder „Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt“ ge-macht; Hessen ist gefolgt mit dem Beschluss des Land-tags aus 2008 zur Erarbeitung eines umfassenden Kon-zepts zur Erhaltung und Verbesserung der biologischenVielfalt. Verbunden mit dem Start war die vollmundigeErklärung (Countdown 2010), bis 2010 den Rückgangder Biodiversität in Hessen gestoppt zu haben. Ergeb-nis: Mächtige Brandwunden auf Zunge und Lippen; mitder Biodiversität ging und geht es weiterhin deutlichbergab.

Für Fachleute ist das nicht weiter verwunderlich.Bei einer Landwirtschaftspolitik, die nach wie vordie Industrialisierung der Acker- und Tierhal-tungswirtschaft unterstützt, wird die Landschaftnach und nach immer monotoner, weshalb auchdie Artenvielfalt in diesem Bereich in den letztenJahrzehnten den größten Einbruch erlebt hat. Inder Forstwirtschaft zeichnen sich leider ähnlicheEntwicklungen ab und über allem schwebt dasmächtige Schwert, das in immer gewaltigerem Aus-maß herabsaust: die Flächenversiegelung. Erstwenn es gelingt, diese Tendenzen umzukehren zu-gunsten einer flächendeckenden ökologischen Land-und Forstwirtschaft und einer Reduktion der Flächen-neuversiegelung auf Null, wird die Abwärtsentwicklungbei der Biodiversität gestoppt werden können.

Ob Herkules sich das geschultert hätte? Aber er warja auch alleine und wir sind viele. Und es gibt aktuellein paar positive Signale aus der Landespolitik: DasBiodiversitäts-Konzept, das in Hessen in den letzten

HESSENseitenHESSENseitenBUNDmagazin

3. QuartalHeft 3 /2014

EDITORIALBiodiversität – Sein oder Nichtsein für den blauen Planeten

Herwig Winter,Vorstandsmitglieddes BUND Hessen

D fünf Jahren entwickelt wurde, geht nun in die Umset-zungsphase. Und die Nachhaltigkeitsstrategie der Lan-desregierung setzt einen neuen Schwerpunkt durchdie Einrichtung eines Steuerungskreises „BiologischeVielfalt“.

Den ersten Lackmustest in Sachen Ernsthaftigkeitder Biodiversitäts-Politik in Hessen können schon bin-nen Jahresfrist zwei Großprojekte liefern: In Nordhes-sen will K+S wieder Salzlauge in den Untergrund ver-pressen, obwohl alle wissen, dass die Lauge dann baldin die Werra hineinsickert. Und in Südhessen muss dieLandesregierung endlich die wertvollen Natura-2000-Wälder vor dem Verdursten retten. In beiden Fällenzeichnet sich ab, dass die Konzepte des BUND die rich-tigen Antworten auf die Beseitigung alter Umwelt-schäden sind.

Alles in allem gilt es, eine Jahrhundertaufgabe mög-lichst innerhalb des kommenden Jahrzehnts zu be-wältigen. Auf geht’s!

Setzen wir unsere Vielfalt im BUND gemeinsam ein,

Ihr Herwig Winter

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Kreisverband Frankfurt: Amphibienschutz, Blühflächen,Bio-Restaurantführer und FledermausquartierDamit die Population von Erdkröten, Springfröschenund Molchen südlich des Frankfurter StadtteilsSchwanheim dauerhaft erhalten und gestärktwerden kann, wird mithilfe des Preisgel-des der seit 2004 bestehende Amphi-bienteich neu abgedichtet.

Bei dem Projekt „Öffentliches Bunt –mehr Artenvielfalt in der Stadt“ werdenBlühflächen für Schmetterlinge und Wildbienen ange-legt. Dafür kommen regionales Saatgut und einheimi-sche Pflanzenarten zum Einsatz, die zum Teil in ihremBestand gefährdet sind.

Cafés und Restaurants sollen durch Information undBeratung zur Umstellung auf Bioprodukte motiviertwerden. Geplant ist ein „Bio-Restaurantführer“ für dasStadtgebiet Frankfurt, außerdem sollen die Betriebe aufder BUND-Homepage und ggf. über eine App bewor-ben werden.

Den alten Wehrturm an der Nidda in Höchst möch-te der BUND außer für Mauersegler auch als Fleder-mausquartier und für die Umweltbildung ausbauen.

