Der Kaffee in seinen Wirkungen - Hahnemann 1803
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8/2/2019 Der Kaffee in seinen Wirkungen - Hahnemann 1803
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Der Kaffee in seinen Wirkungen
Nach eigenen Beobachtungen. *)Verffentlicht im Jahre 1803
Um gesund und lange zu leben, bedarf der Mensch Speisen, welche blo nahrhafte, aber
keine reizenden, arzneiliche Teile enthalten, und Getrnke, welche entweder blo
anfeuchtend, oder anfeuchtend und nahrhaft zugleich sind, aber keine arzneilichen und
reizenden Bestandteile enthalten, wie das reine Quellwasser und die Milch.
Von Zustzen, die den Geschmack reizen, hat man blo das Kochsalz, den Zucker und den
Essig, alle drei in kleinen, oder doch migen Portionen, fr den menschlichen Krper
unschdlich und zutrglich befunden.
Alle brigen Zustze, die wir Gewrze nennen und alle Vernderungen der Getrnke zum
Geistigen und Weingeistartigen, nhern sich mehr oder weniger der Natur der Arzneien. Je
mehr sie sich den Arzneien nhern, je hufiger und in je greren Portionen sie in unseren
Krper kommen, desto zweideutiger, desto schdlicher sind sie fr Gesundheit und langes
Leben.
Am bedenklichsten ist der ditetische, hufige Genu rein arzneilicher Substanzen von
groer Kraft.
Der Wein war bei den Alten der einzige rein arzneiliche Trank, den aber wenigstens die
weisen Griechen und Rmer nie tranken, ohne ihn reichlich mit Wasser zu mischen.
Die neuern Zeiten haben weit mehr blo arzneiliche Getrnke und Gensse zur Dit
hinzugefgt: das Schnupfen und den Rauch des Tabaks, das Kauen des Tabaks und der
Hanfbltter, die Opiumschluckerei, das Essen des Fliegenschwamm, den Branntwein, einige
Arten reizender und arzneilicher Biere, den Tee **) und den Kaffeetrank.
Arzneiliche Dinge sind Substanzen, die nicht nhren, sondern den gesunden Zustand des
Krpers verndern; alle Vernderung des gesunden Zustandes des aber ist eine Art
unnatrlicher, krankhafter Verfassung. ***)
*) Le ip zi g 1803. Eine bersetzung dieser Schrift in das Franzsische lieferte der um die Homopathie
vielfach verdiente Baron E.G.v.Brunnow, unter dem Titel: Trait sur les effets du Caff, traduit de loriginal
allemand du D.S. Hahnemann par E.G.de Brunnow. Drede, 1824 in das Dnische, H.L.Lund Kaffeeni sineVirkninger. Efter egne Jagtlagelser af D.S. Hahnemann, Oversat af H.L. Lund, Kiobenhavn. 1827 in dasUngarische, D.Paul v. Balogh in Pesth.A Kff Munkalatjai. Hahnemann, Samuel. A Budnn, 1829
Die groen Fortschritte, welche die Homopathie, namentlich in der neuesten Zeit, durch die Entdeckung dereigentmlichen miasmatischen Natur der chronischen Krankheiten gemacht hat, haben einigen, in diesem
Werkchen vor 26 Jahren ausgesprochenen Ansichten eine andere und richtigere Deutung gegeben, wie jeder,
der mit dem jetzigen Stande der homopathischen Lehre ganz vertraut ist, leicht finden wird. Dies betrifftbesonders einen Teil der chronischen bel, welche in dieser Schrift als reine Nachwirkungen des Kaffeesbezeichnet werden und es, in gewisser Hinsicht, auch sind, richtiger aber als Ausbrche latenter, durch den
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Der Kaffee ist eine blo arzneiliche Substanz.
Alle Arzneien haben in starker Gabe eine widrige Wirkung auf die Gefhle des gesunden
Menschen. Niemand hat um ersten Male in seinem Leben Tabak ohne Widerwillen geraucht;
kein gesunder Mensch hat ungezuckerten, schwarzen Kaffee zum ersten Male in seinem
Leben mit Wohlgeschmack getrunken ein Wink der Natur, die erste Gelegenheit zur
bertretung der Gesundheitsgesetze zu vermeiden und den Leben bewahrenden,
warnenden Instinkt in uns nicht so leichtsinnig unter die Fe zu treten.
Beim fortgesetzten Gebrauche dieser arzneilichen Ditartikel { gr. Diaita
Lebensfhrung/Lebensweise} (zu dem uns Mode und Beispiel verfhren) lscht die
Gewohnheit allmhlich die widrigen Eindrcke aus, die sie Anfangs auf uns machten; sie
werden sogar angenehm, das ist, die widrigen Eindrcke des anfnglichen Genusses fallen
uns beim Fortgebrauche nicht mehr so auf, und die angenehm scheinenden Wirkungen
derselben auf unsere Empfindungsorgane werden uns allmhlich zum Bedrfnisse. Auchangeknstelte Bedrfnisse denkt sich der Mensch als Glck und knpft an ihren Genu
allmhlich die Idee des Wohlgeschmacks.
Kaffeemibrauch erweckter Psora angesehen werden. Hierher gehren vorzglich die hier als Nachwirkung
aufgestellten chronischen Augenentzndungen, Knochen- und Fleischgeschwlste, Weiflu,
Zahnverderbnisse, Impotenz, Hmorrhoidalbeschwerden, mehrere Arten chronischer Krmpfe, u. a. m.Whrend ein vollig apsorischer Mensch Kaffee, selbst lngere Zeit hindurch trinken kann, ohne andere
Nachteile davon zu empfinden, als die mehr oder weniger hervortretenden, in dem Buche verzeichneten, mehrakuten, Erst wirku ngen des Kaffees, mit denen es seine volle Richtigkeit hat; wird ein Subjekt mit latenter
Psora, nicht allein jene Erstwirkungen strker Empfinden, sondern auch, vermge der eigentmlichen Kraft desKaffees, die latente Psora auf die angegebene Weise zu chronischen Siechtum zu entwickeln, in gewissen,durch die individuelle Konstitution und brige Lebensweise bedingten Richtungen, chronisch erkranken. Da
dem so sei, lehrt schon der Umstand, da die durch langwierigen Kaffeemibrauch entwickelten chronischen
Beschwerden, fast nie, oder nur bei sehr krftigen Personen und unter den gnstigsten Verhltnissen, nachEntfernung des Kaffeetranks gnzlich verschwinden, was doch der Fall sein wrde, wren dieselben reineNachwirkungen des Kaffees; sie verlangen vielmehr passende antipsorische Arzneien zu ihrer Tilgung, zum
sicheren Zeichen ihrer eigentmlichen psorischen Natur. Das Gesagte gilt jedoch nur von den wirklichchronisc hen Nachwirkungen des Kaffees, - berreiztheit, Schlaflosigkeit, vermehrter Stuhlgang,
Hitzewallung, etc. als notwendige Nachwirkung, Abspannung, Schlfrigkeit, zgernder Stuhl, Frostigkeit, etc.
folgen, jedoch nicht in dem Grade und ni cht dauern d, da die Energie der gesunden, zu Bildung chronischerKrankheitsform nicht disponierten Natur desselben das Gleichgewicht bald wiederherstellen und es gar nichtzur Entwicklung des chronischen Charakters kommen lassen wird. Keine chronische Krankheit ohne ein,
dieselbe bedingendes und unterhaltendes Miasm.Der Herausgeber
**)Schokolade gehrt unter die Nahrungsmittel, in so fern sie nicht mit vielen Gewrzen berladen ist; denndann wird sie zweideutig, auch wohl sehr schdlich.
***) In eben der Mae, als die Substanzen, die man Arzneien nennt, den gesunden Krper krank machenknnen, in eben der Mae sind sie geschickt, die dem Leben gefhrlichen, widernatrlichen Zustnde zu heben,
die den Namen der Krankheiten fhren. Die einzige Bestimmung der Arzneien gehet folglich dahin: Die
unnatrlichen, die kranken Zustnde abzundern, das ist, in Gesundheit zu verwandeln. Fr sich und auer
Krankheiten gebraucht, sind sie der Gesundheit und dem naturgemen Leben durchaus nachteilige Dinge. Ihrhufiger, ihr ditetischer Gebrauch verstimmt die harmonische Zusammenstimmung unserer Organe,
untergrbt die Gesundheit und verkrzt das Leben. Eine fr Gesunde gesunde Arznei ist ein Widerspruch in sich
selbst.
