blickpunkt Mensch 2-2014

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1 Lernphilosophie am Engelsburg-Gymnasium: Unterricht im angstfreien Raum Theaterprojekt Normandie: Interview mit Sr. Aloisia Höing: Sozialdienst KKL: Wenn Frieden bewegt „Viele Honungszeichen“ Überlegen, wie es weitergeht Magazin für Mitarbeiter, Freunde und Förderer der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel blickpunkt. Mensch 2 / 2014

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Magazin für Mitarbeiter, Freunde und Förderer der Schwestern der heiligen Maria Madgalena Postel

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Lernphilosophie am Engelsburg-Gymnasium:

Unterricht im angstfreien RaumTheaterprojekt Normandie: Interview mit Sr. Aloisia Höing: Sozialdienst KKL: Wenn Frieden bewegt „Viele Hoff nungszeichen“ Überlegen, wie es weitergeht

Magazin für Mitarbeiter, Freunde und Fördererder Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel

blickpunkt.Mensch

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„Solange es Frauen gibt, die sich an uns binden, ist es gut, dass es uns gibt“, sagt Schwester Aloisia Höing im Interview vor dem Ende ihrer dritt en und letz ten Amtszeit als Generaloberin (s. Seite 8-9). Am 8. Januar wählt das Generalkapitel im Bergkloster Heiligenstadt ihre Nachfolgerin.Vorher reist sie noch nach Mosambik, um dort sechs Schwestern ihre zeitliche Profess abzunehmen. In Brasilien ist die Berufungspastoral ebenfalls im Aufb ruch. Und selbst in Deutschland, wo die Kirche an Einfl uss und an gesellschaftlicher Bedeutung verliert, haben sich in den vergangenen Jahren wieder Frauen für die Gemeinschaft entschieden. Im September legte Sr. Julia Maria Handke ihre erste Profess ab (s. Seite 14). „Hoff nungszeichen“ sieht die Generaloberin in dieser Entwicklung.Auch für die Einrichtungen und Dienste ist sie dankbar: „Hier gelingt es Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern manchmal besser, unsere Leitsätz e umzusetz en, als wir das tun.“ Deshalb sei es gerade in Zeiten, da die christliche Identität dieser Schulen, Kindergärten, Kliniken, Praxen und Seniorenheime angesichts enger werdender wirtschaftlicher Rahmen-bedingungen hinterfragt wird, wichtig, diese Häuser zu erhalten. Nach wie vor entscheiden sich viele Schüler bzw. Familien für die Bildungs-einrichtungen der Ordensgemeinschaft – und viele ältere Menschen für ihre Seniorenheime.Dass die christliche Identität immer wieder Thema ist und gelebt wird, zeigt dieser blickpunkt: Kardinal Reinhard Marx weiht das Haus Maria in Geseke ein (s. Seite 4), während der Altbau derzeit für die Unterbrin-gung von Flüchtlingen zur Verfügung steht. An den Katholischen Klini-ken Lahn versucht der Sozialdienst nicht nur praktische Hilfestellungen zu geben, sondern den ganzen Menschen in den Blick zu nehmen (s. Seite 10). Schüler des Gymnasiums Bergschule St. Elisabeth aus Heili-genstadt beteiligen sich an einem außergewöhnlichen Friedensprojekt in der Normandie (s. Seite 6-7). Und Lehrerinnen wie Dr. Monika Rack erfahren an einer katholischen Schule wie dem Engelsburg-Gymnasium größere Off enheit als zuvor an staatlichen Einrichtungen (s. Seite 12). Solche Eindrücke und Aussagen belegen, dass die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel und ihre Einrichtungen einen Auftrag erfüllen. Auch Dr. Christian Hennecke, Regens am Priesterseminar im Bistum Hildesheim, machte der Ordensgemeinschaft beim Placida-Empfang Mut: „Ihre Gründungen sind Aufb rüche. Und Aufb rüche sind immer Einbrüche des Heiligen Geistes“ (s. Seite 3).

Editorial

Das macht Mut

blickpunkt mensch

Magazin für Mitarbeiter, Freunde und Förderer der Schwestern der heiligen Maria Magdalena PostelRedaktion und Layout:Dr. Ulrich Bock (verantw.), Andreas BeerDruck: Schütz druck, Recklinghausen

Kontakt:Redaktion blickpunkt menschBergkloster 159909 BestwigTel.: 02904 808-243E-Mail: [email protected]: 10.10.2014

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m.

inhalt.Seite 3Placida-Empfang:Nichts bleibt, wie es war

Seite 4Haus Maria Geseke:Kardinal Marx weiht Neubau ein

Seite 6Theaterprojekt in der Normandie:Wenn Frieden bewegt

Seite 8Interview mit Sr. Aloisia Höing:Hoffnungszeichen vor dem Kapitel

Seite 10Sozialdienst an der Hufeland-Klinik:Darüber sprechen, wie es weitergeht

Seite 11Jubiläum am Marienkrankenhaus:25 bewegte Jahre

Seite 12Beruf und Berufung:Unterricht im angstfreien Raum

Seite 13Bildung und Erziehung:1200 Schulabschlüsse

Seite 14:Fachseminar für Altenpfl ege:Gute Noten von Schülern und Partnern

Rubriken:Seite 14: NachrichtenSeite 15: MenschenSeite 16: Auch das noch

Titelbild: Dr. Monika Rack im Unterricht am Engelsburg- Gymnasium in Kassel. Ein angstfreier Raum ist für sie die wichtigste Voraussetzung für ein gelingendes Lernen.

Viel Freude beim Lesen wünscht

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Ordensgemeinschaften stehen sinnbild-lich für neue Wege an neuen Orten mit neuen Methoden: „Ihre Gründungen sind Aufb rüche. Und Aufb rüche sind immer Einbrüche des Heiligen Geis-tes.“ Mit diesen Worten bestätigte der Regens des Priesterseminars im Bistum Hildesheim, Dr. Christian Hennecke, wie wichtig diese kirchlichen Gemein-schaften angesichts der vielen Verände-rungen in der Kirche sind: Änderungen, die auf weniger Gläubigen, weniger Priestern und weniger Kirchensteuer-zahlungen beruhen. In seinem Vortrag beim Placida-Empfang im Bergkloster Heiligenstadt machte Hennecke deut-lich, dass Kirche deswegen nicht auf dem Rückzug sein muss, sondern neue Wege der Verkündigung braucht. Das ist schon einige Monate her – aber sein Vortrag wirkt immer noch nach.

„Früher haben wir gesagt: Wir laden die Menschen zu uns ein. Dann haben wir gesagt: Wir gehen zu den Menschen und holen sie ab. Aber wir müssen dahin kommen zu sagen: Wir gehen dahin, wo sie leben und gucken, wie sie leben, um mit ihnen zusammen das Evangelium neu zu entdecken“, ermunterte Hen-neke. So wie Papst Franziskus fordere, an die Ränder der Gesellschaft und auf die Straße zu gehen: „Das aber ist nicht ohne Risiken und Nebenwirkungen. Nichts wird so bleiben, wie es war.“

Dass die Schwestern der heiligen Ma-ria Magdalena Postel diese Wege schon beschreiten, hatt e der Regens bei einem Besuch mit Seminaristen in der Manege in Berlin Marzahn gesehen. „Wir hatt en gar nicht gewusst, was uns da erwar-tet. Aber die Begegnung mit Schwester Margareta hat uns sofort gefl asht.“ Da-hin gehen, wo sonst niemand hingeht,

sei Aufgabe der Kirche: „Sich um die Ju-gendlichen zu kümmern, die das Jobcen-ter abgeschrieben hat.“ Das habe schon Schwester Placida Viel getan, die die Ordensgemeinschaft nach Deutschland gebracht hat, und an die der Placida-Em-pfang erinnert: „Auch ihr ging es darum, dorthin zu gehen, wo die Armen sind, wohin sonst niemand geht.“

Dafür gebe es auch viele bewegen-de Lebenszeugnisse aus dem 20. und 21. Jahrhundert. So erinnerte Christian Hennecke an den Steyler Missionar Pa-ter Dinter auf den Philippinen, der acht Jahre mit den Menschen auf einer Insel lebte, bis sie fragten, warum er da sei: weil er zunächst von ihnen lernen woll-te. Der frühere Aachener Bischof Klaus Hemmerle habe das mit dem „wahnsin-nigen Satz “ formuliert: „Lass mich Dich lernen, Dein Denken, Dein Sprechen, Dein Fragen, Dein Dasein. Damit ich da-

ran die Botschaft neu lernen kann, die ich Dir zu überliefern habe.“

Diese Geduld und diesen Mut müsse die Katholische Kirche in Deutschland neu lernen. In diesem Zusammenhang erinnerte Hennecke auch an den Protes-tanten Dietrich Bonhoeff er, der 1939 in die USA ausgereist sei und dann spürte, dass er zurück muss. In einem berühm-ten Brief an sein Patenkind habe er ge-schrieben: „Wir alle verstehen die Taufe nicht mehr, weil wir versagt haben. Die-se Kirche, die in den zurückliegenden Jahren nur um ihre Selbsterhaltung ge-kämpft hat, als wäre sie ein Selbstz weck, ist unfähig ein Träger des versöhnenden und erlösenden Wortes für die Men-schen zu sein.“

Deshalb dürfe man nicht an den Strukturen hängen bleiben. Entschei-dend seien neue Orte, neue Denkansät-ze, neue Aufb rüche: „Und die sind vor allem charismatisch. Das sieht man an der Geschichte der Orden.“ Es bedürfe mutiger Visionäre, die durch ihr Tun be-geistern – wie Schwester Margareta und Pater Ott o in der Manege.

Papst Franziskus rufe in seinem Apos-tolischen Schreiben Evangelii Gaudium dazu auf, `rauszugehen auf die Stra-ße: „Die Gegenwart Gott es wird nicht hergestellt, sondern entdeckt und ent-hüllt.“ Denn das habe die Geschichte immer wieder gezeigt: dass sich große Veränderungen verwirklichen, wenn man die Realität von ihren Rändern her betrachte. Der Aufb ruch geschehe durch „Verrückte – durch Menschen, die sich verrücken lassen.“ Dafür lohne es, sich die eine oder andere Beule zu holen.

Den komplett en Vortrag gibt es als Video: www.yotube.com/bergkloster.

„Nichts wird so bleiben, wie es war“Dr. Christian Hennecke ermutigt Ordensgemeinschaften beim Placida-Empfang in Heiligenstadt

Über 200 Gäste hörten den Vortrag von Dr. Christian Hennecke in der Aula der Katholischen Bergschulen inHeiligenstadt

Ordensgemeinschaft

„ “Schon Schwester Placida ging es darum, dorthin zu gehen, wohin sonst niemand geht. Dr. Christian Hennecke

„Der Aufbruch geschieht

durch Verrückte“ - noch immer

wirkt der Vortrag von

Christian Hennecke

nach.

