Post on 23-Mar-2016
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AUSGABE 01 | 2010 | D 2 € | A 2 € | BENELUX/E/I 3 € | CH 6 SFR
JETZTNEU
2€ EINFÜHRUNGSPREIS
EINFACH HARTKlettern und Segeln vor Grönland
EINFACH MACHENAbenteuer vor der Haustür
EINFACH LÄSSIGStand up paddling Hamburg
EINFACH WARM14 Seiten neue Trends
EINFACH UNGLAUBLICHDie besten Actionfotos der Welt
EINFACH WEGAnkor Wat, Mekong Delta,
Namib Wüste & Tschernobyl
GANZ EINFACHWindsurflegende Björn Dunkerbeck
erklärt das Siegen
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ie viele Tage in unserem Leben
verbringen wir in vier Wänden?
Ich weiß es nicht, aber für mei-
nen Geschmack deutlich zu viele. Komme ich mal
für ein paar Tage nicht vor die Tür, werde ich
unruhig. Denn nichts macht den Kopf freier, als
einfach mal das feste Dach über dem Kopf mit
dem unendlichen Himmel zu vertauschen. Sei es
vor der Haustür oder am Ende der Welt. Sei es,
um extreme Herausforderungen zu suchen, oder
einfach, um die Natur zu erleben. Was nicht
heißt, dass nicht auch mitten in der Stadt Aben-
teuer auf uns warten. Zu kalt, zu nass, zu un-
gemütlich? Gilt nicht, wer noch etwas Passendes
sucht, wird auf unserer Wintermodestrecke sicher
das Richtige fi nden. Wer neue Reiseziele sucht,
sollte sich die Story über Nils Lackner anschau-
en. Wer neue Abenteuer sucht, sollte sich wie Jo-
hannes Hoffman einfach mal vor seiner Haustür
umschauen oder in Grönland segeln gehen. Wer
noch Motivation braucht, dem helfen Windsurf-
legende Björn Dunkerbeck oder Kletterwunderkind
David Lama gern auf die Sprünge.
Wenn du dich auf Seite 100 fühlst wie nach
einem einzigartigen Trip, haben wir unser Ziel er-
reicht. Dann haben wir dich überrascht und dort-
hin mitgenommen, wo wir uns am wohlsten füh-
len – nach draußen. Also rein ins Heft und dann
RAUS! aus der Hütte.
PS.: Vielen Dank an alle, die Mut, Zeit und Energie in
dieses Projekt gesteckt haben. Ohne eure Hilfe wäre
RAUS! so nicht möglich. Für alle, die etwas zu RAUS! zu
sagen haben, gilt: Feedback erwünscht. Ihr erreicht mich
unter: d.herpel@terraoceansiverlag.de!
Dirk Herpel
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RAUS! AUS DER HÜTTE, REIN INS VERGNÜGEN. SNOWBOARDPRO TRAVIS RICE ZEIGT UNS SEINE VARIANTE FÜR DEN KOMMENDEN WINTER.
3raus-magazin 2010
herein
03 HEREINWillkommen bei RAUS!
08 BILDERWELT AUFBRUCHBilder erzählen mehr als Worte, das nehmen wir wörtlich und schwei-
gen ... Naja, zumindest für ein paar Minuten. Denn am Ende wollen
wir wissen, wer uns das Kino im Kopf beschert hat. Und warum.
14 FRISCHE LUFTNeue Filme, neue Produkte, neue Helden unter freiem Himmel.
20 AUSFLUG VERTICAL SAILINGMit einem ehemaligen Pfarrer als Kapitän machten sich drei Weltklasse-
Kletterer auf den Weg nach Grönland, um mit der „Dodo‘s Delight“
neue Big Walls zu fi nden. Klingt nicht nur verrückt, ist es auch!
36 WUNDERKIND 40 PLUS ...Was treibt Björn Dunkerbeck, den erfolgreichsten Sportler der
Welt, immer wieder an? Wie schafft er es, die meist deutlich jün-
gere Konkurrenz hinter sich zu lassen, und wie plant der dreifache
Familienvater seine Zukunft? Das sind nur ein paar der Fragen, die
wir der Windsurfl egende gestellt haben.
42 SPIELZEUG STAND UP PADDLING
SUP ist weltweit der neue Wassersport-Trend in Wellen und im
Flachwasser. Wir haben es ausprobiert, in Hamburg. Cooles Ding!
52 HINHÖREN DAVID LAMA Keine Frage, David Lama kann gut klettern. Aber kann er auch ein gutes
Buch schreiben? Wir haben es gelesen und ihm ein paar Fragen gestellt.
56 HINHÖREN GEFAHRENSUCHERIch bin dann mal weg! Bei Nils Lackner kein leerer Spruch.
64 DAS ERSTE MAL KLETTERN IM POTT Geht nicht? Geht doch, und ist viel mehr als nur Training für den „Ernstfall“.
70 ZEUGWART STEEL MOUNTAINDer erste Schnee ist da, höchste Zeit, sich die passende Ausrüs tung
zu besorgen, denn RAUS! müssen wir. Volle Auswahl auf 14 Seiten,
was will man mehr?
84 AUSFLUG ERSTBEFAHRUNG KAILIASH COULOUIROft liegt das Beste vor der Tür.
90 FREILAND EINS VON DREIUNDZWANZIGTAUSEND ...Als Actionsport-Fotograf ist man Nervenkitzel gewöhnt. Beim Red
Bull Illume Event fl attern allerdings auch den abgebrühtesten Profi s
untern ihnen die Nerven. Schließlich stehen hier die „Hintermänner“
samt Werkschau im Rampenlicht.
96 UND NUN RAUS!
Impressum
COVERSHOT © MARCEL LÄMMERHIRT RIDER SANI ALIBABIC LOCATION SONNENKOPF ARLBERG
I N H A L T FOTO © GREG VON DOERSTEN/DEEPER 2010
6 raus-magazin 2010
o hne unseren fleißigen japanischen
Hotelmanager wäre dieses Bild nie
entstanden. 2008, während einer
Produktion für Völk Snowboards, war ich
kreuz und quer durch Japan unterwegs. Drei
Tage wohnten wir in einem Hotel direkt an
diesem See, das circa 20 Minuten von „Alts
Bandai“, einem der bekanntesten Winterre-
sorts in China, entfernt liegt. Jeden Tag wa-
ren dort diese Unmengen von Enten zu Gast.
Ich stellte mich einfach mitten in sie hinein
und ließ sie dann von einem der Jungs auf-
scheuchen. Danach war ich komplett nass.
Was der Hotelmanager damit zu tun hat?
Weil er die Enten schon seit Jahren füttert,
sind sie seine treusten Gäste.
FOTO © MARCEL LÄMMERHIRTBLENDE: F/8 BRENNWEITE: 15 MM ZEIT: 1/400 KAMERA: CANON EOS 5 D
TRENNE DICH NICHT VON
DEINEN ILLUSIONEN. WENN
SIE VERSCHWUNDEN SIND,
WIRST DU WEITER EXISTIEREN,
ABER AUFGEHÖRT HABEN
ZU LEBEN. Mark Twain, 1835-1910
A U F B R U C H !
8 raus-magazin 2010 9raus-magazin 2010
bilderwelt bilderwelt
f ür dieses Bild hatte ich nicht viel Zeit. Bei Flut rauschen
vier Meter hohe Wellen über diesen alten Nazibunker
in Hossegor. Also mussten wir das so timen, dass Julien
Garret, der Skateboarder, bei Ebbe draufklettert. Die Idee hatte
ich, weil ich eine Umsetzung des Themas „Spielplatz“ für den
„Red Bull Illume“-Event suchte. Das ist doch wirklich kein gewöhnlicher Spielplatz.
Eigentlich wollte ich mit Blitz arbeiten, aber die Flut kam schneller als gedacht
und versenkte meine Anlage. Deshalb habe ich dann ein Tilt-Shift-Objektiv und
das vorhandene Licht benutzt. Am Ende musste Julien seine Klamotten in eine
Plastik tüte packen und zum Strand zurückschwimmen.
FOTO © MARCEL LÄMMERHIRTBLENDE: F/8 BRENNWEITE: 15 MM ZEIT: 1/400 KAMERA: CANON EOS 5 D
10 raus-magazin 2010 11raus-magazin 2010
bilderwelt bilderwelt
s onnenaufgang am Sonnenkopf mit Heinz Löhle und Alex Schmaltz. Der Anfang einer meiner bes-
ten Freeride-Shootingtage in 2009. Ich habe das Bild aus zwei Aufnahmen zusammengebaut. Neu-
schnee und noch keine Spur weit und breit. Der Tag selbst ist für mich dann Stress pur. In einem
Winter hat man höchstens mal zehn solcher Tage und dann muss man das Beste draus machen. Da steckt
viel Arbeit drin. Wenn am Ende die Bilder rauskommen, die ich im Kopf habe, bin ich zufrieden.
FOTO © MARCEL LÄMMERHIRT BLENDE: F/6,3 BRENNWEITE: 15 MM ZEIT: 1/800 KAMERA: CANON EOS-1DMARK III
12 raus-magazin 2010 13raus-magazin 2010
bilderwelt bilderwelt
PYUA – Minimize your Tracks. It’s your Planet Inspiriert von den organischen Formen der Natur geben die ergonomischen Schnittfüh-
rungen und innovative Fertigungstechnologien der Climate Jacke und Hose Bewegungs-
freiheit par excellence. Die Zwei-Lagen-Konstruktion und die extrem leichte Primaloft-
isolation sorgen für wohlige Wärme bei gleichzeitiger höchster Funktionalität. Ob Piste
oder Tiefschnee, beste Qualität sowie vollständig recycelbare Materialien garantieren dem
ambitionierten Freerider höchste Wasserdichtigkeit, Atmungsaktivität und Wärmeisolation.
Hightech made in Europe meets Nature. Ride free, but ECORRECT. www.pyua-shop.com
Nase hoch für die Umwelt Auch beim Kauf einer Sonnenbrille kann man auf die Umwelt achten. Alexandra Cousteau, Enkelin des be-
kannten französischen Meeresforschers Jaques-Yves Cousteau, ist die Nähe zur Natur somit in die Wiege gelegt
worden. Was sie trägt, ist also nicht nur stylish, sondern auch umweltmäßig durchdacht. Das Modell „Hitch“
gehört der Revo-Eco-Kollektion an und wurde aus recyceltem Material hergestellt. Selbstverständlich mit polari-
sierten Gläsern, die Refl exionen und Blendungen durch helle Oberfl ächen minimieren. Erhältlich im Handel für
175 Euro. www.revo.com
FRISCHELUFT
Naturschutz mit recyceltem „ProofTM“ Auch in der Saison Herbst/Winter 2010/11 beweist der schwedische Outdoorspezialist Haglöfs
höchstes Verständnis für die Bedürfnisse ambitionierter Skisportler – und der Natur. In der
neuen Generation der Glade Shell Layer Jacken und Funktionshosen steckt das verbesserte,
wiederverwertete und äußerst strapazierfähige Haglöfs Proof™-Material. www.haglofs.com
Poppiges Duo: Popcorn Cable Hat & Park Melt Socken von SmartWool Lässiges Outfi t gepaart mit höchster Funktion aus der Natur: Die Beanie von SmartWool ist zu
100 Prozent, die Socken zu 75 Prozent aus natürlicher Merinowolle gestrickt. Sie ist weich, leicht,
hautverträglich, feuchtigkeitsabsorbierend, geruchsneutral und bietet einzigartiges Feuchtigkeits-
management und optimale Temperaturkontrolle. Daneben ist Merinowolle nicht nur kratzfrei, son-
dern auch pfl egeleicht. Alle SmartWool-Produkte sind in der Maschine waschbar und für den
Trockner geeignet. Kuschelig! www.smartwool.com
Organisationstalent Das Münchener Label Evoc begeistert mit stylishen und funktionellen Rucksack-Modellen, so auch mit dem
brandneuen Freeride Guide (30 Liter). Das superleichte Modell der Freeride-Serie bietet extrem viel Stauraum. Ein
separates Brillenfach mit Fleece-Lining sorgt ebenso für Ordnung wie das von außen leicht erreichbare Lawinen-
fach für den Notfall. Nicht nur Ordnung, auch Komfort bietet der Freeride Guide: Das anatomisch geformte
Tragesystem aus Neopren wurde den Rückenlängen angepasst, daher auch die Größen S bis XL. Das trendige
Modell ist in den Farben Anthrazit und Purple für 159,90 Euro erhältlich. www.evocsports.com
• 4 Degree Fit Sytem• WOW Technology
• Smartwool zur Regulierung von Feuchtigkeit, Temperatur und Geruch
VK: 26,95 €
Bunt wie ein Bonbon: JP Auclair Google Dass der Kanadier JP Auclair in der Freeskiing-Szene ganz vorn mitmischt, wussten wir bereits. Aber
dass er auch ein Händchen für innovatives Design hat, konnte er bei den „Oakley Signature Goggle“-
Modellen unter Beweis stellen. Für Oakley kreierte er sein ganz persönliches Meisterwerk „JP Auclair
Crowbar Alpine Initiative“. Das bunte Modell kann jedoch mehr als nur gut aussehen: 100-prozentiger
Schutz vor UVA-, UVB-, UVC-Strahlung, verzerr- und beschlagfreier Durchblick bei allen Blickwinkeln und
die extreme Stoßfestigkeit begeistern Snowboarder und Skifahrer. Preis: ab 109 Euro. www.oakley.com.
14 raus-magazin 2010
frische luft
Wer runter will, muss erst mal rauf! Okay, das ist keine besonders neue Weisheit für Skifahrer und Snowboarder.
Treibt man sie bis ins Extrem, werden zwei der spektakulärsten Filme des Win-
ters daraus: Snowboarder erleben den Himmel in den Bergen mit „Deeper“
von und mit Snowboard-Freeridelegende Jeremy Jones und „Mount St. Elias“
ist ein Muss für alle Kletter- und Ski-Freaks.
Mount St. Elias Im Mai 2007 brechen die österreichischen Skialpinisten Axel Naglich und Peter
Ressmann in den arktischen Sommer von Alaska auf. Ihr Ziel: Sie wollen dort
mit dem amerikanischen Freeskier Jon Johnston den 5489 Meter hohen Mount
St. Elias bezwingen und anschließend vom Gipfel erstmals die mit 35 Kilome-
ter längste Skiabfahrt der Welt bis auf Meereshöhe wagen. Ein verrücktes Un-
ternehmen, das erst nach zwei Anläufen gelingt und alle Beteiligten an die
Grenzen ihrer körperlichen und mentalen Kräfte bringt. Axel Naglich: „Es ist
sehr wahrscheinlich ein Weltrekord im Skifahren, aber wir sind hier nicht run-
tergefahren, um ins Guiness Buch zu kommen.“ www.mountstelias.kinowelt.de
Vaude Skitouren Opening No 2 Die Stille der schneebedeckten Berge, das überwältigende Gefühl, aus eigener Kraft auf dem Gipfel zu stehen,
und das grandiose Erlebnis, durch den unberührten Tiefschnee hinabzugleiten – fernab von Trubel und Gedränge.
Das Skitourengehen hat einen ganz besonderen Reiz, erfordert jedoch auch spezielles Wissen und die richtige
Ausrüstung. Beim Vaude Skitouren Opening, das vom 14. bis 16. Januar 2011 in Hirschegg im Kleinwalser-
tal stattfi ndet, wird Einsteigern als auch Könnern eine maßgeschneiderte Kombination aus Sicherheitstraining,
Skitechnik, Materialtest und Traumtouren unter der Anleitung staatlich geprüfter Ski- und Bergführer geboten.
www.vaude.com und www.alpine-wintersportschule.de
Lässig wie Jeremy Design, Nachhaltigkeit und Leidenschaft stecken in der Jeremy-Jones-Linie von O`Neill.
Jeremy ist auf den Bergen dieser Erde zu Hause und auf dem Snowboard sicherer als
zu Fuß. Was die optimale Bekleidung für Snowboarder ist, weiß er am besten und
vereint in seiner eigens designten Linie alles, was die Snowwear haben muss – Style,
Schutz und optimale Bewegungsfreiheit. Alle Teile der Linie bestehen aus 100 Prozent
recyceltem Polyester, um das zu schützen, was Jeremy Jones am wichtigsten ist: die
Natur unserer Erde. Plus: Ein Teil der Verkaufserlöse fl ießt in die Organisation „Pro-
tect our Winters“, die sich gegen die globale Erderwärmung einsetzt. www.oneill.com
Snow BOB Burton bringt in diesem Winter Reggae-Feeling in den Schnee. Das „Whammy
Bar Marley“ steht, wie sollte es anders sein, für entspanntes Cruisen am Berg.
Vier Größen stehen zur Auswahl. Preis ca. 400 Euro. www.burton.com
Deeper Jeremy Jones lädt ein paar seiner Freunde zum Shredden ein,
unter anderem Jonaven Moore, Xavier De La Rue, Ryland Bell,
Travis Rice und Forrest Shearer. Hätten sie vorher gewusst, dass
ihnen vor den Abfahrten ein winziges Zelt in Alaska, Schnee-
treiben und mehr als einmal unendlich wirkende Aufstiege
bevorstehen, hätten sie es sich vielleicht zweimal überlegt, ob sie die Einladung
annehmen. Jeremy: „Ich wollte neue Tracks fi nden und habe mich bewusst ent-
schieden, das Ganze ohne die Hilfe von Hubschraubern, Liften oder Schneemobilen
in Angriff zu nehmen. In den zwei Jahren Produktionszeit des Films haben wir so
völlig neue Spots erreicht. Dabei sind wir nicht nur an unsere Grenzen gekommen,
sondern haben die Natur in den Bergen viel näher erlebt als je zuvor. Außerdem
bist du nach so einem Anstieg erst richtig warm und locker für die kommende
Abfahrt. Ich habe jeden Schritt wirklich genossen. So etwas braucht Hingabe,
ist aber wirklich schön – der Weg ist das Beste daran.“ www.oneill.com/deeper
GRO
SSES
KIN
O
Zurück in die Zukunft Vintage-Klamotten sind wieder extrem beliebt. So ging zum Beispiel eine Patagonia-
Jacke von 1980 in 2005 via Ebay für 2000 Dollar an einen neuen stolzen Besitzer.