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Vielleicht will auch unser Instinkt, weil wir durch sie gewissermaen krnklich wurden, diese
Krnklichkeit durch den Fortgenu dieser arzneilichen Ditartikel, das ist, durch die palliative
Hilfe, die sie fr die, durch sie selbst von Zeit zu Zeit erzeugten bel gewhren, von Zeit zu
Zeit wenigstens lindern.
Zum Verstndnisses dieses Satzes dient die Erfahrung, da alle Arzneien zwei einander ganz
entgegengesetzte Zustnde im Krper hervorbringen. Ihre Anfangswirkung
(Vorwirkung) ist das gerade Gegenteil von ihrer Nachwirkung, das ist, von dem
Zustande, den sie im Krper zurcklassen, wenn ihre Anfangswirkung nach mehreren
Stunden vorber gegangen ist. *)
Die meisten Arzneien bringen, sowohl in ihrer Vorwirkung, als in ihrer Nachwirkung,
Strungen im gesunden Krper und widrige Gefhle und Schmerzen hervor, andere in ihrer
Vorwirkung und andere, entgegengesetzte, in ihrer Nachwirkung, und selbst ein
fortgesetzter Gebrauch derselben erregt bei gesunden Menschen keine angenehmenWirkungen.
Blo die wenigen arzneilichen Substanzen, die die verfeinerte, genuschtige Welt zu
Ditsartikeln erkohr, **) machen hiervon einige Ausnahme, wenigstens in ihrer Vorwirkung,
Sie haben die seltene Eigenschaft, bei migem Fortgebrauche, in ihrer Vorwirkung eine Art
knstlicher Erhhung des gewhnlichen Gesundheitszustandes, ein knstlich erhhtes Leben
und fast blo angenehme Gefhle zu erzeugen, indes die widrigen uerungen, die ihre
Nachwirkung hervorzubringen geeignet ist, so la ng e de r Me ns ch no ch zi em li ch
gesund ist, und eine in anderen Rcksichten gesunde und naturgemeLe be ns ar t f hr t, einige Zeit hindurch von geringer Bedeutung bleiben.
Unter diese kleine Klasse den Ditgenusse aufgedrungenen Arzneien gehrt auch der Kaffee
mit seinen, teil angenehmen, teils unangenehmen Wirkungen, welche beide, so wunderlich
es auch klingen mag, ziemlich unbekannt sind.
Sein tumultuarischer, ungeregelter Gebrauch im gemeinen Leben zu fast allen Zeiten des
Tages, seine Anwendung in so verschiedener Strke und Menge, seine Verbreitung unter die
ungleichartigsten Stnde, sein allgemeiner Gebrauch bei Menschen von den verschiedensten
Altern und Krperanlagen, von der abweichensten Gesundheit und Lebensart, verschiebt
dem Beobachter alles Augenblicke den Gesichtspunkt, und macht es uerst schwierig, seine
wahre Wirkung zu abstrahieren und reine Resultate daraus zu ziehen. So mag eine Scheibe
mit den deutlichsten Schriftzeichen und Wrtern beschrieben sein; es wird alles unkenntlich,
wenn diese Scheibe mit groer Geschwindigkeit umgedreht wird, es fliet alles ineinander,
selbst unter den Augen des Scharfsichtigsten.
Nur genaue, fortgesetzte, nchterne, von Tuschungen mglichst abgesonderte
Beobachtung und sorgfltige Zurckfhrung der Erscheinungen und ihre Ursache, belehrt
*) z.B. heute purgiert das Jalappulver und morgen und bermorgen erfolgt Leibesverstopfung.
**) Wie gesagt: Wein, Branntwein, Opium, Tabak, Tee, Kaffee etc.
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uns ber das wichtigste aller Getrnke, den Kaffee.
Seine Anfangswirkung ist im Allgemeinen eine mehr oder minder angenehme Erhhung der
Lebensttigkeit; die tierischen, die natrlichen und die Lebensverrichtungen (wie man sie
nennt) werden durch ihn die ersten Stunden knstlich erhht und die nach mehreren
Stunden allmhlich entstehende Nachwirkung ist das Gegenteil, - unangenehmes Gefhl
unseres Daseins, ein niederer Grad von Leben, eine Art Lhmung der tierischen, natrlichen
und vitalen Funktionen. *)
Wenn ein des Kaffees Ungewohnter eine mige, oder ein an Kaffee Gewhnter eine
bermige **) Portion Kaffee trinkt, so wird, die ersten Stunden ber, das
Selbstbewutsein das Gefhl seine Existenz, seines Lebens lebhafter. Sein Puls schlgt voller,
geschwinder, aber weicher. Er bekommt eine umschriebene Rte der Wangen, eine Rte,
die sich nicht unvermerkt in die nahen Teile verliert, sondern abgesondert wie ein roter Fleck
dasteht. Die Stirne und flache Hand wird warmfeucht. Er fhlt sich wrmer als vorher; es istihm angenehm bnglich warm. Es entsteht eine Art wollstiges Herzklopfen, etwa wie bei
groer Freude. Die Venen auf den Hnden treten auf. Auch uerlich fhlt man an ihm eine
grerem, als natrliche Wrme, die aber auch nach einer greren Portion Kaffee nie bis
zur Hitze (eher in allgemeinen Schwei) bergeht; brennend hei wird niemand danach.
Die Gegenwart des Geistes, die Aufmerksamkeit, das Mitgefhl wird wacher, als im
gesunden, natrlichen Zustande. Alle ueren Gegenstnde bekommen gleichsam einen
Wohlbehagen erregenden Anstrich, einen, wenn ich so sagen darf, freudigen Firni, und,
wenn die Portion ungewhnlich stark war, einen fast bergeflligen Lstre. ***) Aus demKaffeetrinker lchelt die ersten Stunden Zufriedenheit mit sich selbst und mit allen ueren
Gegenstnden, und dies vorzglich erhob den Kaffee zum Gesellschaftstrank. Alle
mitgeteilten angenehmen Gefhle werden schnell bis zum Enthusiasmus erhht (obgleich
auf kurze Dauer). Alle Arten unangenehmer Erinnerungen, oder unangenehmer natrlicher
Empfindungen schweigen in dieser Art von seligem Fieber.
*) Wenn ich frh erwache, schrieb eine vornehme, vollendete Kaffeeschwester, so habe ich die Denkkraft
und die Ttigkeit einer Auster.**) Die Ausdrcke mig und berm ig mssen blo relativ und individuell verstanden werden; in
allgemein geltenden bestimmten Gren und Zahlen knnen sie nicht angegeben werden. So gab es einen, nunverstorbenen, in Luxus erzogenen, Prinz, H.C.v.C., der zu seiner notdrftigen Portion jedesmal den Aufgu von
14 Lot gersteter Kaffeebohnen bedurfte, indes man Personen findet, welche schon von einem Viertellot sehr
stark afficiert werden. Jede Person hat ihren eigenen Mastab nach ihrem eigenen Krper anzulegen. Der einekann mehr vertragen, wie der andere. Auch kommt nicht bei Allen die ganze Reihe angenehmer Symptome der
Vorwirkung des Kaffees, die ich hier verzeichne, zum Vorschein, wenigstens nicht auf einmal, sondern nur
einzeln, bei dem Einen diese, bei Anderen jene, bei Einem mehrere, bei dem Anderen wenigere.
***) Ist die Portion Kaffee unmig stark, und der Krper vorzglich reizbar und des Kaffees ganz ungewohnt,so entsteht ein einseitiger Kopfschmerz vom Oberteil des Seitenbeins an bis in den Grund des Gehirns. Auch die
Hirnhute dieser Seite scheinen schmerzhaft empfindlich. Die Hnde und Fe werden kalt; an der Stirne und
in der flachen Hand ein kalter Schwei. Das Gemt wird berreizt und unleidlich; man kann ihm nichts zu Dankmachen. er ist ngstlich oder zittrig, unruhig, weint fast ohne Veranlassung, oder lchelt fast unwillkrlich.Nach etlichen Stunden entsteht ein Schlummer, aus dem er von Zeit zu Zeit schreckhaft auffhrt. Ich habe
diesen seltenen Zustand ein paar Mal beobachtet.
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Im gesunden, sich selbst gelassenen, natrlichen Zustand des Menschen mssen
unangenehme mit angenehmen Empfindungen abwechseln; dies ist die weise Einrichtung
unserer Natur. Whrend der anfnglichen Wirkung dieses arzneilichen Tranks aber ist alles
Wohlbehagen und sogar die mit einer herben, fast an Schmerz grenzenden Empfindung im
natrlichen Zustand der Gesundheit vergesellschafteten Krperfunktionen gehen nunfederleicht vor sich, selbst mit einer Art von Wohlgefhl.