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„Von dieser Einrichtung aus geht ein Auftrag in die Stadt, in die Familien hinein: Sich um die alten Menschen in unserer Gesellschaft zu kümmern“, be-tonte der Vorsitz ende der Deutschen Bi-schofskonferenz, Kardinal Dr. Reinhard Marx, am 6. Juli bei der Einsegnung des Hauses Maria in Geseke.

In der westfälischen Stadt wuchs der heutige Erzbischof von München und Freising auf. Deshalb hatt e er die Ein-ladung, das Haus der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel einzu-weihen, gerne angenommen: „Die Ein-richtung und die Ordensgemeinschaft kenne ich seit meiner Kindheit.“ Bei seinem Rundgang durch das Haus Ma-ria traf er viele Bekannte. Und fast hätt e er vor einigen Jahren auch seine Mutt er hier untergebracht, die dann aber doch recht plötz lich verstarb.

In der Predigt des Festgott esdiens-tes in der Geseker Stiftskirche plädier-

te Marx für ein würdiges Altern und Sterben: „Die Mehrheit der Deutschen meint, man solle eine aktive Euthanasie für schwerkranke Menschen ins Kalkül ziehen. Aber allzu schnell hat man das Bild eines einsamen, dahinsiechenden Menschen vor seinem inneren Auge.“ Es müsse auch anders gehen. „Die Pal-liativmedizin ist weit entwickelt. Und letz tlich kann sogar die Phase des Ster-bens noch einmal eine Stärkung des Glaubens sein“, mahnte der Kardinal.

Wichtig sei, die alten Menschen nicht allein zu lassen: „Darin liegt angesichts der demografi schen Entwicklung eine Herausforderung für unsere Gesell-schaft.“ Im Haus Maria sei zu sehen,

„Ein Auftrag, der in die Stadt geht“Kardinal Dr. Reinhard Marx weiht den Neubau des Hauses Maria in Geseke ein

Seniorenhilfe

wie das Miteinander der Generationen gelingen könne und zu einer Bereiche-rung werde.

Besonders deutlich wurde dies wäh-rend des Umzuges (siehe blickpunkt 1-2014). Zahlreiche Vereine, Nachbarn, Angehörige und Freunde haben mitge-holfen, den Umzug zu stemmen. „Be-sonders beeindruckt hat mich aber auch der Einsatz unserer eigenen Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter“, betonte Ein-richtungsleiterin Astrid Marx-Vehling – „diese Phase war für uns alle eine be-sondere Herausforderung.“ Haustech-niker Nobert Bohle, der sich zeitweise um zwei Gebäude kümmern musste, hob sie besonders hervor.

Gesekes Bürgermeister Dr. Remco van der Velden dankte den Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel für die Treue zu dem Standort: „Es ist nicht selbstverständlich, dass Sie in die-sen Neubau investiert haben.“

Der 39-Jährige, der 1994/1995 selbst als Zivildienstleistender im Haus Maria tätig war, weiß, welche Arbeit hier ge-leistet wird: „Diesen Umgang und die Pfl ege von älteren Menschen zu erleben, war für mich eine Bereicherung. Danke, dass Sie das weiterführen.“

11,5 Millionen Euro hat die Senio-renhilfe SMMP für den Neubau aufge-bracht. Geschäftsführerin Andrea Stark-graff dankte allen, die an der Planung und der Umsetz ung beteiligt waren, be-sonders dem Architekten Holger Rich-ter und dem Büro AGN aus Ibbenbüren, „mit deren Kreativität ein lichtdurchfl u-tetes Haus mit hoher Wohnlichkeit ent-standen ist.“ Und natürlich dankte sie Heimleiterin Astrid Marx-Vehling und ihrem Team.

„ “Selbst die Phase desSterbens kann noch einmal eine Stärkung des Glaubens sein. Kardinal Dr. Reinhard Marx

Kardinal Dr. Reinhard Marx

weiht bei einem Rundgang durch

das Haus die neuen Räume ein.

Freuen sich über den gelungenen Neubau (v.l.): Provinzassistentin Sr. Johanna Guthoff, Ulrike Stukenberg als Leiterin der Tagespfl ege, Einrichtungsleiterin Astrid Marx-Vehling, Assistentin Monika Büker, Kardinal Dr. Reinhard Marx, die Geschäftsführerin der Seniorenhilfe SMMP, Andrea Starkgraff, Generaloberin Schwester Aloisia Höing, Pfarrer Rainer Stahlhacke, Bürger-meister Dr. Remco van der Velden, die Leiterin des ambulanten Pfl egedienstes, Birgit Funke, Provinzoberin Sr. Pia Elisabeth Hellrung und Pfl egedienstleiterin Petra Wessel.

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Seniorenhilfe

Die Generaloberin der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Pos-tel, Schwester Aloisia Höing, verwies angesichts der Tradition des Stand-ortes Geseke bei der Einsegnung des Neubaus auf das gute Miteinander von Mitarbeitern, Bewohnern und Or-densschwestern.

1927 eröff nete die Ordensgemein-schaft hier zunächst eine Höhere Mäd-chenschule, aus der 1929 ein Lyceum und eine Landwirtschaftliche Haus-haltungsschule wurden. „Nach dem Krieg fand das von Bomben getroff e-ne Haus eine neue Bestimmung“, er-innerte Schwester Aloisia.

Aufgrund der deutschen Teilung verlegten die Schwestern zunächst das Noviziat und Postulat, später auch den Sitz der Generalleitung hierher: „In dieser Zeit wurden in Geseke 342 junge Frauen in die Gemeinschaft auf-genommen und in das Ordensleben eingeführt. Wahrlich eine beachtliche Zahl.“ Dies ist der Großteil der heute lebenden, deutschen Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel.

Nach dem Bau des Bergklosters Bestwig Anfang der 70er Jahre wur-den Generalat und Noviziat von Geseke ins Sauerland verlegt. 1971 erfolgte der Umbau zum Altenheim. Und schon ein Jahr später entstand auf der gegenüberliegenden Straßen-seite das Fachseminar für Altenpfl ege.

342 Ordenseintritte

Flüchtlinge ziehen in den Altbau ein„Jetz t, wo das Haus quasi leer stand, war doch klar, dass wir als christlicher Trä-ger nicht Nein sagen würden“, erklärt Heimleiterin Astrid-Marx-Vehling zu der Anfrage der Stadt Geseke, ob in dem Altbau des Hauses Maria vorüberge-hend Flüchtlinge untergebracht werden könnten. Seitdem der Neubau im Juni bezogen wurde, steht das ehemalige Se-niorenheim weitgehend leer. Allerdings noch nicht ganz. Denn wegen eines Was-serschadens, den es im Neubau zu be-heben galt, blieb die ambulant betreute Senioren-Wohngemeinschaft zunächst in einem Trakt des Altbaus. In dem an-deren wohnen jetz t inzwischen neun Flüchtlinge. Darunter ein Ehepaar aus Afghanistan, dessen drei Kinder noch nicht in Deutschland angekommen sind, sowie eine Mutt er mit zwei Kindern aus Nigeria.

„Wenn man bedenkt, welche Schick-sale und welche Wege diese Menschen hinter sich haben, ist es keine Frage, dass wir helfen wollen, sagt auch An-drea Starkgraff , Geschäftsführerin der Seniorenhilfe SMMP, die selbst mit ih-rer Familie in Geseke lebt.

Werner Knies vom Ordnungsamt der Stadt ist dankbar, dass die Flüchtlinge zunächst einmal in dem Altbau Unter-schlupf fi nden: „Hier haben sie es ver-gleichsweise gut: Denn jedes Zimmer hat eine eigene Nasszelle. Das können wir in den anderen Unterkünften nicht garantieren. Zurzeit baut die Stadt den Teilbereich einer Hauptschule für die Unterbringung von Flüchtlingen um. Eine weitere Unterkunft soll im kom-menden Jahr entstehen.

„Wir verteilen diese Menschen unter-schiedlichster Nationalitäten auf ver-schiedene Standorte“, erläutert Werner Knies. Dabei sei nie absehbar, wer als nächstes zugewiesen würde, doch sol-len Familien zusammenbleiben. „Auch macht es Sinn, wenn Familien mit ande-ren Familien zusammenleben.“ Rück-sicht nehmen müsse man vor allem auf die kulturellen und religiösen Unter-schiede. Ein weiteres Kriterium sei die Sprache. Faktoren, die man angesichts der bislang 86 Flüchtlinge aus über 20 Ländern in Geseke kaum alle auf einmal berücksichtigen kann. „Bislang ist es hier aber friedlich“, sagt Werner Knies – „Auch im Haus Maria haben wir uns zunächst mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den Bewohnerinnen und Bewohnern der ambulant betreu-ten Wohngemeinschaft zusammenge-setz t. Hier gab es keinerlei Vorurteile. Das hat uns gefreut.“

Für ihn gibt es nur einen Wermuts-tropfen: dass der Altbau Anfang kom-menden Jahres doch endgültig abgeris-sen werden muss. Dort soll ein Garten für die Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses Maria entstehen. Die Fir-men sind beauftragt, die Fördermitt el bereitgestellt.

„Einerseits erfahren wir durch die neuen Räume, die bis dahin für Flücht-linge fertiggestellt werden, eine Entlas-tung. Andererseits müssen wir davon ausgehen, dass die Zahl der zugewiese-nen Menschen aus Krisengebieten noch steigt“, sagt Werner Knies.

www.haus-maria-geseke.de

Daumen hoch: Zum Tag der offenen Tür am 30. August im neuen Haus Maria kamen meh-rere hundert Besucher. „Alle waren neugierig“, freut sich Heimleiterin Astrid Marx-Vehling über das große Interesse. Und die Nachbarn beka-men für den Lärm während der Bauphase auch noch ein Dankeschön: einen Gutschein über eine Autowäsche.

Gebäude erfüllt vor dem Abriss noch eine wichtige Aufgabe

Hat vorüber-gehend noch einmal neue Verwendung gefunden: Der Altbau des Hauses Maria in Geseke.

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„Wenn wir vorher gewusst hätt en, wel-ches Probenpensum auf uns zukommt, hätt en wir uns nicht darauf eingelas-sen“, gibt Carina Haun unumwunden zu. Die Lehrerin des katholischen Gym-nasiums der Bergschule St. Elisabeth in Heiligenstadt begleitete mit ihrem Kol-legen Rudi Haase 16 Schülerinnen und Schüler aus den neunten Klassen zum 70. Jahrestag des D-Days in die Nor-mandie. Dort brachten sie mit ameri-kanischen und französischen Jugendli-chen ein beeindruckendes Theaterstück auf die Bühne und setz ten somit ein Zei-chen für den Frieden.

Margery Bevad, die Französischlehre-rin und Begleiterin der amerikanischen Gruppe aus Locust Valley im Staat New York, hat die deutschen Schüler Ende September noch einmal in Heiligenstadt besucht: „Es wäre doch toll, wenn das Projekt weitergeht. Vielleicht mit einem Schüleraustausch. Ob wir Wege fi nden, wie das funktionieren kann?“ Deshalb sucht sie das Gespräch.

