DUHwelt 3/2006

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DUH welt DAS MAGAZIN DER DEUTSCHEN UMWELTHILFE 3 2006 Weißstörche wieder häufiger DUH: AKW Brunsbüttel abschalten! Die Erde im Schwitzkasten

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Aus dem Inhalt: •Klimaschutz: Die Erde im Schwitzkasten •Weißstörche wieder häufiger •Atomenergie: AKW Brunsbüttel abschalten

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1welt 3/2006DUH

DUHweltDAS MAGAZIN DER DEUTSCHEN UMWELTHILFE

32006 Weißstörche wieder häufigerDUH: AKW Brunsbüttel abschalten!

Die Erde im Schwitzkasten

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InhaltAuf ein Wort...

IMPRESSUM

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Prof. Dr. Harald KächeleBundesvorsitzender Deutsche Umwelthilfe e.V.

DUH AKTUELLAtomenergie: Weckruf aus Schweden„Falschplastik-Einwegbecher“ entdeckt

IM BLICKPUNKTKlimaschutz: die Erde im SchwitzkastenDUH aktiv im Klimaschutz

LEBENDIGE ELBEHilfe für den europäischen Aal100 Tage nach dem Elbe-Hochwasser

LEBENDIGE SEENNeues Netzwerk: Deutschland – OsteuropaSommerlager in Südafrika„Kids for Birds“ am Bodensee

DUH-MARKT

„UNBEKANNTE“ TIERARTENDer Fischotter: ein verspielter Beutegreifer

LEBENDIGE FLÜSSEGemeinsam für eine Lebendige WeserWieder Naturschützer als DeichhauptmannFlussabenteuer am Kocher

NATURSCHUTZWettbewerb „Bundeshauptstadt im Naturschutz“Goor – Waldparadies an der OstseeGrenzüberschreitend Störche schützen

MEHRWEG UND VERWERTUNGElektro-Recycling: Projekte des Monats

DUH INTERNRainer Baake neuer BundesgeschäftsführerDank an Jürgen Rosemund

UMWELT UND POLITIKStellungnahme zur Föderalismusreform

MENSCHEN FÜR NATURÄgyptische Sommerschule SEKEMJahrestreffen an der Elbe

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Heftpreis: € 1,50 September 2006

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Liebe Leserinnen und Leser,

ein Sommer der Extreme neigt sich nun demEnde zu. Wochenlange Temperaturen über 30Grad – das gab es in Deutschland noch nicht allzu oft. Wenn wir den Klimaexperten Glaubenschenken wollen, dann sollten wir uns an sol-che Situationen wohl gewöhnen. Einige habenschon damit begonnen und sich fürsorglich eineKlimaanlage für die Wohnung beschafft. In Au-tos gehören sie ja ohnehin längst zum Standard.

Mit Klimaanlagen gegen den Klimakollaps?Kaum zu glauben, doch kurz gesagt ist es genau das, was ich in diesem Som-mer über die deutsche Art der Problemlösung gelernt habe. Diese Kopie desAmerican Way of Life wird uns natürlich nichts nützen. Aber sie gibt einekleine Ahnung davon, wie weit wir mit wirklichen Lösungen im Klimaschutzvom so genannten „Otto Normalanbieter“ noch weg sind.

Den Schaden haben besonders die Menschen in den ärmeren Teilen derWelt, unser Ökosystem als Ganzes und die biologische Vielfalt auf der Erde.Wenn uns schon im Klimaschutz nichts Besseres einfällt als Klimaanlagen,dann sehe ich für den Schutz der Artenvielfalt ziemlich schwarz. Die Folgender Klimaveränderung bekommen wir immerhin langsam am eigenen Leib zuspüren. Von den Veränderungen, die mit dem Verschwinden vieler Tier- undPflanzenarten verbunden sind, haben selbst Experten nur eine vage Vorstel-lung.

Doch die Zeitbombe, die beim Artensterben tickt, wird nicht minder drama-tisch sein als die der Klimaveränderung. Da wir aber über keine Sinne verfü-gen, um das Artensterben zu spüren, baggern wir weiter unsere Flüsse aus,asphaltieren unsere Landschaften und „flurbereinigen“ ganze Landstriche.

Je mehr wir uns in künstlich klimatisierten Räumen verschanzen, desto weni-ger werden wir all dessen gewahr. Die große Herausforderung liegt darin, dasssich die Menschen in den Industrienationen wieder als Teil des Ökosystemsverstehen und vielleicht doch noch rechtzeitig lernen, dass man sich nichteinfach mittels Technik davonstehlen kann.

Wohl keine Jahreszeit eignet sich so gut wie der Herbst dazu, auf ausgedehn-ten Wanderungen über unsere Rolle im Kreislauf der Natur nachzudenken. Indiesem Sinne wünsche ich Ihnen einen goldenen Herbst und viele schöneStunden in unseren herrlichen Landschaften.

Ihr

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Zeitschrift für Mitglieder und Fördererder Deutschen Umwelthilfe e.V.Herausgeber: Deutsche Umwelthilfe e.V.,Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell,Tel.: 07732/99 95-0, Fax: 07732/99 95-77http://www.duh.de, E-Mail: [email protected].: Jörg Dürr-Pucher, Jürgen ReschRedaktion: Prof. Dr. Gerhard Thielcke, Thomas Giesinger,Michael HadamczikGestaltung: Claudia KunitzschDruck: Wachter GmbH, BönnigheimAnzeigen: Michael Hadamczik; es gilt die Anzeigenpreisliste 2006Verlag und Vertrieb: DUH Umweltschutz-Service GmbH,Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 RadolfzellSpendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft Köln(BLZ 370 205 00) 8 190 002Gedruckt auf 100 % Recycling-PapierFotos: Titelseite: Fischotter, G. Schulz/Naturfoto-Online; S. 3: BUND Berlin; S. 4: Vattenfall;S. 5: H. Blomberg; S. 8: L. Schulz; S. 9: R. Emmerich, G. Bröer, pixelquelle.de (v.l.); S. 10:M. Uhde (o), SolarLokal (m), DUH (u); S. 11: BUND (o), G. Thielcke (u); S.12: F. Neuschulz;S. 13: K. Knuffmann; S. 14: M. Rietschel (o), Gruner+Jahr AG & Co KG; S. 16: Balaton-Highland Nation Park Authority; S. 17: Lake Võrtsjärv Foundation (o), O. Hahn (u); S. 18:S. Roth; S. 19: S. Roth (l), Laguna Atotonilco (r); S. 20: GNF; S. 24/25: G. Schulz/Naturfoto-Online; S. 26: DUH, Fischotterschutz e.V., O. Hahn (u); S. 27: BUND Bremen, G. Thiel-cke (u); S. 28: Büro am Fluss; S. 30: L. Domdey; S. 31: Bodensee-Stiftung; S. 32: L. Jeschke(o, u), A. Klein(m l), J. Resch (m r), S. 33: Rahn (m), O. Hahn (o, u); S. 34: F. Neuschulz (o),Volksstimme Salzwedel (u); S. 35: M.E.E.R. e.V. (o), O. Hahn (u); S. 36: pixelquelle; S. 37:Regelschule Bad Langensalza; S. 38: axentis.de/Lopata (o l), DUH; S. 39: DUH; S. 40:Deutscher Bundestag/Lichtblick, A. Melde; S. 41: Stadt Rheinstetten (o), F. Neuschulz (u);S. 42: Verein zur Förd. kultureller Entwickl. in Ägypten e.V; S. 43: DUH; S. 44: C. Meffert

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DUH AKTUELL

Am Anfang war ein Kurzschluss.Dann folgte eine Kaskade verstö-

render Fehler, an deren EndeEuropa einer atomaren Kata-strophe so nahe kam wie seit

der Kernschmelze von Tschernobyl vor20 Jahren nicht mehr. Die schwedischeRegierung legte in Folge des Unfalls inBlock 1 des Siedewasserreaktors vonForsmark Ende Juli schnell drei weitereMeiler ähnlicher Bauart still.

Spätestens da hatten auch die deutschenReaktorbetreiber und ihre notorischenLautsprecher in der Politik ein Problem:Eines der gängigsten Argumente für dieAbkehr vom hierzulande vereinbartenAtomausstieg passte nicht mehr in dieLandschaft. Wann immer ein Nuklear-unfall jenseits der deutschen Grenzenfür Schlagzeilen sorgte, machten dieAnhänger der Kernenergie dafür wahl-weise eine veraltete (Harrisburg) oderabweichende (Tschernobyl), in jedemFall aber weniger ausgeklügelte Sicher-heitstechnik der betroffenen Meiler ver-antwortlich. In Deutschland, so dieleichthin verbreitete Parole, arbeiten„die sichersten Kernkraftwerke der Welt“.Und jetzt? Jetzt hat es das Hochtechno-logieland Schweden getroffen, das ei-nen größeren Anteil seines Bruttoin-landprodukts für Forschung und Tech-nologie ausgibt als irgendein anderesLand in Europa. Schnell war die neueBeruhigungsformel gefunden, „eins zueins“ lasse sich der schwedische Unfallnicht auf die hierzulande betriebenenMeiler übertragen. „Diese Aussage istso richtig wie banal“, entgegnet DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch„Sie dient mehr der Vernebelung als derKlärung der Risiken. Kein Reaktor ist

Atomenergie

Der schwere Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark hat auch die Sicherheitsdebatte

in Deutschland neu entfacht. Nach der Aufdeckung massiver Defizite im Notstromsystem des Sie-

dewasserreaktors Brunsbüttel fordert die Deutsche Umwelthilfe die sofortige Stilllegung und den

Schluss der Debatte über längere Reaktorlaufzeiten.

wie der andere, deshalb verläuft auchkein Unfall wie der andere.“

Brunsbüttel nochanfälliger als Forsmark?

Konkret bezieht sich Resch auf Recher-chen, die die Deutsche Umwelthilfenach dem Forsmark-Störfall in Deutsch-land vorangetrieben hatte. Dabei hattesich herausgestellt, dass insbesonderedas elektrische Notstromsystem des Sie-dewasserreaktors Brunsbüttel an derElbe seit Jahren Gegenstand interner Kri-tik praktisch aller mit dem Meiler befass-ten Experten ist. Ergebnis: Exakt die Si-cherheitssysteme, die in Forsmark ausvergleichsweise nichtigem Anlass teil-weise kollabierten, sind in Brunsbüttel

noch anfälliger gegen Störfälle. Der Sie-dewasserreaktor, der nach dem Atom-ausstiegsgesetz voraussichtlich 2009abgeschaltet werden muss, gehört zuzwei Drittel dem Forsmark-BetreiberVattenfall und zu einem Drittel E.on. „DasSicherheitssystem in Brunsbüttel ist un-terdimensioniert und eben deshalbüberkomplex“, erklärt Gerd Rosenkranz,der Leiter Politik der Umwelthilfe, dersich als Ingenieur und Werkstoffwissen-schaftler seit Mitte der 70er Jahre mit derEntwicklung der Reaktortechnik beschäf-tigt. „In diesem Notstromsystem müssenzwei statt der üblichen vier Stromschie-nen für Sicherheit sorgen und drei stattvier Notstromdiesel. Die gegenüber an-deren Meilern schwache Auslegung er-fordert in Störfallsituationen zwingend

Weckruf aus Schweden

AKW-Brunsbüttel:noch empfindlicher gegen Störfälle

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DUH AKTUELL

hoch komplizierte und deshalb fehler-anfällige Schaltvorgänge.“

In Forsmark hatte nach einem Kurz-schluss im umgebenden Stromnetz, diefür einen solchen Fall vorgesehene au-tomatische Trennung des Atomkraft-werks vom Netz nicht ordnungsgemäßfunktioniert. Danach schlug auch dieUmschaltung des Meilers auf so genann-te Eigenversorgung fehl. Beide Turbinen,die normalerweise den Strom ins Strom-netz speisen und nun mit einem Bruch-teil der Leistung den Reaktor selbst mitElektrizität versorgen sollten, trudelteneinfach aus. Auch die für diesen Fallvorgesehene Umschaltung auf ein Re-servenetz schlug fehl. Der Stromschlagaus dem äußeren Netz hatte sich zudemauch im Kraftwerk selbst ausgewirkt, zweivon vier Wechselrichtern und in derFolge zwei von vier Notstromdieseln fie-len mehr als 20 Minuten aus; außerdemlebenswichtige Teile der Reaktorüberwa-chung. Warum die beiden verbliebenenNotstromdiesel – und mit ihnen zwei vonvier Notkühlpumpen – die Havarieschadlos überstanden und für eine aus-reichende Kühlung des Reaktors sorg-ten, ist bisher nicht bekannt.

Eingeständnisvon Vattenfall Europe

Drei Wochen nach Bekanntwerden desUnfalls in Schweden, erklärten Vertretervon Vattenfall Europe anlässlich einerSitzung der Reaktorsicherheitskommis-sion (RSK) der Bundesregierung überra-schend und entgegen früheren Aussa-gen, dass Teile des Notstromsystems inBrunsbüttel doch wie in Forsmark aufWechselstrom angewiesen seien. Nacheinem Ausfall bestimmter Wechselrich-ter wäre auch das Kraftwerk an der Elbenur noch eingeschränkt steuerbar. Nachdieser Kehrtwende forderte Resch die„sofortige Abschaltung des Meilers,solange seine Sicherheit nicht zweifels-frei nachgewiesen ist.“ Außerdem müs-se die unsägliche Debatte über Laufzeit-verlängerungen der ältesten und unsi-chersten Atomkraftwerke in Deutsch-land sofort beendet werden. Resch: „Esist unverantwortlich, wenn Konzernma-nager und Politiker in Deutschland ver-suchen, nach diesem Weckruf ausSchweden einfach zur Tagesordnungüberzugehen“.

Nach DUH-Recherchen sind in den Bundesligastadien in Hamburg, Frankfurt,München und Nürnberg offensichtlich Einwegbecher der Firma BellandVisi-on aus falsch deklarierten Kunststoffen zum Einsatz gelangt: Anstelle seinesangeblich mit einem Aufwand von 150 Millionen Euro entwickelten Wunder-kunststoffs lieferte Belland bereits seit November 2005 (im Frankfurter Stadi-on) Polystyrolbecher mit „Belland“-Kennzeichnung aus.

Auch bei den Bundesligaspielen in der Münchner Allianz Arena des FC BayernMünchen gegen Eintracht Frankfurt (Ende Februar 2006) und gegen ArminiaBielefeld (Mitte April 2006) wurden Polystyrolbecher mit Belland-Kennzeich-nung eingesetzt. Im Rahmen einer chemischen Analyse von Belland-Bechernmit den Schriftzügen „Coca Cola“ und „1860 München“ stellte das DeutscheKunststoff Institut fest, dass diese aus dem weit verbreiteten Billigkunststoff„Polystyrol“ und nicht aus dem sehr viel teureren Belland-Material bestehen.

Die DUH kritisiert insbesondere, dass BellandVision seit Jahren Einwegbecherausliefert, ohne über eine in Betrieb befindliche Recyclinganlage zu verfü-gen. Doch selbst wenn irgendwann in der Zukunft das schon seit Jahren ange-kündigte Recycling von Belland-Material stattfindet, zeigen sogar die vonBelland in Auftrag gegebenen Ökobilanzen die Überlegenheit der Mehrweg-Bechersysteme, wie sie zuletzt auch bei der Fußball-WM zum Einsatz gekom-men sind.

Selbst unter den gängigen ökologisch nachteiligen Einweg-Kunststoffen wiePolystyrol, Polypropylen oder Polyethylen ist das Belland-Material das einzigeKunststoffmaterial ohne funktionierendes und betriebenes Recycling. Wäh-rend es für alle genannten Materialien bereits seit Jahren wirtschaftlich betrie-bene Recyclingverfahren gibt und ein wertstoffliches Recycling stattfindet,existiert nach unseren Erkenntnissen bis heute keine laufende Recyclinganla-ge für das so genannte Belland-Material.

„Falschplastik-Einwegbecher“entdeckt

Nur knapp einer Katastrophe entgangen: AKW Forsmark in Schweden

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IM BLICKPUNKT

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Die Erde im SchwitzkastenSeit Beginn der Wetteraufzeichnungen fallen die sechs wärmsten Jahre in

die Zeit von 1998 bis 2005. Bis Ende des 21. Jahrhunderts wird es auf der

Erde im Schnitt um bis zu 5,8 Grad wärmer. Das steht im vorläufigen

vierten Klimabericht des Weltklimarats der Vereinten Nationen. Ur-

sache dafür ist der Ausstoß von Treibhausgasen. Von einem dieser

Gase, dem Kohlendioxid, hat sich in der Atmosphäre in den letzten

hundert Jahren mehr angesammelt als in 20.000 Jahren zuvor.

Fieberthermometer MeereisDas Eis auf dem Polarmeer ist eine dün-ne Kruste. Es ist eine Art Fieberthermo-meter unserer Erde. Mit mehr als siebenProzent pro Jahrzehnt nimmt die Flächedes Nord-Polareises schnell ab. Mög-licherweise bleibt der Nordpol in eini-gen Jahrzehnten im Sommer eisfrei. Der-artige Veränderungen gab es in der Erd-geschichte immer wieder. Doch niemalszuvor ereigneten sie sich so schnell.

Wird gefrorenes Meerwasser auch inZukunft abschmelzen, könnte das sehrschlimme Auswirkungen auf das Klimahaben. Denn das mit Schnee bedeckteMeereis reflektiert Sonnenlicht zu etwa85 Prozent. Eisfreies Ozeanwasser reflek-tiert dagegen nur 10 Prozent. Das heiztdie Arktis weiter auf.

Weniger SchneeIn zehn von zwölf Monaten liegt heuteauf der Nordhalbkugel um fünf Prozentweniger Schnee als vor 40 Jahren. DieAusnahmemonate sind November undDezember. Auch an Flüssen der Nord-

halbkugel wurden Veränderungen fest-gestellt. Sie frieren im Schnitt sechs Tagespäter zu als vor 150 Jahren und tauensechs Tage früher auf.

Wirbelstürmewerden heftiger

Wenn sich die Weltmeere weiter auf-heizen, sind künftig stärkere Stürme, hö-here Spitzengeschwindigkeiten undmehr Niederschläge zu erwarten. Zu-dem könnten sich die Entstehungsge-biete tropischer Wirbelstürme vergrö-ßern. 2004 trat zum ersten Mal ein Hur-rikan vor der Küste Brasiliens auf und2005 erreichte der Sturm Vince Euro-pa. Regelmäßige vom Meer her kom-mende Stürme dieser Stärke und Zer-störungskraft gab es in Europa bisherkaum.

AussichtenIn jedem Fall wird das Klima in diesemJahrhundert drastisch wärmer, und dasWetter wird noch ungemütlicher wer-den. Genauer: Wir müssen lernen, mit

mehr und regelmäßig auftretenden ex-tremen Wetter-Ereignissen zu leben.Wird der Ausstoß von Treibhausgasenbeschränkt, lassen sich die Auswirkun-gen allenfalls mildern.