In den ersten Augenblicken oder Viertelstunden des Erwachens, vorzglich wenn es frher
als gewhnlich geschieht, hat wohl jedermann, wenn er nicht ganz im Stande der rohen
Natur lebt, eine unangenehme Empfindung von nicht vllig erwachtem Bewutsein, von
Dsterheit, von Trgheit und Ungefgigkeit in den Gliedern; die schnelle Bewegung ist
beschwerlich, das Nachdenken mhsam.
Aber, siehe, der Kaffee verscheucht dies naturgeme unangenehme Gefhl, dies
Unbehaglichkeit es Geistes und Krpers, fast augenblicklich; wir leben urpltzlich auf.
Nach vollbrachter Tagesarbeit mssen wir, dem Lauf der Natur gem, lstig werden; eine
widrige Empfindung von Schwere und Ermattung in unseren Krper und Geisteskrften
macht uns mimutig, verdrielich und zwingt uns, der ntigen Ruhe und dem Schlafe uns zu
berlassen.
Diese Verdrossenheit und Trgheit, diese unangenehme Ermattung des Geistes und Krpers
beim natrlich herannahenden Schlafe verschwindet schnell vor diesem arzneilichen Trank,
und eine Entschlferung, eine knstliche Munterkeit, ein der Natur abgetrotztes Wachen
tritt ein.
Um zu leben, bedrfen wird Nahrungsmittel, und siehe, die Natur zwang uns, sie zu suchen
und das Verlorene zu ersetzen, durch den Hunger, ein nagendes, beschwerliches Gefhl im
Magen, ein folterndes Verlangen nach Speisen, eine znkische Verdrielichkeit, eine
Frostigkeit, Ermattung etc.
Nicht weniger beschwerlich ist das Gefhl des Durstes, und doch nicht weniger eine
heilsame Veranstaltung der Natur. Auer der schmachtenden Sehnsucht nach Flssigkeiten,
die unser Krper zum Ersatze bedarf, qult uns eine Trockenheit des Schlundes und Mundes,eine trockne Hitze des ganzen Krpers, die einigermaen den Oden beengt, eine Unruhe etc.
Wir trinken Kaffee und siehe! wir fhlen nun wenig oder nichts mehr von den peinlichen
Empfindungen des Hungers, noch von der ngstlichen, schmachtenden Empfindung des
Durstes. Echte Kaffeetrinker, vor allem die, des Glcks, durch Bewegung in freier Luft von
Zeit zu Zeit wieder von den Nachteilen dieses Getrnks genesen, beraubten
Kaffeetrinkerinnen wissen wenig mehr von wahrem Hunger und Durst. Der Krper wird hier
um seine Nahrung und sein Getrnk betrogen und die Hautgefe werden zugleich
widernatrlich gezwungen, so viel Feuchtigkeit aus der Luft einzusaugen, als zumunumgnglichen Lebensbedarf gehrt. Die konfirmierten Kaffeetrinker lassen weit mehr
Harn, als sie trinken. Die natrlichen Anforderungen der Natur mssen schweigen. (So nhrt
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man sich allmhlich [Dank seis dem Gttertranke!] dem Zustand der seligen Geister dort
oben; ein wahrer Anfang der Verklrung schon hienieden.)
Nach Sttigung mit Speisen versah der allgtige Erhalter aller lebenden Wesen den
gesunden Menschen mit unangenehmen Gefhlen bei der Bewegung, die uns zu einigem
Stillstand in unseren Geschften, zu einiger Ruhe des Krpers und Geistes zwingen sollten,
damit das wichtige Geschft der Verdauung ungestrt beginnen knne. Eine Trgheit des
Krpers und des Geistes, eine bei der Bewegung entstehende Beengung in der Gegend des
Magens, eine Art unangenehmen Drucks, eine Vollheit und Spannung des Unterleibes etc.
erinnert uns, wenn wir unsere Krfte gleich nach der Mahlzeit anstrengen wollen, an die
jetzt ntige Ruhe und wenn wir die Denkkraft anspannen wollen, entsteht eine Trgheit
der Geisteskrfte, eine Dsterheit des Kopfes, eine Klte der Gliedmaen mit gleichzeitiger
Wrme des Gesichts und das drckende Gefhl im Magen, mit einer lstigen Empfindung
von Anspannung des Unterleibes verbunden, wird um desto unleidlicher, je wahrer es ist,
da die Anstrengung der Geisteskrfte beim Anfange der Verdauung unnatrlicher und
schdlicher als selbst die Krperanstrengung ist.
Diese Lstigkeit des Geistes und des Krpers und das lstige Gefhl im Unterleibe nach der
Mahlzeit, ttet der Kaffee. Die feineren Schwelger trinken ihn gleich nach der Mahlzeit und
sie erreichen diese naturwidrige Wirkung im hohen Mae. Sie werden heiter und es ist ihnen
so leicht, als htten sie ihren Magen wenig oder gar nicht angefllt.
Nicht weniger hat der weise Einrichter unserer Natur durch widrige Gefhle uns zur
Ausleerung der abgesonderten Exkremente zu ntigen gesucht. Es entsteht eine unleidlichengstlichkeit mit einem nicht weniger unangenehmen Drange verbunden, wovon alle
angenehmen Gefhle des Lebens gehindert und gleichsam verschlungen werden, bis die
Ausleerung im Gange ist. Anstrengung gehrt unserer Natur nach zur endlichen
Ausscheidung der Exkremente notwendiger Weise.
Aber hierfr hat der raffinierende Geist unseres Zeitalters gesorgt, und auch dieses
Naturgesetz zu eludieren {tuschen, hintergehen} gesucht. Um die, der Ordnung der Dinge
nach, mehrere Stunden bedrfenden Zeit der Verdauung knstlich zu befrdern und zu
beschleunigen, und sich dem ngstlichen, oft langsam steigenden Antriebe zum Stuhlgangezu entziehen, finden unsere nach Genu haschenden und widrige Gefhle kindisch
scheuenden Zeitgenossen ihr Heil im Kaffee. Die durch Kaffee (whrend seiner
Anfangswirkung) zur schnellen aufeinander folgenden wurmfrmigen Bewegung angeregten
Gedrme drcken ihren, auch nur halb verdauten Inhalt geschwinder nach dem After zu und
der Schwelger glaubt, ein kstliches Verdauungsmittel gefunden zu haben. Nun kann aber
der flssige, zur Nahrung dienende Saft des Speisebreies in dieser kurzen Zeit weder im
Magen zweckmig verndert (verdaut), noch von den absorbierenden Gefen im
Darmkanal hinlnglich aufgesogen werden; die Masse geht daher nun durch die mehr als
natrlich bewegten Gedrme, ohne die volle Hlfte seiner Nahrungsteile dem Krper zu gutegehen zu lassen, noch halbflssig bis zum Ausgange fort. Ein treffliches, die Natur
meisterndes Verdauungsmittel.
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Eben so wird bei der Ausleerung der After zu schnellen Erffnungen und
Zusammenziehungen durch die Anfangswirkung des Kaffees gereizt und der Unrat geht
dnn, fast ohne Anstrengung und fters fort, als bei gesunden, keinen Kaffee genieenden
Menschen.
Diese und mehr naturgemen Schmerzen und widrigen Empfindungen, die zur weisen
Einrichtung unserer Natur gehren, werden von den des Kaffees vermindert und fast
unmerklich gemacht ohne da man die traurigen Folgen davon wahrnimmt, oder auch nur
ahnt.
Selbst der Geschlechtstrieb, der in unserem Zeitalter bis zum herrschenden Hauptgenusse
raffiniert wird, macht die Anfangswirkung des Kaffees mehr, als jedes andere knstliche
Mittel, rege. Blitzschnell entstehen wollstige Bilder bei miger Veranlassung, und die
Erregung der Geschlechtsteile bis zur Ekstase bedarf nur weniger Augenblicke; die Ergieung
ist fast unaufhaltbar. Zehn bis fnfzehn Jahre zu frh wird der Geschlechtstrieb schon imzartesten, unreifen Alter bei beiden Geschlechtern durch Kaffee erregt; seine
Verfeinerung*), die auf unsere Moralitt und Mortalitt den sichtbarsten EInflu hat der
hieraus fleienden frhen Impotenz hier nicht zu gedenken.