Trotz derzeit laufenden Sozialprakti-kums kommen die jetz igen Zehntkläss-ler der katholischen Bergschule alle zu dem Treff en an diesem Montagabend. Sie begrüßen Margery Bevad eupho-risch, schließen sie in die Arme. „Unsere

waren für alle Beteiligten der emotio-nale Höhepunkt dieser Reise. Im Mit-telpunkt stand aber das Theaterstück, das an vier Orten insgesamt fünfmal aufgeführt wurde: in den Theatern von Cherbourg und Carentan sowie auf öf-fentlichen Plätz en in Utah Beach und St. Mère Église.

„Ein einmaliges Erlebnis“

Die Französischlehrerin Carina Haun hatt e schon Wochen vorher mit den 16 ausgewählten Schülerinnen und Schü-lern die Texte eingeübt: „Die mussten einfach sitz en.“ In Frankreich wurde dann vier Tage lang jeweils zwölf Stun-den geprobt. „Wahnsinn, das hat unsere Jugendlichen an ihre Grenzen gebracht. Aber sie haben alle durchgehalten. Die Atmosphäre hat sie aufgeputscht“, sagt Rudi Haase. Und Paula Rautenberg gibt zu: „Das war ein einmaliges Erlebnis, auf der Bühne zu stehen.“

Die wenigsten Schülerinnen und Schüler hatt en bereits Theater-Erfah-rung. Ganz anders als die Amerikaner, die dafür an ihrer Schule professionelle Unterstütz ung haben. Die brachten ne-ben ihrer Regisseurin auch einen Cho-reographen und einen Techniker mit. „Wir wussten, dass sie von einer Elite-Schule kommen, der auch viel Geld zur Verfügung steht, und waren gespannt darauf, wie die mit uns umgehen wür-den“, erinnert sich Rudi Haase an den Juni. Doch das sei gar kein Problem ge-wesen. Beide Gruppen hätt en bei den Proben und der wenigen Zeit, die ne-benher blieb, schnell zueinander gefun-den. „Weniger einfach war es mit den Franzosen. Zum einen hatt en die neben den Proben auch noch Schule. Zum an-deren waren die im Durchschnitt auch zwei Jahre jünger. Das macht in diesem

Bergschüler nahmen am Theaterprojekt in der Normandie teil – und wollen Austausch fortführen

Bildung & Erziehung

Wenn Frieden bewegt

Amerikaner, Franzosen und Deutsche bunt gemischt bei den

Proben. So friedlich ihr Stück endet, so harmonisch erlebten sie das gemeinsame Arbeiten.

Die 16 Schülerin-nen und Schüler der Bergschule treffen sich am 25. September mit Mar-gery Bevad von der Friend‘s Academy und überlegen, wie es weitergeht.

Schüler wollen Euch wiedersehen. Und ich denke, dass unsere Schulen ähnliche Werte haben. Da kann man doch viel-leicht etwas Langfristiges draus entwi-ckeln“, sagt die Amerikanerin, die an der Friend’s Academy, einer Quäker-Schule, den Theaterbereich leitet. Rudi Haase elektrisiert der Gedanke eben-falls, muss die Euphorie aber bremsen: „Natürlich wäre das toll. Aber allein um die Reisen über den Ozean für ei-nen erneuten Austausch zu fi nanzieren, bräuchten wir mindestens 20.000 Euro.“

Immerhin zeigen diese Ideen: Zwi-schen den USA und Deutschland

herrscht heute Frieden. Was selbstver-ständlich erscheint, war vor 70 Jahren ganz anders. Bei den Feierlichkeiten, die an den Einfall der Alliierten und die damit eingeleitete Wende im Zweiten Weltkrieg erinnerten, haben die Schüler das spüren können. „Auf den Soldaten-friedhöfen haben wir angefangen zu verstehen, was dort passiert ist“, sagt Clara Reuter. Und sie fügt hinzu: „Es ist beeindruckend, dass heute Frieden zwi-schen diesen Ländern herrscht. Als wir der Geschichte in Frankreich begegne-ten, haben wir gemeinsam geweint und uns gegenseitig getröstet.“

Die Besuche der Soldatenfriedhöfe

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Bildung & Erziehung

Das hat unsere Jugend-lichen an die Grenzen gebracht. Aber sie haben alle durchgehalten. Rudi Haase„ “

Beklemmend und beeindruckend: Endlos rei-hen sich die Kreuze auf dem amerikanischen Soldatenfriedhof in Utah Beach aneinander.

Alter natürlich viel aus“, weiß der Leh-rer. Und trotz dem habe auch mit ihnen die Zusammenarbeit gut geklappt.

Das Stück, das die Schüler einübten, handelt von Amerikanern, Deutschen und Franzosen, die zunächst in Reih‘ und Glied auf die Bühne treten, nur in ihrer Sprache sprechen und abschätz ig übereinander denken, ehe sie miteinan-der zu reden beginnen und den Frieden lernen. Zitate von Mutt er Teresa, Albert Schweitz er oder dem Dalai Lama hel-fen, sich anzunähern. „Am Schluss ste-hen alle in weißen T-Shirts gemeinsam auf der Bühne“, beschreibt Rudi Haase den einfachen Handlungsbogen, der in allen Sprachen zu verstehen ist.

Und genau das hätt en die Schüler auch auf den Friedhöfen erlebt: „Da wollten die Amerikaner auf einmal wissen, wie das für uns ist, wenn man Kriegsopfer beklagt, die bis zum Tod für Hitler gekämpft hatt en. Und als die amerikanischen Schüler auf dem deut-schen Soldatenfriedhof Kerzen auf die Gräber stellten, auf denen wir Blumen abgelegt hatt en, war klar, dass es beim Zusammenleben heute nicht mehr um Nationalitäten gehen darf.“ Eine Er-kenntnis, die angesichts der aktuellen Flüchtlingsströme von Nordafrika oder Syrien nach Europa umso wichtiger sei.

Auch den Busfahrer, der die deutsche Gruppe nach Frankreich fuhr, habe die-se Geschichte auf einmal eingeholt, be-richtet Rudi Haase. „Er hatt e in den Ver-zeichnissen des deutschen Friedhofes den Namen eines Großonkels entdeckt und sofort mit seiner Oma telefoniert. Die wusste seit 70 Jahren nicht, wo ihr Bruder gefallen und begraben ist. „Da standen wir dann auf einmal mit ihm

Einladung vomHaus des Friedens

Ausgegangen war das Theaterpro-jekt in der Normandie vom Maison de la Paix, dem „Haus des Friedens“ in St. Mère Église. Dabei handelt es sich um einen internationalen Schwestern-konvent mit drei Ordensfrauen aus England, Frankreich und Deutsch-land. Auf Einladung des ehemaligen Bischofs der Diözese Coutances, Sta-nislav Lalanne, leisten sie hier inter-nationale Friedensarbeit. Deutsche Vertreterin in diesem Konvent ist Schwester Theresita Maria Müller, die ehemalige Schulleiterin der Katholi-schen Berufsbildenden Bergschule St. Elisabeth in Heiligenstadt.

Sie stellte das Projekt 2013 an der Bergschule vor. Daraufh in hatt en Rudi Haase und Carina Haun 16 Schü-lerinnen und Schüler ausgewählt, die gut Französisch sprechen, ein gesun-des Selbstbewusstsein haben, über körperliche Fitness verfügen und die auch kein Problem damit hatt en, wäh-rend des zwölftägigen Aufenthaltes in der Normandie in französischen Fa-milien zu leben.

www.maisondelapaix-normandie.org

vor diesem Grab. Und dieser Hüne, der immer so cool wirkte, kämpfte mit den Tränen.“

„Gelernt, keine Vorurteile zu haben“

Sophia Ringling sagt: „Was wir in Frankreich vor allem gelernt haben, ist off ener zu sein und keine Vorurteile zu haben.“ Das bewegt die Schülerinnen und Schülern am meisten. Dass „unser Englisch viel besser geworden ist“, wie Clara Reuter feststellt, oder „dass wir alle sportlicher geworden sind“, wie Sophia Krumbein anmerkt, tritt in den Hintergrund.

Carina Haun resümiert: „Wenn ich heute zurückblicke und sehe, wie sich die Jugendlichen innerhalb der kurzen Zeit in Frankreich und danach entwi-ckelt haben, dann hat die ganze Arbeit schon deshalb gelohnt.“

Umso schöner fänden es Lehrer und Schüler, wenn die Partnerschaft zwi-schen der Friend‘s Academy und der Bergschule Heiligenstadt weiterbe-steht. Margery Bevad hat den Sprung über den Ozean im September immer-hin schon wieder geschaff t. Vielleicht gelingt das in naher Zukunft auch den Schülerinnen und Schülern. Rudi Haase sagt: „Es wäre doch schade, wenn das nur am Geld scheitern muss.“

Als D-Day bezeichnet man den ers-ten Tag der Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944. Er leitete die entscheidende Wende im zweiten Weltkrieg ein. Die Operation Overlord war eine der größten Militär-operationen der Menschheitsgeschich-te. Im Morgengrauen landeten 135.000 Soldaten an fünf Strandabschnitt en in der Normandie. Fallschirmjäger nah-men zuvor schon wichtige Stellungen im Hinterland ein. Die Schlacht dau-erte 100 Tage und kostete über 200.000 amerikanischen, britischen, franzö-

sischen und deutschen Soldaten das Leben.

Die Franzosen feiern den D-Day all-jährlich vor allem als Befreiung vom Faschismus. In diesem Jahr kamen Hundertt ausende in die Normandie, um die offi ziellen Feierlichkeiten zu besuchen. Dazu gehörten Militärpa-raden, Flugshows, Konzerte und ein Feuerwerk. An den großen Gedenk-feiern auf den Soldatenfriedhöfen nahmen unter anderem der amerika-nische Präsident Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel teil.

D-Day: Die Landung der Alliierten am 6. Juni 1944

Hart gearbeitet wurde tagelang bei den Proben.

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Nach 18 Jahren wird das Generalkapitel der Schwestern der heiligen Maria Mag-dalena Postel am 8. Januar 2015 eine neue Generaloberin wählen. Schwes-ter Aloisia Höing steht dann nach drei Amtszeiten nicht mehr zur Verfügung. Das sieht das Kirchenrecht so vor. blick-punkt mensch sprach mit Schwester Aloisia über die Entwicklungen seit 1996 und fragte, wie es weitergeht.

blickpunkt mensch: Wie Sind Sie vor 18 Jahren Generaloberin geworden?Sr. Aloisia Höing: Mein Leben war nie auf ein solches Amt ausgerichtet. Nach meiner Mitarbeit im Generalrat und der Amtszeit als Generalassistentin von 1990 bis 1996 bin ich eher hineingewach-sen. Als Schwester Christa Maria Hen-ninghaus nicht mehr als Generaloberin kandidierte, war klar, dass ich infrage kam. Wir hatt en gut zusammengearbei-tet und ich hatt e das Gefühl, das Ver-trauen meiner Mitschwestern zu haben.Es gab also keinen Grund Nein zu sagen.

