DUHwelt 4/2009

48
DAS MAGAZIN DER DEUTSCHEN UMWELTHILFE 4 2009 Deutsche Autos verbrauchen zu viel Sprit Kohlekraft auf dem Rückzug Netzwerk Lebendige Seen Deutschland gegründet Biodiversitätscheck für alle Gesetze!

description

Aus dem Inhalt: •Biodiversitätscheck für alle Gesetze! •Deutsche Autos verbrauchen zu viel Sprit •Kohlekraft auf dem Rückzug •Netzwerk Lebendige Seen Deutschland gegründet Die Haselmaus begleitet dieses Heft: Der Kobold ist die "unbekannte Tierart" in dieser Ausgabe.

Transcript of DUHwelt 4/2009

Page 1: DUHwelt 4/2009

1welt 4/2009

DAS MAGAZIN DER DEUTSCHEN UMWELTHILFE

4

2009

Deutsche Autos verbrauchen zu viel Sprit

Kohlekraft auf dem Rückzug Netzwerk Lebendige Seen Deutschland gegründet

Biodiversitätscheck für alle Gesetze!

Page 2: DUHwelt 4/2009

2 welt 4/2009

Ihr

Anzeige Rapunzel

Edle SchokoladeDie feinen RAPUNZEL Scho koladen werden nach alter Herstellertradition in der Schweiz gefertigt. Das Geheimnis des wahren Schoko la-den genusses liegt in den wertvollen, fair ge han delten Rohstoffen und der Kunst des Con chie rens. Entdecken Sie un ter den 19 leckeren Sorten ihreRAPUNZEL Lieblings schoko lade. Mehr unter: www.rapunzel.de

RAPUNZEL. Wir machen Bio aus Liebe.

Bio-Pionier seit 1974

Erhältlich in Ihrem

Bio-FachgeschäftBio-Fachgeschäft

HAND IN HAND

OR

GA

N

IC RAPUNZEL FAIR

TR

AD

E

RapunzelSchokoladen1208_DUH_A4.indd 1 27.11.2008 10:54:57 Uhr

Page 3: DUHwelt 4/2009

3welt 4/2009

Auf ein Wort...

Prof. Dr. Harald KächeleBundesvorsitzenderDeutscheUmwelthilfee.V.

Liebe Leserin, lieber Leser,

Edle SchokoladeDie feinen RAPUNZEL Scho koladen werden nach alter Herstellertradition in der Schweiz gefertigt. Das Geheimnis des wahren Schoko la-den genusses liegt in den wertvollen, fair ge han delten Rohstoffen und der Kunst des Con chie rens. Entdecken Sie un ter den 19 leckeren Sorten ihreRAPUNZEL Lieblings schoko lade. Mehr unter: www.rapunzel.de

RAPUNZEL. Wir machen Bio aus Liebe.

Bio-Pionier seit 1974

Erhältlich in Ihrem

Bio-FachgeschäftBio-Fachgeschäft

HAND IN HAND

OR

GA

N

IC RAPUNZEL FAIR

TR

AD

E

RapunzelSchokoladen1208_DUH_A4.indd 1 27.11.2008 10:54:57 Uhr

vor einem Monat hat die Deutsche Umwelthilfe zum vierzehnten Mal den DUH-Umwelt-Medienpreis vergeben. Die Veranstaltung ist mittlerweile ein Pflichttermin für Umweltaktive, Journalisten und Umweltpolitiker. Unter den Laudatoren waren Vorreiter des Umweltschutzes wie Klaus Töpfer und die Bundestagsfraktionsvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen, Renate Künast, unter den Preisträgern Marie-Monique Robin, Autorin eines aufsehenerregenden Films über den Saatgutgiganten Monsanto, und der jüngst ausgeschiedene Präsident des Umweltbundesamtes, Andreas Troge.

Umweltbildung, das wissen wir, ist der Schlüssel für den notwendigen Wan-del unserer Gesellschaften. Nur wer über den Verlust der Artenvielfalt und die Bedrohungen des Klimawandels für unseren blauen Planeten Bescheid weiß, wird sich für nachhaltiges Wirtschaften und ein umweltbewusstes Leben entscheiden.

Die Deutsche Umwelthilfe trägt mit ihren vielfältigen Projekten von den Lebendigen Wäldern und den Lebendigen Flüssen über das Netzwerk Ener-giewende bis hin zur Bundeshauptstadt im Klimaschutz dazu bei, das Be-wusstsein für den Wert und die Zerbrechlichkeit unserer Umwelt zu stärken.

Vom Bewusstsein bis zum konkreten Handeln ist es allerdings oft ein weiter Weg, im Privaten wie im Öffentlichen. Daher hat es sich die Deutsche Um-welthilfe zu einer besonderen Aufgabe gemacht, sich mit den Defiziten in der Umsetzung gut gemeinter Umweltgesetze zu beschäftigen, denn zwischen Anspruch und Wirklichkeit klaffen oft Welten.

Ein Beispiel: Deutschland hat eine anspruchsvolle Strategie zum Schutz der Biodiversität, die Ziele sind gut, aber niemand setzt sie um. Die DUH hat jetzt klare Vorschläge auf den Tisch gelegt, wie der Schutz der Artenvielfalt ganz konkret in die Gesetzgebung einfließen kann.

Auch in diesen Zeiten, in denen vielen nach Rückschau und Besinnlichkeit ist, sind wir gefordert, uns aktiv für Natur und Umwelt einzusetzen. Gut, dass wir die Leserinnen und Leser der DUHwelt dabei an unserer Seite wissen.

Ich wünsche Ihnen frohe Festtage und ein gutes Jahr 2010.

Ihr

Page 4: DUHwelt 4/2009

4 welt 4/2009

INhALt

Seite 13

Seite 8

4

Vögel in Lebensgefahrn Stromfreileitungen sind eine tödliche Gefahr für Vö-gel. Wird es nun immer mehr solcher Gefahrenquellen geben, weil das deutsche Stromnetz ausgebaut werden muss? Es gibt Alternativen.

Neue Plätze für haselhuhn und Alpenbockn Hilfe für die Artenvielfalt in unseren Wäldern ist möglich. Ein vom Mobilfunkunternehmen T-Mobile Deutschland und der Deutschen Umwelthilfe eingerich-teter Naturschutzfonds fördert fünf beispielhafte Pro-jekte. Seltene Tierarten werden davon profitieren.

Seite 10

DUh AKtUeLL6 Längere AKW Laufzeiten? Nichts ist entschieden.

6 „Bildung für nachhaltige Entwicklung“– die zweite Hälfte der UN-Dekade steht vor der Tür

7 Zwei Millionen Tonnen Abfall auf Abwegen

7 Massenjagd auf Singvögel

7 Impressum

Im BLIcKPUNKt 8 Ungeduld und langer Atem – DUH-Umwelt-Medienpreis 2009

NAtURSchUtz 10 Neue Plätze für Haselhuhn und Alpenbock

11 Schutzprogramm für Methusalembäume ist erfolgreich angelaufen

12 Steife Brise über dem Naturpark Soonwald?

13 Vögel in Lebensgefahr

14 Biodiversitätscheck für alle Gesetze

16 Für Fledermäuse geht es ums Überleben

17 Verwirrung ums Eis – Die arktische Eisfläche schwindet

17 Buchtipp: Schreiadler – Vogel ohne Lebensraum

LeBeNDIGe fLüSSe 18 Neues Atomkraftwerk an der Oder?

19 Von der Köcherfliege bis zum Fernerkundungssatelliten

19 Netzwerk „Lebendige Elbe“ zu Gast bei Unilever

20 Ein Sommer für die Flussperlmuschel

20 Jugendliche machen sich fürs Wasser stark

GLoBAL NAtURe fUND22 Tauziehen um den tiefsten Brunnen der Erde Der Baikalsee ist mehrfach bedroht

23 Interview: Die Umweltschützer am Baikal sind selbstbewusster geworden

24 Marion Hammerl ist „Frau des Jahres“

26 Landschaftspflege mit lebenden Zäunen

27 Neue Seenpartner bei Living Lakes: Laguna de Rocha und Albufera-See

28 Gemeinsam Deutschlands Seen schützen

28 GNF-Ratgeber Erben und Vererben

DUh-Umwelt-medienpreisn Eine Journalistin recherchiert drei Jahre lang rund um den Globus für einen Dokumentarfilm. Den Film will eigentlich keiner haben, aber sie macht ihn trotz-dem. Jetzt ist er in vielen Ländern weltweit gesendet worden und das Buch zum Film ist in 16 Sprachen erschienen. Für den Film „Monsanto – Mit Gift und Ge-nen“ erhielt die französische Autorin Marie-Monique Robin den DUH-Umwelt-Medienpreis.

Page 5: DUHwelt 4/2009

5welt 4/2009

INhALt

29 DUh-mARKt

„UNBeKANNte“ tIeRARteN30 Kobold im Haselnussstrauch

eNeRGIe UND KLImA 32 Kohlekraftwerke kippen

InDatteln,MainzundEmdenstehen Bauprojektestill.

34 Deutscher Klimaschutzpreis für Dr. Kurt Rohrig

36 Energielabel – Quo vadis?

37 Intelligenz fürs Stromnetz

KReISLAUfWIRtSchAft38 Chemie im Saft

39 Energiesparlampen müssen korrekt entsorgt werden

39 Bauschaumdosen gehören nicht in den Hausmüll

40 Dritte Mehrweg-Filmpreisverleihung in Berlin

KommUNAL

40 Berlin stellt Solaratlas vor

41 Kommunen als Orte der Nachhaltigkeit

42 Europas Hauptstädte der Biodiversität

43 Gesucht wird die „Bundeshauptstadt im Klimaschutz 2010“

43 Neue Broschüre: Kleine Kommunen groß im Klimaschutz

VeRKehR44 Deutsche Autobauer müssen Sprit sparen

45 Autoklimaanlagen erhitzen die Gemüter

DUh INteRN46 Stressfrei arbeiten

AusderAbteilungvonPolitikundPressederDUH.

Seite 38

chemie im Saftn ITX und kein Ende. Die DUH ist einem Lebensmittel-skandal bei Säften aus Getränkekartons auf der Spur. Trotz eindeutiger Datenlage reagiert Ministerin Aigner unzulänglich. Wie zuvor schon ihr Amtsvorgänger.

n Rechts und links der Oder erstreckt sich das grenz-überschreitende Schutzgebiet Unteres Odertal mit faszinierender Natur auf 60 Kilometern Länge. Ausge-rechnet hier, nahe der Stadt Gryfino, soll Polens erstes Atomkraftwerk gebaut werden.

Seite 18

Neues Atomkraftwerk an der oder?

Intelligenz fürs Stromnetzn Ökostrom ist im Kommen. Das ist gut fürs Klima. Doch ein Problem zeichnet sich heute schon ab: Naturgemäß schwankt das Stromangebot aus erneu-erbaren Energien. Auf solche Schwankungen sind un-sere Stromversorgungsnetze bisher nicht eingestellt. Kann intelligente Technik helfen?

Seite 37

©T

etra

Pak

Page 6: DUHwelt 4/2009

6 welt 4/2009

DUh AKtUeLL

Geduldiges Papier

Noch nicht genug gelernt

n 25 von 6.137 Zeilen widmet der Koalitionsvertrag der schwarz-gelben Bundesregierung dem Thema, das über den gesamten Wahlkampf für Aufregung gesorgt hat: Der Atomenergie und der Endlagerung von Strahlenmüll. Doch außer der bekannten Absicht, dass die Koalitionäre die Laufzeiten der Alt-Re-aktoren über die im Atomausstiegsge-setz geregelten etwa 32 Jahre hinaus verlängern wollen, erfährt der Leser nur noch, dass der umstrittene Salzstock in Gorleben unverzüglich weiter erkundet werden soll und zwar exklusiv und ohne Alternative.

Tatsächlich ist das Regierungslager in der Frage der Laufzeitverlängerungen tief zerstritten. Es gibt keine abgestimmte Strategie, wie man den Atomkonzernen zu Diensten sein soll. Auch die Signale, die der neue Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) aussendet, tragen nicht zur Aufklärung bei. Einerseits erklärt er via Bild-Zeitung: „Kernenergie kann man auf Dauer nur nutzen, wenn eine

Längere AKW Laufzeiten? Nichts ist entschieden.

Mehrheit der Menschen sie akzeptiert.“ Das sei jedoch seit Jahrzehnten nicht der Fall. Andererseits bestellt Röttgen mit Gerald Hennenhöfer einen ausge-wiesenen Atomlobbyisten zu seinem Abteilungsleiter Reaktorsicherheit. Hen-nenhöfer war bis 1998 schon einmal unter Umweltministerin Angela Merkel auf diesem Posten und handelte dann bis 2001 auf Seiten der Atomwirtschaft den Ausstiegsvertrag mit der rot-grünen Regierung aus. Bis in die jüngste Vergan-genheit war er nach seiner Rückkehr in eine große Anwaltskanzlei immer wie-der für die Atomwirtschaft tätig.

„Mit dieser Personalentscheidung zer-trümmert Röttgen die Brücken, die er vorher mit abwägenden Positionen zur atomkritischen Mehrheit der Bevölke-rung hat bauen wollen“, kommentiert DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake die Entscheidung. Der Ausstieg aus dem Atomausstieg ist also wieder offen.

Die Länder Bayern, Baden-Württemberg und Hessen drängen auf Einlösung des Wahlversprechens, während der Chef des Essener RWE-Konzerns, Jürgen Großmann, allen Ernstes Reaktorlauf-zeiten von 80 Jahren für möglich hält – letzte Stilllegung 2069. Manche aus dem Regierungslager bieten ähnlich üp-pige Zuschläge. Das Saarland dagegen, neuerdings in den Farben Jamaikas re-giert, wird als unionsgeführtes Land den Ausstieg aus dem Ausstieg im Bundes-rat ablehnen. Und das schwarz-gelbe Schleswig-Holstein will die Problemre-aktoren Brunsbüttel und Krümmel lieber heute als morgen loswerden. (gr) o

n Am 1. Januar 2010 beginnt die zwei-te Hälfte der 2005 von den Vereinten Nationen ausgerufenen UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE). Ihr Ziel: Die Vermittlung des Wis-sens über Nachhaltigkeit soll weltweit in den nationalen Bildungssystemen verankert werden.

In den ersten Jahren der Dekade ha-ben die deutschen Bundesländer mit Ausnahme von Berlin, Brandenburg, Bremen, Niedersachsen und Sachsen Länderaktionspläne erstellt. Sie sollen dafür sorgen, dass Bildungsangebote zu Naturschutz und Nachhaltigkeit in Kindergärten, Schulen, berufliche Aus-

„Bildung für nachhaltige Entwicklung“– die zweite Hälfte der UN-Dekade steht vor der Tür

bildung, Universitäten, außerschulische Bildungseinrichtungen und in die Me-dien einziehen. Das deutsche National-komitee zeichnet beispielhafte Projekte zum Thema nachhaltige Entwicklung aus. Damit diese offiziellen Dekade-Projekte Nachahmer finden, werden sie im Internet und anderen Medien präsentiert. Hier kommen verschiedene Bildungseinrichtungen und auch Um-weltorganisationen zum Zug.

Die DUH und der GNF wurden für ihre Projekte „McMöhre – Die NaturKost-Bar“ bzw. „Living Lakes“ ausgezeichnet. Um Finanzierungsquellen für solche Bildungsangebote muss sich jeder Pro-

jektträger selbst bemühen. Ulrich Stö-cker, Leiter Naturschutz bei der DUH, wirkt in der Arbeitsgruppe „Biologische Vielfalt“ beim Runden Tisch der UN-Dekade mit. Er wünscht sich weitere Ergebnisse: „Nachhaltiges Handeln ist noch immer ein Randthema in unse-rer Gesellschaft. Wir brauchen besser ausgebildete Multiplikatoren und mehr handlungsorientierte Projekte für Kinder und Jugendliche. Dafür müssen die Bun-desländer Gelder bereitstellen.

Denn als wohlhabender Staat sollten wir ein hohes Niveau anstreben beim nachhaltigen Umgang mit unseren na-türlichen Lebensgrundlagen.“ (so) o

AKW Krümmel in Niedersachsen.

Page 7: DUHwelt 4/2009

7welt 4/2009

DUh AKtUeLL

Hauptsache billig Vogelmord

Die dualen Systeme berechnen die ge-setzlich vorgeschriebenen Recycling-quoten auf Basis der bei ihnen angemel-deten und damit lizenzierten Mengen. Was darüber hinaus geht, findet den billigsten Entsorgungsweg: Oft ist dies die Müllverbrennung oder die illegale Deponierung.

Leidtragende des Müllskandals sind die Umwelt sowie Unternehmen, die ihre Verpackungen ordnungsgemäß anmel-den und korrekt arbeitende Entsorger im dualen System. Wer den Müll ordnungs-gemäß entsorgt, hat höhere Kosten als betrügerisch arbeitende Wettbewerber. Das führt zu Wettbewerbsverzerrun-gen, die häufig zu Lasten der Umwelt ausgeglichen werden. Die DUH fordert daher strenge Kontrollen bei den dua-len Systemen und den dort meldenden Unternehmen. (tf) o

n Fast ein Drittel der Verpackungsabfäl-le aus „Gelben Säcken“ oder Glas- und Papiercontainern wird offensichtlich nicht korrekt entsorgt. Ein großer Teil davon gelangt in die Verbrennung.

Hersteller sind laut Verpackungsverord-nung für die umweltgerechte Entsorgung ihrer Produktverpackungen verantwort-lich. Diese Aufgabe übernehmen Firmen der so genannten dualen Systeme. Sie sammeln und verwerten den Verpa-ckungsmüll aus den Haushalten. Doch die Zahlen klaffen weit auseinander: Nur vier Millionen Tonnen Verkaufsverpa-ckungen sind bei den dualen Systemen gemeldet, obwohl jährlich knapp sechs Millionen Tonnen Verpackungsmüll in den Haushalten anfallen. Insgesamt spa-ren Unternehmen dadurch Entsorgungs-kosten in Höhe von jährlich mindestens 700 Millionen Euro.

n Italiens Jäger haben wieder die Zugvö-gel im Visier. Südlich des Brenners haben die Regionalbehörden zahlreiche durch EU-Richtlinien geschützte Vogelarten wie Buchfinken, Kernbeißer, Bergfinken, Baum- und Wiesenpieper zum Abschuss freigegeben.

Am schlimmsten handeln die Lombardei und Venetien, berichtet der italienische Umweltverband Legambiente. Beide Re-gionen missbrauchen nach Auffassung des Verbandes die Ausnahmeregelungen in der EU-Richtlinie: Sicherheitsproble-me, Schäden für die Landwirtschaft und die Verteidigung bestimmter Jagdtradi-tionen. Die Regionen machen in der Richtlinie vorgesehene Ausnahmen zur Regel und verabschieden Jahr für Jahr ein Gesetz, das der Jagd auf Singvögel Tür und Tor öffnet. Seit 2006 läuft ein EU-Vertragsverletzungsverfahren. Eine Ver-urteilung Italiens gilt als wahrscheinlich.

Trotzdem machen die Lombardei oder Ve-netien weiter. Jeder darf losziehen, wenn er sich eine Jagdlizenz besorgt hat. Und er darf in jedem Wald, auf jedem Feld jagen, ohne dass deren Besitzer das untersagen könnten. Die Jagdpacht wie Deutschland sie hat, ist in Italien unbekannt.

Mit der Jagd-Lobby will sich kaum eine Region anlegen. So zogen dieses Jahr gleich 15 der 20 italienischen Regionen die Eröffnung der Jagdsaison vom ge-setzlich festgelegten dritten Sonntag des Septembers auf den Monatsanfang vor. Bis Ende Januar wird diese Saison allein in der Lombardei mindestens 650.000 unter Schutz stehende Zugvögel das Le-ben kosten, womöglich weit mehr. (mf)o

Zwei Millionen Tonnen Abfall auf Abwegen

Massenjagd auf Singvögel

Auch der Bergfink steht auf der Abschussliste.

Verpackungsmüll muss stofflich recycelt werden.