*******
Bei einer Person von vorzglich reizbarem Temperament, oder die schon durch hufigen
Kaffeegenu und Stubensitzen entnervt worden, leuchten die bisher erzhlten Wirkungen in
noch weit grellerem Licht. Allen bei diesen Personen durch Kaffee erregten
Krperumstimmungen und Gefhle sieht dann jeder Unbefangene das Unnatrliche, das
berreizte an. Eine bertriebene Empfindsamkeit, oder eine Lustigkeit, die oft weit ber die
Natur des Gegenstandes geht, eine bis ins Konvulsivische {bis zum Letzten} gehende
Zrtlichkeit, eine bertriebene Wehmut, ein nicht vllig vom Verstande gezgelter Witz, eine
strkere Verziehung der Gesichtsmuskeln bis zur Karikatur, wo nur ein Lcheln, ein kleiner
Spott, eine mige Betroffenheit, eine mige uerung von Schwermut oder Mitleid
stattfinden sollte.
Selbst die Muskeln des brigen Krpers zeugen dann von unnatrlicher, bertriebener
Regsamkeit - alles ist Leben, alles ist in Beweglichkeit (wenn auch wenig Veranlassung dazu
da ist) innerhalb der ersten Stunden nach dem Genusse eines starken, oder (der oft
unrichtigen Weltsprache hier nachgeredet) guten Kaffees. Die Ideen und die Bilder der
Phantasie laufen in gedrngten Reihen und beschleunigterem Strome vor dem Sitze der
Vorstellung und Empfindung im Gehirne vorber . ein knstlich beschleunigtes, knstlich
erhhtes Leben!
*) Genu! Genu! ruft unser Zeitalter schneller, ununterbrochener Lebensgenu, selbst auf Kosten allerRcksichten und erreicht seinen Zweck ziemlich durch diesen Leben beschleunigenden, Leben vergeudendenTrank.
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Im natrlichen Zustand bedarf der Mensch einiger Anstrengung, um sich auf etwas lang
Vergangenes deutlich zu besinnen; gleich nach dem Kaffee springt uns der Gedchtnisvorrat,
so zu sagen, auf die Zunge und oft ist Plauderhaftigkeit, voreiliges Geschwtz und
Entschlpfung der Dinge, die wir nicht sagen sollten, die Folge.
Durchaus fehlt Ma und Ziel. Der kalte, berlegte Ernst unserer Vorfahren, die solide
Festigkeit des Willens, der Beschlsse und Urteile, die Ausdauer der nicht schnellen, aber
krftigen, dem Zwecke angemessenen Bewegungen des Krpers, die sonst den
ursprnglichen Nationalcharakter der Deutschen bezeichnete- dies ganze hehre Urgeprge
unserer Abkunft, schwindet vor diesem arzneilichen Tranke, und geht in bereilte
Erffnungen, voreilige Entschlieungen, unreife Urteile, Leichtsinn, Vernderlichkeit,
Schwatzhaftigkeit, Wankelmut, flchtige Beweglichkeit der Muskeln ohne ausdauernden
Nachdruck und in theatralischen Anstand ber.*)
Ich wei wohl; um in Phantasien zu schwelgen, um leichtfertige Romane und leichtespielende, witzige Dinge zu dichten, mu der Deutsche Kaffee trinken die deutsche Dame
bedarf starken Kaffee, um geistreich und feinfhlig in Modezirkeln zu glnzen. Der
Balletttnzer, der Improvisator, der Gaukler, der Taschenspieler, der Gaudieb und der
Pharobankhalter bedarf notwendig Kaffee, so wie der modige Musikvirtuose zu seiner
schwindelnden Geschwindigkeit und der allgegenwrtige Modearzt, wenn er neunzig
Krankenbesuche in einen Vormittage durchflattern will. Man berlasse diesen Leuten ihr
unnatrliches Reizmittel samt den Folgen daraus fr ihre Gesundheit und das Wohl der
Menschen!
Aber soviel ist wenigstens gewi: - auf dem ganzen Erdrunde htte der raffinierteste
Lebemann, der studierteste Lebensverschwender, auer dem Kaffee**) kein ditetisches
Arzneimittel ausfindig machen knnen, was unsere gewhnlichen Empfindungen auf einige
Stunden in lauter angenehme umzuschaffen, auf einige Stunden in uns eine mehr jovialische,
selbst petulante Heiterkeit, einen lebhafteren Witz, eine ber unser Temperament gehende,
lodernde Phantasie zu erzeugen, die Bewegung unserer Muskeln bis zum Zittern zu
beschleunigen, den gewhnlichen ruhigen Gang unserer Verdauungs- und Ausscheidungs-
organe in Doppelschritt zu setzen, den Zeugungstrieb in fast unwillkrliche Regung zu
erhalten, die wohlttige Qual des Hungers und Durstes zu schweigen, von den mdenGliedern den seligen Schlaf zu entfernen und eine Art von Munterkeit selbst dann zu
erknsteln im Stande gewesen wre, wenn die ganze Schpfung unserer Hemisphre ihrer
Bestimmung, der erquickenden Ruhe im stillen Schoe der Nacht, geniet.
*) Wer wei, welche ditetische Entnervung machte, da die Wunder der heldenmchtigen Tugenden der
Vaterlandsliebe, der Kindesliebe, der unverbrchlichen Treue, der unerschtterlichen Rechtschaffenheit und
Pflichterfllung (bekannte Attribute unserer Vorzeit) in unseren Tagen fast smtlich in kleinlichen egoismuszusammenschrumpften? Auch die ihnen gegenberstehenden, von Strke des Geistes und Krpers zeugenden,
einzelnen heldenmigen Verbrechen des Mittelalters und des hheren Altertums habe sich jetzt, (durch
welche ditetische Entnervung?), in feine Rnke, verdeckte Betrgereien und berlistungen zersplittert, auf
Myriaden von Individuen verteilt bedenklich dem unbefangenen Erdbrger fr jeden seiner Schritte! Odersollte eine einzige Bombe schdlicher sein, als eine Million unsichtbar ausgelegter Fuangeln?
**) und gewissermaen dem Tee
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So bermeistern wir die weise Einrichtung unserer Natur; ab er ni ch t ohn e Sc ha de n!
Wenn die erste, flchtige Wirkung des Kaffees nach einigen Stunden verschwunden ist, so
erfolgt allmhlich der entgegengesetzte Zustand, di e Nach wi rku ng. Je auffallender erstere
war, desto merkbarer und unangenehmer ist die letztere.
Es hat zwar nicht jeder Mensch so viel Nachteile wie der andere vom Mibrauche eines
solchen arzneilichen Tranks, wie der Kaffee ist.
Unsere Krper sind so vortrefflich eingerichtet, da, we nn wi r nu r im b ri ge n ei ne
na tu rg em e Le be ns ar t f hr en , einige nicht allzu groe Fehler in unserer Dit ziemlich
unschdlich werden.
So geniet z.B. der Tagelhner und Bauer den an sich so schdlichen Branntwein in
Deutschland fast alle Morgen; nimmt er ihn aber nur in kleiner Portion zu sich, so wird er oft
ziemlich alt dabei. Seine Gesundheit leidet wenig. Seine gute Natur und seine brigens
gesunde Lebensart berwindet die Nachteile dieses Gesffs fast ohne Ahndung.
Trinkt der Vater einer Tagelhner- oder Bauerfamilie nun statt des Branntweins ein paar
Tassen dnnen Kaffees, so geschieht dasselbe. Sein robuster Krper,s eine angestrengte
Gliederbewegung und die Sttigung mit freier Luft, die er sich tglich gibt, verscheucht die
Nachteile dieses Gesffs, und seine Gesundheit leidet wenig oder nichts davon.
Ungleich merkbarer aber werden die Nachteile des Kaffees, wo diese gnstigen Umstnde
nicht zu Hilfe kommen.
********
Der Mensch kann freilich bei einer bloen Beschftigung im Hause selbst in der Stube
selbst bei fteren Sitzen in der Stube und bei schwchlichen Krper, eine Art von Gesundheit
genieen, wenn er nur in anderen Rcksichten seinem Zustande gem lebt. Bei migem
Genu blo leicht verdaulicher, milder, simpler, blo nahrhafter, fast ungewrzter Speisen
und Getrnke, bei weiser Migung der Leidenschaften und bei fterer Lufterneuerung des
Wohnzimmers, geniet auch das weibliche Geschlecht, ohne starke Krperbewegung, *)
eine Art von Gesundheit, die zwar durch uere Veranlassungen leicht Ansto leidet, aberbei ihrer Vermeidung doch ein miger Grad von Gesundheit genannt werden kann. Bei
diesen Personen ist die Wirkung aller krankmachenden Substanzen, das ist, aller Arzneien,
weit auffallender und strker, als bei robusten, an Arbeit in freier Luft gewhnten Personen,
die auch sehr schdliche Dinge ohne sonderlichen Nachteil vertragen knnen.