Ortsverband Neustadt: Kinder-TeichInmitten einer Streuobstwiese soll ein Feuchtbiotop fürund mit Kindergarten- und Grundschulkindern ange-legt werden. Damit die Kinder auch die im Wasser hei-mischen Tier- und Pflanzenarten kennenlernen.

Ortsverband Darmstadt: LebensturmBeim Lebensturmprojekt des BUND Darmstadt kön-nen im Herbst noch viele helfende Hände – auch inHeimarbeit – mitarbeiten. Der Lebensturm hat ver-schiedene Stockwerke und Materialien. Er soll er eineVielfalt von unterschiedlichen Tierarten beherbergen:Kleinsäuger, Amphibien, Reptilien und verschiedensteInsekten aber auch Vögel und Fledermäuse. Ergänztwird die Anlage mit heimischen dauerhaften Kräutern,Gräsern und Wildblumen. Ziele sind die Förderung derbiologischen Vielfalt und die Schaffung eines An-schauungsprojekts für die Umweltbildung.

Bemühen um Natur wird belohntSpendengelder für BUND-Projekte

PROJEKTE

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Kreisverband Bergstraße: Streuobstpflege, Apfelkuchenund AmphibienSeit 1992 pflegt und beerntet der BUND eine Streu-obstwiese im Norden von Bensheim-Auerbach. Dortstehen auf 4.400 Quadratmetern 50 Hochstämme mitalten Obstsorten, die als besonders robust gelten undein wertvolles genetisches Reservoir darstellen.

Der Ortsverband Heppenheim gibt seit 2013 Äpfelaus seiner Streuobstwiese in Lorsch an eine örtlichePatisserie weiter, die sie zu leckerem Apfelkuchenveredelt. Diese Idee ermöglicht es, die Apfelprodukti-on auf Streuobstwiesen wieder zu beleben und alteApfelsorten auf kurzen Wegen zu genießen.

Der Amphibienschutzzaun in Bensheim-Langwa-den rettete seit 1984 bereits 50.000 Erdkrö-ten, Kreuzkröten, Knoblauchkröten, Spring-frösche, Grasfrösche, Grünfrösche, Berg-

molche und Teichmolche. Die Zuschussmit-tel werden für die Neuanlage von Kleingewäs-

sern, die Reparatur der Zäune und Veranstaltungen,besonders für Kinder, eingesetzt.

Ortsverband Eppstein: Streuobst-Lehrpfad Auch der Ortsverband Eppstein pflegt eine bestehen-de Streuobstwiese. Der regelmäßige Gehölz- und Baum-schnitt ermöglicht ein langes Baumleben, reiche Ern-te und den Erhalt der Streuobstwiese. Mit der Spendesoll ein Obstwiesenlehrpfad unterhalten werden.

Kreisverband Odenwald: Wiesenpflege und Natur-pädagogik Seit mehr als 20 Jahren wird ein Areal von etwa zweiHektar Größe auf einem Höhenzug des Odenwaldesgepflegt und teils in Handarbeit, teils durch Maschi-neneinsatz gemäht. In Zusammenarbeit mit der örtli-chen Landwirtschaft wird damit eine Wiesenvegeta-tion erhalten, die im Odenwald sonst nicht mehr an-zutreffen ist.

Dank der Spende kann der BUND in Höchst für sei-ne Kindergruppe im Grundschulalter spannende Na-turerkundungen anbieten, die sonst nicht finanzierbargewesen wären. In Wald und Feld werden den KinderErfahrungen ermöglicht, die vor 30 oder 40 Jahren nochselbstverständlich waren. Wer beobachtet heute bei-spielsweise noch, wie Ameisen über ihr Wegesystemihre Umgebung gestalten?

Kreisverband Limburg-Weilburg: Rettung einer Heide-landschaftDas überregional bedeutende Haarginster-Zwerg-strauch-Heidevorkommen am Mensfelder Kopf bildetmit seiner umliegenden Flora ein Rückzugsgebiet fürbedrohte Vogelarten und muss regelmäßig von Büschen,Gras und Moos freigehalten werden. Willkommen istdas Preisgeld für eine Informationstafel sowie zum Kaufvon regionalem Heide-Samen.

Die Biomarkt-Kette Alnatura stellte anlässlich ihres 30-jährigenBestehens auf ihrer Internetseite bundesweit 101 BUND-Projekte„Naturschutz vor Ort – zum Mitmachen“ aus neun Bundesländernvor. Internetnutzer konnten Herzen an ihre Favoriten vergeben. Aus Hessen waren 20 Projekte zur Abstimmung gestellt, die zehnBestplatzierten erhalten jeweils 2.500 Euro, die übrigen dürfen sichüber einen Zuschuss von 500 Euro freuen.