ImPReSSUm

zeitschrift für mitglieder und förderer der Deutschen Umwelthilfe e.V.

n herausgeber: Deutsche Umwelthilfe e.V., Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell,Tel.:077329995-0,Fax:077329995-77,www.duh.de,E-Mail:[email protected] V.i.S.d.P.:RainerBaake,JürgenReschn Redaktion:MichaelHadamczik(mha),JuttaKochendörfer(jk),MelanieFessler(mf),EvaForstmeier(ef),ChristineGöcke(cg)n Autoren: AnnetteBernauer(ab),ErikaBlank(eb),UschiEhinger(ue),NadjaFahlke(nf),ThomasFischer(tf),UweFriedel(uf),AnnetteGrass(ag),MarionHammerl(mh),SteffenHolzmann(sh),SilviaJablonski(sj),EvaLauer(el),CarolaMonix(cm),FranziskaMüller(fm),SinahOberdieck(so),JürgenQuentin(jq),GerdRo-senkranz(gr),AgnesSauter(as),ManuelaUhde(mu),IrisWittig(iw),AlbertWotke(aw),CorneliaZiehm(cz)n Gestaltung: ClaudiaKunitzschn Druck:WachterGmbH,Bönnigheimn Anzeigen:MichaelHadamczik;esgiltdieAnzeigenpreisliste2009n Verlag und Vertrieb:DUHUmweltschutz-ServiceGmbH,Fritz-Reichle-Ring4,78315Radolfzelln Gedrucktauf100%Recycling-Papier

n Spendenkonto:Bank für Sozialwirtschaft Köln (BLz 370 205 00) 8 190 002

Page 8: DUHwelt 4/2009

8 welt 4/2009

Im BLIcKPUNKt

Ungeduld und langer AtemViel prominentes Lob für die träger des DUh-Umwelt-medienpreises 2009.

Klaus töpfer gratuliert Andreas troge; Renate Künast und Vandana Shiva

loben marie-monique Robin.

n Mehr als 200 geladene Gäste, dar-unter zahlreiche Vertreter aus Medien, Verbänden, Wissenschaft und Bundes-ministerien sowie ehemalige Preisträger erlebten Ende November im historischen Kassensaal der KfW Bankengruppe am Berliner Gendarmenmarkt die Feierstun-de zur Verleihung des DUH-Umwelt-Medienpreises 2009. Hausherr Dr. Axel Nawrath begrüßte die Gäste. Zum 14ten Mal vergab die Deutsche Umwelthilfe den mittlerweile bundesweit begehr-testen Medienpreis für herausragende journalistische Leistungen im Bereich des Zukunftsthemas Umwelt.

Die in den vergangenen Jahren erkenn-bare „Gewichtszunahme“ des Umwelt-journalismus in Deutschland zeige, dass die Mitte der Gesellschaft die funda-mentale Bedeutung des Erhalts unserer Lebensgrundlagen erkannt habe, sagte der Bundesvorsitzende der DUH, Ha-rald Kächele, der die Preise übergab. „Engagement für Umwelt und Klima-schutz braucht heute mehr denn je zweierlei: Ungeduld und langen Atem.“ Alle Preisträger hätten in ihrem Wirken in besonderer Weise bewiesen, dass bei-

des sehr gut zusammenpasse, erklärte Kächele.

Zum emotionalen Höhepunkt des Fest-akts geriet die Preisverleihung an den langjährigen Präsidenten des Umwelt-bundesamt (UBA) Andreas Troge, der wegen einer Erkrankung vorzeitig hatte aus dem Amt scheiden müssen. Troge wurde für sein Lebenswerk geehrt. Die Laudatio hielt Klaus Töpfer, der Troge zu seiner Zeit als Umweltminister vom Bundesverband der Deutschen Indus-trie zum UBA geholt hatte – und dem damit entgegen vieler Erwartungen ein

Glücksgriff für die Umwelt in Deutsch-land gelang.

Für die französische Journalistin Marie-Monique Robin, die den Preis für ihren Film „Monsanto – mit Gift und Genen“ erhielt, war die Laudatio der Frakti-onsvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, Renate Künast, erkennbar eine große Freude – und die Video-Gratulation durch die Inderin Va-dana Shiva, Trägerin des alternativen No-belpreises, eine gelungene Überraschung und ein ergreifender Moment.

Das Unternehmen T-Mobile Deutschland unterstützte die Verleihung des DUH-Umwelt-Medienpreises zum siebten Mal. Dr. Bruno Jacobfeuerborn, Geschäftsfüh-rer Technik, betonte das Umwelt-Enga-gement seines Unternehmens und stellte den von T-Mobile gegründeten Natur-schutzfonds Lebendige Wälder vor. (eb)o

Wir danken t-mobile Deutschland für die freundliche Unterstützung:

Jürgen Resch, Dr. Bruno Jacobfeuerborn, Prof. Dr. Klaus Töpfer mit Gattin verfolgen die Dankesrede von Andreas Troge. (von li.)

8

Page 9: DUHwelt 4/2009

9welt 4/2009

Im BLIcKPUNKt

n Professor Dr. Andreas Troge erhält den Preis für sein Lebenswerk. In sei-ner 14jährigen Amtszeit als Präsident des Umweltbundesamtes wurde er zu einem der wichtigsten unabhängigen Fürsprecher des Umweltschutzes in Deutschland.

Er verstand es wie kein anderer, auch unbequeme Themen kompetent in den Medien zu verankern. Während Troges Präsidentschaft wurde das Umweltbun-desamt in den Print- und Onlinemedien zum entscheidenden Auskunftsorgan und Impulsgeber für Umweltfragen in Deutschland.

Laudator: Professor Dr. Klaus Töpfer, Nachhaltigkeitsrat der Bundesregierung

n Bernward Janzing erhält den DUH-Umwelt-Medienpreis in der Kategorie Printmedien. Sein 2008 publiziertes Buch „Störfall mit Charme“ beschreibt die Entstehung der „Elektrizitätswerke Schönau“. Spannend wie ein Krimi er-innert es daran, dass es Menschen sind, die die Energiewende durchsetzen.

Laudator: Raimund Kamm, Diplomöko-nom, Vorstandsmitglied des Forum e. V.

n Ralph Erdenberger ist der Preisträger in der Kategorie Hörfunk. Für das Kin-derprogramm des WDR 5 begibt er sich in seiner Reportage-Reihe „Öko-Fritz – ein Mikrofon rettet die Umwelt“ auf ori-ginelle Weise „auf die Suche nach den Stromfressern“ oder erforscht „Energie aus der Sonne“.

Laudator: Martin Bang, Dozent für Energieeffizienz und Klimaschutz an der Junior-Universität Wuppertal

n Die französische Journalistin Marie-Monique Robin würdigen wir in der Kategorie Fernsehen für ihren Film „Monsanto – mit Gift und Genen“. Ro-bin enthüllt darin die fragwürdigen Me-thoden, mit denen Monsanto zum welt-weit größten Saatguthersteller aufstieg. Sie trug mit ihrem Film wesentlich zum Gen-Mais-Verbot in Deutschland bei.

Laudatorin: Renate Künast, Fraktions-vorsitzende Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag

Gruppenfoto (oben links): Dr. Bruno Jacob-feuerborn, Jochen Flasbarth (Präsident des Umweltbundesamts), Prof. Dr. Klaus Töpfer, Rainer Baake (DUH), Ralph Erdenberger, Marie-Monique Robin, Martin Bang, Prof. Dr. Andreas Troge, Jürgen Resch (DUH), Prof. Dr. Harald Kächele, Bernward Janzing, Raimund Kamm. (von li. nach re.)

Klaus Töpfer hielt eine aufrüttelnde und sehr persönliche Laudatio auf Andreas Troge.

Harald Kächele gratuliert Andreas Troge.

Luise, Jakob und Emil gratulieren dem Mikrofon Fritzchen – alias Ralph Erdenberger – mit einer eigenen Urkunde.

Viel Beifall gab es für die französische Autorin Marie-Monique Robin, hier in der Bildmitte, zusammen mit Rainer Baake, Harald Kächele und Laudatorin Renate Künast. (von li. nach re.)

Renate Künast würdigte in ihrer Laudatio das außergewöhnliche Engagement der Journalistin.

Bernward Janzing bedankt sich für die Auszeichnung, in der Mitte sein Laudator Raimund Kamm.

Page 10: DUHwelt 4/2009

10 welt 4/2009

NAtURSchUtz

n Auf knapp einem Drittel der Fläche Deutschlands wächst heute Wald. Im EU-weiten Vergleich zählt Deutschland sogar zu den waldreichsten Ländern. Doch die biologische Vielfalt schwin-det. Viele Arten und Lebensräume in unseren Wäldern sind bedroht, denn 98 Prozent der Wälder in Deutschland werden forstwirtschaftlich genutzt. Meist bestimmen die Renditeerwartun-gen der Waldeigentümer, wie ein Wald aussieht und welchen Wert er für die Natur haben darf. Die meisten Bäume werden lange vor ihrem natürlichen Ende „geerntet“ und Tot- und Altholz wird zunehmend aus dem Wald geholt und zu Hackschnitzeln oder Holzpellets verarbeitet.

mehr Wildnis im Wald

Ursprünglich herrschten hierzulande Buchen und Eichen vor. Heute bilden sie nur noch 14,8 bzw. 9,6 Prozent des Waldes. Fast zwei Drittel der Waldflä-

Neue Plätze für

Viele Arten und Lebensräume in unseren Wäldern sind akut gefährdet.

Der „Naturschutzfonds Lebendige Wälder“ von t-mobile und der DUh unterstützt

deshalb Waldschutzprojekte in ganz Deutschland.

Haselhuhn und Alpenbock

che besteht nun aus mehr oder minder naturfernen Fichten- und Kiefernforsten. Vom Menschen unbeeinflusste Urwäl-der sind gänzlich verschwunden. Nur hie und da – etwa im Hainich (Thürin-gen) oder im Bayerischen Wald – gibt es ausgedehnte sich selbst überlassene Waldgebiete.

In intakten Wäldern wachsen Bäume standortgerecht, alte wie auch junge, gibt es Sträucher und Kräuter, sie sind

mit Lichtungen, Bächen, Tümpeln und Weihern durchzogen. Boden und Wald regenerieren sich in solchen Wäldern durch Alt- und Totholz, in dem etwa Tausende darauf spezialisierte Käfer- und Pilzarten einen Lebensraum finden. Typische Waldbewohner wie Hirschkä-fer und Schwarzspecht, Schwarzstorch oder Wildkatze haben nur in naturna-hen, intakten Wald-Lebensräumen eine Chance.

Naturschutzfonds Lebendige Wälder hilft Lebensräumen und Arten

Zum Schutz der biologischen Vielfalt in Deutschlands Wäldern haben die DUH und T-Mobile Deutschland den „Naturschutzfonds Lebendige Wälder“ eingerichtet. Er fördert vorbildliche Na-turschutzprojekte in Deutschland, die zum Erhalt von wertvollen Wäldern beitragen und seltene und gefährdete Arten erhalten helfen.

Das Haselhuhn bewohnt abwechslungsrei-che Wälder, die eine gute Deckung bieten.

Zu einem intakten Wald gehören auch Altholzbestände. Diese bieten Lebensraum für viele Rote Liste-Arten.

10

Page 11: DUHwelt 4/2009

11welt 4/2009

NAtURSchUtz

n In unseren Wäldern gibt es immer we-niger alte Bäume. Denn kräftige Eichen und Buchen erzielen gute Holzpreise! Um solche für die Lebensgemeinschaft Wald besonders wertvollen Bäume vor dem Abholzen zu schützen, hat die Deutsche Umwelthilfe im vergangenen Jahr ihr Projekt „Methusalembäume“ ge-startet. In der Lisei, einem alten Bauern-wald im niedersächsischen Naturpark Elbufer Drawehn, erwirbt die DUH mit-hilfe von Spendengeldern Bäume von Privateigentümern.

Die Verträge dazu sind unterzeichnet. Die genaue Standorterfassung, eine Pla-kette am Stamm und ein Vertrag sichern,

Schutzprogramm für Methusalembäume ist erfolgreich angelaufen

dass diese Bäume uralt werden können. Die alten Baumkronen werden Pirol, Rotmilan und Kolkrabe als Nestunter-lage dienen. Auch wenn die Bäume ei-nes Tages umstürzen werden, werden sie nicht entfernt, sondern bleiben als wertvolles Totholz dem Wald erhalten.

Sobald Spechte ihre Arbeit aufnehmen, entstehen Baumhöhlen, die später wie-derum von Eulen, Fledermäusen und Hornissen als Wohnraum genutzt wer-den. Die Altholzbestände im Wald sind ökologisch besonders wertvoll: Sind sie vorhanden, so kann ein Buchen-Eichen-wald 7.000 Tierarten beherbergen, dar-unter 5.200 Insektenarten. (jk) o

Besonders gefährdet: Auwälder

Zwei der geförderten Projekte – am Bo-densee und an der Weser – beschäftigen sich mit dem Schutz bzw. der Wiederan-siedlung von Auwäldern. Dieser Wald-typ, der sich in flussnahen, regelmäßig überfluteten Gebieten entwickelt, ist extrem gefährdet und zurückgegangen. Heute kommt er nur noch auf 10 Pro-zent der ursprünglichen Fläche vor – und diese sind oft stark vom Menschen beeinflusst.

Strukturreichtum hilft bedrohten tierarten

Drei weitere geförderte Projekte schüt-zen oder schaffen Lebensraum für sel-tene und bedrohte Arten. Die streng geschützte Haselmaus (siehe Artikel „Unbekannte Tierart“, Seite 30) benötigt als Lebensraum Wälder mit einer aus-geprägten Strauchschicht, artenreiche Waldränder und Hecken als „Wander-wege“. Solche Strukturen sind in Wirt-schaftwäldern nur selten anzutreffen. In der sächsischen Oberlausitz werden Bestände gesichert und neue Lebensräu-me geschaffen.

Die letzten Vorkommen des extrem sel-tenen Alpenbocks, einem prächtigen, blaugefärbten Käfer mit langen gebo-genen Fühlern stehen im Mittelpunkt eines weiteren Förderprojektes. Der Kä-fer lebt in lichten Buchenwäldern mit sonnigem Standort und nutzt abgestor-bene Buchenstämme als Eiablageplätze. Auch der bekannte Hirschkäfer benötigt sonnenbeschienene, alte Eichen mit ge-nügend Totholz zur Eierablage. Durch Erhöhung des Totholzanteils und Wie-dereinführung der traditionellen Mittel-waldwirtschaft schützt das Umweltbil-dungszentrum Listhof Reutlingen diese gefährdeten Arten.

Das Vogelschutzgebiet Frankenhöhe in Thüringen an der Grenze zu Bayern ist aufgrund seines Strukturreichtums be-reits jetzt ein bedeutendes Refugium für zahlreiche streng geschützte und vom Aussterben bedrohte Vogelarten wie Auerhuhn, Schwarzstorch und Uhu. Hier will die Prinz Reuss‘sche Forstver-waltung Wurzbach durch einen Wald-umbau, weg von Fichtenmonokulturen, neuen Lebensraum für Haselhühner schaffen und durch Auswilderung neue Vorkommen dieser extrem bedrohten Art begründen. Dieses Projekt erhält ebenfalls Fördergelder aus dem Natur-schutzfonds.(nf/aw) o

förderer:Auwälder sind geprägt vom Wechsel zwischen Überflutung und Trockenzeiten. Sie stellen einzigartige Lebensgemeinschaften dar, in denen seltene Tier- und Pflanzenarten zu Hause sind.

Page 12: DUHwelt 4/2009

12 welt 4/2009

NAtURSchUtz

n Der Naturpark Soonwald-Nahe liegt auf dem Höhenzug des Hunsrück. Die Deutsche Umwelthilfe unterstützt das Regionalbündnis Soonwald-Nahe als Projektpartner im Netzwerk Lebendige Wälder. Mit seinen großen Laubwald-beständen und dem Vorkommen der Wildkatze gehört der Naturpark zu den wertvollsten Wäldern Deutschlands.

Wegen seiner Lage um die 800 Höhen-meter eignet sich der Soonwald jedoch auch sehr gut für den Bau von Wind-kraftanlagen. In dieser Höhe erreicht der Wind hohe Geschwindigkeiten. 75 Windkraftanlagen gibt es bereits im Kreis Rhein-Hunsrück, geplant sind wei-tere 134 Anlagen.

Bei Naturschützern und Tourismusver-bänden gibt es vehemente Kritik an den

Steife Brise über dem

Naturpark Soonwald?Kommunen, die sich dem Klimaschutz verschrieben haben, sehen im Soonwald ideale

Standorte für Windkraftanlagen. Stehen erneuerbare energien und ihre Produktionsanlagen

im Widerspruch mit den Anliegen des Naturschutzes?

Eingriffen in den Naturpark. Sie befürch-ten massive ökologische und soziale Beeinträchtigungen in der Region. Die Windkraftgegner argumentieren, Tiere, Pflanzen und Anwohner würden durch das Aufstellen und den Betrieb der An-lagen gestört. „Die Spargel verunstalten das Landschaftsbild“, so die Gegner. Der Ton ist scharf. Auf ihrer Internetseite be-zeichnet die Initiative Soonwald e.V. die Windkraftanlagen als Monster im Naturpark.

Auch im Regionalbündnis Soonwald-Nahe gibt es die Diskussion um das Für und Wider der Windräder im Soonwald. Dort sieht man allerdings den Zielkon-flikt zwischen Landschaftsschutz und der Förderung erneuerbarer Energien auch in sensiblen Landschaften wie dem Soonwald als lösbar an. Dr. Rainer Lauf, Sprecher des Regionalbündnisses meint: „Das ist keine Sache von Schwarz oder Weiß. Ein vernünftiger Kompromiss zwi-schen den verschiedenen berechtigten Ansprüchen ist nötig und auch möglich. Voraussetzung dafür ist eine geordnete Standortplanung.“

Den Standort prüfen

Damit die Gemeinden die bis zu 150 Meter hohen Windräder aufstellen können, müssen sie den Wald zugäng-lich machen. Eingriffe in die Natur,

die Geräuschkulisse der Windräder im Betrieb und ihre Sichtbarkeit auf weite Entfernungen erfordern eine sorgfältige Planung. Ein Büro für Raum- und Um-weltplanung in Mainz erarbeitete für die Verbandsgemeinde Stromberg im Kreis Rhein-Hunsrück folgende Standortkrite-rien für die Nutzung von Windenergie:

größtmöglicher Abstand zur Wohnbebauung

größtmöglicher Abstand zu FFH-Gebieten

Lage außerhalb wertvoller Biotop-strukturen und bedeutsamer faunistischer Strukturen

Lage in der Nähe bestehender Forstwege

Bündelung von Belastungen durch kompakte Anordnung der geplanten Windenergieanlagen

Konzentration auf die windhöffig-sten Gebiete (Windgeschwindig-keit mehr als 6,5 Meter pro Sekunde in 80 Metern Höhe)

Damit liegen Kriterien auf dem Tisch, die helfen können, den Konflikt zwischen Klima- und Naturschutz zu moderieren und schließlich zu lösen. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.(cg) o

▲▲

▲▲

▲▲

Der Soonwald ist eines der letzten Verbrei-tungsgebiete der Wildkatze in Deutschland.

Page 13: DUHwelt 4/2009

13welt 4/2009

NAtURSchUtz

n Jährlich verunglücken unzählige Vö-gel an Energiefreileitungen. Die häu-figste Todesursache ist der so genannte Erdschluss. Das passiert, wenn ein Vo-gel gleichzeitig die Leitung und einen geerdeten Teil – beispielsweise den Stahlmast – berührt. Tödliche Unfälle können außerdem durch Kurzschlüsse und Kriechströme verursacht werden. Beim Kurzschluss kommt der Vogel gleichzeitig mit zwei Drähten einer elektrischen Freileitung unterschiedli-cher Spannung in Kontakt. Kriechströme entstehen dann, wenn nur eine geringe Menge Strom durch den Vogel fließt, was zu Lähmungserscheinungen führt, die oft tödlich enden.

Mittelspannungsstrommasten sind die gefährlichsten Masttypen, da die Ab-stände zwischen Mast bzw. Traverse (Ausleger) und Leitungsdrähten gering sind. Bei Hoch- oder Höchstspannungs-leitungen sind die Abstände größer. Nie-derspannungsleitungen stellen mit ihrer geringen Spannung nur eine minimale Gefahr für Vögel dar.

Auch Kollisionen mit einer Stromleitung können tödliche Folgen haben. Durch ihre zweidimensionale Sehfähigkeit können Vögel Entfernungen schwer abschätzen. Beim Anflug kann es zu einer Überbrückung der stromführen-den Seile verschiedener Spannung und somit zu einem Kurzschluss kommen.