Jene schwchlichen Stubenbewohner fhren auf der niederen Stufe ihrer Gesundheit ein, ich
mchte sagen, nur halbes Leben; alle ihre Empfindungen, ihre Ttigkeit, ihre Lebensver-
richtungen sind etwas schwcher, und sie greifen begierig nach einem Tranke, der ihre
Lebensttigkeit und das Gefhl ihrer Existenz auf etliche Stunden so mchtig exaltiert
*) unter diesen Umstnden, sogar der Gefangene.
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unbekmmert ber die Folgen und die Nachwirkung dieses Palliativs.
Diese Nachwirkung ist ihrem Zustande vor dem Genusse des Kaffees hnlich, nur etwas
strker.
Wenn die wenigen Stunden der obbeschriebenen Anfangswirkung dieses arzneilichenTranks, jener Inbegriff exaltierter, knstlicher Lebensttigkeit, verschwunden ist, so schleicht
allmhlich eine ghnende Schlfrigkeit und grere Unttigkeit herbei, als die des
gewhnlichen Zustandes, die Beweglichkeit ihres Krpers wird etwas schwieriger als
ehedem, die berheiterkeit der vorigen Stunden geht nun in Stumpfsinn ber. Ward
whrend der ersten Stunden nach dem Kaffeetrinken die Verdauung und der Abgang der
Exkremente knstlich beschleunigt, so verschlieen sich nun die Blhungen schmerzhaft in
den Drmen und der Abgang der Exkremente wird schwieriger und langsamer, als im vorigen
Zustande. Hatte sie der Kaffee in den ersten Stunden mir einer wohlbehaglichen Wrme
durchdrungen, so verfliegt nun allmhlich dieser erknstelte Lebensfunke, sie werden frostigund Hnde und Fe werden kalt. Alle ueren Gegenstnde werden ihnen nun weniger
angenehm als vorher. Mimutiger als gewhnlich, werden sie nun mehr zu rgernis geneigt.
Ihr vom Kaffee in den ersten Stunden aufgeregter Geschlechtstrieb wird nun um desto klter
und matter. Eine Art bald befriedigten Heihungers tritt an die Stelle des gesunden
Verlangens nach Nahrung und doch beschweren Essen und Trinken ihrem Magen und Kopf
mehr, als zuvor. Sie haben mehr Mhe den Schlaf zu erhaschen, als ehedem, und der Schlaf
ist matter, als da sie noch keinen Kaffee kannten, und beim Erwachen sind sie schlfriger,
unmutiger, trbsinniger als gewhnlich.
Aber, siehe! schnell vertreibt der erneute Genu dieses nachteiligen Palliativs, alle diese
bel, - ein neues, knstliches Leben tritt ein - nur auf etwas krzere Zeit, als das erste Mal,
und so wird seine Wiederholung immer fters ntig, oder der Trank mu immer strker
bereitet werden, wenn er wieder auf einige Stunden das Leben aufreizen soll.
Hierdurch entartet der Krper der Stubenbewohner nur um desto mehr. Die Nachteile der
Nachwirkung dieses arzneilichen Trankes greifen weiter um sich, und gehen tiefer mit ihrer
Wurzel, als da selbst eine ftere oder strkere Wiederholung desselben Palliativs, sie, auch
nur auf wenige Stunden, wieder verwischen knnte.
Die Haut wird im Allgemeinen nun empfindlicher gegen Klte, ja selbst gegen nicht kalte,
freie Luft, die Verdauung wird beschwerlicher, der offene Leib zgert mehrere Tage, die
Blhungen verbreiten eine ngstlichkeit und erzeugen eine Menge schmerzhafte Gefhle.
Die Hartleibigkeit wechselt nur mit Durchlauf ab, nicht mit gesundem Stuhlgange. Der Schlaf
erfolgt nur mhsam, und ist mehr einem Schlummer hnlich der keine Erquickung gewhrt.
Beim Erwachen ist Dsterheit des Kopfes, schlummernde Phantasie, Langsamkeit des
Besinnens, Unbehilflichkeit der Glieder und eine Freudenlosigkeit, die ringsumher Gottes
schne Natur dem Auge trbt, auffallend. Die wohlttigen Regungen des Herzens, die
warme Menschenliebe, die Dankbarkeit, das Mitleid, der Heroismus, die Strke und der Adel
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der Seele und der Frohsinn gehen in Zaghaftigkeit, Gleichgltigkeit, gefhllose Hrte,
Wankelmut, Grmlichkeit ber.
Der Kaffeetrank wird fortgesetzt, und die Empfindeleien wechseln immer mehr mit
Gefhllosigkeit, voreilige Entschlsse mit Unentschlossenheit, aufbrausende Geznke mit
feiger Nachgiebigkeit, Freundschaftsgrimassen mit neidischer Heimtcke, vorberfliegendes
Entzcken mit Freudenlosigkeit, grinsendes Lcheln mit Weinerlichkeit ab Zeichen des
immerwhrenden Schwankens zwischen Gereiztheit und Erschlaffung des Geistes und des
Krpers.
Es wrde mir schwer werden, all die bel zu zeichnen, die unter dem Namen, teils der
Schwchen, teils der Nervenbeschwerden und chronischen Krankheiten, unter dem
Kaffeegenu umherschleichen, die Menschheit entnerven und an Geist und Krper entarten.
Doch mu man nicht whnen, als trfe es jede der genannten blen Folgen jedenKaffeeschwelger im gleichen Grade! Nein, der eine leidet mehr an diesem, ein anderer mehr
an jenem Symptom der Nachwirkung des Kaffees. Meine Zeichnung umfat das ganze
Geschlecht der Kaffeetrinker; ihre smtlichen Leiden aus dieser Quelle reihe ich hier an
einander, wie sie nach und nach zu meiner Kenntnis gelangten.
Das palliative Wohlgefhl, welches der Kaffee durch die feinste Faser auf einige Stunden
verbreitete, lt zur Nachwirkung eine ausnehmende Aufgelegtheit zu schmerzhaften
Gefhlen zurck, immer mehr und mehr, je lnger, je fter, je strker, und in je grerer
Menge der Kaffee getrunken ward.
Schon geringe Anlsse (die auf einen Gesunden, an Kaffee nicht Gewhnten, fast nicht den
mindesten Eindruck machen) erregen der Kaffeeschwester Migrne, ein fteres, oft
unertrgliches, vorzglich nchtliches Zahnweh mit Gesichtsrte und endlich
Backengeschwulst ein schmerzhaftes Ziehen und Reizen in verschiedenen Teilen des
Krpers, auf der einen Seite des Gesichts, oder bald in diesem, bald in jenem Gliede. *) Der
Krper ist vorzglich aufgelegt zum Rotlauf (Rose), teils an den Unterschenkeln, (daher oft
alte Fugeschwre), teils (beim Sugen) an den Brsten, oder auf der Hlfte des Gesichts.
Bangigkeiten und fliegenden Hitze sind ihre tglichen Beschwerden und das nervende
halbseitige Kopfweh ihr Eigentum. **)
*) Dieses von Kaffee und seiner Nachwirkung und bei seinem ununterbrochenen Fortgebrauche erregteziehende Reien in den Gliedern ist nicht in den Gelenken, sondern von einem Gelenk bis zu dem anderen. Es
scheint mehr im Fleische oder dem Zellgewebe, als in den Knochen zu sein, ohne Geschwulst, oder sonst
verndertes uere und fast ohne Schmerzhaftigkeit beim Berhren. Unsere Nosologien kennen es nicht.**) Von der obgedachten Migrne, welche blo nach einer gegebenen Veranlassung, einer rgernis, einer
Magenberladung, einer Verkltung, etc. gewhnlich schnell und zu allen Zeiten des Tages erscheint, weichtdas sogenannte nervliche halbseitige Kopfweh gnzlich ab, Dieses entsteht frh, bald oder gleich nach dem
Erwachen und steigt allmhlich. Der Schmerz ist fast unertrglich, oft brennender Art, auch die uerenKopfbedeckungen sind unleidlich empfindlich und bei der geringsten Berhrung schmerzhaft. Krper und
Geists scheinen unleidlich empfindlich. Dem Ansehen nach kraftlos, suchen sie sich eine einsame, mglich
dunkle Stelle, wo sie, um das Tageslicht zu vermeiden, mit verschlossenen Augen ein einer Art von wachendemSchlummer zu bringen, gewhnlich auf einem im Rcken erhhten Lager, oder einem gelehnten Sitze, ganz
unbewegt. Alle Art von Bewegung, alles Gerusch vermehrt ihre Schmerzen. Sie vermeiden zu reden, oder die
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Bei migen Ditfehlern und unangenehmen Leidenschaften entstehen schmerzhafte Brust-,
Magen- und Unterleibsbeschwerden, (unter dem unechten Namen Krmpfe bekannt) Die
Monatszeit erfolgt nicht ohne Wehen, hlt keine genaue Ordnung mehr, oder es erfolgt doch
des Blutes weniger, endlich ganz wenig; es erscheint wssrig oder schleimig; weier Flu
(gewhnlich beiender Art) nimmt fast die ganze Zeit von einem Monde bis zum anderenein, oder tritt ganz an die Stelle des Blutflusses oft wird der Beischlaf schmerzhaft. Die
erdfahl gilbliche, oder doch ganz blasse Gesichtsfarbe, das matte Auge mit blauen Ringen
umher, die blauen Lippen, das schlaffe Fleisch, die welken Brste sind uere Zeugen dieses
elenden verborgenen Zustandes. Zuweilen wechselt die fast versiegenden Monatszeit mit
bedeutenden Mutterblutstrzen ab. Bei Mannspersonen schmerzhafte Blutaderknoten
{Hmorriden} am After und nchtliche Samenergieungen. Bei beiden Geschlechtern
verlscht allmhlich die Zeugungskraft. Die naturgeme gewaltige Energie eines
gesunden Menschenpaares im Beischlafe wird zur nichtswrdigen Bagatelle. Impotenz bei
beiden Geschlechtern und Unfruchtbarkeit; Unfhigkeit ein Kind zu sugen. das Scheusalder Natur, das hohlugige Gespenst der Onanie, versteckt sich hauptschlich hinter dem
Kaffeetische (wiewohl die schwelgende Leserei petulanter {launisch} Romane,
Gedchtnisanstrengung, bse Gesellschaft und sitzenden Krperunttigkeit in dumpfer
Stubenluft auch das Ihrige dazu beitragen.).