Mitmachen überall

willkommen!

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PROJEKTE

Kreisverband Wiesbaden: Apfel- und BirnenwieseAuf der 2.330 Quadratmeter großen BUND-Streu-obstwiese stehen alte und pflegebedürftige Apfel-bäume und eine große Birne. Mittlerweile wurdeninsgesamt 28 Hochstämme nachgepflanzt: ein Spei-erling und diverse alte Apfel- und Birnensorten. Da-mit setzt der BUND die langjährige Tradition desBirnenanbaus im Breckenheimer Gebiet „Scheuer-ling“ fort.

Kreisverband Wetterau: Obstbaumpatenschaftenund Natur-Scout-EventsFür den Streuobstwiesenerhalt und die Sensibili-sierung der Bürger für naturnahe Räume vergibt derOrtsverband Rosbach kostenlose Patenschaften.Die Paten pflegen „ihre“ Bäume, führen Schnitt-maßnahmen durch und ernten dafür das unge-spritzte Obst. Angeschafft werden sollen nun eineKelter mit Zubehör und verschiedene Geräte.

Seit 2011 werden jährlich vier bis fünf Natur-Scouts-Events für Kinder von sechs bis zehn Jahrenmit Erkundungen verschiedener Lebensräume undder (Wild-)Tierwelt angeboten. Willkommen ist derZuschuss für Lehr- und Bastelmaterial.

Ortsverband Seeheim-Jugenheim: Schulgarten70 Quadratmeter Folienteich, 150 einheimischeGehölze, Spalier und ein Amphitheater für 70 Per-sonen – dies hat der BUND Seeheim-Jugenheimbereits in einem 1.000 Quadratmeter großenSchulgarten in Alsbach geschaffen. FinanzielleUnterstützung ist für die Erweiterung nötig: Bar-fußpfad, Lasagnebeet, Nisthilfen, Weidentipi, See-mannskiste, Naschgarten und Kartoffelsack.

Ortsverband Rüsselsheim-Raunheim:FroschkinderstubeVor einiger Zeit wurde nahe der Horlache (alter Main-Arm) ein „Amphibienschutzteich“ vom BUND ange-legt. Nun soll in einem neuen Projekt das Ufer der na-hegelegenen Horlache verbreitert werden, damit Flach-wasserzonen für den Amphibien-Nachwuchs aus demSchutzteich entstehen. Die Unterstützung ist für Bag-ger- und LKW-Arbeiten bestimmt.

Kreisverband Gießen: Umsiedlung von KreuzkrötenDer BUND Kreisverband Gießen siedelt seit 2012 dieKaulquappen von besonders geschützten Kreuzkrötenaus den Wasserbecken einer aufgegebenen Gärtnereiin einen renaturierten Auenbereich der Lahn um, weildie Tiere aufgrund von Siedlung und Straßen nicht al-lein zu anderen Standorten abwandern können. Damitsoll sich die Population am neuen Standort fortent-wickeln. Der Zuschuss wird für Gerätschaften wie Ke-scher und Becken zum Zwischenhältern der Tiere undBecherlupen für Kinder eingesetzt.

Ortsverband Schlüchtern-Sinntal-Steinau:Naturkundlicher Rundweg Mit dem Alnatura-Zuschuss soll die Markierung eines45 Kilometer langen Wegs rund um Schlüchtern finan-ziert werden. Klimatologische, geologische, botanischeund historische Zusammenhänge werden auf Wande-rungen von zehn bis zwölf Kilometern und in Vorträ-gen erfahrbar gemacht. Die zugehörige Website ist fastfertig, eine Wegbeschreibung findet sich bereits unterwww.schluechtern.wordpress.com

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Mehr Infos:

BUND HessenSusanne SchneiderTel. (069) 67 73 [email protected]

www.alnatura.de/30-Jahre-Bio-zum-Mitmachen/Galerie > Hessen auswählen

Beispiele fürprämierte BUND-Projekte in Hessen,Fotos links:Obstwiese in Bens-heim, Blühfläche inFrankfurt, Natur-Scouts in der Wet-terau, Schulgartenin Alsbach