Erneuerbare-Energien-Gesetz - ein Erfolgsmodell

■ Die EU-Kommission stellte fest: Das deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz ist die wirksamste und preiswerteste Metho-de zur Förderung von Sonne, Wind, Biomasse und Biogas. 17von 25 EU-Staaten haben inzwischen ähnliche Gesetze wie inDeutschland erlassen. Mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetzkam der Durchbruch für Sonne, Wind und Biomasse, denn

Klimaschutz: Erfolge und Ideen

Wo Gefahr droht, da wächst das Rettende auch,heißt es beim Dichter Friedrich Hölderlin. Das giltauch für die drohende Klimagefahr. Wir berichtenüber kleine und große Erfolge und Ideen beim Kli-maschutz.

dieses Gesetz schreibt die Einspeisung des Alternativstroms zufesten Preisen vor. Die FDP will das Gesetz abschaffen.Daraufhin hat die Zeitschrift natur + kosmos Guido Wester-welle den Hammer des Monats verliehen.

Solarbranche wächst

■ Im Jahr 2005 arbeiteten in Deutschland im Bereich der Son-nenenergienutzung 42.000 Menschen. Der Umsatz betrug 3,75Milliarden Euro. Die Solarthermie legte um 30 Prozent zu unddie Fotovoltaik um 10 bis 20 Prozent. Deutschland hat imvergangenen Jahr mit 600 Megawatt neu installierter Foto-voltaik-Leistung seinen Spitzenplatz behauptet. Japan stehtmit 280 Megawatt an zweiter und die USA mit 90 Megawattan dritter Stelle.

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Buchtipp:Ist die Elbeflut einIndiz für denKlimawandel? Wohinführt die globaleErwärmung? Was sind diedringenden Aufgaben derKlimapolitik?

Diese und andere Fragen erläutertMojib Latif, Professor für Meteorologiean der Universität Kiel, in seinem Buch.Er ist einer der bekanntesten Meteoro-logen und Klimaexperten Deutschlands.

Bestellung siehe DUH-Markt S. 22/23

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DUH aktiv im Klimaschutz

Führungswechselbei Solarbundesliga-Meisterschaft:Gollhofen schlägtDauersiegerRettenbach am Auerberg

ten Mal den Titel der Mittelstädte. Beiden Kleinstädten konnte sich die baye-rische Gemeinde Kastl durchsetzen.

Auch in den beiden Einzeldisziplinen„Solarstrom“ und „Solarwärme“ wur-den die Sieger ermittelt. DeutscherMeister in der Kategorie „Solarwärme“darf sich nun das rheinland-pfälzischeSchwerbach nennen. Es kommt auf 1,33Quadratmeter solarthermische Flächepro Einwohner. In der Kategorie „Solar-strom“ errang Heckhuscheid aus Rhein-land-Pfalz mit 1185 Watt pro Einwoh-ner den Meistertitel.

Die Sieger sowie die Zweit- und Dritt-platzierten wurden am 24. Juni 2006 auf

der Meisterfeier im Rahmen des Solar-bundesliga-Kongresses geehrt. Der So-larbundesliga-Kongress ist der Höhe-punkt der Solarbundesliga-Saison, derjedes Jahr zum Saisonende stattfindet.Über 130 solarengagierte Menschennahmen an der Veranstaltung teil undinformierten sich bei zahlreichen Vor-trägen über die derzeitigen Entwicklun-gen in der Solarbranche. Auch der Er-fahrungsaustausch kam nicht zu kurz.In vier Workshops wurde bis kurz vordem Achtelfinale der Fußball-WM mitdeutscher Beteiligung intensiv diskutiert.Zum Ende der Solarbundesliga-Saison2005/2006 spielten 905 Städte undGemeinden in der Solarbundesliga mit.

Ausgelassen feiern die solar-engagierten Sieger der verschiedenen Kategorienihren Erfolg.

SolarSolarbundesligaSpannend wie selten verlief in diesemJahr der Endspurt im solaren Wettstreit,den die Deutsche Umwelthilfe und dieZeitschrift „Solarthemen“ seit 2001 aus-richten.

Bis kurz vor dem Meldeschluss sah esso aus, als könnte Rettenbach seinenMeistertitel verteidigen. Doch die Goll-hofener nahmen die Herausforderungan und wurden am letzten Tag der Sai-son noch einmal aktiv. „Spontan habenwir noch alle Solarwärmeanlagen im Orterfasst“, so Harald Trabert vom Solar-stammtisch Gollhofen. Die Mühe hatsich gelohnt: Die 825-Einwohner-Ge-meinde südlich von Würzburg siegteschließlich mit 676 Ligapunkten vor denbayerischen Gemeinden Rettenbach amAuerberg (631 Punkte) und Halsbach(553 Punkte).

Bei den Großstädten haben in dieserSaison wieder die Freiburger die Nasevorn, nachdem sie im Laufe der Saisonbereits auf den dritten Platz abgerutschtwaren. Neckarsulm holte sich zum vier-

Neue Nutzungen der Sonnenenergie

■ Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung hält esfür möglich, dass bis 2100 der Solaranteil am Energieverbrauchin Deutschland auf über zwei Drittel ansteigt. Ein großer Teilwird davon aus Hunderten solarthermischer Großkraftwerkein Südeuropa und Nordafrika kommen. Nach einer Studie fürdas Bundesumweltministerium werden die Mittelmeerländervom Jahr 2025 an billigeren Solarstrom liefern als deutscheKohlekraftwerke.

Im südspanischen Lacalahorra soll demnächst mit dem Bauvon drei Solar-Kraftwerksblöcken mit je 50 Megawatt Leis-tung begonnen werden. Für mehr als ein Dutzend weitereProjekte mit insgesamt 1.200 Megawatt Leistung laufen derzeitGenehmigungsverfahren.

In Pilotanlagen wird untersucht, wie man die eingefangeneSonnenenergie am sinnvollsten in Dampf umwandelt. Dabeigeht es nur noch um Verbesserungen im Detail. Zurzeit wer-den zwei Verfahren genutzt:

1. Lange Parabolrinnen bündeln das Licht auf Röhren.In denen wird so genanntes Thermoöl erhitzt, das Dampfund Strom liefert.

2. Drehbare Spiegel sammeln Licht auf einem Solarturm.In dem befindet sich ein Kraftwerk.

In Jülich soll ebenfalls ein Sonnenkraftwerk gebaut werden,das Licht auf einem Empfänger an der Spitze eines Turms bün-delt. Die so entstehende Hitze erzeugt Dampf, der eine Turbi-ne antreibt, die Strom erzeugt. 2008 soll die Versuchsanlage inBetrieb gehen. Sie wird bis zu 350 Haushalte versorgen.

IM BLICKPUNKT

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Förderer und Fansder Solarbundesliga:

Fans:

Förderer:

Die Kommune, die die meisten Punkteerhält, wird mit dem Ehrentitel „Bundes-hauptstadt im Klimaschutz“ ausgezeich-net. Zudem werden die jeweils bestendrei Städte bzw. Gemeinden in drei Grö-ßenklassen gewürdigt. Bei diesem Wett-bewerb wollen wir das Engagement vie-ler Städte und Gemeinden, die sich dembundesweiten Vergleich stellen, würdi-gen. Teilnehmer, die mehr als 50 Punk-te erreichen, erhalten den Titel „Klima-schutzkommune“.

Das Projekt wird von der DeutschenBundesstiftung Umwelt und vonCO2NTRA gefördert:

Eine Klimaschutzinitiative derSAINT-GOBAIN ISOVER G+H AG

BUNDESHAUPTSTADT im KLIMASCHUTZ

„Wir freuen uns über die von Monat zuMonat wachsende Beteiligung“, erklärtder Solarthemen-Herausgeber AndreasWitt: „Es ist einfach begeisternd zu se-hen, wie engagiert Solarenergie in vie-len deutschen Kommunen bereits ge-nutzt wird.“

In der Siegerkommune Gollhofen sei proKopf fast ein Kilowatt Solarstromleistunginstalliert. „Der gesamte Ort duscht prak-tisch mit Sonnenwärme“, so Jörg Dürr-Pucher, DUH-Bundesgeschäftsführer.

Neue Städte, Gemeinden, Dörfer undOrtsteile können sich jederzeit anmel-den. Alle Informationen dazu findensich auf der Internetseite:www.solarbundesliga.de

DUH-WettbewerbBundeshauptstadtim KlimaschutzAm 15. September 2006 war Einsende-schluss für unseren Wettbewerb „Bun-deshauptstadt im Klimaschutz“ unterder Schirmherrschaft von Bundesum-weltminister Sigmar Gabriel. Zu Redak-tionsschluss dieses Heftes Mitte Augustverzeichnete das Projektteam um CarlaVollmer rege Nachfrage aus den Städ-ten und Gemeinden.

Im Mittelpunkt des Fragebogens stehtdas vielfältige Engagement der Kommu-nen für mehr Klimaschutz. Dazu zählen:

■ erfolgreiche Energiesparmaßnah-men in Gebäuden,

■ der Ausbau einer klimaschonen-den Energieversorgung,

■ eine klimagerechte Verkehrs-planung,

■ eine Stadtplanung, die den Zielendes Klimaschutzes dient,

■ kreative Ideen zur Öffentlichkeitsar-beit und

■ Kooperation mit und Beteiligungvon verschiedenen Akteuren.

IM BLICKPUNKT

Energiewende mit Schnellkochtopf

■ In einem Kohleflöz dauert es mehrere Millionen Jahre, umBiomasse in Kohle zu verwandeln, in einem dem Schnell-kochtopf ähnlichen Behälter entsteht bei einer Temperaturvon 180 Grad in zwölf Stunden nahezu reiner Kohlenstoff alsfeiner Staub. Dies ist – kurz gefasst – das Ergebnis; für dasfünf Max-Planck-Institute zwei Jahre lang gearbeitet haben.

Mit schnell wachsenden Pflanzen könnten auf einem Hektar14 Tonnen Kohle pro Jahr erzeugt werden. Das Verfahren istallen anderen, bei denen der in der Pflanze gespeicherteKohlenstoff zu großen Teilen als Kohlendioxid entweicht,haushoch überlegen. Bei der Verkohlung muss nur am An-fang kurz angeheizt werden. Dann bleibt der Prozess aus der

eigenen Wärmeproduktion in Gang. Das schwarze Pulver lässtsich zu Benzin oder Diesel weiterverarbeiten. Der Clou: dieEnergieausbeute bei der Verarbeitung von Kohlenstaub dürftedeutlich höher sein als etwa bei Holz.

Im Hinblick auf die Klimaerwärmung könnte die Pflanzenver-kohlung helfen, riesige Mengen von Kohlenstoff zu binden,der sonst im natürlichen Kreislauf von Wachstum und Verrot-tung der Pflanzen wieder als Kohlendioxid in die Luft ent-weicht. Nach Berechnungen der Forscher ließe sich der welt-weite Ausstoß von Kohlendioxid durch Verbrennung fossilerStoffe vollständig kompensieren. Dazu müssten Pflanzen, dieauf einem Prozent der Erdoberfläche angebaut wurden zuKohlenstaub verarbeitet werden. Quelle: Der Spiegel

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IM BLICKPUNKT

Europäisch-Asiatischer Politikworkshop

■ Welche politischen Instrumente führen zu effizienterenKraftfahrzeugen und sinkenden CO2-Emissionen? Das war dasThema des Europäisch-Asiatischen Politikworkshops, zu demdie DUH am 19. Juli Gäste aus Politik, Wissenschaft, Unterneh-men und Verbänden nach Berlin einlud. Die Referenten FengAn aus China und Takao Onoda aus Japan berichteten überdie Anstrengungen ihrer Regierungen, die Autoindustrie zurEntwicklung sparsamer Kraftfahrzeuge zu bewegen. Bereitsim April 2006 hatte die DUH einen ersten Workshop zu dieserThematik mit hochrangigen Regierungsvertretern aus Kali-fornien veranstaltet.

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Starke Partner:SolarWorld undDeutsche UmwelthilfeSeit 2001 arbeitet die Deutsche Umwelt-hilfe im Projekt „SolarLokal“ mit der So-larWorld AG zusammen. Die Aktienge-sellschaft mit Sitz in Bonn stellt Fotovol-taik-Anlagen unter anderem im sächsi-schen Freiberg und in Schweden her.Bei „SolarLokal“ arbeiten Landräte, Bür-germeister und Handwerker in mittler-weile über 100 deutschen Kreisen, Städ-ten und Gemeinden am Ausbau vonStrom aus der Sonne.

Bei unserem Betriebsausflug im Juli 2006in Bonn statteten wir SolarWorld einenBesuch ab. Das Unternehmen ist ein le-bendiges Beispiel für gute unternehme-rische Ideen, für den Rückenwind einerwachsenden Umwelt-Branche und fürdie Arbeitsplatz-Chancen, die in derSonnenenergie stecken: Ende der1990er Jahre hatte SolarWorld 40 An-gestellte, heute sind es 1.200. Und dasUnternehmen schafft weiter Arbeitsplät-ze: Derzeit sind 21 Stellen für Fachkräf-te ausgeschrieben.

Leistung und Erfolg des Unternehmenssind auch bei externen Wirtschaftsfach-leuten anerkannt: SolarWorld wurde inden erlauchten Kreis der Tec-Dax-Un-ternehmen aufgenommen.

Die Kampagne IslaSolar soll – ähnlichwie in Deutschland – den großen Infor-mationsbedarf bei den Bürgerinnen undBürgern zu regenerativen Energien ab-decken und für deren Nutzung werben.

Der Ausbau der regenerativen Energienauf den kanarischen Inseln werde ab2007 auch durch neue Bauvorschriftenunterstützt: Alle Neubauten müssendann mit Solaranlagen ausgerüstet wer-den. Zusätzlich gibt es finanzielle Zu-schüsse für Neuanlagen.

Teneriffa und die kanarischen Inseln –dies machten die Ausführungen desPräsidenten deutlich – können künftignicht nur mit einer beeindruckendenNatur und schönen Stränden werben,sondern demnächst auch mit dem La-bel „IslaSolar“ – die Solar(strom)inseln.

Von links: Dr. Martin Rocholl (Friends of the Earth Europe –FoEE), Dr. Feng An (Energy and Transportation Technologies –LLC), Stefan Bundscherer (DUH), Takao Onoda (InternationalEnergy Agency – IEA), Michael Müller (Verkehrsclub Deutsch-land – VCD), Aat Peterse (Transport & Environment – T&E).

DUH-Solarkampagneinternational:Präsident Teneriffasstellt IslaSolar vorHoher Besuch beim SolarLokal-Arbeits-treffen der Deutschen Umwelthilfe aufder Intersolar im Juni 2006 in Freiburg:Der Präsident der Insel Teneriffa, Ricar-do Melchior, stellte die Partnerkampag-ne IslaSolar vor.

IslaSolar, so der Präsident in seinemVortrag, wurde im Januar gestartet. Vor-bild sei die Kampagne SolarLokal inDeutschland gewesen, deren Konzeptman weitgehend übernommen habe.Der Präsident machte deutlich, dass diekanarischen Inseln vor großen Heraus-forderungen in der Energiepolitik stehen,denn noch immer sei man zu 90 Pro-zent von Öl- und Gaslieferungen abhän-gig. Dabei seien die Voraussetzungenfür die Nutzung regenerativer Energienhervorragend.

Besuch bei der SolarWorld AGin Bonn während des diesjährigenBetriebsausflugs.

„IslaSolar“ fördertdie regenerativenEnergien auf denkanarischen Inselnnach dem Vorbildvon SolarLokal.

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Tiefensee: weitere Vertiefung der Unterelbe

Die Deutsche Umwelthilfe fordert von Bundesverkehrsminister Tiefensee dieAufgabe von Unterhaltungsmaßnahmen an der Elbe zwischen tschechischerGrenze und Geesthacht. Güterschiffe könnten dann nur noch fahren, wennder Strom genügend Wasser führt. Zu den Maßnahmen für die sogenannteUnterhaltung zählen Ausbaggerungen im Fluss, der Bau von Buhnen undDeckwerken, die zu einer Vertiefung der Sohle führen. Sie haben schlimmeAuswirkungen für die Lebenswelt des Flusses und seiner Auen. Damit hätteauch der als Unterhaltung getarnte Ausbau der Elbe ein Ende.

Für den Staat entfielen riesige Kosten für Bauarbeiten und Personal. Der Bun-desrechnungshof stellte bereits 2004 fest: Die Verwaltung der Bundeswasser-straßen ist eine der größten in Deutschland. Dieser Staat im Staat mit seinen15.000 Bediensteten verwaltet offenbar vor allem sich selbst und entzieht sichseit Jahren nahezu jeder Kontrolle. Abhilfe sollte eine Reform schaffen. Sieblieb ohne Erfolg.

Die Elbe – dies ist ein weiteres Argument gegen ihre Unterhaltung als Wasser-strasse – ist zum Befahren mit Güterschiffen extrem ungeeignet. In den Jahren1991, 1992, 2000 und 2003 wurden die Fahrrinnentiefen von 1,60 Meter zwi-schen Dresden und Geesthacht an vier bis sechs Monaten unterschritten. Damitwar eine wirtschaftliche Güterschifffahrt unmöglich.

DUH fordert Aufgabe der Unterhaltung

Die Unterelbe von Hamburg zur

Nordsee wurde im 20. Jahrhundert

sechsmal um insgesamt sieben Me-

ter vertieft. Nun soll dieser Elbeab-

schnitt um weitere zweieinhalb

Meter ausgebaggert werden. Das

sei nötig, damit die riesigen Con-

tainerschiffe in den Hamburger Ha-

fen gelangen können. Bundesver-

kehrsminister Wolfgang Tiefensee

will dafür 240 Millionen Euro zah-

len, weitere 105 Millionen Euro soll

Hamburg beisteuern.

Nicht nur die großen Seehäfen in Belgi-en und den Niederlanden konkurrierenmit dem Hamburger Hafen, sondernauch die Häfen in Bremerhaven und inWilhelmshaven. Denn in Bremerhavenwird gerade ein Containerhafen ausge-baut, und in Wilhelmshaven soll in dennächsten Jahren ein neuer Tiefwasser-hafen entstehen. Außerdem soll nebender Elbe auch die Außenweser vertieftwerden. Deshalb fordert Bundesum-weltminister Sigmar Gabriel zunächsteinmal ein abgestimmtes Hafenkonzept.

Die Kosten des gesamten Küstenaus-baus werden auf über eine MilliardeEuro geschätzt. Gabriel: „Es ist nicht sinn-voll, überall Geld zu verbuddeln.“ AlsEntgegenkommen hat Tiefensee internauf den ebenfalls umstrittenen Ausbauder Mittel- und Oberelbe zwischenGeesthacht und der tschechischen Gren-ze verzichtet. Dafür allerdings soll sichGabriel bei den Seehäfen heraushalten.“Doch das Entgegenkommen Tiefenseesist keins. Denn nach wie vor gilt der Be-schluss der schwarzroten Bundesregie-rung, Mittel- und Oberelbe nicht aus-zubauen.