Schön, dass in der aktuellen Patagonia-Kollektion einige Teile von ihren berühmten
Vorgängern inspiriert wurden. Retrolook allein ist natürlich nicht genug: Versehen
mit einer innovativen Materialkombination sind sie vielleicht bald die Klassiker von
morgen. Die warme und funktionelle Jacke „Los Lobos“ hat auf jeden Fall das
Zeug dafür und geht für 130 Euro in deinen Besitz über. Ganz klar eine kuscheli ge
Investition in die Zukunft. www.patagonia.com
ww.vaude.com und
den
pening No 2
16 raus-magazin 2010
frische luftfrische luft
ANDY IRONS: „WHEN I WAS YOUNG I SURFED BECAUSE KELLY SLATER DID
IT, I SURFED BECAUSE I GOT CHICKS, I SURFED BECAUSE IT WAS A PARTY ...
BUT NOW IT’S ALL DOWN TO THAT FEELING I GET FROM RIDING A WAVE."
24. Juli 1978 – † 2. November 2010
FOTO © BRIAN BIELMANN/RED BULL ILLUME 18 raus-magazin 2010 19raus-magazin 2010
r es p
ec t . a n
di i r o
ns
EISBERGE, STÜRME, NEUE AUSSICHTEN
UND ABGEFAHRENE MELODIEN: VIER
VERRÜCKTE KLETTERER UND EIN EIS-
KALTER SKIPPER ENTDECKEN AUF DER
„DODO’S DELIGHT“ NEUE BIG WALLS
AN DER WESTKÜSTE VON GRÖNLAND.
EIGENTLICH WOLLTE KEINER VON UNS SICH SO
SCHNELL WIEDER AUF DIE SOCKEN MACHEN.
DOCH IRGENDWIE FING JEMAND AN, VON
GRÖNLAND, JUNGFRÄULICHEN BIG WALLS
UND EINEM BOOT, WAS EH NOCH DA UNTEN
VOR ANKER LIEGT, ZU ERZÄHLEN. NACHDEM
WIR BEIM LETZTEN TRIP AUF BAFFIN ISLAND
IN KANA DA MAL LOCKER 600 KILOMETER
ZU FUSS UNTERWEGS WAREN, WÄRE ES JA
ECHTER LUXUS, VOM BOOT AUS DIREKT IN DIE
HÄNGE ZU KLETTERN. UND DA DAS BOOT AM
ENDE DES SOMMERS WIEDER ZURÜCK NACH
EUROPA SOLLTE, HÄTTEN WIR EINE ATLANTIK-
ÜBERQUERUNG ALS KLEINES ABENTEUER NOCH
GRATIS DAZU. ALLES KLAR! EIN PAAR E-MAILS
SPÄTER HATTEN WIR EIN DATE MIT BOB, DEM
SKIPPER DER DODO’S DELIGTH – DEM KLEINEN
BOOT, DAS IRGEND WO IN GRÖNLAND AUF
UNS WARTETE UND BALD FÜR DREI MONATE
UNSER NEUES ZUHAUSE WERDEN SOLLTE. ZWEI
WOCHEN NACH DER ERSTEN MAIL MACH ICH
MICH ZUSAMMEN MIT NICOLAS UND OLIVIER
FAVRESSE UND BEN DITO AUF DEN WEG.
TEXT SEÀN VILLANUEVA
DEUTSCHE BEARBEITUNG DIRK HERPEL
FOTOS © BEN DITTO & NICOLAS FAVRESSE
VER
TIC
ALS
AIL
ING
FOTO © BEN DITTOSEAN BEI DER FRÜHGYMNASTIK AN DER „IRISHMAN RIDGE" 20 raus-magazin 2010 21raus-magazin 2010
ausfl ugausfl ug
HI BOB
z u sagen, dass wir nervös sind, ist echt untertrie-
ben. Gleich werden wir Bob Shepton zum ers-
ten Mal gegenüberstehen. Kapitän Bob, einem
75 Jahre alten Priester. Dem Mann, unter dessen Kom-
mando wir uns die nächsten drei Monate stellen werden.
Eine gute Wahl? Wir werden sehen. Sofort nach unserer
Ankunft in Asiaat, einer kleinen Stadt an der Westküste
von Grönland, machen wir uns auf den Weg zum Ha-
fen. Wir sind auf der Suche nach einem Mast. Dem
Mast der Dodo`s Delight. „Was machen wir eigent-
lich, wenn das Boot und Bob gar nicht auftauchen?“
Ein schmutziger, aber naheliegender Gedanke, der mir
da durch den Kopf geht. Doch schnell entdecken wir
einen dünnen Alumast, der die anderen Masten im
Hafen überragt. An Deck des ziemlich kleinen Schiffes
sehen wir einen großen Mann mit schneeweißen Haa-
ren, der uns zuwinkt. Das Ganze ist kein Traum, Bob
und sein Schiff existieren!
ORDNUNG IST DER HALBE TRIPNach einer kurzen Vorstellung gehen wir an Bord. Ers-
te Frage: „Wohin mit all unserem Stuff?!“ Die Dodo’s
Deligth ist gerade mal zehn Meter lang und jede Ecke
scheint jetzt schon bis zum Rand mit Werkzeug, Was-
ser und Essen gefüllt zu sein. Zwei Tage später stechen
wir in See, zusammen mit 600 Kilogramm Gepäck und
400 Liter Wasser, das Schiff schwimmt gerade noch so.
Doch was solls, Bob ist genau der richtige Mann für die
Sache. Er scheint sogar noch unorganisierter zu sein als
wir. Vor seiner Zeit als Seemann war er ein fanatischer
Kletterer. Und bisher liegt von ihm nur ein Boot auf
dem Grund der Ozeane: Sein erstes Schiff, die Dodo`s
Delight ist eine genaue Kopie davon. Zudem kennt er
die Gegend wie seine Westentasche und weiß so ganz
genau, wonach wir suchen. Als ich am nächsten Mor-
gen aufwache, ist alles ruhig. Zu ruhig. Schnell erfahre
ich den Grund: Unser Motor streikt. Okay, dann müssen
wir eben segeln. Keine einfache Aufgabe in Anbetracht
der Tatsache, dass es absolut windstill ist. Bob: „Jungs, da kann man nichts machen. Am
bes ten ruht ihr euch noch etwas aus!“ Also zurück in unsere feuchte Höhle. Eigentlich
habe ich es gar nicht so schlecht erwischt, zumindest hat meine Koje eine kleine Tür.
So werde ich nicht jeden Morgen vom Krach geweckt, den Bob zustande bringt, wenn
er seine zwei Tassen Frühstückskaffee aufbrüht. Nicht ganz so vorteilhaft ist, dass diese
Ecke des Schiffs am meisten schlingert, wenn die See rauer wird. Dazu kommt die hohe
Luftfeuchtigkeit, die hier noch stärker ausgeprägt ist als in den anderen Kojen. Ich werde
mich wohl an die eiskalten Wassertropfen gewöhnen müssen, die morgens von der Decke
in meinen Nacken tropfen. Als ich ein paar Stunden später wieder wach werde, weht
immer noch kein Lüftchen. Zu meiner Verwunderung treffe ich Bob an Deck, die drei
anderen schlafen. Hatte ich schon erwähnt, dass ich keine Ahnung vom Segeln habe?
Die anderen drei aus unserem Team sind da schon bewanderter. „Hör zu, Regel Nummer
eins: Benutzte nie das Klo, mach dein Geschäft lieber über Bord!“ Diese Regel hatte ich
schon auf der Anreise verinnerlicht. Etwas ins Zweifeln kam ich al-
lerdings, als ich in einem von Bobs Büchern las, dass die meisten
Segler mit offener Hose über Bord gehen! Nun stehe ich also am
Steuer – auch Bob hat sich aufs Ohr gelegt – und hoffe, dass die
Flaute noch etwas bleibt. Klar, dass gerade jetzt wieder Wind auf-
kommt. Ich ziehe ein bisschen an den Tampen um mich herum, aber irgendwie legt sich
das Boot immer schiefer. Als die ersten Wellen über das Deck spülen, beschließe ich, Bob
doch zu wecken. „Ach, hatte ich es noch nicht gesagt, die Dodo’s Delight ist so gebaut,
dass sie nicht kentern kann!“ Danke Bob, nein das hattest du bisher noch nicht erwähnt!
BOB IST GENAU DER RICHTIGE MANN FÜR DIE SACHE. ER SCHEINT SOGAR NOCH
UNORGANISIERTER ZU SEIN ALS WIR.
FOTO © BEN DITTO
FOTO © OLIVIER FAVRESSE
NICO AUF DER SUCHE NACH HALT AN DER TEUFLISCHEN WAND.
DAS DRITTE CAMP AN DER „IMPOSSIBLE WALL“. WENN DIE WOLKEN UNTER UNS VORBEIZIEHEN, EIN HIMMLISCHES PLÄTZCHEN.
22 raus-magazin 2010 23raus-magazin 2010
ausfl ug ausfl ug
EISBERGEAuf unserem Weg müssen wir mehr als einmal an rie-
sigen Eisbergen vorbei navigieren. Gar nicht so leicht
ohne Motor. Je nach ihrer Form liegen 50 bis 80 Pro-
zent der Eisberge unter der Wasseroberfl äche. Wenn
man sie ganz sehen will, springt man also am besten
ins Wasser und taucht kurz unter. Wir zögern keine Se-
kunde und springen unter lautem Johlen ins Wasser, je-
des Mal, wenn solch eine Kathedrale aus Eis auftaucht.
Nach Bobs Blicken zu schließen, kann er unserem klei-
nen Ritual nicht allzu viel abgewinnen. Wir brauchen
fünf Tage von Aasiaat nach Upernavik und laufen mit
höchstens einem Knoten Geschwindigkeit in den Hafen
ein. „Wir hatten viel Zeit, euch kommen zu sehen!”, so
die nette Begrüßung der Einheimischen. Bob hat hier
eh einen exzellenten Ruf zu verteidigen. Vor ein paar
Jahren ging hier sein erstes Schiff auf Grund, eine ex-
akte Kopie der Dodo’s Delight. Nach diesem Schnellkurs
im Segeln bleiben wir erst einmal ein paar Wochen
hier und klettern ein paar neue Routen im alpinen
Stil (schnell ohne viel Gepäck). Die Wände sind etwa
500 Meter hoch und gehen direkt vom Wasser aus
fast senkrecht in die Höhe. Jeder Trip dauerte etwa 30
Stunden am Stück, was jedes Mal ein paar Tage zum
Ausruhen nach sich zieht.
„THE IMPOSSIBLE WALL“Nach diesen Fingerübungen ist es langsam an der Zeit
für echte Aufgaben. Vor ein paar Jahren entdeckte Bob
auf seinen Touren eine wunderschöne, circa 1000 Meter
hohe Wand. Eine Wand, so steil und so senkrecht, dass
ein vom Gipfel fallen gelassener Stein problemlos bis nach
ganz unten rauschen würde. Dazu kommen noch einige
Überhänge in der Wand. Kein Wunder also, dass bisher
noch keiner sein Glück an der „Impossible Wall“, so Bob,
versuchen wollte. Als wir den Berg erreichen, leuchtet der
Stein rot wie die Hölle und jede Fuge und Falte ist be-
wachsen oder randvoll mit Möwenscheiße. Millionen von
Seevögel schwirren um den Felsen herum und schreien:
„Kommt nur ran, wir picken auch die Augäpfel raus und
fressen euer Gehirn!“ Wir schauen uns die Wand genau
an und es herrscht eine gespannte Ruhe auf dem Schiff.
Ich bin sofort heiß auf sie. Es riecht nach Abenteuer und
Herausforderung. Als die andern Jungs anfangen, zu joh-
len, entspanne ich mich ein wenig.
ES GEHT LOS!„Verdammt, was macht er da?” Es brodelt in mir. Ben
hat den ersten Aufstieg gewonnen. Er hängt am Seil
und versucht mit einer Eisaxt den Riss vom Dreck zu be-
freien, der hinter einem vertikalen Fußballfeld verborgen
liegt. Ein Job, der ewig dauert. Mein Ding ist das nicht.
Warum klettert er nicht einfach weiter und versucht sich
an dem Gras festzuhalten? Ich beruhige mich damit,
dass ich als Nächster dran bin. Meine Erfahrung sagt mir,
dass es in der Wand ganz anders sein kann, als es vom
sicheren Grund aus wirkt. Zudem ist eine Expedition eine
Aufgabe, die nur ein Team lösen kann, also sollte und
muss man immer die Entscheidungen seiner Teammates
akzeptieren, will man am Ende nicht mit leeren Händen
dastehen. Außerdem habe
ich eigentlich Glück gehabt.
Nico und sein Bruder haben
heute den undankbaren Job,
unsere Haulbags für zehn
Tage in der Wand klarzuma-
chen. Das ganze Essen und
Material verteilt sich über
das Deck des Bootes. Der
Bug dagegen wird langsam
immer grüner und brauner von dem ganzen Dreck, den
Ben aus der Wand pult. „Ist das okay, Bob?“ „Klar, so-
lange keine Granitblöcke dabei sind. Außerdem ist es so
das erste Boot mit Garten, das hier rumschippert!“ Zu
sagen, dass Bob unser Vorhaben zu 100 Prozent unter-
stützt, ist untertrieben. Ein lockerer Stein, eine Welle zur
falschen Zeit oder ein Riff unter Wasser kann schließlich
schnell dazu führen, dass er hier sein zweites Boot auf
Grund setzt. Auch wenn es um die Auswahl der Lines
geht, ist er voll dabei. Ohne ihn und seine Erfahrung
hätten wir einige Aufstiege nie geschafft.
ALLER GUTEN DINGE SIND DREINachdem er den ersten Pitch gesäubert hat, kommt
Ben zurück auf das Boot. Ich bin dran. Und schon
nach ein paar Metern merke ich, wie schwierig die
Wand wirklich zu klettern ist. Gut, dass ich vorhin
nichts gesagt habe. Ben ist ein ausgezeichneter Klet-
terer. Er hat einen sehr sicheren Stil, ist einer unserer
besten Freunde und nebenbei macht er auch noch au-
ßergewöhnliche Fotos. Eine unschlagbare Kombination.
ALS WIR DEN BERG ERREICHEN, LEUCHTET DER STEIN ROT WIE DIE HÖLLE UND JEDE FUGE UND FALTE IST BEWACHSEN ODER RANDVOLL MIT MÖWENSCHEISSE: „KOMMT NUR RAN, WIR PICKEN AUCH DIE AUGÄPFEL RAUS UND FRESSEN EUER GEHIRN!“
MEINE STRATEGIE: VOLLER ANGRIFF UND NUR SO VIEL SICHERHEIT WIE UNBEDINGT NÖTIG.
FOTO © OLIVIER FAVRESSE
FOTO © BEN DITO
BOB HATTE DEN ANKER ETWAS ZU NAH AM UFER GESCHMISSEN. ALS DIE EBBE
KAM, MACHTEN WIR EIN PAAR SACHEN DIE ER NOCH NIE GESEHEN HATTE ...
SEAN PITCH 8, DIE SCHLÜSSELSTELLE VON „DEVILS BREW“, ZWEITER ANLAUF.
24 raus-magazin 2010 25raus-magazin 2010
ausfl ug ausfl ug
FOTOS © BEN DITTO
V.O.N.U.:
NICO FAVRESSE
REVEREND CAPTAIN
BOB SHEPTON
SEAN VILLANUEVA
ODRISCALL
OLIVIER FAVRESSE
BENJAMIN DITTO
26 raus-magazin 2010 27raus-magazin 2010
ausfl ug ausfl ug
Der zweite Pitch ist mein Job. Endlich kann ich das
Biest in mir loslassen. Meine Strategie: Voller Angriff
und nur so viel Sicherheit wie unbedingt nötig. Schnell
merke ich aber, dass das Gras mein Gewicht nicht hält.
Ein paar Mal bin ich kurz davor wegzurutschen, ein-
mal rutsche ich wirklich ab und kann mich nur durch
Zufall gerade noch an einem Halm festhalten. Eine
Stunde hänge ich nun schon in der Wand und bin 50
Meter weit gekommen. Zehn Meter über mir sehe ich
eine gute Stelle, um eine Sicherung zu setzten. Doch
kurz davor rutsche ich in einer Wolke aus Gras und
Schlamm endgültig ab. Drei Versuche später habe ich
es endlich gepackt. Hmm, so gesehen ist Bens Strategie
am Ende doch die schnellere ...
ZEHN TAGE SPÄTER ...Wir sind komplett durcheinander. Keiner von uns weiß,
wie lange wir schon in der Wand hängen. Wir haben
noch für drei Tage Essen dabei. Also sind wir eine
Woche unterwegs. „Falsch, wir sind vor zehn Tagen
aufgebrochen“, informiert uns Olivier nach einem
Blick auf seine Uhr. Wie kann das sein? Die ersten
Tage sind wir einfach durchgeklettert. Im Sommer
geht die Sonne hier nie unter. Das Licht und die Far-
ben geben dir eine unglaubliche Energie. Außerdem
kamen wir gut voran und so hatten wir keine Lust,
eine Rast einzulegen. Doch die Müdigkeit holte uns
ein, die Nächte wurden länger und es kam schlechtes
Wetter auf. Wir konnten die Sonne nicht mehr sehen.