Leitungen müssen sicherer werden

Das Bundesnaturschutzgesetz vom April 2002 und der so genannte Vogel-schutzparagraph legen Maßnahmen für den Vogelschutz an Freileitungen fest: Bestehende Leitungen müssen binnen zehn Jahren umgerüstet und entschärft werden. Für neue Leitungen gelten be-stimmte Bau- und Konstruktionskrite-rien. Diese Maßnahmen bis 2012 um-zusetzen, liegt in der Verantwortung der Energieversorger. Der Umbau geht mancherorts allerdings nur schleppend voran.

Deutschlands Stromnetz muss mas-siv ausgebaut werden, damit mehr Ökostrom fließen kann. Denn die regenerativen Stromquellen liegen meist weit entfernt von den großen Verbrauchszentren. Der Neubau von Leitungen birgt die Chance, Natur-schutzaspekte von vornherein zu be-achten. Solche Fragen diskutierten Energie- und Naturschutzfachleute auf einem Kongress im November. Zu der Veranstaltung hatte die DUH unter dem Titel „Wo bleibt der Naturschutz beim Netzumbau?“ nach Frankfurt am

Vögel in Lebensgefahrfreileitungen bieten vielen Vögeln attraktive Rast- und Sammelplätze. Je nach

Konstruktionstyp können sie aber zur tödlichen falle werden.

Buchtipp

Stromtod von Vögeln

herausgeber: Dieter haas und

Bernd Schürenberg. ein Sachbuch

mit technischen Daten, fallbeispie-

len und Aussagen zum weltwei-

ten handlungsbedarf. 302 Seiten.

Bezug:

Pandion Journalismus und Natur-

fotografie, zillhauserstr. 36, 72459

Albstadt oder [email protected],

22,80 euro plus Versandkosten.

Main eingeladen. Dr. Nicole Schrader, Naturschutzmanagerin bei der DUH, sagt, dass für Vogelschutzgebiete eine Erdverkabelung die beste Lösung sei. Sie kostet zwar mehr, kann aber die Zahl der Vogelverluste reduzieren. Nachträgliche Investitionen in Entschärfungsmaßnah-men können dann entfallen. (ef) o

Freileitungen fordern immer noch zu viele Opfer

Weißstörche verunglücken besonders häufig durch Stromschlag an Masten

Page 14: DUHwelt 4/2009

14 welt 4/2009

NAtURSchUtz

n In Sachen Schutz von Arten und Le-bensräumen hat der neue Bundesum-weltminister keinen großen zeitlichen Spielraum. Im Januar beginnt das Inter-nationale Jahr der Biodiversität (IYB). Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) und seine Ministerialbeamten werden mächtig schwitzen müssen, damit Deutschland dann im Naturschutz glaubwürdig dasteht. Bis Oktober 2010 führt Deutschland noch die UN-Ver-handlungen für einen weltweiten Schutz der biologischen Vielfalt, die dann auf der UN-Biodiversitätskonferenz in Ja-pan mit über 190 weiteren Staaten zu konkreten Ergebnissen führen müssen.

Aber auch im Inland hat Röttgen große Aufgaben vor sich. Sein Ministerium ist verantwortlich für die Umsetzung der Nationalen Strategie zum Schutz der biologischen Vielfalt. Die vorangegan-gene Bundesregierung hatte die Biodi-versitätsstrategie im November 2007 einstimmig verabschiedet und damit ein sinnvolles Programm für den Na-tur- und Artenschutz vorgelegt. Allein die Umsetzung schleppt sich dahin. Die Große Koalition und Bundeskanzlerin

Biodiversitäts-Check für alle Gesetze mit ihrer Nationalen Biodiversitätsstrategie setzt sich die Bundesregierung sinnvolle ziele.

Von der Umsetzung ist sie jedoch weit entfernt. Die DUh fordert ein Biodiversitätsgesetz

zur erhaltung und Wiederherstellung der biologischen Vielfalt in Deutschland.

Angela Merkel (CDU) haben zwar gern über den notwendigen Schutz der bio-logischen Vielfalt gesprochen, dafür unternommen haben sie jedoch kaum etwas. So verwundert es auch nicht, dass sie ihr selbstgesetztes Ziel verfehlt hat, den Artenschwund bis 2010 in Deutsch-land zu stoppen.

DUh fordert Biodiversitätscheck für neue Gesetze

Die DUH fordert daher die neue Bun-desregierung auf, Biodiversität zu einer

Querschnittaufgabe zu machen. Die Re-gierung soll Gesetze und andere staat-liche Vorhaben auf ihre Verträglichkeit mit den Zielen der Nationalen Biodiver-sitätsstrategie und ihre Auswirkungen auf die biologische Vielfalt prüfen. Mit einem derartigen Biodiversitätscheck kann verhindert werden, dass zum Bei-spiel die Bauvorhaben des Verkehrsmi-nisters der Biodiversitätsstrategie der Regierung zuwider laufen.

So stuft die Bundesregierung den Fisch-otter zwar als besonders schutzwür-dig ein und schreibt im „Bericht der Bundesregierung zur Lage der Natur“ vom Februar 2009: „Zur Erhaltung und Verbesserung der Lebensbedingungen von Wildkatzen und Fischottern sind insbesondere die Aufrechterhaltung und der Ausbau des Biotopverbundes erfor-derlich.“ Die Praxis sieht jedoch gerade an den Flussläufen ganz anders aus. Das Verkehrsministerium plant weiterhin, die Auwälder entlang von Elbe oder Donau für den Ausbau des natürlichen Flusslaufs zu opfern. Der geplante Stra-ßen- und Wasserbau zerstört also den Lebensraum des Fischotters.

Der Fischotter soll vor dem Aussterben gerettet werden. Dies kann nur gelingen, wenn ausreichend Lebensraum für ihn vorhanden ist.

Page 15: DUHwelt 4/2009

15welt 4/2009

NAtURSchUtz

Obwohl Naturschutz in die Hoheit der Bundesländer fällt, könnte die Bundesregierung einen solchen Biodi-versitätscheck allein beschließen und umsetzen. Die DUH hat insgesamt 15 Eckpunkte für ein Biodiversitätsgesetz erarbeitet, das die Bundesregierung ohne Zustimmung des Bundesrates be-schließen kann. Unter anderem fordert die DUH, dass der Bund einen bundes-weiten Biotopverbund plant, der natür-liche Lebensräume auch außerhalb von Schutzgebieten wie Nationalparks oder Biosphärenreservaten vernetzt. Auch die seit 2002 geplanten Rückverlegungen von Deichen entlang der Bundeswas-serstraßen kann der Bund selbständig planen, Wildtierbrücken über Bundes-straßen bauen lassen und weite Gebiete seiner eigenen Forsten einer natürlichen Entwicklung überlassen.

Biodiversitätscheck für alle staatliche Planungen

ein bundesweiter Biotopverbund

Wildtierbrücken und -tunnel als Verbindung von zerschnittenen

Lebensräumen

Ungestörte Naturentwicklungsflächen für eine Wildnis von morgen

Ausbau des Nationalen Naturerbes

Anpassung der Nationalparke an internationale Standards

Unterstützung der natürlichen Rückkehr hierzulande

ausgerotteter Wildtierarten

Konsequenter Schutz von Wattenmeer und Bodden

Wiederherstellung von Auen und Auwäldern sowie

Rückverlegung von Deichen

Umwandlung von Ackerflächen in Grünland in

überschwemmungsgebieten

Schutz der Gewässerrandstreifen außerhalb der Siedlungsbereiche

Gewährleistung der ökologischen Durchgängigkeit von

fließgewässern

Renaturierung von flüssen

Definition der „guten fachlichen Praxis“ in den Bereichen Land-,

Wald- und fischereiwirtschaft

Vorbildfunktion des Bundes bei der Bewirtschaftung von

Wald- und landwirtschaftlichen flächen

Internet

DenkomplettenWortlautderDUH-EckpunktefüreinBiodiversitätsgesetzfindenSie

inden„Positionen“unterwww.duh.de

Die DUH-Eckpunkte für ein Biodiversitätsgesetz

Naturschutz auf Bundesebene ist machbar

Mit den 15 Eckpunkten für ein Biodiver-sitätsgesetz kann der Bund einen ver-bindlichen rechtlichen Rahmen zur Er-haltung und Wiederherstellung der bio-logischen Vielfalt in Deutschland schaf-fen. Die DUH schlägt ein sogenanntes Artikelgesetz vor, mit dem mehrere Fachgesetze vom Bundeswaldgesetz bis zur Bundesverkehrswegeplanung geän-dert und ergänzt werden. Auch die An-forderungen an Nationalparke oder die Unterstützung der natürlichen Rückkehr von einst ausgerotteten Arten wie dem Wolf sollen darin geregelt werden.

Die vorgeschlagenen gesetzlichen Rege-lungen fallen sämtlich in die Kompetenz des Bundes und bedürfen nicht der Zu-stimmung des Bundesrats. Mit anderen Worten: Ein Biodiversitätsgesetz kann

zügig umgesetzt werden. Und das ist dringend erforderlich. Denn der Schutz von Tier- und Pflanzenarten lässt keinen zeitlichen Spielraum. o

Forderungen der DUH

123

4567

89

10

11

12

1314

15

Die Zerschneidung von Lebensräumen brachte den Fischotter auf die Rote Liste der bedrohten Tierarten.

15

Page 16: DUHwelt 4/2009

16 welt 4/2009

NAtURSchUtz

n Vor allem im Winter schätzen wir Menschen unsere gemütlichen, war-men Häuser. Ritzen, offene Luken und Fenster, durch die sich tierische Gäste Zugang zu Kellern und Dachböden ver-schaffen könnten, gibt es kaum mehr. Fledermäuse finden kaum noch geeig-nete und ungestörte Winterquartiere. Auch ihre Nahrungssuche wird immer schwieriger. Nahezu alle in Deutsch-land vorkommenden Fledermausarten sind gefährdet oder vom Aussterben bedroht.

Nur wer sich ausreichend Winterspeck angefressen hat und nicht gestört wird, kann den langen Winter überleben. Der Ernährungszustand von Fledermäusen hängt wiederum von einer intakten In-

Für Fledermäuse geht es ums Überleben

sektenwelt ab. Wo Feldgehölze, blü-tenreiche Wiesen und Wasserflächen verschwinden, leiden auch die Insekten. Insektizide in Land- und Forstwirtschaft setzen ihnen außerdem zu.

Bunker sind begehrte Winterquartiere

Die DUH unterstützt den Förderverein des Naturparks Niederlausitzer Heide-landschaft in Südbrandenburg bei einem

Projekt zum Lebensraumerhalt für Fle-dermäuse. Im Naturpark liegt mitten im Wald ein ehemaliges Munitionsdepot mit rund 100 teilweise unterirdischen Bunkern. Zwölf der 24 heimischen Fle-dermausarten leben hier, darunter auch das vom Aussterben bedrohte Große Mausohr und die sehr seltene Bech-steinfledermaus. Bunker und verlassene Gebäude werden mit fledermausfreund-licher Einrichtung und sicheren Zugän-gen versehen.

haus- und Gartenbesitzer können helfen

Damit auch andernorts die Fledermäuse im Frühjahr schnell zu Kräften kommen und ihre Jungen aufziehen können, brau-chen sie ergiebige Jagdreviere. Naturna-he blütenreiche Gärten laden zur Insek-tenjagd ein. Fledermauskästen, die an der Hausfassade angebracht werden, dienen als nächtlicher Unterschlupf.(ab) o

Ritzen, offene Luken und fenster, durch die sich tierische Gäste

zugang zu Kellern und Dachböden verschaffen könnten, gibt es kaum mehr.

fledermäuse finden kaum noch geeignete und ungestörte

Winterquartiere.

Dicke Betonmauern schaffen konstante Wintertemperaturen für die Fledermäuse.

Großes Mausohr (o. li.) und Braunes Langohr nutzen jede Unterschlupfgmöglichkeit.

Bestellen

KostenfreiesInfoblatt„Fledermaus-TippsfürHaus-undGartenbesitzer“

Kontakt

[email protected]

Page 17: DUHwelt 4/2009

17welt 4/2009

Buchtipp

NAtURSchUtz

n In den Medien häufen sich Nachrich-ten, die die Klimasituation falsch dar-stellen. Zum Artikel „Selbstbedienungs-markt Arktis“ in der DUHwelt 3/2009 erreichte uns die Zuschrift eines Lesers, der meint, die Eisbären hätten wieder mehr Eis und fragt, warum wir nicht freudig berichteten, dass die Erde sich abkühle. Nichts würden wir lieber tun – allein die Verhältnisse sind nicht so. Im Gegenteil, die Situation in der Arktis ist dramatisch: Das Eis am Nordpol ist auch im Sommer 2009 wieder deutlich stärker geschmolzen als noch vor we-nigen Jahren.

Die Durchschnittsgröße der Eisfläche im September 2009 betrug nur noch 5,1 Millionen Quadratkilometer, teilte das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven im September dieses Jahres mit. Damit bestätigte sich die Entwicklung aus den vergangenen Jahren, wonach die Eisaus-dehnung unter dem langfristigen Mit-telwert der Jahre 1979 bis 2000 liegt. Dieser Mittelwert liegt bei knapp sieben Millionen Quadratkilometern. Laut US-Schnee- und Eis-Datenzentrum (NSIDC) in Boulder (USA/Colorado) handelt es sich bei der diesjährigen arktischen Sommereisfläche um die drittniedrigste Marke seit 30 Jahren überhaupt. Nur in den „Rekordjahren“ 2007 und 2008 war das Eis in den Sommermonaten noch

Verwirrung ums EisDie arktische eisfläche schwindet

stärker abgeschmolzen. Es gebe keinen Grund zu der Annahme, dass die Situ-ation der 1970er Jahre wieder erreicht werden könne. Es sei vielmehr davon auszugehen, dass es auch in den näch-sten Jahrzehnten weiter eisfreie Sommer geben werde, kommentierte der NSIDC-Direktor Mark Serreze die aktuellen Er-gebnisse seines Instituts.

Forscher des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) haben zudem festgestellt, dass der Anteil des mehrjährigen dicken Eises in der Arktis inzwischen so weit zurück-gegangen ist, dass die sommerliche arktische Meereseisbedeckung sehr viel empfindlicher auf atmosphärische Anomalien reagiert als noch vor zehn oder zwanzig Jahren. Auch die AWI-Wissenschaftler kommen daher zum Schluss, dass die Arktis innerhalb der nächsten zehn Jahre während der Som-mermonate praktisch eisfrei sein wird. (cz) o

Schreiadler – Vogel ohne Lebensraum

n Der Schreiadler ist der kleinste

und am verborgensten lebende un-

serer vier heimischen Adlerarten.

er jagt mal im rasanten Sturzflug

und mal geht er zu fuß auf Nah-

rungssuche in den Wiesen seines

Reviers. Das Verschwinden seines

Lebensraumes macht ihm zu schaf-

fen. Nur noch etwa 100 Brutpaare

sind bei uns zu hause.

In den vorpommerschen feucht-

wäldern brüten zwei Drittel von

ihnen. mit Unterstützung der DUh

konnte der NABU Nordvorpom-

mern eigentümer wertvoller Wald-

und feuchtwiesenflächen südlich

der halbinsel Darß werden. Der

erwerb weiterer Naturparadiese

als „Schreiadler-erwartungsland“

ist bereits geplant.

Der Naturfotograf Peter Wernicke

rückt den Schreiadler in einem Bild-

band ins Blickfeld und erzählt viel

Wissenswertes über die bedrohte

Art. (mf)

Schreiadler –

Vogel ohne Lebensraum

Peter Wernicke

80 Seiten, gebundene Ausgabe,

14,90 Euro

Hinstorff Verlag GmbH

ISBN 978-3-356-01306-1

Das Buch ist zu bestellen

im DUhmarkt auf Seite 29.

Klimaforscher gehen davon aus, dass es in der Arktis weitere eisfreie Sommer geben wird. Die naturgeprägte Kultur der Inuit (oben) ist hochgradig bedroht.

Page 18: DUHwelt 4/2009

18 welt 4/2009

n Bei Gryfino an der Oder könnte bis 2020 das erste Atomkraftwerk Polens entstehen – so wollen es jedenfalls polnische Planer, Wissenschaftler und Politiker. Die Stadt hat sich als Standort für eins der von Polen geplanten AKWs beworben. Befürworter sehen vor allem die Vorteile des Standortes: Die Oder bietet Kühlwasser für die Reaktoren, Stromtrassen sind durch das schon existierende Kohlekraftwerk vorhanden.

eine Katastrophe für die Natur

Was sie dabei gerne verschweigen: Nur einige hundert Meter entfernt liegen streng geschützte Naturlandschaften und auf deutscher Seite der Internatio-nalpark „Unteres Odertal“.

In der Praxis wäre ein AKW an der Oder eine Katastrophe für die Natur: Durch die Kühlwassereinleitungen würde sich der Fluss an dieser Stelle stark erwärmen und das Ökosystem verändern. Bereits jetzt finden sich dort exotische wärme-liebende Tier- und Pflanzenarten, die Fi-sche werden deutlich größer als normal. Denn durch die Kühlwassereinleitungen des bestehenden Kohlekraftwerks hat sich ein so genannter „warmer Kanal“ gebildet. Wie sich ein Störfall und ein

Neues Atomkraftwerk an der Oder?Polnische AKW-Pläne bedrohen die einzigartige Naturlandschaft an der

Grenze zwischen Deutschland und Polen

möglicher Austritt von Radioaktivität auf die empfindlichen Ökosysteme auswir-ken würden, ist nicht abzusehen.

Während die polnischen Kommunen den Bau eines AKWs und die damit ver-bundene Schaffung neuer Arbeitsplätze begrüßen, regt sich auf deutscher Seite energischer Widerstand. Der branden-burgische Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) hat die polnische Regie-rung mehrfach aufgefordert, auf den Bau von AKWs in Grenznähe zu Branden-burg zu verzichten. Der SPD-Landtags-abgeordnete Mike Bischoff hat im Raum Schwedt eine Unterschriftenaktion ge-gen das Atomkraftwerk initiiert, mehr als 20.000 Menschen haben bereits

unterschrieben. Auch der Berliner Senat hat sich deutlich gegen die Pläne der polnischen Regierung ausgesprochen.

Ist die Planung umweltverträglich?

Als EU-Mitglied ist Polen verpflichtet, seinen Nachbarn Deutschland am Ge-nehmigungsverfahren zu beteiligen. Auch eine gemeinsame Umweltver-träglichkeitsprüfung (UVP) wäre nötig, denn darauf verständigten sich Polen und Deutschland bei allen grenzüber-schreitenden Projekten. Eine solche UVP wäre aufwendig und könnte teure Auflagen durch die EU nach sich ziehen.

Polen drückt dennoch aufs Tempo: Bis zum 30. Juni 2010 soll der Entwurf des polnischen Atomenergieprogramms ste-hen, der mögliche Standorte für Kern-kraftwerke nennen soll. Der Bau des ersten AKWs soll 2016 beginnen. o

förderer des Netzwerks „Lebendige flüsse“:

n von Petra Steubl und Winfried Lücking

Das Untere Odertal birgt viele wertvolle, naturnahe Landschaften.

Internet: www.flussbuero.de

LeBeNDIGe fLüSSe

welt 4/200918

Page 19: DUHwelt 4/2009

19welt 4/2009

LeBeNDIGe fLüSSe

n Florian, Jesse und Alexij aus dem Agricola-Gymnasium Glauchau sind bereits zum dritten Mal dabei. Als er-fahrene Camp-Hasen in einer Gruppe von insgesamt 46 Schülerinnen und Schülern gehen sie den sieben Betreu-ern gern einmal zur Hand. Als Standort für das diesjährige Camp hatte die DUH das Kindererholungszentrum Waldpark Grünheide im westlichen Erzgebirge ausgewählt. Die Teilnehmer kamen aus den Klassenstufen 6 bis 10.

Zunächst stiegen die Jugendlichen bei hochsommerlichen Temperaturen hinab ins Schaubergwerk Grube Tanneberg, wo bis 1964 Zinnerz und Uran abge-baut wurden. Bei einer Führung durch den fünf Grad kalten Bergwerkstollen bekamen sie eine Vorstellung von den harten Arbeitsbedingungen unter Tage und freuten sich anschließend über hei-ßen Tee und ein warmes Mittagessen.