Wenn der hufige Genu des Kaffees in seiner Nachwirkung den Krper zu allen Arten von
widrigen Gefhlen und den empfindlichsten Schmerzen hchst aufgelegt zurcklt, so wird
es begreiflich, wie er mehr als jede andere bekannt, schdliche Substanz eine groe Neigung
zum Knochenfrae erzeugt. Von keinem Ditfehler { gr. Diaita Lebensfhrung/Lebensweise} gehen die Zhne leichter und gewisser in Fulnis, als vom Kaffeeschwelgen.
Blo Kaffee (nchst Gram und Quecksilbermibrauch) zerstrt die Zhne in der
geschwindesten Zeit. *) Stubenluft und (vorzglich nchtliche) Magenberladungen tragen
das Ihrige dazu bei. Indes ist Kaffee ganz allein im Stande, diese unersetzliche Zierde des
Mundes, dieses unentbehrliche Hilfsorgan einer deutlichen Sprache und einer innigen
Mischung der Speisen mit dem verdauenden Speichel in kurzer Zeit zu vernichten, oder doch
schwarz und gelb zu machen. Der Verlust der vorderen (Schneide-) Zhne ist hauptschlich
dem Kaffeemibrauch eigen.Wenn ich den wahren Winddorn ausnehme, so entsteht fast
kein einziger Knochenfra bei Kindern (wenn sie nicht mir Quecksilber mihandelt worden)aus einer anderen Ursache, als vom Kaffee **). Auch andere, langweilig sich ffnende,
tiefliegende Fleischgeschwre mit enger ffnung sind oft einzig das Resultat des Kaffees bei
Kindern.
Reden Anderer anzuhren. Der Krper ist ohne Schauder, klter als gewhnlich; vorzglich die Hnde und dieFe sind sehr kalt. Alles ist ihnen zuwider, am meisten aber Essen und Trinken, denn eine ununterbrochene
belkeit verhindert sie, etwas zu sich zu nehmen. In schlimmen Fllen steigt die belkeit bis zum
Schleimerbrechen, aber solchen wird der Kopfschmerz dadurch gelindert. Der offene Leid fehlt. DieserKopfschmerz vergeht fast nie vor Abend; in sehr schlimmen Fllen habe ich ihn 36 Stunden dauern sehen, so
da er erst den folgenden Abend verschwand. In leichteren Fllen verkrzt sein ursprnglicher Erzeuger,starker Kaffee, seine Dauer palliativ, das ist, so, da der Krper um desto geneigter wird, ihn in noch krzerer
Zeit wieder hervorzubringen. Seine Wiederkehr ist unbestimmt, in 14 Tagen, drei, vier Wochen, etc. Er kommt
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berhaupt wirkt der Kaffee am verderblichsten auf Kinder; je zarter sie sind, desto mehr. Ob
er gleich vor sich die wahre Rachitis (englische Krankheit, Verknpfung, doppelte Glieder)
nicht erzeugt, sondern nur in Verbindung mit ihren eigentlichen Erzeugungsursachen,
(Nahrungsmittel aus ungegohrenen Gewchssubstanzen und dumpfer, feuchter Stubenluft)
dieselbe beschleunigt, so erregt er doch ganz allein bei kleinen Kindern, auch bei brigensgesunden Nahrungsmitteln und gesunder Luft, eine nicht viel weniger traurige Kinderhektik.
Ihre Farbe wird bleich, ihr Fleisch ganz welk. Sie lernen erst nach langer Zeit etwas gehen,
aber ihr Gang ist schwankend, sie fallen sehr leicht und wollen immer getragen sein. Die
Sprache ist lallend. Sie verlangen viel und mancherlei und genieen doch wenig, Die
Drolligkeit, Vergngtheit und Munterkeit, die den Charakter des Kindesalters ausmachen,
wird zur schlaffen Mutlosigkeit; nichts macht ihnen Freude, nichts macht sie zufrieden; aus
allem blickt ein nur halbes Leben hervor. Sie sind sehr schreckhaft und furchtsam. Durchlauf
wechselt mit Hartleibigkeit. Auf ihrer Brust rchelt beim Atemholen ein zher Schleim,
vorzglich im Schlafe, den kein Husten ablst; sie haben es immer, wie man sagt, auf derBrust. Die Zhne kommen sehr schwierig und mit vielen, auch konvulsivischen Beschwerden
sehr unvollkommen hervor und fallen verfault wieder heraus, ehe noch die Zeit des
Wechsels kommt. Gewhnlich und die meisten Abende, kurz vor dem Schlafengehen, auch
wohl erst beim Niederlegen, bekommen sie Rte und Hitze auf einer oder beiden Wangen.
Sie schlafen nur halb, werfen sich herum in der Nacht, verlangen sehr oft zu trinken,
schwitzen dann nicht nur an der Stirne sondern auch in den Kopfhaaren, vorzglich am
Hinterkopfe und weinen im Schlafe. Alle Krankheiten berstehen sie schwierig und die
Erholung ist sehr langsam und unvollkommen.
Hufig sind sie einer schleichenden Augenentzndung ausgesetzt, nicht selten mit einem
Ausschlag im Gesicht vergesellschaftet, wobei eine sonderbare Erschlaffung der oberen
Augenlider verkommt, so da sie unvermgend sind, die Augen zu ffnen, auch wenn die
Rte und Geschwulst der Augenlider nur mig ist. Diese Art, oft mehrjhriger
Augenentzndung, wobei sie unter immerwhrender Grmlichkeit und Weinerlichkeit, oft
auf dem Gesicht liegen, oder doch sonst im Dunkeln sich verbergen, immer im Liegen oder
Krummsitzen; diese Augenentzndung, sage ich, greift vorzglich die Hornhaut an, berzieht
sie erst mir roten Adern und zuletzt mit dunklen Flecken, oder es entstehen Blschen und
kleine Geschwrchen darauf, die die Hornhaut oft tief ausfressen und Blindheit drohen.
Diese Augenentzndung und jenes Rcheln auf der Brust und andere der obigen
Beschwerden, befallen sogar Suglinge, die sonst nichts als die Muttermilch genieen, wenn
ganz ohne nchste Veranlassung, ganz unvermutet; auch in der Nacht vorher findet der Kranke selten Zeichen
des am Morgen bevorstehenden nervlichen Kopfwehs.
Nie habe ich ihn auer bei wahren Kaffeetr inkern gesehen.*) untrgliche Beobachtungen haben mich hiervon berzeugt.**) Aus solchen (unter hohen, harten, blulich roten Hauswlsten versteckten) Knochengeschwren siebert
[sickert} ein eiweihnlicher Schleim, mit einigen ksigen Teilen gemischt. Der Geruch ist sehr mig. Die
Schmerzen an der leidenden Stelle sind sehr stechend, Die brige Krperbeschaffenheit ist dann ein reinerAbdruck der Kaffeehektik.
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die Mutter auer Stubenluft viel Kaffee geniet. Wie durchdringend mu die Schdlichkeit
dieses arzneilichen Tranks sein, da sogar der Sugling davon leiden mu!