Welche Aufgaben standen 1996 an?Nachdem von 1990 bis 1996 vor allem die Neuordnung der Einrichtungen und Dienste in Deutschland mit eigenen Ge-schäftsführungen und der Erarbeitung der Leitlinien und Ziele im Vorder-grund standen, ging es ab 1996 um die Neuordnung unserer Ordensprovinzen in Europa. Bis dahin gab es eine eige-ne eichsfeldische und eine niederländi-sche Provinz. Die Schwestern in West-deutschland gehörten zum Generalat. Die Generaloberin war in Personaluni-on sozusagen Provinzoberin der west-deutschen Provinz. Der fehlte eine eige-ne Identität, denn sie war nie gegründet worden, sondern durch die deutsche Teilung entstanden. In der DDR hinge-gen hatt e die eichsfeldische Provinz of-fi ziell eigenständig sein müssen.

Wie lief dieser Prozess ab?Im Vorfeld hatt en wir intensiv mit den Provinzleitungen zusammengearbeitet. Auch mit denen in Brasilien und Boli-vien. Und wir haben unsere Schwestern in allen Ländern befragt: Sollte Europa eine Ordensprovinz werden? Machte es Sinn, das Noviziat zusammenzulegen? Und wo wäre der richtige Ort für das Generalat? Wir haben uns gefragt, was für die Zukunft wichtig ist und wollten die Gleichwertigkeit aller Ordenspro-vinzen betonen. Heraus kam die Zu-sammenlegung der beiden deutschen und der niederländischen Provinz zu einer Europäischen Provinz und die Rückverlegung des Generalates nach Heiligenstadt. In den Generalrat wur-den Schwestern aus allen Provinzen gewählt. Das Noviziat siedelten wir mit dem Sitz der Europäischen Provinz in Bestwig an. So beschloss es das Gene-ralkapitel im Oktober 2002.

Was passierte außerhalb Europas?1998 hatt en wir mit der Aussendung der Missionare auf Zeit begonnen. Damit geben wir jungen Menschen die Mög-lichkeit, andere Kulturen kennenzuler-nen, sich für andere Menschen einzu-setz en und eine Lebensperspektive zu fi nden. Viele von ihnen setz en sich auch noch lange nach ihrer Rückkehr für die entsprechenden Länder ein.Gleichzeitig machten damals vier junge Rumäninnen in Heiligenstadt die Aus-bildung zur Sozialassistentin. Eine von ihnen war die heutige Schwester Car-men Tereza Rusu. Dadurch entstand die Idee, sich auch in Rumänien als Ordens-gemeinschaft zu engagieren. Und 1998 nahm eine unserer brasiliani-schen Schwestern an einem missionari-schen Projekt der brasilianischen Bischofs-konferenz in Mosambik teil. Daraus er-wuchsen die Aufgaben in Metarica.

„Ich sehe viele Hoffnungszeichen“Generaloberin Schwester Aloisia Höing zieht vor dem Generalkapitel im Januar 2015 Bilanz

Ordensgemeinschaft

Welche Aufgaben bildeten die Schwer-punkte Ihrer zweiten Amtszeit?Da stand zunächst die Internationa-lität unserer Ordensgemeinschaft im Mitt elpunkt. Provinzübergreifend ar-beiteten wir am Basisdokument der Gemeinschaft. Ebenfalls provinzüber-greifend verfassten wir einen Rahmen-plan für die Aus- und Weiterbildung der Schwestern, den jede Provinz konkreti-sieren konnte. Und wir intensivierten den personellen Austausch. Entsprechend haben wir das Missions-verständnis neu formuliert. Wir woll-ten die internationalen Aufgaben nicht mehr einseitig verstehen. Auch Doku-mente sollten nicht deutsch gedacht und dann übersetz t, sondern gemein-sam entwickelt werden.

Welche Rolle spielte in dieser Phase das Jubiläumsjahr 2007?Die Vorbereitungen auf das Jubiläums-jahr waren durch den internationalen Austausch geprägt – vor allem auch mit der französischen Kongregation der Schwestern der heiligen Maria Magda-lena Postel. 1920 hatt e sich die deutsche Gemeinschaft aus politischen Gründen von der französischen trennen müssen. Nach dem zweiten Weltkrieg gab es ers-te Annäherungsversuche, seit 1972 wie-der Pilgerfahrten deutscher Schwestern

Schwester Aloisia Höing im Januar 2012 zu Besuch in

Mosambik. Dass sie dort sechs weiteren einheimischen

Schwestern im November 2014 als Generaloberin noch die erste Profess abnehmen

darf, freut sie sehr.

Sr. Aloisia zwischen Schwestern und Mitarbeitern beim Abschlussfestival des Jubiläumsjahres 2007 im Bergkloster Bestwig.

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Am Generalkapitel nehmen 30 Ka-pitularinnen und zwei Gastschwestern teil. Die Delegierten werden innerhalb der Provinzen von allen Schwestern nach einem vor der Generalleitung be-stimmten Schlüssel gewählt. Sie müs-sen die Ewige Profess abgelegt haben.

Geborene Mitglieder des General-kapitels sind die Generalleitung und der Generalrat, die drei Provinzobe-rinnen und die Vorgängerin der Ge-neraloberin. Darüber hinaus können Schwestern berufen werden. Diesmal zwei Schwestern aus Mosambik, die 2011 ihre erste Profess ablegten. „Sie sind nicht stimmberechtigt, doch ist uns wichtig, dass die am stärksten wachsende Gruppe im Kapitel reprä-sentiert ist“, erklärt Schwester Aloisia.

Bei den Wahlen am 8. Januar 2015 wird zuerst die Generaloberin ge-wählt. Infrage kommen alle Schwes-tern, die mindestens seit drei Jahren ihre Ewige Profess haben. Sollte sich bei den ersten drei Wahlgängen keine absolute Mehrheit ergeben, reicht im vierten die relative Mehrheit. Genau-so läuft die Wahl der Generalassisten-tin. Es folgen die Wahlen der Gene-ralratsmitglieder. Die Ökonomin und die Sekretärin werden berufen.

So wählt das Kapitel

an die Gründungsorte in der Norman-die. Aber jetz t intensivierten sich die Kontakte – zum Beispiel durch gemein-same Treff en der Generalräte und die Gründung von Gebetspartnerschaften zwischen Schwestern beider Kongrega-tionen. Das lebt bis heute fort. In dieser Phase wurden auch die Grundsteine gelegt für den Internationalen Konvent mit Schwestern beider Kongregationen in der Abtei Saint-Sauveur-le-Vicomte.Zudem waren die Veranstaltungen des Jubiläumsjahres in Deutschland wich-tig für das Miteinander von Schwestern und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Unter dem Thema: „Auf dem Weg der Barmherzigkeit – damit Leben gelingt!“ haben wir zusammen viel auf die Beine gestellt. Das machte Mut für die Zukunft.

2007 gab es aber auch Umbrüche in den Strukturen der Ordensgemeinschaft.Richtig. Anlässlich des Abschieds von Schwester Maria Dolores Bilo als Ge-schäftsführerin der Bildungs- und Er-ziehungseinrichtungen haben wir die Struktur der Geschäftsführung geän-dert. Gleichzeitig haben wir die Berg-kloster Stiftung SMMP gegründet. Das gesamte Spendenwesen und das in-zwischen weit entwickelte Fundraising wurden unter dem Dach der Stiftung zusammengeführt. Auch die Aufgaben der Missionsprokur haben wir durch die Gründung einer Missionszentrale in Bestwig neu defi niert.

Welche Aufgaben standen in Ihrer drit-ten Amtszeit seit 2009 im Mitt elpunkt?Für die Schwestern vor allem die Neu-fassung unserer Lebensordnung. Die wurde notwendig, da die Personalunion von Generalat und Provinz aufgehoben war und Zuordnungen verschriftlicht werden mussten. Gleichzeitig spürten wir, dass die vorherige Lebensordnung der Lebenswirklichkeit sowie den ak-tuellen ordenstheologischen Ansätz en nicht mehr entsprach. Dafür haben wir eine internationale Arbeitsgruppe ein-gesetz t. Jetz t wird die Lebensordnung in fünf Sprachen gedruckt. Gleichzeitig ging es darum, den Status der Einrichtungen und Dienste zu si-chern. Es gab unzählige Leitungsrunden, in denen wir einschneidende Entschei- dungen getroff en haben: etwa zu der Einführung von Fördergeldern an unseren Schulen. Für die Service- dienste wurde eine eigene GmbH gegründet. Und die Struktur der Rechtsträger – vor allem im Schul-

bereich – musste aktuellen Anforderun-gen angepasst werden. Im Zuge dieser Prozesse haben wir uns 2013 auch wie-der von dem Modell eines Geschäftsfüh-rers für alle Einrichtungen und Dienste verabschiedet und die Leitungsaufga-ben neu geordnet.

Welche Rolle spielen die Einrichtun-gen und Dienste heute?Sie sind ein guter Ort das zu leben, was unserer Gemeinschaft wichtig ist. Wir haben viele Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter, die sich für unser Charisma öff nen. Ich staune immer wieder, wie es ihnen gelingt, das umzusetz en, was un-serer Zielsetz ung entspricht. Manchmal sogar besser, als wir Schwestern das könnten. Ich habe in den Seniorenhei-men miterlebt, wie Sterbende begleitet werden. Oder wie Jugendliche mit Han-dicaps an unseren Schulen einen erfolg-reichen Weg ins Berufsleben fi nden. Unseren Leitsatz „Damit Leben gelingt“ fi nde ich in den Einrichtungen wieder.

Aber der fi nanzielle Spielraum wird enger. Gleichzeitig wird es schwieri-ger, christlich geprägte Mitarbeiterin-nen und Mitarbeiter zu fi nden...Für die Umsetz ung christlicher Werte ist nicht der Taufschein entscheidend, sondern eine entsprechende Grundhal-tung: Wie gehen wir miteinander um? Was sind wir bereit zu tolerieren und zu lernen? Wie gewaltfrei ist unsere Sprache? Ich erkenne nicht, dass das Interesse an diesen Idealen abnimmt. Im Gegenteil: Die Anmeldungen an un-seren Schulen zeigen, wie gefragt diese Werte sind. Ich weiß, dass das Span-nungsfeld angesichts politischer und fi -nanzieller Rahmenbedingungen größer wird. Dennoch gibt es hier weiterhin viele Menschen, denen christliche Werte wichtig sind. Und besteht unsere Aufga-be als Ordensgemeinschaft nicht gerade darin, für diese Menschen da zu sein?