Doch nicht nur sinnloses Verbuddelnvon Geld wäre mit dem Ausbau von dreiTiefseehäfen in Deutschland verbunden.Es sprechen auch handfeste ökologi-sche Gründe dagegen. Das Bundesamtfür Naturschutz stellte fest: Mit der ge-planten Elbvertiefung wären erstmaligBereiche betroffen, die bisher wenig

oder überhaupt nicht von Baggerungenbeeinträchtigt wurden. Als verheerendfür die von hochwertigem Süßwassergeprägten Flusswatten stuft der Präsidentdes Bundesamtes, Hartmut Vogtmann,die geplanten Maßnahmen ein. Barba-ra Helfferich, Sprecherin des EU-Um-weltkommissars Stavros Dimas, erklär-te: „Deutschland wird sich auf eine kri-tische Prüfung einstellen müssen.“

Unsinnige Instandhaltungvon Buhnen (rechts).

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LEBENDIGE ELBE

In ganz Europa sind die Bestände desEuropäischen Aals akut gefährdet! Ob-wohl sich die Wasserqualität der Elbe inden letzten 15 Jahren deutlich verbes-sert hat und die Artenvielfalt sehr großgeworden ist, kam es zu dramatischenBestandsverlusten. Rund ein Dutzendverschiedene Ursachen werden derzeitdiskutiert. Besonders schwerwiegend fürdie Bestandseinbrüche dürften die ille-gale Glasaalfischerei, Querverbauungenund vermutlich auch klimatische Verän-derungen sein. Leider gelten Glasaalein Frankreich, Portugal und Spanien alseine besondere Delikatesse. Zudemwerden sie in großen Mengen an asiati-sche Fischfarmen verkauft. Die Preise fürGlasaal schnellten in letzter Zeit in dieHöhe, sie liegen bereits bei rund 700Euro pro Kilogramm! Allen am ProjektBeteiligten ist bewusst, dass das Ausbrin-

Entlang der deutschen Elbe läuft derzeit eines der größten Arten-

schutzprojekte in Deutschland an. Im gesamten Einzugsgebiet

des Stromes arbeiten sieben Bundesländer gemeinsam an diesem

Vorhaben. Bis 2007 wollen sie auf rund 50.000 Hektar Wasserflä-

che über fünf Millionen junge Aale ausbringen. Die Deutsche

Umwelthilfe beteiligt sich an diesem Gemeinschaftsprojekt in Nie-

dersachsen und fördert dort die „Gemeinschaftsinitiative Elbefi-

scherei“.

Hilfe für den europäischen Aal

gen von Jungaalen für den Erhalt desAals in den Flüssen unsres Landes nurein erster Schritt sein kann. Langfristigwird dem Aal und vielen anderen Fisch-arten nur geholfen werden können,wenn Aufzucht, Wander- und Jahresle-bensraum als Ganzes geschützt werden.Im Fall der Elbe bedeutet dies, dassWanderhindernisse vor allem an denNebenflüssen durchgängig umgestaltetwerden müssen, dass neue Überflu-tungsflächen entstehen, in denen imFrühjahr Hecht und Zander laichen,dass die Uferzonen am Strom wiedernaturnah und die Fangquoten an denKüsten verringert werden.

Fünf Millionen Jungfische

In diesem und im darauf folgenden Jahrwerden an der Elbe, aber auch an vie-len Nebenflüssen, auf etwa 50.000 Hek-tar Wasserfläche rund fünf MillionenJungaale ausgebracht. Vorgesehen istdarüber hinaus eine umfassende wis-senschaftliche Begleitung. Im nieder-sächsischen Bleckede startete am 28.Juni die diesjährige Besatzaktion. Elbfi-scher, Anglerverbände und behördlicheVertreter der Fischerei, die sich zu einerGemeinschaftsinitiative Elbfischerei zu-sammengeschlossen haben, verteiltenunter starkem Medieninteresse den gan-zen Tag über rund 90.000 Jungaale anmehr als 100 sorgfältig ausgewähltenGewässerabschnitten entlang der Elbeund vieler Nebenflüsse.

Dass die Deutsche Umwelthilfe sich andieser Aktion finanziell beteiligte, freuteFischer und Angler ganz besonders.„Schön, das ein Naturschutzverbandauch einmal unser Anliegen unterstützt!“

Steckbrief Glasaale

Der Europäische Aal hat sein Laich-gebiet vermutlich im Sargasso-Meer,einem „Meer“ aus treibenden Tan-gen im Westatlantik südlich der Ber-muda-Inseln. Noch heute ist über dieFortpflanzung in den Tiefen des At-lantiks wenig bekannt. Die jüngstenLarven fand man jedoch hier. Sie sindnur wenige Zentimeter groß. Mannennt sie aufgrund ihrer Gestalt „Wei-denblattlarven“. Durch den Golf-strom treiben sie passiv über 5.000 Ki-lometer an die Küsten Europas, dortverwandeln sich die Larven in sechsZentimeter lange „Glasaale“.

Erst beim Aufsteigen in die Flüsse er-halten die Fische dunkle Pigmente.Der Aal nimmt langsam seine uns ge-wohnte Gestalt an. Rund zehn Jahreverbleiben die Tiere in ihren Auf-zuchtgebieten und fressen sich fett,dann stellen sie ihre Nahrungsauf-nahme ein, verfärben sich zu „Blank-aalen“, bilden „Tiefseeaugen“ ausund sind so bestens gewappnet fürihre Laichwanderung aus dem Süß-ins Salzwasser. Eine fantastische Me-tamorphose aus dem Reich der Fische!

war zu hören – eine gute Ausgangslagefür weitere gemeinsame Projekte zumSchutz der Fische in der Elbe.

Punktgenau setzen Elbfischer beiLangendorf die jungen Aale aus.

Buchführung über den Aalbesatzan der Elbe bei Bleckede.

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H-Förderprojekte

LEBENDIGE ELBE

Eine Journalisten-Sommerreise der

DUH und des Verlagshauses Gru-

ner + Jahr führte 25 Journalisten

Mitte Juli an die brandenburgische

Elbe bei Lenzen. Zentrales Thema

war die Bilanz der Hochwasser-

schutzpolitik nach dem zweiten

verheerenden Elbhochwasser.

100 Tage nach dem Elbe-Hochwasser

Hochwasserschutz:Magere Bilanz

Insgesamt fällt die Bilanz nach der letz-ten Elbeflut sehr nüchtern aus. Nochimmer gibt es kein stromübergreifendesHochwasserschutzkonzept. Die Ländersetzen weiterhin allein auf Deicherhö-hungen, statt der Elbe und ihren Seiten-zuflüssen mehr Raum zu geben. DerBund, der in stärkerem Maße als Koor-dinator für die Länder gefragt wäre, hatnun dank Föderalismusreform beimHochwasserschutz weiter an Kompe-tenzen verloren. Um aus der verfahre-nen Situation herauszukommen, plä-diert die Deutsche Umwelthilfe dafür,schnell ein Gesamtkonzept für denHochwasserschutz an der Elbe zu ent-

wickeln. Wir fordern außerdem, dass dieländerübergreifende ständige internati-onale Hochwasserkonferenz endlicheingerichtet wird.

Lokale Umweltschutzverbände protestierten gegen die ungesetzliche Abholzungder Weichholzauen entlang der Elbe im niedersächsischen Wendland.

Erstmals werden an dem nicht zufällig„Böser Ort“ genannten Elbabschnitt 425Hektar neue Überflutungsflächen entste-hen. Der Deich wird hier auf sieben Ki-lometern landeinwärts zurückverlegt.Rund 980.000 Kubikmeter Erde sind zubewegen, um Flutmulden, Deichschlit-ze und den neuen Deich entstehen zulassen. Obwohl die Teilnehmer von ei-ner Hebebühne aus 30 Metern HöheAusschau auf die Elbauen halten konn-ten, waren stromübergreifend in den an-grenzenden Bundesländern keine wei-teren Vorhaben dieser Art zu entdecken.

Weiter Raubbau an der NaturGanz im Gegenteil: Auf der anderen nie-dersächsischen Uferseite bereiten sichdie Landesbehörden und das Wasser-und Schifffahrtsamt gerade darauf vor,schmale strombegleitende Weichholz-streifen aus Weiden und Pappeln zuzerstören, um diese Maßnahme als Bei-trag zum Hochwasserschutz „zu verkau-fen“ (DUH-Welt 2/06). Nach neuen, derDUH zugespielten Unterlagen umfas-sen die geplanten Rodungen allein aufder niedersächsischen Elbseite insge-samt rund 25 Kilometer! Mehr als 20Reviere des Elbe-Bibers wären betroffen.Doch vor Ort regt sich Widerstand. Amanderen Elbufer warteten engagierte Mit-glieder der Kreisgruppen des Bund fürUmwelt und Naturschutz Deutschland(BUND) und des NaturschutzbundDeutschland (NABU). In den Händentrugen sie Schilder mit der Aufschrift„Achtung Rodungsarbeiten - Ihr Umwelt-ministerium“. Sie werden nun an allenbetroffenen Stellen aufgebaut, um Be-sucher und Anwohner über die geplan-ten Maßnahmen zu informieren.

Weiter Blick in die Elbauenaus 30 Metern Höhe.

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LEBENDIGE ELBE

Neues von der Elbe

WeltkulturlandschaftElbetal auf Roter ListeDas Welterbe-Komitee der UNESCO hatdie Dresdener Weltkulturlandschaft El-betal auf die Rote Liste der gefährdetenWeltkulturgüter gesetzt. Grund dafür istder geplante Bau einer weiteren Brückeüber die Elbe. „Eine Brücke? Ach was,ein Monstrum soll es werden, fast 600Meter lang, 145 Meter überspannendin 30 Meter Höhe über den Fluss.“ Dasschrieb André Paul in DIE ZEIT. Zu „denvisuellen Auswirkungen“ schrieb dieTechnische Hochschule Aachen: Der„Sonderling“ würde den Elbbogen ander empfindlichsten Stelle „irreversibelin zwei Hälften“ zerschneiden. Die Sichtauf die Silhouette Dresdens wäre dahin.

Der UNESCO-Ausschuss forderte diezuständigen Behörden auf, das geplan-te Vorhaben aufzugeben und nach ver-träglichen Lösungen zu suchen. Der Prä-sident der deutschen UNESCO-Kommis-sion, Walter Hirche, rief die Bundesre-gierung, den Freistaat Sachsen und dieStadt Dresden auf, die Entscheidung desWelterbekomitees ernst zu nehmen:„Ein Baubeginn mit unveränderten Plä-nen hätte mit großer Wahrscheinlichkeitden Verlust des Welterbetitels für Dres-den zur Folge.“

Kyocera fördert LenzenSeit mehr als 10 Jahren ist KYOCERAunser Partner beim Schutz der Elbtalau-en. Zur Einführung des neuen ECOSYSMultifunktionsgeräts FS-1016 soll derökologische Hochwasserschutz nochstärker gefördert werden. Deshalb spen-det Kyocera für jedes dieser Geräte, daswährend der Einführungszeit verkauftwird, 10 Euro an das Projekt „LenzenerElbtalaue“. Durch die staatliche Förde-rung des Projekts wird dieser Betrag um90 Euro aufgestockt, so dass pro ver-kauftem Multifunktionsgerät insgesamt100 Euro direkt an die Elbe fließen. DerBetrag wird im Herbst feierlich an dieDeutsche Umwelthilfe übergeben.

Rechnungshof kritisiertdie Stadt Halle

Ralf Seibicke, Präsident des Rechnungs-hofs von Sachsen-Anhalt kritisiert denAusbau des Saalehafens in Halle: DieStadt Halle habe über ihre Tochter, dieStadtwerke, seit 1996 insgesamt 30 Mil-

Das Projekt „Lebendige Elbe“wird unterstützt von:

Wir trauern um John JahrAm 14. August 2006 ist John Jahr gestorben. Er wur-de 72 Jahre alt. Fast drei Jahrzehnte lang war erMitglied im Vorstand des Druck- und VerlagshausesGruner + Jahr. 1997 gab er den Anstoß für die ein-stimmige Entscheidung des Vorstandes, das DUH-Projekt „Lebendige Elbe“ finanziell und öffentlichwirksam zu unterstützen.

Einige Meilensteine unseres gemeinsamen Projektes: 1999, Eröffnung der Wan-derausstellung „Visionen eine UNESO Weltkulturlandschaft; 2002, Eröffnungder Ausstellung im Vorfeld des 1. Elbebadetages „Mit allen Wassern gewaschen“im Hamburger Verlagshaus; 2003, Symposium zum Thema „UNESCO-Weltkul-turlandschaft Elbe“ in Hamburg; Schließlich 2005: 2. Elbebadetag und ersterEuropäischer Flussbadetag und in diesem Oktober: Elbe-Forum in Dresden.

Bei der ersten Journalistenreise von Gruner + Jahr und der DUH 1998 war JohnJahr dabei. Sie führte an die Elbe und die Sude, einen Nebenfluss der Elbe. Auchsonst war John Jahr an unserem gemeinsamen Projekt „Lebendige Elbe“ sehrinteressiert. Die Auenwälder lagen ihm besonders am Herzen.

Mit Respekt und Dankbarkeit nehmen wir Abschied von einer Persönlichkeit,die verlegerisches Engagement und die Liebe zur Natur in sich vereinte.

lionen Euro, davon 19 Millionen EuroFördermittel, in den Ausbau des Saale-hafens investiert. Dies, obwohl seit Mit-te der 1990er Jahre bekannt ist, dass dieSaale für den Güterschiffsverkehr nichtausgebaut wird. „Die öffentlichen Haus-halte haben kein Einnahme-, sondernein Ausgabeproblem.“, so Siebecke.

Dieser herrliche Blick würdedurch das geplante Brückenmonstrumschwer beeinträchtigt.

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16 DUHwelt 3/2006

LEBENDIGE SEEN

Deutschland – OsteuropaDie Osterweiterung der EU findet

auch im Lebendige Seen-Netzwerk

statt. Mit Hilfe einer Förderung der

Deutschen Bundesstiftung Umwelt

(DBU) richtet der Global Nature

Fund (GNF) zusammen mit fünf ost-

europäischen Living Lakes-Partner-

organisationen und der Bodensee-

Stiftung das Netzwerk Living Lakes

Deutschland – Osteuropa ein.

Verstärkte Zusammenarbeitbeim Seenschutz

Aufgabe des Netzwerkes ist es, die Zu-sammenarbeit von Nichtregierungsor-ganisationen und Gemeinden zu inten-sivieren und so den Schutz und dienachhaltige Entwicklung von Seenregi-onen zu fördern. Der Global NatureFund koordiniert die Zusammenarbeit.Im neu etablierten Netzwerk sind dieLiving Lakes-Partnerseen aus Polen,Ungarn, Estland, Litauen und Deutsch-land vertreten.

Bodensee als Beispiel fürnachhaltige Entwicklung

Die Bodensee-Stiftung unterstützt dieProjektpartner mit Fachwissen bei derErstellung von Schulungsprogrammenund der Ausrichtung von Seminaren.Auch im Bereich des nachhaltigen Tou-rismus und umweltfreundlicher Ma-nagementsysteme in Seenregionen wirdsie ihr Wissen einbringen. Auf Themen-exkursionen am Bodensee werden er-folgreiche Maßnahmen vorgestellt.

Plattensee – Probleme durchausufernden Tourismus

Mit einer Fläche von 594 Quadratkilo-metern ist der ungarische Plattensee ei-ner der größten Trinkwasserspeicher inZentraleuropa. In diesem Gebiet gibt eseine große Anzahl an seltenen und ge-schützten Pflanzen- und Tierarten.

41 einheimische Fischarten leben imPlattensee und in seinen Zuflüssen.

Der See ist ein stark besuchtes Reiseziel.Tourismus und die damit verbundenenDienstleistungen üben erheblichenDruck auf das sehr sensible Ökosystemaus. Weitere Probleme sind Eutrophie-rung, Uferverbauung, Erosion und Ver-schmutzung durch das Öl der Boote.Die Living Lakes-PartnerorganisationenAssociation of Civil Organisations ofLake Balaton und die Lake Balaton De-velopment Coordination Agency habensich im Rahmen des Projektes das Zielgesetzt, einen nachhaltigen Flächennut-zungsplan zu erstellen. Die ländlicheEntwicklung soll an die örtlichen Bedin-gungen angepasst werden. Ein Systemfür nachhaltiges Stadtmanagement wirderarbeitet und eingeführt. Zunächst fin-det dies in den Gemeinden Siófok undBalatonfüred statt.

Tourismus als alternativeEinkommensquelle in Polen

Die mehr als 100 Teiche legten Mön-che im 12. Jahrhundert im Flusstal derBarycz an. Heute leben an den Milit-scher Teichen viele Amphibien-, Vogel-und Säugetierarten. Das Gebiet ist alsFeuchtgebiet von internationaler Bedeu-tung anerkannt. In ihm liegen viele Na-tura 2000-Gebiete, Naturreservate undLandschaftsschutzgebiete. Hauptein-kommensquelle der Bevölkerung ist dieFischzucht. Sie trägt jedoch zur Wasser-

Die Erweiterung der EU ist gerade auchim Bereich der Umwelt eine große Her-ausforderung. Menschen in den neuenund auch den alten EU-Ländern sindauf eine intakte Umwelt angewiesen.Um die Umweltstandards der Europäi-schen Union in den neuen Mitglieds-staaten zu erreichen, sind sowohl eineFörderung der Zusammenarbeit, inten-siver Erfahrungsaustausch als auch fi-nanzielle Investitionen notwendig. EinNetzwerk bietet hier großartige Möglich-keiten, da es den Zugang zu Informatio-nen und übertragbare Modellprojektegewährleistet und die Bevölkerung fürden Umwelt- und Naturschutz sensibi-lisiert.

Neues Netzwerk Living Lakes:

Am klaren Wasser des Plattensees(oben) findet man seltene Tier- undPflanzenarten wie die SibirischeSchwertlilie.

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LEBENDIGE SEEN

verschmutzung und zur Lebensraumzer-störung bei. Auch die Intensivierung derLandwirtschaft stellt eine Bedrohung fürdiesen Lebensraum dar. Die Region be-sitzt ein hohes Potential für nachhalti-gen Tourismus, allerdings noch eineschlechte Infrastruktur.

Der polnische Projektpartner Pro Natu-ra fördert den nachhaltigen Tourismusin dieser Region und schafft dadurchneue Einkommensquellen für die Bewoh-ner. Daher beinhaltet der erstellte touris-tische Flächennutzungsplan unter ande-rem den Bau von Naturfahrradwegenund Plattformen zur Vogelbeobachtung.Der Plan wird in enger Zusammenarbeitmit den Gemeinden und weiteren Inter-essensvertretern entwickelt.