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WASSER-SCHUTZ

einen Grund sieht der BUND, seine schon 2010durch den „Runden Tisch Gewässerschutz Wer-

ra/Weser und Kaliproduktion“ erhobene Forderungnach einer Pipeline in die Nordsee aufzugeben. Die fünfbetroffenen Landesverbände Bremen, Hessen, Nieder-sachsen, Nordrhein-Westfalen und Thüringen sehen inder Nordseepipeline eine realistische Chance, dass Wer-ra und Weser nach über 100 Jahren wieder zu Süßwas-serflüssen und die Ewigkeitslasten aus den Salzhaldenverringert werden können. Eine deutliche Warnungrichtet der BUND an die K+S AG: „Die Firmenleitunggefährdet ihren Betrieb und die Arbeitsplätze, wenn sieihren Konfrontationskurs gegen die Natur und die be-rechtigten Forderungen der Bevölkerung nicht schnells-tens aufgibt.“ Die rund 400 Kilometer lange Pipelineaus dem hessisch-thüringischen Kaligebiet an die Nord-see ist für den BUND eine Kompromisslösung, derenökologische Vorteile die notwendigen Eingriffe recht-fertigen.

Unter Umweltgesichtspunkten war und ist für denBUND ausschlaggebend, dass nur die Nordseepipeli-ne zu einer Vermeidung künftiger Einträge von Salzlau-gen in die Gewässer und zugleich zu einem Abbau derSalzhalden führen wird. Damit würde die weitere Ge-fährdung von Trinkwasservorkommen beendet und We-ser und Werra könnten innerhalb der nächsten 20 Jah-re einen „guten Gewässerzustand“ erreichen.

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Rund 300 Kilometer von Werra und Weser würden sa-niert und wieder zu Süßwasserflüssen werden. Auchneue Salzhalden bräuchte es nicht mehr zu geben, sodass auch in Hessen geplante Waldrodungen von fasteinhundert Hektar nicht mehr nötig würden.

Die erhofften ökologischen Vorteile der Nordseepi-peline gegenüber der heutigen großflächigen Verun-reinigung des Grundwassers durch die Verpressung salz-haltiger Abwässer in den Untergrund oder durch ihreEinleitung in die Werra werden nach Auffassung desBUND aber nur erreicht, wenn wichtige Rahmenbe-dingungen aus den Vorstudien auch tatsächlich einge-halten werden.

Lebendige Weser, lebendige Werra – BUND favorisiertNordseepipeline

BUND-Forderungen zum Schutz der Werra und Weser:Gewässerversalzung durch den Kalibergbau muss beendet werden!Keine Einleitung in die Oberweser!Vermeidungspotentiale müssen konsequent umgesetzt werden!

Hintergrundinformationen:

Nach wie vor werden über 450 Kilometer Flusslauf derWerra und Weser durch die Einleitungen von Salzab-wässern aus der Kaliindustrie erheblich geschädigtund dadurch die biologische Vielfalt massiv beein-trächtigt. Die Bundesregierung bewertet die Proble-matik wie folgt: „Infolge des langjährigen Kaliabbausund der dabei anfallenden Rückstandsalze ist es durchdas Verpressen von Salzabwasser in den Untergrundund das Einleiten in Oberflächengewässer zu Beein-trächtigungen des Grundwassers und der Ober-flächengewässer gekommen. Damit ist die Erreichungdes guten ökologischen Zustands in Werra und Wesergefährdet.“ (Bundestags-Drucksache 17/10796 vom26.09.2012, http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/107/1710796.pdf).

Der Runde Tisch „Gewässerschutz Werra/Weser undKaliproduktion“ wurde im März 2008 von den LändernThüringen und Hessen gemeinsam mit der K+S AG insLeben gerufen (www.runder-tisch-werra.de). Er hattedie Aufgabe, nachhaltige Lösungsvorschläge zur Verbes-serung der Wasserqualität in Werra und Weser und zurVermeidung der Grundwasserverunreinigungen zu er-arbeiten. Im Februar 2010 verabschiedete der RundeTisch seine Empfehlung: Bis spätestens 2020 soll dieEinleitung von Salzabwasser in die Werra und in denUntergrund beendet sein. Bis dahin soll eine Nordsee-pipeline gebaut sein. Die Empfehlung haben sich dieLandtage von Hessen, Thüringen, Nordrhein-Westfalenund Bremen zeitnah zu Eigen gemacht. Während derNiedersächsische Landtag sich in der vorangegangenenLegislaturperiode mehrheitlich gegen die Nordseepipe-line ausgesprochen hatte, enthält die heute geltende

Wesereinzugsgebiet mit Werra und Fulda

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MAGAZIN

KV Wetterau„6 Richtige“ oder das„Wetterauer Gold“ Religion, Geschichte und Mytho-logie spielen eine wichtige Rolleim Zentrum Hessens – der Wet-terau. Verschiedene regionaleUmweltverbände, wie die BUNDOrtsverbände Rockenberg undOber-Mörlen und Ortsverbändedes NABU haben sich mit einerörtlichen Kelterei in Nieder-Mör-len zusammen getan, die den ein-prägsamen Namen „Rote Pumpe“trägt.