Umwelt schützen mit moderner technik

Planaria, das Umweltmobil der Sächsi-schen Landesstiftung Natur und Umwelt (LANU), begleitete die Campteilnehmer bei einer Gewässeruntersuchung am Zinsbach, einem Zufluss der Zwickauer Mulde. Dank moderner Technik hatten die Schüler Gelegenheit, eine etwa ei-nen Zentimeter große Köcherfliegen-larve überlebensgroß am Fernsehbild-schirm zu bestimmen. Bei einer Entde-ckungstour im Lebensraum Wald lernten die Jugendlichen, sich mit GPS-Geräten zu orientieren.

In der Deutschen Raumfahrtausstellung in Morgenröthe-Rautenkranz standen ebenfalls hochspezialisierte technische Geräte im Mittelpunkt. Der Einsatz von Fernerkundungs- und Umweltüberwa-chungssatelliten und ihr Beitrag zum Klimaschutz wurden dort erklärt. Die Ausstellung bot auch eindrucksvolles Erleben: Die Jugendlichen konnten pro-bieren, in einem Raumschiff stehend zu schlafen.

Wie jedes Jahr endete das Programm mit einem praktischen Arbeitseinsatz: Die Jugendlichen strichen Holzbänke und -hütten auf dem Gelände des Waldparks Grünheide. Florian, Jesse und Alezej wollen auch im kommenden Jahr beim

Von der Köcherfliegenlarve bis zum Fernerkundungssatelliten

Das Sächsische elbe-Schüler-camp bot vier Sommertage lang ein vielseitiges Programm.

förderer:

Netzwerk

n Auf Einladung von Unilever infor-mierte die DUH im Atrium des neuen Firmengebäudes über das Netzwerk „Lebendige Elbe“. Der Aktionstag fand im September statt. Im Sommer dieses Jahres war Unilever Deutschland aus der Hamburger Innenstadt in die zum Leben erwachende Hafen City – und damit direkt an die Elbe gezogen. Hin-tergründe der seit knapp zwanzig Jah-ren bestehenden Kooperation von DUH und Unilever, Tipps zum sinnvollen und sparsamen Umgang mit dem Rohstoff Wasser, ein Umweltquiz und ein Natur-schutzvortrag stießen bei Mitarbeitern und Gästen auf reges Interesse.

Unilever ist ein internationaler Marken-artikelhersteller für Lebensmittel sowie Haushalts- und Kosmetikprodukte. Das Unternehmen setzt sich seit vielen Jah-

ren für den Gewässerschutz ein. Seit 2003 unterstützt Unilever das Projekt „Lebendige Elbe“ finanziell. (nf) o

13. Sächsischen Schüler-Camp mit da-bei sein! Das Sächsische Kultusministe-rium und „Wir für Sachsen“ – Förderung des bürgerschaftlichen Engagements, unterstützten das Camp auch in diesem Jahr. (iw) o

Hier geht’s zur Sache: Florian, Jesse und Alexij packen bereits zum dritten Mal beim Elbe-Schüler-Camp mit an.

zu Gast bei Unilever

Page 20: DUHwelt 4/2009

20 welt 4/2009

LeBeNDIGe fLüSSe

n Ursprünglich wollte Stefanie Land-graf, eine achtzehnjährige Gymnasi-astin aus dem bayerischen Loitendorf (Oberpfalz), in den Sommerferien etwas Geld verdienen und ihren sportlichen Hobbys nachgehen. Doch das Feldfor-schungsprojekt, das sie als Facharbeit für den Biologieunterricht gewählt hatte, verschlang mehr Zeit als gedacht. Bei

Ein Sommer für die Flussperlmuschel

Sonnenschein und strömendem Regen war sie am heimischen Biberbach un-terwegs. Dort fing sie mit Hilfe von Reu-sen Signalkrebse, um deren Einfluss auf

n Was kostet uns das Wasser? Essen wir mehr Wasser als wir trinken? Ist Wasserstoff ein Energieträger der Zu-kunft? Macht Wasser sparen Sinn? Sol-che Fragen stellten sich 35 Jugendliche aus Sekundarschulen und Gymnasien Sachsen-Anhalts bei einer achttägigen Projektwoche im September. Das Um-weltzentrum Ronney an der Elbe und die DUH hatten die Wasserwoche or-ganisiert.

Exkursionen, Diskussionen, Vorträge, Erleben in der Natur und ein Planspiel „Wasser – Quelle von Krieg oder Zu-sammenarbeit?“ boten den Jugendlichen viele Gelegenheiten, das Thema Wasser zu erfahren und ihr Wissen zu erwei-tern. Für den „Marktplatz Zukunft“ im Landtag Sachsen-Anhalt entstanden Prä-sentationen, in denen die Schüler Pro-bleme darstellten und deren Lösung im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung aufzeigten. Konkretes Handeln ist er-

Jugendliche machen sich fürs Wasser stark

wünscht: Die Schüler des Gymnasiums Querfurt werden ein Brunnenprojekt in Afrika unterstützen und haben mit dem Spendensammeln an diesem Tag begonnen.

Die Projektwoche findet jährlich statt. Sie ist ein Beitrag zur „Weltdekade Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE)“ und wurde in den offiziellen Maßnahmenplan des Landes Sachsen-Anhalt aufgenommen. Die Schulen schätzen die Projektwoche als verläss-liches, kontinuierliches Angebot, das auf die schulischen Bildungsinhalte zuge-schnitten ist und Fächer übergreifendes Lernen umsetzt. (iw) o

förderer:

die Flussperlmuschel zu untersuchen. Zivildienstleistende des Landkreises Cham und die Familie packten bei der körperlich schweren Arbeit mit an. Die Auswertung der Ergebnisse bestätigte die Befürchtung der jungen Forscherin: Der aus Amerika stammende Krebs greift die heimischen Muscheln an und schä-digt deren Schalen.

Die Flussperlmuschel wird als Rote Liste-Art geführt. Am Biberbach kann sich ihr Bestand nun erholen, denn der Landkreis Cham folgt den Empfehlungen der Schülerin und lässt die Krebse ent-nehmen.

Für ihre präzise Arbeit auf hohem wis-senschaftlichen Niveau wurde Stefanie Landgraf mit einem Hauptpreis beim BundesUmweltWettbewerb 2008/2009 ausgezeichnet. Das Preisgeld in Höhe von 1.250 Euro stellten die DUH und das Bundesministerium für Bildung und Forschung zur Verfügung.(jk) o

Die Auswertung der Ergebnisse bestätigte die Befürchtung der jungen Forscherin: Der aus Amerika stammende Krebs greift die heimischen Muscheln an und schädigt deren Schalen. Stefanie Landgraf (links) vom Joseph-von-

Fraunhofer-Gymnasium in Cham erhält von Ines Wittig (DUH) einen Hauptpreis beim BundesUmweltWettbewerb.

Die Präsentation „Marktplatz der Zukunft“ wird vorbereitet (unten).

Bei einem Planspiel lernten die Jugend-lichen viel über das Thema Wasser.

20

Page 21: DUHwelt 4/2009

21welt 4/2009

Mit toller Mode zu günstigen Preisen gibt C&A Ihnensowieso schon ein gutes Gefühl. Doch jetzt bekommenSie zusätzlich sogar eine Kollektion aus biologischangebauter Baumwolle – zum gewohnt günstigen Preis.Achten Sie also demnächst auf das Bio Cotton-Siegel.Denn die Entscheidung für Bio Baumwolle ist eingemeinsamer Beitrag für Mensch und Umwelt.

Mehr Informationen finden Sie unter: www.organicexchange.orgund www.cunda.de

BIOCOTTON

5083

5083 • Bio Cotton • Format: 169 x 245 mm • ET: 15.03.08

CUA_5083_169x245_1 03.03.2008 13:47 Uhr Seite 1

Page 22: DUHwelt 4/2009

22 welt 4/2009

GLoBAL NAtURe fUND

welt 4/2009

n Am Baikalsee prallen die Not der Ein-heimischen, Pläne von Spekulanten und Umweltschutzaspekte hart aufeinander. Wilderei, illegaler Holzeinschlag und wirtschaftliche Interessen bedrohen die einzigartige Natur am Baikalsee. Neuste Infrastrukturplanungen und gigantische Tourismusprojekte schüren unter Um-weltschützern die Angst vorm „Baller-mann am Baikalsee“. Marion Hammerl, Präsidentin des Global Nature Fund, berichtet über die Pläne im Interview auf Seite 23.

Klimawandel gefährdet Pflanzen- und tierwelt

Die Zukunft der einzigartigen Tierwelt am Baikalsee sieht düster aus. Den Bai-kalrobben, Fischottern und Rentieren droht mit dem zunehmenden Eingreifen des Menschen in die Natur die Zerstö-rung ihres Lebensraums. Forscher vom Wellesley College in Massachusetts und der russischen Irkutsk-Universität warnen außerdem davor, dass der Na-turraum des Baikalsees stark von den Auswirkungen des Klimawandels be-droht ist. Laut ihrer Studie verkürzt sich durch den Anstieg der Durchschnitts-

Temperaturen kontinuierlich die Eispe-riode am See, was sich äußerst negativ auf die Pflanzenvielfalt und die einhei-mischen Tierarten auswirkt. So geht der Bestand der Kieselalge stark zurück, da die kürzere Frostperiode das Wachstum der Pflanzen einschränkt. Von der Alge ernähren sich Kleinkrebse, die wiede-rum die Hauptmahlzeit der gesamten

Tauziehen um den

tiefsten Brunnen der ErdeDas „heilige meer“, wie die einheimischen Burjaten den Baikalsee nennen,

ist gleich mehrfach bedroht: Industrie und forstwirtschaft, Wilderei und Besiedlung

beeinträchtigen den See. Jetzt sollen mit ehrgeizigen tourismusplänen noch mehr

Reisende aus aller Welt angelockt werden. Ballermann am Baikalsee?

Fischwelt des Sees darstellen. Die frü-he Eisschmelze behindert ebenfalls die Fortpflanzung der Baikalrobben, die weltweit einzige Süßwasser-Robbe, die sich auf dem Eis paart und dort ihre Jungen gebärt.

zehn Jahre Partnerschaft am Baikalsee

Vor zehn Jahren wurde der Baikalsee in das internationale Netzwerk Living Lakes aufgenommen. Seitdem wird der älteste See der Erde von den beiden Umweltschutzorganisationen GRAN und FIRN in diesem Netzwerk, zum Schutz von Seen und Feuchtgebieten, repräsentiert. So unterstützt FIRN die Einrichtung und Umweltbildungsarbeit des „Nerpa-Informationszentrums“ des Zabaikalsky Nationalparks zum Schutz der Baikalrobbe. GRAN betreibt seit vie-len Jahren intensive Umweltbildung für Kinder und Jugendliche am östlichen Baikal und engagiert sich aktuell für die Entwicklung eines sanften Tourismus in der Okinskijregion, die aufgrund ihrer einzigartigen Natur- und Kulturwerte auch als „kleines Tibet“ bezeichnet wird.(mu) o

22

mitmachen! MiteinerBaikalrobben-Patenschaftab5EuroimMonatkönnenSieIhrenpersönlichenBeitragzumErhaltdesBaikalseesleisten.

SpendenkontobeimGlobalNatureFund:8040416000beiderGLS-Gemeinschafts-bank,BLZ43060967

Die Baikalrobbe ist die weltweit einzige Süßwasser-Robbe.

Page 23: DUHwelt 4/2009

23welt 4/2009 23

GLoBAL NAtURe fUND

welt 4/2009

n Frau Hammerl, seit zehn Jahren un-terstützt der GNF lokale Umweltver-bände am Baikalsee. Wie haben sich die Verbände seither entwickelt?

UnsereLivingLakesPartnerGRANundFIRNengagieren sich in derUmwelt-bildungundbeimSeenschutz. IndenletztenzehnJahrenistihreArbeitpro-fessionellergeworden.Siehabenheutemehr ehrenamtliche Helfer, ein BürounddamiteineAnlaufstellefürdieEin-wohnervonUlanUde.Siesindselbst-bewusstergewordenunddazuhatdieZugehörigkeitzueineminternationalenNetzwerk bestimmt beigetragen.AberdieUmweltschützerhabenimmernocheinenschwerenStand,dennKritikistinRusslandnichtgernegesehen.

Nach wir vor erhalten sie so gut wiekeine finanzielle Unterstützung vomStaat für ihreProjekteundAktivitätenzur Umweltbildung und werden vonden Ministerien sehr misstrauisch be-obachtet.AuchprivateSpendengeldergibteskaum.

Welche Aktivitäten sind zukünftig am Baikalsee geplant?

DaszuständigeburjatischeMinisteriumfürWirtschafthatesdeutlichgemacht:dieRegionsollentwickeltwerden.LautMinisteriumhatderStatus„Weltnaturer-beBaikalsee“mitseinenNutzungsver-boten die wirtschaftliche Entwicklungbisher verhindert. Nun wurden fünfWirtschaftszonenundeineSonderwirt-schaftszone ausgewiesen. DerAbbauvon Metallerzen und Uran ist ebensogeplantwiedieAusweitungderForst-wirtschaft.HöchstePrioritäthatdietou-ristischeEntwicklung–bis2013wollenBurjatienunddieBaikalregioneinebe-deutende Rolle auf dem touristischenWeltmarktspielen.Dazusindaucher-hebliche Infrastrukturmaßnahmen wieStraßenundFlughäfenentlangdesBai-kalseesgeplant,ebensowiegroßeTou-rismusressortsmit SportboothäfenundHotelkomplexenmitbiszu7.500Betten.

„Die Umweltschützer am Baikalsee sind selbstbewusster geworden“

zehn Jahre nach dem Beitritt der russischen Partner zum

Living Lakes Netzwerk trafen sich deutsche und russische

Umweltschützer, tourismusex-perten, Politiker und Wissen-

schaftler am Baikalsee. Der Glo-bal Nature fund (GNf) und die Umweltschutzorganisationen GRAN und fIRN hatten unter

dem titel „Living Lakes – zehn Jahre Partnerschaft am Baikal-see“ zu der Konferenz eingela-den. Die internationale zusam-menarbeit wurde ausgewertet und es wurden Pläne für eine

nachhaltige entwicklung in der Baikalregion geschmiedet.

marion hammerl ist Geschäfts-führerin der Bodensee-Stiftung und ehrenamtliche Präsidentin

des Global Nature fund. Die diplomierte Betriebswirtin ist eine international gefragte

expertin für nachhaltigen tourismus. für die DUhwelt

erläutert sie das für und Wider der tourismusentwicklung

am Baikalsee.

Welche Chancen und Risiken sehen Sie für den Baikalsee?

Ichkannverstehen,dassdieEntwick-lung inderBaikalregionnicht stillste-henkannunddieBewohnerAnspruchhabenaufFortschrittundeinengutenLebensstandard.Heutesindwirtschaft-licheEntwicklung,Umweltschutzundsoziale Verantwortung keine Wider-sprüchemehr.ImGegenteil:GeradebeidertouristischenEntwicklungsollteBur-jatiendieintakteNaturunddennochsauberenSeealsgrößtesKapitalnutzenund auf Qualitätstourismus inklusiveUmweltqualitätsetzen.

DamithättedieBaikalregionaufdemso umkämpften und trendabhängigenTourismusmarkteinesehrguteChance.Dasbedeutetaber,dassQualitäts-undUmweltstandardsschoninderPlanungundalsVorgabefürInvestorenfestgelegtwerdenmüssen.

Marion Hammerl, Präsidentin des Global Nature Fund

Deutsche und russische Politiker, Wissen-schaftler, Tourismusexperten und NGO- Vertreter diskutierten bei der Baikalkonfe-renz über die Zukunft der Baikalregion.

Das burjatische Wirtschaftsministerium will das Weltnaturerbe Baikalsee weiterentwickeln, die Natur darf dabei nicht auf der Strecke bleiben.

Page 24: DUHwelt 4/2009

24 welt 4/2009

GLoBAL NAtURe fUND

welt 4/2009

Welches waren die Kernergebnisse der Konferenz?

Alle teilnehmenden Organisationen –bis auf die Ministerien – haben eineResolutionmitkonkretenEmpfehlungenzurEntwicklungderRegionunterschrie-ben.

DieTeilnehmerverweiseninihrerRe-solution auf den Schutz der eiszeitli-chenWälder,dadieseeingroßerundwichtigerKohlenstoffspeichersind.DerAusbauvonerneuerbarenEnergienwirdempfohlen. Die Resolution verweistauf die Notwendigkeit der intensivenZusammenarbeitderverantwortlichenBehördenzumSchutzderWasserqua-litätdesBaikalseesundseinerüber330Zuflüsse–speziellamFlussSelenga.

FürdenBereichTourismusempfehlendieTeilnehmerderBaikalkonferenzdieEinführung international anerkannterKriterienwiedie“GlobalBaselineCrite-riaforSustainableTourism”alsStandardfürallePlanungenamBaikalseeunddieVerwendungdieserKriterienalsVorga-ben für Investoren. In der Resolutionwirdweiterhinempfohlen,dassdiege-plantenTourismusprojektenichtsofortkomplett realisiert, sondern inPhasenentwickeltundüberprüftwerdensollen.Dennnurwennsichdieökologischen,sozialen und ökonomischen Auswir-kungen positiv entwickeln, sollte dienächstePhasebeginnen.

DerGNFwirdauchinZukunftdiePart-nerGRANundFIRNunterstützen,zumBeispielbeiderBeratungeinernachhal-tigenEntwicklungvonÖkotourismusinderOkaregion,derHeimatderSojoten,einerderethnischenMinderheiten. o

DasInterviewführteSilviaJablonski

marion hammerl ist „frau des Jahres“

n Die GNf-Präsidentin marion hammerl zählt zu den

fünf Kandidatinnen, die von der zeitschrift „Bild der

frau“ als „frau des Jahres“ ausgezeichnet wurden.

Aus diesem Kreis können die Leserinnen und Leser

ihre „Goldene Bild der frau 2009“ wählen. Die Siege-

rin des zusätzlichen Leserpreises erhält 30.000 euro

für ihr Projekt. „Ich freue mich sehr über die Nominie-

rung und hoffe natürlich, dass unser Projekt Living

Lakes viele Stimmen erhält“, so marion hammerl. (sj)

24

förderer

DieKonferenzwurdedurchdasBundes-amtfürNaturschutzmitMittelndesBundesministeriumsfürUmwelt,Natur-schutzundReaktorsicherheitgefördert.

WeitereFördererwarendieStiftungUrsulaMerzunddasSchweizerUnternehmenSika.

Die Konferenzteilnehmer (oben) bei einer Exkursion. Sie wurden von der burjatischen Bevölkerung mit traditionellen Klängen empfangen (unten links). Holzweg zu den Robbenfelsen (unten rechts).

mitmachen!

Sie können Marion Hammerl bis Ende Januar 2010 Ihre Stimme geben:

Internet: www.bildderfrau.de oder www.globalnature.org (kostenfreie Abstim-

mung) oder Telefon 01378/404210-02 (50 Cent aus dem deutschen Festnetz)

Page 25: DUHwelt 4/2009

25welt 4/2009

Lebensgrundlage biologische Vielfalt:Lufthansa engagiert sich.

Lufthansa fördert bereits seit vielen Jahren die Arbeit deutscher und internatio-naler Umwelt- und Naturschutzorganisationen. Ziel dieses Engagements ist es,biologische Vielfalt sowie einzigartige Naturlandschaften zu bewahren. EinenSchwerpunkt hierbei bilden die Artenschutzaktivitäten des Konzerns, wobeidem Schutz bedrohter Kranicharten und ihrer Lebensräume das besondereInteresse gilt. Balance zu halten ist für uns Unternehmensverpflichtung. Mehrdazu in der Broschüre „Umweltförderung“ und im Lufthansa-Nachhaltigkeits-bericht „Balance“, abzurufen unter http://verantwortung.lufthansa.com

www.lufthansa.com

Page 26: DUHwelt 4/2009

26 welt 4/2009

GLoBAL NAtURe fUND

26 welt 4/2009

Die Hecken-Demonstrationsflächen könnten langfristig auf das gesamte Fúquene Becken ausgedehnt werden. Davon würden Natur und Landwirte profitieren. (sj) o

Landschaftspflege mit

An der kolumbianischen Laguna de fúquene pflanzen

Umweltschützer „lebende zäune“. Was zunächst

ungewöhnlich klingt, soll langfristig die Böden nähren,

die Artenvielfalt fördern und das ökologische Bewusstsein

der Landwirte erhöhen.

lebenden Zäunen

Der Hand in Hand-Fonds fördert soziale und ökologische Projekte in Entwicklungs- und Schwellen-ländern. Er ist eine gemeinsame Initiative des Naturkostherstellers Rapunzel Naturkost AG und der

Deutschen Umwelthilfe.