Verwaltung des Regionalparks durch-geführt. Die engagierten freiwilligen Mit-arbeiter legen Naturwege und Umwelt-fahrradwege an und vergrößern einebereits bestehende Beobachtungsplatt-form. ENOS entwickelt zudem ein wir-kungsvolles Besuchermanagement undverbessert die Umweltbildung.

Estland – weniger Fischfang,mehr nachhaltiger Tourismus

Der Võrtsjärv See ist der größte See in-nerhalb der Grenzen Estlands. Er bietet35 Fischarten und vielen Brutvögeln ei-nen wichtigen Lebensraum. Landwirt-schaft, industrielle Fischerei und Tou-rismus bedrohen jedoch den See. Mitdem Võrtsjärv See verbunden ist derPeipsi See. Er ist der viertgrößte See unddas größte grenzüberschreitende Ge-wässer in Europa. Bis zu einer MillionZugvögel nutzen den Peipsi See jähr-lich als Rastplatz. Der See ist durch Eu-trophierung, die von hohen Nährstoff-einträgen herrührt, belastet.

Living Lakes-Förderer:

Freiwillige Helfer verbesserntouristische Infrastrukturin Litauen

Der Labanoras Regionalpark liegt 80 Ki-lometer nordöstlich der Hauptstadt Vil-nius. Er ist 553 Quadratkilometer großund ein Natura 2000-Gebiet. Der Parkumfasst etwa 70 Seen, Moore und an-dere Feuchtgebiete. Die größte Heraus-forderung für das Gebiet ist die Lenkungder Touristenströme in ungeschütztenGebieten. Auch die vielen verlassenenBauernhöfe sind problematisch, denn diebrachliegenden Flächen verbuschen.Für Kiebitz, Weißstorch und andere Ar-ten sind sie dann nicht mehr nutzbar.Daher möchte man eine extensive Wei-dewirtschaft mit dafür geeigneten Rin-dern einführen. Die Maßnahmen wer-den vor Ort vom litauischen Projektpart-ner ENOS (European Nature Conserva-tion and Ornithological Station) und der

Die Living Lakes-Partnerorganisationenbeider Seen wollen nachhaltigen Tou-rismus in den Seeregionen aufbauen,wofür beide Gebiete ein hohes Poten-tial aufweisen. Die örtliche Bevölkerungund die regionalen Behörden erwartendurch den Tourismus neue Einkom-mensquellen. Auch eine beträchtlicheSumme von EU-Strukturfinanzmittelnsoll in Tourismusstrukturen investiertwerden.

Eine konkrete Maßnahme ist der Bauoder die Erweiterung von Umwelt-Infor-mationszentren. Hier finden Fortbildun-gen für Fremdenführer und Tourismus-experten zur örtlichen Umweltsituationund zu Entwicklungsaspekten statt. DieFortbildungsangebote werden auch fürManager von Hotels und Zeltplätzen an-geboten, so dass ein ökologisches Ma-nagementsystem entwickelt werdenkann.

Das Projektwird gefördet von:

Die Feuchtwiesen im Barycz-Talbeheimaten seltene Wiesenvögelwie die Uferschnepfe.

Traditionelle Segelboote am VõrtsjärvSee: ein Blickfang für Touristen.

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LEBENDIGE SEEN

Ein mit Menschen beladener Pickupfährt durch die afrikanische Wüste. Staubwirbelt auf, in der Ferne suchen Giraffendas Weite. Nach fast zweistündiger Fahrthält der Wagen, die Insassen springenvon der Laderampe und machen sichan die Arbeit.

Die engagierten Männer und Frauen, diesich im afrikanischen Winter für die Na-tur vor Ort einsetzen, sind Teilnehmerder GNF-Natur-Sommerlagers 2006. Siesind Mitarbeiter der GNF-Wirtschafts-partner Lufthansa, Sika und Ziemannund deren Kinder. Sie alle verbindet dasZiel, ihren Urlaub der Natur zu widmenund sich für diese einzusetzen.

Gemeinsam mit einheimischen Rangernund Gruppenleitern erfassen sie mehre-re Stunden am Tag die Bestände wilderTiere. „Giraffen, Zebras, Warzenschwei-ne, Affen, Gnus und Flusspferde warenan der Tagesordnung“, berichtet die Luft-hansa-Mitarbeiterin Bianca Rampold,eine von insgesamt acht Teilnehmern.Ort des Geschehens ist der St. Lucia Seeim Nordosten Südafrikas, der im 2.550Quadratkilometer großen Greater St.Lucia Wetland Park liegt. Das ältesteSchutzgebiet Afrikas beheimatet rund530 Vogelarten sowie Lederschildkrö-ten, Krokodile und Flusspferde. Von denZulus und Mitarbeitern der Partnerorga-nisation Wildlands Conservation Trustlernen die Deutschen viel über Land-schaft, Kultur sowie einheimische Floraund Fauna. Hände und Füße sind will-kommene Helfer bei der Verständigung.Bereits zum vierten Mal finden die mehr-

wöchigen Sommerlager an Orten desLiving Lakes-Netzwerkes statt. DiesesJahr waren es neben dem St. Lucia Seedie Seen Peipsi und Võrtsjärv in Estland.Der Global Nature Fund organisierte inZusammenarbeit mit den lokalen Natur-schutzorganisationen Maßnahmen zurPflege der Natur- und Kulturlandschaft,die zwei Wochen lang durchgeführtwurden.

Zurück in die Wildnis Südafrikas: 17:00Uhr, kurz nach Sonnenuntergang. Dieersten verschwitzten Naturschützer ste-hen unter der erfrischenden Freiluftdu-

Viel Spaß, viel Arbeit und viele

wilde Tiere. Die Teilnehmer des

diesjährigen GNF-Natur-Sommer-

lagers in Südafrika sind begeistert.

Das spartanische Leben unter frei-

em Himmel hinterlässt bleibende

Eindrücke, wie Sirit Coeppicus be-

richtet:

Hyänenatmen hören

sche – bei romantischem Kerzenscheinversteht sich, denn Strom ist hierMangelware. Nach dem gemeinsamenAbendessen fällt einer nach dem ande-ren in sein Schlaflager und freut sich aufdie wohlverdiente Nachtruhe.

Doch was ist das? Etwas schleicht umdie Bambushütte! Der Atem ist deutlichhörbar – fast spürbar. Wird der dünneDraht die Tür verschlossen halten? Nurder Bambus trennt die Schlafenden vonder Außenwelt. Am nächsten Morgenist man sich einig: „Eine Hyäne war sonah, dass wir sie atmen hörten.“

Die Wildtiere am St. Lucia See zu erfassen, war Aufgabe derSommerlager-Teilnehmer.

Sonnenuntergang am St. Lucia See.

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LEBENDIGE SEEN

Nachrichten von lebendigen Seen

Laguna de Villa Corona als Ramsar-Schutzgebietausgewiesen

Die mexikanische Regierung hat die Laguna de Villa Corona (auch LagunaAtotonilco genannt) als 65. Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung aus-gewiesen. Das assoziierte Living Lakes-Mitglied Laguna de Villa Corona imSüdwesten Mexikos ist ein 28,5 Qua-dratkilometer großes Feuchtgebiet.Es wird wegen seiner geothermischenQuellen vor allem für Freizeitaktivi-täten genutzt. Im Einzugsgebiet desSees findet sich eine große Artenviel-falt. Zahlreiche national gefährdeteAmphibien- und Reptilienarten wiedie Mexikanische Strumpfbandnatter(Thamnophis eques) leben hier. DiePflanzenvielfalt reicht vom tropi-schen Regenwald bis zu einer Viel-zahl an Blütenpflanzen. Abholzungund Bauarbeiten in den Feuchtgebieten sowie die Entnahme enormer Was-sermengen für Privathaushalte, Industrie und Landwirtschaft bilden die größ-ten Bedrohungen für das Gebiet.

Größter Süßwassersee Indiens im Netzwerk

Das Living Lakes-Netzwerk des Global Nature Fund nimmt ein neues Mitgliedauf – den Wular See in Indien. Er liegt im Kaschmirtal, 40 km von der StadtSrinagar entfernt. Mit seinen 189 Quadratkilometern ist der Wular See dergrößte Frischwassersee Indiens und einer der größten Seen ganz Asiens. Seit1990 ist er in die Liste der Ramsar-Konvention aufgenommen. Der See dientals großes Aufnahmebecken für Hochwasser im Kaschmirtal.

Als Winterquartier spielt der Wular See eine große Rolle für eine bedeutendeAnzahl von ziehenden Wasservögeln, wie zum Beispiel Krick-, Spieß- undLöffelenten und für gefährdete Zugvogelarten wie die Marmelente. Andereum den See beobachtete Arten sind Steinadler, Schlangenadler, Blauracke,Wiedehopf, Geier und mehrere Fasanarten. Außerdem beheimatet das Ge-wässer eine große Anzahl von bedrohten und endemischen Pflanzen undTieren. Im Einzugsgebiet findet man ausgedehnte Sümpfe, Nadelwälder, alpi-ne Weiden und Obstgärten.

Der Wular See hat hohe Bedeutung für die Fischerei im Kaschmirtal. Etwa.8.000 Familien leben hier vom Fischfang. Momentan befindet sich die maxi-male Tiefe des Sees bei 14 Metern. Durch die Verschmutzung mit Düngernund Tierabfällen und wachsende Verschlammung verringert sich seine Tiefejedoch stetig. Wachsender Besiedlungsdruck und menschliche Eingriffe in dieNatur verursachen eine Tendenz zur Verlandung, die verheerende Auswir-kungen auf den See und die benachbarten Feuchtgebiete hat. Ein weiteresProblem stellt die Jagd auf Wasser- und Zugvögel dar.

Gemeinsam mit Interessensvertretern aus Regierung, Industrie und der loka-len Bevölkerung müssen Maßnahmen getroffen werden, die den See in derZukunft vor Gefährdungen wie Verschmutzung und Verlandung schützen.

Die Laguna de Villa Corona.

„Das Leben unter reduzierten Bedingun-gen wie Mangel an Warmwasser undStrom ist eine wertvolle Erfahrung“, er-zählt die 28-jährige Bianca Rampold.Ihre Eindrücke und die tief sitzende Er-holung halten auch Wochen später, zu-rück im Büro der Lufthansa, noch an.„Ein solches Projekt würde ich auf je-den Fall noch einmal machen, denn derEinsatz für die Natur lohnt sich.“

Bettina Jahn, Projektleiterin des GNF underfahrene Koordinatorin der Aktion,freut sich über die eindrucksvollen Be-richte aus dem Ausland: „Die Organi-sation der Sommerlager wäre ohne denEinsatz der Unternehmen Lufthansa,Sika und Ziemann nicht möglich. Wirfreuen uns über die erfolgreiche Zusam-menarbeit.“

Giraffen und Zebras können ausnächster Nähe beobachtet werden.

Fröhliche Gesichter auf dem Wegzum Einsatzort.

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LEBENDIGE SEEN

Die Stiftung Naturschutzfonds aus Stutt-gart unterstützt das länderübergreifen-de Projekt des GNF maßgeblich. Auchdie Aktion Mensch beteiligt sich im Rah-men ihres Programms 5000xZukunftam Projekt.

„Kids for Birds“:Jugend aktivfür den VogelschutzIn Projekttagen haben sich in diesemSommer Schüler und Lehrer der Grund-schule in Radolfzell-Liggeringen inten-siv mit dem Thema „Rund ums Wasser“befasst. Der Global Nature Fund (GNF)brachte dabei spannende Aktivitätenund interessante Lerninhalte zur Vogel-welt in Seen- und Auenlandschaften ein.

Mit der Initiative „Kids for Birds – Jugendaktiv für Vogelschutz“ will der GNF beiKindern und Jugendlichen im Alter vonsechs bis zwölf Jahren Interesse an derheimischen Vogelwelt und am Schutzihres Lebensraums wecken. Das Projektfindet in der Bodenseeregion in Zusam-menarbeit mit dem BUND sowie länder-übergreifend in Polen an den MilitscherTeichen mit Pro Natura und in Estlandam Võrtsjärv See mit dem Estonian Fundfor Nature statt.

In Radolfzell zeigte Projektleiterin Betti-na Jahn bei einer Exkursion auf der Halb-insel Mettnau einer Gruppe von Radolf-zeller Lehrern, wie sie das „Klassenzim-mer Natur“ nutzen und interessanteUnterrichtseinheiten gestalten können.Während der Projekttage schlüpfte aucheinmal eine Schülergruppe in die Rolledes Lehrers und bereitete unter Anlei-tung von Bettina Jahn und StephanieLotz eine Unterrichtseinheit vor. DieGruppe stellte dann ihren jüngeren Mit-schülern ausgewählte Vogelarten amMindelsee und deren Lebensweisen vor.

genheit zeigt das bereits. So führte dieBregenzerach in sechs Jahren drei hun-dertjährige Hochwasser. Daraus ergibtsich: Bäche und Flüsse brauchen mehrRaum für die zu Tal rauschenden Was-sermassen. Dies ist eine Forderung, dieimmer noch viel zu wenig berücksich-tigt wird.

Seeforelle gerettetSeeforellen leben als Heranwachsendeund als Erwachsene im Bodensee. ZumLaichen wandern sie in die Oberläufeder Flüsse. Eine ausgewachsene Seefo-relle kann 140 Zentimeter lang und 30Kilogramm schwer werden. Wie die mitihnen verwandten Lachse schmeckenauch Seeforellen sehr gut. Das ist einervon mehreren Gründen, warum sie imBestand immer mehr abgenommen hat-ten: Sie wurden überfischt. Der zweiteGrund sind die Wehre, die ihnen denAufstieg in die Oberläufe der Flüsse ver-wehrten. Beides führten zu einer drama-tischen Abnahme der Bestände.

Um das Aussterben zu verhindern, setzteman das Maß für gefangene Seeforellenvon 35 auf 50 Zentimeter hoch. Außer-dem stoppten die Anlieger das Einset-zen von Regenbogenforellen, die mitden Seeforellen konkurrieren. Und vorallem machte man sich daran, die Hin-dernisse in den Zuflüssen passierbar zumachen: mit dem Bau funktionstüchti-ger Fischpässe, dem Einbau rauherRampen, mit der Sanierung von Weh-ren und von Mündungen der Seitenflüs-se in den Alpenrhein. So können dieSeeforellen ihre Laichplätze wieder auf-suchen. Das Ergebnis: Die Menge ge-fangener Fische und die Zahl der zumLaichen aufsteigenden Fische stiegwieder kräftig. Mit den Erfahrungen, diean der Seeforelle gemacht wurden, sollnun auch anderen Wanderfischen ge-holfen werden.

Neues vom Bodensee

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Auch Wind und Wetter halten diejungen „Lehrerinnen und Lehrer“ nichtdavon ab, ihren jüngeren Mitschülernetwas über die Vogelwelt am Mindelseebeizubringen.

Schneller Wasseranstiegam BodenseeAm 19. August 2005 hat es im öster-reichischen Vorarlberg stark geregnet.Ein Adriatief tankte über dem Golf vonGenua große Mengen Wasser und zogdamit nach Norden über die Alpen. Vorallem in Vorarlberg lud es das Wasserab: Die 24-Stunden-Werte lagen bei 50bis 240 Millimetern Niederschlag. Bä-che und Flüsse traten über die Ufer, undder Bodensee stieg innerhalb eines Ta-ges um 55 Zentimeter. Zum Glück lagder Wasserspiegel um diese Zeit nied-rig, so dass es am Bodensee zu keinemHochwasser kam. Üblicherweise wer-den am Bodensee 12.000 KubikmeterTreibholz pro Jahr eingesammelt. Allei-ne im August 2005 schwemmten jedochBäche und Flüsse 50.000 bis 55.000Kubikmeter Holz in den See.

Aufgrund der Klimaerwärmung werdenwir uns auf solche extremen Situationeneinstellen müssen. Die jüngste Vergan-

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LEBENDIGE FLÜSSEDUH-MarktÜber ihre DUH Umweltschutz-Service GmbH vertreibt die DUH Bücher und Broschüren zur Umweltbildung.

Eine kleine Auswahl stellen wir Ihnen hier vor. Das komplette Angebot – mit Postkarten, Informationsblättern und einzelnenProdukten aus unseren Kooperationsprojekten – erhalten Sie kostenlos bei der DUH Umweltschutz-Service GmbH,

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„UNBEKANNTE“ TIERARTEN

Der Fischotter: ein verspielter Beutegreifer

Wer hat schon einmal einen

Fischotter gesehen? Ja, im Fern-

sehen, im Zoo oder einen über-

fahrenen auf einer Straße. Aber

einen wildlebenden? Das Glück

hatten nur wenige, denn Fisch-

otter sind nachtaktiv und in vie-

len Bundesländern gibt’s gar kei-

ne. Das war nicht immer so...

Bis Ende des 19. Jahrhunderts lebte derFischotter bei uns überall an Flüssen,Bächen, Seen, Teichen und Sümpfen.Doch dann verfolgte ihn der Menschmit Flinten, Fallen, Gift und Hundemeu-ten. Alleine 1914 wurden 10.000 Fisch-otter getötet. Die Gründe? Man dekla-rierte ihn als Fischschädling, und seinPelz war sehr beliebt.

Heute leben in Deutschland etwa 700Fischotter, davon 500 in Ostdeutsch-land. Er steht in allen Ländern der Euro-päischen Union unter Schutz.

Vollkommene Anpassungans Wasserleben

Der Pelz des Fischotters gibt Anlass zumStaunen. Auf dem Rücken hat er 35.000und auf dem Bauch 50.000 Haare proQuadratzentimeter. Zum Vergleich:Menschen haben auf gleichgroßer Flä-che auf dem Kopf 60 bis 300 Haare. DieHaare des Fischotters sind wie bei ei-nem Reißverschluss mit winzig kleinen,ineinandergreifenden Keilen und Rillenverzahnt. Diese Konstruktion hält Luft-blasen fest, die gegen Kälte isolieren undWasser abweisen. So bleibt die Haut tro-cken und der Körper warm. AndereWassertiere wie Delfine, Wale, Eisbärenund Seelöwen haben zum Warmhalteneine dicke Fettschicht.

Zwischen den Zehen hat der FischotterSchwimmhäute. Die braucht er fürschnelles Schwimmen beim Verfolgen

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„UNBEKANNTE“ TIERARTEN

Steckbrief FischotterVerwandtschaft: Gehört zur Familie der Marder.

Aussehen: Kurze Beine und lang zulaufender Schwanz.Schlank, glänzend braunes Fell. Lange Tasthaare.Schwimmhäute zwischen den Zehen.

Größe: Wie ein Rotfuchs. Etwa ein Meter lang.

Gewicht: 7 bis 15 Kilogramm.