Nchst den Kindern wirkt der Kaffee am schlimmsten, wie gesagt, auf das weibliche
Geschlecht und die Gelehrten, deren Beschftigung im Sitzen und deren Aufenthalt in
Stubenluft ist. Die sitzenden Handwerker schlieen sich an letztere beiden an.
*******
Die Nachteile des Kaffees werden, wie schon oben erwhnt, am wirksamsten durch groe
Ttigkeit und viel Bewegung in freier Luft vermindert aber nicht auf Dauer.
Einige Personen finden auch, gleichsam wie vom Instinkt getrieben, eine Art von Gegengift
des Kaffees im Genusse geistiger Getrnke. Man kann ihnen auch einige Gegenwirkung nicht
absprechen. Indes sind dies neue Reizmittel ohne Nahrungskraft, das ist, ebenfalls
arzneiliche Substanzen, die, wenn sie als Ditartikel tglich verschluckt werden, wieder
andere Nachteile hinterlassen, und doch die Schndlichkeit des Kaffees nicht ungeschehen
machen knnen, - neue knstliche Lebensbeschleunigungen mit krankhaften Folgen hinter
sich, obgleich von anderer, verwickelterer Natur.
Die Entwhnung vom Kaffee *) bleibt die Haupthilfe gegen seine so schleichenden als
tiefgreifenden Nachteile, und die fernere Genesung pflegt Krperbung in freier Luft zu
befrdern. Ist Krper und Geist aber zu tief gesunken, so gibt es einige hilfreiche Arzneien,
denen Anfhrung jedoch hier am unrechten Orte stehen wrde, da ich nicht fr rzte
schreibe. Wenn ich den tglichen Gebrauch des Kaffeetranks als hchst nachteilig schildere,und wenn ich nach einer vieljhrigen Beobachtung und Erfahrung zeige, da er die Energie
unseres Krpers und Geistes erschlafft und verwelkt, so wird man mir das Prdikat
arzneilicher Trank, welches ich dem Kaffee ohne Widerrede geben mu, als Einwurf
entgegensetzen.
*) Eine starke Angewhnung an Kaffee ist, vorzglich bei schwchlichen Personen, nicht gar leicht
abzuschaffen. Ich pflege meine Kranken von der dringenden und unentbehrlichen Notwendigkeit diese
Abgewhnung zuerst lebhaft zu berzeugen. Wahrheit, die aus sichtlichen Erfahrungen strahlt, verfehlt wohlselten des Zwecks berzeugung verfehlt ihn fast nie, wenn sie aus dem menschenliebenden Herzen eines
Arztes strmt, der, seiner guten Sache selbst gewi, selbst innig durchdrungen von der Wahrheit seiner Stze
ist. Nichts wehrt ihnen den Eingang, kein Privatinteresse des Redners ist denkbar; blo reiner Gewinn aufSeiten des berzeugten.
Ist dieser Zweck erreicht, (ob dies sei, sieht der Menschenkenner an jeder Miene), so lasse man aller drei, vierTage eine Tasse Kaffee abbrechen und die letzte Frhtasse noch acht Tage forttrinken, bis man endlich auch
diese entweder auf einmal wegsetzen, oder noch acht Tage, einen Tag um den anderen, forttrinken lt, nachBeschaffenheit der Umstnde.
Hat man Personen, auf die man sich verlassen kann, so ist die Sache binnen vier Wochen zu Stande. Sollte aberdie den Sklaven des Kaffees eigenen Schwachherzigkeit und Wankelmtigkeit die Ausfhrung schwierigmachen, oder der gar zu schwchlichen Gesundheit eine solche Entbehrung allzu empfindlich fallen, so tut man
wohl, fr jede angebrochene Tasse Kaffee eine Tasse Tee trinken zu lassen, bis nach acht Tagen blo Tee (ein
hnliches, aber minderes bel) brig bleibt, der dann, weil er noch keine lang angewhnte Sache ist, sichleichter vermindern lt, bis zuletzt nichts mehr brig bleibt, als etwa frh ein paar Tassen warme Milch, stattallen Kaffees und Tees.
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Arzneien sind ja heilsame Dinge, spricht der Ununterrichtete. Sie sind es; aber nur unter
unerllichen Bedingungen. Blo wenn die Arznei auf den Fall pat, so ist sie heilsam. Nun
pat aber auf Gesundheit gar keine Arznei und eine Arznei zum Getrnke im gesunden,
gewhnlichen Leben zu nehmen, ist ein schdliches Beginnen, ein Widerspruch in sich selbst.
Ich verehre die medizinischen Krfte des Kaffees, wenn er am rechten Orte arzneilich
angewendet wird, eben so sehr, als die jedes anderen Medikaments. Nichts ist berflssig
unter den Geschpfen Gottes; alle sind zum Heile der Menschen geschaffen, die
wirksamsten vorzglich, dergleichen, ausgezeichnet, der Kaffee ist.
Aber man hre mich!
Jede einzelne Arznei bringt einige, ihr ausschlielich eigentmliche, besondere
Vernderungen im menschlichen gesunden Krper hervor. Wei man diese und wendet das
Medikament in Krankheitsfllen an, die eine fast bereinstimmende hnlichkeit mit denVernderungen haben, die die Arznei vor sich selbst (im gesunden Krper) zu erzeugen im
Stande ist, so erfolgt grndliche Heilung. Diese Anwendung der Arznei ist die ku rative; die
einzig zuverlssige in langwierigen Krankheiten.
Unter dieser Kraft einer Arznei, den menschlichen Krper auf eine ihr eigentmliche Weise
zu verndern, verstehe ich ihre Vor-oder Anfangswirkung. Ich habe schon oben gesagt, da
die anfngliche Wirkung einer Arznei (whrend einiger Stunden nach ihrer Einnahme) das
gerade Gegenteil von ihrer Nachwirkung, oder dem Zustand ist, in welchem sie den Krper
zurcklt, so bald ihre erste Wirkung vorber ist.
Ist nun die Anfangswirkung einer Arznei gerade das Gegenteil von dem krankhaften
Zustande des Krpers, den man eben heilen will, so ist ihre Anwendung palliativ {lat.
verbergen, verhllen}. Es erfolgt fast augenblicklich Besserung, - aber nach mehreren
Stunden kommt das bel wieder und steigt hher, als es vor dem Gebrauche des Mittels
war; die der ursprnglichen Krankheit hnliche Nachwirkung des Medikaments verstrkt
erstere. Eine erbrmliche Kurierart, wenn ein langwieriges bel damit bestritten werden
soll.
Zum Beispiel: Des Mohnsaftes anfngliche Wirkung im gesunden Krper ist die, einenbetubenden, schnarchenden Schlaf zu erregen und seine Nachwirkung das Gegenteil
eine Schlaflosigkeit. Will nun der Arzt so tricht sein und eine krankhaft, habituelle
Bei dieser Abgewhnung aber mu der Krper unausbleiblich durch tgliche Spaziergnge in ganz freier Luft,
durch Geisteserheiterungen unschuldiger Art und durch dienliche Nahrungsmittel erquickt und gestrktwerden, wenn die Nachteile vom Kaffee verschwinden und die Standhaftigkeit in seiner Entbehrung befestigt
bleiben soll.Und wenn dies alles auf beste besorgt ist, so tut der Arzt, oder ein Freund an seiner Stelle, gleichwohl nicht
bel, sich von Zeit zu Zeit von der echten Bekehrung seines Kranken zu berzeugen und, wo ntig, denSinkenden wieder aufzurichten, wenn die Allgewalt des Beispiels in Gesellschaften ihm zum Wanken bringenwollte.
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Schlaflosigkeit mit Mohnsaft bekmpfen, so verfhrt er palliativ. Der dumme, schnarchende,
keine Erquickung gewhrende Schlaf erfolgt gar geschwind nach dem Mohnsaft, aber seine
Nachwirkung ist, - wie gesagt Schlaflosigkeit, ein Zusatz zu seiner schon habituellen
Schlaflosigkeit, die sich nun verschlimmert. Nach 24 Stunden schlft der Kranke nun noch
weniger, als vor dem Gebrauche des Opiums, es mte denn von letzterem nun noch einestrkere Gabe gegeben werden, deren Nachwirkung eine noch grere Schlaflosigkeit, das
ist, eine Vermehrung des bels ist, welches der trichte Mann heilen zu wollen whnte.