Die organischen Zäune werden entlang von Agrarflächen gepflanzt. (oben)

Mit den Mitteln aus dem Hand in Hand-Fonds konnte ein Versorgungs-, Speicher- und Bewässerungssystem im Gewächshaus eingerichtet werden.

n Bis in die siebziger Jahre war die Laguna de Fúquene der größte See in Kolum-bien. Heute sind von den

ehemals 10.000 Hektar nur noch etwa 3.000 Hektar See

übrig - die flache Lagune wurde zunehmend ausgetrocknet oder mit

Land aufgefüllt, um Flächen für Land-wirtschaft und Viehzucht zu gewinnen. Genährt von Abwässern und Düngemit-teleinträgen bilden sich riesige Teppiche von Wasserhyazinthen, die dem Wasser Sauerstoff entnehmen und die freien Wasserflächen immer weiter verringern.

organische zäune helfen dem Ökosystem

In einem Pilotprojekt pflanzte die ko-lumbianische Umweltschutzorganisa-tion Fundación Humedales im Becken der Lagune einen Kilometer Hecken und Bäume entlang landwirtschaftlich genutzter Flächen. Die Hecken aus hei-mischen Baum- und Straucharten schaf-fen eine Verbindung zwischen isolierten Waldflächen und fördern die Artenviel-falt und die Verjüngung des vorhande-nen Waldes. Insekten, Vögel und kleine Säugetiere finden wieder Lebensräume und machen die Zäune lebendig. Die jungen Gehölze wurden mit Biodünger versorgt, der aus Wasserpflanzen der La-gune gewonnen wurde. Das Entfernen der wuchernden Wasserpflanzen ver-bessert die Wasserqualität in der Lagune, da der Gehalt an gelöstem Sauerstoff im Wasser ansteigt.

Ökologisches Bewusstsein der Landwirte erhöhen

Die örtlichen Landwirte und Viehzüchter lernten von den kolumbianischen Um-weltschützern, wie der Nährstoffkreis-lauf einer Hecke die Bodenbeschaf-fenheit verbessert, wie die gepflanzten Gebüsche und Bäume als Windschutz fungieren, und wie die Vielfalt an Pflan-zen und Tieren auch Schädlinge auf den bewirtschafteten Flächen reduziert.

Page 27: DUHwelt 4/2009

27welt 4/2009

GLoBAL NAtURe fUND

Living Lakes-förderer:

Neue Seenpartner bei

n Durch eine Sandbank vom Atlan-tischen Ozean getrennt, entstand die Laguna de Rocha durch die Erhöhung des Meerwasserspiegels während der vergangenen 6.000 bis 8.000 Jahre. Die Flachlagune hat eine Gesamtflä-che von 72 Quadratkilometern und eine durchschnittliche Tiefe von nur 60 Zentimetern. Es gibt fünf Zuflüsse, wo-bei die Flüsse Arroyo und Las Conchas die größte Wassermenge in die Lagune einspeisen. Zu manchen Zeiten wird das Lagunenwasser durch natürliche Wellen des Atlantischen Ozeans oder durchbrochene Kunstdämme mit Salz-wasser vermischt. Fischerfamilien und

¡Bienvenidos a Living Lakes!

Das Netzwerk Living Lakes bekommt zuwachs aus dem spanischsprachigen Raum.

Wir heißen die Laguna de Rocha in Uruguay als neuen Seenpartner und den Albufera-See

in Spanien als assoziiertes mitglied herzlich willkommen.

Laguna de Rocha: Biosphärenreservat im Südosten von Uruguay

Zugvögel nutzen das vielfältige Angebot an Garnelen, Krebsen, Weichtieren und Fischen. Doch die Lagunenlandschaft ist durch Beweidung, landwirtschaftliche Nutzung sowie durch Wassermangel aufgrund von Trinkwasserentnahmen stark gefährdet. Die Fundación Ami-gos de las Lagunas Costeras de Rocha setzt sich für den Erhalt der Lagune ein. Mehrere Lagunen an Uruguays Küsten sind als Biosphärenreservate erfasst und durch das UNESCO-Programm „Der Mensch und die Biosphäre“ (MAB) aus-gewiesen, darunter auch die Laguna de Rocha.(ue) o

n Der bei Valencia im östlichen Spanien gelegene Albufera-See ist durch eine Sanddüne vom Mittelmeer getrennt. Die umliegenden Dünen, Lagunen und Feuchtgebiete sowie die im See gelege-nen Inseln beherbergen zahlreiche Zug-vögel. Bereits 1986 konnte eine Fläche von 211 Quadratkilometern rund um den See als Naturpark ausgewiesen wer-den. Der Parque Natural de l´Albufera de Valancia ist seit 1989 ein Ramsar-Schutzgebiet. Die Flachgewässer bie-ten Rast- und Brutplätze für Schwarz-halstaucher, Goldregenpfeifer oder Weißkopfruderente. Das umliegende

Albufera-See: Im Naturpark nahe der spanischen Costa Blanca

▲Land wird großenteils für Reisfelder ge-nutzt. Leider verschmutzen immer noch Dünger und Pestizide den See und die Feuchtwiesen. Weitere Probleme stellen illegale Jagd und Fischfang sowie die Besiedlung an den Grenzen des Natur-parks dar. Unsere langjährige spanische Partnerorganisation Fundación Global Nature (FGN) sowie der Stadtrat von Valencia übernehmen die Repräsentanz des Albufera-Sees im Netzwerk Living Lakes. Seit Jahren engagieren sich die FGN und der Stadtrat von Valencia für den Schutz des Sees und die nachhaltige Entwicklung der Region.(ue) o

Eine Sandbank trennt die Laguna de Rocha vom Atlantik.

Traditionell wird im Albufera-See in Spanien Reis angebaut.

Page 28: DUHwelt 4/2009

28 welt 4/2009

GLoBAL NAtURe fUND

welt 4/2009

DUHmarkt

28

n „Wasser ist das zentrale Lebensele-ment. Dieses wertvolle Gut zu schützen ist eine Aufgabe, die uns alle angeht“, begründen die Bestsellerautoren Mi-chaela Merten und Pierre Franckh ihre Schirmherrschaft auf der Gründungs-veranstaltung am 15. September 2009 am Starnberger See. „Mein Mann und ich freuen uns daher ganz besonders, dieses wunderbare Projekt ‚Lebendige Seen Deutschland’ zu unterstützen“, so Frau Merten.

Während der letzten Jahre entstanden innerhalb der internationalen Seenpart-nerschaft Living Lakes verschiedene na-tionale und regionale Netzwerke. Living Lakes Italien sowie die Netzwerke Ost-europa oder Lateinamerika arbeiten be-reits erfolgreich. Nun wollen sich auch die hiesigen Naturschützer mit ihrem Wissen und ihren Erfahrungen für den Schutz und Erhalt der deutschen Seen einsetzen. Zusammen mit Partnern vor Ort will der GNF zur Verbesserung der

Gewässer- und Uferqualität beitragen und umfassend über den notwendigen Schutz von Seen informieren. Wasser-sportvereine, Angelverbände und Fischer sind ebenfalls eingeladen, sich in das Projekt einzubringen. Eine Ausweitung um weitere Seenmitglieder ist geplant.

„Seen bieten wichtigen Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Außerdem sind sie Trinkwasserspeicher und werden als Erholungsgebiete ge-

nutzt. Durch Wasserverschmutzung, Überfischung, Zerstörung der Uferland-schaften durch Bebauung oder Land-wirtschaft sowie den Klimawandel wer-den Seen auch in Deutschland immer weiter gefährdet,“ so Udo Gattenlöhner, Geschäftsführer des GNF bei der Eröff-nungsfeier.

„Nur wenn wir gemeinsam daran arbei-ten, Seen zu schützen und zu erhalten, kann uns dies gelingen.“ (ue) o

GNf Ratgeber erben & Vererben

n Die Reform des erbschaftsrechts hat seit 1. Januar 2009

einige Änderungen mit sich gebracht. Die neuen Rege-

lungen sind in der Neuauflage des GNf Ratgebers erben

& Vererben eingearbeitet. Bestellen Sie Ihr exemplar ge-

gen Portoerstattung des Ratgebers unter Angabe Ihrer

vollständigen Anschrift direkt beim Global Nature fund.

Kontakt: BeiFragenbezüglicheinerVerfügungzugunstendesGlobalNatureFunderkundigenSiesichbittebeiIhrerAnsprechpartnerinManuelaUhde,[email protected].

Deutschlands Seen schützen

Lebendige SeenDeutschland

Lebendige SeenDeutschland

LebendigeSeenDEUTSCHLAND

LebendigeSeenDeutschland

Lebendige SeenDeutschland

LebendigeSeen

Deutschland

LebendigeSeenDEUTSCHLAND

Lebendige SeenDeutschland

Lebendige SeenDeutschland

Lebendige SeenDeutschland

LebendigeSeenDeutschland

LebendigeSeen

Deutschland

Vom Bodensee bis zum Lausitzer Seenland beteiligen sich sieben Seen

am Netzwerk Lebendige Seen Deutschland. Die Schauspieler und Bestsellerautoren

michaela merten und Pierre franckh engagieren sich als Schirmherren.

Zusammen mit dem Geschäftsführer des GNF, Udo Gattenlöhner (m.), zeigt das Schauspielerpaar Michaela Merten und Pierre Franckh die Deutschlandkarte mit den beteiligten Seengebieten (links oben).

Internet: www.globalnature.org/netzwerk-deutschland

förderer:

Partnerseen im Netzwerk Lebendige Seen Deutschland:

Bodensee

chiemsee

Dümmer

Lausitzer Seen

Partnerorganisationen im Netzwerk Lebendige Seen Deutschland:

Grüne Liga Berlin e.V.

Institut für Seenforschung (ISF) Langenargen

Stadt Friedrichshafen – Amt für Bürgerservice, Sicherheit und Umwelt

Verband Deutscher Sporttaucher e.V. (VDST)

mindelsee

oberschwäbische Seen

Plauer See

Page 29: DUHwelt 4/2009

29welt 4/2009

DUh INteRNDUh INteRN

Ihre Bestellung direkt per telefon: 07732 999518

DUHmarkt

Dietmar Nill/Björn Siemers 128 Seiten, zahlreiche beeindruckende Fledermausaufnahmen und viele Praxistipps zum Beobachten und Schützen, BLV Verlag 12,95 zzgl. 3,50 Versandkosten Bestell-Nr: 2071

Format: 60 x 50 cm 39,90 zzgl. 6,00 Versandkosten Bestell-Nr: 7198

Palazzi-Kalender 2010 – REGENWALD

Auch 2010 begleiten Sie wieder Kunstdruck-Kalender mit wunderschönen Bildern von Pflanzen und Tieren durch das ganze Jahr.

Dieter Damschen – Kraniche 2010

Die Schönheit der Tier- und Pflanzenwelt des Regenwaldes in atemberaubenden Bildern. Von jedem verkauften Kalender fließen 3,00 als Spende an die DUH für Tropenwaldprojekte.

Lassen Sie sich von den „Vögeln des Glücks“ auf 12 beeindruckenden Aufnahmen durch das Jahr begleiten!

Format: 21 x 29,7 cm (DIN A4) 9,90 zzgl. 3,50 Versandkosten Bestell-Nr: 7199

Ich bestelle folgende Artikel:Bestell-Nr. Stückzahl

Absender:

Name

Straße

PLZ, Ort

Datum/UnterschriftAn die DUH Umweltschutz-Service GmbHFritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell, Fax 07732/99 95 77

4/2009

REGENWALDRAINFOREST DER GRÜNE PLANET

2 010 P A L A Z Z I

ÜberihreDUHUmweltschutz-ServiceGmbHvertreibtdieDUHBücherundBroschürenzurUmweltbildung.EinekleineAuswahlstellenwirIhnenhiervor.

Fledermäuse – Das Praxisbuch

Schreiadler – Vogel ohne Lebensraum

Peter Wernicke Bildband, gebundene Ausgabe, 80 Seiten, Hinstorff Verlag GmbH 14,90 zzgl. 3,50 VersandkostenBestell-Nr: 2072

Deutschlands Seen schützen

Marie-Monique Robin Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert, gebunden, Verlag: DVA Sachbuch 19,95 zzgl. 3,50 Versandk.Bestell-Nr: 2073

Mit Gift und Genen

Bernward Janzing Die Geschichte der Schönauer Stromrebellen, 128 Seiten, farbig bebildert, dold.verlag 18,90 zzgl. 3,50 Versandk.Bestell-Nr: 2074

Störfall mit Charme

Page 30: DUHwelt 4/2009

30 welt 4/2009

„UNBeKANNte“ tIeRARteN

30

n von Albert Wotke

n Wer bei einem Spaziergang hin zum Wald an Brombeerranken, Gebüsch und Haselgerten vorbei strebt, der halte dort für einen Moment inne. Denn hier wohnt die Haselmaus, „eines der niedlichsten, anmutigsten und behendesten Geschöp-fe unter allen europäischen Nagetieren“, wie es in Brehms Tierleben heißt. Am Tag ist nur wenig von ihr zu sehen. Den verschläft dieses kleine, flauschige Tier zusammengerollt in einem kugelförmi-gen Nest, dem Kobel, kunstvoll erbaut aus Blättern und Gras, geschützt unter Blattwerk im Gesträuch und in einem halben bis 30 Metern Höhe.

Unterwegs im Geäst

Bei Einbruch der Dämmerung erwacht sie und macht sich auf, um im Umkreis von wenigen hundert Metern Nahrung zu suchen. Artistisch klettert die kleine Haselmaus selbst über dünnste Zwei-ge, springt geschickt von Ast zu Ast, wobei sie mit dem buschigen Schwanz

die Richtung steuert, lässt sich an den Hinterbeinen herunterbaumeln, um eine Nuss zu erhaschen, hangelt sich kopf-unter und knabbert hier und da. Große, schwarze Knopfaugen, rundliche Oh-ren und Tasthaare an der rundlichen Schnauze helfen ihr, sich auch in der Dunkelheit zurecht zu finden. Sie frisst Knospen, Beeren und Samen und ver-schmäht als Zusatzangebot auch Insek-

Kobold im Haselnuss-Strauch

Die haselmaus,

kleine Verwandte des

Siebenschläfers, braucht

arten- und strukturreiche

hecken und Waldränder.

Weil die immer seltener

werden, gibt es auch immer

weniger der kleinen Schläfer.

ten und Raupen nicht. Im Spätsommer und Herbst liebt sie die fettreichen Ha-selnüsse, mit denen sie sich ordentlich Winterspeck anfuttert. Kreisrund aufge-knabberte Haselnuss-Schalen sind denn auch meist das Einzige, das die Anwe-senheit der scheuen Haselmäuse verrät. Es ist nicht schwer, die Fraßspuren der Haselmäuse von denen anderer Nager unterscheiden zu lernen.

tiefer Winterschlaf

Im Herbst nimmt die Haselmaus binnen weniger Wochen über das Doppelte des Frühjahrsgewichts zu, und das muss sie auch, denn Haselmäuse halten einen langen und tiefen Winterschlaf. Sie ist gar keine Maus, sondern gehört wie die wesentlich größeren Siebenschläfer zu den Schlafmäusen oder Bilchen. Der Name ist Programm. Meist im Oktober mummeln sie sich in die Laubstreu am Boden und schlafen und schlafen, sie-ben lange Monate, beinahe länger als

Die Haselmaus ist nachtaktiv. Den Tag verschläft sie im Kobel.

Page 31: DUHwelt 4/2009

31welt 4/2009

„UNBeKANNte“ tIeRARteN

Steckbrief:

haselmaus (Muscardinus avellanarius )

die hierfür berühmten Murmeltiere. Da-bei sinkt die Körpertemperatur auf unter vier Grad, das Herz schlägt nur noch wenige Male in der Minute und das Tier lebt von seinen Fettreserven. Abgema-gert und hungrig erwachen sie erst im späten Frühjahr, wenn die Temperaturen schon auf über 20 Grad steigen.

Nachwuchs im Kobel

Gleich nachdem der erste Hunger ge-stillt ist, beginnt das Weibchen einen betörenden Duft zu verströmen, um dadurch Haselmäuseriche anzulocken. Nach der Paarung verschwindet das Männchen gleich wieder, denn es hat mit der Aufzucht der Jungen nichts zu tun. Das Weibchen allerdings bereitet alsbald einen besonders geräumigen, mit fein gesplissenem Gras gut gepols-terten Kobel, in dem nach 24 bis 28 Tagen Tragzeit zwischen zwei und sechs kleine Haselmäuse zur Welt kommen. Noch sind sie nackt und blind, wach-sen aber schnell. Nach sechs bis acht Wochen gehen sie ihrer eigenen Wege – und bis zum Winter gibt es auch noch genug anzufuttern. o

Eine verrückte Teegesellschaft

Vor dem Hause stand ein Baum und darunter ein Tisch, an dem der Märzhase mit dem Hutmacher Tee trank. Eine schlafend zwischen ihnen lie-gende Haselmaus benutzten sie als Ellenbogenstütze, während sie sich über ihren Kopf hinweg unterhielten. „Reichlich unbe-quem für die Haselmaus!“ sagte sich Alice. „Aber sie schläft ja, deshalb wird es ihr wohl nichts ausmachen.“ Aus: „Alice im Wunderland“ von Lewis Carroll

Verwandschaft

Die haselmaus gehört trotz ihres Namens nicht

zu den mäusen, sondern zur Nagerfamilie der Schlaf-

mäuse oder Bilche (Gliridae). zu ihren näheren Ver-

wandten zählen Baum-, Garten- und Siebenschläfer.

Aussehen, Gewicht und Größe

haselmäuse sind nur etwa daumengroß (sechs bis neun zentimeter Körperlänge), ihr

buschiger Schwanz misst sechs bis sieben zentimeter, und sie wiegen 15 bis 40 Gramm.

Das weiche und dichte fell ist gelblichbraun bis leicht rötlichbraun, die Bauchseite und

der Kehlbereich sind cremefarben. Auffällig sind ihre großen, schwarzen Knopfaugen

und die relativ großen rundlichen ohren.

Verbreitung

Weite teile europas und Kleinasiens. Die größten Vorkommen gibt es dabei in Süd- und

Südwesteuropa.

Nahrung

Vielfältige Kost: haselnüsse, Knospen, Blüten, Samen, Beeren, aber auch Insekten und

deren Larven, manchmal Vogeleier.

Lebensraum

Vor allem geschlossene Laubwälder, die über einen entsprechend dichten Unterwuchs in

form von Dickichten und Büschen verfügen. Von Bedeutung sind auch gestufte, artenrei-

che Waldränder und Innensäume. Sie leben vor allem im Geäst der Bäume und Sträucher,

seltener in offenen Landschaften an feldgehölzen oder in hecken.

Lebensweise

Von mai bis ende oktober verschläft die haselmaus den tag in einem etwa faustgroßen,

kugelförmigen Kobel, den sie kunstvoll aus Blättern und Gräsern in einem halben bis

30 meter höhe in Büschen und Bäumen baut. Nachts turnt sie im Geäst auf der Suche

nach Nahrung. meist im Juni wirft das Weibchen zwei bis sechs Junge, die sechs bis acht

Wochen bei der mutter bleiben. ein zweiter Wurf im Sommer ist nicht ungewöhnlich.

Im herbst legt sie sich eine dicke Speckschicht zu und hält dann von oktober/November

bis märz/April Winterschlaf im Laubstreu. Wird bis zu fünf Jahre alt.

Natürliche feinde

füchse, mauswiesel, hermelin und Baummarder, aber auch einige eulen stellen ihnen nach.

Während der Winterruhe werden sie von Wildschweinen ausgegraben und gefressen.

Gefährdung und Schutz

Durch Rückgang von strukturreichen Wäldern und Waldrändern vielerorts selten gewor-

den. Nach dem Bundesnaturschutzgesetz und auch nach europäischem Recht (ffh Anh.