Verbreitung: Ganz Europa und Asien. Nördlich bis über denPolarkreis hinaus.

Nordwestliches Afrika. Im Gebirge bis zu 2.500 Meter hoch.

Lebensraum: Meeresküsten, unverbaute saubere Flüsse und Bäche,Seen, Teiche und Sümpfe.

Nahrung: Fische, Wasservögel, Kleinsäuger, Krebse, Frösche,Muscheln, Schnecken, Würmer, Libellen, Käfer,Köcherfliegen und gelegentlich Hagebutten, Vogel-,Blaubeeren und Nüsse.

Schutz: Steht EU-weit unter Schutz. Renaturierung vonBächen und Flüssen. Konstruktion der Fischreusen,dass Fischotter nicht hinein können. Fischotter müssenBrücken über Flüsse trockenen Fußes unterquerenkönnen, sonst werden viele überfahren.

von Fischen, die er sehend jagt. Im trü-ben Wasser helfen ihm seine Tasthaarean der Schnauze zum Aufspüren derBeute. Schwimmt er unter Wasser, ver-schließen sich seine Ohren.

Vollkommene Anpassungans Landleben

Fischotter sind nicht nur sehr guteSchwimmer, sondern auch ausgezeich-nete Läufer. Sie legen in einer Nacht biszu 40 Kilometer zurück, springen bis zu160 Zentimeter weit und 130 Zentime-ter hoch. In Bäumen klettern sie sehrgeschickt. Selbst zwei Meter hohe Zäu-ne aus Maschendraht sind für sie einüberwindbares Hindernis. WanderndeFischotter durchqueren Felder undWälder.

Fischotter sind Spieler

Höhepunkte in Tierfilmen sind Szenenmit Fischottern, die bäuchlings einenschneebedeckten Hang herunterrut-schen – und das viele Male nacheinan-der. Man glaubt, ihnen dabei den Spaßanzusehen. In Zoos stehen immer Leu-te vor Scheiben, hinter denen Fischotterzu sehen sind, die miteinander spielen.Mitunter springt ein Paar ähnlich wieDelfine in die Luft.

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Gemeinsam für eine Lebendige WeserIm Rahmen der Kampagne „Leben-

dige Flüsse“ setzt sich die Deutsche

Umwelthilfe mit ihren Partnern für

den Schutz der Weser und ihrer

Nebenflüsse ein. In einem neuen

Informationsblatt stellen wir das

Projekt dar.

Die Weser hat sich durch den Einflussdes Menschen in den vergangenen Jahr-hunderten vom einst strukturreichenFluss zur geraden und eintönigen Bun-deswasserstraße entwickelt. Der Ausbauder Fahrrinne, der Einbau von Staustu-fen und Verschmutzungen haben dasökologische Gleichgewicht der Weserzerstört. Erst Gefahren für den Men-schen wie die alljährlichen Hochwas-ser führen langsam zu der Einsicht, dassdie Weser und ihre Auen wieder natür-lich gestaltet werden müssen.

führt. Sie können hier spannende Ent-deckungen und Untersuchungen mitKäscher und Lupe machen. Inzwischenhaben bereits 25 Schulen dieses ab-wechslungsreiche Angebot genutzt.

Auen und Altarme entstehen

An der Weser sind viele Beispiele fürerfolgreiche Naturschutzprojekte zu fin-den. Der Bund für Umwelt und Natur-schutz Deutschland (BUND) und derWorldwide Fund for Nature (WWF)konnten an einem Weserzufluss 350Hektar Fläche kaufen. Die Auenflächenwurden wiedervernässt und Wiesenund Weiden werden seither wieder na-turschutzgerecht bewirtschaftet. JedesJahr werden Erlebnistouren auf demWasser und Familienwanderungen an-geboten. Der BUND Bremen hat zurRettung der Flussseeschwalbe in Dreyeein großes Floß aufgestellt. Hier brütendie sensiblen Vögel, die auf naturnaheFlüsse mit Sand- und Kiesbänken ange-wiesen sind, seit einigen Jahren wieder.Schließlich hat der Naturschutzbund(NABU) Holzminden eine stillgelegteKiesgrube über einen altwasserartigenFlussarm mit der Weser verbunden.Dadurch entstanden die für lebendigeAuen typischen und wichtigen erhebli-chen Höhenunterschiede auf engemRaum mit nassen, feuchten und trocke-nen Standorten.

Sympathiewerbungmit Klaus Töpfer

All diese Projekte erfordern Zustimmungund Verständnis bei den Menschen, dieFlüsse als Lebens- und Erholungsraumnutzen. Die DUH informiert gemeinsammit ihren Partnern regelmäßig über dieProjekte an der Weser. Viele Interessier-te werden auch selbst aktiv, zum Bei-spiel bei der Tour de Weser im Mai 2006,einem Etappen-Marathon von der Wes-erquelle bis zur Mündung. Der Schirm-herr für die „Lebendige Weser“, Prof. Dr.Klaus Töpfer, ehemaliger Exekutivdirek-tor des Umweltprogramms der Verein-ten Nationen und Bundesumweltminis-ter, gab dazu den Startschuss.

Das neue DUH-Infoblatt „LebendigeWeser“ erhalten Sie für 50 Cent proStück bei der Deutschen Umwelthilfe,Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell,Telefon: 07732 9995-18

Informationen für Alt und Jung

Gemeinsam mit der FachhochschuleLippe und Höxter hat die DeutscheUmwelthilfe das „Büro am Fluss“ inHöxter gegründet. Hier werden länder-übergreifende Konzepte zur Renaturie-rung der Weser und ihres Einzugsgebie-tes entwickelt, Flusskonferenzen durch-geführt, die Öffentlichkeit informiert unddie Naturschutzprojekte an der Weserkoordiniert.

Das Kooperationsprojekt „Schulen füreine Lebendige Weser“ vermittelt Kin-dern und Jugendlichen Umweltwissenund Umweltbewusstsein für einen ver-antwortungsvollen Umgang mit der Na-tur. Die Schüler werden unter fachkun-diger Führung in die Natur am Fluss ge-

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Die Flussseeschwalbe profitiert von denProjekten für eine Lebendige Weser.

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Schirmer ist Gewässerkundler an derBremer Universität und langjährigesMitglied des Bund für Umwelt undNaturschutz Deutschland (BUND). Mitdem BUND Bremen verbindet dieDeutsche Umwelthilfe eine jahrzehnte-lange Partnerschaft.

Unter Fachleuten gilt die Naturschutz-politik des Stadtstaates als besondersvorbildlich. Der BUND hat mit gutenIdeen maßgeblich dazu beigetragen.Eine der pfiffigen Strategien des BUNDist die Teilnahme an der Wahl zumDeichhauptmann. Seit die Naturschüt-zer den Deichhauptmann stellen, konn-te viel für die Umwelt erreicht werden.Das aus Gräben und Fleeten bestehen-de Gewässersystem wurde umfassendrenaturiert. Chemische Gifte sind an Ge-wässern und Deichen tabu. 2005 wur-de der Deichverband gemäß den Vor-gaben der Europäischen Union (EMAS)zertifiziert. Auch erneuerbare Energienkommen beim Deichverband zum Ein-satz. So wurden schon vor Jahren zweiWindkraftanlagen errichtet, die dasHauptschöpfwerk und das Betriebsge-

bäude mit Strom versorgen. Trotz undwegen der ökologischen Erneuerungkonnten die Beiträge zum Deichverbandin den letzten 15 Jahren um die Hälftegesenkt werden.

Ob sie so niedrig gehalten werden kön-nen, ist jedoch fraglich. Aufgrund desKlimawandels kommt es derzeit zu ei-nem stärkeren Anwachsen des Meeres-spiegels, wodurch die Sturmflutgefahrensteigen. Daher müssen Deiche unterhohen Kosten erhöht und verstärkt wer-den.

Weitere wichtige Aufgaben werden dieUmsetzung der EU-Wasserrahmenricht-linie und des Hochwasseraktionsplanesfür die Wümme sein. An der Wümmehatte es 2002 ein Sommerhochwassergegeben. Bei den genannten Projektenvertritt die Bremer Deichschutzliste diePosition, dass dem Wasser in Zukunftwieder mehr Raum gegeben werdenmuss. Dazu gehört die Verlängerung desGewässerlaufes, die Rückverlegung vonDeichen und die Wiedergewinnung vonMooren und Auen als natürliche Was-serspeicher.

Bremen: Wieder Naturschützerals Deichhauptmann

Renaturierungder Kinzig-Aue

■ Das Gewässersystem der Kinzig –also der Fluss und seine Bäche – ist1.200 Kilometer lang. Seit fünf Jah-ren werden in der Flussaue von ei-nem Verbund von Naturschutzin-stitutionen – darunter die DeutscheUmwelthilfe – zahlreiche Renatu-rierungen durchgeführt. Sie laufenunter der Vorgabe, Hochwasser-schutz und Naturschutz miteinan-der zu verbinden. So wird an vie-len Stellen des Flusses und seinerzulaufenden Bäche der Wasserab-fluss verzögert, indem Retentions-räume geschaffen und Altarme mitdem Fluss wieder verbunden wer-den. Zurzeit ist die Renaturierungdes Langenselboder Ruhlsees undder angrenzenden Kinzigaue dasgrößte Projekt. Hier soll eine dreiHektar große Flachwasserzone ent-stehen. Inzwischen brütet der Weiß-storch wieder an mehreren Stellenin der Kinzigaue. Weitere Nutznie-ßer sind Laubfrosch, Flussmuschelnund Biber. Die Gelbbauchunke sollin neu geschaffenen Tümpeln an-gesiedelt werden.

Aktivierung einesAltarms der Werra

■ Nördlich von Eisenach hat die Zo-ologische Gesellschaft Frankfurt imBereich der Werra landwirtschaft-lich nutzbares Land gekauft und an-schließend mit Flächen an einemAltarm getauscht. Nach dem Tauschhat die Gesellschaft den Altarm derWerra auf 180 Meter reaktiviert. Daskommt Prachtlibellen, Zwergtau-chern und Beutelmeisen zugute.

LEBENDIGE FLÜSSE

Im Juni 2006 wurde Dr. Michael Schirmer zum

Deichhauptmann beim Bremischen Deichverband

am rechten Weserufer gewählt. Zum fünften Mal

seit 1987 ist damit ein Naturschützer an die Spitze

dieses Verbandes gewählt worden.

Für die Wümme soll ein Hochwasseraktionsplan umgesetzt werden.

Das Modehaus C&A und die FirmaKyocera Mita unterstützen die Initiative„Lebendige Flüsse“.

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Lebendige Donau:Renaturierung alsVorbild für andere

■ Im Jahr 2002 brachte die DeutscheUmwelthilfe das Projekt „LebendigeDonau“ auf den Weg. In diesem Pro-jekt arbeiten Naturschutzverbände,Fischervereine, Behörden, Gemein-den, Schülergruppen und anderezwischen Donaueschingen und Ulmzusammen. Ihr Ziel: Die Ufer der Do-nau und ihrer Nebenflüsse sollen anmöglichst vielen Stellen so renaturiertwerden, dass sie vielen Tieren undPflanzen als Heimat dienen können.Diese Maßnahmen dienen auch demHochwasserschutz. Hintergrund fürdie Projekte des Bündnisses ist das eu-ropäische Gewässer-Gesetz, die so ge-nannte Wasser-Rahmenrichtlinie.

Die Fachleute der Aktion „Lebendi-ge Donau“ haben jetzt die Renatu-rierung des Donau-NebenflussesSchwarzach, Kreis Sigmaringen,durchgeführt und gut dokumentiert.Sie zeigen, wie ein steriler, lebens-feindlicher Kanal nach den europäi-schen Vorgaben wieder zu einem le-bendigen Fluss wird. Die Dokumen-tation beschreibt Feinheiten der tech-nischen Umsetzung – etwa zur Ge-staltung des neuen Gewässerbettes.Genauso wichtig ist die Beschreibungdes strategischen Vorgehens. Mit demUmweltbeauftragten der StadtSaulgau, Thomas Lehenherr, gab eseine Person, bei der alle Fäden zu-sammenliefen. Ein sachkundiger Bau-leiter war so oft wie möglich vor Ort,um flexibel auf neue Chancen undProbleme eingehen zu können. DieTeilnahme von Schulen und Vereinenbei Pflanzaktionen festigte das Inter-esse und die Akzeptanz der Öffent-lichkeit.

Die gut verständliche Broschüre „Mo-dellhafte Renaturierung derSchwarzach“ erhalten Sie im Projekt-büro „Lebendige Donau“, Umwelt-zentrum Ulm, Pfauengasse 28, 89073Ulm oder im Internet unter: www.lebendige-donau.de

Lebendiger Neckar:Fluss-Abenteuer am Kocher

50 Kinder und Jugendliche hatten

in den Pfingstferien die Möglich-

keit, das Kochertal bei Forchten-

berg, Nordwürttemberg, intensiv zu

erkunden. Gibt es wieder Biber im

Kocher? Schlafen Fische bei Nacht?

Womit baut der Eisvogel sein Nest?

Diesen und anderen Fragen woll-

ten die Jugendlichen aus ganz Ba-

den-Württemberg auf den Grund

gehen.

Besonders eindrucksvoll war natürlichvor allem das Überseilen über die Kup-fer, einen Nebenfluss des Kochers. Hierwar Teamgeist gefragt, denn alle mitein-ander mussten samt Gepäck die Fluss-seite wechseln. Nebenbei bewerteten dieJugendlichen die Wasserqualität und dieNatürlichkeit des Gewässers. Verschie-dene Eintags- und Köcherfliegenlarven,die im Fluss zu finden waren, gaben denentscheidenden Hinweis, dass es sichbei der Kupfer um ein relativ unbelaste-tes Gewässer handelt.

Wasserkraftnutzung am Kocher und sei-nen Zuflüssen war ein weiteres Thema.Die Jugendlichen diskutierten die Vor-und Nachteile dieser „erneuerbaren“Energiequelle, dazu gab es Exkursionenund Rollenspiele. Was der Begriff

„Durchgängigkeit“ bedeutet, konnte beieiner Tour mit Raftingbooten hautnaherlebt werden. Den Kindern und Jugend-lichen wurde deutlich, dass Querbau-werke wie Wehre für die Flussbewohnerunüberwindbare Hindernisse sind.

Die Tage am Ufer des Kochers mit mittel-alterlicher Kulisse der Stadt Forchtenbergwerden den Kindern und Jugendlichensicher lange in Erinnerung bleiben. DieOrganisation und Planung der Ferien-Freizeiten lag in den Händen des Bürosam Fluss in Plochingen. BesondererDank für die Unterstützung geht an dieLandesstiftung Baden-Württemberg.

Ob Bootsfahrt (oben) oderFlussüberquerung (unten): die Ferien-Freizeit am Kocher wird den meistenein unvergessenes Erlebnis bleiben.

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30 DUHwelt 3/2006

Wer wird „Bundeshauptstadt im Naturschutz“?

Die Deutsche Umwelthilfe startet zum 1. September 2006einen neuen Naturschutzwettbewerb

Der Naturschutz ist in vielen Städten und Gemeinden Deutschlands stark ins Hintertreffen gera-

ten. Die knappen Kassen, der Bedeutungsverlust in der öffentlichen Diskussion und der Rückgang

der Aktivitäten ehrenamtlicher Naturschützer haben den Naturschutz in der öffentlichen Wahr-

nehmung an den Rand gedrängt. Selbst in den breit angelegten lokalen Agenda 21-Prozessen nimmt

er oft nur eine Nebenrolle ein. Zudem werden in den Haushaltsplänen vieler Kommunen kaum

noch Mittel für den Naturschutz bereitgestellt. Andererseits gibt es in den Kommunen viele enga-

gierte Mitstreiter für den Naturschutz, die erkannt haben, dass für die Natur auch ohne viel Geld

viel zu erreichen ist und Bürger sich daran erfreuen.

Dennoch kommen zahlreiche neueHerausforderungen auf die Kommunenzu: die EU-Wasserrahmenrichtlinie istumzusetzen, die Natura-2000-Gebietewollen betreut werden, das Bundesna-turschutzgesetz schreibt den Aufbau ei-nes Biotopverbunds vor. Schließlichmüssen die Vorschriften zur Eingriffs-Ausgleichsregelung sinnvoll umgesetztwerden. Auch die Folgen der EU-Agrar-reform sind zu verkraften.

Auch heute noch gibt es zahlreicheKommunen, denen es gelingt, Natur-schutzmaßnahmen durchzuführen undauch für die nötige Finanzierung zu sor-gen. Um solche positiven Erfahrungenzu erfassen und herauszustellen, startetdie Deutsche Umwelthilfe den Wettbe-werb „Bundeshauptstadt im Natur-

schutz“. Das Projekt wird vom Bundes-umweltministerium und dem Bundesamtfür Naturschutz gefördert.

In diesem Herbst 2006 wird die DUHeinen Fragebogen vorbereiten, mit demsie den Stand der Naturschutzaktivitä-ten in Städten und Gemeinden bundes-weit erfassen will. Dabei will sie das um-fassende, strategische Handeln undPlanen einer Stadt beziehungsweiseGemeinde abbilden und vorbildlicheBeispiele zusammentragen. Der Wettbe-werb startet dann Anfang März 2007.Interessierte Städte und Gemeinden ha-ben dann vier Monate Zeit, die Wettbe-werbsunterlagen auszufüllen. Im Herbstnächsten Jahres werden die Siegergekürt.

Die Stadt bzw. die Gemeinde, die sicham umfassendsten für den Naturschutzeinsetzt, wird mit dem Titel „Bundes-hauptstadt im Naturschutz“ ausgezeich-net. Zudem werden die Sieger in drei Ein-

BUNDESHAUPTSTADT im NATURSCHUTZ

wohnerkategorien gewürdigt. Mit die-sem Wettbewerb will die DUH zahlrei-che Kommunen motivieren, auch in Zei-ten einer angespannten Haushaltslageaktiv für den Naturschutz zu werdenoder zu bleiben.

Weitere Informationen:

Deutsche UmwelthilfeCarla VollmerDr. Frank NeuschulzFritz-Reichle-Ring 478315 RadolfzellTel: 07732 9995-0Fax: 07732 9995-77E-Mail: [email protected]

Das Projekt wird gefördert von:

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NATURSCHUTZ

Naturschutz-Leistungen der Landwirtschaft

Zahlreiche Bauern tragen seit Jah-

ren mit großem Engagement und

großer Sachkunde zum Naturschutz

und zur Pflege der Landschaft bei.

Die Bodensee-Stiftung und ihre Part-

ner nahmen sich für den Landkreis

Konstanz vor, diese Leistungen mit

einem Wettbewerb zu dokumentie-

ren und besonders engagierte Land-

wirte auszuzeichnen.

für das Regio-Bio-Brot „Bodensee-Laib-le“. Der Gebhardshof öffnet für zahlrei-che Kinder und Jugendliche seine Tü-ren und lässt die Verbraucher von mor-gen miterleben, wie Naturschutz undumweltschonende Landwirtschaft sichergänzen. Er ist der letzte Milchviehbe-trieb der Stadt Konstanz. Die Weidetierehalten Grünlandflächen offen, die sonstzuwachsen würden.

