Post on 06-Apr-2016
Einführungskurs Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsgeschichte:
X: Wissenskollektiv
Gerd GrasshoffUniversität Bern
SS 2010
Gemeinschafts-Autoren
ATLAS Detektor
ATLAS Kollaboration
„Big Science“
Kurztitel: Minimum Bias 900 GeV Paper
Platonische Wissensdefinition
Eine Person NN weiss dass P, genau dann wenna)P ist wahrb)NN glaubt, dass P der Fall istc)NN kann rechtfertigen, dass P der Fall ist
Probleme bei arbeitsteiliger, kollaborativer Wissenschaft.1. Sind in der Wissensdefinition ohne Änderung des
Wissens Einzelpersonen NN zu ersetzen durch:1. Gruppe G2. Jeder einzelne einer Gruppe G?
Kollektives Wissen?
Gruppe G weiss, dass p, wenn:- G glaubt, dass p- p ist wahr- G kann rechtfertigen, dass p der Fall ist ?
Summativer AnsatzGruppe G weiss, dass p bedeutet:
Jedes Individuum Ii aus G weiss, dass p.
d.h.- Ii glaubt, dass p - p ist wahr
- Ii kann rechtfertigen, dass p der Fall ist
Aber: häufig p zu komplex und umfangreich, als dass es durch Ii gerechtfertigt werden kann
Distributed Cognition
Gruppe G weiss, dass p, bedeutet:
…
Und dieses individuelle Wissen wird kombiniert
Distributed Cognition: A situation in which one or more individuals reach a cognitive outcome either by combining individual knowledge not initially shared with the others or by interacting with artifacts organized in an appropriate way (or both).
(Giere (2002), Distributed Cognition in Epistemic Cultures, Philosophy of Science 69)
p
p1 p2 … pn
I1 aus G weiss, dass p1. Also: - I1 glaubt, dass p1
- p1 ist wahr- I1 kann rechtfertigen, dass p1 der Fall ist
In aus G weiss, dass pn. Also: - In glaubt, dass pn
- pn ist wahr- In kann rechtfertigen, dass pn der Fall ist
Aussagen P fragmentiertP ist so komplex, dass es in Teile P1, P2, P3…Pn
fragmentiert wird.Die Fragmentierung oder Modularisierung der zu
wissenden/erforschenden Hypothesen kann aufgrund verschiedener Modelle der Teile/Ganzes Struktur erfolgen. Eines ist die Rechtfertigungsfragmentierung:
P ist gerechtfertigt, wenn P1 und P2 und …Pn.Pi können weiter fragmentiert werden.
Distributed Cognition
Gruppe G weiss, dass p, bedeutet:
…
Und dieses individuelle Wissen wird additiv kombiniert
Distributed Cognition: A situation in which one or more individuals reach a cognitive outcome either by combining individual knowledge not initially shared with the others or by interacting with artifacts organized in an appropriate way (or both).
(Giere (2002), Distributed Cognition in Epistemic Cultures, Philosophy of Science 69)
p
p1 p2 … pn
I1 aus G weiss, dass pj. Also: - I1 glaubt, dass pj
- pj ist wahr- I1 kann rechtfertigen, dass pj der Fall ist
In aus G weiss, dass pk. Also: - In glaubt, dass pk
- pk ist wahr- In kann rechtfertigen, dass pk der Fall ist
Ort der Minimum Bias Untersuchung
Policy
Epistemische Ziele
Zustimmungsprozess
Schritte zur Veröffentlichung
Schritt 1c
Soziologischer Vorschlag
Vertrauen Gegenseitiges Vertrauen in Teilwissen der anderen
Mitglieder der Gruppe ist Grundlage für Erreichung des Gesamtwissens
Vertrauen = Glauben, ohne selbst Rechtfertigung zu gebenz.B. Karin Knorr Cetina:
“Expertise cannot be centralized simply because no one person can know everything that must be known to make the experiment work. So, because expertise is distributed, authority is distributed. Along with authority goes responsibility, which also must be distributed. This distribution of authority and responsibility depends on a high level of trust and cooperation within the community.”