IV) streng geschützt.

Page 32: DUHwelt 4/2009

32 welt 4/2009

eNeRGIe UND KLImA

Gericht stoppt e.oN- Kraftwerksbau in Datteln

n Erstmals wurde jetzt ein bereits im Bau befindliches Kohlekraftwerk ge-stoppt. Anfang September fällte das Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen (OVG) eine Entscheidung, die in die Rechtsgeschichte eingehen dürfte: Auf die Klage eines Landwirts, die von der DUH unterstützt wird, erklärten die Richter den Bebauungsplan der Stadt Datteln für das in Bau befindliche E.ON Steinkohlekraftwerk für unwirksam und entzogen damit dem Vorhaben das ju-ristische Fundament.

Das Kraftwerk Datteln gilt als Presti-geprojekt bei E.ON. Auf einer Fläche so groß wie 76 Fußballfelder baut der Energieriese seit Frühjahr 2007 den welt-größten Steinkohle-Monoblock, der auf eine elektrische Leistung von 1.055 Me-gawatt ausgelegt ist. Knapp die Hälfte der 1,2 Milliarden Euro teuren Anlage ist bereits errichtet, darunter der 180 Meter

hohe Kühlturm, der selbst den Kölner Dom in den Schatten stellt.

Das OVG-Urteil bewirkte jetzt einen weitgehenden Baustopp. Das Gericht hat keine Revision gegen das Urteil zu-gelassen, dagegen wehren sich E.ON und die Stadt Datteln beim Bundesver-waltungsgericht. Sollte die Entscheidung vom höchsten deutschen Verwaltungs-gericht bestätigt werden, müsste die Genehmigungsbehörde letztlich die erteilten Zulassungen zurücknehmen. Für diesen Fall hat sich E.ON verpflich-tet, die Anlage auf eigene Kosten kom-plett zurückzubauen und die Flächen zu renaturieren.

Das Urteil des Oberverwaltungsgerichts ist wegweisend, räumt es doch umwelt- und klimarelevanten Zielen der Landes-raumordnung, wie Einsatz heimischer Energieträger und positive CO2-Bilanz bei Kraftwerksneubauten, einen be-sonderen Stellenwert ein, der von den Behörden zwingend zu beachten ist.

Die Urteilsgründe strahlen erheblich auf andere Projekte in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus aus. Die Bürgeriniti-ativen sehen in dem Gerichtsentscheid eine Steilvorlage für die neuerliche Überprüfung der bauplanerischen Situ-ation auch an anderen Standorten.

mangelnde finanzierung sorgt für Planungsstopp in mainz

Die Stimmung bei den Kraftwerken Mainz-Wiesbaden (KMW) ist – der Jah-reszeit entsprechend – frostig. Der regi-onale Energieversorger ist gezwungen, sein Kohlekraftwerksprojekt mangels Finanzierung auf Eis zu legen. Das Ban-kenkonsortium, das die Milliardeninves-tition absichern sollte, brach auseinan-der, nachdem mehrere Kreditinstitute ihr Finanzierungsangebot zurückgezogen hatten.

Grund dafür ist der seit Jahren anhalten-de Widerstand gegen das Kraftwerk am Rheinufer der Domstadt.

Kohlekraftwerke kippenIn Datteln, mainz und emden stehen Projekte zum Bau neuer Kohlekraftwerke still.

Öffentlicher Druck sowie rechtliche und finanzielle Gründe brachten die Kohleprojekte

aus dem tritt. Wenn es dabei bleibt, werden mensch, Natur und Klima millionen von tonnen

an jährlichen Schad- und Klimagasen erspart.

Keine neuen

Kohlekraftwerke

STOP

Baustelle Datteln.

Page 33: DUHwelt 4/2009

33welt 4/2009

eNeRGIe UND KLImA

Dem Bündnis der Kraftwerksgegner schlossen sich zuletzt sogar die Stadt-parlamente von Mainz und Wiesbaden an, um den politischen Druck auf die Entscheidungsträger des Energiever-sorgers zu verstärken. Ein Bündnis aus Bürgerinitiativen, Ärzteinitiativen, Kir-chen, Wissenschaftlern und Lokalpo-litikern sowie die bundesweite Klima-Allianz, zu der auch die DUH zählt, schaffte es, die Geldinstitute von den wirtschaftlichen und juristischen Risiken des Projekts zu überzeugen. Mit dem Rückzug der Banken fehlt dem Kohle-meiler nun die Finanzierungsbasis. Die Genehmigungsverfahren will die KMW trotz alledem weiter betreiben.

Aus für Kohlekraftwerksprojekt in emden

Das dänische Staatsunternehmen Dong Energy hat Anfang Oktober sein Vorha-ben zum Bau eines Steinkohlekraftwerks in Emden (Niedersachsen) aufgegeben. Ungeachtet der Absage von Dong Ener-gy treibt die Stadt Emden jedoch ihre Planungen für einen Kraftwerksstandort weiter voran: Sie hat dabei die Hafenge-bietsentwicklung am Rysumer Nacken im Visier. Damit wären im FFH-Gebiet Unterems und Außenems Salzwiesen-Standorte mit besonders geschützten Arten wie dem Meerneunauge und dem Seehund bedroht.

Die DUH hat sich in das Bauleitplanver-fahren eingeschaltet und fordert von der Stadt die Konkretisierung der Flächen, die der Energieerzeugung dienen sollen. Emden soll – so fordert die DUH – die planerischen Voraussetzungen für ein Kraftwerk auf Basis von Erdgas oder Erneuerbaren Energien anstelle eines Kohlekraftwerks schaffen. Ein verglei-chendes Gutachten untermauert diese Position der DUH.

Kohlemeiler zerstören Natur

Etliche Standorte von geplanten Koh-lekraftwerken liegen in unmittelbarer Nähe von so genannten Natura 2000 Schutzgebieten. Die Salzwiesen an der Ems sind nicht das einzige Beispiel. In der Nähe von Dörpen im Emsland droht ein EnBW-Neubauprojekt, angrenzende Moorlandschaften und seltene Tierar-ten mit Stickoxiden und Schwermetal-len zu belasten. Die DUH und örtliche

Umweltverbände machen intensiv auf solche Gefahren für die Natur aufmerk-sam. Unsere Aufklärungsarbeit unter-stützten bereits zahlreiche Bürger mit einer Spende.

Auch an der Ostseeküste bedroht ein geplantes Kohlekraftwerk die Natur. Der Energiekonzern Dong Energy ver-sucht seit zwei Jahren die Genehmigung für einen 1.600 Megawatt Steinkohle-Doppelblock bei Lubmin durchzuset-zen. Gefährdet sind im nahegelege-nen FFH-Gebiet Greifswalder Bodden die artenreichen, aber nährstoffarmen Borstgrasrasen. Nährstoffeinträge durch Stickoxid würden zu einer Überdün-gung und damit zur Verdrängung der

mageren Pflanzengesellschaften führen. Statt ihrer würden sich stickstoffliebende Arten wie die Brennnessel ausbreiten.

Die DUH berät die Kraftwerksgegner in Verfahrensfragen und konnte bei meh-reren Fällen die Anwalts- und Prozess-kosten der Initiativen absichern. (jq) o

Rysumer Nacken bei Emden. Morgen ein Kraftwerksstandort?

Im Mai 2007 demonstrierten in Mainz über zehntausend Menschen.

Internet: www.duh.de/antikohle.html

förderer:DieKampagnegegendenBauneuerKohlekraftwerkewirdunterstütztvonderEuropeanClimateFoundation.

Page 34: DUHwelt 4/2009

34 welt 4/2009

eNeRGIe UND KLImA

n Michael Spielmann, stellvertretender Bundesvorsitzender der Deutschen Um-welthilfe, überreichte den Preis am 26. Oktober 2009 anlässlich einer Feier-stunde in Berlin. Er würdigte das Projekt als „ein Konzept, das mit dem Vorurteil aufräumt, dass erneuerbare Energien keine sichere Stromversorgung gewähr-leisten können“. Dr. Kurt Rohrig hat mit den Industriepartnern Enercon GmbH, Schmack Biogas AG und SolarWorld AG das regenerative Kombikraftwerk entwickelt und nachgewiesen, dass je-derzeit und an jedem Ort Deutschlands die Stromversorgung aus erneuerbaren Energien möglich ist.

Im Projekt wurden dazu in einer Com-puterzentrale 36 Kraftwerke auf Basis von Wind, Wasser, Sonne und Biogas miteinander verknüpft. Der mit diesem sogenannten regenerativen Kombikraft-

werk erzeugte Strom hätte real rund ums Jahr eine Kleinstadt mit etwa 12.000 Haushalten versorgen können. Für Roh-rig ist die Umsetzung seines Projekts vor allem eine zeitliche Herausforderung: „Es stellt sich nicht mehr die Frage ob, sondern nur noch wann wir eine hun-dertprozentige regenerative Energiever-sorgung realisiert haben werden.“

Das Kombikraftwerk nahm im Klei-nen vorweg, was bis 2050 in ganz Deutschland und auch im internatio-nalen Maßstab Realität werden muss, um den Klimawandel zu begrenzen. Der Vorsitzende des Sachverständigenrats für Umweltfragen der Bundesregierung, Prof. Dr. Martin Faulstich, hob in seiner Laudatio die große Bedeutung des von Rohrig entwickelten Konzepts für das zukünftige Energiesystem hervor.

Jochen Flasbarth, Präsident des Umwelt-bundesamts, lenkte in seiner Festrede den Blick auf die Klimaverhandlungen in Kopenhagen und die besondere Ver-antwortung der Industrieländer bei den globalen Klimaschutz-Anstrengungen. Rohrig und seine Projektpartner haben gezeigt, welch wichtige Rolle die er-neuerbaren Energien dabei spielen. Für ihr regeneratives Kombikraftwerk und dessen Nachbau interessieren sich in-zwischen auch andere Länder.(mf) o

Deutscher Klimaschutzpreis 2009 für Dr. Kurt Rohrig

Der Wissenschaftler Dr. Kurt Rohrig vom fraunhofer-Institut für Windenergie und energie-

systemtechnik (IWeS) in Kassel hat nachgewiesen, dass eine Vollversorgung mit Strom

aus erneuerbaren energieträgern heute schon möglich ist. für sein Projekt „regeneratives

Kombikraftwerk“ wurde er mit dem Deutschen Klimaschutzpreis 2009 geehrt.

n Die Deutsche Umwelthilfe ho-

noriert mit dem Deutschen Kli-

maschutzpreis herausragende

Leistungen, die mit innovativen

Konzepten, wirksamen maßnah-

men oder neuen strategischen Ini-

tiativen zum Schutz des Weltklimas

beitragen und zur Nachahmung er-

mutigen. Im Jahr 2007 erhielt den

Preis die Aktivistin Ulla Gahn für

ihre Idee der „Stromwechselpar-

tys“. Die juwi-Gruppe, ein führen-

der Projektentwickler der erneu-

erbare energien-Branche, wurde

2008 geehrt.

TOYOTA

förderer

WirdankenfürdieFörderungderToyotaDeutschlandGmbHundderFirstSolar

Eine hundertprozentige regenerative Energieversorgung ist möglich. Preisträger Dr. Kurt Rohrig hat es mit dem Regenera-tiven Kombikraftwerk nachgewiesen.

Rainer Baake, Jochen Flasbarth, Dr. Kurt Rohrig, Michael Spielmann, Prof. Dr. Martin Faulstich (von links)

Jochen Flasbarth sagt: „Der Klimawandel ist eine Herausforderung. Wir müssen heute die Weichen für morgen stellen.“

Page 35: DUHwelt 4/2009

35welt 4/2009

KReISLAUfWIRtSchAftDACHSPARKASSE

www.solarworld.deSolarWorld. And EveryDay is a SunDay.

DiE SonnE zAHlt Ein. tägliCH. Mit SiCHERHEit.Investieren Sie krisensicher auf dem eigenen Dach. Eine Solaranlage von SolarWorld macht Sie zum Stromerzeuger – umweltfreundlich und mit der doppelten Rendite eines Bundesschatzbriefes.Solarenergie sichert Zukunft: Garantiert, sauber, made in Germany.

Page 36: DUHwelt 4/2009

36 welt 4/2009

eNeRGIe UND KLImA

n Derzeit werden auf EU-Ebene Effi-zienzstandards für zahlreiche Pro-duktgruppen aus den Bereichen Haus-halt, Gewerbe und Industrie sowie zu einigen nicht mit Energie betriebenen Produkten, zum Beispiel Fenster, festge-legt. Durch sie können Verbrauchsinfor-mationen wie zum Beispiel Strom- und Wasserverbrauch verglichen werden. Für Haushaltsgeräte gilt bisher beim Energielabel eine Einteilung des Strom-verbrauchs von A (niedriger Stromver-brauch) bis G (hoher Stromverbrauch). Eine Studie der Universität St. Gallen vom August 2009 ergab, dass das Label nach dem Preis das zweitwichtigste Kri-terium für den Kauf ist.

Das alte Label beibehalten!

Zu den Klassen A bis G sollen nun bis zu drei Zusatzklassen A+ bis A+++ hinzugefügt werden. Nach Auffassung der DUH würden damit die Unklarhei-ten fortgeschrieben, die bereits bei der Kennzeichnung von Kühlgeräten vor-handen sind. In dieser Produktgruppe

gibt es bereits heute die Klassen A+ und A++, was regelmäßig zu Irritationen bei Verbrauchern führt. Ein weiteres Prob-lem: Wegen des technischen Fortschritts gibt es kaum noch Elektrogeräte der Klasse B oder schlechter. Damit ver-liert die Klasse A an Aussagekraft. Solch eine Öffnung des Labels nach oben hin würde die Kunden verwirren und es bestünde die Gefahr, dass der Strom-verbrauch eines Gerätes nicht mehr in Kaufentscheidungen einbezogen wird.

Die DUH fordert, die übersichtliche Skala von A bis G beizubehalten und regelmäßig zu aktualisieren. Mindestens alle drei bis fünf Jahre sollten Produk-te gemäß der technischen Entwicklung neu eingestuft werden. In die Klasse A dürften dann höchstens 20 Prozent der Geräte fallen. In Werbung und Versand-handel müssen Handel und Hersteller derzeit nur die Effizienzklasse des be-worbenen Produkts angeben und nicht das gesamte Label. Eine weitere For-derung der DUH ist, dass das gesamte Label abgebildet werden soll, da der

Kühl-Gefrierkombination (ca. 200 l Kühl- + 90 l Gefrierteil)

Stromverbrauch pro Jahr

Stromkosten pro Jahr (22 cent/kWh)

Stromkosten bei

15 Jahren Nutzung

Neugerät effizienzklasse A 350 kWh 77,- euro 1155,- euro

Neugerät effizienzklasse A++ 200 kWh 44,- euro 660,- euro

Quellen Stromverbrauch + Nutzungsdauer:www.ecotopten.de;„Environmentalandeconomicevaluationoftheacceleratedreplacementofdomesticappliances”(beidesÖko-Institut);„WievielStrombenötigenmeineHaushalts-undBürogeräte?“(ElektrizitätswerkeSchönau).

Energielabel – Quo Vadis?Das bunte, europaweit einheitliche etikett zur energie-Verbrauchskennzeichnung hat bei

händlern und ihren Kunden seinen Platz gefunden: Die effizienz von haushaltsgeräten kann

auf einer farbskala abgelesen werden. Die europäische Kommission schätzt, dass durch das

Label bis 2020 rund 65 millionen tonnen co2 eingespart werden können.

Verbraucher ansonsten keinerlei Mög-lichkeit hat, die Bestklasse zu erkennen und das beworbene Gerät einzuordnen. Dies beinhaltet auch, dass das aktuell gültige, gesamte Label am Verkaufsort sichtbar sein muss.

energiesparende Geräte sind langfristig günstiger

Die transparente Informierung des Verbrauchers ist eine entscheidende Voraussetzung für erfolgreichen Kli-maschutz. Ein Gerät mit niedrigen An-schaffungskosten kann langfristig teurer abschneiden als das Konkurrenzmo-dell zum höheren Preis: Es birgt unter Umständen hohe Betriebskosten! Beim Kauf müssen also neben dem Anschaf-fungspreis auch die Betriebskosten über die gesamte Geräte-Lebensdauer ein-gerechnet werden. Nur wer vor dem Einkauf über die Folgekosten und die ökologischen Auswirkungen eines Pro-dukts genau informiert ist, kann sich zugunsten der Umwelt und des Geldbeutels entscheiden.(as) o

Einsparpotential beim Kauf einer Kühl-Gefrierkombination

Ein Vergleich der konkreten Energiekosten macht das enorme Einsparpotenzial sichtbar, das sich allein beim Neukauf einer Kühl-Gefrierkombination erzielen lässt – umso mehr

bei Berücksichtigung der durchschnittlichen Nutzungsdauer von 15 Jahren. Rechnet man dies auf die im Haushalt üblichen Geräte hoch (Kühlgefriergeräte, Backöfen, Spülma-

schinen, Waschmaschinen und Wäschetrockner), vervielfacht sich das Einsparpotential.

Page 37: DUHwelt 4/2009

37welt 4/2009

eNeRGIe UND KLImA

n Herr Meier ist ein glücklicher Mann. Wenn die Sonne scheint und der Wind weht, dann freut er sich. Denn Herr Meier erzeugt Energie mit seinem eige-nen Windrad, den Solarkollektoren auf dem Dach und dem Kleinkraftwerk im Keller. Natürlich sind Meiers gleichzei-tig Stromverbraucher. Ihren Verbrauch steuern sie mit Hilfe von intelligenten Geräten an den Steckdosen und dem ebenso intelligenten Stromzähler. Dieser ermittelt ständig den Stromverbrauch im gesamten Haus und schaltet die Geräte. Zugleich ist er mit dem Zentralrechner von Meiers Energieversorger verbunden. Hier ruft der Zähler Daten über die ak-tuell produzierte Strommenge und den Stromtarif ab.

Meiers intelligente Tiefkühltruhe kühlt dann, wenn Strom im Überfluss vorhan-den und damit billig ist. Das ist meist dann der Fall, wenn große Strommen-gen aus regenerativen Quellen ins Netz drängen. Bei Flaute steht der Kühlkom-pressor still – zumindest so lange bis entweder der Wind auffrischt oder die Temperatur im Kühlschrank steigt. Jetzt springt das Kleinkraftwerk im Keller der

Intelligenz fürs StromnetzIn Deutschland wird eine zukunftsfähige energieversorgung erprobt:

Das intelligente Stromnetz steuert, speichert, verteilt und erzeugt Wärme

und elektrische energie.

Meiers an: Ein gasbetriebener Automo-tor liefert Strom, seine Abwärme fließt in die Heizung.

DUh begrüßt die intelligenten Netze

Peter Ahmels, Fachmann für Erneuer-bare Energien und Projektleiter bei der DUH, sagt: „Wir brauchen die intelli-gente Technik für eine Energiewende in Deutschland. Ökostrom kann nicht in konstanter Menge bereitgestellt werden. Intelligente Netze, die so genannten Smart Grid, helfen, das schwankende Stromangebot besser zu nutzen, denn Verbrauchszeitpunkte werden optimiert. Allein durch die so genannte Spitzen-lastverschiebung dank intelligenter Haushaltsgeräte könnten in Deutsch-land zehn bis fünfzehn Großkraftwerke überflüssig werden – Kraftwerke, die zumeist mit fossilen Energieträgern be-feuert werden.“

Smart Grid optimiert nicht allein die Nachfragesituation. Es ermöglicht zu-sätzlich, private und andere dezentrale Stromerzeuger besser ins Stromversor-

gungsnetz zu integrieren. Kleinkraft-werke wie in Meiers Keller lassen sich genauso in das Stromnetz einbinden wie Elektroautos. Dafür sind intelligente Stromzähler notwendig.

Die zukunft hat begonnen

Energieversorger und IT-Unternehmen testen in Deutschland die intelligenten Stromzähler. Auf seinem privaten Com-puter kann jeder Testteilnehmer ablesen, wie viel Strom er wann verbraucht. So hilft die neue Technik Energiefresser zu entlarven. Durch den Austausch stromfressender Geräte wurden in den Testhaushalten im Schnitt zehn Prozent Strom eingespart. In Neubauten werden die intelligenten Stromzähler ab 2010 sogar zur Pflicht. (sh) o

Smart Grid (engl.)