Gemeinsam hat man ein Pro-jekt aus der Taufe gehoben, dasdem Apfel, seinen Erzeugnissenund den Menschen, die sich indiesem Sinne um die Erhaltungalter Werte kümmern, wieder dieBedeutung zukommen lässt, diein der modernen Zeit verloren zugehen scheint. Aus sechs unter-schiedlichen Lagen der Wetterauhaben die Mitglieder der Verbän-de insgesamt ca. fünf Tonnen Äp-fel zusammen getragen. DieseMenge ergab gekeltert 3.000 LiterApfelwein, die lagenrein in etwa500 Flaschen abgefüllt wurden.

Alle Flaschen wurden mit Eti-ketten versehen, die Auskunftüber die einzelnen Lagen geben –so hat der BUND OV Rockenbergnur Äpfel aus dem „Dolchsloch“,der OV Ober-Mörlen solche ausder „Parzelle 111“ gesammelt.

Andere Gruppen brachten dieFrüchte vom „Heidenbrunnen“(AK Naturschutz Langenhain-Zie-genberg), dem Gebiet „Am klei-nen Hausberg“ (HeimatvereinHoch-Weisel), dem „Johannis-berg“ (NABU Bad Nauheim) oderdem „Dorheimer Wingert“ (NABUFriedberg).

In Anwesenheit aller Bürger-meister der beteiligten Gemein-den, einem MdL und Vertreterndes Landwirtschaftsministeriumssowie der UNB legte Ulli Schwabe,der Betreiber der „Roten Pumpe“,dar, wie es zu der Kooperation ge-kommen ist und welche Planun-gen es für die nächsten Jahre gibt.

Die „Sechs Richtigen“ gibt es imSechserpack zum Preis von 25,50Euro – von denen 40 Cent je Fla-sche in die Projektarbeit fließen.

Jürgen Hutfiels

Unverzichtbar ist für den BUND,

dass die weitere Planung dieMöglichkeit zur unbedenklichenEinleitung des salzhaltigen Abwas-sers aus der Kali-Gewinnung in dieNordsee bestätigt und der Natio-nalpark Niedersächsisches Watten-meer nicht beeinträchtigt wird,

dass die salzhaltigen Abwässeraus den bestehenden Kalihaldenebenfalls über die Nordseepipelineabgeführt und nicht länger in dieWerra eingeleitet werden und

dass die Potenziale zur Vermei-dung neuer Kaliabwässer und zurErweiterung der bestehenden Hal-den konsequent und vollständigausgenutzt werden.

Eine klare Absage erteilt der BUNDdem Bau und Betrieb einer Pipeli-ne aus dem Kalirevier in die Ober-weser. Noch keine abschließendeBewertung hat der BUND zuden Entsorgungsvorschlägen derK-UTEC AG und von ProfessorQuicker vorgenommen. Offen sindhier Fragen des hohen Energiever-brauchs, der Praxistauglichkeit desVerfahrens und die Entsorgung derHaldenabwässer. Es fehlt bisher einnachvollziehbarer Systemvergleichdurch unabhängige Wissenschaft-lerinnen und Wissenschaftler.

BUND, bm

rot-grüne Koalitionsvereinbarungkeine Festlegung für oder gegendie Nordseepipeline, sondern be-tont den Vorrang der Abfallver-meidung durch Verfestigung derflüssigen Abfalllaugen, soweit die-se Möglichkeit gutachterlich be-stätigt wird.

Die Erlaubnis zur Verpressungvon Salzabwasser in den Unter-grund läuft zum 30.11.2015 aus, dieEinleitungsgenehmigung für Salz-abwasser in die Werra ist bis 2020befristet und mit der Auflage ver-bunden, bis dahin die einzuleiten-den Abwassermengen kontinuier-lich abzusenken.