Wir wussten überhaupt nicht mehr, ob es gerade Tag
oder Nacht war, wenn wir nicht auf Olis Uhr schau-
ten. Die letzten Tage verbrachten wir über den Wol-
ken, ein irres Gefühl. Über uns ein blauer Himmel un-
ter uns Millionen von Seevögeln. Sie schwirren durch
die Luft wie eine Arme von Engeln in den Wolken.
Unser am Berg hängendes Camp wirkt wie ein Vor-
ort des Himmels. Wenn wir unsere Instrumente raus-
holen, vermischt sich eine teufl ische Melodie mit den
Geräuschen des Berges. Zeit, was ist das für ein Be-
griff, es hat nichts mehr mit uns hier oben zu tun ...
Doch heute wird uns klar, es muss weitergehen. Wir
haben nicht mehr genug zu essen dabei, um noch
mal schlechtes Wetter auszusitzen. Während der letz-
ten drei Tage haben wir Wasser gesammelt, das den
Berg runterlief. Ohne das hätten wir gar nicht so lange
hier oben bleiben können. Wir hofften nur, dass die
komische Farbe von den Flechten kommt. Erst später,
als unser Mägen anfangen zu grummeln, merken wir,
dass die Ausscheidungen der Seevögel dem Wasser
seine würzige Note geben. Ist das die letzte har-
te Prüfung nach abenteuerlichem Gras, Vogelschiss,
Flechten, einem Wasserfall, Modder, sich zersetzen-
den Steinen, Überhängen und streitsüchtigen Möwen?
FOTO © SEAN VILLANUEVA
FOTO © BEN DITTO AUGPILATOK, IM PRINS CHRISTIAN SUND.
NICO AN EINEM PERFEKTEN RISS IN DER „IMPOSSIBLE WALL“. NATÜRLICH ERST NACH EINEM BISSCHEN GARTENARBEIT.
FOTO © BEN DITTO
28 raus-magazin 2010 29raus-magazin 2010
ausfl ugausfl ug
Nico zieht sein Visier tief ins Gesicht und startet seinen
letzten Angriff. „Fuck, mein Magen ...“ Schon ein paar
Sekunden später positioniert er sich seitlich von uns
um noch mal „Post“ ins Tal zu schicken. „Ich fühl mich
komisch.“ Doch schon legt Nico wieder los. Hoffentlich
reicht unsere Kraft. Ein paar Meter weiter oben kommt
er an eine Passage, die von hier unten unüberwindbar
erscheint. Wir drei unter ihm schauen uns fragend an.
Nico hält kurz inne, holt Schwung und klemmt sein
Knie auf einen kleinen Absatz neben seinem Kopf. Dann
legt er all sein Gewicht auf das Knie und schwingt
sich nach oben, wo ein paar bessere Griffe auf ihn
warten. Haben wir nun das Schlimmste geschafft?
Nicos Seil ist verbraucht, ich bin dran. Eine feuchte,
mit Moos bewachsene senkrechte Spalte wartet auf
mich. Nach drei Metern rutsche ich, falle ins Seil und
lande mit den Füßen genau im „Postpaket“ von Nico.
Sch...! Wollt ihr so etwas immer noch ausprobieren?
AM GIPFELEndlich sind wir oben. Stundenlang liegen wir völlig er-
schöpft an der Kante und schauen den Seevögeln zu. Es
sind so viele! Es sieht so aus, als versuchten sie sich an
Stunts, um ihre Mädels zu beeindrucken, wenn sie mit
vollem Speed auf die Wand zurasen und erst im letzten
Moment abdrehen. Wir haben 24 Stunden lang nicht
geschlafen und mehr als einmal muss ich mich zusam-
menreißen, es den Vögeln nicht einfach nachzumachen.
IM GEGENSATZ ZU DEN FELSEN IM NORDEN KLETTERN WIR HIER AUF ABSOLUT SAUBEREN UND GLATTEN FELSEN.
FOTO © OLIVIER FAVRESSE FOTO © BEN DITTO AUF DER SPITZE VON „SHEPTON SPIRE“.
30 raus-magazin 2010 31raus-magazin 2010
ausfl ugausfl ug
Meinen Teammates geht es nicht besser, also machen
wir uns lieber schnell aus dem Staub. Wir gehen auf
der anderen Seite den Berg wieder herunter, mit all
unserem Gepäck auf dem Rücken. Als wir endlich un-
ten ankommen, fängt es an zu regnen. Es regnet zehn
Tage am Stück. Wir hatten verdammt großes Glück, da-
von nicht im Berg überrascht zu werden.
EINMAL RUND UM DIE WELTGrönlands Küste ist 38.600 Kilometer lang. Das ent-
spricht in etwa dem Umfang der Erde. Kein Wunder,
dass wir auf unserer Expedition nicht jeden Fjord un-
ter die Lupe nehmen. Auf unserem Weg nach Süden
stoppen wir an ein paar Stellen, aber meistens sind
die Wände nicht optimal, zu verrottet, nicht steil ge-
nug oder zu klein. Nach einer Woche Segeln erreichen
wir „Prins Christian Sund“ in der Nähe von Kap Farvel.
Unterwegs mussten wir aufgrund der Wellen leider ein
paar hervorragende Mahlzeiten den Fischen spenden,
ansonsten verlief unser Törn ohne Zwischenfälle. Da wir
mit dem Boot unterwegs sind, beschließen wir ein paar
neue Wände direkt vom Wasser aus anzugehen. Hier
klettern wir mehrere neue Lines. Jede dauert circa 30
bis 40 Stunden am Stück. Im Gegensatz zu den Felsen
im Norden klettern wir hier auf absolut sauberen und
glatten Felsen. Wir starten in Zweierteams und klet-
tern parallel. So fühlen wir uns etwas sicherer und es
machte mehr Menge Spaß. Heute bin ich mit Oli un-
terwegs, als wir in der Abenddämmerung einen großen
Brocken abgehen sehen. Es muss in der Ecke sein, wo
Nico und Ben klettern. Wir hören einen lauten Schrei,
machen uns aber keine Sorgen. Es klingt nach einem
Freudenschrei. Wir denken, dass die beiden Spaß haben
und den Stein absichtlich gelöst haben. Doch als Nico
und Ben oben ankommen, sehe ich in ihren Gesichtern,
dass etwas wirklich Heftiges passiert sein musste.
WENN WIR UNSERE INSTRUMENTE RAUSHOLEN, VERMISCHT SICH EINE TEUFLISCHE MELODIE MIT DEN GERÄUSCHEN DES BERGES.
FOTO © NICOLAS FAVRESSE
FOTO 1, 2, 8 © NICOLAS FAVRESSE
FOTO 3, © OLIVIER FAVRESSE
FOTO 4, 5, 6, 7 © BEN DITTO
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NACH DREI TAGE REGEN IST DIE SONNE ZURÜCK
01. BOB HATTE KEIN PROBLEM DAMIT,
EIN PAAR RISIKEN EINZUGEHEN, DAMIT
WIR NEUE WÄNDE KLETTERN KONNTEN.
02. VOM BOOT AUS AB AN DIE WAND.
03. SEANS BABYHAUT NACH ZWEI STUNDEN AM STEUER.
04. MANN ÜBER BORD!
05. OLIVIER GIBT DEM BERG DIE SPOREN.
06. JAM SESSION
07. SOLANGE BOB ZUM SCHLAFEN UND LESEN KAM, KONNTEN WIR MIT SEINEM SCHIFF MACHEN, WAS WIR WOLLTEN.
08. BEN WIRFT SEIN SEIL NACH EINEM LANGEN KLETTERTAG IN DEN NEBEL.
32 raus-magazin 2010
ausfl ug
SPÄTER AN BORD ERZÄHLT UNS NICO SEINE GESCHICHTE:
Wir mussten schon so um die 14 Stunden am Stück
geklettert sein. Ich wurde langsam müde, die Sonne
fi ng an unterzugehen, aber wir hatten viel Spaß. Ich
mag diese Tageszeit und es pushte mich, noch mal
schneller zu machen, bevor das Licht schlechter wur-
de. Ich steckte in einer v-förmigen Spalte, was sollte
schon passieren? Ich fühlte mich so gut, dass ich kei-
ne großen Sicherheitshaken legte. Ich drückte mich
mit kleinen Pushups weiter nach oben. Ich wollte ge-
rade an einen Granitblock greifen, der in etwa meine
Größe hatte, als dieser anfi ng, sich in meine Richtung
zu drehen! Ich hatte Glück, er steckte noch etwas
fest und so konnte ich ihn mit meinem Körpergewicht
festhalten. „Ben!“, war alles, was ich sagen konnte. Er
kletterte genau unter mir und war so das perfekte Ziel
für den Brocken, sollte der abgehen. Er merkte sofort,
was passierte, konnte aber nichts weiter tun, als sich
etwas aus der Schussrichtung zu bringen. Okay, ich
hatte die Sache im Griff. Alles, was ich tun musste,
war den Brocken wieder in seine alte Position zu brin-
gen. Mit aller Kraft drückte ich ihn nach oben, doch
statt leichter wurde er immer schwerer. Es war wie bei
einem Schachspiel. Ich ging alle meine Möglichkeiten
durch, und solange ich noch Hoffnung hatte, fühlte
ich mich im Vorteil. Doch am Ende hatte ich keine
Wahl mehr. Ich würde mich fallen lassen müssen. Der
heftigste Sturz meines Lebens erwartete mich und ich
hatte auch noch Zeit, darüber nachzudenken. Langsam
rechnete ich mit dem Schlimmsten. Der Stein war zu
groß, um ihn aus der Wand zu werfen. Er würde mit
mir fallen und genau auf unserer Sicherung treffen ...
Ich ließ mich fallen und war überzeugt davon, Jimi
Hendrix und Wolfgang Güllich zu folgen. Doch ver-
dammt, ich fand mich kopfüber neben Ben hängend,
400 Meter gähnende Leere unter mir. Wie konnte das
sein? Ich schrie vor Freude. Es konnte nicht wahr sein,
doch bis auf einen dicken Kratzer in meinem rech-
ten Zeigefi nger war alles in Ordnung. Gott sei Dank
war Ben genau im richtigen Augenblick ausgewichen.
Er stand unter Schock und konnte meine Euphorie
nicht verstehen. Der Stein war genau auf unsere Siche-
rung geknallt, hatte einen Karabiner zerstört und unser
Seil war an einigen Stellen nicht mehr zu gebrauchen.
„Wenn wir wieder in Belgien sind, trinken wir darauf
ein kaltes Bier!“ Das war alles, was ich in diesem Mo-
ment zu Ben sagen konnte. Wir ordneten unsere Aus-
rüstung und kletterten bis zum Gipfel. Seit diesem Un-
fall sind die Blumen bunter, das Bier schmeckt besser
und das Leben ist aufregender als je zuvor für mich.
Es gibt nichts, was es wert wäre, es zu verlieren!
Ein paar Tage später überrascht uns die News vom tra-
gischen Unfall der jungen belgischen Kletterin Chloe
Graftiaux. Wir sind bestürzt. Wir bewunderten sie und
sie inspirierte uns. Wir beschließen, uns sofort auf den
Rückweg zu machen, um bei ihrer Trauerfeier dabei zu
sein. Doch das Wetter hat andere Pläne. Wir brauchen
15 Tage, in denen wir nicht einmal Land sehen, um über
den Atlantik nach Schottland zu kommen. Nach fünf Ta-
gen haben wir die Hälfte zwar schon hinter uns, aber
fünf stürmische Tage später liegt immer noch knapp die
Hälfte vor uns. Während um uns herum alles und nichts
passiert – es stürmt, es regnet, Wellen schlagen über
das Boot, Delfi ne und Wale besuchen uns – habe ich
jede Menge zu tun. Die ersten zehn Tage bin ich voll-
auf damit beschäftigt, jede freie Minute über der Reling
zu hängen und die Fische zu füttern, um dann wieder
in meine Koje zu fl üchten. Auch wenn es jetzt nicht so
klingt, es war großartig! Das Segeln hat viel gemeinsam
mit Klettern. Die Kombination von beidem ist einfach
unschlagbar. Etwas, das wir auf jeden Fall noch mal ma-
chen müssen! Happy climbing!
MEHR GESCHICHTEN FINDEST DU UNTER: www.xpedition.be
Dank an unsere Sponsoren, die uns dieses Abenteuer
ermöglichten: Belgian Alpine Club, Patagonia, Five Ten,
Black Diamond, Petzl, Seeonee, Yeti, Sterling rope, Ca-
replus, Milo, Julbo, Cab brabant, Belclimb.net, Climb.be
HIER EIN PAAR DETAILS ZU UNSEREN ROUTEN
UPERNAVIK
*2. Juli: FFA Red Chili Crackers 350 m 5.12- R auf der Red
Wall. Team: Olivier and Sean
*2. Juli: FFA Seagull’s Garden 400 m 5.11 auf der Red Wall –
einen Haken haben wir platziert, um eine Platte zu sichern (der
einzige Haken der gesamten Expedition). Team: Ben und Nico
*6. Juli: FFA Brown Balls Wall 400 m 5.12- Alles frei geklet-
tert, bis auf eine zehn Meter lange, nasse und dreckige Sekti-
on, die trocken auch kein Problem gewesen wäre. Team: Oli-
vier und Ben die ersten drei Pitches/Nico und Sean den Rest.
*11-22. Juli: FFA Devil’s Brew 850 m 5.12+ in der Impossi-
ble Wall. 11 Tage/3 Portaledge Camps (keine Haken). Team:
Olivier, Nico, Ben und Sean
KAP FARVEL
*16. August: FFA Corned Beef 450 m 5.11 in Shepton Spi-
re, danach kletterten wir eine sehr schöne Route zu einer an-
deren Spitze. Team: Ben und Sean
*16. August: FFA Condensed Milk 450 m 5.11 in Shepton
Spire, danach kletterten wir eine sehr schöne Route zu einer
anderen Spitze. Team: Nico und Olivier
*20. August: FFA Never again 500 m 5.10 in Angnikitsoq.
Team: Bob Shepton, Sean und Nico
*21. August: FFA Chloe 550 m 5.11+ OW in Angegoq To-
wer auf Quvernit Island, dann der Gipfel von Morel Tower und
dann der Gipfel von Asiaq Tower. Team: Olivier und Sean
*21 August: FFA The Chinese Gibe 550 m 5.11+ OW An-
gegoq Tower auf Quvernit Island, dann der Gipfel von Morel
Tower und dann der Gipfel von Asiaq Tower. Wir fanden ei-
nen Haken am Fuß des Berges, aber keine weiteren Informa-
tionen darüber, was hier vor sich ging. Team: Ben und Nico
DER HEFTIGSTE STURZ MEINES LEBENS ERWARTETE MICH UND ICH HATTE AUCH NOCH ZEIT, DARÜBER NACHZUDENKEN.
FOTO © NICOLAS FAVRESSE
DER „ANGEGOG TOWER“ UND DIE „CHINESE GIBE“ LINKS UND „CHLOE TOTHE“ RECHTS
FOTO © NICOLAS FAVRESSE
FOTO © OLIVIER FAVRESE
DER „SHEPTON SPIRE“ MIT „CONDENSE MILK“ LINKS UND „CORNED BEEF“ RECHTS.
34 raus-magazin 2010 35raus-magazin 2010
ausfl ugausfl ug
e igentlich geht es hier in Barcelona um die
Vorstellung des neuen Passats. Doch sobald
Björn auftaucht, der schon länger vom Au-
tokonzern aus Wolfsburg unterstützt wird, steht er
im Mittelpunkt des Interesses. Kein Wunder, allein
seine körperliche Präsenz ist mit 191 Zentimetern
muskelbepackter Größe enorm. Dazu kommt, dass
der Sohn einer Holländerin und eines Dänen – seit
seinem sechsten Lebensjahr auf Gran Canaria aufge-
wachsen – sieben Sprachen spricht und damit schnell
zum gefragten Gesprächspartner wird. Egal ob Fo-
tosession für den Sponsor oder abendlicher Partyzug,
der inzwischen dreifache Familienvater, zwei Mädels
(sieben und drei) und ein Junge (sechs), hat alles
unter Kontrolle.
Dass sein beinahe schon unheimlicher Siegerinstinkt noch
immer bestens funktioniert, hat er kürzlich erst beim
World Cup vor Sylt mit einem Sieg in seiner Parade-
disziplin Slalom bewiesen. Seinem elften auf der Insel
übrigens. Genug Stoff für ein paar Fragen:
HI BJÖRN, KÖNNTEST DU DIR VORSTELLEN, MAL
LÄNGER ALS EINE WOCHE NICHT RAUSZUGEHEN?
Ich? Nein! Ich musste es zweimal, und das war alles an-
dere als entspannt für mich: Einmal hatte ich mir beim
Snowboarden das Schlüsselbein verletzt, das andere Mal
hatte ich mich mit einer Harpune am Fuß selbst getrof-
fen. Nach einer Woche konnte ich beide Male schon
wieder aufstehen. Ich kann nicht lange drinnen bleiben.
Ich bin es gewohnt, jeden Tag draußen zu sein.
BJÖRN DUNKERBECK, DEN NAMEN SCHON MAL GEHÖRT? NEIN, DANN HAST DU MIT WINDSURFEN NICHT
VIEL ZU TUN, ISST KEIN ODER ERST SEIT KURZEM NUTELLA UND FINDEST DIE WOK-WM VON HERRN RAAB
UNINTERESSANT. KLEINES UPDATE: ZWÖLF MAL IN FOLGE WURDE BJÖRN DUNKERBECK IN DEN 90ERN
WELTMEISTER IM WINDSURFEN. BIS HEUTE HAT ER ES AUF UNGLAUBLICHE 40 WELTMEISTERTITEL GEBRACHT,
DIE ZWEI WOK-WM-TITEL NICHT MITGEZÄHLT. DAMIT IST „DUNKI“ DER ERFOLGREICHSTE PROFISPORTLER
ALLER ZEITEN. UND WIE DER 41-JÄHRIGE UNS BEI EINEM ENTSPANNTEN ROTWEIN IN BARCELONA ERZÄHLT,
STEHEN DIE CHANCEN FÜR NOCH EIN PAAR WEITERE TITEL IN DEN NÄCHSTEN JAHREN ZIEMLICH GUT.