Kleine Betriebe spieleneine wichtige Rolle

Gemeinsam mit ihren Eltern bewirtschaf-tet Christine Schäfer in Öhningen denLindenhof. Im Stall stehen 20 Milchkü-he. Die Grünland- und Ackerflächen, diezahlreiche Landschaftselemente wieFeldraine, Hecken und Gehölzinselnaufweisen, werden überwiegend exten-siv bewirtschaftet. Die Streuobstbäumewerden liebevoll gepflegt und bei Be-darf nachgepflanzt. Insgesamt ist dieserHof ein sehr gutes Beispiel dafür, wieein kleiner Betrieb im Zuerwerb wert-volle Leistungen für den Naturschutzerbringen kann.

Schafe und Streuobstunter Deutschlandsgrößter Burgruine

Dr. Hubertus Both und Hannelore Pföstauf der Staatsdomäne Hohentwiel inSingen stellen sich einer schwierigenAufgabe: Sie sorgen für die Landschafts-

pflege an den besonders steilen Hän-gen des Hohentwiels, mit vielenwertvollen Landschaftselementen wieBuschgruppen, Schotterfluren und altenWeinbergmauern. Zum Team von Dr.Both gehören rund 700 Schafe, davon50 seltene Waldschafe, und 50 Ziegenfür besonders extreme Steillagen. Direktvor Ort konnte die Jury beobachten, wiedie Ziegen am Hang die unerwünsch-ten Jungtriebe von Schlehen oder Robi-nien verbissen. Dazu kommt die beson-dere Liebe von Hubertus Both und sei-nem Team zum Streuobst: Mehr als 650Hochstämme, davon 300 neu ange-pflanzt und in tadellosem Zustand, wer-den am Hohentwiel bewirtschaftet. Mehrals 20.000 Besucher wurden in den letz-ten Jahren über den Hohentwiel geführt,darunter zahlreiche Schulklassen.

Das kann den Vorreitern Rückenwindgeben und andere Bauern – über dieRegion hinaus – zum Mitmachen beimNaturschutz anspornen. Partner derBodensee-Stiftung waren das Institut fürLandschaftsökologie Singen und derBund für Umwelt und Naturschutz(BUND). Das PLENUM-Projekt westli-cher Bodensee und die Deutsche Bun-desstiftung Umwelt unterstützten denWettbewerb.

Vorbildliche Beispiele

Schon die Lage des Gebhardshofs derFamilie Reichle in Konstanz-Wallhausenmit herrlichem Blick auf den ÜberlingerSee wäre einen Preis wert. Das natur-schützerische Engagement der Familiebesteht aus vielen Mosaiksteinchen: Dieextensive Grünlandnutzung, die natur-gerechte Grabenpflege, 400 Hoch-stamm-Bäume oder der Getreideanbau

Die Preisträger des Wettbewerbs„Naturschutzleistungen in derLandwirtschaft“.

Ziegen als Landschaftspfleger beweiden das steile Gelände am Hohentwiel.

Die Besitzer des Gebhardshofs inKonstanz-Wallhausen führen einenvorbildlichen Betrieb.

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Manchmal sind es Zufälle, die dazu

führen, dass Naturparadiese erhalten

bleiben. So ist das auch mit dem Na-

turschutzgebiet Goor in der Acker-

landschaft auf der Insel Rügen.

Fürst Malte zu Putbus errichtete dortAnfang des 19. Jahrhunderts ein Bade-haus und schirmte deshalb das Gelän-de vor der Öffentlichkeit ab. So bliebein ursprünglicher, artenreicher Laub-wald erhalten.

Dieser 90 Hektar große Buchenwald,reich an Baumriesen, steht seit 1990 alsBestandteil des BiosphärenreservatsSüdost-Rügen unter Naturschutz. DieMichael Succow Stiftung hat als Partner-organisation der Deutschen Umwelthil-fe einen großen Teil der Goor 2004 alsBesitz übernommen. Ein Drittel desWaldes sind aber immer noch privateSplittergrundstücke, welche die Stiftungfür insgesamt 45.000 Euro erwerbenmöchte. Das ist gut so, denn sonst wä-ren – trotz Schutzgebiet – viele Störun-gen vorprogrammiert.

Reiches Leben

Der Name Goor ist slawischen Ur-sprungs und bedeutet Berg. In zweiWaldsenken haben sich Kesselmooreentwickelt. In den Baumhöhlen desLaubwalds leben Schwarzspechte.Auch die in Deutschland seltenenZwergfliegenschnäpper brüten hier. Weilim Goor-Wald viele Vogelkirschen wach-sen, ist der Brutbestand des Kernbeißershoch. Besonders wichtig ist das Natur-schutzgebiet Goor für durchziehendeVögel: Tausende von Singvögeln fres-sen sich satt. An der Boddenküste vordem störungsarmen Goor-Gebiet rastenim Winter Sing- und Höckerschwäneund viele nordische Enten. Kegelrobbenund Schweinswale sind vom Land ausgelegentlich zu sehen.

Auf dem Weg zum Urwald

Seit 2004 betreut die Michael SuccowStiftung den größten Teil des Waldes. DieFachleute der Stiftung entfernen stand-ortfremde Gehölze und überlassen dieGoor der Eigenentwicklung. Ein Wander-weg soll in absehbarer Zeit naturinter-essierte Menschen lenken und sie zuherrlichen Ausblicken auf die Insel Vilmund den Greifswalder Bodden führen.Im Goor-Gebiet entsteht ein Urwald, derviele Feriengäste und Einheimische fas-zinieren wird.

Karte?

Wir helfen mit!

Die Deutsche Umwelthilfe unterstütztdieses zukunftsträchtige Projekt ausSpendenmitteln. Wie der Soonwald, dieEifel oder die Auenwälder an Deutsch-lands Flüssen ist das NaturschutzgebietGoor ein Baustein unserer Aktion „Le-bendige Wälder“.

Seltene Kombination: Lebendiger Wald am weiten Meer. Auch der Seeadler, derauf der Nachbarinsel Vilm brütet, sucht im Naturschutzgebiet Goor nach Nahrung.

Der Waldkauz brütet im Goor-Wald.

Goor – Waldparadies an der Ostsee

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33welt 3/2006DUH 33

NATURSCHUTZ

DUH aktiv für StörcheGrenzüberschreitend Störche schützen – Deutsche Umwelthilfe als Partner

Neun Behörden und Naturschutzverbände aus vier Staaten sind die Projektpartner beim grenzü-

berschreitenden Interreg-Projekt „Feuchtgrünland und Storchenlebensräume zwischen Alpenrhein

und Donau“. Zwischen 2005 und 2008 setzen die Partner drei Gruppen von Maßnahmen in die Tat

um: Sie verbessern Lebens- und Nahrungsräume der Störche und anderer Wiesenbewohner, mon-

tieren Nisthilfen und informieren auf vielfältige Weise die Bevölkerung über Störche und ihre Le-

bensräume. Kinder und Jugendliche sind eine besondere Zielgruppe.

Die Deutsche Umwelthilfe hat bei die-sem Interreg-Projekt zwei Aufgabenübernommen: Wir gestalten die Internet-seite www.feuchtgruenland-stoerche-bodensee.de und arbeiten intensiv beider Presse- und Öffentlichkeitsarbeit mit.

Im Museum Erlebnisschau inatura inDornbirn, Vorarlberg, gibt es seit Früh-jahr 2006 eine spektakuläre Ausstellungzu sehen. Teile davon gehen als Wan-derausstellung in den kommenden dreiJahren auf Tour. Ihr Exkursionsangebotan Schulen und Jugendgruppen habendie Interreg-Partner in den letzten Mo-naten breit gestreut. Die bisherigen Ver-anstaltungen mit dem Schwerpunkt inder Schweiz und in Liechtenstein stie-ßen auf große Begeisterung.

Europäische Storchendörferim Verbund

Als vor zehn Jahren die kleine 230-See-len Gemeinde Rühstädt in der branden-burgischen Prignitz zum „Europäischen

Kai-Michael Thomsonvom Institut für Vo-gelschutz des Natur-schutzbund Deutsch-land (NABU) stellte die Er-gebnisse der internationalen Weißstorch-zählung 2004/2005 vor. Er hatte Erfreu-liches mitzuteilen: Der Weltbestand desWeißstorchs umfasst rund 230.000 Paa-re, ein Zuwachs von 39 Prozent in zehnJahren!

Die Deutsche Umwelthilfe unterstütztedie Zusammenkunft durch einen Reise-kostenzuschuss für die Gäste aus Litau-en. Für die beiden jungen Vertreterinneneines storchenreichen Naturparks warendie neuen Kontakte und die Arbeit in derGemeinschaft sehr wichtig. Sie hoffen,bald Vertreter eines „Europäischen Stor-chendorfes“ ihres Landes zu sein.

Storchendorf Deutschlands“ ernanntwurde, war das ein nationales Ereignis.

Mittlerweile bestimmt dort der Schutz desWeißstorchs in Europa zunehmend dieArbeit. Immer deutlicher wird: die Pro-bleme in den Storchendörfern der Län-der Europas ähneln sich. So entstand voreinigen Jahren der Gedanke eines „Ver-bundes der Europäischen Storchendör-fer“ mit dem Ziel, die Dörfer und ihrUmland zu Beispielregionen zu entwi-ckeln.

Anlässlich des zehnjährigen Jubiläumstrafen sich Ende Juli unter dem Motto„Europas Störche brauchen Freunde“ inRühstädt Vertreter aus zwölf europäi-schen Ländern, um über den weiterengemeinsamen Weg zu diskutieren. Ne-ben Gästen aus den bereits bekanntenStorchendörfern in Spanien (Malpartidade Caceres), Kroatien (Cigoc) und Polen(Pentowo) kamen erstmals Gäste aus derTürkei, Rumänien und Bulgarien.

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H-Förderprojekte

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H-Förderprojekte

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Fünf Weißstorchnester auf einem Dachim brandenburgischen Rühstädt.

Der Weltbestand des Weißstorchs hat in10 Jahren um 39 Prozent zugenommen.

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34 DUHwelt 3/2006

NATURSCHUTZ

Unweit der „Baumkuchen-Stadt“ Salz-wedel in Sachsen-Anhalt ist vor weni-gen Jahren ein Kleinod in Sachen Naturentstanden. Das Umweltamt des Altkrei-ses Salzwedel erwarb 84 Hektar einesehemaligen Tonabbaugeländes und lei-tete eine umfassende Renaturierung desGeländes ein. Ehemals steile Ufer wur-den abgeflacht, neue Flachgewässer ent-standen und Hecken und Gehölze ver-binden die Teichlandschaft mit den gro-ßen Niederungswäldern im StadtforstSalzwedel.

Der Erfolg stellte sich rasch ein: Heutebrüten Rothalstaucher, Drossel- undSchilfrohrsänger, Bekassine und Rohr-weihe. Moor- und Laubfrösche laichen,Fledermäuse wie der Große Abendseg-ler nutzen die Brietzer Teiche als Jagdge-biet. Die Finanzierung der Arbeiten er-folgte überwiegend aus Ausgleichsmit-teln für Eingriffe in die Natur. Mehr als400.000 Euro wurden bisher für die Flä-

Brietzer Teiche: Gewässerschutzprojekt Monat AugustDie Deutsche Umwelthilfe ehrt ein Umweltamt in Sachsen-Anhaltfür vorbildliche Maßnahmen zur Verbesserung des Gewässerzustandes

Das Prädikat „Gewässerschutzprojekt des Monats“ im August

2006 ging an das Umweltamt im Altmarkkreis Salzwedel für die

Renaturierung der Brietzer Tonteiche. Dr. Frank Neuschulz, Lei-

ter Naturschutz der Deutschen Umwelthilfe, übergab die Urkun-

de an den Leiter des Umweltamtes im Altmarkkreis Salzwedel,

Herrn Herbert Halbe.

chensicherung, die Planung und dieErdarbeiten eingesetzt. Dank desbesonders großen Engagements desUmweltamtes gelang es, die BrietzerTonteiche mit dem Umland zu verknüp-fen. Hierdurch erhöht sich die Attrakti-vität des Gebietes für viele, heute

Die Brietzer Tonteiche nach der erfolgreichen Renaturierung.

34

anderswo seltene Tier- und Pflanzenar-ten beträchtlich. Bis zum Herbst diesesJahres sollen Vorhaben zur Besucherlen-kung und Gästeinformation abgeschlos-sen werden.

„Paradiese auszweiter Hand“

Tonabbaustellen gelten als Wunden inder Landschaft. Nach deren Stilllegungwerden diese Gebiete rasch wieder vonTier- und Pflanzenarten besiedelt. Vor-aussetzung ist jedoch, dass diese Se-kundärbiotope naturnah umgestaltetwerden.

Hierfür bietet sich der Einsatz von Fi-nanzmitteln an, die als Ausgleich für Ein-griffe in Natur und Landschaft zur Ver-fügung stehen. Die neu geschaffenenFlachgewässer, Tiefwasserzonen sowiedie angrenzenden Ufergehölze undFeuchtwiesen können sich dann raschzu „Paradiesen aus zweiter Hand“ ent-wickeln.

Die Auszeichnung „Gewässerschutz-projekt des Monats“ wird von der Deut-schen Umwelthilfe für Projekte verlie-hen, die Modellcharakter besitzen undauf andere Regionen übertragbar sind.Maßnahmen zur Erreichung der Zieleder EU-Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) sind besonders auszeichnungs-würdig.

Besucherfreundlich – Eröffnung eines neuen Naturerlebnispfades an den BrietzerTonteichen am Tag der Auszeichnung.

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35welt 3/2006DUH

NATURSCHUTZ

Biologische VielfaltDie Zahl der im Bestand bedrohten Ar-ten wächst. Die Europäische Union hatsich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2010den Verlust an Biologischer Vielfalt auf-zuhalten. Es sollen Lebensräume in gro-ßem Umfang wieder hergestellt werden.Dabei geht es um die biologische Viel-falt der Wälder, der Binnengewässer, tro-ckener Gebiete, der Meere, der Küsten,der Inseln und der Bergwelt. Weitere In-formationen:www.biodiv.org/default.shtme

Quelle: Zeitschrift

„Umwelt für Europäer“

Immer mehrBienenfresser inDeutschland1990 begannen Bienenfresser Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt dau-erhaft wiederzubesiedeln. 2003 brüte-ten in Deutschland mindestens 222Paare und 2005 mindestens 525 Paare.Nach wie vor liegt in Deutschland derSchwerpunkt der Verbreitung in denoben genannten Bundesländern. Ver-mutlich hängt der Anstieg des Bestandsmit der Klimaerwärmung zusammen.

Quelle: Zeitschrift „Der Falke“

Erfolge und Gefahren

Gute Nachrichtfür WalschützerEin amerikanisches Gericht hat der US-Marine verboten, Sonargeräte einzuset-zen, mit denen lautlose U-Boote aufge-spürt werden sollen. Das Gericht stelltefest: Es gibt ausreichende wissenschaft-liche Belege, dass das Sonar Wale undandere Säugetiere verletzt oder tötet.

Schon Anfang 2002 räumte die US-Marine eine Mitschuld an der Strandungund dem Tod mehrerer Meeressäugerein. So strandeten am 15. und 16. März2000 auf den Bahamas 17 Wale undDelfine. Sieben von ihnen starben.Näher untersuchte tote Wale hatten Blu-tungen in den Innenohren und imGehirn.

Zur Ortung von U-Booten setzt die Ma-rine Sonargeräte ein. Dabei entstehtLärm von 220 bis 240 Dezibel. Ein ein-zelnes Sonar ist auf einer Fläche von biszu 800.000 Quadratkilometern zu hö-ren. Zum Vergleich: Deutschland istungefähr 357.000 Quadratkilometergroß.

14 Schnabelwale strandeten im Septem-ber 2002 auf Lanzarote und Fuerteven-tura (Kanarische Inseln) unmittelbarnach einem unter spanischem Komman-do im angrenzenden Seegebiet abgehal-tenen Marinemanöver. Nach patholo-gischen Untersuchungen hat der militä-rische Sonareinsatz bei den Walen dieTaucherkrankheit ausgelöst. Diese beiTauchern gefürchtete Erkrankung wirddurch zu schnelles Auftauchen ausge-löst. Dabei entsteht ein zu großes Gefäl-

le zwischen dem Außendruck des Was-sers und dem Körperinnendruck imGewebe und Blut der Taucher.

Seehofer willvon WaldproblemenablenkenSeit 1984 wird der Kronenzustand derWaldbäume jährlich erfasst. Er gibt Aus-kunft über die gesundheitliche Verfas-sung der Bäume. Nach dem extremenTrockenjahr 2003 war der Kronenzu-stand 2004 besonders schlecht, 2005wieder etwas besser. Bundeslandwirt-schaftsminister Horst Seehofer will denWaldzustandsbericht nur noch alle vierJahre vorlegen – offensichtlich, um dieAufmerksamkeit vom Thema Waldschä-den fortzulenken. Stattdessen solltenach Ansicht von Naturschutzverbän-den der Waldzustandsbericht mit demThema Bodenversauerung durch Stick-stoffeinträge aus Landwirtschaft undVerkehr ergänzt werden, die das Trink-wasser gefährden. Dies hieße allerdings,auch über die Folgen intensiver Land-wirtschaft zu diskutieren. Aber dies willSeehofer als Lobbyist konventionellerWirtschaft offensichtlich vermeiden.

Pflanzenölkocher gegenRaubbau an WäldernKurt-Ludwig Gutberiet – Konzernchefder BSH Bosch und Siemens Hausgerä-te GmbH – erhielt den B.A.U.M.-Son-derpreis für nachhaltige Entwicklungund soziales Engagement. Der Konzernentwickelte einen Pflanzenölkocher, derdazu beitragen soll, den Raubbau an denWäldern in Entwicklungsländern einzu-dämmen, Kerosin und Gas einzusparenund die Gesundheit der Menschen zuschonen. „Kleine Handwerksbetriebestellen den Kocher her, andere werdenihn reparieren. Und die Bauern könnenihr Kokosöl vor Ort verkaufen.“ JederPflanzenölkocher spart ein bis zwei Ton-nen Brennholz pro Jahr. Weltweit ko-chen 2,5 Milliarden Menschen ineffizi-ent am offenen Feuer. Quelle: Zeitschrift „natur + kosmos“

Erfolg für den Schutz von Walen undDelfinen: Sonargeräte sind in den USArichterlich verboten.

Der Bienenfresser fühlt sichin Deutschland wieder wohl.