Präsentation der„6 Richtigen“ am 11.07.2014 in Ober-Mörlen

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MAGAZIN Bundesverkehrswegeplan – Anhörung für Ende 2014 geplantDer Landesarbeitskreis Verkehr des BUND Hessen weist schon jetzt aufdie anstehende Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans 2015 hin.Für Ende diesen Jahres ist eine zweimonatige öffentliche Anhörung zuden von den Bundesländern angemeldeten Projekten für Straße undSchiene geplant.

Mitglieder und BUND-Gruppen werden gebeten, ihre Bedenken und An-regungen, ihre Befürwortung oder Ablehnung zu Verkehrsprojekten undderen Varianten in ihrem Tätigkeitsbereich an den AK Verkehr zu schrei-ben. Denn nahezu immer sind die überregionalen Projekte und ihre Pro-blematik vor Ort bekannt.

Kontakt: [email protected]

FlugroutenFrankfurter Flughafen:Fehlplanung korrigieren– Kapazität senken! Der Bund für Umwelt und Natur-schutz Deutschland (BUND) hälteine Diskussion um neue Flug-routen für falsch. Da die Zahl derFlugbewegungen auch nach demFlughafenausbau seit Jahren un-verändert ist, sieht der BUND aus-reichend Spielraum für eine Kapa-zitätsreduktion. Für den BUNDmacht es keinen Sinn über Flug-routen zu diskutieren, die auf Jah-re hinaus nicht benötigt werden.Die Ausbaubefürworter im Hessi-schen Landtag sollten endlicheingestehen, dass die Nordwest-landebahn eine Fehlplanung istund zumindest die mögliche Ma-ximalkapazität von heute minde-stens 126 Flugbewegungen proStunde deutlich nach unten korri-gieren.

Thomas Norgall

UnterschriftensammlungStop TTIP: Die Europäische BürgerinitiativeMit einer europaweiten Unter-schriftensammlung geht der Pro-test gegen das transatlantischeFreihandelsabkommen mit denUSA in die nächste Phase. Die Ini-tiative STOP-TTIP als EuropäischeBürgerinitiative (ECI) aus 148Organisationen aus 18 Staaten wirdvoraussichtlich Mitte Sep-tember offiziell starten,um das Freihandelsab-kommen zu verhindern.Für eine Anhörung im Europäischen Parlament müssenmindestens eine Million Unter-schriften zusammen kommenund für jedes teilnehmende Landmuss zudem ein eigens definier-tes Quorum erfüllt werden(Deutschland 72.000 Unterschrif-ten).

Umweltschützer befürchten,das TTIP-Abkommen wird Um-weltnormen verhindern oder ab-schwächen. Die bloße Klagedro-hung von Investoren könnte dazuführen, dass die EU oder ihre Mit-

Herausgeber: BUND Hessen e.V., Ostbahnhofstraße 13, 60314 Frankfurt a. M., Tel. (069) 67 73 76-0www.bund-hessen.de und www.facebook.com/BUND.HessenRedaktion: Brigitte Martin (namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt dieMeinung der Redaktion wieder.)Layout und Satz: Julia BeltzSPENDENKONTO: BUND Hessen, Frankfurter Sparkasse, IBAN: DE32 5005 0201 0000 7999 12NEWSLETTER: Abonnement unter www.bund-hessen.de/newsletterIM

PRES

SUM

gliedstaaten in vielen Bereichenauf Umweltvorgaben verzichten. Die Initiatoren der ECI bringendabei folgende Hauptkritikpunktevor:

Die Verhandlungen zu TTIPsind von einer Konzern-Agendabestimmt. Um „Handelshemm-nisse“ abzubauen, sollen die Stan-dards von Produkten „gegenseitiganerkannt“ werden. Zum Schlusswird sich dabei nicht Qualitätdurchsetzen, sondern der jeweilsniedrigere Standard.

Durch eine sogenannte Regula-torische Zusammenarbeit sollenKonzerne dauerhaften Einflussauf die Handelspolitik und alledaran angeschlossenen Politikfel-der erhalten. Dabei sollen Gremi-en von Konzern-Lobbyisten ge-schaffen werden, die ungewollteGesetze verhindern können, be-vor sie ins Europäische Parlamentgelangen.

Investor-Staat-Klagen sindebenfalls Gegenstand der Ver-handlungen. Ihre Ausweitung

wäre eine ernsthafte Be-drohung für die Demo-kratie. Investoren würdendamit die Möglichkeit er-halten, vor undurchsich-tigen Schiedsgerichten

gegen soziale und ökologischeStandards vorzugehen.