40 PLUS ...
CHEESE! FOTO © RAY DEMSKI/RED BULL PHOTOFILES36 raus-magazin 2010 37raus-magazin 2010
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DICKER TURN, AUCH GERN IM SCHNEE FOTO © MARCEL LÄMMERHIRT RED BULL PHOTOFILES
WOK-WM-VIERER38 raus-magazin 2010 39raus-magazin 2010
wunderkindwunderkind
WIE SIEHT DEIN TAGESABLAUF AUS, WIE BLEIBT
MAN SO FIT, EIN APFEL AM TAG ALLEIN REICHT
DA SICHER NICHT? Normalerweise wecke ich die Kin-
der gegen sieben Uhr. Dann frühstücken wir zusammen
und ich bringe sie zur Schule. Danach gehe ich sur-
fen, stand-up-surfen, mountainbiken oder Straßenrad
fahren – je nachdem, wie das Wetter mitspielt. Wenn
dann gegen Nachmittag der Wind aufkommt, gehe ich
noch mal zwei, drei, vier Stunden windsurfen. Im Win-
ter gehe ich dazu immer häufi ger auch mal eine Wo-
che snowboarden. Zum Glück ist der Rest der Familie
auch gern draußen. Zumindest bisher noch. Die beiden
Großen windsurfen schon mit kleinen Segeln und ich
nehme sie ab und zu mit aufs Board.
WIE LANGE WIRST DU NOCH AN PROFI-WETT-
KÄMPFEN TEILNEHMEN? Ich habe im letzten Jahr
meine Segel- und Board-Sponsoren gewechselt. Es dau-
ert ein bisschen, bis man sich da aufeinander eingespielt
hat. Ich bin ja stark in der Entwicklung eingebunden.
Zugleich motiviert es einen, wenn man dann merkt, wie
man zusammen immer besser wird. Im Moment zeigt die
Erfolgskurve steil nach oben. Das macht natürlich allen
viel Spaß. Solange ich vorne dabei bin, höre ich nicht
auf. Nicht weil ich weitermachen muss, sondern weil mir
die Wettkämpfe, die Vorbereitung und das Training Spaß
machen. Im Slalom kann ich sicher noch zwei, drei Jahre
mithalten und im Speedbereich noch länger, da es dort
noch mehr auf Erfahrung und das Equipment ankommt.
IST DEIN ERFOLGSGEHEIMNIS SO EINFACH? ES
MACHT DIR SPASS ... Das ist auf jeden Fall der Mit-
telpunkt, um den es sich dreht. Daneben bereite ich
mich immer sehr genau und ausgiebig auf meine
Wettkämpfe vor. Ich bin Perfektionist und sehr ehrgei-
zig. Ich versuche immer, so fi t wie möglich an den
Start zu gehen. Je fi tter du bist, umso sicherer bist
du auch im Wettkampf. Wenn dann auf dem Wasser
doch etwas schiefl äuft, habe ich mir nichts vorzuwer-
fen. Dann habe ich verloren, weil die anderen besser
waren, aber nicht, weil ich schlecht vorbereitet war.
IST KÄLTE EIN PROBLEM FÜR DICH? Kälte gehört
manchmal zum Wettkampf. Da muss man die Zähne zu-
sammenbeißen. Und man muss sich darauf vorbereiten.
Nicht alle können ihre Leistung auch in dicken Neopren-
anzügen abrufen. Dazu gehören neben dem Willen auch
Erfahrung und Training. Das hat eben mit dem sonnigen
Surfer-Image nicht so viel zu tun.
UNTERSCHIEDLICHE BEDINGUNGEN LIEGEN DIR?
Das ist mit einer der Gründe, warum ich so lange dabei
bin: Kein Windsurftag gleicht dem anderen. Es ist immer
anders, auf dem Meer zu sein. So wird es nie langweilig.
AUCH WENN DU DICH JETZT IM WETTKAMPF
AUF SPEED UND SLALOM KONZENTRIERST, GEHST
DU IMMER NOCH VIEL IN GROSSEN WELLEN
WINDSURFEN. WAS IST DER GRÖSSERE KICK? Beim
Speed, auch wenn du über 45 Knoten (circa 83 Kilo-
meter) fährst, ist ein Sturz zwar kein Spaß, aber nicht
lebensgefährlich. Wenn man in über zehn Meter ho-
hen Wellen windsurft, dann ist das Risiko, bei einem
schweren Sturz zu ertrinken, auf jeden Fall da.
WARUM BEGIBT MAN SICH DANN IN SOLCHE
WELLEN? Ich glaube, viel näher kann man die Energie,
die Kraft der Natur nicht erfahren, als wenn man so
eine Welle abreitet. Und der Adrenalinschub ist natürlich
gewaltig. Das möchte man immer wieder erleben.
SIEGE, WAS ZÄHLEN NOCH SIEGE FÜR DICH? Wenn
ich irgendwo an den Start gehe, dann will ich auch
gewinnen. Mein erster Sieg mit 17 gegen Robby Naish
– dem absoluten King damals, was Windsurfen angeht
– war natürlich etwas ganz Besonderes. Dann mein
fünfter Weltmeistertitel in Folge, danach der zehnte
und dann hört man irgendwann auf zu zählen. Eine
große Herausforderung war für mich 2001, mit über 30
Jahren noch einmal Weltmeister in der Welle zu werden.
„ICH ADDIERE DIE SIEGE NICHT MEHR AUF, ABER WENN ICH IRGENDWO AN DEN START GEHE, DANN WILL ICH AUCH GEWINNEN. DA-RAN HAT SICH, SEITDEM ICH PROFI GEWORDEN BIN, NICHTS GEÄNDERT. DAS IST MEIN JOB!“
MAL ANDERS HERUM: ROBBY OBEN AUF DER WELLE, BJÖRN UNTEN. FOTO © ERIK AEDER/RED BULL PHOTOFILES
40 raus-magazin 2010
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NAME Björn Dunkerbeck
BERUF Profi -Windsurfer
ALTER 41
Verheiratet, drei Kinder
ERFOLGE Unter anderem
40-maliger Weltmeister
GRÖSSE 191 Zentimeter
GEWICHT 101 Kilogramm
SPONSOREN Starboard, Severne,
Red Bull, VW
Ich weiß, wie hart es, ist über lange Zeit vorn dabei zu
sein. Du darfst nie mit dem Training aufhören. Du musst
sehr diszipliniert sein und dich darf das Reisen nicht
stören. Eine Woche nicht auf dem Wasser zu sein, ist
schon das Maximum, was man sich erlauben darf. Nach
einem Monat wird es schon richtig schwierig, sein altes
Leistungsniveau wieder zu erreichen.
WIE HAST DU MIT DEM WINDSURFEN ANGEFAN-
GEN? Meine Eltern sind 1971 von Dänemark nach
Gran Canaria ausgewandert und haben dort eine
Windsurfschule eröffnet. Mit einem von beiden bin ich
dann immer rausgegangen und so schnell besser ge-
worden. Die beiden haben meine Schwester und mich
immer voll unterstützt. Trotz meiner frühen Erfolge
bestanden sie übrigens darauf, dass ich erst meine
Schullaufbahn beenden musste. Dass ich im Warmen
und in beständigen Bedingungen lernen und trainieren
konnte, war sicher Glück. Dass ich so lange vorn mit-
fahre, ist viel Fleißarbeit.
WAS WÜRDEST DU EINSTEIGERN EMPFEHLEN, DIE
GERN MIT DEM WINDSURFEN ANFANGEN MÖCHTEN?
Probiert es aus! Durch die breiteren Boards und die
leichten Riggs ist der Einstieg ins Windsurfen deutlich
leichter geworden. Daneben ist Stand Up Paddeln eine
gute Alternative, um sich bei wenig Wind an das Ge-
fühl heranzutasten, auf dem Wasser unterwegs zu sein.
Wenn man eine gute Windsurfschule besucht, sollte man
nach zwei Wochen eigentlich schon gut unterwegs sein.
GIBT ES NOCH EINE HERAUSFORDERUNG IM WIND-
SURFEN, DIE DICH REIZT? Ja, ich möchte die 50-Kno-
ten-Grenze knacken (zurzeit ist der Franzose Antoine
Albeau mit 49,09 Knoten (90,91 km/h) der schnellste
Windsurfer). Ich bin mir sicher, dass es zu schaffen ist,
und der eine oder andere Weltmeistertitel im Slalom
sollte auch noch drin sein.
WEITERHIN VIEL ERFOLG UND VIELEN DANK FÜR
DAS GESPRÄCH.
TEXT DIRK HERPEL FOTOS © BRIAN BOJSEN
MITTENDRIN EIN HERZ AUS WASSER UND DRUM HERUM JEDE MENGE ADERN, DIE NUR
DARAUF WARTEN, GRÜNDLICH GECHECKT ZU WERDEN. KEINE ANGST, WIR SCHICKEN
DICH NICHT ZUM DOC. WIR SCHICKEN DICH ZUM SUP CITY CHECK NACH HAMBURG.
SELBST WELLEN GIBT ES IN DER HANSESTADT. SOGAR AUF DIE MINUTE GENAU ...
hamburg,meine perle
WASSERUNG AN HAMBURGS FLANIERMEILE
42 raus-magazin 2010 43raus-magazin 2010
spielzeugspielzeug
m ist, muss ich nun nach rechts oder nach links abbiegen? Auch wenn
ich kein gebürtiger Hamburger bin. Nach über 20 Jahren vor Ort kenne
ich mich, entgegen der Meinung meiner Frau, in den meisten Ecken der
Stadt schon ganz gut aus. Erst recht in der Innenstadt. Doch heute sieht alles ganz an-
ders aus. Kein Wunder, heute bin ich nicht mit dem Auto unterwegs, auch nicht zu Fuß.
Heute entdecke ich Hamburg auf dem SUP. Und das kann man wirklich nur empfehlen.
Zugegeben, auch ich war erst etwas skeptisch. Doch zwei Wochen Flaute an Nord- und
Ostsee am Stück, ein fettes Hoch und ein Kajakkurs meiner Tochter haben mich auf Trab
gebracht. Das war vor zwei Jahren. Da habe ich im Schlepptau des Ruderkurses zum er-
sten Mal den nordöstlichen Alsterlauf geentert. Seitdem wundere ich mich immer wieder,
wie viel es hier erst recht vom Wasser aus zu entdecken gibt. Von einsamer Natur mitten
in der Stadt bis hin zum geschäftigen Treiben im Hafen. Würde man sich eine Stadt als
SUP-Revier ausdenken, so käme Hamburg dem Wunschbild sicher ganz schön nah.
EIN PAAR ZAHLEN GEFÄLLIG?Mal eben auf einen Kaffee in die Innenstadt paddeln? In Hamburg gar kein Problem.
Mit 2500 Brücken belegt die Hansestadt unangefochten und mit weitem Abstand, Vene-
dig hat gerade mal 400, den ersten Platz in dieser Kategorie unter Europas Großstädten.
Und wo Brücken sind, da plätschert es meistens auch drunter. Die Kanäle führen mitten
durch die Innenstadt, durch unglaubliche Parks, vorbei an noch viel unglaublicheren Vil-
len und enden fast allesamt dort, wo das Rudern in Hamburg seinen Ursprung gefun-
den hat, auf der Alster. Was sag ich in Hamburg: in ganz Deutschland. Schon 1836
wurde der Hamburger Ruderclub gegründet. Dies war gleichzeitig auch die Geburts-
stunde des deutschen Rudersports. Heute gibt es zehn Ruderclubs in Hamburg. SUP-
Boards kennen die meisten noch nicht. Aber das kommt sicher auch bald. Auch wer keine
Lust auf einen Club hat, kann in und um Hamburg problemlos stundenweise das Pad-
del schwingen. Es gibt jede Menge Stationen, in denen man sich Kajaks mieten kann.
FAST WIE VENEDIG, NUR EIN BISSCHEN MODERNERE ARCHITEKTUR.
44 raus-magazin 2010 45raus-magazin 2010
spielzeugspielzeug
Wenn du also nicht allein auf Entdeckertour gehen willst und deine Freunde noch kei-
ne SUP-Erfahrung haben, starte einfach an einer der Stationen und setzt deine Kumpels
in ein Kanu. Wer auf der Piste den Einkehrschwung beherrscht, der wird sicher bei der
Hamburger Kanaltour auch auf seine Kosten kommen. Mehr als eine Kneipe liegt direkt
am Wasser und lockt mit eigenem Steg und frischem Gerstenbräu durstige Paddler.
RAUS AUS DEM TRUBELSorry, darf ich mal durch? Am Wochenende rund um die Uhr in der Woche immer mor-
gens und abends herrscht auf dem Rundkurs um die Außenalster Hochbetrieb. Karawanen
von Joggern ziehen ihre Runden, unterstützt von Touristen aus aller Welt. Da ist es ver-
dammt cool, sich einfach auf seinem SUP-Board an windstillen Tagen ordentlich auszu-
powern, statt sich einzureihen. Und der Ausblick ist sowieso einmalig. Sind mehr als vier
Windstärken angesagt, würde ich mir die Sache mit der Alster aber genau überlegen.
Zum einen herrscht dann reger Segelverkehr, zum anderen verwandeln kurze Kabbelwellen
und der böige Wind den Ausfl ug schnell zum anstrengenden Trip. Nervig kann übrigens
auch die Suche nach einem Parkplatz werden. Das Westufer der Alster bietet hier die
meisten Möglichkeiten. „Alsterperle“, „Bodos Bootsteg“ – Plätze zum Chillen danach gibt
es reichlich. Da kann man sich dann direkt auf ein paar Fragen gefasst machen: „Ist das
nicht schwierig, fällt man da nicht leicht mal rein?“ Selbst nach einem Medienereignis wie
dem „Jever Sup World Cup“ vor Ort, weiß noch kaum ein Hamburger mit den komischen
Paddeltypen etwas anzufangen.
FÜR FORTGESCHRITTENE: DER HAFEN UND DIE ELBE
Wer keinen Bock auf eine normale Hafenrundfahrt hat und keine Angst vor raubeinigen
Barkassenkapitänen, entdeckt das riesige Hafengebiet per SUP vom Wasser aus. Und wer
keinen Tag ohne Welle sein kann, der versucht sein Glück ein Stück die Elbe hinauf.
Ein Schiff wird kommen und dann ... Doch eins nach dem anderen. Als Erstes sollte
man sich den Gezeitenstand genau anschauen, bevor man sich auf die Kanäle in der
Speicherstadt traut. Bei Ebbe fallen einige komplett trocken und hier durch den Matsch
waten, ist sicher das Letzte, was man machen möchte. Wo Ebbe und Flut herrscht,
sind Strömungen auch nicht weit. Deshalb sollte man seine Route am besten mit der
Strömung wählen. Die ist übrigens an manchen Stellen viel heftiger, als man es beim
ersten Blick auf die Kanäle vermuten würde. Eine Stunde vor und eine Stunde nach
Hochwasser ist das Wasser am ruhigsten. Infos zu den Gezeitenständen fi ndest du
unter anderem auf der Website des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie
(www.bsh.de). Dort nach dem Pegel der Elbe für den Bereich Hamburg St. Pauli suchen.
Richtig spannend wird es immer, wenn eine Barkasse durch die Kanäle zischt. Und das
ist gar nicht so selten. Mit Rücksicht muss man hier nicht rechnen, schließlich ist Zeit
bares Geld für die Barkassenkapitäne. Dann schwappt es aus allen Richtungen und man
hat manchmal Mühe, an Board zu bleiben. Am besten man sticht hier vormittags in See
und meidet die Wochenenden. Dann hat man wesentlich mehr Ruhe und kann sich die
auf altem Eichenholz gegründeten Gebäude in Ruhe aus der Nähe anschauen. Das Ge-
biet ist übrigens der größte zusammenhängende Lagerhauskomplex der Welt. Der erste
Abschnitt wurde schon 1883 erbaut und steht seit 1991 unter Denkmalschutz.
WÜRDE MAN SICH EINE STADT ALS SUP-REVIER AUSDENKEN, SO KÄME HAMBURG DEM WUNSCHBILD SICHER GANZ SCHÖN NAH.
46 raus-magazin 2010 47raus-magazin 2010
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WER KEINEN BOCK AUF EINE NORMALE HAFENRUNDFAHRT HAT UND KEINE ANGST VOR RAUBEINIGEN BARKASSENKAPITÄNEN,
ENTDECKT DAS RIESIGE HAFENGEBIET PER SUP VOM WASSER AUS.
„NA DIE DAMEN, EIN TÄNZCHEN GEFÄLLIG?“
48 raus-magazin 2010
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WELLE, NA KLAR ...Auch für alle, die sich SUP-Surfen ohne Welle nicht vorstellen kön-
nen, hat Hamburg einen Spot parat. Ich habe es leider noch nicht
selbst erlebt, aber Kumpels von mir schwören, sie hätten ganz in der
Nähe vom „Schulhauer Fährhaus“ – von der Innenstadt aus immer
Richtung Wedel halten – schon die eine oder andere nette Tanker-
Welle erwischt. Allerdings gilt es auch hier die Strömung im Auge zu
behalten und immer genügen Abstand zu den dicken Pötten zu be-
wahren, damit es keinen Ärger gibt. Ganz Schlaue besorgen sich die
An- und Abfahrtszeiten der Schiffe im Hafen und wissen so genau,
wann die nächste Welle läuft. Die Website des Hamburger Hafens
(www.hafen-hamburg.de) ist dafür eine gute Quelle. Hier fi ndet man
auch genaue Hafenpläne für Entdeckertouren. Gegen meine Vermutung
ist Paddeln in ganz Hamburg übrigens erlaubt. „Nur im Bereich der
Landungsbrücken sollte man nicht wassern. Da ist es einfach zu ge-
fährlich, da würden wir sofort eingreifen“, so der trockene Kommentar
der Hamburger Wasserschutzpolizei zum Thema.