Was waren die emotionalsten Momente?Dazu gehören die Begegnungen im Ju-biläumsjahr. Als Schwestern haben wir gespürt, wie die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Einrichtungen und Dienste mit uns auf dem Weg sind.Auch die Feier des 200-jährigen Be-stehens unserer Gemeinschaft in der Normandie am 8. September 2007 mit Schwestern aller Ordensprovinzen war ein ganz besonderes Erlebnis.Zurzeit bewegt mich vor allem die Ent-wicklung in Mosambik. Ich habe miter-lebt, wie dort vor zehn Jahren die ersten jungen Frauen sagten, dass sie einmal Schwester werden wollen. Jetz t reise ich im November dorthin, um von sechs Novizinnen die erste zeitliche Profess

„ “Unseren Leitsatz „Damit Leben gelingt“ fi nde ich in den Einrichtungen und Diensten wieder. Sr. Aloisia Höing

Ordensgemeinschaftentgegenzunehmen. Sie sind bei ihrem Wort geblieben. Das berührt mich sehr. Auch in Brasilien befi ndet sich die Be-rufungspastoral im Aufb ruch. Die Reso-nanz auf die dortigen Treff en für junge Menschen, die auf der Suche sind, ist überwältigend. Und in Deutschland sind während der vergangenen Jahre ebenfalls wieder Frauen in die Gemein-schaft eingetreten. Das beweist: Wir haben Substanz. Unsere Existenzberech-tigung liegt in der Berufung jeder Einzel-nen. Solange es Frauen gibt, die sich an Gott und unsere Gemeinschaft binden, die spüren, dass das ihr Weg ist und sich bei uns zu Hause fühlen – solange ist es gut und richtig, dass es uns gibt.

8. September 2007: Sr. Aloisia (l.) stößt mit Gene-ralassistentin Sr. Adelgundis Pastusiak (r.) und der französischen Generaloberin Sr. Cécile Ban-se auf den 200. Geburtstag der Gemeinschaft an.

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Auf der Ecke des Schreibtisches von Achim Schneider liegt immer ein Päck-chen Taschentücher bereit. Denn manch-mal übermannt die Patienten hier auf einmal die Gewissheit, dass das Leben nicht so weitergeht wie bisher. „Dann haben wir zwei Möglichkeiten“, sagt der Diplom-Pädagoge seinen Gesprächs-partnern: „Entweder wir sprechen über Ihre persönliche Lebenssituation oder das, weshalb Sie eigentlich hier sind.“

Das „Eigentliche“ sind Anträge: An-träge auf Hilfsmitt el, auf Reha-Maß-nahmen, an die Rentenversicherung und manchmal auch direkt an den Ar-beitgeber. Anträge auf Umschulungen, betriebliche Umsetz ungen, Weiterqua-lifi zierung oder Wiedereingliederung. „Gerade jetz t, da für die berufl ich-orien-tierte Rehabilitation bundesweit neue Konzepte erarbeitet werden, haben wir die Aufgabe, neue Wege aufzuzeigen“, sagt Achim Schneider.

Er ist einer von drei Mitarbeitern des Sozialdienstes an der Hufeland-Klinik Bad Ems und dem Marienkrankenhaus in Nassau. Sie kümmern sich mit den Patienten vor allem um den Übergang vom Krankenhausaufenthalt bzw. nach der Rehabilitationsmaßnahme zurück in den Alltag. Und das mit unterschied-lichen Zielsetz ungen. Wenn es positiv läuft: zurück in das Berufsleben, in die eigene Wohnung. Wenn es keine ande-re Option gibt: in ein Heim oder in ein Hospiz. „Und dann kommt es darauf an, auch diesen Menschen klar zu machen, welche Ressourcen sie noch haben, was

positiv bleibt, worauf sie sich stütz en können.“ Etwa der Zusammenhalt der Familie, Erfahrungen und Erlebnisse, die einem keiner mehr nehmen kann.

Als Martin K. mit seinem Beatmungs-gerät vor ihm sitz t, spricht Achim Schneider ihn auf sein T-Shirt an. Da-rauf steht groß Puerto Rico. „Waren Sie schon einmal dort?“ – „Nein, aber in Arizona. Ach, das war toll.“ Und dann beginnt der Patient zu schwärmen: „Die Natur da war überwältigend. Ich gu-cke mir immer noch die Videos von der Reise an. Jetz t kann ich so etwas ja nicht mehr machen…“ – „Ja“, nickt Achim Schneider – „aber diese Erlebnisse nimmt Ihnen niemand mehr weg.“

So versucht der Sozialpädagoge, der auch ausgebildeter Altenpfl eger und systemischer Berater ist, negative Stim-mungen in positive umzuwandeln: „Dafür sind wir durch unser Studium ausgebildet. Manchmal gibt es aller-dings keine Lösung. Dann muss man auch das ganz off en sagen.“

Wenn er spürt, dass tiefer liegende Er-schütt erungen verarbeitet werden müs-sen, verweist er an den Psychologischen Dienst. „Ist der schon damit befasst, mi-sche ich mich nicht ein. Aber auch die Gespräche, die hier statt fi nden, sind oft eine Gratwanderung.“ Da geht es schon

Darüber sprechen, wie es weitergehtDer Sozialdienst der Katholischen Kliniken Lahn zeigt den Patienten Lebensperspektiven auf

Gesundheitshilfe

„ “Manchmal gibt es keineLösung. Dann muss man auch das ganz off en sagen. Achim Schneider

mal um HIV, um Drogenprobleme, um familiäre Krisen. An seinem Schreib-tisch hat Achim Schneider schon viele Schicksale kennengelernt. Er vermutet, dass die Hemmschwelle, persönliche Probleme vor dem Sozialdienst anzu-sprechen, geringer sei, als sich an einen Psychologen zu wenden. Dann muss der 45-jährige seinen Gesprächspart-nern diese Ängste nehmen.

Im Akutbereich liegt der Schwer-punkt für den Sozialdienst im soge-nannten Entlassmanagement. „Im Reha-Bereich der Hufeland-Klinik ist das aber ganz anders: Hier steht oft die berufl iche Situation im Vordergrund“, erklärt Achim Schneider. Ist die Rück-kehr in den Beruf vorstellbar? Wie kann die ablaufen? Die behandelnde Station gibt dem Sozialdienst meist einen Auf-tragszett el mit, welche Option aus me-dizinischer Sicht zu prüfen sei.

Dabei gehen die Fragen oft ins Detail: Was sagt der Arzt? Was der Ehepartner? Arbeitet die Frau oder der Mann? Was bleibt dann für den Lebensunterhalt üb-rig? Welche Möglichkeiten gibt es, den Übergang zu regeln? „Bei speziellen be-rufl ichen Fragen vermitt eln wir an Ex-perten der Rentenversicherung, die auf Anfrage ins Haus kommen“, sagt der Sozialpädagoge.

Natürlich gebe es da auch fi nanzielle Ängste: Zahlt die Rentenversicherung ein Übergangsgeld? Welche Verluste muss ich in Kauf nehmen, wenn ich jetz t in Rente gehe? „Die Rentenversicherung ist natürlich daran interessiert, dass der

Achim Schneider im Gespräch mit einem

Patienten. Der fragt sich: Wie geht es nach der Entlassung aus dem

Krankenhaus privat und berufl ich weiter?

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Mit Livemusik, Vorträgen und Füh-rungen empfi ng das Marienkranken-haus in Nassau anlässlich seines 25-jäh-rigen Bestehens am 14. September mehrere hundert Besucher.

Nach einer spannenden und wech-selvollen Geschichte während des zu-rückliegenden Vierteljahrhunderts hat sich die Einrichtung endgültig etabliert. Gefragt nach der Zukunft des Hauses reagiert der Kaufmännische Direktor Stephan Stork inzwischen gelassen: „Der Bedarf in dieser Region für ein geriatrisches Krankenhaus bleibt. Wir werden uns weiter vernetz en und noch mehr strategische Partner suchen.“

Bis 1989 war das Marienkrankenhaus in Bad Ems ansässig. Größeren Bedarf gab es jedoch im zehn Kilometer ent-fernten Nassau. Also entschied sich die Ordensgemeinschaft, dort neu zu bau-en. „Die Patienten kamen hier damals bei dem Umzug mit dem Deutschen Roten Kreuz im zwei-Minuten-Takt an. Das hatt e alles prima geklappt“, erinnert sich die 91-jährige Schwester Maria The-resita Wolff . Schwester Maria Gabriela Franke baute die ergotherapeutsche Ab-teilung auf. „Und überhaupt waren wir damals noch viel mehr Ordensschwes-tern im alltäglichen Betrieb“, weiß auch Schwester Liboria König, die lange Zeit die Küche leitete.

Der Gemeinschaft ist das Kranken-haus aber nach wie vor wichtig, wie Provinzassistentin Schwester Johanna Guthoff in ihrem Grußwort betonte. Und wofür Landrat Frank Puchtler herzlich dankt: „Auf SMMP als Trä-ger war immer Verlass. Das ist gut so, denn als weicher Standortfaktor ist die gesundheitliche Versorgung auf dem Land enorm wichtig. Politisch sagen wir auch für die Zukunft unsere politi-sche Unterstütz ung zu.“

Nicht immer sah es so gut aus. Ober-arzt Dr. Josef Rein erinnerte in seinem Vortrag nach dem Festgott esdienst vor allem an den Krankenhausplan 1997: „Der sah vor, dass die Akutversorgung

Gesundheitshilfe

25 bewegte JahreMarienkrankenhaus feierte Jubiläum

Krankenhausseelsorgerin wechselt

Sozialdienst, Psychologen und Krankenhaus-seelsorge arbeiten in der Hufeland-Klinik und am Marienkrankenhaus eng zusammen. Die katholische Krankenhausseelsorgerin Sr. Barbara Hinterholz (Foto) wird die Katholischen Kliniken Lahn aus Altersgründen im Novem-ber verlassen und eine Aufgabe in Geseke übernehmen. Ihre Nachfolge übernimmt Sr. Theresia Maria Kösters, die bislang Pastoral-referentin in Lippborg und Herzfeld war.

Patient wieder arbeitsfähig wird. Und vorrangig ist das auch unser Ziel. Aber wenn ein lungenkranker Dachdecker Ende 50 vor mir sitz t und nach 42 Jahren nicht mehr arbeiten kann, denken wir natürlich auch Alternativen durch“, sagt Achim Schneider.

Ab und zu kommt es vor, dass ein Gesprächspartner zurückschreckt und fragt, ob er Sozialdienst vielleicht Pro-vision auf Anträge bekommt: „Dann müssen wir ihnen klar machen, dass wir hier im Haus angestellt sind. Dass wir schlicht und einfach für jeden die beste Lösung suchen.“

Schlicht und einfach ist einfach gesagt. „Ich achte sehr darauf, niemanden in eine Schublade zu stecken. Wenn ein Lungen-Patient mit Nikotingeruch vor mir sitz t, spielt das für mich keine Rolle. Um die Rauchentwöhnung müssen sich die Ärz-te kümmern“, so der Diplom-Pädagoge.