Mehr Informationen gibt es beimBundesverband,

www.bund.net/themen_und_projekte/internationaler_umwelt-schutz/ttip/klima_und_energie/teersandeDie offizielle Homepage, über dievoraussichtlich die ECI-Stimmen-abgabe ab September laufen soll,lautet http://stop-ttip.org

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BUNDjugend aktivJugendgruppen gründenDu möchtest aktiv werden für dieUmwelt, weißt aber nicht wie? Beidir vor Ort gibt es noch keineGruppe? Dann sprich uns an! Wirunterstützen bei der Werbung vonMitstreitern, beim Knüpfen vonKontakten zu Ortsgruppen, Jugend-ringen und Ämtern und könneneine kleine finanzielle Starthilfegeben. Ihr braucht Ideen für eine

Es hat schon Tradition: unser Planungs- und Aktions-wochenende Ende September/Anfang Oktober in BadNauheim. Hier können die Ideen vom Eine Erde Camp(siehe Seite 8) weitergesponnen oder umgesetzt wer-den, z.B. mit einer kleinen Aktion in der Fußgängerzo-ne von Bad Nauheim oder der Planung einer Kampa-gne. Außerdem sollen das Veranstaltungsprogrammund die Aktionsschwerpunkte für das kommende Jahrdiskutiert werden. Selbstverständlich wird wiederlecker vegan gekocht und bis tief in die Nacht ge-spielt und geklönt. Die Jugendvollversammlung findet dieses Jahr in zweiTeilen statt: Am Samstag stellt die alte Landesjugend-leitung ihre Arbeit vor und soll entlastet und eineneue Landesjugendleitung gewählt werden. AmSonntag ist dann die Vorstellung und Verabschiedungdes Haushalts vorgesehen.

10.–12. Oktober 2014 • Bad Nauheim • für alle unter 27 Jahren • kostenfreiJVV: Samstag, 11. Oktober ab 16 Uhr und Sonntag, 12. Oktober ab 9 Uhr

Tagesordnung der JVV Herbst 2014Teil 1, Samstag, 11.10.2014, ab 16 Uhr

Begrüßung durch die Landesjugendleitung, Feststellung der StimmberechtigtenWahl der VersammlungsleitungFeststellung der satzungsgemäßen EinladungBestätigung des Protokolls der JVV vom Herbst 2013, Wahl eines/r Protokollant/inBerichte, Teil 1:LandesjugendleitungEntlastung der LandesjugendleitungWahlen: Landesjugendsprecher/innen, Beisitzer/innenLandes- und BundesdelegierteKassenprüfer/in

Teil 2, Sonntag, 12.10.2014, ab 9 UhrBerichte, Teil 2: Freizeiten/Veranstaltungen/AktionenLandesgeschäftsstelleHaushalt 2014 ZwischenstandVorstellung und Beschluss des Haushalts 2013/ Entwurf Haushalt 2015 Anträge

Ende der Versammlung gegen 13 Uhr

Aktion oder wisst nicht, wie mansie umsetzen kann? Kein Problemmit der Tütensuppen-Aktionen-Anleitung und unseren Erfahrun-gen mit kleinen und großen Aktio-nen. Ob peppiger Infostand, gro-ße Fahrraddemo, Verkauf vonRecycling-Heften an Schulen odervegetarisch/veganer Brunch – esgibt viele Möglichkeiten, Alterna-tiven aufzuzeigen, die die Umweltschonen und Spaß machen. Mit-glieder der Landesjugendleitungkommen auch gerne vorbei undhelfen beim Start.

Naturtagebuch 2014

Achtung! An alle Naturforscherund Naturforscherinnen bis12 Jahre: Bald endet das diesjäh-rige Naturforscherjahr. Ihr habt hoffentlich über vieleBeobachtungen und spannendeErlebnisse zu berichten. Bitte schickt eure Naturtage-bücher bis zum 31. Oktober 2014an die BUNDjugend. ManfredMistkäfer ist schon ganz gespanntauf viele tolle Einsendungen!

ALLE können

mitreden und

mitbestimmen! Deshalb bist auch DU ganz herzlich zum HIT eingeladen!

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Herbst-Interaktiv-Treffen (HIT) mit Jugendvollversammlung (JVV)

Wie freuen uns auf

VIELE LEUTE, die kommen

und mitmischen!