„Wollen Sie in Richtung Alster? Dann müssen sie sich hier links hal-
ten.“ Ah, danke. Da hat ein Neugieriger auf der Brücke mein fragendes
Gesicht richtig gedeutet. Also dann los. Habe ich schon erwähnt, dass
wenn man sich halbwegs ordentlich anstellt, man neben den richtigen
Antworten und jeder Menge Fragen auch Applaus auf seinem SUP ein-
heimsen kann? Also, da sag noch mal einer, Hamburger wären trocken
und zurückhaltend. Wenn es um Wassersport geht, stimmt das auf gar
keinen Fall. Also los: Es gibt viel zu entdecken.
BOBBY REICHFernsicht 2, Telefon 040/487824Preise/Std.: Ruderboote/Kanus 1-2 Pers. 11 Euro; 3 Pers. 11,50 Euro; 4 Pers. 12 EuroÖffnungszeiten: Täglich von ca. 9 Uhr bis Sonnenuntergang (ca. 21 Uhr) BOOTSVERMIETUNG UNDSEGELSCHULE PIEPERAn der Alster/Atlanticsteg,Telefon 040/247578Preise/Std.: Tretboot 3-4 Pers. 13 EuroTretboot klein 1-2 Pers. 12 EuroRuderboot 1-4 Pers. 13 EuroÖffnungszeiten: Täglich 10 bis 21 Uhr
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BOOTSHAUS SILWAREppendorfer Landstraße 148b,Telefon 040/47 62 07Preise/Std.: Kanus, Kajaks, Tret- und Ruderboote, ab 10 Euro.Öffnungszeiten: Mo-So 9 Uhr bis 22 Uhr GADERMANN KAJAKSHummelsbütteler Steindamm 70,22851 Norderstedt, Telefon 040/52983006 Preise: Kajaks und Kanus sind ab 20 Euro pro Tag zu mieten.Öffnungszeiten: Mo-Fr 9.30 Uhr bis 12.30 Uhr und 14.30 Uhr bis 18 Uhr, Sa 9.30 bis 13 Uhr sowie nach Absprache KANUSPASSHusumer Straße 7, Telefon 040/46093571Preise: 2er/3er-Kanadier sind für 20 Euro pro Tag zu mietenÖffnungszeiten: geöffnet von April bis September von 8.30 bis 20 Uhr
MÖLLER KANUVERLEIHHelgolandstraße 7, Telefon 040/5261740Preise: keine AngabeÖffnungszeiten: Täglich von 7 Uhr bis 22 Uhr geöffnet G. WÜSTENBERGDeelbögenkamp 3, Telefon 040/517701Preise/Std.: Kanus, Ruderboote, 2er-Kajaks 1-2 Pers. 9 Euro; 3 Pers. 12 Euro;4 Pers. 14 EuroTretboote 1-2 Pers. 12 Euro; 3 Pers. 14 Euro; 4 Pers. 16 EuroMindestmietdauer: Montag-Freitag 1 Stun-de; Samstag, Sonntag und Feiertag 2 Stun-den. Danach Abrechnung halbstündlich.Öffnungszeiten: 1. April bis 31. Oktober, je nach Wetterlage von 10 Uhr bis 20 Uhr
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ALSTER UND ALSTER-KANAL:
KUMPELS VON MIR SCHWÖREN, SIE HÄTTEN GANZ IN DER NÄHE VOM „SCHULHAUER FÄHRHAUS“ SCHON DIE EINE ODER ANDERE NETTE TANKER-WELLE ERWISCHT .. .
50 raus-magazin 2010 51raus-magazin 2010
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„HIGH. GENIAL UNTERWEGS AN BERG UND FELS“ IST DER TITEL DES GERADE IM KNAUS VERLAG ERSCHIENENEN BUCHES VON
DAVID LAMA. GERADE MAL 20 UND SCHON EIN BUCH? WAS KANN UNS EIN 20-JÄHRIGER SCHON GROSS ERZÄHLEN, KÖNNTE
MAN LEICHT DENKEN. KLAR, DER JUNGE – ALS SOHN EINER ÖSTERREICHERIN UND EINES NEPALESISCHEN BERGFÜHRERS GEBOREN – IST
EIN RIESENTALENT. MACHT ALS SECHSJÄHRIGER EINEN KLETTERKURS BEI HIMALAJA-LEGENDE PETER HABELER, DER SPITZENKLET-
TERER REINHOLD SCHERER WIRD SEIN TRAINER. MIT 14 WIRD LAMA JUGENDWELTMEISTER, MIT 15 JÜNGSTER WELTCUPSIEGER, MIT
18 DER JÜNGSTE DOPPELEUROPAMEISTER IN DER GESCHICHTE DES KLETTERSPORTS. LESEN WIR NUN, WIE ER VON EINEM WETT-
KAMPF ZUM ANDEREN ZIEHT? NEIN, OHNE ZU VIEL ZU VERRATEN, ES GEHT IN ERSTER LINIE UM SEINE LIEBE ZUM KLETTERN IN
ALLEN FACETTEN. RAUS! TRAF DAVID KURZ NACH DER BUCHMESSE IN FRANKFURT ZU EINEM KURZEN INTERVIEW.
david lamai n t e r v i e w
„ICH BIN ES ZWAR VON DEN WETT-KÄMPFEN UND IN-TERVIEWS GEWÖHNT, DASS MAN DIE AUF-MERKSAMKEIT VOM PUBLIKUM BEKOMMT, LESUNGEN SIND ABER ETWAS KOMPLETT NEUES FÜR MICH.“
TEXT DIRK HERPEL FOTOS © RED BULL PHOTOFILES
52 raus-magazin 2010 53raus-magazin 2010
hinhörenhinhören
WIE BIST DU AUF DIE IDEE ZU DEINEM BUCH GE-
KOMMEN? Das Ganze hat sich so ergeben ... Ich kenne
den Christian Seiler, mit dem ich das Buch zusammen
gemacht habe, schon seit einigen Jahren. Er hat mich
eigentlich erst auf die Idee gebracht. Anfangs wusste
ich zwar nicht so recht, wie er sich das alles vorstellt,
aber es hat dann richtig Spaß gemacht. Wir sind dabei
auf viele Erlebnisse gekommen, die ich schon fast wie-
der vergessen hatte, und ich hatte die Möglichkeit, al-
les so zu beschreiben, wie ich selbst die Sachen erlebt
habe. Oft habe ich auch eigentlich „unbedeutende“
Erlebnisse genauer beschrieben als irgendein Highlight
aus meiner Kletterkarriere. Ganz einfach, weil mir das
„unbedeutende“ Erlebnis oft mehr wert ist.
WIE LANGE HAST DU AM BUCH GEARBEITET?
So vier bis fünf Monate.
WIE MUSS MAN SICH DAS VORSTELLEN, HAST DU
IRGENDWANN ANGEFANGEN, DIR NOTIZEN ZU
MACHEN? DIE BESCHREIBUNGEN VON EINIGEN
TRIPS SIND JA SEHR DETAILLIERT ... Ich kann mich
an das Erlebte meist sehr gut zurückerinnern. Hin und
wieder dauert es einfach ein wenig oder die Erinnerung
an ein Erlebnis kommt ganz zufällig wieder.
WIE IST DIE RESONANZ? DU HÄLTST JA SICHER
ZUM ERSTEN MAL IN DEINEM LEBEN LESUNGEN,
WAS IST DAS FÜR EIN GEFÜHL UND WELCHE FRA-
GEN TAUCHEN AUF? WER SITZT IM PUBLIKUM?
Die Resonanz ist sehr positiv. Vor allem freut mich
aber, dass es auch meinen Freunden, die es gelesen
und die eine oder andere Geschichte auch miterlebt
haben, gefällt. Ich bin es zwar von den Wettkämp-
fen und Interviews gewöhnt, dass man die Aufmerk-
samkeit vom Publikum bekommt, Lesungen sind aber
etwas komplett Neues für mich. Man hat die Auf-
merksamkeit um einiges länger und es ist nicht die
körperliche Leistung, die zählt. Aber ich sehe das als
eine neue Herausforderung – und Herausforderungen
sind immer interessant.
DU SCHEINST IN DEINEN ENTSCHEIDUNGEN ZWI-
SCHEN HALLE ODER BERG FREI WÄHLEN ZU KÖN-
NEN. ODER ANDERS GEFRAGT: WIE VIEL EINFLUSS
NEHMEN DEINE SPONSOREN AUF DIESE ENTSCHEI-
DUNGEN? Viele Leute haben mich jahrelang als reinen
Wettkampfkletterer gesehen. Dass ich am Fels begonnen
habe, wussten die wenigsten. Und dass die große Liebe
immer schon der Fels war, wussten auch nicht alle. Mir
war das immer bewusst. Seit das Buch erschienen ist,
„IN DER HALLE MACHT MAN SICHER SCHNELLER FORTSCHRITTE, AM FELS ENTWICKELT MAN ABER EIN GEFÜHL FÜRS KLETTERN UND DAS NÜTZT EINEM DANN SPÄTER AUCH IN DER HALLE.“
54 raus-magazin 2010
hinhören
sehen die Leute mich auch etwas anders und das ist
gut so. Ich glaube, es ist eine natürliche Entwicklung,
dass man neue Bereiche dazunimmt. Diese neuen Be-
reiche/Herausforderungen fi nde ich im alpinen Gelände.
Diese Entwicklung kann man, glaube ich, nicht stop-
pen. Und das wissen auch meine Sponsoren, deshalb
überlassen sie mir die Entscheidung, was ich machen
will und was nicht.
KANN MAN MIT DEM KLETTERN REICH WERDEN?
ICH MEINE, EINE SCHWERE VERLETZUNG KÖNNTE
DEINE KLETTERKARRIERE BEENDEN. SORGST DU
DA VOR? Millionär werde ich keiner werden, aber ich
kann davon leben. Das Risiko mit den Verletzungen hat
jeder Profi sportler zu tragen.
GIBT ES SO ETWAS WIE VORBILDER FÜR DICH? IM
BUCH IST DA KEINE REDE DAVON ... Es gibt viele
Leute, die großartige Dinge geleistet haben. Sowohl im
Sport als auch in anderen Bereichen. Als Vorbilder würde
ich sie aber nicht bezeichnen.
ES GAB JA KRITIK AUS DER SZENE AN DEINEM
VERSUCH, DEN CERRO TORRE IN CHILE ZU BE-
STEIGEN. ES GING, WENN ICH ES RICHTIG VER-
STANDEN HABE, UM DAS SETZTEN VON SICHE-
RUNGSHAKEN FÜR DAS FILMTEAM. KANNST DU
DAS EINMAL GANZ KURZ ERLÄUTERN? Aus der
Sicht eines Kletterers verstehe ich die Kritik durchaus.
Kletterethisch ist es nicht gerade nobel, Bohrhaken in
eine bestehende Route zu setzten. Vor allem, wenn di-
ese nur für den Kameramann benötigt werden. Von ei-
ner professionellen Seite muss ich aber sagen, dass das
Filmen, Fotograpfi eren und Vermarkten zu einem gewissen
Teil einfach zu meinem Leben gehört. Man muss also im-
mer einen Kompromiss fi nden. Für die Kletterwelt haben
wir es am Cerro Torre etwas übertrieben. Wir haben aber
dazugelernt und es wird beim nächsten Versuch ein noch
kleineres Filmteam geben und es werden keine weiteren
Bohrhaken gesetzt. Die Haken vom letzten Versuch werden
übrigens wieder sauber entfernt werden.
WENN JEMAND MIT KLETTERN BEGINNEN MÖCH-
TE, WÜRDEST DU IHM EINE HALLE ODER DEN BERG
EMPFEHLEN? In der Halle macht man sicher schneller Fort-
schritte, am Fels entwickelt man aber ein Gefühl fürs Klet-
tern und das nützt einem dann später auch in der Halle.
KEIN FÜHRERSCHEIN, KEINE FREUNDIN? STIMMT
DAS IMMER NOCH? Führerschein habe ich jetzt. Freun-
dinnen habe ich viele – nur keine spezielle ;-)
EINE FREUNDIN, DIE NICHT KLETTERT, KÖNNTEST
DU DIR DAS VORSTELLEN? Habe ich auch ...
WAS LÄUFT BEI DIR ZURZEIT AUF DEINEM IPOD
FÜR MUSIK? Von Bob Dylan über Hotel Costes bis Daft
Punk so ziemlich alles.
LIEBLINGSBUCH? „Mach dieses Buch fertig“ von Keri Smith.
LETZTE GROSSE PARTY? 25.9.10 beim Weltcup in
Puurs/Belgien.
VIELEN DANK FÜR DAS INTERVIEW ...
DAVID LAMA
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2010
GESTATTEN, GEFAHRENSUCHER!
EIN SECHSTÄGIGER AUFENTHALT BEI OPIUMBAUERN IM GOLDENEN DREIECK, DIE TEMPEL-
ANLAGEN VON ANKOR WAT, ZWEI NÄCHTE BEI FISCHERN IM MEKONG-DELTA, DIE
PERHENTIAN-INSELN, REISEN DURCH DAS AUSTRALISCHE OUTBACK UND DIE DURCHQUERUNG
DER NAMIBWÜSTE IM 1ER-GOLF. VERRÜCKT? NILS LACKNER NENNT ES SCHLICHT: REISELUST!
e nde Oktober ist Deutschlands Lieblingsinsel
Sylt alles andere als ein gemütliches Fleckchen
Erde. Grauer Himmel, es nieselt und ein eis-
kalter Westwind zieht von der Nordsee her durch die
fast verlassen wirkenden Gassen von Westerland. Also
den Winter möchte ich hier auch nicht verbringen,
denke ich mir, während ich mich auf den Weg mache,
um Nils Lackner zu treffen. Der gebürtige Münchner
lebt nun schon seit 2009 auf Sylt. Hier arbeitet er in
der Saison, danach macht er sich aus dem Staub. Kein
Einzelfall, viele Tourismuskräfte auf der Insel nutzen
den Hype der Sommersaison, um genug Geld zu ver-
dienen und den Winter in wärmeren Gefi lden zu ver-
bringen. Doch bei der Wahl seiner Reiseziele und der
Art der Fortbewegung fällt der 35-Jährige ziemlich aus
dem Rahmen. Oder wie sonst würde man zum Beispiel
die Idee beschreiben, auf dem Landweg von Hamburg
nach Singapur zu reisen. Eigentlich wollte ich Nils ein
paar Fragen stellen, doch am Ende hörte ich einfach
nur noch begeistert zu.
HI NILS, WIE FING DAS AN MIT DEM REISEN? Nach
meinem Abschluss zum Diplom-Betriebswirt an der Be-
rufsakademie Mannheim habe ich noch einen Bachelor
of Arts in Marketing mit Schwerpunkt Tourismus an
der California State University in Los Angeles drauf-
gesetzt. Aber schon damals war mir bewusst, dass
ich eigentlich nur eines im Leben möchte: Reisen!!!
Der erste Trip ließ dann auch nicht lange auf sich
warten. Im November 2000 ging es für die Winter-
saison nach Kanada, mit 64 Kilogramm Snowboard-
Equipment im Gepäck. Meine Reise führte mich so-
wohl an die Ostküste als auch in die Rocky Mountains
im Westen. In den sechs Monaten schlug ich mich
mit allen möglichen Jobs durch, vom Tellerwäscher bis
zum Snowboardguide war alles dabei.
2002 bis 2004 verdiente ich mir meine Sporen als Back-
packer in Südostasien, Australien, Südafrika und Nami-
bia. Schon da stellte ich eine Vorliebe für Orte abseits
der Hauptrouten fest. Zu meinen Highlights gehören ein
sechstägiger Aufenthalt bei Opiumbauern im Goldenen
Dreieck, die Tempelanlagen von Angkor Wat, zwei Nächte
bei Fischern im Mekong-Delta, die Perhentian-Inseln, Rei-
sen durch das australische Outback und die Durchque-
rung der Namibwüste im 1er-Golf.
Langsam entwickelte sich der Reiz für ungewöhnlichere
Reiseziele und -routen weiter. 2007 ging es auf dem
Landweg von Hamburg nach Singapur, ohne ein ein-
ziges Flugzeug zu betreten. Um es spannender zu
machen, hatte ich vorher nichts gebucht, sondern or-
ganisierte alles unterwegs vor Ort. Über Finnland und
Estland reiste ich nach Russland, dort mit der Trans-
sibirischen Eisenbahn nach Sibirien, wo ich einige Zeit
auf der Sonneninsel Olchon im Baikalsee verbrachte. TEXT DIRK HERPEL FOTOS © PRIVAT
01. UND PROST, WENN MAN EINGELADEN WIRD KANN
MAN SCHWER NEIN SAGEN. NILS AM TISCH EINES
NETTEN HERRN IRGENDWO IN DER GOBI-WÜSTE.
02. TSCHERNOBYL
03. IN PRIPYAT, HOTEL POLISSIA
01 02
03
56 raus-magazin 2010 57raus-magazin 2010
hinhörenhinhören
Von hier ging es weiter in die Mongolei. In der Haupt-
stadt Ulaanbaatar tat ich mich mit vier anderen Back-
packern zusammen und mietete einen privaten Fahrer.