So leistet denn auch der Kaffee eine schlechte palliative Hilfe, wenn man ihn als Arzneimittel,
z.B. bei einer langgewhnten, von Unttigkeit des Darmkanals herrhrenden Hartleibigkeit*)
braucht (wie die meisten rzte hufig verordnen). Seine Vorwirkung ist, wie schon oben
erzhlt, das Gegenteil von diesem Zustande, - er wirkt also hier palliativ und zwar, das erste
Mal oder selten gebraucht, sehr schnell ffnend den Leib, aber die folgenden Tage wird
unter seiner Nachwirkung die Hartleibigkeit nur desto grer. Wollte man diese wieder mit
Kaffee auf gleiche palliative Art vertreiben, so mte man schon etwas mehr trinken oder
ihn strker bereiten lassen, und die habituelle Hartleibigkeit wre doch dadurch nicht
ausgerottet; denn sie kommt bei der immer wiederkehrenden Nachwirkung des Kaffees
hartnckiger zum Vorschein, sobald man mit diesem palliativen Gebrauch des Kaffees
nachlt, oder nur nicht strkere oder ftere Portionen davon reicht, die das bel im Grund
immer mehr verschlimmern und andere herbeiziehen.
Man wird finden, da0 die arzneilichen Entschuldigungen, welche die Kaffeetrinker zur
Beschnigung dieser Gewohnheit anfhren, fast alle auf seine solche palliative Hilfe
hinausgehen, und doch ist nichts gewisser als die Erfahrung, da eine lang fortgesetzte,
palliative Anwendung einer Arznei verderblich, die palliative Anwendung der Arzneien aber
zu Ditsartikeln die verderblichste unter allen ist.
Wenn ich also unter Verabscheuung seines Mibrauchs zum tagtglichen Getrnk die groen
Arzneikrfte des Kaffees preise, so geschieht letzteres blo in der Hinsicht seiner kurativen
Anwendung fr langwierige Beschwerden, die mit seiner Anfangswirkung groe hnlichkeit
haben, **) und seines palliativen Gebrauchs in schnell entstandenen, schnelle Gefahr
drohenden Krankheiten, die mit der Nachwirkung des Kaffees groe hnlichkeit haben.***)
Dies ist der einzige rationelle und weise Gebrauch dieses von hundert Millionen Menschen
zu ihrem Schaden gemibrauchten, von Wenigen gekannten, am rechten Orte uerst
heilsamen arzneilichen Tranks.
*)Wie bei Stubensitzern gewhnlich der Fall ist.
**)z.B. wenn bei einer des Kaffees ungewohnten Person eine (selbst habituelle) Unplichkeit sich findet,zusammengesetzt aus einem fters, unschmerzhaften Abgange weicher Exkremente und einem fteren Drange
dazu, einer widernatrlichen Schlaflosigkeit, berreiztheit und Agilitt und einem Mangel an Hunger und Durst,
doch ohne Verminderung des Wohlgeschmacks an Speise und Trank, da wi rd , da mu der Kaffee binnenkurzem grndlich helfen. So ist er in den oft gefhrlichen Zufllen von einer pltzlichen, groen Freude daszuverlssigste, passenste, kurative Heilmittel, und in einer gewissen Art von Geburtsnachwehen, die mit der
Anfangswirkung des Kaffees viel hnlichkeit haben
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***) Beispiele von der rhmlichen palliativen Anwendung des Kaffees in schnell entstandenen, schnelle Hilfe
erfordernden Krankheiten sind: die Seekrankheit, die Vergiftung mit Mohnsaft bei des Kaffees Ungewohnten,die Vergiftung mit Weiniewurzel, der Scheintod der Ertrunkenen, Erstickten, besonders aber der Erfrorenen,
wie ich mehrmals mit Vergngen erfahren habe.
Auszug aus: Kleine medicinische Schriften von Samuel Hahnemann, Band 2,
Herausgegeben von D. Ernst Stapf, 1829 Dresden/Leipzig, Arnoldschen Buchhandlung
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Zum Kaffee ein Wort Gottes, gegeben an Jakob Lorber (1800- 1864):
4. Kapitel Hinweise zur Dit.
Enthaltsamkeit von allen sauren und gewrzten Speisen und Getrnken und besondersEnthaltsamkeit von Bier und Kaffee.
2] Kaffee aber ist bei weitem das schlechteste, was der Mensch sich aus der Pflanzenwelt zuseinem Genusse erwhlt hat. Diese Frucht ist blo fr Pferde, Esel, Kamele und dergleichen Tieremehr auf der Erde geschaffen und belebt sie und macht ihre Nerven stark. Bei den Menschen aber,die ihn genieen, wirkt diese Feigbohne ganz entgegengesetzt; verdirbt das Blut ungemein,erhitzt die Genitalien, und wenn darauf nicht die alsbaldige Befriedigung erfolgen kann, soentsteht daraus eine vllige Abstumpfung in den reizbaren Teilen des menschlichen Leibes.Und da dieses der Seele viel Mhe macht, solche nur fr das grobe Vieh bestimmten seelischenPotenzen aus dem Leibe zu schaffen, so wird sie mde, trge, nachlssig, oft dster, mrrisch undtraurig. Ich sage euch: Eine Tasse voll mit Zucker verster Mistjauche getrunken, wre dem
menschlichen Leibe bei weitem gesnder als die braune Brandsuppe dieses groben Tierfutters.3] Ich habe euch die Schdlichkeit des Kaffees nun blo deswegen gezeigt, weil Ich es nur zu gutsehe und wei, wie sehr besonders die weibliche Menschheit an diesem Eselsfutter hngt, ihrer Naturaber nicht leichtlich etwas schdlicher ist als eben der Genu dieses Getrnkes! Und es macht auchnicht leichtlich irgend etwas den Leib besonders den weiblichen fr eine heilsame Medizinunempfnglicher als eben dieser Kaffee. Daher soll er auch, besonders whrend einer oder deranderen Krankheit und namentlich bei dieser sonnenhomopathischen Behandlung, allersorgfltigstgemieden werden, weil sonst die Medizin nicht im geringsten wirken knnte.4] So jemand Gift genommen htte, wre aber vorher ein starker Kaffeetrinker und wrde nach demGifte auch eine tchtige Portion Kaffee zu sich nehmen, so wrde dadurch sogar die Wirkung desGiftes gettet.5] So aber der Kaffee solche grelle Wirkung des Giftes, wenn sie nicht zu intensiv ist, zu tten vermag,um wieviel eher die zarte und sanfte seelenspezifische Wirkung der euch nun gezeigten neuen,
sonnenstrahlen-homopathischen Medikamente! Daher ist sich sorgfltig vor solcher Speise zu hten,die gewisserart rger noch als das bekannte Opium die Einwirkung edler und reiner Medikamentehemmt.6] Frische Mehlspeisen, entweder in einer frischen, aus reinem und gesundem Fleisch gewonnenenBrhe oder auch in frischer, guter, nicht zu fetter Milch gekocht, sind mig genossen allenanderen Speisen vorzuziehen. Es knnen aber auch mit Ausnahme der Bohnen und Linsen andere Viktualien genossen werden.7] Grtze aus Trkischweizen, gut gekochter Reis, auch Hirsegrtze knnen, mit obbenannter Brheoder Milch zubereitet, sehr vorteilhaft genossen werden.8] Gut gekochtes und gesundes Fleisch mig genossen schadet auch nicht, nur soll es mitgekochtem Obst, pfeln und Birnen, auch Zwetschgen, genossen werden, und das mig; denn dasFleisch enthlt gleichfort Seelenspezifika grberer und untergeordneter Art. Wenn es aber mit Obstgenossen wird, so werden diese Spezifika gemildert, und es wird solche Speise dem Kranken gut
zustatten kommen.9] Die sogenannten Grnspeisen aber sind wenigstens die Zeit der medizinischen Behandlunghindurch hintanzuhalten, denn die seelischen Nhrspezifika der geniebaren Kruter und Wurzelnsind noch viel unlauterer als die im Fleische der Tiere und sind daher, wie gesagt, hintanzuhalten.10] Diese zweite euch hier angezeigte Art (d.i. die Verwendung groben gesonnten Zuckers) wirkt beirechtem Gebrauch, vollem Glauben und Vertrauen auf Meine ttige Mithilfe so gut wie die erste und istleichter zu bewerkstelligen. Nur braucht sie etwas mehr Zeit; aber das tut ja doch nicht gar soviel zurSache.11] Wer sich die erste Art bereiten kann, ist freilich wohl sicherer daran; ist dies aber nicht leichttunlich, so kann Ich bei rechtem Glauben und Vertrauen die zweite Art ebensogut segnen wie dieerste.12] Ohne Meine Mithilfe wirkt aber ohnehin keine Medizin, auer zum Nachteil und Verderben desLeibes und nachweilig auch oft der Seele!
13] Nchstens von einer dritten Art. 1- 13]