Wichtig ist ihm, seinem Gegenüber Wertschätz ung und Anerkennung zu zollen: „Die erfährt ein Dachdecker viel-leicht nicht so oft. Aber wenn er mir sein Leid nach über vier Jahrzehnten harter Arbeit auf dem Dach klagt, verlangt mir das höchsten Respekt ab.“ Und dann merken auch die Patienten, dass sie hier ernst genommen werden. Wie Martin K. Er kam mit düsterer Miene. Als er das Büro verlässt, lächelt er. Vielleicht nur für ein paar Minuten. Aber er hat ge-spürt, dass Achim Schneider ihm zuge-hört hat. Und dass es weitergeht.

alter Menschen nur noch in Abteilun-gen bereits ausgewiesener Fachrichtun-gen erfolgen sollte. Gleichzeitig wurden bundesweit 13 Prozent der Akutbett en abgebaut. Nassau war gleich doppelt betroff en: Verlust der Akutbett en in der Inneren Medizin, Verlust der Akutab-teilung Geriatrie. Da blieb nicht mehr viel.“ Aber es gehöre wohl zu den be-sonderen Kennzeichen dieses kleinen Krankenhauses, dass die Mitarbeiter die Herausforderungen gemeinsam mit den Ordensschwestern immer wieder gemeistert haben, so der Oberarzt.

Nach der Umstrukturierung zur rei-nen Reha-Einrichtung wurde die Rolle des Marienkrankenhauses im nächsten Krankenhausbedarfsplan wieder korri-giert: Also begann man erneut mit dem Aufb au einer Akutabteilung, Schwer-punkt Geriatrie. Jetz t haben beide Berei-che – Akut und Reha – jeweils 35 Bett en.

„Heute erstreckt sich unser Einzugs-bereich bis weit in den Westerwald und nach Koblenz“, freut sich Stephan Stork. Dr. Rein wies allerdings darauf hin, dass die Spielräume der Mitarbeiter in der Betreuung und Versorgung der Patien-ten aufgrund politischer und fi nanziel-ler Rahmenbedingungen enger würden: „Das ist die aktuelle Herausforderung. Da sind wir alle in der Pfl icht.“

Sind gemeinsam mit dem kleinen Robin kreativ: Landrat Frank Puchtler (knieend), Stephan Stork, Krankenhausseelsorgerin Sr. Barbara Hinterholz und Pfl egedirektorin Regina Mießler.

Die Zahl von 896 Ballons galt es im Bewegungsbad der physikalischen Abtei-lung am Marienkranken-haus bei der Jubiläumsfeier zu schätzen. Die Gewinne-rin erhielt eine Ballonfahrt.

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„Guck mal, das kriegst Du doch auch anders hin“, sagt Dr. Monika Rack ei-nem ihrer Schüler aus der achten Klas-se, als der Unterricht schon beendet ist. Der hat zum zweiten Mal die Hausauf-gaben nicht mit. „Letz te Woche hatt e ich keine Lust. Diese Woche hab‘ ich es vergessen“, sagt der 13-Jährige. Und die Reaktion der Lehrerin überrascht ihn ein wenig. Die sagt: „Ich fi nde es gut, dass Du so ehrlich bist. Umso mehr würde ich mich ärgern, wenn ich Dir für nicht gemachte Aufgaben eine Sechs geben müsste.“ Der Schüler nickt. Viel-leicht hat er es eingesehen.

Seit 2001 unterrichtet Dr. Monika Rack am Engelsburg-Gymnasium in Kassel. Eins hat sie hier mit vielen Kol-leginnen und Kollegen gemein: Sie legt die Schülerinnen und Schüler ungern auf Noten fest. „Die sagen viel zu wenig aus. Manchmal denke ich, wir sollten auch die Klassenarbeiten abschaff en.“ Sie möchte nicht nur die Leistung ihrer Schülerinnen und Schüler beurteilen, sondern den Menschen umfassender in den Blick nehmen. „Wenn einer einen Abi-Schnitt von 1,0 hat – ist das dann ein Hinweis darauf, dass einer ein gu-ter Arzt wird? Oder sollte der vielleicht auch ein bisschen mit Menschen umge-

hen können?“, fragt die 43-Jährige, die selbst drei Kinder hat. Sie zweifelt, ob es im Bildungsbereich nicht viel zu oft darum geht, dass Schüler einfach einem System gerecht werden.

Viele Lehrerinnen und Lehrer in ihrer eigenen Schulzeit während der 1980er Jahre in Hessisch Lichtenau hat sie als engstirnig erlebt: „Ihnen schien es sus-pekt zu sein, wenn jemand zugezogen war und Dinge anders machte als die meisten.“ An der städtischen Gesamt-schule, die sie besuchte, lächelte man über ihren Bruder, der sich in der Jun-gen Union engagierte. „Die Schule war fast kommunistisch geprägt. So set-zen sich wahrscheinlich überall Werte durch. Aber welche? An einer christli-chen Schule kennt man die.“

Zum Beispiel Toleranz und Zuge-wandtheit. Die erlebte sie, als sie in die Oberstufe des Engelsburg-Gymnasiums in Kassel kam: „Hier wurden unter-schiedliche Lebensentwürfe akzeptiert. Auch katholisch zu sein war nichts Außergewöhnliches. Das hat sich ein bisschen wie ‚nach Hause kommen‘ an-gefühlt.“ Diese Erfahrungen haben Dr. Monika Rack bis heute geprägt.

Berufsziel Werbetexterin

Zu unterrichten war erst gar nicht ihr Plan. In ihrer Jugend hatt e sie sich viel zu oft anhören müssen, dass sie die „ge-borene Lehrerin“ sei. Sie engagierte sich in der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG), leitete Jugendgruppen und ver-trat den Verband auf Diözesanebene. Wo sie in Arbeitsgruppen auf Bischof Johannes Dyba stieß, der erklärte: „In der Demokratie entscheidet die Mehr-heit. In der Kirche die Wahrheit. Und die bin ich.“ In ihrer Staatsarbeit zerleg-te sie diese These. Und bekam eine Eins.

Zunächst wollte Monika Rack Wer-betexterin werden. Sie studierte Eng-lisch, Religion und Mathematik. „Eine Kombination, die nur auf Staatsexamen möglich ist. Also ging ich auch ins Refe-rendariat.“ Nachdem sie den ersten Tag vor der Klasse stand, wusste sie: „Das ist es, was ich machen will.“ Es war ihre Berufung. Die Promotion in Katholi-scher Theologie hätt e ihr auch eine aka-demische Laufb ahn eröff net. Aber das war ihr zu theoretisch: „Da gibt es ande-re, die dafür geeigneter sind.“

Nach dem Referendariat an einem Gymnasium im sauerländischen Sun-dern stellte sie ihr Bewerbungsprofi l online – und bekam einen Anruf von Schwester Maria Ignatia Langela, der damaligen Leiterin der Engelsburg. „Ei-nerseits fragte ich mich, ob es so cool ist, zwischen meinen ehemaligen Lehrern zu unterrichten. Andererseits wusste ich: An dieser Schule fi nde ich die Of-fenheit für eigene Ideen und denselben Wertegrund, die ich brauche.“ Bis heute hat sie ihre Entscheidung nicht bereut.

„Ich denke, dass wir hier im ganzen Kollegium gleich unterwegs sind: nicht nur die Leistungen, sondern den Men-schen zu sehen. Wenn ein Schüler mit seinen Noten absackt, fragen wir uns, was dahinter steckt.“ Das hat sie an an-deren Schulen nicht immer so erlebt.

„Auch kommt es uns sehr darauf an, einen angstfreien Raum zu schaff en. Nur dann biete ich die Voraussetz ung, dass sich die Schüler individuell entfal-ten können.“ Zum Beispiel in religiöser Hinsicht, wofür man heute an anderen

Unterricht im angstfreien RaumDr. Monika Rack ist Lehrerin an der Engelsburg – und erlebt hier menschliche Zugewandtheit

„ “Wenn ein Schüler mit seinen Noten absackt, fragen wir uns, was dahinter steckt. Dr. Monika Rack

Beruf & Berufung

Gemeinsam blickt Monika Rack mit einer Schülerin ins Arbeitsheft.

Dr. Monika Rack im Unterricht: „Manchmal denke ich, wir sollten

Klassenarbeiten abschaffen.“

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Kassel. Der Wassersportverein der Engelsburg hat in Kassel sein dritt es „Schwesternboot“ zu Wasser gelassen: Der Gig-Doppelvierer mit Steuermann wurde auf den Namen der ehemaligen, stellvertretenden Schulleiterin Schwes-ter Elisabeth Morell getauft, die im Sep-tember 2012 plötz lich verstorben war. Zwei andere Boote tragen bereits den Namen der früheren Schulleiterinnen Schwester Maria Ignatia Langela und Schwester Maria Barbara Schneiders.

Der Wassersportverein wurde 2005 gegründet. Er fördert den Ruder- und den Kanusport am Engelsburg-Gym-nasium. Seit zwei Jahren besitz t er auch ein eigenes Bootshaus. „Dafür hatt en wir 30.000 Euro Kredit aufgenommen. 10.000 Euro konnten wir durch Spenden

und Aktionen schon wieder `reinho-len“, freut sich Schulleiter und Vereins-vorsitz ender Dieter Sommer. Das neue Boot im Wert von 12.000 Euro konnte dank einer großzügigen Spende der Sport- und Sozialstiftung der Kasseler Sparkasse sowie der Fieseler-Stiftung angeschaff t werden.

Sie Schüler der Engelsburg können Rudern und Kanufahren im Bereich der Arbeitsgemeinschaften als Freizeitsport und im Diff erenzierungsbereich wäh-len. Das Bootshaus und das Gelände an der Fulda werden darüber hinaus gern für Klassenfeste und sportliche Wett bewerbe genutz t. Inzwischen hat der Verein 16 Kanus und zwei eigene Ruderboote. Wirtschaftlich ist er vom Gymnasium unabhängig.

Ein Boot namens ElisabethNachrichten

Dr. Ralf Beinhauer von der Sport- und Sozial-stiftung der Kasseler Sparkasse, Schullei-ter Dieter Sommer und Generaloberin Schwester Aloisia Höing (v.l.) taufen das Boot mit Taufpatin Natalie Morell auf den Namen „Elisabeth“.

Schulen schon belächelt werde. Dafür will Monika Rack die Rahmenbedin-gungen gestalten. „Ob das Lernen dann wirklich gelingt, habe ich nicht immer in der Hand. Da denke ich manchmal auch: Das macht der Heilige Geist.“

Einen Augenblick lang scheint sie von der eigenen Wortwahl irritiert. Aber sie bleibt dabei. Sie ist überzeugt: Religion ist unter Jugendlichen ein Thema. Als sie ihre Klasse im vergangenen Schul-jahr auf Erfahrungen mit dem Tod an-sprach, haben manche Schüler geweint: „Das musste niemandem peinlich sein.“

Und als die stellvertretende Schullei-terin Schwester Elisabeth Morell 2013 plötz lich verstarb, war sie froh, dass es dafür an der Engelsburg eine Sprache, Rituale, Umgangsformen gibt. „Das wird nicht verdrängt. Auch nicht in an-deren Krisensituationen: etwa wenn ein Schüler einen schweren Unfall hatt e.“

Selbst bei der Planung des Weih-nachtsbasars spürt sie den christlichen Hintergrund: „Das Geld kommt der Missionsarbeit der Schwestern zugute. Also wollen wir viel Umsatz machen. Und trotz dem fragen wir uns, was uns von anderen Basaren unterscheidet. Das materialistische Denken soll nicht im Vordergrund stehen.“

Die Eltern nehmen das wahr. Auch in der Struktur der Schule, die seit 2013 wieder parallel ein G8- und ein G9-Abitur anbietet: „Dabei wollen wir den achtjährigen Weg nicht als Alter-native für eine Elite verstehen, die ein Jahr schneller fertig werden will. Er soll eher denen nutz en, die ihr ‚gespartes‘ Jahr z.B. in freiwilliges Engagement nach dem Abitur investieren wollen. Das neunjährige Abitur richtet sich vor allem an diejenigen, die während ihrer Schulzeit mehr Raum für soziales En-gagement, ihren Sportverein oder ein Instrument haben wollen“, sagt Monika Rack. Schließlich gehe es im späteren Leben nicht nur um Leistung, sondern um soziale Kompetenz. Dies will die Engelsburg vermitt eln.