(Zitiert nach Giere (2002), S. 638)
Anderer Vorschlag…-> Fallbeispiel Minimum Bias Paper in ATLAS
Methode: Verfolgen des Forschungsprozesses• (teilweise) Zugang zu Unterlagen wie ein Physiker in ATLAS• Zugang zu:
ATLAS-internen Internetseiten, auf welchen Informationen dokumentiert werden
regelmässigen Meetings und Präsentationsunterlagen ATLAS-interne Diskussionsforen bekommen die E-Mails, die auch an die Physiker gehen
Arbeitsteiligkeit
…Oberziel: z.B Wissen über die Existenz von Higgs
…
Trigger „einstellen“ Minimum Bias Trigger „einstellen“
Minimum Bias Untersuchung
Minimum Bias Paper 900 GeV p
p1 p2 … pn
Kollaborative Rechtfertigung (CR)
Entstehung eines Papers ist klar geregelt in ATLAS:ATLAS Policy leading to approval of Physics resultsATLAS Publication Policy
Nur Resultate, die diesen geregelten Prozess durchlaufen haben, dürfen veröffentlicht werden
"It is vital that all analyses published by ATLAS be documented indetail and, if at all possible, reproducible by the Collaboration, at anypoint in time, without the need to obtain information from the originalauthors of the analysis. [...] The rules are intended to ensure that suchresults are verifiable, reproducible and properly documented.“
(ATLAS Publication Policy)
Kollaborative Rechtfertigung (CR)
Entstehung eines Papers ist klar geregelt in ATLAS:ATLAS Policy leading to approval of Physics resultsATLAS Publication Policy
Nur Resultate, die diesen geregelten Prozess durchlaufen haben, dürfen veröffentlicht werden
"It is vital that all analyses published by ATLAS be documented indetail and, if at all possible, reproducible by the Collaboration, at anypoint in time, without the need to obtain information from the originalauthors of the analysis. [...] The rules are intended to ensure that suchresults are verifiable, reproducible and properly documented.“
(ATLAS Publication Policy)
Working-Group-interner CRTägliche Minimum Bias Meetings der Soft QCD
Subgroup im Dezember 2009 und Januar 2010„Editoren“ der einzelnen Teilthemen präsentieren
Zwischenergebnisse, Diskussion
2. Februar 2010: Präsentation und Genehmigung der Minimum Bias 900 GeV Dokumentation in der Standard Model Working Group
(http://indico.cern.ch/conferenceDisplay.py?confId=76266)
KommentierphaseAlle Mitglieder der ATLAS Kollaboration können
schriftlich Kommentare zum Entwurf anbringen auf CDS
Editoren antworten auf alle KommentareModifizieren den Entwurf entsprechendOder begründen in der Antwort, weshalb der Kommentar
nicht berücksichtigt wird
Präsentation in ATLAS Meeting
Präsentation des Paper-Inhalts an einemATLAS GesamtmeetingZugang auch virtuell möglich für Abwesende
Diskussion über Paper
Ganzer ATLAS-weiter QSP
Kollektives WissenGruppe G weiss, dass p, bedeutet:
Jedes Individuum Ii aus G
weiss, dass pl , indemIi glaubt, dass pl
pl ist wahr
Ii kann rechtfertigen, dass pl der Fall ist
Und Ii glaubt mit Wissen über CR, dass pl wahr ist und Ii kann mit Wissen über CR Gründe nennen, die am besten
(durch Spezialisten geprüft) rechtfertigen, dass pl der Fall ist
Beste GründeMit Wissen über CR Gründe nennen, die am besten
P=pl rechtfertigen verlangt:
• Die Gründe für P vom Autor unabhängig
• P ist offen zugänglich (open access)
• P ist nachvollziehbar
• P ist von den einschlägigen Spezialisten geprüft und für richtig befunden (CR)