Sieben Tage lang bereisten wir die Weite der Wüste
Gobi, schliefen bei Nomadenfamilien in den typischen
Jurten und tranken gegorene Kamelmilch und Tee mit
Salz. Nach sieben staubigen Tagen ohne Dusche kamen
wir wieder nach Ulaanbaatar zurück und genossen die
Annehmlichkeiten der Stadt. Für mich folgte ein Auf-
enthalt im Terelj Nationalpark, welcher mit grüner Step-
pe und riesigen Felsformationen einen beeindruckenden
Gegensatz zur kargen Wüstenlandschaft bildet. Nach
der Mongolei folgte China. Natürlich besuchte ich die
verbotene Kaiserstadt in Beijing und wanderte auf der
Chinesischen Mauer. Aber auch die Terrakotta-Armee in
Xi‘an und die Hauptstadt Shanghai standen auf dem
Programm. Und eine Bootsfahrt auf dem Fluss Li, eine
Sehenswürdigkeit, welche von 30 Millionen Touristen
jährlich besucht wird, davon allerdings nur 150.000
Nichtchinesen, also für Europäer immer noch ein echter
Geheimtipp. Mit dem Nachtbus ging es nach Hong-
kong, dann weiter mit dem Speedboot nach Macau
und von dort nach Vietnam. Ist man erst einmal in Ha-
noi, ist der Rest bis Singapur ein Kinderspiel, man folgt
einfach den Horden von Rucksacktouristen. In Singapur
angekommen, buchte ich einen Flug nach Neuseeland,
wo ich einen Camper-Van erwarb, in dem ich elf Mo-
nate lebte, und das kleine Land Down Under erkundete.
Auf der Suche nach noch ungewöhnlicheren Zielen stie-
gen ein Freund von mir und ich im März 2010 in ei-
nen Flieger nach Kiew. One-way. In den folgenden drei
Wochen ereignete sich ein Reiseerlebnis, dessen Zusam-
menfassung nach einem schlechten James-Bond-Film
klingt. Auf unserem Reiseplan standen:
Transnistrien (Trans Dniestr)
Selbst deklarierte autonome Republik in der Hand von
Ex-KGBs. Einreise westlicher Touristen unerwünscht.
Nachdem wir beim deutschen Konsulat in Odessa nach
einem offi ziellen Statement bezüglich unserer Einrei-
se anfragen, erhalten wir folgende Antwort: „Seid ihr
verrückt? Was wollt ihr
denn da? Wir raten euch
dringend davon ab. Das
ist diplomatische Grauzo-
ne, wenn euch da was
passiert kann, euch kei-
ner helfen.“ Die Einreise
erfolgt mithilfe eines Grenzschiebers. In Transnistrien
selbst müssen wir uns bei der Militärpolizei melden, da
wir länger als zehn Stunden bleiben. Es herrscht kom-
munistischer Plattenbauchcharme. So stelle ich mir die
Sowjetunion vor 25 Jahren vor. Zwischen den Städten
stehen russische Panzer und Soldaten in Schützengrä-
ben. Alles in allem sind wir froh, als wir wieder draußen
sind, obwohl wir nie konkreten Anlass zur Sorge hatten.
„SIEBEN TAGE LANG BEREISTEN WIR DIE WEITE DER WÜSTE GOBI, SCHLIEFEN BEI NOMADENFAMILIEN IN DEN TYPISCHEN JURTEN UND TRANKEN GEGORENE KA-MELMILCH UND TEE MIT SALZ.“
04 05 06
04. BEI MONGOLISCHEN NOMADEN
05. DIE WÜSTE, UNSER BUS, DAUMEN DRÜCKEN!
06. TRANS DNIESTR, KOMMUNISTISCHE AUTONOME REGION
PARIS, LONDON, BERLIN: NÖ, KHUSHIR
AUCH IN FARBE NICHT BESSSER: TRANS DNIESTR 07
08
58 raus-magazin 2010 59raus-magazin 2010
hinhörenhinhören
„AUF DER SUCHE NACH NOCH UNGEWÖHNLICHEREN ZIELEN STIEGEN EIN FREUND VON MIR UND ICH IM MÄRZ
2010 IN EINEN FLIEGER NACH KIEW. ONE-WAY.“
Gagausien (Gagauz Yeri)
Zweite autonome Region in Moldawien mit eigener
Regierung. Im Gegensatz zu Transnistrien friedlich und
ruhig. Tourismus gibt es hier nicht. In der Hauptstadt
Comrat nimmt uns der Priester der Landeskirche mit
auf seinen Glockenturm und die Parlamentswache zeigt
uns den Hauptversammlungssaal der Regierenden. Auf
dem Land sind die Straßen holperige Staubpisten, das
Wasser kommt aus Brunnen und Ochsenkarren sind
noch im Alltagsgebrauch. Es ist eine der ärmsten Ge-
genden Europas. Für wenig Geld, was für einige hier
doch schon ein kleines Vermögen bedeutet, haben wir
uns einen breitschultrigen Fahrer samt 7er-BMW ge-
mietet. Auf die Frage hin, ob es für uns auf einigen
zwielichten Märkten gefährlich sei, antwortet er nur:
„Keine Sorge, mit dem Wagen denkt jeder, ihr seid
von der Regierung oder Mafi a. Oder gleich beides.“
Todeszone von Tschernobyl
Zutritt nur mit Sondergenehmigung der ukrainischen
Regierung. Ein Geigerzähler wird mitgeführt. Auf dem
Programm stehen Tschernobyl Stadt, Reaktor 4 und
die verlassene Geisterstadt Pripjat. Die Stimmung ist
gedrückt, aber es gibt auch Hoffnungsschimmer, wenn
man sieht, wie die Natur sich das Gebiet langsam
zurückerobert. Einiges wirkt inszeniert, doch das Ge-
samtbild mit verlassenen Schulen und stillgelegtem
Rummelplatz macht klar, dass hier das Leben von ei-
ner Minute auf die nächste aufgehört hat. Nach sechs
Stunden treten wir den Rückweg an, länger dürfen sich
nur Mitglieder der ukrainischen Armee hier aufhalten.
PUH, DAS SIND ZU VIELE GESCHICHTEN FÜR EIN HEFT.
WAS HÄLTST DU DAVON, WENN WIR DIE AUF DIE
NÄCHSTEN AUSGABEN VERTEILEN? Klasse Idee, gern.
ESSEN KAUFEN IRGENDWO IM URAL RUMMELPLATZ IN PRIPYAT
11 12
09
10WÜSTE GOBI, LOCALS CRUSING
WÜSTE GOBI, GEMÜTLICHES BEISAMMENSEIN
60 raus-magazin 2010 61raus-magazin 2010
hinhören hinhören
EIN PAAR GRUNDSÄTZLICHE FRAGEN HABE ICH
ABER DOCH NOCH. Frag!
WIE VERDIENST DU DEIN GELD FÜR SOLCHE TRIPS,
DIE JA DOCH ALLE ETWAS LÄNGER DAUERN?
EIN NINE-TO-FIVE-JOB SCHEINT DA NICHT IDEAL
Ganz einfach, mit Touristen. Dann kann ich immer auch
einmal für längere Zeit auf Reisen gehen. Auf Sylt habe
ich ganz konkret als Restaurantleiter und Sommelier ge-
arbeitet. Seit diesem Sommer verkaufe ich auch Fotos
von den Reisen, teilweise als Großformate, über Galerien.
DU BIST IN, SAGEN WIR ES MAL NETT, GEFÄHR-
LICHEN GEGENDEN UNTERWEGS. WAS TUST DU,
UM NICHT AUFZUFALLEN? Wenn wir reisen, versu-
chen wir bewusst „local“ zu leben. Wir vermeiden teure
Hotels und nehmen öffentliche Verkehrsmittel. Das geht
nicht immer und unsere Sicherheit geht natürlich vor.
Generell ist man auf diese Art aber nicht nur preiswerter,
sondern auch authentischer unterwegs. Einige der inte-
ressantesten Bekanntschaften habe ich in der Holzklasse
von Nachtzügen gemacht. Wir versuchen, möglichst un-
ter dem Radar zu fl iegen. Unrasiert, gewählt schäbige
Kleidung und fettige Haare sind oft die beste Tarnung.
Niemand würde da ein Bündel Dollarscheine und eine
goldene Kreditkarte vermuten,die übrigens immer dabei
ist. Mein Plan B, falls was schiefl äuft. Woran ich nie
spare, sind Versicherung und Verpfl egung. Das ist der
Luxus, den ich mir gönne: gut zu essen.
UND WARUM OUTEN SICH DU UND DEINE REI-
SEGEFÄHRTEN IMMER WIEDER ALS GEFAHREN-
SUCHER, WENN ES UM NEUE REISEZIELE GEHT?
Es geht uns gar nicht so sehr um gefährliche Gebiete,
mehr um logistisch schwierige Reisen – also Zonen, in
die man nicht einfach hereinspazieren kann. Oder Ge-
genden, welche geografi sche Herausforderungen bieten.
MIT WEM REIST DU AM LIEBSTEN? Am liebsten rei-
se ich mit Freunden oder meiner Frau. Menschen, die
wie ich weit gereist sind. Personen eben, auf die man
sich ohne viel Worte 100-prozentig verlassen kann.
Auf extreme Trips nehme ich immer Florian Stich mit,
den einzigen Menschen, den ich kenne, der genauso
von einer unbändigen Neugier getrieben wird ...
REISEZIELE FÜR DIE ZUKUNFT? Timor-Leste, Ossetien,
Market Reef, BIOT (British Indian Ocean Territory), Süd-
liche Sandwichinseln und Mustang in Nepal.
DA KANN ICH DIR NUR NOCH EINE GUTE REISE
WÜNSCHEN UND MICH AUF DIE SUCHE NACH
EINEM GLOBUS MACHEN. MINDESTENS VON DER
HÄLFTE DEINER ZIELE HABE ICH NOCH NIE ET-
WAS GEHÖRT, GESCHWEIGE DENN GESEHEN. ICH
BIN GESPANNT AUF DEINE POSTKARTEN. WIE
LANGE BIST DU DENN UNTERWEGS? Meine Frau
und ich habe hier erst einmal alles aufgegeben. Wir
planen, mindestens zwei Jahre auf Tour zu sein.
UND DANN WIEDER ZURÜCK NACH DEUTSCH-
LAND? Wer weiß, wir haben auch eine Arbeitserlaubnis
für Kanada. Aber meine Familie lebt in Hamburg. Also
ab und an kommen wir sicher mal wieder vorbei ...
„EINIGE DER INTERESSANTESTEN BEKANNT-SCHAFTEN HABE ICH IN DER HOLZKLASSE VON NACHTZÜGEN GEMACHT.“
13 SIESTA, GOBI-WÜSTE
15 TERELJ NATIONALPARK
16 ZIEHT ORDENTLICH DURCH:
DORFCHEF GOBI-WÜSTE
17 TSCHERNOBYL
19 OLKHON
20 AUCH DAS KANN GOBI-WÜSTE
SEIN: EISFELD
13
18
14
19
16
15
17
20
14 +
18 +
62 raus-magazin 2010
hinhörenhinhören
BETON STATT FELSEN: WER KLETTERN LERNEN WILL, MUSS NICHT IN
DIE BERGE FAHREN. FRISCHE LUFT UND STEILE HÄNGE GIBT ES AUCH
IN DUISBURG – EINZIGARTIGES PANORAMA UND HÜTTE INKLUSIVE.
COOLE KLETTERKULISSE: STILLGELEGTES STAHLWERK IM LANDSCHAFTSPARK DUISBURG-NORD.
FÜR WENIG KOHLE
TEXT & FOTOS © SEBASTIAN DROLSHAGEN
64 raus-magazin 2010 65raus-magazin 2010
das erste maldas erste mal
d en Aufstieg zur Nordparkhütte schaffen selbst
Ungeübte. Auch die schlimmsten Schreib-
tischhengste müssen ihn nicht fürch ten.
Denn die Nordparkhütte des Deutschen Alpenvereins
(DAV) liegt 26 Meter über Normalnull – in etwa so
hoch wie die größte Erhebung auf Sylt. Kein Wunder,
befi nden sich Duisburgs Alpen doch kurz hinter der
Autobahnabfahrt Neumühl. Genau genommen gibt es
in dem alpinen Ruhr-Terrain des Landschaftsparks Du-
isburg-Nord sogar gleich zwei Hütten. Und die eine
würde nicht ohne die andere existieren.
Bis Mitte der 80er-Jahre betreibt Thyssen im heutigen
Landschaftspark eine Eisenhütte, verarbeitet Erz zu
Stahl. Nach der Werksschließung gestaltet Landschafts-
architekt Peter Latz das 200 Hektar große Gelände zu
einem öffentlichen Park um, es entsteht eine der ersten
Stätten der sogenannten Industriekultur. Die stillgelegte
Eisenhütte bleibt. Und dort, wo einst das Erz lagerte,
stehen nun die DAV-Trainer Uwe und Steffi mit ihren
sieben Kletternovizen. Wie graue Zuckerhüte ragen
Betontürme etwa zehn Meter in die Höhe, links und
rechts die steilen Wände der ehemaligen Erzbunker,
darüber idealerweise blauer Himmel – so wie heute.
Die grandiose Kulisse des Ex-Hüttenwerks mit seinem
Hochofen und dem Gewirr rostiger Rohre würdigen
die Teilnehmer des Klettergrundkurses kaum eines
Blickes. Zu sehr sind sie auf all das konzentriert, was
sie am Vortag zum ersten Mal gelernt haben. „Uwe
und Steffi haben uns immer wieder auf die drei ‚K’
eingeschworen: Knoten, Karabiner, Kletterpartner“,
erzählt Sebastian. Der 18-Jährige aus Dinslaken ist
schon mal mit Freunden ein bisschen gekraxelt, jetzt
möchte er sich mit etwas Fachwissen wappnen. Die
Ausrüstung stellt der DAV, der vor 20 Jahren begann,
die Erzspeicher zum Klettergarten umzugestalten.
In der Nordparkhütte wartet ein Fundus von Klet-
terschuhen, Gurten und Karabinern; deren Nutzung
ist in den 90 Euro Kursgebühr bereits enthalten.
WIE GRAUE ZUCKERHÜTE RAGEN BETONTÜRME ETWA ZEHN METER IN DIE HÖHE, LINKS UND RECHTS DIE STEILEN WÄNDE DER EHEMALIGEN ERZBUNKER ...
66 raus-magazin 2010 67raus-magazin 2010
das erste maldas erste mal
Wer sich am letzten der drei Kurstage nicht allzu dusse-
lig anstellt, bekommt den „DAV-Kletterschein Toprope“.
Kein Führerschein fürs Gebirge, aber eine Frage der Si-
cherheit wie Übungsleiter Uwe erklärt: „Zum Klettern
braucht man keine Erlaubnis. Aber die meisten Klette-
rer verunglücken durch einfache Fehler beim Sichern.
Deshalb möchte der DAV hier Standards setzen und
versucht auch die Indoor-Kletteranlagen einzubeziehen.
Schließlich boomen diese Zentren gerade wie verrückt.“
In der Halle eine Kunststoffwand erklimmen? Nichts
für Michael. Der Oberhausener ist gern draußen, hat
jahrelang Fußball gespielt. „Ich hab echt Hummeln im
Hintern“, lacht der 37-Jährige und lässt dabei eine
sympathische Ruhrpott-Schnauze durchklingen. Surfen,
Skifahren und Tauchen stehen auf seinem Freizeitpro-
gramm, Urlaub macht er am liebsten als Rucksack-
tourist in Asien. Die grobe Betonwand vor Augen, die
Hände schwarz vom ersten Aufstieg, hat er die Baye-
rischen Alpen schon fest im Blick: „Meine Schwester
wohnt in Berchtesgaden. Ich nehme ’nen Billigfl ieger
nach Salzburg, ist doch super.“ Da eilt Brygida ihm
bereits einen Schritt voraus. Sie hat in den letzten
Jahren schon manch schmalen Pfad im Hochgebirge
erkundet, ist sogar Mitglied im DAV. Trotzdem fl ößt
ihr der Klettergarten im Landschaftspark Duisburg Res-
pekt ein. Bis auf die Spitze des Übungsturms wagt sie
sich noch nicht – was nur teilweise eine Frage des
Mutes ist. Ein Blick auf die muskulösen Unterarme von
Trainerin Steffi zeigt, was Kletterprofi s brauchen. Klar,
dass die 28-Jährige schon ganz andere Felsen gese-
hen hat, doch das einstige Industriegelände schätzt sie
trotzdem sehr: „Der grobe Beton kommt Naturstein
schon ziemlich nahe!“
WEITERE INFORMATIONEN: www.dav-duisburg.de,
www.landschaftspark.de
„DER GROBE BETON KOMMT NATUR-STEIN SCHON ZIEMLICH NAHE!“ Klettertrainerin Steffi
68 raus-magazin 2010 69raus-magazin 2010
das erste maldas erste mal
OSTWIND IST AUFGEKOMMEN, ES WIRD IMMER KÄLTER.
DIE SONNE STEHT NIEDRIG AM HIMMEL UND SEIT EIN
PAAR TAGEN MERKT MAN ES DEUTLICH: ES RIECHT NACH
SCHNEE. WIR MÜSSEN RAUS!, WIR MÜSSEN AUF DEN
BERG. UND WENN ER AUS STAHL IST. FÜR UNS KEIN
PROBLEM. WIR HABEN DAS PASSENDE DABEI.