Smartbedeutetintelligent,clever.GridisteinVersorgungsnetz.ImDeutschenwirdderFachbegriffSmartGridmitIntelligentesStromnetzübersetzt.

ecoITProjekt

Page 38: DUHwelt 4/2009

38 welt 4/2009

KReISLAUfWIRtSchAft

n Mehr als drei Jahre verweigerten der frühere Verbraucherschutzminister Horst Seehofer und zuletzt seine Amts-nachfolgerin Ilse Aigner (beide CSU) die Herausgabe von Akten über die Kontamination von Getränkekarton-säften mit Isopropylthioxanthon (ITX). Fünf Gerichtsurteile und eine höchst-richterliche Entscheidung des Bundes-verwaltungsgerichtes stellten allesamt fest, dass die Auskunftsverweigerung rechtswidrig ist. 2006 hatte die Deut-sche Umwelthilfe das ITX-Problem auf-gedeckt: Bei Lagerung des bedruckten Kartonmaterials auf Rollen oder beim Ineinanderstapeln der Verpackungen gelangen Druckchemikalien ins Innere von Getränkekartons.

ministerium schützte Getränkeindustrie vor Verbrauchern

Das Verbraucherschutzministerium schützte mit seiner Informationsblocka-

de die für den Lebensmittelskandal verantwortliche Industrie

und führte damit ne-benbei das Verbrau-cherinformationsge-setz ad absurdum.

Knapp vier Jahre nachdem die ersten

ITX-Belastungen von kartonverpackten Lebensmitteln bekannt wurden, hat die DUH nun Einsicht in ungeschwärzte In-formationen erhalten. Sie belegen: Den Verantwortlichen lagen bereits seit No-vember 2005 Informationen über solche Chemikalienbelastungen von Getränken vor. Die wissenschaftliche Datenlage damals reichte keineswegs für gesund-heitliche Unbedenklichkeitserklärungen aus, wie sie das Verbraucherschutzmi-nisterium regelmäßig veröffentlichte. Analysen, die die DUH veranlasste, er-mittelten Werte in Lebensmitteln, die mit bis zu 405 Mikrogramm je Kilogramm den „Unbedenklichkeitswert“ von 50 Mikrogramm um ein Vielfaches über-schritten.

Das Verbraucherschutzministerium einigte sich in nichtöffentlicher Ab-stimmung mit der verantwortlichen Wirtschaft darauf, den Chemiecocktail durch die Kehlen der Verbraucher zu entsorgen, anstatt ITX-belastete Produk-te, wie in Italien geschehen, aus den Verkaufsregalen zu entfernen.

Druckchemikalien müssen Langzeitstudien standhalten

Da die Industrie ihre Druck- und Pro-duktionsverfahren von Getränkekartons nicht grundlegend verändert hat, kann

Chemie im SaftBei kartonverpackten Säften können Druckchemikalien in das Getränk gelangen.

Das Verbraucherschutzministerium zögerte Informationen hinaus.

der Abrieb von Chemikalien aus den Druckfarben bzw. der Übergang durch den Karton selbst bis zum heutigen Tag nicht ausgeschlossen werden. Im Rah-men der behördlichen Überwachung wurden aktuell neun so genannte Pho-toinitiatoren nachgewiesen, die beim Drucken für das schnelle Aushärten der Farbe sorgen. Nur für zwei davon liegen toxikologische Daten und behördliche Risikobewertungen vor.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat mitgeteilt, dass es „keine Informa-tionen zu aktuell in Druckfarben für Getränkekartons verwendeten Stoffen“ hat und hält den Einsatz von Photo-initiatoren, für die derzeit keine oder keine ausreichenden toxikologischen Daten zur Verfügung stehen, für nicht sachgerecht.

Die DUH fordert, dass ausschließlich solche Chemikalien angewendet wer-den, die in Langzeitstudien als nicht ge-sundheitsschädlich eingestuft wurden. (tf)o

©T

etra

Pak

©T

etra

Pak

38 welt 4/2009

Page 39: DUHwelt 4/2009

39welt 4/2009

KReISLAUfWIRtSchAft

n Handel und Herstellerprospekte prei-sen die Energie- und Kosteneinsparpo-tenziale von Energiesparlampen gern an. Deutlich seltener erfahren die Kunden dort, dass die effizienten Dauerbren-ner technisch bedingt geringe Mengen Quecksilber enthalten und deshalb am Ende ihres Lebens getrennt gesammelt werden müssen.

Die Rückgabe der quecksilberhaltigen Altlampen ist bei den kommunalen Sammelstellen kostenlos. Trotzdem wurden 2008 nur rund 35 Prozent der Altlampen ordnungsgemäß gesammelt. Häufig sind die Rückgabemöglichkeiten für die Verbraucher durch die weiten Wege zu öffentlichen Sammelplätzen umständlich. Ein weiterer Grund ist jedoch, dass viele Verbraucher immer noch nicht wissen, wie Energiesparlam-pen richtig zu entsorgen sind.

Informationen, die gleich beim Kauf das Bewusstsein für die richtige Entsorgung schaffen, sind am sinnvollsten. Das Ver-kaufsregal oder der Kassenbereich sind geeignete Orte. Doch hier agiert der Handel leider nur sehr zögerlich.

DUH-Mitarbeiter besuchten im Ok-tober fast 90 Bau- und Elektromärkte. Davon wiesen nur zwei auf die notwendige Getrenntsammlung von ausgedienten Energiesparlampen hin, obwohl die DUH bereits im Som-mer rund hundert deutsche Handels-unternehmen angeschrieben und ihnen kostenlose Informationsmaterialien an-geboten hatte.

Der Glühlampenausstieg

Im September 2009 wurde die erste Stufe des sogenannten „Glühlampen-ausstieges“ scharf gestellt: Nun dürfen alle matten Glühlampen sowie klare ab 100 Watt nicht mehr in den Verkehr gebracht werden. In weiteren Stufen werden ineffiziente Standardglühlam-pen und konventionelle Halogenglüh-lampen bis September 2012 komplett abgeschafft und durch leistungsfähigere Technologien wie zum Beispiel Ener-giesparlampen ersetzt. (fm)o

n Im Bauhandwerk ist der Dämmstoff Polyurethan (PUR) weit verbreitet. Die Dosen enthalten Reste mit Schadstof-fen und müssen laut Gesetz getrennt gesammelt und anschließend um-weltschonend recycelt werden. Die Verpackungsverordnung schreibt vor, dass der Baustoffhandel seine Kunden mit „deutlich erkennbaren und lesba-ren“ Informationsschildern über die entsprechenden Rückgabemöglichkei-ten informieren muss. Ziel ist es, die Schadstoffbelastung des Hausmülls zu verringern und durch ein hochwertiges Recycling zu effektiven Stoffkreisläufen

zu gelangen. In Baumärkten stellte die DUH unauffällige oder nur schlecht les-bare Hinweisschilder in den Verkaufs-räumen fest.

Um die Kundeninformation zu verbes-sern, stellt die DUH dem Handel neu gestaltete Informationsschilder (A3 und A4) zur PUR-Schaumdosen-Rückgabe zur Verfügung. Sie können kostenlos von der Homepage der DUH heruntergela-den werden. (tf)o

Energiesparlampen müssen korrekt entsorgt werden – Der Handel informiert zu wenig

Bauschaumdosen gehören nicht in den Hausmüll – DUH hat neue Informationsmaterialien für den Handel

Internet

www.duh.de/pu-schaum.html

Umweltinformation

Leere Montageschaumdosen sind Sonderabfall!

Zu wertvoll für den Müll!

KoStenLoSe AbgAbe:

+ hier im Markt+ Kommunale Sammelstelle+ Schadstoffmobil

gebrauchte Montageschaumdosen dürfen nach der Verpackungsverordnung nicht im Hausmüll oder dem gelben Sack landen. Sie enthalten problematische Rest- und Wertstoffe, die zu 95% wiederverwertet werden können. geben Sie daher restentleerte PUR-Schaumdo-sen kostenfrei in diesem baumarkt oder bei Ihrer kommunalen Sammelstelle ab.

Leere Montageschaumdosen

NICHT in den HAUSMÜLL!Leere Montageschaumdosensind Sonderabfall!

KoSTeNLoSe AbgAbe:

+ hier im Markt+ Kommunale Sammelstelle+ Schadstoffmobil

gebrauchte Montageschaumdosen dürfen nach der Verpackungsverordnung nicht im Hausmüll oder dem gelben Sack landen. Sie enthalten problematische Rest- und Wertstoffe, die zu 95% wiederverwertet werden können. geben Sie daher restentleerte PUR-Schaumdo-sen kostenfrei in diesem baumarkt oder bei Ihrer kommunalen Sammelstelle ab.

Energiesparlampe im Glühlampendesign.

Das giftige Quecksilber muss zurück-gewonnen werden.

Page 40: DUHwelt 4/2009

40 welt 4/2009

KReISLAUfWIRtSchAft

n Seit 2007 vergeben die Stiftung Initi-ative Mehrweg und die Deutsche Um-welthilfe jährlich den Mehrweg-Film-preis. Damit zeichnen sie Kinospots, Kurzfilme und Video-Clips aus, die auf außergewöhnliche Art einen neuen Blick auf die Vielfalt, Vielseitigkeit und Zeitlosigkeit der Glas-Mehrwegsysteme werfen.

Gewinner des diesjährigen Preises ist der Regisseur Dirk Böll aus Duis-burg mit seinem Kurzfilm „Versuch das mal mit Plastik“. Er schaffte es, in seinem Beitrag auf überraschende und humorvolle Weise Glas-Mehrweg als den besseren Weg darzustellen. Ebenso schlagfertig wie die alte Dame in Bölls Film, welche einen Einbrecher mit einer Glas-Mehrwegflasche erlegte, präsentierten sich mit ihren Filmen auch die Gewinner des Nachwuchsfilmprei-ses aus der Sekundarschule Schkopau (Sachsen-Anhalt). Die Filme der Schko-pauer Schüler sprechen eine einfache und unmissverständliche Sprache: Glas-Mehrweg ist praktischer Umweltschutz und von jedem, egal ob groß oder klein, im alltäglichen Leben mit wenig Auf-wand durchführbar.

n Wie viel Sonnenenergie kann mein Haus einfangen? Wie viel CO2 und Energiekosten spare ich dadurch ein? Welche Gebäude sind für Investoren interessant? Auf diese Fragen gibt der Berliner Solaratlas Antwort.

Der Solaratlas nutzt das dreidimensi-onale Stadtmodell des Landes Berlin, basierend auf dem amtlichen Kataster. Fast alle Berliner Hausdächer wurden vom Flugzeug aus vermessen und foto-grafiert. Dachneigung, Himmelsrichtung

und Verschattung können so genau be-rechnet werden. Zum Beispiel wurde der ein Kilometer lange Schatten des Berliner Fernsehturms in die Berechnun-gen für die Friedrichsstraße einbezogen.

Der Solaratlas stellt derzeit 19 Quad-ratkilometer des Stadtgebietes dar und soll bis zum Frühjahr 2010 auf ganz Berlin ausgedehnt werden. Im Internet lässt sich nun ablesen, ob ein Dach für die Installation von Solar- oder Photo-voltaikanlagen geeignet ist. Nach ers-

Dritte Mehrweg-Filmpreisverleihung!Die Glas-mehrwegflasche begeistert nicht nur Umweltbewusste.

Sie inspiriert filmemacher und andere Kreative.

Eine fachkundige Jury aus Umwelt-verbänden und der Mehrwegbranche verlieh den Mehrweg-Filmpreis 2009 für den kreativsten und künstlerisch wertvollsten Beitrag im Rahmen einer feierlichen Filmvorführung im Berliner Kultkino Babylon Mitte. Gäste aus Wirt-schaft, Medien und Verbänden kamen im Oktober zur Auszeichnungsfeier im Hauptsaal des Kinos zusammen. Die

mit dem Filmpreis gewürdigten Spots werden nun öffentlich gezeigt und wer-ben für das positive Image der umwelt-freundlichen Glas-Mehrweg-Systeme. (tf) o

Clemens Stroetmann (li.), Geschäftsführer der Stiftung Initiative Mehrweg und Jürgen Resch (re.), DUH-Bundesgeschäftsführer, freuen sich mit den Filmemachern.

Internet

Gewinnerfilmeauf:www.duh.de/

mehrweg-filmpreis.html

ten Schätzungen von Energiefachleuten können die Dächer der gesamten Stadt etwa zwei Drittel des privaten Stromver-brauchs in Berlin abdecken.

Immer mehr Städte und Gemeinden er-fassen ihr Solarpotenzial systematisch. Osnabrück war einer der Vorreiter im Jahr 2006. (jk) o

Berlin stellt Solaratlas vor

Internet

http://www.3d-stadtmodell-berlin.de

Page 41: DUHwelt 4/2009

41welt 4/2009

KommUNAL

n Kommunen können mit diesem Geld Projekte zur energetischen Sanierung von Schulen, der Renovierung von Sportplätzen oder Schwimmbädern, aber auch den Bau von Krankenhäusern, dem Lärmschutz an Straßen oder ande-ren Infrastrukturen ins Leben rufen. Das Dämmen von Dächern und Fassaden ist ein Beispiel für wirksamen Klimaschutz. Investitionen in die Infrastruktur für Bil-dung und Sport sind ebenso sinnvoll – wenn sie unter Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit geplant werden.

Doch wie kann eine Kommune eine nachhaltige Entwicklung sicherstellen? Aufgrund welcher Informationen und nach welchen Kriterien trifft der Ge-meinde- oder Stadtrat seine Entschei-dungen? Werden Bürger und die Inte-ressengruppen in den Entscheidungs-prozess einbezogen? Ein Management zur Sicherung von Umweltstandards und nachhaltiger Entwicklung gibt es nur in wenigen Kommunen. Seit 2005 arbeiten die Bodensee-Stiftung und die Städte-Netzwerke Union der Ost-seestädte (UBC) und Kommunen für Nachhaltigkeit (ICLEI) daran, Nachhal-

tigkeitsmanagement in kommunalen und regionalen Behörden zu verankern.

Laufende Vorhaben müssen nachhaltig werden

In einem neuen Projekt mit dem Titel CHAMP (Local Response to Climate Change, frei übersetzt: Kommunen stel-len sich dem Klimawandel) wird die Bo-densee-Stiftung Kommunen dazu moti-vieren, ein Nachhaltigkeitsmanagement einzuführen. Dazu bietet sie Fortbildun-gen in Form von Workshops und einem virtuellen Trainingsprogramm an. Die Städtepartner bringen ihre Erfahrungen ein und stehen Anfängern mit Beratung zur Seite. Europäische Kommunen in Italien, Ungarn, Finnland und Schweden werden angesprochen, und eine Infor-mationskampagne in Osteuropa und den westlichen EU-Mitgliedsländern ist geplant.

Bei CHAMP geht es darum, bereits exis-tierende Prozesse zu einem Nachhaltig-keitsmanagement zu verknüpfen. Dies bietet die Möglichkeit, die Bedeutung des Umweltschutzes für soziale und

wirtschaftliche Rahmenbedingungen aufzuzeigen und ihn damit besser in der Stadtentwicklung zu verankern. Zum Umwelt- und Klimaschutz in der Stadt tragen beispielsweise Dieselruß-filter in Bussen des öffentlichen Perso-nennahverkehrs oder Grünflächen bei. Außerdem haben solche Maßnahmen auch eine positive Auswirkung auf die Gesundheit und auf die Stadt als Wirt-schaftsstandort.

Die Ergebnisse und Erfahrungen von CHAMP fließen in den DUH-Wettbe-werb zur Klimaschutz-Hauptstadt 2010 ein. (mh) o

Kommunen als Orte der NachhaltigkeitDie entscheidungen von Kommunen haben oft weitreichende Auswirkungen. Derzeit haben

Städte und Gemeinden die möglichkeit, konkrete Beiträge zum Klimaschutz zu leisten.

Denn die Große Koalition hat ein Paket in höhe von 6,5 milliarden euro für Investitionen auf

kommunaler ebene geschnürt, um die Wirtschaft anzukurbeln.

förderer DasProjektwirdimRahmendesLIFE-ProgrammsvonderEUfinanziellgefördert.

Page 42: DUHwelt 4/2009

42 welt 4/2009

BIODIVERSIT

YEUR

OPE

ANCAPITALS of

KommUNAL

Europas Hauptstädte der Biodiversität

förderer

DieHälftederProjektkostenträgtLife,das Förderprogramm der EU für Um-weltprojekte.DerdeutscheWettbewerbwirdvonderStiftungLebendigeStadtbezuschusst.

Das DUH-Projektteam lud zur Beratung nach Madrid ein.

n Europa wächst zusammen. Was für Politik und Wirtschaft gilt, ist auch eine Herausforderung für den Naturschutz. Deshalb fragen die DUH und europä-ische Naturschutz-Partnerverbände im kommenden Jahr nach dem Schutz der Biodiversität in den Kommunen. Das Ziel des internationalen Projekts „Eu-ropäische Hauptstädte der Biodiver-sität“ ist es, vorbildliche Beispiele im kommunalen Natur- und Umweltschutz bekannt zu machen.

Mit dem Wettbewerb „Bundeshaupt-stadt im Naturschutz“ im Jahr 2007 konnte die DUH dem kommunalen Naturschutz in Deutschland wichtige Impulse geben. Die Erfahrungen daraus vermittelt die DUH nun Umweltverbän-den in Spanien, Frankreich, Ungarn und der Slowakei. Dort werden nationale Wettbewerbe „Hauptstadt der Biodiver-sität“ durchgeführt.

Städte und Gemeinden aus fünf europäischen Ländern können sich 2010 bei einem

Wettbewerb profilieren. Naturschutzorganisationen befragen sie nach ihrem einsatz für die

Vielfalt in der Natur: es geht um tier- und Pflanzenarten und schützenswerte Lebensräume.

europas Biodiversität schwindet

2010 ist das internationale Jahr der Bio-diversität. Darunter versteht man die ge-samte biologische Vielfalt, also neben Tier- und Pflanzenarten auch Nutztier-rassen und die Vielfalt der Ökosysteme. Das europäische Ziel, den Verlust der Artenvielfalt bis 2010 zu stoppen, wird sicher verfehlt! Um diese dramatische Entwicklung aufzuhalten, müssen alle politischen Ebenen handeln, auch die Städte und Gemeinden. Zur dortigen Si-tuation sagt Robert Spreter, Leiter Kom-munaler Umweltschutz bei der DUH: „Oft hängt es von einzelnen Personen ab, ob sich Kommunen effektiv für den Schutz von Natur und Umwelt einset-zen. Umso wichtiger sind Wettbewerbe, die das Engagement dieser Menschen anerkennen und belohnen.“

In Madrid kamen die Partnerorganisatio-nen mit nationalen und internationalen Experten für Biodiversität aus Kommu-nen, Ministerien, Naturkundemuseen, Universitäten und Medien zusammen. Schon bei der Diskussion der Fragen für den Wettbewerb wurde ersichtlich, dass es in allen Ländern sowohl nahezu glei-che Schwierigkeiten und Lösungsver-suche gibt als auch deutliche nationale Ausprägungen.

Während bis zum Startschuss des Wett-bewerbs in Deutschland im Juli 2010 noch viel Zeit bleibt, starten die Partner-organisationen aus Spanien, Frankreich, Ungarn und der Slowakei ihre natio-nalen Wettbewerbe schon im Januar. Die Herausforderung für die DUH ist es jetzt, die Partner so gut zu betreuen, dass deren Wettbewerbe erfolgreich verlau-fen und viele Teilnehmer finden. (uf)o

Kernbeißer leben in dichten Laub- oder Mischwäldern (oben).

Naturerlebnis auf einem ehemaligen Flughafen in Frankfurt. (links)

Page 43: DUHwelt 4/2009

43welt 4/2009

KommUNAL

n Der Fragebogen des Wettbewerbs um-fasst ein breitgefächertes Repertoire an kommunalen Klimaschutzmaßnahmen: In den Bereichen Energiesparen, „Grü-ne Informationstechnik“ (Green-IT) und energieeffizientes Büro, Energieerzeu-gung, Verkehr, Siedlungsgestaltung so-wie Öffentlichkeitsarbeit und Finanzie-rung können die Kommunen ihr Enga-gement für den Klimaschutz beweisen.