Ihr Schüler, der die Hausaufgaben nicht liefert, hat diese Kompetenz. Des-halb wäre es wirklich blöd, wenn ihm Dr. Monika Rack eine Sechs geben müsste.

1200 SchulabschlüsseAhaus/Bestwig/Geseke/Heiligenstadt/Kassel/Menden. 1200 Jugendliche und junge Erwachsene haben in diesem Sommer an den Bildungseinrichtun-gen der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel einen Schul- oder Ausbildungsabschluss erlangt. 309 er-hielten am Gymnasium der Katholi-schen Bergschule in Heiligenstadt, dem Engelsburg-Gymnasium in Kassel und dem Walburgisgymnasium in Menden die Allgemeine Hochschulreife. Weitere 116 erreichten das Berufl iche Abitur am Canisiusstift in Ahaus, am Berufskolleg Bergkloster Bestwig sowie dem Pla-cida Viel-Berufskolleg Menden. „Das erfüllt dieselben Standards, aber noch ein Mehr an praktischen Erfahrungen“, erklärt die Leiterin des Bildungsgangs Abitur plus am Berufskolleg Bergklos-ter Bestwig, Sabine Wegener.

320 Schülerinnen und Schüler erreich-ten an den Berufskollegs über die zwei-jährige höhere Berufsfachschule, die Fachoberschule oder verschiedene Aus-bildungsabschlüsse das Fachabitur. 304 junge Erwachsene erhielten einen Aus-bildungsabschluss. Darunter sind die

104 neuen staatlich geprüften Erziehe-rinnen und Erzieher die größte Gruppe.

Am Fachseminar für Altenpfl ege er-reichen 36 Auszubildende ihre staatliche Anerkennung als Altenpfl eger, an der Bildungsakademie für Therapieberufe 23 ihr Abschlusszeugnis als staatlich an-erkannter Ergo- oder Physiotherapeut.

Wichtig ist der Ordensgemeinschaft auch das niederschwellige Bildungsan-gebot. Schulabbrecher haben an den Be-rufskollegs in Bestwig und Heiligenstadt beispielsweise die Möglichkeit, über das Berufsgrundschuljahr, das Berufsvorbe-reitungsjahr und die Sozialpädagogische Förderklasse doch noch den Haupt-schulabschluss zu machen.

Auch die „Manege“ in Berlin Marzahn, die über 250 Jugendliche betreut, welche ihre Schullaufb ahn größtenteils abge-brochen haben, hat 28 junge Erwachsene zu einem Hauptschulabschluss geführt. Dazu gehört Andy Stach, der jetz t sogar die Fachoberschulreife erhielt. Manege-Geschäftsführerin Sr. Margareta Kühn sagt: „Das sind natürlich Ausnahmen. Aber das zeigt, was geht, wenn diese Menschen wieder an sich glauben.“

Was machen wir beim Weihnachtsbasar?

Monika Rack moderiert eine leb-

hafte Diskussion.

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Geseke. Das Fachseminar für Alten-pfl ege hat bei der Teilnahme an einem deutschlandweiten Kompetenztest überdurchschnitt liche Ergebnisse er-zielt. Und auch in einer Befragung der Einrichtungsträger, die ihre Auszubil-denden zum Unterricht in das Fachse-minar schicken, wird die Einrichtung in Geseke überaus positiv bewertet.

Im Juni nahm das Fachseminar an ei-nem computerbasierten Testverfahren zur Feststellung der berufl ichen Hand-lungskompetenz in der Pfl ege älterer Menschen teil. Dieses bundesweite Ver-bundprojekt wurde vom Bundesminis-terium für Bildung und Forschung ge-meinsam mit Experten aus Wissenschaft und Praxis entwickelt – mit dem Ziel, Ergebnisse vergleichbar zu machen. Teilgenommen haben 454 Auszubilden-de aus verschiedenen Altenpfl egeschu-len in Bayern und Nordrhein-Westfalen.

„In allen drei Bereichen schneiden wir 2,2 bis 3,7 Prozent besser ab als der Durchschnitt . Das bestätigt unsere gute Arbeit“, sagt der Leiter des Fachsemi-nars, Edis Ahmetspahic.

Positiv ist auch die Rückmeldung der 90 Partner, die ihre Auszubildenden während der dreijährigen Zeit bis zum Examen im Fachseminar unterrichten lassen. Das sind vor allem Träger von Altenheimen, aber auch Tagespfl egen und ambulante Dienste. 48 Einrichtun-gen nahmen an der Befragung teil. 44 von ihnen arbeiten schon länger als vier Jahre mit dem Fachseminar zusammen. Und alle beantworteten die abschlie-ßende Frage, ob sie auch künftig mit dem Fachseminar zusammenarbeiten wollen, mit Ja. „Das ist ein großer Ver-trauensbeweis für unser ganzes Dozen-ten- und Verwaltungsteam“, freut sich Edis Ahmetspahic.

Gute Noten für das Fachseminar

Nachrichten

Schlafl abor wirdReferenzzentrum

Bad Ems. Das neu eingerichtete Schlafl abor in der Hufeland-Klinik Bad Ems (s. blickpunkt mensch 1-2014) wird jetz t bundesweites Referenz- und Schulungszentrum für Schlaf- und Beat-mungsmedizin. Werner Seifert, Proku-rist des medizinischen Geräteherstellers Heinen und Löwenstein, erklärte bei der Eröff nung: „Bundesweit gibt es 20 Schlaf-Atem-Zentren Aber nur in die-sem modern ausgestatt eten Labor ist die Einrichtung eines bundesweiten Refe-renzzentrums perspektivisch möglich.“

www.katholische-kliniken-lahn.de

Sr. Julia Maria Handke legt ihre erste Profess ab

Bestwig. Sr. Julia Maria Handke hat am 27. September ihre erste zeitliche Pro-fess abgelegt. Als äußeres Zeichen dieser Bindung an die Ordensgemeinschaft er-hielt sie den Ring, das Ordenskreuz und den schwarzen Schleier. Schwester Julia Maria stammt aus Nordkirchen, wo die gelernte Verwaltungsfachwirtin in der Gemeindeverwaltung mitarbeitete. Im Februar 2012 trat sie der Gemeinschaft bei. Jetz t übernimmt sie eine Aufgabe im Rechnungswesen der Zentralen Verwal-tung Bildung und Erziehung.

Video-Interview unter www.smmp.de

Kurz notiert:

Herten-Westerholt. Das Katholische Klinikum Ruhrgebiet Nord (KKRN) ist jetz t Akademisches Lehrkrankenhaus der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Künftig absolvieren Medizin-studenten hier das sogenannte Prakti-sche Jahr. Die beiden Geschäftsführer Norbert Fockenberg und Andreas Hau-ke halten die Anerkennung für einen „großen Schritt Richtung Zukunft.“

Zu dem Klinikverbund gehören das St. Elisabeth-Krankenhaus Dorsten, das Marien-Hospital Marl, das St. Sixtus-Hospital Haltern am See und das Ger-trudis-Hospital Herten-Westerholt. Die Schwestern der heiligen Maria Magda-

lena Postel sind Mitgesellschafter. Die vier Häuser verfügen über 24 medizini-sche Fachabteilungen mit knapp 1.000 Klinikbett en.

Insgesamt stehen in viermonatigen Abständen jeweils 15 neue Plätz e zur Verfügung. Die Chefärztin des Anästhe-sieinstituts im KKRN-Verbund, Prof. Dr. Gertrud Haeseler, erklärt: „Wir hof-fen, dass wir so junge, begabte Medi-ziner an unsere Häuser binden.“ Auch die Patienten würden profi tieren: „Den-jenigen, die wir nicht selbst behandeln können, können wir auf direktem Weg universitäre Hochleistungsmedizin an-bieten – etwa in der Herzchirurgie.“

Akademisches Lehrkrankenhaus

Die MaZ

Kartoffelfeuer der Seniorenhilfe in Diestedde.

Elvis lebt - das bewies das Sommerfest im Haus St. Josef in Wadersloh.

Diestedde/Heiden/Rhynern/Wadersloh. Bunte Sommerfeste und Ausfl üge gab es auch in diesem Jahr in den Senioren-einrichtungen der Schwestern der heiligen Maria Magalena Postel. Im Haus St. Josef in Wadersloh rockte Elvis „die Bude“.In Heiden gab es ein gemeinsames Grillen mit Bewohnern, Angehörigen und Mitarbeitern. Und das Haus St. Martin in Herten-Westerholt lud seine Bewohnerinnen und Bewohner zu einer Kräuterwanderung ein - um drei Beispiele zu nennen. In Rhynern freuten sich die Bewohnerinnen und Bewohner des Reginenhauses zudem über ein neues Maskott chen: den Elefanten Minimax. Der 1984 zur Landesgartenschau gebaute Glaselefant ist zum Wahrzeichen der Stadt Hamm geworden. So entstand die Idee, im Jubiläumsjahr einen Abkömmling zu adoptieren. Der Förderverein unterstütz te das. Premiere hatt e schließlich ein gemeinsames Kartoff elfeuer für über 100 Mitarbeiterinnen und Mitareitern der Seniorenhilfe mit ihren Familien in Diestedde.

Elvis im SeniorenheimMinimax zieht ins Reginenhaus.

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Provinzoberin erhält ein Navigationsgerät für die Bibel

Bestwig. Anne Gerke nimmt seit die-sem Sommer die Stellvertretung von Schulleiter Willi Kruse am Berufskolleg Bergkloster Bestwig wahr. Die 50-jähri-ge freut sich auf die neue Aufgabe vor allem, weil sie das gute Miteinander zwischen Schülern und Lehrern sowie den christlichen Charakter der Einrich-tung schätz t.

Aufgewachsen im Ortsteil Ostwig, nur wenige hundert Meter von der Schule entfernt, studierte Anne Gerke nach ihrem Abitur in Dortmund Son-derpädagogik und Sport für die Sekun-darstufe II. Nach ihrem Referendariat in Aachen unterrichtete sie zunächst zwei Jahre an einer Sonderschule für Lernbe-hinderte in Arnsberg. Dann wurde die Fachschule für Heilerziehungspfl ege am Berufskolleg in Olsberg gegründet. Dort arbeitete sie seit 1994.