TEXT DIRK HERPEL FOTO © BRIAN BOJSEN ILLUSTRATIONEN FRANZISKA RIEGAMER
Den Aufstieg fest im Blick. V. l. n. r.:Basti mit Oakley Primed Jacket circa 400 Euro, Hoodie Oakley Generation 55 Euro, Tuch Oakley Neckie circa 45 Euro & Mütze Okaley Jaquard Era circa 30 Euro. Brille Anon Figment ab 90 Euro.Kai mit Burton MNS ak 2LZ Down Jacket circa 470 Euro, Brille Oakley Crowbar ab 109 Euro. Mütze Coal circa 30 Euro.
70 raus-magazin 2010 71raus-magazin 2010
zeugwart zeugwart
Unten Kai mit Burton MNS ak 2LZ Down Jacket 470 Euro und Burton ak Pants 269,95 Euro, Brille Oakley Crowbar ab 109 Euro, Mütze Coal circa 30 Euro.Oben Basti mit Oakley Primed Jacket circa 400 Euro, Hose Oakley Knew Lite Pant circa 170 Euro, Brille Anon Figment ab 100 Euro und Mütze Okaley Jaquard Era circa 30 Euro.
Na Jungs, hier ist besetzt! V.l.n.r.: Gianna mit Haglöfs Map Beanie 35 Euro, Haglöfs Reptile II Q Hood 190 Euro, Haglöfs Couloir Pant 400 Euro und Haglöfs Fang Glove 70 Euro. Saskia mit Patagonia WMS Mabel Hat 39 Euro, Patagonia WMS Powder Bowl Jacket 350 Euro, Patagonia WMS Powder Bowl Pant 300 Euro und Handschuhe Kaldi Arctic Mittens 66°North circa 50 Euro.
„Braucht jemand einen Lift?“ Gianna mit Mantel Yeti Faith 359 Euro und Weste Yeti Caring 199,90 Euro, Mütze Coal circa 30 Euro und Hose Haglöfs Couloir Pant 400 Euro.
72 raus-magazin 2010 73raus-magazin 2010
zeugwart zeugwart
Kurz vor dem Gipfel: Rucksack The North Face Interval 25 99 Euro und Spire 40 135 Euro Vorn Kai mit The North Face Men´s Lockoff Jacket 449 Euro & The North Face Men´s Apex Trekking Pant 139 Euro. Mütze 66°North circa 40 Euro. Hinten Basti mit Pyua Climate 2L Padded Men Jacket 490 Euro & Hose Pyua Climate 2L Padded Men Pants 360 Euro, Mütze Coal The Coco 34,95 Euro, Sonnenbrille Von Zipper Elmore 114,95 Euro.
Relaxt: Longsleeve Think Pink circa 39 Euro, Caqlanque 591 Think Pink89,90 Euro und Think Pink Jacket 69,90 Euro.
Saskia Weste Think Pink Gillet 229,90 Euro,Fleece Eliot Think Pink 69,90 Euro.
74 raus-magazin 2010 75raus-magazin 2010
zeugwartzeugwart
Saskia The North Face Women´s Point Five Jacket 349 Euro, The North Face Women´s Apex Alpine Pant 199 Euro & Schuhe The North Face Hedgehog circa 120 Euro, Brille Von Zipper Hoss 99,95 Euro.
Basti mit Oakley Primed Jacket circa 400 Euro, Hose Oakley Knew Lite Pant circa 170 Euro Brille Anon Figment ab 90 Euro, Mütze Okaley Jaquard Era circa 30 Euro
Saskia mit T-Shirt Oakley circa 35 Euro, Oakley Knew Lite Pant 175 Euro und Mütze Oakley GB Boyfriends Beanie 30 Euro. Gianna mit T-Shirt Burton WMS Boulevard BN 35 Euro, Hose Burton WMS ak 2L Summit Pant 270 Euro, Boots Burton WMS Q 290 Euro und Mütze Burton MIMI circa 30 Euro.
76 raus-magazin 2010 77raus-magazin 2010
zeugwartzeugwart
Ralf mit O´Neill Tory Hyperfleece 149,90 Euro, O´Neill Anchorage Tee 25,95 Euro, O´Neill Equinox Pants 79,95 Euro. Gianna mit O´Neill Ayano Hyperfleece 139,95, O´Neill Hiro S/SLV Tee 19,95 Euro, Mütze Coal 34,95 Euro.
Saskia mit Jacke 66° North Kaldi 159 Euro, Mütze 66°North Kaldi Artic Hat 69,90 Euro und Handschuhe 66° North Kaldi Artic Mittens 49,90 Euro.
Gianna mit O´Neill Ayano Hyperfleece 139,95, O´Neill Yoshiko Pants 69,90 Euro. Mütze Coal 34,95 Euro. Tasche Ortlieb City Biker 99,95 Euro.
Saskia Vaude Yale 3in1 Jacket II 300 Euro, Vaude Chava Pants 90 Euro, Schuhe Vaude Urban Escape Mid 130 Euro, Bag Vaude Petronella 60 Euro. Basti Vaude Lindros Jacket 350 Euro, Vaude Chad Pants 80 Euro, Schuhe Vaude Urban Escape Low 115 Euro.
78 raus-magazin 2010 79raus-magazin 2010
zeugwartzeugwart
Saskia Jeans Bleed 69,90 Euro, Mütze Bleed Boshi 34,90 Euro, Jacke Bleed Blody Tree 59,90 Euro. Sonnenbrille Von Zipper Hoss 99,90 Euro. Tasche 66°North Fisherman`s Trunk 116 Euro.
Saskia mit Sonnenbrille Von Zipper Hoss 99,90 Euro.Eingespieltes Team: Kai mit Patagonia Beanie Hat 30 Euro, Patagonia Insulated Outskirts Jacket 480 Euro, Patagonia Primo Pants 350 Euro. Basti mit Haglöfs Mount Beanie 35 Euro, Haglöfs Couloir Jacket 500 Euro, Haglöfs Couloir Pant 400 Euro, Haglöfs Link II Glove 130 Euro.
80 raus-magazin 2010 81raus-magazin 2010
zeugwartzeugwart
66°North
OPS Outdoor & Sports Pool OHG
Brooktorkai 9
20457 Hamburg
+49 40 60082130
www.66north.com
Bleed
bleed clothing GmbH
Bacchusweg 19
95233 Helmbrechts
+49 9252 350267
www.bleed-clothing.com
Burton Snowboards & Anon
Hallerstr.111
A-6020 Innsbruck
00800 287 86613
(aus D gebührenfrei)
www.burton.com
Coal/Von Zipper
Agentur Spangenberger
Friedensallee 44
22765 Hamburg
+49 40 39904990
www.coalheadwear.com
www.vonzipper.com
HAGLÖFS Deutschland GmbH
Albert-Einstein-Str. 6
D-87437 Kempten
+49 831 512800
www.haglofs.de
Oakley GmbH
Lilienthalallee 40
D-80393 München
+49 89-996 50-0
www.oakley.com
O´Neill Germany B.V.
Breslauer Str. 6
D-41460 Neuss
+ 49 2131 124469-0
www.oneill.com
Patagonia
23, Rue du Pré Faucon
F-74940 Annecy le Vieux
France
0800-0001156
(gebührenfrei)
www.patagonia.com
Pyua GmbH
Wischhofstr.1-3
D-24148 Kiel
+49 431 7103895-0
www.pyua.de
Smartwool
Agentur Reiner Kopf
Zielstattstr.11
81379 München
+49 89 3219777-0
www.smartwool.com
THE NORTH FACE
Division VF Germany
Textil-Handels GmbH
Sendlinger Str. 11
D-80331 München
+49 89 2323978-0
www.thenorthface.com
Think Pink
Hauptstr. 19
85305 Jetzendorf
Kontakt: thinkpink@lowa.de
www.thinkpink.it
Vaude Sport GmbH & Co.KG
Vaude-Str.2
D-88069 Tettnang
+49 7542 5306-0
www.vaude.com
YETI GmbH
Zur Tischbrücke 20
D-02828 Görlitz
+49 3581 76560
www.yetiworld.com
Saskia Think Pink California 321 Shirt 39,90 Euro & Hose Think Pink Elliot 66W 69,90 Euro. Schuhe Tecnica Moon Boots 89,90 Euro.
Gianna Pyua Evolution 2L Padded Women Jacket 460 Euro, Pyua Evolution 2L Padded Women Pants 340 Euro, Mütze Coal The Revert 34,95 Euro.
Basti hängt locker ab mit Pyua Climate 2L Padded Men Jacket 490 Euro, Pyua Climate 2L Padded Men Pants 360 Euro, Mütze Coal The Coco 34,95 Euro, Brille Von Zipper Elmore 114,90 Euro, Headphone von O`Neill/Phillips The Stretch circa 100 Euro, Rucksack The North Face Interval 25 circa 99 Euro.
82 raus-magazin 2010 83raus-magazin 2010
zeugwartzeugwart
KAILASHCOULOIR
E R S T B E F A H R U N G
WER GLAUBT, DASS MAN AUFREGENDE SKIABENTEUER NUR BEIM HELISKIING IN
KANADA, ALASKA ODER IN SONSTIGEN WEIT ENTLEGENEN DESTINATIONEN ERLE-
BEN KANN, IRRT SICH GEWALTIG. EIN BISSCHEN MUSKELKRAFT UND AUSDAUER
VORAUSGESETZT, FINDET MAN ABENTEUER AUCH VOR DER EIGENEN HAUSTÜR.
TEXT JOHANNES HOFFMANN
FOTOS © DAVID PITSCHMANN
e ines Sommerabends, ich glaube, es war Mit-
te August 2004, rief mich mein Freund David
Pitschmann sehr, sehr aufgebracht an. Meine
Gedanken waren überall sonst, nur nicht bei Schnee,
Eis und Skifahren, aber er schrie mir dir Ohren voll
von: „Rinne … steil … extrem … geil … Skifahren
… Steigeisen … so lässig und bärig … muss gemacht
werden!!!“ Zuerst verstand ich kein Wort, bis ich ihn
halbwegs beruhigt hatte. Er erzählte, dass er heute eine
Bergtour auf den Habicht in den Stubaier Alpen gemacht
hatte und vom Gipfel aus zur, ebenfalls in den Stubaier
Alpen gelegenen, Östlichen Seespitze rübergeschaut hät-
te. Dort sah er eine Eisrinne, die sich vom Gipfel über
die Ostseite in Richtung Stubaital hinab zieht. Er zeigte
mir daraufhin ein Foto, das er vom Habicht aus gemacht
hatte. Ab diesem Moment verstand ich, warum er bei
dem Gespräch so aufgeregt war. Ich war es schließlich
auch. „Wann soll es losgehen?“
Doch so schnell ging es nicht. Erst einmal verbrachten
wir etlichen Stunden vor Karten, Google Earth und Fo-
tos, bevor wir uns am 10. Juni 2005 das erste Mal
an die Rinne heranwagten. David, seine Freundin Lisa
Fischer und ich fuhren am Nachmittag vom Stubaital
auf einer Forststraße zur auf 1800 Metern gelegene
Falbesoner Ochsenalm hinauf. Unser Plan war, dort im
Auto zu übernachten und am nächsten Tag über die
Neue Regensburger Hütte über den Falbesoner Kräul-
ferner, durch die Rinne hinauf bis auf den auf 3416
Metern gelegenen Gipfel der Östlichen Seespitze zu
gelangen. Wir starteten um vier Uhr morgens im Dun-
keln, um rechtzeitig bei hoffentlich gutem Firnschnee
die Rinne befahren zu können.
Die ersten 800 Höhenmeter mussten wir zu Fuß, mit
den Skiern auf den Rucksack geschnallt, bewältigen,
danach ging es mit den Skiern und Fellen weiter.
Um 8:30 Uhr erreichten wir den Einstieg zur Rin-
ne auf 3000 Metern. Eine traumhafte Aussicht und
eine theoretisch perfekte Rinne lagen vor uns. Prak-
tisch jedoch war die Rinne nicht befahrbar. Durch
sie rutschten in den letzten Wochen so viele Nass-
schneelawinen durch, dass sich bis zu einen Meter
tiefe Rillen gebildet hatten. Riesige Eisbrocken und
Felsen lagen in der Rinne. Dann wurde auch noch
das Wetter schlechter. Es fi ng an zu schneien und
dadurch wurde ein Aufweichen des hart gefrorenen
Schnees und Eises unmöglich. Erschöpft fuhren wir
über den Gletscher ab und machten uns auf den
Heimweg. Die Natur bestimmt hier draußen und Si-
cherheit geht vor, aber wir schworen uns wieder zu-
rückzukommen, um die Rinne zu befahren.
84 raus-magazin 2010 85raus-magazin 2010
ausfl ugausfl ug
Es dauerte volle zwei Jahre, die Motivation zu fi nden,
um dieses Projekt wieder in Angriff zu nehmen. Dieses
Mal lernten wir aus unseren Fehlern des ersten Ver-
suchs. Da Lisa zu dieser Zeit leider nicht konnte, holten
wir Pirmin Praxmarer,
einen alten Schulfreund
von David, für unser
Projekt ins Boot. Des
Weiteren besorgten wir
uns vom Alpenverein
den Schlüssel für den
Winterraum der Neuen Regensburger Hütte, wodurch
wir um einiges komfortabler schlafen und zusätzlich
von weiter oben losgehen konnten. Wir starteten am 9.
April 2007 von Innsbruck aus und fuhren ins Stubaital
nach Falbeson auf 1200 Metern. Da noch einiges an
Schnee auf der Forststraße zur Falbesoner Ochsenalm
lag, mussten wir unsere Tour vom Tal aus starten. Wir
gingen am ersten Tag bis auf die Neue Regensburger
Hütte, die auf 2280 Metern liegt. Mittags waren wir
da. Dort sahen wir auch das erste Mal wieder unsere
Rinne. Sie war in perfektem Zustand und wir wussten,
wir können sie fahren. Unklar war nur, wie gut der
Schnee in der Rinne sein würde. Die Spannung stieg.
Wir machten Pause und aßen ein wenig, aber schon
bald wurde uns langweilig.
Also beschlossen David und
ich, noch eine „kleine“ Rinne
hinter der Hütte hochzuge-
hen. Pirmin hatte seinen Pa-
ragleiter mit hochgeschleppt
und ging eine Runde fl iegen,
um die Eisrinne, die wir am nächsten Morgen in An-
griff nehmen würden, genauer zu erkunden. Aus un-
serer anfangs klein wirkenden Rinne wurden dann doch
noch 600 Höhenmeter Aufstieg, die sich aber lohnten.
Wir hatten feinsten Pulverschnee und strahlenden Son-
nenschein bis direkt vor die Hütte. Die letzten Sonnen-
strahlen genossen wir dann im Windschatten vor der
Hütte, schmolzen Schnee, um uns Tee und Nudeln zu
kochen, und gingen früh schlafen, da der nächste Tag
mit Sicherheit anstrengend werden würde.
Einige Wochen später saßen wir zusammen und phi-
losophierten über einen angemessenen Namen für
die Rinne. Der Berg Kailash in Tibet hat eine riesige
Rinne von seinem Gipfel herab, welche der Legende
nach beim Kampf zwischen einem buddhistischen
Asketen und einem Bön-Meister durch eine herabfal-
lende Trommel entstand. Da unsere Rinne ebenfalls
wie künstlich hineingerissen aussieht, nannten wir sie:
KAILASH COULOIR.
Viertel vor vier: „Twiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeett!“ Der We-
cker läutete, keine Chance sich noch mal umzudrehen
und weiterzuschlafen. David schrie noch lauter als der
Wecker:„Yessss! I siehg Sterne!!!“ Schönes Wetter!
Spätestens jetzt war ich hellwach und vollmotiviert.
Wir frühstückten schnell und starteten um kurz nach
vier Uhr in die Dunkelheit. Der Schnee war bis knapp
unter den Einstieg der Rinne super durchgefroren, so-
dass wir schnell vorankamen. Um sieben Uhr standen
wir am Einstieg – genau dort, wo wir vor zwei Jah-
ren umdrehen mussten. Diesmal jedoch bei strahlend
schönem Wetter und herrlichen Schneebedingungen.
Also hieß es: Ski auf den Rucksack, Steigeisen und
Pickel raus und zu Fuß weiter. Die Sonne ging direkt
in unserem Rücken auf und heizte uns ordentlich ein.
Zu Beginn ging es fein voran im knapp über 45 Grad
steilen und noch recht breiten Gelände. Wir verzichte-
ten auf Sicherungen mit Eisschrauben und Seil, da dies
nur extrem viel Zeit beansprucht hätte. Also ging jeder
„solo“. Allen war klar: Wenn einer abrutscht, liegt er
unten, sehr weit unten!
Mit den Höhenmetern stieg auch die Steilheit der Rin-
ne und zusätzlich wurde sie immer enger und enger.
Nach drei Viertel der Rinne bei circa 50 Grad wurde
sie so schmal, dass wir uns nicht mehr sicher waren,
ob überhaupt noch die Ski beim Abfahren quer hinein-
passen würden. David beruhigte Pirmin und mich mit
einem lockeren „Weard scho gehn, ha!“ Zum Ende hin
wurde die Rinne so steil, dass ich nicht mehr wusste,
ob ich gerade eisklettere oder ob ich ernsthaft vorhabe,
hier Ski zu fahren. Gut vierzig Meter vor dem Ausstieg
aus der Rinne mussten wir stoppen. Vor uns lag eine
senkrechte Wand. Okay, der Gipfel war eh nicht das
Ziel des Tages. Es ging um die Rinne!