35welt 3/2006DUH

NATURSCHUTZ

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36 DUHwelt 3/2006

MEHRWEG UND VERWERTUNG

Drei regionale Spitzenreiterbei der Sammlung von Elektro-Altgeräten

Die Deutsche Umwelthilfe hat gemeinsam mit anderen Verbänden und mit zahl-reichen Unternehmen der Getränkeherstellung sowie des Getränkehandels denbundesweiten Arbeitskreis Mehrweg gegründet. Die Partner haben sich zum Zielgesetzt, Mehrweg fördernde Maßnahmen auf den Weg zu bringen und so denTrend zu Einwegverpackungen weiter zurückzudrängen.

Hierzu wurde unter anderem ein Mehrweg-Logo entwickelt,

■ das eine leichtere Erkennbarkeit von Getränken in Mehrweg schafft und

■ ein modernes, umweltfreundliches und qualitativhochwertiges Mehrweg-Getränke-Image bildet,dies auch unabhängig von der Verpackung,zum Beispiel im Verkaufsraum.

Das Logo ist ein weiterer wichtiger Schritt in dieumweltfreundliche Richtung pro Mehrweg.

Die Kreise Ahrweiler, Wolfenbüttel undSteinburg erhielten im Juli 2006 die Eh-rung für die vorbildliche Erfassung vonElektro-Altgeräten über den Fachhandel.Die drei Kreise haben eines gemeinsam:Sie entwickelten unabhängig vonein-ander ein verbraucherfreundliches Kon-zept zur Sammlung ausrangierter Elek-trogeräte.

Seit dem Start der Umsetzung des Elek-tro-Gesetzes am 24. März 2006 müs-sen Verbraucherinnen und Verbraucheralle Altgeräte getrennt sammeln. Auchkleine Geräte wie Toaster oder Anrufbe-antworter dürfen nicht mehr in die nor-male Mülltonne. Die drei Kreise habenjeweils die Rücknahme alter Elektroge-räte beim Fachhandel auf den Weg ge-bracht. Das erleichtert den Verbrau-chern die umweltfreundliche Entsor-gung, ohne dass dafür ein neues Gerätüber den Ladentisch gehen muss. DasGesetz selbst nimmt den Handel nicht indie Sammelpflicht. Umso anerkennens-werter ist die Initiative der drei Kreise.

Erfolg für Umweltund Verbraucher

„Die Kreise Ahrweiler, Steinburg undWolfenbüttel haben erkannt, dass ver-braucherfreundliche Rücknahmesyste-me eine notwendige Voraussetzungdafür sind, dass das Elektro-Gesetz er-folgreich sein kann“, erklärte DUH-Bun-desgeschäftsführer Jörg Dürr-Pucher.„Es ist ganz einfach: Nur wenn die Ver-braucherinnen und Verbraucher ihrealten Geräte der Getrenntsammlung zu-führen, können die in ihnen enthalte-nen Wertstoffe wieder verwendet wer-den.“ Für Verbraucher sei es häufig be-

quemer, einen Rasierapparat oder einenGameboy im Geschäft oder auf einemAmt zur Verwertung abzugeben, statteigens einen Wertstoffhof aufzusuchen.

Mit Erfahrung an die Spitze

Die Sammlung von Altgeräten hat in al-len drei Kreisen bereits Tradition. Sowurden unterschiedliche Möglichkeitender Erfassung getestet: bei den Wert-stoffhöfen, über die gemeinsame Samm-lung mit dem Sperrmüll oder über denEinzelhandel. Für Kleingeräte hat sichdie kostenfreie Erfassung über den Han-del als sehr erfolgreich erwiesen – fürgroße Geräte bieten alle drei ausgezeich-neten Kreise auch die Abholung „freiHaus“ an. Mit diesem Service-Angebothaben es die Kreise Ahrweiler, Steinburgund Wolfenbüttel bereits bisher ge-schafft, die Sammelvorgaben des neu-en Elektrogesetzes von vier Kilogrammpro Einwohner und Jahr deutlich zuübertreffen.

GS Datentechnik erhältGreen-Electronic-Preisim Juni 2006

Die Gesellschaft erhält diese Auszeich-nung für konsequente und professionel-le Wiederverwendung elektronischerBürogeräte. GSD bezieht die gebrauch-

DUH setzt Zeichen: Neues Mehrweg-Logo

Die Deutsche Umwelthilfe vergibt

seit Januar 2006 den „Green Elec-

tronics-Preis“ für vorbildliche Leis-

tungen bei der Umsetzung des neu-

en Elektrogesetzes. Im Juli waren

drei Landkreise die Preisträger, im

Juni ein Recycling-Unternehmen.

Im Lauf eines Jahres sammeln sich in privaten Haushalten einige Elektro-Altgerätean. Die Kreise Ahrweiler, Wolfenbüttel und Steinburg organisieren die Sammlungvorbildlich.

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37welt 3/2006DUH

Handy-Recycling und mehr:Kreislaufwirtschaft praktisch in der Regelschule Bad Langensalza

MEHRWEG UND VERWERTUNG

ten Produkte überwiegend von großenund mittelständischen Unternehmensowie von führenden Leasinggesell-schaften und öffentlichen Institutionen.Zunächst wird geprüft, ob die Gerätenoch funktionstüchtig sind. Sofern siewieder verwendbar sind, werden siegründlich gereinigt. Bei Bedarf könnengespeicherte Daten gemäß aktuellen Si-cherheitsstandards gelöscht werden.Neu aufgefrischt kommen die Geräteder zweiten Generation dann erneut aufden Markt. „Die GS Datentechnik prak-tiziert aktiven Umweltschutz und ver-wirklicht damit ein zukunftsfähiges Ge-schäftsmodell“, erklärte Eva Leonhardt,Projektleiterin für Kreislaufwirtschaft beider Deutschen Umwelthilfe.

Viele Schüler der Regelschulein Bad Langensalza kommenaus sozial schwierigem Um-feld. Einige der 14- bis 18-jährigen Jugendlichen sindmit abstraktem Wissen, wiees jeder von der Schulbankkennt, nicht hinter dem Ofenvorzulocken. Ihr Interesse angrauer Theorie ist ungefähr

so groß wie das eines Tigers an Gummi-bärchen.

Ein Lösungsansatz des Landes Thürin-gen und der Schule heißt „Projektklas-sen“. Die Schüler haben keinen Physik-Unterricht, sondern Naturwissenschaf-ten, Technik und Wirtschaft. Dieser Un-terricht ist praktisch und anwendungs-orientiert. In Bad Langensalza gestaltenHerr Baum als Fachexperte und HerrRudat als Pädagoge ein Projekt zur Kreis-laufwirtschaft. Die Schüler sammeln ge-meinsam mit der Deutschen Umwelthilfealte Handys. Damit verdienen sie 2,50Euro pro Stück für Projektfahrten mitBezug zum Umwelt- oder Naturschutz.Das allein reicht den Lehrern jedoch

nicht: sie wollen den Schülern anschau-lich machen, dass Elektrogeräte aller Arteine hochkomplexe Sache sind. Sie ent-halten eine Menge Wert- und auchSchadstoffe und sind auch nach demGebrauch viel zu schade für den Müll.Die Schüler sollen dazu selbst Geräteauseinander nehmen.

Auf den Tischen stehen ein Faxgerät, einReceiver, ein PC und ein CD-Player zurDemontage bereit. Jeder Schüler undjede Schülerin ist mit einem Werkzeug-Set ausgerüstet. Marcel klagt beim Zer-legen eines CD-Players: „Das gibt’s dochnich! Warum hat das Ding so vieleSchrauben?!“ Die Jugendlichen lernendie verschiedenen Arten von Steck-,Schraub- und Clip-Verbindungen ken-nen. Es bleiben die Fraktionen Leiterplat-ten, Stahlschrott und Plastik zur Verwer-tung und dazu Schrauben. Sie werdendirekt für Reparaturen und zum Bastelnweiterverwendet. Die Lehrer können garnicht so schnell gucken wie die Jugend-lichen demontieren. Auf die Frage vonHerrn Rudat: „Markus, wo ist denn dieFestplatte in dem PC? Die muss raus“,

kommt prompt die Antwort: „Keene Sor-ge – hab ich schon. Ich kenn mich aus!“

Noch sammeln die Lehrer an der Hufe-land-Schule ihren Stoff für die Demon-tage-Übungen der Schüler privat im Be-kanntenkreis ein. Doch die Aktion wur-de bereits von dem Recyclingunterneh-men Elektrogeräteverwertung GöllingenGmbH mit Sitz im Nachbarkreis Son-dershausen aufgegriffen: in den Regel-schulen Östertal und Franzberg inSondershausen stehen inzwischen Sam-meltonnen für kleine Elektrogeräte. DerKreis Bad Langensalza als Geburtsortdieser Idee wird hoffentlich bald demBeispiel des Nachbarkreises folgen.

Praktisch und anwendungsorientiert:so macht Schule Spaß!

Kinospot mit Kultfaktor gesuchtDie Stiftung Initiative Mehrweg und die Deutsche Umwelthilfe suchen diebeste Kino-Imagewerbung für Glas-Mehrweg. Studierende und Absolventenvon Filmhochschulen sowie freischaffende Künstler sind aufgerufen, kreativeSpots einzureichen.

Der bis zu 90 Sekunden lange Spot soll einen neuen Blick werfen – unterhalt-sam und zeitgemäß – auf die außergewöhnliche Vielfalt und Innovationskraftunserer Glas-Mehrwegsysteme. Glas ist ein Material mit großer Tradition, hoherQualität und attraktivem ästhetischen Potenzial. Diese Eigenschaften anspre-chend in den Fokus zu rücken, ist das Anliegen dieser Preis-Ausschreibung.

„Seit Jahrzehnten reden wir über die Vorteile von Glas-Mehrwegsystemen.Jetzt wollen wir sie sehen. Dafür brauchen wir Filmkünstler, die Worte überflüs-sig machen“, so DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.

Der Preis ist mit 2.500 Euro dotiert, die Bewerbungsfrist läuft bis zum 31.01.2007.Im April 2007 erfolgt dann die Preisverleihung im Kino Babylon-Mitte in Berlin.Der ausgezeichnete Film soll nach der Präsentation bundesweit inausgewählten Kinos gezeigt werden. Die vollständigen Ausschrei-bungsunterlagen stehen im Internet unter wwwwwwwwwwwwwww.duh.de.duh.de.duh.de.duh.de.duh.de zumHerunterladen bereit.

Prima: Glas-Mehrweg!

Das Projekt wird gefördert von:

Page 33: DUHwelt 3/2006

38 DUHwelt 3/2006

DUH INTERN

Rainer Baake ist neuerBundesgeschäftsführer der DUH

Der Vorstand der Deutschen Um-

welthilfe hat Rainer Baake zum Bun-

desgeschäftsführer berufen. Er führt

gemeinsam mit Jürgen Resch die

Geschäfte der Natur-, Umwelt- und

Verbraucherschutzorganisation

DUH. Rainer Baake folgt dem bis-

herigen DUH-Bundesgeschäftsfüh-

rer Jörg Dürr-Pucher, der sich künf-

tig mehr seiner neuen Firma Clean

Energy widmen möchte.

Der gelernte Diplom-Volkswirt RainerBaake war im Landkreis Marburg Bie-denkopf stellvertretender Landrat, dannbis 1998 unter Joschka Fischer Staats-sekretär im hessischen Umweltministe-rium und von 1998 bis 2005 beamteterStaatssekretär im Berliner Umweltminis-terium unter Jürgen Trittin. Dort hatte erdie Verantwortung für alle „umweltpoli-tischen Großbaustellen“ der rotgrünenRegierungszeit – vom Atomausstieg überdie Klimapolitik und das Kyoto-Proto-koll, dem Ausbau der Erneuerbaren En-ergien und die Novellierung des Bun-desnaturschutzgesetzes bis hin zur Ab-fallpolitik.

Neuer DUH-Betriebsrat

■ Im Mai 2006 wählten die Beleg-schaften von Deutscher Umwelthil-fe, DUH-Service-GmbH und GlobalNature Fund einen neuen gemein-samen Betriebsrat. Weil die Zahl derAngestellten mittlerweile über 50liegt, war erstmals die Wahl einesfünfköpfigen Gremiums erforder-lich (bisher drei Betriebsräte). MitSpannung wurde erwartet, ob sichKandidat/innen und Gewählte aufdie unterschiedlichen Geschäfts-stellen verteilen würden und soauch eine gute regionale Verteilungzustande käme.

87 Prozent der wahlberechtigtenAngestellten nahmen an der Wahlteil, ein erfreuliches Ergebnis. Esmacht einerseits deutlich, wie wich-tig der Belegschaft ihr Betriebsratsist. Die hohe Wahlbeteiligung istauch ein Zeichen der Wertschät-zung für die bisherige Betriebsrats-arbeit.

Jörg Dürr-Pucher –ade und Dankeschön!Mehr als sieben Jahre war Jörg Dürr-Pucher einer der beiden Bundesge-schäftsführer der Deutschen Umwelt-hilfe. Zuvor arbeitete er je zwei Jahre alsAssistent der Geschäftsführung undMarketingleiter bei der DUH.

Am 3. September dieses Jahres ist er ausseinem Amt ausgeschieden. Er machtsich mit der Clean Energy GmbH selb-ständig. Der Betrieb wird als Beratungs-und Beteiligungsunternehmen vor allemim Bereich Erneuerbare Energien tätigsein. Mit seiner Firma will Jörg Dürr-Pu-cher Biomassekraftwerke und Bioener-gie-Dörfer ins Leben rufen und fördern.Das Beispiel Mauenheim zeigt, wie gutdas funktionieren kann.

Dürr-Pucher bleibt der DUH in verschie-denen Funktionen eng verbunden. AlsDienstleister und Generalbevollmächtig-ter der DUH wird er auch in Zukunft mitSchwerpunkt in den Bereichen Leben-dige Flüsse, Solar- und Bioenergie so-wie HAND IN HAND-Fonds im Tages-geschäft mitwirken.

Harald Kächele, Bundesvorsitzender derDeutschen Umwelthilfe, hat Jörg Dürr-Pucher für seine langjährige engagierteArbeit bei der DUH herzlich gedankt.

Michael Hadamczik:Neuer Leiter Marketingund Finanzen

■ Seit Juni ist Michael HadamczikLeiter des Marketings und der Fi-nanzen in der Bundesgeschäftsstel-le Radolfzell. Der Diplom-Volkswirtbringt vielfältige berufliche Erfah-rungen in die neu geschaffene Po-sition ein.

Hadamczik war Mitte der achtzigerJahre Geschäftsführer des Öko-Test-Verlages und später wissenschaftli-cher Mitarbeiter der Bundestags-fraktion Bündnis 90 / Die Grünen.

Rainer Baake, neuerBundesgeschäftsführer der DUH.

Wird sich künftig mehr seinereigenen Firma im BereichErneuerbare Energien widmen:Jörg Dürr-Pucher.

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39welt 3/2006DUH

DUH INTERN

Er war der Libero der Deutschen Um-welthilfe. Personalführung, eine saube-re Haushaltsführung und den Aufbauvon Strukturen hat er in dieser Positionvorangetrieben. Oft spielte er die finan-zielle Feuerwehr, wenn es galt, schwie-rige strukturelle und finanzielle Fragenzu klären. Er war es, der die erste arbeit-geberfinanzierte Altersversorgung einesdeutschen Umweltverbandes schonAnfang der 90er Jahre einführte.

Jürgen Rosemund hat – auch durch seinehrenamtliches Engagement – einen gu-ten Kontakt zu den anderen Umweltver-bänden gehalten. Insbesondere zumBUND, dort hat er sich lange Jahre alsSchatzmeister des BUND Baden-Würt-temberg und des BUND Bundesverban-des eingesetzt.

Ob als DUH-Landesgeschäftsführer,DUH-Bundesgeschäftsführer oder beiseiner jüngsten verantwortungsvollenAufgabe im Lausitzer Seenland, immerhat Jürgen Rosemund vollen persönli-chen Einsatz für den Schutz der Natur

Dabei war er ein guter Kollege und einumsichtiger wie einfühlsamer Chef. Wirsind froh, dass er auch in Zukunft ehren-amtlich der Deutschen Umwelthilfe mitRat und Tat beistehen wird. Wir wün-schen ihm einen langen und gesundenUnruhestand in seiner neuen Wahlhei-mat Berlin und endlich die nötige Zeitfür den Genuss von Natur, Kultur undurbanem Leben.

Jürgen Resch, Jörg Dürr-Pucher

Dank an Jürgen RosemundWir danken Jürgen Rosemund für 22 Jahre vorbildlichen Einsatz im Dien-

ste der Deutschen Umwelthilfe. Als Kollege und Mitstreiter für modernen

Natur- und Umweltschutz in Deutschland hat er maßgeblich daran mit-

gewirkt, dass die Deutsche Umwelthilfe heute da steht, wo sie ist. In

einzigartiger Weise hat er immer die Sache vorangestellt, für schwierige

und wenig Ehre versprechende Aufgaben war er sich nie zu schade.

und die Entwicklung der ihm anvertrau-ten Umweltverbände erbracht.

Sein inhaltlicher Schwerpunkt lag auf derEntwicklung der Regionalverbände, derInitiierung der Aktivitäten in den fünfneuen Bundesländern und beim Auf-und Ausbau der Naturschutz-Projekt-netzwerke sowie des kommunalen Be-reichs der Deutschen Umwelthilfe.

Jürgen Rosemund

Von 1984 an war er Landesge-schäftsführer der DUH in Baden-Württemberg mit Sitz in Pforzheimund von 1989 bis 1999 einer derzwei Bundesgeschäftsführer in Ra-dolfzell. 1999 übernahm er die Ge-schäftsführung der Lausitzer Seen-land gGmbH und war schließlichProjektleiter in diesem Gebiet. 2006beendete er seine Tätigkeit als Pro-jektleiter im Lausitzer Seenland.

Vom Bundesgeschäftsführer zum Berater. Schlüsselübergabe im Jahr 1999.

Jürgen Rosemunds Lieblingsgebiet: das Lausitzer Seenland.