„Vor zwei Jahren habe ich eine Schul-leiter-Qualifi zierung absolviert. Seit-dem halte ich die Augen nach einer interessanten Leitungsaufgabe off en“, erläutert Anne Gerke. Die fand sie nun am Berufskolleg. Wichtig ist Anne Ger-ke vor allem die Heilpädagogik, der sie sich berufl ich verschrieben hat. Nach-dem jetz t drei Fachlehrerinnen in den Ruhestand bzw. in Elternzeit gingen, konnte der Bildungsgang zum neuen Schuljahr nicht angeboten werden. „Ich bin aber zuversichtlich, dass das 2015 wieder klappt. Angesichts der Inklusion ist Heilpädagogik enorm wichtig.“

Von Ostwig nach Bestwig

Heiligenstadt. Elf Missionarinnen und Missionare auf Zeit haben die Schwes-tern der heiligen Maria Magdalena Pos-tel am 5. Juli ausgesandt. Neun leisten das freiwillige Auslandsjahr in Bolivi-en, zwei in Brasilien. Im Rahmen der Aussendungsfeier im Bergkloster Hei-ligenstadt überreichten die jungen Er-wachsenen ihren Eltern als Zeichen der Verbundenheit eine Kerze. Eine weitere nehmen sie mit an ihre Einsatz orte.

Jil Schlüter aus Geseke freut sich da-rauf, eine andere Kultur und eine neue Sprache kennenzulernen. „Spanisch habe ich zwar schon an der Schule und in einem privaten Kurs gelernt. Trotz -dem wird das eine große Herausfor-derung“, sagt die 19-Jährige. An den verschiedenen Standorten werden die jungen Erwachsenen in Kinderdörfern, Kindergärten und Behindertenheimen mitarbeiten. Dabei ist ihr Dienst über das Bundesprogramm „weltwärts“ ge-fördert und als freiwilliges Auslandsjahr anerkannt. Für das Vorbereitungsteam gab Nadine Iffl and den Ausgesandten mit auf den Weg: „Wir wünschen Euch Begegnungen, die Euch bereichern. Und Menschen, die Euch berühren.“

www.missionare-auf-zeit.de

Von Deutschland nach Südamerika

Menschen

Heiligenstadt. Bis zum Sommer war sie für das Projektmanagement und die Öff entlichkeitsarbeit eines Krankenhau-ses in Fulda verantwortlich. Jetz t ist sie stellvertretende Schulleiterin an der Ka-tholischen Berufsbildenden Bergschule St. Elisabeth in Heiligenstadt: Dr. Jutt a Müller vertritt seit Beginn dieses Schul-jahres Schulleiterin Gabriele Sachse.

„Jetz t war der Zeitpunkt gekommen, mich noch einmal neu zu orientie-ren. Als ich die Stellenausschreibung der Bergschule sah, dachte ich: Das ist es“, sagt Jutt a Müller. Die promovierte Diplom-Pfl egewirtin war lange im Ge-sundheitssektor und seit 2002 auch als Dozentin an Universitäten in der wis-senschaftlichen Lehre tätig. Jetz t freut sie sich auf eine Aufgabe in der Stadt, in der sie aufwuchs.

Als Kind hatt e sie schon den Berg-kindergarten besucht. Sie sagt: „Diese Zeit hat mich positiv geprägt.“ Nach der Hochschulreife wurde sie zunächst Krankenpfl egerin und absolvierte eine Fachausbildung zur OP-Schwester. Be-rufsbegleitend schloss sie ihr Studium als Diplom-Pfl egewirtin ab. 2000 über-nahm sie die Aufgabe als Qualitätsma-nagement-Beauftragte der Gesellschaft für Gewebetransplantation. In dieser Zeit promovierte sie über das Thema Organspenden. Anschließend wechsel-te sie zum Caritas-Verband Fulda, über-nahm die Leitung eines Hospizes und kam schließlich ans Krankenhaus.

Vom Krankenhaus in die Schulleitung

Bestwig. 26 Schwestern der heiligen Ma-ria Magdalena Postel feiern in diesem Jahr ihr 25-, 50-, 60 oder 65-jähriges Or-densjubiläum. Bei der gemeinsamen Fei-er im Bergkloster Bestwig Anfang Juni dankte Generaloberin Schwester Aloisia Höing: „Sie sind 1949, 1954, 1964 und 1989 eingetreten, stammen also sozusa-gen aus dem vergangenen Jahrhundert. Aber Sie sind nicht verstaubt und ermü-det. Sie haben sich höchstens ein paar Beulen geholt, um mit Papst Franziskus zu sprechen.“

Zu den Jubilarinnen gehört in diesem Jahr auch Provinzoberin Schwester Pia Elisabeth Hellrung. Sie trat der Gemein-schaft 1954 bei. Da sie das langersehnte Navigationsgerät für ihre vielen Auto-fahrten inzwischen angeschaff t hatt e, überreichte ihr Provinzassistentin Sr. Jo-hanna Guthoff ein Bibellexikon als Na-vigationsgerät durch die Heilige Schrift.

Ein ausführlicher Bericht über die Fei-er und eine Liste aller Jubilarinnen be-fi ndet sich unter Aktuelles auf

www.smmp.de.

Anne Gerke

Dr. Jutta Müller

Die Jubilarinnen bei der Feier im Bestwig.

zünden bei der Aussendungsfeier Wunderkerzen an.

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Bestwig. Anfang Oktober ist das neue Jahresprogramm der Kursangebote im Bergkloster Bestwig erschienen. Unter dem Titel „Aus Quellen schöpfen“ gibt es über 100 Veranstaltungen: vom Näh-kurs bis zum Ikebana-Wochenende, vom Familienwochenende bis zum Se-niorenurlaub, von den Einzelexerzitien bis zum internationalen Pfi ngstt reff en für junge Erwachsene.

Schwester Maria Ignatia Langela, die das Programm koordiniert, erinnert sich an den Satz eines Gastes in diesem Sommer, der sagte: „Ich habe noch nie einen Ort erlebt, der mir soviel Kraft gegeben hat.“ Das sei es, was das Berg-kloster sein solle: „Eine Kraftquelle, ein Haus für die Seele.“

Angebote Bergkloster Bestwig

Fr, 28.11 - So, 30.11.2014Wann ist Advent? Besinnungstage für Frauen zwischen 20 und 40Sr. Maria Elisabeth GoldmannMi, 31.12.2014 - Do, 01.01.2015Und jedem Anfang wohnt ein Zauberinne (Hermann Hesse), Besinnungs-tage für junge ErwachseneSr. Maria Elisabeth GoldmannFr, 30.01. - So, 2.02.2015Du glaubst doch nicht etwa an Gott ?Besinnungstage für junge FrauenSr. Franziska Lennartz Sa, 21.02.2015, 09.30 - 17.30 UhrOasentag - Du bist ein SegenSr. Gratia FeldmannSa, 28.02.2015, 15.30 - 18.30 UhrWir nähen eine „Körnerente“Sr. Laetitia MüllerKontakt:Tel.: 02904 808-0E-Mail: [email protected] www.smmp.de/angebote

Kurse beim Bildungswerkin Geseke

17.-21.11.2014:Ausbildung zum Verantwortlichen für Hygienefragenab 26.01.2015:Leitung von Wohn- und Pfl egegruppenKontakt: Tel.: 02942 988-980 (neue Nummer!)E-Mail: [email protected] www.bildungswerk-smmp.de

Bestwig/Paderborn. Vorsicht, gefähr-licher Glaube! Wie kann das Zusam-menleben von Christen und Muslimen gelingen? Unter dieser Fragestellung steht das Missionarische Forum am Freitag, 24. Oktober 2014, ab 18 Uhr im Bergkloster Bestwig. Dabei erwar-ten die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel in diesem Jahr einen besonders spannenden Gast: Father Ar-thur Charles, einen Gemeindepfarrer aus Pakistan. Seine Leidenschaft ist die Verkündigung über die Medien. Dazu hat er eine eigene Zeitung und einen eigenen Radiosender gegründet. Und somit steht er automatisch im Fokus der Politik, die die christliche Minderheit in seiner Heimat diskriminiert.Zu dem diesjährigen missionarischen Forum laden die Schwestern gemein-sam mit dem Fachreferat missio des Erzbistums Paderborn und dem Deka-nat Hochsauerland-Mitt e ein. Zugleich ist es die offi zielle Auftaktveranstaltung der Erzdiözese Paderborn zum Welt-missionssonntag. Im Mitt elpunkt die-ser weltweit größten Solidaritätsaktion steht in diesem Jahr das Land Pakistan. Auch der Paderborner Weihbischof Matt hias König wird dabei sein und die abschließende Eucharistiefeier leiten.

Heiligenstadt. „Wer ist der Mann auf dem Tuch?“, fragt die Ausstellung zum Turiner Grabtuch, die noch bis zum 9. November 2014 im Bergkloster Heili-genstadt zu sehen ist.

Das Tuch ist in einer 4,40 mal 1,13 Me-ter großen Kopie zu sehen. Darauf sieht man das Abbild eines Mannes in Vor-der- und Rückansicht. Handelt es sich dabei um Jesus Christus? Bis heute gibt es nur Theorien darüber, wie der Ab-druck entstanden ist. „DNA-Analyen, Pollen und Altersbestimmungen legen jedenfalls nahe, dass es sich um ein 2000 Jahre altes Tuch aus der Nähe von Jeru-salem handelt, in dem ein Toter lag, der

Vorfahren im Stamme Levi hatt e“, er-läutert Grabtuch-Experte Michael Hese-mann. Die Ausstellung zeigt den Stand der wissenschaftlichen Forschung und präsentiert theologische Sichtweisen.

„Sie lädt in jedem Fall zu einer Ausei-nandersetz ung mit dem Leben Jesu und seiner Wirkung auf uns Menschen ein“, sagt Generaloberin Schwester Aloisia Höing. Konzipiert worden ist die Aus-stellung von den Maltesern und dem Erzbistum Köln.

Öff nungszeiten: täglich von 9 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Auch Unter-richtsmaterialien sind verfügbar. www.malteser-turinergrabtuch.de

termine.

Auch das noch

Bei dem Forum im Felsensaal werden mit Father Charles ein Religionslehrer und ein Jugendlicher aus dem Dekanat diskutieren. Der Dialogbeauftragte der muslimischen Gemeinde, Dr. Ahmet Arslan, steht ebenfalls zur Verfügung. Denn es soll auch um den religiösen Dialog in Deutschland gehen. Nach einem Imbiss schließt der Tag mit der Messfeier in der Klosterkirche ab. Wer kommen will, sollte sich kurz in der Missionszentrale anmelden.

Kontakt: Winfried Meilwes Tel. 02904 808-0 E-Mail: [email protected]

Vorsicht, gefährlicher Glaube !

Wer ist der Mann auf diesem Tuch?

Mit diesem Plakatmotiv wirbt missio für den Weltmissionssonntag. Foto: H. Schwarzbach

Michael Hesemann erklärt den Ausstel-lungsbesuchern am Eröffnungstag, was auf dem Leinentuch

zu sehen ist.