Doch dann tauchte ein Problem auf, mit dem keiner
von uns gerechnet hatte: „Wie ziehen wir in diesem
Gefälle bitte unsere Skier und Skischuhe an?“ Wir
mussten uns mit Klemmkeilen im Fels sichern und an-
schließend fast kopfüber mit den Händen die Ski am
Schnee festhalten, um hineinsteigen zu können. Nach
dieser unfreiwilligen akrobatischen Einlage konnte es
endlich losgehen. Volle Konzentration! Jeder noch so
kleine Fehler könnte zum Abrutschen oder Sturz füh-
ren. Zur Sicherheit fuhren wir das steilste Stück zu
Beginn mit zwei Eispickeln in der Hand, um im Not-
fall noch bremsen und einen Absturz verhindern zu
können. Dann die engste Stelle der Rinne. David hat-
te recht, es ging, mit einer Handbreit Platz vor und
hinter unseren Skiern. Das Schwierigste war geschafft,
trotzdem noch volle Konzentration, nur nicht nach-
lassen. Wir packten die Eispickel ein und fuhren die
restliche Rinne im 50 Grad steilen Gelände weiter. Der
Schnee hätte nicht besser sein können. Zwanzig Zenti-
meter Pulver und darunter supergriffi g.
Als wir alle unten aus der Rinne raus waren, erfüllte
uns ein riesiges Glücksgefühl. Endlich geschafft! Wir
sind als erste Menschen diese Rinne aus eigener Kraft
hinaufgestiegen und mit Ski abgefahren. Wir schrien,
jubelten und umarmten uns. Danach fuhren wir voller
Euphorie ins Hohe Moos zur Neuen Regensburger Hütte
ab und machten dort Pause. Es war erst elf Uhr. Was
tun? Skifahren gehen! Also gingen wir zur Krönung des
Tages noch 500 Höhenmeter ein Kar zwischen Pfandl-
spitze und Nockwand hinauf. Wieder warteten feinster
Pulver und Sonnenschein auf uns.
DAVID SCHRIE NOCH LAUTER ALS DER WECKER: „YESSSS! I SIEHG STERNE!!!“ SCHÖNES WETTER!SPÄTESTENS JETZT WAR ICH
HELLWACH UND VOLLMOTIVIERT.
ALS WIR ALLE UNTEN AUS DER RINNE RAUS WAREN, ERFÜLLTE UNS EIN RIESIGES GLÜCKSGEFÜHL. ENDLICH GESCHAFFT!
86 raus-magazin 2010 87raus-magazin 2010
ausfl ugausfl ug
WAS BEDEUTET SOLCH EIN TRIP FÜR DICH? Frei-
heit, den Kopf leer zu bekommen von allem, was einen
ablenkt, und sich voll auf die Natur einzulassen.
WAS MUSS MAN BEACHTEN? Wenn ich so etwas
mache, bin ich nie allein unterwegs. Man muss sich im-
mer des Risikos bewusst sein. Es gibt sehr viele Situati-
onen am Berg, in denen man sagen muss: Nein, heute
nicht. Es ist viel zu gefährlich.
ZUM BEISPIEL? Bei Lawinenwarnstufe vier oder fünf
ins Gelände zu gehen, ist Wahnsinn. Klar kann es gut
laufen und man hat einen super Powdertag, aber ge-
nauso schnell kann man im Krankenhaus landen.
WAS SOLLTE MAN SONST NOCH AM BERG BE-
ACHTEN? Man muss die Natur respektieren und pfl e-
gen. Das heißt unter anderem, geschützte Gebiete nicht
betreten, keinen Jungwald befahren. Im täglichen Leben
gilt auch: Da, wo es geht, Rücksicht nehmen auf die
Ressourcen. Ich habe Glück, dass ich von Pyua unter-
stützt werde. Ich stehe voll hinter der Philosophie des
Labels, das Wert auf Nachhaltigkeit legt und nur Pro-
dukte anbietet, die später auch wieder voll recycelbar
sind. Da steckt mehr dahinter, als nur einem Trend hin-
terherzulaufen.
SEIT WANN STEHST DU AUF SKIERN? Ich habe mit
vier Jahren angefangen.
SNOWBOARDEN? Habe ich eine Zeit lang gemacht,
doch mit Skiern fühle ich mich wohler.
DU STARTEST AUCH BEI FREERIDE-EVENTS, IST
DAS NICHT EIN GEGENSATZ IN SICH, FREERIDE
UND EVENTS? Eigentlich schon, es macht aber wie
in jeder anderen Sportart auch Spaß, sich zu verglei-
chen. Meistens ist es jedoch eine Materialschlacht, da
der Schnee nicht perfekt ist und jede Menge Skier
daran glauben müssen. Die Verletzungsgefahr ist
auch recht hoch, da man doch manchmal mehr Risi-
ko eingeht, als man sollte.
GIBT ES NOCH MEHR TRIPS VOR DEINER HAUS-
TÜR, DIE DICH REIZEN? Jede Menge, ganz konkret
verfolge ich vier Ideen. Es ist nur nicht einfach, alles
muss stimmen.
NA, DANN WÜNSCHEN WIR DIR VIEL GLÜCK UND
VIEL POWDER IN DIESEM WINTER!
JOHANNESHOFFMANNJOHANNES HOFFMANN, 23, STUDIERT GEOGRAFIE IN SEINER
HEIMATSTADT INNSBRUCK. UND ER FÄHRT SKI, SO OFT ES GEHT.
UNTERSTÜTZ WIRD ER DURCH: PYUA | SKYLOTEC SPORTS | WINTEX | DALEBOOT
FOTO © JOHANNES ZANGERL
FOTO © JOHANNES ZANGERL
88 raus-magazin 2010
ausfl ug
„Es war vier Uhr nachmittags und ich musste gegen die Sonne fotografieren. Ich entschloss mich
deswegen in HDR zu fotografieren. Um nicht den typischen HDR-Look zu bekommen, habe ich die
fünf einzelnen Bilder danach manuell zusammengefügt.“
g anz so tränenreich wie bei der alljährlichen
Oscar-Verleihung ging es Anfang September
bei der Preisübergabe zum Red Bull Illume
im ehrwürdigen schottischen Trinity College nicht zu.
Egal – wer an diesem lauen Abend in Schottland ei-
nen Preis überreicht bekam, hatte Außerordentliches
geleistet. Schließlich ging es um die zehn besten
Actionsportfotos der Welt. Auch Marcel Lämmerhirt,
Senior Photographer von RAUS!, war nominiert. Wie
war es? Hattest du Herzklopfen, Marcel?
Kleiner Rückblick: Vor vier Jahren schrieb Red Bull zum
ersten Mal den Fotowettbewerb Illume aus. Mit Erfolg,
mehr als 5000 Fotografen aus
aller Welt beteiligten sich am
Wettbewerb. Nach der Preisver-
leihung gingen die besten Bilder
rund um den Globus auf Tour.
Dabei wurden die riesigen Leucht-
kästen, die auch bei Tageslicht
funktionieren, nicht in irgendwel-
chen Museen oder Hallen auf-
gebaut. Nein, die Bilder wurden
unter freiem Himmel gezeigt. Am
Strand in den Bergen auf öffentlichen Plätzen. Also genau
da, wo die meisten von ihnen auch entstanden sind.
Für 2010 wurde der Illume dann zum zweiten Mal aus-
geschrieben. Von Oktober 2009 bis März 2010 konnte
jeder Fotograf, fünf Bilder pro Kategorie einreichen.
Am 31. März waren so unglaubliche 23.000 Fotos im
Rennen um den ersten Platz in den insgesamt zehn
Kategorien: Cultur, Playground, Energy, Spirit, Close
Up, Wings, Sequenz, New Creativity, Experimental und
Illumination.
Ende des Sommers hatte ich mal wieder Marcel Läm-
merhirt am Telefon. Auch wenn er vorher nicht viel
darüber gesprochen hatte, bei seinem Portfolio war
klar, dass auch er ein paar Bilder ins Rennen ge-
schickt hatte. „Und?!“ „Schaut so aus, als wäre ich
unter den letzten 50!“ Klasse!“ In den nächsten Wo-
chen fragte ich noch ein paar Mal, die Antwort war
immer gleich: „Ich glaube, ich bin dabei, aber …!“
Pling! Ende August landetet die entscheidende Mail
in meinem Postfach: „Ich habe eine Einladung nach
Dublin bekommen, unglaublich!“
Marcel war nicht nur dabei, er war mittendrin. Sein Bild
von Cliff Diver José Eber Pava Ordoñez, der kopfüber
über der Hamburger Speicherstadt schwebt, holte sich
den ers ten Platz in der Kategorie Wings. Kurz nach seiner
Rückkehr aus Dublin hatte ich ihn wieder am Apparat:
WAHNSINN!
SIEGER – WINGS
FOTO © MARCEL LÄMMERHIRT
ATHLET JOSÉ EBER PAVA ORDOÑEZ
LOCATION HAMBURG, GERMANY
TEXT DIRK HERPEL FOTO © SAMO VIDIC/R.B. PHOTOFILES
„ICH MÖCHTE (SCHLUCHZ) MEINEN ELTERN
DANKEN (SCHLUCHZ), DIE IMMER AN
MICH (SCHLUCHZ) GEGLAUBT HABEN ...“
EINFACH
90 raus-magazin 2010 91raus-magazin 2010
freilandfreiland
„Zuerst wusste ich nicht genau, wie ich diesen unglaublichen Tag dokumentieren sollte.
Ich habe selten so viel so gute Wellen auf einmal gesehen. Normalerweise geht man ja
so nah wie möglich ran. Doch dann riskierte ich es einfach und bin auf eine Sanddüne
gelaufen und in dem Moment, wo ich die Kamera hochnahm, erwischte der Backswell
die Welle von Peter. Es passte einfach alles, das Licht, die Wellen und die Action.“
MARCEL, HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH, WIE WAR
ES? HATTEST DU DAS GEFÜHL, DIE GEWINNER-
BILDER HABEN SICH IM VERGLEICH ZU DEN
PREISTRÄGERN AUS 2007 SEHR VERÄNDERT?
Oh ja, auf jeden Fall. Ein Beispiel: Unter den besten 50
ist dieses Jahr auch eine Bildsequenz dabei, welche ei-
nen Cliff Diver über dem Wasser und dann auch bei
der Landung im Wasser zeigt. Vor drei Jahren wäre das
auf jeden Fall ein erster Platz gewesen. Doch jetzt ist
diese Technik nichts Besonderes mehr. So gab es dafür
keinen Pokal. In Kategorien wie diesen, in denen die
Bildtechniken langsam ausgereizt sind, geht es immer
mehr um die Idee oder einen neuen Blickwinkel.
MACHT ES EIGENTLICH SINN, EXTRA FÜR DEN
ILLUME ZU PRODUZIEREN? Oh, es gibt sicher eini-
ge Fotografen, die extra ein paar Bildideen dafür um-
setzten. Ich hatte ein paar gute Bilder und dachte nur:
Probier es mal. 2007 war ich schon im Rennen und
dachte damals, ich hätte einen absoluten Knaller am
Start. Ich bin nicht einmal unter die letzten 50 gekom-
men. Also, selbst wenn man viel Zeit und Energie inve-
stiert, kann man sich nie sicher sein. Man weiß ja erst
ganz zuletzt, wie die Konkurrenz aussieht.
WANN HAST DU ES GEWUSST? WANN WARST
DU DIR SICHER, DASS DU EINEN POKAL AB-
STAUBST? Ich habe bis zur letzten Sekunde gezwei-
felt. Ich wollte nicht enttäuscht werden. Als ich in
Dublin ankam, wusste ich ja, in welcher Kategorie
ich dabei war. Ich war mir sicher, dass ich nicht das
schlechteste „Wings“-Bild am Start habe, aber Sie-
ger? Erst als sie meinen Namen aufgerufen haben,
habe ich es wirklich geglaubt.
WIE WAR ES MIT ALL DEN ANDEREN FOTO-
GRAFEN IN DUBLIN? Die meisten kamen am Tag
der Verleihung. Wir hatten Karten bekommen, um
uns die 500 Jahre alte Bibliothek ansehen zu kön-
nen. Beeindruckend, sehr alt, sehr gediegen, es war
ein bisschen wie bei Harry Potter. Die anderen Fo-
tografen habe ich dann erst beim Gruppenfoto vor
der Verleihung gesehen. Es war spannend mit Leu-
ten dort zu stehen, von denen du den Namen durch
ihre Arbeit gut kennst, die du aber noch nie gese-
hen hast. Man kennt ihre Bilder und weiß, hier sind
kreative Könner versammelt, und es dämmert einem
langsam: Mann, ich bin einer davon! Das war ein
sehr schönes Gefühl.
SIEGER – ILLUMINATION/OVERALL
FOTO © CHRIS BURKARD
SURFER PETER MENDIA
LOCATION BUCHUPERO, CHILE
SIEGER – ENERGY
FOTO © STUART GIBSON
SURFER RYAN HIPWOOD
LOCATION SHIPSTERN BLUFF,
TASMANIA, AUSTRALIA
„Ryans Welle war nicht die größte des Tages, aber bei Weitem die verrückteste.
Es war gerade noch surfbar und die Strömung war so stark, dass ich dieses Mal nicht
aus dem Wasser fotografieren konnte wie sonst. Danke an Ryan!“
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freiland freiland
UND WIE WAR DIE VERLEIHUNG? Oh, es ging sofort
in die Vollen, es wurde nicht lange herumgeredet. Das
war nicht leicht für mich, da ich auf einmal realisier-
te: Gleich kommt die Entscheidung. Dazu hatte ich den
ganzen Tag dieses Filmteam im Nacken, was mich be-
gleiten wollte. Eigentlich hätte ich da schon skeptisch
werden müssen. Doch in diesem Moment wollte ich
einfach nicht allen meine Enttäuschung zeigen, falls es
nicht geklappt hätte.
UND ALS DU DANN AUF DIE BÜHNE GEHOLT
WURDEST? Oh, es war schrecklich schön. Ich wusste
gar nichts mehr. Ich war völlig aus dem Häuschen.
UND DANN BEGANN DIE PARTY? Von wegen, da-
nach fi ngen die Fotos und Interviews erst richtig an.
Irgendwann dachte ich mir, dass ich auf jeden Fall den
richtigen Job erwischt habe. Vor der Kamera möchte
ich nicht immer stehen. Aber das eine Mal war klasse
... meine Oskar-Verleihung! (Lacht)
LETZTE FRAGE. WIE WIRD MAN ACTIONSPORT-
FOTOGRAF? Ich kann da nur meinen Weg erzählen
und da war nichts geplant, es war Zufall. Eigentlich
habe ich Tischler gelernt. Aus Spaß habe ich angefan-
gen, meine Freunde beim Snowboarden zu fotografi e-
ren. Irgendwann erschienen die ersten Bilder von mir
in Magazinen. Ich habe gemerkt, dass ich meine Lei-
denschaft zum Beruf machen kann. Von da an war ich
mit Herz und Seele dabei und kann mir nichts anderes
mehr vorstellen. Auch wenn es alles andere als ein si-
cherer und entspannter Job ist. Man weiß nie, was als
Nächstes kommt.
MARCEL, DANKE FÜR DAS INTERVIEW.
Auch die 2010er-Siegerbilder des Illume werden auf Reisen
gehen. Termine und Orte stehen bisher aber noch nicht
fest. Wer das nicht erwarten kann, besorgt sich ab sofort
das beeindruckenden Illume Coffee Table Book. Alle aktu-
ellen Infos fi ndest du unter: www.redebullillume.com
„Um die Sequenz anders zu machen, kam ich auf die Idee, nur ein Bild bei normalem
Licht zu zeigen und den Rest des Moves als Schatten an der Wand. So hat das Ganze
eine ganz besondere Wirkung bekommen.“
„Die Idee für das Bild kam mir am Spot. Michal ruhte sich kurz aus, bevor er sich an
die schwierigste Stelle machen wollte. Ich bat ihn, sich umzudrehen und die Aussicht
zu genießen. Zusammen mit dem Weitwinkel wurde daraus ein spektakuläres Bild.“
SIEGER – SPIRIT
FOTO ADAM KOKOT
ATHLET MICHAL KROL
LOCATION SPISSKE TOMASOVCE, SLOVAKIA
SIEGER – SEQUENZ
FOTO MIGUEL ANGEL LÓPEZ VIRGEN
ATHLET ALFREDO SALCIDO
LOCATION GUADALAJARA, MEXICO
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v errückt? Brat Tunis Lächeln beweist einmal
mehr, es muss im Winter nicht immer Snow-
boarden, Skifahren, Eisklettern, Schlittenfahren
oder Schneewandern sein, um ein paar Stunden RAUS!
zu kommen. Auch Surfen bekommt bei Minusgraden
seinen ganz besonderen Reiz. Schließlich friert Salz-
wasser je nach Salzgehalt erst deutlich unter dem Ge-
frierpunkt. Wer nicht selbst rausgehen will, checkt den
Wetterbericht, packt sich warm ein und fährt zum Zu-
schauen ans Meer. Auch an Nord- und Ostsee wird den
ganzen Winter durchgesurft, wenn die Wellen passen.
FOTO MIKE KILLION/RED BULL ILLUME
SURFER BRAD TUNIS
LOCATION HAMMOND,
INDIANA, USA, 4 DEZEMBER 2009
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und nun raus! und nun raus!
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VERLAG Terra Oceanis Verlags GmbH & Co. KG
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AUTOREN Sean Villanueva, Johannes Hoffmann,
Sebastian Drolshagen
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FOTOGRAFEN Senior Photographer Marcel Lämmerhirt
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(www.bendittofoto.com), Nicolas Favresse,
Brian Bojsen, Nils Lackner, David Pitschmann
Red Bull Photofiles & Sebastian Drolshagen
DRUCK impress media GmbH, Mönchengladbach
ERSCHEINUNGSWEISE alle drei Monate
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Im Terra Oceanis Verlag erscheinen folgende Titel:
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FRAGT MAN DIE MENSCHEN AUF SYLT, WIESO SIE DIE INSEL SO LIEBEN, ANTWORTEN DIE MEISTEN: ICH LIEBE DEN STRAND, DAS WETTER,
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