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Kontakt

BUNDjugend HessenOstbahnhofstr. 13, 60314 FrankfurtTel. (069) 67 73 [email protected] www.bundjugendhessen.de

Das Jahresprogrammfür Kinder und

Jugendliche und das Fortbildungsangebot

für TeamerInnen/GruppenleiterInnengibt es als Pdf auf derHomepage oder als

kostenlose Papierflyer * Ermäßigter Preis z.B. für BUND-Mitglieder

Herbstfreizeiten 2014

20.–24. Oktober • Zukunft leben im Ökodorf • Siebenlinden/Altmark16–29 Jahre • 280/180 € (für Aktive der BUNDjugend) • als Bildungsur-laub beantragtWir erleben die Möglichkeit einer nachhaltige Zukunft, wie sie in einersozial-ökologischen Modellsiedlung bereits in der Gegenwart umge-setzt ist. Wir packen ganz praktisch im Ökodorf mit an und kommen da-bei mit den BewohnerInnen ins Gespräch. Themen sind zum BeispielPermakultur und Tiefenökologie.

21.–26.Oktober • Kinder erleben den Herbst • Rimhorn/Odenwald9–12 Jahre • 165/150* €Naturerfahrung auf dem Bauernhof mit Äpfel lesen und Saft pressen,Esel putzen und Ausflügen in die Umgebung. Wir haben in der Wocheein volles Programm: wir erkunden den herbstlichen Wald auf einerWanderung zur Burg Breuberg, machen tolle Spiele und Rallyes undnatürlich gibt es Lagerfeuer und Stockbrot.

Gemüseernte im Ökodorf

Siebenlinden

Für das achte Eine-Erde-Campbietet uns die schöne BurgruineLißberg Quartier für Zelte, Lager-feuerplatz und Workshops. Sie istAusgangspunkt von mehreren Ex-kursionen in die Umgebung.

Das Camp versprichtwieder eine einzig-artige Mischungaus ernsten The-men und Freizeit-spaß. Hier kom-men immer tolleLeute zusam-men – neueGesichter und

„alte Hasen“.Eine super Gelegenheit,

um in die BUNDjugend Hessenreinzuschnuppern und Aktivekennenzulernen.

An sieben entspannten und zu-gleich produktiven Tagen gibt esca. 60 Workshops zu Fragen wie:„Wie können wir im Einklang mitder Natur leben?“, „Wie kann ichdie Welt verbessern?“, „WelcheRolle spiele ich in der Gesell-schaft?“

Konkrete Themen (fast) vonA–Z sind zum Beispiel: (Brot-)Auf-striche und Energiekugeln selbermachen, Ernährung – zukunfts-fähig und gesund, Energiewende

„meer Wasser“ – das Eine-Erde-Camp für Jugendliche 29. August – 5. September (letzte Ferienwoche) • Burgruine Lißberg (nahe Ortenberg) • 13–26 Jahre130 € inkl. Unterbringung in Zelten, ökologisch-regional-saisonale Vollverpflegung und Programm Anmeldung und Infos: www.erde-retten.de und BUNDjugend Hessen

von unten, faire Textilien, Filzen,Fledermausbeobachtung, Globali-sierungsworkshops, Improtheater,LandArt, Naturerleben intensiv,Naturmeditation, Slackline, Ster-nenwanderung, Survival, Trom-meln, Yoga und noch vieles mehr.

Eingerahmt werden die Work-shops von einem bunten Pro-gramm mit Klamottenbörse, Kinound Kleinkunst, Lagerfeueratmo-sphäre, Band-Auftritt, Sportange-boten und Experimentierfeldernzum nachhaltigen Leben wie zumBeispiel dem Camp-Tauschring.

Das Eine-Erde-Camp 2014 stehtunter dem Motto „meerWasser“.Ihr könnt euch zum Beispiel mit

dem Leben im Wasser, der Ver-schmutzung der Weltmeere oderverbrecherischen Fangmethodender Fischereikonzerne und denSchutzbemühungen für Wale undDelphine beschäftigen.

Aber auch Themen wie Men-schenrecht auf sauberes Trink-wasser, virtuelles Wasser, Plastikin Weltmeeren werden in denWorkshops behandelt.

Ganz praktisch werden wirWasserexperimente machen, ei-nen Wassersparcheck durch-führen, einen Bach von Müll säu-bern und die Gewässergüte an-hand der dort lebenden Tiere be-stimmen.