Page 35: DUHwelt 3/2006

40 DUHwelt 3/2006

UMWELT UND POLITIK

40

Die Föderalismusreform ist am 30. Juni 2006 im DeutschenBundestag mit 428 Ja-Stimmen gegen 162 Nein-Stimmen undbei drei Enthaltungen beschlossen worden. Am 7. Juli 2006hat das „Gesetz zur Änderung des Grund-gesetzes“ mit 2/3-Mehrheit auch den Bun-desrat passiert. Bis zuletzt waren von Um-weltpolitikern der SPD-Fraktion sowie sei-tens der Oppositionsparteien grundlegen-de Nachbesserungen für den Bereich desUmwelt- und Naturschutzrechts gefordertworden. Noch auf der letzten Sitzung desUmweltausschusses am 28. Juni 2006 wurde teils harscheKritik an den geplanten Regelungen geübt. In seltener Einmü-tigkeit haben zuvor Umwelt- und Industrieverbände ähnlichlautende Kritik an den Plänen der Großen Koalition geäu-ßert. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) derBundesregierung hat unmissverständlich seine Besorgnis zumAusdruck gebracht; Bundesumweltminister und Bundeswirt-

Die Föderalismusreform:Bärendienst für Umwelt- und Naturschutz

schaftsminister warnten in Brandbriefen an ihre federführen-den Kollegen vergeblich vor Fehlentwicklungen im Umwelt-recht. Und in der gemeinsamen Anhörung von Bundestag

und Bundesrat hat die Mehrheit der vomBundestag benannten Sachverständigenmassive Bedenken gegen die beabsichtig-ten Regelungen geäußert. Als Sachverstän-dige der Umweltseite wurde auch ich zuder Anhörung geladen. Ich habe eindring-lich auf die Gefahr eines „Umweltdum-pings“ sowie auf weitere Rechtsunsicher-

heiten hingewiesen. Die DUH hatte zudem eigene Vorschlä-ge für eine Neuregelung der Zuständigkeiten im Umwelt- undNaturschutzrecht unterbreitet.

Gleichwohl blieben sachliche Bedenken aus einer polittakti-schen Motivlage heraus bis zum Schluss unberücksichtigt.Auseinandersetzungen in der Sache waren nicht erwünscht.Das im November 2005 als Anhang zum Koalitionsvertragbeschlossene Paket sollte nicht wieder aufgeschnürt werden,der eingepackte Inhalt war demgegenüber zweitrangig. DieFöderalismusreform sollte nicht noch einmal scheitern. Als„Mutter aller Reformen“ sollte sie die Handlungsfähigkeit derGroßen Koalition beweisen. Verabschiedet wurden unsyste-matische, unklare und hochgradig konfliktanfällige Kompe-tenzzuweisungen zwischen Bund und Ländern. Nicht nurdie Chance, einen übergreifenden Kompetenztitel „Recht derUmwelt“ und damit eine klare Bündelung der bislang zer-splitterten Umweltkompetenzen zu schaffen, wurde nicht ge-nutzt. So entscheidende Bereiche wie Erneuerbare Energien,Klimaschutz, Schutz vor nicht-ionisierender Strahlung, Che-mikaliensicherheit und Bodenschutz werden auch weiterhinkeine ausdrückliche Kompetenzgrundlage im Grundgesetzhaben.

In hohem Maße bedenklich sind darüber hinaus die völligneu geschaffenen so genannten Abweichungsrechte der Län-

Mit der Föderalismusreform sollten die Gesetzgebungszuständigkeiten zwischen Bund und Ländern in Deutsch-

land neu geordnet werden. Die Blockadesituation zwischen Bundestag und Bundesrat sollte beseitigt, zumindest

aber entschärft werden. Zugleich war mit dem Vorhaben der Föderalismusreform die Chance eröffnet worden,

Deutschland ein modernes, an den gegenwärtigen Herausforderungen des Umwelt- und Klimaschutzes orien-

tiertes Umwelt- und Naturschutzrecht zu geben. Diese Chance wurde ebenso vertan wie das Ziel größerer

Rechtssicherheit und klarerer Kompetenzzuweisungen.

Zu befürchten ist, dass es auf der Grundlage der neuen Regelungen zu einem verstärkten Wettbewerb der

Bundesländer um den „schlanksten Umweltschutz“ und in der Folge zur Absenkung erreichter Umwelt- und

Naturschutzstandards kommen wird. Die „Koalitionsräson“ und polittaktische Erwägungen waren wichtiger als

sachliche Argumente und die tatsächlichen Erfordernisse eines effektiven Umwelt- und Naturschutzes, so das

Resümee von Dr. Cornelia Ziehm, Leiterin für Verbraucherschutz und Recht der DUH:

„Das beschlossene

Paket sollte nicht

wieder aufgeschnürt

werden.“

DUHwelt 3/2006

Abstimmung im Bundestag – Sachverständigenkritik ignoriert

Page 36: DUHwelt 3/2006

41welt 3/2006DUH

UMWELT UND POLITIK

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der. Zwar wird die Rahmengesetzgebung des Bundes, die inder Vergangenheit immer wieder Probleme verursachte, ab-geschafft, und der Naturschutz und die Landschaftspflege,die Raumordnung und der Wasserhaushalt werden aus derRahmengesetzgebung des Bundes in die konkurrierende Ge-setzgebung überführt. Das heißt, die Länder dürfen in diesenBereichen nur tätig werden, sofern der Bund keine Regelun-gen erlassen hat. Im „Gegenzug“ werden den Ländern aberweit reichende Abweichungsmöglichkeiten vom Bundesrechtzugestanden.

Der Bund nimmt damit in Kauf, dass die Länder ihn künftigdurch Abweichungsandrohungen auf das gemeinschafts-rechtliche Minimum drängen. Gelingt ihnen das im Einzelfallnicht, können sie von den einheitlichen Regelungen des Bun-des einfach und ohne weitere Begründung abweichen. Diesbetrifft, was oft übersehen wird, nicht nur die bisherigen Rah-menkompetenzen, sondern auf Grund von Abweichungs-rechten im Verfahrensrecht in zentralen Bereichen auch dasAbfall- und Immissionsschutzrecht. Statt der eigentlich mitder Föderalismusreform angestrebten Vereinheitlichung wirdmit den Abweichungsrechten einer noch größeren Zersplitte-rung im Umwelt- und Naturschutzrecht Tür und Tor geöffnet.Effektiver Hochwasserschutz muss aber beispielsweise fluss-gebietsbezogen sein und darf nicht von Bundesland zu Bun-desland nach unterschiedlichen Maßstä-ben variieren. Auch Biotopverbundsyste-me machen selbstverständlich nicht vorLändergrenzen halt. Auslegung und Um-fang der Abweichungsrechte sind zudemallenfalls vage formuliert, ein Beitrag zumehr Rechtssicherheit wird damit nichtgeleistet. Bezeichnend ist auch das Fol-gende: Auf Betreiben mehrerer Minister-präsidenten sind im Rahmen der Nach-verhandlungen des Reformpakets in letz-ter Minute die so genannten abweichungsfesten Kerne imNaturschutzrecht gegenüber dem ursprünglichen Gesetzent-wurf noch weiter ausgehöhlt worden. Sachgerecht wäre dasGegenteil, insbesondere eine Präzisierung, gewesen. Statt der„Grundsätze des Naturschutzes“ sollen nun nur noch die

„allgemeinen Grundsätze des Naturschutzes“ vor einer Ab-weichung durch die Länder geschützt bleiben. In der Be-gründung des Beschlusses der Ministerpräsidentenkonferenzvom 22. Juni 2006 heißt es dazu, es handle sich hierbei umeine Anpassung des Grundgesetztextes an die Begründungdes Gesetzentwurfs. Es geht dabei aber keinesfalls um se-mantischen Kleinkram. In Wahrheit verbirgt sich dahinter,dass die naturschutzrechtliche Eingriffsregelung damit end-gültig zur Abschaffung durch die Länder freigegeben wird.

Es ist bemerkenswert, dass viele Ministerpräsidenten nochwährend der Sachverständigenanhörung für Vertrauen dafürwarben, von den Abweichungsrechten eigentlich gar keinenGebrauch machen zu wollen, um in der nächsten Verhand-lungsrunde sogar noch auf der Ausweitung ihrer künftigenSpielräume zu bestehen. Wenn es noch eines Beweises be-durft hätte, dass infolge der neu geschaffenen Abweichungs-rechte der Länder mit einer Absenkung der Umwelt- undNaturschutzstandards in Deutschland zu rechnen ist, so dürf-te dieser Beleg spätestens hiermit erbracht sein.

„Statt der angestrebten

Vereinheitlichung wird

noch größerer

Zersplitterung Tür

und Tor geöffent.“

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: ein Wett-bewerb um den „schlanksten Umweltschutz“ ist nicht des-halb zu befürchten, weil in den Ländern flächendeckend dieweniger engagierten Umweltbeamten sitzen. Aber der Stand-ortwettbewerb um Industrieansiedlungen findet nun einmal

weniger auf Bundesebene als zwischenden Ländern und Kommunen statt. Im Üb-rigen: die Folgen einer Gesetzesänderunghängen nicht von Vertrauen ab, sonderndavon, welche Möglichkeiten eine Geset-zesänderung eröffnet, welche Interessenan der Nutzung dieser Möglichkeiten be-stehen, und welchem Druck auch gutwil-lige Behörden auf dieser Basis zusätzlichausgesetzt werden können. Der DUHbleibt nun vor allem eines: Die künftige

Entwicklung des Umwelt- und Naturschutzrechts auf derGrundlage des neuen Grundgesetzes weiter kritisch zu be-gleiten und konsequent gegen eine Absenkung von Umwelt-und Naturschutzstandards in Deutschland zu kämpfen.

Dr. Cornelia Ziehm

welt 3/2006DUH

Wirkungsvoller Klimaschutz erfordert bundesweite Vorgaben.

Zersplitterung beim Hochwasserschutz.

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42 DUHwelt 3/2006

MENSCHEN FÜR NATUR

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Ägyptische Schülerinnen und Schülerhaben besonders lange Ferienzeiten,von Ende Mai bis Mitte September. Häu-fig gibt es kaum Möglichkeiten, sie sinn-voll zu nutzen, denn im ländlichenUmfeld SEKEM’s gibt es – zumal im Som-mer – kaum Spielmöglichkeiten. Bereitsder Alltag ist von geringer Wahrneh-mung des eigenen Lebensraums unddes natürlichen Umfelds geprägt. VieleÄgypter in der Umgebung SEKEM’s sindzusätzlich zu einem Leben in Armutgezwungen, was die Situation nur ver-schlimmert. Die Folgen der Lieblosigkeitin Bezug auf die eigene Umwelt sindheute in Ägypten durch Verschmutzungund Verkümmerung der Landschaftallseits sichtbar.

Angebot ausgeweitet

Die Lehrer der SEKEM Schule haben sichdaher dieses Jahr erneut entschlossen,eine Sommerschule ins Leben zu rufen.Seit zwei Jahren bieten die Lehrer derSEKEM-Schule für Kairoer Schüler in denSommerferien zusätzliche Programmean, die tageweise mit viel Engagementsowohl von Eltern als auch Schülern an-

Freizeit gestalten und die Welt entdeckenHAND IN HAND-Fonds Rapunzel fördert ägyptische Sommerschule SEKEM

Das Projekt „Sommerschule“ wurde in den Räumen und auf dem Gelände der SEKEM-Schule bei

Belbeis nordöstlich von Kairo in Ägypten durchgeführt. Die SEKEM-Schule wird durch den „Verein

zur Förderung kultureller Entwicklung in Ägypten e.V.“ mit Sitz in Niefern in Deutschland unter-

stützt, er hat für dieses spezielle Projekt Fördermittel aus dem HAND IN HAND-Fonds Rapunzel

erhalten.

genommen wurden. In diesem Jahr soll-ten die Aktivitäten aber auch Kindern ausden angrenzenden Dörfern angebotenwerden, deren Eltern für die Kosten nichtselbst aufkommen können. Um die 50Schüler kamen während ihrer Sommer-ferien für vier Wochen weiterhin zurSchule, dank eines Zuschusses aus demHAND IN HAND-Fonds Rapunzel.

Der Unterstufe wurde zu Beginn des Ta-ges stets eine gemeinsame Arbeit im Klas-senverband geboten, zum Beispiel dieHerstellung von Brotteig. Natürlich wur-de das Brot dann auch gebacken undmit den anderen Klassen geteilt.

Fähigkeiten entdeckenund erproben

Auch wenn die Kinder für ihre Umweltzunächst wenig aufgeschlossen erschei-nen, den Möglichkeiten, sie zu motivie-ren, sind kaum Grenzen gesetzt: Samensäen und Beete täglich betreuen, Küheselbst melken und aus der Milch Yoghurtzubereiten oder mit Stoff und Stopfmate-rial aus der SEKEMer Textilfirma „Cony-tex“ kleine Kunstwerke herstellen. DieKinder konnten auf verschiedenen Mu-sikinstrumenten üben, Modellhäuser ausLehm gestalten und Stegreifspiele ge-meinsam entwickeln. Mit Puzzle-, Do-mino- und Memory-Spielen erhielten dieSchüler Anregungen zum Konzentrati-onstraining und schulten Aufmerksam-keit und Genauigkeit. Jeweils samstagswar der gemeinsame Spieletag, bei demWettkämpfe und Spiele mit Begeisterungausgetragen wurden.

Die SEKEMer Sommerschule ermöglichtes, den Kindern der ländlichen Umge-bung ihre Fähigkeiten nicht nur zu ent-decken, sondern auch zu erproben –

unter Anleitung an der Werkbank odermit Ton in der Hand. Durch das Heran-führen der Kinder an die Probleme ih-res Lebensumfelds und die natürlicheund kultivierte Umgebung wird in denKindern Aufmerksamkeit für die Pflegedes Lebensraums geweckt.

Die Resultate waren verblüffend. DieKinder kamen jeden Morgen erwar-tungsvoll und mit leuchtenden Augenzur Schule, auch die Lehrer strahlten.Deren Schulalltag ist sonst weitgehendreglementiert und wird von ihnen auf-tragsgemäß und mit ausgesprochenwenigen Möglichkeiten zur freien Ge-staltung absolviert. Nach der Sommer-schule berichteten sie von ganz neuenErlebnissen mit ihren Schülern , die kre-ative Freiheit bewirkte Wunder.

Die Kleineren üben ihre kreativenFähigkeiten, die Großen räumen imNachbardorf auf und verschönern denDorfeingang.

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43welt 3/2006DUH

MENSCHEN FÜR NATUR

Spendengelder ebnen neue Wege im Hochwasserschutz

Spende statt GeschenkeBei diesen Geschenken zahlt das Finanzamt mit!

Auf der Suche nach einem besonde-ren Geschenk? Eine DUH-Patenschaftist ein nützliches und individuellesGeschenk, das es nirgendwo zu „kau-fen“ gibt – ideal für Menschen, die ei-gentlich schon alles haben.

Ihre Unterstützung hilft, bedrohte Tier-und Pflanzenarten und ihre natürli-chen Lebensräume zu schützen. Siefördern die vielfältige Arbeit der Deut-schen Umwelthilfe zum Klimaschutz,zur Luftreinhaltung und für verantwor-tungsbewussten Umgang mit Energie.

Als Spender erhalten Sie eine jährli-che Spendenbescheinigung. Ihr Ge-schenk ist somit steuerlich abzugsfä-hig. Eine Urkunde enthält den Namen

des Beschenkten und des Spenders.Sie können es als Geschenk persön-lich überreichen.

Der Beschenkte erhält als neuer DUH-Pate zur Begrüßung ein Poster mitDenkanstößen zum Thema Umwelt-schutz und regelmäßig das Umwelt-magazin DUHwelt sowie Informatio-nen zu aktuellen Projekten.

„Nach dem Jahrhunderthochwasser

kommt ja schon das nächste Hoch-

wasser“, staunt ein aus Süddeutsch-

land angereister Teilnehmer. „So

kann es hier doch nicht weiter-

gehen.“

ne Erwartungen. Seitdem setzt er sichfür den Erhalt und die Entwicklung die-ser Region ein. Neuschulz leitete überviele Jahre das neu entstandene Bios-phärenreservat.

Bis für die Menschen in der Region spür-bar wird, welche Vorteile der Auwaldbringt, wird noch viel Wasser die Elbehinunter fließen und die Großbaustellenoch viel Einsatz fordern. Ein Gesamt-konzept für nachhaltigen Hochwasser-schutz tut an der Elbe not, und deshalbfordert die DUH die Einrichtung einerständigen internationalen Hochwasser-konferenz, um Lehren aus den Hoch-wassern zu ziehen. „Gut, dass die DUHin der Region präsent ist und den Politi-kern immer wieder auf die Füße tritt“, soein Teilnehmer am Ende des Treffens.

Die Freunde der Deutschen Umwelthil-fe, die in diesem Jahr nach Lenzen andas brandenburgische Ufer der Elbe ge-reist waren, lernten vor Ort Mitarbeiterund Partner der DUH kennen. Dr. FrankNeuschulz, Leiter für Naturschutz bei derDeutschen Umwelthilfe, hat durch dasUNESCO-Biosphärenreservat Flussland-schaft Elbe geführt.

Die DUH engagiert sich vor Ort bei ei-nem Hochwasserschutzprojekt mit Sig-nalwirkung: Auf sechs Kilometern wirdder Deich zurückverlegt, so entstehteine Fläche von rund 450 Hektar, dieals neuer Auwald heranwächst. Bei ho-hem Pegelstand fließt das Wasser in na-türliche Rückhalteflächen, ohne weite-ren Schaden anzurichten. Im Gegenteil:das Ökosystem Auwald lebt von der pe-riodischen Überschwemmung undbringt eine beeindruckende Vielfalthervor.

„Das wird ein Freudentag“

Ohne die finanzielle Unterstützung derSpender wäre dieses Millionenprojektnicht aus den Startlöchern gekommen.Die großteils aus Spenden finanziertenEigenmittel sind die Voraussetzung fürdas finanzielle Engagement von Bundund Land, die am Ende 90 Prozent dernotwendigen Mittel aufbringen.

Heute stehen die großen Bagger in derLandschaft, um den neuen Deich im Hin-terland zu bauen. Wenn dann erst deralte Deich „geschlitzt“ wird und die Flä-che vernässt, wird es ein Freudentag seinfür Neuschulz. Vor der Wende beobach-tete er als Naturschützer mit dem Fern-glas oft das jenseitige Ufer. Was er späterauf Erkundungstouren dort an Natur-schätzen entdeckte, übertraf jedoch sei-

Die Vogelwelt der Elbwiesen wurdemit einem guten Fernglas erlebbar(oben).

Natur zum Anfassen gab’s beim Auf-stöbern von Insekten: Dr. Neuschulzmit einem „Warzenbeißer“ (Mitte).

Die Teilnehmer wohnten im Hotel„Alte Fischerkate“ direkt hinter demElbedeich (unten).

Jahrestreffen von „Menschen für Natur“ an der Elbe

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44 DUHwelt 3/2006

Ihr Legat setztein Lebenszeichen

Mit Ihrem Testamentsetzen Sie sichüber Ihr Leben hinausfür den Naturschutz ein.

Gestalten Sie gemeinsammit uns die Zukunft!Wir setzen unsfür die BewahrungnatürlicherLebensgrundlagen ein.

Ihre Ansprechpartnerin:Frau Annette BernauerTel. 07732-9995-60E-Mail: [email protected]

Informationen zum Thema Testament und Legat fürdie Natur finden Sie in unserer 16-seitigen Broschüre,die Sie kostenlos erhalten.

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Deutsche UmwelthilfeFritz-Reichle-Ring 478315 RadolfzellFax: 07732-9995-77