Der Siegerkommune winkt ein Sachpreis

Der Bereich Green-IT stellt in diesem Jahr einen neuen und aktuellen Schwer-punkt dar. Das Handlungsfeld der Infor-mations- und Kommunikationstechno-logie birgt erhebliche Einsparpotentiale in der Anschaffung energiesparender Geräte und ihrer Nutzung. Der Betrieb und die Klimatisierung können einen erheblichen Anteil am gesamten Strom-verbrauch einer Kommune ausmachen. Darum prämiert die DUH drei impuls-gebende und innovative Projekte aus diesem Bereich. Im September 2010 werden die Sieger bei einer Auszeich-nungsfeier in Berlin geehrt.

In Zusammenarbeit mit der First Solar GmbH vergibt die DUH erstmalig einen Sachpreis: Das Unternehmen sponsert eine 30 Kilowatt-Solarstromanlage.

Die Anmeldung läuft in der Zeit vom 1. Januar bis 30. April 2010. (cm) o

ein doppelter Sieg für die Kommune und den Klimaschutz!Die first Solar Gmbh sponsert eine

30 Kilowatt-Solarstromanlage. Der

hauptpreis umfasst die Installation

der Solarstromanlage inklusive mo-

dule, Wechselrichter, Kontrolltech-

nik, Anschluss an das Versorgungsnetz und Display. Darüber hinaus ga-

rantiert das Unternehmen die Rücknahme und das Recycling eigener module.

Die mit der Anlage erzielten Stromerlöse werden ausschließlich Klimaschutz-

projekten zugute kommen.

Gesucht wird die

Die DUh ruft Städte und Gemeinden auf, sich für den neuen Wettbewerb

„Bundeshauptstadt im Klimaschutz 2010“ anzumelden. hauptpreis ist eine 30 Kilowatt-

Solarstromanlage von first Solar!

2010BUNDESHAUPTSTADT im KLIMASCHUTZ

n Mit dem deutschlandweiten Wett-bewerb „Klimaschutzkommune 2009“ richtete sich die DUH gezielt an kleine Städte und Gemeinden mit bis zu 20.000 Einwohnern. Die neue Broschüre doku-mentiert das Engagement kleinerer Kom-munen. Klimaschutz wird dort mehr als Chance denn als schwierige Herausfor-derung begriffen. Die Dokumentation gibt kommunalen Akteuren vielfältige Anregung zur Nachahmung. o

Klimaschutzinitiative der SAINT-GOBAIN ISOVER G+H AG

Internet und Kontakt

Wettbewerbsunterlagenund-informationen:www.klimaschutzkommune.de

Neue Broschüre: Kleine Kommunen groß im Klimaschutz

Broschüre kostenlos bestellen [email protected]

förderer DieHerausgabederDokumentationwurdevondersystaicAGmitfinanziert.

förderer

Page 44: DUHwelt 4/2009

44 welt 4/2009

VeRKehR

n Ab 2012 gilt europaweit für alle Pkw-Hersteller ein so genannter Flot-tengrenzwert. Das bedeutet: Von allen Fahrzeugen, die ein Hersteller in einem Jahr verkauft, wird der Durchschnitt der CO2-Emissionen ermittelt. 130 Gramm pro Kilometer müssen durch innermo-torische Maßnahmen, aber in mehreren Schritten erreicht werden. Im Klartext: Erst 2015 werden 100 Prozent der Neu-wagen eines Herstellers in die Berech-nung einbezogen. 2012 müssen nur 65 Prozent das Ziel erreichen. 2013 sollen es 75 Prozent sein und 2014 dann 80 Prozent.

Der Europäische Verband für Verkehr und Umwelt „Transport & Environment“ (T&E) erhebt jährlich die Entwicklung der europäischen Flotten. Die Zah-len für das Jahr 2008 zeigen, dass die deutschen Autohersteller mit dem CO2-Ausstoß weit über dem europäischen Durchschnitt liegen. Während die im

Jahr 2008 EU-weit verkauften Pkw im Schnitt 153 Gramm CO2 pro Kilometer ausstießen, lag der deutsche Wert um zehn Gramm höher.

Die Platzierung der deutschen Auto-bauer beim Ranking der beteiligten Hersteller fällt dramatisch schlecht aus: Sie belegen mit ihren Flotten die letzten Plätze. So schnitt Daimler mit 175 Gramm CO2 pro Kilometer als schlechtester ab, Volkswagen lag mit 159 Gramm auf Platz 12 und BMW mit 154 Gramm auf Platz neun.

Die T&E-Zahlen beweisen, dass die deutschen Hersteller ihr selbst gesteck-tes Ziel für das Jahr 2008 weit verfehlt haben: Es gelang ihnen nicht, den Durchschnittsausstoß ihrer Pkw-Flotten auf 140 Gramm CO2 pro Kilometer zu senken.

Der Bericht hebt aber auch positive Entwicklungen hervor. So lag in Europa

Deutsche Autobauer müssen Sprit sparen Die Spritverbräuche von fahrzeugen deutscher hersteller liegen deutlich über

dem europäischen Durchschnitt. Vom selbst gesteckten Klimaschutzziel ist die

hiesige Autoindustrie weit entfernt.

die durchschnittliche CO2-Reduktion bei Neuwagen 2008 mit 3,3 Prozent deutlich höher als im Vorjahr (1,7 Pro-zent). Diese Tatsache zeigt, dass die politischen Vorgaben wirken.

Immerhin können die deutschen Her-steller überdurchschnittliche Effizienz-gewinne vorzeigen. Und der Europa-Effizienzsieger mit einer CO2-Reduktion von 10,2 Prozent heißt BMW.

Deutsche Autokäufer leisten sich hohe Klimabelastung

Ein weiterer Aspekt der Untersuchung von T&E betrachtet den CO2-Ausstoß von Neuwagen in unterschiedlichen EU-Ländern. Danach belegt Deutsch-land unter 25 europäischen Ländern einen schlechten 20. Platz.

Alle hier 2008 zugelassenen neuen Pkw hatten im Schnitt einen Ausstoß von 165 Gramm CO2 pro Kilometer. Im Sieger-land Portugal betrug der vergleichbare Wert nur 138 Gramm.

Grenzwerte für leichte Nutzfahrzeuge

Nicht nur im Bereich der Pkw sind Ein-sparungen beim CO2-Ausstoß unabding-lich. 13 Prozent der Fahrzeuge auf Euro-pas Straßen sind leichte Nutzfahrzeuge.

Auch hier sind ambitionierte gesetz-liche Grenzwerte notwendig, für die sich die DUH gemeinsam mit anderen deutschen und europäischen Umwelt-verbänden vehement einsetzen wird. (ag) o

Daimler ist Europas Schlusslicht beim CO2-Flottengrenzwert.

Page 45: DUHwelt 4/2009

45welt 4/2009

VeRKehR

n Entgegen den mehrfach wiederhol-ten Zusagen des Verbandspräsidenten der Automobilindustrie (VDA) Matthias Wissmann werden zum 1. Januar 2011 keine neuen Pkw-Modelle mit Klimaan-lagen auf Basis von Kohlendioxid (CO2) als natürliches Kältemittel ausgeliefert. Die Automobilindustrie verstößt damit eindeutig gegen den Sinn und Wort-laut einer EU-Richtlinie, die ab diesem Stichtag klimafreundlichere Kältemittel für neue Fahrzeugtypen zwingend vor-schreibt. Das bisher verwendete R134a ist dann verboten.

Der VDA argumentierte jüngst, dass nur eine weltweite Kältemittellösung sinn-voll sei. Es bringe nichts, wenn sich VW und BMW festlegten, während auslän-dische Hersteller andere Lösungen be-vorzugten. In zahlreichen Anläufen und mit juristischen Winkelzügen bemühen sich die hiesigen Autobauer, die ab 2011 EU-weit geltenden Zulassungskriterien zu umgehen. Doch die EU-Kommission lehnte bislang alle Bitten um Aufschub der Einführungsfrist ab.

Billiger statt klimafreundlich

Die meisten Autohersteller versuchen mit aller Macht, das neue von den Che-miekonzernen DuPont und Honeywell angebotene Kältemittel 1234yf durchzu-setzen. Die Autoindustrie steht nämlich vor der Aufgabe, ihre Produktionsanla-gen umzustellen. Das chemische Kälte-mittel erfordert keinen größeren Umbau in der Produktion. Die Autohersteller sparen also kurzfristig hohe Investiti-onssummen. Die CO2-Technik hat je-doch langfristig Vorteile: Sie ist weltweit kostengünstig verfügbar, sie vermeidet unnötige Emissionen und trägt zum Er-reichen der Klimaschutzziele bei.

Die DUH hat die Bundesanstalt für Ma-terialforschung und -prüfung beauftragt, die Auswirkungen von Kältemittellecka-gen im Motorraum zu untersuchen. Die Versuche mit 1234yf bestätigen dessen Gefährlichkeit. Der Chemiecocktail ist leicht entzündlich und entwickelt beim Brand hochgiftige Flusssäuregase. Sie sind äußerst gesundheitsschädlich und können irreversible Schäden hervorrufen.

co2 als Kältemittel ist eine echte Alternative

Die Deutsche Umwelthilfe fordert den Einsatz von CO2 in Fahrzeugklimaanla-gen. Zahlreiche Tests von unabhängigen Instituten bestätigen die Vorteile. Auch Bundesumweltministerium und Um-weltbundesamt sprechen sich seit Jah-ren für die Verwendung dieser Technik aus. CO2 als natürliches Kältemittel gilt als sicherste und umweltverträglichste Lösung, die Technik ist serienreif ent-wickelt. Die Anlagen arbeiten effizient und könnten weltweit eingesetzt wer-den. Doch die deutschen Autohersteller haben inzwischen die Entwicklung von Pkw-Klimaanlagen mit CO2 eingestellt. Ihnen bleibt nur wenig Zeit, die Um-weltschutzauflagen für ihre zukünftigen Klimaanlagen rechtzeitig zu erfüllen. Die DUH wird ihr Vorgehen genau be-obachten. (el) o

Autoklimaanlagen erhitzen die Gemüterfahrzeugklimaanlagen müssen in europa ab 2011 neue Anforderungen erfüllen und um-

weltfreundlicher werden. Die bisherigen Kältemittel belasten das Klima. Doch die deut-

sche Automobilindustrie will den Schritt in Richtung Klimaschutz hinauszögern.

Internet:

www.duh.de/klimaanlage_film.htm

Die Bundesanstalt für Materialforschung

und –prüfung testete das Brandverhalten

des Kältemittels 1234yf.

45

Page 46: DUHwelt 4/2009

46 welt 4/2009

DUh INteRN

n Bildnachweis:Titelseite:Haselmaus/S.Büchner;S.3:A.Busch(o),R.Kirchmann(m),O.Hahn/

hahnfilm(u);S.4:T.Knoll(o),O.Hahn/hahnfilm(m.l.),U.Albrecht(m.r.),K.-H.Liebisch/Pixelio(u.);S.5:

W.Lücking(o.l.),S.Büchner(o.r.),CiscoSystemsGmbH(m),TetraPak(u);S.6:Hurry/Pixelio;S.7:DUH

(m),O.Hahn/hahnfilm(u);S.8:T.Knoll;S.9:T.Knoll(linksunten,rechteSpalte),R.Kirchmann(rechts

Mitte,mittlereSpalteMitte),privat;S.10:Y.Shibnev/Naturfoto-Online(o),A.Dett(u);S.11:F.Neuschulz(o),

A.Dett(u);S.12:M.Kessler/Pixelio(o),O.Hahn/hahnfilm(u);S.13:VerenaN./Pixelio(o),N.Schrader/

DUH(l),Langgemach/LUA(r);S.14:F.Neuschulz(o.l.),D.Schütz/Pixelio(o.r.),O.Hahn/hahnfilm(u);

S.15:R.Kaute/Pixelio;S.16:D.Nill(o.l.,o.m.),J.Wegener(o.r.),H.Richter(m),L.Thielemann(u);

S.17:H.Bäsemann/Natufoto-Online(o),J.Meier/Naturfoto-Online(u);S.18:W.Lücking;S.19:I.Wittig;

S.20:BUW(o),I.Wittig;S.22bisS.28:GNF-Archiv;S.30/31:S.Büchner;S.32:hennesd/Pixelio;S.33:

S.Gersema(o),KoMa(u);S.34:T.Knoll;S.36:H.-P.Reichartz/Pixelio;S.37:CiscoSystemsGmbH;S.38:Tetra

Pak(o,u.r.),knipseline/Pixelio(u.l.);S.39:Lightcycle(o,m);S.40:Kisorsy;S.41:GemeindeOttobrunn(o.l.),

R.Kirchmann(o.r.);S.42:RECSlovakia,UmweltamtStadtFrankfurt/S.Cop,R.Nebauer,DUH(vonoben);S.43:

G.Schoenemann/Pixelio(o),FirstSolar(m);S.44:Mariocopa/Pixelio;S.45:DUH;S.46:Bildpixel/Pixelio

(o),privat;S.47:B.Dietl

n Es ist spät geworden. Ein Kaminabend zur Rolle der Bioenergie ist gerade zu Ende gegangen – Gespräche mit Politi-kern, Unternehmern, Wissenschaftlern und Umweltschützern. Zwischen Ak-tenbergen und Papierstapeln sitzt Gerd Rosenkranz (59) in seinem kleinen Büro und schreibt fieberhaft an einer Presse-mitteilung für die DUH-Pressekonferenz über die Förderung von Dieselrußparti-kelfiltern am nächsten Morgen.

Stressfrei arbeitenGerd Rosenkranz und Ulrike fokken vom Bereich Politik und Presse knüpfen Kontakte,

organisieren Gesprächsrunden und Kaminabende, schreiben Artikel und hintergrundberichte –

und verfassen über 160 Pressemitteilungen im Jahr.

Rosenkranz ist ein Medienprofi. Viele Jahre arbeitete er als Journalist, lange für die taz, schrieb für Zeit und Süddeutsche und war dann fünf Jahre Redakteur des Spiegel mit den Schwerpunkten Energie und Umwelt, bevor er 2004 zur DUH kam. Er wolle „nicht noch ein Jahrzehnt nur quengeln, sondern konkret etwas für den Umwelt- und Naturschutz be-wegen“, erklärte er seine Motivation zum „Seitenwechsel“. Seitdem leitet er die Abteilung „Politik und Presse“ bei der DUH. Es gehört zu seinem Job, immer gut informiert zu sein, Kontakte zu knüpfen und stets präsent zu sein. „Wir wollen Diskussionen beeinflussen, an den richtigen Stellen und zum rich-tigen Zeitpunkt Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen“, sagt Rosen-kranz.

Schnelle Reaktionen sind gefragt

Unterstützt wird er von der erfahrenen Journalistin Ulrike Fokken (45). Auch sie war lange Jahre bei der taz, war Re-dakteurin beim Tagesspiegel, arbeitete

dann für viele überregionale Blätter und machte sich als Sachbuchautorin einen Namen. Zusammen schreiben sie über 160 Pressemitteilungen im Jahr –

Gerd Rosenkranz

„Wir wollen Diskussionen beeinflussen, an den richtigen Stellen.“

Das Haus der Bundespressekonferenz in Berlin, häufiger Arbeitsort von Ulrike Fokken und Gerd Rosenkranz.

46

Page 47: DUHwelt 4/2009

47welt 4/2009

meNScheN füR NAtUR

Nur per Lastschrift – ausfüllen, ausschneiden, eintüten, ab die Post! zeo2-Vertrieb, DUH Umweltschutz-Service GmbH, Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell Fax 07732 – 999 577

Ich ermächtige die DUH Umweltschutz-Service GmbH widerruflich, die Abonnementbeträge von unten stehendem Konto im Lastschriftverfahren einzuziehen.

Widerrufsrecht: Das Abonnement kann innerhalb von 14 Tagen bei der Bestelladresse widerrufen werden. Es genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs. Ich bestätige dies mit meiner zweiten Unterschrift Datum, Unterschrift

Ja, ich abonniere zeo zum Preis von 12 Euro jährlich.2

Online abonnieren unter www.zeozwei.de

Das neue UmweltmagazinPralles Leben im Zeitschriftenregal: Umweltpolitik, Energie, Klima, Natur und Verbraucherthemen.

Name Vorname Straße, Hausnummer

Postleitzahl, Ort Geburtsdatum E-Mail-Adresse

BLZ Konto-Nummer Datum, Unterschrift

Name des Kontoinhabers Bank

DUHwelt 4/2009

„Eine vielfältige und hochaktuelle umweltpolitische Zeitschrift.“

Hubert Weinzierl, Präsident des Deutschen Naturschutzrings (DNR)

Weitere Berichte und Reportagen:n Schimpansen-Forscherin Jane Goodall verzaubert die „Wilderness-Konferenz“ n Immer mehr Gentechnik-Gegner sitzen im Knastn Der verblüffende Bio-Boom in Chinan Die kleine, aber feine Hummer-Population vor Helgolandn Der Marathonmarsch zu Fuß von Berlin auf den Dachsteinn “Dallas“-Rüpel Larry Hagmann entdeckt die Solarenergie

MAL IM JAHR4

Abonnieren oder verschenken!

Für nur 12 Euro

Im aktuellen Heft: Krankenhäuser, Kirchen und Kommunen tun es, Restaurants, Rock-bands und Rickschadienste – aber auch Kondomhersteller, Diskobetreiber und Laufschuh-produzenten. Eine neue Volksbewegung macht mobil: mit braven und naheliegenden, aber auch mit verblüffenden, phantasievollen und teilweise kuriosen Energiespar- und Vermeidungsstrategien. Während der politische Motor des Klimaschutzes kräftig stottert, haben Tausende ihr ganz persönliches Kopenhagen-Ding schon mal gestartet.

Anzeige_DUHwelt_4_09_zeo2.indd 1 02.12.2009 18:00:50

an manchen Tagen auch gleich zwei oder drei, organisieren Dutzende von Pressekonferenzen, beantworten Hun-derte von Journalistenanfragen, mode-rieren Kamingespräche, halten Vorträge, nehmen an Podiumsdiskussionen teil, führen Hintergrundgespräche, geben Interviews zu allen Themen der DUH und finden nachts noch Zeit, Reportagen und Kommentare zu schreiben.

Wichtig ist es dabei, rasch auf aktuelle politische Entwicklungen zu reagieren. „Wenn der Minister am Mittag etwas ankündigt, dann müssen wir das sehr schnell kommentieren, um noch in die Agenturen, Abendnachrichten und Zei-tungen zu kommen“, erklärt Fokken.

Auch Pressekonferenzen werden des-halb nicht selten gleich auf den nächs-ten Vormittag gelegt. Rosenkranz und Fokken hacken die letzten Änderungen noch am frühen Morgen in den Com-puter. Hektischer E-Mail-Wechsel mit den Geschäftsführern und nur wenige Minuten vor der Pressekonferenz dann fertig und ausgedruckt. Auf die Minute pünktlich treffen sie im Haus der Bun-despressekonferenz ein.

Stress? „Wären wir eine halbe Stunde früher fertig“, schmunzelt Rosenkranz, „wüssten wir ja eine halbe Stunde lang nicht, was wir tun sollten. Das wäre Stress.“ (aw) o

„Wichtig ist es, rasch auf aktuelle

politische Entwicklungen zu reagieren.“

Page 48: DUHwelt 4/2009

48 welt 4/2009

Deutsche Umwelthilfe e.V. Fritz-Reichle-Ring 4 78315 Radolfzell Fax: 07732-9995-77

www.duh.deSpendenkonto: 81 90 002 BLZ 370 205 00Bank für Sozialwirtschaft Köln

Mit einem Legat für die Natur in Ihrem Testament

hinterlässt Ihr Leben dauerhafte Spuren.

Ihr Vermächtnis hilft der Deutschen Umwelthilfe

für den Artenschutz und die Erhaltung natürlicher

Lebensgrundlagen tätig zu sein.

Was bleibt von uns?

Unser kostenloses Informationsmaterial bietet Ihnen verständlich und übersichtlich Tipps und Anregungen für Ihre Testamentsgestaltung.

Name

Straße

PLZ, Ort

Telefon Geb. Datum

Ihre Ansprechpartnerin: Annette Bernauer Tel. 07732-9995-60 E-Mail: [email protected]

Foto: manja/Photocase.de

2009 Schnecke im Licht_A4.indd 1 06.12.2009 12:37:32